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<!-- #BeginTemplate "/Templates/Mehring - Karl Marx.dwt" -->
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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Revolution und Gegenrevolution</TITLE>
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<!--Hier war ein falsch terminierter Kommentar -->
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
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Mehring</SMALL></A></TD>
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<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
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1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->160-197<!-- #EndEditable -->.<BR>
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1. Korrektur<BR>
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Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
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<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Sechstes Kapitel: Revolution und Gegenrevolution<!-- #EndEditable --></H1>
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<!-- #BeginEditable "Text" -->
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<H3 ALIGN="CENTER">1. Februar- und Märztage<A name="Kap_1"></A></H3>
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<P><B>|160|</B> Am 24. Februar 1848 hatte die Revolution das französische
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Bürgerkönigtum gestürzt. Sie übte ihren Rückschlag auch
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auf Brüssel, doch wußte sich der König Leopold, ein mit allen
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Hunden gehetzter Coburger, geschickter aus der Klemme zu ziehen als sein Schwiegervater
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in Paris. Er versprach seinen liberalen Ministern, Abgeordneten und Bürgermeistern,
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die Krone niederzulegen, wenn die Nation es wünsche, und rührte dadurch
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die gemütvollen Staatsmänner der Bourgeoisie so sehr, daß sie
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auf alle rebellischen Gedanken verzichteten.</P>
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<P>Danach ließ der König die Volksversammlungen auf den öffentlichen
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Plätzen durch seine Soldaten auseinandertreiben und eine polizeiliche Hetze
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gegen die fremden Flüchtlinge eröffnen. Gegen Marx wurde dabei mit besonderer
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Roheit verfahren; man verhaftete nicht nur ihn, sondern auch seine Frau, die man
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für eine Nacht mit öffentlichen Dirnen zusammensperrte. Der Polizeikommissar,
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der die Infamie verschuldet hatte, wurde später abgesetzt, und die Haft mußte
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sofort aufgehoben werden, doch blieb es bei der Ausweisung, die im übrigen
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eine überflüssige Mißhandlung war.</P>
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<P>Denn Marx stand ohnehin auf dem Sprunge, nach Paris abzureisen. Sofort nach
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Ausbruch der Februarrevolution hatte die Londoner Zentralbehörde des Kommunistenbundes
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ihre Befugnisse auf die Brüsseler Kreisbehörde übertragen. Diese
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aber übertrug unter dem Belagerungszustande, der tatsächlich schon in
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Brüssel bestand, am 3. März ihre Befugnisse auf Marx mit der Vollmacht,
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eine neue Zentralbehörde in Paris zusammenzusetzen,<A name="ZT1"></A><A href="fm03_160.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A> wohin Marx durch ein
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für ihn ehrenvolles, von Flocon gezeichnetes Schreiben der provisorischen
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Regierung vom 1. März zurückgerufen worden war.</P>
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<P>Bereits am 6. März konnte Marx hier seine überlegene Einsicht bewähren,
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indem er sich in einer großen Versammlung der in Paris lebenden Deutschen
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dem abenteuerlichen Plan widersetzte, mit bewaffneter Hand nach Deutschland einzubrechen,
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um es zu revolutionieren. Ausgeheckt <A NAME="S161"></A><B>|161|*</B> war der
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Plan durch den zweideutigen Bornstedt, dem es leider gelang, Herwegh dafür
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zu gewinnen. Auch Bakunin, der es später bereut hat, war damals dafür.
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Die provisorische Regierung unterstützte den Plan, nicht aus revolutionärer
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Begeisterung, sondern mit dem Hintergedanken, bei der herrschenden Arbeitslosigkeit
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die fremden Arbeiter loszuwerden; sie bewilligte ihnen Marschquartiere und eine
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Marschzulage von täglich 50 Centimes bis zur Grenze. Herwegh täuschte
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sich selbst nicht über ihr »egoistisches Motiv, viele tausend Handwerker,
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die den Franzosen Konkurrenz machen, loszuwerden«, aber bei seinem Mangel an politischem
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Blick trieb er das Abenteuer bis zum kläglichen Ende bei Niederdossenbach.</P>
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<P>Indem Marx sich dieser Revolutionsspielerei entschieden widersetzte, die vollends
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sinnlos geworden war, nachdem die Revolution am 13. März in Wien und am 18.
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März in Berlin gesiegt hatte, schuf er die Mittel, in wirksamer Weise die
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deutsche Revolution zu fördern, auf die die Kommunisten ihr Hauptaugenmerk
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gerichtet hatten. Gemäß seiner Vollmacht bildete er eine neue Zentralbehörde,
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die halb aus ehemaligen Brüsselern (Marx, Engels, Wolff), halb aus ehemaligen
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Londonern (Bauer, Moll, Schapper) bestand. Sie erließ einen Aufruf, der
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siebenzehn Forderungen »im Interesse des deutschen Proletariats, des kleinen Bürger-
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und Bauernstandes« enthielt, darunter die Erklärung des ganzen Deutschlands
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zu einer einigen und unteilbaren Republik, allgemeine Volksbewaffnung, Verstaatlichung
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der fürstlichen und anderen feudalen Landgüter, Bergwerke, Gruben, Transportmittel,
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Errichtung von Nationalwerkstätten, allgemeine unentgeltliche Volkserziehung
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usw.<A name="ZT2"></A><A href="fm03_160.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A> Selbstverständlich sollten diese Forderungen der kommunistischen Propaganda
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nur die allgemeinen Richtlinien vorzeichnen; daß sie nicht von heut auf
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morgen, sondern nur in einem langen revolutionären Entwicklungsprozeß
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verwirklicht werden konnten, wußte niemand besser als Marx.</P>
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<P>Der Bund der Kommunisten war viel zu schwach, um als geschlossene Organisation
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die revolutionäre Bewegung zu beschleunigen. Es zeigte sich, daß seine
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Reorganisation auf dem Kontinent noch in den ersten Anfängen steckte. Doch
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kam darauf umsoweniger an, als seine Existenzberechtigung verschwunden war, nachdem
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die Revolution der Arbeiterklasse die Mittel und die Möglichkeit einer öffentlichen
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Propaganda verschafft hatten. Unter diesen Umständen stifteten Marx und Engels
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in Paris einen deutschen kommunistischen Klub, worin sie den Arbeitern rieten,
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sich von dem Zuge Herweghs fernzuhalten, dagegen einzeln in die Heimat zurückzukehren
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und für die revolutionäre Bewegung zu <A NAME="S162"></A><B>|162|</B>
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wirken. So beförderten sie einige hundert Arbeiter nach Deutschland, für
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die sie durch Vermittlung Flocons dieselben Vergünstigungen erhielten, die
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der Freischar Herweghs von der provisorischen Regierung gewährt worden waren.</P>
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<P>Auf diese Weise gelangte auch die große Mehrzahl der Bundesglieder nach
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Deutschland, und durch sie bewährte sich der Bund als eine treffliche Vorschule
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der Revolution. Wo die Bewegung irgendeinen kräftigen Aufschwung nahm, waren
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Bundesglieder ihre treibenden Kräfte: Schapper in Nassau, Wolff in Breslau,
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Stephan Born in Berlin, andere anderswo. Treffend schrieb Born an Marx: »Der Bund
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ist aufgelöst - überall und nirgends.« Als Organisation war er nirgends,
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als Propaganda überall, wo schon die realen Bedingungen des proletarischen
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Emanzipationskampfs gegeben waren, was freilich nur für einen verhältnismäßig
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kleinen Teil Deutschlands zutraf.</P>
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<P>Marx und seine näheren Freunde warfen sich ins Rheinland als den fortgeschrittensten
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Teil Deutschlands, wo ihnen der Code Napoléon obendrein ein größeres
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Maß von Bewegungsfreiheit sicherte als das preußische Landrecht in
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Berlin. Es gelang ihnen, sich der Vorbereitungen zu bemächtigen, die in Köln
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von demokratischer und teilweise kommunistischer Seite für ein großes
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Blatt getroffen worden waren. Freilich blieben noch mancherlei Schwierigkeiten
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zu überwinden; namentlich Engels erlebte jetzt die Enttäuschung, daß
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der Wuppertaler Kommunismus noch lange keine Wirklichkeit, geschweige denn eine
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Macht, sondern seitdem die Revolution sich leibhaftig gezeigt hatte, nur noch
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ein Gespenst von vorgestern war. Am 25. April schrieb er aus Barmen an Marx in
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Köln: »Auf Aktien von hier ist verdammt wenig zu rechnen ... Die Leute scheuen
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sich alle wie die Pest vor der Diskussion der gesellschaftlichen Fragen; das nennen
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sie Aufwiegelei ... Aus meinem Alten ist vollends nichts herauszubeißen.
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Für den ist schon die Kölner Zeitung ein Ausbund von Wühlerei,
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und statt 1.000 Talern schickt er uns lieber 1.000 Kartätschkugeln auf den
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Hals.« Immerhin brachte auch Engels noch vierzehn Aktien auf, und vom 1. Juni
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ab konnte die »Neue Rheinische Zeitung« erscheinen.</P>
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<P>Als ihr leitender Redakteur zeichnete Marx, und zu ihrem Redaktionsstabe gehörten
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Engels, Dronke, Weerth und die beiden Wolff.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">2. Junitage<A name="Kap_2"></A></H3>
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<P><B><A NAME="S163">|163|</A></B> Die »Neue Rheinische Zeitung« nannte sich ein
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»Organ der Demokratie«, doch war sie es nicht im Sinne irgendeiner parlamentarischen
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Linken. Nach dieser Ehre geizte sie nicht, vielmehr hielt sie die Überwachung
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der Demokraten für dringend notwendig; ihr Ideal, schrieb sie, sei so wenig
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die schwarzrotgoldene Republik, daß auf deren Boden erst ihre Opposition
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beginnen werde.</P>
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<P>Ganz im Geiste des »Kommunistischen Manifestes« suchte sie die revolutionäre
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Bewegung voranzutreiben, so wie sie nun einmal war. Die Aufgabe war um so dringlicher,
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als der revolutionäre Boden, den die Märztage erobert hatten, im Juni
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halb und halb schon wieder verloren war. In Wien mit seinen noch unentwickelten
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Klassengegensätzen herrschte eine gemütliche Anarchie; in Berlin hatte
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die Bourgeoisie das Heft nur in der Hand, um es wieder den besiegten Mächten
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des Vormärz zuzuschanzen; in den Mittel- und Kleinstaaten paradierten liberale
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Minister, die sich von ihren feudalen Vorgängern keineswegs durch Männerstolz
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vor Königsthronen, sondern nur durch eine größere Biegsamkeit
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des Rückgrats unterschieden, und die Frankfurter Nationalversammlung, die
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aus souveräner Machtvollkommenheit die deutsche Einheit schaffen sollte,
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erwies sich, sobald sie am 18. Mai zusammentraf, von vornherein als hoffnungsloser
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Schwatzklub.</P>
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<P>Mit diesem Schattenwesen rechnete die »Neue Rheinische Zeitung« gleich in der
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ersten Nummer ab, und zwar so gründlich, daß die Hälfte ihrer
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wenig zahlreichen Aktionäre den Rückzug antrat.<A name="ZT3"></A><A href="fm03_160.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Sie stellte dabei keineswegs
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übertriebene Ansprüche an die Einsicht und den Mut der parlamentarischen
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Helden. Indem sie den föderativen Republikanismus kritisierte, den die Linke
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des Frankfurter Parlaments vertrat, führte sie aus, daß eine Föderation
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von konstitutionellen Monarchien, Fürstentümchen und Republikchen mit
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einer republikanischen Regierung an der Spitze nicht die schließliche Verfassung
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Deutschlands sein könne, fügte aber hinzu: »Wir stellen nicht das utopistische
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Verlangen, daß a priori eine <I>einige unteilbare deutsche Republik</I> proklamiert
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werde, aber wir verlangen von der sogenannten radikal-demokratischen Partei, den
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Ausgangspunkt des Kampfes und der revolutionären Bewegung nicht mit ihrem
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Zielpunkt zu verwechseln. Die deutsche Einheit, wie die deutsche Verfassung können
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nur als Resultat aus einer Bewegung hervorgehen, worin ebensosehr die inneren
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Konflikte als der Krieg mit dem Osten zur Entscheidung treiben werden. Die definitive
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Konstituierung kann nicht <I>dekretiert</I> werden; sie fällt zusammen mit der Bewegung
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<A NAME="S164"></A><B>|164|*</B>, die wir zu durchlaufen haben. Es handelt sich
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daher auch nicht um die Verwirklichung dieser oder jener Meinung, dieser oder
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jener politischen Idee; es handelt sich um die Einsicht in den Gang der Entwicklung.
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Die Nationalversammlung hat nur die zunächst praktisch möglichen Schritte
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zu tun.«<A name="ZT4"></A><A href="fm03_160.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A> Die Nationalversammlung tat aber, was nach allen Gesetzen der Logik für
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praktisch unmöglich hätte gelten sollen; sie wählte den österreichischen
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Erzherzog Johann zum Reichsverweser und spielte dadurch an ihrem Teil die Bewegung
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in die Hände der Fürsten.</P>
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<P>Wichtiger als die Frankfurter waren die Berliner Vorgänge. Innerhalb der
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deutschen Grenzen war der preußische Staat der gefährlichste Gegner
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der Revolution. Sie hatte ihn zwar am 18. März niedergeworfen, aber die Früchte
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des Sieges fielen nach der historischen Lage der Dinge zunächst der Bourgeoisie
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zu, und diese beeilte sich, die Revolution zu verraten. Um die »Kontinuität
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des Rechtszustandes« zu erhalten, das will sagen, um seinen revolutionären
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Ursprung zu verleugnen, berief das bürgerliche Ministerium Camphausen-Hansemann
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den Vereinigten Landtag ein, um durch diese feudal-ständische Körperschaft
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die Grundlagen einer bürgerlichen Verfassung feststellen zu lassen. Es geschah
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durch die Gesetze vom 6. und 8. April, von denen jenes eine Reihe bürgerlicher
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Rechte als Grundzüge der neuen Verfassung aufs Papier schrieb, dieses aber
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das allgemeine, gleiche, geheime und indirekte Wahlrecht anordnete für eine
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Versammlung, die durch Vereinbarung mit der Krone die neue Staatsverfassung feststellen
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sollte.</P>
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<P>Mit dem famosen Prinzip der »Vereinbarung« war tatsächlich der Sieg eskamotiert,
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den das Berliner Proletariat am 18. März über die preußischen
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Garde-Regimenter erfochten hatte. Bedurften die Beschlüsse der neuen Versammlung
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der Genehmigung durch die Krone, so war diese wieder obenauf; sie diktierte ihren
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Willen oder mußte durch eine zweite Revolution gebändigt werden, deren
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Möglichkeit zu verhindern das Ministerium Camphausen-Hansemann alles tat,
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was in seinen Kräften stand. Es schikanierte die Versammlung, die am 22.
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Mai zusammentrat, in der kleinlichsten Weise, stellte sich aber als »Schild vor
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die Dynastie« und gab der einstweilen noch kopflosen Gegenrevolution einen Kopf,
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indem es den Prinzen von Preußen, den durch und durch reaktionären
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Thronfolger, aus England zurückberief, wohin ihn am 18. März der Zorn
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der Massen vertrieben hatte.</P>
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<P>Die Berliner Versammlung stand nun freilich auch nicht auf revolutionärer
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Höhe, wenngleich sie sich nicht so völlig im Luftreich des Traumes bewegen
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konnte wie das Frankfurter Parlament. Sie ließ sich dazu <A NAME="S165"></A><B>|165|</B>
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herbei, das Prinzip der »Vereinbarung« anzuerkennen, das ihr das Mark aus den
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Knochen sog, raffte sich dann aber noch einmal zu einer halbwegs entschlossenen
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Haltung auf, als die Berliner Bevölkerung am 14. Juni durch den Sturm auf
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|
das Zeughaus ein drohendes Wort gesprochen hatte. Darüber stürzte Camphausen,
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|
aber noch nicht Hansemann. Beide unterschieden sich dadurch, daß Camphausen
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|
noch mit einem Reste bürgerlicher Ideologie geplagt war, während Hansemann
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sich ohne Gram und Scham den nacktesten Profitinteressen der Bourgeoisie verschrieben
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hatte. Er glaubte diese Interessen durchzusetzen, indem er dem König- und
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|
Junkertum noch mehr hofierte, die Versammlung noch mehr korrumpierte und die Massen
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noch mehr brutalisierte, als bisher schon geschehen war. Die Gegenrevolution ließ
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|
ihn aus guten Gründen einstweilen gern gewähren.</P>
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<P>Dieser verhängnisvollen Entwicklung stemmte sich nun die »Neue Rheinische
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|
Zeitung« mit aller Entschiedenheit entgegen. Sie legte dar, daß Camphausen
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die Reaktion säe im Sinne der großen Bourgeoisie, aber daß er
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sie ernte im Sinne der Feudalpartei. Sie peitschte die Berliner Versammlung und
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|
namentlich auch die Linke zu entschlossener Haltung auf; gegenüber deren
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Entrüstung über die Zerstörung etwelcher Fahnen und Waffen bei
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dem Zeughaussturm lobte sie den sehr richtigen Takt des Volkes, das nicht nur
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gegen seine Unterdrücker, sondern auch gegen die glänzenden Illusionen
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seiner eigenen Vergangenheit revolutionär auftrete. Sie warnte die Linke
|
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|
vor dem täuschenden Schein parlamentarischer Siege, die ihr die alte Macht
|
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|
gern gönne, wenn sie selbst nur alle wirklich entscheidenden Positionen besitze.</P>
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|
<P>Dem Ministerium Hansemann sagte die Zeitung ein elendes Ende voraus. Es wolle
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|
die Herrschaft der Bourgeoisie begründen, indem es gleichzeitig mit dem alten
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Feudal- und Polizeistaat ein Kompromiß abschließe. »In dieser doppelschlächtigen
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widerspruchsvollen Aufgabe sieht es jeden Augenblick die erst zu gründende
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Herrschaft der Bourgeoisie, und seine eigne Existenz von der Reaktion im absolutistischen,
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im Feudalsinn überflügelt - und es wird ihr unterliegen. Die Bourgeoisie
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|
kann ihre eigne Herrschaft nicht erkämpfen, ohne vorläufig das gesamte
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||
|
Volk zum Bundesgenossen zu haben, ohne daher mehr oder minder demokratisch aufzutreten.«<A name="ZT5"></A><A href="fm03_160.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A>
|
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Mit schneidendem Hohne übergoß die Zeitung auch die Bemühungen
|
||
|
der Bourgeoisie, die Bauernbefreiung, diese legitimste Aufgabe einer bürgerlichen
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||
|
Revolution, zu einem gaukelnden Schein zu machen. »Die deutsche Bourgeoisie von
|
||
|
1848 verrät ohne allen Anstand diese Bauern, die ihre <I>natürlichsten
|
||
|
Bundesgenossen</I>, die Fleisch von ihrem Fleisch sind, und ohne die sie <A NAME="S166"></A><B>|166|</B>
|
||
|
machtlos ist gegenüber dem Adel.«<A name="ZT6"></A><A href="fm03_160.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> So sei die deutsche Revolution von 1848
|
||
|
nur eine Parodie auf die Französische Revolution von 1789.</P>
|
||
|
<P>Sie war es noch in anderem Sinne. Die deutsche Revolution hatte nicht aus eigener
|
||
|
Kraft gesiegt, sondern im Gefolge einer französischen Revolution, die schon
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||
|
dem Proletariat einen Anteil an der Regierung verschafft hatte. Dadurch wurde
|
||
|
der Verrat der Bourgeoisie an der deutschen Revolution zwar nicht gerechtfertigt
|
||
|
oder auch nur entschuldigt, aber allerdings erklärt. Nun aber schien fast
|
||
|
in denselben Junitagen, wo das Ministerium Hansemann seine Totengräberarbeit
|
||
|
begann, dieser Alp von ihrer Brust zu sinken. In einer furchtbaren Straßenschlacht
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||
|
von vier Tagen wurde das Pariser Proletariat niedergeschlagen, in einem gemeinsamen
|
||
|
Henkersdienste, den alle bürgerlichen Klassen und Parteien dem Kapital leisteten.</P>
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||
|
<P>In Deutschland aber hob die »Neue Rheinische Zeitung« das Banner der »siegenden
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|
Geschlagenen« aus dem Staube. Wohin die Demokratie in dem Klassenkampf zwischen
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|
Bourgeoisie und Proletariat gehörte, sprach Marx mit den mächtigen Worten
|
||
|
aus: »Man wird uns fragen, ob wir keine Träne, keinen Seufzer, kein Wort
|
||
|
für die Opfer haben, welche vor der Wut des Volkes fielen, für die Nationalgarde,
|
||
|
die Mobilgarde, die republikanische Garde, die Linie? Der Staat wird ihre Witwen
|
||
|
und Waisen pflegen, Dekrete werden sie verherrlichen, feierliche Leichenzüge
|
||
|
werden ihre Reste zur Erde bestatten, die offizielle Presse wird sie unsterblich
|
||
|
erklären, die europäische Reaktion wird ihnen huldigen vom Osten bis
|
||
|
zum Westen. Aber die Plebejer, vom Hunger zerrissen, von der Presse geschmäht,
|
||
|
von den Ärzten verlassen, von den Honetten Diebe gescholten, Brandstifter,
|
||
|
Galeerensklaven, ihre Weiber und Kinder in noch grenzenloseres Elend gestürzt,
|
||
|
ihre besten Lebenden über die See deportiert - ihnen den Lorbeer um die drohend
|
||
|
finstere Stirn zu winden, das ist das <I>Vorrecht</I>, das ist das <I>Recht der
|
||
|
demokratischen Presse</I>.«<A name="ZT7"></A><A href="fm03_160.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A></P>
|
||
|
<P>Dieser herrliche Artikel, aus dem heute noch die Flammen revolutionärer
|
||
|
Leidenschaft emporlodern, kostete der »Neuen Rheinischen Zeitung« die andere Hälfte
|
||
|
ihrer Aktionäre.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">3. Der Krieg gegen Rußland<A name="Kap_3"></A></H3>
|
||
|
<P>In der auswärtigen Politik war der Krieg gegen Rußland der Angelpunkt,
|
||
|
um den sich die »Neue Rheinische Zeitung« bewegte. In Rußland sah sie den
|
||
|
einen Feind der Revolution, der wirklich furchtbar sei <A NAME="S167"></A><B>|167|</B>
|
||
|
und unfehlbar in den Kampf eintreten werde, wenn die Bewegung europäische
|
||
|
Ausdehnung annehme.</P>
|
||
|
<P>Sie war damit durchaus auf dem richtigen Wege. Zur selben Zeit, wo sie den
|
||
|
revolutionären Krieg gegen Rußland forderte, bot der Zar, was sie nicht
|
||
|
wissen konnte, aber was heute urkundlich bekannt ist, dem Prinzen von Preußen
|
||
|
die Hilfe des russischen Heeres zur gewaltsamen Wiederherstellung des Despotismus
|
||
|
an, und ein Jahr später hat der russische Bär den österreichischen
|
||
|
Despotismus gerettet, indem er mit seinen plumpen Pranken die ungarische Revolution
|
||
|
niederschlug. Die deutsche Revolution konnte nicht siegen, ohne den preußischen
|
||
|
und den österreichischen Zwangsstaat zu zerstören, und dieses Ziel war
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unerreichbar, wenn nicht vorher die Macht des Zaren gebrochen wurde.</P>
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<P>Von dem Kriege gegen Rußland erwartete die Zeitung eine ähnliche
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Entfesselung revolutionärer Kräfte, wie sie der Französischen Revolution
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von 1789 durch den Krieg mit dem feudalen Deutschland beschieden gewesen war.
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Wenn sie nach einem Worte Weerths die deutsche Nation en canaille behandelte,
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so war daran richtig, daß sie in aller Bitterkeit die Bütteldienste
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geißelte, womit sich die Deutschen seit siebzig Jahren an der Freiheit und
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Unabhängigkeit anderer Völker versündigt hatten: in Amerika und
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Frankreich, in Italien und Polen, in Holland und Griechenland und wo sonst noch.
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»Jetzt, wo die Deutschen das eigene Joch abschütteln, muß sich auch
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ihre ganze Politik dem Auslande gegenüber ändern, oder in den Fesseln,
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womit wir fremde Völker umketten, nehmen wir unsere eigene junge, fast nur
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erst geahnte Freiheit gefangen. Deutschland macht sich in demselben Maße
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frei, worin es die Nachbarvölker freiläßt.«<A name="ZT8"></A><A href="fm03_160.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A> Die Zeitung denunzierte
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die machiavellistische Politik, die, während sie im Innern Deutschlands in
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ihren Grundfesten schwanke, einen engherzigen, dem kosmopolitischen Charakter
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des Deutschen widerstrebenden Stammhaß heraufbeschwöre, um die demokratische
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Energie zu lähmen, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, der revolutionären
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Glutlava einen Abzugskanal zu schaffen, und so die Waffe der inneren Unterdrückung
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zu schmieden.</P>
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<P>Sie trat, »trotz des patriotischen Geheuls und Getrommels fast der ganzen deutschen
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Presse«, vom ersten Augenblick an in Posen für die Polen, in Italien für
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die Italiener, in Ungarn für die Ungarn ein. Sie spottete über »die
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Tiefe der Kombination«, über »das geschichtliche Paradoxon«, in demselben
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Augenblick, wo die Deutschen mit ihren Regierungen kämpften, unter dem Kommando
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derselben Regierungen einen Kreuzzug gegen die Freiheit Polens, Ungarns, Italiens
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zu unternehmen. »Nur der <I>Krieg mit Rußland</I> ist ein Krieg des <I>revolutionären</I>
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<A NAME="S168"></A><B>|168|</B> <I>Deutschlands</I>, ein Krieg, worin es die Sünden
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der Vergangenheit abwaschen, worin es sich ermannen, worin es seine eigenen Autokraten
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besiegen kann, worin es, wie einem die Ketten langer, träger Sklaverei abschüttelnden
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Volke geziemt, die Propaganda der Zivilisation mit dem Opfer seiner Söhne
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erkauft und sich nach innen frei macht, indem es nach außen befreit.«<A name="ZT9"></A><A href="fm03_160.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A></P>
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<P>Daraus ergab sich, daß die Zeitung für keine der unterdrückten
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Nationen so leidenschaftlich eintrat wie für die Polen. Die polnische Bewegung
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des Jahres 1848 beschränkte sich auf die preußische Provinz Posen,
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da Russisch-Polen noch durch die Revolution von 1830 und Österreichisch-Polen
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noch durch den Aufstand von 1846 entkräftet war. Sie trat bescheiden genug
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auf und verlangte kaum so viel, wie ihr durch die Verträge von 1815 versprochen,
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aber nicht gehalten worden war: die Umwandlung der militärischen Besatzung
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durch einheimische Truppen und die Besetzung aller Ämter mit Eingeborenen.
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In der ersten Angst nach dem 18. März versprach man in Berlin eine »nationale
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Reorganisation«, aber natürlich mit dem Hintergedanken, sie nicht auszuführen.
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Während die Polen gutgläubig genug waren, an den guten Willen in Berlin
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zu glauben, wurde von hier aus die deutsche und jüdische Bevölkerung
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der Provinz Posen aufgehetzt und planmäßig ein Bürgerkrieg geschürt,
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dessen Anstiftung durchaus und dessen Greuel fast durchweg aufs preußische
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Schuldkonto fielen. Die gewaltsam in gewaltsamen Widerstand getriebenen Polen
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schlugen sich sehr tapfer und warfen mehr als einmal, so namentlich am 30. April
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bei Miloslaw, den an Waffen und Zahl überlegenen Feind in völlige Flucht,
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aber auf die Dauer war der Kampf der polnischen Sensen mit den preußischen
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Schrapnells natürlich aussichtslos.</P>
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<P>In der polnischen Frage benahm sich die deutsche Bourgeoisie wie immer, ebenso
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kopf- wie treulos. Im Vormärz hatte sie ganz gut begriffen, wie eng die deutsche
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und die polnische Sache zusammenhingen, und noch nach dem 18. März hatten
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ihre Weisen auf dem sogenannten Vorparlament in Frankfurt feierlich erklärt,
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daß die Wiederherstellung Polens eine heilige Pflicht der deutschen Nation
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sei. Aber dadurch ließ sich Camphausen nicht hindern, auch in dieser Frage
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den Büttel des preußischen Junkertums zu spielen. In schmählicher
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Weise löste er das Versprechen der »nationalen Reorganisation« ein, indem
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er der Provinz Posen ein Stück nach dem andern, im ganzen mehr als zwei Drittteile
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ihres Bestandes abriß, und durch den Bundestag, der unter der Wucht der
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allgemeinen Verachtung verendete, mit seinem letzten Röcheln in den Deutschen
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Bund aufnehmen ließ. Die Frankfurter Nationalversammlung <A NAME="S169"></A><B>|169|*</B>
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hatte sich nunmehr mit der Frage zu beschäftigen, ob sie die in den abgerissenen
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Teilen der Provinz Posen gewählten Abgeordneten als ihre rechtmäßigen
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Mitglieder anerkennen solle oder nicht. Nach dreitägiger Debatte entschied
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sie sich, wie von ihr nicht anders zu erwarten war: dies entartete Kind der Revolution
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segnete die Missetat der Gegenrevolution.</P>
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<P>Wie nahe diese Frage der »Neuen Rheinischen Zeitung« ging, zeigt die Ausführlichkeit,
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womit sie die Frankfurter Verhandlungen in acht oder neun, zum Teil sehr langen
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Aufsätzen glossierte,<A name="ZT10"></A><A href="fm03_160.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> ganz im Gegensatz zu der verächtlichen Kürze,
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womit sie sonst das parlamentarische Geschwätz abtat. Es ist überhaupt
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die umfangreichste Arbeit, die in ihren Spalten erschienen ist. Soweit Inhalt
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und Stil eine Vermutung zulassen, ist sie von Marx und Engels gemeinsam verfaßt
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worden; jedenfalls ist Engels stark daran beteiligt gewesen, sie trägt sehr
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deutliche Spuren seiner Art.</P>
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<P>Was zunächst an ihr auffällt und ihr in der Tat die größte
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Ehre macht, ist die erfrischende Offenheit, womit sie das nichtsnutzige Spiel
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aufdeckte, das mit den Polen getrieben wurde. Aber die sittliche Empörung,
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deren Marx und Engels fähig waren -, viel fähiger, als der biedere Philister
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auch nur zu ahnen vermag - hatte nichts zu tun mit dem sentimentalen Mitleid,
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wie es etwa Robert Blum in Frankfurt den mißhandelten Polen gespendet hatte:
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|
»allertrivialste Kannegießerei, wenn auch - was wir gern zugeben - Kannegießerei
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auf großem Fuß und in erhabener Arbeit« <A name="ZT11"></A><A href="fm03_160.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A>, mußte sich der gefeierte
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Redner der Linken sagen lassen, und nicht ohne Grund. Er begriff nicht, daß
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|
der Verrat an Polen zugleich der Verrat an der deutschen Revolution war, die dadurch
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die unentbehrliche Waffe gegen den zarischen Todfeind verlor.</P>
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<P>Zu der »allertrivialsten Kannegießerei« rechneten Marx und Engels auch
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die »allgemeine Völkerverbrüderung«, die ohne Rücksicht auf die
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historische Stellung, auf die gesellschaftliche Entwicklungsstufe der Völker
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nichts weiter wollte als verbrüdern ins Blaue hinein; »Gerechtigkeit«, »Menschlichkeit«,
|
||
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»Freiheit«, »Gleichheit«, »Brüderlichkeit«, »Unabhängigkeit« waren für
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sie mehr oder weniger moralische Phrasen, die sehr schön klängen, aber
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|
in historischen und politischen Fragen durchaus nichts bewiesen. Diese »moderne
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Mythologie« ist ihnen allezeit ein Greuel gewesen. Und zumal in den heißen
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|
Tagen der Revolution galt ihnen nur die Parole: Für oder Wider?</P>
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|
<P>So waren die Polenartikel der »Neuen Rheinischen Zeitung« von einer echt revolutionären
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Leidenschaft beseelt, die sie hoch auch über das polenfreundliche Gerede
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||
|
der landläufigen Demokratie erhob. Als <A NAME="S170"></A><B>|170|</B> beredte
|
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|
Zeugnisse eines durchdringenden politischen Scharfblicks dauern sie heute noch
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fort. Nicht jedoch sind sie frei von mancherlei Irrtümern über die polnische
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Geschichte. So wichtig es war zu sagen, daß der Kampf für die Unabhängigkeit
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Polens nur siegreich sein könne, wenn er zugleich ein Sieg der agrarischen
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Demokratie über den patriarchalisch-feudalen Absolutismus sei, so war es
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||
|
doch unrichtig anzunehmen, daß die Polen seit der Konstitution von 1791
|
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diesen Zusammenhang erkannt hätten. Ebensowenig stimmte es, daß im
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||
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Jahre 1848 das alte Polen der Adelsdemokratie längst tot und begraben sein,
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|
aber einen robusten Sohn hinterlassen haben sollte, das Polen der Bauerndemokratie.
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In den polnischen Junkern, die mit glänzender Tapferkeit auf den westeuropäischen
|
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Barrikaden fochten, um ihr Volk aus der klammernden Umarmung der Ostmächte
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zu befreien, erblickten Marx und Engels die Vertreter des polnischen Adels, während
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die Lelewel und Mieroslawski sich doch nur, im Feuer des Kampfes gehärtet
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und geläutert, über ihre Klasse erhoben, wie ehedem die Hutten und Sickingen
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über das deutsche Ritterturn oder in frischerer Vergangenheit die Clausewitz
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und Gneisenau über das preußische Junkertum.</P>
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<P>Von diesem Irrtum sind auch Marx und Engels bald zurückgekommen, dagegen
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hat Engels immer an dem wegwerfenden Urteil der »Neuen Rheinischen Zeitung« über
|
||
|
die Unabhängigkeitskämpfe der südslawischen Nationen und Natiönchen
|
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festgehalten. Engels hat sich darüber im Jahre 1882 nicht anders ausgelassen
|
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|
als in der Polemik, die er 1849 deshalb mit Bakunin führte. Der russische
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||
|
Revolutionär war im Juli 1848 in der Zeitung von ihrem Pariser Korrespondenten
|
||
|
Ewerbeck, dessen Behauptung durch eine gleichartige und gleichzeitige Mitteilung
|
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|
des Havas-Büros bestätigt wurde, als Agent der russischen Regierung
|
||
|
verdächtigt worden, jedoch hatte sich die Nachricht sofort als falsch herausgestellt,
|
||
|
und sie war von der Redaktion in aller Form zurückgenommen worden. Dann hatte
|
||
|
Marx, als er Ende August und Anfang September eine Reise nach Berlin und Wien
|
||
|
unternahm, in Berlin seine alten freundlichen Beziehungen zu Bakunin erneuert
|
||
|
und seine Ausweisung aus Preußen im Oktober scharf bekämpft. Auch Engels
|
||
|
leitete seine Polemik gegen einen Aufruf Bakunins an die Slawen mit der Versicherung
|
||
|
ein, daß Bakunin »unser Freund« sei, ging dann aber mit sachlicher Schärfe
|
||
|
gegen die panslawistischen Tendenzen der kleinen Schrift vor.<A name="ZT12"></A><A href="fm03_160.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A></P>
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|
<P>Zunächst entschied auch hier das Interesse der Revolution. In dem Kampfe
|
||
|
der Wiener Regierung gegen die revolutionären Deutschen und Ungarn, hatten
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|
sich die österreichischen Slawen - mit Ausnahme der <A NAME="S171"></A><B>|171|</B>
|
||
|
Polen - auf die reaktionäre Seite geschlagen. Sie hatten das aufständische
|
||
|
Wien gestürmt und der erbarmungslosen Rache der k. k. Gewalthaber ausgeliefert;
|
||
|
zur Zeit, wo Engels gegen Bakunin schrieb, standen sie gegen das aufständische
|
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|
Ungarn im Felde, dessen Revolutionskrieg Engels mit großer Sachkenntnis
|
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in der »Neuen Rheinischen Zeitung« verfolgte und dabei mit einer leidenschaftlichen
|
||
|
Teilnahme, die ihn die Magyaren nach der Höhe ihrer historischen Entwicklung
|
||
|
ebenso überschätzen ließ wie die Polen. Auf die Forderung Bakunins,
|
||
|
den österreichischen Slawen ihre Selbständigkeit zu sichern, antwortete
|
||
|
Engels: »Wir denken nicht daran. Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen,
|
||
|
die uns hier im Namen der kontrerevolutionärsten Nationen Europas dargeboten
|
||
|
werden, antworten wir, daß der Russenhaß die <I>erste revolutionäre
|
||
|
Leidenschaft</I> bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution
|
||
|
der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist und daß wir, in Gemeinschaft
|
||
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mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese
|
||
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slawischen Völker die Revolution sicherstellen können. Wir wissen jetzt,
|
||
|
wo die Feinde der Revolution konzentriert sind: in Rußland und den östreichischen
|
||
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Slawenländern; und keine Phrasen, keine Anweisungen auf eine unbestimmte
|
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demokratische Zukunft dieser Länder werden uns abhalten, unsere Feinde als
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||
|
Feinde zu behandeln.«<A name="ZT13"></A><A href="fm03_160.htm#Z13"><SPAN class="top">[13]</SPAN></A> Und so kündigte Engels dem »revolutionsverräterischen
|
||
|
Slawentum« unerbittlichen Kampf auf Leben und Tod an.</P>
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<P>Das war jedoch nicht oder nicht nur in einer Aufwallung heißen Zorns
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über die Knechtsdienste geschrieben, die die österreichischen Slawen
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der europäischen Reaktion leisteten. Engels sprach den slawischen Völkern
|
||
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- mit Ausnahme der Polen, der Russen und etwa der Slawen in der Türkei -
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|
jede geschichtliche Zukunft ab, »aus dem einfachen Grunde, weil allen übrigen
|
||
|
Slawen die ersten historischen, geographischen, politischen und industriellen
|
||
|
Bedingungen der Selbständigkeit und Lebensfähigkeit fehlen«.<A name="ZT14"></A><A href="fm03_160.htm#Z14"><SPAN class="top">[14]</SPAN></A> Der Kampf
|
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|
um ihre nationale Unabhängigkeit mache sie zu willenlosen Werkzeugen des
|
||
|
Zarentums, woran die gutgemeinten Selbsttäuschungen der demokratischen Panslawisten
|
||
|
nichts ändern könnten. Das historische Recht der großen Kulturvölker
|
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auf eine revolutionäre Entwicklung gehe dem Kampfe dieser kleinen, verkrüppelnden,
|
||
|
ohnmächtigen Natiönchen um Unabhängigkeit voran, selbst wenn dabei
|
||
|
manch sanftes Nationenblümlein gewaltsam zerknickt würde; sie würden
|
||
|
dadurch nur befähigt, an einer geschichtlichen Entwicklung teilzunehmen,
|
||
|
der sie, sich überlassen, gänzlich fremd bleiben müßten.
|
||
|
Und so sagte Engels noch 1882, wenn der Befreiungsdrang <A NAME="S172"></A><B>|172|*</B>
|
||
|
der Balkanslawen mit den Interessen des westeuropäischen Proletariats zusammenstieße,
|
||
|
so könnten ihm diese Handlanger des Zarentums gestohlen werden; in die Politik
|
||
|
gehörten poetische Sympathien nicht hinein.</P>
|
||
|
<P>Engels irrte, wenn er den kleinen slawischen Nationen die geschichtliche Zukunft
|
||
|
absprach, aber sein Grundgedanke war unzweifelhaft richtig, und die »Neue Rheinische
|
||
|
Zeitung« vertrat ihn auch mit aller Entschiedenheit in einem Falle, wo er mit
|
||
|
den »poetischen Sympathien« des Philister zusammentraf.</P>
|
||
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<H3 ALIGN="CENTER">4. Septembertage<A name="Kap_4"></A></H3>
|
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|
<P>Es handelte sich um den Krieg, den die preußische Regierung nach dem
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||
|
18. März im Auftrag des Deutschen Bundes mit Dänemark begonnen hatte,
|
||
|
und zwar wegen der schleswig-holsteinischen Frage.</P>
|
||
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<P>Holstein war ein deutsches Land und gehörte zum Deutschen Bunde; Schleswig
|
||
|
stand außerhalb dieses Bundes und war, wenigstens in seinen nördlichen
|
||
|
Bezirken, überwiegend dänisch. Beide Herzogtümer verband seit manchem
|
||
|
Jahrhundert die Gemeinsamkeit des Herrscherhauses mit dem nur um weniges größeren
|
||
|
und volkreicheren Königreich Dänemark, so jedoch, daß in Dänemark
|
||
|
auch die weibliche, in Schleswig-Holstein aber nur die männliche Erbfolge
|
||
|
galt. Untereinander waren die beiden Herzogtümer durch eine strenge Realunion
|
||
|
verknüpft und besaßen in dieser Untrennbarkeit staatliche Selbständigkeit.</P>
|
||
|
<P>So war das Verhältnis Dänemarks zu den Herzogtümern nach den
|
||
|
völkerrechtlichen Verträgen. Tatsächlich gestaltete es sich so,
|
||
|
daß bis an die Schwelle des neunzehnten Jahrhunderts der deutsche Geist
|
||
|
in Kopenhagen überwog, die deutsche Sprache die amtliche Sprache des dänischen
|
||
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Königreichs war und schleswig-holsteinische Edelleute den maßgebenden
|
||
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Einfluß in den dänischen Kanzleien besaßen. In den napoleonischen
|
||
|
Kriegen verschärften sich die nationalen Gegensätze; Dänemark mußte
|
||
|
die Treue, die es dem Erben der Französischen Revolution bis zuletzt bewahrt
|
||
|
hatte, in den Wiener Verträgen mit dem Verlust Norwegens büßen
|
||
|
und wurde im Ringen um seine staatliche Existenz auf die Annexion Schleswig-Holsteins
|
||
|
gedrängt, zumal da das allmähliche Erlöschen des Mannesstammes
|
||
|
in seinem Königshause den Anheimfall der Herzogtümer an eine Nebenlinie
|
||
|
und damit ihre völlige Trennung von Dänemark in absehbare Nähe
|
||
|
rückte. So emanzipierte sich Dänemark nach seinen Kräften vom deutschen
|
||
|
Einfluß und pflegte <A NAME="S173"></A><B>|173|</B> dafür, da es zur
|
||
|
Erzeugung eines eigenen Nationalgeistes zu klein war, einen künstlichen Skandinavismus,
|
||
|
für den es sich mit Norwegen und Schweden zu einer eigenen Kulturwelt zu
|
||
|
verbinden suchte.</P>
|
||
|
<P>Die Versuche der dänischen Regierung, sich der Elbherzogtümer völlig
|
||
|
zu bemächtigen, fanden in ihnen selbst einen zähen Widerstand, der bald
|
||
|
zur deutschen Nationalsache wurde. Das ökonomisch aufblühende Deutschland
|
||
|
erkannte, besonders nach der Gründung des Zollvereins, die Bedeutung, die
|
||
|
die schleswig-holsteinische, zwischen zwei Meeren hingestreckte Halbinsel für
|
||
|
seinen Handels- und Seeverkehr hatte, und begrüßte mit immer wachsendem
|
||
|
Beifall die schleswig-holsteinische Opposition gegen die dänische Propaganda.
|
||
|
Seit dem Jahre 1844 wurde das Lied »Schleswig-Holstein meerumschlungen, deutscher
|
||
|
Sitte hohe Wacht« eine Art Nationalhymne. Aus dem langweiligen und schläfrigen
|
||
|
Tempo einer vormärzlichen Agitation kam die Bewegung freilich nicht heraus,
|
||
|
aber ganz vermochten die deutschen Regierungen sich ihrem Einfluß nicht
|
||
|
zu entziehen. Als der dänische König Christian VIII. im Jahre 1847 einen
|
||
|
entscheidenden Gewaltschritt vorbereitete durch den Offenen Brief, worin er das
|
||
|
Herzogtum Schleswig und selbst einen Teil des Herzogtums Holstein als integrierende
|
||
|
Teile des dänischen Gesamtstaats ansprach, raffte sich sogar der Bundestag
|
||
|
zu einem lahmen Protest auf, statt sich für unzuständig zu erklären,
|
||
|
wie es seine Gewohnheit war, wenn es den Schutz deutscher Volksstämme vor
|
||
|
fürstlichen Gewalttaten galt.</P>
|
||
|
<P>Nun fühlte die »Neue Rheinische Zeitung« nicht die geringste Stammverwandtschaft
|
||
|
mit dem meerumschlungenen bürgerlichen Schoppenenthusiasmus; sie sah in ihm
|
||
|
nur den Gegenpol des Skandinavismus, den sie geißelte als »die Begeisterung
|
||
|
für die brutale, schmutzige, seeräuberische, altnordische Nationalität,
|
||
|
für jene tiefe Innerlichkeit, die ihre überschwenglichen Gedanken und
|
||
|
Gefühle nicht in Worte bringen kann, wohl aber in Taten, nämlich in
|
||
|
Roheit gegen Frauenzimmer, permanente Betrunkenheit und mit tränenreicher
|
||
|
Sentimentalität abwechselnde Berserkerwut«.<A name="ZT15"></A><A href="fm03_160.htm#Z15"><SPAN class="top">[15]</SPAN></A> Die ganze Lage der Dinge verschob
|
||
|
sich in der eigentümlichen Weise, daß unter dem reaktionären Banner
|
||
|
des Skandinavismus gerade die bürgerliche Opposition in Dänemark focht,
|
||
|
die Partei der sogenannten Eiderdänen, die nach der Dänisierung des
|
||
|
Herzogtums Schleswig, nach der Ausdehnung des dänischen Wirtschaftsgebiets
|
||
|
lechzte, um den Gesamtstaat dann durch eine moderne Verfassung zu befestigen,
|
||
|
während der Kampf der Herzogtümer für ihr altes und verbrieftes
|
||
|
Recht mehr oder weniger ein Kampf für feudale Privilegien und dynastische
|
||
|
Schnurrpfeifereien war.</P>
|
||
|
<P><B><A NAME="S174">|174|</A></B> Im Januar 1848 gelangte in Dänemark Friedrich
|
||
|
VII. als letzter Sproß des Mannesstammes zur Regierung und begann nach dem
|
||
|
Rate seines sterbenden Vaters, eine liberale Gesamtverfassung für Dänemark
|
||
|
und die Herzogtümer vorzubereiten. Einen Monat später rief die Februarrevolution
|
||
|
in Kopenhagen eine stürmische Volksbewegung wach. Sie brachte die eiderdänische
|
||
|
Partei ans Ruder, die sofort mit rastlosem Ungestüm an die Ausführung
|
||
|
ihres Programms ging, an die Einverleibung Schleswigs bis zur Eider. Darauf sagten
|
||
|
sich die Herzogtümer von dem dänischen Könige los, voran ihr 7.000
|
||
|
Mann starkes Heer, und bildeten in Kiel eine provisorische Regierung. In ihr hatte
|
||
|
der Adel die Oberhand, aber anstatt die Kräfte des Landes zu entfesseln,
|
||
|
die sich ganz wohl mit der dänischen Macht hätten messen können,
|
||
|
wandte er sich hilfeflehend an den Bundestag und die preußische Regierung,
|
||
|
von denen er keine Gefahr für feudale Privilegien zu besorgen hatte.</P>
|
||
|
<P>Er fand bereitwilliges Entgegenkommen bei beiden, denen die »Wahrung der deutschen
|
||
|
Sache« als willkommene Handhabe erschien, sich von den zerschmetternden Schlägen
|
||
|
der Revolution zu erholen. Namentlich der preußische König hatte ein
|
||
|
dringendes Bedürfnis, das Ansehen seiner Garde, die am 18. März von
|
||
|
den Berliner Barrikadenkämpfern aufs Haupt geschlagen worden war, auf einem
|
||
|
militärischen Spaziergang gegen das schwache Dänemark wiederherzustellen.
|
||
|
Er haßte die eiderdänische Partei als revolutionäre Ausgeburt,
|
||
|
aber auch in den Schleswig-Holsteinern sah er Rebellen gegen die von Gott gesetzte
|
||
|
Obrigkeit und befahl seinen Generalen, den »Knechtesdienst für die Revolution«
|
||
|
so schlapp wie möglich zu tun; durch einen geheimen Abgesandten, den Major
|
||
|
von Wildenbruch, ließ er in Kopenhagen wissen, er wünsche vor allen
|
||
|
Dingen, die Elbherzogtümer ihrem König-Herzog zu erhalten; er schreite
|
||
|
nur ein, um die radikalen und republikanischen Elemente an unheilbringender Einmischung
|
||
|
zu hindern.</P>
|
||
|
<P>Damit ließ sich Dänemark aber nicht ködern. Es rief seinerseits
|
||
|
den Schutz der Großmächte an, und England wie Rußland waren nur
|
||
|
zu bereit, ihn zu gewähren. Ihre Hilfe gestattete dem kleinen Dänemark,
|
||
|
das große Deutschland wie einen Schulbuben zu zausen. Während die dänischen
|
||
|
Kriegsschiffe dem deutschen Handel die empfindlichsten Wunden schlugen, wurde
|
||
|
das deutsche Bundesheer, das unter dem Befehl des preußischen Generals Wrangel
|
||
|
in die Elbherzogtümer eingerückt war und trotz seiner elenden Kriegführung
|
||
|
die um so viel schwächeren dänischen Truppen vor sich hergejagt hatte,
|
||
|
durch die diplomatische Intervention der Großmächte völlig lahmgelegt.
|
||
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Ende Mai erhielt Wrangel aus Berlin den Befehl, sich aus Jütland zurückzuziehen,
|
||
|
worauf die <A NAME="S175"></A><B>|175|</B> Nationalversammlung am 9. Juni beschloß,
|
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daß die Sache der Herzogtümer als eine Angelegenheit deutscher Nation
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zu ihrem Wirkungskreise gehöre und daß sie die Ehre Deutschlands wahren
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werde.</P>
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<P>In der Tat wurde der Krieg im Namen des Deutschen Bundes geführt, und
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ihn zu leiten, wäre die Sache der Nationalversammlung und des habsburgischen
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Prinzen gewesen, den sie am 28. Juni als Reichsverweser eingesetzt hatte. Daran
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kehrte sich aber die preußische Regierung nicht, sondern schloß am
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28. August unter englischem und russischem Druck mit Dänemark auf sieben
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Monate den Waffenstillstand von Malmö, unter völliger Mißachtung
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der vom Reichsverweser gestellten Bedingungen und ihres Überbringers. Die
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einzelnen Bestimmungen des Waffenstillstandes waren für Deutschland überaus
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schimpflich; die provisorische Regierung Schleswig-Holsteins wurde aufgelöst
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und während des Waffenstillstands einem dänischen Parteigänger
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die oberste Leitung anvertraut; die Verordnungen der bisherigen provisorischen
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Regierung wurden aufgehoben und die schleswigschen von den holsteinischen Truppen
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getrennt. Ebenso geriet Deutschland militärisch ins Hintertreffen, indem
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die Waffenruhe für die Wintermonate beschlossen wurde, wo die dänische
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Flotte zur Blockade der deutschen Küste nutzlos wurde, aber der Frost den
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Deutschen erlaubt hätte, über das Eis des Kleinen Belt zu rücken,
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Fünen zu erobern und Dänemark auf Seeland zu beschränken.</P>
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<P>Die Nachricht von dem Abschluß des Waffenstillstandes fiel in den ersten
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Septembertagen wie ein Donnerschlag auf die Frankfurter Nationalversammlung, die
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»waschweiberredselig wie die Scholastiker des Mittelalters«, die papierenen »Grundrechte«
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einer künftigen Reichsverfassung bis zur Bewußtlosigkeit diskutierte.
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In der ersten Bestürzung beschloß sie am 5. September, die Ausführung
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des Waffenstillstandes zu sistieren, und veranlaßte dadurch den Rücktritt
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des Reichsministeriums.</P>
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<P>Diesen Beschluß begrüßte die »Neue Rheinische Zeitung« mit
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lebhafter Genugtuung, wenn auch ohne alle Illusionen. Über das Recht der
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Verträge hinaus forderte sie den Krieg gegen Dänemark als ein Recht
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der geschichtlichen Entwicklung. »Die Dänen sind ein Volk, das in der unbeschränktesten
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kommerziellen, industriellen, politischen und literarischen Abhängigkeit
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von Deutschland steht. Es ist bekannt, daß die faktische Hauptstadt von
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Dänemark nicht Kopenhagen, sondern Hamburg ist, ... daß Dänemark
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alle seine literarischen Lebensmittel, ebensogut wie seine materiellen, über
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Deutschland bezieht und daß die dänische Literatur - mit Ausnahme Holbergs
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- ein matter Abklatsch der deutschen ist ... <A NAME="S176"></A><B>|176|</B> Mit
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demselben Recht, mit dem die Franzosen Flandern, Lothringen und Elsaß genommen
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haben und Belgien früher oder später nehmen werden, mit demselben Recht
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nimmt Deutschland Schleswig: mit dem Recht der Zivilisation gegen die Barbarei,
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des Fortschritts gegen die Stabilität ... Der Krieg, den wir in Schleswig-Holstein
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führen, ist also ein wirklicher Revolutionskrieg. Und wer ist von Anfang
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an auf Seite Dänemarks gewesen? Die drei kontrerevolutionärsten Mächte
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Europas: <I>Rußland</I>, <I>England</I> und die <I>preußische Regierung</I>.
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Die preußische Regierung hat solange sie konnte, einen bloßen <I>Scheinkrieg</I>
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geführt - man denke an Wildenbruchs Note, an die Bereitwilligkeit, mit der
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sie auf englisch-russische Vorstellungen hin den Rückzug aus Jütland
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befahl, und schließlich an den zweimaligen Waffenstillstand! Preußen,
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England und Rußland sind die drei Mächte, die die deutsche Revolution
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und ihre erste Folge, die deutsche Einheit, am meisten zu fürchten haben:
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Preußen, weil es dadurch aufhört zu existieren, England, weil der deutsche
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Markt dadurch seiner Exploitation entzogen wird, Rußland, weil die Demokratie
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dadurch nicht nur an die Weichsel, sondern selbst bis an die Düna und an
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den Dnjepr vorrücken muß. Preußen, England und Rußland
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haben komplottiert gegen Schleswig-Holstein, gegen Deutschland und gegen die Revolution.
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Der Krieg, der möglicherweise jetzt aus den Beschlüssen in Frankfurt
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entstehen kann, würde ein Krieg Deutschlands gegen Preußen, England
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und Rußland sein. Und gerade solch ein Krieg tut der einschlummernden deutschen
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Bewegung not - ein Krieg gegen die drei Großmächte der Kontrerevolution,
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ein Krieg, der Preußen in Deutschland <I>wirklich</I> aufgehn, der die Allianz
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mit Polen zum unumgänglichsten Bedürfnis macht, der die Freilassung
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Italiens sofort herbeiführt, der gerade gegen die alten kontrerevolutionären
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Alliierten Deutschlands von 1792 bis 1815 gerichtet ist, ein Krieg, der ›das Vaterland
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||
|
in Gefahr‹ bringt und gerade dadurch rettet, indem er den Sieg <I>Deutschlands</I>
|
||
|
vom Siege der Demokratie abhängig macht.«<A name="ZT16"></A><A href="fm03_160.htm#Z16"><SPAN class="top">[16]</SPAN></A></P>
|
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|
<P>Was die »Neue Rheinische Zeitung« in diesen Sätzen klar und scharf aussprach,
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empfand auch der Instinkt der revolutionären Massen; Tausende strömten
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aus fünfzig Meilen in der Runde nach Frankfurt, bereit zu neuem revolutionären
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Kampfe. Aber wie die Zeitung mit Recht gesagt hatte, dieser neue Kampf würde
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die Nationalversammlung selbst weggefegt haben, und dem Selbstmord aus Heroismus
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zog sie den Selbstmord aus Feigheit vor. Am 16. September genehmigte sie den Waffenstillstand
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von Malmö und auch ihre Linke mit Ausnahme weniger Mitglieder lehnte ab,
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sich als revolutionärer Konvent aufzutun. Es kam nur zu einem kleinen Barrikadenkampf
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in Frankfurt selbst, den <A NAME="S177"></A><B>|177|</B> der biedere Reichsverweser
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|
absichtlich heranwachsen ließ, um dann eine überwältigende Truppenmacht
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|
aus der Bundesfestung Mainz heranzuziehen und das souveräne Parlament unter
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|
die Gewalt der Bajonette zu stellen.</P>
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<P>Zu gleicher Zeit wurde das Ministerium Hansemann in Berlin von dem elenden
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Ende ereilt, das ihm die »Neue Rheinische Zeitung« vorhergesagt hatte. Indem es
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die »Staatsmacht« gegen die »Anarchie« stärkte, half es dem altpreußischen
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Beamten-, Militär- und Polizeistaat, der am 18. März zusammengebrochen
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war, wieder auf die Beine, ohne ihm selbst nur die nackten Profitinteressen der
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Bourgeoisie abtrotzen zu können, um derentwillen es die Revolution verriet.
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Vor allem bestand noch, wie ein Mitglied der Berliner Versammlung seufzte, das
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»alte Militärsystem, mit dem der Bruch in den Märztagen stattgefunden
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hatte, in der allervollständigsten Vollständigkeit«, und seit den Pariser
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Junitagen rasselte ihm von selbst die Plempe in der Scheide. Es war ein offenes
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Geheimnis, daß der Waffenstillstand mit Dänemark nicht zuletzt deshalb
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von der preußischen Regierung betrieben wurde, um Wrangel mit der Garde
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in die Umgegend Berlins zurückzurufen und den entscheidenden Schlag der Gegenrevolution
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vorzubereiten. Deshalb raffte sich die Berliner Versammlung am 7. September zu
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dem Beschlusse auf, von dem Kriegsminister einen Erlaß zu fordern, der die
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Offiziere des Heeres vor allen reaktionären Bestrebungen warnen und ihnen
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den Austritt aus dem Heere zur Ehrenpflicht machen sollte, falls ihre politische
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Überzeugung sich nicht mit dem konstitutionellen Rechtszustande vertrüge.</P>
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<P>Damit war wenig genug getan, zumal da ähnliche Erlasse schon ohne jede
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Wirkung an die bürgerliche Bürokratie ergangen waren, aber es war doch
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viel mehr, als sich der Militarismus von einem bürgerlichen Ministerium bieten
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ließ. Das Ministerium Hansemann stürzte, und der General Pfuel bildete
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ein neues, rein bürokratisches Ministerium, das in aller Gemütlichkeit
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den von der Versammlung geforderten Erlaß an das Offizierkorps verfügte,
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aller Welt zum Zeugnis, daß der Militarismus die bürgerliche Herrlichkeit
|
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nicht mehr fürchte, sondern ihrer nur noch spotte.</P>
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<P>So erfüllte sich an der »quengelnden, klugtuenden, entschlußunfähigen«
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Versammlung in Berlin die Vorhersage der »Neuen Rheinischen Zeitung«, die Linke
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könnte an einem schönen Morgen finden, daß ihr parlamentarischer
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Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfielen. Auf den Lärm der kontrerevolutionären
|
||
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Presse aber darüber, daß der Sieg der Linken nur durch den Druck der
|
||
|
Berliner Volksmassen auf die <A NAME="S178"></A><B>|178|</B> Versammlung zu erklären
|
||
|
sei, lehnte sie die lahmen Ableugnungsversuche der liberalen Blätter ab und
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|
erklärte offen: »Das Recht der demokratischen Volksmassen, durch ihre Anwesenheit
|
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auf die Haltung konstituierender Versammlungen moralisch einzuwirken, ist ein
|
||
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altes revolutionäres Volksrecht, das seit der englischen und französischen
|
||
|
Revolution in keiner stürmischen Zeit entbehrt werden konnte. Diesem Recht
|
||
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verdankt die Geschichte fast alle energischen Schritte solcher Versammlungen.«<A name="ZT17"></A><A href="fm03_160.htm#Z17"><SPAN class="top">[17]</SPAN></A>
|
||
|
Ein Wink an den »parlamentarischen Kretinismus«, der in den Septembertagen von
|
||
|
1848 die Frankfurter Versammlung ebenso traf wie die Berliner.</P>
|
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<H3 ALIGN="CENTER">5. Die Kölner Demokratie<A name="Kap_5"></A></H3>
|
||
|
<P>Die Septemberkrisen in Berlin und Frankfurt übten einen starken Rückschlag
|
||
|
auch auf Köln aus.</P>
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<P>Die Rheinlande waren die schwerste Sorge der Gegenrevolution. Sie wurden mit
|
||
|
Truppen überhäuft, die sich aus den östlichen Provinzen rekrutierten;
|
||
|
etwa der dritte Teil des preußischen Heeres stand in der Rheinprovinz und
|
||
|
Westfalen. Dagegen ließ sich mit kleinen Aufständen nichts machen;
|
||
|
desto notwendiger war eine stramme und straffe Organisation der Demokratie für
|
||
|
den Tag, wo aus der halben eine ganze Revolution werden konnte.</P>
|
||
|
<P>Die demokratische Organisation, die im Juni auf einem, von 88 demokratischen
|
||
|
Vereinen beschickten Kongreß in Frankfurt a.M. beschlossen worden war, gewann
|
||
|
nur in Köln ein festes Knochengerüst, während sie überall
|
||
|
sonst in Deutschland ein sehr loses Gebilde blieb. Die Kölner Demokratie
|
||
|
gliederte sich in drei große Vereine, deren jeder mehrere tausend Mitglieder
|
||
|
zählte: die Demokratische Gesellschaft, die von Marx und dem Advokaten Schneider
|
||
|
geleitet wurde, den Arbeiter-Verein, an dessen Spitze Moll und Schapper standen,
|
||
|
und den Verein für Arbeitgeber und Arbeiter, den namentlich der Referendar
|
||
|
Hermann Becker vertrat. Diese Vereine taten sich, als Köln von dem Frankfurter
|
||
|
Kongresse zum Vorort für Rheinland und Westfalen gewählt worden war,
|
||
|
zu einem Zentralausschuß zusammen, der Mitte August einen Kongreß
|
||
|
der rheinischen und westfälischen Vereine von demokratischer Tendenz nach
|
||
|
Köln einberief. Es kamen 40 Abgeordnete, die 17 Vereine vertraten und den
|
||
|
Zentralausschuß der drei Kölner Vereine als Kreisausschuß für
|
||
|
Rheinland und Westfalen bestätigten.</P>
|
||
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<P><B><A NAME="S179">|179|</A></B> Die Seele dieser Organisation war Marx, wie
|
||
|
er die Seele der »Neuen Rheinischen Zeitung« war. Er besaß die Gabe, über
|
||
|
Menschen zu herrschen, was ihm die landläufige Demokratie nun freilich am
|
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wenigsten verzieh. Auf dem Kölner Kongreß sah ihn Karl Schurz zum ersten
|
||
|
Male, zur Zeit ein junger Student von neunzehn Jahren, und schilderte ihn noch
|
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|
aus später Erinnerung: »Marx war damals dreißig Jahre alt und bereits
|
||
|
das anerkannte Haupt einer sozialistischen Schule. Der untersetzte, kräftige
|
||
|
Mann mit der breiten Stirn, dem pechschwarzen Haupthaar und Vollbart und den dunkeln,
|
||
|
blitzenden Augen, zog sofort die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Er besaß
|
||
|
den Ruf eines in seinem Fach sehr bedeutenden Gelehrten, und was er sagte, war
|
||
|
in der Tat gehaltreich, logisch und klar. Aber niemals habe ich einen Menschen
|
||
|
von so verletzender, unerträglicher Arroganz des Auftretens kennengelernt.«
|
||
|
Und immer hat dieser Held der Bourgeoisie sich des schneidend höhnischen,
|
||
|
des sozusagen ausspuckenden Tons erinnert, womit Marx das Wort »Bourgeois« aussprach.</P>
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||
|
<P>Es war dieselbe Melodie, die zwei Jahre später der Leutnant Techow anschlug,
|
||
|
der nach einer Unterhaltung mit Marx schrieb: »Marx hat mir den Eindruck nicht
|
||
|
nur einer seltenen Überlegenheit, sondern auch einer bedeutenden Persönlichkeit
|
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gemacht. Hätte er ebensoviel Herz wie Verstand, ebensoviel Liebe wie Haß,
|
||
|
dann würde ich für ihn durchs Feuer gehen, obgleich er mir seine vollständigste
|
||
|
Geringschätzung nicht nur verschiedentlich angedeutet, sondern zuletzt ganz
|
||
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unumwunden ausgesprochen hat. Er ist der erste und einzige unter uns allen, dem
|
||
|
ich das Zeug zutraue zu herrschen, das Zeug, auch unter großen Verhältnissen
|
||
|
sich nicht ins kleine zu verlieren.« Und dann kommt die Litanei, daß der
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||
|
gefährlichste persönliche Ehrgeiz in Marx alles zerfressen habe.</P>
|
||
|
<P>Anders urteilte Albert Brisbane, der amerikanische Apostel Fouriers, der im
|
||
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Sommer 1848 sich als Korrespondent der »New-York Daily Tribune« in Köln aufhielt,
|
||
|
zugleich mit Charles Dana, dem Herausgeber dieses Blattes: »Ich sah dort Karl
|
||
|
Marx, den Führer der volkstümlichen Bewegung. Damals war er gerade im
|
||
|
Aufstieg zur Höhe begriffen, ein Mann in den Dreißigern, von untersetztem
|
||
|
stämmigen Körperbau mit einem feinen Gesicht und dichtem schwarzen Haar.
|
||
|
Seine Züge hatten den Ausdruck großer Energie, und hinter seiner maßvollen
|
||
|
Zurückhaltung konnte man das leidenschaftliche Feuer einer kühnen Seele
|
||
|
entdecken.« In der Tat - mit besonnener Kühnheit hat Marx damals die Kölner
|
||
|
Demokratie geleitet.</P>
|
||
|
<P>So groß die Aufregung war, die die Septemberkrisen in ihren Reihen hervorriefen,
|
||
|
so wagte die Frankfurter Versammlung keine Revolution <A NAME="S180"></A><B>|180|*</B>
|
||
|
und das Ministerium Pfuel noch keine Gegenrevolution. Damit war jeder örtliche
|
||
|
Aufstand aussichtslos, aber um so mehr lag den Kölner Behörden daran,
|
||
|
einen Putsch hervorzurufen, der mit leichter Mühe blutig niedergeschlagen
|
||
|
werden konnte. Auf erdichtete und bald von ihnen selbst fallengelassene Vorwände
|
||
|
hin gingen sie mit gerichtlichen und polizeilichen Prozeduren gegen die Mitglieder
|
||
|
des Demokratischen Kreisausschusses und die Redakteure der »Neuen Rheinischen
|
||
|
Zeitung« vor. Marx warnte vor der lauernden Hinterlist der Gegner; in einem Augenblick,
|
||
|
wo keine große Frage die Gesamtbevölkerung in den Kampf treibe und
|
||
|
jeder Putsch daher scheitern müsse, sei ein Aufstandsversuch um so zweckloser,
|
||
|
als in naher Zukunft gewaltige Ereignisse eintreten könnten und man sich
|
||
|
vor dem Tage der Entscheidung nicht kampfunfähig machen dürfe. Wenn
|
||
|
die Krone eine Gegenrevolution wage, dann schlage für das Volk die Stunde
|
||
|
einer neuen Revolution.</P>
|
||
|
<P>Dennoch kam es zu einem kleinen Tumulte, als am 25. September Becker, Moll,
|
||
|
Schapper und Wilhelm Wolff verhaftet werden sollten. Es wurden sogar einige Barrikaden
|
||
|
gebaut, auf die Nachricht, daß Militär anrücke, um eine Volksversammlung
|
||
|
zu sprengen, die auf dem Alten Markte stattfand, aber das Militär kam nicht,
|
||
|
und erst als danach wieder völlige Ruhe hergestellt war, hatte der Kommandant
|
||
|
den Mut, den Belagerungszustand über Köln zu verhängen. Dadurch
|
||
|
wurde die »Neue Rheinische Zeitung« unterdrückt; am 27. September hörte
|
||
|
sie auf zu erscheinen. Sie tödlich zu treffen, war wohl der eigentliche Zweck
|
||
|
des sinnlosen Gewaltstreiches, den das Ministerium Pfuel schon nach wenigen Tagen
|
||
|
aufhob. Und sie wurde auch schwer genug getroffen, so daß sie erst am 12.
|
||
|
Oktober wieder auf dem Kampfplatz erscheinen konnte.</P>
|
||
|
<P>Ihre Redaktion wurde gesprengt, da die meisten Redakteure, um Verhaftsbefehlen
|
||
|
zu entgehen, über die Grenze gingen, nach Belgien wie Dronke und Engels oder
|
||
|
nach der Pfalz wie Wilhelm Wolff, und erst allmählich wieder zurückkehren
|
||
|
konnten; Engels war noch Anfang Januar 1849 in Bern, wohin er durch Frankreich
|
||
|
meist zu Fuß gewandert war. Vor allem aber waren die Finanzen der Zeitung
|
||
|
völlig zerrüttet. Nach dem Abfall ihrer Aktionäre hatte sie sich
|
||
|
Dank ihrer wachsenden Verbreitung mühsam durchgefristet; nach diesem neuen
|
||
|
Schlage aber war sie nur dadurch zu halten, daß Marx sie als »persönliches
|
||
|
Eigentum« übernahm, das will sagen, ihr das bißchen Vermögen opferte,
|
||
|
das er von seinem Vater geerbt hatte, oder auf sein künftiges Erbteil flüssig
|
||
|
zu machen verstand. Er selbst hat nie ein Wort darüber verloren, aber durch
|
||
|
briefliche Äußerungen seiner Frau ist die Tatsache festgestellt und
|
||
|
auch durch öffentliche Erklärungen seiner Freunde, in <A NAME="S181"></A><B>|181|</B>
|
||
|
denen auf etwa 7.000 Taler beziffert wird, was Marx in dem Revolutionsjahre der
|
||
|
Agitation und dem Blatte geopfert hat. Doch kommt es natürlich nicht auf
|
||
|
die Höhe der Summe an, sondern darauf an, ob er die Festung bis auf die letzte
|
||
|
Munition zu halten versuchte.</P>
|
||
|
<P>Noch in anderer Beziehung lebte er von der Hand in den Mund. Nach Ausbruch
|
||
|
der Revolution hatte der Bundesrat am 30. März beschlossen, wahlberechtigt
|
||
|
und wählbar zur deutschen Nationalversammlung sollten auch die deutschen
|
||
|
Flüchtlinge sein, wenn sie nach Deutschland zurückkehrten und ihr Bürgerrecht
|
||
|
wieder antreten zu wollen erklärten. Dieser Beschluß war von der preußischen
|
||
|
Regierung ausdrücklich anerkannt worden. Marx hatte die Bedingung erfüllt,
|
||
|
die ihm das Reichsbürgerrecht sicherte, und konnte um so mehr beanspruchen,
|
||
|
daß ihm das preußische Indigenat nicht verweigert würde. In der
|
||
|
Tat gewährte es ihm der Kölner Stadtrat sofort, als er sich im April
|
||
|
1848 darum bewarb, und der Kölner Polizeidirektor Müller, dem Marx vorstellte,
|
||
|
daß er seine Familie nicht aufs Ungewisse von Trier nach Köln übersiedeln
|
||
|
lassen könne, versicherte ihn, daß seine Renaturalisation auch von
|
||
|
der Bezirksregierung genehmigt werden würde, die den Beschluß des Stadtrats
|
||
|
nach einem alten preußischen Gesetze zu bestätigen hatte. Inzwischen
|
||
|
begann die »Neue Rheinische Zeitung« zu erscheinen, und am 3. August erhielt Marx
|
||
|
ein amtliches Schreiben des kommissarischen Polizeidirektors Geiger, worin ihn
|
||
|
dieser benachrichtigte, daß die Königliche Regierung nach Lage seiner
|
||
|
Verhältnisse von ihrer Befugnis, einem Ausländer die Eigenschaft als
|
||
|
preußischem Untertan zu verleihen, zu seinen Gunsten »für jetzt« keinen
|
||
|
Gebrauch gemacht habe, er daher nach wie vor als Ausländer zu betrachten
|
||
|
sei. Eine geharnischte Beschwerdeschrift, die Marx daraufhin am 22. August an
|
||
|
das Ministerium des Innern richtete, wurde zurückgewiesen.</P>
|
||
|
<P>Seine Familie aber hatte er, der zärtlichste Gatte und Vater, auch aufs
|
||
|
»Ungewisse« nach Köln kommen lassen. Sie war inzwischen angewachsen; auf
|
||
|
das erste Töchterchen, das nach der Mutter Jenny hieß, und im Mai 1844
|
||
|
geboren wurde, war im September 1845 ein zweites Töchterchen Laura und nach
|
||
|
vermutlich nicht längerem Zwischenraume ein Söhnchen Edgar gefolgt,
|
||
|
das einzige dieser und der späteren Kinder, dessen Geburtsjahr und Geburtsmonat
|
||
|
nicht mehr genau festgestellt werden kann. Als treuer Hausgeist begleitete Helene
|
||
|
Demuth die Familie schon seit den Pariser Tagen.</P>
|
||
|
<P>Marx gehörte nicht zu den Menschen, die ihre Hand durch die Begrüßung
|
||
|
von jedem neugeheckten Bruder härten, aber wohl zu denen, die Treu' erzeigen
|
||
|
und Freundschaft halten können. Auf demselben <A NAME="S182"></A><B>|182|</B>
|
||
|
Kongresse, wo er durch seine unerträgliche Anmaßung auch die zurückgestoßen
|
||
|
haben sollte, die ihm willig entgegenkamen, gewann er in dem Advokaten Schily
|
||
|
aus Trier und dem Lehrer Imandt aus Krefeld Freunde fürs Leben, und wenn
|
||
|
die strenge Geschlossenheit seines Wesens halben Revolutionären, wie Schurz
|
||
|
und Techow, unheimlich erschien, so zwang sie, gerade in diesen Kölner Tagen,
|
||
|
echte Revolutionäre, wie Freiligrath und Lassalle, um so unwiderstehlicher
|
||
|
in seinen geistigen und gemütlichen Bann.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">6. Freiligrath und Lassalle<A name="Kap_6"></A></H3>
|
||
|
<P>Ferdinand Freiligrath war acht Jahre älter als Marx. Er hatte in jungen
|
||
|
Jahren reichlich von der Milch frommer Denkungsart getrunken, und die Schläge
|
||
|
der alten »Rheinischen Zeitung« empfunden, als er nach Herweghs Ausweisung aus
|
||
|
Preußen ein Spottlied auf die mißlungene Triumphfahrt dieses Dichters
|
||
|
angestimmt hatte. Bald aber hatte die vormärzliche Reaktion aus dem Paulus
|
||
|
einen Saulus gemacht, und im Brüsseler Exil war er sich zwar flüchtig
|
||
|
nur, aber freundlich mit Marx begegnet, einem »interessanten, netten, anspruchslos
|
||
|
auftretenden Kerl«, wie er meinte, und darin hatte Freiligrath ein Urteil. Denn
|
||
|
obgleich oder vielmehr weil er frei war von aller Eitelkeit, besaß er eine
|
||
|
feine Empfindung für alles, was nur entfernt nach Anmaßung schmeckte.</P>
|
||
|
<P>Eine wirkliche Freundschaft haben beide Männer erst im Sommer und Herbst
|
||
|
1848 geschlossen. Was sie verband, war die gegenseitige Achtung vor dem kühnen
|
||
|
und starken Charakter, mit dem jeder von beiden das gemeinsame revolutionäre
|
||
|
Prinzip in der rheinischen Bewegung vertrat. »Er ist ein wirklicher Revolutionär
|
||
|
und ein durch und durch ehrlicher Mann, ein Lob, das ich wenigen zuteilen möchte«,
|
||
|
schrieb Marx mit auf richtigem Respekt in einem Briefe an Weydemeyer, den er gleichwohl
|
||
|
ermunterte, dem Dichter ein wenig um den Bart zu gehen, denn das Völklein
|
||
|
der Poeten wolle nun einmal gestreichelt sein, wenn es singen solle. Und so schrieb
|
||
|
Marx, der sonst sein Herz nicht auf der Zunge trug, in einer Stunde der Spannung
|
||
|
an Freiligrath selbst: »Ich sage Dir unumwunden, daß ich mich nicht entschließen
|
||
|
kann, einen der wenigen Männer, die ich im eminenten Sinne des Worts als
|
||
|
<I>Freunde</I> geliebt habe, wegen irrelevanter [Mehring übersetzt: unwesentlicher]
|
||
|
Mißverständnisse zu verlieren.« In der Zeit der schwersten Not hat
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||
|
Marx nächst Engels keinen treueren Freund gehabt als Freiligrath.</P>
|
||
|
<P><B><A NAME="S183">|183|</A></B> Weil diese Freundschaft so echt und einfach
|
||
|
war, ist sie den Philistern von jeher ein Ärgernis und eine Torheit gewesen.
|
||
|
Bald soll die überhitzte Einbildungskraft des Dichters ihm einen schändlichen
|
||
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Streich gespielt und ihn in eine Gesellschaft dunkler Ehrenmänner verlockt,
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bald soll ein dämonischer Demagoge einen harmlosen Sänger giftig angehaucht
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und zum Verstummen gebracht haben. Es würde sich nicht lohnen, darüber
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auch nur ein Wort zu verlieren, wenn man als Gegengift gegen den Unsinn nicht
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das falsche Heilmittel verabreicht hätte, aus Freiligrath einen modernen
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Sozialdemokraten zu machen, was ihn nun doch auch in ein schiefes Licht rückt.
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Er war ein Revolutionär aus dichterischer Anschauung, nicht aus wissenschaftlicher
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Erkenntnis; er sah in Marx einen revolutionären Vorkämpfer und im Bunde
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der Kommunisten eine revolutionäre Vorhut, die ihresgleichen nicht in ihrer
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Zeit hatten, aber die historischen Gedankengänge des »Kommunistischen Manifestes«
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blieben ihm mehr oder minder fremd, und mit dem oft so elenden und nüchternen
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Kleinkram der Agitation durfte man seiner glühenden Phantasie nicht kommen.</P>
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<P>Von ganz anderm Schlage war Ferdinand Lassalle, der sich zu gleicher Zeit eng
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an Marx anschloß. Er war sieben Jahre jünger als dieser und hatte sich
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bisher nur durch einen eifrigen Kampf für die von ihrem Gatten mißhandelte
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und von ihrer Kaste verratene Gräfin Hatzfeldt bekannt gemacht; im Februar
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1848 wegen angeblicher Verleitung zum Diebstahl einer Kassette verhaftet, war
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er am 11. August nach einer glänzenden Verteidigung von den Kölner Geschworenen
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freigesprochen worden und konnte sich nun erst an den revolutionären Kämpfen
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beteiligen, als deren Leiter ihm, bei seiner »unendlichen Sympathie für jede
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große Kraft«, Marx nicht anders als imponieren konnte.</P>
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<P>Lassalle hatte die Schule Hegels durchlaufen und beherrschte völlig die
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Methode des Meisters, ohne schon an ihrer Unfehlbarkeit zu zweifeln, aber auch
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ohne epigonenhafte Verkümmerung; bei einem Besuch in Paris hatte er den französischen
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Sozialismus kennengelernt und von Heines Seherblick die Weihe einer großen
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Zukunft empfangen. Allein die großen Erwartungen, die dieser Jüngling
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erregte, wurden gedämpft durch manche Zwiespältigkeit seines Wesens,
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die er im Kampf mit dem niederziehenden Erbe einer unterdrückten Rasse noch
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nicht ausgeglichen hatte; in seinem elterlichen Hause hatte noch ganz und gar
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der fade Dunst des polnischen Judentums geherrscht. Und in seiner Schilderhebung
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für die Gräfin Hatzfeldt vermochten auch freiere Geister nicht immer
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zu erkennen, was er selbst behauptete und von seinem Standpunkt aus auch mit Recht
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behaupten konnte, daß er in dem einzelnen Falle die <A NAME="S184"></A><B>|184|</B>
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soziale Misere einer zu Grabe keuchenden Zeit bekämpfe. Sogar Freiligrath,
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der ihn überhaupt nie sehr gern gemocht hat, sprach wegwerfend von dem »Familiendreck«,
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um den sich nach Lassalles Meinung die ganze Weltgeschichte drehe.</P>
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<P>Sieben Jahre später hat sich Marx ganz ähnlich geäußert:
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Lassalle halte sich für weltbezwingend, weil er rücksichtslos in einer
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Privatintrige gewesen sei, als ob ein wirklich bedeutender Mensch zehn Jahre einer
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solchen Bagatelle opfern würde. Und noch ein paar Jahrzehnte später
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hat Engels gemeint, Marx habe von Anfang an eine starke Antipathie gegen Lassalle
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gehegt; die »Neue Rheinische Zeitung« habe geflissentlich sowenig als möglich
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von Lassalles Hatzfeldtprozessen Notiz genommen, weil man sich nicht den Anschein
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einer Gemeinsamkeit mit Lassalle in diesen Dingen habe geben wollen. Hierin ist
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aber Engels durch seine Erinnerung getäuscht worden. Die »Neue Rheinische
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Zeitung« hat sehr ausführlich über den Prozeß wegen des Kassettendiebstahls
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berichtet, bis zum Tage ihrer Unterdrückung am 27. September, und aus diesen
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Berichten kann man freilich ersehen, daß der Prozeß seine minder schönen
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Seiten hatte. Auch hat Marx, wie er selbst in einem Briefe an Freiligrath angibt,
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der Gräfin Hatzfeldt in ihrer damaligen Bedrängnis aus seinen bescheidenen
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Mitteln mit Darlehen ausgeholfen, und als er selbst gleich nach seiner Kölner
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Zeit in arge Bedrängnis geriet, hat er neben Freiligrath in einer Stadt,
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wo er manchen alten Freund besaß, Lassalle zu seinem Vertrauten erwählt.</P>
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<P>Sicherlich hat Engels darin recht, daß Marx nach dem volkstümlichen
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Ausdruck nun mal die Antipathie hatte, wie Engels selbst und auch Freiligrath,
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jene Antipathie, die über oder auch unter allen Vernunftgründen steht.
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Aber es liegen Zeugnisse genug dafür vor, daß Marx sich nicht von vornherein
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von seiner Antipathie so habe beherrschen lassen, um selbst nur den bei alledem
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tieferen Sinn der Hatzfeldtischen Händel zu verkennen, geschweige denn die
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glühende Begeisterung Lassalles für die Sache der Revolution, seine
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hervorragenden Gaben für den Klassenkampf des Proletariats und zuletzt auch
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die hingebende Freundschaft, die ihm der jüngere Kampfgenosse entgegentrug.</P>
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<P>Es ist nicht um Lassalles willen, dessen historisches Recht längst gesichert
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worden ist, wenn man sorgsam abwägen muß, wie sich der Verkehr zwischen
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beiden Männern schon von Anfang an gestaltet hat. Mehr kommt darauf an, Marx
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vor jedem falschen Schein zu sichern, denn sein Verhältnis zu Lassalle ist
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das schwierigste psychologische Problem, das sein Leben bietet.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">7. Oktober- und Novembertage<A name="Kap_7"></A></H3>
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<P><B><A NAME="S185">|185|</A></B> Als die »Neue Rheinische Zeitung« am 12. Oktober
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wieder zu erscheinen begann, mit der Ankündigung, daß Freiligrath in
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ihre Redaktion eingetreten sei, hatte sie das Glück, eine neue Revolution
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zu begrüßen. Am 6. Oktober war das Wiener Proletariat mit derber Faust
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in den tückischen Plan der habsburgischen Gegenrevolution gefahren, nach
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den Siegen Radetzkys in Italien mit Hilfe der slawischen Völkerschaften erst
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die rebellischen Ungarn und danach die rebellischen Deutschen niederzuwerfen.</P>
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<P>Marx hatte sich vom 28. August bis 7. September in Wien aufgehalten, um die
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dortigen Massen aufzuklären. Nach den sehr spärlichen Zeitungsnotizen,
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die darüber vorliegen, war es ihm damit nicht gelungen; erklärlich genug,
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da sich die Wiener Arbeiter noch auf einer verhältnismäßig niedrigen
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Stufe der Entwicklung befanden. Um so höher war der echt revolutionäre
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Instinkt zu schätzen, womit sie sich dem Marsch der Regimenter widersetzten,
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die zur Bekämpfung der Ungarn befohlen worden waren. Sie lenkten damit den
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ersten Stoß der Gegenrevolution auf sich selbst, eine hochherzige Aufopferung,
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deren der ungarische Adel nicht in gleichem Maße fähig war. Er wollte
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den Kampf für die Unabhängigkeit seines Landes auf Grund seiner verbrieften
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Rechte führen, und das ungarische Heer wagte nur einen halben und zaghaften
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Vorstoß, der den Todeskampf des Wiener Aufstandes nicht erleichtert, sondern
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erschwert hat.</P>
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<P>Nicht besser benahm sich die deutsche Demokratie. Sie erkannte wohl, wieviel
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auch für sie von dem Gelingen des Wiener Aufstandes abhing. Siegte die Gegenrevolution
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in der österreichischen Hauptstadt, so führte sie auch in der preußischen
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Hauptstadt, wo sie längst auf der Lauer lag, den entscheidenden Streich.
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Aber die deutsche Demokratie berauschte sich nur in sentimentalen Klagen, in unfruchtbaren
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Sympathien, in Hilferufen an den hilflosen Reichsverweser. Der Demokratische Kongreß,
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der Ende Oktober zum zweiten Male in Berlin tagte, erließ einen von Ruge
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verfaßten Aufruf, zugunsten des belagerten Wiens, von dem die »Neue Rheinische
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Zeitung« treffend sagte, daß er den Mangel an revolutionärer Energie
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durch ein predigerartiges Heulerpathos ersetze, hinter dem sich der entschiedenste
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Mangel an Gedanken und Leidenschaft verberge. Ihre leidenschaftlichen Aufrufe,
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von Marx in wuchtiger Prosa, von Freiligrath in prachtvollen Versen erlassen,
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den Wienern die einzige Hilfe zu bringen, die sie retten könne: die Besiegung
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der Gegenrevolution im eigenen Hause, verhallten in die leere Luft.</P>
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<P><B><A NAME="S186">|186|</A></B> Damit war das Schicksal der Wiener Revolution
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besiegelt. Verraten auch von der Bourgeoisie und den Bauern im eigenen Hause,
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unterstützt nur von den Studenten und einem Teil des Kleinbürgertums,
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leisteten die Wiener Arbeiter heldenmütigen Widerstand. Aber am Abend des
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31. Oktober gelang der Sturm der belagernden Truppen; am 1. November wehte eine
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riesige schwarzgelbe Fahne vom Stephansturme.</P>
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<P>Der erschütternden Tragödie in Wien folgte die groteske Tragikomödie
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in Berlin auf dem Fuße. Das Ministerium Pfuel wurde abgelöst durch
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das Ministerium Brandenburg, das der Versammlung befahl, sich in die Provinzstadt
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Brandenburg zurückzuziehen, und Wrangel rückte mit den Garderegimentern
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in Berlin ein, um diesen Befehl mit Waffengewalt durchzusetzen. Brandenburg, ein
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illegitimer Hohenzoller, verglich sich selbst allzu schmeichelhaft mit einem Elefanten,
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der die Revolution zerstampfen solle; treffender meinte die »Neue Rheinische Zeitung«,
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Brandenburg und sein Mitschuldiger Wrangel seien »zwei Menschen ohne Kopf, ohne
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Herz, ohne Tendenz, reiner Schnurrbart«, jedoch als solche der richtige Gegensatz
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zu der würdigen Vereinbarerversammlung.</P>
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<P>In der Tat genügte der »reine Schnurrbart«, sie einzuschüchtern.
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Sie weigerte sich zwar, ihren verfassungsmäßigen Sitz Berlin zu verlassen,
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und als nun Schlag auf Schlag eine Gewalttat der anderen folgte, die Auflösung
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der Bürgerwehr, die Verhängung des Belagerungszustandes, erklärte
|
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sie die Minister für Hochverräter, die sie dem - Staatsanwalt denunzierte.
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Aber sie lehnte die Aufforderung des Berliner Proletariats ab, mit den Waffen
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in der Hand das zertretene Recht des Landes wiederherzustellen, und verkündete
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den »passiven Widerstand«, will sagen den edlen Entschluß, die Hiebe des
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Gegners mit dem Rücken aufzufangen. Dann ließ sie sich von Wrangels
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Truppen aus einem Saal in den andern jagen und sprach schließlich in einer
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augenblicklichen Temperamentsaufwallung, gegenüber den schon in ihre Sitzung
|
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dringenden Bajonetten, dem Ministerium Brandenburg das Recht ab, über Staatsgelder
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|
zu verfügen und Steuern zu erheben, solange sie ihre Sitzungen nicht frei
|
||
|
in Berlin halten könne. Kaum aber war sie auseinandergejagt, als ihr Präsident
|
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|
von Unruh, in banger Sorge um seinen teuren Leichnam, das Büro zusammenrief,
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|
um protokollarisch festzustellen, daß der Steuerverweigerungsbeschluß,
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||
|
den er sonst ruhig ins Land gehen ließ, wegen eines Formfehlers gar nicht
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|
rechtskräftig gefaßt sei.</P>
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|
<P>Es blieb der »Neuen Rheinischen Zeitung« vorbehalten, dem Gewaltstreich der
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Regierung in historisch würdiger Weise entgegenzutreten. Für sie war
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||
|
jetzt der entscheidende Augenblick gekommen, wo die Gegenrevolution durch eine
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||
|
zweite Revolution bekämpft werden müsse, und <A NAME="S187"></A><B>|187|</B>
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||
|
jeden neuen Tag rief sie die Massen auf, der Gewalt jede Art von Gewalt entgegenzusetzen.
|
||
|
Der passive Widerstand müsse den aktiven zu seiner Grundlage haben, sonst
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|
gleiche er dem Sträuben eines Kalbes gegen seinen Schlächter. Rücksichtslos
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wurden alle juristischen Spitzfindigkeiten der Vereinbarungstheorie weggefegt,
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hinter denen sich die Feigheit der Bourgeoisie verstecken wollte. »Die preußische
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||
|
Krone ist in ihrem <I>Rechte</I>, indem sie der Versammlung als <I>absolute</I>
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|
Krone gegenübertritt. Aber die Versammlung ist im <I>Unrechte</I>, weil sie
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der Krone nicht gegenübertritt als <I>absolute Versammlung</I> ... die alte
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Bürokratie will nicht zur Dienerin einer Bourgeoisie herabsinken, deren despotische
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Schulmeisterin sie bisher war. Die feudale Partei will ihre Auszeichnungen und
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ihre Interessen nicht auf dem Altar des Bürgertums auflodern lassen. Und
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||
|
die Krone endlich, sie erblickt in den Elementen der alten feudalen Gesellschaft,
|
||
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deren höchster Auswuchs sie ist, ihren wahren einheimischen gesellschaftlichen
|
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Boden, während sie in der Bourgeoisie eine fremde künstliche Erde erblickt,
|
||
|
von der sie nur getragen wird, unter der Bedingung, zu verkümmern. Die berauschende
|
||
|
<I>›Gnade Gottes‹</I> verwandelt die Bourgeoisie in einen ernüchternden <I>Rechtstitel</I>,
|
||
|
die Herrschaft des Bluts in die Herrschaft des Papiers, die königliche Sonne
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||
|
in eine bürgerliche Astrallampe. Das Königtum ließ sich daher
|
||
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nicht beschwatzen von der Bourgeoisie. Es antwortete ihrer halben Revolution mit
|
||
|
einer ganzen Kontrerevolution. Es stürzte die Bourgeoisie zurück in
|
||
|
die <I>Arme der Revolution</I>, <I>des Volkes</I>, indem es ihr zurief: <I>Brandenburg
|
||
|
in der Versammlung, und die Versammlung in Brandenburg</I>.«<A name="ZT18"></A><A href="fm03_160.htm#Z18"><SPAN class="top">[18]</SPAN></A> Die »Neue Rheinische
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Zeitung« übersetzte diese Losung der Gegenrevolution treffend: Die Wachtstube
|
||
|
in der Versammlung und die Versammlung in der Wachtstube. Sie hoffte, mit dieser
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|
Parole werde das Volk siegen, sie las in ihr die Grabschrift des Hauses Brandenburg.</P>
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|
<P>Als die Berliner Versammlung die Steuerverweigerung beschlossen hatte, forderte
|
||
|
der Demokratische Kreisausschuß in einem von Marx, Schapper und Schneider
|
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|
[II] gezeichneten Aufruf vom 18. November die demokratischen Vereine der Rheinprovinz
|
||
|
auf, die Durchführung folgender Maßregeln zu bewerkstelligen: die gewaltsame
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||
|
Eintreibung der Steuern wird überall durch jede Art des Widerstandes zurückgewiesen;
|
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|
der Landsturm zur Abwehr des Feindes wird überall organisiert; für die
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||
|
Unbemittelten werden Waffen und Munition auf Gemeindekosten oder durch freiwillige
|
||
|
Beiträge beschafft; falls sich die Behörden weigern, die Beschlüsse
|
||
|
der Versammlung anzuerkennen und auszuführen, werden Sicherheitsausschüsse
|
||
|
niedergesetzt, womöglich im Einverständnis mit den Gemeinderäten;
|
||
|
der gesetzgebenden Versammlung widerstrebende <A NAME="S188"></A><B>|188|</B>
|
||
|
Gemeinderäte werden durch Volkswahl erneuert.<A name="ZT19"></A><A href="fm03_160.htm#Z19"><SPAN class="top">[19]</SPAN></A> Der Demokratische Vereinsausschuß
|
||
|
tat damit das, was die Berliner Versammlung hätte tun müssen, wenn es
|
||
|
ihr mit dem Beschluß der Steuerverweigerung ernst gewesen wäre. Aber
|
||
|
diese Helden zitterten alsbald vor ihrem eigenen Heldenmut; sie eilten in ihre
|
||
|
Wahlkreise, um die Ausführung ihres Beschlusses zu hintertreiben, und trollten
|
||
|
sich dann nach Brandenburg, um ihre Beratungen fortzusetzen. Damit hatte sich
|
||
|
die Versammlung so entwürdigt, daß die Regierung sie am 5. Dezember
|
||
|
mit einem Fußtritt auseinanderjagen konnte, unter Oktroyierung einer neuen
|
||
|
Verfassung und eines neuen Wahlgesetzes.</P>
|
||
|
<P>Dadurch war auch der Rheinische Kreisausschuß in seiner von Waffen starrenden
|
||
|
Provinz lahmgelegt. Am 22. November wurde Lassalle, der dem Aufrufe begeisterte
|
||
|
Heeresfolge geleistet hatte, in Düsseldorf verhaftet, und in Köln schritt
|
||
|
der Staatsprokurator gegen die Unterzeichner des Aufrufs ein, wenn er sie auch
|
||
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nicht zu verhaften wagte. Am 8. Februar standen sie wegen Aufforderung zum bewaffneten
|
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|
Widerstande gegen das Militär und die Beamten vor den Kölner Geschworenen.</P>
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||
|
<P>In schlagender Rede wies Marx den Versuch des Staatsprokurators zurück,
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||
|
aus den Gesetzen vom 6. und 8. April, aus denselben Gesetzen, die die Regierung
|
||
|
durch ihren Staatsstreich zerrissen hatte, das Unrecht der Versammlung und in
|
||
|
noch höherem Grade das Unrecht der Angeklagten zu folgern. Wer eine Revolution
|
||
|
glücklich vollbringe, könne seine Gegner henken, aber nicht verurteilen,
|
||
|
als besiegte Feinde aus dem Wege räumen, aber nicht als Verbrecher richten.
|
||
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Es sei eine feige Heuchelei der Gesetzlichkeit, nach vollendeter Revolution oder
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Gegenrevolution die umgestoßenen Gesetze gegen die Verteidiger derselben
|
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Gesetze anzuwenden. Die Frage, wer im Rechte gewesen sei, die Krone oder die Versammlung,
|
||
|
sei eine geschichtliche Frage, die nur die Geschichte und keine Jury entscheiden
|
||
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könne.</P>
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|
<P>Aber Marx ging weiter und lehnte überhaupt ab, die Gesetze vom 6. und
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||
|
8. April anzuerkennen. Sie seien willkürliche Machwerke des Vereinigten Landtags,
|
||
|
die der Krone das Eingeständnis ihrer im Märzkampf erlittenen Niederlage
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hätten ersparen sollen. Nach den Gesetzen einer feudalen Körperschaft
|
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|
könne nicht eine Versammlung gerichtet werden, die die moderne bürgerliche
|
||
|
Gesellschaft vertrete. Es sei eine juristische Einbildung, daß die Gesellschaft
|
||
|
auf dem Gesetze beruhe. Vielmehr beruhe das Gesetz auf der Gesellschaft. »Hier,
|
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|
der Code Napoléon, den ich in der Hand habe, er hat nicht die moderne bürgerliche
|
||
|
Gesellschaft erzeugt. Die im 18. Jahrhundert entstandene, im 19. Jahrhundert fortentwickelte
|
||
|
bürgerliche Gesellschaft findet vielmehr im Code <A NAME="S189"></A><B>|189|</B>
|
||
|
nur einen gesetzlichen Ausdruck. Sobald er den gesellschaftlichen Verhältnissen
|
||
|
nicht mehr entspricht, ist er nur noch ein Ballen Papier. Sie können die
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||
|
alten Gesetze nicht zur Grundlage der neuen Gesellschaft machen, so wenig, als
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||
|
diese alten Gesetze die alten gesellschaftlichen Zustände gemacht haben.«<A name="ZT20"></A><A href="fm03_160.htm#Z20"><SPAN class="top">[20]</SPAN></A>
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|
Die Berliner Versammlung habe ihre historische Stellung nicht begriffen, wie sie
|
||
|
aus der Märzrevolution hervorgegangen sei. Der Vorwurf des Staatsprokurators,
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||
|
daß sie keine Vermittlung gewollt habe, treffe sie so wenig, daß ihr
|
||
|
Unglück und ihr Unrecht gerade darin bestehen, sich aus einem revolutionären
|
||
|
Konvent zu einer zweideutigen Gesellschaft von Vereinbarern herabgewürdigt
|
||
|
zu haben. »Was hier vorlag, das war kein politischer Konflikt zweier Fraktionen
|
||
|
auf dem Boden <I>einer</I> Gesellschaft, das war der <I>Konflikt zweier Gesellschaften</I>
|
||
|
selbst, ein <I>sozialer</I> Konflikt, der eine politische Gestalt angenommen hatte,
|
||
|
<I>es war der Kampf der alten feudal-bürokratischen mit der modernen bürgerlichen
|
||
|
Gesellschaft</I>, der Kampf zwischen der Gesellschaft der <I>freien Konkurrenz</I>
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||
|
und der <I>Gesellschaft des Zunftwesens</I>, zwischen der Gesellschaft des Grundbesitzes
|
||
|
mit der Gesellschaft der Industrie, zwischen der Gesellschaft des Glaubens mit
|
||
|
der Gesellschaft des Wissens.«<A name="ZT21"></A><A href="fm03_160.htm#Z21"><SPAN class="top">[21]</SPAN></A> Zwischen diesen Gesellschaften gebe es keinen Frieden,
|
||
|
sondern nur Kampf auf Leben und Tod. Die Steuerverweigerung erschüttere nicht
|
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|
die Grundfesten der Gesellschaft, wie der Staatsprokurator lustigerweise behauptet
|
||
|
hatte, sondern sie sei eine Notwehr der Gesellschaft gegen die Regierung, die
|
||
|
die Gesellschaft in ihren Grundfesten bedrohe.</P>
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||
|
<P>Mit der Steuerverweigerung habe die Versammlung nicht ungesetzlich gehandelt,
|
||
|
wohl aber nicht gesetzlich mit der Verkündung des passiven Widerstandes.
|
||
|
»Wenn die Eintreibung der Steuern einmal für ungesetzlich erklärt ist,
|
||
|
muß ich die gewaltsame Ausübung der Ungesetzlichkeit nicht gewaltsam
|
||
|
zurückweisen?«<A name="ZT22"></A><A href="fm03_160.htm#Z22"><SPAN class="top">[22]</SPAN></A> Wenn die Herren Steuerverweigerer den revolutionären
|
||
|
Weg verschmähten, um nicht ihre Köpfe zu riskieren, so mußte sich
|
||
|
das Volk in Ausübung der Steuerverweigerung auf revolutionären Boden
|
||
|
stellen. Das Verhalten der Versammlung sei für das Volk nicht maßgebend.
|
||
|
»Die Nationalversammlung hat keine Rechte für sich, das Volk hat ihr nur
|
||
|
die Behauptung seiner eigenen Rechte übertragen. Vollführt sie ihr Mandat
|
||
|
nicht, so ist es erloschen. Das Volk selbst tritt dann in eigener Person auf die
|
||
|
Bühne und handelt aus eigener Machtvollkommenheit ... Wenn die Krone eine
|
||
|
Kontrerevolution macht, so antwortet das Volk mit Recht durch eine Revolution.«<A name="ZT23"></A><A href="fm03_160.htm#Z23"><SPAN class="top">[23]</SPAN></A>
|
||
|
Marx schloß damit zu sagen, daß erst der erste Akt des Dramas beendet
|
||
|
sei. Die Folge sei entweder vollständiger Sieg der Gegenrevolution <A NAME="S190"></A><B>|190|*</B>
|
||
|
oder neue siegreiche Revolution. Vielleicht sei der Sieg der Revolution erst möglich
|
||
|
nach vollendeter Gegenrevolution.</P>
|
||
|
<P>Nach dieser Rede voll revolutionären Stolzes sprachen die Geschworenen
|
||
|
die Angeklagten frei, und ihr Obmann dankte obendrein dem Redner für die
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||
|
lehrreiche Auseinandersetzung.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">8. Ein Streich aus dem Hinterhalte<A name="Kap_8"></A></H3>
|
||
|
<P>Mit dem Siege der Gegenrevolution in Wien und Berlin waren die entscheidenden
|
||
|
Würfel für Deutschland gefallen. Was an revolutionären Errungenschaften
|
||
|
noch übrigblieb, war die Frankfurter Versammlung, die längst allen politischen
|
||
|
Kredit verloren hatte und sich in endlosem Wortschwall an einer papiernen Verfassung
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||
|
abarbeitete, von der nur noch zweifelhaft blieb, ob sie auf den österreichischen
|
||
|
oder den preußischen Degen gespießt werden würde.</P>
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||
|
<P>Nachdem die »Neue Rheinische Zeitung« im Dezember noch einmal in einer Reihe
|
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|
glänzender Artikel die Geschichte der preußischen Revolution und Gegenrevolution
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geschrieben hatte, richtete sie für das neue Jahr 1849 ihren hoffenden Blick
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auf die Erhebung der französischen Arbeiterklasse, von der sie einen Weltkrieg
|
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erwartete. »Das Land aber, das ganze Nationen in seine Proletarier verwandelt,
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||
|
das mit seinen Riesenarmen die ganze Welt umspannt hält, das mit seinem Gelde
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schon einmal die Kosten der europäischen Restauration bestritten hat, in
|
||
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dessen eigenem Schoße die Klassengegensätze sich zur ausgeprägtesten,
|
||
|
schamlosesten Form fortgetrieben haben - <I>England</I> scheint der Fels, an dem die
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||
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Revolutionswogen scheitern, das die neue Gesellschaft schon im Mutterschoße
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aushungert. England beherrscht den Weltmarkt. Eine Umwälzung der national-ökonomischen
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Verhältnisse in jedem Lande des europäischen Kontinents, auf dem gesamten
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europäischen Kontinente ohne England, ist der Sturm in einem Glase Wasser.
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|
Die Verhältnisse der Industrie und des Handels innerhalb jeder Nation sind
|
||
|
beherrscht durch ihren Verkehr mit andern Nationen, sind bedingt durch ihr Verhältnis
|
||
|
zum Weltmarkt. England aber beherrscht den Weltmarkt, und die Bourgeoisie beherrscht
|
||
|
England.«<A name="ZT24"></A><A href="fm03_160.htm#Z24"><SPAN class="top">[24]</SPAN></A> So wird jede französisch-soziale Umwälzung an der englischen
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|
Bourgeoisie scheitern, an der industriellen und kommerziellen Weltherrschaft Großbritanniens.
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||
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Jede partielle soziale Reform in Frankreich, und auf dem europäischen Kontinente
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überhaupt, ist und bleibt, soweit sie definitiv sein soll, ein hohler frommer
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<A NAME="S191"></A><B>|191|</B> Wunsch. Und das alte England wird nur gestürzt
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durch einen Weltkrieg, der allein der Chartistenpartei, der organisierten englischen
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Arbeiterpartei, die Bedingungen zu einer erfolgreichen Erhebung gegen ihre riesenhaften
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Unterdrücker bietet. Die Chartisten an der Spitze der englischen Regierung
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- erst mit diesem Augenblicke tritt die soziale Revolution aus dem Reiche der
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Utopie in das Reich der Wirklichkeit.</P>
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<P>Die Voraussetzung dieser Zukunftshoffnungen blieb aus; seit den Junitagen noch
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immer aus tausend Wunden blutend, war die französische Arbeiterklasse einer
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neuen Erhebung unfähig. Seit dem Rundgange, den die europäische Gegenrevolution
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von den Pariser Junitagen über Frankfurt, Wien und Berlin angetreten hatte,
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um ihn vorläufig mit der am 10. Dezember erfolgten Wahl des falschen Bonaparte
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zum Präsidenten der französischen Republik zu beschließen, lebte
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die Revolution nur noch in Ungarn und fand in Engels, der inzwischen nach Köln
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zurückgekehrt war, den beredtesten und sachkundigsten Anwalt. Sonst mußte
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sich die »Neue Rheinische Zeitung« auf den Kleinkrieg gegen die hereinbrechende
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Gegenrevolution beschränken, und sie kämpfte in ihm so kühn und
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trotzig, wie in den großen Feldschlachten des Vorjahres. Ein Bündel
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Preßprozesse, das ihr das Reichsministerium als der schlechtesten Zeitung
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der schlechten Presse widmete, begrüßte sie mit der spöttischen
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Bemerkung, daß die Reichsgewalt die komischste aller komischen Gewalten
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sei. Dem prahlenden Heraushängen des »Preußentums«, worin sich die
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ostelbischen Junker nach dem Berliner Staatsstreiche gefielen, setzte sie den
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verdienten Hohn entgegen: »Wir <I>Rheinländer</I> haben das Glück, bei
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dem großen Menschenschacher zu Wien einen <I>›Großherzog‹</I> vom
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Niederrhein gewonnen zu haben, der die Bedingungen nicht erfüllt hat, unter
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denen er ›Großherzog‹ wurde. Ein <I>›König von Preußen‹</I> existiert
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für uns erst durch die Berliner <I>Nationalversammlung</I>, und da für
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unsern <I>›Großherzog‹</I> vom Niederrhein keine Berliner <I>Nationalversammlung</I>
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existiert, so existiert für uns kein <I>›König von Preußen‹</I>.
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Dem Großherzoge vom Niederrhein sind wir durch den Völkerschacher anheimgefallen!
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Sobald wir weit genug sind, die Seelenverkäuferei nicht mehr anzuerkennen,
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werden wir den ›Großherzog vom Niederrhein‹ nach seinem <B>›Besitztitel‹</B>
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fragen.«<A name="ZT25"></A><A href="fm03_160.htm#Z25"><SPAN class="top">[25]</SPAN></A> Das wurde mitten in den wildesten Orgien der Gegenrevolution geschrieben.</P>
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<P>Eins freilich vermißt man auf den ersten Blick in den Spalten der »Neuen
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Rheinischen Zeitung«, was man darin in erster Reihe zu finden vermuten möchte:
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eine ausführliche Berichterstattung über die gleichzeitige Arbeiterbewegung
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in Deutschland. Sie war bis in die ostelbischen Gefilde hinein gar nicht so unbedeutend,
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hatte ihre Kongresse, ihre <A NAME="S192"></A><B>|192|</B> Organisationen, ihre
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Zeitungen; und ihr fähigster Kopf, Stephan Born, war von Brüssel und
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Paris her mit Engels und Marx befreundet; er arbeitete auch jetzt von Berlin und
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Leipzig aus für die »Neue Rheinische Zeitung«. Born verstand das »Kommunistische
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Manifest« sehr gut, wenn er es dem in den weitaus größten Teil Deutschlands
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noch ganz unentwickelten Klassenbewußtsein des Proletariats auch nur unvollkommen
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anzupassen wußte; erst in späterer Zeit hat Engels mit unbilliger Schärfe
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über die damalige Tätigkeit Borns geurteilt.<A name="ZT26"></A><A href="fm03_160.htm#Z26"><SPAN class="top">[26]</SPAN></A> Es ist durchaus glaubhaft,
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wenn Born in seinen Denkwürdigkeiten erzählt, daß Marx und Engels
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in den Revolutionsjahren nie ein Wort der Unzufriedenheit über seine damalige
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Tätigkeit geäußert hätten, womit nicht ausgeschlossen zu
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sein brauchte, daß sie im einzelnen mit manchem unzufrieden gewesen sind.
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Jedenfalls vollzogen sie selbst im Frühjahr 1849 eine Annäherung an
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die Arbeiterbewegung, die unabhängig von ihrem Einfluß entstanden war.</P>
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<P>Die geringe Beachtung, die die »Neue Rheinische Zeitung« dieser Bewegung zunächst
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geschenkt hatte, erklärte sich zum Teil daraus, daß ein besonderes
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Organ des Kölner Arbeitervereins unter der Leitung Molls und Schappers zweimal
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wöchentlich erschien, zum Teil, und zwar zum größeren Teil dadurch,
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daß sie vorerst ein »Organ der Demokratie« sein, das heißt die gemeinsamen
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Interessen der Bourgeoisie und des Proletariats gegenüber dem Absolutismus
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und dem Feudalismus sichern wollte. Das war wirklich auch das Notwendigste, indem
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es den Boden schuf, worauf das Proletariat seinen Tanz mit der Bourgeoisie beginnen
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konnte. Allein der bürgerliche Bestandteil dieser Demokratie zermürbte
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je länger desto mehr; bei jeder auch nur halbwegs ernsten Probe brach er
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zusammen. In dem fünfköpfigen Zentralausschuß, der von dem ersten
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Demokratischen Kongresse im Juni 1848 gewählt worden war, befanden sich Leute
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wie Meyen und der aus Amerika zurückgekehrte Kriege; unter solcher Leitung
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geriet diese Organisation in schnellen Verfall, der sich erschreckend offenbarte,
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als sie am Vorabend des preußischen Staatsstreichs zum zweiten Male in Berlin
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tagte. Wenn jetzt ein neuer Zentralausschuß gewählt wurde, dem auch
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d'Ester angehörte, der mit Marx persönlich und politisch befreundet
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war, so war damit doch nur erst ein Wechsel auf die Zukunft gezogen. Die parlamentarische
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Linke der Berliner Versammlung hatte in der Novemberkrise versagt, und die Frankfurter
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Linke versank immer mehr in dem Sumpf kläglicher Kompromisse.</P>
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<P>In dieser Lage der Dinge erklärten Marx, Wilhelm Wolff, Schapper und Hermann
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Becker am 13. April ihren Austritt aus dem Demokratischen Kreisausschuß.
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Sie begründeten ihren Entschluß mit den Worten: »Wir erachten, daß
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die jetzige Organisation der demokratischen Vereine <B>|<A NAME="S193">193|</A></B>
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zu viele heterogene Elemente in sich schließt, als daß eine dem Zweck
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der Sache gedeihliche Tätigkeit möglich wäre. Wir sind vielmehr
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der Ansicht, daß eine engere Verbindung der Arbeitervereine, da dieselben
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aus gleichen Elementen bestehen, vorzuziehen ist.«<A name="ZT27"></A><A href="fm03_160.htm#Z27"><SPAN class="top">[27]</SPAN></A> Gleichzeitig schied der Kölner
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Arbeiterverein aus dem Verbande der rheinischen Demokratenvereine aus und berief
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demnächst sämtliche Arbeiter- sowie alle anderen Vereine, die den Grundsätzen
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der sozialen Demokratie anhingen, zu einem Provinzialkongresse für den 6.
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Mai.<A name="ZT28"></A><A href="fm03_160.htm#Z28"><SPAN class="top">[28]</SPAN></A> Dieser Kongreß sollte über eine Organisation der rheinisch-westfälischen
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Arbeitervereine sowie darüber entscheiden, ob der von der Leipziger Arbeiterverbrüderung,
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der von Born geleiteten Organisation, für den Monat Juni nach Leipzig einberufene
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Kongreß sämtlicher deutscher Arbeitervereine zu beschicken sei.</P>
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<P>Vor diesen Erklärungen hatte die »Neue Rheinische Zeitung« schon am 20.
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März mit den flammenden, das ländliche Proletariat aufstürmenden
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Aufsätzen Wilhelm Wolffs über die Schlesische Milliarde begonnen und
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Marx selbst am 5. April mit dem Abdruck der Vorträge, die er im Brüsseler
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Arbeiterverein über Lohnarbeit und Kapital gehalten hatte. Nachdem die Zeitung
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an den kolossalen Massenkämpfen des Jahres 1848 nachgewiesen hatte, daß
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jede revolutionäre Erhebung, möge ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampfe
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scheinen, scheitern müsse, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siege,
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wollte sie nunmehr auf die ökonomischen Verhältnisse näher eingehen,
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worauf die Existenz der Bourgeoisie sich gründe wie die Sklaverei der Arbeiter.</P>
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<P>Die aussichtsreiche Entwicklung wurde jedoch unterbrochen durch die Kämpfe
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um die papierene Reichsverfassung, die die Frankfurter Versammlung endlich zurechtfabriziert
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hatte. An und für sich war sie nicht wert, daß auch nur ein Tropfen
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Blut um sie vergossen wurde; die erbliche Kaiserkrone, die sie auf das Haupt des
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preußischen Königs stülpen wollte, glich auf ein Haar einer Narrenkappe.
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Der König nahm sie nicht an, aber er lehnte sie auch nicht ab; er wollte
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mit den deutschen Fürsten über die Reichsverfassung verhandeln, in der
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geheimen Hoffnung, daß sie ihm die preußische Hegemonie zugestehen
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würden, wenn er mit dem preußischen Schwerte niederwürfe, was
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in den deutschen Mittel- und Kleinstaaten noch an revolutionärer Kraft vorhanden
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war.</P>
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<P>Es war ein Leichenraub an der Revolution, der noch einmal die revolutionäre
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Flamme schürte. Er rief eine Reihe von Aufständen hervor, denen die
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Reichsverfassung den Namen, wenn auch nicht den Inhalt gab. Sie verkörperte
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trotz alledem die Souveränität der Nation, die in ihr abgemeuchelt werden
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sollte, um von neuem die Souveränität der <A NAME="S194"></A><B>|194|</B>
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Fürsten herzustellen. Im Königreich Sachsen, im Großherzogtum
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Baden und in der bayrischen Pfalz wurde mit den Waffen um die Reichsverfassung
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gekämpft, und überall spielte der preußische König den Henker,
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um dann freilich von den Potentaten, die er gerettet hatte, um den Lohn des Henkersdienstes
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geprellt zu werden. Auch in der Rheinprovinz kam es zu einzelnen Aufständen,
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doch sie wurden im Keime erstickt durch die Übermacht der Heeresmassen, womit
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die Regierung die gefürchtete Provinz überschwemmt hatte.</P>
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<P>Nun gewann man auch die Courage zu einem vernichtenden Schlage gegen die »Neue
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Rheinische Zeitung«. Je mehr sich die Anzeichen einer neuen revolutionären
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Erhebung mehrten, um so heller loderten die Flammen revolutionärer Leidenschaft
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in ihren Spalten auf; ihre Extrablätter im April und Mai waren ebenso viele
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Aufrufe an das Volk, sich zum Losschlagen bereit zu halten; damals erwarb sich
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das Blatt von der »Kreuzzeitung« das ehrenvolle Lob der Chimborassofrechheit,
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gegen die der »Moniteur« von 1793 matt erscheine. Die Regierung wollte ihm längst
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an den Kragen, aber der Mut, der Mut! Mit zwei Prozessen gegen Marx hatte man
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ihm bei der Stimmung der rheinischen Geschworenen nur neue Triumphe bereitet;
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der Berliner Anregung, abermals den Belagerungszustand über Köln zu
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verhängen, wich die ängstliche Festungskommandantur aus. Sie wandte
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sich vielmehr an die Polizeidirektion mit der Aufforderung, Marx als »gefährlichen
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Menschen« auszuweisen.</P>
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<P>Diese Behörde wieder wandte sich in ihrer Not an die Kölner Bezirksregierung,
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die an ihrem Teil ihren Schmerz in den Busen Manteuffels aushauchte, der als Minister
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des Innern ihr Vorgesetzter war. Sie berichtete am 10. März, Marx weile immer
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noch in Köln ohne Aufenthaltserlaubnis, und die von ihm redigierte Zeitung
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fahre in ihren destruktiven Tendenzen fort, zum Umsturz der bestehenden Verfassungen
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und zur Herstellung der sozialen Republik aufzureizen, unter Verhöhnung und
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Verspottung alles dessen, was sonst der Mensch achte und heilig, halte; sie werde
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um so schändlicher, als die Frechheit und die Laune, womit sie geschrieben
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werde, ihren Leserkreis immer mehr vergrößere. Die Polizeidirektion
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aber habe Bedenken gegen die Aufforderung der Festungskommandantur, Marx auszuweisen,
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und die Regierung könne diesen Bedenken nur beipflichten; eine Ausweisung
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»ohne besondere äußere Veranlassung«, »lediglich der Tendenz und Gefährlichkeit
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der Zeitung wegen« könne möglicherweise eine Demonstration der demokratischen
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Partei hervorrufen.</P>
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<P>Auf diesen Bericht wandte sich Manteuffel an Eichmann, den Oberpräsidenten
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der Rheinprovinz, um auch dessen Meinung zu hören. Eichmann <A NAME="S195"></A><B>|195|*</B>
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antwortete am 29. März, daß die Ausweisung zwar berechtigt, aber nicht
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unbedenklich sei, bevor sich Marx nicht weiteres zuschulden kommen lasse. Danach
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verfügte Manteuffel am 7. April, daß er gegen die Ausweisung nichts
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einzuwenden habe, aber ihren Zeitpunkt der Regierung überlassen müsse;
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wünschenswert sei allerdings, daß sie im Anschluß an eine Verschuldung
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erfolge. Sie erfolgte dann am 11. Mai, nicht wegen einer besonderen Verschuldung,
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sondern wegen der gefährlichen Tendenz der »Neuen Rheinischen Zeitung«. Mit
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andern Worten, die Regierung fühlte sich am 11. Mai stark genug für
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einen hinterhältigen Streich, den zu verüben sie am 29. März und
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am 7. April noch zu feige gewesen war.</P>
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<P>Der preußische Professor, der diesen urkundlichen Hergang der Dinge jüngst
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aus den Archiven aufgedeckt hat, wollte damit offenbar den dichterischen Seherblick
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Freiligraths feiern, der unter dem frischen Eindruck der Ausweisung sang:</P>
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<DL>
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<DT>
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<DD>Kein offner Hieb in offner Schlacht -<BR>
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Es fällen die Nücken und Tücken, <BR>
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Es fällt mich die schleichende Niedertracht <BR>
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Der schmutzigen Westkalmücken.</DD>
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</DL>
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<H3 ALIGN="CENTER">9. Noch ein feiger Streich<A name="Kap_9"></A></H3>
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<P>Marx befand sich auswärts, als der Ausweisungsbefehl erfolgte. Obgleich
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die Zeitung in fortwährendem Aufsteigen begriffen war und gegen 6.000 Abonnenten
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zählte, so waren ihre finanziellen Schwierigkeiten doch noch nicht überwunden;
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mit der Zunahme der Abonnenten wuchsen die baren Auslagen, während die Einnahmen
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nur nachträglich erhoben werden konnten. In Hamm verhandelte Marx mit Rempel,
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einem der beiden Kapitalisten, die im Jahre 1846 bereit gewesen waren, einen kommunistischen
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Verlag zu begründen, doch war der Wackere auch jetzt ein Mann mit zugeknöpften
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Taschen und wies Marx an den ehemaligen Leutnant Hentze, der in der Tat der Zeitung
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300 Taler vorschoß, deren Rückzahlung Marx als persönliche Verpflichtung
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übernahm. Hentze, der sich später als Lockspitzel entpuppte, wurde damals
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von der Polizei verfolgt und reiste mit Marx nach Köln, wo dieser den »Regierungswisch«
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vorfand.</P>
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<P>Damit war das Schicksal der Zeitung besiegelt. Ein paar andere Redakteure konnten
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ebenfalls als »Ausländer« ausgewiesen werden, der <A NAME="S196"></A><B>|196|</B>
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Rest stand unter gerichtlicher Verfolgung. Am 19. Mai erschien die letzte rote
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Nummer mit dem berühmten Abschiedsliede Freiligraths und einem trotzigen
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Abschiedsworte, worin Marx hageldicht seine Hiebe auf den Rücken der Regierung
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sausen ließ. »Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen!
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... <I>Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von euch.
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Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen.</I>
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Aber die <I>royalistischen Terroristen</I>, die Terroristen von Gottes- und Rechtsgnaden,
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in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig,
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versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen <I>ehrlos</I>.«<A name="ZT29"></A><A href="fm03_160.htm#Z29"><SPAN class="top">[29]</SPAN></A> Die Zeitung
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warnte die Kölner Arbeiter vor jedem Putsch; nach der militärischen
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Lage Kölns wären sie rettungslos verloren. Die Redakteure dankten ihnen
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für ihre Teilnahme, »ihr letztes Wort wird überall und immer sein: <I>Emanzipation
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der arbeitenden Klasse</I>!«<A name="ZT30"></A><A href="fm03_160.htm#Z30"><SPAN class="top">[30]</SPAN></A></P>
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<P>Daneben erfüllte Marx die Pflichten, die ihm als Kapitän des scheiternden
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Schiffs oblagen. Die 300 Taler, die ihm Hentze geborgt hatte, 1.500 Taler Abonnementsgelder,
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die er von der Post erhielt, die ihm gehörige Schnellpresse usw. wurden sämtlich
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verwandt, um die Schulden der Zeitung an Setzer, Drucker, Papierhändler,
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Kontoristen, Korrespondenten, Redakteurpersonal usw. abzutragen. Für sich
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behielt er nur das Silberzeug seiner Frau, das ins Frankfurter Pfandhaus wanderte.
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Die paar hundert Gulden, die dafür erlöst wurden, waren der Zehrpfennig
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der Familie, als sie von neuem, wie unsere Altvorderen zu sagen pflegten, ins
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»Elend« wandern mußte.</P>
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<P>Von Frankfurt aus begab sich Marx mit Engels auf den Schauplatz des badisch-pfälzischen
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Aufstandes. Sie gingen erst nach Karlsruhe, dann nach Kaiserslautern, wo sie d'Ester
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antrafen, der die Seele der provisorischen Regierung war. Von ihm erhielt Marx
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ein Mandat des Demokratischen Zentralausschusses, um in Paris die deutsche revolutionäre
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Partei bei der Montagne der Nationalversammlung zu vertreten, der damaligen, aus
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kleinbürgerlichen und proletarischen Elementen gemischten Sozialdemokratie,
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die einen großen Schlag gegen die Ordnungsparteien und deren Vertreter,
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den falschen Bonaparte, vorbereitete. Auf der Rückreise wurden sie von den
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hessischen Truppen als der Teilnahme am Aufstande verdächtig verhaftet, nach
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Darmstadt und von da nach Frankfurt transportiert, wo sie wieder freigegeben wurden.
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Marx ging nun nach Paris, während Engels nach Kaiserslautern zurückkehrte,
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um als Adjutant in die Freischar einzutreten, die der ehemalige preußische
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Leutnant Willich gebildet hatte.</P>
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<P>Am 7. Juni schrieb Marx aus Paris, daß dort eine royalistische Reaktion
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<A NAME="S197"></A><B>|197|*</B> herrsche, schauerlicher als unter Guizot, aber
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daß auch ein kolossaler Ausbruch des Revolutionskraters nie näher bevorgestanden
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habe. Diese Erwartung täuschte ihn jedoch; der Schlag, den die Montagne plante,
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scheiterte, und nicht einmal in sehr erhebender Weise. Ihn selbst traf einen Monat
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später die Rache der Sieger; am 19. Juli ließ ihm der Minister des
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Innern durch den Polizeipräfekten anbefehlen, seinen Wohnsitz im Departement
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Morbihan zu nehmen. Es war ein feiger Streich, »die Infamie der Infamien«, wie
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Freiligrath auf die Nachricht hin an Marx schrieb. »Daniels erklärt Morbihan
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für den ungesundesten Strich Frankreichs, schwammig und fieberhauchend: die
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pontinischen Sümpfe der Bretagne.« Marx ließ sich denn auch nicht auf
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diesen »verkleideten Mordversuch« ein; vorläufig gelang ihm, die Ausführung
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durch eine Berufung an den Minister des Innern aufzuschieben.</P>
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<P>Er befand sich in der bittersten Notlage, da seine spärlichen Mittel völlig
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aufgezehrt waren, und wandte sich an Freiligrath und Lassalle um Hilfe. Beide
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taten ihr möglichstes, so jedoch, daß sich Freiligrath über die
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Indiskretion beklagte, womit Lassalle die Sache betreibe und zum Kneipengespräch
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gemacht habe. Marx war davon peinlich berührt; am 31. Juli antwortete er:
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»Die größte Verlegenheit ist mir lieber als eine öffentliche Bettelei.
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Ich habe ihm deshalb geschrieben. Die Geschichte irritiert [Mehring übersetzt:
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ärgert] mich ganz unaussprechlich.« Doch wußte Lassalle die Verstimmung
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zu beseitigen durch einen Brief, der von gutem Willen überfloß, wenngleich
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die Versicherungen des Verfassers, die Sache »mit äußerster Delikatesse«
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betrieben zu haben, doch manchen Zweifel zuließen.</P>
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<P>Am 23. August meldete Marx an Engels, daß er Frankreich verlasse und
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am 5. September an Freiligrath, seine Frau werde ihm am 15. September folgen;
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er wisse nicht, wie er die zu ihrer Abreise und zu ihrer Ansiedlung nötigen
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Mittel auftreiben solle. In sein drittes Exil geleitete ihn die schwarze Sorge,
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und sie ist ihm hier eine nur allzu getreue Begleiterin geblieben.</P>
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<HR size="1">
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<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Beschluß und Vollmacht in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_607.htm">Bd. 4, S. 607.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT1"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_003.htm">Bd. 5, S. 3-5.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT2"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Die Frankfurter Versammlung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_014.htm">Bd. 5, S. 14-17.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT3"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Programme der radikal-demokratischen Partei und der Linken in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_039.htm#S42">Bd. 5, S. 42.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT4"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Der Bürgerwehrgesetzentwurf, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_243.htm#S249">Bd. 5, S. 249.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT5"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_278.htm#S283">Bd. 5, S. 283.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT6"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Die Junirevolution, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_133.htm#S136">Bd. 5, S. 136/137.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT7"><=</A></P>
|
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<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Auswärtige deutsche Politik, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_154.htm#S155">Bd. 5, S. 155.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT8"><=</A></P>
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<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Die auswärtige deutsche Politik und die letzten Ereignisse zu Prag, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_202.htm">Bd. 5, S. 202.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT9"><=</A></P>
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<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_319.htm">Bd. 5, S. 319-353.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT10"><=</A></P>
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<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Friedrich Engels: Die Polendebatte in Frankfurt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_319.htm#S340">Bd. 5, S. 340.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT11"><=</A></P>
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<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm">Bd. 6, S. 270-286.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT12"><=</A></P>
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<P><A name="Z13"></A><SPAN class="top">[13]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm#S286">Bd. 6, S. 286.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT13"><=</A></P>
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<P><A name="Z14"></A><SPAN class="top">[14]</SPAN> Friedrich Engels: Der demokratische Panslawismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_270.htm#S275">Bd. 6, S. 275.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT14"><=</A></P>
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<P><A name="Z15"></A><SPAN class="top">[15]</SPAN> Der dänisch-preußische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_393.htm#S394">Bd. 5, S. 394.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT15"><=</A></P>
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<P><A name="Z16"></A><SPAN class="top">[16]</SPAN> Der dänisch-preußische Waffenstillstand, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_393.htm#S394">Bd. 5, S. 394, 395, 396.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT16"><=</A></P>
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<P><A name="Z17"></A><SPAN class="top">[17]</SPAN> Die Freiheit der Beratungen in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me05/me05_405.htm#S406">Bd. 5, S. 406.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT17"><=</A></P>
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<P><A name="Z18"></A><SPAN class="top">[18]</SPAN> Die Konterrevolution in Berlin, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_007.htm#S8">Bd. 6, S. 8/9.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT18"><=</A></P>
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<P><A name="Z19"></A><SPAN class="top">[19]</SPAN> [Aufforderung des Rheinischen Kreisausschusses der Demokraten zur Steuerverweigerung], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_033.htm">Bd. 6, S. 33.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT19"><=</A></P>
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<P><A name="Z20"></A><SPAN class="top">[20]</SPAN> Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S245">Bd. 6, S. 245.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT20"><=</A></P>
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<P><A name="Z21"></A><SPAN class="top">[21]</SPAN> Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S252">Bd. 6, S. 252/253.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT21"><=</A></P>
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<P><A name="Z22"></A><SPAN class="top">[22]</SPAN> Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S256">Bd. 6, S. 256.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT22"><=</A></P>
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<P><A name="Z23"></A><SPAN class="top">[23]</SPAN> Der Prozeß gegen den Rheinischen Kreisausschuß der Demokraten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_240.htm#S256">Bd. 6, S. 256/257.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT23"><=</A></P>
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<P><A name="Z24"></A><SPAN class="top">[24]</SPAN> Die revolutionäre Bewegung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_148.htm#S149">Bd. 6, S. 149.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT24"><=</A></P>
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<P><A name="Z25"></A><SPAN class="top">[25]</SPAN> Das Organ Manteuffel und Johannes -
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Die Rheinprovinz und der König von Preußen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_076.htm">Bd. 6, S. 76.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT25"><=</A></P>
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<P><A name="Z26"></A><SPAN class="top">[26]</SPAN> Friedrich Engels: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me21/me21_206.htm#S219">Bd. 21, S. 219.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT26"><=</A></P>
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<P><A name="Z27"></A><SPAN class="top">[27]</SPAN> Erklärung, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_426.htm">Bd. 6, 426.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT27"><=</A></P>
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<P><A name="Z28"></A><SPAN class="top">[28]</SPAN> Die Beschlüsse der Generalversammlung des Arbeitervereins vom 16. April 1849, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_584.htm">Bd. 6, 584.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT28"><=</A></P>
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<P><A name="Z29"></A><SPAN class="top">[29]</SPAN> [Die standrechtliche Beseitigung der »Neuen Rheinischen Zeitung«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_503.htm#S504">Bd. 6, 504/505.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT29"><=</A></P>
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<P><A name="Z30"></A><SPAN class="top">[30]</SPAN> An die Arbeiter Kölns, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_519.htm">Bd. 6, 519.</A> <A href="fm03_160.htm#ZT30"><=</A></P>
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