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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx: Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie - Erstes Heft</TITLE>
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<HR size="1">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 40. Berlin/DDR. 1973. S. 17-45.
<BR>1. Korrektur<BR>Erstellt am 15.01.2000</SMALL></P>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Hefte zur epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie - Erstes Heft</H1>
<HR size="1">
<H2 ALIGN="CENTER">I. Diogenes Laertius. Zehntes Buch</H2>
<P ALIGN="CENTER">Exzerpte aus dem zehnten Buch des Diogenes Laertius, enthalten in P. Gassendi: Bemerkungen zum zehnten Buch des Diogenes Laertius. Lyon 1649. Bd. I</P>
<H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I">I. Diogenes Laertius. Zehntes Buch</A></H3>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I_A">Epikur</A></H4>
<P class="zitat"><B>|17|</B> &raquo;[...] dann aber, nachdem er [d.h. Epikur] auf die B&uuml;cher des Demokrit gesto&szlig;en sei, sei er zur Philosophie gekommen.&laquo; S. 10.</P>
<P class="zitat">(Posidonius, der Stoiker, und Nikolaus und Sotion, behaupten im zw&ouml;lften der B&uuml;cher, die den Titel &raquo;Diokleia&laquo; tragen:) &raquo;Er habe die Lehre des Demokrit von den Atomen und die des Aristipp vom Vergn&uuml;gen f&uuml;r sein Eigentum ausgegeben.&laquo; S. 11.</P>
<P class="zitat">&raquo;[ ... ] denn ich [d.h. Epikur] jedenfalls wei&szlig; nicht, was ich als das Gute ansehen soll, wenn ich die Lust am Essen, [die Freuden der Liebe,] die Freuden der Musik und die freudige Bewegung beim Ansehen von Werken der bildenden Kunst beiseite lasse.&laquo; S. 12.</P>
<P class="zitat">&raquo;Am meisten sch&auml;tzte er ... den alten Anaxagoras, obwohl er ihm in manchem widerspricht ... &laquo; S. 16.</P>
<P class="zitat">&raquo;Sie [d.h. Epikurs Philosophie] zerf&auml;llt also in drei Teile: Kanonik, Physik und Ethik.&laquo; [S. 25.]</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I_B">I. Kanonik</A></H4>
<P class="zitat">&raquo;Im Kanon also sagt Epikur, <I>Kriterien </I>der Wahrheit seien <I>die sinnlichen Wahrnehmungen</I>, die <I>Prolepseis</I> und die <I>Affekte</I>, die Epikureer aber f&uuml;gen auch noch die <I>Vorstellungen der Einbildungskraft des Verstandes </I>hinzu.&laquo; S. 25 u. 26. &raquo;Er sagt dies aber auch .... in <I>den &#155;Hauptlehren&#139;</I>.&laquo; S. 26.</P>
<P class="zitat">1. &raquo;... <I>die sinnlichen Wahrnehmungen seien wahr.</I> Denn jede sinnliche Wahrnehmung ... ist <I>nicht rational </I>und keiner Erinnerung f&auml;hig. Denn sie wird weder <I>von sich aus veranla&szlig;t</I>, noch kann sie, <I>von etwas anderem veranla&szlig;t</I>, etwas <I>hinzuf&uuml;gen</I> oder <I>weglassen </I>sowie <I>urteilen </I>oder <I>t&auml;uschen</I>.</P>
<P class="zitat">Nichts kann die sinnlichen Wahrnehmungen widerlegen. Weder widerlegt [die] <A NAME="S19"></A><B>|19|</B> gleichartige Wahrnehmung die gleichartige wegen der gleichen G&uuml;ltigkeit (aequipollentiam), noch die ungleichartige die ungleichartige, denn sie urteilen nicht &uuml;ber dasselbe, noch die eine die andere, denn wir richten uns nach allen, noch der Begriff, denn der Begriff h&auml;ngt ab von den sinnlichen Wahrnehmungen.</P>
<P class="zitat">Auch da&szlig; die <I>sinnlichen Wahrnehmungen eine Realit&auml;t sind</I>, verb&uuml;rgt die Wahrheit der sinnlichen Wahrnehmungen. <I>Es ist aber eine Realit&auml;t,</I> da&szlig; <I>wir sehen und h&ouml;ren, genauso wie, da&szlig; wir Schmerz empfinden. Da&szlig; etwas wahr oder eine Realit&auml;t ist, bedeutet keinen Unterschied.</I>&laquo; S. 26.</P>
<P class="zitat">&raquo;Daher mu&szlig; man auch &uuml;ber das Unbekannte Angaben aus den Ph&auml;nomenen zu gewinnen suchen. Denn auch alle <I>Gedanken </I>sind aus <I>den sinnlichen Wahrnehmungen hervorgegangen </I>durch <I>Inzidenz, Analogie, Homogenit&auml;t </I>und<I> Synthese, </I>wozu auch der Verstand einiges beitr&auml;gt.&laquo; S. 26[-27].</P>
<P class="zitat">&raquo;Auch die <I>Phantasien der Wahnsinnigen und die Traumvorstellungen sind wahr; denn sie sind eine treibende Kraft; das Nichtexistierende dagegen ist keine treibende Kraft</I>.&laquo; S. 27.</P>
<P class="zitat">II. &raquo;Die <I>Prolepsis</I> aber verwenden sie [d.h. die Epikureer] im Sinne von <I>Vorstellung </I>oder <I>richtiger Meinung </I>oder <I>Bewu&szlig;tsein </I>oder <I>allgemeiner innewohnender Erkenntnis, </I>das hei&szlig;t <I>Erinnerung</I> an das, was oft <I>von au&szlig;en her gekommen ist, </I>z.B. da&szlig; dieser hier ein Mensch ist. <I>Denn zugleich mit dem Wort Mensch stellen wir uns sofort durch die Prolepsis, geleitet</I> von den <I>sinnlichen Wahrnehmungen,</I> auch<I> seine Gestalt vor. Also wird mit jeder Bezeichnung</I> das ihr <I>urspr&uuml;nglich Zugrundeliegende evident, </I>und<I> wir k&ouml;nnten</I> nach dem Gesuchten nicht <I>suchen, </I>wenn <I>wir es </I>nicht vorher <I>kennen w&uuml;rden. </I>.... <I>Wir k&ouml;nnten </I>&uuml;berhaupt nichts <I>benennen, wenn wir nicht vorher durch die Prolepsis seine Gestalt kennen w&uuml;rden. </I>Also<I> sind </I>die<I> Prolepseis evident. </I>Auch die<I> blo&szlig;e Meinung h&auml;ngt </I>von einer <I>fr&uuml;heren evidenten Vorstellung ab. </I>Hierauf <I>bezugnehmend &auml;u&szlig;ern wir uns </I>[...] Die <I>Meinung</I> aber nennen sie auch <I>Annahme. Sie sei, sagen sie, </I>bald <I>wahr, </I>bald <I>falsch </I>durch die <I>Hinzuf&uuml;gung </I>oder <I>Weglassung </I>von etwas und <I>Best&auml;tigung </I>oder<I> Widerlegung durch das Evidentsein oder nicht. </I>Denn wenn <I>sie best&auml;tigt </I>oder<I> nicht widerlegt werde, </I>sei sie <I>wahr; </I>wenn sie aber nicht <I>best&auml;tigt </I>oder <I>widerlegt werde, sei sie falsch; </I>daher wurde auch das <I>Abwartende </I>eingef&uuml;hrt; z.B. wenn man <I>abwartet</I> und sich dann dem Turm n&auml;hert und feststellt, ob er so, wie er von fern aussieht, auch von nah erscheint.&laquo; S. [27-]28.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Affekte aber, sagen sie, g&auml;be es zwei, Lust</I> und <I>Schmerz</I>. .... Der eine sei <I>der Natur eigen</I>, der andre <I>fremd</I>; nach ihnen <I>bestimme sich</I> das, <I>was man erstreben,</I> und das, <I>was man fliehen m&uuml;sse</I>.&laquo; S. [28-]29.</P>
<P class="zitat">&raquo;Von den <I>Forschungen</I> bez&ouml;gen sich die einen auf die <I>Gegenst&auml;nde</I>, die andern auf <I>das blo&szlig;e Wort</I>.&laquo; S. 29.</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I_C">Epikur an Menoikeus</A></H4>
<P class="zitat">&raquo;<I>Zuerst halte Gott f&uuml;r ein unzerst&ouml;rbares und gl&uuml;ckseliges</I> <U>Wesen</U>, wie es die <I>allgemeine Vorstellung von Gott</I> ist, und <I>schreibe</I> ihm nichts <I>zu</I>, was entweder mit seiner <I>Unzerst&ouml;rbarkeit nicht in Einklang steht</I> oder sich mit seiner <I>Gl&uuml;ckseligkeit nicht vertr&auml;gt</I> ... &laquo; &#9;S. 82.</P>
<P class="zitat"><A NAME="S21"></A><B>|21|</B> &raquo;<I>Denn G&ouml;tter gibt es.</I> Denn <I>die Vorstellung von ihnen </I>ist <I>evident</I>&laquo; (vgl. &raquo;die allgemeine Vorstellung von Gott&laquo;, consensus omnium, c[onsensus] gentium |&Uuml;bereinstimmung aller, &Uuml;bereinstimmung der V&ouml;lker|), &raquo;<I>wie aber die Menge sie sich vorstellt, sind sie nicht;</I> denn <I>sie bleibt ihrer Vorstellung </I>von ihnen nicht <I>treu</I>.</P>
<P class="zitat"><I>Gottlos</I> aber ist nicht der, welcher mit den <I>G&ouml;ttern der Menge aufr&auml;umt</I>, sondern <I>der, welcher die Vorstellungen der Menge den G&ouml;ttern andichtet</I>. Denn die <I>&Auml;u&szlig;erungen der Menge &uuml;ber</I> die <I>G&ouml;tter</I> sind nicht <I>auf Erfahrung gegr&uuml;ndete Vorstellungen</I>, sondern <I>unwahre Vermutungen</I>. Daher glaubt sie auch, da&szlig; den <I>Schlechten</I> durch die <I>G&ouml;tter gr&ouml;&szlig;te Sch&auml;den erw&uuml;chsen</I> und den <I>Guten</I> gr&ouml;&szlig;te <I>Vorteile</I>. Denn <I>v&ouml;llig</I> von ihren <I>eigenen Tugenden eingenommen, schenken</I> sie <I>denen, die ebenso sind, ihre Gunst</I> und <I>betrachten alles, was nicht so ist,</I> als <I>fremd</I>.&laquo; S. 83.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Gew&ouml;hne</I> dich an die <I>Vorstellung</I>, da&szlig; der <I>Tod uns nichts angeht</I>, da alles Gute und Schlechte auf <I>Empfindung</I> beruht, der <I>Tod </I>aber <I>Verlust </I>der <I>Empfindung </I>ist.</P>
<P class="zitat">Daher <I>macht </I>die <I>richtige Erkenntnis</I>, da&szlig; der <I>Tod </I>uns <I>nichts angeht</I>, das <I>verg&auml;ngliche Leben </I>erst lebenswert, indem sie <I>nicht eine ungewisse Zeit hinzugibt</I>, sondern dem <I>Verlangen </I>nach der Unsterblichkeit ein Ende setzt. Denn im <I>Leben </I>ist <I>nichts Furchtbares </I>f&uuml;r den, der <I>richtig begriffen hat</I>, da&szlig; im <I>Nichtleben nichts Furchtbares ist</I>. <I>Daher </I>ist <I>t&ouml;richt</I>, wer <I>sagt</I>, er <I>f&uuml;rchte</I> den Tod, nicht weil <I>er Leid verursache</I>, <I>wenn er da sei</I>, sondern weil <I>er Leid verursache</I>, <I>wenn er noch bevorstehe. </I>Denn was, <I>wenn es da ist, </I>nicht <I>st&ouml;rt</I>, das <I>verursacht</I>, <I>wenn man es erwartet, blo&szlig; eingebildetes Leid. </I>Was allerdings <I>von den &Uuml;beln mehr Schauder erregt, </I>der <I>Tod</I>, <I>geht uns nichts an, weil ja, solange wir sind,</I> der <I>Tod </I>nicht <I>da ist</I>, <I>sobald </I>aber der <I>Tod da ist</I>, <I>wir dann nicht mehr sind</I>. <I>Also geht er weder die Lebenden etwas an,</I> noch die <I>Gestorbenen</I>, <I>weil er ja f&uuml;r die einen nicht ist, die andern aber nicht mehr sind.</I>&laquo; S. 83 u. 84.</P>
<P class="zitat">&raquo;Wer aber den <I>jungen Mann auffordert, ehrenhaft zu leben, den Greis aber, ehrenhaft zu sterben,</I> ist <I>t&ouml;richt</I>, nicht nur wegen der <I>Annehmlichkeit</I> des Lebens, sondern auch, weil das <I>Bem&uuml;hen, ehrenhaft zu leben,</I> und das Bem&uuml;hen, <I>ehrenhaft zu sterben, ein und dasselbe ist</I>.&laquo; S. 84.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Man mu&szlig; </I>aber <I>daran denken</I>, da&szlig; die <I>Zukunft weder von uns abh&auml;ngt</I>, noch &uuml;berhaupt <I>nicht von uns abh&auml;ngt, damit</I> wir <I>weder auf sie warten wie auf etwas, was unbedingt sein wird,</I> noch <I>die Hoffnung aufgeben </I>wie auf etwas, was &uuml;berhaupt <I>nicht </I>sein wird.&laquo; S. 85.</P>
<P class="zitat">&raquo; ... von den Begierden sind <I>die einen nat&uuml;rlich</I>, die andern <I>eitel</I>; und von <I>den nat&uuml;rlichen </I>die einen <I>notwendig</I>, die andern nur <I>nat&uuml;rlich</I>. <I>Von den notwendigen </I>aber sind die einen <I>zur Gl&uuml;ckseligkeit notwendig </I>(wie die zur <I>Befreiung </I>des <I>K&ouml;rpers von St&ouml;rungen</I>), die andern <I>zum Leben selbst</I>.&laquo; S. 85.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Denn eine nicht fehlgehende Betrachtung dieser Dinge wei&szlig; </I>... zur <I>Gesundheit </I>des <I>K&ouml;rpers </I>und zur <I>Ataraxie </I>der <I>Seele zu f&uuml;hren</I>, da dies das <I>Ziel des gl&uuml;ckseligen Lebens </I>ist. <I>Tun wir doch alles nur deswegen,</I> damit wir <I>weder Schmerz empfinden, noch in Verwirrung leben</I>. Wenn uns aber dies einmal zuteil geworden ist, <I>legt sich jeder Sturm der Seele,</I> denn der <I>Mensch braucht </I>nicht mehr <I>auf etwas auszugehen</I>, was <I>ihm noch fehlt</I>, und nach etwas <I>anderem zu suchen</I>, wodurch das <I>Wohlergehen</I> seiner <I>Seele </I>und seines <I>K&ouml;rpers vollkommen</I> <A NAME="S23"></A><B>|23|*</B> <I>wird</I>. Denn <I>wir brauchen die Lust </I>dann, wenn uns das <I>Fehlen der Lust Schmerz bereitet</I>; wenn wir aber <I>keinen Schmerz empfinden, haben wir die Lust nicht mehr n&ouml;tig</I>.&laquo; S. 85.</P>
<P class="zitat">&raquo;<U>Und deswegen, sagen wir, ist die Lust Anfang und Ende des gl&uuml;ckseligen Lebens.</U> Denn <I>diese </I>erkannten wir als <I>erstes </I>und <I>angeborenes Gut</I>, und <I>von ihr gehen wir </I>bei allem Tun und Lassen <I>aus</I>, und <I>auf sie </I>gehen wir zur&uuml;ck, wobei uns dieser <I>Affekt </I>als <I>Richtschnur f&uuml;r die Beurteilung alles Guten </I>dient.&laquo; S. [85-]86.</P>
<P class="zitat">&raquo;Und da sie das erste und angeborene Gut ist <I>deshalb w&auml;hlen wir </I>auch nicht jede Lust; ................</P>
<P class="zitat"><I>Jede Lust also</I> ist, <I>weil sie eine uns angemessene Natur hat,</I> ein <I>Gut</I>, <I>nicht jede jedoch ist w&auml;hlenswert;</I> ebenso auch wie <I>jeder Schmerz </I>ein<I> &Uuml;bel, </I>aber <I>nicht jeder Schmerz in jedem Falle zu meiden ist</I>. Vielmehr mu&szlig; <I>dies alles</I> <U>durch Abw&auml;gen</U> und <U>unter dem Gesichtspunkt</U> der <U>Zutr&auml;glichkeit</U> und <I>Unzutr&auml;glichkeit</I> <I>entschieden werden</I>. Denn <I>das Gute erweist sich f&uuml;r uns</I> zu gewissen <I>Zeiten</I> als ein <I>&Uuml;bel</I>, das <I>&Uuml;bel</I> aber umgekehrt als ein Gut.&laquo; S. 86.</P>
<P class="zitat">&raquo;Auch die <I>Selbstgen&uuml;gsamkeit </I>halten wir f&uuml;r <I>ein gro&szlig;es Gut</I>, nicht auf da&szlig; wir uns in jedem Fall mit wenigem bescheiden, sondern damit wir uns, wenn wir nicht die F&uuml;lle haben, mit wenigem bescheiden, ehrlich &uuml;berzeugt, da&szlig; diejenigen die <I>&Uuml;ppigkeit</I> mit der gr&ouml;&szlig;ten Lust genie&szlig;en, die sie am wenigsten n&ouml;tig haben, und da&szlig; <I>alles Naturgem&auml;&szlig;e</I> leicht zu beschaffen, der eitle Tand aber schwer zu beschaffen ist.&laquo; S. 86.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] Lust ... nennen wir ... weder k&ouml;rperlich Schmerz zu empfinden noch seelisch in Erregung zu sein ...&laquo; S. 87.</P>
<P class="zitat">&raquo;F&uuml;r all das aber ist Anfang <U>und das h&ouml;chste Gut die Vernunft</U>; deshalb <U>ist sie</U> auch <U>kostbarer als die Philosophie</U>, aus der alle andern Tugenden stammen, die uns lehren, da&szlig; man nicht angenehm leben kann, ohne vern&uuml;nftig, ehrenhaft [und rechtlich] zu leben [, und da&szlig; man nicht vern&uuml;nftig, ehrenhaft] und rechtlich leben kann, ohne angenehm zu leben. Denn die <I>Tugenden</I> sind mit <I>dem angenehm Leben eng verbunden, und das angenehm Leben ist von ihnen nicht zu trennen</I>.&laquo; S. 88.</P>
<P class="zitat">&raquo;Denn wer, meinst du, steht h&ouml;her als der, der fromm &uuml;ber die G&ouml;tter denkt und dem Tod gegen&uuml;ber ganz furchtlos ist, der &uuml;ber das Ziel der Natur nachgedacht und der erfa&szlig;t hat, da&szlig; das h&ouml;chste Gut leicht zu erreichen und zu erlangen ist, w&auml;hrend aber das schlimmste &Uuml;bel nur kurze Zeit dauert oder kurze Schmerzen verursacht. <B>Die von einigen als die Allherrscherin eingef&uuml;hrte Notwendigkeit ist nicht</B> <I>die Beherrscherin dessen, </I><U>behauptet er</U>, <U>von dem einiges</U> <B>zuf&auml;llig</B> <U>ist</U>, <B>anderes von unserer Willk&uuml;r abh&auml;ngt</B>. <B>Die Notwendigkeit ist nicht zu &uuml;berreden,</B> der <B>Zufall</B> dagegen <B>unstet</B>. <B>Unser Wille aber ist frei;</B> ihm kann sowohl der Tadel als auch das Gegenteil folgen.&laquo; S. 88.</P>
<P class="zitat">&raquo;Es w&auml;re besser, dem Mythos &uuml;ber die G&ouml;tter zu folgen, als Knecht zu sein der Heimarmene der Physiker. Denn jener l&auml;&szlig;t Hoffnung der Erbarmung wegen der Ehre der Gatter, diese aber die unerbittliche Notwendigkeit. Den <I>Zufall aber</I>, <I>nicht Gott, </I>wie die Menge glaubt, <I>soll er</I> [d.h. der Weise] annehmen ... <I>und nicht eine unsichere Ursache</I> ... Er h&auml;lt es f&uuml;r besser, ungl&uuml;cklich, aber vern&uuml;nftig, als gl&uuml;cklich, aber unvern&uuml;nftig zu sein. Es ist allerdings besser, wenn bei den Handlungen die gute Entscheidung durch die Gunst der Umst&auml;nde auch zu einer guten Ausf&uuml;hrung gelangt.&laquo; S. [88-]89.</P>
<P class="zitat"><A NAME="S25"></A><B>|25|</B> &raquo;[...] und du wirst niemals .... beunruhigt werden, sondern du wirst leben wie ein Gott unter Menschen. Denn ein Mensch, der inmitten unverg&auml;nglicher G&uuml;ter lebt, gleicht nicht einem sterblichen Wesen.&laquo; S. 89.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Alle Mantik widerlegt er in andern Schriften </I>... <I>Mantik gibt es nicht,</I> aber auch, <I>wenn es sie gibt,</I> dann <I>ist das, was geschieht, nicht uns &uuml;berlassen </I>... &laquo; [S. 89]</P>
<P class="zitat">&raquo;In der Lustlehre aber weicht er von den Kyrenaikern ab. Diese <I>lassen n&auml;mlich die Lust im Ruhezustand nicht gelten, sondern nur die Lust in Bewegung,</I> Epikur aber <I>beide, sowohl die Lust der Seele als</I> auch die <I>Lust des K&ouml;rpers</I>. ... <I>Da man sich die Lust sowohl in Bewegung als auch im Ruhezustand vorstellen kann. </I>Epikur aber sagt ... folgendes: &#155;Die <I>Ataraxie</I> und <I>Schmerzlosigkeit n&auml;mlich sind Lustempfindungen im Ruhezustand, </I>das <I>Vergn&uuml;gen</I> und Frohsein sieht man nur in Bewegung wirksam.&#139;&laquo; S. 90.</P>
<P class="zitat">&raquo;Weiter weicht er von den Kyrenaikern hierin ab: Diese halten n&auml;mlich <I>die k&ouml;rperlichen Schmerzen</I> f&uuml;r <I>schlimmer als</I> die <I>seelischen</I> ... er aber die seelischen; werde <I>doch das Fleisch </I>nur durch das <I>gequ&auml;lt</I>, was <I>gegenw&auml;rtig</I> ist, die <I>Seele aber</I> sowohl durch das <I>Vergangene</I>, wie durch das <I>Gegenw&auml;rtige</I> und das <I>Kommende</I>. So seien denn auch Freuden der Seele gr&ouml;&szlig;er.&laquo; S. 90.</P>
<P class="zitat">&raquo;Als Beweis aber daf&uuml;r, da&szlig; die Lust das Ziel sei, dient ihm die Tatsache, da&szlig; die Lebewesen, sowie sie geboren sind, von <I>Natur</I> und ohne sich dar&uuml;ber <I>Rechenschaft </I>zu geben, <I>an der Lust Gefallen f&auml;nden, </I>den<I> Schmerz</I> aber <I>ablehnten</I>. <I>Unwillk&uuml;rlich</I> also <I>fliehen</I> wir den <I>Schmerz</I> ... &laquo; [S. 90-91.]</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Wegen</I> der <I>Lust entscheide man sich</I> auch f&uuml;r die <I>Tugenden</I>, nicht <I>um ihrer selbst willen</I> ... <I>er sagt</I> auch, da&szlig; die <I>Tugend allein von der Lust untrennbar</I> sei; alles andre lasse sich trennen, wie z.B. menschliche Dinge.&laquo; S. 91.</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I_D">[Hauptlehren]</A></H4>
<P class="zitat">&raquo;Das <I>Gl&uuml;ckselige</I> und <I>Unzerst&ouml;rbare</I> hat weder <I>selbst Lasten zu tragen</I>, noch b&uuml;rdet es einem andern welche auf; daher <I>kennt es</I> weder <I>Zorn</I> noch <I>Gunst</I>. <I>Denn so etwas gibt es nur bei dem, was schwach ist.</I></P>
<P class="zitat">In <B>andern Schriften</B> aber sagt er, da&szlig; die <B>G&ouml;tter nur durch die Vernunft geschaut werden k&ouml;nnten</B>, zwar nicht <U>der Zahl nach bestimmt</U>, <U>doch</U> aber <U>durch &Auml;hnlichkeit</U> (infolge des <I>fortw&auml;hrenden Herbeistr&ouml;mens &auml;hnlicher Bilder, die eben hierf&uuml;r gemacht seien</I>) <I>von menschlichem Aussehen</I>.&laquo; S. 91 u. 92.</P>
<P class="zitat">&raquo;Der <I>h&ouml;chste Gipfel </I>der <I>Lust</I> ist die <I>Ausschaltung allen Schmerzes</I>. <I>Denn wo immer die Lust</I> regiert, da <I>gibt</I> es, solange sie <I>da ist</I>, nicht <I>den Schmerz</I> oder die <I>Tr&uuml;bsal</I> oder <I>beides zusammen</I>.&laquo; S. 92.</P>
<P class="zitat">&raquo;Man kann nicht angenehm leben, ohne <I>vern&uuml;nftig</I>, <I>ehrenhaft</I> und <I>rechtlich</I> zu leben, und nicht <I>vern&uuml;nftig</I>, <I>ehrenhaft </I>und<I> rechtlich </I>leben, <I>ohne angenehm</I> zu leben.&laquo; S. 92.</P>
<P class="zitat"><I>&raquo;Keine Lust ist an sich ein &Uuml;bel,</I> aber das, was gewisse L&uuml;ste erzeugt, <I>verursacht vielf&auml;ltige St&ouml;rungen der L&uuml;ste</I>.&laquo; S. 93.</P>
<P>|In der Handschrift folgt hier ein Zwischenraum von etwa drei Zeilen|</P>
<P class="zitat"><A NAME="S27"></A><B>|27|</B> &raquo;Wenn <U>sich alle Lust zusammenf&auml;nde</U> und mit der Zeit eine <U>Geschlossenheit</U> gew&auml;nne, w&auml;re diese Verbindung ebenso [vollkommen] |Erkl&auml;render Zusatz in Gassendis lateinischer &Uuml;bersetzung| wie die haupts&auml;chlichsten Teile der Natur und <U>w&uuml;rden die Lustempfindungen nie voneinander verschieden sein</U>.&laquo; S. 93.</P>
<P class="zitat">&raquo;Es ist nicht m&ouml;glich, die Furcht wegen der wichtigsten Dinge zu beseitigen, wenn man nicht wei&szlig;, welches das Wesen des Alls ist, sondern bei sich etwas von dem argw&ouml;hnt, was den Mythen entspricht. Daher ist es nicht m&ouml;glich, ohne Physiologie zur reinen Lust zu gelangen.&laquo; S. 93[-94].</P>
<P class="zitat">&raquo;Wenn uns nicht bange w&auml;re wegen der Meteore und auch vor dem Tode, ob er uns vielleicht nicht doch etwas anginge, und wir au&szlig;erdem die Grenzen der Schmerzen und der Begierden zu kennen vermachten, dann brauchten wir keine Physiologie.&laquo; S.93.</P>
<P class="zitat">&raquo;Es n&uuml;tzt nichts, sich die Sicherheit gegen&uuml;ber den Menschen zu schaffen, solange einen die Dinge da droben und die Dinge unter der Erde und &uuml;berhaupt die Dinge im Unendlichen mi&szlig;trauisch machen. Denn die Sicherheit, die man vor den Menschen haben kann, besteht nur eine bestimmte Zeit.&laquo; S. 94.</P>
<P class="zitat">&raquo;Dieselbe Sicherheit, die einem aus der Ruhe und aus der Zur&uuml;ckgezogenheit von der Menge erw&auml;chst, entsteht durch die M&ouml;glichkeit [durch eigene M&auml;&szlig;igung diejenigen Begierden, die nicht notwendig sind] |Erkl&auml;render Zusatz in Gassendis lateinischer &Uuml;bersetzung| zu vertreiben und durch die sehr einfache [und sehr leichte] |Erkl&auml;render Zusatz in Gassendis lateinischer &Uuml;bersetzung| Beschaffbarkeit [der notwendigen Dinge] |Erkl&auml;render Zusatz in Gassendis lateinischer &Uuml;bersetzung|.&laquo; S. 94.</P>
<P class="zitat">&raquo;Der Reichtum der Natur ist begrenzt und leicht zu beschaffen; der aber, der leerem Wahn entspringt, geht ins Unendliche.&laquo; S. 94.</P>
<P class="zitat">&raquo;Die Lust im Fleische steigert sich nicht mehr, wenn einmal der Schmerz, der in der Entbehrung liegt, beseitigt ist, sondern sie wird nur noch variiert.&laquo; S. 94.</P>
<P class="zitat">&raquo;Den H&ouml;hepunkt des Denkens (was die Freude betrifft) bedeutet die <I>Ergr&uuml;ndung </I>gerade dieser Fragen (und der mit diesen verwandten Fragen), die dem Denken die gr&ouml;&szlig;ten &Auml;ngste bereiten.&laquo; S. 94.</P>
<P class="zitat">&raquo;Die unendliche Zeit birgt in sich dieselbe Lust wie die endliche, wenn man ihre Grenzen mit der n&ouml;tigen Einsicht ermi&szlig;t.&laquo; S. 95.</P>
<P class="zitat">&raquo;Dem Fleisch sind zwar die Grenzen der Lust vorgeschrieben, aber das Verlangen nach der unendlichen Zeit hat sie ins Unendliche ger&uuml;ckt; der Verstand aber, der sich das Ziel und die Grenzen des Fleisches deutlich gemacht und die W&uuml;nsche betreffs der Ewigkeit ausgel&ouml;scht hat, hat uns das vollkommene Leben erm&ouml;glicht, und wir brauchen nicht mehr die unendliche Zeit. Und es flieht nicht die Lust, auch nicht, wenn die Umst&auml;nde den Abschied vom Leben bewirken, das Ende des besten Lebens wie eine Vollendung hinnehmend.&laquo; S. 95.</P>
<P class="zitat">&raquo;Das gesetzte Ziel mu&szlig; man in aller Evidenz, auf die wir unsere Ansichten zur&uuml;ck, f&uuml;hren, stets geistig vor Augen haben; wenn nicht, dann wird alles voll Unordnung und Unruhe sein.&laquo; S. 95.</P>
<P class="zitat">&raquo;Wenn du alle sinnlichen Wahrnehmungen bek&auml;mpfst, wirst du nichts haben, wonach du dich bei der Beurteilung derjenigen von ihnen, die du f&uuml;r falsch erkl&auml;rst, richten kannst.&laquo; S. 95.</P>
<P class="zitat"><A NAME="S29"></A><B>|29|</B> &raquo;Wenn du nicht jederzeit all dein Tun auf das Ziel der Natur beziehst, sondern vorher kehrtmachst und (sei es fliehend, sei es etwas erstrebend) dich etwas anderm zuwendest, wird dein Tun mit deinen Worten nicht &uuml;bereinstimmen.&laquo; S. 96.</P>
<P class="zitat">&raquo;Von den Begierden sind die einen nat&uuml;rlich und notwendig, die andern nat&uuml;rlich [und] nicht notwendig, wieder andre weder nat&uuml;rlich noch notwendig, sondern Ausgeburten leeren Wahns.&laquo; S. 96.</P>
<P class="zitat">&raquo;Dieselbe Erkenntnis, die uns mit der Zuversicht erf&uuml;llt, da&szlig; der Schrecken weder ewig noch lange Zeit w&auml;hrt, vermittelt uns die Einsicht, da&szlig; in unserer begrenzten Lebenszeit die Sicherheit der Freundschaft am verl&auml;&szlig;lichsten sei.&laquo; S. 97.</P>
<P>Folgende Stellen bilden die Ansicht Epikurs von der geistigen Natur, dem Staate. Der Vertrag, &#963;&#965;&#957;&#952;&#951;&#954;&#951; |syntheke|, ist ihm die Grundlage, und konsequent ist auch nur das &#963;&#965;&#956;&#966;&#949;&#961;&#959;&#957; |sympheron|, das N&uuml;tzlichkeitsprinzip, der Zweck:</P>
<P class="zitat">&raquo;Das nat&uuml;rliche Recht ist ein zum Zwecke des Nutzens getroffenes &Uuml;bereinkommen, sich gegenseitig weder zu schaden noch schaden zu lassen.&laquo; S. 97.</P>
<P class="zitat">&raquo;F&uuml;r alle Lebewesen, die keine Vertr&auml;ge dar&uuml;ber abschlie&szlig;en konnten, sich gegenseitig weder zu schaden noch schaden zu lassen, gibt es weder Recht noch Unrecht. Ebenso aber ist es auch bei den V&ouml;lkern, die die Vertr&auml;ge dar&uuml;ber nicht abschlie&szlig;en konnten oder wollten, sich weder zu schaden noch schaden zu lassen.&laquo; S. 98.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Gerechtigkeit ist nicht etwas an sich Seiendes,</I> sondern <I>im gegenseitigen Verkehr</I>, an welchem Ort auch immer, werde ein Vertrag abgeschlossen, sich weder zu schaden noch schaden zu lassen.&laquo; S. 98.</P>
<P class="zitat">&raquo;Die <I>Ungerechtigkeit</I> ist nicht <I>an sich</I> ein &Uuml;bel, sondern dies liegt in der argw&ouml;hnischen Furcht, ob sie den hierf&uuml;r bestellten Gesetzesh&uuml;tern verborgen bleiben wird. ... Denn ob er [d.h. der Gesetzes&uuml;bertreter] bis zum Tode verborgen bleiben wird, ist ungewi&szlig;.&laquo; S. 98.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Allgemein gilt zwar</I> f&uuml;r <I>alle dasselbe Recht </I>(denn es ist etwas N&uuml;tzliches in der gegenseitigen Gemeinschaft), <I>aus den speziellen Verh&auml;ltnissen des Landes</I> und <I>allen m&ouml;glichen andern Gr&uuml;nden</I> aber ergibt sich, da&szlig; <I>nicht f&uuml;r alle dasselbe Recht gilt</I>.&laquo; S. 98.</P>
<P class="zitat">&raquo;Das, wovon sich herausstellt, da&szlig; es f&uuml;r die Bed&uuml;rfnisse der gegenseitigen Gemeinschaft n&uuml;tzlich ist, das, was als gerecht angesehen wird, das hat das Wesen des Rechts, wenn f&uuml;r alle dasselbe gilt. Wenn aber einer dasselbe bestimmt, es aber nicht zum Vorteil der gegenseitigen Gemeinschaft ausschl&auml;gt, so hat dies nicht mehr das Wesen des Gerechten.&laquo; S. 99.</P>
<P class="zitat">&raquo;Auch wenn der im Recht liegende Nutzen aufh&ouml;rt, er aber f&uuml;r eine gewisse Zeit der Vorstellung vom Recht entspricht, so war er nichtsdestoweniger zu jener Zeit Recht f&uuml;r die, die sich nicht durch leeres Geschw&auml;tz irremachen lassen, sondern auf sehr viele Dinge achten.&laquo; S. 99.</P>
<P class="zitat">&raquo;Wo, ohne da&szlig; neue Umweltverh&auml;ltnisse entstanden w&auml;ren, das, was als Recht angesehen wird, sich in der Praxis als der Vorstellung vom Recht nicht entsprechend erweist, da ist dies kein Recht; wo <I>aber</I>, <I>wenn neue Verh&auml;ltnisse entstanden </I>sind, <I>dasselbe</I> <A NAME="S31"></A><B>|31|</B> <I>geltende Recht nicht mehr n&uuml;tzt, da war es doch einst Recht, als es f&uuml;r die gegenseitige Gemeinschaft der B&uuml;rger n&uuml;tzlich war; sp&auml;ter aber, als es nicht mehr n&uuml;tzlich war, war es kein Recht mehr</I>.&laquo; S. 99.</P>
<P class="zitat">&raquo;Wer aus den &auml;u&szlig;ern Umst&auml;nden so gut als m&ouml;glich Selbstvertrauen zu gewinnen verstanden hat, der hat sich das <I>M&ouml;gliche verschafft</I>, wie etwas, <I>was ihm nicht fremd </I>ist, <I>das nicht </I>M&ouml;gliche aber<I> </I>als<I> etwas ihm Fremdes angesehen</I>.&laquo; S. 99.</P>
<P>Ende des zehnten Buches des Diogenes Laertius</P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I_E">Epikur an Herodot</A></H4>
<P class="zitat">&raquo;Zuerst nun m&uuml;ssen wir [...] erkennen, was den Worten zugrunde liegt, damit wir etwas haben, worauf wir die Meinungen oder Forschungen oder Zweifel zur&uuml;ckf&uuml;hren und woran wir sie pr&uuml;fen k&ouml;nnen und uns nicht alles, ohne da&szlig; wir dar&uuml;ber ein Urteil haben, ins Unendliche entgleitet, oder wir blo&szlig; leere Worte haben. Denn es ist n&ouml;tig, da&szlig; bei jedem Wort der urspr&uuml;ngliche Sinn zu erkennen ist und keines Beweises bedarf, wenn wir etwas haben wollen, worauf wir die Forschungen oder Zweifel und Meinungen zur&uuml;ckf&uuml;hren k&ouml;nnen.&laquo; S. 30 u. 31.</P>
<P>Es ist wichtig, da&szlig; Aristoteles in seiner Metaphysik dieselbe Bemerkung &uuml;ber die Stellung der Sprache zum Philosophieren macht. Da die alten Philosophen alle von Voraussetzungen des Bewu&szlig;tseins, die Skeptiker nicht ausgenommen, beginnen, so bedarf es eines festen Haltes. Das sind dann die Vorstellungen, wie sie im allgemeinen Wissen vorhanden sind. Epikur als der Philosoph der Vorstellung ist hierin am genausten und bestimmt daher n&auml;her diese Bedingungen der Grundlage. Er ist auch am konsequentesten und vollendet ebenso wie die Skeptiker von der andern Seite die alte Philosophie.</P>
<P class="zitat">&raquo;Ferner m&uuml;ssen wir alles beobachten sowohl auf Grund der sinnlichen Wahrnehmungen als auch einfach auf Grund der Augenblickseingebungen, sei es des Denkens oder welches Kriteriums auch immer, ebenso aber auch auf Grund der vorhandenen Affekte, damit wir etwas haben, womit wir das zu Erwartende und das Unbekannte kennzeichnen k&ouml;nnen. <I>Ist dies aber geschehen, so mu&szlig; man &uuml;ber das Unbekannte &Uuml;berlegungen anstellen.</I>&laquo; S. 31.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] das Entstehen aus dem Nichtseienden ist unm&ouml;glich; diese Meinung teilen alle, die &uuml;ber die Natur schreiben [...].&laquo; Aristoteles. Physik I. Kap. 4. Kommentar des [Jesuiten-]Kollegiums in Coimbra. S[p]. 123[-125].</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] in gewisser Weise entsteht etwas einfach aus Nichtseiendem, in andrer Weise aber immer aus Seiendem. Denn das potentiell Seiende, tats&auml;chlich aber Nichtseiende, mu&szlig; notwendigerweise fr&uuml;her da sein als auf beide Weise Benanntes.&laquo; Aristoteles. Vom Werden und Vergehen. Buch I. Kap. 3. Kommentar des Kollegiums in Coimbra. S. 26</P>
<P class="zitat"><A NAME="S33"></A><B>|33|</B> [Diogenes Laertius] &raquo;[...] das All war immer so, wie es jetzt ist, und wird immer so sein.&laquo; S. 31.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] das All ist teils K&ouml;rper, teils Leere.&laquo; [S. 32.]</P>
<P class="zitat">&raquo;[..] von den K&ouml;rpern sind die einen Zusammensetzungen, die andern das, woraus die Zusammensetzungen bestehen.&laquo; S. 32.</P>
<P class="zitat">&raquo;Diese aber sind unteilbar und unver&auml;nderlich, wenn nicht alles in das <I>Nichts v</I>er<I>gehen soll </I>[...]&laquo;. [32-]33. &raquo;[...] das All ist unendlich. Denn was begrenzt ist, hat ein &Auml;u&szlig;erstes [...].&laquo; S.33. &raquo;[...] das All ist unendlich durch die Vielheit der K&ouml;rper, durch die Gr&ouml;&szlig;e des Leeren.&laquo; S. 33. (&raquo;[...] das Unendliche wird &uuml;berlegen sein und das Endliche vernichten [...].&laquo; Aristoteles. Physik, Buch 3. Kap. 5. K[ommentar des Kollegiums in] C[oimbra]. [Sp.] 487.)</P>
<P class="zitat">[Diogenes Laertius] &raquo;[...] in ihren Gestaltunterschieden sind sie (d.h. die Atome) unbestimmbar.&laquo; S. 33[-34].</P>
<P class="zitat">&raquo;Die Atome sind aber in steter Bewegung bis in alle Ewigkeit.&laquo; S. 34.</P>
<P class="zitat">&raquo;Einen Anfang hierf&uuml;r aber gibt es nicht, denn die Atome und das Leere sind von ewig her.&laquo; S. 35.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] die Atome bes&auml;&szlig;en auch keine Qualit&auml;t au&szlig;er Gestalt, Gr&ouml;&szlig;e und Schwere [...]&laquo; S. 35. &raquo;Auch h&auml;tten sie nicht jede beliebige Gr&ouml;&szlig;e; denn noch niemals sei ein Atom durch Sinneswahrnehmung erschaut worden.&laquo; S. 35. &raquo;[...] und es gibt unz&auml;hlige Welten [...].&laquo; S. 35. &raquo;Es gibt [...] auch Abdr&uuml;cke von gleicher Gestalt wie die festen K&ouml;rper, die weit feiner sind als das, was man wahrnehmen kann.&laquo; S. 36. &raquo;Diese Abdr&uuml;cke [aber] nennen wir Abbilder.&laquo; S. 36. &raquo;Dazu kommt, da&szlig; die Abbilder in Gedankenschnelle entstehen. Denn das unabl&auml;ssige Abflie&szlig;en von der Oberfl&auml;che der K&ouml;rper <I>weist keine sichtbaren Zeichen auf</I>, ...&laquo; S. 37.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Es gibt aber auch andere Entstehungsweisen derartiger Naturerscheinungen.</I> Denn <I>nichts von diesen widerspricht den sinnlichen Wahrnehmungen, wenn man auf das, was evident ist, in gewisser Weise achtet, um auch die Eindr&uuml;cke von au&szlig;en auf uns zu beziehen</I>.&laquo; S. 38.</P>
<P class="zitat"><I>&raquo;Man mu&szlig; aber auch annehmen, da&szlig;, wenn etwas von au&szlig;en einstr&ouml;mt, wir die Formen sehen und begreifen.&laquo;</I> S. 38.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] jeder, sei es mit dem Verstand oder durch <I>sinnliche Wahrnehmung gewonnene</I>, jedoch <I>nicht beurteilte </I>(non judicata) Eindruck ist <I>wahr</I>. Die T&auml;uschung aber und der <I>Irrtum</I>, ob er nun <I>nicht best&auml;tigt</I> oder auch <I>widerlegt wird</I>, steckt immer in dem <I>Hinzugedachten infolge der Bewegung in uns selbst, die zwar mit einem gewissen Vorstellungsbem&uuml;hen zusammenh&auml;ngt, </I><U>aber eine eigene Auffassung hat</U>, <U>durch</U> die die T&auml;u<I>schung entsteht</I>.&laquo; S. 39.</P>
<P class="zitat">&raquo;Den Irrtum aber g&auml;be es nicht, wenn wir nicht auch noch eine gewisse andere Bewegung in uns selbst erfahren w&uuml;rden, die [mit dem Vorstellungsbem&uuml;hen] zusammenh&auml;ngt, aber eine eigene Auffassung hat.&laquo; S. 39. &raquo;Aber durch diese [innere Bewegung, die] mit dem Vorstellungsbem&uuml;hen [zusammenh&auml;ngt], aber eine eigene Auffassung hat, entsteht, wenn sie nicht best&auml;tigt oder wenn sie widerlegt wird, die T&auml;uschung; wenn sie aber best&auml;tigt oder nicht widerlegt wird, die Wahrheit.&laquo; S. [39-]40.</P>
<P class="zitat"><A NAME="S35"></A><B>|35|</B> &raquo;Auch das H&ouml;ren kommt zustande, wenn eine Str&ouml;mung von dem ausgeht, was T&ouml;ne etc. erzeugt.&laquo; S. 40.</P>
<P class="zitat">&raquo;Und auch vom Geruch mu&szlig; man annehmen (wie ich vom Geh&ouml;r gesagt habe) ... &laquo; S. 41.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>jede Qualit&auml;t, die ihnen innewohnt und eigen ist </I>(d.h. den Atomen), worunter die <I>vorgenannten</I> (sc. magnitudo, figura, pondus) |(d.h. Gr&ouml;&szlig;e, Gestalt, Gewicht) (Bemerkung von Marx)| zu verstehen sind, ist <I>unver&auml;nderlich</I>, so wie <I>auch die Atome sich nicht ver&auml;ndern</I>.&laquo; S. 41.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Ferner darf man nicht glauben, da&szlig; jede Gr&ouml;&szlig;e unter den Atomen vertreten sei, damit die Ph&auml;nomene dem nicht widersprechen; aber einige Gr&ouml;&szlig;enwechsel mu&szlig; man annehmen. </I>Denn wenn dies so ist, werden sich auch die Vorg&auml;nge bei den Affekten und den sinnlichen Wahrnehmungen besser erkl&auml;ren lassen.&laquo; S. [42-]43.</P>
<P class="zitat">&raquo;Au&szlig;erdem aber darf man nicht glauben, da&szlig; im begrenzten K&ouml;rper zahllose Atome seien und in jeder beliebigen Gr&ouml;&szlig;e [...].&laquo; S. 43.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] mu&szlig; man eine Bewegung annehmen, die man sich als nach oben ins Unendliche gehend denken mu&szlig;, und eine, die nach unten geht [...] &laquo; S. 45.</P>
<P>Siehe S. 44 Schlu&szlig; und Anfang Seite 45, wo eigentlich das atomistische Prinzip gebrochen und in die Atome selbst eine innre Notwendigkeit gelegt wird. Da sie irgendeine Gr&ouml;&szlig;e haben, so mu&szlig; es etwas Kleineres als sie geben. Dies sind die Teile, aus denen sie zusammengesetzt sind. Diese aber sind notwendig zusammen als eine &#954;&#959;&#953;&#957;&#959;&#964;&#951;&#962; &#949;&#957;&#965;&#960;&#945;&#961;&#967;&#959;&#965;&#963;&#945; |(koinotes enhyparchousa) bestehende Gemeinsamkeit [zu betrachten]|. Die Idealit&auml;t wird so in die Atome selbst verlegt. Das Kleinste in ihnen ist nicht das Kleinste der Vorstellung, aber es hat Analogie damit, und es wird nichts Bestimmtes dabei gedacht. Die Notwendigkeit und Idealit&auml;t, die ihnen zuk&ouml;mmt, ist selbst eine blo&szlig; fingierte, zuf&auml;llige; ihnen selbst &auml;u&szlig;erlich. Erst damit ist das Prinzip der epikureischen Atomistik ausgesprochen, da&szlig; das Ideelle und Notwendige nur in sich selbst &auml;u&szlig;erlicher vorgestellter Form, in der Form des Atoms ist. So weit geht also die Konsequenz Epikurs.</P>
<P class="zitat">&raquo;Ferner m&uuml;ssen die Atome auch gleich schnell sein, wenn sie sich durch den leeren Raum bewegen, ohne auf Widerstand zu treffen.&laquo; S. 46.</P>
<P>Wie wir gesehn haben, da&szlig; das Notwendige, der Zusammenhang, die Unterscheidung in sich selbst in das Atom verlegt oder vielmehr ausgesprochen wird, da&szlig; die Idealit&auml;t hier nur in dieser sich selbst &auml;u&szlig;erlichen Form vorhanden ist, so geschieht es auch in Beziehung der <I>Bewegung</I>, welche notwendig zur Sprache kommt, sobald die Bewegung der Atome mit der Bewegung der &#954;&#945;&#964;&#945; &#964;&#945;&#962; &#963;&#965;&#947;&#954;&#961;&#953;&#963;&#949;&#953;&#962; |(kata tas sygkriseis) zusammengesetzten| K&ouml;rper, d.i. des <I>Konkreten </I>verglichen wird. Die Bewegung der Atome ist prinzipiell gegen diese <A NAME="S37"></A><B>|37|</B> absolut, d.i. alle empirischen Bedingungen sind in ihr aufgehoben, sie ist ideell. &Uuml;berhaupt ist zur Entwicklung der epikureischen Philosophie und der ihr immanenten Dialektik wesentlich dies festzuhalten, da&szlig;, indem das Prinzip ein vorgestelltes, in der Form des Seins sich verhaltendes gegen die konkrete Welt ist, die Dialektik, das innere Wesen dieser ontologischen Bestimmungen, als einer in sich selbst nichtigen Form des Absoluten, nur so hervorbrechen kann, da&szlig; sie als unmittelbare in notwendige Kollision mit der konkreten Welt geraten und in ihrem spezifischen Verhalten zu derselben es offenbaren, wie sie nur die fingierte, sich selbst &auml;u&szlig;erliche Form ihrer Idealit&auml;t sind und vielmehr nicht als Vorausgesetzte, sondern nur als Idealit&auml;t des Konkreten sind. Ihre Bestimmungen selbst sind so an sich unwahre, sich aufhebende. Es wird nur der Begriff der Welt ausgesprochen, da&szlig; ihr Boden das Voraussetzungslose, das Nichts ist. Die epikureische Philosophie ist wichtig wegen der Naivet&auml;t, mit welcher die Konsequenzen ausgesprochen werden ohne die moderne Befangenheit.</P>
<P class="zitat">&raquo;Aber <I>auch nicht einmal bei den zusammengesetzten K&ouml;rpern </I>wird der eine <I>schneller </I>als der andre genannt werden k&ouml;nnen etc.&laquo; S. 46. &raquo;[...] man kann nur sagen, <I>da&szlig; sie h&auml;ufig zur&uuml;ckprallen</I>, bis das <I>Kontinuierliche </I>der <I>Bewegung f&uuml;r die Sinne wahrnehmbar wird</I>. Denn das, was wir &uuml;ber das Unsichtbare vermuten, da&szlig; n&auml;mlich auch die durch Spekulation geschauten Zeitr&auml;ume das Kontinuierliche der Bewegung enthalten d&uuml;rften, ist bei derartigen Dingen <I>nicht wahr</I>, da n&auml;mlich nur <I>alles, was wirklich wahrgenommen oder auf einen Eindruck hin </I>durch das <I>Denken erfa&szlig;t wird, wahr ist</I>.&laquo; S. 47.</P>
<P>Zu betrachten, woher das Prinzip der sinnlichen Gewi&szlig;heit aufgehoben und welche abstrahierende Vorstellung als das wahre Kriterium aufgestellt wird.</P>
<P class="zitat">&raquo; [...] die Seele ist ein aus winzigen Teilchen bestehender K&ouml;rper, der &uuml;ber die ganze K&ouml;rpermasse (corpus) verteilt (diffusum) ist [...].&laquo; S. 47.</P>
<P>Interessant ist hier wieder der spezifische Unterschied von Feuer und Luft gegen die Seele, um das Ad&auml;quate der Seele zum K&ouml;rper zu beweisen, wo die Analogie angewandt, aber ebenso aufgehoben wird, was &uuml;berhaupt die Methode des fingierenden Bewu&szlig;tseins ist; so brechen alle konkreten Bestimmungen in sich selbst zusammen, und ein blo&szlig; eint&ouml;niges Echo ersetzt die Stelle der Entwicklung.</P>
<P class="zitat">&raquo;Ferner mu&szlig; man festhalten, da&szlig; die <I>Seele </I>die <U>Hauptursache</U> der <I>sinnlichen Wahrnehmung</I> ist. Sie w&auml;re dies nicht, wenn sie nicht <I>von der &uuml;brigen K&ouml;rpermasse </I>gewisserma&szlig;en <I>umh&uuml;llt w&auml;re</I>. Die <I>&uuml;brige K&ouml;rpermasse </I>aber, die es <I>ihr </I><U>erm&ouml;glicht</U>, diese <U>Ursache</U> zu sein, <I>erh&auml;lt </I>von ihr auch selbst <I>Anteil</I> an einer <I>derartigen Eigenschaft </I>(jedoch nicht an allem, was jene besitzt). <U>Deshalb</U> hat sie, wenn die Seele entwichen ist, <A NAME="S39"></A><B>|39|</B> keine sinnliche Wahrnehmung mehr. Denn <I>sie hatte diese F&auml;higkeit </I>nicht <I>selbst in sich</I>, sondern <I>vermittelte sie einem andern zugleich mit ihr entstandnen Wesen</I>, das dank der <I>bei ihm erreichten F&auml;higkeit, </I>entsprechend <I>der jeweiligen Erregung, sofort eine sinnliche Wahrnehmung zu erzeugen, </I>wegen der Nachbarschaft (vicinia) und Mitempfindung sowohl sich als auch jener <I>daran Anteil gab</I> [...].&laquo; S. 48.</P>
<P>Wie wir gesehn, da&szlig; die Atome, abstrakt unter sich genommen, nichts andres sind als seiende, vorgestellte &uuml;berhaupt, und erst in Kollision mit dem Konkreten ihre fingierte und daher in Widerspr&uuml;che verwickelte Idealit&auml;t entwickeln, so weisen sie nach, indem sie die eine Seite des Verh&auml;ltnisses werden, d.h. indem an Gegenst&auml;nde herangetreten wird, die an sich selbst das Prinzip und seine konkrete Welt tragen (das Lebendige, Seelenhafte, Organische), da&szlig; das Reich der Vorstellung einmal als frei, das andermal als die Erscheinung eines Ideellen gedacht wird. Diese Freiheit der Vorstellung ist also auch blo&szlig; eine gedachte, unmittelbare, fingierte, das in seiner wahren Form das Atomistische ist. Beide Bestimmungen k&ouml;nnen daher verwechselt werden, jedes f&uuml;r sich betrachtet ist dasselbe als das andre, aber auch gegeneinander m&uuml;ssen ihnen, je aus welcher R&uuml;cksicht betrachtet wird, dieselben Bestimmungen zugeschrieben werden; die L&ouml;sung ist daher wieder der R&uuml;ckfall in die einfachste erste Bestimmung, da&szlig; das Reich der Vorstellung als ein <I>freies </I>fingiert wird. Indem dieser R&uuml;ckfall hier an einer Totalit&auml;t geschieht, an dem Vorgestellten, das wirklich an sich selbst das Ideelle hat und es selbst ist in seinem Sein, so ist hier das Atom gesetzt, wie es wirklich ist, in der Totalit&auml;t seiner Widerspr&uuml;che, zugleich tritt der Grund dieser Widerspr&uuml;che hervor, die Vorstellung auch als das freie Ideelle fassen zu wollen, aber selbst nur vorstellend. Das Prinzip der absoluten Willk&uuml;r erscheint daher hier mit all seinen Konsequenzen. In der untergeordnetsten Form ist dies an sich schon beim Atom der Fall. Indem es viele gibt, so hat das eine an sich selbst den Unterschied gegen die Vielheit, es ist also an sich ein Vieles. Es ist aber zugleich in der Bestimmung des Atoms, also ist das Viele in ihm notwendig und immanent ein Eines, es ist so, weil es ist. Allein es sollte eben in der Welt erkl&auml;rt werden, wie sie aus einem Prinzip sich frei in Vieles auftut. Was gel&ouml;st werden soll, ist also unterstellt, das Atom selbst ist das, was erkl&auml;rt werden soll. Der Unterschied der Idealit&auml;t k&ouml;mmt dann erst durch Vergleichung hinein, f&uuml;r sich sind beide Seiten in derselben Bestimmung, und die Idealit&auml;t selbst wird wieder darin gesetzt, da&szlig; diese vielen Atome &auml;u&szlig;erlich sich verbinden, da&szlig; sie die Prinzipien dieser Zusammensetzungen sind. Prinzip dieser Zusammensetzung ist also das urspr&uuml;nglich in sich grundlos Zusammengesetzte, d.h. die Erkl&auml;rung ist das Erkl&auml;rte selbst, das in die Weite und in den Nebel der <A NAME="S41"></A><B>|41|</B> fingierenden Abstraktion gesto&szlig;en ist. Wie gesagt, in seiner Totalit&auml;t tritt dies erst bei der Betrachtung des Organischen hervor.</P>
<P>Zu bemerken ist, da&szlig;, wie die Seele etc. untergeht, nur einer zuf&auml;lligen Mixtur ihr Dasein verdankt, damit &uuml;berhaupt ausgesprochen ist die <I>Zuf&auml;lligkeit aller dieser Vorstellungen</I>, z.B. Seele etc., die, wie sie im gew&ouml;hnlichen Bewu&szlig;tsein keine Notwendigkeit haben, bei Epikur auch als <I>zuf&auml;llige Zust&auml;nde substantiiert</I> werden, die als gegeben aufgefa&szlig;t, deren Notwendigkeit, die Notwendigkeit ihrer Existenz, nicht nur nicht bewiesen, sondern im Gegenteil als nicht beweisbar, als nur m&ouml;gliche bekannt werden. Das Verharrende dagegen ist das freie Sein der Vorstellung, das erstens das ansichseiende Freie &uuml;berhaupt, zweitens aber als der Gedanke der Freiheit des Vorgestellten eine L&uuml;ge und Fiktion, daher ein in sich selbst inkonsequentes Ding, ein Schattenbild ist, eine Gaukelei. Es ist vielmehr die Forderung der konkreten Bestimmungen der Seele etc. als immanenter Gedanke. Das Verharrende und das Gro&szlig;e des Epikur ist, da&szlig; er den Zust&auml;nden keinen Vorzug vor den Vorstellungen gibt und sie ebensowenig zu retten sucht. Das Prinzip der Philosophie bei Epikur ist, die Welt und den Gedanken als denkbar, als m&ouml;glich nachzuweisen; sein Beweis und das Prinzip, woraus dies nachgewiesen und wohin zur&uuml;ckgef&uuml;hrt wird, ist wieder die f&uuml;r sich seiende |&raquo;f&uuml;r sich seiende&laquo; in der Handschrift anscheinend gestrichen| M&ouml;glichkeit selbst, deren nat&uuml;rlicher Ausdruck das Atom, deren geistiger der Zufall und die Willk&uuml;r ist. N&auml;her zu betrachten ist, wie Seele und K&ouml;rper alle Bestimmungen austauschen und jedes dasselbe ist wie das andre im schlechten Sinne, da&szlig; &uuml;berhaupt weder eine noch die andre Seite begriffsm&auml;&szlig;ig bestimmt ist. S. 48 Schlu&szlig; und S. 49 Anfang: Epikur steht darin &uuml;ber den Skeptikern, da&szlig; bei ihm nicht nur die Zust&auml;nde und Vorstellungen in nichts zur&uuml;ckgef&uuml;hrt, sondern da&szlig; ihre Aufnahme, das Denken &uuml;ber sie und das R&auml;sonieren &uuml;ber ihre Existenz, das von einem Festen beginnt, ebenfalls ein nur M&ouml;gliches ist.</P>
<P class="zitat">&raquo;<I>Das Unk&ouml;rperliche denkt die Vorstellung nicht: ihre Vorstellung davon ist das Leere und leer.</I> Der leere Raum aber kann weder handeln noch leiden, sondern erm&ouml;glicht durch sein Dasein nur den K&ouml;rpern eine Bewegung.&laquo; S. 49. &raquo;So schwatzen die, die sagen, die Seele sei unk&ouml;rperlich.&laquo; S. [49-]50.</P>
<P>Die Stelle S. 50 und Anfang 51 zu untersuchen, wo Epikur &uuml;ber die Bestimmungen der konkreten K&ouml;rper spricht und das Atomistische umzusto&szlig;en scheint, indem er sagt:</P>
<P class="zitat"><A NAME="S43"></A><B>|43|</B> &raquo;[...] da&szlig; der ganze K&ouml;rper &uuml;berhaupt aus all dem sein spezifisches Wesen erh&auml;lt; nicht als ob er eine Zusammensetzung hieraus w&auml;re, wie z.B. wenn aus den Atomansammlungen selbst ein gr&ouml;&szlig;eres Gebilde entstanden ist ... sondern nur, wie gesagt, da&szlig; er aus all dem sein spezifisches Wesen erh&auml;lt. Und alle diese erfordern spezifische Erw&auml;gungen und Beurteilungen, wobei aber stets das Ganze gesehen und keineswegs getrennt werden darf, sondern als Ganzes begriffen, die Bezeichnung K&ouml;rper erh&auml;lt.&laquo; S. 50 u. 51.</P>
<P class="zitat">&raquo;Ferner begegnen den K&ouml;rpern oft auch <I>nicht spezifische</I> Akzidenzien, unter denen allerdings einige unsichtbar und unk&ouml;rperlich sind. Damit machen wir denn, indem wir dieses Wort so verwenden, wie es am h&auml;ufigsten gebraucht wird, deutlich, da&szlig; die Akzidenzien weder die Natur des Ganzen haben, die wir als Ganzes zusammengefa&szlig;t K&ouml;rper nennen, noch die [der] spezifischen Qualit&auml;ten, ohne die ein K&ouml;rper undenkbar ist.&laquo; S. 51.</P>
<P class="zitat">&raquo;[...] man mu&szlig; sie f&uuml;r das halten, als was sie erscheinen, n&auml;mlich als zuf&auml;llige Attribute des K&ouml;rpers, die den K&ouml;rper aber weder selbst begleiten, noch auch die Funktion eines selbst&auml;ndigen Wesens haben; sondern man sieht sie so, wie die sinnliche Wahrnehmung selbst ihre Eigenart erscheinen l&auml;&szlig;t.&laquo; S. 52.</P>
<P>Da&szlig; die Repulsion mit dem Gesetze des Atoms, dem Ausbeugen von der graden Linie gesetzt sei, hat Epikur auf das bestimmteste im Bewu&szlig;tsein. Da&szlig; dies nicht in dem oberfl&auml;chlichen Sinn zu nehmen, als wenn die Atome nur so in ihrer Bewegung sich treffen k&ouml;nnen, spricht Lucretius wenigstens aus. Nachdem er in der oben zitierten Stelle gesagt:</P>
<P>Ohne dies clinamen atomi |Ausbeugen der Atome| sei weder &raquo;offensus natus, nec plaga creata&laquo; |&raquo;Begegnung noch Sto&szlig; m&ouml;glich&laquo;|, hei&szlig;t es bald darauf:</P>
<P class="zitat">&raquo;Endlich, wenn immer <I>sich schlie&szlig;t die Kette der ganzen Bewegung</I> <BR>
Und <I>an den fr&uuml;heren Ring sich der neue unweigerlich anreiht</I>, <BR>
Und die Atome <I>nicht weichen vom Lote</I> und dadurch bewirken <BR>
jener Bewegung Beginn, die des Schicksals Bande zertr&uuml;mmert, <BR>
Das sonst l&uuml;ckenlos schlie&szlig;t die unendliche Ursachenkette: <BR>
Freiheit&laquo; etc.</P>
<P>V. 251 ff. Buch II.</P>
<P>Hier ist eine andere Bewegung statuiert, in der sich die Atome treffen k&ouml;nnen, als die durch das clinamen bewirkte. Ferner ist sie bestimmt als das absolut Deterministische, also Aufheben des Selbst, so da&szlig; jede Bestimmung ihr Dasein in ihrem unmittelbaren Anderssein, dem Aufgehobensein, was gegen das Atom die grade Linie ist, findet. Erst aus dem clinamen <A NAME="S45"></A><B>|45|</B> geht die selbstische Bewegung hervor, die Beziehung, die ihre Bestimmtheit als Bestimmtheit ihres Selbst und nicht eine andre hat.</P>
<P>Lukrez mag diese Ausf&uuml;hrung aus Epikur gesch&ouml;pft haben oder nicht. Dies tut nichts zur Sache. Was sich in der Entwicklung der Repulsion ergeben, da&szlig; das Atom als die unmittelbare Form des Begriffs sich nur in der unmittelbaren Begriffslosigkeit vergegenst&auml;ndlicht, dasselbe gilt von dem philosophischen Bewu&szlig;tsein, dem dieses Prinzip sein Wesen ist.</P>
<P>Dies dient zugleich zur Rechtfertigung, wenn ich eine total verschiedne Einteilung von der des Epikur getroffen habe.</P>
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<P><SMALL>Pfad: &raquo;../me/me40&laquo;</SMALL></P>
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<TR>
<TD ALIGN="center" width="32%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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