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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<HEAD>
<TITLE>Josef W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus: 3. Die Frage der "permanenten"
Revolution</TITLE>
</HEAD>
<BODY BGCOLOR="#ffff80">
<H2>
J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus
</H2>
<H3>
Kapitel 3
</H3>
<H2>
Die Frage der "permanenten" Revolution
</H2>
<P>
<HR>
<P>
In der Schrift "&Uuml;ber die Grundlagen des Leninismus" wird die "Theorie
der permanenten Revolution" als "Theorie" der Untersch&auml;tzung der Rolle
der Bauernschaft bewertet. Dort hei&szlig;t es:
<P>
"Lenin k&auml;mpfte also gegen die Anh&auml;nger der 'permanenten' Revolution
nicht wegen der Frage der Permanenz, denn Lenin selbst stand auf dem Standpunkt
der ununterbrochenen Revolution, sondern weil sie die Rolle der Bauernschaft
untersch&auml;tzten, die eine gewaltige Reserve des Proletariats bildet."
<P>
Diese Charakteristik der russischen "Permanenzler" galt bis in die letzte
Zeit hinein als allgemein anerkannt. Dennoch kann sie, obwohl im allgemeinen
richtig, nicht als ersch&ouml;pfend betrachtet werden. Die Diskussion von
1924 einerseits und eine sorgf&auml;ltige Analyse der Werke Lenins andererseits
zeigten, da&szlig; der Fehler der russischen "Permanenzler" nicht nur in
der Untersch&auml;tzung der Rolle der Bauernschaft bestand, sondern auch
in der Untersch&auml;tzung der Kr&auml;fte und der F&auml;higkeiten des
Proletariats, die Bauernschaft zu f&uuml;hren, im Unglauben an die Idee der
Hegemonie des Proletariats.
<P>
Deshalb habe ich in meiner Brosch&uuml;re "Die Oktoberrevolution und die
Taktik der russischen Kommunisten" (Dezember 1924) diese Charakteristik erweitert
und sie durch eine andere, vollst&auml;ndigere ersetzt. Dar&uuml;ber wird
in dieser Brosch&uuml;re gesagt:
<P>
"Bisher wurde gew&ouml;hnlich EINE Seite der Theorie der 'permanenten Revolution'
betont - der Unglaube an die revolution&auml;ren M&ouml;glichkeiten der
Bauernbewegung. Jetzt mu&szlig;, der Gerechtigkeit halber, diese Seite durch
eine ANDERE Seite erg&auml;nzt werden - durch den Unglauben an die Kr&auml;fte
und F&auml;higkeiten des Proletariats Ru&szlig;lands."
<P>
Das bedeutet nat&uuml;rlich nicht, da&szlig; der Leninismus gegen die Idee
der permanenten Revolution, ohne G&auml;nsef&uuml;&szlig;chen, wie sie von
Marx in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verk&uuml;ndet wurde,
war oder ist. Im Gegenteil. Lenin war der einzige Marxist, der die Idee der
permanenten Revolution richtig verstanden und entwickelt hat. Lenin unterscheidet
sich in dieser Frage von den "Permanenzlern" darin, da&szlig; die "Permanenzler"
die Marxsche Idee der permanenten Revolution entstellten, indem sie sie in
eine leblose B&uuml;cherweisheit verwandelten, w&auml;hrend Lenin sie in
ihrer reinen Gestalt nahm und zu einer der Grundlagen seiner Theorie der
Revolution machte. Man mu&szlig; bedenken, da&szlig; die Idee des
Hin&uuml;berwachsens der b&uuml;rgerlich-demokratischen Revolution in die
sozialistische Revolution, wie wie von Lenin bereits im Jahre 1905 entwickelt
wurde, eine der Formen der Verk&ouml;rperung der Marxschen Theorie der
permanenten Revolution ist. Dar&uuml;ber schrieb Lenin bereits im Jahre 1905:
<P>
"Von der demokratischen Revolution werden wir sofort, und zwar nach Ma&szlig;gabe
unserer Kraft, der Kraft des klassenbewu&szlig;ten und organisierten
Proletariats, den &Uuml;bergang zur sozialistischen Revolution beginnen.
WIR SIND F&Uuml;R DIE UNUNTERBROCHENE REVOLUTION. Wir werden nicht auf halben
Wege stehenbleiben ...
<P>
Ohne in Abenteurertum zu verfallen, ohne unserem wissenschaftlichen Gewissen
untreu zu werden, ohne nach billiger Popularit&auml;t zu haschen, k&ouml;nnen
wir sagen und sagen wir NUR DAS EINE: wir werden mit allen Kr&auml;ften der
gesamten Bauernschaft helfen, die demokratische Revolution zu vollbringen,
DAMIT es uns, der Partei des Proletariats, UM SO LEICHTER M&Ouml;GLICH SEI,
m&ouml;glichst rasch zu einer neuen und h&ouml;heren Aufgabe, zur sozialistischen
Revolution, &uuml;berzugehen." (Lenin, Ausgew. Werke, Band 3, Seite 138.)
<P>
Und sechzehn Jahre sp&auml;ter, nach der Eroberung der Macht durch das
Proletariat, schreibt Lenin &uuml;ber dieses Thema:
<P>
"Die Kautsky, Hilferding, Martow, Tschernow, Hillquit, Longuet, MacDonald,
Turati und sonstigen Helden des 'zweieinhalbten' Marxismus vermochten nicht,
... das Wechselverh&auml;ltnis zwischen der b&uuml;rgerlich-demokratischen
und der proletarisch-sozialistischen Revolution zu verstehen. DIE ERSTE
W&Auml;CHST IN DIE ZWEITE HIN&Uuml;BER (1). Die zweite l&ouml;st im Vorbeigehen
die Frage der ersten. Die zweite verankert das Werk der ersten. Der Kampf,
und nur der Kampf entscheidet, wie weit es der zweiten gelingt, &uuml;ber
die erste hinauszuwachsen." (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 6, S. 514.)
<P>
Ich verweise besonders auf das erste Zitat, das dem Artikel Lenins "Die Stellung
der Sozialdemokratie zur Bauernbewegung" entnommen ist, der am 1. (14.) September
1905 ver&ouml;ffentlicht wurde. Ich betone das zur Kenntnisnahme f&uuml;r
diejenigen, die noch immer behaupten, Lenin sei erst nach dem Ausbruch des
imperialistischen Krieges, ungef&auml;hr im Jahre 1916, zur Idee des
Hin&uuml;berwachsens der b&uuml;rgerlich-demokratischen Revolution in die
sozialistische Revolution, zur Idee der permanenten Revolution gelangt. Dieses
Zitat l&auml;&szlig;t keinen Zweifel dar&uuml;ber, da&szlig; diese Leute
in einem tiefen Irrtum befangen sind.
<P>
<HR>
<P>
Fu&szlig;noten:
<P>
1. Von mir hervorgehoben. J. St.
<P>
<HR>
<H4>
... weiter zu Kapitel 4: <A HREF="st_138.htm">Die proletarische Revolution
und die Diktatur des Proletariats</A>
</H4>
<P>
<HR>
</BODY></HTML>