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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx/Friedrich Engels - [Die Westm&auml;chte und die T&uuml;rkei]</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 9-19<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>[Die Westm&auml;chte und die T&uuml;rkei]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</FONT> </P>
<P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3988 vom 28. Januar 1854]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S9">&lt;9&gt;</A></B> London, Dienstag, 10. Januar 1854.</P>
<P>Die Beschuldigung gegen Szemere, er habe den Ort verraten, an dem die ungarische Krone verborgen war, wurde zuerst von dem Wiener "Soldatenfreund", dem anerkannten Organ der &ouml;sterreichischen Polizei, erhoben, und dies allein m&uuml;&szlig;te gen&uuml;gen, um die Falschheit der Anklage zu beweisen. Es ist bei der Polizei nicht &uuml;blich, die eigenen Komplizen freiwillig anzuzeigen; vielmehr geh&ouml;rt es zu ihren gewohnten Winkelz&uuml;gen, den Verdacht auf die Unschuldigen zu lenken, um die wirklich Schuldigen zu decken. Ein Mann von dem Ansehen und dem Einflu&szlig; Szemeres w&auml;re wohl der letzte, den die &ouml;sterreichische Polizei aus freien St&uuml;cken geopfert h&auml;tte, wenn es ihr gelungen w&auml;re, sich seine Mitarbeit zu sichern. Falls - was keineswegs unwahrscheinlich ist - das Geheimnis nicht durch die Indiskretion eines der Parteig&auml;nger Kossuths verraten wurde, so kann ich nur den Grafen K. Batthy&aacute;ny, der jetzt in Paris lebt, des Verrats verd&auml;chtigen. Er war einer der sehr wenigen, die um das Versteck wu&szlig;ten, in dem die k&ouml;niglichen Insignien verborgen waren, und er ist der einzige unter ihnen, der den Wiener Hof um <I>Amnestie </I>ersucht hat. Letzteres, so vermute ich mit gutem Grund, wird er nicht leugnen.</P>
<P>Lord Hardinge, der britische Oberbefehlshaber, ist bewogen worden, sein Abschiedsgesuch zur&uuml;ckzuziehen. &Uuml;ber den Herzog von Norfolk hat sich, wie uns der Korrespondent der "Dublin Evening Mail" unterrichtet, </P>
<FONT SIZE=2><P>"einiger Hofklatsch verbreitet. Ein gewisser edler Herzog, der am Hofe ein Amt und die h&ouml;chste erbliche Feudalw&uuml;rde im Staate innehat, machte, wie es hei&szlig;t, etwas zu freien Gebrauch von dem Champagner an der k&ouml;niglichen Tafel. wonach er im Speisesaal sein h&ouml;chst edles Gleichgewicht verlor und Ihre Majest&auml;t selbst in die Katastrophe verwickelte. Dieses st&ouml;rende contretemps &lt;&Auml;rgernis&gt; f&uuml;hrte zum R&uuml;cktritt des edlen Herzogs und zur Ernennung von Earl Spencer zum k&ouml;niglichen Oberhofmeister."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S10">&lt;10&gt;</A> </B>Herr Sadleir, der Makler der Irischen Brigade, hat erneut um R&uuml;cktritt von seinem Ministerposten ersucht, der diesmal von Lord Aberdeen angenommen wurde. Seine Position war unhaltbar geworden nach den &ouml;ffentlichen Enth&uuml;llungen vor einem irischen Gerichtshof &uuml;ber die skandal&ouml;sen Mittel, mit denen er es fertiggebracht hatte, ins Parlament zu gelangen. Der Einflu&szlig; des Kabinetts aller Talente &uuml;ber die Irische Brigade wird durch diesen peinlichen Vorfall nicht gerade verst&auml;rkt.</P>
<P>Die Brotunruhen am Freitag und Sonnabend in Crediton, Devonshire, waren gleichsam eine Antwort des Volkes auf die enthusiastischen Schilderungen des Wohlstands, mit denen die ministeriellen und Freihandelsbl&auml;tter ihre Leser zum Ausgang des Jahres 1853 unterhalten zu k&ouml;nnen geglaubt hatten.</P>
<P>Die "Patrie" berichtet aus Trapezunt, das Volk sei, als der russische Gesch&auml;ftstr&auml;ger in Teheran die Entlassung von zwei der popul&auml;rsten Minister des Schahs von Persien verlangt habe, in Erregung geraten, und der Befehlshaber der Garde habe erkl&auml;rt, er k&ouml;nne nicht f&uuml;r die Aufrechterhaltung der &ouml;ffentlichen Ruhe einstehen, falls man dieser Forderung nachg&auml;be. Diesem Bericht zufolge veranla&szlig;te die Furcht vor einem Ausbruch des Volkszorns gegen Ru&szlig;land den Schah, seine Beziehungen zum Gesch&auml;ftstr&auml;ger Englands wiederaufzunehmen.</P>
<P>Zu der Unmenge ver&ouml;ffentlichter diplomatischer Schriftst&uuml;cke kommen jetzt noch eine <I>Note der vier M&auml;chte </I>vom 12. Dezember hinzu, die von den jeweiligen Gesandten in Konstantinopel gemeinsam an die Pforte gerichtet ist, sowie ein neues Zirkular von Drouyn de Lhuys an die franz&ouml;sischen diplomatischen Vertreter vom 30. Dezember aus Paris. Bei sorgsamer Durchsicht der Note der vier M&auml;chte verstehen wir, weshalb in Konstantinopel eine solch au&szlig;ergew&ouml;hnliche Erregung herrschte, als die Annahme der Note durch die Pforte bekannt wurde, weshalb die Aufstandsbewegung vom 21. entstand und weshalb das t&uuml;rkische Ministerium feierlich verk&uuml;nden mu&szlig;te, da&szlig; die Kriegsoperationen durch die erneuten Friedensverhandlungen weder unterbrochen noch beeintr&auml;chtigt w&uuml;rden. Genau neun Tage nachdem die Nachricht von dem verr&auml;terischen und feigen Gemetzel in Sinope Konstantinopel erreicht und im ganzen Ottomanischen Reich einen einzigen furchtbaren Racheschrei ausgel&ouml;st hatte, fordern die vier M&auml;chte die Pforte kaltbl&uuml;tig auf - und die Gesandten Gro&szlig;britanniens und Frankreichs zwingen sie sogar -, Verhandlungen mit dem Zaren auf der Grundlage aufzunehmen, da&szlig; alle <I>alten Vertr&auml;ge erneuert werden sollen</I>; da&szlig; die Fermane &uuml;ber die geistlichen Privilegien, die der Sultan seinen christlichen Untertanen gew&auml;hrt hatte, von neuen Zusicherungen begleitet sein sollen, die jeder <A NAME="S11"><B>&lt;11&gt;</A></B> dieser M&auml;chte, folglich auch dem Zaren, gegeben werden; da&szlig; die Pforte einen Bevollm&auml;chtigten ernennen soll, um einen Waffenstillstand abzuschlie&szlig;en; da&szlig; sie Ru&szlig;land erlauben soll, eine Kirche und ein Hospital in Jerusalem zu errichten, und da&szlig; sie sich gegen&uuml;ber den M&auml;chten, folglich auch dem Zaren, verpflichten soll, ihr inneres Verwaltungssystem zu verbessern. Die Pforte soll nicht nur keine Entsch&auml;digung f&uuml;r die schweren Verluste erhalten, die sie durch die Piratenstreiche des Moskowiters erlitten hat; all die Ketten, an denen Ru&szlig;land die T&uuml;rkei ein Vierteljahrhundert lang hat tanzen lassen, sollen nicht nur neu geschmiedet, sondern der Gefangene soll auch noch strenger als bisher gehalten werden; die Pforte soll sich in die Gewalt des Autokraten begeben, indem sie ihm dem&uuml;tig die Fermane &uuml;ber die geistlichen Privilegien ihrer christlichen Untertanen garantiert und sich ihm gegen&uuml;ber hinsichtlich ihres inneren Verwaltungssystems verpflichtet. Damit w&uuml;rde sie dem Zaren gleichzeitig das religi&ouml;se Protektorat wie auch die Kontrolle &uuml;ber ihre Zivilverwaltung ausliefern. Als Entsch&auml;digung f&uuml;r eine derartige Kapitulation wird der Pforte die "so schleunig als m&ouml;glich stattfindende R&auml;umung der Donauf&uuml;rstent&uuml;mer", deren Besetzung Lord Clanricarde als "Piratenst&uuml;ck" bezeichnete, versprochen und zugesichert, da&szlig; die Pr&auml;ambel des Vertrags vom 13. Juli 1841, die sich als ein so zuverl&auml;ssiger Schutz gegen Ru&szlig;land erwiesen hat, f&ouml;rmlich bekr&auml;ftigt werden soll.</P>
<P>Obgleich die abgrundtiefe Niedertracht dieser j&auml;mmerlichen "M&auml;chte" ihren H&ouml;hepunkt erreichte, als sie die Pforte einige Tage nach Sinope zwangen, Verhandlungen auf solcher Grundlage zu f&uuml;hren, werden sie auf diese hinterh&auml;ltige Art nicht aus ihrer heiklen Situation herauskommen. Der Zar ist schon zu weit gegangen, um auch nur den Anschein zuzulassen, da&szlig; das von ihm beanspruchte alleinige Protektorat &uuml;ber die christlichen Untertanen der T&uuml;rkei durch ein europ&auml;isches ersetzt wird, und wir sind bereits durch den Wiener Korrespondenten der "Times" unterrichtet, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"&Ouml;sterreich angefragt hat, ob der russische Hof Einw&auml;nde gegen ein europ&auml;isches Protektorat &uuml;ber die Christen in der T&uuml;rkei erheben w&uuml;rde. Die in entschiedenstem Ton gehaltene Antwort besagte, da&szlig; Ru&szlig;land keiner anderen Macht gestatten werde, sich in Fragen der griechisch-orthodoxen Kirche einzumischen. Ru&szlig;land habe Vertr&auml;ge mit der Pforte und werde diese Frage mit ihr allein regeln."</P>
</FONT><P>Auch im "Standard" lesen wir, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"Nikolaus nicht gewillt ist, einen Vorschlag anzunehmen, der nicht direkt vom t&uuml;rkischen Herrscher kommt; damit lehnt er jegliches Recht der europ&auml;ischen M&auml;chte auf Vermittlung oder Einmischung ab und f&uuml;gt jenen M&auml;chten eine Beleidigung zu, die niemand als unverdient betrachten kann."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S12">&lt;12&gt;</A></B> Die einzige wichtige Stelle im Zirkular des Herrn Drouyn de Lhuys ist die Bekanntgabe, da&szlig; die vereinigten Flotten ins Schwarze Meer auslaufen und beabsichtigen,</P>
<FONT SIZE=2><P>"ihre Bewegungen in einer Weise zu kombinieren, welche verhindern soll, da&szlig; das Territorium oder die Flagge der T&uuml;rkei neuerdings den Angriffen der russischen Streitkr&auml;fte zur See ausgesetzt sei".</P>
</FONT><P>Non bis in idem. &lt;Man richtet nicht zweimal &uuml;ber dasselbe Vergehen.&gt; La moutarde apr&egrave;s la viande. &lt;Da kommt der Mostrich nach dem Essen.&gt; Der gestrige "Morning Chronicle" ver&ouml;ffentlichte eine Depesche seines Korrespondenten in Konstantinopel vom 30. Dezember, in der mitgeteilt wird, da&szlig; die vereinigten Flotten ins Schwarze Meer eingelaufen seien.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Vermutlich laufen die Flotten ins Schwarze Meer nur ein", schreibt die "Daily News, "um das zu tun, was sie im Bosporus getan haben - n&auml;mlich nichts."</P>
</FONT><P>Der "Press" zufolge</P>
<FONT SIZE=2><P>"sind bereits Befehle an jeweils ein Schiff der englischen und der franz&ouml;sischen Flotte ergangen, ins Schwarze Meer einzulaufen und sich unter der wei&szlig;en Flagge nach Sewastopol zu begeben. Dort sollen sie dann dem russischen Admiral bekanntgeben, da&szlig; man sofort das Feuer gegen ihn er&ouml;ffnen werde, falls er den Hafen von Sewastopol verlasse."</P>
</FONT><P>Obwohl die russische Flotte in dieser nicht gerade sehr g&uuml;nstigen Jahreszeit und nach ihrer ruhmreichen Heldentat von Sinope absolut keinen Grund hat, sich in das Schwarze Meer zu begeben, wird der Zar es England und Frankreich nicht erlauben, ihn, und sei es auch nur zeitweilig, aus den Gew&auml;ssern zu dr&auml;ngen, von denen er sie seit 1833 stets fernzuhalten vermochte. Sein Prestige w&auml;re dahin, w&uuml;rde er diese Nachricht nicht mit einer Kriegserkl&auml;rung beantworten.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Eine russische Kriegserkl&auml;rung an Frankreich und England", hei&szlig;t es in der "Neuen Preu&szlig;ischen Zeitung", "ist wahrscheinlicher als ein baldiger Frieden zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei."</P>
</FONT><P>In Newry (Ulster) wurde ein gro&szlig;es Meeting &uuml;ber den durch nichts herausgeforderten &Uuml;berfall Ru&szlig;lands auf die T&uuml;rkei abgehalten. Ich bin erfreut, durch Herrn Urquharts freundliche &Uuml;bersendung des Berichts aus Newry Ihren Lesern die bemerkenswertesten Stellen aus der Rede dieses Herrn &uuml;bermitteln zu k&ouml;nnen. Da ich schon verschiedentlich meine eigenen Ansichten zur orientalischen Frage dargelegt habe, brauche ich nicht mehr <A NAME="S13"><B>&lt;13&gt;</A></B> jene Punkte hervorzuheben, in denen ich mich nicht mit Herrn Urquhart einverstanden erkl&auml;ren kann. Ich m&ouml;chte lediglich darauf hinweisen, da&szlig; die folgende Nachricht seine Ansichten best&auml;tigt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Bauern der Kleinen Walachei haben sich mit Unterst&uuml;tzung des walachischen Milit&auml;rs gegen die Russen erhoben. Das ganze Land in der Umgegend von Kalafat und entlang des linken Donauufers ist in Bewegung. Die russischen Beamten haben Turmal verlassen.</P>
</FONT><P>Nach einigen einleitenden Bemerkungen f&uuml;hrte Urquhart aus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In den Fragen, die unsere ernstesten Belange gegen&uuml;ber anderen Staaten und unsere Beziehungen zu ihnen ber&uuml;hren, gibt es weder eine gesetzliche Beschr&auml;nkung noch eine systematische Lenkung, gibt es keine Verantwortlichkeit gegen&uuml;ber der Nation, keine Strafen f&uuml;r die Unterlassung einer Pflicht oder f&uuml;r das Begehen eines Verbrechens; ihr seid jeder M&ouml;glichkeit konstitutioneller Einwirkung vollst&auml;ndig beraubt, weil ihr entweder in Unwissenheit gehalten oder falsch informiert werdet. Dieses System ist also dazu bestimmt, die Nation irrezuf&uuml;hren die Regierung zu korrumpieren und den Staat zu gef&auml;hrden. Indessen seid ihr gegen eine Regierung, die &auml;u&szlig;erst raffiniert und mit Methode vorgeht, die &auml;u&szlig;erst feindselig auftritt und gewissenlos ist und die sich ihren Weg zu jener die Welt bedrohenden Vormachtstellung mit Hilfe gerade der Regierungen gebahnt hat, auf deren Sturz sie jetzt hinarbeitet - und hierin liegt die Besonderheit unserer Lage, wie dies ehedem auch in Athen gewesen -, da&szlig; n&auml;mlich Ru&szlig;land die Hauptmittel seiner Gr&ouml;&szlig;e im Herzen jenes Staates gefunden oder geschaffen hat, dessen &ouml;ffentliche Organe sich seiner Politik am meisten widersetzten. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb England in derartigen Dingen ein Schandmal der Unwissenheit darstellt. Die Vereinigten Staaten haben einen Pr&auml;sidenten, der die der Krone eigenen Hoheitsrechte aus&uuml;bt, einen Senat, der die Exekutivgewalt kontrolliert und von vornherein &uuml;ber ihre Handlungen informiert ist." ("H&ouml;rt, h&ouml;rt!" Beifall.) "In Frankreich hat es zur Untersuchung der Staatsgesch&auml;fte wiederholt Parlamentskommissionen gegeben, die sich Dokumente vorlegen lie&szlig;en und den Minister des Ausw&auml;rtigen zur Befragung vor luden. Auch ist dort die Nation, wenigstens ihrer Information entsprechend, wachsam und ebenso die Regierung; denn an solchen Dingen h&auml;ngt die Existenz von Ministerien und Dynastien. In &Ouml;sterreich gibt es wenigstens einen Monarchen, der vom Vorgehen seiner Untergebenen unterrichtet ist. In der T&uuml;rkei und in Ru&szlig;land seht ihr, wie in dem einen Land die Meinung des Volkes die Regierung dr&auml;ngt und in dem anderen die Regierung den Willen der Nation verk&ouml;rpert. So bleibt allein England mit einer Krone ohne Autorit&auml;t, einer Regierung ohne System, einem Parlament ohne Kontrolle und einer Nation in Unwissenheit." ("H&ouml;rt, h&ouml;rt!") "Wenn wir unsere Aufmerksamkeit nun wieder der gegenw&auml;rtigen Lage, den vor uns liegenden Tatsachen zuwenden, so mu&szlig; ich zun&auml;chst darauf hinweisen - und das ist der springende Punkt -, da&szlig; Ru&szlig;land nicht die Macht hat, seine Drohungen zu verwirklichen, und da&szlig; es lediglich mit der M&ouml;glichkeit gerechnet hat, euch in unbegr&uuml;ndetem Schrecken zu halten, da&szlig; es absolut nicht die Absicht hatte, <A NAME="S14"><B>&lt;14&gt;</A></B> gegen die T&uuml;rkei Krieg zu f&uuml;hren, da&szlig; es garnicht die Mittel hierf&uuml;r hat, da&szlig; es auf ein derartiges Unternehmen nicht einmal vorbereitet ist, da&szlig; es damit gerechnet hat, ihr w&uuml;rdet die T&uuml;rkei in Schach halten, damit es ihre Provinzen besetzen kann, und da&szlig; es weiter hofft, ihr w&uuml;rdet diesen Staat zwingen, Ru&szlig;lands anma&szlig;enden Forderungen, die den Zerfall des Ottomanischen Reiches herbeif&uuml;hren sollen, nachzugeben." ("H&ouml;rt, h&ouml;rt!") "Mit Hilfe eures Gesandten in Konstantinopel und eures Geschwaders im Bosporus ist Ru&szlig;land dabei, seine Ziele zu verwirklichen. Und hier mu&szlig; ich auf eine Behauptung meines tapferen Freundes, des Obersten Chesney, hinweisen und gleichzeitig etwas erg&auml;nzen, was er ausgelassen hat. Er erkl&auml;rte, da&szlig; die T&uuml;rkei - wie die Dinge vor dem &Uuml;berschreiten des Pruth standen - Ru&szlig;land mehr als nur gewachsen war; aber er erw&auml;hnte nichts von der hohen Achtung, die er den milit&auml;rischen F&auml;higkeiten der T&uuml;rken zollt und auch s
<P>'Wenn England und Frankreich sich nicht einmischen, wird die T&uuml;rkei siegen. Wenn dagegen die Westm&auml;chte in ihrer t&ouml;richten Unterw&uuml;rfigkeit sich des "Vermittelns" oder des Einmischens in die orientalischen Angelegenheiten nicht enthalten k&ouml;nnen, so ist die T&uuml;rkei verloren, und die allgemeine Herrschaft der Moskauer Kosaken wird bald die Geschicke dieser Welt lenken! Und wie edel ist bislang die Stellung und Haltung der armen T&uuml;rkei gewesen - trotz aller diplomatischen Unterschlagungen und obwohl sie eine Bande von M&ouml;rdern f&uuml;r ihre Freunde hielt. Die Dinge sehen tats&auml;chlich finster aus! Ich habe st&uuml;ndlich erwartet, da&szlig; die alliierten Flotten die Hauptstadt der T&uuml;rkei beschie&szlig;en, um ihren heroischen Geist zu brechen und sie zu entehrender Unterwerfung zu zwingen. Die T&uuml;rken k&ouml;nnen wahrlich sagen: "Longa est injuria, longae ambages, sed summa sequor fastigia rerum!" &lt;" Lang w&auml;hrt das Unrecht, lang die Ungewi&szlig;heit, doch ich strebe nach den h&ouml;chsten Gipfeln der Dinge!" (Vergil, "Aeneis", I, Vers 341-342.)&gt; Welch einen Kontrast bildet ihr gegenw&auml;rtiges Verhalten zu dem Englands in &auml;hnlichen Situationen! Sie "f&uuml;hren Krieg" - England betreibt Piraterie. Man erinnere sich nur der "Deklaration von Lima", des Einfalls in Afghanistan, der Beschie&szlig;ung Kopenhagens und der Schlacht bei Navarino, und dann bedenke man, in welcher Lage sich die T&uuml;rkei augenblicklich befindet - gedem&uuml;tigt und bedroht, sogar &uuml;berfallen und provoziert von der "zivilisierten Welt"; sie bleibt inmitten all dieser Heimsuchungen ruhig und verst&auml;ndig, fest und entschlossen, dennoch gelassen.'</P>
<B><P><A NAME="S19">&lt;19&gt;</A></B> Ihr k&ouml;nnt hieraus den Schlu&szlig; ziehen, da&szlig; jene Personen in den h&ouml;chsten Stellungen vergeblich schmachten m&ouml;gen nach dem Privileg, das mir eure Nachsicht gew&auml;hrt und das mir erlaubt, meiner Entr&uuml;stung Luft zu machen, und mir Gelegenheit gibt, vor kommenden Ereignissen zu warnen. Gestattet mir denn, euch die Lage zu schildern. in der ihr euch befindet. Britannien zeigt zwei Gesichter - zu Hause ist es ein Schwachsinniger und im Ausland ein Wahnsinniger, ein bewaffneter Wahnsinniger, der sein eigenes Leben und das anderer gef&auml;hrdet. Ihr seid das nicht einzeln genommen, jedoch in der Gesamtheit. R&uuml;ttelt also euren individuellen Verstand wach und unterdr&uuml;ckt den gemeinsamen Wahnsinn, bis ihr das zerr&uuml;ttete Hirn kurieren k&ouml;nnt - dieses System, das die Ursache des ganzen &Uuml;bels ist." (Lauter und anhaltender Beifall.)</P>
</FONT><P>Ich m&ouml;chte Herrn Urquharts Rede hinzuf&uuml;gen, da&szlig; Lord Palmerstons j&uuml;ngster coup d'&eacute;clat &lt;aufsehenerregender Streich&gt; und die Gunst des Volkes ihn zum Premierminister, wenn nicht dem Namen, so doch der Sache nach, gemacht haben.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
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