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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 4. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_039.htm"><FONT SIZE=2>3. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=1> | </FONT><A HREF="lu05_005.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_066.htm"><FONT SIZE=2>5. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 50-66.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 20.10.1998</P>
<HR>
</FONT><FONT SIZE=5><P ALIGN="CENTER">Viertes Kapitel</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion</P>
</I></FONT><B><P><A NAME="S50">&lt;50&gt;</A></B> Betrachten wir die Formel c + v + m als Ausdruck des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Haben wir es hier blo&szlig; mit einer theoretischen Konstruktion, mit einem abstrakten Schema zu tun, oder wohnt dieser Formel in der Anwendung auf die Gesamtgesellschaft ein realer Sinn inne, hat sie objektive gesellschaftliche Existenz?</P>
<P>Das c, konstantes Kapital, ist theoretisch erst von Marx als Kategorie von grundlegender Bedeutung aufgebracht worden. Allein schon Smith selbst, der ausschlie&szlig;lich mit den Kategorien fixes und zirkulierendes Kapital arbeitet, verwandelt das fixe Kapital tats&auml;chlich und unbewu&szlig;t f&uuml;r sich in konstantes, d.h., er fa&szlig;t darunter nicht blo&szlig; Produktionsmittel, die in mehreren Jahren verschlei&szlig;en, sondern auch solche, die j&auml;hrlich ganz in die Produktion aufgehen.<A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_050.htm#F1">(1)</A></A> Sein Dogma selbst von der Aufl&ouml;sung des Gesamtwerts in v + m und seine Beweisf&uuml;hrung daf&uuml;r f&uuml;hren ihn dazu, die zwei Kategorien der Produktionsbedingungen: die lebendige Arbeit und alle toten Produktionsmittel, auseinanderzuhalten. Auf der anderen Seite, wenn er aus den Einzelkapitalen und -einkommen den gesellschaftlichen Reproduktionsproze&szlig; zu konstruieren sucht, bleibt ihm als "fixes" Kapital in Wirklichkeit das konstante &uuml;brig.</P>
<P>Jeder einzelne Kapitalist verwendet zur Produktion seiner Waren gewisse sachliche Produktionsmittel: Baulichkeiten, Rohstoffe, Werkzeuge. Zur Herstellung der Gesamtheit der Waren ist in der gegebenen Gesellschaft offenbar die Gesamtheit der von den Einzelkapitalisten verwendeten sachlichen Produktionsmittel notwendig. Die Existenz dieser Produktionsmittel in der Gesellschaft ist eine ganz reale Tatsache, wenn sie auch in Gestalt lauter privater Einzelkapitale existieren. Hier kommt die allgemeine absolute Bedingung der gesellschaftlichen Produktion unter allen ihren historischen Formen zum Ausdruck. Die besondere kapitalistische <A NAME="S51"><B>&lt;51&gt;</A></B> Form &auml;u&szlig;ert sich darin, da&szlig; die sachlichen Produktionsmittel eben als c, als Kapital fungieren, d.h. als Eigentum von Nichtarbeitenden, als Gegenpol proletarisierter Arbeitskr&auml;fte, als Gegenst&uuml;ck der Lohnarbeit. Das v, variables Kapital, ist Summe der in der Gesellschaft w&auml;hrend der Jahresproduktion tats&auml;chlich gezahlten L&ouml;hne. Auch diese Tatsache hat eine reale objektive Existenz, wenn sie gleich in einer Unzahl von Einzell&ouml;hnen zum Vorschein kommt. In jeder Gesellschaft ist die Anzahl der tats&auml;chlich in der Produktion angespannten Arbeitskr&auml;fte und ihre j&auml;hrliche Erhaltung eine Frage von grundlegender Wichtigkeit. Die besondere kapitalistische Form dieser Kategorie als v, als variables Kapital, besagt: 1., da&szlig; die Existenzmittel der Arbeitenden ihnen als Lohn, d.h. als Preis ihrer verkauften Arbeitskraft, entgegentreten, als Kapitaleigentum anderer, Nichtarbeitender, Besitzer der sachlichen Produktionsmittel; 2. als eine Geldsumme, d.h. blo&szlig; als Wertgestalt ihrer Lebensmittel. Das v dr&uuml;ckt aus sowohl, da&szlig; die Arbeitenden "frei" sind in doppeltem Sinne: pers&ouml;nlich frei und frei von allen Produktionsmitteln - als da&szlig; die Warenproduktion die allgemeine Form der Produktion in der gegebenen Gesellschaft ist.</P>
<P>Endlich das m - Mehrwert - stellt die Gesamtsumme aller von den Einzelkapitalisten erzielten Mehrwerte dar. In jeder Gesellschaft wird Mehrarbeit geleistet und wird z.B. auch in der sozialistischen Gesellschaft geleistet werden m&uuml;ssen. In dreifachem Sinne: als Arbeitsquantum zur Erhaltung Nichtarbeitender (Arbeitsunf&auml;higes, Kinder, Greise, Gebrechlicher, &ouml;ffentlicher Beamten und sog. liberaler Berufe, die am Produktionsproze&szlig; nicht unmittelbar teilnehmen <A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_050.htm#F2">(2)</A></A>), als Assekuranzfonds der Gesellschaft f&uuml;r elementare Ungl&uuml;cksf&auml;lle, die den j&auml;hrlichen Ausfall der Produktenmasse gef&auml;hrden (Mi&szlig;ernte, Waldbrand, &Uuml;berschwemmungen), endlich als Fonds zur Erweiterung der Produktion, sei es infolge des Bev&ouml;lkerungszuwachses, sei es infolge der kulturellen Hebung der Bed&uuml;rfnisse. Die kapitalistische Form &auml;u&szlig;ert sich in doppelter Hinsicht: 1. darin, da&szlig; die Mehrarbeit als Mehrwert, d.h. in Warenform und in Geld realisierbar geleistet wird, 2. darin, da&szlig; sie als Eigentum nichtarbeitender Besitzer der Produktionsmittel zum Vorschein kommt.</P>
<P>Die beiden Figuren v + m endlich stellen zusammen gleichfalls eine objektive Gr&ouml;&szlig;e von allgemeiner G&uuml;ltigkeit dar: die Gesamtsumme der in <A NAME="S52"><B>&lt;52&gt;</A></B> der Gesellschaft im Verlaufe eines Jahres geleisteten lebendigen Arbeit. Jede menschliche Gesellschaft, von welcher geschichtlichen Form auch, mu&szlig; sich f&uuml;r diese Tatsache interessieren, sowohl im Verh&auml;ltnis zu den erzielten Resultaten wie im Verh&auml;ltnis zu den vorhandenen und verf&uuml;gbaren Arbeitskr&auml;ften &uuml;berhaupt. Auch die Einteilung in v + m ist eine allgemeine, von den besonderen historischen Formen der Gesellschaft unabh&auml;ngige Erscheinung. Der kapitalistische Ausdruck dieser Einteilung &auml;u&szlig;ert sich nicht nur in den qualitativen Besonderheiten beider, die bereits hervorgehoben sind, sondern auch in ihrem quantitativen Verh&auml;ltnis, darin, da&szlig; v die Tendenz zeigt, auf das physiologische und soziale Minimum. das zur Existenz der Arbeitenden notwendig ist, herabgedr&uuml;ckt zu werden, und da&szlig; das m auf Kosten des v und im Verh&auml;ltnis zu ihm stets zu wachsen die Tendenz hat.</P>
<P>Letzterer Umstand dr&uuml;ckt endlich die vorherrschende Eigent&uuml;mlichkeit der kapitalistischen Produktion aus: die Tatsache, da&szlig; die Schaffung und Aneignung von Mehrwert der eigentliche Zweck und das treibende Motiv dieser Produktion ist.</P>
<P>Man sieht: Die der kapitalistischen Formel des Gesamtprodukts zugrunde liegenden Beziehungen sind von allgemeiner G&uuml;ltigkeit und werden in jeder planm&auml;&szlig;ig organisierten Wirtschaftsform Gegenstand einer bewu&szlig;ten Regelung seitens der Gesellschaft - der Gesamtheit der Arbeitenden und ihrer demokratischen Organe in einer kommunistischen Gesellschaft, des besitzenden Zentrums und seiner despotischen Gewalt in einer auf Klassenherrschaft beruhenden Gesellschaft. Unter der kapitalistischen Produktionsform besteht eine planm&auml;&szlig;ige Regelung des Ganzen nicht. Die Gesamtheit der Kapitale wie der Waren der Gesellschaft besteht in Wirklichkeit aus einer Summe unz&auml;hliger zersplitterter Einzelkapitale und einzelner Warenposten.</P>
<P>Es entsteht somit die Frage, ob denn diese Summen selbst in der kapitalistischen Gesellschaft etwas mehr als den Sinn einer blo&szlig;en statistischen Aufstellung, noch dazu von sehr ungenauem und schwankendem Charakter besitzen. Auf dem Ma&szlig;stab der Gesamtgesellschaft kommt jedoch zum Ausdruck, da&szlig; die v&ouml;llig selbst&auml;ndige, selbstherrliche Einzelexistenz der privatkapitalistischen Betriebe blo&szlig; die historisch bedingte Form, w&auml;hrend der gesellschaftliche Zusammenhang die Grundlage ist. Obwohl die Einzelkapitale v&ouml;llig unabh&auml;ngig agieren und eine gesellschaftliche Regelung vollst&auml;ndig fehlt, vollzieht sich die Gesamtbewegung aller Kapitale als ein einheitliches Ganzes. Auch diese Gesamtbewegung &auml;u&szlig;ert sich in spezifisch kapitalistischen Formen. W&auml;hrend bei jeder planm&auml;&szlig;ig organi- <A NAME="S53"><B>&lt;53&gt;</A></B> sierten Produktionsform die Regelung sich vor allem auf das Verh&auml;ltnis der gesamten geleisteten und zu leistenden Arbeit und den Produktionsmitteln - in den Zeichen unserer Formel gesprochen: zwischen (v + m) und c - oder zwischen der Summe der ben&ouml;tigten Lebensmittel ben&ouml;tigten Produktionsmittel - in der Formel dasselbe (v + m) zu c - bezieht, wird kapitalistisch die zur Erhaltung der toten Produktionsmittel wie der lebenden Arbeitskr&auml;fte ben&ouml;tigte gesellschaftliche Arbeit als ein Ganzes, als Kapital behandelt, dem die geleistete Mehrarbeit als m, Mehrwert, entgegengestellt wird. Das Verh&auml;ltnis dieser beiden Gr&ouml;&szlig;en m und (c + v) ist ein reales, objektives, handgreifliches Verh&auml;ltnis der kapitalistischen Gesellschaft. n&auml;mlich <I>die durchschnittliche Profitrate</I>, die tats&auml;chlich jedes Privatkapital nur als ein Teil eines gemeinsamen Ganzen, des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, behandelt, ihm den Profit als einen ihm nach Gr&ouml;&szlig;e zukommenden Teil des aus der Gesellschaft herausgepre&szlig;ten Gesamtmehrwerts ohne R&uuml;cksicht auf das von ihm tats&auml;chlich erzielte Quantum zuweist. Das gesellschaftliche Gesamtkapital mit seinem Gegenst&uuml;ck, dem gesellschaftlichen Gesamtmehrwert, sind also nicht blo&szlig; reale Gr&ouml;&szlig;en von objektiver Existenz, sondern ihr Verh&auml;ltnis, der Durchschnittsprofit, leitet und lenkt - vermittelst des Mechanismus des Wertgesetzes - den ganzen Austausch, n&auml;mlich die quantitativen Austauschverh&auml;ltnisse der einzelnen Warenarten unabh&auml;ngig von ihren besonderen Wertverh&auml;ltnissen, ferner die gesellschaftliche Arbeitsteilung, d.h. die Zuweisung entsprechender Kapitalportionen und Arbeitskr&auml;fte zu den einzelnen Produktionssph&auml;ren, die Entwicklung der Produktivit&auml;t der Arbeit, n&auml;mlich einerseits das Stimulieren der Einzelkapitale zu Pionierarbeiten, um sich &uuml;ber den Durchschnittsprofit zu erheben, und andererseits die Ausbreitung der von den einzelnen erzielten Fortschritte auf die Gesamtproduktion usw. Mit einem Wort: Das gesellschaftliche Gesamtkapital beherrscht durch die Durchschnittsprofitrate die scheinbar selbst&auml;ndigen Bewegungen der Einzelkapitale v&ouml;llig.<A NAME="ZF3"><A HREF="lu05_050.htm#F3">(3)</A></A></P>
<P>Die Formel c + v + m pa&szlig;t also nicht blo&szlig; auf die Wertzusammenset- <A NAME="S54"><B>&lt;54&gt;</A></B> zung jeder einzelnen Ware, sondern auch auf die Gesamtheit der in einer Gesellschaft kapitalistisch produzierten Waren. Dies bezieht sich aber nur auf die Wertzusammensetzung. Dar&uuml;ber hinaus h&ouml;rt die Analogie auf.</P>
<P>Die genannte Formel ist n&auml;mlich vollkommen exakt, wenn wir das Gesamtprodukt einer kapitalistisch produzierenden Gesellschaft als Totalit&auml;t, als Arbeitsprodukt eines Jahres, auf ihre betreffenden Bestandteile analysieren wollen. Die Figur c zeigt uns an, wieviel von vergangener, in fr&uuml;heren Jahren in Gestalt von Produktionsmitteln geleisteter Arbeit in das Produkt dieses Jahres mit &uuml;bernommen worden ist. Die Figur v + m zeigt den Wertbestandteil des Produkts, der ausschlie&szlig;lich im letzten Jahre durch Neuarbeit geschaffen worden ist, endlich das Verh&auml;ltnis von v und m zeigt uns die Verteilung des j&auml;hrlichen Arbeitspensums der Gesellschaft zwischen der Erhaltung der Arbeitenden und der Erhaltung der Nichtarbeitenden. Diese Analyse bleibt richtig und ma&szlig;gebend auch f&uuml;r die Reproduktion des Einzelkapitals, ohne jede R&uuml;cksicht auf die sachliche Gestalt des von ihm geschaffenen Produkts. Bei dem Kapitalisten der Maschinenindustrie erscheinen c wie v wie m unterschiedslos in Gestalt von Maschinen oder Maschinenteilen wieder. Bei seinem Kollegen von der Zuckerbranche kommen c wie v und m aus dem Produktionsproze&szlig; in Zuckergestalt zur Welt. Beim Eigent&uuml;mer eines Tingeltangels werden sie in den K&ouml;rperreizen der T&auml;nzerinnen und der "Exzentriks" vergegenst&auml;ndlicht. Sie unterscheiden sich voneinander in dem unterschiedslosen Produkt nur als dessen aliquote <I>Wertteile</I>. Und dies gen&uuml;gt f&uuml;r die Reproduktion des Einzelkapitals vollkommen. Denn die Reproduktion des Einzelkapitals beginnt mit der Wertgestalt des Kapitals, ihr Ausgangspunkt ist eine gewisse Geldsumme, die aus der Realisierung des hergestellten Produkts herausspringt. Die Formel c + v + m ist dann die gegebene Grundlage f&uuml;r die Einteilung jener Geldsumme in einen Teil zum Ankauf von sachlichen Produktionsmitteln, einen anderen zum Ankauf der Arbeitskraft und einen dritten zur pers&ouml;nlichen Konsumtion des Kapitalisten, falls, wie wir hier zun&auml;chst annehmen, einfache Reproduktion stattfindet, oder nur zum Teil zur pers&ouml;nlichen Konsumtion, zum Teil zur Vergr&ouml;&szlig;erung des Kapitals, falls erweiterte Reproduktion stattfinden soll. Da&szlig; er zur tats&auml;chlichen Reproduktion mit dem so eingeteilten Geldkapital wieder den Warenmarkt beschreiten mu&szlig;, um die sachlichen Voraussetzungen der Produktion: Rohstoffe, Werkzeuge usw. sowie Arbeitskr&auml;fte zu erwerben, versteht sich von selbst. Da&szlig; der Einzelkapitalist dann auf dem Markt die Produktionsmittel und Arbeitskr&auml;fte, die er f&uuml;r sein Ge- <A NAME="S55"><B>&lt;55&gt;</A></B> sch&auml;ft braucht, auch tats&auml;chlich vorfindet, erscheint dem Einzelkapitalisten wie seinem wissenschaftlichen Ideologen, dem Vulg&auml;r&ouml;konomen, ebenso selbstverst&auml;ndlich.</P>
<P>Anders bei der gesellschaftlichen Gesamtproduktion. Vom Standpunkte der Gesamtgesellschaft kann der Warenaustausch nur eine Translokation, einen allseitigen Platzwechsel der einzelnen Teile des Gesamtprodukts bewerkstelligen, er kann aber seine sachliche Zusammensetzung nicht &auml;ndern. Nach wie vor diesem Platzwechsel kann die Reproduktion des Gesamtkapitals nur dann stattfinden, wenn sich in dem aus der letzten Produktionsperiode hervorgegangenen Gesamtprodukt 1. gen&uuml;gende Produktionsmittel, 2. ausreichende Lebensmittel zur Erhaltung der fr&uuml;heren Anzahl Arbeitskr&auml;fte, 3., last not least, die erforderlichen Lebensmittel zur "standesgem&auml;&szlig;en" Erhaltung der Kapitalistenklasse nebst Zubeh&ouml;r vorfinden. Hier werden wir auf ein neues Gebiet geleitet: aus reinen Wertverh&auml;ltnissen zu sachlichen Gesichtspunkten. Es kommt jetzt auf die Gebrauchsgestalt des gesellschaftlichen Gesamtprodukts an. Was dem Einzelkapitalisten v&ouml;llig Hekuba, wird f&uuml;r den Gesamtkapitalisten ernste Sorge. W&auml;hrend f&uuml;r den Einzelkapitalisten gehupft wie gesprungen ist, ob die von ihm produzierte Ware Maschine, Zucker, k&uuml;nstlicher D&uuml;nger oder ein freisinniges Intelligenzblatt ist, vorausgesetzt nur, da&szlig; er sie an den Mann bringt, um sein Kapital nebst Mehrwert herauszuziehen, bedeutet es f&uuml;r den Gesamtkapitalisten unendlich viel, da&szlig; sein Gesamtprodukt eine ganz bestimmte Gebrauchsgestalt hat, und zwar, da&szlig; in diesem Gesamtprodukt dreierlei Dinge vorzufinden sind: Produktionsmittel zur Erneuerung des Arbeitsprozesses, einfache Lebensmittel zur Erhaltung der Arbeiterklasse und bessere Lebensmittel mit dem n&ouml;tigen Luxus zur Erhaltung des Gesamtkapitalisten selbst. Ja, der Wunsch in dieser Hinsicht ist nicht allgemein und vag, sondern ganz exakt quantitativ bestimmt. Fragen wir, wie gro&szlig; die Mengen der vom Gesamtkapitalisten ben&ouml;tigten Dinge aller drei Kategorien sind, so bekommen wir einen genauen Voranschlag - vorausgesetzt immer die einfache Reproduktion, die wir als Ausgangspunkt nehmen - in der Wertzusammensetzung des Gesamtprodukts des letzten Jahres. Die Formel c + v + m, die wir bis jetzt so gut f&uuml;r das Gesamtkapital wie f&uuml;r das Einzelkapital als eine blo&szlig;e quantitative Einteilung des Gesamtwertes, d.h. der im Jahresprodukt der Gesellschaft steckenden Arbeitsmenge aufgefa&szlig;t haben, erscheint jetzt zugleich als die gegebene Grundlage der <I>sachlichen </I>Einteilung des Produkts. Es ist klar, da&szlig;, um <A NAME="S56"><B>&lt;56&gt;</A></B> die Reproduktion in demselben Umfang in Angriff zu nehmen, der Gesamtkapitalist in seinem neuen Gesamtprodukt so viel Produktionsmittel vorfinden mu&szlig;, wie es der Gr&ouml;&szlig;e c entspricht, so viel einfache Lebensmittel f&uuml;r die Arbeiter, wie es der Lohnsumme v entspricht, und so viel feinere Lebensmittel f&uuml;r sich nebst Anhang, wie es die Gr&ouml;&szlig;e m erfordert. Die Wertzusammensetzung des gesellschaftlichen Jahresprodukts &uuml;bersetzt sich also in die sachliche Gestalt dieses Produkts in folgender Weise: Das gesamte c der Gesellschaft mu&szlig; als ebenso viele Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und m als Lebensmittel der Kapitalisten wiedererscheinen - wenn anders die einfache Reproduktion erm&ouml;glicht werden soll.</P>
<P>Hier kommen wir an einen handgreiflichen Unterschied zwischen dem Einzelkapitalisten und dem Gesamtkapitalisten. Ersterer reproduziert jedesmal sein konstantes und variables Kapital sowie seinen Mehrwert: 1. alle drei Teile in einem einheitlichen Produkt von derselben sachlichen Gestalt, 2. in einer ganz gleichg&uuml;ltigen Gestalt, die bei jedem Einzelkapitalisten von anderer Beschaffenheit ist. Der Gesamtkapitalist reproduziert jeden Wertteil seines Jahresprodukts in einer anderen sachlichen Gestalt, und zwar das c als Produktionsmittel, das v als Lebensmittel der Arbeiter und das m als Lebensmittel der Kapitalisten. F&uuml;r die Reproduktion des Einzelkapitals waren nur Wertverh&auml;ltnisse ma&szlig;gebend, die sachlichen Bedingungen als selbstverst&auml;ndliche Erscheinung des Warenaustausches vorausgesetzt. F&uuml;r die Reproduktion des Gesamtkapitals vereinigen sich Wertverh&auml;ltnisse mit sachlichen Standpunkten. Es ist &uuml;brigens klar, da&szlig; das Einzelkapital nur insofern reine Wertgesichtspunkte pflegen und sachliche Bedingungen als ein Gesetz des Himmels betrachten kann, als das Gesamtkapital umgekehrt den sachlichen Gesichtspunkten Rechnung tr&auml;gt. W&uuml;rde das gesamte c der Gesellschaft nicht in Gestalt derselben Menge Produktionsmittel j&auml;hrlich reproduziert werden, so w&uuml;rde jeder Einzelkapitalist mit seinem in Geld realisierten c umsonst den Warenmarkt abschreiten, er k&ouml;nnte die ben&ouml;tigten sachlichen Bedingungen f&uuml;r seine individuelle Reproduktion nicht finden. Vom Standpunkte der Reproduktion kommen wir also mit der allgemeinen Formel c + v + m f&uuml;r das Gesamtkapital nicht aus - &uuml;brigens wieder ein Beweis, da&szlig; der Begriff der Reproduktion etwas Reales und mehr ist als eine blo&szlig;e Umschreibung des Begriffes Produktion. Wir m&uuml;ssen vielmehr Unterscheidungen sachlichen Charakters machen und das Gesamtkapital statt als einheitliches Ganzes in seinen drei Hauptabteilungen darstellen oder der Vereinfachung halber, da dies theoretisch zun&auml;chst keinen Harm tut, in zwei Abteilungen betrach- <A NAME="S57"><B>&lt;57&gt;</A></B> ten: als Produktion von Produktionsmitteln und als Produktion von Lebensmitteln f&uuml;r Arbeiter und Kapitalisten. Jede Abteilung mu&szlig; getrennt f&uuml;r sich betrachtet werden, wobei in jeder die Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion eingehalten werden m&uuml;ssen. Zugleich m&uuml;ssen wir aber von den Gesichtspunkten der Reproduktion aus die gegenseitigen Zusammenh&auml;nge der beiden Abteilungen hervorheben. Denn nur im Zusammenhang betrachtet, ergeben sie eben die Grundlagen der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals als Ganzes.</P>
<P>So findet bei der Darstellung des Gesamtkapitals und seines Gesamtprodukts eine gewisse Verschiebung statt, wenn wir vom Einzelkapital ausgehen. Quantitativ, als Wertgr&ouml;&szlig;e, setzt sich das c der Gesellschaft exakt aus der Summe der konstanten Einzelkapitale zusammen, dasselbe bezieht sich auf die beiden anderen Figuren v und m. Aber ihre Erscheinungsform ist verschoben. W&auml;hrend das c der Einzelkapitale aus dem Produktionsproze&szlig; wiedererscheint als Wertpartikel einer unendlichen Buntheit von Gebrauchsgegenst&auml;nden, erscheint es im Gesamtprodukt sozusagen zusammengezogen in einer bestimmten Menge Produktionsmittel. Und ebenso sind v und m, die bei den Einzelkapitalen als Segmente eines Warenbreis von buntester Erscheinung wieder auftauchen, im Gesamtprodukt zusammengezogen in entsprechende Mengen Lebensmittel f&uuml;r Arbeiter und Kapitalisten. Dies ist auch die Tatsache, auf die Smith ann&auml;hernd stie&szlig; in seinen Betrachtungen &uuml;ber die Nichtkongruenz der Kategorien fixes Kapital, zirkulierendes Kapital und Einkommen bei dem Einzelkapitalisten und bei der Gesellschaft.</P>
<P>Wir sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:</P>
<P>1. Die Produktion der Gesamtgesellschaft im ganzen betrachtet kann ebenso wie die des Einzelkapitalisten in der Formel c + v + m ausgedruckt werden.</P>
<P>2. Die gesellschaftliche Produktion zerf&auml;llt in zwei Abteilungen: Produktion von Produktionsmitteln und Produktion von Lebensmitteln.</P>
<P>3. Beide Abteilungen werden kapitalistisch betrieben, d.h. als Mehrwertproduktion, die Formel c + v + m findet also auch auf jede dieser Abteilungen im einzelnen Anwendung.</P>
<P>4. Die beiden Abteilungen sind aufeinander angewiesen, m&uuml;ssen deshalb gewisse Quantit&auml;tsverh&auml;ltnisse aufweisen. Und zwar mu&szlig; die eine alle Produktionsmittel beider Abteilungen, die andere alle Lebensmittel f&uuml;r die Arbeiter und Kapitalisten beider Abteilungen herstellen.</P>
<P>Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, konstruiert Marx die folgende Formel der kapitalistischen Reproduktion:</P>
<TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=500>
<TR><TD WIDTH="9%" VALIGN="TOP">
<P><A NAME="S58"><B>&lt;58&gt;</A></B></TD>
<TD WIDTH="9%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">I.</TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">4.000 c +</TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">1.000 v +</TD>
<TD WIDTH="16%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">1.000 m =</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P>6.000 Produktionsmittel.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="9%" VALIGN="TOP"><P></P></TD>
<TD WIDTH="9%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">II.</TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">2.000 c +</TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">500 v +</TD>
<TD WIDTH="16%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">500 m =</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P>3.000 Konsumtionsmittel.<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_050.htm#F4">(4)</A></A></TD>
</TR>
</TABLE>
<P>Die Zahlen dieser Formel dr&uuml;cken Wertgr&ouml;&szlig;en, also Geldmengen, aus, die an sich willk&uuml;rlich, ihre <I>Verh&auml;ltnisse </I>aber exakt sind. Die beiden Abteilungen unterscheiden sich durch die Gebrauchsgestalt der hergestellten Waren voneinander. Ihre gegenseitige Zirkulation vollzieht sich folgenderma&szlig;en: Die erste Abteilung liefert f&uuml;r die ganze Produktion, also f&uuml;r sich wie f&uuml;r die zweite Abteilung, Produktionsmittel; daraus folgt schon, da&szlig; zum glatten Fortgang der Reproduktion (hier wird immer noch einfache Reproduktion - im alten Umfang - zugrunde gelegt) das Gesamtprodukt der ersten Abteilung (6.000 I) an Wert der Summe der konstanten Kapitale in den beiden Abteilungen (I 4.000 c + II 2.000 c) gleich sein mu&szlig;. Ebenso liefert die zweite Abteilung Lebensmittel f&uuml;r die ganze Gesellschaft, also sowohl f&uuml;r die eigenen Arbeiter und Kapitalisten wie f&uuml;r diejenigen der ersten Abteilung. Daraus folgt, da&szlig; f&uuml;r den glatten Verlauf der Konsumtion und der Produktion und ihre Erneuerung im fr&uuml;heren Umfange n&ouml;tig ist, da&szlig; die von der zweiten Abteilung gelieferte Gesamtmenge der Lebensmittel an Wert den Einkommensbetr&auml;gen aller besch&auml;ftigten Arbeiter und Kapitalisten der Gesellschaft gleichkommt - hier 3.000 II = (1.000 v + 1.000 m) I + (500 v + 500 m) II.</P>
<P>Hier haben wir nur in der Tat in Wertverh&auml;ltnissen ausgedr&uuml;ckt, was Grundlage nicht nur der kapitalistischen Reproduktion, sondern der Reproduktion jeder Gesellschaft ist. In jeder produzierenden Gesellschaft, welche ihre soziale Form auch sei - in der primitiven kleinen Dorfgemeinde der Baka&iuml;ri Brasiliens, in dem gro&szlig;en Oikos mit Sklaven eines Timon von Athen oder auf den kaiserlichen Fronh&ouml;fen Karls des Gro&szlig;en -, mu&szlig; die verf&uuml;gbare Arbeitsmenge der Gesellschaft so verteilt werden. da&szlig; sowohl Produktionsmittel in gen&uuml;gender Menge wie Lebensmittel hergestellt werden. Und zwar m&uuml;ssen die ersteren ausreichen ebenso zur direkten Herstellung von Lebensmitteln wie zur k&uuml;nftigen Erneuerung der Produktionsmittel selbst, die Lebensmittel aber zur Erhaltung der mit ihrer Herstellung wie mit der Herstellung der Produktionsmittel besch&auml;ftigten Arbeitenden und obendrein zur Erhaltung aller Nichtarbeitenden. Insofern ist das Marxsche Schema in seiner allgemeinen Proportion die allgemeine absolute Grundlage der gesellschaftlichen Reproduktion, nur da&szlig; hier die gesellschaftlich notwendige Arbeit als Wert erscheint, die Produktionsmittel als konstantes Kapital, die zur Erhaltung der Arbeiten- <A NAME="S59"><B>&lt;59&gt;</A></B> den notwendige Arbeit als variables Kapital und die zur Erhaltung der Nichtarbeitenden notwendige als Mehrwert.</P>
<P>In der kapitalistischen Gesellschaft beruht aber die Zirkulation zwischen den zwei gro&szlig;en Abteilungen auf Warenaustausch, auf Austausch von &Auml;quivalenten. Die Arbeiter und Kapitalisten der Abteilung I k&ouml;nnen nur soviel Lebensmittel von der Abteilung II erhalten, wie sie ihr an der eigenen Ware, an Produktionsmitteln, liefern k&ouml;nnen. Der Bedarf der Abteilung II an Produktionsmitteln wird aber bemessen durch die Gr&ouml;&szlig;e ihres konstanten Kapitals. Daraus folgt also, da&szlig; die Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Produktion der Produktionsmittel - hier (1.000 v + 1.000 m) I - dem konstanten Kapital in der Produktion der Lebensmittel - hier 2.000 c II - gleich sein mu&szlig;.</P>
<P>Eine wichtige Bemerkung mu&szlig; noch zu dem obigen Schema gemacht werden. Das angegebene konstante Kapital seiner beiden Abteilungen ist in Wirklichkeit nur ein Teil des von der Gesellschaft angewandten konstanten Kapitals. Letzteres zerf&auml;llt in fixes - Baulichkeiten, Werkzeuge, Arbeitstiere -, das in mehreren Produktionsperioden fungiert, in jeder aber nur mit einem Teil seines Wertes - im Verh&auml;ltnis zum eigenen Verschlei&szlig; - in das Produkt eingeht, und in zirkulierendes - Rohstoffe, Hilfsstoffe, Heizungs- und Beleuchtungsstoffe -, das in jeder Produktionsperiode ganz mit dem Wert in das neue Produkt eingeht. F&uuml;r die Reproduktion kommt aber nur der Teil der Produktionsmittel in Betracht, der wirklich in die Wertproduktion eingeht, der &uuml;brige, au&szlig;erhalb des Produkts &uuml;briggebliebene und fortfungierende Teil des fixen Kapitals mu&szlig; zwar im Auge behalten, kann jedoch bei der exakten Darstellung der gesellschaftlichen Zirkulation au&szlig;er Betracht gelassen werden, ohne die Richtigkeit der Darstellung zu beeintr&auml;chtigen. Dies kann leicht bewiesen werden.</P>
<P>Denken wir uns das konstante Kapital 6.000 c der I. und der II. Abteilung, das in das Jahresprodukt dieser Abteilung tats&auml;chlich eingeht als bestehend aus 1.500 c fixem und 4.500 c zirkulierendem, wobei die 1.500 c fixes den Jahresverschlei&szlig; der Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitstiere darstellen usw. Dieser Jahresverschlei&szlig; sei gleich 10 Prozent des Gesamtwerts des fixen Kapitals, das in Anwendung kommt. Dann h&auml;tten wir in Wirklichkeit in den beiden Abteilungen 15.000 c fixes 4.500 c zirkulierendes Kapital, zusammen also 19.500 c + 1.500 v an gesellschaftlichem Gesamtkapital. Das ganze fixe Kapital jedoch, dessen Lebensdauer (bei 10 Prozent Jahresverschlei&szlig;) auf 10 Jahre angenommen wird, mu&szlig; erst nach 10 Jahren erneuert werden. Inzwischen geht jedes Jahr ein Zehntel seines <A NAME="S60"><B>&lt;60&gt;</A></B> Werts in die gesellschaftliche Produktion ein. W&uuml;rde das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft in gleichem Ma&szlig;e verschlei&szlig;en und gleiche Lebensdauer haben, so m&uuml;&szlig;te es - bei unserer Annahme - alle zehn Jahre auf einmal in seiner Totalit&auml;t erneuert werden. Dies ist aber nicht der Fall. Von den verschiedenen Gebrauchsgestalten und Teilen des fixen Kapitals dauern die einen k&uuml;rzer, die anderen l&auml;nger, der Verschlei&szlig; und die Lebensdauer sind bei verschiedenen Gattungen und Individuen des fixen Kapitals ganz verschieden. Daraus ergibt sich, da&szlig; auch die Erneuerung die Reproduktion des fixen Kapitals in seiner konkreten Gebrauchsgestalt durchaus nicht auf einmal in ihrer Totalit&auml;t vorgenommen zu werden braucht, sondern da&szlig; fortw&auml;hrend an verschiedenen Punkten der gesellschaftlichen Produktion eine Erneuerung von Teilen des fixen Kapitals stattfindet, w&auml;hrend andere Teile noch in ihrer alten Gestalt fortfahren zu fungieren. Der 10prozentige Verschlei&szlig; des fixen Kapitals, den wir in unserem Beispiel angenommen haben, bedeutet also nicht, da&szlig; alle 10 Jahre eine einmalige Reproduktion des fixen Kapitals im Werte von 15.000 c stattfinden mu&szlig;, sondern da&szlig; j&auml;hrlich im Durchschnitt die Erneuerung und der Ersatz eines Teils des gesamten fixen Kapitals der Gesellschaft, der dem zehnten Wertteil dieses Kapitals entspricht, stattfinden mu&szlig;, d.h., da&szlig; in der Abteilung I, die den Gesamtgebrauch der Gesellschaft an Produktionsmitteln zu decken hat, j&auml;hrlich neben der Reproduktion der ganzen Roh- und Hilfsstoffe usw., des zirkulierenden Kapitals im Werte von 4.500, auch noch die Herstellung von Gebrauchsgestalten des fixen Kapitals, also Baulichkeiten, Maschinen usw. im Belaufe von 1.500, die dem tats&auml;chlichen Verschlei&szlig; des fixen Kapitals entspricht, stattfinden mu&szlig;; zusammen 6.000 c, die auch im Schema angenommen wurden. F&auml;hrt die Abteilung I fort, in dieser Weise j&auml;hrlich ein Zehntel des fixen Kapitals in seiner Gebrauchsgestalt zu erneuern, so wird sich finden, da&szlig; alle zehn Jahre das ganze fixe Kapital der Gesellschaft an Kopf und Gliedern durch neue Exemplare ersetzt worden ist, da&szlig; also die Reproduktion auch derjenigen seiner Teile, die wir, dem Wert nach, au&szlig;er Betracht gelassen haben, im obigen Schema vollkommen ber&uuml;cksichtigt ist.</P>
<P>Praktisch &auml;u&szlig;ert sich dieser Vorgang darin, da&szlig; jeder Kapitalist aus seiner j&auml;hrlichen Produktion nach der Realisierung der Waren eine gewisse Geldsumme f&uuml;r Amortisation des fixen Kapitals auf die Seite legt. Diese einzelnen Jahresabschreibungen m&uuml;ssen erst einen Betrag von gewisser H&ouml;he ausmachen, bevor der Kapitalist tats&auml;chlich sein fixes Kapital erneuert resp. durch andere, leistungsf&auml;higere Exemplare ersetzt. Diese abwechselnde T&auml;tigkeit j&auml;hrlicher R&uuml;cklagen von Geldbetr&auml;gen f&uuml;r die Er- <A NAME="S61"><B>&lt;61&gt;</A></B> neuerung des fixen Kapitals und einer periodischen Verwendung der angesammelten Summe zur tats&auml;chlichen Erneuerung des fixen Kapitals f&auml;llt aber bei verschiedenen individuellen Kapitalisten auseinander, so da&szlig; die einen noch R&uuml;cklagen machen, w&auml;hrend andere bereits die Renovierung vornehmen. Auf diese Weise ergibt jedes Jahr die Erneuerung eines Teils des fixen Kapitals. Die Geldvorg&auml;nge maskieren hier nur den wirklichen Vorgang, der den Reproduktionsproze&szlig; des fixen Kapitals charakterisiert.</P>
<P>Das ist bei n&auml;herem Zusehen auch ganz in der Ordnung. Das fixe Kapital nimmt zwar in seiner Totalit&auml;t am Produktionsproze&szlig; teil, aber nur als eine Masse von Gebrauchsgegenst&auml;nden. Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitsvieh werden in ihrer ganzen K&ouml;rperlichkeit im Arbeitsproze&szlig; in Anspruch genommen. In die Wertproduktion jedoch gehen sie - darin besteht gerade ihre Besonderheit als fixes Kapital - nur mit einem Teil ihres Wertes ein. Da im Proze&szlig; der Reproduktion (unter Voraussetzung einfacher Reproduktion) es nur darauf ankommt, die w&auml;hrend der Jahresproduktion an Lebensmitteln wie an Produktionsmitteln tats&auml;chlich verzehrten Werte in ihrer Naturalgestalt wieder zu ersetzen, so kommt auch das fixe Kapital f&uuml;r die Reproduktion nur in dem Ma&szlig;e in Betracht, als es tats&auml;chlich in die produzierten Waren eingegangen ist. Der &uuml;brige in der gesamten Gebrauchsgestalt des fixen Kapitals verk&ouml;rperte Wertteil ist von entscheidender Wichtigkeit f&uuml;r die Produktion als Arbeitsproze&szlig;, existiert aber nicht f&uuml;r die j&auml;hrliche Reproduktion der Gesellschaft als Wertbildungsproze&szlig;.</P>
<P>&Uuml;brigens trifft der Vorgang, der hier in Wertverh&auml;ltnissen zum Ausdruck kommt, genauso f&uuml;r jede auch nicht warenproduzierende Gesellschaft zu. Wenn es z.B. zur Herstellung des ber&uuml;hmten M&ouml;rissees nebst dazugeh&ouml;rigen Nilkan&auml;len im alten &Auml;gypten, jenem Wundersee, von dem uns Herodot erz&auml;hlt, da&szlig; er "von H&auml;nden gemacht" war, sagen wir, einst einer zehnj&auml;hrigen Arbeit von 1.000 Fellachen bedurft hatte und wenn zur Instandhaltung dieser gro&szlig;artigsten Wasseranlage der Welt jedes Jahr die volle Arbeitskraft von weiteren 100 Fellachen erforderlich war (die Zahlen sind, versteht sich, willk&uuml;rlich), so kann man sagen, da&szlig; das M&ouml;risstaubecken mit Kan&auml;len nach hundert Jahren allemal neureproduziert wurde, ohne da&szlig; in Wirklichkeit jedes Jahrhundert die Anlage in ihrer Gesamtheit auf einmal hergestellt worden w&auml;re. Dies ist so wahr, da&szlig;, als mit den st&uuml;rmischen Wechself&auml;llen der politischen Geschichte und den fremden Eroberungen die &uuml;bliche rohe Vernachl&auml;ssigung der alten Kulturwerke eintrat, wie sie z.B. auch von den Engl&auml;ndern in Indien an den Tag gelegt wurde, als f&uuml;r die Reproduktionsbed&uuml;rfnisse der altert&uuml;mlichen Kultur <A NAME="S62"><B>&lt;62&gt;</A></B> das Verst&auml;ndnis geschwunden war, da verschwand mit der Zeit der ganze M&ouml;rissee, mit Wasser, D&auml;mmen und Kan&auml;len, mit den beiden Pyramiden in seiner Mitte, dem Kolo&szlig; darauf und anderen Wunderdingen, so spurlos, wie wenn er nie errichtet worden w&auml;re. Nur zehn Zeilen im Herodot, ein Fleck auf der Weltkarte des Ptolem&auml;us sowie Spuren alter Kulturen und gro&szlig;er D&ouml;rfer und St&auml;dte zeugen, da&szlig; einst reiches Leben aus der grandiosen Wasseranlage quoll, wo sich heute &ouml;de Sandw&uuml;sten im inneren Libyen und &ouml;de S&uuml;mpfe entlang der Seek&uuml;ste erstrecken.</P>
<P>In einem Falle k&ouml;nnte uns nur das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion vom Standpunkte des fixen Kapitals ungen&uuml;gend oder l&uuml;ckenhaft erscheinen. Wenn wir uns n&auml;mlich in die Produktionsperiode zur&uuml;ckversetzen, wo das gesamte fixe Kapital erst geschaffen wurde. In der Tat, die Gesellschaft besitzt an geleisteter Arbeit mehr als den Teil des fixen Kapitals, der jeweilig in den Wert des Jahresprodukts eingeht und von ihm wieder ersetzt wird. In den Zahlen unseres Beispiels: das gesellschaftliche Gesamtkapital betr&auml;gt nicht 6.000 c + 1.500 v wie im Schema, sondern 19.500 c + 1.500 v. J&auml;hrlich wird zwar von dem fixen Kapital, das nach unserer Annahme 15.000 c betr&auml;gt, 1.500 in Gestalt von entsprechenden Produktionsmitteln reproduziert. Aber so viel wird auch j&auml;hrlich in derselben Produktion verzehrt. Nach zehn Jahren wird zwar das ganze fixe Kapital als Gebrauchsgestalt, als eine Summe von Gegenst&auml;nden total erneuert. Aber nach zehn Jahren wie in jedem Jahre besitzt die Gesellschaft 15.000 c an fixem Kapital, w&auml;hrend sie nur 1.500 c j&auml;hrlich leistet, oder an konstantem Kapital besitzt sie im ganzen 19.500, w&auml;hrend sie nur 6.000 c schafft. Offenbar mu&szlig; sie diesen &Uuml;berschu&szlig; an 13.500 fixem Kapital durch ihre Arbeit geschaffen haben; sie besitzt an aufgespeicherter vergangener Arbeit mehr, als es aus unserem Reproduktionsschema hervorgeht. Jeder gesellschaftliche j&auml;hrliche Arbeitstag st&uuml;tzt sich schon hier, als auf gegebene Basis, auf einige vorgeleistete, aufgespeicherte j&auml;hrliche Arbeitstage. Doch mit dieser Frage nach der vergangenen Arbeit, die die Grundlage aller jetzigen Arbeit ist, versetzen wir uns an den "Anfang aller Anf&auml;nge", der in der wirtschaftlichen Entwicklung der Menschen ebensowenig gilt wie in der nat&uuml;rlichen Entwicklung des Stoffes. Das Reproduktionsschema will und soll nicht den Anfangsmoment, den gesellschaftlichen Proze&szlig; in statu nascendi darstellen, sondern es packt ihn mitten im Flu&szlig;, als ein Glied in "des Daseins unendlicher Kette". Die vergangene Arbeit ist stets die Voraussetzung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, m&ouml;gen wir ihn so weit zur&uuml;ckverfolgen, wie wir wollen. Wie die gesellschaftliche Arbeit kein Ende, so hat sie auch keinen Anfang. Die Anf&auml;nge <A NAME="S63"><B>&lt;63&gt;</A></B> der Grundlagen des Reproduktionsprozesses verlieren sich in jener sagenhaften D&auml;mmerung der Kulturgeschichte, in der sich auch die Entstehungsgeschichte des M&ouml;rissees des Herodot verliert. Mit dem technischen Fortschritt und der Kulturentwicklung &auml;ndert sieh die Gestalt der Produktionsmittel, plumpe Pal&auml;olithen werden durch geschliffene Werkzeuge ersetzt, Steinwerkzeuge durch elegante Bronze- und Eisenger&auml;te, Handwerkzeug durch Dampfmaschine. Aber bei all dem Wechsel in der Gestalt der Produktionsmittel und den gesellschaftlichen Formen des Produktionsprozesses besitzt die Gesellschaft als Grundlage ihres Arbeitsprozesses stets eine gewisse Menge vergegenst&auml;ndlichter vergangener Arbeit, die ihr als Basis f&uuml;r die j&auml;hrliche Reproduktion dient.</P>
<P>Bei der kapitalistischen Produktionsweise erh&auml;lt die in den Produktionsmitteln aufgespeicherte vergangene Arbeit der Gesellschaft die Gestalt von Kapital, und die Frage nach der Herkunft der vergangenen Arbeit. welche die Grundlage des Reproduktionsprozesses bildet, verwandelt sich in die Frage nach der Genesis des Kapitals. Diese ist freilich viel weniger sagenhaft, vielmehr mit blutigen Lettern in die neuzeitliche Geschichte eingetragen als das Kapitel von der sogenannten urspr&uuml;nglichen Akkumulation. Die Tatsache selbst aber, da&szlig; wir uns die einfache Reproduktion nicht anders als unter Voraussetzung vergangener aufgespeicherter Arbeit denken k&ouml;nnen, die an Umfang die j&auml;hrlich zur Erhaltung der Gesellschaft geleistete Arbeit &uuml;bertrifft, ber&uuml;hrt die wunde Stelle der einfachen Reproduktion und beweist, da&szlig; sie nicht blo&szlig; f&uuml;r die kapitalistische Produktion, sondern f&uuml;r den Kulturfortschritt im allgemeinen blo&szlig; eine Fiktion ist. Um uns nur diese Fiktion selbst exakt - im Schema - vorzustellen, m&uuml;ssen wir als ihre Voraussetzung die Ergebnisse eines vergangenen Produktionsprozesses annehmen, der selbst unm&ouml;glich auf die einfache Reproduktion beschr&auml;nkt, vielmehr bereits auf die erweiterte Reproduktion gerichtet war. Zur Erl&auml;uterung dieser Tatsache an einem Beispiel k&ouml;nnen wir das gesamte fixe Kapital der Gesellschaft mit einer Eisenbahn vergleichen. Die Dauerhaftigkeit und also auch der j&auml;hrliche Verschlei&szlig; verschiedener Teile der Eisenbahn sind sehr verschieden. Solche Teile wie Viadukte, Tunnels k&ouml;nnen Jahrhunderte dauern, Lokomotiven Jahrzehnte, sonstiges rollendes Material wird sich in ganz kurzen Fristen. zum Teil in wenigen Monaten abnutzen. Es ergibt sich aber dabei ein gewisser durchschnittlicher Verschlei&szlig;, der, sagen wir, 30 Jahre ausmachen, also j&auml;hrlich auf den Wertverlust von <FONT SIZE="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">30</FONT> des Ganzen hinauslaufen wird. Dieser Wertverlust wird nun fortlaufend wieder ersetzt durch teilweise Reproduktion der Eisenbahn (die als Reparaturen figu- <A NAME="S64"><B>&lt;64&gt;</A></B> rieren mag), indem heute ein Wagen, morgen ein Lokomotiventeil, &uuml;bermorgen eine Strecke Gleise erneuert wird. Auf diese Weise wird nach Verlauf von 30 Jahren (bei unserer Annahme) die alte Eisenbahn durch eine neue ersetzt, wobei jahrein, jahraus dieselbe Arbeitsmenge von der Gesellschaft geleistet wird, also einfache Reproduktion stattfindet. Aber so kann eine Eisenbahn blo&szlig; reproduziert, so kann sie nicht produziert werden. Um sie in Gebrauch nehmen und ihren allm&auml;hlichen Verschlei&szlig; durch den Gebrauch allm&auml;hlich ersetzen zu k&ouml;nnen, mu&szlig; die Eisenbahn erst einmal ganz fertiggestellt werden. Man kann die Eisenbahn st&uuml;ckweise reparieren, man kann sie aber nicht st&uuml;ckweise - heute eine Achse, morgen einen Wagen - gebrauchsf&auml;hig machen. Denn dies charakterisiert gerade das fixe Kapital, da&szlig; es sachlich, als Gebrauchswert, jederzeit in seiner Totalit&auml;t in den Arbeitsproze&szlig; eingeht. Um seine Gebrauchsgestalt also einmal erst fertigzustellen, mu&szlig; die Gesellschaft auf einmal eine gr&ouml;&szlig;ere Arbeitsmenge auf seine Herstellung konzentrieren. Sie mu&szlig; - um in den Zahlen unseres Beispiels zu sprechen - zur Herstellung der Eisenbahn ihre drei&szlig;igj&auml;hrige, auf die Reparaturen verwendete Arbeitsmenge, sagen wir, auf zwei oder drei Jahre konzentrieren. In dieser Herstellungsperiode mu&szlig; sie demnach eine &uuml;ber den Durchschnitt hinausgehende Arbeitsmenge leisten, also zur erweiterten Reproduktion greifen, worauf sie - nach Fertigstellung der Eisenbahn - zur einfachen Reproduktion zur&uuml;ckkehren mag. Freilich darf man sich dabei das jeweilige gesamte fixe Kapital der Gesellschaft nicht als einen zusammenh&auml;ngenden Gebrauchsgegenstand oder Komplex von Gegenst&auml;nden vorstellen, der immer auf einmal geschaffen werden m&uuml;sse. Aber alle wichtigeren Arbeitsinstrumente, Geb&auml;ud
<P>Marx befa&szlig;t sich mit diesem Widerspruch zwischen der Form des fixen Kapitals und der einfachen Reproduktion nicht direkt. Was er hervorhebt, ist nur die Notwendigkeit einer st&auml;ndigen "&Uuml;berproduktion", also erweiterten Reproduktion im Zusammenhang mit der unregelm&auml;&szlig;igen Verschlei&szlig;quote des fixen Kapitals, die in einem Jahre gr&ouml;&szlig;er, in einem ande- <A NAME="S65"><B>&lt;65&gt;</A></B> ren geringer ist, was periodisch ein Defizit in der Reproduktion zur Folge haben m&uuml;&szlig;te, falls einfache Reproduktion streng eingehalten w&auml;re. Er fa&szlig;t hier also die erweiterte Reproduktion unter dem Gesichtspunkt des Assekuranzfonds der Gesellschaft f&uuml;r das fixe Kapital ins Auge, nicht vom Standpunkte seiner Herstellung selbst.<A NAME="ZF5"><A HREF="lu05_050.htm#F5">(5)</A></A></P>
<P>In einem ganz anderen Zusammenhang best&auml;tigt Marx indirekt, wie es uns scheint, vollkommen die oben ausgesprochene Auffassung. Bei der Analyse der Verwandlung von Revenue in Kapital im Band II, Teil 2 der "Theorien &uuml;ber den Mehrwert" bespricht er die eigent&uuml;mliche Reproduktion des fixen Kapitals, dessen Ersatz an sich schon einen Akkumulationsfonds liefere, und zieht die folgenden Schl&uuml;sse:</P>
<P>"Aber worauf wir hier kommen wollen, ist folgendes. W&auml;re das in dem Maschinenbau angewandte Gesamtkapital auch nur gro&szlig; genug, um den j&auml;hrlichen d&eacute;chet der Maschinerie zu ersetzen, so w&uuml;rde es viel mehr Maschinerie produzieren als j&auml;hrlich bedurft wird, da der d&eacute;chet zum Teil nur idealiter existiert und realiter erst nach einer gewissen Reihe von Jahren in natura zu ersetzen ist. Das so angewandte Kapital liefert j&auml;hrlich eine Masse Maschinerie, die f&uuml;r neue Kapitalanlagen vorhanden ist und diese neuen Kapitalanlagen antizipiert. Z.B. w&auml;hrend dieses Jahrs beginnt der Maschinenbauer seine Fabrik. Er liefere f&uuml;r 12.000 <I>l.</I> Maschinerie w&auml;hrend des Jahrs. So h&auml;tte er w&auml;hrend der 11 folgenden Jahre bei blo&szlig;er Reproduktion der von ihm produzierten Maschinerie nur f&uuml;r 1.000 <I>1. </I>zu produzieren, und selbst diese j&auml;hrliche Produktion w&uuml;rde nicht j&auml;hrlich konsumiert. Noch weniger, wenn er sein ganzes Kapital anwendet. Damit dies in Gange bleibe und sich blo&szlig; fortw&auml;hrend j&auml;hrlich reproduziere, ist neue fortw&auml;hrende Erweiterung der Fabrikation, die diese Maschinen braucht, n&ouml;tig. (Noch mehr wenn er selbst akkumuliert.)</P>
<P>Hier ist also, <I>selbst wenn in dieser Produktionssph&auml;re das in ihr investierte Kapital nur reproduziert wird</I>, best&auml;ndige Akkumulation in den &uuml;brigen Produktionssph&auml;ren n&ouml;tig."<A NAME="ZF6"><A HREF="lu05_050.htm#F6">(6)</A></A></P>
<P>Der Maschinenbauer des Marxschen Beispiels k&ouml;nnen wir uns als die Produktionssph&auml;re des fixen Kapitals der Gesamtgesellschaft denken. Dann folgt daraus, da&szlig; bei Erhaltung der einfachen Reproduktion in dieser Sph&auml;re, d.h. wenn die Gesellschaft j&auml;hrlich dasselbe Quantum Ar- <A NAME="S66"><B>&lt;66&gt;</A></B> beit auf die Herstellung des fixen Kapitals verwendet (was ja praktisch ausgeschlossen), sie in den &uuml;brigen Produktionssph&auml;ren jedes Jahr eine Erweiterung der Produktion vornehmen mu&szlig;. H&auml;lt sie aber hier nur die einfache Reproduktion ein, dann mu&szlig; sie zur blo&szlig;en Erneuerung des einmal geschaffenen fixen Kapitals nur einen geringen Teil der zu seiner Schaffung angewandten Arbeit verausgaben. Oder - um die Sache umgekehrt zu formulieren - die Gesellschaft mu&szlig; von Zeit zu Zeit, um sich gro&szlig;e Anlagen fixen Kapitals zu schaffen, auch unter Voraussetzung der einfachen Reproduktion im ganzen periodisch erweiterte Reproduktion anwenden.</P>
<P>Mit dem Kulturfortschritt wechselt nicht blo&szlig; die Gestalt, sondern auch der Wertumfang der Produktionsmittel - richtiger: die in ihnen aufgespeicherte gesellschaftliche Arbeit. Die Gesellschaft er&uuml;brigt au&szlig;er der zu ihrer unmittelbaren Erhaltung notwendigen Arbeit immer mehr Arbeitszeit und Arbeitskr&auml;fte, die sie zur Herstellung von Produktionsmitteln in immer gr&ouml;&szlig;erem Umfang verwendet. Wie kommt dies nun im Reproduktionsproze&szlig; zum Ausdruck? Wie schafft die Gesellschaft - kapitalistisch gesprochen - aus ihrer j&auml;hrlichen Arbeit <I>mehr </I>Kapital, als sie ehedem besa&szlig;? Diese Frage greift in die erweiterte Reproduktion hin&uuml;ber, mit der wir uns hier noch nicht zu befassen haben.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Wir sprechen hier wie im folgenden der Einfachheit halber und im Sinne des gewohnten Sprachgebrauchs immer von j&auml;hrlicher Produktion, was meist nur f&uuml;r die Landwirtschaft stimmt. Die industrielle Produktionsperiode und der Kapitalumschlag brauchen sich mit dem Jahreswechsel gar nicht zu decken. <A HREF="lu05_050.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Die Arbeitsteilung zwischen geistiger und materieller Arbeit braucht in einer planm&auml;&szlig;ig geregelten, auf Gemeineigentum der Produktionsmittel basierten Gesellschaft nicht an besondere Kategorien der Bev&ouml;lkerung gekn&uuml;pft zu sein. Sie wird sich aber jederzeit in dem Vorhandensein einer gewissen Anzahl geistig T&auml;tiger &auml;u&szlig;ern, die materiell erhalten werden m&uuml;ssen, wobei die Individuen diese verschiedenen Funktionen abwechselnd aus&uuml;ben m&ouml;gen. <A HREF="lu05_050.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> "Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das gesellschaftliche Gesamtprodukt betrachtet, welches sowohl die Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsumtion einschlie&szlig;t, so mu&szlig; man nicht in die von Proudhon der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrachten, als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als Totalit&auml;t betrachtet, diesen ihren spezifischen, historisch &ouml;konomischen Charakter verl&ouml;re. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesamtkapitalisten zu tun. Das Gesamtkapital erscheint als das Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Dies Aktiengesellschaft hat das mit vielen anderen Aktiengesellschaften gemein, das jeder wei&szlig;, was er hineinsetzt, aber <I>nicht</I>, was er herauszieht." (Das Kapital, Bd. II, S. 409.) [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band In: Karl Marx/Friedrich Engels Werke, <A HREF="../../me/me24/me24_391.htm#S431">Bd. 24. S. 431.</A>] <A HREF="lu05_050.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Siehe Das Kapital, Bd. II, S. 371. [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me24/me24_391.htm#S396">Bd. 24, S. 396.</A>] <A HREF="lu05_050.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Siehe Das Kapital, Bd. II, S. 443-445. [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me24/me24_391.htm#S463">Bd. 24, S. 463-465.</A>] Vgl. auch &uuml;ber die Notwendigkeit der erweiterten Reproduktion vom Standpunkt des Assekuranzfonds im allgemeinen, l.c. S. 148. [Karl Marx: Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me24/me24_158.htm#S178">Bd. 24, S. 178.</A>] <A HREF="lu05_050.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Theorien, l.c. S. 248. [Karl Marx: Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 481/482.] <A HREF="lu05_050.htm#ZF6">&lt;=</A></P></BODY>
</HTML>