emacs.d/clones/www.mlwerke.de/lu/luf_7.htm

888 lines
62 KiB
HTML
Raw Normal View History

2022-08-25 20:29:11 +02:00
<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<!-- #BeginTemplate "/Templates/Junius.dwt" -->
<HEAD>
<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie - VII</TITLE>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<link rel=stylesheet type="text/css" href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">
</HEAD>
<BODY link="#6000FF" vlink="#8080C0" alink="#FF0000" bgcolor="#FFFFCC">
<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%201a" --><A HREF="luf_6.htm"><SMALL>Teil 6</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD ALIGN="center">|</TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="luf.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
<TD ALIGN="center">|</TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%202a" --><A HREF="luf_8.htm"><SMALL>Teil 8</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD ALIGN="center"><B>|</B></TD>
<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
</TR>
</TABLE>
<HR size="1">
<H2>Rosa Luxemburg - Die Krise der Sozialdemokratie</H2>
<H1><!-- #BeginEditable "%DCberschrift" -->VII.<BR>
Invasion und Klassenkampf<!-- #EndEditable --></H1>
<HR size="1">
<!-- #BeginEditable "Text" -->
<P ALIGN=left>Wie aber nun trotz alledem &shy; wenn wir den Kriegsausbruch nicht haben
verhindern k&ouml;nnen, wenn der Krieg einmal da ist, wenn das Land vor
einer feindlichen Invasion steht &shy; sollen wir da das eigene Land wehrlos
machen, es dem Feinde preisgeben&shy;, die Deutschen den Russen, die Franzosen
und Belgier den Deutschen, die Serben den &Ouml;sterreichern? Besagt nicht
der sozialistische Grundsatz: das Selbstbestimmungsrecht der Nationen,
da&szlig; jedes Volk berechtigt und verpflichtet ist, seine Freiheit und
Unabh&auml;ngigkeit zu sch&uuml;tzen? Wenn das Haus brennt, mu&szlig; man
da nicht vor allem l&ouml;schen, statt nach dem Schuldigen zu suchen, der
den Brand angelegt hat? Dieses Argument vom &raquo;brennenden Hause&laquo; hat in der Haltung der Sozialisten h&uuml;ben wie dr&uuml;ben, in Deutschland
wie in Frankreich, eine gro&szlig;e Rolle gespielt. Auch in neutralen L&auml;ndern
hat es Schule gemacht: ins Holl&auml;ndische &uuml;bertragen hei&szlig;t
es: wenn das Schiff leck ist, mu&szlig; man es da nicht vor allem zu verstopfen
suchen?</P>
<P align="left">Gewi&szlig;, nichtsw&uuml;rdig das Volk, das vor dem &auml;u&szlig;eren
Feinde kapituliert, wie nichtsw&uuml;rdig die Partei, die vor dem inneren
Feinde kapituliert. Nur eins haben die Feuerwehrleute des &raquo;brennenden
Hauses&laquo; vergessen: da&szlig; im Munde des Sozialisten die Verteidigung
des Vaterlandes anderes bedeutet, als die Rolle des Kanonenfutters unter
dem Kommando der imperialistischen Bourgeoisie. Zun&auml;chst was die &raquo;Invasion&laquo; betrifft, ist das wirklich jenes Schreckbild, vor dem jeder Klassenkampf
im Innern des Landes wie von einem &uuml;berm&auml;chtigen Zauber gebannt
und gel&auml;hmt verschwindet? Nach der polizeilichen Theorie des b&uuml;rgerlichen
Patriotismus und des Belagerungszustandes ist jeder Klassenkampf ein Verbrechen
an den Verteidigungsinteressen des Landes, weil er die Gef&auml;hrdung
und Schw&auml;chung der Wehrkraft der Nation sein soll. Von diesem Geschrei
hat sich die offizielle Sozialdemokratie verbl&uuml;ffen lassen. Und doch
zeigte die moderne Geschichte der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft auf Schritt
und Tritt, da&szlig; ihr die fremde Invasion nicht der Greuel aller Greuel,
als welcher sie heute hingemalt wird, sondern ein mit Vorliebe angewandtes
und erprobtes Mittel gegen den &raquo;inneren Feind&laquo; ist. Riefen nicht
die Bourbonen und die Aristokraten Frankreichs die Invasion ins Land gegen
die Jakobiner? Rief die &ouml;sterreichische und kirchenstaatliche Konterrevolution
nicht 1849 die franz&ouml;sische Invasion gegen Rom, die russische gegen
Budapest? Drohte nicht in Frankreich die &raquo;Ordnungspartei&laquo; 1850
offen mit der Invasion der Kosaken, um die Nationalversammlung kirre zu
machen? Und wurde nicht durch den famosen Vertrag vom 18. Mai 1871 zwischen
Jules Favre, Thiers und Co. und Bismarck die Freilassung der gefangenen
bonapartistischen Armee und die direkte Unterst&uuml;tzung der preu&szlig;ischen
Truppen zur Ausrottung der Kommune von Paris abgemacht? F&uuml;r <B>Karl
Marx</B> gen&uuml;gte die geschichtliche Erfahrung, um schon vor 45 Jahren
die &raquo;nationalen Kriege&laquo; der modernen b&uuml;rgerlichen Staaten
als Schwindel zu entlarven. In seiner ber&uuml;hmten Adresse des Generalrats
der Internationalen zum Fall der Pariser Kommune sagt er:
</P>
<P></P>
<P><SMALL>&raquo;Da&szlig; nach dem gewaltigsten Kriege der neueren
Zeit die siegreiche und die besiegte Armee sich verb&uuml;nden zum gemeinsamen
Abschlachten des Proletariats &shy; ein so unerh&ouml;rtes Ereignis beweist,
nicht wie Bismarck glaubt, die endliche Niederdr&uuml;ckung der sich emporarbeitenden
neuen Gesellschaft, sondern die vollst&auml;ndige Zerbr&ouml;ckelung der
alten Bourgeoisgesellschaft. <B>Der h&ouml;chste heroische Aufschwung,
dessen die alte Gesellschaft noch f&auml;hig war, ist der Nationalkrieg,
und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel</B>, der keinen
anderen Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der
beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im B&uuml;rgerkrieg auflodert.
Die Klassenherrschaft ist nicht l&auml;nger imstande, sich unter einer
nationalen Uniform zu verstecken; die nationalen Regierungen sind eins
gegen&uuml;ber dem Proletariat!&laquo;</SMALL></P>
<P>Invasion und Klassenkampf sind also in der b&uuml;rgerlichen Geschichte
nicht Gegens&auml;tze, wie es in der offiziellen Legende hei&szlig;t, sondern
eins ist Mittel und &Auml;u&szlig;erung des anderen. Und wenn f&uuml;r
die herrschenden Klassen die Invasion ein erprobtes Mittel gegen den Klassenkampf
darstellt, so hat sich f&uuml;r die aufstrebenden Klassen der sch&auml;rfste
Klassenkampf noch immer als das beste Mittel gegen die Invasion erwiesen.
An der Schwelle der Neuzeit zeigt schon die st&uuml;rmische, von zahllosen
inneren Umw&auml;lzungen und &auml;u&szlig;eren Anfeindungen aufgew&uuml;hlte
Geschichte der St&auml;dte, namentlich der italienischen, die Geschichte
von Florenz, von Mailand mit ihrem hundertj&auml;hrigen Ringen gegen die
Hohenstaufen, da&szlig; die Gewalt und das Ungest&uuml;m der inneren Klassenk&auml;mpfe
die Abwehrkraft des Gemeinwesens nach au&szlig;en, nicht blo&szlig; nicht
schw&auml;chen, sondern da&szlig; im Gegenteil erst aus der Esse dieser
K&auml;mpfe die m&auml;chtige Lohe aufsteigt, die stark
genug ist, jedem feindlichen Anprall von au&szlig;en Trotz zu bieten. Aber das
klassische Beispiel aller Zeiten ist die gro&szlig;e franz&ouml;sische
Revolution. Wenn je, so galt f&uuml;r das Frankreich des Jahres 1793, f&uuml;r
das Herz Frankreichs, Paris: Feinde ringsum! Wenn Paris und Frankreich der
Sturmflut des koalierten Europas, der Invasion von allen Seiten damals
nicht erlegen waren, sondern sich im Verlaufe des beispiellosen Ringens
mit dem Wachsen der Gefahr und des feindlichen Angriffs zu immer gigantischerem
Widerstand emporrafften, jede neue Koalition der Feinde durch erneute Wunder
des unersch&ouml;pflichen Kampfmuts aufs Haupt schlugen, so war es nur
der schrankenlosen Entfesselung der inneren Kr&auml;fte der Gesellschaft
in der gro&szlig;en Auseinandersetzung der Klassen zu danken. Heute, aus
der Perspektive eines Jahrhunderts, ist es deutlich sichtbar, da&szlig;
nur der sch&auml;rfste Ausdruck jener Auseinandersetzung, da&szlig; nur
die Diktatur des Pariser Volkes und ihr r&uuml;cksichtsloser Radikalismus
aus dem Boden der Nation Mittel und Kr&auml;fte zu stampfen vermocht haben,
die ausreichend waren, die neugeborene b&uuml;rgerliche Gesellschaft gegen
eine Welt von Feinden zu verteidigen und zu behaupten: gegen die Intrigen
der Dynastie, die landesverr&auml;terischen Machinationen der Aristokraten,
die Zettelungen des Klerus, den Aufstand der Vend&eacute;e, den Verrat
der Generale, den Widerstand von sechzig Departements und Provinzialhauptst&auml;dten
und gegen die vereinigten Heere und Flotten der monarchischen Koalition
Europas. Wie Jahrhunderte bezeugen, ist also nicht der Belagerungszustand,
sondern der r&uuml;cksichtslose Klassenkampf, der das Selbstgef&uuml;hl,
den Opfermut und die sittliche Kraft der Volksmassen wachr&uuml;ttelt,
der beste Schutz und die beste Wehr des Landes gegen &auml;u&szlig;ere
Feinde.
<P></P>
<P>Dasselbe tragische Quidproquo [Mi&szlig;verst&auml;ndnis] passiert der
Sozialdemokratie, wenn sie sich zur Begr&uuml;ndung ihrer Haltung in diesem
Kriege auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationen beruft. Es ist wahr:
der Sozialismus gesteht jedem Volke das Recht auf Unabh&auml;ngigkeit und
Freiheit, auf selbst&auml;ndige Verf&uuml;gung &uuml;ber die eigenen Geschicke
zu. Aber es ist ein wahrer Hohn auf den Sozialismus, wenn die heutigen
kapitalistischen Staaten als der Ausdruck dieses Selbstbestimmungsrechts
der Nationen hingestellt werden. In welchem dieser Staaten hat denn die
Nation bis jetzt &uuml;ber die Formen und Bedingungen seines nationalen,
politischen oder sozialen Daseins bestimmt?</P>
<P>Was die Selbstbestimmung des deutschen Volkes bedeutet, was sie will,
das haben die Demokraten von 1848, das haben die Vork&auml;mpfer des deutschen
Proletariats, Marx, Engels und Lassalle, Bebel und Liebknecht verk&uuml;ndet
und verfochten: <B>es ist die einige gro&szlig;deutsche Republik</B>. Um
dieses Ideal haben die M&auml;rzk&auml;mpfer in Wien und Berlin auf den
Barrikaden ihr Herzblut verspritzt, zur Verwirklichung dieses Programms
wollten Marx und Engels 1848 Preu&szlig;en zu einem Krieg mit dem russischen
Zarismus zwingen. Das erste Erfordernis f&uuml;r die Erf&uuml;llung dieses
nationalen Programms war die Liquidierung des &raquo;Haufens organisierte
Verwesung&laquo;, genannt habsburgische Monarchie, und die Abschaffung der
preu&szlig;ischen Milit&auml;rmonarchie sowie der zwei Dutzend Zwergmonarchien
in Deutschland. Die Niederlage der deutschen Revolution, der Verrat des
deutschen B&uuml;rgertums an seinen eigenen demokratischen Idealen f&uuml;hrten
zum Bismarckschen Regiment und zu dessen Sch&ouml;pfung: dem heutigen Gro&szlig;preu&szlig;en
mit den zwanzig Vaterl&auml;ndern unter einer Helmspitze, das sich das
Deutsche Reich nennt. Das heutige Deutschland ist auf dem Grabe der M&auml;rzrevolution,
auf den Tr&uuml;mmern des nationalen Selbstbestimmungsrechts des deutschen
Volkes errichtet. Der heutige Krieg, der neben der Erhaltung der T&uuml;rkei
die Erhaltung der habsburgischen Monarchie und die St&auml;rkung der preu&szlig;ischen
Milit&auml;rmonarchie zum Zweck hat, ist eine abermalige Verscharrung der
M&auml;rzgefallenen und des nationalen Programms Deutschlands. Und es liegt
ein wahrhaft teuflischer Witz der Geschichte darin, da&szlig; Sozialdemokraten,
die Erben der deutschen Patrioten von 1848, in diesen Krieg ziehen &shy;
das Banner des &raquo;Selbstbestimmungsrechts der Nationen&laquo; in der
Hand! Oder ist etwa die dritte Republik mit den Kolonialbesitzungen in
vier und mit Kolonialgreueln in zwei Weltteilen ein Ausdruck der &raquo;Selbstbestimmung&laquo; der franz&ouml;sischen Nation? Oder ist es das Britische Reich mit Indien
und der s&uuml;dafrikanischen Herrschaft einer Million Wei&szlig;er &uuml;ber
f&uuml;nf Millionen farbiger Bev&ouml;lkerung? Oder ist es gar die T&uuml;rkei,
das Zarenreich? Nur f&uuml;r einen b&uuml;rgerlichen Politiker, f&uuml;r
den die Herrenrassen die Menschheit und die herrschenden Klassen die Nation
darstellen, kann in den Kolonialstaaten &uuml;berhaupt von einer &raquo;nationalen
Selbstbestimmung&laquo; die Rede sein. Im sozialistischen Sinne dieses Begriffs
gibt es keine freie Nation, wenn ihre staatliche Existenz auf der Versklavung
anderer V&ouml;lker beruht, denn auch die Kolonialv&ouml;lker z&auml;hlen
als V&ouml;lker und als Glieder des Staates. Der internationale Sozialismus
erkennt das Recht freier, unabh&auml;ngiger, gleichberechtigter Nationen,
aber nur er kann solche Nationen schaffen, erst er kann das Selbstbestimmungsrecht
der V&ouml;lker verwirklichen. Auch diese Losung des Sozialismus ist, wie
alle anderen, nicht eine Heiligsprechung des Bestehenden, sondern ein Wegweiser
und Ansporn f&uuml;r die revolution&auml;re, umgestaltende, aktive Politik
des Proletariats. Solange kapitalistische Staaten bestehen, namentlich
solange die imperialistische Weltpolitik das innere und &auml;u&szlig;ere
Leben der Staaten bestimmt und gestaltet, hat das nationale Selbstbestimmungsrecht
mit ihrer Praxis im Krieg wie im Frieden nicht das geringste gemein.
<P></P>
<P>Noch mehr: in dem heutigen imperialistischen Milieu kann es &uuml;berhaupt
keine nationalen Verteidigungskriege mehr geben, und jede sozialistische
Politik, die von diesem bestimmenden historischen Milieu absieht, die sich
mitten im Weltstrudel nur von den isolierten Gesichtspunkten eines Landes
leiten lassen will, ist von vornherein auf Sand gebaut.</P>
<P>Wir haben bereits den Hintergrund des jetzigen Zusammensto&szlig;es
Deutschlands mit seinen Gegnern aufzuzeigen gesucht. Es war n&ouml;tig,
die eigentlichen Triebfedern und die inneren Zusammenh&auml;nge des heutigen
Krieges n&auml;her zu beleuchten, weil in der Stellungnahme unserer Reichstagsfraktion
wie unserer Presse die Verteidigung der Existenz, Freiheit und Kultur Deutschlands
die entscheidende Rolle spielte. Demgegen&uuml;ber mu&szlig; an der historischen
Wahrheit festgehalten werden, da&szlig; es sich um einen vom deutschen
Imperialismus durch seine weltpolitischen Ziele seit Jahren vorbereiteten
und im Sommer 1914 durch die deutsche und &ouml;sterreichische Diplomatie
zielbewu&szlig;t herbeigef&uuml;hrten Pr&auml;ventivkrieg handelt. Dar&uuml;ber
hinaus ist bei der allgemeinen Einsch&auml;tzung des Weltkrieges und seiner
Bedeutung f&uuml;r die Klassenpolitik des Proletariats die Frage der Verteidigung
und des Angriffs, die Frage nach dem &raquo;Schuldigen&laquo; v&ouml;llig
belanglos. Ist Deutschland am allerwenigsten in der Selbstverteidigung,
so sind es auch Frankreich und England nicht, denn was sie &raquo;verteidigen&laquo;,
ist nicht ihre nationale, sondern ihre weltpolitische Position, ihr von
den Anschl&auml;gen des deutschen Empork&ouml;mmlings bedrohter alter imperialistischer
Besitzstand. Haben die Streifz&uuml;ge des deutschen und &ouml;sterreichischen
Imperialismus im Orient den Weltbrand zweifellos entz&uuml;ndet, so hatten
zu ihm der franz&ouml;sische Imperialismus durch die Verspeisung Marokkos,
der englische durch seine Vorbereitungen zum Raub Mesopotamiens und Arabiens
wie durch alle Ma&szlig;nahmen zur Sicherung seiner Zwingherrschaft in
Indien, der russische durch seine auf Konstantinopel zielende Balkanpolitik
Scheit f&uuml;r Scheit den Brennstoff zusammengeschleppt und aufgeschichtet.
Wenn die milit&auml;rischen R&uuml;stungen eine wesentliche Rolle als Triebfeder
zum Losbrechen der Katastrophe gespielt haben, so waren sie ein Wettkampf
aller Staaten. Und wenn Deutschland zu dem europ&auml;ischen Wettr&uuml;sten
durch die Bismarcksche Politik von 1870 den Grundstein gelegt hatte, so
war jene Politik vorher durch die des zweiten Kaiserreichs beg&uuml;nstigt
und nachher durch die milit&auml;rische koloniale Abenteurerpolitik der
dritten Republik, durch ihre Expansionen in Ostasien und Afrika gef&ouml;rdert.
<P></P>
<P>Die franz&ouml;sischen Sozialisten waren in ihre Illusion von der &raquo;nationalen
Verteidigung&laquo; besonders durch die Tatsache hineingetrieben worden,
da&szlig; die franz&ouml;sische Regierung wie das ganze Volk im Juli 1914
nicht die geringsten Kriegsabsichten hatten. &raquo;In Frankreich sind heute
alle aufrichtig und ehrlich, r&uuml;ckhaltlos und vorbehaltlos f&uuml;r
den Frieden&laquo;, bezeugte Jaures in der letzten Rede seines Lebens, am
Vorabend des Krieges, im Br&uuml;sseler Volkshaus. Die Tatsache stimmt
vollkommen, und sie kann psychologisch die Entr&uuml;stung begreiflich
machen, die sich der franz&ouml;sischen Sozialisten bem&auml;chtigt hatte,
als der verbrecherische Krieg ihrem Lande aufgezwungen wurde. Aber zur
Beurteilung des Weltkrieges als einer historischen Erscheinung und zur
Stellungnahme der proletarischen Politik ihm gegen&uuml;ber reicht diese
Tatsache nicht aus. Die Geschichte, aus der der heutige Krieg geboren wurde,
begann nicht erst im Juli 1914, sondern sie reicht Jahrzehnte zur&uuml;ck,
wo sich Faden an Faden mit der Notwendigkeit eines Naturgesetzes kn&uuml;pfte,
bis das dichtmaschige Netz der
imperialistischen Weltpolitik f&uuml;nf Weltteile umstrickt hatte - ein
gewaltiger historischer Komplex von Erscheinungen,
deren Wurzeln in die plutonischen Tiefen des &ouml;konomischen Werdens
hinabreichen, deren &auml;u&szlig;erste Zweige in die undeutlich heraufd&auml;mmernde
neue Welt hin&uuml;berwinken &shy; Erscheinungen, bei deren umfassender
Gr&ouml;&szlig;e die Begriffe von Schuld und S&uuml;hne, von Verteidigung
und Angriff wesenlos verblassen.
<P></P>
<P>Die imperialistische Politik ist nicht das Werk irgendeines oder einiger
Staaten, sie ist das Produkt eines bestimmten Reifegrads in der Weltentwicklung
des Kapitals, eine von Hause aus internationale Erscheinung, ein unteilbares
Ganzes, das nur in allen seinen Wechselbeziehungen erkennbar ist und <B>dem
sich kein einzelner Staat zu entziehen vermag</B>. </P>
<P>Von hier aus kann erst die Frage der &raquo;nationalen Verteidigung&laquo; im heutigen Kriege richtig gewertet werden. Der Nationalstaat, nationale
Einheit und Unabh&auml;ngigkeit, das war das ideologische Schild, unter
dem sich die b&uuml;rgerlichen Gro&szlig;staaten in Mitteleuropa im vorigen
Jahrhundert konstituierten. Der Kapitalismus kann sich mit der Kleinstaaterei,
mit wirtschaftlicher und politischer Zersplitterung nicht vertragen, er
bedarf zu seiner Entfaltung eines m&ouml;glichst gro&szlig;en, innerlich
geschlossenen Gebietes und einer geistigen Kultur, ohne die weder die Bed&uuml;rfnisse
der Gesellschaft auf das der kapitalistischen Warenproduktion entsprechende
Niveau gehoben werden, noch der Mechanismus der modernen b&uuml;rgerlichen
Klassenherrschaft funktionieren kann. Bevor der Kapitalismus zur erdumspannenden
Weltwirtschaft sich auswachsen konnte, suchte er sich in den nationalen
Grenzen eines Staates ein geschlossenes Gebiet zu schaffen. Dieses Programm
ist - da es sich auf dem vom feudalen Mittelalter &uuml;berwiesenen politischen
und nationalen Schachbrett nur auf revolution&auml;rem Wege durchf&uuml;hren
lie&szlig; - in Frankreich allein, in der gro&szlig;en Revolution, verwirklicht
worden. Im &uuml;brigen Europa ist es, wie die b&uuml;rgerliche Revolution
&uuml;berhaupt, St&uuml;ckwerk geworden, auf halbem Weg stehengeblieben.
Das Deutsche Reich und das heutige Italien, der Fortbestand &Ouml;sterreich-Ungarns
und der T&uuml;rkei bis heute, das Russische Reich und das Britische Weltreich
sind daf&uuml;r lebendige Beweise. Das nationale Programm hatte nur als
ideologischer Ausdruck der aufstrebenden, nach der Macht im Staate zielenden
Bourgeoisie eine geschichtliche Rolle gespielt, bis sich die b&uuml;rgerliche
Klassenherrschaft in den Gro&szlig;staaten Mitteleuropas schlecht und recht
zurechtgesetzt, sich in ihnen die n&ouml;tigen Werkzeuge und Bedingungen
geschaffen hat.</P>
<P>Seitdem hat der Imperialismus das alte b&uuml;rgerlich-demokratische
Programm vollends zu Grabe getragen, indem er die Expansion &uuml;ber nationale
Grenzen hinaus und ohne jede R&uuml;cksicht auf nationale Zusammenh&auml;nge
zum Programm der Bourgeoisie aller L&auml;nder erhoben hat. Die nationale
Phrase freilich ist geblieben. Ihr realer Inhalt, ihre Funktion ist aber
in ihr Gegenteil verkehrt; sie fungiert nur noch als
notd&uuml;rftiger Deckmantel imperialistischer Bestrebungen und als Kampfschrei
imperialistischer Rivalit&auml;ten, als einziges und letztes ideologisches Mittel,
womit die Volksmassen f&uuml;r ihre Rolle des Kanonenfutters in den
imperialistischen Kriegen eingefangen werden k&ouml;nnen.
<P></P>
<P>Die allgemeine Tendenz der jetzigen kapitalistischen Politik beherrscht
dabei so gut als &uuml;berm&auml;chtiges blindwaltendes Gesetz die Politik
der einzelnen Staaten, wie die Gesetze der wirtschaftlichen Konkurrenz
die Produktionsbedingungen des einzelnen Unternehmers gebieterisch bestimmen.</P>
<P>Denken wir uns f&uuml;r einen Augenblick &shy; um das des &raquo;nationalen
Krieges&laquo;, das die sozialdemokratische Politik gegenw&auml;rtig beherrscht,
nachzupr&uuml;fen &shy;, da&szlig; in einem der heutigen Staaten der Krieg
in seinem Ausgangspunkt tats&auml;chlich als reiner nationaler Verteidigungskrieg
begonnen hat, so f&uuml;hrt vor allem milit&auml;rischer Erfolg zur Besetzung
fremder Gebiete. Bei dem Vorhandensein h&ouml;chst einflu&szlig;reicher
kapitalistischer Gruppen aber, die an imperialistischen Erwerbungen interessiert
sind, werden im Laufe des Krieges selbst Expansionsappetite geweckt, die
imperialistische Tendenz, die zu Beginn des Krieges erst im Keime vorhanden
war oder schlummerte, wird im Verlauf des Krieges selbst wie in einer Treibhausatmosph&auml;re
aufwuchern und den Charakter des Krieges, seine Ziele und Ergebnisse bestimmen.
Ferner: das System der B&uuml;ndnisse zwischen den Milit&auml;rstaaten,
das seit Jahrzehnten die politischen Beziehungen der Staaten beherrscht,
bringt es mit sich, da&szlig; jede der kriegf&uuml;hrenden Parteien im
Verlaufe des Krieges auch aus reinen Defensivr&uuml;cksichten Bundesgenossen
auf ihre Seite zu bringen sucht. Dadurch werden immer weitere L&auml;nder
in den Krieg mit hineingezogen und damit unvermeidlich imperialistische
Kreise der Weltpolitik ber&uuml;hrt und neue geschaffen. So hat auf der
einen Seite England Japan hineingezogen, den Krieg aus Europa auf Ostasien
&uuml;bergeleitet und die Schicksale Chinas auf die Tagesordnung gestellt,
die Rivalit&auml;ten zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, zwischen
England und Japan gesch&uuml;rt, also neuen Stoff zu k&uuml;nftigen Konflikten
geh&auml;uft. So hat auf der anderen Seite Deutschland die T&uuml;rkei
in den Krieg gezerrt, wodurch die Frage Konstantinopels, der ganze Balkan
und Vorderasien unmittelbar zur Liquidierung gestellt worden sind. Wer
nicht begriff, da&szlig; der Weltkrieg schon in seinen Ursachen und Ausgangspunkten
ein rein imperialistischer war, kann nach diesen Wirkungen jedenfalls einsehen,
da&szlig; der Krieg sich unter den jetzigen Bedingungen ganz mechanisch,
unabwendbar zum imperialistischen Weltumteilungsproze&szlig; auswachsen
mu&szlig;te. Ja, er ist schon fast vom ersten Augenblick seiner Dauer zu
einem solchen geworden. Das best&auml;ndig schwankende Gleichgewicht der
Kr&auml;fte zwischen den k&auml;mpfenden Parteien zwingt jede von ihnen,
schon aus rein milit&auml;rischen Gesichtspunkten, um die eigene Position
zu st&auml;rken oder Gefahren neuer Feindseligkeiten zu verh&uuml;ten,
auch die Neutralen durch intensiven V&ouml;lker- und L&auml;nderschacher im
Z&uuml;gel zu halten. Siehe einerseits die deutsch-&ouml;sterreichischen,
andererseits die englisch-russischen &raquo;Angebote&laquo; in Italien, in
Rum&auml;nien, in Griechenland und Bulgarien. Der angeblich &raquo;nationale
Verteidigungskrieg&laquo; hat so die frappante Wirkung, da&szlig; er sogar
bei unbeteiligten Staaten eine all gemeine Verschiebung des Besitzstandes,
der Machtverh&auml;ltnisse, und zwar in der ausdr&uuml;cklichen Richtung
zur Expansion, herbeif&uuml;hrt. Endlich die Tatsache selbst, da&szlig;
heute alle kapitalistischen Staaten Kolonialbesitzungen haben, die im Kriege,
mag er auch als &raquo;nationaler Verteidigungskrieg&laquo; beginnen, schon
aus rein milit&auml;rischen Gesichtspunkten mit in den Krieg gezogen werden,
indem jeder kriegf&uuml;hrende Staat die Kolonien des Gegners zu okkupieren
oder mindestens zum Aufruhr zu bringen sucht - siehe die Beschlagnahme
der deutschen Kolonien durch England und die Versuche, den &raquo;Heiligen
Krieg&laquo; in den englischen und franz&ouml;sischen Kolonien zu entfachen
&shy;, diese Tatsache verwandelt gleichfalls automatisch jeden heutigen
Krieg in einen imperialistischen Weltbrand.
<P></P>
<P>So ist der Begriff selbst jenes bescheidenen tugendhaften vaterl&auml;ndischen
Verteidigungskriegs, der unseren Parlamentariern und Redakteuren heute
vorschwebt, reine Fiktion, die jede geschichtliche Erfassung des Ganzen
und seiner Weltzusammenh&auml;nge vermissen l&auml;&szlig;t. &Uuml;ber
den Charakter des Krieges entscheiden eben nicht die feierlichen Erkl&auml;rungen
und nicht einmal die ehrlichen Absichten der sogenannten leitenden Politiker,
sondern die jeweilige historische Beschaffenheit der Gesellschaft und ihrer
milit&auml;rischen Organisation.</P>
<P>Das Schema des reinen &raquo;nationalen Verteidigungskriegs&laquo; k&ouml;nnte
auf den ersten Blick vielleicht auf ein Land wie die Schweiz passen. Aber
die Schweiz ist ausgerechnet kein Nationalstaat und dazu kein Typus f&uuml;r
die heutigen Staaten. Gerade ihr &raquo;neutrales&laquo; Dasein und ihr Luxus
an Miliz ist selbst nur negative Frucht des latenten Kriegszustandes der
sie umgebenden gro&szlig;en Milit&auml;rstaaten und auch nur solange haltbar,
als sie sich mit jenem Zustand vertragen kann. Wie eine solche Neutralit&auml;t
im Weltkriege im Nu vom Kommisstiefel des Imperialismus zertreten wird,
zeigt das Schicksal Belgiens. Hier kommen wir speziell zur Situation der
Kleinstaaten. Geradezu eine klassische Probe auf das Exempel des &raquo;nationalen
Krieges&laquo; bildet heute Serbien. Wenn irgend ein Staat nach allen &auml;u&szlig;eren
formalen Merkmalen das Recht der nationalen Verteidigung auf seiner Seite
hat, so ist es Serbien. Durch &Ouml;sterreichs Annexionen um die nationale
Einheit gebracht, von &Ouml;sterreich in seiner nationalen Existenz bedroht,
durch &Ouml;sterreich zum Kriege gezwungen, k&auml;mpft Serbien allem menschlichen
Ermessen nach den echten Verteidigungskrieg um Existenz, Freiheit und Kultur
seiner Nation. Hat die deutsche sozialdemokratische Fraktion mit ihrer
Stellungnahme recht, dann sind die serbischen Sozialdemokraten, die im
Belgrader Parlament gegen den Krieg protestierten und die Kriegskredite
ablehnten, geradezu Verr&auml;ter an den Lebensinteressen des eigenen Landes.
In Wirklichkeit
haben die Serben Lapstewitsch und Kazlerowitsch sich nicht
nur mit goldenen Lettern in die Geschichte des internationalen Sozialismus
eingetragen, sondern zugleich einen scharfen historischen Blick f&uuml;r
die wirklichen Zusammenh&auml;nge des Krieges gezeigt, wodurch sie ihrem
Lande, der Aufkl&auml;rung ihres Volkes, den besten Dienst erwiesen haben.
Serbien ist allerdings formell im nationalen Verteidigungskrieg. Aber die
Tendenzen seiner Monarchie und seiner herrschenden Klassen gehen, wie die
Bestrebungen der herrschenden Klassen in allen heutigen Staaten, auf Expansion,
unbek&uuml;mmert um nationale Grenzen, und bekommen dadurch aggressiven
Charakter. So geht auch die Tendenz Serbiens nach der Adriak&uuml;ste,
wo es mit Italien einen recht imperialistischen Wettstreit auf dem R&uuml;cken
der Albaner auszufechten hat, dessen Ausgang, au&szlig;erhalb Serbiens,
von den Gro&szlig;m&auml;chten entschieden wird. Die Hauptsache jedoch
ist dies: hinter dem serbischen Nationalismus steht der russische Imperialismus.
Serbien selbst ist nur eine Schachfigur im gro&szlig;en Schachspiel der
Weltpolitik, und eine Beurteilung des Krieges in Serbien, die von diesen
gro&szlig;en Zusammenh&auml;ngen, von dem allgemeinen weltpolitischen Hintergrund
absieht, mu&szlig; in der Luft h&auml;ngen. Genau dasselbe bezieht sich
auf die j&uuml;ngsten Balkankriege. Isoliert f&uuml;r sich und formal betrachtet,
waren die jungen Balkanstaaten in ihrem guten historischen Recht, f&uuml;hrten
das alte demokratische Programm des Nationalstaates durch. In dem realen
historischen Zusammenhang jedoch, der den Balkan zum Brennpunkt und Wetterwinkel
der imperialistischen Weltpolitik gemacht hat, waren auch die Balkankriege
objektiv nur ein Fragment der allgemeinen Auseinandersetzung, ein Glied
in der verh&auml;ngnisvollen Kette jener Geschehnisse, die zu dem heutigen
Weltkrieg mit fataler Notwendigkeit gef&uuml;hrt haben. Die internationale
Sozialdemokratie hat auch den Balkansozialisten f&uuml;r ihre entschiedene
Ablehnung jeder moralischen und politischen Mitwirkung an dem Balkankriege
und f&uuml;r die Entlarvung seiner wahren Physiognomie eine begeisterte
Ovation in Basel bereitet, womit sie die Haltung der deutschen und franz&ouml;sischen
Sozialisten im heutigen Kriege im voraus gerichtet hat.
<P></P>
<P>In der gleichen Lage wie die Balkanstaaten befinden sich aber heute
alle Kleinstaaten, so zum Beispiel auch Holland. &raquo;Wenn das Schiff
leck ist, mu&szlig; vor allem daran gedacht werden, es zu verstopfen.&laquo;
Um was k&ouml;nnte es sich in der Tat bei dem kleinen Holland handeln,
als um reine nationale Verteidigung, um die Verteidigung der Existenz und
der Unabh&auml;ngigkeit des Landes? Zieht man lediglich die <B>Absichten</B>
des holl&auml;ndischen Volkes und selbst seiner herrschenden Klassen in
Betracht, so steht allerdings reine nationale Verteidigung in Frage. Aber
die proletarische Politik, die auf historischer Erkenntnis ruht, kann sich
nicht nach den subjektiven Absichten in einem einzelnen Lande richten,
sie mu&szlig; sich an dem Gesamtkomplex der weltpolitischen Lage international
orientieren. Auch Holland ist, ob es will oder nicht, nur ein kleines R&auml;dchen
in dem ganzen Getriebe
der heutigen Weltpolitik und Diplomatie. Dies w&uuml;rde
sofort klarwerden, falls Holland tats&auml;chlich in den Mahlstrom des
Weltkrieges hineingerissen w&uuml;rde. Das erste ist, da&szlig; seine Gegner
auch gegen seine Kolonien den Schlag zu f&uuml;hren suchen w&uuml;rden.
Hollands Kriegf&uuml;hrung w&uuml;rde sich also von selbst auf die Erhaltung
seines heutigen Besitzstandes richten, die Verteidigung der nationalen
Unabh&auml;ngigkeit des Flamenvolkes an der Nordsee w&uuml;rde sich konkret
erweitern zur Verteidigung seines Herrschafts- und Ausbeutereichs &uuml;ber
die Malaien im Ostindischen Archipel. Aber nicht genug: der Militarismus
Hollands w&uuml;rde, auf sich gestellt, in dem Strudel des Weltkriegs wie
eine Nu&szlig;schale zerschellen, Holland w&uuml;rde auch, ob es will oder
nicht, sofort Mitglied eines der k&auml;mpfenden Gro&szlig;staatkonsortien,
also auch von dieser Seite Tr&auml;ger und Werkzeug rein imperialistischer
Tendenzen werden.
<P></P>
<P>Auf diese Weise ist es immer wieder das historische Milieu des heutigen
Imperialismus, das den Charakter der Kriege in den einzelnen L&auml;ndern
bestimmt, und dieses Milieu macht es, da&szlig; <B>heutzutage nationale
Verteidigungskriege &uuml;berhaupt nicht mehr m&ouml;glich sind</B>. </P>
<P>So schrieb auch Kautsky erst vor wenigen Jahren in seiner Brosch&uuml;re <B>&raquo;Patriotismus und Sozialdemokratie&laquo;,</B> Leipzig 1907:</P>
<P><SMALL>&raquo;Sind der Patriotismus der Bourgeoisie und des Proletariats
zwei ganz verschiedene, geradezu gegens&auml;tzliche Erscheinungen, so gibt
es doch Situationen, in denen beide Arten von Patriotismus zu gemeinsamem
Wirken sogar in einem Kriege zusammenflie&szlig;en k&ouml;nnen. Bourgeoisie
und Proletariat einer Nation haben das gleiche Interesse an ihrer Unabh&auml;ngigkeit
und Selbst&auml;ndigkeit, an der Beseitigung und Fernhaltung jeder Art
von Unterdr&uuml;ckung und Ausbeutung durch eine fremde Nation... Bei den
nationalen K&auml;mpfen, die derartigen Bestrebungen entsprossen, hat sich
stets der Patriotismus des Proletariats mit dem der Bourgeoisie vereinigt...
Seitdem aber das Proletariat eine Macht geworden ist, die bei jeder gr&ouml;&szlig;eren
Ersch&uuml;tterung des Staates f&uuml;r die herrschenden Klassen gef&auml;hrlich
wird, seitdem am Ende eines Krieges die Revolution droht, wie die Pariser
Kommune 1871 und der russische Terrorismus nach dem russisch-t&uuml;rkischen
Krieg bewiesen, seitdem hat die Bourgeoisie auch solcher Nationen, die
nicht oder nicht gen&uuml;gend selbst&auml;ndig und geeint sind, ihre nationalen
Ziele tats&auml;chlich aufgegeben, wenn diese nur durch den Umsturz einer
Regierung erreichbar sind, da sie die Revolution mehr ha&szlig;t und f&uuml;rchtet
als sie die Selbst&auml;ndigkeit und Gr&ouml;&szlig;e der Nation liebt.
Daher verzichtet sie auf die Selbst&auml;ndigkeit Polens und l&auml;&szlig;t
so vorsintflutliche Staatsgebilde wie &Ouml;sterreich und die T&uuml;rkei
weiter bestehen, die schon vor einem Menschenalter dem Untergange geweiht
erschienen. Damit haben in den zivilisierten Teilen Europas die nationalen
K&auml;mpfe als Ursache von Revolutionen oder Kriegen aufgeh&ouml;rt. Jene
nationalen Probleme, die doch auch heute noch nur durch Krieg oder Revolution
zu l&ouml;sen sind, k&ouml;nnen fortan erst gel&ouml;st werden nach dem
Siege des Proletariats. Dann aber nehmen sie sofort, dank der internationalen
Solidarit&auml;t, eine ganz andere Gestalt an, als heute, in der Gesellschaft
der Ausbeutung und Unterdr&uuml;ckung. Sie brauchen in den kapitalistischen
Staaten das Proletariat bei seinen praktischen K&auml;mpfen von heute nicht
mehr zu besch&auml;ftigen, dieses hat seine ganze Kraft anderen Aufgaben
zuzuwenden.&laquo; (S. 12&shy;14.)</SMALL></P>
<P>
<P><SMALL>&raquo;Indessen schwindet die Wahrscheinlichkeit immer
mehr, da&szlig; sich jemals noch der proletarische und der b&uuml;rgerliche
Patriotismus zur Verteidigung der Freiheit des eigenen Volkes vereinigen.&laquo;
Die franz&ouml;sische Bourgeoisie habe sich vereinigt mit dem Zarismus.
Ru&szlig;land sei keine Gefahr mehr f&uuml;r die Freiheit Westeuropas,
weil durch die Revolution geschw&auml;cht. &raquo;Unter diesen Verh&auml;ltnissen
ist ein <B>Krieg zur Verteidigung</B> der Nation, in dem b&uuml;rgerlicher
und proletarischer Patriotismus sich vereinigen k&ouml;nnten, nirgends
mehr zu erwarten.&laquo; (S. 16.)</SMALL></P>
<P><SMALL>&raquo;Wir haben schon gesehen, da&szlig; die Gegens&auml;tze
aufgeh&ouml;rt hatten, die im 19. Jahrhundert noch manche freiheitlichen
V&ouml;lker zwingen konnten, ihren Nachbarn kriegerisch entgegenzutreten;
wir haben gesehen, da&szlig; der heutige Militarismus auch nicht im entferntesten
mehr der Verfechtung wichtiger Volksinteressen, sondern nur der Verfechtung
des Profits gilt; <B>nicht der Sicherstellung der Unabh&auml;ngigkeit und
Unverletztheit des eigenen Volkstums, das niemand bedroht, sondern nur
der Sicherstellung und Erweiterung der &uuml;berseeischen Eroberungen</B>,
die blo&szlig; der F&ouml;rderung des kapitalistischen Profits dienen.
<B>Die heutigen Gegens&auml;tze der Staaten k&ouml;nnen keinen Krieg mehr
bringen, dem der proletarische Patriotismus nicht aufs entschiedenste zu
widerstreben h&auml;tte.&laquo;</B> (S. 23.)</SMALL></P>
<P>Was ergibt sich aus alledem f&uuml;r das praktische Verhalten der Sozialdemokratie
in dem heutigen Kriege? Sollte sie etwa erkl&auml;ren: da dieser Krieg
ein imperialistischer, da dieser Staat nicht dem sozialen Selbstbestimmungsrecht,
nicht dem nationalen Ideal entspricht, so ist er uns gleichg&uuml;ltig,
und wir geben ihn dem Feinde preis? Das passive Gehen- und Geschehenlassen
kann niemals die Richtschnur f&uuml;r das Verhalten einer revolution&auml;ren
Partei, wie die Sozialdemokratie, abgeben. Weder sich zur Verteidigung
des bestehenden Klassenstaates unter das Kommando der herrschenden Klassen
stellen, noch schweigend auf die Seite gehen, um abzuwarten, bis der Sturm
vorbei ist, sondern <B>selbst&auml;ndige Klassenpolitik</B> einschlagen,
die in jeder gro&szlig;en Krise der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft die
herrschenden Klassen <B>vorw&auml;rts</B> peitscht, die Krise &uuml;ber
sich selbst hinaustreibt, das ist die Rolle der Sozialdemokratie, als der
Vorhut des k&auml;mpfenden Proletariats. Statt also dem imperialistischen
Kriege den Mantel der nationalen Verteidigung f&auml;lschlich umzuh&auml;ngen,
galt es gerade mit dem Selbstbestimmungsrecht der V&ouml;lker und mit der
nationalen Verteidigung <B>Ernst</B> zu machen, sie als revolution&auml;ren
Hebel <B>gegen</B> den imperialistischen Krieg zu wenden. Das elementarste
Erfordernis der nationalen Verteidigung ist, da&szlig; die Nation die Verteidigung
in die eigene Hand nimmt. Der erste Schritt dazu ist: <B>die Miliz</B>,
das hei&szlig;t: nicht blo&szlig; sofortige Bewaffnung der gesamten erwachsenen
m&auml;nnlichen Bev&ouml;lkerung, sondern vor allem auch die <B>Entscheidung
des Volkes &uuml;ber Krieg und Frieden</B>, das hei&szlig;t ferner: die sofortige
Beseitigung aller politischen Entrechtung, da die gr&ouml;&szlig;te politische
Freiheit als Grundlage der Volksverteidigung notwendig ist. Diese wirklichen
Ma&szlig;nahmen der nationalen Verteidigung zu proklamieren, ihre Verwirklichung
zu fordern, das war die erste Aufgabe der Sozialdemokratie. Vierzig Jahre
lang haben wir den herrschenden Klassen wie den Volksmassen bewiesen,
da&szlig; nur die Miliz imstande sei, das Vaterland wirklich zu verteidigen, es
unbesiegbar zu machen. Und nun, wo es zu der ersten gro&szlig;en Probe kam,
haben wir die Verteidigung des Landes als etwas ganz Selbstverst&auml;ndliches
in die H&auml;nde des stehenden Heeres, des Kanonenfutters unter der Fuchtel
der herrschenden Klassen &uuml;berwiesen. Unsere Parlamentarier haben offenbar
gar nicht bemerkt, da&szlig; sie indem sie dieses Kanonenfutter &raquo;mit
hei&szlig;en W&uuml;nschen&laquo; als wirkliche Wehr des Vaterlandes ins
Feld begleiteten, indem sie ohne weiteres zugaben, das k&ouml;niglich-preu&szlig;ische
stehende Heer sei in der Stunde der gr&ouml;&szlig;ten Not des Landes sein
wirklicher Retter, da&szlig; sie dabei den Angelpunkt unseres politischen
Programms: die Miliz, glatt preisgaben, die praktische Bedeutung unserer
vierzigj&auml;hrigen Milizagitation in Dunst aufl&ouml;sten, zur doktrin&auml;r-utopischen
Schrulle machten, die kein Mensch mehr ernst nehmen wird.<SPAN class="top"><A name="ZF12"></A><A href="luf_7.htm#F12">(12)</A></SPAN>
<P></P>
<P>Anders verstanden die Vaterlandsverteidigung die Meister des internationalen
Proletariats. Als das Proletariat in dem von Preu&szlig;en belagerten Paris
1871 das Heft in die H&auml;nde nahm, schrieb Marx begeistert &uuml;ber
seine Aktion:</P>
<P><SMALL>&raquo;Paris, der Mittelpunkt und Sitz der alten Regierungsmacht
und gleichzeitig der gesellschaftliche Schwerpunkt der franz&ouml;sischen
Arbeiterklasse, Paris hatte sich in Waffen erhoben gegen den Versuch des
Herrn Thiers und seiner Krautjunker, diese ihnen vom Kaisertum &uuml;berkommne
alte Regierungsmacht wiederherzustellen und zu verewigen. Paris konnte
nur Widerstand leisten, weil es infolge der Belagerung die Armee losgeworden
war, an deren Stelle es eine haupts&auml;chlich aus Arbeitern bestehende
Nationalgarde gesetzt hatte. Diese Tatsache galt es jetzt in eine bleibende
Einrichtung zu verwandeln. <B>Das erste Dekret der Kommune
war daher die Unterdr&uuml;ckung des stehenden Heeres und seine Ersetzumg
durch das bewaffnete Volk</B> ... Wenn sonach
die Kommune die wahre Vertreterin aller gesunden Elemente der franz&ouml;sischen
Gesellschaft war, und daher <B>die wahrhaft nationale Regierung</B>,
so war sie gleichzeitig, als eine Arbeiterregierung, als der k&uuml;hne
Vork&auml;mpfer der Befreiung der Arbeit, im vollen Sinn des Worts international.
Unter den Augen der preu&szlig;ischen Armee, die zwei franz&ouml;sische
Provinzen an Deutschland annektiert hatte, annektierte die Kommune die
Arbeiter der ganzen Welt an Frankreich.&laquo; (Adresse des Generalrats
der Internationale.) </SMALL></P>
<P>Und wie dachten unsere Altmeister &uuml;ber die Rolle der Sozialdemokratie
in einem Kriege wie der heutige? Friedrich Engels schrieb im Jahre 1892
&uuml;ber die Grundlinien der Politik, die in einem gro&szlig;en Kriege
der Partei des Proletariats zuf&auml;llt, wie folgt:</P>
<P><SMALL>&raquo;Ein Krieg, wo Russen und Franzosen in Deutschland
einbr&auml;chen, w&auml;re f&uuml;r dieses ein Kampf auf Leben und Tod,
worin es seine nationale Existenz <B>nur sichern k&ouml;nnte durch Anwendung
der revolution&auml;ren Ma&szlig;regeln</B>. Die jetzige Regierung, falls
sie nicht gezwungen wird, entfesselt die Revolution sicher nicht. Aber
wir haben eine starke Partei, <B>die sie dazu zwingen oder im Notfall sie
ersetzen kann, die sozialdemokratische Partei</B>.</SMALL></P>
<P><SMALL>Und wir haben das gro&szlig;artige Beispiel nicht vergessen,
das Frankreich uns 1793 gab. Das hundertj&auml;hrige Jubil&auml;um von
1793 naht heran. Sollte der Eroberungsmut des Zaren und die chauvinistische
Ungeduld der franz&ouml;sischen Bourgeoisie den siegreichen, aber friedlichen
Vormarsch der deutschen Sozialisten aufhalten, so sind diese - verla&szlig;t
euch darauf - bereit, der Welt zu beweisen, <B>da&szlig; die deutschen
Proletarier von heute der franz&ouml;sischen Sanskulotten nicht unw&uuml;rdig
sind und da&szlig; 1893 sich sehen lassen kann neben 1793</B>. Und wenn
dann die Soldaten des Herrn Constans' den Fu&szlig; auf deutsches Gebiet
setzen, wird man sie begr&uuml;&szlig;en mit den Worten der Marseillaise:</SMALL></P>
<UL>
<UL>
<P><SMALL>Quoi? ces cohortes &eacute;trang&egrave;res<BR>
Feraient la loi dans nos foyers? </SMALL><BR>
</P>
<P><SMALL>Wie, sollen diese fremden Kohorten <BR>
Das Gesetz uns schreiben am eigenen Herd? </SMALL></P>
</UL>
</UL>
<P><SMALL>Kurz und gut: Der Friede sichert den Sieg der deutschen
sozialdemokratischen Partei in ungef&auml;hr zehn Jahren. Der Krieg bringt
ihr entweder den Sieg in zwei bis drei Jahren, oder vollst&auml;ndigen
Ruin wenigstens auf f&uuml;nfzehn bis zwanzig Jahre.&laquo;</SMALL></P>
<P>Engels hatte, als er das schrieb, eine ganz andere Situation im Sinn
als die heutige. Er hatte noch das alte Zarenreich vor den Augen, w&auml;hrend
wir seitdem die gro&szlig;e russische Revolution erlebt haben. Er dachte
ferner an einen wirklichen nationalen Verteidigungskrieg des &uuml;berfallenen
Deutschlands gegen zwei gleichzeitige Angriffe in Ost und West. Er hat
schlie&szlig;lich die Reife der Verh&auml;ltnisse in Deutschland und die
Aussichten auf die soziale Revolution &uuml;bersch&auml;tzt, wie wirkliche
K&auml;mpfer das Tempo der Entwicklung meist zu &uuml;bersch&auml;tzen
pflegen. Was aber bei alledem aus seinen Ausf&uuml;hrungen mit aller Deutlichkeit
hervorgeht, ist, da&szlig; Engels unter nationaler Verteidigung im Sinne
der sozialdemokratischen Politik nicht die Unterst&uuml;tzung der preu&szlig;isch-junkerlichen
Milit&auml;rregierung und ihres Generalstabs verstand, sondern eine revolution&auml;re
Aktion nach dem Vorbild der franz&ouml;sischen Jakobiner.</P>
<P>Ja, die Sozialdemokraten sind verpflichtet, ihr Land in einer gro&szlig;en
historischen Krise zu verteidigen. Und darin gerade liegt eine schwere
Schuld der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, da&szlig; sie in ihrer
Erkl&auml;rung vom 4. August 1914 feierlich verk&uuml;ndete: &raquo;Wir
lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich&laquo;, ihre
Worte aber im
gleichen Augenblick verleugnete. Sie hat das Vaterland in
der Stunde der gr&ouml;&szlig;ten Gefahr im Stiche gelassen. Denn die erste
Pflicht gegen&uuml;ber dem Vaterland in jener Stunde war: ihm den wahren
Hintergrund dieses imperialistischen Krieges zu zeigen, das Gewebe von
patriotischen und diplomatischen L&uuml;gen zu zerrei&szlig;en, womit dieser
Anschlag auf das Vaterland umwoben war; laut und vernehmlich auszusprechen,
da&szlig; f&uuml;r das deutsche Volk in diesem Krieg Sieg wie Niederlage
gleich verh&auml;ngnisvoll sind; sich der Knebelung des Vaterlandes durch
den Belagerungszustand bis zum &auml;u&szlig;ersten zu widersetzen; die
Notwendigkeit der sofortigen Volksbewaffnung und der Entscheidung des Volkes
&uuml;ber Krieg und Frieden zu proklamieren; die permanente Tagung der
Volksvertretung f&uuml;r die Dauer des Krieges mit allem Nachdruck zu fordern,
um die wachsame Kontrolle der Regierung durch die Volksvertretung und der
Volksvertretung durch das Volk zu sichern; die sofortige Abschaffung aller
politischen Entrechtung zu verlangen, da nur ein freies Volk sein Land
wirksam verteidigen kann; endlich dem imperialistischen, auf die Erhaltung
&Ouml;sterreichs und der T&uuml;rkei, das hei&szlig;t der Reaktion in Europa
und in Deutschland gerichteten Programm des Krieges das alte wahrhaft nationale
Programm der Patrioten und Demokraten von 1848, das Programm von Marx,
Engels und Lassalle: die Losung der einigen gro&szlig;en deutschen Republik
entgegenzustellen. Das war die Fahne, die dem Lande vorangetragen werden
mu&szlig;te, die wahrhaft national, wahrhaft freiheitlich gewesen w&auml;re
und in &Uuml;bereinstimmung mit den besten Traditionen Deutschlands wie
mit der internationalen Klassenpolitik des Proletariats.
<P></P>
<P>Die gro&szlig;e geschichtliche Stunde des Weltkrieges heischte offenbar
eine entschlossene politische Leitung, eine gro&szlig;z&uuml;gige umfassende
Stellungnahme, eine &uuml;berlegene Orientierung des Landes, die nur die
Sozialdemokratie zu geben berufen war. Statt dessen erfolgte von der parlamentarischen
Vertretung der Arbeiterklasse, die in jenem Augenblick das Wort hatte,
ein j&auml;mmerliches, beispielloses Versagen. Die Sozialdemokratie hat
- dank ihren F&uuml;hrern &shy; nicht eine falsche Politik, sondern &uuml;berhaupt
<B>gar keine</B> eingeschlagen, sie hat sich als besondere Klassenpartei
mit eigener Weltanschauung v&ouml;llig ausgeschaltet, hat das Land kritiklos
dem furchtbaren Verh&auml;ngnis des imperialistischen Krieges nach au&szlig;en
und der S&auml;beldiktatur im Inneren preisgegeben und obendrein die Verantwortung
f&uuml;r den Krieg auf sich geladen. Die Erkl&auml;rung der Reichstagsfraktion
sagt: nur die Mittel zur Verteidigung des Landes h&auml;tte sie bewilligt,
die Verantwortung hingegen f&uuml;r den Krieg abgelehnt. Das gerade Gegenteil
ist wahr. Die Mittel zu <B>dieser</B> &raquo;Verteidigung&laquo;, das hei&szlig;t
zur imperialistischen Menschenschl&auml;chterei durch die Heere der Milit&auml;rmonarchie
brauchte die Sozialdemokratie gar nicht zu bewilligen, denn ihre Anwendung
hing nicht im geringsten von der Bewilligung der Sozialdemokratie ab: dieser
als Minderheit stand die kompakte Dreiviertelmajorit&auml;t des b&uuml;rgerlichen
Reichstags gegen&uuml;ber. Durch ihre freiwillige Bewilligung hat die sozialdemokratische
Fraktion nur eines erreicht: die Demonstration der Einigkeit des ganzen
Volkes im Kriege, die Proklamierung des Burgfriedens, das hei&szlig;t die
Einstellung des Klassenkampfes, die Ausl&ouml;schung der oppositionellen
Politik der Sozialdemokratie im Kriege, also die moralische Mitverantwortung
f&uuml;r den Krieg. Durch ihre freiwillige Bewilligung der Mittel hat <B>sie
dieser</B> Kriegf&uuml;hrung den Stempel der demokratischen Vaterlandsverteidigung
aufgedr&uuml;ckt, die Irref&uuml;hrung der Massen &uuml;ber die wahren
Bedingungen und Aufgaben der Vaterlandsverteidigung unterst&uuml;tzt und
besiegelt.
<P></P>
<P>So ist das schwere Dilemma zwischen Vaterlandsinteressen und internationaler
Solidarit&auml;t des Proletariats, der tragische Konflikt, der unsere Parlamentarier
nur &raquo;mit schwerem Herzen&laquo; auf die Seite des imperialistischen
Krieges fallen lie&szlig;, reine Einbildung, b&uuml;rgerlich-nationalistische
Fiktion. Zwischen den Landesinteressen und dem Klasseninteresse der proletarischen
Internationale besteht vielmehr im Krieg wie im Frieden vollkommene Harmonie:
beide erfordern die energischste Entfaltung des Klassenkampfes und die
nachdr&uuml;cklichste Vertretung des sozialdemokratischen Programms.</P>
<P>Was sollte aber unsere Partei tun, um ihrer Opposition gegen den Krieg,
um jenen Forderungen Nachdruck zu verleihen? Sollte sie den Massenstreik
proklamieren? Oder zur Dienstverweigerung der Soldaten auffordern? So wird
gew&ouml;hnlich die Frage gestellt. Eine Bejahung solcher Fragen w&auml;re
genauso l&auml;cherlich, wie wenn die Partei etwa beschlie&szlig;en wollte: &raquo;Wenn der Krieg ausbricht, dann machen wir Revolution.&laquo; Revolutionen
werden nicht &raquo;gemacht&laquo;, und gro&szlig;e Volksbewegungen werden
nicht mit technischen Rezepten aus der Tasche der Parteiinstanzen inszeniert.
Kleine Verschw&ouml;rerzirkel k&ouml;nnen f&uuml;r einen bestimmten Tag
und Stunde einen Putsch &raquo;vorbereiten&laquo;, k&ouml;nnen ihren paar
Dutzend Anh&auml;ngern im n&ouml;tigen Moment das Signal zum &raquo;Losschlagen&laquo; geben. Massenbewegungen in gro&szlig;en historischen Augenblicken k&ouml;nnen
mit dergleichen primitiven Mitteln nicht geleitet werden. Der &raquo;bestvorbereitete&laquo; Massenstreik kann unter Umst&auml;nden just, wenn ein Parteivorstand zu
ihm &raquo;das Signal&laquo; gibt, kl&auml;glich versagen oder nach einem
ersten Anlauf platt zu Boden fallen. Ob gro&szlig;e Volkskundgebungen und
Massenaktionen, sei es in dieser oder jener Form, wirklich stattfinden,
dar&uuml;ber entscheidet die ganze Menge &ouml;konomischer, politischer
und psychischer Faktoren, die jeweilige Spannung der Klassengegens&auml;tze,
der Grad der Aufkl&auml;rung, die Reife der Kampfstimmung der Massen, die
unberechenbar sind und die keine Partei k&uuml;nstlich erzeugen kann. Das
ist der Unterschied zwischen den gro&szlig;en Krisen der Geschichte und
den kleinen Paradeaktionen, die eine gutdisziplinierte Partei im Frieden
sauber nach dem Taktstock der &raquo;Instanzen&laquo; ausf&uuml;hren kann.
Die geschichtliche Stunde heischt jedesmal die entsprechenden Formen der
Volksbewegung und <B>schafft sich selbst neue</B>, improvisiert vorher
unbekannte Kampfmittel,
sichtet und bereichert das Arsenal des Volkes, unbek&uuml;mmert um alle
Vorschriften der Parteien.
<P></P>
<P>Was die F&uuml;hrer der Sozialdemokratie als der Vorhut des klassenbewu&szlig;ten
Proletariats zu geben hatten, waren also nicht l&auml;cherliche Vorschriften
und Rezepte technischer Natur, sondern <B>die politische Losung, die Klarheit
&uuml;ber die politischen Aufgaben</B> und Interessen des Proletariats
im Kriege. Auf jede Massenbewegung pa&szlig;t n&auml;mlich, was sich von
den Massenstreiks in der russischen Revolution sagen lie&szlig;:</P>
<P><SMALL>&raquo;Wenn die Leitung der Massenstreiks
im Sinne des Kommandos &uuml;ber ihre Entstehung und im Sinne der Berechnung
und Deckung ihrer Kosten Sache der revolution&auml;ren Periode selbst ist,
so kommt daf&uuml;r die Leitung in einem ganz andern Sinne der Sozialdemokratie
und ihren f&uuml;hrenden Organen zu. Statt sich mit der technischen Seite,
mit dem Mechanismus der Massenbewegung fremden Kopf zu zerbrechen, ist
die Sozialdemokratie berufen, die <B>politische</B> Leitung auch mitten
in der historischen Krise zu &uuml;bernehmen. Die Parole, die Richtung
dem Kampfe zu geben, die Taktik des politischen Kampfes so einzurichten,
da&szlig; in jeder Phase und in jedem Moment die ganze Summe der vorhandenen
und bereits ausgel&ouml;sten, bet&auml;tigten Macht des Proletariats realisiert
wird und in der Kampfstellung der Partei zum Ausdruck kommt, da&szlig;
die Taktik der Sozialdemokratie nach ihrer Entschlossenheit und Sch&auml;rfe
nie <B>unter</B> dem Niveau des tats&auml;chlichen Kr&auml;fteverh&auml;ltnisses
steht, sondern vielmehr diesem Verh&auml;ltnis vorauseilt, das ist die
wichtige Aufgabe der 'Leitung' in der gro&szlig;en geschichtlichen Krise.
Und diese Leitung schl&auml;gt von selbst gewisserma&szlig;en in technische
Leitung um. Eine konsequente, entschlossene, vorw&auml;rtsstrebende Taktik
der Sozialdemokratie ruft in der Masse das Gef&uuml;hl der Sicherheit,
des Selbstvertrauens und der Kampflust hervor; eine schwankende, schw&auml;chliche,
auf der Untersch&auml;tzung des Proletariats basierte Taktik wirkt auf
die Masse l&auml;hmend und verwirrend. Im ersteren Falle brechen Massenaktionen
'von selbst' und immer 'rechtzeitig' aus, im zweiten bleiben mitunter direkte
Aufforderungen der Leitung zur Massenaktion erfolglos.&laquo; </SMALL>
<SMALL>[R. Luxemburg, Massenstreik, Partei und Gewerkschaften. Hamburg 1907.]</SMALL>
</P>
<P></P>
<P>Da&szlig; es nicht auf die &auml;u&szlig;ere technische Form der Aktion,
sondern auf ihren politischen <B>Inhalt</B> ankommt, beweist die Tatsache,
da&szlig; zum Beispiel gerade die <B>Parlamentstrib&uuml;ne</B>, als der
einzige freie, weithin vernehmbare und international sichtbare Posten,
zum gewaltigen Werkzeug der Volksaufr&uuml;ttelung in diesem Falle werden
konnte, wenn sie von der sozialdemokratischen Vertretung dazu benutzt worden
w&auml;re, um laut und deutlich die Interessen, die Aufgaben und die Forderungen
der Arbeiterklasse in dieser Krise zu formulieren.</P>
<P>Ob diesen Losungen der Sozialdemokratie die Massen durch ihr Verhalten
Nachdruck verliehen h&auml;tten? Niemand kann das im Drang sagen. Aber
das ist auch gar nicht das Entscheidende. Haben doch unsere Parlamentarier
auch die Generale des preu&szlig;isch-deutschen Heeres in den Krieg &raquo;vertrauensvoll&laquo; ziehen lassen, ohne ihnen etwa vor der Kreditbewilligung die seltsame Zusicherung
im voraus abzufordern, da&szlig; sie unbedingt siegen werden, da&szlig;
Niederlagen ausgeschlossen bleiben. Was f&uuml;r die milit&auml;rischen
Armeen, gilt auch f&uuml;r revolution&auml;re Armeen: sie nehmen den Kampf
auf, wo er sich bietet, ohne im voraus die Gewi&szlig;heit des Gelingens
zu beanspruchen. Schlimmstenfalls w&auml;re die Stimme der Partei zuerst
ohne sichtbare Wirkung geblieben. Ja, die gr&ouml;&szlig;ten Verfolgungen
w&auml;ren wahrscheinlich der Lohn der mannhaften Haltung unserer Partei
geworden, wie sie 1870 der Lohn Bebels und Liebknechts gewesen. &raquo;Aber
was hat das zu sagen?&laquo; &shy; meinte schlicht <B>Ignaz Auer</B> in
seiner Rede &uuml;ber die Sedanfeier 1895 &shy;, &raquo;eine Partei, welche
die Welt erobern will, mu&szlig; ihre Grunds&auml;tze hochhalten, ohne
R&uuml;cksicht darauf, mit welchen Gefahren das verkn&uuml;pft ist; sie
w&auml;re verloren, wenn sie anders handelte!&laquo;
<P></P>
<P><SMALL>&raquo;Gegen den Strom schwimmen ist nie leicht&laquo; &shy;
schrieb der alte Liebknecht &shy;, &raquo;und wenn der Strom mit der rei&szlig;enden
Schnelle und Wucht eines Niagara dahinschnellt, dann ist's erst recht keine
Kleinigkeit.</SMALL><BR>
</P>
<P><SMALL>Den &auml;lteren Genossen ist noch die Sozialistenhatz
des Jahres der tiefsten nationalen Schmach: der Sozialistengesetz-Schmach
&shy; 1878 &shy; im Ged&auml;chtnis. Millionen sahen damals in jedem Sozialdemokraten
einen M&ouml;rder und gemeinen Verbrecher, wie 1870 einen Vaterlandsverr&auml;ter
und Todfeind. Solche Ausbr&uuml;che der 'Volksseele' haben durch ihre ungeheure
Elementarkraft etwas Verbl&uuml;ffendes, Bet&auml;ubendes, Erdr&uuml;ckendes.
Man f&uuml;hlt sich machtlos einer h&ouml;heren Macht gegen&uuml;ber &shy;
einer richtigen, jeden Zweifel ausschlie&szlig;enden force majeure. Man
hat keinen greifbaren Gegner. Es ist wie eine Epidemie &shy; in den Menschen,
in der Luft, &uuml;berall.</SMALL></P>
<P><SMALL>Der Ausbruch von 1878 war jedoch an St&auml;rke und Wildheit
bei weitem nicht vergleichbar mit dem von 1870. Nicht blo&szlig; dieser
Orkan menschlicher Leidenschaft, der alles, was er packt, auch beugt, niederwirft,
zerbricht &shy; dazu noch die furchtbare Maschinerie des Militarismus in
vollster furchtbarster T&auml;tigkeit, und wir zwischen dem Herumsausen
der eisernen R&auml;der, deren Ber&uuml;hrung der Tod war, und zwischen
den eisernen Armen, die um uns herumschwirrten und jeden Augenblick uns
fassen konnten. Neben der Elementarkraft entfesselter Geister der vollendetste
Mechanismus der Mordkunst, den die Welt bis dahin gesehen. Und alles in
wildester Arbeit &shy; alle Dampfkessel geheizt zum Bersten. Wo bleibt
da die Einzelkraft, der Einzelwille? Namentlich wenn man sich in verschwindender
Minderheit wei&szlig; und im Volke selbst keinen sicheren St&uuml;tzpunkt
hat.</SMALL></P>
<P><SMALL>Unsere Partei war erst im Werden. Wir waren auf die denkbar
schwerste Probe gestellt, ehe die erforderliche Organisation geschaffen
war. Als die Sozialistenhatz kam, im Jahre der Schande f&uuml;r unsere
Feinde und im Jahre des Ruhms f&uuml;r die Sozialdemokratie, hatten wir
schon eine so starke und weitverzweigte Organisation, da&szlig; jeder durch
das Bewu&szlig;tsein eines m&auml;chtigen R&uuml;ckhalts gekr&auml;ftigt
war und da&szlig; kein Denkf&auml;higer an ein Erliegen der Partei glauben
konnte.</SMALL></P>
<P><SMALL>Also eine Kleinigkeit war's nicht, damals gegen den Strom
zu schwimmen. Aber was war zu machen? Was sein mu&szlig;te, mu&szlig;te
sein. Da hie&szlig; es: die Z&auml;hne zusammenbei&szlig;en und was kommen
wollte, an sich herankommen lassen. Zur Furcht war keine Zeit ... Nun, Bebel
und ich... besch&auml;ftigten uns keine Minute mit der Warnung. Das Feld
r&auml;umen konnten wir nicht, wir mu&szlig;ten auf dem Posten bleiben,
komme was komme.&laquo;</SMALL></P>
<P>Sie blieben auf dem Posten, und die deutsche Sozialdemokratie zehrte
vierzig Jahre lang von der moralischen Kraft, die sie damals gegen eine
Welt von Feinden aufgeboten hatte.</P>
<P>So w&auml;re es auch diesmal gegangen. Im ersten Moment w&auml;re vielleicht
nichts anderes erreicht, als da&szlig; die Ehre des deutschen Proletariats
gerettet war, als da&szlig; Tausende und aber Tausende Proletarier, die
jetzt in den Sch&uuml;tzengr&auml;ben bei Nacht und Nebel umkommen, nicht
in dumpfer seelischer Verwirrung, sondern mit dem Lichtfunken im Hirn sterben
w&uuml;rden, da&szlig; das, was ihnen im Leben das Teuerste war: die internationale,
v&ouml;lkerbefreiende Sozialdemokratie, kein Trugbild sei. Aber schon als
ein m&auml;chtiger D&auml;mpfer auf den chauvinistischen Rausch und die
Besinnungslosigkeit der Menge h&auml;tte die mutige Stimme unserer Partei
gewirkt, sie h&auml;tte die aufgekl&auml;rten Volkskreise vor dem Delirium
bewahrt, h&auml;tte den Imperialisten das Gesch&auml;ft der Volksvergiftung
und der Volksverdummung erschwert. Gerade der Kreuzzug gegen die Sozialdemokratie
h&auml;tte die Volksmassen am raschesten ern&uuml;chtert. Sodann im weiteren
Verlaufe des Krieges, im Ma&szlig;e, wie der Katzenjammer der unendlichen
grausigen Massenschl&auml;chterei in allen L&auml;ndern w&auml;chst, wie
der imperialistische Pferdefu&szlig; des Krieges immer deutlicher hervorguckt,
wie der Marktl&auml;rm des blutgierigen Spekulantentums frecher wird, w&uuml;rde
alles Lebendige, Ehrliche, Humane, Fortschrittliche sich um die Fahne der
Sozialdemokratie scharen. Und dann vor allem: Die deutsche Sozialdemokratie
w&auml;re in dem allgemeinen Strudel, Zerfall und Zusammenbruch wie ein
Fels im brausenden Meer der hohe Leuchtturm der Internationale geblieben,
nach dem sich bald alle anderen Arbeiterparteien orientiert h&auml;tten.
Die enorme moralische Autorit&auml;t, welche die deutsche Sozialdemokratie
bis zum 4. August 1914 in der ganzen proletarischen Welt geno&szlig;, h&auml;tte
ohne jeden Zweifel auch in dieser allgemeinen Verwirrung in kurzer Frist
einen Wandel herbeigef&uuml;hrt. Damit w&auml;re die Friedensstimmung und
der Druck der Volksmassen zum Frieden in allen L&auml;ndern gesteigert,
die Beendigung des Massenmordes beschleunigt, die Zahl seiner Opfer verringert
worden. Das deutsche Proletariat w&auml;re der Turmw&auml;chter des Sozialismus
und der Befreiung der Menschheit geblieben &shy; und dies ist wohl ein
patriotisches Werk, das der J&uuml;nger von Marx, Engels und Lassalle nicht
unw&uuml;rdig war. -
<HR size="1">
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><SPAN class="top">(12)<A name="F12"></A></SPAN> &raquo;Wenn trotzdem die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion jetzt einstimmig die Kriegskredite bewilligte&laquo; &shy; schrieb
das <B>M&uuml;nchener</B> Parteiorgan am 6. August &shy;, &raquo;wenn sie
hei&szlig;e W&uuml;nsche des Erfolges allen auf den Weg mitgab, die zur
Verteidigung des Deutschen Reiches hinausziehen, so war das nicht etwa
ein ,taktischer Zug', es war die ganz nat&uuml;rliche Konsequenz der Haltung
einer Partei, die stets bereit war, ein Volksheer zur Verteidigung des
Landes <B>an die Stelle eines Systems zu setzen, das ihr mehr der Ausdruck
der Klassenherrschaft als des Verteidigungswillens der Nation gegen freche
&Uuml;berf&auml;lle schien</B>.&laquo;</P>
<P>Schien!!... In der <B>&raquo;Neuen Zeit&laquo; </B>ist der
heutige Krieg gar direkt zum &raquo;Volkskrieg&laquo;, die stehende Armee
zum &raquo;Volksheer&laquo; erhoben (siehe Nr. 20 und 23 vom August-September
1914). &shy; Der sozialdemokratische Milit&auml;rschriftsteller Hugo Schulz
r&uuml;hmt im Kriegsbericht vom 24. August 1914 den &raquo;starken Milizengeist&laquo;,
der in der habsburgischen Armee &raquo;lebendig&laquo; sei!...</P>
<!-- #EndEditable -->
<HR size="1" align="left" width="200">
<P><SMALL>Quelle: &raquo;die nicht mehr existierende Website "Unser Kampf" auf fr<66>her "http://felix2.2y.net/deutsch/index.html"&laquo;<BR>
Pfad: &raquo;../lu/&laquo;<BR>
Verkn&uuml;pfte Dateien: &raquo;<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../css/format.css</A>&laquo;</SMALL>
<HR size="1">
<TABLE width="100%" border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
<TD align="center"><B>|</B></TD>
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%201b" --><A href="luf_6.htm"><SMALL>Teil 6</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD align="center">|</TD>
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="luf.htm"><SMALL>Inhalt</SMALL></A></TD>
<TD align="center">|</TD>
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><!-- #BeginEditable "Link%202b" --><A href="luf_8.htm"><SMALL>Teil 8</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
<TD align="center"><B>|</B></TD>
<TD align="center" width="19%" height=20 valign=middle><A href="default.htm"><SMALL>Rosa Luxemburg</SMALL></A></TD>
</TR>
</TABLE>
</BODY>
<!-- #EndTemplate -->
</HTML>