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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Georgi Dimitroff - Arbeiterklasse gegen Faschismus</TITLE>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="../index.htm"><SMALL>MLWerke</SMALL></A>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="default.htm"><SMALL>Georgi Dimitroff</SMALL></A>
</TD>
</TR>
</TABLE>
<HR size="1">
<P><SMALL>Publikation des Arbeiterbunds f&uuml;r den Wiederaufbau der KPD.
Herausgegeben vom Zentralkomitee.<BR>Druck, Verlag und Vertrieb: Verlag Das Freie Buch GmbH,
Buch- und Zeitungsverlag, Tulbeckstr. 4, 8000 M&uuml;nchen 2.<BR>1. Auflage: Juni 1972 - 6. Auflage: August 1991<BR>1. Korrektur<BR>Erstellt am 13.11.1999</SMALL></P>
<TABLE width="100%" border="0" cellspacing="2" cellpadding="0">
<TR>
<TD><H2>Georgi Dimitroff</H2>
<H1>Arbeiterklasse gegen Faschismus</H1>
</TD>
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</TD>
</TR>
</TABLE>
<P><SMALL>VII. Weltkongre&szlig; der Kommunistischen Internationale.<BR>Bericht, erstattet am 2. August 1935 zum 2. Punkt der
Tagesordnung des Kongresses:<BR>Die Offensive des Faschismus und die Aufgabe der Kommunistischen
Internationale im Kampfe f&uuml;r die Einheit der Arbeiterklasse gegen
Faschismus</SMALL></P>
<HR size="1">
<P><B>Inhaltsverzeichnis</B></P>
<DL>
<DT><B><A href="gd_001.htm#1">I. Der Faschismus und die Arbeiterklasse</A></B></DT>
<DD><A href="gd_001.htm#11">Der Klassencharakter des Faschismus</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#12">Was bringt der siegreiche Faschismus den Massen ?</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#13">Ist der Sieg des Faschismus unvermeidlich ?</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#14">Der Faschismus - eine grausame, aber keine feste Macht</A></DD>
</DL>
<DL>
<DT><A href="gd_001.htm#2"><B>II. Die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Faschismus</B></A></DT>
<DD><A href="gd_001.htm#201">Die Bedeutung der Einheitsfront</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#202">Die Hauptargumente der Gegner der Einheitsfront</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#203">Inhalt und Formen der Einheitsfront</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#204">&Uuml;ber die antifaschistische Volksfront </A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#205">Zentrale Fragen der Einheitsfront
in den einzelnen L&auml;ndern</A></DD>
<DD>a) <A href="gd_001.htm#206">Die Vereinigten Staaten von Amerika</A></DD>
<DD>b) <A href="gd_001.htm#207">England</A></DD>
<DD>c) <A href="gd_001.htm#208">Frankreich</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#209">Die Einheitsfront und die faschistischen
Massenorganisationen</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#210">Die Einheitsfront in den L&auml;ndern, wo sich die
Sozialdemokratie in der Regierung befindet</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#211">Der Kampf f&uuml;r die Gewerkschaftseinheit</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#212">Die Einheitsfront und die Jugend</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#213">Die Einheitsfront und die Frauen</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#214">Die antiimperialistische Einheitsfront</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#215">&Uuml;ber die Regierung der Einheitsfront</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#216">&Uuml;ber den ideologischen Kampf gegen den Faschismus</A></DD>
</DL>
<DL>
<DT><B><A href="gd_001.htm#3">III. Die Festigung der Kommunistischen Parteien und der Kampf f&uuml;r die politische Einheit des Proletariats</A></B></DT>
<DD><A href="gd_001.htm#31">Festigung der kommunistischen Parteien</A></DD>
<DD><A href="gd_001.htm#32">Die politische Einheit der Arbeiterklasse</A></DD>
</DL>
<P><B><A href="gd_001.htm#4">SCHLUSSFOLGERUNGEN</A></B></P>
<HR size="1">
<P><A name="1"></A>
<B>9. S I T Z U N G S T A G</B><BR><I>2. August 1935; 15. Sitzung<BR></I>
Vorsitzender <I>O. W. Kuusinen</I></P>
<DIV align="justify"><!-- Blocksatz an -->
<P><I>Kuusinen:</I> Ich er&ouml;ffne die Sitzung. Wir kommen
zum 2. Punkt der Tagesordnung: &raquo;Die
Offensive des Faschismus und die Aufgaben der
Kommunistischen Internationale im Kampfe f&uuml;r die
Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus.&laquo; Das Wort hat Genosse Dimitroff. <I>(Als Genosse
Dimitroff die Rednertrib&uuml;ne betritt, wird er mit
einem Beifallssturm begr&uuml;&szlig;t. Die Delegierten
erheben sich von den Pl&auml;tzen und bereiten dem
Redner enthusiastische Ovationen. Gr&uuml;&szlig;e und Zurufe
in vielen Sprachen: &raquo;Rot Front&laquo;, &raquo;Hurra&laquo;, &raquo;Bansai&laquo; Aus dem Saale Stimmen: &raquo;Es lebe
Dimitroff&laquo;, &raquo;Hoch Dimitroff, der mutige revolution&auml;re
K&auml;mpfer&laquo;. Erneute Hochrufe und nicht endenwollende
Ovationen. Alle singen die &raquo;Internationale&laquo;.)</I>
[4]<A name="S4"></A></P>
<H3 align="center">I. DER FASCHISMUS UND DIE ARBEITERKLASSE</H3>
<P>Genossen! Bereits der VI. Kongre&szlig; der Kommunistischen
Internationale hat dem internationalen Proletariat
das Heranreifen einer neuen faschistischen Offensive
signalisiert und zum Kampf gegen sie aufgerufen. Der
Kongre&szlig; wies darauf hin, da&szlig; &raquo;faschistische Tendenzen und
Keime einer faschistischen Bewegung in mehr oder
weniger entwickelter Form fast &uuml;berall zu finden sind&laquo;.</P>
<P>Unter den Verh&auml;ltnissen der hereingebrochenen
&uuml;beraus tiefen Wirtschaftskrise, der heftigen Zuspitzung der
allgemeinen Krise des Kapitalismus, der Revolutionierung
der werkt&auml;tigen Massen ist der Faschismus zum breiten
Angriff &uuml;bergegangen. Die herrschende Bourgeoisie sucht
immer mehr ihre Rettung im Faschismus, um die schlimmsten Auspl&uuml;nderungsma&szlig;nahmen gegen die Werkt&auml;tigen
durchzuf&uuml;hren, um einen imperialistischen Raubkrieg,
um den &Uuml;berfall auf die Sowjetunion, die Versklavung
und Aufteilung Chinas vorzubereiten und durch alle diese
Ma&szlig;nahmen die Revolution zu verhindern.</P>
<P>Die imperialistischen Kreise suchen die <I>ganze</I> Last der
Krise auf die Schultern der Werkt&auml;tigen abzuw&auml;lzen.
<I>Dazu brauchen sie den Faschismus.</I></P>
<P>Sie wollen das Problem der M&auml;rkte durch Versklavung
der schwachen V&ouml;lker, durch Steigerung der kolonialen
Unterdr&uuml;ckung und durch eine Neuaufteilung der Welt
auf dem Wege des Krieges l&ouml;sen. <I>Dazu brauchen sie den
Faschismus.</I></P>
<P>Sie suchen dem Anwachsen der Kr&auml;fte der Revolution
durch Zerschlagung der revolution&auml;ren Bewegung der
Arbeiter und Bauern und durch den milit&auml;rischen &Uuml;berfall
[5]<A name="S5"></A> auf die Sowjetunion - das Bollwerk des Weltproletariats
- <I>zuvorzukommen. Dazu brauchen sie den Faschismus.</I></P>
<P>In einer Reihe von L&auml;ndern - insbesondere in Deutschland
- gelang es diesen imperialistischen Kreisen, vor
der entscheidenden Schwenkung der Massen zur
Revolution dem Proletariat eine Niederlage zu bereiten und
die faschistische Diktatur aufzurichten.</P>
<P>Bezeichnend f&uuml;r den Sieg des Faschismus ist aber
gerade der Umstand, da&szlig; dieser Sieg einerseits von der
Schw&auml;che des Proletariats zeugt, das durch die
sozialdemokratische Spaltungspolitik der Arbeitsgemeinschaft
mit der Bourgeoisie desorganisiert und paralysiert
wurde, andererseits aber die Schw&auml;che der Bourgeoisie
selbst zum Ausdruck bringt, die vor der Herstellung der
Kampfeinheit der Arbeiterklasse Angst hat, vor der
Revolution Angst hat und nicht mehr imstande ist, ihre
Diktatur &uuml;ber die Massen mit den alten Methoden der
b&uuml;rgerlichen Demokratie und des Parlamentarismus
aufrechtzuerhalten.</P>
<P>Den Sieg des Faschismus in Deutschland - sagte
Genosse Stalin auf dem XVII. Parteitag der Kommunistischen
Partei der Sowjetunion (Bolschewiki)
<BLOCKQUOTE>&raquo;darf man nicht nur als Zeichen der Schw&auml;che der Arbeiterklasse
und als Ergebnis des Verrats der Sozialdemokratie an der
Arbeiterklasse betrachten, die dem Faschismus den Weg ebnete. Man mu&szlig;
ihn auch als Zeichen der Schw&auml;che der Bourgeoisie betrachten, als
ein Zeichen daf&uuml;r, da&szlig; die Bourgeoisie nicht mehr imstande ist, mit
den alten Methoden des Parlamentarismus und der b&uuml;rgerlichen
Demokratie zu herrschen, weshalb sie in der Innenpolitik gezwungen
ist, zu terroristischen Regierungsmethoden zu greifen; als ein
Zeichen daf&uuml;r, da&szlig; sie nicht mehr imstande ist, eineu Ausweg aus der
jetzigen Lage auf dem Boden einer friedlichen Au&szlig;enpolitik zu
finden, weshalb sie gezwungen ist, zur Politik des Krieges zu greifen.&laquo;</BLOCKQUOTE><A name="11"></A>
<H4 align="center">DER KLASSENCHARAKTER DES FASCHISMUS</H4>
<P>Der Faschismus an der Macht, Genossen, ist, wie ihn
das 13. Plenum des EKKI richtig charakterisiert hat, <I>die</I>
[6]<A name="S6"></A> <I>offene, terroristische Diktatur der reaktion&auml;rsten,
chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des
Finanzkapitals.</I></P>
<P>Die reaktion&auml;rste Spielart des Faschismus ist der
Faschismus <I>deutschen Schlages</I>. Er hat die Dreistigkeit, sich
Nationalsozialismus zu nennen, obwohl er nichts mit
Sozialismus gemein hat. Der Hitlerfaschismus ist nicht blo&szlig;
b&uuml;rgerlicher Nationalismus, er ist ein tierischer
Chauvinismus. Das ist ein Regierungssystem des politischen
Banditentums, ein System der Provokationen und
Folterungen gegen&uuml;ber der Arbeiterklasse und den
revolution&auml;ren Elementen der Bauernschaft, des Kleinb&uuml;rgertums und
der Intelligenz. Das ist mittelalterliche Barbarei und
Grausamkeit, z&uuml;gellose Aggressivit&auml;t gegen&uuml;ber den
anderen V&ouml;lkern und L&auml;ndern.</P>
<P>Der deutsche Faschismus spielt die Rolle des
<I>Sto&szlig;trupps der internationalen Konterrevolution</I>, des
<I>Hauptanstifters des imperialistischen Krieges</I>, des <I>Initiators
eines Kreuzzuges gegen die Sowjetunion, das gro&szlig;e
Vaterland der Werkt&auml;tigen der ganzen Welt</I>.</P>
<P>Der Faschismus ist nicht eine Form der Staatsmacht,
die angeblich &raquo;&uuml;ber beiden Klassen, dem Proletariat und
der Bourgeoisie steht&laquo;, wie das z.B. Otto Bauer
behauptet hat. Das ist nicht das &raquo;aufst&auml;ndische Kleinb&uuml;rgertum,
das von der Staatsmaschine Besitz ergriffen hat&laquo;, wie der
englische Sozialist Brailsford erkl&auml;rt. Nein, der
Faschismus ist keine &uuml;ber den Klassen stehende Macht und keine
Macht des Kleinb&uuml;rgertums oder des Lumpenproletariats
&uuml;ber das Finanzkapital. Der Faschismus ist die Macht des
Finanzkapitals selbst. Das ist die Organisierung der
terroristischen Abrechnung mit der Arbeiterklasse und dem
revolution&auml;ren Teil der Bauernschaft und der Intelligenz.
Der Faschismus in der Au&szlig;enpolitik ist der Chauvinismus
in seiner brutalsten Form, der einen tierischen Ha&szlig; gegen
die anderen V&ouml;lker kultiviert.</P>
<P>Dieser wirkliche Charakter des Faschismus mu&szlig; besonders
[7]<A name="S7"></A> stark unterstrichen werden, weil der Deckmantel
der sozialen Demagogie dem Faschismus die M&ouml;glichkeit
gegeben hat, in einer Reihe von L&auml;ndern die durch die
Krise aus ihrem Geleise geworfenen Massen des Kleinb&uuml;rgertums
und sogar manche Teile der r&uuml;ckst&auml;ndigsten
Schichten des Proletariats mitzurei&szlig;en, die niemals dem
Faschismus gefolgt w&auml;ren, wenn sie seinen wirklichen
Klassencharakter, seine wirkliche Natur begriffen h&auml;tten.</P>
<P>Die Entwicklung des Faschismus und die faschistische
Diktatur selbst nehmen in den verschiedenen L&auml;ndern
<I>verschiedene</I> Formen an, je nach den historischen,
sozialen und wirtschaftlichen Verh&auml;ltnissen, je nach den
nationalen Besonderheiten und der internationalen Stellung
des betreffenden Landes. In den einen L&auml;ndern, vor allem
dort, wo der Faschismus keine breite Massenbasis besitzt
und wo der Kampf zwischen den einzelnen Gruppierungen
im Lager der faschistischen Bourgeoisie selbst ziemlich
stark ist, entschlie&szlig;t er sich nicht sofort, das Parlament
zu liquidieren, und bel&auml;&szlig;t den andern b&uuml;rgerlichen
Parteien und auch der Sozialdemokratie eine gewisse
Legalit&auml;t. In andern L&auml;ndern, wo die herrschende Bourgeoisie
den nahen Ausbruch der Revolution bef&uuml;rchtet, errichtet
der Faschismus seine schrankenlose politische
Monopolherrschaft entweder sofort oder, indem er den Terror und
die Abrechnung mit allen konkurrierenden Parteien und
Gruppierungen immer mehr verst&auml;rkt. Das schlie&szlig;t nicht
aus, da&szlig; der Faschismus im Augenblick einer <I>besonderen</I>
Versch&auml;rfung seiner Lage Versuche macht, seine Basis
zu erweitern und, ohne sein Klassenwesen zu &auml;ndern,
die offene terroristische Diktatur mit einer groben
F&auml;lschung des Parlamentarismus zu <I>vereinen</I>.</P>
<P>Der Machtantritt des Faschismus ist <I>keine einfache
Ersetzung</I> der einen b&uuml;rgerlichen Regierung durch eine
andere, sondern eine <I>Abl&ouml;sung</I> der einen Staatsform der
Klassenherrschaft der Bourgeoisie - der b&uuml;rgerlichen
Demokratie - durch eine andere Form - durch die [8]<A name="S8"></A>
offene terroristische Diktatur. Die Ignorierung dieses
Unterschiedes w&auml;re ein ernster Fehler, der das
revolution&auml;re Proletariat daran hindern w&uuml;rde, die breitesten
Schichten der Werkt&auml;tigen in Stadt und Land zum Kampf
gegen die Gefahr einer Ergreifung der Macht durch die
Faschisten zu mobilisieren sowie die Gegens&auml;tze
auszunutzen, die im Lager der Bourgeoisie selbst vorhanden
sind. Doch ein nicht minder ernster und gef&auml;hrlicher
Fehler ist die <I>Untersch&auml;tzung</I> der Bedeutung, <I>die die
gegenw&auml;rtig in den L&auml;ndern der b&uuml;rgerlichen Demokratie sich
versch&auml;rfenden reaktion&auml;ren Ma&szlig;nahmen</I> f&uuml;r die
Aufrichtung der faschistischen Diktatur haben, jene Ma&szlig;nahmen,
die die demokratischen Freiheiten der Werkt&auml;tigen
unterdr&uuml;cken, die Rechte des Parlaments f&auml;lschen und
beschneiden, die Unterdr&uuml;ckungsma&szlig;nahmen gegen die
revolution&auml;re Bewegung versch&auml;rfen.</P>
<P>Genossen, man darf sich den Machtantritt des
Faschismus nicht so simpel und glatt vorstellen, als ob
irgendein Komitee des Finanzkapitals den Beschlu&szlig; fa&szlig;t,
an diesem und diesem Tage die faschistische Diktatur
aufzurichten. In Wirklichkeit gelangt der Faschismus
gew&ouml;hnlich zur Macht im gegenseitigen, zuweilen scharfen
Kampf mit den alten b&uuml;rgerlichen Parteien oder mit
einem bestimmten Teil dieser Parteien, im Kampf sogar
innerhalb des faschistischen Lagers selbst, der manchmal
bis zu bewaffneten Zusammenst&ouml;&szlig;en f&uuml;hrt, wie wir das
in Deutschland, &Ouml;sterreich und anderen L&auml;ndern
gesehen haben. Alles das verringert indessen nicht die
Bedeutung der Tatsache, da&szlig; vor der Errichtung der
faschistischen Diktatur die b&uuml;rgerlichen Regierungen in der
Regel eine Reihe von Vorbereitungsetappen durchlaufen
und eine Reihe reaktion&auml;rer Ma&szlig;nahmen durchf&uuml;hren,
die den Machtantritt des Faschismus unmittelbar f&ouml;rdern.
Wer in diesen Vorbereitungsetappen nicht gegen die
reaktion&auml;ren Ma&szlig;nahmen der Bourgeoisie und gegen den
anwachsenden Faschismus k&auml;mpft, <I>der ist nicht imstande,</I>
[9]<A name="S9"></A> <I>den Sieg des Faschismus zu verhindern, der erleichtert ihn
vielmehr.</I></P>
<P>Die F&uuml;hrer der Sozialdemokratie vertuschten und
verh&uuml;llten vor den Massen den wirklichen Klassencharakter
des Faschismus und riefen nicht zum Kampf gegen die
immer sch&auml;rferen reaktion&auml;ren Ma&szlig;nahmen der
Bourgeoisie auf. Sie tragen die gro&szlig;e <I>historische
Verantwortung</I> daf&uuml;r, da&szlig; im entscheidenden Moment der
faschistischen Offensive ein bedeutender Teil der werkt&auml;tigen
Massen in Deutschland und einer Reihe anderer
faschistischer L&auml;nder im Faschismus nicht das blutd&uuml;rstige
Raubtier des Finanzkapitals, seinen schlimmsten Feind
erkannte, und da&szlig; diese Massen nicht zur Abwehr bereit
waren.</P>
<P>Welches ist die Quelle des Einflusses des Faschismus
auf die Massen? Es gelingt dem Faschismus, die Massen
zu gewinnen, weil er in demagogischer Weise an ihre
<I>brennendsten N&ouml;te und Bed&uuml;rfnisse</I> appelliert. Der
Faschismus entfacht nicht nur die in den Massen tief
verwurzelten Vorurteile, sondern er spekuliert auch mit den
besten Empfindungen der Massen, ihrem Gerechtigkeitsgef&uuml;hl
und mitunter sogar ihren revolution&auml;ren Traditionen.
Warum spielen sich die deutschen Faschisten,
diese Lakaien der Gro&szlig;bourgeoisie und Todfeinde des
Sozialismus, vor den Massen als &raquo;Sozialisten&laquo; auf und
stellen ihren Machtantritt als &raquo;Revolution&laquo; hin? Weil sie
bestrebt sind, den Glauben an die Revolution, den Drang
zum Sozialismus auszunutzen, der in den Herzen der
breiten werkt&auml;tigen Massen Deutschlands lebt.</P>
<P>Der Faschismus handelt im Interesse der extremen
Imperialisten, aber vor den Massen tritt er unter der
Maske des Besch&uuml;tzers der beleidigten Nation auf und
appelliert an das gekr&auml;nkte Nationalgef&uuml;hl, wie z.B.
der deutsche Faschismus, der die Massen mit der Losung &raquo;Gegen Versailles!&laquo; mit sich ri&szlig;.</P>
<P>Der Faschismus erstrebt die z&uuml;gelloseste Ausbeutung
[10]<A name="S10"></A> der Massen, tritt aber mit einer raffinierten
antikapitalistischen Demagogie an sie heran, macht sich den
tiefen Ha&szlig; der Werkt&auml;tigen gegen die r&auml;uberische
Bourgeoisie, gegen die Banken, die Trusts und die
Finanzmagnaten zunutze und stellt Losungen auf, die im
gegebenen Moment f&uuml;r die politisch unreifen Massen die
verlockendsten sind: in Deutschland - &raquo;Gemeinnutz geht
vor Eigennutz&laquo;; in Italien - &raquo;Unser Staat ist kein
kapitalistischer, sondern ein Korporativstaat&laquo;; in Japan - &raquo;F&uuml;r ein Japan ohne Ausbeutung&laquo;; in den Vereinigten
Staaten - &raquo;F&uuml;r die Aufteilung der Reicht&uuml;mer&laquo; usw.</P>
<P>Der Faschismus liefert das Volk den korruptesten,
k&auml;uflichsten Elementen zur Auspl&uuml;nderung aus, tritt
aber vor dem Volk mit der Forderung einer &raquo;ehrlichen
und unbestechlichen Regierung&laquo; auf. Der Faschismus,
der mit der tiefen Entt&auml;uschung der Massen &uuml;ber
die Regierungen der b&uuml;rgerlichen Demokratie spekuliert,
entr&uuml;stet sich scheinheilig &uuml;ber die Korruption (z.B.
die Barmat- und Sklarekaff&auml;re in Deutschland, die Stavitskiaff&auml;re in Frankreich und eine Reihe von anderen).</P>
<P>Der Faschismus f&auml;ngt im Interesse der reaktion&auml;rsten
Kreise der Bourgeoisie die entt&auml;uschten Massen ein, die
sich von den alten b&uuml;rgerlichen Parteien abkehren. Aber
er imponiert diesen Massen <I>durch die Heftigkeit seiner
Angriffe</I> gegen die b&uuml;rgerlichen Regierungen, durch seine
Unvers&ouml;hnlichkeit gegen&uuml;ber den alten Parteien der
Bourgeoisie.</P>
<P>Durch seinen Zynismus und seine Verlogenheit alle
anderen Spielarten der b&uuml;rgerlichen Reaktion in den
Schatten stellend, <I>pa&szlig;t der Faschismus</I> seine Demagogie
den nationalen <I>Besonderheiten</I> jedes Landes an, sogar den
Besonderheiten der verschiedenen sozialen Schichten in
ein und demselben Lande. Und die Massen des Kleinb&uuml;rgertums,
selbst ein Teil der Arbeiter, durch die Not,
die Arbeitslosigkeit und die Unsicherheit ihrer Existenz
[11]<A name="S11"></A> zur Verzweiflung getrieben, werden zu Opfern der
sozialen und chauvinistischen Demagogie des Faschismus.</P>
<P>Der Faschismus kommt zur Macht als <I>Partei des
Angriffs</I> gegen die revolution&auml;re Bewegung des Proletariats,
gegen die in G&auml;rung befindlichen Volksmassen, er stellt
jedoch seinen Machtantritt hin als eine &raquo;revolution&auml;re&laquo; Bewegung gegen die Bourgeoisie im Namen der &raquo;ganzen
Nation&laquo; und zur &raquo;Rettung der Nation&laquo; (man denke an
den &raquo;Marsch&laquo; Mussolinis nach Rom, an den &raquo;Marsch&laquo; Pilsudskis nach Warschau, an die nationalsozialistische &raquo;Revolution&laquo; Hitlers in Deutschland usw.).</P>
<P>Aber welche Maske der Faschismus auch aufsetzen
mag, in welchen Formen er auch auftreten mag, auf
welchem Wege er immer auch zur Macht gelangen mag -</P>
<P><I>Der Faschismus ist die w&uuml;tendste Offensive des
Kapitals gegen die werkt&auml;tigen Massen.</I></P>
<P><I>Der Faschismus ist z&uuml;gellosester Chauvinismus und
Raubkrieg.</I></P>
<P><I>Der Faschismus ist w&uuml;tende Reaktion und
Konterrevolution.</I></P>
<P><I>Der Faschismus ist der schlimmste Feind der
Arbeiterklasse und aller Werkt&auml;tigen.</P></I>
<A name="12"></A>
<H4 align="center">WAS BRINGT DER SIEGREICHE FASCHISMUS DEN MASSEN?</H4>
<P>Der Faschismus versprach den <I>Arbeitern</I> einen &raquo;gerechten Lohn&laquo;, in Wirklichkeit brachte er ihnen ein noch
niedrigeres, ein bettlerhaftes Lebensniveau. Er versprach
den Erwerbslosen Arbeit, in Wirklichkeit brachte er
ihnen noch gr&ouml;&szlig;ere Hungerqualen, Sklavenarbeit,
Zwangsarbeit. In Wirklichkeit verwandelt er Arbeiter
und Arbeitslose in v&ouml;llig rechtlose Parias der kapitalistischen
Gesellschaft, zerst&ouml;rt ihre Gewerkschaften, raubt
ihnen das Streikrecht und die Arbeiterpresse, treibt sie
[12]<A name="S12"></A> mit Gewalt in die faschistischen Organisationen hinein,
raubt ihre Sozialversicherungsfonds, verwandelt die
Fabriken und Betriebe in Kasernen, in denen die z&uuml;gellose
Willk&uuml;r der Kapitalisten herrscht.</P>
<P>Der Faschismus versprach der werkt&auml;tigen <I>Jugend</I>, ihr
einen breiten Weg in eine gl&auml;nzende Zukunft zu &ouml;ffnen.
In Wirklichkeit brachte er der Jugend Massenentlassungen
aus den Betrieben, Arbeitsdienstlager und
ununterbrochenen milit&auml;rischen Drill f&uuml;r einen Raubkrieg.</P>
<P>Der Faschismus versprach den <I>Angestellten, den kleinen
Beamten, den Intellektuellen,</I> ihre Existenz zu sichern, die
Allmacht der Trusts und die Spekulation des Bankkapitals
zu beseitigen. In Wirklichkeit st&uuml;rzte er sie in noch
gr&ouml;&szlig;ere Hoffnungslosigkeit und Unsicherheit, unterwirft
er sie einer neuen, aus seinen gehorsamsten Anh&auml;ngern
bestehenden B&uuml;rokratie, schafft er eine unertr&auml;gliche
Diktatur der Trusts, verbreitet er in einem nie dagewesenen
Ma&szlig;e Korruption und Zersetzung.</P>
<P>Der Faschismus versprach der ruinierten, verelendeten
<I>Bauernschaft</I> die Beseitigung der Schuldknechtschaft,
die Abschaffung der Pachtzahlungen und sogar die
unentgeltliche Enteignung des grundherrlichen Bodens
zugunsten der landlosen und dem Ruin verfallenden
Bauern. In Wirklichkeit schafft er eine noch nie dagewesene
Versklavung der werkt&auml;tigen Bauernschaft durch
die Trusts und den faschistischen Staatsapparat und
steigert die Ausbeutung der Hauptmassen der Bauernschaft
durch die Gro&szlig;agrarier, die Banken und die Wucherer aufs &auml;u&szlig;erste.</P>
<P>&raquo;Deutschland wird ein Bauernland oder &uuml;berhaupt
nicht sein&laquo; - erkl&auml;rte feierlich Hitler, was aber haben
die Bauern in Deutschland unter Hitler bekommen ? Ein
Moratorium, das bereits aufgehoben ist? Oder das Erbhofgesetz,
das zur Verdr&auml;ngung von Millionen Bauerns&ouml;hnen
und T&ouml;chtern aus dem Dorf und zu ihrer
Verwandlung in Paupers (Bettler) f&uuml;hrt ? Die Landarbeiter
[13]<A name="S13"></A> wurden in halbe Leibeigene verwandelt, die sogar des
elementaren Rechtes der Freiz&uuml;gigkeit beraubt sind. Die
werkt&auml;tige Bauernschaft ist der M&ouml;glichkeit beraubt, die
Produkte ihrer Wirtschaft auf dem Markt zu verkaufen.</P>
<P>Und in Polen ?
<BLOCKQUOTE>&raquo;Der polnische Bauer&laquo; - schreibt das polnische Blatt &raquo;Czas&laquo; - &raquo;benutzt Methoden und Mittel, die wohl nur in der Epoche des
Mittelalters angewandt wurden: er bewahrt das Feuer im Ofen und
leiht es seinem Nachbar, er teilt die Z&uuml;ndh&ouml;lzer in mehrere Teile.
Die Bauern &uuml;bergeben einander das schmutzige Seifenwasser. Sie
kochen die Heringf&auml;sser aus, um Salzwasser zu bekommen. Das
ist kein M&auml;rchen, sondern die wirkliche Lage im Dorf, von der
jeder sich &uuml;berzeugen kann.&laquo;</BLOCKQUOTE>
<P></P>
<P>Und das, Genossen, schreiben nicht Kommunisten,
sondern ein polnisches reaktion&auml;res Blatt!</P>
<P>Aber das ist noch lange nicht alles.</P>
<P>Jeden Tag werden in den Konzentrationslagern des
faschistischen Deutschland, in den Kellern der Gestapo, in
den polnischen Kasematten, in der bulgarischen und
finnl&auml;ndischen Geheimpolizei, in der Belgrader &raquo;Glawnjatscha&laquo;,
in der rum&auml;nischen &raquo;Siguranza&laquo;, auf den italienischen
Inseln die besten S&ouml;hne der Arbeiterklasse, revolution&auml;re
Bauern, K&auml;mpfer f&uuml;r eine sch&ouml;nere Zukunft
der Menschheit solchen abscheulichen Gewalttaten und
Erniedrigungen ausgesetzt, vor denen die schlimmsten
Schandtaten der zaristischen Geheimpolizei verblassen.
Der verbrecherische deutsche Faschismus schl&auml;gt M&auml;nner
in Anwesenheit ihrer Frauen zu einem blutigen Brei,
schickt den M&uuml;ttern in Postpaketen die Asche ihrer
ermordeten S&ouml;hne. Die Sterilisierung wurde in ein
politisches Kampfmittel verwandelt. Den gefangenen
Antifaschisten spritzt man in den Folterkammern gewaltsam
Giftstoffe ein, bricht ihnen die Arme, schl&auml;gt ihnen die
Augen aus, h&auml;ngt sie an, pumpt sie mit Wasser voll,
schneidet ihnen Hakenkreuze in die Haut.</P>
<P>Vor mir liegt eine statistische Zusammenstellung der
Internationalen Roten Hilfe &uuml;ber die Ermordeten,
Verwundeten. Verhafteten, Verst&uuml;mmelten und zu Tode
Gefolterten [14]<A name="S14"></A>
in Deutschland, Polen, Italien, &Ouml;sterreich,
Bulgarien und Jugoslawien. In Deutschland allein wurden
w&auml;hrend der Herrschaft der Nationalsozialisten &uuml;ber
4.200 Personen ermordet, 317.800 verhaftet; 218.600
antifaschistische Arbeiter, Bauern, Angestellte, Intellektuelle,
Kommunisten, Sozialdemokraten und Mitglieder
oppositioneller christlicher Organisationen wurden verwundet
und grausam gefoltert. In &Ouml;sterreich wurden von der &raquo;christlichen&laquo; faschistischen Regierung seit den
Februark&auml;mpfen im vorigen Jahr 1.900 Personen get&ouml;tet, 10.000
verwundet und verst&uuml;mmelt; 40.000 revolution&auml;re
Arbeiter wurden verhaftet. Und diese Zusammenstellung,
Genossen, ist bei weitem nicht vollst&auml;ndig.</P>
<P>Es f&auml;llt mir schwer, Worte zu finden, um die ganze
Emp&ouml;rung zum Ausdruck zu bringen, die uns beim
Gedanken an die Qualen erfassen, die die Werkt&auml;tigen jetzt
in einer ganzen Reihe faschistischer L&auml;nder zu erdulden
haben. Die Zahlen und Tatsachen, die wir anf&uuml;hren,
<I>widerspiegeln nicht den hundertsten Teil</I> jener Ausbeutung
und jener Qualen des wei&szlig;gardistischen Terrors,
von denen das t&auml;gliche Leben der Arbeiterklasse in den
verschiedenen kapitalistischen L&auml;ndern voll ist. Keine
noch so umfangreichen B&uuml;cher k&ouml;nnen eine klare Vorstellung
vermitteln von den zahllosen Bestialit&auml;ten des
Faschismus gegen&uuml;ber den Werkt&auml;tigen.</P>
<P>Mit tiefer Erregung und mit Ha&szlig; gegen die faschistischen
Henker senken wir die Banner der Kommunistischen
Internationale vor dem unverge&szlig;lichen Andenken
John Scheers, Fiete Schulzes, L&uuml;ttgens in Deutschland,
Koloman Wallischs und M&uuml;nichreiters in &Ouml;sterreich,
Sallais und F&uuml;rsts in Ungarn, Kofardshiews, L&uuml;tibrodskis
und Woikows in Bulgarien, vor dem Andenken der
Tausende und aber Tausende kommunistischer,
sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter, Bauern,
Vertreter der fortschrittlichen Intelligenz, die ihr Leben im
Kampfe gegen den Faschismus hingegeben haben. [15]<A name="S15"></A></P>
<P>Wir gr&uuml;&szlig;en von dieser Trib&uuml;ne aus den F&uuml;hrer des
deutschen Proletariats und den Ehrenvorsitzenden
unseres Kongresses - den Genossen Th&auml;lmann. <I>(St&uuml;rmischer
Beifall, alle erheben sich von den Platzen.)</I> Wir gr&uuml;&szlig;en
die Genossen Rakosi, Gramsci <I>(st&uuml;rmischer Beifall, alle
erheben sich von den Platzen)</I>, Antikainen, J. Panow.
Wir gr&uuml;&szlig;en den F&uuml;hrer der spanischen Sozialisten Caballero,
der von den Konterrevolution&auml;ren ins Gef&auml;ngnis geworfen
worden ist, Tom Mooney, der bereits 18 Jahre im
Kerker schmachtet und die Tausende anderer Gefangenen
des Kapitals und des Faschismus, <I>(st&uuml;rmischer Beifall)</I>,
und wir rufen ihnen zu: &raquo;Kampfgef&auml;hrten! Waffengef&auml;hrten!
Wir haben Euch nicht vergessen! Wir sind mit
Euch! Jede Stunde unseres Lebens, jeden Tropfen unseres
Blutes wollen wir hergeben f&uuml;r Eure Befreiung und f&uuml;r
die Befreiung aller Werkt&auml;tigen vom sch&auml;ndlichen
faschistischen Regime.&laquo; <I>(St&uuml;rmischer Beifall, alle erheben
sich von den Pl&auml;tzen.)</I></P>
<P>Genossen, Lenin hat uns bereits darauf hingewiesen,
da&szlig; es der Bourgeoisie gelingen kann, mit dem w&uuml;tendsten
Terror &uuml;ber die Werkt&auml;tigen herzufallen und in
diesen oder jenen k&uuml;rzeren Zeitabschnitten die wachsenden
Kr&auml;fte der Revolution abzuwehren, aber da&szlig; sie sich
trotzdem vor dem Untergang nicht retten kann.</P>
<P>Lenin schrieb :
<BLOCKQUOTE>&raquo;Das Leben setzt sich durch. Mag die Bourgeoisie toben, bis zur
Geistesverwirrung w&uuml;ten, &uuml;bertreiben, Dummheiten machen, sich an
den Bolschewiki im voraus r&auml;chen, und hunderte, tausende,
hunderttausende Bolschewiki von morgen oder gestern abschlachten
(Indien, Ungarn, Deutschland usw.): indem die Bourgeoisie das tut,
handelt sie wie alle von der Geschichte zum Untergang verurteilten
Klassen. Die Kommunisten m&uuml;ssen wissen, da&szlig; die Zukunft auf jeden
Fall ihnen geh&ouml;rt; daher k&ouml;nnen (und m&uuml;ssen) wir in dem gewaltigen
revolution&auml;ren Kampfe die gr&ouml;&szlig;te Leidenschaftlichkeit mit der
kaltbl&uuml;tigsten und n&uuml;chternsten Einsch&auml;tzung der Wutanf&auml;lle der
Bourgeoisie verbinden.&laquo; {* Lenin. S&auml;mtl. Werke, Bd. XXV, S. 291.}</BLOCKQUOTE>
<P>[16]<A name="S16"></A> Ja, wenn wir und das Proletariat der ganzen Welt den
uns von Lenin und Stalin gewiesenen Weg unbeirrt gehen
werden, wird die Bourgeoisie, mag kommen was will,
untergehen. <I>(Beifall.)</I></P><A name="13"></A>
<H4 align="center">IST DER SIEG DES FASCHISMUS UNVERMEIDLICH ?</H4>
<P>Warum und wie konnte der Faschismus siegen ?</P>
<P>Der Faschismus ist der schlimmste Feind der Arbeiterklasse
und der Werkt&auml;tigen. Der Faschismus ist der Feind
von neun Zehnteln des deutschen Volkes, von neun
Zehnteln des &ouml;sterreichischen Volkes, von neun Zehnteln der
anderen V&ouml;lker der faschistischen L&auml;nder. Wie, auf welche
Weise konnte dieser schlimmste Feind siegen ?</P>
<P>Der Faschismus konnte <I>vor allem</I> deshalb zur Macht
kommen, weil die Arbeiterklasse dank der Politik der
Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie, die von den
F&uuml;hrern der Sozialdemokratie betrieben wurde, <I>gespalten</I>
war, <I>politisch</I> und <I>organisatorisch</I> gegen&uuml;ber der
angreifenden Bourgeoisie <I>entwaffnet</I> war. Die kommunistischen
Parteien aber waren <I>nicht stark genug</I>, um ohne und
gegen die Sozialdemokratie die Massen auf die Beine zu
bringen und sie in den entscheidenden Kampf gegen den
Faschismus zu f&uuml;hren.</P>
<P>In der Tat! M&ouml;gen die Millionen sozialdemokratischer
Arbeiter, die jetzt zusammen mit ihren kommunistischen
Br&uuml;dern die Schrecken der faschistischen Barbarei auskosten,
ernsthaft &uuml;ber folgendes nachdenken: wenn das
&ouml;sterreichische und das deutsche Proletariat im Jahre
1918, als die Revolution in Deutschland und &Ouml;sterreich
ausbrach, nicht der sozialdemokratischen F&uuml;hrung der
Otto Bauer, Friedrich Adler und Renner in &Ouml;sterreich, der
Ebert und Scheidemann in Deutschland Gefolgschaft
geleistet h&auml;tte, sondern den Weg der russischen
Bolschewiki, den Weg Lenins und Stalins gegangen w&auml;re, dann
<!--2 Dlmftro/f-->
[17]<A name="S17"></A>
w&uuml;rde es jetzt keinen Faschismus geben, weder in
&Ouml;sterreich noch in Deutschland, weder in Italien noch in
Ungarn, weder in Polen noch auf dem Balkan. Nicht die
Bourgeoisie, sondern die Arbeiterklasse w&auml;re bereits
l&auml;ngst der Herr der Lage in Europa. <I>( Beifall.)</I></P>
<P>Nehmen wir z.B. die <I>&ouml;sterreichische</I> Sozialdemokratie.
Die Revolution von 1918 hob sie gewaltig empor. Sie hatte
die Macht in H&auml;nden, sie hatte starke Positionen in der
Armee, im Staatsapparat. Gest&uuml;tzt auf diese Positionen,
h&auml;tte sie den entstehenden Faschismus im Keime vernichten
k&ouml;nnen. Aber sie gab ohne Widerstand eine Position
der Arbeiterklasse nach der anderen auf. Sie erlaubte der
Bourgeoisie, ihre Macht zu st&auml;rken, die Verfassung aufzuheben,
den Staatsapparat, die Armee und die Polizei von
sozialdemokratischen Funktion&auml;ren zu reinigen, den
Arbeitern das Waffenarsenal wegzunehmen. Sie erlaubte
den faschistischen Banditen, sozialdemokratische Arbeiter
ungestraft zu ermorden, Sie nahm die Bedingungen
des H&uuml;ttenberger Pakts an, der den faschistischen
Elementen den Zutritt zu den Betrieben &ouml;ffnete. Gleichzeitig
trichterten die F&uuml;hrer der Sozialdemokratie den Arbeitern
das Linzer Programm ein, in dem die Alternative einer
Gewaltanwendung gegen&uuml;ber der Bourgeoisie und der
Errichtung der proletarischen Diktatur vorgesehen war, und
versicherten ihnen, da&szlig; die Partei, wenn die herrschenden
Klassen gegen&uuml;ber der Arbeiterklasse zur Gewalt
greifen sollten, darauf mit der Aufforderung zum
Generalstreik und bewaffneten Kampf antworten werde. Als
ob die ganze Politik der Vorbereitung des faschistischen
&Uuml;berfalls auf die Arbeiterklasse nicht eine Kette von
Gewaltakten ihr gegen&uuml;ber war, die durch verfassungsm&auml;&szlig;ige
Formen bem&auml;ntelt wurden? Sogar am Vorabend und
w&auml;hrend der Februark&auml;mpfe lie&szlig; die F&uuml;hrung der
&ouml;sterreichischen Sozialdemokratie den heldenm&uuml;tig ringenden
Schutzbund isoliert von den breiten Massen dastehen und
verurteilte das &ouml;sterreichische Proletariat zur Niederlage.
[18]<A name="S18"></A></P>
<P>War der Sieg des Faschismus in <I>Deutschland</I> unvermeidlich?
Nein, die deutsche Arbeiterklasse h&auml;tte ihn
verhindern k&ouml;nnen.</P>
<P>Aber dazu h&auml;tte sie die Herstellung der antifaschistischen
proletarischen Einheitsfront durchsetzen, die
F&uuml;hrer der Sozialdemokratie zwingen m&uuml;ssen, den Feldzug
gegen die Kommunisten einzustellen und die wiederholten
Angebote der Kommunistischen Partei &uuml;ber die
Aktionseinheit gegen den Faschismus anzunehmen.</P>
<P>Sie h&auml;tte bei dem Angriff des Faschismus und bei der
allm&auml;hlichen Liquidierung der b&uuml;rgerlich-demokratischen
Freiheiten durch die Bourgeoisie sich nicht mit den
sch&ouml;nen Resolutionen der Sozialdemokratie zufrieden
geben d&uuml;rfen, sondern h&auml;tte mit einem wirklichen
Massenkampf antworten m&uuml;ssen, der die faschistischen Pl&auml;ne
der deutschen Bourgeoisie erschwerte.</P>
<P>Sie h&auml;tte nicht das Verbot des Roten Frontk&auml;mpferbundes
durch die Regierung Braun-Severing zulassen d&uuml;rfen,
sondern h&auml;tte zwischen dem Roten Frontk&auml;mpferbund und
dem fast eine Million z&auml;hlenden Reichsbanner einen
Kampfkontakt herstellen und Braun und Severing
zwingen m&uuml;ssen, sowohl die eine als auch die andere
Organisation aller Abwehr und Zerschlagung der faschistischen
Banden zu bewaffnen.</P>
<P>Sie h&auml;tte die F&uuml;hrer der Sozialdemokratie, die an der
Spitze der Regierung in Preu&szlig;en standen, zwingen m&uuml;ssen,
Verteidigungsma&szlig;nahmen gegen den Faschismus zu
ergreifen, die faschistischen F&uuml;hrer zu verhaften, ihre
Presse zu verbieten, ihre materiellen Mittel sowie die
Mittel der Kapitalisten, die die faschistische Bewegung
subsidierten, zu konfiszieren, die faschistischen Organisationen
aufzul&ouml;sen, ihnen die Waffen abzunehmen usw.</P>
<P>Weiter h&auml;tte sie es durchsetzen m&uuml;ssen, da&szlig; alle Arten
von Sozialleistungen wiederhergestellt und erweitert
werden, da&szlig; ein Moratorium und eine Krisenhilfe f&uuml;r die
unter dem Einflu&szlig; der Krise ruinierten Bauern eingef&uuml;hrt
[19]<A name="S19"></A> werden, und zwar durch Besteuerung der Banken und
der Trusts, um sich auf diese Weise die Unterst&uuml;tzung der
werkt&auml;tigen Bauernschaft zu sichern. Das wurde nicht
getan, und schuld daran war die Sozialdemokratie
Deutschlands; deshalb <I>konnte</I> der Faschismus siegen.</P>
<P>Mu&szlig;ten die Bourgeoisie und der Adel in <I>Spanien</I>
unvermeidlich triumphieren, in einem Lande, in dem die
Kr&auml;fte des proletarischen Aufstandes mit dem Bauernkrieg
sich so g&uuml;nstig vereinen ?</P>
<P>Die spanischen Sozialisten waren in der Regierung seit
den ersten Tagen der Revolution. Haben sie einen
Kampfkontakt zwischen den Arbeiterorganisationen aller
politischen Richtungen hergestellt, einschlie&szlig;lich der
Kommunisten und der Anarchisten? Haben sie die Arbeiterklasse
in einer einheitlichen Gewerkschaftsorganisation
zusammengeschlossen? Haben sie die Beschlagnahme aller
Gutsbesitzer-, Kirchen- und Klosterl&auml;ndereien zugunsten
der Bauern gefordert, um die Bauern f&uuml;r die Revolution
zu gewinnen? Haben sie versucht, den Kampf f&uuml;r die
nationale Selbstbestimmung der Katalonier, der Basken, f&uuml;r
die Befreiung Marokkos zu f&uuml;hren? Haben sie eine
S&auml;uberung der Armee von monarchistischen und faschistischen
Elementen durchgef&uuml;hrt und den &Uuml;bergang der
Armee auf die Seite der Arbeiter und Bauern vorbereitet?
Haben sie die dem Volk verha&szlig;te Zivilgarde, den Henker
aller Volksbewegungen, aufgel&ouml;st? Haben sie gegen die
faschistische Partei Gil Robles', gegen die Macht der
katholischen Kirche einen Schlag gef&uuml;hrt ? Nein, nichts
dergleichen. Sie haben die wiederholten Vorschl&auml;ge der
Kommunisten &uuml;ber die Herstellung der Aktionseinheit gegen
den Angriff der b&uuml;rgerlich-junkerlichen Reaktion und des
Faschismus abgelehnt; sie haben Wahlgesetze durchgebracht,
die es der Reaktion erm&ouml;glichten, die Mehrheit
in den Cortes (Parlament) zu erobern, Gesetze, die die
Volksbewegungen unter Strafe stellten, Gesetze, nach
denen jetzt die heldenhaften Bergarbeiter von Asturien abgeurteilt
[20]<A name="S20"></A> werden. Sie haben mit den H&auml;nden der
Zivilgarde die Bauern niedergeschossen, die f&uuml;r den Boden
k&auml;mpften usw.</P>
<P>So bereitete die Sozialdemokratie dem Faschismus
den Weg zur Macht, sowohl in Deutschland als auch in
&Ouml;sterreich, als auch in Spanien, desorganisierte und
spaltete die Reihen der Arbeiterklasse.</P>
<P>Genossen, der Faschismus siegte <I>auch</I>, weil das
Proletariat isoliert war von seinen nat&uuml;rlichen Bundesgenossen.
Der Faschismus siegte, weil es ihm gelang, <I>die gro&szlig;en
Massen der Bauernschaft</I> mit sich zu rei&szlig;en, dank der
Tatsache, da&szlig; die Sozialdemokratie im Namen der
Arbeiterklasse im Grunde genommen eine bauernfeindliche
Politik trieb. Der Bauer sah an der Macht eine Reihe von
sozialdemokratischen Regierungen, die in seinen Augen
die Macht der Arbeiterklasse verk&ouml;rperten, aber keine
einzige dieser Regierungen bereitete der Notlage der
Bauern ein Ende, keine einzige von ihnen gab den Bauern
Land. Die Sozialdemokratie in Deutschland hat die
Gutsbesitzer nicht angetastet. Sie arbeitete den Streiks der
Landarbeiter entgegen, und die Folge davon war, da&szlig; die
Landarbeiter in Deutschland noch lange vor dem
Machtantritt Hitlers die reformistischen Gewerkschaften
verlie&szlig;en und in den meisten F&auml;llen zum &raquo;Stahlhelm&laquo; und den
Nationalsozialisten &uuml;bergingen.</P>
<P>Der Faschismus siegte auch, weil es ihm gelang, in die
Reihen der <I>Jugend</I> einzudringen, w&auml;hrend die Sozialdemokratie
die Arbeiterjugend vom Klassenkampf ablenkte,
das revolution&auml;re Proletariat aber unter der Jugend nicht
die notwendige Erziehungsarbeit entfaltete und dem
Kampf f&uuml;r ihre besonderen Interessen und Forderungen
nicht die gen&uuml;gende Aufmerksamkeit zuwandte. Der
Faschismus packte bei dem unter der Jugend besonders
scharf ausgepr&auml;gten Drang nach Kampfaktvit&auml;t an und
zog einen gro&szlig;en Teil der Jugend in seine Kampftrupps.
Die neue Generation der m&auml;nnlichen und weiblichen Jugend
[21]<A name="S21"></A> hat nicht die Schrecken des Krieges durchgemacht.
Sie kostet am eigenen Leibe die ganze Schwere der
Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit und des Zerfalls der
b&uuml;rgerlichen Demokratie aus. Da bedeutende Teile der
Jugend keine Perspektiven f&uuml;r die Zukunft sahen, so waren
sie besonders empf&auml;nglich f&uuml;r die faschistische Demagogie,
die ihnen eine verlockende Zukunft ausmalte, wenn
der Faschismus siegte.</P>
<P>In diesem Zusammenhang k&ouml;nnen wir auch nicht an
einer Reihe von <I>Fehlern der kommunistischen Parteien</I>
vorbeigehen, von Fehlern, die unseren Kampf gegen den
Faschismus hemmten.</P>
<P>In unseren Reihen hatten wir eine unzul&auml;ssige
Untersch&auml;tzung der faschistischen Gefahr, die auch bis auf den
heutigen Tag nicht &uuml;berall liquidiert ist. Eine solche
Einstellung, wie sie fr&uuml;her in unseren Parteien zu finden war,
da&szlig; &raquo;Deutschland nicht Italien&laquo; sei, in dem Sinne, da&szlig;
der Faschismus in Italien siegen konnte, da&szlig; aber sein
Sieg in Deutschland ausgeschlossen sei, weil wir hier ein
industriell hochentwickeltes Land, ein kulturell
hochentwickeltes Land haben, das eine 40j&auml;hrige Tradition der
Arbeiterbewegung besitzt, ein Land, in dem der
Faschismus unm&ouml;glich sei. Oder jene Einstellung, die jetzt
vorhanden ist, da&szlig; in den L&auml;ndern der &raquo;klassischen&laquo; b&uuml;rgerlichen Demokratie kein Boden vorhanden sei f&uuml;r den
Faschismus. Eine solche Einstellung konnte und kann die
Verringerung der Wachsamkeit gegen&uuml;ber der
faschistischen Gefahr beg&uuml;nstigen und die Mobilisierung des
Proletariats im Kampf gegen den Faschismus erschweren.</P>
<P>Man kann auch nicht wenig F&auml;lle anf&uuml;hren, wo die
Kommunisten durch einen faschistischen Umsturz
&uuml;berrumpelt wurden. Denkt an Bulgarien, wo die F&uuml;hrung
unserer Partei eine &raquo;neutrale&laquo;, im Grunde genommen
aber eine opportunistische Stellung zum Umsturz vom
9. Juni 1923 einnahm; denkt an Polen, wo im Mai 1926
die F&uuml;hrung der Kommunistischen Partei, die die Triebkr&auml;fte
[22]<A name="S22"></A> der polnischen Revolution nicht richtig einsch&auml;tzte,
es nicht vermochte, den faschistischen Charakter des
Pilsudski-Umsturzes zu durchschauen, und den Ereignissen
nachhinkte; denkt an Finnland, wo unsere Partei
von der unrichtigen Vorstellung einer langsamen,
allm&auml;hlichen Faschisierung ausging und den von der
f&uuml;hrenden Gruppe der Bourgeoisie vorbereiteten
faschistischen Umsturz &uuml;bersah, der die Partei und die
Arbeiterklasse &uuml;berrumpelte.</P>
<P>Als der Nationalsozialismus bereits zu einer drohenden
Massenbewegung in Deutschland wurde, da erkl&auml;rten
Genossen, wie Heinz Neumann, f&uuml;r die die Br&uuml;ningregierung
bereits eine Regierung der faschistischen Diktatur war, in
prahlerischer Weise: &raquo;Wenn das &#155;Dritte Reich&#139; Hitlers
einmal kommen sollte, dann nur anderthalb Meter unter
der Erde, &uuml;ber der Erde aber werden wir eine siegreiche
Arbeitermacht haben.&laquo;</P>
<P>Unsere Genossen in Deutschland haben lange Zeit das
gekr&auml;nkte Nationalgef&uuml;hl und die Emp&ouml;rung der
Massen gegen den Versailler Friedensvertrag nicht gen&uuml;gend
in Rechnung gestellt, sie haben sich zu den Schwankungen
der Bauernschaft und des Kleinb&uuml;rgertums geringsch&auml;tzig
verhalten, haben sich mit dem Programm der
sozialen und nationalen Befreiung versp&auml;tet, und als sie
es aufstellten, da verstanden sie nicht, es entsprechend
den konkreten Bed&uuml;rfnissen und dem Niveau der Massen
anzuwenden; da verstanden sie es nicht einmal, es unter
den Massen gro&szlig;z&uuml;gig zu popularisieren.</P>
<P>In einer Reihe von L&auml;ndern wurde die notwendige
Entfaltung des Massenkampfes gegen den Faschismus durch
ein fruchtloses <I>R&auml;sonieren</I> &uuml;ber den Charakter des
Faschismus &raquo;im allgemeinen&laquo; und durch eine <I>sektiererische</I>
<I>Beschr&auml;nktheit</I> in bezug auf die Stellung und L&ouml;sung der
aktuellen politischen Aufgaben der Partei ersetzt.</P>
<P>Genossen, wir sprechen von den Ursachen des Sieges
des Faschismus, wir weisen auf die historische Verantwortung
[23]<A name="S23"></A> der Sozialdemokratie f&uuml;r die Niederlage der
Arbeiterklasse hin, wir stellen auch unsere eigenen Fehler
im Kampf gegen den Faschismus fest, nicht einfach
deshalb, weil wir in der Vergangenheit herumw&uuml;hlen
wollen. Wir sind keine vom Leben losgel&ouml;ste Historiker, wir
sind K&auml;mpfer der Arbeiterklasse, die verpflichtet sind,
eine Antwort auf die Frage zu geben, die Millionen
Arbeiter qu&auml;lt: <I>Kann man den Sieg des Faschismus
verhindern und wie kann man das tun?</I> Und wir antworten
diesen Millionen Arbeitern : Jawohl, Genossen, man
kann dem Faschismus den Weg versperren. Das ist
durchaus m&ouml;glich. Das h&auml;ngt von uns selbst ab, von den
Arbeitern, den Bauern, von allen Werkt&auml;tigen.</P>
<P>Die Verhinderung des Sieges des Faschismus h&auml;ngt <I>vor
allem</I> von der Kampfaktivit&auml;t der Arbeiterklasse selbst ab,
vom Zusammenschlu&szlig; ihrer Kr&auml;fte zu einer einheitlichen,
gegen die Offensive des Kapitals und des Faschismus
k&auml;mpfenden Armee. Das Proletariat, das seine
Kampfeinheit herstellt, w&uuml;rde den Einflu&szlig; des Faschismus auf
die Bauernschaft, auf das st&auml;dtische Kleinb&uuml;rgertum, auf
die Jugend und die Intelligenz paralysieren, w&uuml;rde einen
Teil neutralisieren, den anderen Teil auf seine Seite
her&uuml;berziehen.</P>
<P><I>Zweitens</I> h&auml;ngt das vom Vorhandensein einer
starken revolution&auml;ren Partei ab, die den Kampf der
Werkt&auml;tigen gegen den Faschismus richtig leitet. Eine Partei,
die systematisch die Arbeiter zum R&uuml;ckzug vor dem
Faschismus ruft und der faschistischen Bourgeoisie erlaubt,
ihre Stellungen zu st&auml;rken, - eine solche Partei wird
unvermeidlich die Arbeiter der Niederlage entgegenf&uuml;hren.</P>
<P><I>Drittens</I> h&auml;ngt das von der richtigen Politik der
Arbeiterklasse gegen&uuml;ber der Bauernschaft und den
kleinb&uuml;rgerlichen Massen in den St&auml;dten ab. Diese Massen mu&szlig;
man so nehmen, wie sie sind, und nicht so, wie wir sie
sehen m&ouml;chten. Nur im Laufe des Kampfes werden sie
ihre Zweifel und Schwankungen abwerfen, nur wenn
[24]<A name="S24"></A> man ihren unvermeidlichen Schwankungen gegen&uuml;ber
Geduld an den Tag legt und wenn das Proletariat sie politisch
unterst&uuml;tzt, werden sie sich auf eine h&ouml;here Stufe
des revolution&auml;ren Bewu&szlig;tseins und der Aktivit&auml;t emporschwingen.</P>
<P><I>Viertens</I> h&auml;ngt das von der Wachsamkeit und den
rechtzeitigen Aktionen des revolution&auml;ren Proletariats ab.
Man darf sich nicht vom Faschismus &uuml;berrumpeln lassen;
man darf ihm nicht die Initiative &uuml;berlassen; man
mu&szlig; ihm entscheidende Schl&auml;ge versetzen, wenn er es
noch nicht vermocht hat, seine Kr&auml;fte zu sammeln; man
darf es nicht zulassen, da&szlig; er seine Stellung st&auml;rkt; man
mu&szlig; ihm auf Schritt und Tritt entgegentreten, wo er sich
zeigt; man darf es nicht zulassen, da&szlig; er neue Stellungen
erobert, so wie das franz&ouml;sische Proletariat das mit Erfolg
zu tun versucht. <I>(Beifall.)</I></P>
<P>Das sind die wichtigsten Bedingungen, um das Anwachsen
des Faschismus und seinen Machtantritt zu verhindern.</P><A name="14"></A>
<H4 align="center">DER FASCHISMUS - EINE GRAUSAME, ABER
KEINE FESTE MACHT</H4>
<P>Die faschistische Diktatur der Bourgeoisie ist eine grausame,
aber keine feste Macht.</P>
<P>Worin bestehen die Hauptursachen daf&uuml;r, da&szlig; die
faschistische Diktatur keine feste Diktatur ist?</P>
<P>Der Faschismus, der sich anschickte, die
Meinungsverschiedenheiten und die Gegens&auml;tze im Lager der
Bourgeoisie zu &uuml;berwinden, versch&auml;rft diese Gegens&auml;tze noch
mehr. Der Faschismus versucht, sein politisches Monopol
zu errichten, und beseitigt gewaltsam die anderen politischen
Parteien. Aber das Vorhandensein des kapitalistischen
Systems, das Bestehen der verschiedenen Klassen
und die Versch&auml;rfung der Klassengegens&auml;tze f&uuml;hren
unvermeidlich zur Ersch&uuml;tterung und Sprengung des politischen
[25]<A name="S25"></A> Monopols des Faschismus. Das ist kein Sowjetland,
in dem die Diktatur des Proletariats ebenfalls durch
eine Monopolpartei verwirklicht wird, wo aber dieses
politische Monopol den Interessen der Millionen der
Werkt&auml;tigen entspricht und sich immer mehr auf den Aufbau
der klassenlosen Gesellschaft st&uuml;tzt. In einem faschistischen
Lande kann die Partei der Faschisten ihr Monopol
nicht lange aufrechterhalten, weil sie nicht imstande ist,
sich die Aufgabe der Beseitigung der Klassen und der
Klassengegens&auml;tze zu stellen. Sie hebt die legale Existenz
der b&uuml;rgerlichen Parteien auf, aber eine Reihe von ihnen
besteht illegal weiter. Die Kommunistische Partei aber
marschiert auch unter den illegalen Verh&auml;ltnissen
vorw&auml;rts, st&auml;hlt sich und leitet den Kampf des Proletariats
gegen die faschistische Diktatur. Auf diese Weise mu&szlig;
das politische Monopol des Faschismus unter den Schl&auml;gen
der Klassengegens&auml;tze zusammenbrechen.</P>
<P>Eine andere Ursache daf&uuml;r, da&szlig; die faschistische
Diktatur nicht fest ist, besteht darin, da&szlig; der Kontrast
zwischen der antikapitalistischen Demagogie des Faschismus
und der Politik der r&auml;uberischsten Bereicherung der
monopolistischen Bourgeoisie die Entlarvung des
Klassenwesens des Faschismus erleichtert und zur Ersch&uuml;tterung
und zum Zusammenschrumpfen seiner Massenbasis f&uuml;hrt.</P>
<P>Ferner ruft der Sieg des Faschismus den tiefen Ha&szlig;
und die Emp&ouml;rung der Massen hervor, beg&uuml;nstigt ihre
Revolutionierung und gibt der Einheitsfront des
Proletariats gegen den Faschismus einen m&auml;chtigen Ansto&szlig;.</P>
<P>Durch die Politik des wirtschaftlichen Nationalismus
(Autarkie) und durch die Inanspruchnahme des gr&ouml;&szlig;eren
Teils des Volkseinkommens f&uuml;r die Vorbereitung des
Krieges untergr&auml;bt der Faschismus die ganze Wirtschaft
des Landes und versch&auml;rft den Wirtschaftskrieg zwischen
den kapitalistischen Staaten. Er verleiht den innerhalb
der Bourgeoisie entstehenden Konflikten den Charakter
scharfer und nicht selten blutiger Zusammenst&ouml;&szlig;e,
[26]<A name="S26"></A> was die Festigkeit der faschistischen Staatsmacht in den
Augen des Volkes untergr&auml;bt. Eine Staatsmacht, die
ihre eigenen Anh&auml;nger ermordet, wie das am 30. Juni
vergangenen Jahres in Deutschland der Fall war, die
faschistische Staatsmacht, gegen die mit der Waffe in der
Hand der andere Teil der faschistischen Bourgeoisie
k&auml;mpft (der nationalsozialistische Putsch in &Ouml;sterreich,
das scharfe Auftreten einzelner faschistischer Gruppen
gegen die faschistische Regierung in Polen, Bulgarien,
Finnland und anderen L&auml;ndern), - eine solche Staatsmacht
kann in den Augen der breiten kleinb&uuml;rgerlichen
Massen ihre Autorit&auml;t nicht lange aufrechterhalten.</P>
<P>Die Arbeiterklasse mu&szlig; es verstehen, die Gegens&auml;tze
und Konflikte im Lager der Bourgeoisie auszunutzen,
aber sie darf sich keine Illusionen dar&uuml;ber machen, da&szlig;
der Faschismus sich von selbst ersch&ouml;pfen werde. Der
Faschismus wird nicht automatisch zusammenbrechen.
Nur die revolution&auml;re Aktivit&auml;t der Arbeiterklasse wird
helfen, die im Lager der Bourgeoisie unvermeidlich
entstehenden Konflikte zur Untergrabung der faschistischen
Diktatur und zu ihrem Sturz auszunutzen.</P>
<P>Durch die Liquidierung der &Uuml;berreste der b&uuml;rgerlichen
Demokratie, durch die Erhebung der offenen Gewalt zum
Regierungssystem untergr&auml;bt der Faschismus die
demokratischen Illusionen und die Autorit&auml;t der Gesetzlichkeit
in den Augen der werkt&auml;tigen Massen. Das geht um so
mehr in den L&auml;ndern vor sich, in denen, wie z.B. in
&Ouml;sterreich und Spanien, die Arbeiter mit der Waffe in
der Hand gegen den Faschismus gek&auml;mpft haben. In
&Ouml;sterreich hat der heldenhafte Kampf des Schutzbundes
und der Kommunisten trotz der Niederlage die Festigkeit
der faschistischen Diktatur von Anfang an ersch&uuml;ttert. In
Spanien ist es der Bourgeoisie nicht gelungen, den
Werkt&auml;tigen einen faschistischen Maulkorb umzuh&auml;ngen. Die
bewaffneten K&auml;mpfe in &Ouml;sterreich und Spanien f&uuml;hrten
dazu, da&szlig; immer breitere Massen der Arbeiterklasse die
[27]<A name="S27"></A> Notwendigkeit des revolution&auml;ren Klassenkampfes
erkennen.</P>
<P>Nur solche unglaublichen Philister, solche Lakaien der
Bourgeoisie, wie der &auml;lteste Theoretiker der II. Internationale,
Karl Kautsky, k&ouml;nnen den Arbeitern Vorw&uuml;rfe
machen und sagen, da&szlig; sie in &Ouml;sterreich und Spanien nicht
zu den Waffen h&auml;tten greifen sollen. Wie w&uuml;rde jetzt die
Arbeiterbewegung in &Ouml;sterreich und in Spanien
aussehen, wenn die Arbeiterklasse dieser L&auml;nder sich von den
verr&auml;terischen Ratschl&auml;gen der Kautsky hatte leiten
lassen? Die Arbeiterklasse h&auml;tte eine tiefe Demoralisierung
in ihren Reihen erlebt.</P>
<P>
<BLOCKQUOTE>&raquo;Die V&ouml;lker machen die Schule des B&uuml;rgerkriegs&laquo; - sagt Lenin -
&raquo;nicht umsonst durch. Das ist eine harte Schule, und zu ihrem vollen
Programm geh&ouml;ren <I>unvermeidlich</I> auch Siege der Gegenrevolution,
das W&uuml;ten der erbitterten Reaktion&auml;re, wilde Racheakte der alten
Macht an den Rebellen usw. Doch nur eingefleischte Pedanten und
des Verstandes bare Mumien k&ouml;nnen dar&uuml;ber jammern, da&szlig; die V&ouml;lker
diese qualvolle Schule durchmachen; diese Schule lehrt die unterdr&uuml;ckten
Klassen, den B&uuml;rgerkrieg f&uuml;hren, lehrt sie in der Revolution
siegen. Sie speichert in den Massen der modernen Sklaven jenen
Ha&szlig; auf, den die versch&uuml;chterten, stumpfen und unwissenden Sklaven
ewig verbergen, und der die Sklaven, die die Schmach ihres
Sklaventums erkannt haben, zu den gr&ouml;&szlig;ten geschichtlichen
Heldentaten f&uuml;hrt.&laquo; {* Lenin, S&auml;mtl. Werke, Bd. XII, S. 380.}</BLOCKQUOTE>
<P></P>
<P>Der Sieg des Faschismus in Deutschland hat bekanntlich
eine neue Welle der faschistischen Offensive mit sich
gebracht, die in &Ouml;sterreich zur Provokation Dollfu&szlig;, in
Spanien zu neuen Angriff en der Konterrevolution auf
die revolution&auml;ren Errungenschaften der Massen, in
Polen zur faschistischen Reform der Verfassung gef&uuml;hrt
und in Frankreich die bewaffneten Abteilungen der
Faschisten im Februar 1934 zum Versuch eines Staatsstreichs
aufgemuntert hat. Aber dieser Sieg und das
W&uuml;ten der faschistischen Diktatur haben eine
Gegenbewegung der proletarischen Einheitsfront gegen den Faschismus
<A class="Seitenzahl" name="S28">[28]</A>
im internationalen Ma&szlig;stab hervorgerufen. Die
<!--lDUS 1111 IIIn.~IIIan.IuIIaI~II l'iaw~n.aI, II~I 'u~ ~~~ ~~~~~. l.,A'..-->
Reichstagsbrandstiftung, die das Signal war zum
Generalangriff des Faschismus gegen die Arbeiterklasse, der
Raub der Gewerkschaften und der anderen Arbeiterorganisationen
und ihre Auspl&uuml;nderung, die Schreie der gefolterten
Antifaschisten aus den Kellern der faschistischen
Kasernen und den Konzentrationslagern zeigen den
Massen handgreiflich, wozu die reaktion&auml;re Spaltungst&auml;tigkeit
der F&uuml;hrer der deutschen Sozialdemokratie gef&uuml;hrt
hat, die die Vorschl&auml;ge der Kommunisten &uuml;ber einen gemeinsamen
Kampf gegen den angreifenden Faschismus
ablehnten, und &uuml;berzeugen sie von der Notwendigkeit der
Zusammenfassung aller Kr&auml;fte der Arbeiterklasse zum
Sturz des Faschismus.</P>
<P>Der Sieg Hitlers hat auch einen starken Ansto&szlig; zur
Schaffung der Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den
Faschismus in Frankreich gegeben. Der Sieg Hitlers hat
bei den Arbeitern nicht nur Furcht hervorgerufen vor
dem Schicksal der deutschen Arbeiter, hat nicht nur den
Ha&szlig; gegen die Henker ihrer deutschen Klassenbr&uuml;der
entfacht, sondern hat auch ihre Entschlossenheit verst&auml;rkt,
auf keinen Fall in ihrem Lande das zuzulassen, was mit
der Arbeiterklasse in Deutschland geschehen ist.</P>
<P>Der m&auml;chtige Drang nach der Einheitsfront in allen
kapitalistischen L&auml;ndern zeigt, da&szlig; die Lehren der
Niederlage nicht umsonst waren. Die Arbeiterklasse beginnt <I>auf
neue Weise</I> zu handeln. Die Initiative der Kommunistischen
Partei bei der Organisierung der Einheitsfront und
die grenzenlose Aufopferung der Kommunisten, der
revolution&auml;ren Arbeiter im Kampfe gegen den Faschismus
f&uuml;hrten zu einem unerh&ouml;rten Anwachsen der Autorit&auml;t
der Kommunistischen Internationale. Gleichzeitig entwickelt
sich eine tiefe Krise in der II. Internationale, die
nach dem Bankrott der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands besonders kra&szlig; zutage trat und sich
versch&auml;rfte. [29]<A name="S29"></A></P>
<P>Die sozialdemokratischen Arbeiter k&ouml;nnen sich immer
anschaulicher davon &uuml;berzeugen, da&szlig; das faschistische
Deutschland mit allen seinen Schrecken und seiner
Barbarei letzten Endes eine <I>Folge der sozialdemokratischen
Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie ist</I>.
Diese Massen werden sich immer klarer dar&uuml;ber, da&szlig; der
Weg, den die F&uuml;hrer der deutschen Sozialdemokratie das
Proletariat gef&uuml;hrt haben, nicht wieder beschritten
werden darf. Noch nie hat es in den Reihen der II.
Internationale eine solche geistige Verwirrung gegeben, wie jetzt.
Es geht eine Differenzierung innerhalb aller
sozialdemokratischen Parteien vor sich. In ihren Reihen bilden sich
<I>zwei Hauptlager</I> heraus: neben dem bestehenden Lager
der reaktion&auml;ren Elemente, die mit allen Mitteln
versuchen, den Block der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie
zu erhalten, und w&uuml;tend die Einheitsfront mit den
Kommunisten ablehnen, <I>beginnt sich das Lager der
revolution&auml;ren Elemente herauszubilden, die Zweifel an der
Richtigkeit der Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie hegen, die f&uuml;r die Schaffung einer
Einheitsfront mit den Kommunisten sind und in immer st&auml;rkerem
Ma&szlig;e auf den Standpunkt des revolution&auml;ren
Klassenkampfes &uuml;berzugehen anfangen.</I></P>
<P>Der Faschismus, der als Folge des Niederganges des
kapitalistischen Systems aufgetaucht ist, wirkt also letzten
Endes als Faktor <I>seiner weiteren Zersetzung</I>. So f&uuml;hrt
der Faschismus, der die Verpflichtung &uuml;bernahm, dem
Marxismus, der revolution&auml;ren Arbeiterbewegung den
Garaus zu machen, infolge der Dialektik des Lebens und des
Klassenkampfes zu einer weiteren <I>Entwicklung jener
Kr&auml;fte</I>, die seine Totengr&auml;ber, die Totengr&auml;ber des
Kapitalismus sein m&uuml;ssen. <I>(Beifall.)</I></P>
<P>[30]<A name="S30"></A></P><A name="2"></A>
<H3 align="center">II. DIE EINHEITSFRONT DER ARBEITERKLASSE GEGEN DEN FASCHISMUS</H3>
<P>Genossen! Millionen von Arbeitern und Werkt&auml;tigen in
den kapitalistischen L&auml;ndern fragen: wie kann man
verhindern, da&szlig; der Faschismus an die Macht gelangt, und
wie kann man den Faschismus st&uuml;rzen, wenn er
gesiegt hat? Die Kommunistische Internationale antwortet:
<I>das erste, was gemacht werden mu&szlig;, womit man
beginnen mu&szlig;, ist die Schaffung der Einheitsfront, die
Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiter in jedem
Betrieb, in jedem Bezirk, in jedem Gebiet, in jedem Lande,
in der ganzen Welt. Die Aktionseinheit des Proletariats
im nationalen und internationalen Ma&szlig;stab ist die
m&auml;chtige Waffe, die die Arbeiterklasse nicht nur zur
erfolgreichen Verteidigung, sondern auch zur erfolgreichen
Gegenoffensive gegen den Faschismus, gegen den Klassenfeind
f&auml;hig macht.</I></P><A name="201"></A>
<H4 align="center">DIE BEDEUTUNG DER EINHEITSFRONT</H4>
<P>Ist es nicht klar, da&szlig; gemeinsame Aktionen der
Anh&auml;nger der Parteien und Organisationen der zwei
Internationalen - der Kommunistischen Internationale
und der II. Internationale - den Massen die Abwehr
des faschistischen Ansturms erleichtern und das
politische Gewicht der Arbeiterklasse erh&ouml;hen w&uuml;rden?</P>
<P>Gemeinsame Aktionen der Parteien der beiden
Internationalen gegen den Faschismus w&uuml;rden jedoch nicht
nur einen Einflu&szlig; auf ihre gegenw&auml;rtigen Anh&auml;nger, auf
[31]<A name="S31"></A> die Kommunisten und die Sozialdemokraten haben, sie
w&uuml;rden auch einen m&auml;chtigen Einflu&szlig; auf die Reihen
<I>der christlichen, anarchistischen und unorganisierten
Arbeiter aus&uuml;ben, sogar auf diejenigen, die vor&uuml;bergehend
ein Opfer der faschistischen Demagogie geworden sind.</I></P>
<P>Ja noch mehr. Die machtvolle Einheitsfront des
Proletariats w&uuml;rde einen ungeheuren Einflu&szlig; <I>auf alle
anderen Schichten des werkt&auml;tigen Volkes</I> aus&uuml;ben, auf
die Bauernschaft, auf das st&auml;dtische Kleinb&uuml;rgertum,
auf die Intellektuellen. Die Einheitsfront W&uuml;rde den
schwankenden Schichten den Glauben an die Kr&auml;fte der
Arbeiterklasse geben.</P>
<P>Aber auch das ist noch nicht alles. Das Proletariat der
imperialistischen L&auml;nder hat potentielle Verb&uuml;ndete nicht
nur in den Werkt&auml;tigen des eigenen Landes, sondern auch
in den <I>unterdr&uuml;ckten V&ouml;lkern der Kolonien und Halbkolonien</I>.
Die Tatsache, da&szlig; das Proletariat im nationalen
und Internationalen Ma&szlig;stab gespalten ist, da&szlig; einer seiner
Teile die Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie und namentlich ihr Unterdr&uuml;ckungsregime in den
Kolonien und Halbkolonien unterst&uuml;tzt, st&ouml;&szlig;t die unterdr&uuml;ckten
V&ouml;lker der Kolonien und Halbkolonien von der
Arbeiterklasse ab und schw&auml;cht die internationale
antiimperialistische Front. Jeder Schritt auf dem Wege zur
Aktionseinheit, der auf die Unterst&uuml;tzung des
Befreiungskampfes der Kolonialv&ouml;lker durch das Proletariat der
imperialistischen Mutterl&auml;nder gerichtet ist, bedeutet die
Verwandlung der Kolonien und Halbkolonien in eine
der Hauptreserven des Weltproletariats.</P>
<P>Wenn wir schlie&szlig;lich in Betracht ziehen, da&szlig; die
internationale Aktionseinheit des Proletariats sich auf die
st&auml;ndig wachsende Macht des proletarischen Staates, des
Landes des Sozialismus, der Sowjetunion, st&uuml;tzt, so sehen
wir, welche breiten Perspektiven die Herstellung der
Aktionseinheit des Proletariats im nationalen und
internationalen Ma&szlig;stab er&ouml;ffnet. [32]<A name="S32"></A></P>
<P>Die Herstellung der Aktionseinheit aller Teile der
Arbeiterklasse, unabh&auml;ngig von ihrer Zugeh&ouml;rigkeit zu der
einen oder anderen Partei und Organisation, ist notwendig,
<I>noch bevor die Mehrheit der Arbeiterklasse sich zum
Kampf f&uuml;r den Sturz des Kapitalismus und f&uuml;r den Sieg
der proletarischen Revolution vereinigt haben wird.</I></P>
<P>Ist es m&ouml;glich, diese Aktionseinheit des Proletariats in
den einzelnen L&auml;ndern und in der ganzen Welt zu verwirklichen?
Jawohl, es ist m&ouml;glich, und es ist sofort
m&ouml;glich. Die Kommunistische Internationale <I>stellt f&uuml;r die
Aktionseinheit keinerlei Bedingungen, mit Ausnahme
einer einzigen, elementaren, f&uuml;r alle Arbeiter
annehmbaren Bedingung,</I> und zwar, <I>da&szlig; die Aktionseinheit sich
gegen den Faschismus, gegen die Offensive des Kapitals,
gegen die Kriegsgefahr, gegen den Klassenfeind richtet.</I>
Das ist unsere Bedingung.</P><A name="202"></A>
<H4 align="center">DIE HAUPTARGUMENTE DER GEGNER DER EINHEITSFRONT</H4>
<P>Welche Einw&auml;nde k&ouml;nnen die Gegner der Einheitsfront
machen und welche Einw&auml;nde machen sie?</P>
<P>Die einen sagen: &raquo;Die Losung der Einheitsfront ist
f&uuml;r die Kommunisten nur ein Man&ouml;ver.&laquo; W&auml;re das aber
ein Man&ouml;ver - antworten wir -, dann mu&szlig; man fragen,
warum ihr dieses &raquo;kommunistische Man&ouml;ver&laquo; nicht
durch eure ehrliche Beteiligung an der Einheitsfront
entlarvt? Wir erkl&auml;ren offen: wir wollen die
Aktionseinheit der Arbeiterklasse, damit das Proletariat in seinem
Kampfe gegen die Bourgeoisie erstarke, damit es, wenn
es heute seine Tagesinteressen gegen das angreifende
Kapital, gegen den Faschismus verteidigt, imstande sein
soll, morgen die Voraussetzungen f&uuml;r seine endg&uuml;ltige
Befreiung zu schaffen.</P>
<P>&raquo;Die Kommunisten greifen uns an&laquo; - sagen die
anderen. Aber h&ouml;rt doch, wir haben bereits wiederholt
<!-- 3 Dimitroff --> [33]<A name="S33"></A>
erkl&auml;rt: wir werden niemanden angreifen, weder Personen
noch Organisationen, noch Parteien, die f&uuml;r die
Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Klassenfeind
sind. Gleichzeitig aber haben wir im Interesse des
Proletariats und seiner Sache die Pflicht, die Personen,
Organisationen und Parteien zu kritisieren, die die
Aktionseinheit der Arbeiter st&ouml;ren.</P>
<P>&raquo;Wir k&ouml;nnen keine Einheitsfront mit den Kommunisten
bilden, weil sie ein anderes Programm haben&laquo; -
sagen die Dritten. Aber ihr behauptet doch, da&szlig; ihr ein
Programm habt, das sich vom Programm der b&uuml;rgerlichen
Parteien unterscheidet. Und das hat euch nicht
gehindert und hindert euch nicht daran, Koalitionen mit
diesen Parteien zu bilden.</P>
<P>&raquo;Die b&uuml;rgerlich-demokratischen Parteien sind bessere
Verb&uuml;ndete gegen den Faschismus als die Kommunisten&laquo; - sagen die Gegner der Einheitsfront und die
Verteidigung der Koalition mit der Bourgeoisie. Was zeigt aber
die Erfahrung Deutschlands? Dort haben doch die
Sozialdemokraten einen Block mit diesen &raquo;besseren&laquo; Verb&uuml;ndeten gebildet. Und was sind die Ergebnisse?</P>
<P>&raquo;Wenn wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten
bilden, werden die Kleinb&uuml;rger Angst vor der &#155;roten Gefahr&#139;
bekommen und zu den Faschisten &uuml;berlaufen&laquo; - h&ouml;ren
wir oft. Bedroht etwa die Einheitsfront die Bauern, die
Kleinh&auml;ndler, die Handwerker, die werkt&auml;tige Intelligenz?
Nein, die Einheitsfront bedroht die Gro&szlig;bourgeoisie, die
Finanzmagnaten, die Junker und andere Ausbeuter, deren
Regime allen diesen Schichten den v&ouml;lligen Ruin bringt.</P>
<P>&raquo;Die Sozialdemokratie ist f&uuml;r die Demokratie, die
Kommunisten aber sind f&uuml;r die Diktatur, deshalb
k&ouml;nnen wir mit den Kommunisten keine Einheitsfront bilden&laquo; - sagt eine Reihe von sozialdemokratischen F&uuml;hrern.
Aber schlagen wir euch heute etwa eine Einheitsfront
zur Proklamierung der Diktatur des Proletariats vor?
Das schlagen wir doch einstweilen nicht vor. [34]<A name="S34"></A></P>
<P>&raquo;M&ouml;gen die Kommunisten die Demokratie anerkennen
und f&uuml;r ihre Verteidigung eintreten, dann sind wir zur
Einheitsfront bereit.&laquo; Darauf erwidern wir: wir sind
Anh&auml;nger der Sowjetdemokratie, der Demokratie der
Werkt&auml;tigen, der konsequentesten Demokratie der Welt.
Aber wir verteidigen in den kapitalistischen L&auml;ndern
jeden Fu&szlig;breit der b&uuml;rgerlich-demokratischen
Freiheiten, die der Faschismus und die b&uuml;rgerliche Reaktion
angreifen, und werden es auch in Zukunft tun, weil das
die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats
verlangen.</P>
<P>&raquo;Aber die kleinen kommunistischen Parteien werden
durch ihre Beteiligung an jener Einheitsfront, die
von der Labour Party verwirklicht wird, nichts
hinzuf&uuml;gen&laquo; - sagen z.B. die F&uuml;hrer der Labour Party in
England. Aber erinnert euch, dasselbe haben die
&ouml;sterreichischen sozialdemokratischen F&uuml;hrer in bezug auf die
kleine &ouml;sterreichische Kommunistische Partei behauptet.
Was haben aber die Ereignisse gezeigt? Nicht die &ouml;sterreichische
Sozialdemokratie mit Otto Bauer und Karl
Renner an der Spitze behielt recht, sondern die kleine
&ouml;sterreichische Kommunistische Partei, die die
faschistische Gefahr in &Ouml;sterreich rechtzeitig signalisierte und
die Arbeiter zum Kampf rief. Die ganze Erfahrung der
Arbeiterbewegung hat doch gezeigt, da&szlig; die Kommunisten,
sogar wenn sie zahlenm&auml;&szlig;ig relativ schwach sind, der
Motor der Kampfaktivit&auml;t des Proletariats sind. Au&szlig;erdem
darf man nicht vergessen, da&szlig; die kommunistischen
Parteien &Ouml;sterreichs oder Englands nicht nur die
zehntausende Arbeiter repr&auml;sentieren, die Anh&auml;nger dieser
Parteien sind, sie sind <I>Teile</I> der internationalen kommunistischen
Bewegung, sie sind <I>Sektionen der Kommunistischen
Internationale,</I> deren <I>f&uuml;hrende</I> Partei die Partei eines
Proletariats ist, das bereits gesiegt hat und auf einem Sechstel
der Erde regiert.</P>
<P>&raquo;Aber die Einheitsfront hat den Sieg des Faschismus
[35]<A name="S35"></A> im Saargebiet nicht verhindern k&ouml;nnen&laquo; - wenden die
Gegner der Einheitsfront ein. Eine merkw&uuml;rdige Logik
haben diese Herrschaften! Erst tun sie alles, um den
Sieg des Faschismus sicherzustellen, und dann behaupten
sie schadenfroh, da&szlig; die Einheitsfront, zu der sie sich
im allerletzten Augenblick herbeigelassen haben, nicht
zum Sieg der Arbeiter gef&uuml;hrt habe.</P>
<P>&raquo;Wollten wir eine Einheitsfront mit den Kommunisten
bilden, so w&uuml;rden wir aus der Koalition austreten m&uuml;ssen,
und in die Regierung w&uuml;rden die reaktion&auml;ren und
faschistischen Parteien eintreten&laquo; - sagen die
sozialdemokratischen F&uuml;hrer, die in den Regierungen der
verschiedenen L&auml;nder sitzen. Nun gut. Hat die deutsche
Sozialdemokratie einer Koalitionsregierung angeh&ouml;rt? Jawohl!
Hat die &ouml;sterreichische Sozialdemokratie der Regierung
angeh&ouml;rt? Ebenfalls! Waren die spanischen Sozialisten in
einer Regierung mit der Bourgeoisie? Jawohl, auch sie!
Hat in diesen L&auml;ndern die Beteiligung der Sozialdemokratie
an den b&uuml;rgerlichen Koalitionsregierungen den
&Uuml;berfall des Faschismus auf das Proletariat verhindert?
Nein, das hat ihn nicht verhindert. Also ist es sonnenklar,
da&szlig; die Beteiligung sozialdemokratischer Minister
an einer b&uuml;rgerlichen Regierung <I>keinen</I> Schutzwall
gegen den Faschismus <I>bildet.</I></P>
<P>&raquo;Die Kommunisten handeln diktatorisch, sie wollen uns
alles vorschreiben und diktieren.&laquo; Nein. Wir schreiben
nichts vor und diktieren nichts. Wir machen nur unsere
Vorschl&auml;ge, von denen wir &uuml;berzeugt sind, da&szlig; ihre
Verwirklichung im Interesse des werkt&auml;tigen Volkes liegt.
Das ist nicht nur ein Recht, sondern auch die Pflicht
aller, die im Namen der Arbeiter auftreten. Ihr f&uuml;rchtet
eine &raquo;Diktatur&laquo; der Kommunisten? Dann la&szlig;t uns
gemeinsam alle Vorschl&auml;ge den Arbeitern vorlegen, eure
und unsere, alle gemeinsam durchberaten zusammen mit
allen Arbeitern und diejenigen Vorschl&auml;ge ausw&auml;hlen,
die f&uuml;r die Sache der Arbeiterklasse am n&uuml;tzlichsten sind. [36]<A name="S36"></A></P>
<P>Also, alle diese Argumente gegen die Einheitsfront
<I>halten keinerlei Kritik stand.</I> Das sind eher Ausreden der
reaktion&auml;ren F&uuml;hrer der Sozialdemokratie, die ihre
Einheitsfront mit der Bourgeoisie der Einheitsfront des
Proletariats vorziehen.</P>
<P>Nein! Diese Ausreden gelten nicht! Das internationale
Proletariat hat die Folgen der Spaltung der
Arbeiterbewegung ausgekostet und &uuml;berzeugt sich immer mehr
davon, da&szlig; die <I>Einheitsfront, die Aktionseinheit des
Proletariats im nationalen und internationalen Ma&szlig;stab
notwendig und durchaus m&ouml;glich sind. (Beifall.)</I></P><A name="203"></A>
<H4 align="center">INHALT UND FORMEN DER EINHEITSFRONT</H4>
<P>Was ist und was mu&szlig; der Hauptinhalt der
Einheitsfront in der gegebenen Etappe sein? Die Verteidigung
der unmittelbaren wirtschaftlichen und politischen
Interessen der Arbeiterklasse, die Verteidigung der
Arbeiterklasse gegen den Faschismus mu&szlig; der <I>Ausgangspunkt</I>
und der <I>Hauptinhalt</I> der Einheitsfront in allen
kapitalistischen L&auml;ndern sein.</P>
<P>Wir d&uuml;rfen uns nicht mit blo&szlig;en Aufrufen zum Kampf
f&uuml;r die proletarische Diktatur begn&uuml;gen, sondern m&uuml;ssen
solche Losungen und Kampfformen ausfindig machen
und vorschlagen, die sich aus den Lebensbed&uuml;rfnissen
der Massen, aus dem Grad ihrer Kampff&auml;higkeit in der
jeweiligen Entwicklungsetappe ergeben.</P>
<P>Wir m&uuml;ssen den Massen zeigen, was sie <I>heute</I> tun
m&uuml;ssen, um sich vor der kapitalistischen Auspl&uuml;nderung
und der faschistischen Barbarei zu sch&uuml;tzen.</P>
<P>Wir m&uuml;ssen uns daf&uuml;r einsetzen, da&szlig; die breiteste
Einheitsfront hergestellt wird durch gemeinsame Aktionen
der Arbeiterorganisationen der verschiedenen Richtungen
zum Schutz der Lebensinteressen der werkt&auml;tigen Massen.
Das bedeutet <I>erstens</I> den gemeinsamen Kampf f&uuml;r die
[37]<A name="S37"></A> wirkliche Abw&auml;lzung der Folgen der Krise auf die
Schultern der herrschenden Klassen, auf die Schultern der
Kapitalisten, der Grundherren, mit einem Wort, auf die
Schultern der Reichen.</P>
<P>Das bedeutet <I>zweitens</I> den gemeinsamen Kampf gegen
alle Formen der faschistischen Offensive, f&uuml;r die
Verteidigung der Errungenschaften und der Rechte der
Werkt&auml;tigen, gegen die Beseitigung der b&uuml;rgerlich-demokratischen
Freiheiten.</P>
<P>Das bedeutet <I>drittens</I> den gemeinsamen Kampf gegen
die herannahende Gefahr eines imperialistischen Krieges,
einen Kampf, der die Vorbereitung dieses Krieges
erschweren w&uuml;rde.</P>
<P>Wir m&uuml;ssen unerm&uuml;dlich die Arbeiterklasse <I>auf den
raschen Wechsel der Formen und Methoden des Kampfes</I>
bei Ver&auml;nderung der Verh&auml;ltnisse vorbereiten. In dem
Ma&szlig;e, wie die Bewegung w&auml;chst und die Einheit der
Arbeiterklasse sich verst&auml;rkt, m&uuml;ssen wir weitergehen und
den &Uuml;bergang <I>von der Verteidigung zum Angriff gegen
das Kapital</I> vorbereiten und <I>auf die Organisierung des
politischen Massenstreiks</I> hinsteuern. Dabei mu&szlig; die
unbedingte Voraussetzung eines solchen Streiks sein, da&szlig;
die ausschlaggebenden Gewerkschaften des gegebenen
Landes in diesen Streik hineingezogen werden.</P>
<P>Nat&uuml;rlich k&ouml;nnen und d&uuml;rfen die Kommunisten
keinen Augenblick auf ihre <I>selbst&auml;ndige Arbeit</I> zur
kommunistischen Aufkl&auml;rung, Organisierung und Mobilisierung
der Massen verzichten. Um jedoch den Arbeitern den
Weg zur Aktionseinheit zu sichern, mu&szlig; man gleichzeitig
sowohl kurzfristige als auch langfristige Abkommen <I>&uuml;ber
gemeinsame Aktionen mit sozialdemokratischen Parteien,
reformistischen Gewerkschaften und anderen
Organisationen der Werkt&auml;tigen</I> gegen die Klassenfeinde des
Proletariats anstreben. Die Hauptaufmerksamkeit wird man
dabei auf die Entfaltung von <I>Massenaktionen</I> in den
einzelnen Orten lenken m&uuml;ssen, die <I>von den unteren Organisationen</I> [38]<A name="S38"></A>
auf Grund von &ouml;rtlichen Abkommen
<I>durchgef&uuml;hrt werden.</I></P>
<P>Indem wir die Bedingungen aller mit ihnen
geschlossenen Abkommen loyal erf&uuml;llen, werden wir r&uuml;cksichtslos
jegliche Sabotage der gemeinsamen Aktionen durch
Personen und Organisationen, die an der Einheitsfront
teilnehmen, entlarven. Alle Versuche, Abkommen zu
sprengen, und solche Versuche werden m&ouml;glicherweise
unternommen werden, werden wir dadurch beantworten,
da&szlig; wir uns an die Massen wenden und den unerm&uuml;dlichen
Kampf f&uuml;r die Wiederherstellung der gest&ouml;rten
Aktionseinheit fortsetzen werden.</P>
<P>Nat&uuml;rlich wird die konkrete Verwirklichung der
Einheitsfront in verschiedenen L&auml;ndern auf <I>verschiedene</I>
Weise vor sich gehen, verschiedene Formen annehmen,
je nach dem Zustand und dem Charakter der
Arbeiterorganisationen, ihrem politischen Niveau, der konkreten
Situation in dem jeweiligen Lande, je nach den
Verschiebungen in der internationalen Arbeiterbewegung usw.</P>
<P>Solche Formen k&ouml;nnen z.B. sein: vereinbarte
gemeinsame Aktionen der Arbeiter <I>von Fall zu Fall</I> aus
konkreten Anl&auml;ssen, f&uuml;r einzelne Forderungen oder auch
auf Grund einer gemeinsamen Plattform; vereinbarte
Aktionen <I>in einzelnen Betrieben</I> oder <I>Industriezweigen</I>;
vereinbarte Aktionen im <I>&ouml;rtlichen, Gebiets-, Landes-</I>
oder <I>internationalen</I> Ma&szlig;stab; vereinbarte Aktionen zur
Organisierung der <I>Wirtschaftsk&auml;mpfe</I> der Arbeiter, zur
Durchf&uuml;hrung <I>politischer</I> Massenaktionen, zur
Organisierung eines gemeinsamen <I>Selbstschutzes</I> gegen
faschistische &Uuml;berf&auml;lle; vereinbarte Aktionen zur
<I>Unterst&uuml;tzung der Gefangenen und ihrer Familien,</I> zum Kampf
gegen die <I>soziale Reaktion;</I> gemeinsame Aktionen zur
Verteidigung der <I>Interessen der Jugend und der Frauen;</I>
auf dem Gebiet des <I>Genossenschaftswesens,</I> der <I>Kultur,</I>
des <I>Sports</I> usw. usw.</P>
<P>Es w&auml;re jedoch ungen&uuml;gend, wollte man sich nur mit
[39]<A name="S39"></A> dem Abschlu&szlig; eines Pakts &uuml;ber gemeinsame Aktionen und
mit der Schaffung von Kontaktkommissionen aus den
an der Einheitsfront beteiligten Parteien und
Organisationen zufrieden geben, wie wir sie z.B. in Frankreich
haben. Das ist nur der erste Schritt. Ein Pakt ist ein
Hilfsmittel zur Durchf&uuml;hrung gemeinsamer Aktionen, aber
er ist an und f&uuml;r sich noch nicht die Einheitsfront.
Eine Kontaktkommission zwischen den Leitungen
der Kommunistischen Partei und der Sozialistischen Partei
ist notwendig, um die Durchf&uuml;hrung gemeinsamer
Aktionen zu erleichtern, jedoch gen&uuml;gt sie an sich bei weitem
noch nicht zur wirklichen Entfaltung der
Einheitsfront, zur Hineinziehung der breitesten Massen in den
Kampf gegen den Faschismus.</P><!-- hier Wechsel der OCR- Software :o) -->
<P>Die Kommunisten und alle revolution&auml;ren Arbeiter
m&uuml;ssen sich daf&uuml;r einsetzen, da&szlig; w&auml;hlbare (in den
L&auml;ndern der faschistischen Diktatur aus den angesehensten
Teilnehmern der Einheitsfrontbewegung zusammengesetzte)
<I>&uuml;berparteiliche Klassenorgane der Einheitsfront </I>in den
<I>Betrieben, </I>unter den <I>Erwerbslosen,</I> in den
<I>Arbeiterbezirken, </I>unter den <I>kleinen Leuten </I>in den
<I>St&auml;dten </I>und auf dem <I>Lande </I>gebildet werden. Nur
solche Organe k&ouml;nnen durch die Einheitsfrontbewegung auch die
riesige unorganisierte Masse der Werkt&auml;tigen erfassen, k&ouml;nnen
die Entwicklung der Initiative der Massen im Kampfe gegen die
Offensive des Kapitals, gegen Faschismus und Reaktion und auf dieser
Grundlage auch die Schaffung eines notwendigen <I>breiten
Arbeiterfunktion&auml;rk&ouml;rpers der Einheitsfront, </I>die Erziehung
von Hunderten und Tausenden parteilosen Bolschewiki in den
kapitalistischen L&auml;ndern f&ouml;rdern.</P>
<P>Die gemeinsamen Aktionen der <I>organisierten </I>Arbeiter sind
der Beginn, die Grundlage. Doch d&uuml;rfen wir nicht aus den Augen
verlieren, da&szlig; die &uuml;berwiegende Mehrzahl der Arbeiter die
unorganisierten Massen bilden. So betr&auml;gt in <I>Frankreich
</I>die Zahl der organisierten Arbeiter [40]<A name="S40"></A>
, der Kommunisten, der Sozialisten, der Mitglieder von
Gewerkschaften verschiedener Richtungen - insgesamt <I>ungef&auml;hr
eine Million, </I>die Gesamtzahl der Arbeiter aber betr&auml;gt 11
<I>Millionen. </I>In <I>England </I>geh&ouml;ren den Gewerkschaften
und den Parteien aller Richtungen ungef&auml;hr <I>5 Millionen </I>an.
Dabei betr&auml;gt die Gesamtzahl der Arbeiter <I>14 Millionen.
</I>In den <I>Vereinigten Staaten von Nordamerika </I>gibt es
ungef&auml;hr <I>5 Millionen </I>organisierte Arbeiter, die
Gesamtzahl der Arbeiter betr&auml;gt dort aber <I>38 Millionen.
</I>Ungef&auml;hr dasselbe Verh&auml;ltnis besteht auch in einer Reihe
anderer L&auml;nder. In &raquo;normalen&laquo; Zeiten steht diese Masse im
wesentlichen au&szlig;erhalb des politischen Lebens. Gegenw&auml;rtig
aber ger&auml;t diese gewaltige Masse immer mehr in Bewegung, wird in
das politische Leben hineingezogen, betritt die politische Arena.</P>
<P>Die Schaffung von &uuml;berparteilichen Klassenorganen ist die
<I>beste Form </I>der Herstellung, Erweiterung und St&auml;rkung der
Einheitsfront in den Tiefen der breitesten Massen. Diese Organe werden
auch das beste Bollwerk bilden gegen alle Versuche der Gegner der
Einheitsfront, die hergestellte Aktionseinheit der Arbeiterklasse zu
st&ouml;ren.</P><A name="204"></A>
<H4 align="center">&Uuml;BER DIE ANTIFASCHISTISCHE VOLKSFRONT</H4>
<P>Bei der Mobilisierung der werkt&auml;tigen Massen zum Kampf
gegen den Faschismus ist die Schaffung einer <I>breiten
antifaschistischen Volksfront auf der Grundlage der proletarischen
Einheitsfront </I>eine besonders wichtige Aufgabe. Der Erfolg des
gesamten Kampfes des Proletariats ist eng verbunden mit der
Herstellung des Kampfb&uuml;ndnisses des Proletariats mit der
werkt&auml;tigen Bauernschaft und der Hauptmasse des st&auml;dtischen
Kleinb&uuml;rgertums, das die Mehrheit der Bev&ouml;lkerung sogar in
den industriell entwickelten L&auml;ndern bildet.</P>
<P>Der Faschismus, der diese Massen gewinnen will, versucht in
seiner Agitation, die arbeitenden Massen in Stadt [41]<A name="S41"></A>
und Land dem revolution&auml;ren Proletariat entgegenzustellen
und den Kleinb&uuml;rger mit dem Gespenst der &raquo;roten Gefahr&laquo; zu
schrecken. Wir m&uuml;ssen <I>den Spie&szlig; umdrehen </I>und den
werkt&auml;tigen Bauern, den Handwerkern sowie der werkt&auml;tigen
Intelligenz zeigen, woher ihnen die wirkliche Gefahr droht: wir
m&uuml;ssen ihnen <I>konkret zeigen, </I>wer dem Bauern die Last der
Steuern und Abgaben aufb&uuml;rdet, aus ihm Wucherzinsen
herauspre&szlig;t; wer selbst den besten Boden und alle Reicht&uuml;mer
besitzt, aber den Bauern und seine Familie von seiner Scholle
vertreibt und ihn der Arbeitslosigkeit und dem Elend preisgibt. Wir
m&uuml;ssen konkret aufzeigen, geduldig und beharrlich erkl&auml;ren,
wer Handwerker und Gewerbetreibende durch Steuern, Geb&uuml;hren,
hohen Pachtzins und f&uuml;r sie unertr&auml;gliche Konkurrenz
ruiniert; wer die breiten Massen der werkt&auml;tigen Intelligenz auf
die Stra&szlig;e wirft und arbeitslos macht.</P>
<P>Aber das <I>gen&uuml;gt nicht.</I></P>
<P>Das Grundlegende, das Entscheidendste, f&uuml;r die
Herstellung der antifaschistischen Volksfront ist die <I>entschiedene
Aktion des revolution&auml;ren Proletariats </I>zur Verteidigung der
Forderungen dieser Schichten und insbesondere der werkt&auml;tigen
Bauernschaft, der Forderungen, die den Grundinteressen des
Proletariats entsprechen, wobei man im Laufe des Kampfes die
Forderungen der Arbeiterklasse mit diesen Forderungen verkn&uuml;pfen
mu&szlig;.</P>
<P>Von gro&szlig;er Bedeutung f&uuml;r die Schaffung der
antifaschistischen Volksfront ist das richtige Herangehen an jene
Organisationen und Parteien, denen die werkt&auml;tige Bauernschaft
und die Hauptmassen des st&auml;dtischen Kleinb&uuml;rgertums in
gro&szlig;er Zahl angeh&ouml;ren.</P>
<P>In den kapitalistischen L&auml;ndern befinden sich die meisten
dieser Parteien und Organisationen - sowohl die politischen als auch die
wirtschaftlichen - noch unter dem Einflu&szlig; der Bourgeoisie und
leisten ihr Gefolgschaft. Die soziale Zusammensetzung dieser Parteien
und Organisationen ist nicht einheitlich. In ihnen befinden sich
[42]<A name="S42"></A> reiche Gro&szlig;bauern neben landlosen Bauern, gro&szlig;e
Gesch&auml;ftsleute neben kleinen Kr&auml;mern, aber die F&uuml;hrung
in ihnen geh&ouml;rt den ersten, den Agenten des Gro&szlig;kapitals.
Das verpflichtet uns, an diese Organisationen in <I>verschiedener
Weise </I>heranzutreten, zu ber&uuml;cksichtigen, da&szlig; die
Mitgliedermasse oft das wahre politische Gesicht ihrer eigenen Leitung
nicht kennt. Unter bestimmten Umst&auml;nden k&ouml;nnen und
m&uuml;ssen wir unsere Anstrengungen darauf richten, diese Parteien
und Organisationen oder einzelne Teile von ihnen trotz ihrer
b&uuml;rgerlichen Leitung f&uuml;r die antifaschistische Volksfront zu
gewinnen. So steht es z.B. gegenw&auml;rtig in Frankreich mit der
radikalen Partei, in den Vereinigten Staaten - mit den verschiedenen
Farmerorganisationen, in Polen - mit &raquo;Stronictwo Ludowe&laquo;, in
Jugoslawien - mit der kroatischen Bauernpartei, in Bulgarien - mit
dem Landwirtebund, in Griechenland - mit den Agraristen usw. Aber
unabh&auml;ngig davon, ob Aussichten auf die Gewinnung solcher
Parteien und Organisationen f&uuml;r die Volksfront bestehen, mu&szlig;
unsere Taktik <I>unter allen Unist&auml;nden </I>darauf gerichtet
sein, die ihnen angeh&ouml;renden Kleinbauern, Handwerker,
Gewerbetreibende usw. in die antifaschistische Volksfront
hineinzuziehen.</P>
<P>Ihr seht also, da&szlig; wir hier auf der ganzen Linie
aufr&auml;umen m&uuml;ssen mit der in unserer Praxis nicht selten
vorkommenden Ignorierung, Geringsch&auml;tzung der verschiedenen
Organisationen und Parteien der Bauernschaft, der Handwerker und der
Massen des st&auml;dtischen Kleinb&uuml;rgertums.</P><A name="205"></A>
<H4 align="center">ZENTRALE FRAGEN DER EINHEITSFRONT IN DEN EINZELNEN L&Auml;NDERN</H4>
<P>In jedem Lande gibt es <I>zentrale Fragen, </I>die in der
gegebenen Etappe die breitesten Massen bewegen, f&uuml;r die der Kampf
zur Herstellung der Einheitsfront aufgenommen
[43]* werden mu&szlig;. Diese zentralen Punkte, diese
zentralen Fragen richtig erfassen, hei&szlig;t die Herstellung der
Einheitsfront sichern und beschleunigen.</P><A name="206"></A>
<P align="center">a) DIE VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA</P>
<P>Nehmen wir beispielsweise ein so wichtiges Land der
kapitalistischen Welt, wie die <I>Vereinigten Staaten von Amerika.
</I>Die Krise hat hier Millionenmassen in Bewegung gebracht. Das
Programm der Sanierung des Kapitalismus hat Schiffbruch erlitten.
Ungeheure Massen fangen an, den b&uuml;rgerlichen Parteien den
R&uuml;cken zu kehren, und stehen gegenw&auml;rtig am Scheideweg.</P>
<P>Der erst in seinen Anf&auml;ngen steckende amerikanische
Faschismus versucht, die Entt&auml;uschung und Unzufriedenheit dieser
Massen in eine reaktion&auml;re faschistische Bahn zu lenken. Die
Eigenart der Entwicklung des amerikanischen Faschismus besteht darin,
da&szlig; er im jetzigen Stadium vorwiegend in der Form der Opposition
gegen den Faschismus als einer &raquo;nichtamerikanischen&laquo;, aus dem
Auslande importierten Str&ouml;mung auftritt. Zum Unterschied vom
deutschen Faschismus, der mit verfassungsfeindlichen Losungen auftrat,
versucht der amerikanische Faschismus, sich als K&auml;mpfer f&uuml;r
die Verfassung und die &raquo;amerikanische Demokratie&laquo; hinzustellen. Er ist
noch keine Kraft, die eine unmittelbare Gefahr bildet. Aber wenn es
ihm gelingt, in die breiten, von den alten b&uuml;rgerlichen Parteien
entt&auml;uschten Massen einzudringen, so kann er in der
allern&auml;chsten Zeit zu einer ernsten Gefahr werden.</P>
<P>Was w&uuml;rde aber der Sieg des Faschismus in den Vereinigten
Staaten bedeuten? F&uuml;r die werkt&auml;tigen Massen w&uuml;rde er
nat&uuml;rlich eine ungeheure St&auml;rkung des Regimes der Ausbeutung
und die Zerschlagung der Arbeiterbewegung bedeuten. Und welches
w&auml;re die internationale Bedeutung dieses Sieges des Faschismus?
Die [44]<A name="S44"></A> Vereinigten Staaten sind nat&uuml;rlich weder Ungarn noch
Finnland, weder Bulgarien noch Litauen. Der Sieg des Faschismus in den
Vereinigten Staaten w&uuml;rde die ganze internationale Lage sehr
wesentlich &auml;ndern.</P>
<P>Kann sich das amerikanische Proletariat unter diesen
Umst&auml;nden allein mit der Organisierung seiner
klassenbewu&szlig;ten Avantgarde zufrieden geben, die bereit ist, den
revolution&auml;ren Weg zu gehen? Nein.</P>
<P>Es ist ganz offensichtlich, da&szlig; die Interessen des
amerikanischen Proletariats es erfordern, da&szlig; alle seine
Kr&auml;fte unverz&uuml;glich von den kapitalistischen Parteien
abr&uuml;cken. Es mu&szlig; Wege und geeignete Formen finden, um
rechtzeitig zu verhindern, da&szlig; der Faschismus die unzufriedenen
breiten Massen der Werkt&auml;tigen an sich zieht. Und hier
m&uuml;ssen wir sagen: die Schaffung einer Massenpartei der
Werkt&auml;tigen, einer &raquo;<I>Arbeiter- und Farmerpartei&laquo; </I>k&ouml;nnte eine solche geeignete Form unter den amerikanischen
Verh&auml;ltnissen sein. <I>Eine solche Partei w&auml;re eine
spezifische Form der Volksfront der Massen in Amerika, </I>eine Front,
die man den Parteien der Trusts und der Banken sowie dem anwachsenden
Faschismus entgegenstellen mu&szlig;. Eine solche Partei w&auml;re
nat&uuml;rlich <I>weder </I>eine sozialistische <I>noch </I>eine
kommunistische Partei. Aber sie <I>mu&szlig; </I>eine antifaschistische
und <I>darf keine </I>antikommunistische Partei sein. Das Programm
dieser Partei mu&szlig; gegen die Banken, die Trusts und Monopole,
gegen die Hauptfeinde des Volkes, die mit seinen N&ouml;ten
spekulieren, gerichtet sein. Eine solche Partei kann ihrer Bestimmung
nur dann entsprechen, wenn sie sich f&uuml;r die dringendsten
Forderungen der Arbeiterklasse einsetzen, wenn sie f&uuml;r eine
wirkliche Sozialgesetzgebung, f&uuml;r die Arbeitslosenversicherung
k&auml;mpfen wird; wenn sie daf&uuml;r k&auml;mpfen wird, da&szlig; die
wei&szlig;en und schwarzen Halbp&auml;chter Land bekommen und von der
Schuldenlast befreit werden; wenn sie sich f&uuml;r die Annullierung
der Verschuldung der Farmer einsetzen wird; wenn sie f&uuml;r die
[45]<A name="S45"></A> Gleichberechtigung der Neger, f&uuml;r die Verteidigung der
Forderungen der Kriegsteilnehmer, f&uuml;r die Verteidigung der
Interessen der Vertreter der freien Berufe, der kleinen
Gesch&auml;ftsleute und Handwerker k&auml;mpfen wird. Und so weiter.</P>
<P>Es versteht sich von selbst, da&szlig; eine solche Partei
f&uuml;r die Entsendung ihrer Vertreter in die lokalen
Selbstverwaltungen, in die repr&auml;sentativen K&ouml;rperschaften
der einzelnen Bundesstaaten sowie in den Kongre&szlig; und in den Senat
k&auml;mpfen wird.</P>
<P>Unsere Genossen in den Vereinigten Staaten haben richtig
gehandelt, als sie die Initiative zur Schaffung einer solchen Partei
ergriffen. Aber sie werden noch wirksame Ma&szlig;nahmen ergreifen
m&uuml;ssen, damit die Schaffung einer solchen Partei zur Sache der
Massen selbst werde. Die Frage der Schaffung einer &raquo;Arbeiter- und
Farmerpartei&laquo; und ihr Programm m&uuml;ssen in Massenversammlungen
er&ouml;rtert werden. Es ist notwendig, eine ganz breite Bewegung zur
Schaffung dieser Partei zu entfalten und sich an die Spitze dieser
Bewegung zu stellen. Man darf auf keinen Fall zulassen, da&szlig; die
Initiative der Organisierung der Partei in die H&auml;nde derjenigen
Elemente &uuml;bergehe, die die Unzufriedenheit der &uuml;ber beide
b&uuml;rgerlichen Parteien - die demokratische und die
reformistische - entt&auml;uschten Millionenmassen ausnutzen wollen,
um eine &raquo;dritte&laquo; Partei in den Vereinigten Staaten zu schaffen, als
antikommunistische Partei, gegen die revolution&auml;re Bewegung.</P><A name="207"></A>
<P align="center">b) ENGLAND</P>
<P>In <I>England </I>ist die faschistische Organisation Mosleys
infolge der Massenaktionen der englischen Arbeiter vor&uuml;bergehend
in den Hintergrund getreten. Aber wir d&uuml;rfen nicht die Augen
davor verschlie&szlig;en, da&szlig; die sogenannte &raquo;Nationale Regierung&laquo; eine Reihe von reaktion&auml;ren Ma&szlig;nahmen
[46]<A name="S46"></A> gegen die Arbeiterklasse durchf&uuml;hrt, durch die
auch in England Verh&auml;ltnisse geschaffen werden, die
n&ouml;tigenfalls der Bourgeoisie den &Uuml;bergang zum faschistischen
Regime erleichtern. Gegen die faschistische Gefahr
in England in der gegenw&auml;rtigen Etappe k&auml;mpfen,
hei&szlig;t vor allem gegen die &raquo;Nationale Regierung&laquo;, gegen
ihre reaktion&auml;ren Ma&szlig;nahmen, gegen die Offensive des
Kapitals, f&uuml;r die Verteidigung der Arbeitslosenforderungen,
gegen den Lohnabbau, f&uuml;r die Aufhebung aller Gesetze
k&auml;mpfen, mit deren Hilfe die englische Bourgeoisie
das Lebensniveau der Massen herabdr&uuml;ckt.</P>
<P>Aber der wachsende Ha&szlig; der Arbeiterklasse gegen die &raquo;Nationale Regierung&laquo; vereinigt immer breitere Massen unter der Losung
der Schaffung einer <I>neuen Labour-Regierung </I>in England.
K&ouml;nnen die Kommunisten diese Stimmung der breiten Massen, die
noch an die Labour-Regierung glauben, au&szlig;er acht lassen! Nein,
Genossen! Wir m&uuml;ssen den Weg zu diesen Massen finden. Wir sagen
ihnen offen, wie das der XIII. Parteitag der englischen
Kommunistischen Partei sagte: wir Kommunisten sind Anh&auml;nger der
Sowjetmacht, als der einzigen Macht, die die Arbeiter vom Joch des
Kapitals befreien kann. Aber ihr wollt eine Labour-Regierung? Gut, wir
k&auml;mpften und k&auml;mpfen Schulter an Schulter mit euch f&uuml;r
die Niederlage der &raquo;Nationalen Regierung&laquo;. Wir sind bereit, euren
Kampf f&uuml;r die Schaffung einer neuen Labour-Regierung zu
unterst&uuml;tzen, obwohl beide fr&uuml;here Labour-Regierungen die von
der Labour Party der Arbeiterschaft gegebenen Versprechen nicht
erf&uuml;llt haben. Wir erwarten von dieser Regierung nicht, da&szlig;
sie sozialistische Ma&szlig;nahmen durchf&uuml;hren wird. Aber im Namen
von Millionen Arbeitern <I>stellen wir ihr die Forderung, </I>die
unmittelbarsten wirtschaftlichen und politischen Interessen der
Arbeiterklasse und aller Werkt&auml;tigen zu verteidigen. Wir wollen
zusammen ein gemeinsames Programm solcher Forderungen er&ouml;rtern
und jene Aktionseinheit verwirklichen
[47]<A name="S47"></A> , die das Proletariat braucht, um der reaktion&auml;ren
Offensive der &raquo;Nationalen Regierung&laquo;, der Offensive des Kapitals
und des Faschismus, der Vorbereitung des neuen Krieges Widerstand
entgegenzusetzen. Die englischen Genossen sind bereit, zusammen mit
den Organisationen der Labour Party auf dieser Grundlage bei den
bevorstehenden Parlamentswahlen gegen die &raquo;Nationale Regierung&laquo; und
auch gegen Loyd George aufzutreten, der auf seine Manier versucht, die
Massen im Interesse der englischen Bourgeoisie, gegen die Sache der
Arbeiterklasse, f&uuml;r sich zu gewinnen.</P>
<P>Diese Haltung der englischen Kommunisten ist richtig. Sie wird
ihnen die Herstellung der Einheitsfront des Kampfes mit den
Millionenmassen der englischen Gewerkschaften und der Labour Party
erleichtern.</P>
<P>Indem die Kommunisten stets in den vordersten Reihen des
k&auml;mpfenden Proletariats bleiben, den Massen den einzig richtigen
Weg - den Weg des Kampfes f&uuml;r den revolution&auml;ren Sturz der
Herrschaft der Bourgeoisie und f&uuml;r die Errichtung der
Sowjetmacht - zeigen, d&uuml;rfen sie bei der Festlegung ihrer
aktuellen politischen Aufgaben nicht jene notwendigen Etappen der
Massenbewegung zu &uuml;berspringen suchen, in deren Verlauf die
arbeitenden Massen ihre Illusionen auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen
&uuml;berwinden und auf die Seite des Kommunismus &uuml;bergehen.</P>
<P align="center"><A name="208"></A>FRANKREICH</P>
<P><I>Frankreich </I>ist das Land, in dem bekanntlich die
Arbeiterklasse dem gesamten internationalen Proletariat ein Beispiel
gibt, wie man den Kampf gegen den Faschismus f&uuml;hren mu&szlig;. Die
franz&ouml;sische Kommunistische Partei gibt allen Sektionen der
Kommunistischen Internationale ein Beispiel daf&uuml;r, wie man die
Einheitsfronttaktik durchf&uuml;hren mu&szlig;, die sozialistischen
Arbeiter geben ein
[48]<A name="S48"></A> Beispiel daf&uuml;r, was jetzt die sozialdemokratischen
Arbeiter der anderen kapitalistischen L&auml;nder im Kampf gegen den
Faschismus machen m&uuml;ssen. <I>(Beifall.) </I> Die Bedeutung
der am 14. Juli dieses Jahres stattgefundenen antifaschistischen
Demonstration in Paris, an der sich eine halbe Million Menschen
beteiligte, sowie der zahlreichen Demonstrationen in anderen
St&auml;dten Frankreichs ist gewaltig. Das ist schon nicht blo&szlig;
eine Einheitsfrontbewegung der Arbeiter, das ist der Beginn einer
breiten allgemeinen Volksfront gegen den Faschismus in Frankreich.</P>
<P>Diese Bewegung der Einheitsfront hebt den Glauben der
Arbeiterklasse an ihre Kr&auml;fte, st&auml;rkt in ihr das
Bewu&szlig;tsein ihrer f&uuml;hrenden Rolle gegen&uuml;ber der
Bauernschaft, dem st&auml;dtischen Kleinb&uuml;rgertum, der
Intelligenz; sie erweitert den Einflu&szlig; der Kommunistischen Partei
in den Arbeitermassen und st&auml;rkt somit das Proletariat im
Kampf gegen den Faschismus. Diese Bewegung mobilisiert rechtzeitig die
Wachsamkeit der Massen gegen&uuml;ber der faschistischen Gefahr. Sie
wird ein z&uuml;ndendes Beispiel f&uuml;r die Entfaltung des
antifaschistischen Kampfes in den anderen kapitalistischen
L&auml;ndern sein und wird aufmunternd auf das von der faschistischen
Diktatur niedergehaltene deutsche Proletariat wirken.</P>
<P>Das ist zweifellos ein gro&szlig;er Sieg, aber er entscheidet
noch nicht den Ausgang des antifaschistischen Kampfes. Die
&uuml;berwiegende Mehrheit des franz&ouml;sischen Volkes ist
zweifelsohne gegen den Faschismus. Aber die Bourgeoisie versteht es,
mit Hilfe der bewaffneten Macht den Willen der V&ouml;lker zu
vergewaltigen. Die faschistische Bewegung entwickelt sich weiter
vollkommen frei, unter aktiver Unterst&uuml;tzung durch das
Monopolkapital, den Staatsapparat der Bourgeoisie, den Generalstab der
franz&ouml;sischen Armee und die reaktion&auml;ren F&uuml;hrer der
katholischen Kirche - dieses Bollwerks einer jeden Reaktion. Die
st&auml;rkste faschistische Organisation &raquo;Feuerkreuzler&laquo; verf&uuml;gt
gegenw&auml;rtig &uuml;ber 300.000 bewaffnete Leute,
[49]<A name="S49"></A> deren Kern 60.000 Reserveoffiziere bilden. Sie hat starke
Positionen in der Polizei, in der Gendarmerie, in der Armee, in der
Luftflotte, im gesamten Staatsapparat. Die letzten Gemeindewahlen
zeigen, da&szlig; in Frankreich nicht nur die revolution&auml;ren
Kr&auml;fte, sondern auch die Kr&auml;fte des Faschismus zunehmen.
Wenn es dem Faschismus gelingt, in die breiten Bauernmassen
einzudringen und sich die Unterst&uuml;tzung eines Teiles der Armee
bei Neutralit&auml;t des anderen zu sichern, dann werden die
franz&ouml;sischen werkt&auml;tigen Massen den Machtantritt der
Faschisten nicht verhindern k&ouml;nnen. Verge&szlig;t nicht, Genossen,
die organisatorische Schw&auml;che der franz&ouml;sischen
Arbeiterbewegung, die den Erfolg der faschistischen Offensive
erleichtert. Es besteht keinerlei Grund f&uuml;r die Arbeiterklasse
und alle Antifaschisten in Frankreich, sich mit den erreichten
Resultaten zufrieden zu geben.</P>
<P>Vor welchen Aufgaben steht die Arbeiterklasse Frankreichs?</P>
<P><I>Erstens: </I> die Einheitsfront nicht nur auf politischem,
sondern auch auf wirtschaftlichem Gebiet herzustellen zur
Organisierung des Kampfes gegen die Kapitalsoffensive; durch ihren
Druck den Widerstand der Spitzen des reformistischen
Gewerkschaftsbundes (CGT) gegen die Einheitsfront zu brechen.</P>
<P><I>Zweitens: </I> die gewerkschaftliche Einheit in Frankreich
herzustellen: Einheitsgewerkschaften auf dem Boden des Klassenkampfes.</P>
<P><I>Drittens: </I> die breiten Bauernmassen, die Massen des
Kleinb&uuml;rgertums in die antifaschistische Bewegung hineinzuziehen,
wobei ihren unmittelbarsten Forderungen ein besonderer Platz im
Programm der antifaschistischen Volksfront einzur&auml;umen ist.</P>
<P><I>Viertens: </I> die organisatorische Verankerung und
Erweiterung der begonnenen antifaschistischen Bewegung durch Schaffung
von &uuml;berparteilichen w&auml;hlbaren Organen der
antifaschistischen Volksfront im Massenma&szlig;stab,
[50]<A name="S50"></A> von Organen, deren Einflu&szlig; breitere Massen erfa&szlig;t als
die jetzt in Frankreich bestehenden Parteien und Organisationen der
Werkt&auml;tigen.</P>
<P><I>F&uuml;nftens: </I>durch ihren Druck die Aufl&ouml;sung und
Entwaffnung der faschistischen Organisationen, als Organisationen von
Verschw&ouml;rern gegen die Republik und als Agenten Hitlers in
Frankreich, durchzusetzen.</P>
<P><I>Sechstens: </I>die S&auml;uberung des Staatsapparates, der
Armee, der Polizei von den Verschw&ouml;rern durchzusetzen, die einen
faschistischen Umsturz vorbereiten.</P>
<P><I>Siebentens: </I>Entfaltung des Kampfes gegen die F&uuml;hrer
der reaktion&auml;ren Cliquen der katholischen Kirche als eines der
wichtigsten Bollwerke des franz&ouml;sischen Faschismus.</P>
<P><I>Achtens: </I>Verbindung der Armee mit der antifaschistischen
Bewegung durch Schaffung von Komitees zum Schutz der Republik und der
Verfassung in der Armee gegen diejenigen, die die Armee zu einem
verfassungswidrigen Staatsstreich ausnutzen wollen <I>(Beifall);
</I>nicht zulassen, da&szlig; die reaktion&auml;ren Kr&auml;fte in
Frankreich das franz&ouml;sisch-sowjetische B&uuml;ndnis sprengen, das die
Sache des Friedens gegen die Aggressivit&auml;t des deutschen
Faschismus verteidigt. <I>(Beifall.)</I></P>
<P>Und wenn die antifaschistische Bewegung in Frankreich zur
Schaffung einer Regierung f&uuml;hren sollte, die einen wirklichen
Kampf - nicht nur mit Worten, sondern mit Taten - gegen den
franz&ouml;sischen Faschismus f&uuml;hren wird, die das Programm der
Forderungen der antifaschistischen Volksfront durchf&uuml;hren wird,
so werden die Kommunisten, die unvers&ouml;hnliche Feinde einer jeden
b&uuml;rgerlichen Regierung und Anh&auml;nger der Sowjetmacht
<I>bleiben, </I>angesichts der wachsenden faschistischen Gefahr
nichtsdestoweniger <I>bereit sein, eine solche Regierung zu
unterst&uuml;tzen. (Beifall.)</I></P>
<P>[51]</P><A name="209"></A>
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE FASCHISTISCHEN MASSENORGANISATIONEN</H4>
<P>Genossen, der Kampf f&uuml;r die Schaffung der Einheitsfront in
den L&auml;ndern, wo die Faschisten an der Macht sind, ist wohl das
wichtigste Problem, vor dem wir stehen. Dort verl&auml;uft dieser
Kampf nat&uuml;rlich unter bedeutend schwierigeren Verh&auml;ltnissen
als in den L&auml;ndern mit legaler Arbeiterbewegung. Es bestehen nun
aber in den faschistischen L&auml;ndern alle Voraussetzungen f&uuml;r
die Entfaltung einer wirklichen antifaschistischen Volksfront im
Kampfe gegen die faschistische Diktatur; denn die
sozialdemokratischen, die christlichen und die anderen Arbeiter
k&ouml;nnen z.B. in Deutschland die Notwendigkeit des einheitlichen
Kampfes zusammen mit den Kommunisten gegen die faschistische Diktatur
unmittelbarer erkennen. Die breiten Schichten des Kleinb&uuml;rgertums
und der Bauernschaft, die bereits die bitteren Fr&uuml;chte der
faschistischen Herrschaft gekostet haben, empfinden eine immer
gr&ouml;&szlig;ere Unzufriedenheit und Entt&auml;uschung, was ihre
Einbeziehung in die antifaschistische Volksfront erleichtert.</P>
<P>In den faschistischen L&auml;ndern, insbesondere in Deutschland
und Italien, wo der Faschismus es verstanden hat, sich eine
Massenbasis zu schaffen, und die Arbeiter und anderen Werkt&auml;tigen
gewaltsam in seine Organisationen hineingetrieben hat, besteht die
Hauptaufgabe in der geschickten Verkn&uuml;pfung des Kampfes gegen die
faschistische Diktatur von au&szlig;en mit ihrer Unterw&uuml;hlung von
innen, in den faschistischen Massenorganisationen und Organen. Man
mu&szlig; entsprechend den konkreten Verh&auml;ltnissen dieser
L&auml;nder besondere Methoden und Formen pr&uuml;fen, sich zu eigen
machen und anwenden, die die rascheste Zersetzung der Massenbasis des
Faschismus beg&uuml;nstigen und den Sturz der faschistischen Diktatur
vorbereiten. Das mu&szlig; man pr&uuml;fen, sich zu eigen machen und
anwenden [52]<A name="S52"></A> , und nicht nur schreien: &raquo;Nieder mit Hitler!&laquo;, &raquo;Nieder mit Mussolini!&laquo;. Ja, pr&uuml;fen, sich zu eigen machen und
anwenden.</P>
<P>Das ist eine schwierige und komplizierte Aufgabe. Sie ist um so
schwieriger, als unsere Erfahrungen der erfolgreichen Bek&auml;mpfung
der faschistischen Diktatur &auml;u&szlig;erst begrenzt sind. Unsere
italienischen Genossen k&auml;mpfen z.B. schon ungef&auml;hr 13 Jahre
unter den Verh&auml;ltnissen der faschistischen Diktatur. Aber es ist
ihnen noch immer nicht gelungen, einen wirklichen Massenkampf gegen
den Faschismus zu entfalten, und darum konnten sie leider in dieser
Beziehung den anderen kommunistischen Parteien der faschistischen
L&auml;nder wenig mit positiven Erfahrungen helfen.</P>
<P>Die deutschen und italienischen Kommunisten und die Kommunisten
anderer faschistischer L&auml;nder sowie die Mitglieder der
kommunistischen Jugendverb&auml;nde haben Wunder an Heldentum an den
Tag gelegt. Sie brachten und bringen t&auml;glich ungeheure Opfer. Vor
diesem Heldentum und diesen Opfern neigen wir alle unser Haupt. Aber
Heldentum allein gen&uuml;gt nicht. <I>(Beifall.)</I> Dieses Heldentum
mu&szlig; verkn&uuml;pft werden mit der tagt&auml;glichen Arbeit unter
den Massen, mit einem solchen konkreten Kampf gegen den Faschismus,
da&szlig; hier die f&uuml;hlbarsten Resultate erzielt werden. In
unserem Kampf gegen die faschistische Diktatur ist es besonders
gef&auml;hrlich, das Erw&uuml;nschte f&uuml;r Wirklichkeit zu halten.
Man mu&szlig; von den Tatsachen ausgehen, von der wirklichen konkreten
Situation.</P>
<P>Wie ist aber die heutige Wirklichkeit, z.B. in Deutschland?</P>
<P>Unter den Massen w&auml;chst die Unzufriedenheit und die
Entt&auml;uschung &uuml;ber die Politik der faschistischen Diktatur,
was sogar die Form von Teilstreiks und anderen Aktionen annimmt. Trotz
aller Bem&uuml;hungen ist es dem Faschismus nicht gelungen, die
Hauptmassen der
[53]<A name="S53"></A> Arbeiterschaft politisch f&uuml;r sich zu erobern; er verliert
und wird in immer gr&ouml;&szlig;erem Ma&szlig;e sogar seine
fr&uuml;heren Anh&auml;nger verlieren. Aber wir m&uuml;ssen uns doch
dar&uuml;ber Rechenschaft ablegen, da&szlig; diejenigen Arbeiter, die
von der <I>M&ouml;glichkeit </I>des Sturzes der faschistischen
Diktatur &uuml;berzeugt und heute schon bereit sind, aktiv daf&uuml;r
zu k&auml;mpfen, einstweilen noch in der Minderheit sind. Das sind wir
Kommunisten und der revolution&auml;re Teil der sozialdemokratischen
Arbeiter. Die Mehrheit der Werkt&auml;tigen dagegen hat einstweilen
noch nicht die realen und konkreten M&ouml;glichkeiten und Wege des
Sturzes dieser Diktatur erkannt und wartet zun&auml;chst noch ab. Das
mu&szlig; man ber&uuml;cksichtigen, wenn wir unsere Aufgaben im Kampf
gegen den Faschismus in Deutschland festlegen und wenn wir besondere
Methoden zum Sturz und zur Ersch&uuml;tterung der faschistischen
Diktatur in Deutschland suchen, studieren und anwenden werden.</P>
<P>Um der faschistischen Diktatur einen empfindlichen Sto&szlig; zu
versetzen, m&uuml;ssen wir ihre verwundbarste Stelle kennen. Wo
befindet sich die Achillesferse der faschistischen Diktatur? In ihrer
sozialen Basis. Und die ist au&szlig;erordentlich buntscheckig. Sie
umfa&szlig;t verschiedene Klassen und verschiedene Schichten der
Gesellschaft. Der Faschismus proklamierte sich zum einzigen
Repr&auml;sentanten aller Klassen und Schichten der Bev&ouml;lkerung:
des Fabrikanten und des Arbeiters, des Million&auml;rs und des
Arbeitslosen, des Junkers und des Kleinbauern, des
Gro&szlig;kapitalisten und des Handwerkers. Er tut so, als ob er die
Interessen aller dieser Schichten, die Interessen der Nation
verteidigt. Da aber der Faschismus die Diktatur der
Gro&szlig;bourgeoisie ist, so mu&szlig; er unvermeidlich mit seiner
sozialen Massenbasis in Konflikt geraten, um so mehr, als gerade
unter der faschistischen Diktatur die Klassengegens&auml;tze zwischen
der Meute der Finanzmagnaten und der erdr&uuml;ckenden Mehrheit des
Volkes am krassesten hervortreten. [54]<A name="S54"></A></P>
<P>Wir k&ouml;nnen die Massen in den entscheidenden Kampf f&uuml;r
den Sturz der faschistischen Diktatur nur dann f&uuml;hren, wenn wir
die Arbeiter, die gewaltsam in die faschistischen Organisationen
hineingejagt wurden oder aus mangelndem Klassenbewu&szlig;tsein in sie
eingetreten sind, in die <I>elementarsten Bewegungen </I>zum Schutze
ihrer wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen
hineinziehen. Eben darum m&uuml;ssen die Kommunisten als die besten
Verteidiger der tagt&auml;glichen Interessen der Mitgliedermasse in
diesen Organisationen arbeiten, eingedenk dessen, da&szlig; in dem
Ma&szlig;e, wie die in diesen Organisationen befindlichen Arbeiter
anfangen, immer h&auml;ufiger Rechte f&uuml;r sich zu fordern und ihre
Interessen zu verteidigen, sie unweigerlich mit der faschistischen
Diktatur in Konflikt geraten werden.</P>
<P>Auf dem Boden der Verteidigung der dringendsten, in der ersten
Zeit der elementarsten Interessen der werkt&auml;tigen Massen in Stadt
und Land, ist es verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig leichter, eine
gemeinsame Sprache nicht nur mit den aufgekl&auml;rten Antifaschisten,
sondern auch mit denjenigen Werkt&auml;tigen zu finden, die noch
Anh&auml;nger des Faschismus sind, aber &uuml;ber seine Politik
entt&auml;uscht und unzufrieden sind, die n&ouml;rgeln und nach einer
Gelegenheit suchen, um ihrer Unzufriedenheit Luft zu machen. Wir
m&uuml;ssen uns &uuml;berhaupt Rechenschaft dar&uuml;ber ablegen,
da&szlig; unsere ganze Taktik in den L&auml;ndern der faschistischen
Diktatur einen solchen Charakter tragen mu&szlig;, da&szlig; wir die
einfachen Anh&auml;nger des Faschismus nicht von uns absto&szlig;en,
da&szlig; wir sie nicht von neuem in die Arme des Faschismus
sto&szlig;en, sondern da&szlig; wir die Kluft zwischen den
faschistischen Spitzen und der Masse der entt&auml;uschten, einfachen
Anh&auml;nger des Faschismus unter den werkt&auml;tigen Schichten
vertiefen.</P>
<P>Man braucht sich nicht daran zu sto&szlig;en, Genossen, wenn
Leute, die auf Grund dieser Tagesinteressen mobilisiert
[55]<A name="S55"></A> wurden, sich entweder f&uuml;r indifferent in der
Politik oder sogar f&uuml;r Anh&auml;nger des Faschismus halten.
Wichtig f&uuml;r uns ist, da&szlig; wir sie in die Bewegung
hineinziehen, die anf&auml;nglich vielleicht noch nicht offen unter
den Losungen des Kampfes gegen den Faschismus marschiert, jedoch
objektiv bereits eine antifaschistische Bewegung ist, weil sie diese
Massen der faschistischen Diktatur entgegenstellt.</P>
<P>Die Erfahrung lehrt uns, da&szlig; die Ansicht, es sei in den
L&auml;ndern der faschistischen Diktatur <I>&uuml;berhaupt
unm&ouml;glich, </I>legal oder halblegal aufzutreten, eine
sch&auml;dliche und falsche Ansicht ist. Auf einem derartigen
Standpunkt zu beharren, bedeutet in Passivit&auml;t verfallen, auf die
wirkliche Massenarbeit &uuml;berhaupt verzichten. Allerdings ist es
eine schwierige, komplizierte Aufgabe, unter den Verh&auml;ltnissen
der faschistischen Diktatur Formen und Methoden f&uuml;r ein legales
oder halblegales Auftreten zu finden. Aber wie in vielen anderen
Fragen, wird auch hier der Weg gewiesen durch das Leben selbst und
durch die Initiative der Massen selbst, die schon eine Reihe von
Beispielen geliefert haben, die wir verallgemeinern, in organisierter
und zweckm&auml;&szlig;iger Weise anwenden m&uuml;ssen. Man mu&szlig;
mit aller Entschiedenheit mit der Untersch&auml;tzung der Arbeit in
den faschistischen Massenorganisationen Schlu&szlig; machen. Sowohl in
Italien als auch in Deutschland und in einer Reihe anderer
faschistischer L&auml;nder haben unsere Genossen ihre Passivit&auml;t
und h&auml;ufig in der Praxis sogar ihre direkte Ablehnung der Arbeit
in den faschistischen Massenorganisationen damit bem&auml;ntelt,
da&szlig; sie die Arbeit in den Betrieben der Arbeit in den
faschistischen Massenorganisationen entgegenstellten. In Wirklichkeit
aber hat gerade diese schematische Gegen&uuml;berstellung dazu
gef&uuml;hrt, da&szlig; die Arbeit sowohl in den faschistischen
Massenorganisationen als auch in den Betrieben au&szlig;erordentlich
[56]<A name="S56"></A> schwach oder manchmal sogar &uuml;berhaupt nicht
geleistet wurde.</P>
<P>Indessen ist es f&uuml;r die Kommunisten in den faschistischen
L&auml;ndern besonders wichtig, &uuml;berall dort zu sein, wo die
Massen sind. Der Faschismus hat den Arbeitern ihre eigenen legalen
Organisationen genommen. Er hat ihnen die faschistischen
Organisationen aufgezwungen, und dort <I>befinden sich </I>die
Massen - gezwungenerma&szlig;en oder zum Teil freiwillig. Diese
Massenorganisationen des Faschismus k&ouml;nnen und m&uuml;ssen unser
legales oder halblegales Wirkungsfeld sein, wo wir mit den Massen in
Verbindung kommen werden. Sie k&ouml;nnen und m&uuml;ssen f&uuml;r uns
ein legaler oder halblegaler Ausgangspunkt f&uuml;r die Verteidigung
der tagt&auml;glichen Interessen der Massen werden. Zur Ausnutzung
dieser M&ouml;glichkeiten m&uuml;ssen die Kommunisten Wahlposten in
den faschistischen Massenorganisationen erobern, um mit den Massen
F&uuml;hlung zu haben, und sie m&uuml;ssen sich ein- f&uuml;r allemal
frei machen von dem Vorurteil, da&szlig; eine solche Arbeit sich
f&uuml;r einen revolution&auml;ren Arbeiter nicht gezieme und
unw&uuml;rdig sei.</P>
<P>In Deutschland besteht z.B. das System der sogenannten &raquo;Betriebsvertrauensr&auml;te&laquo;. Wo aber steht es geschrieben, da&szlig;
wir in diesen Organisationen den Faschisten das Monopol einr&auml;umen
m&uuml;ssen? K&ouml;nnen wir denn nicht versuchen, die
kommunistischen, sozialdemokratischen, christlichen und anderen
antifaschistischen Arbeiter in den Betrieben zusammenzufassen, damit
sie bei der Abstimmung &uuml;ber die Liste der &raquo;Betriebsvertrauensr&auml;te&laquo; die offenen Agenten des Unternehmers
streichen und andere Kandidaten in die Listen eintragen, die das
Vertrauen der Arbeiter besitzen? Die Praxis hat bereits gezeigt,
da&szlig; das m&ouml;glich ist.</P>
<P>Lehrt uns denn die Praxis nicht auch, da&szlig; man gemeinsam mit
den sozialdemokratischen und anderen unzufriedenen Arbeitern von den &raquo;Betriebsvertrauensr&auml;ten&laquo; [57]<A name="S57"></A> eine wirkliche Verteidigung der Arbeiterinteressen fordern
kann?</P>
<P>Nehmt die &raquo;<I>Arbeitsfront&laquo; </I>in Deutschland oder die
faschistischen Gewerkschaften in Italien. Kann man denn nicht fordern,
da&szlig; die Funktion&auml;re der &raquo;Arbeitsfront&laquo; gew&auml;hlt und
nicht ernannt werden? Kann man denn nicht darauf bestehen, da&szlig;
die leitenden Instanzen der Ortsgruppen vor den
Mitgliederversammlungen der Organisationen Rechenschaft ablegen? Kann
man denn nicht mit diesen Forderungen auf Beschlu&szlig; der Gruppe
sich an den Unternehmer, den &raquo;Treuh&auml;nder der Arbeit&laquo;, an die
h&ouml;heren Instanzen der &raquo;Arbeitsfront&laquo; wenden? Das ist m&ouml;glich
unter der Bedingung, da&szlig; die revolution&auml;ren Arbeiter
tats&auml;chlich in der &raquo;Arbeitsfront&laquo; arbeiten und Posten in ihr
erobern.</P>
<P>Solche Arbeitsmethoden sind m&ouml;glich und notwendig auch in
anderen faschistischen Massenorganisationen, in der Hitlerjugend, in
den Sportorganisationen, in der Organisation &raquo;Kraft durch Freude&laquo;, im
Dopo Lavoro in Italien, in den Genossenschaften usw.</P>
<P>Genossen, ihr erinnert euch der alten Sage von der Einnahme
Trojas. Troja hatte sich vor dem angreifenden Heer durch
unbezwingbare Mauern gesch&uuml;tzt. Und das angreifende Heer, das
nicht wenig Verluste erlitten hatte, konnte den Sieg nicht erringen,
bis es ihm nicht gelang, mit Hilfe des trojanischen Pferdes in das
Innere, in das Herz des Feindes einzudringen.</P>
<P>Mir scheint, wir revolution&auml;ren Arbeiter d&uuml;rfen nicht
Ansto&szlig; daran nehmen, die gleiche Taktik gegen&uuml;ber unserem
faschistischen Feinde anzuwenden, der sich vor dem Volke durch eine
lebendige Mauer seiner Mordbuben sch&uuml;tzt. <I>(Beifall.)</I></P>
<P>Wer die Notwendigkeit der Anwendung einer solchen Taktik
gegen&uuml;ber dem Faschismus nicht begreift, wer ein solches Vorgehen
f&uuml;r &raquo;erniedrigend&laquo; h&auml;lt, der mag ein
[58]<A name="S58"></A> vortrefflicher Genosse sein, aber er ist, mit Verlaub gesagt,
ein Schw&auml;tzer und kein Revolution&auml;r; der versteht nicht, die
Massen zum Sturz der faschistischen Diktatur zu f&uuml;hren.
<I>(Beifall.)</I></P>
<P>Die Massenbewegung der Einheitsfront, die <I>au&szlig;erhalb und
innerhalb </I>der faschistischen Organisationen Deutschlands, Italiens
und anderer L&auml;nder entsteht, in denen der Faschismus eine
Massenbasis hat, die von der Verteidigung der elementarsten
Bed&uuml;rfnisse ausgeht, ihre Formen und Kampflosungen mit der
Erweiterung und Steigerung dieses Kampfes wechselt, wird der
<I>Sturmbock </I>sein, der die Festung der faschistischen Diktatur,
die heute vielen unbezwingbar zu sein scheint, zerst&ouml;ren wird.</P><A name="210"></A>
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT IN DEN L&Auml;NDERN, WO SICH DIE SOZIALDEMOKRATIE IN DER REGIERUNG BEFINDET</H4>
<P>Der Kampf f&uuml;r die Herstellung der Einheitsfront wirft auch
ein anderes, &uuml;beraus wichtiges Problem auf, das Problem der
Einheitsfront in den L&auml;ndern, wo sich sozialdemokratische
Regierungen oder Koalitionsregierungen unter Teilnahme der Sozialisten
an der Macht befinden, wie z.B. in D&auml;nemark, Norwegen,
Schweden, der Tschechoslowakei und Belgien.</P>
<P>Unsere absolut ablehnende Stellung zu den sozialdemokratischen
Regierungen, die Regierungen dies Kompromisses mit der Bourgeoisie
sind, ist bekannt. Aber dennoch betrachten wir das Bestehen einer
<I>sozialdemokratischen Regierung </I>oder einer Regierungskoalition
der sozialdemokratischen Partei mit b&uuml;rgerlichen Parteien nicht
als <I>un&uuml;berwindliches </I>Hindernis f&uuml;r die Herstellung
der Einheitsfront mit den Sozialdemokraten in bestimmten Fragen. Wir
sind der Meinung, da&szlig; auch in diesem Falle die
[59]<A name="S59"></A> Einheitsfront zum Schutze der Lebensinteressen des
werkt&auml;tigen Volkes und im Kampfe gegen den Faschismus durchaus
<I>m&ouml;glich </I>und <I>notwendig </I>ist. Es versteht
sich, da&szlig; in den L&auml;ndern, wo Vertreter der
sozialdemokratischen Partei an der Regierung teilnehmen, die
sozialdemokratische F&uuml;hrung sich der proletarischen Einheitsfront
am meisten <I>widersetzt. </I>Das ist vollkommen begreiflich. Wollen
sie doch der Bourgeoisie zeigen, da&szlig; gerade sie besser und
geschickter als alle anderen es verstehen, die unzufriedenen
Arbeitermassen im Zaum zu halten und sie vor dem Einflu&szlig; des
Kommunismus zu bewahren. Allein die Tatsache, da&szlig; die
sozialdemokratischen Minister der proletarischen Einheitsfront
ablehnend gegen&uuml;berstehen, kann nicht im geringsten einen solchen
Zustand rechtfertigen, <I>wo die Kommunisten nichts zur Schaffung der
Einheitsfront des Proletariats tun.</I></P>
<P>Unsere Genossen in den skandinavischen L&auml;ndern gehen
h&auml;ufig den Weg des geringsten Widerstandes, <I>indem sie sich auf
die propagandistische Entlarvung der sozialdemokratischen Regierung
beschr&auml;nken. </I>Das ist ein Fehler. In <I>D&auml;nemark</I> z.B.
sitzen die sozialdemokratischen F&uuml;hrer schon zehn Jahre in
der Regierung und die Kommunisten wiederholen zehn Jahre tagaus,
tagein, da&szlig; dies eine b&uuml;rgerliche, kapitalistische Regierung
sei. Man mu&szlig; annehmen, da&szlig; diese Propaganda den
d&auml;nischen Arbeitern bekannt ist. Der Umstand, da&szlig; eine
bedeutende Mehrheit ihre Stimmen dennoch f&uuml;r die
sozialdemokratische Regierungspartei abgibt, zeigt nur, da&szlig; die
propagandistische Entlarvung der Regierung durch die Kommunisten
<I>nicht gen&uuml;gt, </I>zeigt aber <I>nicht, </I>da&szlig; diese
Hunderttausende von Arbeitern mit allen Regierungsma&szlig;nahmen der
sozialdemokratischen Minister zufrieden sind. Nein, sie sind <I>nicht
zufrieden </I>damit, da&szlig; die sozialdemokratische Regierung mit
ihrem sogenannten &raquo;Krisenabkommen&laquo; den <I>Gro&szlig;kapitalisten und
Gro&szlig;grundbesitzern </I>und nicht den Arbeitern
[60]<A name="S60"></A> und armen Bauern hilft; da&szlig; sie durch ihre Verordnung
vom Januar 1933 den Arbeitern das <I>Streikrecht </I>genommen hat;
da&szlig; sie beschlossen hat, die Polizei <I>neu zu bewaffnen </I>und
in <I>Kasernen unterzubringen; </I>da&szlig; die sozialdemokratische
F&uuml;hrung eine gef&auml;hrliche <I>antidemokratische Wahlreform
</I>projektiert (mit bedeutender Verringerung der Anzahl der
Abgeordneten). Ich werde wohl kaum fehlgehen, wenn ich behaupte,
da&szlig; 99 Prozent der Arbeiter D&auml;nemarks solche politischen
Ma&szlig;nahmen der sozialdemokratischen F&uuml;hrer und Minister
<I>nicht billigen.</I></P>
<P>K&ouml;nnen denn die Kommunisten die Gewerkschaften und die
sozialdemokratischen Organisationen in D&auml;nemark nicht auffordern,
die eine oder die andere dieser aktuellen Fragen zu er&ouml;rtern,
ihre Meinung dar&uuml;ber zu &auml;u&szlig;ern und gemeinsam f&uuml;r
die proletarische Einheitsfront zur Durchsetzung der
Arbeiterforderungen einzutreten? Im vorigen Jahre, im Oktober, als
unsere d&auml;nischen Genossen an die Gewerkschaften mit der
Aufforderung herantraten, gegen die K&uuml;rzung der
Arbeitslosenunterst&uuml;tzung Stellung zu nehmen und f&uuml;r die
demokratischen Rechte der Gewerkschaften einzutreten, schlossen sich
etwa 100 lokale Gewerkschaftsorganisationen der Einheitsfront an.</P>
<P>In <I>Schweden </I>befindet sich zum drittenmal eine
sozialdemokratische Regierung an der Macht, aber die schwedischen
Kommunisten haben in der Praxis lange Zeit auf die Anwendung der
Einheitsfronttaktik verzichtet. Warum? Waren sie denn gegen die
Einheitsfront? Nat&uuml;rlich nicht, sie waren grunds&auml;tzlich
f&uuml;r die Einheitsfront, f&uuml;r die Einheitsfront <I>im
allgemeinen, </I>aber sie begriffen nicht aus welchem Anla&szlig;, in
welchen Fragen, zur Verteidigung welcher Forderungen man die
proletarische Einheitsfront erfolgreich herstellen k&ouml;nnte, wo und
wie man anpacken soll. Einige Monate vor der Bildung der
sozialdemokratischen Regierung, w&auml;hrend des Wahlkampfes trat die
sozialdemokratische Partei mit einer Plattform hervor, die
[61]<A name="S61"></A> eine Reihe von Forderungen enthielt, die gerade in eine
Plattform der proletarischen Einheitsfront h&auml;tten aufgenommen
werden k&ouml;nnen. Beispielsweise die Losungen: &raquo;<I>Gegen die
Z&ouml;lle&laquo; &raquo;Gegen die Militarisierung&laquo;, &raquo;</I>Schlu&szlig; mit der
Verschleppung der <I>Arbeitslosenversicherung&laquo;, &raquo;</I>Sicherung einer
zum <I>Leben ausreichenden Altersrente&laquo;, &raquo;Nichtzulassung solcher
Organisationen wie MunchCorps&laquo; </I>(faschistische Organisation), &raquo;Nieder mit den von den b&uuml;rgerlichen Parteien geforderten
<I>Klassengesetzen gegen die Gewerkschaften&laquo;.</I></P>
<P>&Uuml;ber eine Million Werkt&auml;tige Schwedens stimmten 1932
f&uuml;r diese von der Sozialdemokratie aufgestellten Forderungen und
begr&uuml;&szlig;ten 1933 die Bildung einer sozialdemokratischen
Regierung in der Hoffnung, da&szlig; nunmehr die Verwirklichung dieser
Forderungen folgen w&uuml;rde. Was konnte in dieser Situation
nat&uuml;rlicher sein - und was konnte in gr&ouml;&szlig;erem
Ma&szlig;e den W&uuml;nschen der Arbeitermassen entsprechen - als ein
Herantreten der Kommunistischen Partei an alle sozialdemokratischen
und gewerkschaftlichen Organisationen mit dem Vorschlag, gemeinsame
Aktionen <I>zur Durchf&uuml;hrung dieser von der Sozialdemokratischen
Partei aufgestellten Forderungen zu veranstalten.</I></P>
<P>Wenn es gelungen w&auml;re, die breiten Massen zur
Durchf&uuml;hrung solcher von den Sozialdemokraten selbst
aufgestellten Forderungen wirklich zu mobilisieren, die
sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiterorganisationen zu
einer Einheitsfront zusammenzuschlie&szlig;en, so h&auml;tte dadurch
die <I>Arbeiterklasse Schwedens </I>zweifellos nur gewonnen. Die
sozialdemokratischen Minister Schwedens h&auml;tten sich
nat&uuml;rlich dar&uuml;ber nicht sehr gefreut. Denn in diesem Falle
w&auml;re die Regierung gezwungen gewesen, wenigstens einige
Forderungen zu befriedigen. Auf jeden Fall w&auml;re nicht das
eingetreten, was jetzt eingetreten ist, wo die Regierung statt der
Aufhebung der Z&ouml;lle einige
[62]<A name="S62"></A> Z&ouml;lle <I>erh&ouml;ht </I>hat, wo sie statt der
Einschr&auml;nkung des Militarismus den Milit&auml;retat erh&ouml;ht
und statt der Ablehnung aller gegen die Gewerkschaften gerichteten
Gesetze <I>selbst </I>einen solchen Gesetzentwurf im Parlament
eingebracht hat. Allerdings hat die KP Schwedens im Zusammenhang mit
der letzten Frage eine gute Massenkampagne im Geiste der
proletarischen Einheitsfront durchgef&uuml;hrt und hat erreicht,
da&szlig; sich schlie&szlig;lich sogar die sozialdemokratische
Parlamentsfraktion gezwungen sah, gegen den Gesetzentwurf der
Regierung zu stimmen und dieser fiel vorl&auml;ufig durch.</P>
<P>Die <I>norwegischen </I>Kommunisten handelten richtig als sie am
1. Mai die Organisationen der Arbeiterpartei zu gemeinsamen
Demonstrationen aufriefen und eine Reihe von Forderungen aufstellten,
die im Grunde mit den Forderungen der Wahlplattform der norwegischen
Arbeiterpartei zusammenfielen. Obgleich dieser Schritt zugunsten der
Einheitsfront schwach vorbereitet und die F&uuml;hrung der
norwegischen Arbeiterpartei gegen ihn Stellung nahm, fanden dennoch in
<I>drei&szlig;ig Ortschaften Demonstrationen der Einheitsfront
statt.</I></P>
<P>Fr&uuml;her hatten viele Kommunisten Angst, da&szlig; es
ihrerseits eine &Auml;u&szlig;erung des Opportunismus sein w&uuml;rde, wenn
sie nicht <I>jeder </I>Teilforderung der Sozialdemokraten ihre
eigenen, zweimal so radikalen Forderungen entgegensetzen. Das war ein
naiver Fehler. Wenn die Sozialdemokraten beispielsweise die Forderung
der Aufl&ouml;sung der faschistischen Organisationen aufstellen, so
brauchen wir nicht hinzuzuf&uuml;gen: &raquo;sowie Aufl&ouml;sung der
staatlichen Polizei&laquo; (denn es ist zweckm&auml;&szlig;ig, diese
Forderung in einer anderen Situation aufzustellen), sondern wir
m&uuml;ssen den sozialdemokratischen Arbeitern sagen: wir sind bereit,
diese Forderungen eurer Partei anzunehmen als Forderungen der
proletarischen Einheitsfront und bis ans Ende f&uuml;r ihre
[63]<A name="S63"></A> Verwirklichung zu k&auml;mpfen. Wollen wir zusammen den Kampf
aufnehmen.</P>
<P>Auch in der <I>Tschechoslowakei </I>kann und mu&szlig; man zur
Herstellung der Einheitsfront der Arbeiterklasse bestimmte, von der
tschechischen und deutschen Sozialdemokratie sowie von den
reformistischen Gewerkschaften aufgestellte Forderungen
ausn&uuml;tzen. Wenn die Sozialdemokratie z.B. die Arbeitsbeschaffung
f&uuml;r die Arbeitslosen oder - wie sie das z.B. bereits seit 1927
tut - die Aufhebung der Gesetze fordert, die die Selbstverwaltung der
Gemeinden einschr&auml;nken, so mu&szlig; man in jedem Orte, in jedem
Bezirk diese Forderungen konkretisieren und Schulter an Schulter
mit den sozialdemokratischen Organisationen f&uuml;r ihre
tats&auml;chliche Verwirklichung k&auml;mpfen. Oder wenn die
sozialdemokratischen Parteien die Tr&auml;ger des Faschismus im
Staatsapparat &raquo;im allgemeinen&laquo; anprangern, so mu&szlig; man in jedem
Bezirk die <I>konkreten </I>faschistischen Wortf&uuml;hrer ans Licht
der Sonne bringen und gemeinsam mit den sozialdemokratischen
Organisationen f&uuml;r ihre Entfernung aus den staatlichen
Institutionen eintreten.</P>
<P>In <I>Belgien </I>sind die F&uuml;hrer der Sozialistischen
Partei mit Emil Vandervelde an der Spitze in die Koalitionsregierung
eingetreten. Diesen &raquo;Erfolg&laquo; erzielten sie durch ihre langandauernde
breite Kampagne f&uuml;r zwei Hauptforderungen: 1. <I>Aufhebung
der Notverordnungen</I> und 2. <I>Realisierung des Plans de Man.
</I>Die erste Frage ist von gro&szlig;er Wichtigkeit. Die fr&uuml;here
Regierung hatte insgesamt 150 reaktion&auml;re Notverordnungen
erlassen, die als &uuml;beraus schwere B&uuml;rde auf den Schultern
des werkt&auml;tigen Volkes lasten. Sie sollten sofort aufgehoben
werden. Das war eine Forderung der Sozialistischen Partei. Hat aber
die neue Regierung viele dieser Notverordnungen aufgehoben? Keine
einzige. Sie hat nur einige Notverordnungen etwas gelindert, um eine
Art &raquo;symbolische Zahlung&laquo; f&uuml;r die gro&szlig;z&uuml;gigen
Verhei&szlig;ungen der sozialistischen F&uuml;hrer
[64]<A name="S64"></A> Belgiens zu leisten (&auml;hnlich dem &raquo;symbolischen Dollar&laquo;,
den einige europ&auml;ische M&auml;chte Amerika als Zahlung f&uuml;r
die Millionen Dollar ihrer Kriegsschulden anboten).</P>
<P>Was die Realisierung des gro&szlig;spurigen Plans de Man
betrifft, so nahm die Sache eine f&uuml;r die werkt&auml;tigen Massen ganz
unerwartete Wendung: die sozialistischen Minister erkl&auml;rten,
da&szlig; man <I>zuerst die Wirtschaftskrise &uuml;berwinden </I>und
nur diejenigen Teile des Plans de Man durchf&uuml;hren m&uuml;sse, die
die Lage der Industriellen und Banken verbessere, dann erst w&uuml;rde
man diejenigen Ma&szlig;nahmen durchf&uuml;hren k&ouml;nnen, die auf
eine Erleichterung der Lage der Arbeiter abzielen. <I>Wie lange
</I>sollen jedoch die Arbeiter auf <I>ihren </I>Teil des &raquo;Wohlergehens&laquo; warten, das der Plan de Man verhei&szlig;t? &Uuml;ber die
belgischen Bankiers ergo&szlig; sich bereits ein wahrer <I>Goldregen.
</I>Es wurde eine Entwertung des belgischen Franken um 28 Prozent
durchgef&uuml;hrt und durch diese Manipulation konnten sich die
Bankiers 4&frac12; Milliarden Franken als Troph&auml;en auf Kosten der
Lohnempf&auml;nger und der Ersparnisse der kleinen Leute aneignen. Wie
vertr&auml;gt sich das mit dem Inhalt des Plans de Man? Wollte man dem
Wortlaut des Plans Glauben schenken, so verspricht er ja &raquo;Repressalien&laquo; gegen Monopolmi&szlig;br&auml;uche und
Spekulationsman&ouml;ver.</P>
<P>Die Regierung setzte auf Grund des Plans de Man eine Kommission
zur Kontrolle &uuml;ber die Banken ein, aber eine Kommission, die
<I>aus Bankiers besteht, </I>die jetzt lustig und sorglos sich selbst
kontrollieren!</P>
<P>Der Plan de Man verspricht auch eine Reihe anderer guter Sachen: &raquo;<I>K&uuml;rzung des Arbeitstages&laquo;, &raquo;Normalisierung der L&ouml;hne&laquo;, &raquo;Minimall&ouml;hne&laquo;, &raquo;</I>Organisierung eines allumfassenden Systems
der <I>Sozialversicherung&laquo;, </I>Erweiterung der Bequemlichkeiten
durch <I>neuen Wohnungsbau </I>usw. Das alles sind Forderungen, die
wir Kommunisten unterst&uuml;tzen k&ouml;nnen. Wir m&uuml;ssen an die
Arbeiterorganisationen Belgiens herantreten und sagen: die
Kapitalisten haben schon genug und sogar zuviel bekommen. Wollen
[65]<A name="S65"></A> wir von den sozialdemokratischen Ministern verlangen, da&szlig;
sie ihre Versprechungen, die sie den Arbeitern gegeben haben,
einl&ouml;sen. Wollen wir uns zur <I>Einheitsfront </I>f&uuml;r die
<I>erfolgreiche Verteidigung </I>unserer Interessen
zusammenschlie&szlig;en. Minister Vandervelde, wir unterst&uuml;tzen
die in <I>Ihrer </I>Plattform enthaltenen Arbeiterforderungen; aber
wir erkl&auml;ren offen: wir meinen es <I>ernst </I>mit diesen
Forderungen, wir wollen Taten und keine leeren Worte und darum
vereinigen wir Hunderttausende von Arbeitern
<I>zum Kampf </I>f&uuml;r diese Forderungen!</P>
<P>Dadurch, da&szlig; die Kommunisten in L&auml;ndern mit
sozialdemokratischer Regierung, die entsprechenden Einzelforderungen
aus den Plattformen der sozialdemokratischen Parteien selbst und die
Wahlversprechungen der sozialdemokratischen Minister als Ausgangspunkt
f&uuml;r gemeinsame Aktionen mit den sozialdemokratischen Parteien und
Organisationen ausn&uuml;tzen, werden sie es nachher leichter haben,
eine Kampagne f&uuml;r die Herstellung der Einheitsfront zu entfalten,
und zwar bereits auf Grund einer Reihe anderer Forderungen der Massen
im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive, gegen Faschismus und
Kriegsgefahr.</P>
<P>Ferner mu&szlig; man im Auge haben: wenn die gemeinsamen Aktionen
mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen im
allgemeinen von den Kommunisten eine ernste, begr&uuml;ndete Kritik
des Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis der
Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie, sowie eine unerm&uuml;dliche,
kameradschaftliche Aufkl&auml;rung der sozialdemokratischen Arbeiter
&uuml;ber das Programm und die Losungen des Kommunismus erfordern, so
ist diese Aufgabe im Kampf um die Einheitsfront von besonderer
Wichtigkeit in den L&auml;ndern mit sozialdemokratischer Regierung.
[66]<A name="S66"></A></P><A name="211"></A>
<H4 align="center">DER KAMPF F&Uuml;R DIE GEWERKSCHAFTSEINHEIT</H4>
<P>Genossen! Zu einer der wichtigsten Etappen bei der Festigung
der Einheitsfront mu&szlig; die Verwirklichung der Einheit der
Gewerkschaften sowohl im nationalen als auch im internationalen
Ma&szlig;stab werden.</P>
<P>Wie bekannt, wurde die Spaltungstaktik der reformistischen
F&uuml;hrer mit gr&ouml;&szlig;ter Sch&auml;rfe in den Gewerkschaften
durchgef&uuml;hrt. Das ist auch begreiflich: hier fand ihre Politik
der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie ihre praktische Vollendung
unmittelbar im Betrieb, auf Kosten der Lebensinteressen der
Arbeitermasse. Dies rief nat&uuml;rlich eine scharfe Kritik und den
Widerstand der revolution&auml;ren Arbeiter unter F&uuml;hrung der
Kommunisten gegen diese Praxis hervor. Darum spielte sich der
heftigste Kampf zwischen Kommunismus und Reformismus auf
gewerkschaftlichem Gebiete ab.</P>
<P>Je schwieriger und komplizierter die Lage des Kapitalismus
wurde, um so reaktion&auml;rer war die Politik der F&uuml;hrer der
Amsterdamer Gewerkschaften und um so aggressiver waren ihre
Ma&szlig;nahmen gegen alle oppositionellen Elemente innerhalb der
Gewerkschaften. Sogar die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in
Deutschland und die versch&auml;rfte Kapitalsoffensive in allen
kapitalistischen L&auml;ndern lie&szlig; diese Aggressivit&auml;t nicht
erlahmen. Ist es nicht bezeichnend, da&szlig; allein im Jahre 1933 in
England, Holland, Belgien, Schweden die schm&auml;hlichsten
Rundschreiben versandt wurden, die den Ausschlu&szlig; der Kommunisten
und revolution&auml;ren Arbeiter aus den Gewerkschaften bezweckten?</P>
<P>In England erschien 1933 ein Rundschreiben, das den lokalen
Gewerkschaftsgruppen den Eintritt in Antikriegs- und andere
revolution&auml;re Organisationen verbot. Das war der Auftakt zu dem
ber&uuml;hmten &raquo;Schwarzen Zirkular&laquo; des Generalrats der
Gewerkschaften, mit dem jedes Gewerkschaftskartell, das Delegierte in
seinen Bestand aufnimmt,
[67]<A name="S67"></A> die &raquo;in dieser oder jener Weise mit kommunistischen
Organisationen zu tun haben&laquo;, f&uuml;r ungesetzlich erkl&auml;rt wird.
Was soll erst von der Leitung der deutschen Gewerkschaften gesagt
werden, die unerh&ouml;rte Repressalien gegen die revolution&auml;ren
Elemente in den Gewerkschaften anwandte!</P>
<P>Unsere Taktik darf aber nicht von der Haltung einzelner
F&uuml;hrer der Amsterdamer Gewerkschaften ausgehen, wie gro&szlig;
auch die Schwierigkeiten sein m&ouml;gen, die diese Haltung f&uuml;r
den Klassenkampf schafft, sondern mu&szlig; vor allem von der Tatsache
ausgehen, wo <I>sich die Arbeitermassen befinden. </I>Und hier
m&uuml;ssen wir offen erkl&auml;ren: die Arbeit in den Gewerkschaften
ist die brennendste Frage aller kommunistischen Parteien. Wir
m&uuml;ssen einen wirklichen Umschwung in der Gewerkschaftsarbeit
herbeif&uuml;hren und die Frage des Kampfes um die
Gewerkschaftseinheit in den Mittelpunkt stellen.</P>
<P>Genosse Stalin sagte uns bereits vor zehn Jahren:</P>
<BLOCKQUOTE>
&raquo;Worin liegt die Kraft der Sozialdemokratie im Westen?
Darin, da&szlig; sie sich auf die Gewerkschaften st&uuml;tzt.
Worin besteht die Schw&auml;che unserer kommunistischen
Parteien im Westen?</BLOCKQUOTE>
<BLOCKQUOTE>Darin, da&szlig; sie sich noch nicht mit den Gewerkschaften eng
verbunden haben und manche Elemente dieser kommunistischen Parteien
sich mit den Gewerkschaften nicht eng verbinden wollen.</BLOCKQUOTE>
<BLOCKQUOTE>Darum besteht die Hauptaufgabe der kommunistischen Parteien des
Westens im gegenw&auml;rtigen Moment darin, die Kampagne f&uuml;r die
Einheit der Gewerkschaftsbewegung weiterzuentwickeln und zu Ende zu
f&uuml;hren, da&szlig; alle Kommunisten ausnahmslos in die
Gewerkschaften eintreten, dort eine systematische, geduldige Arbeit im
Interesse des Zusammenschlusses der Arbeiterklasse gegen das Kapital
leisten und dadurch erreichen, da&szlig; die kommunistischen Parteien
sich auf die Gewerkschaften st&uuml;tzen k&ouml;nnen.&laquo; {* Stalin, &raquo;Probleme des Leninismus&laquo;, 1. Folge, S. 179 f.}</BLOCKQUOTE>
<P>Ist dieser Hinweis des Genossen Stalin erf&uuml;llt worden?
Nein, Genossen, er ist nicht erf&uuml;llt worden.</P>
<P>Viele unserer Genossen ignorierten den Drang der Arbeiter nach
den Gewerkschaften und gingen angesichts der Schwierigkeiten der
Arbeit in den Amsterdamer Gewerkschaften
[68]<A name="S68"></A> an dieser komplizierten Aufgabe vor&uuml;ber. Sie
sprachen unaufh&ouml;rlich von der Organisationskrise der Amsterdamer
Gewerkschaften, von der Flucht der Arbeiter aus den Gewerkschaften und
&uuml;bersahen es, wie die Gewerkschaften nach einem gewissen
R&uuml;ckgang am Anfang der Weltwirtschaftskrise wieder zu wachsen
begannen. Die Besonderheit der Gewerkschaftsbewegung bestand gerade
darin, da&szlig; die Offensive der Bourgeoisie auf die
Gewerkschaftsrechte, die Versuche in einer Reihe von L&auml;ndern, die
Gewerkschaften gleichzuschalten (Polen, Ungarn usw.), der Abbau der
Sozialversicherung, der Lohnraub, trotzdem ein Widerstand von seiten
der reformistischen Gewerkschaftsf&uuml;hrer fehlte, die Arbeiter
zwangen, sich noch fester um die Gewerkschaften
zusammenzuschlie&szlig;en, denn die Arbeiter wollten und wollen in der
Gewerkschaft den kampfbereiten Verteidiger ihrer brennenden
Klasseninteressen sehen. Dadurch erkl&auml;rt sich die Tatsache,
da&szlig; die Mehrzahl der Amsterdamer Gewerkschaften - in Frankreich,
in der Tschechoslowakei, in Belgien, Schweden, Holland, in der Schweiz
usw. - in den letzten Jahren ihre Mitgliederzahl erh&ouml;ht hat. Der
Amerikanische Gewerkschaftsbund hat in den letzten zwei Jahren seine
Mitgliederzahl ebenfalls bedeutend erh&ouml;ht.</P>
<P>Wenn die deutschen Genossen die Aufgabe der Gewerkschaftsarbeit,
von der ihnen Genosse <I>Th&auml;lmann </I>wiederholt sprach, besser
begriffen h&auml;tten, so h&auml;tten wir sicher in den Gewerkschaften
eine bessere Lage gehabt als es im Augenblick des Machtantritts der
faschistischen Diktatur der Fall war. Ende 1932 standen nur etwa 10
Prozent der Parteimitglieder in den Freien Gewerkschaften, - trotzdem
die Kommunisten nach dem VI. Kongre&szlig; der Komintern an der Spitze
einer ganzen Reihe von Streiks standen. In der Presse schrieben unsere
Genossen von der Notwendigkeit, 90 Prozent unserer Kr&auml;fte der
Arbeit in de Gewerkschaften zu widmen, aber in der Praxis wurde alles
auf die Revolution&auml;re Gewerkschaftsopposition konzentriert
[69]<A name="S69"></A> , die faktisch danach strebte, die Gewerkschaften zu
ersetzen. Und nach der Macht&uuml;bernahme Hitlers? Im Laufe von zwei
Jahren widersetzten sich viele unserer Genossen hartn&auml;ckig und
systematisch der richtigen Losung des Kampfes um den Wiederaufbau der
Freien Gewerkschaften.</P>
<P>Ich k&ouml;nnte &auml;hnliche Beispiele fast aus allen anderen
kapitalistischen L&auml;ndern anf&uuml;hren.</P>
<P>Aber wir haben auch schon einen ersten ernsthaften Aktivposten
im Kampfe um die Einheit der Gewerkschaftsbewegung in den
europ&auml;ischen L&auml;ndern. Ich habe das kleine &Ouml;sterreich im
Auge, wo auf Initiative der Kommunistischen Partei die Basis
f&uuml;r eine illegale Gewerkschaftsbewegung geschaffen wurde. Nach den
Februark&auml;mpfen gaben die Sozialdemokraten mit Otto Bauer an der
Spitze die Losung aus: &raquo;Die Freien Gewerkschaften k&ouml;nnen erst
nach dem Sturz des Faschismus wiederaufgebaut werden.&laquo; Die Kommunisten
nahmen die <I>Arbeit zum Wiederaufbau der Gewerkschaften in Angriff.
</I>Jede Phase dieser Arbeit war ein St&uuml;ck lebendiger
Einheitsfront des &ouml;sterreichischen Proletariats. Der erfolgreiche
Wiederaufbau der Freien Gewerkschaften in der Illegalit&auml;t war eine
ernste Niederlage des Faschismus. Die Sozialdemokraten standen am
Scheidewege. Ein Teil von ihnen versuchte, Verhandlungen mit der
Regierung zu f&uuml;hren. Ein anderer Teil schuf angesichts unserer
Erfolge eigene illegale Parallelgewerkschaften. Aber es konnte nur
einen Weg geben: <I>entweder Kapitulation vor dem Faschismus oder im
gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus - zur Gewerkschaftseinheit.
</I>Unter dem Druck der Massen entschlo&szlig; sich die schwankende
Leitung der von den ehemaligen Gewerkschaftsf&uuml;hrern geschaffenen
Parallelgewerkschaften zur Vereinigung. Die Grundlage dieser
Vereinigung ist der unvers&ouml;hnliche Kampf gegen Kapitalsoffensive
und Faschismus und die Gew&auml;hrleistung der Demokratie in den
Gewerkschaften. Wir begr&uuml;&szlig;en diese Tatsache der Vereinigung
[70]<A name="S70"></A> der Gewerkschaften, die die erste Tatsache dieser Art seit
der formalen Spaltung der Gewerkschaftsbewegung nach dem Kriege
darstellt und daher <I>internationale Bedeutung </I>besitzt.</P>
<P>Die Einheitsfront in <I>Frankreich </I>bildete zweifellos
einen gewaltigen Ansto&szlig; zur Verwirklichung der
Gewerkschaftseinheit. Die F&uuml;hrer der Allgemeinen
Konf&ouml;deration der Arbeit hemmten und hemmen in jeder Weise die
Verwirklichung der Einheit, indem sie der Hauptfrage, der Frage der
Klassenpolitik der Gewerkschaften Fragen entgegenstellen, die von
untergeordneter, zweitrangiger oder formeller Bedeutung sind. Ein
unzweifelhafter Erfolg des Kampfes um die Gewerkschaftseinheit war die
Schaffung von <I>Einheitsverb&auml;nden </I>im lokalen Ma&szlig;stab,
die z.B. bei den Eisenbahnern fast drei Viertel der Mitgliedermasse
beider Gewerkschaften erfa&szlig;ten.</P>
<P>Wir sind entschieden f&uuml;r die Wiederherstellung der
<I>Gewerkschaftseinheit in jedem Lande und im internationalen
Ma&szlig;stabe, wir sind f&uuml;r eine einheitliche Gewerkschaft in
jedem Produktionszweig, wir sind f&uuml;r einen einheitlichen
Gewerkschaftsbund in jedem Lande, wir sind f&uuml;r einheitliche
internationale Gewerkschaftsvereinigungen nach Industrien, wir sind
f&uuml;r eine einheitliche Gewerkschaftsinternationale auf der
Grundlage des Klassenkampfes.
Wir sind f&uuml;r einheitliche Klassengewerkschaften als eines
der wichtigsten Bollwerke der Arbeiterklasse gegen Kapitalsoffensive und
Faschismus. </I>Dabei stellen wir als Bedingung f&uuml;r die
Vereinigung der Gewerkschaften lediglich: <I>Kampf gegen das Kapital,
Kampf gegen den Faschismus und innergewerkschaftliche Demokratie.</I></P>
<P>Die Zeit wartet nicht. F&uuml;r uns ist die Frage der Einheit
der Gewerkschaftsbewegung sowohl im nationalen als auch im
internationalen Ma&szlig;stab eine Frage der
gro&szlig;en Sache des Zusammenschlusses unserer Klasse zu
machtvollen einheitlichen Gewerkschaftsorganisationen
gegen den Klassenfeind.[71]<A name="S71"></A></P>
<P>Wir begr&uuml;&szlig;en den von der Roten
Gewerkschaftsinternationale an die Amsterdamer Internationale am
Vorabend des 1. Mai d.J. gerichteten Vorschlag, die Frage der
Bedingungen, Methoden und Formen der Vereinigung der internationalen
Gewerkschaftsbewegung gemeinsam zu er&ouml;rtern. Die F&uuml;hrer der
Amsterdamer Internationale lehnten diesen Vorschlag mit dem
abgedroschenen Argument ab, die Einheit der Gewerkschaftsbewegung sei
nur m&ouml;glich in den Reihen der Amsterdamer Internationale, die
&uuml;brigens fast ausschlie&szlig;lich Gewerkschaftsorganisationen
eines Teiles der europ&auml;ischen L&auml;nder umfa&szlig;t.</P>
<P>Aber die Kommunisten, die in den Gewerkschaften arbeiten,
m&uuml;ssen unerm&uuml;dlich den Kampf um die Einheit der
Gewerkschaftsbewegung fortsetzen. Die Aufgabe der Roten Gewerkschaften
und der RGI ist es, alles zu tun, was von ihnen abh&auml;ngt, damit
die Stunde des gemeinsamen Kampfes aller Gewerkschaften gegen
Kapitalsoffensive und Faschismus so rasch wie m&ouml;glich komme,
damit die Einheit der Gewerkschaftsbewegung geschaffen werde trotz des
hartn&auml;ckigen Widerstandes der reaktion&auml;ren F&uuml;hrer der
Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale. Die Roten Gewerkschaften und
die RGI m&uuml;ssen dabei unsere allseitige Unterst&uuml;tzung
erhalten.</P>
<P>Wir empfehlen, in den L&auml;ndern, wo kleine Rote
Gewerkschaften bestehen, auf ihren Anschlu&szlig; an die gro&szlig;en
reformistischen Verb&auml;nde hinzuarbeiten und dabei die freie
Verfechtung der eigenen Meinung und die Wiederaufnahme der
Ausgeschlossenen zu verlangen; in den L&auml;ndern, wo gro&szlig;e Rote
und reformistische Parallelgewerkschaften bestehen, empfehlen wir die
Einberufung von <I>Vereinigungskongressen </I>auf der Grundlage einer
Plattform des Kampfes gegen die Kapitalsoffensive und der
Gew&auml;hrleistung der <I>Gewerkschaftsdemokratie.</I></P>
<P>Es mu&szlig; mit allem Nachdruck betont werden, da&szlig; ein
kommunistischer Arbeiter, ein revolution&auml;rer Arbeiter, der keiner
Massengewerkschaft seines Berufes angeh&ouml;rt, der
[72]<A name="S72"></A> nicht f&uuml;r die Verwandlung der reformistischen Gewerkschaft
in eine wirkliche Klassengewerkschaft k&auml;mpft, der nicht f&uuml;r
die Einheit der Gewerkschaftsbewegung auf der Grundlage des
Klassenkampfes k&auml;mpft, da&szlig; ein solcher kommunistischer
Arbeiter, ein solcher revolution&auml;rer Arbeiter seine erste
proletarische Pflicht nicht erf&uuml;llt <I>(Beifall.) </I></P><A name="212"></A>
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE JUGEND</H4>
<P>Genossen! Ich habe bereits darauf hingewiesen, von welcher
Bedeutung die Einbeziehung der Jugend in die faschistischen
Organisationen f&uuml;r den Sieg des Faschismus war. Wenn wir von der
Jugend sprechen, m&uuml;ssen wir offen erkl&auml;ren: wir haben unsere
Aufgabe der Einbeziehung der Massen der werkt&auml;tigen Jugend in den
Kampf gegen die Offensive des Kapitals, gegen Faschismus und
Kriegsgefahr vernachl&auml;ssigt; wir haben diese Aufgabe in einer
Reihe von L&auml;ndern vernachl&auml;ssigt. Wir haben die ungeheure
Bedeutung der Jugend f&uuml;r den Kampf gegen den Faschismus
untersch&auml;tzt. Wir haben nicht immer den besonderen
wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen der Jugend
Rechnung getragen. Wir wendeten auch der revolution&auml;ren Erziehung
der Jugend nicht die n&ouml;tige Aufmerksamkeit zu.</P>
<P>Dies alles hat der Faschismus sehr geschickt ausgen&uuml;tzt
und in einigen L&auml;ndern, namentlich in Deutschland, gro&szlig;e
Teile der Jugend auf den gegen das Proletariat gerichteten Weg
hin&uuml;bergezogen. Man mu&szlig; sich vergegenw&auml;rtigen, da&szlig;
der Faschismus die Jugend nicht nur mit der militaristischen Romantik
einf&auml;ngt. Manche f&uuml;ttert, kleidet er in seinen
milit&auml;rischen Abteilungen, den anderen gibt er Arbeit, er
gr&uuml;ndet sogar sogenannte Kulturanstalten f&uuml;r die Jugend und
ist auf diese Weise bestrebt, der Jugend den Glauben
einzufl&ouml;&szlig;en, da&szlig; er wirklich gewillt und imstande sei,
der Masse der werkt&auml;tigen Jugend
[73]<A name="S73"></A> Brot und Kleidung zu geben, sie lernen zu lassen und ihr Arbeit
zu verschaffen.</P>
<P>Unsere kommunistischen Jugendverb&auml;nde sind in einer Reihe
kapitalistischer L&auml;nder immer noch vorwiegend sektiererische, von
den Massen losgel&ouml;ste Organisationen. Ihre Hauptschw&auml;che
besteht darin, da&szlig; sie immer noch bestrebt sind, die
kommunistischen Parteien und ihre Formen und Methoden der Arbeit zu
kopieren, und vergessen, da&szlig; der kommunistische Jugendverband
<I>nicht die kommunistische Partei der Jugend ist. </I>Sie
ber&uuml;cksichtigen nicht gen&uuml;gend den Umstand, da&szlig; der KJV
eine Organisation ist, die ihre besonderen Aufgaben hat. Ihre Methoden
und Formen der Arbeit, der Erziehung, des Kampfes m&uuml;ssen dem
konkreten Niveau und den Anforderungen der Jugend angepa&szlig;t sein.</P>
<P>Unsere KJV-Genossen haben im Kampfe gegen die faschistischen
Gewalttaten und die b&uuml;rgerliche Reaktion unverge&szlig;liche
Beispiele von Heroismus gegeben. Es mangelt ihnen aber noch an der
F&auml;higkeit, konkret und beharrlich die Massen der Jugend dem
feindlichen Einflu&szlig; zu entrei&szlig;en. Das zeigt der bis heute
noch nicht &uuml;berwundene Widerstand gegen die Arbeit in den
faschistischen Massenorganisationen und das nicht immer richtige
Herangehen an die sozialistische und andere nichtkommunistische
Jugend.</P>
<P>F&uuml;r all das sind nat&uuml;rlich in hohem Ma&szlig;e auch die
kommunistischen Parteien verantwortlich, die den kommunistischen
Jugendverband in seiner Arbeit leiten und unterst&uuml;tzen
m&uuml;ssen. Das Problem der Jugend ist ja nicht nur ein Problem des
kommunistischen Jugendverbandes. <I>Es ist ein Problem der ganzen
kommunistischen Bewegung.</I> Auf dem Gebiet des Kampfes um die Jugend
m&uuml;ssen die kommunistischen Parteien und die KJV-Organisationen
einen wirklichen, entschiedenen Ruck vorw&auml;rts herbeif&uuml;hren.
Die Hauptaufgabe der kommunistischen Jugendbewegung in den
kapitalistischen L&auml;ndern ist es, mutig den
[74]<A name="S74"></A> Weg der Verwirklichung der <I>Einheitsfront, </I>den Weg der
Organisierung und Vereinigung der werkt&auml;tigen jungen Generation
zu gehen. Von welch riesigem Einflu&szlig; auf die revolution&auml;re
Jugendbewegung selbst die ersten Schritte in dieser Richtung sind,
zeigen die Beispiele <I>Frankreichs </I>und der <I>Vereinigten Staaten</I>
in letzter Zeit. Es gen&uuml;gte, in diesen L&auml;ndern die
Bildung der Einheitsfront in Angriff zu nehmen, um sofort zu
bedeutenden Erfolgen zu gelangen. Beachtenswert ist hierbei auf dem
Gebiet der internationalen Einheitsfront die erfolgreiche Initiative
des Pariser Antifaschistischen und Antikriegskomitees zur
Herbeif&uuml;hrung einer internationalen Zusammenarbeit aller
<I>nichtfaschistischen </I>Jugendorganisationen.</P>
<P>Diese erfolgreichen Schritte in der Einheitsfrontbewegung
der Jugend in letzter Zeit zeigen auch, da&szlig; die Formen
der Einheitsfront der Jugend nicht schablonenhaft
angewendet werden d&uuml;rfen, nicht unbedingt die gleichen
sein m&uuml;ssen, die wir in der Praxis der kommunistischen
Parteien haben. Die kommunistischen Jugendverb&auml;nde
m&uuml;ssen in jeder Weise die Vereinigung der Kr&auml;fte aller
nichtfaschistischen Massenorganisationen der Jugend
anstreben bis zur Bildung verschiedener gemeinsamer
Organisationen f&uuml;r den Kampf gegen den Faschismus,
gegen die unerh&ouml;rte Rechtlosigkeit und Militarisierung der
Jugend, f&uuml;r die wirtschaftlichen und kulturellen Rechte
der jungen Generation, f&uuml;r die Gewinnung dieser Jugend
f&uuml;r die antifaschistische Front, wo immer sie sich auch
befinden mag: in Betrieben, in Arbeitsdienstlagern, auf
Arbeitsnachweisen, in Kasernen und in der Flotte, in
Schulen oder in verschiedenen Sport-, Kultur- und
sonstigen Organisationen.</P>
<P>Unsere KJV-Genossen m&uuml;ssen beim Ausbau und bei der
Festigung des kommunistischen Jugendverbandes gleichzeitig die Bildung
antifaschistischer Assoziationen der kommunistischen und
sozialistischen Jugendverb&auml;nde auf der Plattform des
Klassenkampfes anstreben. [75]<A name="S75"></A></P><A name="213"></A>
<H4 align="center">DIE EINHEITSFRONT UND DIE FRAUEN</H4>
<P>Genossen! Eine nicht geringere Untersch&auml;tzung als in
bezug auf die Jugend ist auch bez&uuml;glich der Arbeit unter
den werkt&auml;tigen Frauen, den Arbeiterinnen, arbeitslosen
Frauen, B&auml;uerinnen und Hausfrauen hervorgetreten.
W&auml;hrend aber der Faschismus der Jugend mehr als allen
anderen nimmt, versklavt er die Frau besonders
r&uuml;cksichtslos und zynisch, indem er mit den am tiefsten
verwurzelten Gef&uuml;hlen der Mutter, der Hausfrau, der allein
stehenden Arbeiterin, die nicht sicher sind, was ihnen der
morgige Tag bringt, spekuliert. Der Faschismus, der in
der Rolle des Wohlt&auml;ters auftritt, wirft der hungernden
Familie ein elendes Almosen hin und versucht damit, die
bitteren Gef&uuml;hle zu ersticken, die besonders bei den
werkt&auml;tigen Frauen durch die unerh&ouml;rte Knechtung
hervorgerufen werden, die ihnen der Faschismus bringt. Er
vertreibt die Arbeiterinnen aus dem Betrieb. Er verschickt
notleidende M&auml;dchen zwangsweise aufs Land und
verurteilt sie dazu, unbezahlte Dienstboten der Gro&szlig;bauern
und Gro&szlig;grundbesitzer zu werden. W&auml;hrend er der Frau
ein gl&uuml;ckliches Heim verspricht, treibt er die Frau wie
kein anderes kapitalistisches Regime auf den Weg der
Prostitution.</P>
<P>Die Kommunisten, und vor allem unsere Kommunistinnen,
m&uuml;ssen stets eingedenk sein, da&szlig; es keinen erfolgreichen
Kampf gegen Faschismus und gegen Krieg geben kann, wenn die breiten
Massen der Frauen nicht in diesen Kampf hineingezogen werden. Das
l&auml;&szlig;t sich aber durch blo&szlig;e Agitation nicht erreichen.
Wir m&uuml;ssen unter Ber&uuml;cksichtigung jeder konkreten Situation
die M&ouml;glichkeit finden, die Massen der werkt&auml;tigen Frauen
f&uuml;r ihre lebenswichtigen Interessen und Forderungen zu
mobilisieren, im Kampfe f&uuml;r die Forderungen: gegen die Teuerung,
f&uuml;r Lohnerh&ouml;hung nach dem Grundsatz &raquo;gleicher Lohn f&uuml;r
gleiche Arbeit&laquo;, gegen die Massenentlassungen
[76]<A name="S76"></A> , gegen jede Form der Nichtgleichberechtigung und der
faschistischen Knechtung der Frau.</P>
<P>In unserem Streben, die werkt&auml;tigen Frauen in die
revolution&auml;re Bewegung hineinzuziehen, d&uuml;rfen wir zu diesem
Zwecke auch vor der Bildung besonderer Frauenorganisationen nicht
zur&uuml;ckschrecken, wo das notwendig ist.</P>
<P>Das Vorurteil, da&szlig; es notwendig sei, die unter der
F&uuml;hrung der kommunistischen Partei stehenden Frauenorganisationen
in den kapitalistischen L&auml;ndern im Interesse des Kampfes gegen den &raquo;Frauenseparatismus&laquo; in der Arbeiterbewegung aufzul&ouml;sen, dieses
Vorurteil brachte oft gro&szlig;en Schaden.</P>
<P>Man mu&szlig; die einfachsten und elastischsten Formen f&uuml;r
die Herstellung des Kontakts und der Kampfgemeinschaft der
revolution&auml;ren, sozialdemokratischen und fortschrittlichen
antifaschistischen und Antikriegsorganisationen der Frauen ausfindig
machen. Wir m&uuml;ssen um jeden Preis erreichen, da&szlig; die
Arbeiterinnen und werkt&auml;tigen Frauen Schulter an Schulter mit
ihren Klassenbr&uuml;dern in den Reihen der Einheitsfront der
Arbeiterklasse und der antifaschistischen Volksfront k&auml;mpfen.</P><A name="214"></A>
<H4 align="center">DIE ANTIIMPERIALISTISCHE EINHEITSFRONT</H4>
<P>Ganz au&szlig;erordentliche Bedeutung gewinnt im Zusammenhang
mit der ge&auml;nderten internationalen und inneren Lage in allen
kolonialen und halbkolonialen L&auml;ndern die Frage der
<I>antiimperialistischen Einheitsfront.</I></P>
<P>Bei der Schaffung einer breiten antiimperialistischen
Kampfeinheitsfront in den Kolonien und Halbkolonien mu&szlig; man vor
allem die Mannigfaltigkeit der Verh&auml;ltnisse ber&uuml;cksichtigen,
unter denen der antiimperialistische Kampf der Massen verl&auml;uft,
den verschiedenen Reifegrad der nationalen Befreiungsbewegung, die
Rolle des Proletariats in dieser Bewegung und den Einflu&szlig; der
kommunistischen Partei auf die breiten Massen. [77]<A name="S77"></A></P>
<P>Die Frage steht anders in Brasilien als in Indien und China
usw.</P>
<P>In <I>Brasilien </I>mu&szlig; die Kommunistische Partei, die
durch die Schaffung der Nationalen Befreiungs-Allianz die richtige
Grundlage f&uuml;r die Entwicklung der antiimperialistischen
Einheitsfront geschaffen hat, alle ihre Kr&auml;fte einsetzen, um
diese Front, in erster Reihe durch Einbeziehung der Millionenmassen
der Bauernschaft weiter auszubreiten und auf die Schaffung von
Abteilungen der revolution&auml;ren Volksarmee, die der Revolution
restlos ergeben sind sowie auf die Verwirklichung der Macht der
Nationalen Befreiungs-Allianz hinzuwirken.</P>
<P>In <I>Indien </I>m&uuml;ssen die Kommunisten alle
antiimperialistischen Massenaktionen unterst&uuml;tzen, verbreitern
und sich an ihnen beteiligen, auch jene Aktionen nicht ausgenommen, an
deren Spitze Nationalreformisten stehen. Sie m&uuml;ssen unter Wahrung
ihrer politischen und organisatorischen Selbst&auml;ndigkeit aktive
Arbeit innerhalb der dem Nationalkongre&szlig; Indiens
angeh&ouml;renden Organisationen einleiten und die
Herauskristallisierung eines national-revolution&auml;ren Fl&uuml;gels
in diesen Organisationen f&ouml;rdern, um die nationale
Befreiungsbewegung der V&ouml;lker Indiens gegen den britischen
Imperialismus weiter zu entfalten.</P>
<P>In <I>China, </I>wo die Volksbewegung bereits zur Schaffung von
Sowjetrayons auf einem bedeutenden Territorium des Landes und zur
Organisierung einer machtvollen Roten Armee f&uuml;hrte, hat die
r&auml;uberische Offensive des japanischen Imperialismus und der
Verrat der Nanking-Regierung die nationale Existenz des gro&szlig;en
chinesischen Volkes in Frage gestellt. Nur die chinesischen Sowjets
k&ouml;nnen als vereinigendes Zentrum im Kampfe gegen die Versklavung
und Aufteilung Chinas durch die Imperialisten auftreten, als
vereinigendes Zentrum, das alle antiimperialistischen Kr&auml;fte zum
nationalen Befreiungskampf des chinesischen Volkes sammeln wird. [78]<A name="S78"></A></P>
<P>Wir billigen daher die Initiative unserer mutigen chinesischen
kommunistischen Bruderpartei bei der Schaffung der breitesten
antiimperialistischen Einheitsfront gegen den japanischen
Imperialismus und seine chinesischen Agenten, der Einheitsfront mit
allen, auf dem Territorium Chinas vorhandenen organisierten
Kr&auml;ften, die bereit sind, einen wirklichen Kampf um die Rettung
ihres Landes und ihres Volkes zu f&uuml;hren. Ich bin &uuml;berzeugt,
da&szlig; ich die Gef&uuml;hle und Gedanken unseres ganzen Kongresses
ausdr&uuml;cke, wenn ich erkl&auml;re: wir entbieten unseren
flammenden br&uuml;derlichen Gru&szlig; im Namen des
revolution&auml;ren Proletariats der ganzen Welt allen Sowjets Chinas,
dem chinesischen revolution&auml;ren Volk. <I>(St&uuml;rmischer
Beifall, alle erheben sich.) </I>Wir entbieten unseren flammenden
br&uuml;derlichen Gru&szlig; der in tausend K&auml;mpfen erprobten
heldenhaften Roten Armee Chinas. <I>(St&uuml;rmischer Beifall.)
</I>Und wir versichern dem chinesischen Volke, da&szlig; wir fest
entschlossen sind, seinen Kampf um seine volle Befreiung von allen
imperialistischen R&auml;ubern und ihren chinesischen Agenten zu
unterst&uuml;tzen. <I>(St&uuml;rmischer Beifall, alle erheben sich.
Minutenlange Ovation. Begr&uuml;&szlig;ungsrufe von seiten aller
Delegierten.)</I></P><A name="215"></A>
<H4 align="center">&Uuml;BER DIE REGIERUNG DER EINHEITSFRONT</H4>
<P>Genossen! Wir haben einen entschlossenen, k&uuml;hnen Kurs auf
die Einheitsfront der Arbeiterklasse eingeschlagen und sind bereit,
ihn mit aller Konsequenz zu verfolgen.</P>
<P>Wenn man uns fragen wird, ob wir Kommunisten nur im Kampf
f&uuml;r die Teilforderungen auf dem Boden der Einheitsfront stehen
oder ob wir bereit sind, die Verantwortung selbst dann zu teilen, wenn
es sich um die Bildung einer <I>Regierung </I>auf dem Boden der
Einheitsfront handeln wird, so werden wir im vollen Bewu&szlig;tsein
der Verantwortung sagen: jawohl, wir ziehen in Betracht, da&szlig; eine
solche Lage eintreten kann, wo die Bildung einer
[79]<A name="S79"></A> <I>Regierung der proletarischen Einheitsfront </I>oder der
<I>antifaschistischen Volksfront </I>nicht nur m&ouml;glich, sondern
auch im Interesse des Proletariats notwendig sein wird. <I>(Beifall.)</I>
Und wir werden in diesem Falle ohne alle Schwankungen f&uuml;r die
Schaffung einer solchen Regierung eintreten.</P>
<P>Ich spreche hier nicht von einer Regierung, die <I>nach </I>dem
Siege der proletarischen Revolution gebildet werden kann. Es ist
nat&uuml;rlich nicht ausgeschlossen, da&szlig; in irgendeinem Lande
gleich nach dem revolution&auml;ren Sturz der Bourgeoisie eine
Sowjetregierung auf der Basis eines Regierungsblocks der
Kommunistischen Partei mit einer bestimmten Partei (oder ihrem linken
Fl&uuml;gel), die an der Revolution teilnimmt, gebildet werden kann.
Die siegreiche Partei der russischen Bolschewiki hat bekanntlich nach
der Oktoberrevolution in die Sowjetregierung auch Vertreter der linken
Sozialrevolution&auml;re aufgenommen. Das war eine Besonderheit der
ersten Sowjetregierung nach dem Sieg der Oktoberrevolution.</P>
<P>Es handelt sich nicht um einen solchen Fall, sondern um die
m&ouml;gliche Bildung einer Regierung der Einheitsfront am Vorabend
und vor dem Sieg der Sowjetrevolution.</P>
<P>Was ist das f&uuml;r eine Regierung? Und in welcher Situation
kann von ihr die Rede sein?</P>
<P>Das ist vor allem eine <I>Regierung des Kampfes gegen Faschismus
und Reaktion. </I>Das mu&szlig; eine Regierung sein, die als Ergebnis
der Einheitsfrontbewegung entstanden ist und die in keiner Weise die
T&auml;tigkeit der Kommunistischen Partei und der Massenorganisationen
der Arbeiterklasse einschr&auml;nkt, sondern im Gegenteil,
entschiedene Ma&szlig;nahmen gegen die konterrevolution&auml;ren
Finanzmagnaten und ihre faschistischen Agenten trifft.</P>
<P>Im geeigneten Moment, gest&uuml;tzt auf die ansteigende
Einheitsfrontbewegung, wird die Kommunistische Partei des gegebenen
Landes f&uuml;r die Schaffung einer solchen Regierung
[80]<A name="S80"></A> auf der Basis einer bestimmten antifaschistischen
Plattform eintreten.</P>
<P>Unter welchen objektiven Bedingungen wird die Bildung einer
solchen Regierung m&ouml;glich sein? Auf diese Frage kann man in ganz
allgemeiner Form antworten: unter den Bedingungen einer <I>politischen
Krise,</I> wo die herrschenden Klassen bereits nicht mehr imstande
sind, mit dem m&auml;chtigen Aufschwung der antifaschistischen
Massenbewegung fertig zu werden. Doch ist das nur die allgemeine
Perspektive, ohne die in der Praxis die Bildung der Regierung der
Einheitsfront kaum m&ouml;glich sein wird. Nur das Vorhandensein
bestimmter <I>besonderer Voraussetzungen </I>kann die Frage der
Bildung einer solchen Regierung als politisch <I>notwendige
</I>Aufgabe auf die Tagesordnung setzen. Mir scheint, da&szlig;
hierbei folgende Voraussetzungen die gr&ouml;&szlig;te Aufmerksamkeit
verdienen:</P>
<P>erstens, wenn der Staatsapparat der Bourgeoisie bereits
gen&uuml;gend <I>desorganisiert </I>und <I>paralysiert </I>ist, so
da&szlig; die Bourgeoisie nicht imstande ist, die Bildung einer
Regierung des Kampfes gegen Reaktion und Faschismus zu verhindern;</P>
<P>zweitens, wenn die breitesten Massen der Werkt&auml;tigen,
besonders die Massengewerkschaften st&uuml;rmisch <I>gegen Faschismus
und Reaktion </I>auftreten, aber <I>noch nicht bereit sind, </I>sich
zum Aufstand zu erheben, um <I>unter der F&uuml;hrung der
Kommunistischen Partei f&uuml;r die Eroberung der Sowjetmacht zu
k&auml;mpfen;</I></P>
<P>drittens, wenn die Differenzierung und die Radikalisierung in
den Reihen der Sozialdemokratie und der anderen Parteien, die an der
Einheitsfront teilnehmen, bereits dazu gef&uuml;hrt haben, da&szlig;
ein bedeutender Teil von ihnen <I>r&uuml;cksichtslose Ma&szlig;nahmen
gegen die Faschisten und anderen Reaktion&auml;re </I>fordert,
zusammen mit den Kommunisten gegen den Faschismus k&auml;mpft und
offen gegen den reaktion&auml;ren, dem Kommunismus feindlichen Teil
seiner eigenen Partei auftritt. [81]<A name="S81"></A></P>
<P>Wann und in welchen L&auml;ndern eine solche Lage
tats&auml;chlich eintreten wird, in der diese Voraussetzungen in
gen&uuml;gendem Ma&szlig;e gegeben sein werden, kann man im voraus
nicht sagen, da aber eine solche Perspektive in <I>keinem
kapitalistischen Land ausgeschlossen ist, </I> m&uuml;ssen wir sie
in Betracht ziehen und nicht nur uns selbst auf sie orientieren und
vorbereiten, sondern auch die Arbeiterklasse in entsprechender Weise
orientieren.</P>
<P>Die Tatsache, da&szlig; wir heute diese Frage &uuml;berhaupt zur
Beratung stellen, h&auml;ngt selbstverst&auml;ndlich mit unserer
Einsch&auml;tzung der Lage und der n&auml;chsten Perspektive der
Entwicklung zusammen sowie mit dem faktischen Anwachsen der
Einheitsfrontbewegung in einer Reihe von L&auml;ndern in letzter Zeit.
&Uuml;ber zehn Jahre war die Lage in den kapitalistischen L&auml;ndern
derart, da&szlig; sich die Kommunistische Internationale mit Fragen
dieser Art nicht zu befassen brauchte.</P>
<P>Ihr erinnert euch, Genossen, da&szlig; auf unserem IV.
Kongre&szlig; 1922 und noch auf dem V. Kongre&szlig; 1924 die Frage der
Losung der <I>Arbeiter- </I> oder <I>Arbeiter- und
Bauernregierung </I> er&ouml;rtert wurde. Hierbei handelte es sich
urspr&uuml;nglich dem Wesen der Sache nach fast um eine Frage, die
derjenigen, die wir heute stellen, analog ist. Die Debatten, die
damals in der Kommunistischen Internationale um diese Frage
gef&uuml;hrt wurden, und besonders die politischen <I>Fehler, </I>
die dabei begangen wurden, haben auch heute noch Bedeutung, um
<I>unsere Wachsamkeit in bezug auf die Gefahr der Abweichungen nach
rechts und &raquo;links&laquo; von der bolschewistischen Linie in dieser Frage zu
sch&auml;rfen. </I> Daher will ich in kurzen Z&uuml;gen auf einige
dieser Fehler hinweisen, um aus ihnen die f&uuml;r die heutige Politik
unserer Parteien notwendigen Lehren zu ziehen.</P>
<P>Die <I>erste </I> Reihe von Fehlern war gerade dadurch
bedingt, da&szlig; die Frage der Arbeiterregierung nicht klar und fest
mit dem Vorhandensein einer politischen Krise verkn&uuml;pft wurde.
Dadurch konnten die <I>Rechtsopportunisten</I>
[82]<A name="S82"></A> die Sache in dem Sinne auslegen, da&szlig; die Bildung einer
von der kommunistischen Partei unterst&uuml;tzten Arbeiterregierung in
jeder beliebigen, sozusagen &raquo;normalen&laquo; Situation anzustreben sei. Die
<I>Ultralinken </I>dagegen anerkannten lediglich eine solche
Arbeiterregierung, die nur durch den bewaffneten Aufstand, <I>nach
</I>dem Sturz der Bourgeoisie geschaffen werden kann. Das eine wie das
andere war falsch und deswegen betonen wir jetzt - zur Vermeidung der
Wiederholung &auml;hnlicher Fehler - <I>so nachdr&uuml;cklich die
genaue Ber&uuml;cksichtigung </I>der besonderen konkreten Bedingungen
der politischen Krise und des Aufschwungs der Massenbewegung, unter
denen sich die Schaffung einer Regierung der Einheitsfront
m&ouml;glich und politisch notwendig erweisen kann.</P>
<P>Die <I>zweite </I>Reihe von Fehlern war dadurch bedingt,
da&szlig; die Frage der Arbeiterregierung nicht mit der Entwicklung der
k&auml;mpferischen <I>Massenbewegung der Einheitsfront
</I>verkn&uuml;pft wurde. Deshalb hatten die <I>Rechtsopportunisten
</I>die M&ouml;glichkeit, die Frage zu entstellen und sie zur
prinzipienlosen Taktik der Blockbildung mit den sozialdemokratischen
Parteien auf der Basis rein parlamentarischer Kombinationen
hinauslaufen zu lassen. Die <I>Ultralinken </I>dagegen schrien: &raquo;Keinerlei Koalitionen mit der konterrevolution&auml;ren
Sozialdemokratie!&laquo; und betrachteten im Grunde alle Sozialdemokraten
als Konterrevolution&auml;re.</P>
<P>Das eine wie das andere war falsch, und wir unterstreichen jetzt
einerseits, da&szlig; wir keineswegs eine &raquo;Arbeiterregierung&laquo; wollen,
die einfach eine erweiterte sozialdemokratische Regierung w&auml;re.
Wir ziehen es sogar vor, auf die Bezeichnung &raquo;Arbeiterregierung&laquo; zu
verzichten und <I>sprechen von einer Regierung der Einheitsfront,
</I>die ihrem politischen Charakter nach etwas ganz anderes,
<I>prinzipiell anderes ist, </I>als alle sozialdemokratischen
Regierungen, die sich &raquo;Arbeiterregierungen&laquo; zu nennen pflegen.
W&auml;hrend die sozialdemokratische Regierung ein Werkzeug der
Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie im Interesse der
[83]<A name="S83"></A> Erhaltung des kapitalistischen Systems darstellt, ist die
<I>Regierung der Einheitsfront </I>ein Organ der Zusammenarbeit der
revolution&auml;ren Avantgarde des Proletariats mit anderen
antifaschistischen Parteien im Interesse des gesamten werkt&auml;tigen
Volkes, eine Regierung des Kampfes gegen Faschismus und Reaktion. Es
ist klar, da&szlig; dies zwei <I>grundverschiedene </I>Dinge sind.</P>
<P>Andererseits betonen wir, da&szlig; es notwendig ist, <I>den
Unterschied zwischen zwei verschiedenen Lagern der Sozialdemokratie zu
sehen. </I>Wie ich bereits gesagt habe, existiert ein
reaktion&auml;res Lager der Sozialdemokratie, es existiert und
w&auml;chst aber zugleich das Lager der linken Sozialdemokraten (ohne
G&auml;nsef&uuml;&szlig;chen), der sich revolutionierenden Arbeiter.
Der entscheidende Unterschied zwischen ihnen in der Praxis besteht in
ihrer Haltung gegen&uuml;ber der Einheitsfront der Arbeiterklasse. Die
reaktion&auml;ren Sozialdemokraten sind <I>gegen </I>die
Einheitsfront; sie verleumden die Einheitsfrontbewegung, sabotieren
und zersetzen sie, denn die Einheitsfront durchkreuzt ihre Politik des
Kompromisses mit der reaktion&auml;ren Bourgeoisie. Die linken
Sozialdemokraten sind <I>f&uuml;r die Einheitsfront; </I>sie
verteidigen, entwickeln und st&auml;rken die Einheitsfrontbewegung.
Da diese Einheitsfrontbewegung eine Kampfbewegung gegen Faschismus und
Reaktion ist, wird sie st&auml;ndig die Triebkraft sein, die die
Regierung der Einheitsfront zum Kampfe gegen die reaktion&auml;re
Bourgeoisie treibt. Je st&auml;rker sich diese Massenbewegung
entfalten wird, um so gr&ouml;&szlig;er wird die Kraft sein, die sie
der Regierung zum Kampf gegen die Reaktion&auml;re verleihen kann. Und
je besser diese Massenbewegung von <I>unten </I>organisiert sein wird,
je umfassender das Netz der <I>&uuml;berparteilichen Klassenorgane der
Einheitsfront in den Betrieben, </I>unter den <I>Erwerbslosen, </I>in
den <I>Arbeitervierteln, </I>unter den <I>kleinen Leuten in Stadt und
Land </I>sein wird, desto gr&ouml;&szlig;er werden die Garantien gegen
die eventuelle Entartung der Politik der Einheitsfrontregierung sein.
[84]<A name="S84"></A></P>
<P>Die <I>dritte </I>Reihe von falschen Ansichten, die in den
fr&uuml;heren Debatten zum Ausdruck gekommen waren, betraf gerade die
praktische <I>Politik </I>der &raquo;Arbeiterregierung&laquo;. Die
<I>Rechtsopportunisten </I>waren der Ansicht, da&szlig; die &raquo;Arbeiterregierung&laquo; sich an den &raquo;Rahmen der b&uuml;rgerlichen
Demokratie&laquo; halten m&uuml;sse und folglich keinerlei Schritte
unternehmen d&uuml;rfe, die &uuml;ber diesen Rahmen hinausgehen. Die
<I>Ultralinken </I>verzichteten dagegen faktisch auf jedweden Versuch,
eine Einheitsfrontregierung zu schaffen.</P>
<P>Im Jahre 1923 konnte man in <I>Sachsen und Th&uuml;ringen
</I>ein anschauliches Bild der rechtsopportunistischen Praxis einer &raquo;Arbeiterregierung&laquo; sehen. Der Eintritt der Kommunisten in die
s&auml;chsische Regierung zusammen mit den linken Sozialdemokraten
(Zeigner-Gruppe) war an und f&uuml;r sich kein Fehler, im Gegenteil,
dieser Schritt wurde durch die revolution&auml;re Situation in
Deutschland vollauf gerechtfertigt. Aber als die Kommunisten sich an
der Regierung beteiligten, h&auml;tten sie ihre Positionen vor allem
<I>zur Bewaffnung des Proletariats ausn&uuml;tzen m&uuml;ssen. Sie
</I>haben das nicht getan. Sie haben nicht einmal eine einzige Wohnung
der Reichen beschlagnahmt, obwohl die Wohnungsnot der Arbeiter so
gro&szlig; war, da&szlig; viele von ihnen mit Frau und Kind kein Obdach
hatten. Sie unternahmen auch <I>nichts, </I>um die
revolution&auml;re Massenbewegung der Arbeiter zu organisieren.
&Uuml;berhaupt verhielten sie sich wie <I>gew&ouml;hnliche
</I>parlamentarische Minister &raquo;im Rahmen der b&uuml;rgerlichen
Demokratie&laquo;. Wie bekannt, war das das Resultat der opportunistischen
Politik Brandlers und seiner Gesinnungsgenossen. Das Endergebnis war
ein solcher Bankrott, da&szlig; wir auch heute noch gezwungen sind, die
s&auml;chsische Regierung als klassisches Beispiel daf&uuml;r
anzuf&uuml;hren, wie sich Revolution&auml;re in der Regierung <I>nicht
</I>verhalten d&uuml;rfen.</P>
<P>Genossen! Wir verlangen von jeder Einheitsfrontregierung eine
ganz andere Politik. Wir verlangen von ihr, da&szlig; sie bestimmte,
der Situation entsprechende <I>revolution&auml;re</I>
[85]<A name="S85"></A> <I>Grundforderungen </I>verwirklicht, so z.B.
Produktionskontrolle, Kontrolle &uuml;ber die Banken, Aufl&ouml;sung
der Polizei, ihre Ersetzung durch eine bewaffnete Arbeitermiliz usw.</P>
<P>Vor f&uuml;nfzehn Jahren hat uns Lenin aufgefordert, unsere
ganze Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, &raquo;Formen des
<I>&Uuml;bergangs </I>oder des <I>Herankommens </I>an die proletarische
Revolution ausfindig zu machen&laquo;. M&ouml;glicherweise wird die
<I>Einheitsfrontregierung </I>in einer Reihe von L&auml;ndern sich als
<I>eine </I>der wichtigsten &Uuml;bergangsformen erweisen. Die &raquo;linken&laquo; Doktrin&auml;re haben sich stets &uuml;ber diesen Hinweis Lenins
hinweggesetzt, als beschr&auml;nkte Propagandisten haben sie immer nur
vom &raquo;Ziel&laquo; gesprochen, ohne sich je um die &raquo;&Uuml;bergangsformen&laquo; zu
k&uuml;mmern. Die Rechtsopportunisten aber versuchten, ein besonderes &raquo;<I>demokratisches Zwischenstadium&laquo; </I>zwischen der Diktatur der
Bourgeoisie und der Diktatur des Proletariats herzustellen, um in der
Arbeiterschaft die Illusion eines friedlichen parlamentarischen
Spazierganges aus der einen Diktatur in die andere zu erwecken. Dieses
fiktive &raquo;Zwischenstadium&laquo; nannten sie auch &raquo;&Uuml;bergangsform&laquo; und
beriefen sich sogar auf Lenin! Aber es war nicht schwer, diesen
Schwindel aufzudecken: sprach doch Lenin von einer Form des
&Uuml;bergangs und des Herankommens an die &raquo;<I>proletarische Revolution&laquo;,
</I>d.h. an den Sturz der Diktatur der Bourgeoisie, und <I>nicht
</I>von irgendeiner &Uuml;bergangsform <I>zwischen </I>der Diktatur der
Bourgeoisie und der proletarischen Diktatur.</P>
<P>Warum ma&szlig; Lenin der Form des &Uuml;bergangs zur proletarischen
Revolution eine so au&szlig;erordentlich gro&szlig;e Bedeutung bei? Weil
er dabei &raquo;<I>das Grundgesetz aller gro&szlig;en Revolutionen&laquo; </I>im
Auge hatte, das Gesetz, da&szlig; Propaganda und Agitation allein
nicht imstande sind, den Massen <I>die eigene politische Erfahrung </I>zu
ersetzen, wenn es sich darum handelt, wirklich breite Massen der
Werkt&auml;tigen auf die Seite der revolution&auml;ren Vorhut zu
bringen, ohne das ein siegreicher Kampf um die Macht nicht m&ouml;glich
[86]<A name="S86"></A> ist. Der gew&ouml;hnliche Fehler linker Art ist die
Vorstellung, da&szlig; - sobald eine politische (oder
revolution&auml;re) Krise entstanden ist - es gen&uuml;ge, wenn die
kommunistische F&uuml;hrung die Losung des revolution&auml;ren
Aufstandes aufstellt, damit die breiten Massen dieser Losung Folge
leisten. Nein, sogar bei einer solchen Krise sind die Massen bei
weitem nicht immer dazu bereit. Wir haben das am Beispiel <I>Spaniens
</I>gesehen. Um den <I>Millionenmassen </I>zu helfen, m&ouml;glichst
schnell an Hand der eigenen Erfahrung zu lernen, was sie zu tun haben,
wo der entscheidende Ausweg zu finden ist und welche Partei ihr
Vertrauen verdient, - dazu sind sowohl &Uuml;bergangslosungen als auch
besondere &raquo;Formen des &Uuml;bergangs oder des Herankommens an die
proletarische Revolution&laquo; notwendig. Sonst k&ouml;nnen die breitesten
Volksmassen, die in kleinb&uuml;rgerlichen demokratischen Illusionen
und Traditionen befangen sind, sogar bei einer revolution&auml;ren
Situation schwanken, z&ouml;gern und irren, ohne den Weg zur
Revolution zu finden, und dann unter die Schl&auml;ge der
faschistischen Henker geraten.</P>
<P>Daher fassen wir die M&ouml;glichkeit ins Auge, unter den
Bedingungen der politischen Krise eine Regierung der antifaschistischen
Einheitsfront zu bilden. Sofern eine solche Regierung wirklich den
Kampf gegen die Volksfeinde f&uuml;hren, der Arbeiterklasse und der
Kommunistischen Partei Aktionsfreiheit einr&auml;umen wird, werden wir
Kommunisten sie in jeder Weise unterst&uuml;tzen und als Soldaten der
Revolution <I>in der vordersten Feuerlinie </I>k&auml;mpfen. Wir sagen
aber den Massen offen:</P>
<P><I>Die endg&uuml;ltige Rettung </I>kann diese Regierung <I>nicht
</I>bringen. Sie ist nicht imstande, die Klassenherrschaft der
Ausbeuter zu st&uuml;rzen und kann daher auch die Gefahr der
faschistischen Konterrevolution nicht endg&uuml;ltig beseitigen.
Folglich mu&szlig; man sich <I>zur sozialistischen Revolution
vorbereiten. </I>Die Rettung wird einzig und allein die <I>Sowjetmacht
</I>bringen! [87]<A name="S87"></A></P>
<P>Bei Einsch&auml;tzung der gegenw&auml;rtigen Entwicklung
der internationalen Situation sehen wir, da&szlig; die <I>politische
Krise </I>in einer ganzen Reihe von L&auml;ndern heranreift. Das
bedingt die hohe Aktualit&auml;t und Wichtigkeit eines festen
Beschlusses unseres Kongresses in der Frage der Regierung der
Einheitsfront.</P>
<P>Wenn es unsere Parteien verstehen werden, die M&ouml;glichkeit
der Schaffung einer Regierung der Einheitsfront, den Kampf um ihre
Schaffung sowie die Machtaus&uuml;bung einer solchen Regierung
f&uuml;r die <I>revolution&auml;re Vorbereitung der Massen
</I>auszun&uuml;tzen, wird das die <I>beste politische Rechtfertigung
</I>unseres Kurses auf die Schaffung einer Regierung der Einheitsfront
sein.</P><A name="216"></A>
<H4 align="center">&Uuml;BER DEN IDEOLOGISCHEN KAMPF GEGEN DEN FASCHISMUS</H4>
<P>Eine der schw&auml;chsten Seiten des antifaschistischen Kampfes
unserer Parteien besteht darin, da&szlig; sie <I>ungen&uuml;gend und
nicht rechtzeitig auf die Demagogie des Faschismus reagieren </I>und
bis auf den heutigen Tag fortfahren, die Fragen des Kampfes gegen die
faschistische Ideologie mit Geringsch&auml;tzung zu behandeln. Viele
Genossen glaubten nicht, da&szlig; eine so reaktion&auml;re Abart der
b&uuml;rgerlichen Ideologie, wie die Ideologie des Faschismus, die
sich in ihrer Unsinnigkeit h&auml;ufig bis zum Wahnwitz versteigt,
&uuml;berhaupt f&auml;hig ist, Einflu&szlig; auf die Massen zu
gewinnen. Das war ein gro&szlig;er Fehler. Die weit vorgeschrittene
Verwesung des Kapitalismus dringt in das Kernst&uuml;ck seiner
Ideologie und Kultur, und die verzweifelte Lage der breiten
Volksmassen macht gewisse Schichten f&uuml;r die Ansteckung mit den
ideologischen Abf&auml;llen dieser Verwesung empf&auml;nglich.</P>
<P>Diese Kraft der ideologischen Seuche des Faschismus d&uuml;rfen
wir auf keinen Fall untersch&auml;tzen. Wir m&uuml;ssen im Gegenteil
unsererseits einen breiten ideologischen
[88]<A name="S88"></A> Kampf auf der Grundlage einer klaren, popul&auml;ren
Argumentation und eines richtigen, gut durchdachten Herangehens an die
Eigenart der nationalen Psychologie der Volksmassen entfalten.</P>
<P>Die Faschisten durchst&ouml;bern die ganze <I>Geschichte
</I>jedes Volkes, um sich als Nachfolger und Fortsetzer alles
Erhabenen und Heldenhaften in seiner Vergangenheit hinzustellen und
ben&uuml;tzen alles, was die nationalen Gef&uuml;hle des Volkes
erniedrigte und beleidigte, als Waffe gegen die Feinde des Faschismus.
In Deutschland werden hunderte B&uuml;cher herausgegeben, die nur ein
Ziel verfolgen - die Geschichte des deutschen Volkes auf faschistische
Art zu verf&auml;lschen.</P>
<P>Die neugebackenen nationalsozialistischen Geschichtsschreiber
sind bem&uuml;ht, die Geschichte Deutschlands so darzustellen, als ob
kraft irgendeiner &raquo;historischen Gesetzm&auml;&szlig;igkeit&laquo; sich durch
2.000 Jahre wie ein roter Faden eine Entwicklungslinie
hindurchz&ouml;ge, die zum Erscheinen eines nationalen &raquo;Retters&laquo; auf
dem historischen Schauplatz, eines &raquo;Messias&laquo; des <I>deutschen
</I>Volkes, des bekannten &raquo;Gefreiten&laquo; <I>&ouml;sterreichischer
</I>Abstammung gef&uuml;hrt hat! In diesen B&uuml;chern werden die
gr&ouml;&szlig;ten M&auml;nner des deutschen Volkes in der
Vergangenheit als Faschisten und die gro&szlig;en Bauernbewegungen als
direkte Vorl&auml;ufer der faschistischen Bewegung hingestellt.</P>
<P>Mussolini bem&uuml;ht sich krampfhaft, aus der Heldengestalt
Garibaldis Kapital zu schlagen. Die franz&ouml;sischen Faschisten
erheben die Jungfrau von Orleans als ihre Heldin aufs Schild. Die
amerikanischen Faschisten appellieren an die Traditionen der
amerikanischen Unabh&auml;ngigkeitskriege, an die Traditionen
Washingtons, Lincolns. Die bulgarischen Faschisten n&uuml;tzen die
nationale Befreiungsbewegung der siebziger Jahre und die vom Volke
geliebten Helden dieser Bewegung Wassil Lewski, Stefan Karadsh u. a.
aus.</P>
<P>Kommunisten, die glauben, da&szlig; dies alles die Sache
[89]<A name="S89"></A> der Arbeiterklasse nichts angehe, die nichts tun, um vor den
werkt&auml;tigen Massen die Vergangenheit ihres eigenen Volkes
historisch treu, in wirklich marxistischem,
leninistisch-marxistischem, im Leninschen-Stalinschen Geiste zu
beleuchten, <I>um ihren gegenw&auml;rtigen Kampf mit den
revolution&auml;ren Traditionen ihres Volkes in der Vergangenheit zu
verkn&uuml;pfen, </I>solche Kommunisten &uuml;berlassen alles, was in
der historischen Vergangenheit der Nation wertvoll ist, freiwillig den
faschistischen F&auml;lschern zur Verdummung der Volksmassen.
<I>(Beifall.)</I></P>
<P>Nein! Genossen! <I>Uns geht jede wichtige Frage nicht nur der
Gegenwart und der Zukunft, sondern auch der Vergangenheit unseres
eigenen Volkes an. </I>F&uuml;hren doch wir, Kommunisten, keine enge
Politik der z&uuml;nftlerischen Interessen der Arbeiter. Wir sind
keine beschr&auml;nkten Funktion&auml;re von Trade-Unions oder
F&uuml;hrer mittelalterlicher Handwerker- und Gesellengilden. Wir sind
Vertreter der Klasseninteressen der wichtigsten, gr&ouml;&szlig;ten
Klasse der modernen Gesellschaft, der Arbeiterklasse, die berufen ist,
die Menschheit von den Qualen des kapitalistischen Systems zu
befreien, der Arbeiterklasse, die schon auf einem Sechstel der Erde
das Joch des Kapitalismus niedergeworfen hat und die regierende Klasse
ist. Wir verteidigen die Lebensinteressen aller ausgebeuteten
werkt&auml;tigen Schichten, d.h. der &uuml;berw&auml;ltigenden
Mehrheit des Volkes in jedem kapitalistischen Land.</P>
<P>Wir Kommunisten sind <I>unvers&ouml;hnliche grunds&auml;tzliche
</I>Gegner des b&uuml;rgerlichen Nationalismus in allen seinen
Spielarten. Wir sind aber <I>keine Anh&auml;nger des nationalen
Nihilismus </I>und d&uuml;rfen niemals als solche auftreten. Die
Aufgabe der Erziehung der Arbeiter und aller Werkt&auml;tigen im
Geiste des proletarischen Internationalismus ist eine der
grundlegenden Aufgaben jeder kommunistischen Partei. Aber derjenige,
der glaubt, da&szlig; ihm dies gestatte oder ihn gar veranlasse, alle
nationalen Gef&uuml;hle der breiten werkt&auml;tigen Massen zu
mi&szlig;achten, der ist vom wirklichen
[90]<A name="S90"></A> Bolschewismus weit entfernt, hat von der Lehre Lenins und
Stalins &uuml;ber die nationale Frage nichts verstanden.
<I>(Beifall.)</I></P>
<P>Lenin, der stets entschieden und konsequent gegen den
b&uuml;rgerlichen Nationalismus gek&auml;mpft hat, gab uns ein
Beispiel der richtigen Behandlung der Frage nach den nationalen
Gef&uuml;hlen in seinem Artikel &raquo;&Uuml;ber den nationalen Stolz der
Gro&szlig;russen&laquo; im Jahre 1914. Er schrieb:</P>
<BLOCKQUOTE>&raquo;Ist denn uns gro&szlig;russischen klassenbewu&szlig;ten
Proletariern das Gef&uuml;hl des nationalen Stolzes fremd? Gewi&szlig;
nicht! Wir lieben unsere Sprache und unsere Heimat, wir wirken am
meisten daf&uuml;r, da&szlig; ihre werkt&auml;tigen Massen (d. h. neun
Zehntel <I>ihrer </I>Bev&ouml;lkerung) zu bewu&szlig;ten
demokratischen und sozialistischen Leben erhoben werden. Es schmerzt
uns am meisten, zu sehen und zu f&uuml;hlen, welchen Gewalttaten,
welcher Unterdr&uuml;ckung, welcher Verh&ouml;hnung die Zarenschergen,
Gutsbesitzer und Kapitalisten unsere sch&ouml;ne Heimat unterwerfen.
Wir sind stolz darauf, da&szlig; diese Gewalttaten aus unserer Mitte,
aus dem Lager der Gro&szlig;russen Widerstand hervorgerufen haben,
da&szlig; aus <I>diesem </I>Lager Radischtschew, die Dekabristen, die
kleinb&uuml;rgerlichen Revolution&auml;re der 70er Jahre
hervorgegangen sind, da&szlig; die gro&szlig;russische Arbeiterklasse
im Jahre 1905 eine m&auml;chtige revolution&auml;re Massenpartei
geschaffen hat ...</BLOCKQUOTE>
<BLOCKQUOTE>Wir sind vom Gef&uuml;hl des nationalen Stolzes erf&uuml;llt,
denn die gro&szlig;russische Nation hat <I>gleichfalls </I>eine
revolution&auml;re Klasse hervorgebracht, hat <I>gleichfalls
</I>bewiesen, da&szlig; sie imstande ist, der Menschheit gewaltige
Vorbilder des Kampfes f&uuml;r Freiheit und Sozialismus zu geben und
nicht nur gewaltige Pogrome, Galgenreihen, Folterkammern, gewaltige
Hungersn&ouml;te und gewaltige Kriecherei vor den Popen, den Zaren,
den Gutsbesitzern und Kapitalisten.</BLOCKQUOTE>
<BLOCKQUOTE>Wir sind vom Gef&uuml;hl des nationalen Stolzes erf&uuml;llt,
und gerade deshalb hassen wir <I>ganz besonders unsere </I>sklavische
Vergangenheit ... und unsere sklavische Gegenwart, in der dieselben
Gutsbesitzer, unterst&uuml;tzt von den Kapitallisten, uns in den
Krieg f&uuml;hren, um Polen und die Ukraine zu erdrosseln, um die
demokratische Bewegung in Persien und China zu erdr&uuml;cken, um die
unsere gro&szlig;russische nationale W&uuml;rde sch&auml;ndende Bande
der Romanow, Bobrinski, Purischkewitsch zu st&auml;rken.&laquo; {* Lenin, S&auml;mtl. Werke, Bd. XVIII, S. 104 f.}</BLOCKQUOTE>
<P>So schrieb Lenin &uuml;ber den nationalen Stolz.</P>
<P>Ich glaube, Genossen, da&szlig; ich im Leipziger Proze&szlig;
nicht unrichtig gehandelt habe, als ich beim Versuch der Faschisten,
das bulgarische Volk als ein barbarisches Volk
[91]<A name="S91"></A> zu beschimpfen, die nationale Ehre der werkt&auml;tigen Massen
des bulgarischen Volkes verteidigt habe, die hingebungsvoll gegen die
faschistischen Usurpatoren, diese wirklichen Barbaren und Wilden
k&auml;mpfen <I>(st&uuml;rmischer und anhaltender Beifall), </I>und
als ich erkl&auml;rte, da&szlig; ich keinen Grund habe, mich dessen zu
sch&auml;men, da&szlig; ich Bulgare bin, im Gegenteil, stolz darauf
bin, ein Sohn der heroischen bulgarischen Arbeiterklasse zu sein.
<I>(Beifall.)</I></P>
<P>Genossen! Der proletarische Internationalismus mu&szlig; sich in
jedem Lande sozusagen &raquo;akklimatisieren&laquo;, um auf heimatlichem Boden
tiefe Wurzeln zu fassen. Die <I>nationalen Formen </I>des
proletarischen Klassenkampfes und der Arbeiterbewegung der einzelnen
L&auml;nder widersprechen nicht dem proletarischen Internationalismus,
im Gegenteil, gerade in diesen Formen kann man auch die
<I>internationalen Interessen </I>des Proletariats erfolgreich
verteidigen.</P>
<P>Nat&uuml;rlich mu&szlig; man <I>&uuml;berall und in allen
F&auml;llen </I>den Massen aufzeigen und konkret beweisen, da&szlig;
die faschistische Bourgeoisie unter dem Vorwand der Verteidigung der
gesamtnationalen Interessen ihre egoistische Politik der
Unterdr&uuml;ckung und Ausbeutung des eigenen Volkes, sowie der
Auspl&uuml;nderung und Versklavung anderer V&ouml;lker betreibt. Man
darf sich aber nicht darauf <I>beschr&auml;nken. </I>Man mu&szlig;
gleichzeitig durch den Kampf der Arbeiterklasse und durch Aktionen der
kommunistischen Parteien zeigen, da&szlig; das Proletariat, das sich
gegen jede Knechtschaft und gegen jede nationale Unterdr&uuml;ckung
auflehnt, der <I>einzige </I>wirkliche K&auml;mpfer f&uuml;r die
nationale Freiheit und Unabh&auml;ngigkeit des Volkes ist.</P>
<P>Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats gegen die
vaterl&auml;ndischen Ausbeuter und Unterdr&uuml;cker widersprechen
nicht den Interessen einer freien und gl&uuml;cklichen Zukunft der
Nation. Im Gegenteil: die sozialistische Revolution wird die
<I>Rettung der Nation </I>bedeuten und ihr den Weg zu h&ouml;herem
Aufstieg er&ouml;ffnen. <I>Dadurch,</I>
[92]<A name="S92"></A> da&szlig; die Arbeiterklasse gegenw&auml;rtig ihre
Klassenorganisationen aufbaut und ihre Positionen festigt, da&szlig;
sie die demokratischen Rechte und Freiheiten gegen den Faschismus
verteidigt, da&szlig; sie f&uuml;r den Sturz des Kapitalismus
k&auml;mpft, schon <I>dadurch </I>k&auml;mpft sie f&uuml;r diese
Zukunft der Nation.</P>
<P>Das revolution&auml;re Proletariat k&auml;mpft f&uuml;r die
Rettung der Kultur des Volkes, f&uuml;r ihre Befreiung von den Fesseln
des verwesenden Monopolkapitals, von dem barbarischen Faschismus, der
sie vergewaltigt. <I>Nur </I>die proletarische Revolution kann den
Untergang der Kultur abwenden, die Kultur zur h&ouml;chsten Bl&uuml;te
bringen als wirkliche Volkskultur, <I>national der Form und
sozialistisch dem Inhalt nach, </I>was vor unseren Augen unter der
F&uuml;hrung <I>Stalins </I>in der Sowjetunion geschieht.
<I>(Beifall.)</I></P>
<P>Der proletarische Internationalismus widerspricht nicht nur
nicht diesem Kampfe der Werkt&auml;tigen der einzelnen L&auml;nder
f&uuml;r nationale, soziale und kulturelle Freiheit, sondern sichert
auch durch die internationale proletarische Solidarit&auml;t und
Kampfeinheit die <I>Unterst&uuml;tzung, </I>die f&uuml;r den Sieg in
diesem Kampfe notwendig ist. <I>Nur im engsten B&uuml;ndnis </I>mit
dem siegreichen Proletariat der gro&szlig;en Sowjetunion kann die
Arbeiterklasse der kapitalistischen L&auml;nder siegen. <I>Nur</I> im
gemeinsamen Kampfe mit dem Proletariat der imperialistischen
L&auml;nder k&ouml;nnen die Kolonialv&ouml;lker und unterdr&uuml;ckten
nationalen Minderheiten ihre Befreiung erk&auml;mpfen. <I>Nur
</I>&uuml;ber das revolution&auml;re B&uuml;ndnis der Arbeiterklasse
der imperialistischen L&auml;nder mit der nationalen
Befreiungsbewegung der Kolonien und abh&auml;ngigen L&auml;nder
f&uuml;hrt der Weg des Sieges der proletarischen Revolution in den
imperialistischen L&auml;ndern, denn, lehrte uns Marx, &raquo;ein Volk, das
andere V&ouml;lker unterdr&uuml;ckt, kann nicht frei sein&laquo;.</P>
<P>Die Kommunisten, die einer unterdr&uuml;ckten, abh&auml;ngigen
Nation angeh&ouml;ren, k&ouml;nnen nicht mit Erfolg gegen den
Chauvinismus in den Reihen ihrer Nation auftreten, wenn
[93]<A name="S93"></A> sie <I>nicht gleichzeitig</I> in der Praxis der Massenbewegung
<I>zeigen, </I>da&szlig; sie in der Tat f&uuml;r die Befreiung ihrer
Nation vom fremdl&auml;ndischen Joch k&auml;mpfen. Andererseits
k&ouml;nnen wieder Kommunisten der Unterdr&uuml;ckernation nicht das
tun, was zur Erziehung der werkt&auml;tigen Massen ihrer Nation im
Geiste des Internationalismus notwendig ist, <I>wenn sie keinen
</I>entschiedenen Kampf gegen die Unterdr&uuml;ckungspolitik der &raquo;eigenen&laquo; Bourgeoisie, f&uuml;r das volle Selbstbestimmungsrecht der
von ihr versklavten Nationen <I>f&uuml;hren. </I>Wenn sie das nicht
tun, dann erleichtern sie auch der unterdr&uuml;ckten Nation nicht die
&Uuml;berwindung ihrer nationalistischen Vorurteile.</P>
<P>Nur wenn wir in diesem Geiste auftreten werden, wenn wir in
unserer ganzen Massenarbeit &uuml;berzeugend beweisen werden, da&szlig;
wir sowohl vom nationalen Nihilismus als auch vom b&uuml;rgerlichen
Nationalismus gleicherma&szlig;en frei sind, nur in diesem Falle werden
wir einen wirklich erfolgreichen Kampf gegen die chauvinistische
Demagogie der Faschisten f&uuml;hren k&ouml;nnen.</P>
<P>Daher ist die richtige und konkrete Anwendung der
Leninschen-Stalinschen Nationalit&auml;tenpolitik von so ungeheurer
Wichtigkeit. Das ist eine <I>unerl&auml;&szlig;liche </I>Voraussetzung
f&uuml;r den erfolgreichen Kampf gegen den Chauvinismus, dieses
Hauptwerkzeug der ideologischen Einwirkung der Faschisten auf die
Massen. <I>(Beifall.)</I> [94]<A name="S94"></A></P><A name="3"></A>
<H3 align="center">III. DIE FESTIGUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN UND DER KAMPF
F&Uuml;R DIE POLITISCHE EINHEIT DES PROLETARIATS</H3>
<P>Genossen! Im Kampfe um die Herstellung der Einheitsfront
w&auml;chst die f&uuml;hrende Rolle der Kommunistischen Partei
au&szlig;erordentlich an. Der Initiator, Organisator, die treibende
Kraft der Einheitsfront der Arbeiterklasse ist im Grunde genommen nur
die Kommunistische Partei.</P>
<P>Die kommunistischen Parteien k&ouml;nnen die Mobilisierung der
breitesten Massen der Werkt&auml;tigen zum einheitlichen Kampfe gegen
Faschismus und Kapitalsoffensive nur dann sicherstellen, wenn sie ihre
<I>eigenen Reihen allseitig st&auml;rken, </I>ihre Initiative
entfalten, eine marxistisch-leninistische Politik und eine richtige,
elastische Taktik durchf&uuml;hren, die der konkreten Situation und
der Verteilung der Klassenkr&auml;fte Rechnung tr&auml;gt.</P><A name="31"></A>
<H4 align="center"> FESTIGUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEIEN</H4>
<P>In der Periode zwischen dem VI. und dem VII. Kongre&szlig;
sind unsere Parteien in den kapitalistischen L&auml;ndern
zweifellos <I>gewachsen </I>und haben sich <I>bedeutend gest&auml;hlt.</I>
Es w&auml;re jedoch ein h&ouml;chst gef&auml;hrlicher Irrtum, wollte
man sich hiermit zufrieden geben. Je mehr sich die
Einheitsfront der Arbeiterklasse erweitern wird, um so mehr
werden neue, komplizierte Aufgaben vor uns auftauchen,
um so mehr werden wir an der politischen und organisatorischen
[95]<A name="S95"></A> St&auml;rkung unserer Parteien arbeiten m&uuml;ssen.
Die Einheitsfront des Proletariats schafft eine Arbeiterarmee, die
ihre Mission erf&uuml;llen kann, wenn an der Spitze dieser Armee eine
f&uuml;hrende Kraft steht, die ihr Ziele und Wege weist. Diese
f&uuml;hrende Kraft kann <I>nur eine starke proletarische
revolution&auml;re Partei sein.</I></P>
<P>Wenn wir Kommunisten alle Kr&auml;fte anstrengen, um die
Einheitsfront herzustellen, so tun wir das nicht vom engherzigen
Standpunkt der Werbung von neuen Mitgliedern f&uuml;r die
kommunistischen Parteien. Wir m&uuml;ssen aber <I>gerade deshalb
</I>die kommunistischen Parteien allseitig festigen und ihre
Mitgliederzahl vergr&ouml;&szlig;ern, weil wir die Einheitsfront
ernstlich festigen wollen. Die Festigung der kommunistischen Parteien
stellt kein enges Parteiinteresse dar, sondern ein Interesse der
gesamten Arbeiterklasse.</P>
<P><I>Die Einheit, die revolution&auml;re Geschlossenheit und
Kampfbereitschaft der kommunistischen Parteien </I>ist das wertvollste
Kapital, das nicht nur uns, sondern der gesamten Arbeiterklasse
geh&ouml;rt. Unsere Bereitschaft, zusammen mit den
sozialdemokratischen Parteien und Organisationen den Kampf gegen den
Faschismus aufzunehmen, verkn&uuml;pften wir und werden wir
verkn&uuml;pfen mit dem unvers&ouml;hnlichen Kampf gegen den
Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis des Kompromisses mit der
Bourgeoisie und folglich auch gegen <I>jegliches Eindringen </I>dieser
Ideologie in unsere eigenen Reihen.</P>
<P>Bei k&uuml;hner und entschlossener Durchf&uuml;hrung der
Einheitsfrontpolitik sto&szlig;en wir in unseren eigenen Reihen auf
Hindernisse, die wir um jeden Preis in m&ouml;glichst kurzer Frist
beseitigen m&uuml;ssen.</P>
<P>Nach dem VI. Kongre&szlig; der Komintern wurde in allen
kommunistischen Parteien der kapitalistischen L&auml;nder ein
<I>erfolgreicher Kampf gegen die Tendenz der opportunistischen
Anpassung an die Verh&auml;ltnisse der kapitalistischen Stabilisierung
und gegen die Ansteckung mit</I>
[96]<A name="S96"></A> <I>reformistischen und legalistischen Illusionen
</I>durchgef&uuml;hrt. Unsere Parteien s&auml;uberten ihre Reihen von
allerlei Rechtsopportunisten und festigten dadurch ihre
bolschewistische Einheit und Kampff&auml;higkeit. Weniger erfolgreich
und zuweilen &uuml;berhaupt nicht gef&uuml;hrt wurde der Kampf gegen
das <I>Sektierertum. </I>Das Sektierertum &auml;u&szlig;erte sich
bereits nicht mehr in primitiven, offenen Formen, wie in den ersten
Jahren des Bestehens der Kommunistischen Internationale, sondern
hemmte unter dem Deckmantel formeller Anerkennung der
bolschewistischen Thesen die Entfaltung der bolschewistischen
Massenpolitik. In unserer Zeit ist das schon oft keine &raquo;<I>Kinderkrankheit&laquo; </I>mehr, wie Lenin schrieb, sondern ein <I>fest
eingewurzeltes Laster, </I>und ohne uns von ihm befreit zu
haben, k&ouml;nnen wir die Aufgabe der Herstellung der proletarischen
Einheitsfront und der Heranf&uuml;hrung der Massen von den Positionen
des Reformismus zur Revolution nicht l&ouml;sen.</P>
<P>In der heutigen Lage hemmt <I>vor allem </I>das Sektierertum,
das <I>selbstgef&auml;llige </I>Sektierertum, wie wir es im
Resolutionsentwurf qualifizieren, unseren Kampf f&uuml;r die
Verwirklichung der Einheitsfront. Das Sektierertum, das sich in seiner
<I>doktrin&auml;ren Beschr&auml;nktheit, </I>in seiner
Losgel&ouml;stheit vom wirklichen Leben der Massen gef&auml;llt; das
sich in seinen <I>vereinfachten Methoden </I>der L&ouml;sung der
kompliziertesten Fragen der Arbeiterbewegung an Hand von
schablonenhaften Scheinen gef&auml;llt. Das Sektierertum, das Anspruch
auf Allwissenheit erhebt und es f&uuml;r &uuml;berfl&uuml;ssig
h&auml;lt, bei den Massen, an den Lehren der Arbeiterbewegung zu
lernen. Kurz, f&uuml;r das Sektierertum ist alles, wie man sagt, ein
Kinderspiel.</P>
<P>Das selbstgef&auml;llige Sektierertum will <I>und kann nicht
</I>begreifen, da&szlig; die F&uuml;hrung der Arbeiterklasse durch die
Kommunistische Partei nicht von selbst erreicht wird. Die
f&uuml;hrende Rolle der Kommunistischen Partei in den K&auml;mpfen der
Arbeiterklasse mu&szlig; erobert werden. Dazu
[97]<A name="S97"></A> bedarf es keiner Deklamationen &uuml;ber die f&uuml;hrende
Rolle der Kommunisten, dazu mu&szlig; man durch t&auml;gliche
Massenarbeit und durch richtige Politik das <I>Vertrauen der
Arbeitermassen verdienen, erobern. </I>Das ist nur dann m&ouml;glich,
wenn wir Kommunisten in unserer politischen Arbeit ernstlich mit dem
wirklichen Niveau des Klassenbewu&szlig;tseins der Massen, mit dem Grad
ihrer Revolutionierung rechnen, wenn wir die konkrete Situation
n&uuml;chtern einsch&auml;tzen werden, nicht auf Grund unserer
W&uuml;nsche, sondern auf Grund dessen, was in Wirklichkeit ist. Wir
m&uuml;ssen geduldig, Schritt f&uuml;r Schritt, den breiten Massen den
&Uuml;bergang auf die Positionen
<!-- Zeilendreher im Originaltext -->
des Kommunismus erleichtern. Wir d&uuml;rfen
niemals die Worte Lenins vergessen, der uns mit
allem Nachdruck warnte, da&szlig;</P>
<BLOCKQUOTE>&raquo;es gerade darauf ankomme, da&szlig; man das, was <I>f&uuml;r
uns </I>&uuml;berlebt ist, <I>nicht als f&uuml;r die Klasse </I>&uuml;berlebt, als
<I>f&uuml;r die Massen </I>&uuml;berlebt ansieht&laquo;.
{* Lenin, S&auml;mtl. Werke, Bd. XXV, S. 244.}</BLOCKQUOTE>
<P>Gibt es denn jetzt, Genossen, noch wenig solche Doktrin&auml;re
in unseren Reihen, die in der Einheitsfrontpolitik immer und
&uuml;berall nur Gefahren wittern? F&uuml;r solche Genossen bildet die
ganze Einheitsfront eine einzige Gefahr. Aber diese sektiererische &raquo;Prinzipienfestigkeit&laquo; ist nichts anderes als politische Hilflosigkeit
vor den Schwierigkeiten der unmittelbaren Leitung des Kampfes der
Massen.</P>
<P>Das Sektierertum &auml;u&szlig;ert sich <I>im besonderen </I>in
der &Uuml;bersch&auml;tzung der Revolutionierung der Massen, in der
&Uuml;bersch&auml;tzung des Tempos ihrer Abkehr von den Positionen des
Reformismus, in den Versuchen, schwierige Etappen und komplizierte
Aufgaben der Bewegung zu &uuml;berspringen. Die Methoden der
F&uuml;hrung der Massen wurden in der Praxis h&auml;ufig durch die
Methoden der F&uuml;hrung einer engen Parteigruppe ersetzt. Man
untersch&auml;tzte die Kraft, das traditionelle Band zwischen den
[98]<A name="S98"></A> Massen
und ihren Organisationen und Leitungen, und wenn die Massen dieses
Band nicht gleich zerrissen, begann man sich zu ihnen ebenso schroff
zu verhalten, wie zu ihren reaktion&auml;ren F&uuml;hrern. Man
schablonisierte die Taktik und die Losungen f&uuml;r alle L&auml;nder,
man ber&uuml;cksichtigte nicht die Besonderheiten der konkreten
Situation in jedem einzelnen Lande. Man ignorierte die Notwendigkeit
eines z&auml;hen Kampfes inmitten der Masse f&uuml;r die Gewinnung des
Vertrauens der Massen, man vernachl&auml;ssigte den Kampf f&uuml;r die
Teilforderungen der Arbeiter und die Arbeit in den reformistischen
Gewerkschaften und den faschistischen Massenorganisationen. Die
Einheitsfrontpolitik wurde h&auml;ufig durch blo&szlig;e Aufforderungen
und abstrakte Propaganda ersetzt.</P>
<P>Nicht weniger hemmten die sektiererischen Einstellungen die
richtige Auslese der Menschen, die Schulung und Heranbildung von
<I>Kadern, </I>die mit den Massen <I>F&uuml;hlung </I>haben, das
Vertrauen der Massen <I>genie&szlig;en, </I>von <I>revolution&auml;r
gest&auml;hlten </I>und in Klassenk&auml;mpfen <I>erprobten
</I>Kadern, die es verstehen, die praktische <I>Erfahrung der
Massenarbeit </I>mit <I>der prinzipiellen Standhaftigkeit des
Bolschewiki</I> zu paaren.</P>
<P>Das Sektierertum verlangsamte somit in bedeutendem Ma&szlig;e
das Wachstum der kommunistischen Parteien, erschwerte die
Durchf&uuml;hrung einer richtigen Massenpolitik, hinderte die
Ausn&uuml;tzung der Schwierigkeiten des Klassenfeindes zur
St&auml;rkung der Positionen der revolution&auml;ren Bewegung,
hinderte die Gewinnung der breiten proletarischen Massen f&uuml;r die
kommunistischen Parteien.</P>
<P>Indem wir auf das entschiedenste f&uuml;r die Ausmerzung und
&Uuml;berwindung der letzten Reste des selbstgef&auml;lligen Sektierertums
k&auml;mpfen, m&uuml;ssen wir in jeder Weise unsere Wachsamkeit und
den Kampf gegen den <I>Rechtsopportunismus</I> sowie gegen alle seine
konkreten Erscheinungsformen verst&auml;rken, eingedenk dessen,
da&szlig; seine Gef&auml;hrlichkeit
[99]<A name="S99"></A> mit der Entfaltung der breiten Einheitsfront wachsen
wird. Es bestehen bereits Tendenzen zur Herabsetzung der Bedeutung der
Rolle der Kommunistischen Partei in den Reihen der Einheitsfront und
zur Vers&ouml;hnung mit der sozialdemokratischen Ideologie. Man darf
nicht aus dem Auge lassen, da&szlig; die Einheitsfronttaktik die
Methode der anschaulichen &Uuml;berzeugung der sozialdemokratischen
Arbeiter von der Richtigkeit der kommunistischen und von der
Unrichtigkeit der reformistischen Politik und nicht eine
<I>Vers&ouml;hnung mit der sozialdemokratischen Ideologie und Praxis
ist.</I> Der erfolgreiche Kampf f&uuml;r die Herstellung der
Einheitsfront erfordert unbedingt einen st&auml;ndigen Kampf in
unseren Reihen gegen die Tendenz der <I>Herabsetzung der Rolle der
Partei, </I>gegen die <I>legalistischen Illusionen, </I>gegen die
Einstellung auf <I>Spontaneit&auml;t und Automatismus, </I>sowohl in
bezug auf die Liquidierung des Faschismus als auch bei der
Durchf&uuml;hrung der Einheitsfront, gegen die <I>geringsten
Schwankungen im Augenblick des entscheidenden Handelns.</I></P>
<BLOCKQUOTE>&raquo;Es ist notwendig&laquo;, lehrt uns Genosse Stalin, &raquo;da&szlig; die
Partei in ihrer Arbeit es versteht, h&ouml;chste Prinzipialit&auml;t
(nicht zu verwechseln mit Sektierertum!) mit dem Maximum an
Verbindungen und F&uuml;hlung mit den Massen (nicht zu verwechseln mit &#155;Chwostismus&#139;! {* &raquo;Chwostismus&laquo; - Politik des Nachhinkens, Nachtrabpolitik.})
zu verkn&uuml;pfen, denn ohne dies ist es der Partei
unm&ouml;glich, nicht nur die Massen zu lehren, sondern auch bei ihnen
zu lernen, nicht nur die Massen zu f&uuml;hren und sie auf das Niveau
der Partei emporzuheben, sondern auch auf die Stimme der Massen zu
lauschen und zu erraten, wo sie der Schuh dr&uuml;ckt.&laquo; {** Stalin, &raquo;&Uuml;ber die Perspektiven der KPD und ihre Bolschewisierung&laquo;, &raquo;Prawda&laquo; vom 3. Februar 1925.}</BLOCKQUOTE><A name="32"></A>
<H4 align="center">DIE POLITISCHE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE </H4>
<P>Genossen! Die Entwicklung der Einheitsfront des gemeinsamen
Kampfes der kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter gegen
den Faschismus und die
[100]<A name="S100"></A> Kapitalsoffensive wirft auch die Frage der <I>politischen
Einheit, der einheitlichen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse
</I> auf. Die sozialdemokratischen Arbeiter &uuml;berzeugen sich an
Hand der Erfahrung immer mehr, da&szlig; der Kampf gegen den
Klassenfeind eine einheitliche politische F&uuml;hrung erfordert, da
die <I>Dualit&auml;t der F&uuml;hrung </I> die weitere
Entwicklung und Verst&auml;rkung des einheitlichen Kampfes der
Arbeiterklasse erschwert.</P>
<P>Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats und der
Erfolg der proletarischen Revolution machen es gebieterisch notwendig,
da&szlig; in jedem Lande <I>eine einheitliche Partei </I> des
Proletariats bestehe. Dies zu erreichen, ist nat&uuml;rlich nicht so
leicht und einfach. Dies erfordert z&auml;he Arbeit und z&auml;hen
Kampf und wird notwendigerweise ein mehr oder weniger langwieriger
Proze&szlig; sein. Die kommunistischen Parteien m&uuml;ssen,
gest&uuml;tzt auf den wachsenden Drang der Arbeiter nach der
Vereinigung der sozialdemokratischen Parteien oder einzelner
Organisationen mit den kommunistischen Parteien, entschlossen und
zuversichtlich die Initiative der Durchf&uuml;hrung dieser Vereinigung
in ihre Hand nehmen. Die Sache der Vereinigung der Kr&auml;fte der
Arbeiterklasse zu einer einheitlichen revolution&auml;ren
proletarischen Partei im Moment, da die internationale
Arbeiterbewegung in die Periode der &Uuml;berwindung der Spaltung tritt,
ist <I>unsere Sache, </I> die Sache der Kommunistischen
Internationale.</P>
<P>Gen&uuml;gt aber zur Herstellung der Einheitsfront der
kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien ein Abkommen
&uuml;ber den Kampf gegen den Faschismus, die Kapitalsoffensive und
den Krieg, so ist die Schaffung der politischen Einheit nur auf der
Grundlage einer Reihe von bestimmten Bedingungen prinzipiellen
Charakters m&ouml;glich.</P>
<P>Diese Vereinigung ist nur m&ouml;glich:</P>
<P><I>erstens, </I> unter der Bedingung der
<I>vollst&auml;ndigen Unabh&auml;ngigkeit von der Bourgeoisie und des
vollst&auml;ndigen</I>
[101]<A name="S101"></A> <I>Aufgebens des Blocks der Sozialdemokratie mit der
Bourgeoisie;</I></P>
<P><I> </I> <I>zweitens, </I>unter der Bedingung, da&szlig; vorher die
<I>Aktionseinheit </I>hergestellt wird;</P>
<P><I>drittens, </I>unter der Bedingung, da&szlig; die Notwendigkeit
des <I>revolution&auml;ren Sturzes der Herrschaft der Bourgeoisie
</I>und der Aufrichtung der <I>Diktatur des Proletariats in der Form
von Sowjets </I>anerkannt wird;</P>
<P><I>viertens, </I>unter der Bedingung, da&szlig; darauf verzichtet
wird, die eigene Bourgeoisie im <I>imperialistischen Krieg zu
</I>unterst&uuml;tzen;</P>
<P><I>f&uuml;nftens, </I>unter der Bedingung, da&szlig; die Partei auf
der Grundlage des <I>demokratischen Zentralismus </I>aufgebaut wird,
der die Einheit des Willens und der Aktion gew&auml;hrleistet und an
Hand <I>der Erfahrung der russischen Bolschewiki</I> erprobt
wurde.</P>
<P>Wir m&uuml;ssen die sozialdemokratischen Arbeiter geduldig und
kameradschaftlich aufkl&auml;ren, warum die politische Einheit der
Arbeiterklasse ohne diese Bedingungen unm&ouml;glich ist. Zusammen mit
ihnen m&uuml;ssen wir Sinn und Bedeutung dieser Bedingungen
er&ouml;rtern.</P>
<P>Warum ist zur Verwirklichung der politischen Einheit des
Proletariats die vollst&auml;ndige Unabh&auml;ngigkeit von der
Bourgeoisie und das Aufgeben des Blocks der Sozialdemokratie mit der
Bourgeoisie n&ouml;tig?</P>
<P>Weil die ganze Erfahrung der Arbeiterbewegung und insbesondere die
Erfahrung der 15 Jahre Koalitionspolitik in Deutschland gezeigt hat,
da&szlig; die Politik der Arbeitsgemeinschaft, die Politik der
Abh&auml;ngigkeit von der Bourgeoisie zur Niederlage der
Arbeiterklasse und zum Sieg des Faschismus f&uuml;hrt. Und nur der Weg
des unvers&ouml;hnlichen Klassenkampfes gegen die Bourgeoisie, der Weg
der Bolschewiki ist der sichere Weg zum Siege.</P>
<P>Warum ist die vorherige Herstellung der Aktionseinheit die
Voraussetzung der politischen Einheit?</P>
<P>Weil die Aktionseinheit zur Zur&uuml;ckschlagung der Offensive
[102]<A name="S102"></A> des Kapitals und des Faschismus m&ouml;glich und
notwendig ist bevor noch die Mehrheit der Arbeiter sich auf der
gemeinsamen politischen Plattform des Sturzes des Kapitalismus
vereinigt; die Ausarbeitung der Einheit der Auffassungen &uuml;ber die
grundlegenden Wege und die Ziele des Kampfes des Proletariats, ohne
die die Vereinigung der Parteien nicht m&ouml;glich ist, erfordert
jedoch eine mehr oder weniger lange Zeit. Und am besten wird die
Einheit der Anschauungen im gemeinsamen Kampf gegen den Klassenfeind
<I>schon heute </I>ausgearbeitet. Statt der Einheitsfront die
sofortige Vereinigung vorschlagen, hei&szlig;t, das Pferd hinter den
Wagen stellen und glauben, da&szlig; der Wagen vorw&auml;rtsgehen wird.
<I>(Heiterkeit.) </I>Gerade weil die Frage der politischen Einheit
f&uuml;r uns kein Man&ouml;ver ist wie f&uuml;r viele
sozialdemokratische F&uuml;hrer, bestehen wir auf der Verwirklichung
der Aktionseinheit als einer der wichtigsten Etappen im Kampfe
f&uuml;r die politische Einheit.</P>
<P>Warum ist die Anerkennung des revolution&auml;ren Sturzes der
Bourgeoisie und der Aufrichtung der Diktatur des Proletariats in der
Form der Sowjetregierung notwendig?</P>
<P>Weil die Erfahrung des Sieges der gro&szlig;en Oktoberrevolution
einerseits und die bitteren Lehren in Deutschland, &Ouml;sterreich und
Spanien andererseits f&uuml;r die ganze Nachkriegsperiode von neuem
best&auml;tigt haben, da&szlig; der Sieg des Proletariats nur durch den
revolution&auml;ren Sturz der Bourgeoisie m&ouml;glich ist und da&szlig;
die Bourgeoisie die Arbeiterbewegung eher in einem Blutmeer ersticken
wird, als da&szlig; sie zul&auml;&szlig;t, da&szlig; das Proletariat den
Sozialismus auf friedlichem Wege errichtet. Die Erfahrung der
Oktoberrevolution hat anschaulich gezeigt, da&szlig; der grundlegende
Inhalt der proletarischen Revolution die Frage der proletarischen
Diktatur ist, die berufen ist, den Widerstand der gest&uuml;rzten
Ausbeuter zu unterdr&uuml;cken, die Revolution f&uuml;r den Kampf mit
dem Imperialismus zu bewaffnen und die Revolution bis zum
vollst&auml;ndigen Sieg des Sozialismus zu f&uuml;hren. Um die
Diktatur des Proletariats
[103]<A name="S103"></A> als Diktatur der &uuml;berw&auml;ltigenden Mehrheit &uuml;ber
eine verschwindende Minderheit, die Ausbeuter, zu verwirklichen - und
nur als solche kann sie verwirklicht werden -, dazu sind die
<I>Sowjets </I> notwendig, die alle Schichten der Arbeiterklasse,
die Hauptmassen der Bauernschaft und andere Werkt&auml;tige umfassen,
ohne deren Erwachen, ohne deren Eingliederung in die Front des
revolution&auml;ren Kampfes die Verankerung des Sieges des
Proletariats unm&ouml;glich ist.</P>
<P>Warum ist der Verzicht auf die Unterst&uuml;tzung der
Bourgeoisie im imperialistischen Krieg eine Vorbedingung der
politischen Einheit?</P>
<P>Weil die Bourgeoisie den imperialistischen Krieg um ihrer
r&auml;uberischen Ziele willen gegen die Interessen der
erdr&uuml;ckenden Mehrheit der V&ouml;lker f&uuml;hrt, unter welchem
Deckmantel der Krieg auch gef&uuml;hrt werden mag. Weil alle
Imperialisten die fieberhaften Kriegsr&uuml;stungen mit der
&auml;u&szlig;ersten Verst&auml;rkung der Ausbeutung und
Unterdr&uuml;ckung der Werkt&auml;tigen im Lande verbinden. Die
Bourgeoisie in einem solchen Kriege zu unterst&uuml;tzen, bedeutet
Verrat an den Interessen des Landes und an der internationalen
Arbeiterklasse &uuml;ben.</P>
<P>Warum ist schlie&szlig;lich der Aufbau der Partei auf der
Grundlage des demokratischen Zentralismus eine Vorbedingung der
Einheit?</P>
<P>Weil nur eine auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus
aufgebaute Partei imstande ist, die Willens- und Aktionseinheit zu
gew&auml;hrleisten, weil nur sie imstande ist, das Proletariat zum
Siege &uuml;ber die Bourgeoisie zu f&uuml;hren, die &uuml;ber eine so
m&auml;chtige Waffe wie der zentralisierte Staatsapparat verf&uuml;gt.
Die Anwendung des Prinzips des demokratischen Zentralismus hat an Hand
der Erfahrungen der russischen bolschewistischen Partei, der Partei
Lenins und Stalins, eine gl&auml;nzende historische Pr&uuml;fung
bestanden.</P>
<P>Ja, Genossen, wir sind f&uuml;r die einheitliche politische
[104]<A name="S104"></A> Massenpartei der Arbeiterklasse. Daher aber die Notwendigkeit,
wie Genosse Stalin sagt:
<P></P>
<BLOCKQUOTE>&raquo;einer Kampfpartei, einer revolution&auml;ren Partei, die
k&uuml;hn genug ist, um das Proletariat in den Kampf um die Macht zu
f&uuml;hren, die gen&uuml;gend Erfahrung hat, um sich in den
komplizierten Verh&auml;ltnissen der revolution&auml;ren Situation
zurechtzufinden und gen&uuml;gend Elastizit&auml;t besitzt, um allen
Klippen auf dem Wege zum Ziele auszuweichen.&laquo; {* Stalin, &raquo;Probleme des Leninismus&laquo;, Erste Folge, S. 96.}</BLOCKQUOTE>
<P>Daher ist es notwendig, die politische Vereinigung auf Grund der
angef&uuml;hrten Bedingungen anzustreben.</P>
<P>Wir sind f&uuml;r die politische Einheit der Arbeiterklasse!
Deshalb sind wir bereit, mit allen Sozialdemokraten, die f&uuml;r die
Einheitsfront sind und die Vereinigung nach den erw&auml;hnten
Grunds&auml;tzen aufrichtig unterst&uuml;tzen, auf das engste
zusammenzuarbeiten. Doch gerade deshalb, weil wir f&uuml;r die
Vereinigung sind, werden wir entschlossen gegen alle &raquo;linken&laquo; Demagogen k&auml;mpfen, die die Entt&auml;uschung der
sozialdemokratischen Arbeiter zur Schaffung neuer sozialistischer
Parteien oder Internationalen ausn&uuml;tzen wollen, die sich gegen
die kommunistische Bewegung richten und damit die Spaltung der
Arbeiterklasse vertiefen.</P>
<P>Wir begr&uuml;&szlig;en das zunehmende Streben der
sozialdemokratischen Arbeiter nach der Einheitsfront mit den
Kommunisten. In dieser Tatsache erblicken wir das Erstarken ihres
revolution&auml;ren Bewu&szlig;tseins und die beginnende &Uuml;berwindung
der Spaltung der Arbeiterklasse. In der &Uuml;berzeugung, da&szlig; die
Aktionseinheit eine dringende Notwendigkeit und der sicherste Weg zur
Schaffung auch der politischen Einheit des Proletariats ist,
erkl&auml;ren wir, da&szlig; die Kommunistische Internationale und ihre
Sektionen bereit sind, Verhandlungen mit der II. Internationale und
ihren Sektionen aufzunehmen &uuml;ber die Herstellung der Einheit der
Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive, gegen den
Faschismus und gegen die Gefahr eines imperialistischen Krieges.
<I>(Beifall.)</I> [105]<A name="S105"></A></P><A name="4"></A>
<H3 align="center">SCHLUSSFOLGERUNGEN</H3>
<P>Genossen !</P>
<P>Ich schlie&szlig;e meinen Bericht. Wie ihr seht, tragen wir der
seit dem VI. Kongre&szlig; ge&auml;nderten Lage, den Lehren unseres
Kampfes Rechnung und stellen, gest&uuml;tzt auf den bereits erreichten
Grad der Konsolidierung unserer Parteien eine Reihe von Fragen und vor
allem die Frage der Einheitsfront und des Herangehens an die
Sozialdemokratie, an die reformistischen Gewerkschaften und die
anderen Massenorganisationen, auf <I>neue </I>Art.</P>
<P>Es gibt Neunmalweise, die in alledem eine Abkehr von unseren
prinzipiellen Positionen, irgendeine Abschwenkung von der Linie des
Bolschewismus wittern. Nun ja, das hungrige Huhn, sagt man bei uns in
Bulgarien, tr&auml;umt immer von Hirse. <I>(Heiterkeit,
st&uuml;rmischer Beifall.)</I></P>
<P>M&ouml;gen sie das glauben, diese politischen H&uuml;hner.
<I>(Heiterkeit, st&uuml;rmischer Beifall.)</I></P>
<P>Uns interessiert dies wenig. F&uuml;r uns ist es wichtig,
da&szlig; unsere eigenen Parteien und die breiten Massen der ganzen
Welt richtig begreifen, was wir anstreben.</P>
<P>Wir w&auml;ren keine revolution&auml;ren Marxisten, Leninisten,
w&uuml;rdige Sch&uuml;ler von Marx-Engels-Lenin-Stalin, wenn wir nicht
gem&auml;&szlig; der ge&auml;nderten Lage und den in der
internationalen Arbeiterbewegung vor sich gehenden Verschiebungen
unsere Politik und Taktik entsprechend <I>umstellten.</I></P>
<P>Wir w&auml;ren keine wirklichen Revolution&auml;re, wenn wir
nicht aus der eigenen Erfahrung und der Erfahrung der Massen lernten.</P>
<P>Wir wollen, da&szlig; unsere Parteien in den kapitalistischen
[106]<A name="S106"></A> L&auml;ndern als <I>wirkliche politische Parteien der
Arbeiterklasse </I>auftreten und wirken, da&szlig; sie tats&auml;chlich
die Rolle eines <I>politischen Faktors </I>im Leben ihres Landes
spielen, da&szlig; sie stets eine <I>aktive bolschewistische
Massenpolitik </I>betreiben und <I>sich nicht auf Propaganda und
Kritik allein und blo&szlig;e Aufrufe zum Kampf um die Diktatur des
Proletariats beschr&auml;nken.</I>
<P></P>
<P><I>Wir sind Feinde jedes Schematismus. </I>Wir wollen die
konkrete Lage in jedem Moment und an jedem gegebenen Ort
ber&uuml;cksichtigen und nicht &uuml;berall <I>nach einer bestimmten
Schablone </I>handeln, wir wollen nicht vergessen, da&szlig; unter
<I>verschiedenen </I>Bedingungen die Stellungnahme der Kommunisten
nicht <I>die gleiche </I>sein kann.</P>
<P>Wir wollen <I>alle Etappen </I>in der Entwicklung des
Klassenkampfes und im Wachstum des Klassenbewu&szlig;tseins der Massen
selbst n&uuml;chtern ber&uuml;cksichtigen, es verstehen, in jeder
Etappe die dieser Etappe <I>entsprechenden konkreten </I>Aufgaben der
revolution&auml;ren Bewegung zu finden und zu l&ouml;sen.</P>
<P>Wir wollen eine <I>gemeinsame Sprache </I>mit den breitesten
Massen finden, um den Kampf gegen den Klassenfeind zu f&uuml;hren, wir
wollen Mittel und Wege finden, um die <I>Isolierung der
revolution&auml;ren Avantgarde </I>von den Massen des Proletariats und
allen Werkt&auml;tigen endg&uuml;ltig zu &uuml;berwinden und auch, um
die verh&auml;ngnisvolle <I>Isolierung der Arbeiterklasse selbst
</I>von ihren nat&uuml;rlichen Verb&uuml;ndeten im Kampfe gegen die
Bourgeoisie, gegen den Faschismus zu &uuml;berwinden.</P>
<P>Wir wollen immer breitere Massen in den revolution&auml;ren
Klassenkampf hineinziehen und sie zur proletarischen Revolution
heranf&uuml;hren, <I>ausgehend von ihren brennenden Interessen und
N&ouml;ten </I>und auf Grund ihrer eigenen Erfahrung.</P>
<P>Wir wollen, dem Beispiel unserer ruhmreichen russischen
Bolschewiki, dem Beispiel der f&uuml;hrenden Partei
[107]<A name="S107"></A> der Kommunistischen Internationale, der Kommunistischen Partei
der Sowjetunion, folgend, den <I>revolution&auml;ren Heldenmut </I>der
deutschen, spanischen, &ouml;sterreichischen und anderen Kommunisten
mit <I>echtem revolution&auml;ren Realismus </I>verbinden und mit den
letzten Resten scholastischer Hohlschw&auml;tzerei &uuml;ber ernste
politische Fragen aufr&auml;umen.</P>
<P>Wir wollen unsere Parteien allseitig ausr&uuml;sten f&uuml;r die
L&ouml;sung der &uuml;beraus komplizierten politischen Aufgaben, vor
denen sie stehen. Dazu m&uuml;ssen wir ihr <I>theoretisches Niveau
</I>immer h&ouml;her heben, sie im Geiste des lebendigen
Marxismus-Leninismus und nicht eines toten Doktrin&auml;rtums
erziehen.</P>
<P>Wir wollen aus unseren Reihen das <I>selbstzufriedene
Sektierertum </I>ausmerzen, das uns in erster Linie den Weg zu den
Massen versperrt und die Durchf&uuml;hrung einer wirklich
bolschewistischen Massenpolitik hindert. Wir wollen den Kampf gegen
alle konkreten &Auml;u&szlig;erungen des <I>Rechtsopportunismus </I>in
jeder Weise verst&auml;rken, eingedenk dessen, da&szlig; die Gefahr von
dieser Seite gerade in der Praxis der Durchf&uuml;hrung unserer
Massenpolitik und unseres Massenkampfes sich verst&auml;rken wird.</P>
<P>Wir wollen, da&szlig; die Kommunisten in jedem Lande <I>alle
Lehren </I>aus ihrer eigenen Erfahrung, als der Erfahrung der
revolution&auml;ren Vorhut des Proletariats rechtzeitig ziehen und
auswerten. Wir wollen, <I>da&szlig; sie m&ouml;glichst schnell lernen,
im st&uuml;rmischen Meer des Klassenkampfes zu schwimmen </I>und
nicht als Beobachter und Registratoren der heranst&uuml;rmenden Wogen
auf dem Ufer bleiben und auf gut Wetter warten. <I>(Beifall.)</I></P>
<P>Das ist es, war wir wollen!</P>
<P><I>Und wir wollen das alles deshalb, weil die Arbeiterklasse,
an der Spitze aller Werkt&auml;tigen, zusammengeschlossen zu einer von
der Kommunistischen Internationale gef&uuml;hrten revolution&auml;ren
Millionenarmee, mit einem</I>
[108]<A name="S108"></A> <I>so gro&szlig;en, weisen Steuermann wie unser F&uuml;hrer
Genosse Stalin (st&uuml;rmischer^Beifall),
nur auf diesem Wege sicher
imstande sein wird, ihre historische Mission zu erf&uuml;llen, - den
Faschismus und zusammen mit ihm den Kapitalismus vom Antlitz der Erde
hinwegzufegen!</I></P>
<P>(Alle erheben sich von ihren Pl&auml;tzen und bereiten Genossen
Dimitroff eine st&uuml;rmische Ovation.</P>
<P>Von allen Seiten Rufe der Delegierten in verschiedenen Sprachen: &raquo;Hurra, es lebe Genosse Dimitroff!&laquo;</P>
<P>Machtvoll ert&ouml;nt die &raquo;Internationale&laquo; in allen Sprachen der
Welt.</P>
<P>Wiederholter zunehmender Beifallssturm. Die Delegierten erheben
die F&auml;uste zum &raquo;Rot Front&laquo;-Gru&szlig;.</P>
<P>Rufe: &raquo;Es lebe Genosse Stalin, es lebe Genosse Dimitroff!&laquo;</P>
<P>Ruf: &raquo;Genossen Dimitroff, dem Bannertr&auml;ger der Komintern,
ein bolschewistisches Hurra!&laquo;</P>
<P>Ruf in bulgarischer Sprache: &raquo;Genossen Dimitroff, dem heroischen
K&auml;mpfer der Kommunistischen Internationale gegen den Faschismus,
ein Hurra!&laquo;</P>
<P>Die Delegationen singen eine nach der anderen ihre
revolution&auml;ren Lieder: die italienische die &raquo;Bandiera rossa&laquo;, die
franz&ouml;sische die &raquo;Carmagnole&laquo;, die deutsche den &raquo;Roten Wedding&laquo;,
die chinesische den &raquo;Marsch der chinesischen Roten Armee&laquo;.)</P>
<P>[109] [110]</P>
<HR noshade>
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<P><SMALL>Pfad: &raquo;../gd/&laquo;<BR>
Verkn&uuml;pfte Dateien: &raquo;<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>&laquo;, &raquo;<A href="haende.gif">haende.gif</A>&laquo;, &raquo;<A href="umschlag2.jpg">umschlag2.jpg</A>&laquo;</SMALL></P>
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<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="../index.htm"><SMALL>MLWerke</SMALL></A>
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<TD align="center">|
</TD>
<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href="default.htm"><SMALL>Georgi Dimitroff</SMALL></A>
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