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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie - Anhang</TITLE>
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<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="luf_8.htm"><SMALL>Teil 8</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="luf.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="24%" height=20 valign=middle><A HREF="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
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</TR>
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<H2>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie</H2>
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<H1><B>ANHANG: </B><B>Leitsätze über die Aufgaben der internationalen
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Sozialdemokratie</B></H1>
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<P>Eine größere Anzahl von Genossen aus allen Teilen Deutschlands
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hat die folgenden Leitsätze angenommen, die eine Anwendung des Erfurter
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Programms auf die gegenwärtigen Probleme des internationalen Sozialismus
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darstellen.</P>
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<P>1. Der Weltkrieg hat die Resultate der vierzigjährigen Arbeit des
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europäischen Sozialismus zunichte gemacht, indem er die Bedeutung
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der revolutionären Arbeiterklasse als eines politischen Machtfaktors
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und das moralische Prestige des Sozialismus vernichtet, die proletarische
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Internationale gesprengt, ihre Sektionen zum Brudermord gegeneinander geführt
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und die Wünsche und Hoffnungen der Volksmassen in den wichtigsten
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Ländern der kapitalistischen Entwicklung an das Schiff des Imperialismus
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gekettet hat.</P>
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<P>2. Durch die Zustimmung zu den Kriegskrediten und die Proklamation des
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Burgfriedens haben die offiziellen Führer der sozialistischen Parteien
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in Deutschland, Frankreich und England (mit Ausnahme der Unabhängigen
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Arbeiterpartei) dem Imperialismus den Rücken gestärkt, die Volksmassen
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zum geduldigen Ertragen des Elends und der Schrecken des Krieges veranlaßt
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und so zur zügellosen Entfesselung der imperialistischen Raserei,
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zur Verlängerung des Gemetzels und zur Vermehrung seiner Opfer beigetragen,
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die Verantwortung für den Krieg und seine Folgen mitübernommen.
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</P>
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<P>3. Diese Taktik der offiziellen Parteiinstanzen der kriegführenden
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Länder, in allererster Linie in Deutschland, dem bisherigen führenden
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Lande der Internationale, bedeutet einen Verrat an den elementarsten Grundsätzen
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des internationalen Sozialismus, an den Lebensinteressen der Arbeiterklasse,
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an allen demokratischen Interessen der Völker. Dadurch ist die sozialistische
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Politik auch in jenen Ländern zur Ohnmacht verurteilt worden, wo die
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Parteiführer ihren Pflichten treu geblieben sind: in Rußland,
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Serbien, Italien und ­ mit einer Ausnahme ­ Bulgarien. </P>
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<P>
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<DIV ALIGN="LEFT">
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</DIV>
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<P>4. Indem die offizielle Sozialdemokratie der führenden Länder
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den Klassenkampf im Kriege preisgab und auf die Zeit nach dem Kriege verschob,
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hat sie den herrschenden Klassen in allen Ländern Frist gewährt,
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ihre Positionen auf Kosten des Proletariats wirtschaftlich, politisch und
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moralisch ungeheuer zu stärken. </P>
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<P>5. Der Weltkrieg dient weder der nationalen Verteidigung, noch den wirtschaftlichen
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oder politischen Interessen irgendwelcher Volksmassen, er ist lediglich
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eine Ausgeburt imperialistischer Rivalitäten zwischen den kapitalistischen
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Klassen verschiedener Länder um die Weltherrschaft und um das Monopol
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in der Aussaugung und Unterdrückung der noch nicht vom Kapital beherrschten
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Gebiete. In der Ära dieses entfesselten Imperialismus kann es keine
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nationalen Kriege mehr geben. Die nationalen Interessen dienen nur als
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Täuschungsmittel, um die arbeitenden Volksmassen ihrem Todfeind, dem
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Imperialismus, dienstbar zu machen.</P>
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<P>6. Aus der Politik der imperialistischen Staaten und aus dem imperialistischen
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Kriege kann für keine unterdrückte Nation Freiheit und Unabhängigkeit
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hervorsprießen. Die kleinen Nationen, deren herrschende Klassen Anhängsel
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und Mitschuldige ihrer Klassengenossen in den Großstaaten sind, bilden
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nur Schachfiguren in dem imperialistischen Spiel der Großmächte
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und werden ebenso wie deren arbeitende Massen während des Krieges
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als Werkzeug mißbraucht, um nach dem Kriege den kapitalistischen
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Interessen geopfert zu werden.</P>
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<P>7. Der heutige Weltkrieg bedeutet unter diesen Umständen bei jeder
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Niederlage und bei jedem Sieg eine Niederlage des Sozialismus und der Demokratie.
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Er treibt bei jedem Ausgang ­ ausgenommen die revolutionäre Intervention
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des internationalen Proletariats - zur Stärkung des Militarismus,
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der internationalen Gegensätze, der weltwirtschaftlichen Rivalitäten.
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Er steigert die kapitalistische Ausbeutung und die innerpolitische Reaktion,
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schwächt die öffentliche Kontrolle und drückt die Parlamente
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zu immer gehorsameren Werkzeugen des Militarismus herab. Der heutige Weltkrieg
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entwickelt so zugleich alle Voraussetzungen neuer Kriege.</P>
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<P>8. Der Weltfriede kann nicht gesichert werden durch utopische oder im
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Grunde reaktionäre Pläne wie internationale Schiedsgerichte kapitalistischer
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Diplomaten, diplomatische Abmachungen über "Abrüstung",
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"Freiheit der Meere", Abschaffung des Seebeuterechts, "europäische
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Staatenbünde", "mitteleuropäische Zollvereine",
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nationale Pufferstaaten und dergleichen. Imperialismus, Militarismus und
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Kriege sind nicht zu beseitigen oder einzudämmen, solange die kapitalistischen
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Klassen unbestritten ihre Klassenherrschaft ausüben. Das einzige Mittel,
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ihnen erfolgreich Widerstand zu leisten, und die einzige Sicherung des
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Weltfriedens ist die politische Aktionsfähigkeit und der revolutionäre
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Wille des internationalen Proletariats, seine Macht in die Waagschale zu
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werfen.</P>
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<P>9. Der Imperialismus als letzte Lebensphase und höchste Entfaltung
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der politischen Weltherrschaft des Kapitals ist der gemeinsame Todfeind des
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Proletariats aller Länder. Aber er teilt auch mit den früheren
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Phasen des Kapitalismus das Schicksal, die Kräfte seines Todfeinds
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in demselben Umfange zu stärken, wie er sich selbst entfaltet. Er
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beschleunigt die Konzentration des Kapitals, die Zermürbung des Mittelstands,
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die Vermehrung des Proletariats, weckt den wachsenden Widerstand der Massen
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und führt so zur intensiven Verschärfung der Klassengegensätze.
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Gegen den Imperialismus muß der proletarische Klassenkampf im Frieden
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wie im Krieg in erster Reihe konzentriert werden. Der Kampf gegen ihn ist
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für das internationale Proletariat zugleich der Kampf um die politische
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Macht im Staate, die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Sozialismus
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und Kapitalismus. Das sozialistische Endziel wird von dem internationalen
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Proletariat nur verwirklicht, indem es gegen den Imperialismus auf der
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ganzen Linie Front macht und die Losung: "Krieg dem Kriege" unter
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Aufbietung der vollen Kraft und des äußersten Opfermutes zur
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Richtschnur seiner praktischen Politik erhebt.
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<P></P>
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<P>10. Zu diesem Zwecke richtet sich die Hauptaufgabe des Sozialismus heute
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darauf, das Proletariat aller Länder zu einer lebendigen revolutionären
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Macht zusammenzufassen, es durch eine starke internationale Organisation
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mit einheitlicher Auffassung seiner Interessen und Aufgaben, mit einheitlicher
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Taktik und politischer Aktionsfähigkeit im Frieden wie im Kriege zu
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dem entscheidenden Faktor des politischen Lebens zu machen, wozu es durch
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die Geschichte berufen ist. </P>
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<P>11. Die II. Internationale ist durch den Krieg gesprengt. Ihre Unzulänglichkeit
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hat sich erwiesen durch ihre Unfähigkeit, einen wirksamen Damm gegen
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die nationale Zersplitterung im Kriege aufzurichten und eine gemeinsame
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Taktik und Aktion des Proleariats in allen Ländern durchzuführen.</P>
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<P>12. Angesichts des Verrats der offiziellen Vertretungen der sozialistischen
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Parteien der führenden Länder an den Zielen und Interessen der
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Arbeiterklasse, angesichts ihrer Abschwenkung vom Boden der proletarischen
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Internationale auf den Boden der bürgerlich-imperialistischen Politik
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ist es eine Lebensnotwendigkeit für den Sozialismus, eine neue Arbeiter-Internationale
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zu schaffen, welche die Leitung und Zusammenfassung des revolutionären
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Klassenkampfes gegen den Imperialismus in allen Ländern übernimmt.
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</P>
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<P>Sie muß, um ihre historische Aufgabe zu lösen, auf folgenden
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Grundlagen beruhen: </P>
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<P>1. Der Klassenkampf im Innern der bürgerlichen Staaten gegen die
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herrschenden Klassen und die internationale Solidarität der Proletarier
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aller Länder sind zwei unzertrennliche Lebensregeln der Arbeiterklasse
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in ihrem welthistorischen Befreiungskampfe. Es gibt keinen Sozialismus
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außerhalb der internationalen Solidarität des Proletariats,
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und es gibt keinen Sozialismus außerhalb des Klassenkampfes. Das
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sozialistische
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Proletariat kann weder im Frieden noch im Kriege auf Klassenkampf
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und auf internationale Solidarität verzichten, ohne Selbstmord zu
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begehen.
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<P></P>
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<P>2. Die Klassenaktion des Proletariats aller Länder muß im
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Frieden wie im Kriege auf die Bekämpfung des Imperialismus und Verhinderung
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der Kriege als auf ihr Hauptziel gerichtet werden. Die parlamentarische
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Aktion, die gewerkschaftliche Aktion wie die gesamte Tätigkeit der
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Arbeiterbewegung muß dem Zwecke untergeordnet werden, das Proletariat
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in jedem Lande aufs schärfste der nationalen Bourgeoisie entgegenzustellen,
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den politischen und geistigen Gegensatz zwischen beiden auf Schritt und
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Tritt hervorzukehren sowie gleichzeitig die internationale Zusammengehörigkeit
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der Proletarier aller Länder in den Vordergrund zu schieben und zu
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betätigen.</P>
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<P>3. In der Internationale liegt der Schwerpunkt der Klassenorganisation
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des Proletariats. Die Internationale entscheidet im Frieden über die
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Taktik der nationalen Sektionen in Fragen des Militarismus, der Kolonialpolitik,
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der Handelspolitik, der Maifeier, ferner über die gesamte im Kriege
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einzuhaltende Taktik.</P>
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<P>4. Die Pflicht zur Ausführung der Beschlüsse der Internationale
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geht allen anderen Organisationspflichten voran. Nationale Sektionen, die
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ihren Beschlüssen zuwiderhandeln, stellen sich außerhalb der
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Internationale.</P>
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<P>5. In den Kämpfen gegen den Imperialismus und den Krieg kann die
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entscheidende Macht nur von den kompakten Massen des Proletariats aller
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Länder eingesetzt werden. Das Hauptaugenmerk der Taktik der nationalen
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Sektionen ist somit darauf zu richten, die breiten Massen zur politischen
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Aktionsfähigkeit und zur entschlossenen Initiative zu erziehen, den
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internationalen Zusammenhang der Massenaktion zu sichern, die politischen
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und gewerkschaftlichen Organisationen so auszubauen, daß durch ihre
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Vermittlung jederzeit das rasche und tatkräftige Zusammenwirken aller
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Sektionen gewährleistet und der Wille der Internationale so zur Tat
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der breitesten Arbeitermassen aller Länder wird.</P>
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<P>6. Die nächste Aufgabe des Sozialismus ist die geistige Befreiung
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des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie, die sich in dem
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Einfluß der nationalistischen Ideologie äußert. Die nationalen
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Sektionen haben ihre Agitation in den Parlamenten wie in der Presse dahin
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zu richten, die überlieferte Phraseologie des Nationalismus als bürgerliches
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Herrschaftsinstrument zu denunzieren. Die einzige Verteidigung aller wirklichen
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nationalen Freiheit ist heute der revolutionäre Klassenkampf gegen
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den Imperialismus. Das Vaterland der Proletarier, dessen Verteidigung alles
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andere untergeordnet werden muß, ist die sozialistische Internationale.</P>
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<HR size="1" align="left" width="200">
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<P><SMALL>Quelle: »die nicht mehr existierende Website "Unser Kampf" auf fr<66>her "http://felix2.2y.net/deutsch/index.html"«<BR>
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Pfad: »../lu/«<BR>
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Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>«</SMALL>
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<HR size="1">
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<TR>
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<TD align="center" width="24%" height=20 valign=middle><A href="../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD align="center"><B>|</B></TD>
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<TD align="center" width="24%" height=20 valign=middle><A href="luf_8.htm"><SMALL>Teil 8</SMALL></A></TD>
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<TD align="center">|</TD>
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<TD align="center" width="24%" height=20 valign=middle><A href="luf.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
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<TD align="center"><B>|</B></TD>
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<TD align="center" width="24%" height=20 valign=middle><A href="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
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