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<TITLE>Friedrich Engels - Die franzoesische leichte Infanterie</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak60.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen 1860</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 15, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 164-177.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 18.09.1998</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels </H2>
<H1>Die franz&ouml;sische leichte Infanterie </H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben Mitte September bis Mitte Oktober 1860.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["The Volunteer Journal, for Lancashire and Cheshire" Nr. 3 vom 21. September 1860] </P>
</FONT><B><P><A NAME="S164">&lt;164&gt;</A></B> Wenn die englischen Freiwilligen jemals mit einem Feinde Kugeln wechseln m&uuml;&szlig;ten, w&auml;re dieser Feind - wie jeder wei&szlig; - die franz&ouml;sische Infanterie, und der beste Typ - das beau id&eacute;al &lt;edle Vorbild&gt; eines franz&ouml;sischen Fu&szlig;soldaten - ist der Soldat der leichten Infanterie, insbesondere der Chasseur. </P>
<P>Der franz&ouml;sische Chasseur ist nicht nur das Vorbild f&uuml;r seine eigene Armee. Die Franzosen sind in bezug auf die leichte Infanterie bis zu einem gewissen Grade richtunggebend f&uuml;r alle europ&auml;ischen Armeen; so wird der Chasseur in gewissem Sinne ein Vorbild f&uuml;r die gesamte europ&auml;ische Infanterie. </P>
<P>In diesen beiden Eigenschaften, als eventueller Gegner und als das bis jetzt vollkommenste Beispiel eines Soldaten der leichten Infanterie, ist der franz&ouml;sische Chasseur ein Gegenstand des h&ouml;chsten Interesses f&uuml;r den britischen Freiwilligen. Je fr&uuml;her der englische Freiwillige mit ihm Bekanntschaft macht, desto besser. </P>
<B><P ALIGN="CENTER">I</P>
</B><P>Bis 1838 gab es kein einziges gezogenes Gewehr in der franz&ouml;sischen Armee; die alte B&uuml;chse mit ihrer genau passenden Kugel, die hinuntergesto&szlig;en werden mu&szlig;te und das Laden zu einer schwierigen und langsamen Operation machte, war keine Waffe f&uuml;r die Franzosen. Als Napoleon einmal das Steinschlo&szlig;gewehr eines deutschen Sch&uuml;tzenbataillons pr&uuml;fte, <A NAME="S165"><B>&lt;165&gt;</A></B> rief er aus: "Das ist bestimmt die elendeste Waffe, die man einem Soldaten in die H&auml;nde geben kann." Die alte B&uuml;chse war gewi&szlig; ungeeignet f&uuml;r die gro&szlig;e Masse der Infanterie. In Deutschland und in der Schweiz waren einige ausgesuchte Bataillone immer damit bewaffnet. Sie wurden jedoch ausschlie&szlig;lich als Scharfsch&uuml;tzen eingesetzt, um Offiziere herauszuschie&szlig;en oder auf Sappeure zu feuern, die eine Br&uuml;cke bauen, etc., und man trug Sorge, diese Truppenk&ouml;rper aus den S&ouml;hnen von Wildh&uuml;tern oder anderen jungen M&auml;nnern zu formieren, die im Gebrauch der B&uuml;chse schon lange, bevor sie in die Armee eintraten, ge&uuml;bt waren. Die Gemsenj&auml;ger der Alpen, die F&ouml;rster der Gro&szlig;wildwaldungen Norddeutschlands bildeten ein ausgezeichnetes Material f&uuml;r diese Bataillone, und sie waren auch das Vorbild f&uuml;r die Sch&uuml;tzen der englischen Linie. </P>
<P>Was die Franzosen fr&uuml;her als leichte Infanterie zu bezeichnen pflegten, waren Soldaten, die genau so bewaffnet und ausgebildet wurden wie die Linienregimenter; deshalb nahm 1854 ein Dekret Louis-Napoleons diesen 25 Regimentern die Bezeichnung leichte Infanterie und gliederte sie in die Linientruppen ein, wo sie jetzt als 76. bis 100. Regiment gef&uuml;hrt werden. </P>
<P>Tats&auml;chlich gab es in jedem Infanteriebataillon eine Kompanie Voltigeure, die aus den besten und intelligentesten Soldaten von kleiner Statur gebildet wurde, w&auml;hrend sich aus der Elite der gr&ouml;&szlig;eren M&auml;nner die Grenadierkompanie rekrutierte. Sie entfalten sich als erste, wenn man Pl&auml;nkler braucht, aber in jeder anderen Hinsicht sind sie wie die &uuml;brigen des Bataillons bewaffnet und ausgebildet. </P>
<P>Nach der Eroberung von Algier im Jahre 1830 sahen sich die Franzosen einem Feinde gegen&uuml;ber, der mit der langen Muskete bewaffnet war, die bei den meisten &ouml;stlichen V&ouml;lkerschaften h&auml;ufig ist. Ihnen waren die glattl&auml;ufigen Musketen der Franzosen an Reichweite unterlegen. Die franz&ouml;sischen Kolonnen sahen sich auf dem Marsch in den Ebenen auf allen Seiten von berittenen Beduinen und in den Bergen von Kabylensch&uuml;tzen umgeben; die Kugeln der Gegner taten in den Kolonnen ihre Wirkung, w&auml;hrend die Sch&uuml;tzen selber f&uuml;r das franz&ouml;sische Feuer au&szlig;er Schu&szlig;weite waren; Tirailleure konnten sich in den Ebenen nicht weit von ihren Kolonnen entfernen, aus Furcht, von den schnellen arabischen Reitern &uuml;berrascht und niedergemacht zu werden. </P>
<P>Die englische Armee machte mit diesen langen Musketen Bekanntschaft, als sie nach Afghanistan kam. Die Sch&uuml;sse der Afghanen - wenn auch nur aus Luntenschlo&szlig;musketen - erzielten in den englischen Reihen eine furchtbare Wirkung, sowohl im Lager bei Kabul als auch w&auml;hrend des R&uuml;ckzugs &uuml;ber die Berge, auf Entfernungen, die f&uuml;r die arme, alte <A NAME="S166"><B>&lt;166&gt;</A></B> Brown Bess v&ouml;llig unerreichbar waren. Das war eine ernste Lektion, der Krieg mu&szlig;te wieder von vorn beginnen. L&auml;ngere Konflikte mit den St&auml;mmen an der Nordostgrenze Britisch-Indiens waren zu erwarten, und doch war nichts getan, um die an diese Grenze geschickten englischen Soldaten mit einer Waffe zu versehen, die sich in ihrer Reichweite mit der im Osten &uuml;blichen Luntenschlo&szlig;muskete messen kann. </P>
<P>Nicht so bei den Franzosen. Kaum war der Mangel erkannt, als auch schon Schritte unternommen wurden, ihn zu beheben. Der Herzog von Orl&eacute;ans, Sohn Louis-Philippes, nahm 1837 auf seiner Hochzeitsreise durch Deutschland Gelegenheit, die Organisation der beiden Sch&uuml;tzenbataillone der preu&szlig;ischen Garde zu studieren. Er erkannte sofort, da&szlig; hier ein Ausgangspunkt war, von dem aus es ihm gelingen k&ouml;nnte, die gerade f&uuml;r Algerien erforderliche Truppengattung zu formieren. Er besch&auml;ftigte sich sofort mit dem Gegenstand. Das alte franz&ouml;sische Vorurteil gegen das gezogene Gewehr warf ihm viele Hindernisse in den Weg. Gl&uuml;cklicherweise kamen ihm die Erfindungen von Delvigne und Poncharra in seinem eigenen Land zu Hilfe. Sie hatten ein Gewehr konstruiert, das fast so schnell und bequem geladen werden konnte wie die glattl&auml;ufige Muskete, w&auml;hrend es diese an Reichweite und Pr&auml;zision bei weitem &uuml;bertraf. 1838 erhielt der Herzog die Erlaubnis, eine Kompanie nach seinen eigenen Pl&auml;nen zu bilden, im selben Jahr wurde diese Kompanie zu einem ganzen Bataillon erweitert; 1840 schickte man dieses nach Algerien, um zu pr&uuml;fen, was es in einem wirklichen Kriege zu leisten verm&ouml;ge; es bestand die Probe so gut, da&szlig; im selben Jahre neun weitere Chasseurbataillone gebildet wurden. 1853 wurden schlie&szlig;lich zehn weitere Bataillone aufgestellt, so da&szlig; die gesamten Chasseurtruppen der franz&ouml;sischen Armee jetzt aus zwanzig Bataillonen bestehen. </P>
<P>Die besonderen milit&auml;rischen Eigenschaften der Beduinen und Kabylen, die zweifellos Vorbild f&uuml;r die leichte Kavallerie und die Infanterie-Tirailleure waren, regten die Franzosen sehr bald an, zu versuchen, Eingeborene f&uuml;r die Armee anzuwerben und Algerien zu erobern, indem man Araber gegen Araber k&auml;mpfen lie&szlig;. Diese Idee gab unter anderem den Ansto&szlig; zur Bildung des Zuavenkorps. Es wurde bereits 1830 gr&ouml;&szlig;tenteils aus Eingeborenen formiert und blieb ein haupts&auml;chlich arabisches Korps bis 1839, als seine Angeh&ouml;rigen in Massen in das Lager Abd el Kaders desertierten, der gerade die Fahne des Heiligen Krieges erhoben hatte. Es blieben damals lediglich von jeder Kompanie die Kader und die 12 franz&ouml;sischen Soldaten neben den beiden ausschlie&szlig;lich franz&ouml;sischen Kompanien, die jedem Bataillon beigegeben waren. Die Vakanzen mu&szlig;ten durch <A NAME="S167"><B>&lt;167&gt;</A></B> Franzosen besetzt werden, und seitdem sind die Zuaven ein ausschlie&szlig;lich franz&ouml;sisches Korps geblieben, mit der Bestimmung, st&auml;ndig Garnison in Afrika zu nehmen. Aber der urspr&uuml;ngliche Stamm alter franz&ouml;sischer Zuaven hatte soviel vom Eingeborenen-Charakter angenommen, da&szlig; das gesamte Korps seitdem in seiner ganzen Mentalit&auml;t und in seinen Gewohnheiten ein spezielles algerisches Korps ist, mit eigenen nationalen Z&uuml;gen und v&ouml;llig verschieden von der &uuml;brigen franz&ouml;sischen Armee. Sie rekrutieren sich meist aus Ersatzleuten, und so sind die meisten von ihnen Berufssoldaten auf Lebenszeit. Sie geh&ouml;ren haupts&auml;chlich zur leichten Infanterie der Armee und sind daher schon seit langem mit B&uuml;chsen ausger&uuml;stet. Es gibt jetzt drei Regimenter oder neun Bataillone in Afrika und ein Regiment (zwei Bataillone) Gardezuaven. </P>
<P>Seit 1841 wurden neue Versuche unternommen, eingeborene Algerier f&uuml;r die lokale Armee zu werben. Es wurden drei Bataillone formiert, aber sie blieben schwach und unvollst&auml;ndig bis 1852, als der Eingeborenenwerbung mehr F&ouml;rderung zuteil wurde. Diese hatte einen solchen Erfolg, da&szlig; 1855 drei Regimenter oder neun Bataillone gebildet werden konnten. Das sind die Turkos oder tirailleurs indig&egrave;nes &lt;eingeborenen Tirailleure&gt;, von denen wir w&auml;hrend des Krimkrieges und des italienischen Krieges soviel geh&ouml;rt haben. </P>
<P>Damit hat die franz&ouml;sische Armee - nicht gerechnet die Fremdenlegion (die jetzt aufgel&ouml;st ist, aber allem Anschein nach wieder gebildet wird) und die drei Strafbataillone - 38 Bataillone, die besonders f&uuml;r den Dienst der leichten Infanterie formiert und ausgebildet wurden. Von diesen haben die Chasseure, die Zuaven und die Turkos jeweils ihre charakteristischen Z&uuml;ge. Die beiden letztgenannten Truppen haben einen zu stark lokalen Charakter angenommen, als da&szlig; sie jemals gro&szlig;en Einflu&szlig; auf die Masse der franz&ouml;sischen Armee aus&uuml;ben k&ouml;nnten, doch ihr furioser Angriff - bei dem sie, wie sich in Italien gezeigt hat, doch v&ouml;llig in der Hand bleiben und durch den ihnen eigenen milit&auml;rischen Sinn den Befehlen ihres Vorgesetzten entgegenkommen - wird immer ein gl&auml;nzendes Beispiel f&uuml;r die anderen Truppen sein. Es ist auch eine Tatsache, da&szlig; die Franzosen in der Aus&uuml;bung der Details des Sch&uuml;tzengefechts und in ihrer F&auml;higkeit, Bodenverh&auml;ltnisse auszunutzen, viel von den Arabern &uuml;bernommen haben. Aber der Teil der leichten Infanterie, der seinem Wesen nach franz&ouml;sisch geblieben und, wie wir vorher sagten, der Armee Vorbild geworden ist, sind die Chasseure. Von ihnen mehr in unserer n&auml;chsten Nummer. </P>
<FONT SIZE=2><P>["The Volunteer Journal, for Lancashire and Cheshire" Nr. 5 vom 5. Oktober 1860] </P>
</FONT><B><P ALIGN="CENTER">II</P>
<P><A NAME="S168">&lt;168&gt;</A></B> Schon die erste Seite des franz&ouml;sischen Exerzierreglements von 1831 zeigt, aus welch kleinen M&auml;nnern sich die franz&ouml;sische Armee zusammensetzt. </P>
<FONT SIZE=2><P>Langsamer Schritt: jeder Schritt 65 cm (25 Zoll) und 76 Schritte in der Minute. <BR>
Geschwindschritt: gleiche Schrittl&auml;nge und 100 Schritte in der Minute. <BR>
Sturmschritt (pas de charge): gleiche Schrittl&auml;nge und 130 Schritte in der Minute. </P>
</FONT><P>Der Schritt von 25 Zoll ist zweifellos der k&uuml;rzeste und die Geschwindigkeit von 100 Schritten in einer Minute die langsamste, die jemals von einer Armee f&uuml;r Bewegungen im Felde angewendet wurde. W&auml;hrend ein franz&ouml;sisches Bataillon im Gel&auml;nde eine Strecke von 208 Fu&szlig; in einer Minute bew&auml;ltigt, w&uuml;rde ein englisches, preu&szlig;isches oder &ouml;sterreichisches Bataillon eine Strecke von 270 Fu&szlig; zur&uuml;cklegen, also drei&szlig;ig Prozent mehr. Unser langer Schritt von 30 Zoll w&auml;re f&uuml;r die kurzen Beine der Franzosen zu viel. Dasselbe beim Sturmangriff: die Franzosen r&uuml;cken in einer Minute 271 Fu&szlig; vor oder so weit wie die Engl&auml;nder im einfachen Marschtempo, w&auml;hrend die Engl&auml;nder bei ihrem Geschwindschritt von 36 Zoll und 150 Schritten in einer Minute 450 Fu&szlig; oder sechzig Prozent mehr zur&uuml;cklegen w&uuml;rden. Allein diese Tatsache zeigt, da&szlig; die durchschnittliche Gr&ouml;&szlig;e der M&auml;nner nicht unter einer gewissen Grenze liegen kann, ohne die Wirksamkeit und Beweglichkeit einer Armee zu beeintr&auml;chtigen. </P>
<P>Aus M&auml;nnern mit so kurzen Beinen, so kurzen Schritten und mit einem so langsamen Marschtempo k&ouml;nnte keine leichte Infanterie formiert werden. Als die Chasseure organisiert wurden, trug man von Anfang an daf&uuml;r Sorge, das beste Infanteriematerial im Lande auszusuchen; es waren alles gut gewachsene, breitschultrige, bewegliche M&auml;nner, 5 Fu&szlig; 4 Zoll bis 5 Fu&szlig; 8 Zoll gro&szlig; und zumeist aus den Gebirgsgegenden des Landes ausgew&auml;hlt. Durch das Exerzier- und Evolutionsreglement f&uuml;r Chasseure (1845 ver&ouml;ffentlicht) wurde die Schrittl&auml;nge f&uuml;r das Marschtempo beibehalten, aber das Tempo auf 110 Schritt in der Minute erh&ouml;ht, der Laufschritt (pas gymnastique) wurde auf 33 Zoll (83 cm) je Schritt und 165 in der Minute bemessen; aber f&uuml;r das Deployieren, Formieren des Karrees oder andere Gelegenheiten, wo Eile notwendig ist, wurde die Schrittzahl auf 180 in der Minute erh&ouml;ht. Selbst bei diesem letzteren Schritt w&uuml;rde der Chasseur nur 45 Fu&szlig; mehr Boden in einer Minute bew&auml;ltigen als der <A NAME="S169"><B>&lt;169&gt;</A></B> englische Soldat beim Laufschritt. Aber weniger durch au&szlig;ergew&ouml;hnliche Geschwindigkeit, als durch die L&auml;nge der Zeit, in der die Chasseure diese erh&ouml;hte Geschwindigkeit durchhalten k&ouml;nnen, werden au&szlig;ergew&ouml;hnliche Resultate erzielt, au&szlig;erdem wird ihnen im Falle gro&szlig;er Eile, beim Ralliieren etc., befohlen zu laufen, so schnell sie nur k&ouml;nnen. </P>
<P>Der Laufschritt ist das, worauf in den Chasseurbataillonen der gr&ouml;&szlig;te Wert gelegt wird. Den Soldaten wird zuerst beigebracht, mit 165 bis 180 Schritt in der Minute auf der Stelle zu marschieren, wobei sie Eins! Zwei! oder Rechts! Links! ausrufen, was die T&auml;tigkeit der Lungen regulieren und Entz&uuml;ndungen verhindern soll. Dann l&auml;&szlig;t man sie im gleichen Tempo vorw&auml;rts marschieren, und die Entfernung wird nach und nach vergr&ouml;&szlig;ert, bis sie in 27 Minuten eine franz&ouml;sische Meile von 4000 m (2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> [engl.] Meilen) zur&uuml;cklegen k&ouml;nnen. Wenn bei einigen der Rekruten Lunge und Glieder f&uuml;r solche &Uuml;bungen f&uuml;r zu schwach befunden werden, schickt man die M&auml;nner zur Linieninfanterie zur&uuml;ck. Die n&auml;chste Stufe sind Sprung- und Lauf&uuml;bungen, wobei in der letzteren Schrittart die gr&ouml;&szlig;tm&ouml;gliche Geschwindigkeit f&uuml;r kurze Entfernungen zu erzielen ist; beides, sowohl der pas gymnastique wie das Laufen, wird zuerst auf dem ebenen Exerzierplatz oder auf der Landstra&szlig;e ge&uuml;bt und sp&auml;ter querfeldein, wobei &uuml;ber Z&auml;une und Gr&auml;ben gesprungen wird. Erst nach solcher Vorbereitung werden den Soldaten ihre Waffen &uuml;bergeben, und nun wird der ganze Kursus von Laufen, Springen und Rennen noch einmal durchgef&uuml;hrt, Gewehr in der Hand und in voller feldmarschm&auml;&szlig;iger Ausr&uuml;stung, Tornister und Patronentasche genau so gepackt wie im Felde; und so werden sie dahin gebracht, eine volle Stunde im pas gymnastique durchzuhalten, wobei sie mindestens 5 Meilen zur&uuml;ckzulegen haben. Ein ausl&auml;ndischer Offizier in Zivil versuchte einmal, mit solch einem Bataillon Chasseure in voller Ausr&uuml;stung Schritt zu halten; aber er konnte - unge&uuml;bt wie er war - kaum eine Stunde lang mithalten. Die Chasseure marschierten weiter, abwechselnd im Marschtempo und im pas gymnastique und legten an diesem Tage eine Strecke von 22 Meilen zur&uuml;ck. </P>
<P>S&auml;mtliche Feldbewegungen und Evolutionen - Vorgehen in Linie, Kolonnen- und Karreebildung, Schwenken, Deployieren und dergleichen - m&uuml;ssen im Geschwindschritt so durchgef&uuml;hrt werden, da&szlig; die Soldaten wie beim gew&ouml;hnlichen raschen Tempo ihre Pl&auml;tze halten. Das Tempo f&uuml;r alle Evolutionen ist 165 Schritt in einer Minute, nur beim Deployieren und beim Schwenken wird es auf 180 beschleunigt. Folgendes ist die Meinung eines preu&szlig;ischen Stabsoffiziers &uuml;ber die Chasseure: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S170">&lt;170&gt;</A></B> "Auf dem Marsfeld sah ich einige Kompanien Chasseure, die an der Seite eines Linienregiments man&ouml;vrierten. Welch ein Kontrast in ihrer Beweglichkeit, im ganzen Stil ihrer Bewegungen zu jenem Regiment! Auf den ersten Blick sieht man, da&szlig; sie eine ausgesuchte Mannschaft sind, unter den besten Leuten der Wald- und Gebirgsgegenden ausgew&auml;hlt; sie sind alle kr&auml;ftig gebaut, kompakt, stark und doch au&szlig;erordentlich gewandt. Wenn sie sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit bewegen, erkennt man ihren Unternehmungsgeist, ihre Wagehalsigkeit, ihren raschen Verstand, ihre unerm&uuml;dliche Ausdauer, obwohl man freilich auch ihren immensen Eigend&uuml;nkel und ihre franz&ouml;sische Eitelkeit erkennt. Und wo immer man sie auch sieht, in Stra&szlig;burg, in Paris oder in irgendeiner anderen Garnison, sie machen &uuml;berall denselben Eindruck, sie sehen alle wie in einer Form gegossen aus. An ihrer Spitze sah ich kaum andere als junge Offiziere, nur einige der Hauptleute schienen f&uuml;nfunddrei&szlig;ig zu sein, die meisten von ihnen j&uuml;nger, und selbst die Stabsoffiziere nicht &auml;lter. Ihre schnelle Beweglichkeit zeigt weder Anstrengung noch wirkt sie gezwungen; st&auml;ndige &Uuml;bung scheint sie zu ihrer zweiten Natur gemacht zu haben, da diese Bataillone mit solcher Leichtigkeit und Ungezwungenheit ihre Bewegungen durchf&uuml;hren. Ihr Blut flie&szlig;t ruhiger, und ihr Atem ist weniger heftig als bei anderen. Einzelne Ordonnanzen w&uuml;rden auf einer Stra&szlig;e in kurzer Zeit alle vor ihnen gehenden Personen &uuml;berholen, und mit demselben schnellen Schritt defilieren ganze Bataillone auf den lustigen Klang des Signalhorns hin durch die Stra&szlig;en. Wann immer man sie sieht, auf dem Exerzierplatz, auf dem Marsch von oder nach Hause, niemals schienen sie mir erm&uuml;det. Ehrgeiz mag hierbei mit der Gewohnheit Hand in Hand gehen. </P>
<P>Wenn Schnelligkeit der Bewegung und Zielsicherheit unvereinbar zu sein scheinen, so haben die Chasseure diese scheinbare Unvereinbarkeit offenbar &uuml;berwunden. Ich habe sie nicht selbst beim Scheibenschie&szlig;en gesehen; aber nach dem Urteil erfahrener Offiziere sind ihre Leistungen in dieser Hinsicht ganz beachtlich. Wenn ihre Zielsicherheit &uuml;berhaupt gest&ouml;rt ist, so mu&szlig; das in einem Grade der Fall sein, der ihre T&uuml;chtigkeit auf dem Schlachtfelde sehr wenig beeintr&auml;chtigt. In Afrika, wo manch einem Gefecht &auml;hnliche M&auml;rsche im Laufschritt vorangingen, haben sie immer ihre Gegner zu treffen gewu&szlig;t; und das beweist, da&szlig; das spezielle Ausbildungssystem, dem sie unterworfen werden, die K&ouml;rperkr&auml;fte entwickeln hilft und die Zielsicherheit nicht beeintr&auml;chtigt. Mit nicht so ausgebildeten Truppen w&uuml;rde das nat&uuml;rlich ganz anders sein. </P>
<P>Die gro&szlig;en Vorteile dieses Ausbildungssystems liegen auf der Hand. Es kann im Kriege h&auml;ufig von entscheidender Bedeutung sein, da&szlig; die Infanterie zu schnellerer Ortsver&auml;nderung f&auml;hig ist als gegenw&auml;rtig. Um z. B. dem Feinde in der Besetzung einer wichtigen Position zuvorzukommen, einen beherrschenden Punkt rasch zu erreichen, einen durch &uuml;berlegene Streitkr&auml;fte angegriffenen Truppenteil zu unterst&uuml;tzen oder um den Feind zu &uuml;berraschen, indem man ein Detachement pl&ouml;tzlich aus einer von ihm ganz unerwarteten Richtung erscheinen l&auml;&szlig;t." </P>
</FONT><P>Der algerische Krieg hatte den franz&ouml;sischen Milit&auml;rbeh&ouml;rden die gewaltige &Uuml;berlegenheit einer Infanterie gezeigt, die in diesem langanhaltenden Laufen ge&uuml;bt ist. Seit 1853 wurde die Frage er&ouml;rtert, ob dieses System <A NAME="S171"><B>&lt;171&gt;</A></B> nicht in der ganzen Armee angewandt werden sollte. General de Lourmel (vor Sewastopol am 5. November 1854 gefallen) hatte besonders die Aufmerksamkeit Louis-Napoleons hierauf gelenkt. Bald nach dem Krimkrieg wurde der pas gymnastique in allen franz&ouml;sischen Infanterieregimentern eingef&uuml;hrt. Das Tempo ist allerdings langsamer und wahrscheinlich auch der Schritt k&uuml;rzer als bei den Chasseuren, au&szlig;erdem ist das lange Laufen der Chasseure bei den Linientruppen sehr verk&uuml;rzt. Das war eine Notwendigkeit; die unterschiedliche K&ouml;rperkraft und Gr&ouml;&szlig;e der Liniensoldaten machte die F&auml;higkeiten der schw&auml;cheren und kleineren Leute zum Standard f&uuml;r die Leistung des Ganzen. Aber trotzdem kann jetzt die alte schwerf&auml;llige Marschweise im Notfall &uuml;berwunden werden; etwa eine Meile kann man dann und wann trotten und gerade die F&auml;higkeit der Soldaten, ihre Bewegungen im Laufschritt durchzuf&uuml;hren, gestattet den Angriff im Lauf f&uuml;r etwa 600 bis 800 Yard, der die Franzosen im letzten Jahr in einigen F&auml;llen gerade &uuml;ber die Entfernungen hinwegf&uuml;hrte, f&uuml;r die die ausgezeichneten &ouml;sterreichischen Karabiner h&ouml;chst gef&auml;hrlich waren. Der pas gymnastique hat einen gro&szlig;en Teil zu den Siegen bei Palestro, Magenta und Solferino beigetragen. Das Laufen selbst gibt den Soldaten einen nachdr&uuml;cklichen moralischen Impuls; ein Bataillon k&ouml;nnte beim Angriff z&ouml;gern, wenn es im raschen Tempo marschiert, aber dasselbe Bataillon, ge&uuml;bt, nicht au&szlig;er Atem anzukommen, wird in den meisten F&auml;llen furchtlos vorgehen, verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig unversehrt ankommen und wird gewi&szlig; auf einen stehenden Feind eine weit gr&ouml;&szlig;ere moralische Wirkung aus&uuml;ben, wenn es im Laufen angreift. </P>
<P>Die &auml;u&szlig;erste Vollkommenheit der Chasseure im Laufen mag zu einer solchen Spezialtruppe passen, aber sie w&auml;re unbrauchbar und nutzlos f&uuml;r die Masse der Linieninfanterie. Nichtsdestoweniger k&ouml;nnte die englische Linie mit ihrem besseren Menschenmaterial leicht dahin gebracht werden, die franz&ouml;sische Linientruppe in dieser Hinsicht weit zu &uuml;bertreffen, und wie jede gesunde &Uuml;bung w&uuml;rde dies eine au&szlig;erordentliche k&ouml;rperliche und moralische Wirkung auf die Soldaten haben. Eine Infanterie, die nicht abwechselnd ein paar Stunden hindurch eine Meile laufen und eine Meile im Schritt gehen kann, wird bald als langsam angesehen werden. Was die Freiwilligen betrifft, so w&uuml;rde der in ihren Reihen bestehende gro&szlig;e Unterschied in Alter und K&ouml;rperkraft es schwierig machen, dieses Ergebnis &uuml;berhaupt zu erzielen, aber es kann kein Zweifel dar&uuml;ber bestehen, da&szlig; fortschreitende &Uuml;bungen im Laufschritt bei Entfernungen von einer halben bis zu einer Meile die Gesundheit keines Soldaten sch&auml;digen und seine T&uuml;chtigkeit im Felde au&szlig;erordentlich verbessern w&uuml;rde. </P>
<FONT SIZE=2><P>["The Volunteer Journal, for Lancashire and Cheshire" Nr. 7 vom 20. Oktober 1860] </P>
</FONT><B><P ALIGN="CENTER">III</P>
<P><A NAME="S172">&lt;172&gt;</A></B> Nichts wird in Frankreich vers&auml;umt, um die physischen, geistigen und moralischen Kr&auml;fte jedes einzelnen Rekruten und besonders jedes Chasseurs zu entwickeln, um ihn zu einem m&ouml;glichst vollkommenen Soldaten auszubilden. Alles was ihn kr&auml;ftig, aktiv und gewandt macht, ihm einen raschen Blick f&uuml;r Bodenvorteile oder f&uuml;r schnelle Entscheidung in schwierigen Situationen verschafft; alles, was sein Vertrauen zu sich, zu den Kameraden, zu seinen Waffen zu st&auml;rken vermag, wird beachtet. Exerzieren ist deshalb in Frankreich nur ein kleiner Teil der milit&auml;rischen Ausbildung, und nach unserer Ansicht f&uuml;hrt ein franz&ouml;sisches Bataillon das Marschieren, Schwenken und die Griff&uuml;bungen auf dem Exerzierplatz unerh&ouml;rt nachl&auml;ssig durch. Aber das scheint eine Folge des Nationalcharakters zu sein und hat bisher keine schlechten Resultate, gezeitigt. Englische oder deutsche Truppen scheinen ein strengeres Exerzieren vorzuziehen; sie gehorchen dem Kommando schneller und zeigen nach einer gewissen Zeit des Exerzierens stets mehr Pr&auml;zision in all ihren Bewegungen, als die Franzosen jemals erreichen werden. Im &uuml;brigen ist das System der taktischen Bewegung auf dem Exerzierplatz in Frankreich fast dasselbe wie in England, obgleich es auf einem Schlachtfeld v&ouml;llig anders ist. </P>
<P>Eine der Hauptbesch&auml;ftigungen des franz&ouml;sischen Soldaten sind gymnastische &Uuml;bungen. Es gibt eine zentrale milit&auml;rische Gymnastikschule in Paris, die die Lehrer f&uuml;r die ganze Armee ausbildet. Dort sind f&uuml;nfzehn bis zwanzig Offiziere von verschiedenen Regimentern und au&szlig;erdem ein Sergeant von jedem Linienregiment oder Chasseurbataillon, die sechs Monate bleiben und dann durch andere abgel&ouml;st werden. Der zu durchlaufende &Uuml;bungskurs unterscheidet sich nicht sehr von dem, was in anderen L&auml;ndern durchgef&uuml;hrt wird, es scheint nur eine neue &Uuml;bung zu geben: das Erklimmen von Mauern, wobei von H&auml;nden und F&uuml;&szlig;en L&ouml;cher ausgenutzt werden, die von Kanonenkugeln herr&uuml;hren, oder durch Anlehnen einer Stange gegen die Mauer oder mit Hilfe eines &uuml;ber die Mauer geworfenen Seiles mit Haken. Diese &Uuml;bungsart ist zweifellos von praktischem Wert und tr&auml;gt ein gut Teil dazu bei, da&szlig; die Soldaten sich auf den Gebrauch ihrer H&auml;nde und F&uuml;&szlig;e verlassen. Das Bajonettexerzieren wird in dieser Schule ebenfalls gelehrt, aber es ist auf die &Uuml;bungen der verschiedenen Angriffs- und Schutzstellungen beschr&auml;nkt. In Wirklichkeit haben sich die <A NAME="S173"><B>&lt;173&gt;</A></B> Soldaten niemals einer gegen den anderen oder gegen Kavallerie zu verteidigen. </P>
<P>Jede Garnison in Frankreich hat die notwendigen Einrichtungen f&uuml;r Gymnastik&uuml;bungen. Da ist einmal ein St&uuml;ck Boden vorhanden mit allen n&ouml;tigen Ger&auml;ten, bestimmt f&uuml;r die gew&ouml;hnlichen Gymnastik&uuml;bungen. Abwechselnd marschieren alle Soldaten dorthin und haben einen regul&auml;ren Instruktionskursus als Teil ihres Dienstes durchzumachen. Die Einf&uuml;hrung dieser Art von &Uuml;bungen ist noch nicht sehr alt, man ahmt v&ouml;llig die Chasseure nach, die als erste Gymnastik treiben mu&szlig;ten. Nachdem das System bei ihnen den Zweck so gut erf&uuml;llt hatte, wurde es auf die ganze Armee ausgedehnt. </P>
<P>Dann gibt es in jeder Kaserne einen Fechtraum und einen Tanzraum. Im ersteren wird Fechten mit dem Degen und dem Schwert gelehrt, im anderen Tanzen und ein Wettkampf, den die Franzosen la boxe nennen. Jeder Soldat hat die Wahl, was er lernen will, aber eine dieser Fertigkeiten mu&szlig; er lernen. Im allgemeinen werden Tanzen und Degen bevorzugt. Das Stockfechten wird noch ab und zu gelehrt. </P>
<P>Alle diese &Uuml;bungen und die sogenannten Gymnastik&uuml;bungen im eigentlichen Sinne werden nicht gelehrt, weil sie als solche f&uuml;r notwendig angesehen werden, sie werden durchgef&uuml;hrt, weil sie die K&ouml;rperkraft und Beweglichkeit des Soldaten allgemein entwickeln und ihm gr&ouml;&szlig;eres Selbstvertrauen einfl&ouml;&szlig;en. Die Fecht- und Tanzr&auml;ume, weit davon entfernt, St&auml;tten zu sein, wo erm&uuml;dender Dienst geleistet wird, sind im Gegenteil ein Anziehungspunkt, um den Soldaten auch in seinen freien Stunden in der Kaserne zu halten. Er geht dorthin, um sich zu unterhalten; wenn er im Glied nichts als eine Maschine war, so ist er hier, den Degen in der Hand, ein freier Mann, der seine pers&ouml;nliche Geschicklichkeit seinen Kameraden gegen&uuml;ber erprobt, und welches Vertrauen in seine eigene Schnelligkeit und Beweglichkeit er hier auch gewinnt, es ist stets ein gro&szlig;er Gewinn f&uuml;r seine Aufgaben als Vorposten oder Pl&auml;nkler, wo er ebenfalls mehr oder weniger auf seine eigenen Kr&auml;fte angewiesen ist. </P>
<P>Das neue System des Tirailleurgefechts, das die Chasseure entwickelt hatten, wurde seitdem nicht nur f&uuml;r die ganze franz&ouml;sische Armee &uuml;bernommen, sondern es hat auch vielen europ&auml;ischen Armeen als Muster gedient, unter anderem f&uuml;r die verbesserte Kampfweise in der britischen Armee w&auml;hrend des Krimkrieges und danach. Wir werden daher nur einige der Hauptz&uuml;ge anf&uuml;hren, besonders da die Franzosen in einem Gefecht sehr oft ganz anders vorgehen, teils in &Uuml;bereinstimmung mit der &uuml;blichen Ordnung (wie 1859 in Italien), teils, weil den Offizieren jeder Spielraum <A NAME="S174"><B>&lt;174&gt;</A></B> gelassen ist, ganz den Umst&auml;nden entsprechend zu handeln, und teils, weil alle Exerzierreglements in einer Schlacht betr&auml;chtlich abgewandelt werden. Die Tirailleure agieren in Gruppen zu Vier, jede Gruppe deployiert in einer Linie mit f&uuml;nf Schritt Intervall von Mann zu Mann. Das Intervall zwischen den Gruppen betr&auml;gt mindestens f&uuml;nf Schritt (wodurch eine kontinuierliche Linie mit je einem Mann alle f&uuml;nf Schritt gebildet wird) und h&ouml;chstens vierzig Schritt von Gruppe zu Gruppe. Die Unteroffiziere stehen zehn Schritte hinter ihren Sektionen, die Offiziere, jeder begleitet von einer Bedeckung von 4 Mann und einem Hornisten, 20 bis 30 Schritte dahinter. Wenn nur ein Teil der Kompanie ausschw&auml;rmt, nimmt der Hauptmann auf halbem Wege zwischen den Tirailleuren und der Reserve seinem Platz ein. Den Vorteil der Deckung wahrzunehmen, ist das Hauptprinzip, das zu beachten ist; ihm werden die Ausrichtung der Linie wie die Genauigkeit der Intervalle geopfert. Die ganze Linie der Tirailleure wird nur durch Hornsignale kommandiert, es gibt 22 Signale; au&szlig;erdem haben jedes Chasseurbataillon und jede seiner Kompanien ihr eigenes Unterscheidungssignal, welches dem Kommandosignal vorausgeht. Die Offiziere tragen eine Signalpfeife, die sie jedoch nur im &auml;u&szlig;ersten Falle benutzen d&uuml;rfen; sie gibt f&uuml;nf Signale: Achtung! Vorw&auml;rts! Halt! Zur&uuml;ckziehen! Ralliieren! Diese Pfeifen sind der Anla&szlig; daf&uuml;r, da&szlig; ein Teil der Sch&uuml;tzen-Freiwilligenregimenter sie in die Ausr&uuml;stung jedes Soldaten &uuml;bernommen hat, wodurch es f&uuml;r ihre Offiziere nutzlos wurde, im Notfalle die Pfeife zu gebrauchen. Wenn von Kavallerie in ge&ouml;ffneter Ordnung angegriffen, ralliieren die Tirailleure in Vierergruppen, in Sektionen und Unterabteilungen, in irregul&auml;ren kompakten Massen, oder sie schlie&szlig;en sich den Unterst&uuml;tzungstruppen an, wo sie eine Art Kompaniekarree bilden, oder dem Bataillon, falls das letztere in einer Linie agieren oder ein Karree bilden soll. Diese verschiedenen Formen des Ralliierens werden viel ge&uuml;bt, und die Franzosen zeichnen sich besonders darin aus. Ihre Mannigfaltigkeit stiftet niemals Verwirrung, da die Soldaten dahingehend instruiert werden, im Falle unmittelbarer Gefahr zu ralliieren, wie sie k&ouml;nnen und dann die geeignetsten Bewegungen anzuwenden, um sich dem gr&ouml;&szlig;eren Truppenteil anzuschlie&szlig;en, zu dem sie das Signal gerufen hat. Die Karrees sind manchmal zwei, manchmal vier Mann tief. </P>
<P>Verglichen mit dem altmodischen System, wie es in fast allen Armeen &uuml;blich war, ehe die Chasseure organisiert wurden, ist diese neue Methode weit &uuml;berlegen. Aber man darf nicht vergessen, da&szlig; es bei allem nur eine Sammlung von Exerzierplatzreglements ist. So wie sie sind, ist darin f&uuml;r die Intelligenz des einzelnen Soldaten kein Platz, und sofern die Vor- <A NAME="S175"><B>&lt;175&gt;</A></B> schriften auf ebenem Boden ausgef&uuml;hrt w&uuml;rden, vereinbarte sich dieses System durchaus mit der Pedanterie, die den starrsten Martinetisten zufriedenstellen w&uuml;rde. Die Linien werden mit regelm&auml;&szlig;igen Intervallen gebildet - sie r&uuml;cken vor, ziehen sich zur&uuml;ck, ver&auml;ndern Front und Richtung genau wie jedes Bataillon in Linie, und die Leute werden durch das Horn wie Marionetten durch den Draht in Bewegung gesetzt. Der wirkliche &Uuml;bungsboden f&uuml;r Tirailleure ist vor dem Feind, und hier hatten die Franzosen eine ausgezeichnete Schule f&uuml;r ihre leichte Infanterie auf dem gef&auml;hrlich durchbrochenen Boden von Algerien, das von den Kabylen, den tapfersten, z&auml;hesten und kriegerischsten Tirailleuren, die die Welt je gesehen hat, verteidigt wurde. Hier haben die Franzosen jenen Instinkt f&uuml;r den Kampf in aufgel&ouml;ster Ordnung und f&uuml;r das Wahrnehmen jedes Deckungsvorteils bis ins h&ouml;chste entwickelt, den sie in jedem Kriege seit 1792 gezeigt haben. Hier wandten besonders die Zuaven die ihnen von den Eingeborenen gegebenen Lehren sehr vorteilhaft an und dienten damit der ganzen Armee als Vorbild. Im allgemeinen erwartet man, da&szlig; eine Kette von Tirailleuren in einer Art deployierter Linie vorr&uuml;ckt, sich eventuell an Punkten, die gute Deckung bieten, zusammendr&auml;ngt und sich auseinanderzieht, falls sie offenes Gel&auml;nde zu passieren hat; sie soll die Pl&auml;nkler des Feindes vor sich besch&auml;ftigen, w&auml;hrend sie nur dann und wann den Vorteil einer Hecke oder dergleichen ausnutzt, um ein kleines Flankenfeuer zu f&uuml;hren, wobei man nicht erwartet, da&szlig; sie auch nur versuchen, mehr zu tun, als ihre Gegner zu besch&auml;ftigen. Nicht so die Zuaven; bei ihnen bedeutet zerstreute Ordnung die selbst&auml;ndige Aktion kleiner Gruppen, die auf ein gemeinsames Ziel gerichtet ist; den Versuch, Vorteile auszun&uuml;tzen, sobald sie sich bieten; die Chance, in die N&auml;he der Masse des Feindes zu gelangen und ihn durch ein gut gef&uuml;hrtes Feuer zu st&ouml;ren und in kleinen Engagements eventuell eine Entscheidung herbeizuf&uuml;hren, ohne da&szlig; die Masse der Truppen &uuml;berhaupt einbezogen wird. Bei ihnen sind &Uuml;berraschung und Hinterhalt das eigentliche Wesen des Tirailleurkampfes. Sie benutzen Deckungen nicht nur, um das Feuer aus einer verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig gesch&uuml;tzten Position zu er&ouml;ffnen; sie benutzen sie haupts&auml;chlich, um ungesehen dicht an die Tirailleure des Feindes heranzukriechen, pl&ouml;tzlich aufzuspringen und sie in v&ouml;lliger Unordnung fortzujagen. Sie benutzen die Deckung, um in die Flanken des Gegners zu gelangen und dort unerwartet in einem dichten Schwarm aufzutauchen, Teile seiner Linie abzuschneiden oder einen Hinterhalt zu schaffen, in den sie die feindlichen Tirailleure locken, wenn diese dem vorget&auml;uschten R&uuml;ckzug zu rasch folgen. In entscheidenden Aktionen k&ouml;nnen solche Kunstgriffe w&auml;hrend der vielen <A NAME="S176"><B>&lt;176&gt;</A></B> Pausen zwischen den gro&szlig;en Aufeinandertreffen angewandt werden, um die Entscheidung zu beschleunigen; im Kleinkrieg jedoch, im Kampf zwischen Detachements und Vorposten, zur Erlangung von Informationen &uuml;ber den Feind oder zum Schutz des &uuml;brigen Teils der eigenen Armee sind solche F&auml;higkeiten von h&ouml;chster Bedeutung. Wie die Zuaven sind, mag ein Beispiel zeigen. F&uuml;r den Vorpostendienst gilt in allen Armeen, besonders w&auml;hrend der Nacht, die Regel, da&szlig; die Posten weder sitzen noch sich etwa hinlegen d&uuml;rfen; und sie sollen feuern, sobald sich der Feind n&auml;hert, um di
<FONT SIZE=2><P>"Nachts ist sogar der einzelne Zuave, der am Rande jenes H&uuml;gels postiert war und die jenseitige Ebene &uuml;bersehen konnte, zur&uuml;ckgezogen worden. Man sieht keine Vedetten; man warte aber, bis der Offizier seine Runde macht, und man wird ihn einen Zuaven ansprechen sehen, der flach am Boden liegt, genau hinter dem Abhang, und alles beobachtet. Da ist jene Gruppe von Str&auml;uchern; ich w&auml;re keinesfalls &uuml;berrascht, wenn man nach n&auml;herer Untersuchung dort eine Handvoll Zuaven versteckt f&auml;nde. Falls ein Beduine in diese B&uuml;sche kriechen sollte, um auszusp&auml;hen, was im Lager vorgeht, werden sie nicht feuern, sondern ihn still mit dem Bajonett ins Jenseits bef&ouml;rdern, um die Falle nicht unwirksam zu machen." </P>
</FONT><P>Was sind das schon f&uuml;r Soldaten, die ihren Vorpostendienst in Friedensgarnisonen erlernt haben und denen man nicht zutrauen kann, wach zu bleiben, wenn nicht durch Stehen oder Herumgehen, gegen&uuml;ber M&auml;nnern, die in einem Kriege voller Schlauheit und List gegen Beduinen und Kabylen ge&uuml;bt wurden? Und bei all diesen Abweichungen vom vorgeschriebenen Reglement sind die Zuaven nur einmal von ihren schlauen Gegnern &uuml;berrumpelt worden. </P>
<P>England besitzt an der Nordwestgrenze Indiens ein in seinen milit&auml;rischen Eigenarten Algerien sehr &auml;hnliches Gebiet. Das Klima ist beinahe dasselbe, ebenso die Bodenbeschaffenheit und die Grenzbev&ouml;lkerung. H&auml;ufige r&auml;uberische Einf&auml;lle und feindliche Zusammenst&ouml;&szlig;e ereignen sich dort; und dieses Gebiet hat einige der besten Soldaten in der britischen Armee hervorgebracht. Es ist gewi&szlig; seltsam, da&szlig; diese langwierigen und h&ouml;chst lehrreichen Zusammenst&ouml;&szlig;e keinen dauernden Einflu&szlig; darauf gehabt haben, wie der gesamte Dienst der leichten Infanterie in der britischen Armee vorangebracht wird - da&szlig; nach zwanzig und mehr Jahren des Kampfes mit Afghanen und Belutschen dieser Teil der Truppen so mangelhaft befunden wurde, da&szlig; franz&ouml;sische Vorbilder raschestens nachgeahmt werden mu&szlig;ten, um die Infanterie in dieser Hinsicht leistungsf&auml;hig zu machen. </P>
<B><P><A NAME="S177">&lt;177&gt;</A></B> Die franz&ouml;sischen Chasseure haben in die franz&ouml;sische Armee eingef&uuml;hrt: 1. das neue System der Bekleidung und der Ausr&uuml;stung, die Tunika, den leichten Tschako, das S&auml;belkoppel statt des Bandeliers; 2. das gezogene Gewehr und die wissenschaftlichen Kenntnisse von seiner Anwendung, die moderne Schule der Schie&szlig;kunst; 3.. die Anwendung des Laufschritts &uuml;ber l&auml;ngere Strecken und sein Gebrauch bei Evolutionen; 4. die Bajonett&uuml;bungen; 5. die Gymnastik und 6. gemeinsam mit den Zuaven das moderne System des Tirailleurgefechts. Und wenn wir aufrichtig sein wollen: sind wir nicht f&uuml;r vieles von alledem, soweit es in der britischen Armee vorhanden ist, den Franzosen verpflichtet? </P>
<P>Es gibt noch viele M&ouml;glichkeiten f&uuml;r Verbesserungen. Warum sollte die britische Armee nicht ihren Teil dazu beitragen? Warum sollte nicht die Nordwestgrenze Indiens gerade jetzt die dort eingesetzten Truppen zu einem Korps formen, das f&auml;hig ist, f&uuml;r die englische Armee das zu leisten, was die Chasseure und die Zuaven f&uuml;r die Franzosen geleistet haben? </P>
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