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<TITLE>Die Frage des Sozialismus in einem Lande</TITLE>
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<BODY BGCOLOR="#ffff80">
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J. W. Stalin: Zu den Fragen des Leninismus
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Kapitel 6
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<H2>
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Die Frage des Sozialismus in einem Lande
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<P>
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<HR>
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<P>
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In der Schrift "Über die Grundlagen des Leninismus" (April 1924, erste
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Ausgabe) kommen zwei Formulierungen zur Frage des Sieges des Sozialismus
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in <I>einem</I> Lande vor. Die erste Formulierung lautet:
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"Früher hielt man den Sieg der Revolution <I>in einem</I> Lande für
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unmöglich, da man annahm, daß zum Siege über die Bourgeoisie
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eine gemeinsame Aktion der Proletarier aller fortgeschrittenen Länder
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oder jedenfalls der Mehrzahl dieser Länder erforderlich sei. Jetzt
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entspricht dieser Standpunkt nicht mehr der Wirklichkeit. Jetzt muß
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man von der Möglichkeit eines solchen Sieges ausgehen, denn der
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ungleichmäßige und sprunghafte Charakter der Entwicklung der
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verschiedenen kapitalistischen Länder unter den Verhältnissen des
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Imperialismus, die Entwicklung der katastrophalen Widersprüche innerhalb
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des Imperialismus, die unausweichlich zu Kriegen führen, das Anwachsen
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der revolutionären Bewegung in allen Ländern der Welt - alles das
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macht den Sieg des Proletariats in einzelnen Ländern nicht nur
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möglich, sondern auch notwendig." (Siehe "Über die Grundlagen des
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Leninismus".)
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<P>
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Dieser Leitsatz ist völlig richtig und bedarf keines Kommentars. Er
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ist gegen die Theorie der Sozialdemokraten gerichtet, die die Machtergreifung
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durch das Proletariat in <I>einem</I> Lande, ohne die gleichzeitige siegreiche
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Revolution in anderen Ländern, für eine Utopie halten.
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<P>
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Aber die Schrift "Über die Grundlagen des Leninismus" enthält noch
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eine zweite Formulierung. Es heißt dort:
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"Aber die Macht der Bourgeoisie stürzen und die Macht des Proletariats
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in <I>einem</I> Lande aufrichten, heißt noch nicht, den vollen Sieg
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des Sozialismus zu sichern. Die Hauptaufgabe des Sozialismus - die Organisierung
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der sozialistischen Produktion - steht noch bevor. Kann man diese Aufgabe
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lösen, kann man den endgültigen Sieg des Sozialismus in
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<I>einem</I> Lande erreichen, ohne die gemeinsamen Anstrengungen der Proletarier
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mehrerer fortgeschrittener Länder? Nein, das kann man nicht. Zum Sturze
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der Bourgeoisie genügen die Anstrengungen <I>eines</I> Landes - davon
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zeugt die Geschichte unserer Revolution. Zum endgültigen Sieg des
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Sozialismus, zur Organisierung der sozialistischen Produktion genügen
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nicht die Anstrengungen <I>eines</I> Landes, zumal eines Bauernlandes wie
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Rußland, dazu sind die Anstrengungen der Proletarier mehrerer
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fortgeschrittener Länder notwendig." (Siehe "Über die Grundlagen
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des Leninismus", erste Ausgabe.)
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<P>
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Diese zweite Formulierung war gegen die Behauptung der Kritiker des Leninismus,
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gegen die Trotzkisten gerichtet, die erklärten, die Diktatur des
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Proletariats in <I>einem</I> Lande könne sich nicht "gegen das konservative
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Europa behaupten", wenn der Sieg in anderen Ländern ausbleibt.
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<P>
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Insofern - aber nur insofern - war diese Formulierung damals (April 1924)
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ausreichend, und sie hat zweifellos einen gewissen Dienst geleistet.
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<P>
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In der Folge aber, als die Kritik am Leninismus auf diesem Gebiete in der
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Partei schon überwunden war und als eine neue Frage auftauchte, die
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Frage nach der Möglichkeit der Errichtung der vollendeten sozialistischen
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Gesellschaft mit den Kräften unseres Landes, ohne Hilfe von außen,
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da erwies sich diese zweite Formulierung bereits als offenkundig ungenügend
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und deshalb unrichtig.
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<P>
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Worin besteht der Mangel dieser Formulierung?
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<P>
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Ihr Mangel besteht darin, daß sie zwei verschiedene Fragen zu einer
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Frage zusammenzieht: die Frage der <I>Möglichkeit</I> der Errichtung
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des Sozialismus mit den Kräften <I>eines</I> Landes, worauf eine bejahende
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Antwort gegeben werden muß, und die Frage, ob sich ein Land, in dem
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die Diktatur des Proletariats errichtet ist, als <I>völlig gesichert</I>
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gegen eine Intervention und folglich gegen die Restauration der alten Ordnung
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betrachtet werden kann ohne die siegreiche Revolution in einer Reihe anderer
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Länder, worauf eine verneinende Antwort gegeben werden muß. Ich
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spreche schon gar nicht davon, daß diese Formulierung zu dem Gedanken
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Anlaß geben kann, daß die Organisierung der sozialistischen
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Gesellschaft mit den Kräften <I>eines</I> Landes unmöglich sei,
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was natürlich unrichtig ist.
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<P>
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Aus diesem Grunde habe ich diese Formulierung in meiner Schrift "Die
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Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten" (Dezember 1924)
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abgeändert und richtiggestellt, indem ich diese Frage in zwei Fragen
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zerlegte: in die Frage der <I>vollen Garantie gegen die Restauration der
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bürgerlichen Zustände</I> und in die Frage der <I>Möglichkeit
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der Errichtung der vollendeten sozialistischen Gesellschaft</I> in
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<I>einem</I> Lande. Das wurde erreicht, erstens, durch Auslegung des "vollen
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Sieges des Sozialismus" als "volle Garantie gegen die Wiederherstellung der
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alten Ordnung", die nur durch die "gemeinsamen Anstrengungen der Proletarier
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mehrerer Länder" erreicht werden kann, und zweitens dadurch, daß
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auf Grund der Leninschen Schrift "Über das Genossenschaftswesen" die
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unbestreitbare Wahrheit ausgesprochen wurde, daß wir alles Notwendige
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zur Errichtung der vollendeten sozialistischen Gesellschaft besitzen ("Die
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Oktoberrevolution und die Taktik der russischen Kommunisten").
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<P>
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Diese neue Formulierung wurde denn auch der bekannten Resolution der XIV.
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Parteikonferenz "Über die Aufgaben der Komintern und der KPR (B)" zugrunde
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gelegt, die die Frage des Sieges des Sozialismus in <I>einem</I> Lande in
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Verbindung mit der Stabilisierung des Kapitalismus behandelt (April 1925)
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und die Errichtung des Sozialismus mit den Kräften unseres Landes für
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möglich und notwendig hält.
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<P>
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Sie diente auch als Grundlage für meine Schrift "Zu den Ergebnissen
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der Arbeiten der XIV. Parteikonferenz", die unmittelbar nach der XIV.
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Parteikonferenz, im Mai 1925, erschien.
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<P>
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Über die Behandlung der Frage des Sieges des Sozialismus in <I>einem</I>
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Lande wird in dieser Schrift gesagt:
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"Unser Land weist zwei Gruppen von Gegensätzen auf. Die eine Gruppe
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von Gegensätzen - das sind die inneren Gegensätze, die zwischen
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dem Proletariat und der Bauernschaft bestehen (gemeint ist hier die Errichtung
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des Sozialismus in einem Lande. J. St.). Die andere Gruppe von Gegensätzen
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- das sind die äußeren Gegensätze, die zwischen unserem Lande,
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als dem Land des Sozialismus, und allen übrigen Ländern, als den
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Ländern des Kapitalismus, vorhanden sind (gemeint ist hier der
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endgültige Sieg des Sozialismus. J. St.) ..."
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</H5>
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<H5>
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"Wer die erste Gruppe von Gegensätzen, die durchaus mit den Kräften
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<I>eines</I> Landes überwunden werden können, mit der zweiten Gruppe
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von Gegensätzen verwechselt, die zu ihrer Lösung die Anstrengungen
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der Proletarier mehrerer Länder erfordern, der begeht den gröbsten
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Fehler gegen den Leninismus, der ist entweder ein Wirrkopf oder ein
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unverbesserlicher Opportunist." (Siehe "Zu den Ergebnissen der Arbeiten der
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XIV. Parteikonferenz".)
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</H5>
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<P>
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Über die Frage des <I>Sieges</I> des Sozialismus in unserem Lande wird
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in der Schrift gesagt:
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"Wir können den Sozialismus errichten, und wir werden ihn zusammen mit
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der Bauernschaft, unter der Führung der Arbeiterklasse aufbauen", ...
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denn "unter der Diktatur des Proletariats sind bei uns ... alle Vorbedingungen
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gegeben, die notwendig sind, um die vollendete sozialistische Gesellschaft
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zu errichten, wobei alle und jede inneren Schwierigkeiten überwunden
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werden, denn wir können und müssen sie durch unsere eigenen
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Kräfte überwinden." (Ebenda.)
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<P>
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Über die Frage des <I>endgültigen Sieges</I> des Sozialismus
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heißt es dort:
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<H5>
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"Der endgültige Sieg des Sozialismus ist die volle Garantie gegen
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Interventions- und folglich auch gegen Restaurationsversuche, denn ein
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einigermaßen ernsthafter Restaurationsversuch kann nur mit ernster
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Unterstützung von außen, nur mit Unterstützung des
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internationalen Kapitals erfolgen. Deshalb ist die Unterstützung unserer
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Revolution durch die Arbeiter aller Länder, und noch mehr der Sieg dieser
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Arbeiter zum mindesten in einigen Ländern die unerläßliche
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Vorbedingung für die volle Sicherung des ersten siegreichen Landes gegen
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Interventions- und Restaurationsversuche, die unerläßliche
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Vorbedingung für den endgültigen Sieg des Sozialismus." (Ebenda.)
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<P>
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Das ist wohl klar.
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<P>
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Bekanntlich wird diese Frage in meiner Schrift "Fragen und Antworten" (Juni
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1925) und in dem politischen Bericht des ZK auf dem XIV. Parteitag der KPdSU
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(B) (Dezember 1925) in dem gleichen Sinne behandelt.
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<P>
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Das sind die Tatsachen.
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<P>
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Diese Tatsachen sind, wie ich glaube, allen und jedem bekannt, darunter auch
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Sinowjew.
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<P>
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Hält es Sinowjew jetzt, fast zwei Jahre nach dem ideologischen Kampfe
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in der Partei und nach der auf der XIV. Parteikonferenz angenommenen Resolution
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(April 1925), für möglich, in seinem Schlußwort auf dem XIV.
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Parteitag (Dezember 1925) die alte, vollständig ungenügende Formel
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aus Stalins Schrift, die im April 1924 verfaßt wurde, als Grundlage
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für die Lösung der schon gelösten Frage des Sieges des Sozialismus
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in <I>einem</I> Lande hervorzuholen, so zeigt diese sonderbare Manier Sinowjews
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nur, daß er sich in dieser Frage vollständig verwirrt hat.
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<P>
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Die Partei rückwärtszerren, nachdem sie vorwärtsgeschritten
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ist, die Resolution der XIV. Parteikonferenz umgehen, nachdem sie vom Plenum
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des ZK bestätigt worden ist, das heißt, sich hoffnungslos in
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Widersprüche verstricken, an die Sache des Aufbaus des Sozialismus nicht
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glauben, den Weg Lenins verlassen und die eigene Niederlage dokumentieren.
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<P>
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Was bedeutet die <I>Möglichkeit</I> des Sieges des Sozialismus
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<I>einem</I> Lande?
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<P>
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Das bedeutet die Möglichkeit, die Gegensätze zwischen Proletariat
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und Bauernschaft mit den inneren Kräften unseres Landes zu überwinden,
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die Möglichkeit, daß das Proletariat die Macht ergreifen und diese
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Macht zur Errichtung der vollendeten sozialistischen Gesellschaft in unserem
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Lande ausnutzen kann, gestützt auf die Sympathien und die
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Unterstützung der Proletarier der anderen Länder, aber ohne
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vorhergehenden Sieg der proletarischen Revolution in anderen Ländern.
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<P>
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Ohne diese Möglichkeit ist der Aufbau des Sozialismus ein Aufbau ohne
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Perspektive, ein Aufbau ohne die Überzeugung, daß man den Sozialismus
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errichten wird. Man kann den Sozialismus nicht aufbauen, wenn man nicht
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überzeugt ist, daß es möglich ist, ihn zu errichten, wenn
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man nicht überzeugt ist, daß die technische
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Rückständigkeit unseres Landes kein <I>unüberwindliches</I>
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Hindernis für die Errichtung der vollendeten sozialistischen Gesellschaft
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ist. Die Verneinung dieser Möglichkeit bedeutet Unglauben an die Sache
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des Aufbaus des Sozialismus, Abkehr vom Leninismus.
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<P>
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Was bedeutet die <I>Unmöglichkeit</I> des vollen, endgültigen Sieges
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des Sozialismus in <I>einem</I> Lande ohne den Sieg der Revolution in anderen
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Ländern?
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<P>
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Das bedeutet die Unmöglichkeit einer vollen Garantie gegen die Intervention
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und folglich auch gegen die Restauration der bürgerlichen Ordnung, wenn
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die Revolution nicht wenigstens in einer Reihe von Ländern gesiegt hat.
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Die Verneinung dieses unbestreitbaren Leitsatzes bedeutet Abkehr vom
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Internationalismus, Abkehr vom Leninismus.
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<H5>
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"Wir leben", sagt Lenin, "nicht nur in einem Staat, sondern <I>in einem
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Staatensystem</I>, und die Existenz der Sowjetrepublik neben den
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imperialistischen Staaten ist auf die Dauer undenkbar. Am Ende wird entweder
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das eine oder das andere siegen. Aber bis dieses Ende eintritt, ist eine
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Reihe furchtbarster Zusammenstöße zwischen der Sowjetrepublik
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und den bürgerlichen Staaten unvermeidlich. Das heißt, daß
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die herrschende Klasse, das Proletariat, wenn es herrschen will und herrschen
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wird, dies auch durch seine militärische Organisation beweisen muß."
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(Lenin, Bericht auf dem VIII. Parteitag, Sämtl. Werke, Bd. XXIV. S.
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122 russ.)
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</H5>
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<H5>
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"Wir haben", sagt Lenin an anderer Stelle, "ein im höchsten Grade
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schwankendes, aber immerhin unzweifelhaftes, unbestreitbares gewisses
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Gleichgewicht vor uns. Ob es von langer Dauer sein wird, weiß ich nicht,
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und ich glaube, daß man das nicht wissen kann. Und deshalb ist unsererseits
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die größte Vorsicht am Platze. Und das erste Gebot unserer Politik,
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die erste Lehre, die sich aus unserer Regierungstätigkeit während
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eines Jahres ergibt, eine Lehre, die sich alle Arbeiter und Bauern zu eigen
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machen müssen, ist die: auf der Hut sein, daran denken, daß wir
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|
von Leuten, Klassen, Regierungen umgeben sind, die offen den größten
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|
Haß gegen uns bekunden. Man muß daran denken, daß wir stets
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|
nur um ein Haar von einem Überfall entfernt sind." (Rede Lenins auf
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dem IX. Allrussischen Sowjetkongreß, Sämtl. Werke, Bd. XXVII,
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S. 117 russ.)
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<P>
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Das ist wohl klar.
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<P>
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Wie steht es bei Sinowjew bezüglich der Frage des Sieges des Sozialismus
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in <I>einem</I> Lande?
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<P>
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Man höre:
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<H5>
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"Unter dem endgültigen Sieg des Sozialismus ist mindestens zu verstehen:
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1. die Aufhebung der Klassen und folglich 2. die Abschaffung der Diktatur
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einer Klasse, im gegebenen Falle der Diktatur des Proletariats ..." "Um noch
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genauer klarzustellen", sagt Sinowjew weiter, "wie die Frage bei uns in der
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||
|
UdSSR im Jahre 1925 steht, muß man zweierlei unterscheiden: 1. die
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|
gesicherte <I>Möglichkeit</I>, den Sozialismus aufzubauen, ist
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||
|
natürlich auch im Rahmen <I>eines</I> Landes durchaus vorstellbar, und
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|
2. die endgültige Errichtung und Festigung des Sozialismus, das heißt
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||
|
die Verwirklichung der sozialistischen Ordnung, der sozialistischen
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Gesellschaft."
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</H5>
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<P>
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||
|
Was kann das alles bedeuten?
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<P>
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|
Nichts anderes, als daß Sinowjew unter dem endgültigen Sieg des
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||
|
Sozialismus in <I>einem</I> Lande nicht die Garantie gegen Intervention und
|
||
|
Restauration versteht, sondern die Möglichkeit der Errichtung der
|
||
|
sozialistischen Gesellschaft. Unter dem Sieg des Sozialismus in <I>einem</I>
|
||
|
Lande aber versteht Sinowjew einen Aufbau des Sozialismus, der nicht zur
|
||
|
Errichtung des Sozialismus führen kann und führen soll. Ein Aufbau
|
||
|
aufs Geratewohl, ohne Perspektive, ein Aufbau des Sozialismus, bei dem man
|
||
|
nicht die Möglichkeit hat, die sozialistische Gesellschaft zu errichten
|
||
|
- das ist die Position Sinowjews.
|
||
|
<P>
|
||
|
Am Sozialismus bauen, <I>ohne die Möglichkeit</I> zu haben, ihn wirklich
|
||
|
aufzubauen, <I>mit dem Bewußtsein</I> bauen, <I>daß man ihn doch
|
||
|
nicht aufbauen wird</I> - bis zu solchen Ungereimtheiten hat sich Sinowjew
|
||
|
verstiegen.
|
||
|
<P>
|
||
|
Aber das ist doch ein Hohn auf die Frage und keine Lösung der Frage!
|
||
|
<P>
|
||
|
Noch eine Stelle aus dem Schlußwort Sinowjews auf dem XIV. Parteitag:
|
||
|
<H5>
|
||
|
"Man sehe nur, wie weit sich z.B. Genosse Jakowljew auf der letzten Kursker
|
||
|
Gouvernements-Parteikonferenz verstiegen hat: 'Können wir', fragt er,
|
||
|
'in <I>einem</I> Lande, wo uns von allen Seiten kapitalistische Feinde umgeben,
|
||
|
können wir unter solchen Verhältnissen in <I>einem</I> Lande den
|
||
|
Sozialismus errichten?' Und er antwortet: 'Auf Grund des Gesagten haben wir
|
||
|
das Recht zu behaupten, daß wir nicht nur am Sozialismus bauen, sondern
|
||
|
daß wir, obwohl wir einstweilen allein sind, obwohl wir einstweilen
|
||
|
das einzige Sowjetland der Welt, der einzige Sowjetstaat sind, den Sozialismus
|
||
|
wirklich aufbauen werden.' (Kurskaja Prawda Nr. 279 vom 8. Dezember 1925.)
|
||
|
<I>Ist das eine leninistische Fragestellung, riecht das nicht nach nationaler
|
||
|
Beschränktheit?</I>"
|
||
|
</H5>
|
||
|
<P>
|
||
|
Somit heißt es nach Sinowjew, auf dem Standpunkte der nationalen
|
||
|
Beschränktheit stehen, wenn man die Möglichkeit der Errichtung
|
||
|
des Sozialismus in <I>einem</I> Lande anerkennt, und auf dem Standpunkte
|
||
|
des Internationalismus stehen, wenn man diese Möglichkeit verneint.
|
||
|
<P>
|
||
|
Wenn das aber stimmt, lohnt es sich dann überhaupt, den Kampf für
|
||
|
den Sieg über die kapitalistischen Elemente unserer Wirtschaft zu
|
||
|
führen? Folgt nicht daraus, daß ein solcher Sieg unmöglich
|
||
|
ist?
|
||
|
<P>
|
||
|
<I>Kapitulation vor den kapitalistischen Elementen unserer Wirtschaft</I>
|
||
|
- dahin führt die innere Logik der Argumentation Sinowjews.
|
||
|
<P>
|
||
|
Und diese Ungereimtheit, die mit dem Leninismus nichts gemein hat, wird uns
|
||
|
von Sinowjew als "Internationalismus", als "hundertprozentiger Leninismus"
|
||
|
aufgetischt!
|
||
|
<P>
|
||
|
Ich behaupte, daß Sinowjew in der so wichtigen Frage des Aufbaus des
|
||
|
Sozialismus sich vom Leninismus abkehrt und zum Standpunkt des Menschewiks
|
||
|
Suchanow hinabsinkt.
|
||
|
<P>
|
||
|
Wenden wir uns Lenin zu. Lenin sagte über den Sieg des Sozialismus in
|
||
|
<I>einem</I> Lande noch vor der Oktoberrevolution, im August 1915:
|
||
|
<H5>
|
||
|
"Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen
|
||
|
Entwicklung ist ein unabdingbares Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt,
|
||
|
daß der Sieg des Sozialismus ursprünglich in wenigen kapitalistischen
|
||
|
Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist.
|
||
|
Das siegreiche Proletariat dieses Landes würde sich nach Enteignung
|
||
|
der Kapitalisten und <I>nach Organisierung der sozialistischen Produktion
|
||
|
im eigenen Lande</I> (von mir hervorgehoben. J. St.) der übrigen,
|
||
|
kapitalistischen Welt <I>entgegenstellen</I> und würde die
|
||
|
unterdrückten Klassen der anderen Länder auf seine Seite ziehen,
|
||
|
in ihnen den Aufstand gegen die Kapitalisten entfachen und im Notfall sogar
|
||
|
mit Waffengewalt gegen die Ausbeuterklassen und ihre Staaten vorgehen." (Lenin,
|
||
|
Ausgew. Werke, Bd. 5, S. 134 / 135.)
|
||
|
</H5>
|
||
|
<P>
|
||
|
Was bedeuten die von uns hervorgehobenen Worte Lenins: "nach Organisierung
|
||
|
der sozialistischen Produktion im eigenen Lande"? Das bedeutet, daß
|
||
|
das Proletariat des siegreichen Landes die sozialistische Produktion im eigenen
|
||
|
Lande nach der Machtergreifung organisieren <I>kann</I> und <I>muß</I>.
|
||
|
Und was bedeutet "die Organisierung der sozialistischen Produktion"? Das
|
||
|
bedeutet, die sozialistische Gesellschaft errichten. Es erübrigt sich
|
||
|
nachzuweisen, daß diese klare und bestimmte These Lenins keines weiteren
|
||
|
Kommentars bedarf. Andernfalls wäre es nicht verständlich, warum
|
||
|
Lenin im Oktober 1917 zur Machtergreifung durch das Proletariat aufrief.
|
||
|
<P>
|
||
|
Man sieht, daß sich dieser klare Leitsatz Lenins von dem verworrenen
|
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und antileninistischen "Leitsatz" Sinowjews, wonach wir am Sozialismus "im
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Rahmen <I>eines</I> Landes" bauen können, daß es aber
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<I>unmöglich</I> ist, ihn aufzubauen, unterscheidet wie Himmel und Erde.
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Das sagte Lenin im Jahre 1915, vor der Machtergreifung durch das Proletariat.
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Aber vielleicht haben sich seine Ansichten nach den Erfahrungen der
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Machtergreifung, nach 1917, geändert? Wenden wir uns der Schrift Lenins
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"Über das Genossenschaftswesen" zu, die im Jahre 1923 verfaßt
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wurde.
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"In der Tat", sagt Lenin, "die Verfügungsgewalt des Staates über
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alle großen Produktionsmittel, die Staatsmacht in den Händen des
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Proletariats, das Bündnis dieses Proletariats mit den vielen Millionen
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Klein- und Zwergbauern, die Sicherung der Führerstellung dieses Proletariats
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gegenüber der Bauernschaft uws. - ist das nicht alles, was notwendig
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ist, um aus den Genossenschaften, allein aus den Genossenschaften, die wir
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früher geringschätzig als Krämerei behandelt haben und die
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wir in gewisser Hinsicht jetzt, unter der NÖP, genau so zu behandeln
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berechtigt sind, <I>ist das nicht alles, was notwendig ist, um die vollendete
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sozialistische Gesellschaft zu errichten? Das ist noch nicht die Errichtung
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der sozialistischen Gesellschaft, aber es ist alles, was zu dieser Errichtung
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notwendig und hinreichend ist.</I>" (Lenin, Ausgew. Werke, Bd. 9, S. 437.)
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<P>
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Mit anderen Worten: wir können und müssen die vollendete sozialistische
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Gesellschaft errichten, denn wir haben alles, was zu dieser Errichtung notwendig
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und hinreichend ist.
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<P>
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Ich glaube, klarer kann man sich kaum ausdrücken.
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<P>
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Man vergleiche diesen klassischen Leitsatz Lenins mit der antileninistischen
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Erwiderung Sinowjews an Jakowljew, und man wird begreifen, daß Jakowljew
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nur die Worte Lenins über die Möglichkeit der Errichtung des
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Sozialismus in <I>einem</I> Lande wiederholt hat, während Sinowjew,
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der sich gegen diesen Leitsatz wendet und Jakowljew geißelt, von Lenin
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abgerückt ist und sich auf den Standpunkt des Menschewiks Suchanow gestellt
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hat, auf den Standpunkt, daß die Errichtung des Sozialismus in unserem
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Lande infolge seiner technischen Rückständigkeit unmöglich
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sei.
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<P>
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Unbekannt bleibt nur, wozu wir denn im Oktober 1917 die Macht ergriffen haben,
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wenn wir nicht darauf rechneten, den Sozialismus zu errichten?
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<I>Man hätte im Oktober 1917 nicht die Macht ergreifen sollen</I> -
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das ist die Schlußfolgerung, zu der die innere Logik der Argumentation
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Sinowjews führt.
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Ich behaupte ferner, daß Sinowjew in der so wichtigen Frage des Sieges
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des Sozialismus <I>gegen</I> bestimmte Beschlüsse unserer Partei zu
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Felde zieht, die in der bekannten Resolution der XIV. Parteikonferenz "Über
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die Aufgaben der Komintern und der KPR (B) im Zusammenhang mit der Erweiterten
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Plenartagung des EKKI" festgelegt worden sind.
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Wenden wir uns dieser Resolution zu. Dort wird über den Sieg des Sozialismus
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in <I>einem</I> Lande gesagt:
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"Das Bestehen zweier diametral entgegengesetzter gesellschaftlicher Systeme
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ruft die ständige Gefahr der kapitalistischen Blockade, anderer Formen
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des ökonomischen Druckes, der bewaffneten Intervention und der Restauration
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hervor. Die einzige Garantie für den <I>endgültigen Sieg des
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Sozialismus</I>, das heißt die <I>Garantie gegen die Restauration</I>
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ist folglich die siegreiche sozialistische Revolution in einer Reihe von
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Ländern ..." "Der Leninismus lehrt, daß der
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<I>endgültige</I> Sieg des Sozialismus <I>im Sinne der vollen Garantie
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gegen eine Restauration</I> der bürgerlichen Verhältnisse nur im
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internationalen Maßstab möglich ist ..." "Daraus folgt
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<I>keineswegs</I>, daß die Errichtung der <I>vollendeten sozialistischen
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Gesellschaft</I> in einem so rückständigen Lande wie Rußland
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ohne 'staatliche Hilfe' (Trotzki) der in technischer und ökonomischer
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Hinsicht entwickelteren Länder unmöglich sei." (Siehe Resolution.)
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<P>
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Man sieht, die Resolution behandelt den endgültigen Sieg des Sozialismus
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im Sinne der Garantie gegen die Intervention und die Restauration - <I>in
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vollem Gegensatz</I> zur Auffassung Sinowjews in seinem Buche "Leninismus".
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<P>
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Man sieht, die Resolution erkennt an, daß die Errichtung der vollendeten
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sozialistischen Gesellschaft in einem so rückständigen Lande wie
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Rußland ohne 'staatliche Hilfe' der in technischer und ökonomischer
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Hinsicht entwickelteren Länder möglich ist - <I>in vollem
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Gegensatz</I> zu der gegenteiligen Behauptung Sinowjews in seiner Erwiderung
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an Jakowljew im Schlußwort auf dem XIV. Parteitag.
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<P>
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Wie soll man das anders nennen als einen Kampf Sinowjews <I>gegen</I> die
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Resolutionen der XIV. Parteikonferenz?
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Freilich sind Parteiresolutionen manchmal nicht ohne Mängel. Es kommt
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vor, daß Parteiresolutionen Fehler enthalten. Allgemein gesprochen
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wäre die Annahme zulässig, daß auch die Resolution der XIV.
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Parteikonferenz einige Fehler enthalte. Es ist möglich, daß Sinowjew
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diese Resolution für fehlerhaft hält. Dann aber muß man das
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klar und offen aussprechen, wie es einem Bolschewik ziemt. Das tut jedoch
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Sinowjew aus irgendeinem Grunde nicht. Er zog es vor, einen anderen Weg zu
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wählen und die Resolutionen der XIV. Parteikonferenz aus dem Hinterhalt
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anzugreifen, ohne diese Resolution zu erwähnen und ohne irgendeine offene
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Kritik an der Resolution zu üben. Sinowjew glaubt offenbar, daß
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man auf diesem Wege am besten zum Ziele kommt. Sein Ziel aber ist das eine:
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die Resolution zu "verbessern" und Lenin "ein klein wenig" zu korrigieren.
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Es erübrigt sich wohl nachzuweisen, daß Sinowjew sich in seinen
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Berechnungen getäuscht hat.
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<P>
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Woher kommt der Fehler Sinowjews? Wo steckt die Wurzel dieses Fehlers?
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Die Wurzel dieses Fehlers liegt meines Erachtens in der Überzeugung
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Sinowjews, daß die technische Rückständigkeit unseres Landes
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ein <I>unüberwindliches</I> Hindernis für die Errichtung der
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vollendeten sozialistischen Gesellschaft sei, daß das Proletariat infolge
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der technischen Rückständigkeit unseres Landes den Sozialismus
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nicht errichten könne. Sinowjew und Kamenew versuchten einmal, mit diesem
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Argument in einer der Sitzungen des Zentralkomitees der Partei vor der
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Aprilkonferenz der Partei aufzutreten. Aber sie holten sich eine Abfuhr und
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waren gezwungen, den Rückzug anzutreten, indem sie sich <I>formell</I>
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dem entgegengesetzten Standpunkt, dem Standpunkt der Mehrheit des
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Zentralkomitees, unterordneten. Obwohl sich aber Sinowjew formell diesem
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Standpunkt untergeordnet hatte, setzte er den Kampf gegen denselben die ganze
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Zeit fort. Über diesen "Zwischenfall" im ZK der KPdSU (B) sagt das Moskauer
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Komitee unserer Partei in seiner "Antwort" auf den Brief der Leningrader
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Gouvernements-Parteikonferenz:
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"Noch vor kurzem haben Kamenew und Sinowjew im Politbüro den Standpunkt
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vertreten, daß wir infolge unserer technischen und ökonomischen
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Rückständigkeit nicht imstande sein würden, mit den inneren
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Schwierigkeiten fertig zu werden, es sei denn, daß uns die internationale
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Revolution rette. Wir aber, zusammen mit der Mehrheit des Zentralkomitees,
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meinen, daß wir den Sozialismus bauen können, daß wir ihn
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bauen und den Aufbau zu Ende führen werden, ungeachtet unserer technischen
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Rückständigkeit und ihr zum Trotz. <BR>
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Wir meinen, daß dieser Aufbau selbstverständlich viel langsamer
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vor sich gehen wird, als es bei einem Sieg im Weltmaßstabe der Fall
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wäre, aber dennoch schreiten wir vorwärts und werden
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vorwärtsschreiten. Ebenso sind wir der Ansicht, daß der Standpunkt
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Kamenews und Sinowjews den Unglauben an die inneren Kräfte unserer
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Arbeiterklasse und der ihr folgenden Bauernmassen zum Ausdruck bringt. Wir
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sind der Ansicht, daß dieser Standpunkt eine Abkehr von der Leninschen
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Position bedeutet." (Siehe 'Antwort'.)
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<P>
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Dieses Dokument erschien in der Presse während der ersten Sitzungen
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des XIV. Parteitages. Sinowjew hatte natürlich die Möglichkeit,
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noch auf dem Parteitag gegen dieses Dokument Stellung zu nehmen. Es ist
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bezeichnend, daß Sinowjew und Kamenew keine Argumente gegen diese schwere
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Beschuldigung fanden, die vom Moskauer Komitee unserer Partei gegen sie erhoben
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wurde. Ist das ein Zufall? Ich glaube, daß es kein Zufall ist. Die
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Beschuldigung hat offenbar ins Schwarze getroffen. Sinowjew und Kamenew haben
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auf diese Beschuldigung darum mit Schweigen "geantwortet", weil sie nichts
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hatten, was sie dagegen ins Treffen führen konnten.
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<P>
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Die neue Opposition ist gekränkt, daß man Sinowjew des Unglaubens
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an den Sieg des sozialistischen Aufbaus in unserem Lande beschuldigt. Aber
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wenn Sinowjew, nachdem die Frage des Sieges des Sozialismus ein <I>einem</I>
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Lande ein volles Jahr diskutiert wurde, nachdem der Standpunkt Sinowjews
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vom Politbüro des Zentralkomitees (April 1925) abgelehnt wurde, nachdem
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sich schon eine bestimmte Meinung der Partei über diese Frage herausgebildet
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hatte, die in der bekannten Resolution der XIV. Parteikonferenz (April 1925)
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niedergelegt worden ist, wenn Sinowjew sich nach alledem entschließt,
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in seinem Buch "Leninismus" (September 1925) gegen den Standpunkt der Partei
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aufzutreten, wenn er dann dieses Auftreten auf dem XIV. Parteitag wiederholt
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- wie soll man das alles, diese Verstocktheit, diese Hartnäckigkeit
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bei der Verteidigung seines Fehlers, anders erklären als damit, daß
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Sinowjew angesteckt, hoffnungslos angesteckt ist mit dem Unglauben an den
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Sieg des sozialistischen Aufbaus in unserem Lande?
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<P>
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Sinowjew beliebt, diesen seinen Unglauben als Internationalismus hinzustellen.
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Aber seit wann wird bei uns die Abkehr vom Leninismus in der Kardinalfrage
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des Leninismus als Internationalismus hingestellt?
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<P>
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Wird es nicht richtiger sein zu sagen, daß nicht die Partei, sondern
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Sinowjew sich hier gegen den Internationalismus und die internationale Revolution
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versündigt? Denn was ist unser Land, das Land "des Sozialismus im Aufbau",
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anderes als die Basis der Weltrevolution? Kann es aber die wirkliche Basis
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der Weltrevolution sein, wenn es nicht fähig ist, die sozialistische
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Gesellschaft zu errichten? Kann es das gewaltige Anziehungszentrum für
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die Arbeiter aller Länder, das es jetzt zweifellos ist, bleiben, wenn
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es unfähig ist, im eigenen Lande den Sieg über die kapitalistischen
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Elemente unserer Wirtschaft, den Sieg des sozialistischen Aufbaus zu erringen?
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Ich glaube, nein. Folgt aber daraus nicht, daß der Unglaube an den
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Sieg des sozialistischen Aufbaus, die Propagierung dieses Unglaubens zur
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Diskreditierung unseres Landes als der Basis der Weltrevolution führt,
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die Diskreditierung unseres Landes führt aber zur Schwächung der
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revolutionären Weltbewegung.
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<P>
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Wodurch suchten die Herren Sozialdemokraten die Arbeiter von uns abzuschrecken?
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Durch die Propaganda, daß "bei den Russen nichts herauskommen wird".
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Womit schlagen wir jetzt die Sozialdemokraten, indem ganze Scharen von
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Arbeiterdelegationen zu uns strömen und dadurch die Positionen des
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Kommunismus in der ganzen Welt gestärkt werden? Mit unseren Erfolgen
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beim Aufbau des Sozialismus. Ist es aber nunmehr nicht klar, daß derjenige,
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der den Unglauben an unsere Erfolge beim Aufbau des Sozialismus propagiert,
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indirekt den Sozialdemokraten hilft, die Schwungkraft der internationalen
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revolutionären Bewegung schwächt und sich unvermeidlich vom
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Internationalismus abwendet? ...
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<P>
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Man sieht, daß es mit dem "Internationalismus" Sinowjews durchaus nicht
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besser bestellt ist als mit seinem "hundertprozentigen Leninismus" in der
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Frage des Aufbaus des Sozialismus in <I>einem</I> Lande.
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<P>
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Deshalb hat der XIV. Parteitag richtig gehandelt, als er die Ansichten der
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neuen Opposition als "Unglauben an den Aufbau des Sozialismus" und als
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"Entstellung des Leninismus" kennzeichnete.
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<P>
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<HR>
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<H4>
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|
... weiter zu Kapitel 7: <A HREF="st_176.htm">Der Kampf für den Sieg
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des sozialistischen Aufbaus</A>
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</H4>
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<P>
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<HR>
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</BODY>
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</HTML>
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