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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Die Schalcht von Montebello</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 350-352.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 04.08.1998</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>Die Schlacht von Montebello</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben um den 24. Mai 1859.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5659 vom 16. Juni 1859, Leitartikel]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S350">&lt;350&gt;</A></B> Die Post, die mit der "Africa" eingetroffen ist, vergr&ouml;&szlig;ert kaum unser bisheriges Wissen &uuml;ber diese ber&uuml;hmte Schlacht, von der die bonapartistische Presse beiderseits des Atlantiks so viel Wesens gemacht hat. Von Gyulays Bericht haben wir bis jetzt nur einen kurzen telegraphischen Auszug, und die meisten franz&ouml;sischen und sardinischen Darstellungen sind lediglich Turiner und Pariser Geschw&auml;tz und k&ouml;nnen nur geringe Anspr&uuml;che auf Genauigkeit erheben, da sie noch nicht einmal die Nummern der beteiligten Regimenter richtig angeben. Dieser Mangel wird zwar einigerma&szlig;en ausgeglichen durch General Foreys Bericht, den wir durch die "City of Washington" am Montag abend erhielten, aber Forey vermeidet es, die St&auml;rke oder die Verluste der &Ouml;sterreicher anzugeben. Von Baraguay d'Hilliers erfuhren wir leider gar nichts; sein Bericht w&uuml;rde bestimmt einige unklare Fragen aufhellen, da neben Foreys Division auch Truppen seines Korps eingesetzt waren. W&auml;hrend wir also ausf&uuml;hrlichere und authentischere Nachrichten abwarten, k&ouml;nnen wir doch einige Betrachtungen anstellen, die sich auf ein sorgf&auml;ltiges Studium des gesamten uns vorliegenden Materials st&uuml;tzen und die nicht ohne Wert sein m&ouml;gen. Als die &Ouml;sterreicher die Nachricht erhielten, da&szlig; die Franzosen eine Bewegung auf die Po-Linie, zwischen Pavia und Piacenza, in Erw&auml;gung gezogen h&auml;tten, schlugen sie bei Vaccarizza in der N&auml;he von Pavia eine Br&uuml;cke &uuml;ber den Po. Das Korps von General Stadion wurde hin&uuml;bergeschickt, um die Lage und die Absichten des Feindes zu rekognoszieren. Stadion besetzte die Position der Stradella, einem Engpa&szlig; nahe am Flu&szlig;, wo sich ein Ausl&auml;ufer der Apenninen, &uuml;ber den es keine chaussierten Stra&szlig;en gibt, dem Po n&auml;hert, und schickte drei Brigaden (15 Bataillone mit ungef&auml;hr 18 Gesch&uuml;tzen und vielleicht etwas Kavallerie) <A NAME="S351"><B>&lt;351&gt;</A></B> gegen Voghera. Die &Ouml;sterreicher, die zweifellos starke Abteilungen auf ihrer Marschroute zur&uuml;cklie&szlig;en, um sich den R&uuml;ckzug zu sichern, stie&szlig;en vor Casteggio auf die Vorposten des Feindes, die sie durch diese Stadt und durch das Dorf Montebello trieben. Sie drangen zum n&auml;chsten Dorf, Genestrello, vor, trafen dort aber auf eine Brigade der Division General Foreys (Brigade Beuret, 17. J&auml;gerbataillon, 74. und 84. Linienregiment), und das Gefecht wurde station&auml;r. Zu diesem Zeitpunkt waren offensichtlich nur wenige &ouml;sterreichische Truppen am Kampf beteiligt - ungef&auml;hr eine Brigade. Die Franzosen wurden unverz&uuml;glich durch vier Bataillone der anderen Brigade Foreys verst&auml;rkt (98. Regiment unter Blanchard und ein Bataillon des 91. Linienregiments). Das gab ihnen die zahlenm&auml;&szlig;ige &Uuml;berlegenheit. Beurets Brigade formierte sich zum Angriff, nahm Genestrello und darauf nach hartn&auml;ckigem Kampf Montebello, aber bei Casteggio, jenseits des kleinen Flusses, an dem es liegt, verst&auml;rkten die &Ouml;sterreicher ihren Widerstand. Hier erhielten sie h&ouml;chstwahrscheinlich frischen Nachschub, denn sie trieben die in Unordnung geratenden Franzosen nach Montebello zur&uuml;ck und waren gerade dabei, wieder in das Dorf einzudringen, als sie auf einen Teil der Division General Vinoys, bestehend aus dem 6. J&auml;gerbataillon und dem 52. Linienregiment, stie&szlig;en. Das gab wiederum den Ausschlag zugunsten der Franzosen, und die &Ouml;sterreicher zogen sich wohlgeordnet nach Casteggio zur&uuml;ck, wo sie eine Nachhut lie&szlig;en, bis sie ihre Truppen wieder in Marschordnung gebracht hatten. Nachdem sie so ihren Auftrag erf&uuml;llt und sich vergewissert hatten, wo das Korps Baraguay d'Hilliers (das den &auml;u&szlig;ersten rechten Fl&uuml;gel der Franzosen bildete) stand, zogen sie sich unbel&auml;stigt &uuml;ber den Po zur&uuml;ck, mit der Gewi&szlig;heit, da&szlig; die Alliierten bis dahin nicht die Absicht hatten, auf Piacenza
<P>Die &Ouml;sterreicher k&ouml;nnen nicht mehr als etwa zwei Brigaden auf dem Schlachtfeld gehabt haben, denn mindestens drei Bataillone mu&szlig;ten auf der Stra&szlig;e zur&uuml;ckgelassen werden und weitere zwei waren erforderlich, um zwei Bataillone des franz&ouml;sischen 91. Regiments bei Oriolo abzuwehren, von dem also nur ein Bataillon bei Montebello focht. Von diesen zwei Brigaden oder zehn Bataillonen kann nur ein Teil engagiert gewesen sein, denn der &ouml;sterreichische General, der seine letzten Reserven bei einer Rekognoszierung eingesetzt haben w&uuml;rde, h&auml;tte daf&uuml;r bestimmt einen sehr strengen Verweis erhalten.</P>
<P>Auf franz&ouml;sischer Seite standen drei Regimenter (das 74., 84. und 98.) und ein Linienbataillon (des 91.), au&szlig;erdem ein J&auml;gerbataillon - insgesamt elf Bataillone, die gegen Ende der Schlacht durch zwei Bataillone des 52. und eines der 6. J&auml;ger verst&auml;rkt wurden. So haben wir, alles in allem, f&uuml;nf- <A NAME="S352"><B>&lt;352&gt;</A></B> zehn franz&ouml;sische Bataillone gegen rund zehn &ouml;sterreichische Bataillone, und obwohl diese sicher st&auml;rker waren, war die zahlenm&auml;&szlig;ige &Uuml;berlegenheit dennoch auf franz&ouml;sischer Seite, als der Kampf eine andere Wendung nahm. Au&szlig;erdem sollte man bedenken, da&szlig; die &Ouml;sterreicher nicht so sehr um einen Sieg k&auml;mpften, sondern vielmehr ihre Gegner zwingen wollten, zu zeigen, welche Kr&auml;fte sie an einer bestimmten Stelle zur Verf&uuml;gung hatten. Dieses Ziel hatten sie voll und ganz erreicht. Es ist daher absurd, dieses unbedeutende Gefecht als einen bedeutenden Sieg zu betrachten. Bei solchen riesigen Armeen, wie sie sich jetzt auf den italienischen Ebenen gegen&uuml;berstehen, ist eine Aff&auml;re wie die von Montebello von keiner gr&ouml;&szlig;eren Bedeutung als ein blo&szlig;er Zusammensto&szlig; von Vorposten in Kriegen geringen Ausma&szlig;es. Und wenn dies schon ein Sieg sein soll, wo sind dann seine Fr&uuml;chte? Die Franzosen berichten, da&szlig; sie 40 Verwundete und 60 Unverwundete gefangennahmen; das ist nicht mehr, als sie billigerweise nach einem mehrst&uuml;ndigen Kampf um ein Dorf erwarten konnten. Sie erbeuteten auch einen Munitionswagen und verloren einen. Aber keine Verfolgung, kein Versuch, die Fr&uuml;chte des Sieges zu ernten, obwohl die Franzosen &uuml;ber gen&uuml;gend piemontesische Kavallerie verf&uuml;gten. Die &Ouml;sterreicher erteilten offensichtlich den letzten Schlag und marschierten dann in tadelloser Ordnung und unbel&auml;stigt zur&uuml;ck,</P>
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