emacs.d/clones/www.mlwerke.de/th/1931/th311121.htm

377 lines
23 KiB
HTML
Raw Normal View History

2022-08-25 20:29:11 +02:00
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//w3c//dtd html 4.0 transitional//en">
<HTML>
<HEAD>
<META name="generator" content="HTML Tidy, see www.w3.org">
<META http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=ISO-8859-1">
<LINK rel="stylesheet" type="text/css" href="http://www.mlwerke.de/css/artikel.css">
<TITLE>Ernst Th&auml;lmann: Schmiedet die rote Einheitsfront! (Aufruf des
ZK der KPD, Ende November 1931)</TITLE>
<META name="GENERATOR" content="StarOffice/5.1 (OS/2)">
<META name="CREATED" content="20001023;11451692">
<META name="CHANGED" content="16010101;0">
</HEAD>
<BODY>
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing="0" cellpadding=
"0">
<TR>
<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href=
"../../index.shtml.html"><SMALL>Gesamtverzeichnis "MLWerke"</SMALL></A></TD>
<TD align="center">|</TD>
<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href=
"../default.htm"><SMALL>E. Th&auml;lmann</SMALL></A></TD>
</TR>
</TABLE>
<HR size="1">
<H2>Aufruf des Zentralkomitees (ZK) der KPD:</H2>
<H1>Schmiedet die rote Einheitsfront!<A name="ZAnm1"><A href=
"th311121.htm#Anm1"><SMALL><SUP>&nbsp;Anm1</SUP></SMALL></A></A></H1>
<P><B>29. November 1931</B></P>
<HR size="1">
<FONT size="-1">Zuerst ver&ouml;ffentlicht in <a href="http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/dfg-viewer/?no_cache=1&set[image]=1&set[zoom]=default&set[debug]=0&set[double]=0&set[mets]=http%3A%2F%2Fzefys.staatsbibliothek-berlin.de%2Foai%2F%3Ftx_zefysoai_pi1%255Bidentifier%255D%3D0dc9ae8c-e240-43b7-80e6-cdc6b9f95f9e" target="_blank" title="online bei der SBB (Staatsbibliothek Berlin - Stiftung Preu<65>ischer Kulturbesitz)">&raquo;Die Rote Fahne&laquo;
vom 29.11.1931</a>.<BR>
Dieser Text wurde entnommen: Ernst Th&auml;lmann: Reden und Schriften,
1930-1933, Bd. 1, K&ouml;ln 1975, S. 324-329, worauf auch die Seitenzahlen
verweisen. Der Text in diesem Druck aus den Nachkriegszeit stimmt nicht ganz mit dem <a href="http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/dfg-viewer/?no_cache=1&set[image]=1&set[zoom]=default&set[debug]=0&set[double]=0&set[mets]=http%3A%2F%2Fzefys.staatsbibliothek-berlin.de%2Foai%2F%3Ftx_zefysoai_pi1%255Bidentifier%255D%3D0dc9ae8c-e240-43b7-80e6-cdc6b9f95f9e" target="_blank" title="online bei der SBB (Staatsbibliothek Berlin - Stiftung Preu<65>ischer Kulturbesitz)">Original in "Die Rote Fahne" vom 29. November 1931 <20>berein</a>.</FONT>
<HR size="1">
<P><A name="S324">|324&gt;</A>Der Hungerwinter hat begonnen. Das
herrschende Finanzkapital, die regierende Bourgeoisie f&uuml;hrt neue
Schl&auml;ge gegen das Proletariat, neue Schl&auml;ge gegen alle
Werkt&auml;tigen. Alle Lasten der kapitalistischen Krise, alle B&uuml;rden
der Tributsklaverei, der das deutsche Volk durch die verbrecheri<WBR>sche
Politik der deutschen Bourgeoisie im Bunde mit dem internationalen
Finanzkapital unterworfen ist, werden auf die Schultern der Massen
abge<WBR>w&auml;lzt. Not und Reaktion nehmen ein unertr&auml;gliches
Ma&szlig; an. Die Diktatur der Bourgeoisie wird mit versch&auml;rften
Formen durchgef&uuml;hrt. Die Regie<WBR>rungen Br&uuml;ning-Groener und
Braun-Severing erlassen Woche f&uuml;r Woche neue Notverordnungen.
W&auml;hrend den bankrotten Kapitalisten Hunderte und Tausende von
Millionen Mark aus den Steuergroschen der Werkt&auml;tigen in den
uners&auml;ttlichen Rachen geworfen werden, um ihren gef&auml;hrdeten
Profit zu sichern, werden den Arbeitern die L&ouml;hne abgebaut, den
Erwerbs<WBR>losen die Unterst&uuml;tzung geraubt, den Beamten und
Angestellten die Geh&auml;l<WBR>ter, wird die Schlinge um den Hals des
notleidenden Mittelst&auml;ndlers und des schaffenden Bauern noch fester
zugezogen. Die Hungerpeitsche des Kapitals saust auf alle Schichten der
arbeitenden Bev&ouml;lkerung nieder.</P>
<P>Sollen wir Zahlen des Elends nennen? Ziffern der
Selbstmordstatisti<WBR>ken? Sollen wir die immer k&auml;rglichere
Lohnt&uuml;te des Proleten mit den Di&auml;<WBR>ten der Aufsichtsr&auml;te,
der Generaldirektoren, der Gro&szlig;bankiers und der subventionierten
Gro&szlig;grundbesitzer vergleichen? Sollen wir die hungern<WBR>den nach
Arbeit rufenden Erwerbslosen, das Los ihrer Familien und ihren nach Brot
schreienden Kinder mit den Satten und Reichen der kapitalisti<WBR>schen
Bande vergleichen? Im Deutschland der Notverordnungen spricht die stumme
Not, das nackte Elend der Massen eine viel zu beredte Sprache, als
da&szlig; wir noch dokumentarischer Beweise f&uuml;r diese
Auspl&uuml;nderung der Arbeiterklasse und der Werkt&auml;tigen in Stadt und
Land bed&uuml;rfen. W&auml;hrend die Bourgeoisie immer neue
Hungerma&szlig;nahmen gegen die Massen durch<WBR>f&uuml;hrt und sich dabei
der schrankenlosen Liebesdienste der Sozialdemokra<WBR>tie bedient,
w&auml;hrend im Wirtschaftsbeirat der Br&uuml;ningregierung und ihrer
Braun-Severing-Filiale in Preu&szlig;en die sogenannten
Gewerkschaftsf&uuml;hrer aller Schattierungen eintr&auml;chtig an dem neuen
Raubzug gegen die Arbei<WBR>tenden mitwirken und diese Mitwirkung unter
einigen leeren Phrasen nichts<WBR>sagender Proteste zu verschleiern suchen,
verst&auml;rkt vom anderen Fl&uuml;gel der <A name="S325">|325&gt;</A>
kapitalistischen Front her die Hitlerpartei ihre Bem&uuml;hungen, an der
Knech<WBR>tung und Auspowerung des Volkes &raquo;mitwirken&laquo; zu
d&uuml;rfen.</P>
<P>Der tiefe Verrat der Sozialdemokratie an allen Interessen der Arbeiter
und des werkt&auml;tigen Volkes treibt immer breitere Massen der
entt&auml;uschten Kleinb&uuml;rger, Angestellten, Bauern und auch Teile von
Arbeitern, die bisher im Lager der b&uuml;rgerlichen traditionellen
Parteien standen, in die Reihen der Hitlerpartei. Wenn es keine Kommunisten
und keine Revolution&auml;re Gewerkschaftsopposition g&auml;be, wurden auch
Zehntausende, Hunderttausen<WBR>de der sozialdemokratischen Arbeiter aus
der Mitgliedschaft und Gefolg<WBR>schaft der SPD, dank der Politik der Wels
und Breitscheid, Braun und Severing bei Hitler landen. Es gibt nur eine
Mauer, die diese Arbeiter abh&auml;lt und auff&auml;ngt: die Front des
revolution&auml;ren Klassenkampfes.</P>
<P>Indem die Sozialdemokratie und reformistische
Gewerkschaftsb&uuml;rokratie bei besonderen Gelegenheiten noch immer den
Namen des &raquo;Marxismus&laquo; f&uuml;r ihren Klassenverrat
mi&szlig;brauchen und ihn so sch&auml;nden, treiben sie Wasser auf die
M&uuml;hlen der verlogenen nationalsozialistischen und sonstigen
b&uuml;rger<WBR>lichen Agitation &raquo;gegen den Marxismus&laquo;. Ohne
die SPD g&auml;be es keinen derartigen Aufstieg der Hitlerbewegung in
Deutschland. Ohne das Verbot des Roten Frontk&auml;mpferbundes durch die
Sozialdemokratie g&auml;be es keine Welle des faschistischen Mordterrors,
dem heute bereits nicht nur Kommu<WBR>nisten und ehemalige Mitglieder des
RFB, sondern auch sozialdemokrati<WBR>sche und Reichsbannerarbeiter zum
Opfer fallen. Ohne die Beispiele, die Severing, Grzesinski,
Sch&ouml;nfelder, Z&ouml;rgiebel und alle die anderen mit ihren Presse-,
Demonstrations- und Versammlungsverboten gegeben haben, g&auml;be es keinen
Klagges, den nationalsozialistischen Innenminister von Braun<WBR>schweig,
der es sich leisten kann, auch SPD-Zeitungen zu verbieten. Ohne die
Streikbruchtaktik der reformistischen B&uuml;rokratie, der
sozialdemokrati<WBR>schen ADGB-F&uuml;hrer g&auml;be es keine faschistische
Massenpartei in Deutschland, die sich eine &raquo;sozialistische
Arbeiterpartei!&laquo; nennen und doch ganz offen den Kampf gegen den
Klassenkampf als oberstes Ziel proklamieren und fast ebenso offen ihre
Anh&auml;nger als Streikbruchhorden f&uuml;r die Unternehmer aufmarschieren
lassen kann.</P>
<P>Die Sozialdemokratie erz&auml;hlt stets den Arbeitern, Hitler allein sei
der Faschismus und Br&uuml;ning dagegen sei der letzte Schutzwall der
&raquo;Demokra<WBR>tie&laquo;. Jetzt, nach der Enth&uuml;llung- des
ungeheuerlichen Arbeitermord-, Streikbruch-, Hunger- und Zuchthausprogramms
der Nazis, machen die Reichsbannerf&uuml;hrer Versammlungen mit dem Appell
an die Br&uuml;ning<WBR>regierung: &raquo;Staat greif zu!&laquo; und wollen
damit die Arbeiter bewu&szlig;t t&auml;u<WBR>schen, man k&ouml;nne mit
demselben Br&uuml;ning, der st&auml;ndig mit Hitler
Koali<WBR>tionsverhandlungen f&uuml;hrt, gegen den Faschismus k&auml;mpfen.
Wieder tun die sozialdemokratischen F&uuml;hrer alles, um die Entfaltung
der Massenkraft der sozialdemokratischen Arbeiter in der roten
Einheitsfront des Kampfes, die Entfaltung der eigenen proletarischen
Klassenkraft zu hemmen.</P>
<P><A name="S326">|326&gt;</A> Wir sagen den Arbeitern: Der Faschismus ist
eine Waffe der Ausbeuter. Faschismus und Demokratie sind nur zwei Formen
ein und derselben Sache und diese Sache hei&szlig;t: kapitalistische
Klassenherrschaft, Diktatur der Bourgeoisie!</P>
<P>Die sozialdemokratischen F&uuml;hrer haben sich heute mit einem
bevor<WBR>stehenden Regierungseintritt der Nationalsozialisten als einer
feststehen<WBR>den Tatsache abgefunden. Fast anderthalb Jahre lang hat die
SPD ihre Tolerierungspolitik f&uuml;r Br&uuml;ning vor den Massen mit dem
verlogenen betr&uuml;gerischen &raquo;Argument&laquo; verteidigt, es
g&auml;lte, ein &raquo;kleineres &Uuml;bel&laquo; gegen&uuml;ber dem
Hitlerfaschismus zu unterst&uuml;tzen und dadurch Hitler abzuwehren. Diese
Politik hatte in Wirklichkeit nur den einen Sinn: die Massen vom Kampf
gegen die wirkliche Diktatur der Bourgeoisie, gegen das wirkliche &Uuml;bel
abzuhalten und damit der fortschreitenden Reaktion, die Severing
hie&szlig;, die Br&uuml;ning hie&szlig;, die n&ouml;tige Deckung bei den
Massen zu verschaffen. Br&uuml;ning, Braun und Severing haben regiert --
dank der Sozialdemokratie. Sie haben Notverordnungen &uuml;ber
Notver<WBR>ordnungen erlassen. Sie sind einen Schritt nach dem anderen
weiter im Kurs der Versch&auml;rfung der politischen und sozialen Reaktion
gegangen.</P>
<P>Nun folgt die zweite Etappe dieser Politik des &raquo;kleineren
&Uuml;bels&laquo;. Die SPD-F&uuml;hrer wollen in Deutschland gegen&uuml;ber
Hitler einige Etappen jenes Weges &uuml;berspringen, der den Reformisten
d'Arragona in Italien erst nach Jahren des faschistischen Regimes offen an
die Seite Mussolinis f&uuml;hrte. Abk&uuml;rzen, hei&szlig;t die Parole der
Breitscheid und Wels. Und so verk&uuml;nden, angesichts der wachsenden
Neigung der Bourgeoisie, ihren nationalsoziali<WBR>stischen Handlangern
einige Pl&auml;tze mehr an der Futterkrippe des kapita<WBR>listischen
Staatsapparates einzur&auml;umen, die sozialdemokratischen F&uuml;hrer:
eine Br&uuml;ning-Hitler-Regierung sei immer noch besser als eine
Hitlerregie<WBR>rung allein, immer noch ein &raquo;kleineres
&Uuml;bel&laquo;.</P>
<P>Aber weil die SPD-F&uuml;hrer seit Jahren aus dem Niedergang ihres
Mas<WBR>seneinflusses gelernt haben, da&szlig; sie den Bogen ihrer
arbeiterfeindlichen Politik gegen&uuml;ber den eigenen Anh&auml;ngermassen
zu scharf gespannt haben, soll das neueste Man&ouml;ver mit den
pl&ouml;tzlichen Phrasen der Breitscheid und Co. &uuml;ber
&raquo;Einheitsfront gegen den Faschismus&laquo; verschleiert werden. So
wie im Kriege die moderne Armee ihre Man&ouml;ver, ihre Angriffe unter
einer k&uuml;nstlichen Nebelwand zu verstecken sucht, so treibt es die SPD
bei ihren neuesten Etappen des Arbeiterverrats. Bilden sich die
sozialdemokratischen F&uuml;hrer wirklich ein, die deutschen Arbeiter
h&auml;tten vergessen, was ein sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter
von der Trib&uuml;ne des &raquo;hohen Hauses&laquo; verk&uuml;ndete: Lieber
zehnmal mit Groener, zehnmal mit den Monar<WBR>chisten, zehnmal mit dem
Reichswehrgeneral als einmal mit den Kommuni<WBR>sten!? Bilden sie sich
wirklich ein, die Arbeiter h&auml;tten das sozialdemokra<WBR>tische Wort
des Hamburger Abgeordneten Dahrendorf vergessen: Lieber zehn Nazis als
einen Kommunisten im Pr&auml;sidium der Hamburger B&uuml;rger<WBR>schaft!?
Sie untersch&auml;tzen das Ged&auml;chtnis und den Verstand der
deut<WBR>schen Arbeiter gr&uuml;ndlich.</P>
<P><A name="S327">|327&gt;</A> Wir sagen den Arbeitern: der Faschismus
beginnt nicht, wenn Hitler kommt, er hat l&auml;ngst begonnen. Wir sagen
den Arbeitern, gegen eine zu<WBR>k&uuml;nftige, noch offenere und
skrupellosere Form der kapitalistischen Dik<WBR>tatur kann man nicht
k&auml;mpfen, indem man heute den Kapitalismus schont, toleriert,
unterst&uuml;tzt, sondern indem man in jeder Stunde den Hauptsto&szlig;
gegen die tats&auml;chliche Diktatur der Bourgeoisie und ihre
entscheidenden St&uuml;tzen richtet!</P>
<P>Der freche Betrug der Sozialdemokratie an den Massen entlarvt sich heute
selbst. Anderthalb Jahre Tolerierungspolitik f&uuml;r Br&uuml;ning,
angeblich um Hitler abzuhalten, und was ist der Erfolg? Die Ministersessel
f&uuml;r die Naziminister werden instand gesetzt. So wie die SPD diese
Entwicklung als entscheidende Kraft im Dienste der b&uuml;rgerlichen
Diktatur durch ihre Politik des &raquo;kleineren &Uuml;bels&laquo;
erm&ouml;glichte und herbeif&uuml;hrte, so wird auch bei einer etwa
kommenden Hitlerregierung die Sozialdemokratie mit den neuen Auflagen ihrer
Theorie des &raquo;kleineren &Uuml;bels&laquo; die soziale Hauptst&uuml;tze
der Bourgeoisie bleiben!</P>
<P>Den Kampf gegen eine drohende Hitlerregierung oder
Hitler-Br&uuml;ning-Regierung vorbereiten, das hei&szlig;t gegen die
heutigen Br&uuml;ning-Braun-Severing-Regierungen den sch&auml;rfsten Kampf
f&uuml;hren! Die Sozialdemokratie und der ADGB, die noch immer trotz der
wachsenden Rebellion ihrer eigenen Anh&auml;nger Hunderttausenden, ja
Millionen von Arbeitern und Arbeiterinnen die H&auml;nde fesseln, um sie
vom Kampf gegen die Diktatur der Bourgeoisie abzuhalten, um sie vom Streik
gegen die Lohnraubpl&auml;ne der Unternehmer zur&uuml;ckzuhalten, um sie
vom Massenkampf gegen den faschistischen Terror fernzuhalten, sind neben
der Preu&szlig;enregierung Braun-Severings die wich<WBR>tigsten Bollwerke
f&uuml;r das heutige Br&uuml;ning-Deutschland und werden die wichtigsten
Bollwerke auch f&uuml;r ein Hitler-Deutschland sein.</P>
<P>Der &Uuml;bergang der Bourgeoisie von der verschleierten Diktatur hinter
der demokratischen Fassade zur offenen und unverh&uuml;llten
vollentfalteten faschistischen Diktatur -- ein Wechsel in den Methoden,
nicht im Klasseninhalt -- kann nur erfolgen, wenn die Bourgeoisie bei
dieser Versch&auml;rfung ihres Angriffs Massen der werkt&auml;tigen
Bev&ouml;lkerung und auch Massen des Proletariats in ihre faschistische
Front einzureihen vermag. Die Speku<WBR>lation des Finanzkapitals auf die
Hitlerpartei hat in dieser Hinsicht nur zum Teil gewisse Erfolge zu
verzeichnen. Das Eindringen der Nazis in die Front der
Betriebsarbeiterschaft ist vom Standpunkt der faschistischen Reaktion nicht
ausreichend. Aber die Sozialdemokratie liefert diese Basis f&uuml;r die
Diktatur der Bourgeoisie heute, wo das Firmenschild
Br&uuml;ning-<WBR>Braun-Severing-Regierung hei&szlig;t, morgen, wo es
vielleicht Hitler-Br&uuml;ning-<WBR>Severing hei&szlig;en wird.</P>
<P>Den Faschismus schlagen, das hei&szlig;t die Arbeiterklasse aus den
Banden der Sozialdemokratie und des Reformismus erl&ouml;sen! Das ist es,
was wir der deutschen Arbeiterklasse unerm&uuml;dlich Tag f&uuml;r Tag,
Stunde f&uuml;r Stunde einsch&auml;rfen m&uuml;ssen! Wenn die
Kommunistische Partei den Hauptsto&szlig; ihres <A name="S328">|328&gt;</A>
Kampfes gegen die verr&auml;terische sozialdemokratische F&uuml;hrerschaft,
gegen die verr&auml;terische ADGB-B&uuml;rokratie richtet, so deshalb, weil
dies der Weg ist, um die Macht des Proletariats im Klassenkampf gegen den
Kapitalismus voll und siegreich in die Waagschale den Geschichte werfen zu
k&ouml;nnen. Unbezwinglich ist die Arbeiterklasse, wenn sie in ihrer
entscheidenden Mehrheit zum vollen Klassenbewu&szlig;tsein erwacht und sich
auf die ganze H&ouml;he ihrer geschichtlichen Aufgabe als die
fortgeschrittenste, als die Klasse der Zukunft erhebt. Die Kommunistische
Partei, die als einzige Partei auf dieser Klassenlinie des Proletariats
marschiert, dieses geschichtliche Klas<WBR>senziel der Arbeiterklasse
verficht, und darum die einzige Partei der Ar<WBR>beiterklasse ist,
arbeitet z&auml;h, unaufhaltsam und mit kaltbl&uuml;tigen
Ent<WBR>schlossenheit an diesem Werk: die Mehrheit des Proletariats unter
dem Ban<WBR>ner des revolution&auml;ren Marxismus zum Kampf f&uuml;r die
eigenen Klassenziele zu sammeln! Ohne diesen Kampf, den die Kommunistische
Partei mit unbeugsamer Entschlossenheit f&uuml;hrt, w&auml;re die
Faschisierung Deutsch<WBR>lands heute schon tausendmal weiter
fortgeschritten, als dies jetzt der Fall ist.</P>
<P>Jahrelang vollzieht sich bereits in Deutschland der Vormarsch des
Kommunismus. In jeder neuen Wahl, als einen gewissen Gradmesser f&uuml;r
den Stand der Klassenkr&auml;fte, spiegelt sich das Wachstum des
kommunistischen Einflusses. Und dieses Wachstum verk&ouml;rpert zugleich
die Kraft der Arbeiter<WBR>klasse in Deutschland. Denn nur im Lager des
revolution&auml;ren Klassenkampfes vermag das Proletariat seine St&auml;rke
zu entfalten und anzuwenden. Reformistische Verseuchung bedeutet Ohnmacht,
bedeutet Selbstmord des Proletariats. Kommunistische Aufkl&auml;rung
bedeutet Entfaltung der Kampfkraft, des k&uuml;hnen Elans der
Arbeiterklasse.</P>
<P>Die Kommunistische Partei kennt kein Parteiinteresse, das neben dem
Klasseninteresse des Arbeiters steht. Ihre &raquo;Parteipolitik&laquo; ist
Politik der Arbeiterklasse. Darum ist die Kommunistische Partei allein
imstande, sich mit dem Ruf nach der k&auml;mpfenden roten Einheitsfront an
die prole<WBR>tarischen Massen zu wenden, ohne Hintergedanken, ohne
taktische Man&ouml;<WBR>ver, ohne Vorbehalt und ohne Bedingungen.
au&szlig;er der einen: da&szlig; diese Einheitsfront, die wirkliche
Einheitsfront, geschmiedet wird zum Kampf f&uuml;r die Klasseninteressen
des Proletariats, zum Kampf gegen das Kapital. gegen die Bourgeoisie, gegen
den Klassenfeind!</P>
<P>Wir rufen die sozialdemokratischen Arbeiter auf, Schulter an Schulter
mit uns zu k&auml;mpfen. Wir machen ihnen diesen Einheitsfrontvorschlag in
ehrlicher und br&uuml;derlichen Absicht. Wir reichen ihnen aufrichtig und
kameradschaftlich unsere Hand. Wir stehen ihnen zur Seite in ihren
t&auml;g<WBR>lichen N&ouml;ten und K&auml;mpfen. Wir vergessen niemals
einen Augenblick, da&szlig; sie unsere Klassenbr&uuml;der sind, die genau
so leiden und ausgebeutet sind wie alle Arbeiter in Deutschland. Deswegen
schmieden wir mit ihnen ge<WBR>meinsam die rote Einheit.</P>
<P><A name="S329">|329&gt;</A> Wir fordern nicht von ihnen, da&szlig; sie
sich von heute auf morgen pl&ouml;tz<WBR>lich in Kommunisten verwandeln,
unser Programm, unser Endziel aner<WBR>kennen und das sozialdemokratische
Mitgliedsbuch mit unserem vertau<WBR>schen sollen. Wir fordern nur eines
von ihnen: da&szlig; sie mit uns gegen den Klassenfeind k&auml;mpfen!</P>
<P>Wer bereit ist, mit uns Kommunisten und der RGO gegen den Lohnraub der
Unternehmer zu streiken, der ist, gleich ob Organisierter oder
Unorganisierter, unser Bundesgenosse, unser Kampfgef&auml;hrte!</P>
<P>Wer bereit ist, mit uns gemeinsam den Kampf gegen die
Notverord<WBR>nungs- und Diktaturpolitik der Bourgeoisie der
Br&uuml;ning-Braun-Severing-<WBR>Regierungen aufzunehmen, mit dem wollen
wir Schulter an Schulter zusam<WBR>menstehen.</P>
<P>Wer bereit ist, mit uns gemeinsam den Selbstschutz der Arbeiterklasse
und der Werkt&auml;tigen gegen faschistischen Terror durchzuf&uuml;hren,
mit dem wollen wir zusammengehen!</P>
<P>Wer im Kampf gegen Wuchersteuern, im Mieterstreik, im Kampf gegen
Exmissionen und Zwangsversteigerungen in Stadt und Land seinen Mann stehen
will, dem gilt unser Appell! Wer mit uns den Massenkampf der Erwerbslosen,
ihre Massenaktionen f&uuml;r Arbeit, Brot, f&uuml;r Winterhilfe, zur
Durchsetzung ihrer Forderungen und aller Notleidenden, gegen den
Unter<WBR>st&uuml;tzungsraub der Bourgeoisie organisieren will, der ist uns
willkommen!</P>
<P>Unsere Kampfforderungen, die nichts anderes sind als die
proletari<WBR>schen Forderungen der Arbeiterklasse selber, sind der beste
Beweis daf&uuml;r, da&szlig; der Ruf nach der roten Einheitsfront f&uuml;r
die KPD keine &raquo;Parteisache&laquo; ist, sondern Politik der Klasse,
Politik des Proletariats! Denn wir waren, wir sind, und werden es immer
sein, was Karl Marx und Friedrich Engels im &raquo;Kommunistischen
Manifest&laquo; aufzeigten: die Avantgarde des Prole<WBR>tariats, die kein
anderes Ziel kennt, als das Klassenziel des Proletariats und die diesem
Klassenziel alle Teilinteressen und Sonderinteressen unter<WBR>ordnet.</P>
<P>Unsere ganze Kraft gilt dem einen Ziel, die rote Einheitsfront des
Kampfes gegen Not und Reaktion zu schmieden, die Massen zu sammeln und
vorw&auml;rts zu f&uuml;hren: gegen Br&uuml;ning, Braun, Severing! Gegen
Hitler und Hugenberg! Gegen Lohnr&auml;uber, Streikbrecher und
faschistische Arbeiter<WBR>m&ouml;rder! Gegen die Diktatur der Bourgeoisie!
F&uuml;r den Klassenkampf des Proletariats! F&uuml;r den Sieg des
Sozialismus!</P>
<P>Wir werden den Faschismus niederringen. Die Arbeiterklasse wird und
mu&szlig; siegen!</P>
<DIV type="FOOTER">
<HR size="1">
<P><FONT size="-2"><A name="Anm1"><SUP>Anm1</SUP></A>Zu den hier
vertretenenen ultralinken Thesen, wonach &raquo;die Kommunistische Partei
den Hauptsto&szlig; ihres Kampfes&laquo; nicht gegen die Faschisten,
sondern &raquo;gegen die verr&auml;terische sozialdemokratische
F&uuml;hrerschaft, gegen die verr&auml;terische ADGB-B&uuml;rokratie
richtet,&laquo; siehe die Artikel von Leo Trotzki zum Kampf gegen den
Faschismus in Deutschland, z.B. <A href=
"../../tr/1931/311208a.htm">&raquo;Wie wird der Nationalsozialismus
geschlagen?&laquo;</A> vom 8.12.1931, der mehr oder minder direkt auf
diesen Aufruf antwortet.<A href="th311121.htm#ZAnm1">Zur&uuml;ck</A></FONT></P>
</DIV>
<HR size="1">
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing="0" cellpadding=
"0">
<TR>
<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href=
"../../index.shtml.html"><SMALL>Gesamtverzeichnis "MLWerke"</SMALL></A></TD>
<TD align="center">|</TD>
<TD align="center" width="49%" height="20" valign="middle"><A href=
"../default.htm"><SMALL>E. Th&auml;lmann</SMALL></A></TD>
</TR>
</TABLE>
</BODY>
</HTML>