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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Einzelheiten ueber die Erstuermung Lakhnaus</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 12, Berlin/DDR 1961. S. 463-468.</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>[Einzelheiten &uuml;ber die Erst&uuml;rmung Lakhnaus]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben am 8. Mai 1858.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5333 vom 25. Mai 1858, Leitartikel]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S463">&lt;463&gt;</A></B> Endlich sind wir im Besitz detaillierter Berichte &uuml;ber den Angriff auf Lakhnau und seine Einnahme. Die vom milit&auml;rischen Gesichtspunkt aus wichtigsten Informationsquellen, die Depeschen Sir Colin Campbells, sind zwar bisher noch nicht ver&ouml;ffentlicht; aber die Korrespondenz der britischen Presse und vor allem die Briefe des Herrn Russell in der Londoner "Times", die unseren Lesern zum gr&ouml;&szlig;ten Teil vorgelegen haben, reichen v&ouml;llig aus, um einen allgemeinen Einblick in das Vorgehen der Angreifer zu vermitteln.</P>
<P>Die Schlu&szlig;folgerungen, die wir in bezug auf die bei der Verteidigung zutage getretene Unwissenheit und Mutlosigkeit aus den telegraphischen Nachrichten zogen, werden durch die detaillierten Berichte mehr als best&auml;tigt. Die von den Hindus errichteten Befestigungswerke waren zwar furchterregend anzusehen, hatten aber in Wirklichkeit keine gr&ouml;&szlig;ere Wirkung als die feurigen Drachen und grimassenschneidenden Gesichter, die die chinesischen "Helden" auf ihre Schilde oder auf die Mauern ihrer St&auml;dte malen. Jede einzelne Befestigungsanlage zeigte eine anscheinend uneinnehmbare Front, lauter mit Schie&szlig;scharten und Feuerstellungen versehene W&auml;lle und Brustwehren, an den Zug&auml;ngen Hindernisse jeder nur m&ouml;glichen Art, von Kanonen und Handfeuerwaffen nur so starrend. Aber die Flanken und R&uuml;ckseiten jeder Stellung waren v&ouml;llig vernachl&auml;ssigt, an eine gegenseitige Unterst&uuml;tzung der verschiedenen Werke hatte man nie gedacht, und sogar das Gel&auml;nde zwischen den Werken wie auch vor ihnen war niemals gelichtet worden, so da&szlig; Frontal- und Flankenangriffe, unbemerkt von der Verteidigung, vorbereitet und in vollkommener Deckung bis auf wenige Yards an die <A NAME="S464"><B>&lt;464&gt;</A></B> Brustwehr vorgetragen werden konnten. Es war eben ein solches Konglomerat von Verschanzungen, wie man es von einer Gruppe einfacher Sappeure nicht anders erwarten konnte, die ihrer Offiziere beraubt waren und in einer Armee dienten, in der Unwissenheit und Zuchtlosigkeit unumschr&auml;nkt regierten. Die Verschanzungen von Lakhnau sind lediglich ein &Uuml;bertragen der gesamten Art der Kampff&uuml;hrung der Sepoys auf W&auml;lle aus gebranntem Lehm und Brustwehren aus Erde. Der mechanische Teil der europ&auml;ischen Taktik hatte sich den Sepoys teilweise eingepr&auml;gt; sie beherrschten die Gewehr&uuml;bungen und das zugweise Exerzieren recht gut; sie konnten auch eine Batterie errichten und einen Wall mit Schie&szlig;scharten versehen, doch wie man die Bewegungen von Kompanien und Bataillonen bei der Verteidigung einer Stellung miteinander in Einklang bringt oder wie man Batterien und mit Schie&szlig;scharten versehene H&auml;user und W&auml;lle kombiniert, um so ein widerstandsf&auml;higes befestigte Lager zu schaffen - davon wu&szlig;ten sie absolut nichts. So schw&auml;chten sie das feste Mauerwerk ihrer Pal&auml;ste durch zu viele Schie&szlig;scharten, legten eine Etage Schie&szlig;scharten und Gesch&uuml;tz&ouml;ffnungen &uuml;ber die andere, stellten mit Brustwehren versehene Batterien auf den D&auml;chern auf, und das alles ohne den geringsten Nutzen, weil es ganz bequem umgangen werden konnte. Ebenso versuchten sie, da sie ihre taktische Unterlegenheit kannten, dies dadurch wettzumachen, da&szlig; sie jede Stellung mit m&ouml;glichst viel M&auml;nnern vollstopften und dabei keinen anderen Erfolg erzielten, als der britischen Artillerie eine f&uuml;rchterliche Wirkung zu verschaffen und jede ordentliche und systematische Verteidigung unm&ouml;glich zu machen, sobald die angreifenden Kolonnen aus einer unerwarteten Richtung &uuml;ber diesen buntscheckigen Haufen herfielen. Waren die Briten durch irgendeinen zuf&auml;lligen Umstand dazu gezwungen, sogar die furchtgebietende Front der Befestigungswerke anzugreifen, dann war deren Konstruktion so fehlerhaft, da&szlig; man sich ihnen rast ohne Gefahr n&auml;hern, eine Bresche legen und sie erst&uuml;rmen konnte. Beim Imambara war das der Fall. Wenige Yards von dem Geb&auml;ude entfernt stand ein Pucka (in der Sonne gebrannter Lehm)-Wall. An diesen trieben die Briten einen kurzen Stollen heran (Beweis genug, da&szlig; aus den Gesch&uuml;tz&ouml;ffnungen und Schie&szlig;scharten im oberen Teil des Geb&auml;udes kein Senkfeuer auf das Gel&auml;nde unmittelbar davor gerichtet werden konnte) und benutzten den Wall f&uuml;r eine Breschbatterie, als w&auml;re er von den Hindus eigens f&uuml;r sie errichtet worden. Sie brachten zwei 68pf&uuml;nder (Schiffsgesch&uuml;tze) hinter diesem Wall in Stellung. Der leichteste 68pf&uuml;nde
<P>Soviel &uuml;ber die Wissenschaft, gegen die die Briten zu k&auml;mpfen hatten. Was Mut und Z&auml;higkeit anbelangt, so fehlten sie der Verteidigung ebenfalls. Auf der Seite der Eingeborenen gab es vom Martini&egrave;re bis zum Musa Bagh nur ein gro&szlig;es und einm&uuml;tiges Ausrei&szlig;en, sobald eine Kolonne zum Angriff vorr&uuml;ckte. In der ganzen Kette der Treffen gibt es nichts, was noch dem Gemetzel (denn Kampf kann man es schwerlich nennen) im Sikandar Bagh w&auml;hrend Campbells Entsatz der Residenz gleichk&auml;me. Kaum gehen die angreifenden Truppen vor, so gibt es Hals &uuml;ber Kopf eine allgemeine Flucht, ohne jeglichen Widerstand, und wo es nur wenige enge Ausg&auml;nge gibt, die den sich dr&auml;ngenden Haufen zum Halten bringen, purzeln sie durcheinander, unter den Salven und Bajonetten der vorr&uuml;ckenden Briten. Das "britische Bajonett" hat bei jedem dieser Sturmangriffe mehr Vernichtungsarbeit unter den von Panik ergriffenen Eingeborenen geleistet als in allen Kriegen der Engl&auml;nder in Europa und Amerika zusammengenommen. Im Osten sind solche Bajonettkampfe, in denen nur eine Seite aktiv und die andere erb&auml;rmlich passiv ist, eine regelm&auml;&szlig;ige Erscheinung in der Kriegf&uuml;hrung; die Palisaden der Birmanen lieferten in jedem Fall ein Beispiel daf&uuml;r. Nach Herrn Russells Bericht r&uuml;hrten die meisten Verluste, die die Briten erlitten, von Hindus her, die sich, vom R&uuml;ckzug abgeschnitten, in den R&auml;umen der Pal&auml;ste verbarrikadiert hatten und aus den Fenstern auf die Offiziere in den H&ouml;fen und G&auml;rten schossen.</P>
<P>Beim Sturm auf den Imambara und den Kaisar Bagh fluteten die Hindus so schnell zur&uuml;ck, da&szlig; man die Stellung nicht einzunehmen brauchte, sondern einfach einr&uuml;ckte Das interessante Schauspiel begann jedoch erst jetzt; denn wie Herr Russell gelassen bemerkt, erfolgte die Eroberung des Kaisar Bagh an jenem Tage so unerwartet, da&szlig; keine Zeit blieb, Vorkehrungen gegen wahlloses Pl&uuml;ndern zu treffen. Es mu&szlig; ein erfreulicher Anblick f&uuml;r einen echten, freiheitsliebenden John Bull gewesen sein, zu sehen, wie sich seine britischen Grenadiere zwanglos zu den Juwelen, kostbaren Waffen, Kleidern und dem gesamten Putz Seiner Majest&auml;t von Audh verhalfen. Die Sikhs, Ghurka und das Lagergefolge waren durchaus bereit, das Beispiel nachzuahmen, und ein Schauspiel von Pl&uuml;nderung und Zerst&ouml;rung folgte, das augenscheinlich sogar das schriftstellerische Talent des Herrn Russell &uuml;bertraf. Jeder neue Schritt nach vorn war von Pl&uuml;ndern und Verw&uuml;sten begleitet. <A NAME="S466"><B>&lt;466&gt;</A></B> Der Kaisar Bagh war am 14. gefallen; eine halbe Stunde nach dem Fall war es mit der Disziplin zu Ende, und die Offiziere hatten jede Gewalt &uuml;ber ihre Leute verloren. Am 17. war General Campbell gezwungen, Streifen einzusetzen, die dem Pl&uuml;ndern Einhalt gebieten sollten, und unt&auml;tig zu verharren, "bis die augenblickliche Z&uuml;gellosigkeit aufh&ouml;rt". Die Truppen waren offensichtlich v&ouml;llig au&szlig;er Rand und Band. Am 18. h&ouml;rte, wie wir erfahren, die Pl&uuml;nderei in ihrer <I>schlimmsten </I>Form auf, aber die Verw&uuml;stung ging noch immer hemmungslos weiter. W&auml;hrend die Vorhut sich mit den Eingeborenen herumschlug, die aus den H&auml;usern schossen, pl&uuml;nderte und zerst&ouml;rte jedoch die Nachhut in der Stadt nach Herzenslust. Am Abend erschien eine neue Proklamation gegen das Pl&uuml;ndern; starke Abteilungen aus jedem Regiment sollten aufbrechen, ihre eigenen Leute zur&uuml;ckholen und das Lagergefolge im Lager festhalten; niemand sollte au&szlig;erdienstlich das Lager verlassen. Am 20. eine Wiederholung derselben Befehle. Am gleichen Tage gingen zwei britische "Offiziere und Gentlemen", die Leutnants Cape und Thackwell, "in die Stadt <I>pl&uuml;ndern </I>und wurden in einem Haus ermordet"; noch am 26. standen die Dinge so schlimm, da&szlig; die strengsten Befehle erteilt wurden, um Pl&uuml;nderei und Gewaltt&auml;tigkeiten zu unterdr&uuml;cken; st&uuml;ndliche Z&auml;hlappelle wurden eingef&uuml;hrt; alle Soldaten hatten strenges Verbot, die Stadt zu betreten; w&uuml;rden Angeh&ouml;rige des Lagergefolges bewaffnet in der Stadt angetroffen sollten sie geh&auml;ngt werden; Soldaten sollten nur w&auml;hrend des Dienstes Waffen tragen, und alle Nichtkombattanten sollten entwaffnet werden. Um diesen Befehlen den geh&ouml;rigen Nachdruck zu verleihen, wurden "an geeigneten Orten" eine Anzahl Dreib&ouml;cke zum Auspeitschen aufgestellt.</P>
<P>Das sind allerdings sch&ouml;ne Zust&auml;nde in einer zivilisierten Armee des neunzehnten Jahrhunderts; wenn andere Truppen auf der Welt ein Zehntel dieser Ausschreitungen begangen h&auml;tten, wie w&uuml;rde die entr&uuml;stete britische Presse sie als ehrlos brandmarken! Doch hier handelt es sich um die Taten der britischen Armee, und man will uns daher einreden, da&szlig; solche Dinge nur die nat&uuml;rlichen Folgen eines Krieges sind. Britischen Offizieren und Gentlemen steht es v&ouml;llig frei, sich Silberl&ouml;ffel, Juwelenarmb&auml;nder und andere kleine Andenken anzueignen, die sie am Schauplatz ihres Ruhmes finden m&ouml;gen; und wenn Campbell mitten im Krieg seine eigene Armee entwaffnen mu&szlig;, um allgemeiner R&auml;uberei und Gewaltt&auml;tigkeit Einhalt zu gebieten, so wird es milit&auml;rische Gr&uuml;nde f&uuml;r diesen Schritt gegeben haben; doch wird sicher niemand diesen armen Burschen eine Woche Urlaub und ein bi&szlig;chen Vergn&uuml;gen nach so vielen Strapazen und Entbehrungen verdenken.</P>
<P>Tatsache ist, da&szlig; in keiner europ&auml;ischen oder amerikanischen Armee soviel Brutalit&auml;t herrscht wie in der britischen. Pl&uuml;nderei, Gewaltt&auml;tigkeiten, Metze- <A NAME="S467"><B>&lt;467&gt;</A></B> leien Dinge, die &uuml;berall sonst streng und v&ouml;llig verp&ouml;nt sind - sind ein altehrw&uuml;rdiges Privileg, ein geheiligtes Recht des britischen Soldaten. Die Sch&auml;ndlichkeiten, die im spanischen Krieg nach der Erst&uuml;rmung von Badajoz und San Sebastian tagelang begangen wurden, kennen seit dem Beginn der Franz&ouml;sischen Revolution keine Parallele in den Annalen einer anderen Nation, und der mittelalterliche Brauch, eine im Sturm genommene Stadt zur Pl&uuml;nderung frei zugeben, der &uuml;berall ge&auml;chtet ist, geh&ouml;rt bei den Briten noch zur Regel. In Delhi bewirkten zwingende milit&auml;rische R&uuml;cksichten eine Ausnahme; aber die Armee murrte, obwohl man sie mit Extral&ouml;hnung abfand, und hat nun in Lakhnau nachgeholt, was ihr in Delhi versagt war. Zw&ouml;lf Tage und N&auml;chte gab es in Lakhnau keine britische Armee - nur einen zuchtlosen, betrunkenen, brutalen Haufen, der sich in R&auml;uberbanden aufgel&ouml;st hatte, weit zuchtloser, gewaltt&auml;tiger und gieriger als die Sepoys, die soeben aus dem Ort vertrieben worden waren. Die Pl&uuml;nderung von Lakhnau im Jahre 1858 wird eine ewige Schande f&uuml;r die britische Armee bleiben.</P>
<P>Wenn die r&uuml;cksichtslose Soldateska bei ihrem zivilisierenden und humanisierenden Vormarsch durch Indien die Eingeborenen nur ihres pers&ouml;nlichen Eigentums berauben konnte, so folgt ihr die britische Regierung unmittelbar auf dem Fu&szlig;e und beraubt die Eingeborenen auch ihres Grundeigentums. Da schwatzen sie, die erste franz&ouml;sische Revolution habe die L&auml;ndereien der Adligen und der Kirche konfisziert! Da schwatzen sie, Louis-Napoleon habe das Eigentum der Familie Orl&eacute;ans konfisziert! Und hier kommt Lord Canning, ein britischer Edelmann, sanft in seinen Worten, seinem Verhalten und seinen Gef&uuml;hlen, und konfisziert auf Befehl seines Vorgesetzten, des Viscount Palmerston, den Landbesitz eines ganzen Volkes, jede Rute und jeden Morgen, in einem Umfang von zehntausend Quadratmeilen. In der Tat, ein ganz sch&ouml;nes St&uuml;ck <I>Kriegsbeute </I>f&uuml;r John Bull! Und kaum hat Lord Ellenborough im Namen der neuen Regierung diese bisher beispiellose Ma&szlig;nahme mi&szlig;billigt, da erhebt sich die "Times" und ein Heer zweitrangiger britischer Bl&auml;tter, um diesen Raub im Gro&szlig;en zu verteidigen und eine Lanze f&uuml;r das Recht John Bulls zu brechen, alles zu konfiszieren, was ihm gef&auml;llt. Doch John ist eben ein Ausnahmewesen, und was nach Meinung der "Times" bei ihm Tugend ist, w&auml;re bei anderen Schande.</P>
<P>Unterdessen - dank der um der Beute willen erfolgten v&ouml;lligen Aufl&ouml;sung der britischen Armee - entkamen die Aufst&auml;ndischen, ohne verfolgt zu werden, in das Hinterland. Sie konzentrieren sich in Rohilkand, w&auml;hrend ein Teil den Krieg als Kleinkrieg in Audh fortsetzt und andere in Richtung auf Bandelkand gefl&uuml;chtet sind. Gleichzeitig r&uuml;cken die Hitzeperiode und die Regenzeit schnell n&auml;her; und es ist nicht zu erwarten, da&szlig; das Wetter so ungew&ouml;hnlich <A NAME="S468"><B>&lt;468&gt;</A></B> g&uuml;nstig f&uuml;r Europ&auml;er sein wird wie im vorigen Jahr. Damals war die Masse der europ&auml;ischen Truppen mehr oder weniger akklimatisiert; in diesem Jahr sind die meisten von ihnen gerade erst eingetroffen. Zweifellos wird ein Feldzug in den Monaten Juni, Juli und August die Briten unerme&szlig;liche Verluste an Menschenleben kosten, und da au&szlig;erdem in jeder eroberten Stadt eine Besatzung zur&uuml;ckgelassen werden mu&szlig;, wird die aktive Armee sehr schnell zusammenschmelzen. Wir wissen bereits, da&szlig; Verst&auml;rkungen von monatlich 1.000 Mann die Armee kaum auf ihrer Effektivst&auml;rke halten werden; was die Garnisonen angeht, so erfordert allein Lakhnau mindestens 8.000 Mann - &uuml;ber ein Drittel von Campbells Armee. Die Truppen, die f&uuml;r den Feldzug von Rohilkand zu organisieren sind, werden kaum st&auml;rker als diese Besatzung von Lakhnau sein. Wie uns ebenfalls bekannt ist, greift unter den britischen Offizieren die Meinung um sich, da&szlig; der Guerillakrieg, der sicherlich der Zersplitterung der gr&ouml;&szlig;eren Verb&auml;nde der Aufst&auml;ndischen folgen wird, f&uuml;r die Briten weitaus aufreibender und verlustreicher sein wird als der gegenw&auml;rtige Krieg mit seinen Schlachten und Belagerungen. Und schlie&szlig;lich beginnen die Sikhs in einer Weise zu sprechen, die f&uuml;r die Engl&auml;nder nichts Gutes ahnen l&auml;&szlig;t. Sie f&uuml;hlen, da&szlig; die Briten ohne ihre Hilfe Indien schwerlich h&auml;tten halten k&ouml;nnen und da&szlig; Hindustan zumindest zeitweilig f&uuml;r England gewi&szlig; verloren gewesen w&auml;re, wenn sie sich dem Aufstand angeschlossen h&auml;tten. Sie sagen es laut und &uuml;bertreiben es auf ihre orientalische Weise. F&uuml;r sie sind die Engl&auml;nder nicht mehr die &uuml;berlegene Rasse, die sie bei Mudki, Firospur und Aliwal geschlagen hat. Von einer derartigen Einstellung bis zur offenen Feindseligkeit ist es bei &ouml;stlichen V&ouml;lkern nur ein Schritt; ein Funke kann den Feuerbrand entfachen.</P>
<P>Insgesamt gesehen hat die Einnahme Lakhnaus den Aufstand in Indien genau so wenig niedergeschlagen wie die Einnahme Delhis. Der Feldzug in diesem Sommer kann solche Ergebnisse bringen, da&szlig; die Briten im n&auml;chsten Winter im wesentlichen wieder &uuml;ber dasselbe Gel&auml;nde ziehen und vielleicht sogar den Pandschab zur&uuml;ckerobern m&uuml;ssen. Im besten Falle aber haben sie einen langen und aufreibenden Guerillakrieg vor sich - unter der Sonne Indiens keine beneidenswerte Sache f&uuml;r Europ&auml;er.</P>
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