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<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
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<TITLE>Karl Marx/Friedrich Engels - [Die Westmächte und die Türkei]</TITLE>
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<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 9-19<BR>
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Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
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</FONT><H2>Karl Marx</H2>
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<H1>[Die Westmächte und die Türkei]</H1>
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<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</FONT> </P>
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<P><HR></P>
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<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3988 vom 28. Januar 1854]</P>
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</FONT><B><P><A NAME="S9"><9></A></B> London, Dienstag, 10. Januar 1854.</P>
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<P>Die Beschuldigung gegen Szemere, er habe den Ort verraten, an dem die ungarische Krone verborgen war, wurde zuerst von dem Wiener "Soldatenfreund", dem anerkannten Organ der österreichischen Polizei, erhoben, und dies allein müßte genügen, um die Falschheit der Anklage zu beweisen. Es ist bei der Polizei nicht üblich, die eigenen Komplizen freiwillig anzuzeigen; vielmehr gehört es zu ihren gewohnten Winkelzügen, den Verdacht auf die Unschuldigen zu lenken, um die wirklich Schuldigen zu decken. Ein Mann von dem Ansehen und dem Einfluß Szemeres wäre wohl der letzte, den die österreichische Polizei aus freien Stücken geopfert hätte, wenn es ihr gelungen wäre, sich seine Mitarbeit zu sichern. Falls - was keineswegs unwahrscheinlich ist - das Geheimnis nicht durch die Indiskretion eines der Parteigänger Kossuths verraten wurde, so kann ich nur den Grafen K. Batthyány, der jetzt in Paris lebt, des Verrats verdächtigen. Er war einer der sehr wenigen, die um das Versteck wußten, in dem die königlichen Insignien verborgen waren, und er ist der einzige unter ihnen, der den Wiener Hof um <I>Amnestie </I>ersucht hat. Letzteres, so vermute ich mit gutem Grund, wird er nicht leugnen.</P>
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<P>Lord Hardinge, der britische Oberbefehlshaber, ist bewogen worden, sein Abschiedsgesuch zurückzuziehen. Über den Herzog von Norfolk hat sich, wie uns der Korrespondent der "Dublin Evening Mail" unterrichtet, </P>
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<FONT SIZE=2><P>"einiger Hofklatsch verbreitet. Ein gewisser edler Herzog, der am Hofe ein Amt und die höchste erbliche Feudalwürde im Staate innehat, machte, wie es heißt, etwas zu freien Gebrauch von dem Champagner an der königlichen Tafel. wonach er im Speisesaal sein höchst edles Gleichgewicht verlor und Ihre Majestät selbst in die Katastrophe verwickelte. Dieses störende contretemps <Ärgernis> führte zum Rücktritt des edlen Herzogs und zur Ernennung von Earl Spencer zum königlichen Oberhofmeister."</P>
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</FONT><B><P><A NAME="S10"><10></A> </B>Herr Sadleir, der Makler der Irischen Brigade, hat erneut um Rücktritt von seinem Ministerposten ersucht, der diesmal von Lord Aberdeen angenommen wurde. Seine Position war unhaltbar geworden nach den öffentlichen Enthüllungen vor einem irischen Gerichtshof über die skandalösen Mittel, mit denen er es fertiggebracht hatte, ins Parlament zu gelangen. Der Einfluß des Kabinetts aller Talente über die Irische Brigade wird durch diesen peinlichen Vorfall nicht gerade verstärkt.</P>
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<P>Die Brotunruhen am Freitag und Sonnabend in Crediton, Devonshire, waren gleichsam eine Antwort des Volkes auf die enthusiastischen Schilderungen des Wohlstands, mit denen die ministeriellen und Freihandelsblätter ihre Leser zum Ausgang des Jahres 1853 unterhalten zu können geglaubt hatten.</P>
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<P>Die "Patrie" berichtet aus Trapezunt, das Volk sei, als der russische Geschäftsträger in Teheran die Entlassung von zwei der populärsten Minister des Schahs von Persien verlangt habe, in Erregung geraten, und der Befehlshaber der Garde habe erklärt, er könne nicht für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe einstehen, falls man dieser Forderung nachgäbe. Diesem Bericht zufolge veranlaßte die Furcht vor einem Ausbruch des Volkszorns gegen Rußland den Schah, seine Beziehungen zum Geschäftsträger Englands wiederaufzunehmen.</P>
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<P>Zu der Unmenge veröffentlichter diplomatischer Schriftstücke kommen jetzt noch eine <I>Note der vier Mächte </I>vom 12. Dezember hinzu, die von den jeweiligen Gesandten in Konstantinopel gemeinsam an die Pforte gerichtet ist, sowie ein neues Zirkular von Drouyn de Lhuys an die französischen diplomatischen Vertreter vom 30. Dezember aus Paris. Bei sorgsamer Durchsicht der Note der vier Mächte verstehen wir, weshalb in Konstantinopel eine solch außergewöhnliche Erregung herrschte, als die Annahme der Note durch die Pforte bekannt wurde, weshalb die Aufstandsbewegung vom 21. entstand und weshalb das türkische Ministerium feierlich verkünden mußte, daß die Kriegsoperationen durch die erneuten Friedensverhandlungen weder unterbrochen noch beeinträchtigt würden. Genau neun Tage nachdem die Nachricht von dem verräterischen und feigen Gemetzel in Sinope Konstantinopel erreicht und im ganzen Ottomanischen Reich einen einzigen furchtbaren Racheschrei ausgelöst hatte, fordern die vier Mächte die Pforte kaltblütig auf - und die Gesandten Großbritanniens und Frankreichs zwingen sie sogar -, Verhandlungen mit dem Zaren auf der Grundlage aufzunehmen, daß alle <I>alten Verträge erneuert werden sollen</I>; daß die Fermane über die geistlichen Privilegien, die der Sultan seinen christlichen Untertanen gewährt hatte, von neuen Zusicherungen begleitet sein sollen, die jeder <A NAME="S11"><B><11></A></B> dieser Mächte, folglich auch dem Zaren, gegeben werden; daß die Pforte einen Bevollmächtigten ernennen soll, um einen Waffenstillstand abzuschließen; daß sie Rußland erlauben soll, eine Kirche und ein Hospital in Jerusalem zu errichten, und daß sie sich gegenüber den Mächten, folglich auch dem Zaren, verpflichten soll, ihr inneres Verwaltungssystem zu verbessern. Die Pforte soll nicht nur keine Entschädigung für die schweren Verluste erhalten, die sie durch die Piratenstreiche des Moskowiters erlitten hat; all die Ketten, an denen Rußland die Türkei ein Vierteljahrhundert lang hat tanzen lassen, sollen nicht nur neu geschmiedet, sondern der Gefangene soll auch noch strenger als bisher gehalten werden; die Pforte soll sich in die Gewalt des Autokraten begeben, indem sie ihm demütig die Fermane über die geistlichen Privilegien ihrer christlichen Untertanen garantiert und sich ihm gegenüber hinsichtlich ihres inneren Verwaltungssystems verpflichtet. Damit würde sie dem Zaren gleichzeitig das religiöse Protektorat wie auch die Kontrolle über ihre Zivilverwaltung ausliefern. Als Entschädigung für eine derartige Kapitulation wird der Pforte die "so schleunig als möglich stattfindende Räumung der Donaufürstentümer", deren Besetzung Lord Clanricarde als "Piratenstück" bezeichnete, versprochen und zugesichert, daß die Präambel des Vertrags vom 13. Juli 1841, die sich als ein so zuverlässiger Schutz gegen Rußland erwiesen hat, förmlich bekräftigt werden soll.</P>
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<P>Obgleich die abgrundtiefe Niedertracht dieser jämmerlichen "Mächte" ihren Höhepunkt erreichte, als sie die Pforte einige Tage nach Sinope zwangen, Verhandlungen auf solcher Grundlage zu führen, werden sie auf diese hinterhältige Art nicht aus ihrer heiklen Situation herauskommen. Der Zar ist schon zu weit gegangen, um auch nur den Anschein zuzulassen, daß das von ihm beanspruchte alleinige Protektorat über die christlichen Untertanen der Türkei durch ein europäisches ersetzt wird, und wir sind bereits durch den Wiener Korrespondenten der "Times" unterrichtet, daß</P>
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<FONT SIZE=2><P>"Österreich angefragt hat, ob der russische Hof Einwände gegen ein europäisches Protektorat über die Christen in der Türkei erheben würde. Die in entschiedenstem Ton gehaltene Antwort besagte, daß Rußland keiner anderen Macht gestatten werde, sich in Fragen der griechisch-orthodoxen Kirche einzumischen. Rußland habe Verträge mit der Pforte und werde diese Frage mit ihr allein regeln."</P>
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</FONT><P>Auch im "Standard" lesen wir, daß</P>
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<FONT SIZE=2><P>"Nikolaus nicht gewillt ist, einen Vorschlag anzunehmen, der nicht direkt vom türkischen Herrscher kommt; damit lehnt er jegliches Recht der europäischen Mächte auf Vermittlung oder Einmischung ab und fügt jenen Mächten eine Beleidigung zu, die niemand als unverdient betrachten kann."</P>
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</FONT><B><P><A NAME="S12"><12></A></B> Die einzige wichtige Stelle im Zirkular des Herrn Drouyn de Lhuys ist die Bekanntgabe, daß die vereinigten Flotten ins Schwarze Meer auslaufen und beabsichtigen,</P>
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<FONT SIZE=2><P>"ihre Bewegungen in einer Weise zu kombinieren, welche verhindern soll, daß das Territorium oder die Flagge der Türkei neuerdings den Angriffen der russischen Streitkräfte zur See ausgesetzt sei".</P>
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</FONT><P>Non bis in idem. <Man richtet nicht zweimal über dasselbe Vergehen.> La moutarde après la viande. <Da kommt der Mostrich nach dem Essen.> Der gestrige "Morning Chronicle" veröffentlichte eine Depesche seines Korrespondenten in Konstantinopel vom 30. Dezember, in der mitgeteilt wird, daß die vereinigten Flotten ins Schwarze Meer eingelaufen seien.</P>
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<FONT SIZE=2><P>"Vermutlich laufen die Flotten ins Schwarze Meer nur ein", schreibt die "Daily News, "um das zu tun, was sie im Bosporus getan haben - nämlich nichts."</P>
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</FONT><P>Der "Press" zufolge</P>
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<FONT SIZE=2><P>"sind bereits Befehle an jeweils ein Schiff der englischen und der französischen Flotte ergangen, ins Schwarze Meer einzulaufen und sich unter der weißen Flagge nach Sewastopol zu begeben. Dort sollen sie dann dem russischen Admiral bekanntgeben, daß man sofort das Feuer gegen ihn eröffnen werde, falls er den Hafen von Sewastopol verlasse."</P>
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</FONT><P>Obwohl die russische Flotte in dieser nicht gerade sehr günstigen Jahreszeit und nach ihrer ruhmreichen Heldentat von Sinope absolut keinen Grund hat, sich in das Schwarze Meer zu begeben, wird der Zar es England und Frankreich nicht erlauben, ihn, und sei es auch nur zeitweilig, aus den Gewässern zu drängen, von denen er sie seit 1833 stets fernzuhalten vermochte. Sein Prestige wäre dahin, würde er diese Nachricht nicht mit einer Kriegserklärung beantworten.</P>
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<FONT SIZE=2><P>"Eine russische Kriegserklärung an Frankreich und England", heißt es in der "Neuen Preußischen Zeitung", "ist wahrscheinlicher als ein baldiger Frieden zwischen Rußland und der Türkei."</P>
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</FONT><P>In Newry (Ulster) wurde ein großes Meeting über den durch nichts herausgeforderten Überfall Rußlands auf die Türkei abgehalten. Ich bin erfreut, durch Herrn Urquharts freundliche Übersendung des Berichts aus Newry Ihren Lesern die bemerkenswertesten Stellen aus der Rede dieses Herrn übermitteln zu können. Da ich schon verschiedentlich meine eigenen Ansichten zur orientalischen Frage dargelegt habe, brauche ich nicht mehr <A NAME="S13"><B><13></A></B> jene Punkte hervorzuheben, in denen ich mich nicht mit Herrn Urquhart einverstanden erklären kann. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß die folgende Nachricht seine Ansichten bestätigt:</P>
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<FONT SIZE=2><P>"Die Bauern der Kleinen Walachei haben sich mit Unterstützung des walachischen Militärs gegen die Russen erhoben. Das ganze Land in der Umgegend von Kalafat und entlang des linken Donauufers ist in Bewegung. Die russischen Beamten haben Turmal verlassen.</P>
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</FONT><P>Nach einigen einleitenden Bemerkungen führte Urquhart aus:</P>
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<FONT SIZE=2><P>"In den Fragen, die unsere ernstesten Belange gegenüber anderen Staaten und unsere Beziehungen zu ihnen berühren, gibt es weder eine gesetzliche Beschränkung noch eine systematische Lenkung, gibt es keine Verantwortlichkeit gegenüber der Nation, keine Strafen für die Unterlassung einer Pflicht oder für das Begehen eines Verbrechens; ihr seid jeder Möglichkeit konstitutioneller Einwirkung vollständig beraubt, weil ihr entweder in Unwissenheit gehalten oder falsch informiert werdet. Dieses System ist also dazu bestimmt, die Nation irrezuführen die Regierung zu korrumpieren und den Staat zu gefährden. Indessen seid ihr gegen eine Regierung, die äußerst raffiniert und mit Methode vorgeht, die äußerst feindselig auftritt und gewissenlos ist und die sich ihren Weg zu jener die Welt bedrohenden Vormachtstellung mit Hilfe gerade der Regierungen gebahnt hat, auf deren Sturz sie jetzt hinarbeitet - und hierin liegt die Besonderheit unserer Lage, wie dies ehedem auch in Athen gewesen -, daß nämlich Rußland die Hauptmittel seiner Größe im Herzen jenes Staates gefunden oder geschaffen hat, dessen öffentliche Organe sich seiner Politik am meisten widersetzten. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb England in derartigen Dingen ein Schandmal der Unwissenheit darstellt. Die Vereinigten Staaten haben einen Präsidenten, der die der Krone eigenen Hoheitsrechte ausübt, einen Senat, der die Exekutivgewalt kontrolliert und von vornherein über ihre Handlungen informiert ist." ("Hört, hört!" Beifall.) "In Frankreich hat es zur Untersuchung der Staatsgeschäfte wiederholt Parlamentskommissionen gegeben, die sich Dokumente vorlegen ließen und den Minister des Auswärtigen zur Befragung vor luden. Auch ist dort die Nation, wenigstens ihrer Information entsprechend, wachsam und ebenso die Regierung; denn an solchen Dingen hängt die Existenz von Ministerien und Dynastien. In Österreich gibt es wenigstens einen Monarchen, der vom Vorgehen seiner Untergebenen unterrichtet ist. In der Türkei und in Rußland seht ihr, wie in dem einen Land die Meinung des Volkes die Regierung drängt und in dem anderen die Regierung den Willen der Nation verkörpert. So bleibt allein England mit einer Krone ohne Autorität, einer Regierung ohne System, einem Parlament ohne Kontrolle und einer Nation in Unwissenheit." ("Hört, hört!") "Wenn wir unsere Aufmerksamkeit nun wieder der gegenwärtigen Lage, den vor uns liegenden Tatsachen zuwenden, so muß ich zunächst darauf hinweisen - und das ist der springende Punkt -, daß Rußland nicht die Macht hat, seine Drohungen zu verwirklichen, und daß es lediglich mit der Möglichkeit gerechnet hat, euch in unbegründetem Schrecken zu halten, daß es absolut nicht die Absicht hatte, <A NAME="S14"><B><14></A></B> gegen die Türkei Krieg zu führen, daß es garnicht die Mittel hierfür hat, daß es auf ein derartiges Unternehmen nicht einmal vorbereitet ist, daß es damit gerechnet hat, ihr würdet die Türkei in Schach halten, damit es ihre Provinzen besetzen kann, und daß es weiter hofft, ihr würdet diesen Staat zwingen, Rußlands anmaßenden Forderungen, die den Zerfall des Ottomanischen Reiches herbeiführen sollen, nachzugeben." ("Hört, hört!") "Mit Hilfe eures Gesandten in Konstantinopel und eures Geschwaders im Bosporus ist Rußland dabei, seine Ziele zu verwirklichen. Und hier muß ich auf eine Behauptung meines tapferen Freundes, des Obersten Chesney, hinweisen und gleichzeitig etwas ergänzen, was er ausgelassen hat. Er erklärte, daß die Türkei - wie die Dinge vor dem Überschreiten des Pruth standen - Rußland mehr als nur gewachsen war; aber er erwähnte nichts von der hohen Achtung, die er den militärischen Fähigkeiten der Türken zollt und auch s
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<P>'Wenn England und Frankreich sich nicht einmischen, wird die Türkei siegen. Wenn dagegen die Westmächte in ihrer törichten Unterwürfigkeit sich des "Vermittelns" oder des Einmischens in die orientalischen Angelegenheiten nicht enthalten können, so ist die Türkei verloren, und die allgemeine Herrschaft der Moskauer Kosaken wird bald die Geschicke dieser Welt lenken! Und wie edel ist bislang die Stellung und Haltung der armen Türkei gewesen - trotz aller diplomatischen Unterschlagungen und obwohl sie eine Bande von Mördern für ihre Freunde hielt. Die Dinge sehen tatsächlich finster aus! Ich habe stündlich erwartet, daß die alliierten Flotten die Hauptstadt der Türkei beschießen, um ihren heroischen Geist zu brechen und sie zu entehrender Unterwerfung zu zwingen. Die Türken können wahrlich sagen: "Longa est injuria, longae ambages, sed summa sequor fastigia rerum!" <" Lang währt das Unrecht, lang die Ungewißheit, doch ich strebe nach den höchsten Gipfeln der Dinge!" (Vergil, "Aeneis", I, Vers 341-342.)> Welch einen Kontrast bildet ihr gegenwärtiges Verhalten zu dem Englands in ähnlichen Situationen! Sie "führen Krieg" - England betreibt Piraterie. Man erinnere sich nur der "Deklaration von Lima", des Einfalls in Afghanistan, der Beschießung Kopenhagens und der Schlacht bei Navarino, und dann bedenke man, in welcher Lage sich die Türkei augenblicklich befindet - gedemütigt und bedroht, sogar überfallen und provoziert von der "zivilisierten Welt"; sie bleibt inmitten all dieser Heimsuchungen ruhig und verständig, fest und entschlossen, dennoch gelassen.'</P>
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<B><P><A NAME="S19"><19></A></B> Ihr könnt hieraus den Schluß ziehen, daß jene Personen in den höchsten Stellungen vergeblich schmachten mögen nach dem Privileg, das mir eure Nachsicht gewährt und das mir erlaubt, meiner Entrüstung Luft zu machen, und mir Gelegenheit gibt, vor kommenden Ereignissen zu warnen. Gestattet mir denn, euch die Lage zu schildern. in der ihr euch befindet. Britannien zeigt zwei Gesichter - zu Hause ist es ein Schwachsinniger und im Ausland ein Wahnsinniger, ein bewaffneter Wahnsinniger, der sein eigenes Leben und das anderer gefährdet. Ihr seid das nicht einzeln genommen, jedoch in der Gesamtheit. Rüttelt also euren individuellen Verstand wach und unterdrückt den gemeinsamen Wahnsinn, bis ihr das zerrüttete Hirn kurieren könnt - dieses System, das die Ursache des ganzen Übels ist." (Lauter und anhaltender Beifall.)</P>
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</FONT><P>Ich möchte Herrn Urquharts Rede hinzufügen, daß Lord Palmerstons jüngster coup d'éclat <aufsehenerregender Streich> und die Gunst des Volkes ihn zum Premierminister, wenn nicht dem Namen, so doch der Sache nach, gemacht haben.</P>
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<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
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