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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Thomas M&uuml;nzer - Ausgedr&uuml;ckte Entbl&ouml;&szlig;ung des falschen Glaubens</TITLE>
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<HR size="1">
<H2>Thomas M&uuml;nzer</H2>
<H1> <!-- #BeginEditable "Titel" -->Ausgedr&uuml;ckte Entbl&ouml;&szlig;ung des falschen Glaubens<!-- #EndEditable --></H1>
<!-- #BeginEditable "Text" -->
<P><B>der ungetreuen Welt durchs Zeugnis des Evangeliums
Lukas vorgetragen, der elenden, erb&auml;rmlichen Christenheit
zur Innerung ihres Irrsals.
</B></P>
<HR size="1">
<P>Hesekiel am 8. Kapitel: Lieben Gesellen, la&szlig;t uns auch
das Loch weiter machen, auf da&szlig; alle Welt sehen und greifen
mag, wer unsere gro&szlig;e Hansen sind, die Gott also
l&auml;sterlich zum gemalten M&auml;nnlein gemacht haben.
<P>
Jer. am 23. Kapitel: Thomas M&uuml;ntzer mit dem Hammer.
<P>
Jer. am 1.: &raquo;Nimm wahr, ich hab meine Worte in deinen
Mund gesetzt, ich hab dich heute &uuml;ber die Leute und &uuml;ber
die Reiche gesetzt, auf da&szlig; du auswurzelst, zerbrechst,
zerstr&auml;uest und verw&uuml;stest und bauest und pflanzest.&laquo;
<P>
Jer. 1. Kapitel: &raquo;Eine eiserne Mauer wider die K&ouml;nige, F&uuml;rsten
und Pfaffen und wider das Volk ist dargestellt. Sie
m&ouml;gen streiten! Der Sieg ist wunderlich zum Untergang
der starken, gottlosen Tyrannen.&laquo;
<P>
Vorrede an die arme zerstr&auml;ute Christenheit
<P>
Der Geist der St&auml;rke und die Furcht Gottes sei mit dir,
du erb&auml;rmliche Gemeinde! Nachdem dich die Schmachb&uuml;cher
zum Teil scheu und auch aufs allerfrechst gemacht haben, ist's
&uuml;ber die Ma&szlig;en ganz hoch vonn&ouml;ten, das aufstehend &Uuml;bel
zuvorkommen mit Erweisung christlicher Meisterschaft,
welche zu dieser Zeit nicht anders er&ouml;ffnet mag werden denn
mit Auslegung der Heiligen Schrift in der Lehre des Geistes
Christi durch die Vergleichung aller Geheimnisse und Urteile
Gottes. Denn es haben alle Urteile das h&ouml;chst Gegenteil bei
ihnen selber. Wo sie aber nicht zusammen verfa&szlig;t werden, mag
keines ganz und gar verstanden werden (wie hell oder klar
es ist) ohne des andern unaussprechlichen Schaden. Das ist die
Grundsuppe aller b&ouml;swichtigen Zertrennung. Um solcher
trefflichen Ursache hab ich elender Mensch mich f&uuml;rgewendet
zur Wagenburg, das Loch des Vorhofes weiterzumachen mit
Erwartung allen &Uuml;bels, welches die gottlose Art der Verderber
pflegt zu leisten den Dienern der Christenheit, nachdem sie
ihrem buchstabischen Glauben also hoch aufmutzt und verleugnet
(da&szlig; man's auch begreift) die holdselige Kraft Gottes
und also Gott stumm, toll und fantastisch machen will mit
ihrem gedichteten Wort und Glauben. Derhalben auch die
pr&auml;chtige Gewohnheit allen Greuels in allen Gemeinen
&uuml;ber die ganze Welt also halsstarrig geworden ist und von Tag
zu Tag unsinnigern Trutz f&uuml;rwendet. Drum mu&szlig; die
gr&uuml;ndliche Bewegung des heiligen christlichen Glaubens den
wilden Wog der emp&ouml;rlichen Wellen erregen, wie am
93. Psalm beschrieben. Dieweil niemand das Ruder des
Schiffs von der M&uuml;hsamkeit wegen ergreifen will,
kann ich's nicht lassen, nachdem das Wasser allen Verderbnis
in die Seelen der Freunde Gottes gedrungen ist (Ps. 69).
Ich mu&szlig; den vergifteten Schaden, der also tief ist eingerissen,
greulich entdecken. Wo sich's f&uuml;gen, will ich's gerne mit
allem Glimpf tun. Wo es aber zum Nachteil des Geists
Christi kommen w&uuml;rde, da werde ich mit meiner Geduld
niemands Schanddecker sein. Zum Anfang dieser Erkl&auml;rung
und Entdeckung will ich allezeit ein Kapitel nach dem
andern lassen ausgehen und also guten Raum und Zeit allen
meinen Widersachern geben. Den gef&auml;hrlichen Winkel aber
hab ich nicht anders gescheuet denn nach der Sache Foderung,
wie auch Christus selber die natterzichtigen Schriftgelehrten
gemieden hat (Joh. 7) und wollte dem Hanne keine andere
Rechenschaft seiner Lehre geben auf 'm Winkel, denn da&szlig; er
ihn auf seine Zuh&ouml;rer, aufs gemeine Volk, weiset' (Joh. 18).
Er sprach klar: &raquo;Was fragst du mich? Frag meine Zuh&ouml;rer.&laquo; Unsere Gelehrten wollten gern das Zeugnis des
Geists Jesu auf die Hohe Schule bringen. Es wird ihn gar
weit fehlen, nachdem sie nicht drum gelehrt sind, da&szlig; der
gemeine Mann ihn' durch ihre Lehre soll gleich werden, sondern
sie wollen allein den Glauben urteilen mit ihrer gestohlnen
Schrift, so sie doch ganz und gar keinen Glauben
wider bei Gott oder vor den Menschen haben. Denn es
sieht und begreift ein jeder, da&szlig; sie nach Ehren und G&uuml;tern
streben. Derhalben mu&szlig;t du, gemeiner Mann, selber gelehrt
werden, auf da&szlig; du nicht l&auml;nger verf&uuml;hrt werdest. Das helf
dir derselbig Geist Christi, welcher unsern Gelehrten mu&szlig;
zu ihrem Untergang ein Spottvogel sein. Amen.
<P>
Erklarung des ersten Kapitels Lukas
<P>
Das ganze Evangelium Lukas gibt der Christenheit mit teurem
Zeugnis zu erkennen, da&szlig; der heilige Christenglaube ein
solch fremd seltsam Ding geworden ist, da&szlig; es nicht wunder w&auml;re,
da&szlig; ein Gutherziger m&ouml;chte Blut weinen, der die Blindheit
der christlichen Gemeinde recht beschauet. Welches Christus
selber in diesem Evangelium Lukas am 18. geredet hat, sagend: &raquo;Meinst du, wenn des Menschen Sohn kommen wird, da&szlig; er
wird Glauben finden auf Erden?&laquo; Auch beklagt das Jes. am
65., Paulus zu den R&ouml;mern am 10. Drum ist's ein unaussprechlicher
Jammer und ganz verdrie&szlig;licher Greuel, da&szlig; die
ungl&auml;ubigen Menschen (wie man vor Augen sieht) wollen den
Christenglauben den Leuten vorpredigen, den sie doch selber
nicht haben erfunden und erfahren, wissen auch nicht,
wie einem Gl&auml;ubigen zumut ist. Sie w&auml;hnen oder lassen sich
bed&uuml;nken, der Glaube sei also leichtlich zu &uuml;berkommen, wie
sie alle fast ruhmredig davon schwatzen. Drum m&uuml;ssen wir,
meine allerliebsten Br&uuml;der, dieses Kapitel mit ernster
Betrachtung zu Herzen nehmen vom Anfang bis zum Ende. Dann
werden wir je klar finden, wie der Unglaube entdeckt
wurde in allen Auserw&auml;hlten. Zacharias hat den wahren Worten
des Engels Gabriel nicht glauben wollen, um der Unm&ouml;glichkeit
der Zusage, ihm vom Engel vorgehalten. Auch,
das am allerh&ouml;chsten zu betrachten ist, Maria, die Geb&auml;rerin
unseres Heilands, welche von Kindskind derhalben gepreiset
wird, hat wollen gute Ankunft und Bescheid haben. Sie
haben ihren Glauben nicht erlangt, wie jetz die unsinnige Welt
glaubt, in einer gef&auml;rbten Weise. Sie sind nicht also zugefahren: &raquo;Ja, ich will schlecht glauben. Gott wird's wohl
machen.&laquo; Mit solcher leichtfertiger Ankunft dichtet die
trunkene Welt einen vergifteten Glauben, der da viel &auml;rger
ist denn der T&uuml;rken, Heiden und Juden Glaube. Aber Maria
und Zacharias haben sich in der Furcht Gottes entsetzt, bis
da&szlig; der Glaube des Senfkorns den Unglauben &uuml;berwunden
hat, welches denn mit gro&szlig;em Zittern und Bek&uuml;mmernis erfunden wird.
<P>
Es kann auch Gott den Glauben niemandem vermehren und
ihn damit ansehen, es sei denn, da&szlig; er solche Ankunft erdulde
mit dem h&ouml;chsten Zittern und F&uuml;rchten, wie Gott selber
durch den heiligen Jesajam sagt am 66. Kapitel: &raquo;Wen
soll ich ansehen denn allein den Niedrigen und den, der sich
vor all meiner Rede entsetzt?&laquo; Drum sagt Paulus zu den Philippern
am 2.Kapitel: &raquo;Euer Heil sollt ihr vollstrecken mit
Zittern und F&uuml;rchten.&laquo; Oho, es ist der Natur ein unleidlichs
Werk, die Furcht Gottes zum Anfang des Glaubens zu
machen. Moses h&ouml;ret Gott selber reden, noch wollte er auf
seine Worte nicht hingehen, da er ihn hie&szlig; in &Auml;gypten ziehen
(2. Mos. am 4. Kap.). Er mu&szlig;te der Kraft Gottes gewahr
werden im Abgrund der Seelen, wie er danach bezeugt
(5. Mos. am 30. Kap.), sonst w&auml;r er nicht hingegangen. Gott
verhie&szlig; dem Patriarchen Jakob viel Gutes und &uuml;ber die Ma&szlig;e
gro&szlig;e Versicherung. Dennoch hat er sich mit ihm &uuml;berworfen.
Er mu&szlig;te vorhin Gott &uuml;berwinden, sollte er anders den
Segen &uuml;berkommen, welchen der Glaube mitbringet (1. Mos.
am 32.). Dar&uuml;ber findet ein jeder Flei&szlig;iger in der ganzen
Schrift Zeugnis, wie der Glaube mit dem Unglauben ganz
ungeh&ouml;rten Zank anrichtet. Besonders im Buch der Richter
am 6. und am 7. und achten Kapitel. Gideon hatte einen solchen
festen, starken Glauben, da&szlig; er mit ihm eine unz&auml;hlige,
gro&szlig;e Welt durch dreihundert Mann &uuml;berwand. Ehe er aber
solchen Glauben wollte annehmen, sagt er zum Engel, gleich
wie man einen pflegt in der L&uuml;gen zu strafen: &raquo;Du sprichst,
der Herr sei mit dir, du allerst&auml;rkster Mann. Wie kann das
sein, wenn wir soviel Ungl&uuml;ck m&uuml;ssen leiden?&laquo; Ein unge&uuml;bter
Glaube zur ersten Ankunft hat kein anderes Urteil, denn
sich an allen Orten f&uuml;rchten und schwerlich allem Singen und
Sagen stattzugeben. Wer da leicht glaubt, ist eines
leichtfertigen Herzens. Die Furcht Gottes aber gibt dem Heiligen
Geist Statt, auf da&szlig; der Auserw&auml;hlte m&ouml;ge umsch&auml;ttigt werden
von dem, da sich die Welt mit gro&szlig;er Torheit vor f&uuml;rchtet
zum unerstattlichen Schaden ihrer Weisheit.
<P>
Drum ist in diesem Evangelium der Anfang wie das Ende
zu merken von der Umsch&auml;ttigung des Heiligen Geists,
welcher uns den Glauben lehret mit der reinen Furcht Gottes,
welche so hoch Verwunderung gebiert im unm&ouml;glichen Werk
des Glaubens, da die Kraft des Allerh&ouml;chsten (wie Lukas
am ersten und letzten beschrieben) allen gedichten, heimlichen
Unglauben verwirft aufs allergestrackste, denn er
wird entdeckt durch das Antun oder Durchgang im Abgrund
der Seelen. Paulus sagt: &raquo;Ihr sollt Christus antun, da kann
der falsche Glaub &uuml;berall kein Statt haben.&laquo; Wer aber diesen
Durchgang nicht gehabt, der wei&szlig; vom Glauben ganz
und gar nichts, denn er beh&auml;lt sonst einen unerfahrnen
Glauben an seinem verstockten Geist wie einen alten
Bettlersmantel, welchen die ungetreuen, verzweifelten
Schriftgelehrten ganz meisterlich flicken k&ouml;nnen mit einem neuen
Flecken, wie dies Evangelium Lukas am 5. sagt, zum selben
verwenden sie nicht anderst denn ihre gestohlne Schrift.
Wenn sie gefragt werden, wie sie zum solchen hohen Glauben
kommen, da sie also viel unaufh&ouml;rlich von schwatzen,
oder warum sie nicht lieber Heiden, Juden oder T&uuml;rken sein
wollen oder wer ihn' doch etwas zugesagt, da sie also
gef&auml;hrlich die Welt mit st&uuml;rmen und also heftig trotzen, da
kommen sie mit einem &uuml;ber die Ma&szlig;en lahmen, schalen Fratzen
und sprechen schlecht unversch&auml;mt: &raquo;Siehe, ich glaub
der Schrift&laquo;, und werden da also neidisch und grimmig, da&szlig;
sie schlecht aus dem Barte grunzen, sagend: &raquo;Oho, dieser
leugnet die Schrift!&laquo; Da wollen sie viel &auml;rger mit ihrem
L&auml;stern aller Leute Maul verstopfen wie der T&ouml;lpel, der
Papst, mit seinen Butterbuben. Sie wollen die hohe Bewegung
und herzlich Betr&uuml;bnis der Auserw&auml;hlten schlecht
s&auml;ttigen oder ohne alle Widerrede dem Teufel geben. Sie
pflegen vorzutragen, wie Christus die gottlosen Schriftgelehrten
abweist, drum da&szlig; sie auch desselbigen Mehls sind. Sie
tun das d&uuml;nne Z&uuml;nglein herf&uuml;r. Mit zarter Weis sprechen
sie: &raquo;Erforschet die Schrift, denn ihr w&auml;hnet, ihr lasset euch
d&uuml;nken, ihr wollt eure Seligkeit daselbst &uuml;berkommen.&laquo; Da
werden denn die armen d&uuml;rftigen Leute also hoch betrogen,
da&szlig; es kein Zunge genug erz&auml;hlen mag. Mit allen Worten
und Werken machen sie es ja also, da&szlig; der arme Mann nicht
lesen lerne vorm Bed&uuml;rfnis der Nahrung. Und sie
predigen unversch&auml;mt, der arme Mann soll sich von den
Tyrannen lassen schinden und schaben. Wann will er denn lernen
die Schrift lesen? Ja, lieber Thomas, du schw&auml;rmest! Die
Schriftgelehrten sollen sch&ouml;ne B&uuml;cher lesen, und der Bauer
soll ihnen zuh&ouml;ren, denn der Glaube kommt durchs Geh&ouml;r!
Ach ja, da haben sie ein feinen Griff gefunden, der wurde viel
&auml;rger Buben an die Statt der Pfaffen und M&ouml;nche setzen, denn
vom Anbeginn der Welt geschehen ist. Gott sei aber gesegnet,
da&szlig; fast viel Auserw&auml;hlter die Wurzeln des Unglaubens
da erkennen, wie sie sich lange Zeit verdeckt hat und noch
heut gerne verwildern wollte, auf da&szlig; je der Weizen nicht
aufging. Derhalben spricht Christus kurz vor oben gemeldten
Worten zu den frommen Leuten, den Schriftgelehrten: &raquo;Mein Wort bleibt bei euch nicht.&laquo; Ei warum? Um 's Unglaubens
willen, der der rechten Wurzeln des unbetr&uuml;glichen
Glaubens ganz und gar kein Statt geben will (Matth. am 13.,
Mark. 4., Luk. 8., Joh. am 9., Jes. am 6).
<P>
Sollen nun solche sch&auml;dlichen Wurzeln ausgerottet werden, so
mu&szlig; man sich h&uuml;ten vor der gottlosen Art der Schriftgelehrten,
mit welchen sich Christus keinmal vertragen konnte.
Denn sie machen aus der Schrift einen Schanddeckel,
welcher verhindert, die rechte Natur des Christenglaubens vor
der ganzen Welt zu scheinen (Matth. am 5. und 10. Kap.).
<P>
Der Sohn Gottes hat gesagt: &raquo;Die Schrift gibt Zeugnis.&laquo; Da sagen die Schriftgelehrten, sie gibt den Glauben ! O nein,
Allerliebsten, seht euch viel weiter um, ihr habt anders den
allert&ouml;rlichsten Glauben, der auf Erden ist, wie die Affen.
Also ist der arm Hauf verf&uuml;hrt durch die hochf&auml;rtigen
Bacchanten. Darum mu&szlig; die verhaltene Wahrheit einmal
ganz k&uuml;hn an den Tag kommen, welche also ganz lang
geschlafen hat, in solchem Ma&szlig;: Wenn ein Christ unter dem
armen Haufen spr&auml;ch, da&szlig; er den Christenglauben von Gott
selber gelernt h&auml;tte, w&uuml;rde man ihm nicht glauben (wie wir
noch geschickt sind), wenn er mit der Schrift durch seine
Berichte nicht &uuml;bereinstimmte, wie alle Auserw&auml;hlten sollen
von Gott gelehrt werden. Joh. 6, Jes. 54, Jer. 31, Hiob 35,
Ps. 18, 25, 34, 71, 94 und viel andere Schrift zielt alle drauf ab,
von Gott allein gelehrt werden.
<P>
Wenn einer nun sein Leben lang die Biblien weder geh&ouml;rt
noch gesehen h&auml;tte, k&ouml;nnte er wohl f&uuml;r sich durch die gerechte
Lehre des Geistes einen unbetr&uuml;glichen Christenglauben
haben, wie alle die gehabt, die ohne alle B&uuml;cher die Heilige
Schrift geschrieben haben. Und er w&auml;re auch aufs h&ouml;chste
versichert, da&szlig; er solchen Glauben vom unbetr&uuml;glichen Gott
gesch&ouml;pft und nicht vom abgekonterfeiten des Teufels oder
eigener Natur bezogen h&auml;tte. Derhalben m&uuml;&szlig;te er
denselbigen Rechenschaft ablegen vor den Menschen, die
auch einen bew&auml;hrten, ungedichten Glauben h&auml;tten, nach
aller Anfoderung, wie das Gold im Feuer des allerh&ouml;chsten
Herzenleides bew&auml;hrt. Sonst w&uuml;rde eitel Spott und ganz
h&ouml;hnisches Lachen daraus werden vor den Z&auml;rtlingen, die sich
ihr Leben lang nach dem rechten Glauben nie, keinmal mit
dem allergeringsten Gedanken beflissen haben. Denn sie
w&auml;hnen schlicht, man soll glauben, wie die Erzverf&uuml;hrer
drau&szlig; erfahren mit ihrer Erdichtung.
<P>
Sollen wir Christen nun zusammen eintr&auml;chtig &uuml;bereinstimmen
(Ps. 73) mit allen Auserw&auml;hlten unter allen Zertrennungen
oder Geschlechten allerlei Glaubens, wie uns denn
der helle Text an den Geschichten der Boten Gottes am
10. Kapitel Zeugnis gibt, so m&uuml;ssen wir wissen, wie einem
zu Sinnen ist, der unter den Ungl&auml;ubigen von Jugend auf
erzogen ist, der das rechte Werk und die Lehre Gottes ohne
alle B&uuml;cher erfahren hat.
<P>
Darauf sollte man die Schrift n&uuml;tzen, da&szlig; man &uuml;ber
solche treffliche Werke und solcher Leute Zeugnis mit
freundlichem Urteil einem jeden, er w&auml;r Jud oder T&uuml;rk,
Unterrichtung t&auml;t und erprobte da die Geister, welche Gott
oder dem Teufel zust&auml;ndig sein (1. Joh. 4). Da treten unsere
Gelehrten gar keck herein und wollen Wunderwerk haben,
wie die gottlosen Schriftgelehrten zu tun pflegen (Matth.
am 12.). Sie geben mit ihrem schwindenden Urteil die Leute dem
Teufel, die ein einiges Wort wider sie reden, und machen
einen Spottvogel aus dem Geist Christi und sind also k&uuml;hn,
da&szlig; sie d&uuml;rfen schreien und schreiben: &raquo;Geist hin, Geist
her, ich lob mein Schreiben, ich hab's getan&laquo; etc. Auch da&szlig;
man sie erkenne, trachten sie mit allen ihren Anschl&auml;gen Tag
und Nacht, wie sie die umbringen, die ein Wort vom Geist
Gottes sagen, in gleicherma&szlig;en wie die Schriftgelehrten
t&auml;ten, ehe sie Christus ans Kreuz brachten.
<P>
Sie sagten zu Christus, er w&auml;r im Gesetz Gottes nicht verhei&szlig;en,
und jetz sagen sie dem gleich, ja viel verkehrter, man
soll im Geist Christi nicht anfangen, man soll sich auch
desselbigen nicht r&uuml;hmen, denn wer das tut, ist gezeichnet mit
der ersten, notwendigen Zeichen eines falschen Propheten. Aber
die Schrift (wie sie sprechen) soll den Glauben geben.
Und die gottlosen Z&auml;rtlinge wissen doch keinen Bescheid,
Beweggrund, warum die Heilige Schrift anzunehmen oder zu
verwerfen sei, denn allein, da&szlig; sie vom Alten hergekommen,
also durch viele Menschen angenommen ist. Ein solche
affenschmalzische Weise hat auch der Jud, T&uuml;rk und alle V&ouml;lker,
ihren Glauben zu best&auml;tigen.
<P>
Das Widerspiel aber sagt uns Maria und Zacharias, Abraham,
Joseph, Moses und alle Patriarchen, die sich nach dem
Anregen des Heiligen Geists gehalten im Abgrund des Herzens
und sich ganz und gar an die Vortracht der verzweifelten,
unt&uuml;chtigen Gottlosen nicht gekehrt haben, wie Jesaja
spricht am 8. Unterscheid. Denn ihre Vereinung und
Ratschl&auml;ge haben dem Geist Gottes seine T&auml;tigkeit zur Schmach
dargestellt.
<P>
Sie sprechen, ohne schamrot zu werden: &raquo;Dies und das hat
die heilige christliche Kirche angenommen, dieser Artikel,
diese Lehre ist Ketzerei&laquo;, und wissen doch dar&uuml;ber nicht das
allergeringste Seufzen und auch nicht das allergeringste Wort
zu verantworten, welches sie doch zum Christenglauben mehr
denn zu andern bewegt. Drum sind die Tagl&ouml;hner solche
b&ouml;sen Tr&ouml;ster den armen, elenden, traurigen, herzbetr&uuml;bten
Menschen.
<P>
Zum andern. Sehe ein jeder ganz wohl zu, dann wird er
sicherlich finden, da&szlig; der christliche Glaube einem
fleischlichen Menschen solch ein unm&ouml;gliches Ding ist (1. Kor. 3).
Jawohl, weiter allhier im Text allen wohlgl&auml;ubigen Menschen,
wie Maria, Zacharias, Elisabeth gewesen sind, da&szlig;
einem n&uuml;chternen, langweiligen, ernsten, bitteren, wohlversuchten
Menschen, der Achtung drauf hat, die Haare auf dem
Haupt m&ouml;chten krachen. Merkt nur eben drauf in diesem
Text. Der Engel sprach zur Mutter Gottes: &raquo;Es ist bei Gott
kein Ding unm&ouml;glich.&laquo; Warum, meine Allerliebsten? Wahrlich
um des willen, da&szlig; es der Natur ganz ein unm&ouml;gliches,
ungedachtes, ungeh&ouml;rtes Ding war (1. Kor. 2, Jes. 64). Wie
es uns denn allen in der Ankunft des Glaubens mu&szlig; widerfahren
und gehalten werden, da&szlig; wir fleischlichen, irdischen
Menschen sollen G&ouml;tter werden durch die Menschwerdung
Christi und also mit ihm Gottes Sch&uuml;ler sein, von ihm selber
gelehrt werden und vergottet sein. Jawohl, viel mehr: In ihn
ganz und gar verwandelt, auf da&szlig; sich das irdische Leben
schwenke in den Himmel (Phil. 3).
<P>
Siehe, welch ein unm&ouml;gliches Ding war das allen Gottlosen
und langsamen Auserw&auml;hlten (Joh. am 10. und am 82. Ps.).
Sie wollten Christus mit Steinen totwerfen, da er diese
Wort redete. Ach, lieben Herrn, wie unsinnig wird die Welt,
wenn ihr die Stimme Gottes mit rechter Weise wird vorgehalten,
in der Unm&ouml;glichkeit und Ankunft des Glaubens zu
warten und endlich zu harren (Ps. 40).
<P>
Ei, warum wird Bruder Sanftleben und Vater Leisentret
also heftig und gar schellig (Hiob am 28.)? Ja, er meinet,
er wollte gerne seine f&uuml;rgenommene L&uuml;ste alle ins Werk f&uuml;hren,
seine Pracht und Reicht&uuml;mer behalten und gleichwohl
einen bew&auml;hrten Glauben haben, welches doch der Sohn Gottes
mit klaren Worten den Schriftgelehrten getadelt hat
(Joh. am 5.), da er spricht: &raquo;Wie ist's m&ouml;glich, da&szlig; ihr
k&ouml;nnet glauben, wenn ihr eure Ehre sucht?&laquo;
<P>
Daneben ist auch eine Unm&ouml;glichkeit im Matth. 6 angestellt,
den ungl&auml;ubigen Woll&uuml;stigen sagend: &raquo;Ihr k&ouml;nnt
nicht Gott und den Reicht&uuml;mern dienen.&laquo; Wer dieselbigen,
Ehre und G&uuml;ter, zum Besitzer nimmt, der mu&szlig; zuletzt ewig
von Gott leer gelassen werden, wie am 5. Psalm Gott sagt: &raquo;Ihr Herz ist eitel, und dar&uuml;ber m&uuml;ssen die gewaltigen,
eigensinnigen, ungl&auml;ubigen Menschen vom Stuhl gesto&szlig;en werden,
darum, da&szlig; sie den heiligen, wahrhaftigen Christenglauben
in ihn und in der ganzen Welt verhindern, so er will mit
allem seinem wahrhaftigen Ursprung aufgehen.&laquo;
<P>
Darum, da die Gnade Gottes durch die Geburt Johannis
und Empf&auml;ngnis Christi verk&uuml;ndiget ward, regiert Herodes,
das fromme Blut, das dem Adel dieser Welt aus dem Sack
tr&auml;uft, auf da&szlig; das alleredelste, h&ouml;chst Gut mit dem Gegenteil
des Gottlosen w&uuml;rde erkl&auml;rt. Wie bei unsern Zeiten
nun Gott sein Licht in die Welt schickt, wird bewiesen durch
der gottlosen, unsinnigen Menschen Regiment und Oberkeit,
nach allem Mutwillen mit allem &auml;u&szlig;erlichem Toben und
W&uuml;ten aufs allerh&ouml;chste wider Gott und alle seine Gesalbten
(Ps. 2, 1. Joh. 2), da&szlig; auch jetzt etliche erst recht anfangen,
ihr Volk zu st&ouml;cken, bl&ouml;cken, schinden und schaben, und
bedrohen dazu die ganzen Christenheit und peinigen und
t&ouml;ten schm&auml;hlich die Ihren und Fremden aufs allersch&auml;rfste,
da&szlig; auch Gott zur Erleichterung der Auserw&auml;hlten den
Jammer nicht l&auml;nger wird k&ouml;nnen und m&ouml;gen ansehen. Und
die Tage des Leidens mu&szlig; er seinen Auserw&auml;hlten verk&uuml;rzen
(Matth. am 24.), sonst w&uuml;rden die Leute durch kein recht
Betrachten die Menschwerdung Christi annehmen. Es w&uuml;rden
eitel Heiden und Teufel draus, viel &auml;rgere Sekten denn
vor dem Anfang. Darum sagt Paulus (1. Kor. 10), da&szlig; Gott
seinen Geliebten also ganz treu ist, da&szlig; er ihnen nicht mehr
auflegt, denn sie tragen m&ouml;gen. Wiewohl die Natur des
Menschen stets denkt, da&szlig; ihr zuviel aufgelegt wird. Der
g&uuml;tige allwissende Vater tut nicht eher den Staubbesen weg,
das Kind erkenne denn vorher seine Schuld, damit es solche
b&ouml;se Oberkeit verdient hat mit Umst&auml;nden beider Grobheit.
<P>
Wie kommt das, Allerliebsten, zum Verstand dieses Evangeliums?
Siehe vom Herodes, zu welchen Tagen Christus und
Johannes empfangen und geboren sind, und auch da&szlig; dieser
Text ohne alles Verwickeln sagt: &raquo;Die Gewaltigen hat er
vom Stuhl gesto&szlig;en.&laquo; Darum, da&szlig; sie sich unterwinden, den
Christenglauben zu regieren, und wollen ihn meisterlich
anrichten, obwohl dessen Entstehen sie nimmermehr gedenken zu lernen.
Wollen es auch niemand gestatten zu lernen und wollen
gleichwohl alle Leute verurteilen und allein darum die
Obersten sein, da&szlig; man sie vor allen Leuten f&uuml;rchte, anbete,
in Ehren halte. Und wollen doch daneben das Evangelium
aufs allersch&auml;ndlichste verketzern, wie sie immer erdenken
m&ouml;gen. Da wird die rechte Arte Herodes, des weltlichen
Regiments, erkl&auml;rt, wie der heilige Samuel (1. Sam. am 8.) mit
dem rechten erleuchteten Hosea am 13. weissagt: &raquo;Gott hat die Herren und F&uuml;rsten in seinem Grimm der
Welt gegeben, und er will sie in der Erbitterung wieder wegtun.&laquo;
<P>
Darum, da&szlig; der Mensch von Gott zu den Kreaturen gefallen,
ist &uuml;ber die Ma&szlig;en billig gewesen, da&szlig; er die Kreatur (zu
seinem Schaden) mehr denn Gott mu&szlig; f&uuml;rchten. Derhalben
sagt Paulus zu den R&ouml;mern am 13. Kapitel, da&szlig; die F&uuml;rsten
sind nicht um der Furcht des guten Werks, sondern um
der henkerischen Furcht des B&ouml;sens. Darum sind sie nicht
anders denn Henker und B&uuml;ttel, das ist ihr ganzes Handwerk.
Welch ist nun anders das b&ouml;se Werk, denn da&szlig; man
die Kreatur Gott vorsetzt mit achtbarer Furcht und W&uuml;rde?
Ei, wie kommt das? Darum, da&szlig; niemand Gott (wie
man vor Augen sieht) allein mit emsigem Ernste mit all
seinem Tun und Lassen vorsetzt. Ach, die Furcht Gottes kann
und mag vor gro&szlig;er menschlicher Gunst nicht rein werden
(Ps. 19). Wiewohl Christus ein m&auml;chtigs, gro&szlig;es, hartes
Gebot davon getan hat (Luk. am 12. und vorhin durch
Moses, 5. Mos. am 6.). Derma&szlig;en auch Maria ihres Glaubens
Ankunft (allen Auserw&auml;hlten beist&auml;ndig) vorgetragen
hat, sagend: &raquo;Seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht in
Geschlecht bei denen, die ihn f&uuml;rchten.&laquo;
<P>
Wenn der Geist der Furcht Gottes bei den Auserw&auml;hlten
recht versorgt wird, so mu&szlig; die ganze Welt einen
rechtschaffenen Eiferer der W&uuml;rde Gottes f&uuml;rchten, sie tue es
gern oder nicht, wie von David in dem ersten Buch der
Geschichte der Patriarchen (1. Chron.) am 14. Kapitel
beschrieben. Wer aber Gott vom Abgrund seines Herzens nicht
allein f&uuml;rchtet, dem kann auch Gott nicht gn&auml;dig sein, wie
ein jeder aus dem Gegenteil der Worte Mari&auml; vernimmt. Wir
k&ouml;nnen auch nicht erl&ouml;st werden von der Hand aller, die uns
hassen, und die herzliche Barmherzigkeit Gottes kann
unsere unerkannte Finsternis nicht erleuchten, dieweil uns die
Furcht Gottes nicht leer macht zum Anfang der unaufh&ouml;rlichen
Weisheit. Drum steht klar geschrieben Psalm 145: &raquo;Der Herr tut den Willen der Gottf&uuml;rchtigen, mit welchem
sie erf&uuml;llt werden in der Weisheit und dem Verstand und
der Kunst Gottes&laquo; (Kol. 1). Die Welt will da das Aug nicht
auftun zur Ankunft des Glaubens.
<P>
Der Ursache halben mu&szlig; sie alle ihre Vernunft mit gro&szlig;er,
m&auml;chtiger Arbeit in allen Kr&auml;ften verzehren, einem armen,
elenden, j&auml;mmerlichen Pulversack zu dienen und denselbigen
unversch&auml;mt Gott vorsetzen. Drum ist die Welt also
grob, Gottes Urteil zu vernehmen. Der Meinung nach ist
auch die Weisheit Gottes, der rechte Christenglaube, ein solches
fremdes, seltsames, verborgenes, unbekanntes Ding geworden und auch
ganz unm&ouml;glich, da&szlig; kein Auge dies genug begreinen und beweinen
mag, keine Zunge genug davon sagen kann. Es mag
sich ein entsetzter Mensch nicht genug h&ouml;ren oder lesen, da&szlig;
die recht teure Weisheit Gottes, der rechte Christenglaube
verunehret und geschm&auml;ht ist worden. Das macht, da&szlig; man die
Geistlosen, die keine Furcht Gottes haben, zur Christenheit
aufgenommen hat und man mu&szlig; dieselbigen offenb&auml;rlich
anbeten, wie niemand vor einsichtigen Augen leugnen mag.
<P>
Abraham in Geraris, wie im Buch der Sch&ouml;pfung am
20. Kap. beschrieben, richtete alle seine Sache an nach der
Furcht Gottes, durch welche ihn auch der Engel erkannte
(im selben Buch am 22. Kap.). Er hat sich &uuml;ber die Ma&szlig;e
entsetzt. Wo er das Werk g&ouml;ttlicher Furcht nicht gefunden hat,
da konnte er das Unm&ouml;gliche vom M&ouml;glichen nicht absondern.
So ging's auch dem Zacharias und Elisabeth, wiewohl sie
rechtfertige Menschen vor Gott und der Welt waren. Sie
f&uuml;rchten Gott vor allen Dingen, dennoch vermochten sie
nicht das M&ouml;gliche vom Unm&ouml;glichen zu unterscheiden, drum,
da&szlig; ihnen der Geist der Furcht Gottes zur Ankunft des
Glaubens nicht er&ouml;ffnet war. Drum konnte Zacharias dem Engel
nicht glauben. Ei, nach gelegner Sach. Denn sein Weib war
alt und dazu unfruchtbar. Es lie&szlig; sich nicht anders ansehen,
sie k&ouml;nnte nimmermehr schwanger werden.
<P>
O allerliebsten Br&uuml;der, wozu erinnert uns dies Evangelium
anders, denn da&szlig; der Glaube mit allem seinem Ursprunge h&auml;lt
uns unm&ouml;glich Ding vor, welche die Z&auml;rtlinge nimmermehr
w&auml;hnen, da&szlig; sie ins Werk kommen sollen. Die ganz unsinnige,
fantastische Welt bringt herf&uuml;r einen falschen glossierten
Weg und sagt mit einem spitzen Z&uuml;nglein: &raquo;Ei, man
mag wohl das Evangelium predigen, Gott allein f&uuml;rchten und
auch die unvern&uuml;nftigen Regenten in Ehren halten, wiewohl
sie wider alle Billigkeit streben und Gottes Wort nicht
annehmen. Ach, um Gottes Willen, man soll ihnen in allen Sachen,
den guten Junkern, gehorsam sein.&laquo; Ei, willkommen du Verteidiger
der Gottlosen! Wie fein, fein mu&szlig; das stehn, da&szlig;
man also l&ouml;blich zweien Herrn, die widereinander streben,
dienen k&ouml;nnt, wie der Regenten R&auml;te tun. Oho, wie kundig
wei&szlig; sich da die kluge Vernunft, welche sich mit der Liebe
des N&auml;chsten in ihrer Heuchelei pflegt zu putzen und aufs
visierlichst zu schm&uuml;cken. Ja, es ist ganz unm&ouml;glich, zu
unsern Zeiten viel mehr denn vom Anbeginn des verkehrten
Regiments, da&szlig; die ganz Welt mu&szlig; den Puff halten. Ja,
es d&uuml;nkt, unz&auml;hlige Leute m&auml;chtig gro&szlig; Schw&auml;rmerei sein.
Sie k&ouml;nnen nicht anderst urteilen, denn da&szlig; es unm&ouml;glich sei,
da&szlig; ein solches Spiel sollte angerichtet und vollf&uuml;hrt werden, die
Gottlosen vom Stuhl der Urteil zu sto&szlig;en und die
Niedrigen, Groben erheben. Da wollen sie Maria nicht h&ouml;ren,
wiewohl sie ihr allerliebste Matrona ist, da wollen sie ihr keine
Rede zugestehen. O Maria, wie werden deine Worte noch so
viel Ungl&uuml;ck anrichten durch deine Anbeter, welche andere
Leute wollen regieren und k&ouml;nnten doch zur Not nicht eine
Laus zur Ordnung bringen.
<P>
Es d&uuml;nkt die Welt und die unversuchten Schriftgelehrten
oben als Abschaum das allerunm&ouml;glichst Ding zu sein, da&szlig; die
Niedrigen sollen erhaben und abgesondert von den B&ouml;sen
werden. Ja, da ist die rechte, schwere, ganze Fessel. Sie wollen
dem Text Matth. am 13. Kapitel kein Statt geben von der
Absonderung der Gottlosen von den Auserw&auml;hlten. Sie
haben daselbst imaginiert, aus einem alten Balken visiert,
die Engel mit langen Spie&szlig;en, die sollen absondern die
Guten von den B&ouml;sen zum J&uuml;ngsten Tage. Ich meine, sie
k&ouml;nnen dem Heiligen Geist eine Nase drehen. Sie sagen
unversch&auml;mt, da&szlig; Gott seine Urteile niemand offenbart.
Darum leugnen sie solche Engel, welche sind rechte Boten,
zuk&uuml;nftig (Malachias sagt's Mal. 3) die Guten von den
B&ouml;sen zu scheiden. Es ist aber unsern frommen Leuten, den
Schriftgelehrten, nicht f&uuml;r &uuml;bel zu halten, wie ein jeglicher wohl
merken kann, denn sie sind Neutrales, das sind gute
Erzheuchler, die den St&uuml;tzbalken auf beiden Schultern wohl
tragen k&ouml;nnen. Sie sprechen aus dem Bart, die
vielglaubw&uuml;rd'gen Leute: &raquo;Es kann niemand wissen, wer auserw&auml;hlt
oder verdammt sei.&laquo; Ach ja, sie haben ein solchen starken
Glauben, der ist also m&auml;chtig gewi&szlig;, da&szlig; er ganz und gar
keinen Verstand hat, denn allein die Gottlosen zu verteidigen.
Ja, es ist dennoch ein feiner Glaube. Er w&uuml;rde noch viel
Gutes anrichten. Er wird wohl ein subtil Volk anrichten, wie
Plato, der Philosoph, spekuliert hat ,de republica' und
Apuleius ,vom g&uuml;lden Esel' und wie Jes. sagt am 29. von
dem Tr&auml;umer etc. Sie tragen herf&uuml;r, ihren Mutwillen zu
best&auml;tigen, den heiligen Paulum (2. Tim. 2) zu ihrem
Schanddeckel, wie denn stets ihre Gewohnheit ist. Sie sagen: &raquo;Der
Herr wei&szlig;, die ihm zust&auml;ndig sind.&laquo; Es ist wahr, lieber
Geselle, du mu&szlig;t dich aber deiner st&uuml;ckwerkischen Weise
enthalten und dem Wort auch Raum geben, das hernacher folgt
im Text, sagend: &raquo;Der den Namen Gottes sucht, der weichet
von der Missetat.&laquo; Der Auserw&auml;hlte sei ein S&uuml;nder, wie
er wolle, dennoch treibt ihn das Gewissen von den S&uuml;nden,
wenn er nur seiner Bewegung im Betr&uuml;bnis wahrnehme, wie,
das bezeugt der 40. Psalm. Das tut aber das Gewissen des
Gottlosen nicht, wie der 36. Psalm sagt. Er trachtet stets auf
Unzucht und auf Geiz und Hoffart. Es mag ihm kein Schalkheit
zuviel werden. Also bricht er rau&szlig;er. Auch kann er
der Bosheit nimmermehr feind werden, wiewohl er auch
mit Juda in der Marterwochen ein Galgenreu hat. Er trachtet
aber im Grunde seines Herzens nicht anders denn wie der
reiche Mann in diesem Evangelium (Luk. am 12.) von einem
langen woll&uuml;stigen Leben, und er will immer einen guten
Mut haben. Er meint nicht anders, denn da&szlig; er dazu geschaffen sei.
<P>
Zum dritten mu&szlig; man vernehmen, wie das Herz der Auserw&auml;hlten
wird stets zu seinem Ursprung bewegt durch die
Kraft des Allerh&ouml;chsten. Darum pflegt er zu sagen (Ps. 51): &raquo;Ach Herr, meine S&uuml;nde ist mir allezeit vor meinen Augen.
Nimm nicht von mir deinen Heiligen Geist!&laquo; Da wird der
Geist Gottes in der Furcht also hoch er&ouml;ffnet, da&szlig; das Herz
ganz und gar m&uuml;rbe wird, Gottes Gabe zu empfangen. Da
kann Gott das reuige und dem&uuml;tige Herz nicht verachten,
er mu&szlig; es erh&ouml;ren, drum da&szlig; solch gutes Rauchwerk draus gemacht
ist. Dasselbige schmeckt zum Geruch der S&uuml;&szlig;igkeit, die
manchem Gottf&uuml;rchtigen um seines Unverstands willen
verborgen ist, aufs allertiefste mit ihrer Menge (Ps. 31), bis in
die verst&auml;ndige Anfechtung, da wird sie er&ouml;ffnet (Ps. 34, 1. Petr. 2).
<P>
Siehe an, wie Zacharias in den Tempel gegangen ist nach der
Anweisung des Gesetzes. Es ist nichts anders, denn das der
5. Psalm auslegt: &raquo;Ich will gehen in dein Haus, ich will
bitten en deinem heiligen Tempel in deiner Furcht, auf da&szlig;
du mich in deine Gerechtigkeit f&uuml;hrst um meiner Feinde willen.&laquo; Dies hat Zacharias im gegenw&auml;rtigen Lobgesang selber
erkl&auml;rt, da&szlig; wir Gott ohne Furcht der Menschen m&ouml;gen dienen
in Heiligkeit und in Gerechtigkeit, das ist, in einem
unbetr&uuml;glichen, erfahrnen Glauben, der ihm wohl gef&auml;llt.
Was ist nun das aufs allerklarste? Ein jeder Mensch soll in
sich selbst gehen und eben merken bei seiner Bewegung,
wie er selber ein heiliger Tempel sei (1. Kor. 3 und 6), Gott
zust&auml;ndig von Ewigkeit, da&szlig; er nirgends anders zu geschaffen
ist, denn da&szlig; er den Heiligen Geist zum Schulmeister des
Glaubens habe und all seine Wirkung wahrnehme (Joh. 14
und 16, R&ouml;m. 8) und da&szlig; derselbige Tempel &uuml;ber die Ma&szlig;en
von den ungelehrten Pfaffen verw&uuml;stet sei. Ach, es m&ouml;chten
sich wohl alle Kreaturen dar&uuml;ber erbarmen, da&szlig; niemand
solchen Greuel in der heiligen Statt erkennen will. Das arme
Volk kann vom Gift der Gottlosen in sich nicht kommen.
Es steht ein jeder noch drau&szlig;en vorm Tempel und
erwartet, wenn's doch will einmal gut werden.
<P>
Das Volk hat nie anders gew&auml;hnt und l&auml;sst sich auf den
heutigen Tag noch also d&uuml;nken, die Pfaffen wissen den
Glauben, drum da&szlig; sie viel sch&ouml;nere, gr&ouml;&szlig;ere B&uuml;cher gelesen
haben. Derhalben spricht der arme gemeine Mann: &raquo;Ei, es
sind feine M&auml;nner mit ihren roten und braunen Baretten,
sollten sie es nicht wissen, was recht oder unrecht ist?&laquo; Es
haben in der Wahrheit die Leute (nachdem sie Christen wollen
sein) ein t&ouml;lpisches Urteil, wie doch Christus &uuml;ber die Ma&szlig;en
hoch befohlen hat, die falschen von den wahrhaftigen
Knechten Gottes zu unterscheiden und erkennen (Matth. am
7. Kap.). Es hat niemand keine Achtung denn darauf, viele
Kreaturen zu versammeln. Drum harret ein jeder vorm Tempel,
kann in sein Herz nicht kommen vorm gro&szlig;en Unglauben,
den er nicht erkennen will vorm Gesch&auml;ft der Nahrung.
Das klagt der Heilige Geist im Jeremia. Wenn sich dar&uuml;ber
das Volk ganz und gar lang auf den Pfaffen und
Schriftgelehrten verlassen hat, so ist er ein stummer G&ouml;tze,
er wei&szlig; von Gott viel weniger denn ein Eichenblock und
Kieselstein. Es wird wahr Psalm 31: &raquo;Die Lippen des
Hinterlistigen verstummen.&laquo;
<P>
Da l&auml;uft Jeremias rings umher durch alle Gassen und
wollte gern einen Menschen h&ouml;ren, der da Flei&szlig; anwende,
Gottes Urteil und Glauben zu erlangen. Er kommt zu den
armen Bauern und fragt sie nach dem Glauben. Da weisen sie
ihn zu den Pfaffen und Schriftgelehrten. Ja, die armen,
elenden Bauern wissen nichts davon, nachdem sie sich auf die
allervergiftigsten Leute verlassen haben. So gedenkt der
Prophet: &raquo;Ach Gott, die Bauern sind arbeitselige Leute, sie
haben ihr Leben mit der ganz sauren Nahrung zubracht, auf
da&szlig; sie den erzgottlosen Tyrannen den Hals gef&uuml;llt haben.
Was sollte denn das arme grobe Volk wissen?&laquo; Jeremias redet
weiter am 5. Kapitel: &raquo;Ich gedachte, harr, harr, ich will zu den
gro&szlig;en Hansen gehen, die werden das arme Volk ja versorgen
und ihm den Glauben und Urteil mit Worten und
Werken wie gute Hirten vortragen. Ich will mit ihnen davon
reden. Sie werden's ohne Zweifel wissen.&laquo; Jaja, sie wu&szlig;ten
viel weniger denn der Allergeringste.
<P>
Das ist das, welches der Heilig Geist durch Hoseam am
4. Kapitel geweissagt hat. Sie wollen die Kunst Gottes nicht
haben auf Erden. Drum wie das Volk ist, so ist der Pfaff
(Jes. am 24.). Ein Blinder f&uuml;hrt also immer den andern,
und fallen &uuml;ber einen Haufen in die Grube der unwissenden
Verderbnis (Matth. 15). Es will sich in diesem Fall ein jeder
sch&ouml;n aufputzen mit eines andern Unflat. Und es ist doch
aller Menschen Schuld, da&szlig; die ganze christliche Gemeinde
einen stummen Gott anbetet.
<P>
Wo ist das anders hergekommen, denn da&szlig; ein jeder Bauer
hat wollen einen Pfaffen haben, darum, da&szlig; sie gute Tage
h&auml;tten. Jetz begehren sie es nicht. Denn zum rechten
Priestertum hilft die ganze Welt ungern, ja, sie pflegt den rechten
Pfaffen die K&ouml;pfe f&uuml;r die F&uuml;&szlig;e zu streichen. Oh, ein solches
gutes Amt schmeckt ihr wie eine bittere Galle. Man mu&szlig; die
Wahrheit sagen: Wir sind viel gr&ouml;ber nach dem Adel unserer
Seelen denn die unvern&uuml;nftigen Tiere. Hat doch schier keiner
Verstand denn vom Wucher und von den T&uuml;cken dieser
Welt. Wenn etwas von Gott gesagt wird, dann kommt der
Spruch Salomonis herzu (Spr. 23): &raquo;Wer dem Narren lang
vorpredigt, so sagt er am End der Rede: ,Hui, was hast du
gesagt?'&laquo; Es ist alles, wie man einen schl&auml;frigen Menschen
anredet. Drum k&ouml;nnen wir armen, elenden, j&auml;mmerlichen
Christen nichts mehr von Gott erwirken, denn das ein jeder
aus dem Buch gestohlen hat, und wenn uns dasselbige
genommen w&uuml;rde (wie es m&ouml;glich ist), so m&ouml;chte man dieser
groben Christenheit ganz und gar nicht helfen. Ist das nicht
der allerh&ouml;chste Jammer? Noch will's niemand zu Herzen
nehmen. Man meinet, es sei zu verschweigen. O der gro&szlig;en,
elenden Blindheit, da&szlig; doch ein jeder lernte mit einem
halben Auge zu sehen (Johannis am 9. Kap., Jesaja am 6. Kapitel).
<P>
Zum vierten. So anders die Christenheit soll recht
aufgerichtet werden, so mu&szlig; man die wuchers&uuml;chtigen B&ouml;sewichter
wegtun und sie zu Hundsknechten machen, da sie denn kaum
zu dienen, und sollen Pr&auml;laten der christlichen Kirchen sein !
Das arme, gemeine Volk mu&szlig; des Geists Erinnerung pflegen
und also lernen seufzen (R&ouml;m. 8) und bitten und warten auf
einen neuen Johannes, auf einen gnadenreichen Prediger,
welcher den Glauben allenthalben durch seinen Unglauben
erfahren hat. Denn er mu&szlig; wissen, wie einem Erzungl&auml;ubigen
zu Sinnen ist, und er mu&szlig; der emsigen Begierde Ma&szlig;e an
dem Ma&szlig;e des Glaubens wissen (Eph. 4, Ps. 68). Wenn das
nicht gesch&auml;he, so w&auml;r dieser unerfahrene Christenglaube viel
&auml;rger denn des Teufels L&auml;sterung im Abgrund der H&ouml;lle gegen Gott.
<P>
Darum mu&szlig; einer aufstehen, der die Menschen weise auf
die Offenbarung des g&ouml;ttlichen L&auml;mmleins im Urteil des ewigen
Wortes, vom Vater abgehend. Du siehst allhier wohl,
da&szlig; das Volk ein Urteil h&auml;tte dar&uuml;ber, da&szlig; Zacharias also
lang im Tempel war. Denn die Leute konnten es wohl ausrechnen,
abnehmen, da&szlig; er m&uuml;&szlig;te ein Gesicht gesehen haben
um des Verzeihens willen im Tempel. Es war auf das Mal
das Volk nicht also ganz und gar hoch verstockt, wie jetzt
die Christenheit durch die b&ouml;swichtigen Schriftgelehrten
geworden ist. Sie will keinerlei Weise glauben, da&szlig; ihr Gott
also nahe sei (5. Mos. 4, Jer. 23) und seinen Willen ihr m&ouml;ge
er&ouml;ffnen. Oho, wie scheu sind die Leute an der Offenbarung
geworden, wie Micha am 3. Kapitel darvon geweissagt hat.
<P>
Sie sprechen fast alle: &raquo;Ei, wir sind ges&auml;ttigt an der
Schrift. Wir wollen keiner Offenbarung glauben. Gott redet
nicht mehr.&laquo; Wie meinst du, wenn solche Leute gelebt h&auml;tten,
da die Propheten waren, ob sie ihm auch geglaubt h&auml;tten
oder sie lieber totgeschlagen? Sind sie doch in der Heiligen
Schrift also blind, da&szlig; sie nicht sehen oder h&ouml;ren wollen,
wie sie ganz und gar kr&auml;ftiglich drauf dringt, da&szlig; man allein
soll und mu&szlig; von Gott gelehret werden.
<P>
Soll anders jemand mit den ewigen g&ouml;ttlichen G&uuml;tern erf&uuml;llt
werden, so mu&szlig; er nach langer Zucht darzu leer
gemacht werden durch sein Leiden und Kreuz, auf da&szlig; ihm
sein Ma&szlig; des Glaubens erf&uuml;llet m&ouml;ge werden mit den h&ouml;chsten
Sch&auml;tzen christlicher Weisheit (Kol. 2, Eph. 4).
<P>
Es mu&szlig; ein jeder die Kunst Gottes, den rechten
Christenglauben, nicht durch stinkenden Atem teuflischer
Schriftgelehrter &uuml;berkommen, sonder durchs ewige kr&auml;ftige Wort des
Vaters im Sohn mit Erl&auml;uterung des Heiligen Geists, und
also erf&uuml;llt werden in seiner Seele in die L&auml;nge, in die
Weite, in die Breite, in die Tiefe, in die H&ouml;he (Eph. 3. Kap.).
<P>
Kurzum, es kann nicht anders sein, der Mensch mu&szlig; seinen
gestohlenen, gedichteten Christenglauben zu Tr&uuml;mmern versto&szlig;en
durch m&auml;chtig hoch Herzleid und schmerzliche Betr&uuml;bnis
und durch unabweisbares Verwundern. Da wird der
Mensch sehr klein und ihm vor seinen Augen ver&auml;chtlich.
Damit sich die Gottlosen aufbr&uuml;sten und hoch aufmutzen,
versinkt der Auserw&auml;hlte. Da kann er Gott erheben und
gro&szlig; machen und kann sich nach der herzlichen Betr&uuml;bnis
auch aus ganzem Herzen freuen in Gott, seinem Heiland. Da
mu&szlig; das Gro&szlig;e dem Kleinen weichen und vor ihm zuschanden
werden. Ach, w&uuml;&szlig;ten das die armen, verworfnen Bauern,
es w&auml;re ihnen ganz n&uuml;tz !
<P>
Gott verachtet die gro&szlig;en Hansen wie den Herodes und
Kaiphas, Hannas und nahm auf zu seinem Dienst die Kleinen
als Maria, Zacharias und Elisabeth. Denn das ist Gottes
Werk, er tut auf den heutigen Tag nicht anders (1. Kor. 1,
Matth. 11, Luk. 10). Zacharias war ein ver&auml;chtlicher Mann,
darum, da&szlig; sein Weib unfruchtbar war. Nach Bericht des
Testaments Maria war ganz verachtet (Matth. am 13.). Oh, lieben
Freund, es waren nicht gro&szlig;e K&ouml;pfe mit pr&auml;chtigen Titeln,
wie jetzt die Kirche der Gottlosen hat (am 26. Psalm) ! Es
w&auml;hnen viel armer, grober Menschen, da&szlig; die gro&szlig;en, dicken,
feisten Pausbacken sollen gut Urteil &uuml;ber die Ankunft
des Christenglaubens beschlie&szlig;en. Ach, Allerliebsten, was
sollen die Leute doch urteilen, die uns alle Bewegung des
Glaubens leugnen, verfluchen und durch&auml;chten alles, was
wider sie strebt, aufs allerschm&auml;chlichste? Denn sie haben ihr
Leben zugebracht mit tierischem Fressen und Saufen. Von Jugend
auf zum Allerz&auml;rtlichsten erzogen, haben ihr Leben
lang keinen b&ouml;sen Tag gehabt, wollen und gedenken noch
keinen anzunehmen um der Wahrheit willen, einen Heller
an ihren Zinsen nachzulassen, und dennoch wollen Richter
und Beschirmer des Glaubens sein. Ach, du arme Christenheit,
wie bist du mit deinen T&ouml;lpeln also ganz und gar zum
Hackblock geworden, bist du doch also recht &uuml;bel mit ihnen versorgt.
<P>
Zum f&uuml;nften. So die heilige Kirche soll durch die bittere
Wahrheit erneuert werden, so mu&szlig; ein gnadenreicher Knecht
Gottes hervortreten im Geist Elias' (Matth. am 17.,1. K&ouml;n. 18,
Offb. 11) und mu&szlig; alle Dinge in den rechten Schwang bringen.
Wahrlich, ihrer wird viel m&uuml;ssen erweckt werden, auf
da&szlig; sie mit dem allerh&ouml;chsten Eifer durch br&uuml;nstigen Ernst
die Christenheit fegen von den gottlosen Regenten. Auch
mu&szlig; vorher das Volk ganz hart gestraft werden um der
unordentlichen L&uuml;ste wegen, die also &uuml;ppig die Zeit
verkurzweilen ohne alle einbleibenden Mut zur ernsten
Betrachtung des Glaubens. Drum wissen gar wenig Menschen von
der anf&auml;nglichen Bewegung des Geists zu sagen. Ja, drum
ist's ihnen also sp&ouml;ttlich, da&szlig; sie die Langeweile nicht gekostet
haben, durch welche Gottes Werk allein erfunden wird
(Ps. 40). Zum ersten durch die Besprengung (4. Mos. 19),
da die Wasser g&ouml;ttlicher Weisheit sich erregen (Sir. 15). Da
wird der Traurige gewahr, da&szlig; Gott ganz &uuml;berschwengliche
Dinge an ihm anhebet. Drum entsetzt er sich zum ersten
vor Gottes Namen, der ihm er&ouml;ffnet wird aus der ersten
Bewegung g&ouml;ttlichen Werks. Er hat keinen Frieden all sein
Leben lang, denselbigen Namen aus ganzem Herzen zu suchen,
bis da&szlig; er durch ihn begnadet wird, zu erkennen, da&szlig;
sein Name im Himmel von Ewigkeit beschrieben sei (Luk.
am 10.). Er kann und mag anders keinen Frieden, Freude und
Gerechtigkeit in seinem Gewissen erreichen, die ihm doch
zust&auml;ndig ist, wie R&ouml;m. am 14. beschrieben und Joh. 17 und
Eph. 1. Sonst tappt er nach dem wahren Gott in der Finsternis
und dem Schatten des Todes, auf da&szlig; seine F&uuml;&szlig;e durch mannigfaltigen
Fall gerichtet werden auf den Weg des Friedens im
allerh&ouml;chsten Unfrieden. Alle Begierden erstrecken sich zu der
erstlichen Besprengung durch das seufzenlichste Anblasen
des Heiligen Geists. So einer all seinen Flei&szlig; daselbst
anwendet, dann k&ouml;nnte er keine Ruhe haben vor dem Treiben des
Heiligen Geists, der ihn nimmer zufrieden l&auml;&szlig;t, ihn zu weisen
zum ewigen Gut. Das kann er einem groben Menschen
nicht zu verstehen geben, denn nach den allergr&ouml;bsten
T&ouml;lps&uuml;nden, da der Ungeschliffne die nagenden, fressenden
Stacheln ohne Unterla&szlig; vernimmt, wie der 32. Psalm sagt,
da mu&szlig; er sich zu Gott umkehren von den S&uuml;nden und ihnen
feind werden. Der Mensch nach allen kreaturischen L&uuml;sten
mu&szlig; sich zu Gott kehren, es k&ouml;nnte anders sein nat&uuml;rliches
Wesen nicht bestehen. Da bekennt er erst seinen Unglauben
und schreit nach dem Arzt, welcher es um seiner Holdseligkeit
willen nimmermehr lassen kann, einem solchen Armgeistigen
zu helfen. Da ist der Ursprung alles Guten, das
rechte Reich der Himmel, da wird der Mensch den S&uuml;nden
feind und der Gerechtigkeit geneigt auf das allerherzlichste,
da wird er erst seiner Seligkeit versichert und vernimmt
klar, da&szlig; ihn Gott durch seine unwandelbare Liebe zum
Guten vom B&ouml;sen getrieben hat, von den S&uuml;nden, durch
welche der Unglaube gesp&uuml;rt wird, da ist er gefreit aufs
fertigste. Dies ist beschrieben Jeremi&auml; am 31.
<P>
Also mu&szlig; der rechte Glaube den Sieg gewinnen (1. Johannes 5),
nachdem er die Welt &uuml;berwindet, die im Herzen ist viel
tausendfaltiger denn auswendig. Nach solcher ernster
Erkenntnis bleibt des Glaubens &Uuml;berschwang ungehindert, zu
wuchern, zuzunehmen in ihm. Da erfindest du, buchstabischer
Geselle, wie schwer dein Pfund ist. Du kannst's aber
nicht eher w&auml;gen, du habest denn die Waage des g&ouml;ttlichen
Urteils in Erfoderung deines Herzens (Ps. 119). So du
aber einen Spott willst machen aus dem Wucher des heiligen
Glaubens, so wird man dich in deinen Untergang in deine
Backen verspotten (Spr. am 1. Kap.). Wie wollt sich's
finden, wie die Schriftstehler sagen, man soll schlecht glauben
der Schrift ohne alle Erfindung des allersichersten Zeugnisses
des Geistes und sich verkriechen in allem wuchers&uuml;chtigen
Wandel, durch welchen die Gottlosen ineinander wie
Kr&ouml;tenlaich h&auml;ngen, wie der 55. Psalm zu verstehen gibt.
Es kann vor dem Wucher und vor Abgaben und Zinsen niemand
zum Glauben kommen. Der Schade der Welt wird je
l&auml;nger je breiter und weiter, da&szlig; dem menschlichen Glauben
auch der Weg verschlossen ist.
<P>
Die vern&uuml;nftigen Urteile sind mit der Weise nicht zu erschlie&szlig;en.
So wir uns nicht in kurzer Zeit bessern, haben wir
auch die nat&uuml;rliche Vernunft verloren von unserm Eigennutz
wegen, den wir doch alle auf fleischliche L&uuml;ste wenden
(Ps. 32, Jes. 1). Darum hie&szlig; Johannes der Taufer das Volk
mit den Schriftgelehrten Otterngez&uuml;cht (Matth. und Luk.
am 3. Kap.), darum, da&szlig; eitel Vergift draus wird, wenn man
woll&uuml;stigen Menschen vorpredigt. Sie erlesen das aller&auml;rgste
vom besten, wie denn die jetzigen Christen mit dem teuren
Glauben getan haben. Es w&auml;re ihnen besser gewesen, sie w&auml;ren
mit ihren V&auml;tern Heiden geblieben. Was ihnen vorgepredigt
wird, das sagt man den Schweinen im Kot (Matth. 7,
2. Petr. 2). Sie laufen ins Moor und ersticken (Matth. am 8.).
Man sage ihnen, wieviel es sei oder wie doch sei zum Glauben
zu kommen, so hilft's doch ganz und gar nichts. Sie
entschuldigen sich mit ihren lahmen, schalen Fratzen: &raquo;Ja, wir sind
arme S&uuml;nder. Hat doch Christus die S&uuml;nder nicht verachtet;
wie verachtet uns dann dieser pharis&auml;ischer Geist?&laquo; Ich sage
ihnen vom Glauben, den sie gestohlen haben; so antworten sie
mir mit S&uuml;nden, sich zu entschuldigen, und mit ihrem Schein
des Glaubens und der Liebe, sich zu rechtfertigen, nachdem
sie die Heimsuchung Gottes verleugnen. Denn sie wollen
nicht anziehen das Heil der Seligkeit durch den Mund aller
Propheten von Anbeginn. Derhalben werden sie leer gelassen
ohne Glauben und Liebe, welcher sie sich doch aufs
allertapferste ber&uuml;hmen, und haben nicht ein Tr&uuml;mmlein davon,
nachdem sie also visierlich heucheln k&ouml;nnen, da&szlig; ein jeder
zu den Heiligen schw&ouml;rte, sie w&auml;ren fromme Christen, und sind
aller T&uuml;cken voll, die den Glauben an allen Orten zu Boden
sto&szlig;en. Wie ist's m&ouml;glich, da&szlig; der g&ouml;ttlichen Glauben habe,
der aller L&uuml;gen voll ist, wie die Schriftstehler die ganze Welt
voll machen (Jer. 8) ?
<P>
Christus ist darum von einer reinen Jungfrau durch den
Heiligen Geist empfangen, auf da&szlig; wir den Schaden der
S&uuml;nde mit all seiner Ankunft erkennen sollen. Denn er ist
durch unserer ersten Eltern durch L&uuml;ste der Frucht des verboten
Holzes hergekommen (1. Mos. am 3.). Denn der menschlich
Leib ist dar&uuml;ber verr&uuml;cket, davon auch alle Leibsl&uuml;ste
Verhinderung der Wirkung des Heiligen Geists sind (Weish. 9).
Denselbigen Schaden zu erkennen und vermeiden mit ernstem
Entsagen sind alle Tage des Menschens schier zu kurz
(Pred. am 2.). Wenn einer nun zu solcher Sache nachl&auml;ssig
und mit aller &Uuml;ppigkeit will sehen wie ein salziges
Angesicht und gleich sich stellen, wie einer, der gespeiet h&auml;tte und
sagt ohne allen Unterla&szlig;: &raquo;Glaub, glaub, da&szlig; dir der Rotz
vor der Nasen plastere !&laquo;, der ist den Schweinen und nicht
den Menschen zust&auml;ndig.
<P>
Es schwatze ein jeder vom Glauben, was er will, den
woll&uuml;stigen Ehrgeizigen ist ganz und gar nichts zu glauben,
denn sie predigen, was sie selber nicht versucht haben.
Darum spricht Christus (Joh. 10), die Schafe sollen nicht
h&ouml;ren die Stimmen der Fremdlinge. Der Glaube ist ihnen fremd
und sie ihm, denn das Heil ist weit von ihnen (Ps. 119).
Derhalben sind sie auch Tiere des Bauchs (Phil. 3). Sie predigen,
was sie wollen, dennoch suchen sie den Bauch. Oho, den zu
erhalten, nehmen sie gern rote Gulden mit gro&szlig;er Andacht.
Sie d&uuml;rften kaum das Hundertteil, dennoch wollen sie
unsere Evangelisten sein. Darum hat ihre Lehre auch keine
Kraft (Matth. am 7., im End desselbigen Kapitels). Ihre
Lehre will ganz und gar nicht ins Werk denn zur Freiheit
des Fleischs. Darum vergiften sie dem Heiligen Geist die
Heiligen Schrift. Man h&ouml;rt zu etlichen Zeiten sie wohl auf
der rechten Bahn einhertreten. Es w&auml;hrt aber nicht lang. Es
kann sich niemand ihrer bessern, denn ihr Lehre ist gestohlen
(Jer. am 23. Kap.). Darum geht niemand dadurch in sein Herz.
<P>
Johannes ist aber ganz ein anderer Prediger, ein bezeugender
Engel Christi, in einem jeden rechten Prediger angezeigt.
Das Lob mu&szlig; ein jeder haben wie Johannes, nicht von der
Werk Verdienst, sonder von des Ernstes wegen, den die
tapfere N&uuml;chternheit gebiert, der sich zur Entfremdung der
L&uuml;ste erstreckt, da die Kr&auml;fte der Seele entbl&ouml;&szlig;t werden, auf
da&szlig; der Abgrund des Geistes erscheine durch alle Kr&auml;fte, da
der Heilige Geist sein Einreden tun mu&szlig; (Ps. 85). In solcher
Entbl&ouml;&szlig;ung mu&szlig; ein Prediger durch wunderliche Weise von
Jugend auf im Untergang seins Willens getrieben sein.
Darum ward Johannes zur Figur aller Prediger, im Mutterleib
geheiligt. Paulus sagt, da&szlig; er vom Mutterleib dazu
verordnet sei, die unsch&auml;tzlichen Reichtumer Christi zu
verk&uuml;ndigen. Aus solchem Grund m&uuml;ssen die Prediger wissen,
wer sie pflegt auszusenden in die Ernte (Matth. 9, Joh. 4),
zu welcher sie Gott vom Anfang ihres Lebens geschliffen hat,
wie eine starke Sense oder Sichel. Es kann ein jeder dies
Amt nicht versorgen, wenn er auch gleich alle B&uuml;cher
gelesen h&auml;tte. Er mu&szlig; erst wissen die Sicherheit seines
Glaubens, wie die gehabt, die die Schrift geschrieben haben.
Sonst ist's ein Diebsgeschw&auml;tz und ein Wortkrieg.
<P>
Zum sechsten. Es will sich derma&szlig;en nimmermehr f&uuml;gen
der unversch&auml;mt Verteidigung der b&ouml;swichtigen Erzheuchler,
die da g&uuml;tiger denn Gott sein wollen, zu verteidigen die
gottlosen, verfluchten, falschen Prediger. Sie sprechen, ein
Pfaff sei gut oder b&ouml;s, dennoch mag er Gottes Geheimnis
handeln und das rechte Wort predigen. Diese verkehrten
Verteidiger der Gottlosen, ihrer Gesellen (ein Rabe kratzt
dem andern die Augen nicht aus), sind offenbarlich verstockt
wider den klaren, hellen Text (2. Mos. 23), da Gott sagt
wohl von einem geringern Urteil: &raquo;Ich bin dem Gottlosen
nicht hold. Du sollst seine Sache nicht schm&uuml;cken.&laquo; Danach
irren sie noch viel gr&ouml;ber wider den 50. Psalm, da von der
Verordnung der Knechte Gottes und von seinem Wort geredet
wird. Und Gott sagt zum gottlosen Prediger: &raquo;Wer hat
dich gehei&szlig;en, meine Gerechtigkeit predigen? Und du
nimmst meinen bezeugten Bund in deinen Mund und hast
die Zucht verhasst.&laquo; Wie er sollte sagen: &raquo;Willst du meinen
lieben gekreuzigten Sohn der Welt um deines Bauchs
willen predigen und wei&szlig;t nicht, wie man ihm mu&szlig; gleichf&ouml;rmig
werden (R&ouml;m. 8)? Du hast die Kunst Gottes nicht
gelernt und du willst anderer Leute Schulmeister sein?&laquo;
<P>
Derhalben mu&szlig; der allergelassenste Mensch von Gott
erweckt werden aus der W&uuml;stenei seins Herzens, hervorbrechen
und eifern unter den woll&uuml;stigen Z&auml;rtlingen, die viel h&auml;rter
sind den Diamantenstein, die Wahrheit anzunehmen.
Durch ein bew&auml;hrtes Leben mu&szlig; er, das Kreuz von Jugend
auf erkannt, andern er&ouml;ffnen und schreien in den elenden,
w&uuml;sten, irrenden Herzen der Gottesf&uuml;rchtigen, die da jetzt
anfangen zu wachen nach der Wahrheit (Luk. 12). Ach, sie
wollten gerne recht glauben, wenn sie nur recht m&ouml;chten
antreffen. Solcher Leute Begierde ist beschrieben am 63. Psalm: &raquo;O Gott, mein Gott, vom Lichte wegen hab ich auf dich
gewartet. Meine Seele d&uuml;rstet nach dir. Ach, wie hat sich
mancherlei Weise mein Fleisch bem&uuml;ht im w&uuml;sten Land ohne
Weg und Wasser, da erkannt ich mich, da&szlig; ich deine St&auml;rke
und Preis also erfahren mu&szlig;te.&laquo; Also mu&szlig; die Kraft Gottes
erlangt werden in der Umsch&auml;ttigung Gottes. Man mag sich
billig der rechten Prediger freuen, da&szlig; sie Gott zu unserer
Zeit auf die Erde geben wollen, auf da&szlig; das rechte Zeugnis
des Glaubens an den Tag komme. Drum sagt dieser Text: &raquo;Es werden sich seiner viele freuen&laquo; etc. Die Herzen werden
erregt von ihrer Nachl&auml;ssigkeit, welche sie macht verharren
im Unglauben, abzustehen desselbigen und sich im rechten
Glauben beflei&szlig;en durch das einm&uuml;tig gefundene
Zeugnis Christi. Du mu&szlig;t allhier den ganzen Kontext ein
Wort beim andern im Ged&auml;chtnis haben, willst du mich
anders vernehmen, was ich sag vom Glauben und seiner Unm&ouml;glichkeit.
<P>
Es findet der auserw&auml;hlte Freund Gottes ein wundersame
&uuml;berschwengliche Freude, wenn sein Mitbruder auch also
durch solchen gleichen Weg zum Glauben gekommen
ist wie er. Darum gibt die Mutter Gottes Zeugnis Elisabeth
und sie wiederum ihr. Also m&uuml;ssen wir auch tun. Paulus
und Petrus besprachen sich. Sie &uuml;berlegten das Evangelium,
welchs Petrus durch die Offenbarung des Vaters hatte (Matth.
am 16.) und Paulus durch himmlische Er&ouml;ffnung (Gal. 2),
wiewohl es dem vergiftigem schwarzen Kolkraben sp&ouml;ttisch
ist, wie ihr in seinem L&auml;sterbuch seht. Es wird in kurzer
Zeit dazu kommen, den Glauben so zu brechen, wie ein
jeder dazu gekommen ist. Das machte wohl eine rechte christliche
Kirche, die Gottlosen von den Auserw&auml;hlten zu sondern.
Darum, da&szlig; sie durch den Unglauben nie traurig geworden
und ihn auch nie erkannt haben, was sollen sie denn
vom rechten Glauben wissen?
<P>
Die jetzige Kirche ist zumal eine alte Hure dagegen,
welche soll noch mit dem inbr&uuml;nstigen Eifer angerichtet werden,
wenn nun das Unkraut die Wurfschaufel mu&szlig; erdulden.
Die Zeit aber der Ernte ist allweg da (Matth. am 9.).
Lieben Br&uuml;der, das Unkraut schreit jetz an allen Orten, die
Ernte sei noch nicht. Ach, der Verr&auml;ter verr&auml;t sich selber. Die
rechte jetzige Christenheit wird den rechten Schwang nach
allem &Auml;rgernis gewinnen (Matth. 18), denn die Besserung
folgt dem &Auml;rgernis nach der Erstattung des Schadens und der
Pein des Unglaubens.
<P>
Das Evangelion (Matth. 8) wird viel h&ouml;her ins Wesen
kommen denn zu den Zeiten der Aposteln. Es werden von
vielen L&auml;ndern und fremden Nationen mannigfaltige Auserw&auml;hlte
uns faulen, nachl&auml;ssigen Christen hoch &uuml;berlegen
sein. Ach, lieben Herren, seid mit eurem tollen Glauben nicht
also k&uuml;hn, da&szlig; ihr alle Leute (ohne euch allein) dem Teufel
gebt, wie ihr denn stets gewohnt seid. Denn das Verteufeln
hebt sich nun aufs h&ouml;chste an durch die wuchers&uuml;chtigen
Evangelisten, die ihren Namen also hoch aufwerfen. Sie meinen,
es sei keiner ein Christ, er mu&szlig; denn ihren buchstabischen
Glauben annehmen.
<P>
Seht, wie vorzeiten von der Menge der Heiden
Judgenossen aufgenommen wurden, Rahab von Jericho, ein
Weib Salmas, welcher von ihr gebar Boas (Matth. 1),
Naaman von Syrien ward durch Elisa angenommen zum
Glauben, Hiob von den Edomitern von Gott erw&auml;hlt,
Jetro durch Moses, Cornelius von Petrus. Der Amtmann
vom Herren Jesu (Luk. 7) ward Israel weit vorgesetzt um des
gro&szlig;en Glaubens willen. Das heidnische Weiblein ward weit
vorgesetzt den Juden zu Jerusalem (Matth. am 15.). Drum
sind ihrer viele, die von wilden, fremden Heiden sollen
aufgenommen werden, den falschen Schriftstehlern zu Schanden.
Da sie sich, wie ich von ihnen geh&ouml;rt, &uuml;ber die Ma&szlig;en
sehr verwundern an unserm Glauben, und unsere lose Frechheit
h&auml;lt sie zur&uuml;ck. Sie werden oft hoch best&uuml;rzt durch
&uuml;bervern&uuml;nftige Bek&uuml;mmernis, und also sicher, da&szlig; sie zum
ewigen Leben geneigt und verordnet sind (Apostelgesch. 13.).
Es gebricht ihnen am rechten Zeugnis des Glaubens, wie
auch uns allen. Sonst w&uuml;rden unz&auml;hlig viele Heiden und
T&uuml;rken Christen werden. Das kannst du wohl abnehmen,
wenn ein Jude oder T&uuml;rke unter uns sollte sein und sollte
durch diesen Glauben, den wir noch zur Zeit haben, gebessert
werden. Da sollt er wohl viel Gewinns treiben, als viel
ein Muck auf ihrem Schwanz mag wegf&uuml;hren, ja, noch viel
weniger. Denn es ist kein Volk unter der Sonne, das sein
eigenes Gesetz also erb&auml;rmlich verketzert, verflucht und
verunehrt wie die jetzigen Christen. Und sonderlich die
buchstabischen B&ouml;sewichter geben wichtige Ursache zum
Aller&auml;rgesten und wollen doch nichts desto weniger alle Welt
rechtfertigen. Sie glauben doch nicht, da&szlig; ihnen Gott m&ouml;chte
eines Heller Wert Gutes bescheren oder geben. Darum sind
alle Winkel voll Wucherer und der Verr&auml;ter (Ps. 55).
<P>
Und die der Christenheit sollten am allerh&ouml;chsten vor
stehen, darum sie auch F&uuml;rsten hei&szlig;en, beweisen am
allerh&ouml;chsten ihren Unglauben mit allen Sachen und Anschl&auml;gen,
da&szlig; sie sich vor ihren Gesellen (Jes. 1) f&uuml;rchten, recht zu
tun. Sie meinen, sie w&uuml;rden vertrieben, wenn sie bei der
Wahrheit st&uuml;nden, die sie schlecht zum Schein angenommen
haben, dieweil keine Verfolgung auf sie gefallen. Wollen
auch die Allerchristlichsten genannt sein und gaukeln hin
und her, die Gottlosen, ihre Gesellen, zu verteidigen; und
sprechen aus dem Bart, sie wollen nicht wehren, wenn ihre
Untertanen von ihren Nachbauren ums Evangelium verfolgt
werden. Sie wollen nur schlechte Diebhenker und gute, pr&auml;chtige
B&uuml;ttel sein. Die frommen Leute, ihre Pfaffen, die ihnen das
Evangelium predigen, freien alte Weiber mit gro&szlig;en Reicht&uuml;mern.
Denn sie haben Sorge, sie m&uuml;ssen zuletzt nach Brot
gehen. Ja, wahrlich, es sind feine evangelische Leute, sie
haben gar einen festen, starken Glauben. Er sollte wohl
zutreffen, wer sich auf ihre scheinbarliche Larve und
Geschw&auml;tz mit ihrem m&ouml;nchischen Abgott verlie&szlig;e, denn sie
pochen gar sehr drauf und aufmutzen ihren buchstabischen
Glauben viel h&ouml;her, denn niemand sagen kann.
<P>
Ich sag es euch, allerliebsten Br&uuml;der, es ist mir nicht zu
verschweigen: Ich wollt eher Heiden, T&uuml;rken und Juden
unterrichten, mit dem allergeringsten Wort von Gott und
seiner Ordnung zu reden, von der Besitzung nach uns und
zu Gott zu rechnen. Denn die kl&uuml;gsten Schriftstehler leugnen
solches zu Boden, auf da&szlig; an ihnen wahr werde, was
Judas und Petrus in ihren Sendbriefen sagen: was sie wissen
wie die unvern&uuml;nftigen Tiere, darin verderben sie sich, ja, sie
verwerfen's gar. Sie haben vor ihrem tollen Glauben weder
Sinn noch Witz und verl&auml;stern alle Ding, die sie nicht wollen
annehmen, wollen's weder h&ouml;ren noch sehen, wenn ich sie
freundlich vermahnt habe zum Anfang der Biblien, die
Besitzung Gottes und unser &uuml;ber die Kreaturen zu lernen. So
mu&szlig; ihnen alles Schw&auml;rmerei sein. Drum sag ich, wollt ihr den
Anfang der Biblien nicht recht lernen, so werdet ihr weder Gott
noch Kreaturen recht (zum Preis seines rechten Namens) verstehen
und verordnen. Und Gott wird euch durch der Heiden
Wachstum aufs aller&auml;u&szlig;erlichste zuschanden machen, da&szlig;
euch die Nachk&ouml;mmlinge anspeien werden, wenn eurer wird
gedacht werden.
<P>
Wenn nun unser Schriftgelehrten schon wollen grunzen und
heftig z&uuml;rnen mit ihren sterblichen Abg&ouml;ttern, so finden sie
doch ihren Irrtum in diesem Evangelium mit Vergleichung der
ganzen Heiligen Schrift.
<P>
Jesus ward in Galil&auml;a zu Nazareth empfangen und ward
daselbst aufgezogen (Matth. 3). Die Evangelisten haben es
ganz eigentlich beschrieben. So jemand ein gut Monotessaron
draus macht, so findet er's auf allerklarste, nicht ohne
treffliche, m&auml;chtige Ursache, wie ein jeder sieht im Evangelium
Johannis am 7. Kapitel. Die tollen, tobenden, unsinnigen
Schriftstehler gedachten in ihrem fleischlichen Gehirn, da&szlig;
Jesus von Nazareth keinerlei Weise k&ouml;nnte Christus sein,
drum, da&szlig; er in Galil&auml;a erzogen war. Sie hielten sich nach der
Schrift ohne den Geist der Schrift, wie die Gottlosen auf den
heutigen Tag pflegen. Sie straften den armen Nicodemus um
seines einf&auml;ltigen Glaubens willen. Sie wiesen ihn auf die
Schrift hin und meinten, sie h&auml;tten's getroffen. Aber Gott f&uuml;hrt
sie mit der Nase umher. Darum vermochten sie die
Schrift nicht vor gro&szlig;er Blindheit zusammen allenthalben
zu erfassen und hatten keine Acht auf das wunderliche
Werk Gottes, wie jetz unsere neidischen Fantasten das Volk
verf&uuml;hren zu aller &Uuml;ppigkeit, wie ein jeder vor Augen sieht.
So doch solches zu verh&uuml;ten die Heilige Schrift zum
einigen Trost allhie auf Erden uns Nachl&auml;ssigen dagelassen ist.
<P>
W&auml;r den Schriftdieben die Schrift nicht ums Bauches willen
liebgewesen etc., sie h&auml;tten wohl gekonnt durch Daniel die Zeit
der Geburt Christi wissen und durch Micha die Stadt mit
dem Gebornen heimgesucht und durch Jesaja und andere
m&ouml;gen erkunden das Aufziehen unsers Heilands.
<P>
Es war alles darum zu tun (wie jetzt der Welt), da&szlig; Christus
ein ver&auml;chtliche Person war, von geringen Eltern. Und
er wollte dennoch die gro&szlig;en Pausbacken, die woll&uuml;stigen
Menschen, zu viel unterrichten und zu viel strafen, da er die
Weisheit seines himmlischen Vaters also klar predigte,
da&szlig; sie nicht konnten dawider sein, und t&auml;t solche
Wunderwerke, die sie nicht konnten verwerfen (Joh. 9). Da sagt einer
zum andern: &raquo;Wann kommt diesem die Weisheit und
Kraft? Er ist eines Zimmermanns Sohn. Hei&szlig;t nicht seine Mutter
Maria? etc. Woher kommt ihm dann dies alles?&laquo; Und sie
&auml;rgerten sich an ihm (Matth. am 13., Luk. am 4.). Also tun
die Gottlosen bis auf den heutigen Tag, wenn jemand ihre
Larve, ihr Gepr&auml;nge, ihre falsche, kluglingsche Weisheit straft.
Oh, wie oft hat sich das ewige Wort geschwunden in die
auserw&auml;hlten Menschen zu unserm Nazareth in der Christenheit,
das ist in die bl&uuml;henden Auserw&auml;hlten, die da gr&uuml;nen
und s&uuml;&szlig; bl&uuml;hen in der Weisheit des Kreuzes, und es hat sie
ein jeder woll&uuml;stiger Leisentret f&uuml;r toll und unsinnig gehalten.
Das ist der Welt b&ouml;swichtige Sitte, da sie sich soll an bessern,
da &auml;rgert sie sich aufs allerh&ouml;chste. Ach, Allerliebsten, da ist
die Weisheit des Kreuzes, mit welcher Gott seine Auserw&auml;hlten
gr&uuml;&szlig;et. Da mu&szlig; einer sich an der ganzen Welt nicht &auml;rgern
und sieht in keinem Winkel etwas Gutes und die ganze Welt
&auml;rgert sich an der Wirkung des besten Guts und sagt, es sei
teuflisches Gespenst.
<P>
&Uuml;ber die Ma&szlig;en w&uuml;rden die Auserw&auml;hlten voll der Huld
Gottes werden, wenn sie am selbigen Ort ihren Willen lie&szlig;en
sausen und um Gottes willen r&auml;umten die Statt. Darum
sagt Christus mit hellen Worten: &raquo;Wer da tut den Willen
meines Vaters, der ist meine Mutter&laquo; (Matth. am 12., Mark. 3,
Luk. 8). Er hat um unser willen seine Mutter am Kreuz
aufgegeben und sie als unser Mitgenossen dargestellt. Wir
verschrecken auch vor Gottes Gru&szlig; wie sie, wenn uns Gott mit
der Menschwerdung seines Sohns vergotten will, das ist, wenn
er unsern Glauben bewehrt wie das Gold im Feuer. Wir
gedenken: Ei, was will draus werden? Maria ist nach
menschlicher Natur argw&ouml;hnisch gewesen auf den Engel, wie wir auf
rechtschaffne Prediger, die uns das Kreuz und Unm&ouml;glichkeit
des Glaubens erkl&auml;ren und vortragen, zu erkennen, da doch
ist das rechte Reich Davids, da Christus am Holz regiert und
wir mit ihm gekreuzigt sind: da ist auch das Haus Jakobs die
leere Seele durch das Zerknirschen ihrer Lenden, durch das Wegtun
ihrer L&uuml;ste. Da gebiert die Kraft des Allerh&ouml;chsten das
unm&ouml;gliche Werk Gottes in unserm Leiden durch die
Umsch&auml;ttigung des heiligen Alten Bundes und wird ganz und
gar durchleuchtet vom Licht der Welt, welches ist der
wahrhaftige ungedichte Sohn Gottes, Jesus Christus.
<P>
Die Summe dieses ersten Kapitels ist von der St&auml;rkung
des Geists im Glauben, ist nichts anderes, denn da&szlig; der
allerh&ouml;chste Gott, unser lieber Herr, will uns den allerh&ouml;chsten
Christenglauben durch das Mittel der Menschwerdung Christi
geben, so wir ihm gleich in seinem Leiden und Leben
werden durch Umsch&auml;ttigung des Heiligen Geists, auf welchen
also bitterlich fleischlich die Welt und verspottet ihn
aufs gr&ouml;bste. Drum wird er allein den Armgeistigen (die
ihren Unglauben erkennen) gegeben.
<P>
Diese Schlu&szlig;rede wird best&auml;tigt durch alle Worte des ganzen
Kapitels und sonderlich in den allerwonnsamen Lobges&auml;ngen
Mari&auml; und Zachari&auml;, in welchen von der herzlichen
Barmherzigkeit also klar geredet wird, welche durch den
Geist der Furcht Gottes &uuml;berkommen wird. Das ist der heilige
Bund, den Gott Abraham und uns allen geschworen hat
(R&ouml;m. 4), zu halten, ihm zu dienen in Heiligkeit und in
Gerechtigkeit, die da vor ihm in Wahrheit recht gelten wird.
Wer Gott nicht recht f&uuml;rchtet, kann auch von Tag zu Tag nicht
erneuert werden in der Erkenntnis Gottes, welche ihm doch
vonn&ouml;ten ist, zu vernehmen den Glauben und das Werk Gottes
in sich, kann auch den Glauben nicht lernen berechen.
Weil solches verachtet ist, drum ist der Glaube also seltsam,
welchen Gott in der Anfechtung geben und vermehren will.
Das helf euch der Geist Christi, ein Spottvogel der Gottlosen. Amen.</P>
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