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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx - Lord Palmerston</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, "Lord Palmerston", Band 9, S. 353-418<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960 </P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Lord Palmerston</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben zwischen Oktober und Anfang Dezember 1853 in englischer Sprache als Artikelserie.</P>
<P>Die Artikel erschienen in "The People's Paper":</P>
<P>I in Nr. 77 am 22. Oktober 1853<BR>
II in Nr. 78 am 29. Oktober 1853<BR>
III in Nr. 79 am 5. November 1853<BR>
IV in Nr. 80 am 12. November 1853<BR>
V in Nr. 81 am 19. November 1853<BR>
VI in Nr. 84 am 10. Dezember 1853<BR>
VII in Nr. 85 am 17. Dezember 1853 <BR>
VIII in Nr. 86 am 24. Dezember 1853</P>
<P>Aus dieser Serie wurden in der New-York Daily Tribune als Leitartikel und gek&uuml;rzt ver&ouml;ffentlicht:</P>
<P>I und II in Nr. 3902 am 19. Oktober 1853<BR>
III in Nr. 3916 am 4. November 1853<BR>
IV und V in Nr. 3930 am 21. November 1853<BR>
VII in Nr. 3973 am 11. Januar 1854.</P>
<P>Als Brosch&uuml;ren 1853 und 1854 in London herausgegeben.</P>
</FONT><P><HR></P>
<P ALIGN="CENTER">
<A HREF="me09_353.htm#A1">Artikel I<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A2">Artikel II<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A3">Artikel III<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A4">Artikel IV<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A5">Artikel V<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A6">Artikel VI<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A7">Artikel VII<BR></A>
<A HREF="me09_353.htm#A8">Artikel VIII</A></P>
<HR>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A1">Artikel I</A></FONT> <A NAME="Z1"><A HREF="me09_353.htm#M1">&lt;1&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 77 vom 22. Oktober 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S355">&lt;355&gt;</A></B> Ruggiero wird immer und immer wieder durch die falschen Reize Alcinens gefesselt, hinter denen sich doch, wie er wei&szlig;, eine alte Hexe verbirgt -</P><DIR>
<DIR>
<FONT SIZE=2><P>"Ohn' Aug', ohnt Zahn, ohne Geschmack, ohn' alles."</P></DIR>
</DIR>
</FONT><P>Und der fahrende Ritter verliebt sich immer wieder aufs neue in sie, obwohl er wei&szlig;, da&szlig; sie alle ihre fr&uuml;heren Anbeter in Esel und andere Tiere verwandelt hat. Das englische Publikum ist ein neuer Ruggiero und Palmerston eine neue Alcine. Er bringt es fertig, obgleich er ein Siebziger ist und seit 1807 fast ununterbrochen auf der politischen B&uuml;hne agiert, immer als Neuheit zu wirken und immer wieder Hoffnungen zu erwecken, die man sonst nur an einen unerprobten, vielversprechenden J&uuml;ngling kn&uuml;pft. Steht er auch schon mit einem Fu&szlig; im Grabe, so erwartet man noch immer, er werde seine eigentliche Karriere erst beginnen. St&uuml;rbe er morgen, so w&uuml;rde ganz England dar&uuml;ber staunen, da&szlig; er schon ein halbes Jahrhundert lang Minister war.</P>
<P>Ist er auch als Staatsmann nicht jeder Aufgabe gewachsen, so doch als Schauspieler jeder Rolle. Das komische wie das heroische Fach, das Pathos <A NAME="S356"><B>&lt;356&gt;</A></B> und der famili&auml;re Ton, die Trag&ouml;die wie die Farce liegen ihm gleich gut; die letztere mag seinem Gef&uuml;hl allerdings besser entsprechen. Er ist kein erstklassiger Redner, aber ein vollendeter Debattierer. Er besitzt ein wundervolles Ged&auml;chtnis, gro&szlig;e Erfahrung, feinsten Takt, nie versagende pr&eacute;sence d'esprit &lt;Geistesgegenwart&gt;, vornehme Schmiegsamkeit und ist der genaueste Kenner aller parlamentarischen Tricks, Intrigen, Parteien und M&auml;nner, so da&szlig; er die schwierigsten F&auml;lle auf h&ouml;chst elegante Art mit angenehmer Nonchalance zu behandeln versteht, indem er dabei auf die Vorurteile und die Empf&auml;nglichkeit seines Publikums spekuliert. Seine zynische Frechheit sch&uuml;tzt ihn vor jeder &Uuml;berrumplung, seine selbsts&uuml;chtige Geschicklichkeit vor jedem Selbstverrat, seine gro&szlig;e Frivolit&auml;t, seine vollkommene Gleichg&uuml;ltigkeit, seine aristokratische Geringsch&auml;tzung vor der Gefahr, jemals heftig zu werden. Durch seinen feinen Witz wei&szlig; er sich bei jedermann beliebt zu machen. Und da er unter allen Umst&auml;nden seine Ruhe bewahrt, so ziehen seine leidenschaftlicheren Gegner den k&uuml;rzeren. Wenn er einen Gegenstand nicht beherrscht, so versteht er doch, mit ihm zu spielen. Und wenn ihm allgemeine Gesichtspunkte fehlen, so besitzt er daf&uuml;r die nie versagende Fertigkeit, ein ganzes Gewebe aus eleganten Gemeinpl&auml;tzen herzustellen.</P>
<P>Sein rastloser, unerm&uuml;dlicher Geist verabscheut die Unt&auml;tigkeit und sehnt sich, wenn schon nicht nach T&auml;tigkeit, so doch nach Aufregung. Ein Land wie England bietet ihm nat&uuml;rlich Gelegenheit, sich in jedem Winkel der Welt zu bet&auml;tigen. Er strebt weniger den Erfolg selbst als den Schein des Erfolgs an.</P>
<P>Kann er nichts tun, so will er wenigstens etwas ersinnen. Wo er nicht einzugreifen wagt, da spielt er wenigstens den Vermittler. Ist er unf&auml;hig, sich mit einem starken Feind zu messen, so schafft er sich einen schwachen.</P>
<P>Er ist nicht der Mann f&uuml;r gro&szlig;angelegte Pl&auml;ne, weitschauende Entw&uuml;rfe, er verfolgt keine gro&szlig;en Ziele, sondern verwickelt sich nur in Schwierigkeiten, um sich effektvoll wieder aus ihnen herauswinden zu k&ouml;nnen. Er braucht Komplikationen, um nicht unt&auml;tig zu sein, und findet er sie nicht vor, so schafft er sie sich k&uuml;nstlich. Er schwelgt in Scheinkonflikten, in Scheink&auml;mpfen mit Scheingegnern, in diplomatischen Notenwechseln, in Befehlen zur Ausfahrt von Schiffen, bis sich endlich das ganze Getriebe in heftige Parlamentsdebatten aufl&ouml;st, die ihm einen Eintagsruhm einbringen, der f&uuml;r ihn das st&auml;ndige und einzige Ziel seiner Bestrebungen bildet. Internationale Konflikte dirigiert er wie ein K&uuml;nstler, er treibt die Dinge bis zu einem gewissen H&ouml;hepunkt, und drohen sie dann allzu ernsthaft zu werden, so zieht er sich zur&uuml;ck, da er doch auf alle F&auml;lle die dramatische Erregung ausgekostet hat, <A NAME="S357"><B>&lt;357&gt;</A></B> die ihm unentbehrlich ist. In seinen Augen ist die historische Entwicklung selbst nichts anderes als ein Zeitvertreib, der ausschlie&szlig;lich zum Privatvergn&uuml;gen des edlen Viscount Palmerston von Palmerston erfunden wurde.<A NAME="Z2"><A HREF="me09_353.htm#M2">&lt;2&gt;</A></A></P>
<P>Er, der in der Tat sich fremdem Einflu&szlig; beugt, widersetzt sich ihm in Worten. Als Erbschaft von Canning &uuml;bernahm er die Doktrin von Englands Mission, den Konstitutionalismus auf dem Kontinent zu propagieren; daher fehlt es ihm nie an einem Anla&szlig;, die nationalen Vorurteile anzustacheln, der Revolution in andern L&auml;ndern entgegenzuwirken und gleichzeitig die argw&ouml;hnische Eifersucht der fremden M&auml;chte wachzuhalten. Nachdem es ihm auf diese bequeme Weise gelungen, zum b&ecirc;te noire &lt;schwarzen Mann&gt; aller H&ouml;fe des Kontinents zu werden, wurde es ihm ein leichtes, gleichzeitig zu Hause als das Muster des echten englischen Ministers zu gelten. Obgleich urspr&uuml;nglich ein Tory, hat er es doch fertiggebracht, in die Verwaltung der ausw&auml;rtigen Angelegenheiten all den widerspruchsvollen Lug und Trug einzuf&uuml;hren, der die Quintessenz des Whiggismus bildet. Er wei&szlig; eine demokratische Phraseologie mit oligarchischen Ansichten wohl zu vereinen, wei&szlig; die Politik des Friedensschachers der Bourgeoisie gut hinter der stolzen Sprache des aristokratischen Engl&auml;nders aus alter Zeit zu verbergen; er versteht es, als Angreifer zu erscheinen, wo er kneift, und als Verteidiger, wo er verr&auml;t; er wei&szlig; einen scheinbaren Feind schlau zu schonen und einen angeblichen Bundesgenossen zur Verzweiflung zu bringen; er versteht es, im entscheidenden Moment des Streites auf der Seite des St&auml;rkeren gegen den Schwachen zu sein und im Davonlaufen noch mit gro&szlig;en, tapferen Redensarten um sich zu werfen.</P>
<P>Eine Partei klagt ihn an, im Solde Ru&szlig;lands zu stehen; die andere verd&auml;chtigt ihn des Karbonarismus. Hatte er sich 1848 gegen die drohende gerichtliche Anklage zu verteidigen, als ein Minister des Zaren Nikolaus gehandelt zu haben, so hatte er daf&uuml;r 1850 die Genugtuung, sich von einer ganzen Verschw&ouml;rung ausl&auml;ndischer Botschafter verfolgt zu sehen, die im Oberhaus den Sieg gegen ihn davontrugen, jedoch im Unterhaus zur&uuml;ckgewiesen wurden. Wenn er fremde V&ouml;lker verriet, tat er es mit der gr&ouml;&szlig;ten H&ouml;flichkeit, wie denn H&ouml;flichkeit &uuml;berhaupt die kleine M&uuml;nze des Teufels ist, mit der er die Dummen bezahlt, die ihm ihr Herzblut dahingeben. Stets konnten die Unterdr&uuml;cker auf seine Hilfe z&auml;hlen; an die Unterdr&uuml;ckten jedoch verschwendete er seinen gro&szlig;en Aufwand an rednerischer Gro&szlig;mut. Ob es nun Polen, Italiener, Ungarn, Deutsche zu &uuml;berw&auml;ltigen galt, er war stets <A NAME="S358"><B>&lt;358&gt;</A></B> dienstbereit zur Stelle; und dennoch verd&auml;chtigten ihn deren Unterdr&uuml;cker der geheimen Konspiration mit den Opfern, die sie mit seiner Erlaubnis gemeuchelt hatten. Bisher erwies es sich in allen F&auml;llen als ein Vorzeichen des Erfolges, ihn zum Gegner und als ein Vorzeichen des Verderbens, ihn zum Freunde zu haben. Tritt aber auch seine diplomatische Kunst in den wirklichen Erfolgen seiner Au&szlig;enpolitik nicht eben gl&auml;nzend zutage, so ergl&auml;nzt sie um so leuchtender in der Auslegung, die er dem englischen Volk von ihr beibringt, so da&szlig; es Phrasen f&uuml;r Tatsachen, Phantastereien f&uuml;r Realit&auml;ten h&auml;lt und hochtrabende Vorw&auml;nde niedriger Motive akzeptiert.</P>
<P>Henry John Temple, Viscount von Palmerston, dessen Titel aus einer irischen Peerage stammt, wurde 1807 bei der Bildung des Ministeriums des Herzogs von Portland zum Lord der Admiralit&auml;t ernannt. 1809 wurde er Kriegsminister und blieb auf diesem Posten bis Mai 1828.1830 ging er in &auml;u&szlig;erst geschickter Weise zu den Whigs &uuml;ber, die ihn zu ihrem permanenten Minister f&uuml;r Ausw&auml;rtige Angelegenheiten machten. Ohne die Unterbrechungen zu rechnen, in denen die Tories regierten, d.h. von November 1834 bis April 1835 und von 1841 bis 1846, ist er verantwortlich f&uuml;r die ganze ausw&auml;rtige Politik Englands seit der Revolution von 1830 bis zum Dezember 1851.</P>
<P>Mu&szlig; es uns nicht auf den ersten Blick sehr merkw&uuml;rdig ber&uuml;hren, diesen Don Quijote der "freiheitlichen Einrichtungen", diesen Pindar "der Herrlichkeiten des konstitutionellen Systems" in den Zeiten eines Perceval, eines Earl of Liverpool, eines Canning, eines Lord Goderich, eines Herzogs von Wellington als st&auml;ndiges und vornehmes Mitglied dieser Tory-Kabinette zu sehen? In den Zeiten, in denen der Antijakobinerkrieg gef&uuml;hrt, die Riesenschuld kontrahiert, die Korngesetze erlassen wurden, in denen sich fremde S&ouml;ldlinge auf englischem Boden einnisteten, wo das Volk, um einen Ausdruck von Palmerstons Kollegen Lord Sidmouth zu gebrauchen, von Zeit zu Zeit zur Ader gelassen, wo die Presse geknebelt, Versammlungen verboten, die Masse des Volkes entrechtet, die pers&ouml;nliche Freiheit zugleich mit der ordentlichen Rechtsprechung aufgehoben, das ganze Land in eine Art Belagerungszustand versetzt wurde, mit einem Wort, w&auml;hrend der infamsten und reaktion&auml;rsten Epoche der englischen Geschichte!</P>
<P>Sein Deb&uuml;t im parlamentarischen Laben war ganz charakteristisch. Am 3. Februar 1808 nahm er das Wort, um - was? - zu verteidigen: Die Geheimhaltung diplomatischer Verhandlungen und die schmachvollste Handlung, die je eine Nation gegen eine andere beging, n&auml;mlich das Bombardement Kopenhagens und die Wegnahme der d&auml;nischen Flotte zu einer Zeit, wo England beteuerte, sich im tiefsten Frieden mit D&auml;nemark zu befinden. Zu dem ersten Punkt &auml;u&szlig;erte er sich:</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S359">&lt;359&gt;</A></B> " In diesem besonderen Falle sind die k&ouml;niglichen Minister" (durch wen?) "zur Geheimhaltung verpflichtet."</P>
</FONT><P>Er ging jedoch weiter und erkl&auml;rte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich bin auch im allgemeinen dagegen, da&szlig; das Wirken der Diplomatie an die &Ouml;ffentlichkeit gebracht wird, denn solche Enth&uuml;llungen bringen die Gefahr mit sich, die Quellen sp&auml;terer Informationen zu verstopfen."</P>
</FONT><P>Vidocq h&auml;tte dieselbe Sache mit denselben Worten verteidigt. Und was den Piratenstreich anlangt, so gab er wohl zu, da&szlig; D&auml;nemark keinerlei Feindseligkeit gegen Gro&szlig;britannien gezeigt habe, behauptete aber dennoch, England sei im Recht gewesen, die Hauptstadt D&auml;nemarks zu bombardieren und dessen Flotte zu stehlen, denn man mu&szlig;te verhindern, da&szlig; sich die d&auml;nische Neutralit&auml;t vielleicht unter franz&ouml;sischem Zwang in offene Feindseligkeit verwandle. Dies war das neue V&ouml;lkerrecht, verk&uuml;ndet durch Mylord Palmerston.</P>
<P>Die n&auml;chste rednerische Leistung dieses englischen Ministers par excellence gilt des langen und breiten der Verteidigung der ausl&auml;ndischen Truppen, die vom Kontinent nach England ausdr&uuml;cklich zu dem Zweck herbeigerufen waren, mit Gewalt das oligarchische Regime aufrechtzuerhalten, zu dessen Errichtung Wilhelm 1688 mit seinen Truppen aus Holland her&uuml;bergekommen war. Als wohlbegr&uuml;ndete "Bef&uuml;rchtungen f&uuml;r die Freiheiten des Landes" ge&auml;u&szlig;ert wurden, die aus der Anwesenheit der deutschen Legion des K&ouml;nigs entspr&auml;ngen, reagierte Palmerston in h&ouml;chst leichtfertiger Weise darauf. Warum sollten wir nicht 16.000 Fremde im Lande haben, wo es doch bekannt ist, da&szlig; "wir eine weit gr&ouml;&szlig;ere Anzahl solcher Fremder im Ausland" verwenden? (Unterhaus, 10. M&auml;rz 1812.)</P>
<P>Als &auml;hnliche Bef&uuml;rchtungen f&uuml;r die Konstitution wegen des seit 1815 aufrechterhaltenen gro&szlig;en stehenden Heeres laut wurden, sah Palmerston "einen gen&uuml;genden Schutz f&uuml;r die Konstitution gerade in der Zusammensetzung unserer Armee", deren Offiziere gr&ouml;&szlig;tenteils "Leute von Stand und Verm&ouml;gen" seien. (Unterhaus, 8. M&auml;rz 1816.)</P>
<P>Als ein gro&szlig;es stehendes Heer vom finanziellen Standpunkt aus bek&auml;mpft wurde, machte er pl&ouml;tzlich die merkw&uuml;rdige Entdeckung, da&szlig; "viele unserer finanziellen Verlegenheiten durch unseren fr&uuml;heren niedrigen Friedensbestand verursacht worden sind". (Unterhaus, 25. April 1816.)</P>
<P>Wenn ihm "die Steuerlast des Landes" und "das Elend des Volkes" und im Gegensatz dazu die verschwenderischen Milit&auml;rausgaben entgegengehalten wurden, so erinnerte er das Parlament daran, da&szlig; diese Steuerlast und dieses Elend "der Preis seien, den wir" (das hei&szlig;t die englische Oligarchie) "bereit waren, f&uuml;r unsere Freiheit und Unabh&auml;ngigkeit zu zahlen". (Unterhaus, 16. Mai 1820.)</P>
<B><P><A NAME="S360">&lt;360&gt;</A></B> In seinen Augen war milit&auml;rischer Despotismus nur zu bef&uuml;rchten als Folge des Eifers</P>
<FONT SIZE=2><P>"jener irregef&uuml;hrten Leute, die sich selbst Reformer nennen und eine Art Reform f&uuml;r das Land fordern, deren Durchf&uuml;hrung, wenn man ihr beipflichten w&uuml;rde, nach den elementarsten Regeln des Staatslebens in einem milit&auml;rischen Despotismus enden m&uuml;&szlig;te". (Unterhaus, 14. Juni 1820.)</P>
</FONT><P>Sah er also in gro&szlig;en stehenden Heeren das Allheilmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Lande, so sah er in der Pr&uuml;gelstrafe das Allheilmittel zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Heere. Er verteidigte die Pr&uuml;gelstrafe in den Debatten &uuml;ber die Meutereiakte am 5. M&auml;rz 1824; er erkl&auml;rte sie f&uuml;r "absolut unentbehrlich" am 11. M&auml;rz 1825; er empfahl sie aufs neue am 10. M&auml;rz 1828; er setzte sich in den Debatten im April 1833 f&uuml;r sie ein und hat sich auch bei jeder sp&auml;teren Gelegenheit als eifriger Anh&auml;nger der Pr&uuml;gelstrafe erwiesen.</P>
<P>Es gab keine Mi&szlig;st&auml;nde in der Armee, die er nicht mit guten Gr&uuml;nden zu besch&ouml;nigen wu&szlig;te, solange nur durch sie die Interessen aristokratischer Parasiten gef&ouml;rdert wurden. Siehe die Debatten &uuml;ber den Verkauf der Offizierstellen. (Unterhaus, 12. M&auml;rz 1828.)</P>
<P>Lord Palmerston liebt es, mit seinen steten Bem&uuml;hungen um die Einf&uuml;hrung der Religionsfreiheit zu paradieren. Aber er stimmte gegen Lord Russells Resolution f&uuml;r die Aufhebung der Test and Corporation Acts. Und warum? Weil er "als eifriger und warmer Freund der Religionsfreiheit" nicht zugeben konnte, da&szlig; die Dissenters von "eingebildeten Leiden befreit w&uuml;rden, w&auml;hrend die Katholiken unter wirklichen Heimsuchungen zu leiden h&auml;tten". (Unterhaus, 26. Februar 1828.)</P>
<P>Als Beweis seines Eifers f&uuml;r die Religionsfreiheit teilt er uns mit, da&szlig; "er betr&uuml;bt &uuml;ber die Zunahme der Dissenters sei". "Es ist mein Wunsch, da&szlig; die Staatskirche die herrschende Kirche in diesem Lande sei", und aus purer Liebe und Sorge um die Religionsfreiheit m&ouml;chte er "die Staatskirche auf Kosten der Andersgl&auml;ubigen wachsen sehen". Der spa&szlig;hafte Lord klagt die reichen Nonkonformisten an, da&szlig; sie die kirchlichen Bed&uuml;rfnisse der &Auml;rmeren befriedigen, w&auml;hrend</P>
<FONT SIZE=2><P>"in der anglikanischen Kirche nur die Armen allein den Mangel an Raum in den Kirchen zu f&uuml;hlen bekommen ... Es w&auml;re widersinnig, zu verlangen, da&szlig; die Armen aus ihren d&uuml;rftigen Einkommen die Mittel f&uuml;r die Kirchen aufbringen sollten." (Unterhaus, 9. April 1824.)</P>
</FONT><P>Nat&uuml;rlich w&auml;re es noch widersinniger, zu verlangen, da&szlig; die reichen Mitglieder der anglikanischen Staatskirche aus ihren gro&szlig;en Einkommen f&uuml;r die Kirche sorgen sollten.</P>
<B><P><A NAME="S361">&lt;361&gt;</A></B> Sehen wir uns jetzt an, worin seine Leistungen f&uuml;r die Emanzipation der Katholiken bestehen. Es ist dies einer der Punkte, in denen er besonderen "Anspruch" auf die Dankbarkeit des irischen Volkes erhebt. Ich will nicht bei dem Umstand verweilen, da&szlig; er, der sich als Mitglied des Ministeriums Canning f&uuml;r die Emanzipation der Katholiken erkl&auml;rt hatte, dennoch in das Ministerium Wellington eintrat, das dieser Emanzipation offen feindlich gegen&uuml;berstand. Betrachtete Lord Palmerston etwa die Religionsfreiheit als eines jener Menschenrechte, in die die Gesetzgebung sich nicht einzumischen habe? Lassen wir ihn selbst sprechen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Obgleich ich w&uuml;nsche, da&szlig; die Anspr&uuml;che der Katholiken ber&uuml;cksichtigt werden, so werde ich doch niemals zugeben, da&szlig; diese Anspr&uuml;che eine rechtliche Grundlage haben ... N&auml;hme ich an, da&szlig; die Katholiken ihr Recht forderten, so w&uuml;rde ich mich ein f&uuml;r allemal weigern, in den Ausschu&szlig; einzutreten." (Unterhaus, 1. M&auml;rz 1813.)</P>
</FONT><P>Und warum widersetzt er sich ihnen, wenn sie ihr Recht fordern?</P>
<FONT SIZE=2><P>"Weil die Gesetzgebung eines Landes das Recht hat, einen Teil der Gemeinschaft zu derartiger politischer Rechtlosigkeit zu verurteilen, wenn sie es zur Sicherheit und Wohlfahrt des Ganzen f&uuml;r notwendig h&auml;lt ... Das geh&ouml;rt zu den fundamentalen Grunds&auml;tzen, auf denen eine zivilisierte Regierung beruht." (Unterhaus, 1. M&auml;rz 1813.)</P>
</FONT><P>Hier gesteht er also in h&ouml;chst zynischer Weise ein, da&szlig; die Masse des Volkes eigentlich &uuml;berhaupt keine Rechte hat, sondern nur jenes Ma&szlig; von Freiheiten genie&szlig;en soll, das ihr die Gesetzgebung - oder mit anderen Worten: die herrschende Klasse - zuzugestehen f&uuml;r gut befindet. Demgem&auml;&szlig; erkl&auml;rt auch Lord Palmerston unumwunden, "die Emanzipation der Katholiken sei nur eine Sache der Gnade und des Wohlwollens". (Unterhaus, 10. Februar 1829.)</P>
<P>Nur aus Zweckm&auml;&szlig;igkeitsgr&uuml;nden lie&szlig; er sich also herab, der Rechtlosigkeit der Katholiken Einhalt zu tun. Was aber verbarg sich hinter dieser Zweckm&auml;&szlig;igkeit?</P>
<P>Da er selbst einer der gro&szlig;en Grundbesitzer Irlands ist, so wollte er die T&auml;uschung aufrechterhalten, da&szlig; andere Heilmittel f&uuml;r die irischen Leiden als die der Katholiken-Emanzipation unm&ouml;glich seien, da&szlig; sie Absentismus heilen und sich als Ersatz f&uuml;r Armengesetze erweisen werde. (Unterhaus, 18. M&auml;rz 1829.)</P>
<P>Der gro&szlig;e Philanthrop, der sp&auml;ter die einheimischen Iren von seinen irischen G&uuml;tern vertrieb, konnte es nicht ertragen, da&szlig; das Elend der Iren auch nur f&uuml;r einen Augenblick den klaren Himmel der Gutsbesitzer und Geldherren mit seinen ungl&uuml;ckverhei&szlig;enden Wolken verd&uuml;sterte.<A NAME="Z3"><A HREF="me09_353.htm#M3">&lt;3&gt;</A></A></P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S362">&lt;362&gt;</A></B> "Es ist wahr", sagte er, "die Bauernschaft Irlands erfreut sich nicht aller Gen&uuml;sse, deren die ganze Bauernschaft Englands teilhaftig ist" (man bedenke, die Gen&uuml;sse, die einer Familie mit 7 Schilling die Woche zuteil werden!). "Dennoch erfreut sich auch der irische Bauer mancher Segnungen ... Er ist mit Brennholz gut versorgt und ist nur selten" (nur an vier Tagen von sechs!) "ohne Nahrung."</P>
</FONT><P>Welcher Segen! Das sind jedoch noch nicht alle seine Annehmlichkeiten. "Er besitzt eine weit fr&ouml;hlichere Gem&uuml;tsart als sein englischer Leidensbruder." (Unterhaus, 7. Mai 1829.)</P>
<P>Die Erpressungen der irischen Grundherren behandelt er ebenso scherzhaft wie die Freuden der irischen Bauernschaft:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Man sagt den irischen Grundbesitzern nach, da&szlig; sie so hohe Pachtsummen als nur immer m&ouml;glich herauspressen. Aber, meine Herren, ich glaube, das ist nichts Besonderes; ganz bestimmt verfahren in England die Grundbesitzer ebenso." (Unterhaus, 7. M&auml;rz 1829.)</P>
</FONT><P>Sollen wir also nach alledem noch &uuml;berrascht sein, da&szlig; dieser Mann, der so tief in die Mysterien "der glorreichen englischen Konstitution" und "der Segnungen ihrer freiheitlichen Einrichtungen" eingedrungen ist, das Bestreben hat, diese &uuml;ber den ganzen Kontinent zu verbreiten?</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A2">Artikel II</A></P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 78 vom 29. Oktober 1853]</P>
</FONT><P>Als die Reformbewegung unwiderstehlich geworden war, verlie&szlig; Lord Palmerston die Tories und schlich sich in das Lager der Whigs ein. Obzwar er das Entstehen einer Gefahr des milit&auml;rischen Despotismus weder von der Anwesenheit der deutschen Legion des K&ouml;nigs auf englischem Boden noch von der Erhaltung gro&szlig;er stehender Heere bef&uuml;rchtete, sondern blo&szlig; von den "wohlmeinenden Reformern", so beg&uuml;nstigte er dennoch bereits 1828 die Ausdehnung des Wahlrechts auf so gro&szlig;e Industrieorte wie Birmingham, Leeds und Manchester. Und warum?</P>
<FONT SIZE=2><P>"Nicht weil ich prinzipiell ein Freund von Reformen, sondern weil ich ihr entschiedener Feind bin."</P>
</FONT><P>Er hatte sich davon &uuml;berzeugt, da&szlig; einige zeitgem&auml;&szlig;e Konzessionen, die man dem &uuml;ppig emporgeschossenen Industriekapital mache, das beste Mittel <A NAME="S363"><B>&lt;363&gt;</A></B> seien, "der Einf&uuml;hrung einer allgemeinen Wahlreform" zu entgehen. (Unterhaus, 27. Juni 1828.) Einmal Bundesgenosse der Whigs, gab er sich erst gar nicht mehr den Anschein, so zu tun, als ob die Reformbill beabsichtige, die engen Maschen der venezianischen Konstitution zu durchbrechen, sondern da&szlig; sie im Gegenteil nur an deren Befestigung und St&auml;rkung arbeite, indem sie die Bourgeoisie von der Opposition des Volkes trennte.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Stimmung der Bourgeoisie wird sich &auml;ndern, und ihre Unzufriedenheit mit der Konstitution wird sich in Anh&auml;nglichkeit an sie verwandeln, wodurch diese eine m&auml;chtige St&auml;rkung und Kr&auml;ftigung erfahren wird."</P>
</FONT><P>Die Peers tr&ouml;stete er, indem er ihnen versicherte, da&szlig; die Reformbill weder den "Einflu&szlig; des Oberhauses" schw&auml;chen noch "dessen Einmischung in die Wahlen" aufheben w&uuml;rde. Der Aristokratie sagte er, die Konstitution werde ihren feudalen Charakter nicht einb&uuml;&szlig;en, denn der "Grundbesitz ist das gro&szlig;e Fundament, auf dem das Geb&auml;ude der Gesellschaft und die Einrichtungen des Landes beruhen". Ihre Bef&uuml;rchtungen zerstreute er, indem er ironische Anspielungen darauf machte, "da&szlig; man uns angeklagt habe, es sei uns mit dem Wunsch, dem Volk eine wirkliche Vertretung zu geben, nicht ernst gewesen", oder "da&szlig; man behauptet habe, wir wollten blo&szlig; der Aristokratie und dem Grundbesitz auf andere Art Einflu&szlig; verschaffen". Er ging sogar so weit, einzugestehen, da&szlig; neben den unvermeidlichen Konzessionen an die Bourgeoisie "die Beschr&auml;nkung der Wahlprivilegien" (d.h. die Beschr&auml;nkung der Wahlprivilegien der alten faulen Tory zugunsten der neuen Whig-Kreise) "der leitende und Hauptgrundsatz der Reformbill" sei. (Unterhaus, 24. M&auml;rz 1831 und 14. M&auml;rz 1832.)</P>
<P>Nun aber m&uuml;ssen wir zu den Leistungen des edlen Lords in der ausw&auml;rtigen Politik zur&uuml;ckkehren.</P>
<P>Als 1823 auf Grund der Beschl&uuml;sse des Kongresses von Verona eine franz&ouml;sische Armee in Spanien einmarschiert war, um die Verfassung dieses Landes zu beseitigen und es der erbarmungslosen Rache des bourbonischen Idioten &lt;Ferdinand VII.&gt; und seines Gefolges von bigotten M&ouml;nchen auszuliefern, da sagte sich Lord Palmerston von "allen Donquichotterien zur Erk&auml;mpfung abstrakter Prinzipien" los, da verweigerte er jedes "Eintreten f&uuml;r das Volk", dessen heldenm&uuml;tiger Widerstand England vor der &Uuml;bermacht Napoleons gerettet hatte. Die Worte, die er bei diesem Anla&szlig; an seine damaligen Gegner von der Whig-Seite richtete, geben ein treues und lebendiges Bild seiner eigenen Au&szlig;enpolitik, wie er sie verfolgte, seit er zum permanenten Minister des Ausw&auml;rtigen geworden.</P>
<B><P><A NAME="S364">&lt;364&gt;</A></B> Er sagte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Manche h&auml;tten gerne gesehen, wenn wir schon bei den Verhandlungen mit Krieg gedroht h&auml;tten, ohne auf den Krieg vorbereitet gewesen zu sein, wenn die Verhandlungen gescheitert w&auml;ren. H&auml;tten wir Krieg gesagt und Neutralit&auml;t gemeint, h&auml;tten wir mit einer Armee gedroht und uns dann hinter irgendwelche offiziellen Dokumente zur&uuml;ckgezogen, h&auml;tten wir in der Stunde ruhiger &Uuml;berlegung herausfordernd das Schwert geschwungen, um uns dann am Schlachttag mit einer Handvoll schriftlicher Proteste zu begn&uuml;gen, so h&auml;tten wir uns wie feige Gro&szlig;sprecher benommen und h&auml;tten uns zum Gesp&ouml;tt und zum Gel&auml;chter von ganz Europa gemacht." (Unterhaus, 30. April 1823.)</P>
</FONT><P>Endlich sind noch die Debatten zur griechisch-t&uuml;rkischen Frage zu erw&auml;hnen, die Lord Palmerston die erste Gelegenheit verschafften, vor der &Ouml;ffentlichkeit seine unvergleichlichen Talente als unerm&uuml;dlicher, unersch&uuml;tterlicher Anwalt russischer Interessen sowohl im Kabinett als auch im Unterhaus zu entfalten. S&auml;mtliche Stichworte &uuml;ber t&uuml;rkische Grausamkeiten, griechische Zivilisation, Religionsfreiheit, Christentum usw., die Ru&szlig;land verbreitete, betete er eines nach dem anderen getreulich nach. Als Minister weist er entschieden jeden Versuch eines Tadels zur&uuml;ck, der das "verdienstvolle Verhalten des Admirals Codringron" treffen k&ouml;nnte, durch dessen Schuld die t&uuml;rkische Flotte bei Navarino zerst&ouml;rt wurde, obgleich er zugeben mu&szlig;, da&szlig; "diese Schlacht sich gegen eine Macht richtete, mit der wir uns nicht im Kriegszustand befinden", und da&szlig; "es ein unliebsames Ereignis war". (Unterhaus, 31. Januar 1828.)</P>
<P>Nachdem er dann aus dem Amt geschieden war, er&ouml;ffnete er jenen langen Angriffsfeldzug gegen Lord Aberdeen und warf ihm vor, die Befehle Ru&szlig;lands nicht schnell genug ausgef&uuml;hrt zu haben.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Und wo blieb unsere Schnelligkeit und Energie, als es galt, unsere Verpflichtungen gegen Griechenland zu erf&uuml;llen? Juli 1829 r&uuml;ckt schon heran, und noch ist der Vertrag vom Juli 1827 nicht erf&uuml;llt ... Aus Morea allerdings sind die T&uuml;rken verdr&auml;ngt ... Warum aber wurden die franz&ouml;sischen Waffentaten im Isthmus von Korinth gehemmt? ... Englands engherzige Politik trat dazwischen und hielt sie in ihrem erfolgreichen Vorw&auml;rtsschreiten auf ... Und warum gehen die Verb&uuml;ndeten mit dem Land n&ouml;rdlich vom Isthmus nicht ebenso um, wie sie es mit dem s&uuml;dlichen Teil taten, und warum besetzen sie nicht gleich alles, was f&uuml;r Griechenland bestimmt sein soll? Ich h&auml;tte gedacht, die Verb&uuml;ndeten h&auml;tten genug der Verhandlungen mit der T&uuml;rkei wegen Griechenland gepflogen." (Unterhaus, 1. Juni 1829.)</P>
</FONT><P>Wie allgemein bekannt, widersetzte sich F&uuml;rst Metternich zu dieser Zeit den &Uuml;bergriffen Ru&szlig;lands, und infolgedessen hatten Ru&szlig;lands diplomatische Agenten den Auftrag - wie aus den Depeschen Pozzo di Borgos und des F&uuml;rsten Lieven erinnerlich sein d&uuml;rfte -, &Ouml;sterreich als den gro&szlig;en Feind <A NAME="S365"><B>&lt;365&gt;</A></B> der Emanzipation der Griechen und der europ&auml;ischen Zivilisation hinzustellen, deren F&ouml;rderung der ausschlie&szlig;liche Zweck der russischen Diplomatie sei. Der edle Lord folgt nat&uuml;rlich auf dem ihm hier gewiesenen Weg.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Durch seine engherzigen Ansichten und die ungl&uuml;ckseligen Vorurteile seiner Politik hat sich &Ouml;sterreich fast auf das Niveau einer Macht zweiten Ranges begeben."</P>
</FONT><P>Und infolge der schwankenden Politik Aberdeens ist England</P>
<FONT SIZE=2><P>"zum Schlu&szlig;stein jenes Bogens geworden, dessen Bestandteile Miguel und Spanien, &Ouml;sterreich und Machmud bilden ... In der Verz&ouml;gerung der Ausf&uuml;hrung des Juli-Vertrags sieht die Welt weniger die Furcht vor dem t&uuml;rkischen Widerstand als den un&uuml;berwindlichen Widerwillen gegen die Freiheit Griechenlands." (Unterhaus, 1. Juni 1829.)</P>
</FONT><P>Immer wieder greift er Aberdeen wegen seiner antirussischen Diplomatie an:<A NAME="Z4"><A HREF="me09_353.htm#M4">&lt;4&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich f&uuml;r meine Person bin nicht mit einer Anzahl Depeschen der englischen Regierung einverstanden, die zwar ohne Zweifel angenehm und verbindlich lauten und sich bem&uuml;hen, in allgemeinen Ausdr&uuml;cken Ru&szlig;land zu vers&ouml;hnen, die aber nebenbei starke Ausdr&uuml;cke der Sympathie Englands f&uuml;r die T&uuml;rkei enthalten, die, wenn eine daran interessierte Seite sie liest, leicht den Anschein erwecken k&ouml;nnten, als sei viel mehr damit gemeint, als tats&auml;chlich beabsichtigt war ... Ich s&auml;he es am liebsten, wenn England den festen Entschlu&szlig; fa&szlig;te - was auch eigentlich fast der einzig einzuschlagende Weg w&auml;re -, unter keinen Umst&auml;nden und auf keinen Fall in diesem Krieg die Partei der T&uuml;rkei zu ergreifen, und diesen Entschlu&szlig; der T&uuml;rkei frank und frei mitteilte ... Drei Dinge gibt es, die kein Mitleid kennen: die Zeit, das Feuer und der Sultan." (Unterhaus, 16. Februar 1830.)</P>
</FONT><P>An dieser Stelle mu&szlig; ich den Lesern einige historische Tatsachen ins Ged&auml;chtnis zur&uuml;ckrufen, um keinen Zweifel dar&uuml;ber walten zu lassen, welcher Art die philhellenischen Gef&uuml;hle des edlen Lords sind.</P>
<P>Ru&szlig;land hatte sich G&ouml;ktschas bem&auml;chtigt, eines Streifen Landes am Ufer des Sewansees (unbestrittener persischer Besitz), und als Preis f&uuml;r dessen R&auml;umung die Abtretung der persischen Anspr&uuml;che auf ein anderes St&uuml;ck persischen Gebiets, der Landschaft Kapan, verlangt. Als Persien sich nicht <A NAME="S366"><B>&lt;366&gt;</A></B> f&uuml;gte, wurde es mit Krieg &uuml;berzogen, besiegt und gezwungen, im Februar 1828 den Vertrag von Turkmanschai zu unterzeichnen. Dieser setzte fest, da&szlig; Persien eine Entsch&auml;digung von 2 Millionen Pfd.St. an Ru&szlig;land zu zahlen und die Provinzen Eriwan und Nachitschewan, einschlie&szlig;lich der Festungen Eriwan und Abassabad abzutreten habe. Diese Vereinbarung sollte, wie Nikolaus ausdr&uuml;cklich konstatierte, nur dazu dienen, die gemeinsame Grenze durch den Araxes zu bestimmen, was, wie er vorgab, angeblich das einzige Mittel sei, allen k&uuml;nftigen Streitigkeiten zwischen den beiden Reichen vorzubeugen. Gleichzeitig aber weigerte er sich, Talisch und Mogan zur&uuml;ckzugeben, die auf dem persischen Ufer des Araxes liegen. Persien mu&szlig;te sich auch schlie&szlig;lich dazu verpflichten, auf dem Kaspischen Meer keine Flotte zu unterhalten. Das war also die Ursache und das Resultat des Russisch-Persischen Kriegs.</P>
<P>Um Religion und Freiheit der Griechen scherte sich Ru&szlig;land zu jener Zeit ebensowenig, wie sich heute der Gott der Russen um die Schl&uuml;ssel der Kirche zum "Heiligen Grabe" oder zu der ber&uuml;hmten heiligen "Kuppel" bek&uuml;mmert. Von jeher war es die traditionelle Politik der Russen, die Griechen zum Aufstand zu reizen und sie dann der Rache des Sultans zu &uuml;berlassen. Ru&szlig;lands Sympathie f&uuml;r die Wiedergeburt von Hellas war eine so tiefe, da&szlig; es die Griechen auf dem Kongre&szlig; zu Verona als Rebellen behandelte und dem Sultan das Recht zugestand, jede fremde Intervention zwischen ihm und seinen christlichen Untertanen auszuschlie&szlig;en. Noch mehr, der Zar bot der Pforte an, "er wolle ihr bei der Unterdr&uuml;ckung der Rebellion Hilfe leisten", ein Anerbieten, das selbstverst&auml;ndlich zur&uuml;ckgewiesen wurde. Nach diesem mi&szlig;lungenen Versuch trat er an die Gro&szlig;m&auml;chte mit dem entgegengesetzten Vorschlag heran: "Man m&ouml;ge eine Armee in die T&uuml;rkei senden, damit sie unter den W&auml;llen des Serails Frieden gebiete." Um dem Zaren durch eine gemeinsame Aktion gewisserma&szlig;en die H&auml;nde zu binden, schlossen die anderen Gro&szlig;m&auml;chte am 6. Juli 1827 in London einen Vertrag mit ihm, durch den sie sich gegenseitig verpflichteten, die Streitigkeiten zwischen dem Sultan und Griechenland, wenn n&ouml;tig, mit Waffengewalt beizulegen. Wenige Monate vor der Unterzeichnung dieses Vertrags hatte Ru&szlig;land mit der T&uuml;rkei einen Vertrag abgeschlossen, den Vertrag von Akkerman, durch den es sich verpflichtete, jede Einmischung in griechische Angelegenheiten aufzugeben. Dieser Vertrag kam zustande, nachdem Ru&szlig;land den Kronprinzen von Persien zum Einfall in das Ottomanische Reich bewogen hatte und nachdem es die Pforte mit Beleidigungen &uuml;berh&auml;uft hatte, um sie zu einem Bruch zu treiben. Nach allen diesen Vorkommnissen pr&auml;sentierte der englische Gesandte der Pforte die Bedingungen des Londoner Vertrags vom 6. Juli 1827 im Namen Ru&szlig;lands und der anderen M&auml;chte. Und mit Hilfe der <A NAME="S367"><B>&lt;367&gt;</A></B> Komplikationen, die aus allen diesen Betr&uuml;gereien und L&uuml;gen entstanden, fand Ru&szlig;land endlich den Vorwand zu dem Krieg von 1828/29. Dieser Krieg endete mit dem Vertrag von Adrianopel, dessen Inhalt kurz in folgenden Zitaten aus McNeills ber&uuml;hmter Schrift &uuml;ber das "Vordringen Ru&szlig;lands im Osten" wiedergegeben sei:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Durch den Vertrag von Adrianopel gelangte der Zar in den Besitz von Anapa und Poti und eines bedeutenden Teils der K&uuml;ste des Schwarzen Meeres, dann eines Teils des Paschaliks von Achalzych mit den Festungen Achalkalaki und Achalzych, ferner der durch die M&uuml;ndung der Donau gebildeten Inseln. Die Zerst&ouml;rung der t&uuml;rkischen Festung Giurgewo und seitens der T&uuml;rkei das Aufgeben des rechten Donauufers auf einige Meilen Entfernung vom Flu&szlig; wurde festgesetzt ... Viele tausend armenische Familien wurden teils mit Gewalt, teils durch priesterlichen Einflu&szlig; aus den t&uuml;rkischen Provinzen in Asien auf das Gebiet des Zaren getrieben ... Seine eigenen Untertanen in der T&uuml;rkei befreite der Zar von jeder Verantwortlichkeit gegen die Landesbeh&ouml;rden und legte der Pforte unter dem Titel einer Entsch&auml;digung f&uuml;r Kriegsausgaben und Handelsverluste eine ungeheure Schuldenlast auf; endlich behielt er die Moldau, Walachei und Silistria als Pfand f&uuml;r die Bezahlung zur&uuml;ck ... Nachdem Ru&szlig;land durch diesen Vertrag die T&uuml;rkei zur Annahme des Protokolls vom 22. M&auml;rz gezwungen hatte, wonach der Sultan die Suzer&auml;nit&auml;t &uuml;ber Griechenland und einen j&auml;hrlichen Tribut von diesem Lande erhalten sollte, gebrauchte Ru&szlig;land seinen ganzen Einflu&szlig;, um Griechenland die Unabh&auml;ngigkeit zu verschaffen. Wirklich wurde Griechenland als unabh&auml;ngiger Staat erkl&auml;rt und der Graf Kapodistrias, ein ehemaliger russischer Minister, zum Pr&auml;sidenten ernannt."</P>
</FONT><P>Dies sind die Tatsachen. Sehen wir uns an, was Lord Palmerstons Meisterhand f&uuml;r ein Gem&auml;lde daraus fabriziert:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist vollkommen richtig, da&szlig; der Russisch-T&uuml;rkische Krieg aus Vertragsbr&uuml;chen und &Uuml;bergriffen entstand, die sich die T&uuml;rkei gegen Ru&szlig;lands Handel und Ru&szlig;lands Rechte zuschulden kommen lie&szlig;." (Unterhaus, 16. Februar 1830.)</P>
</FONT><P>Als Palmerston zur Inkarnation eines Whig-Ministers der Ausw&auml;rtigen Angelegenheiten wurde, kam es noch besser:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das ehrenwerte und tapfere Mitglied des Hauses" (Oberst Evans) "hat Ru&szlig;lands Vorgehen so hingestellt, als ob es seit 1815 bis zum heutigen Tage in unver&auml;nderlicher Angriffsstellung gegen die &uuml;brigen Staaten beharre. Er wies besonders auf die Kriege Ru&szlig;lands mit Persien und der T&uuml;rkei hin. Ru&szlig;land war in keinem der beiden F&auml;lle der Angreifer, und wenn auch eine Vergr&ouml;&szlig;erung seiner Macht die Folge des persischen Krieges war, so war das doch nicht von Ru&szlig;land beabsichtigt gewesen ... Auch im t&uuml;rkischen Feldzug war Ru&szlig;land nicht der Angreifer. Ich will das Haus nicht durch die Aufz&auml;hlung aller Provokationen erm&uuml;den, die sich die T&uuml;rkei gegen Ru&szlig;land zuschulden kommen lie&szlig;; aber es l&auml;&szlig;t sich nicht leugnen, da&szlig; sie russische Untertanen <A NAME="S368"><B>&lt;368&gt;</A></B> von ihrem Gebiet verbannte, russische Schiffe festhielt, alle Artikel des Vertrags von Akkerman nicht einhielt und, nach gemachten Vorhaltungen, die S&uuml;hne daf&uuml;r verweigerte. Wenn es also je gerechte Gr&uuml;nde f&uuml;r einen Krieg gab, so hatte sie Ru&szlig;land f&uuml;r den Krieg mit der T&uuml;rkei. Trotzdem eignete es sich, wenigstens in Europa, keine neuen Gebiete an. Ich wei&szlig; wohl, da&szlig; gewisse Punkte andauernd besetzt waren" - (die Moldau und Walachei sind nur Punkte, und die M&uuml;ndungen der Donau sind nur Lappalien!) - "und da&szlig; einige Nebenerwerbungen am Schwarzen Meer in Asien gemacht wurden. Aber Ru&szlig;land war mit den anderen europ&auml;ischen M&auml;chten dahin &uuml;bereingekommen. da&szlig; ein Erfolg in diesem Krieg zu keinerlei Gebietsvergr&ouml;&szlig;erung Ru&szlig;lands in Europa f&uuml;hren sollte." (Unterhaus, 7. August 1832.)</P>
</FONT><P>Ihre Leser werden es jetzt begreifen, wenn Sir Robert Peel dem edlen Lord in &ouml;ffentlicher Sitzung des Hauses erkl&auml;rte, "er wisse nicht, wessen Vertreter er eigentlich sei".</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A3">Artikel III</A></FONT> <A NAME="Z5"><A HREF="me09_353.htm#M5">&lt;5&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 79 vom 5. November 1853]</P>
</FONT><P>Der edle Viscount ist allgemein als der ritterliche Besch&uuml;tzer Polens bekannt und wird nie verfehlen, seinen schmerzlichen Gef&uuml;hlen f&uuml;r Polen vor der Deputation Ausdruck zu geben, die ihm allj&auml;hrlich einmal der "dear, dully, deadly" Dudley Stuart &lt;"der gute, zum Sterben langweilige" Dudley Stuart&gt; vorf&uuml;hrt,</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S369">&lt;369&gt;</A></B> "jener treffliche Mann, der Reden h&auml;lt, Resolutionen fabriziert, &uuml;ber Adressen abstimmt, Deputationen anf&uuml;hrt, zu jeder Zeit das notwendige Ma&szlig; von Vertrauen in das notwendige Individuum hat und der, wenn erforderlich, auch seine drei Hurras auf die K&ouml;nigin ausbringt".</P>
</FONT><P>Als Lord Palmerston im November 1830 sein Amt antrat, waren die Polen bereits seit etwa einem Monat unter Waffen. Am 8. August 1831 legte Herr Hunt dem Hause eine Petition der Westminster Union zugunsten der Polen vor, die zugleich "die Entlassung Lord Palmerstons aus dem Kabinett Seiner Majest&auml;t" forderte. Herr Hume stellte an demselben Tage fest, er entnehme aus dem Schweigen des edlen Lords, da&szlig; die Regierung "f&uuml;r die Polen nichts zu tun gedenke und sie auf Gnade und Ungnade den Russen &uuml;berlassen wolle". Darauf erwiderte Lord Palmerston,</P>
<FONT SIZE=2><P>"alle wie immer gearteten Verpflichtungen, die durch bestehende Vertrage auferlegt w&auml;ren, w&uuml;rden jederzeit der Aufmerksamkeit der Regierung sicher sein"</P>
</FONT><P>Worin bestanden seiner Meinung nach die Verpflichtungen, die England durch bestehende Vertr&auml;ge auferlegt wurden? Er sagt es uns selbst:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Anspr&uuml;che Ru&szlig;lands auf den Besitz von Polen tragen das Datum des Wiener Vertrags." (Unterhaus, 9. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Aber dieser Vertrag macht den Besitz von Polen abh&auml;ngig von der Einhaltung der polnischen Konstitution durch den Zaren. Jedoch,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die blo&szlig;e Tatsache, da&szlig; England Partner des Wiener Vertrags sei, ist noch nicht gleichbedeutend mit Englands B&uuml;rgschaft daf&uuml;r, da&szlig; Ru&szlig;land diesen Vertrag nicht brechen werde". (Unterhaus, 25. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>D.h., man kann f&uuml;r einen Vertrag b&uuml;rgen, ohne f&uuml;r dessen Einhaltung zu b&uuml;rgen. Das ist derselbe Grundsatz, den die Mail&auml;nder dem Kaiser Barbarossa gegen&uuml;ber vertraten: "Wir schworen zwar den Eid, doch schworen wir nicht, ihn zu halten."</P>
<P>In einer Hinsicht war der Wiener Vertrag immerhin zu etwas gut. Er gab der britischen Regierung als einer der vertragschlie&szlig;enden M&auml;chte</P>
<FONT SIZE=2><P>"das Recht, eine Ansicht &uuml;ber jede Handlung, die einen Bruch jenes Vertrags in sich schlo&szlig;, zu haben und zu &auml;u&szlig;ern ... Die vertragschlie&szlig;enden M&auml;chte des Wiener Vertrags hatten ein Recht, von Ru&szlig;land zu fordern, da&szlig; die Konstitution Polens nicht angetastet werde, und dies war eine Ansicht, die ich der russischen Regierung gegen&uuml;ber durchaus nicht verhehlt habe. Ich teilte sie dieser Regierung schon anticipando noch vor der Einnahme Warschaus mit und noch ehe das Resultat der Feindseligkeiten bekannt wurde. Ich teilte sie ihr nochmals mit, als Warschau fiel. Die russische Regierung war dar&uuml;ber allerdings anderer Meinung." (Unterhaus, 9. Juli 1833.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S370">&lt;370&gt;</A></B> Er hatte also mit Ruhe den Fall Polens vorweggenommen und diese g&uuml;nstige Gelegenheit dazu ausgen&uuml;tzt, eine Ansicht &uuml;ber gewisse Artikel des Wiener Vertrags zu haben und zu &auml;u&szlig;ern, &uuml;berzeugt davon da&szlig; der gro&szlig;m&uuml;tige Zar blo&szlig; warte, bis das polnische Volk durch seine bewaffnete Macht g&auml;nzlich zerschmettert sei, um dann einer Konstitution zu huldigen, die er mit F&uuml;&szlig;en getreten hatte, als das Volk noch volle Widerstandskraft besa&szlig;. Gleichzeitig klagte der edle Lord die Polen an,</P>
<FONT SIZE=2><P>"den unerw&uuml;nschten und seiner Meinung nach <I>nicht zu rechtfertigenden</I> Schritt der Entthronung des Kaisers getan zu haben". (Unterhaus, 9. Juli 1833.)</P>
<P>"Er k&ouml;nne auch versichern, da&szlig; die Polen die Angreifer gewesen seien, denn sie h&auml;tten den Streit begonnen." (Unterhaus, 7. August 1832.)</P>
</FONT><P>Als die Bef&uuml;rchtungen, Polen k&ouml;nne vernichtet werden, immer allgemeiner und beunruhigender wurden, erkl&auml;rte er,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Vernichtung Polens sei sowohl <I>moralisch </I>als <I>politisch </I>so vollkommen undurchf&uuml;hrbar, da&szlig; er glaube, jede Bef&uuml;rchtung eines derartigen Versuchs sei &uuml;berfl&uuml;ssig". (Unterhaus, 28. Juni 1832.)</P>
</FONT><P>Als man ihn sp&auml;ter daran erinnerte, da&szlig; solche unbestimmten Erwartungen ge&auml;u&szlig;ert worden seien, versicherte er, man habe ihn mi&szlig;verstanden. Er h&auml;tte sich nicht im politischen, sondern im allgemeinen Sinne des Wortes so ausgedr&uuml;ckt und gemeint, da&szlig; der russische Kaiser nicht imstande sei, </P>
<P>"<I><FONT SIZE=2>nominell oder tats&auml;chlich </I>so viele Millionen Menschen auszutilgen, als das polnische K&ouml;nigreich in seinem geteilten Zustande enthalte". (Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Als das Unterhaus versuchte, sich in den Kampf der Polen einzumischen, berief er sich auf seine Verantwortlichkeit als Minister. Und als man vor vollzogenen Tatsachen stand, erkl&auml;rte er k&uuml;hl, </P>
<FONT SIZE=2><P>"kein Votum dieses Hauses k&ouml;nnte auch nur im entferntesten die Wirkung haben, Ru&szlig;lands Entschlu&szlig; umzusto&szlig;en". (Unterhaus, 9. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Als die Greueltaten der Russen nach dem Fall von Warschau &ouml;ffentlich ger&uuml;gt wurden, erbat er von dem Hause eine zartere Behandlung des russischen Kaisers und erkl&auml;rte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"niemand k&ouml;nne mehr als er die in der Debatte gefallenen Ausdr&uuml;cke bedauern" (Unterhaus, 28. Juni 1832) und "der jetzige Kaiser von Ru&szlig;land sei ein Mann von erhabener, gro&szlig;m&uuml;tiger Denkungsart" - und "wenn F&auml;lle vorgekommen sind, in denen sich die russische Regierung unziemliche Grausamkeit gegen die Polen habe zuschulden kommen lassen, m&uuml;sse man das als Beweis daf&uuml;r ansehen, da&szlig; die Macht des russischen Kaisers eine begrenzte sei und da&szlig; der Kaiser in diesen F&auml;llen dem Einflu&szlig; anderer gehorchte und nicht den Regungen seiner eigenen nat&uuml;rlichen Gef&uuml;hle". (Unterhaus, 9. Juli 1833.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S371">&lt;371&gt;</A></B> Als einerseits Polens Geschick besiegelt war, andrerseits die Aufl&ouml;sung des T&uuml;rkischen Reichs infolge der Rebellion Mechmed Alis unmittelbar drohte, gab er dem Hause die Versicherung, "da&szlig; die Dinge im allgemeinen sich recht befriedigend entwickelten". (Unterhaus, 26. Januar 1832.)</P>
<P>Als ein Antrag auf finanzielle Unterst&uuml;tzung der polnischen Fl&uuml;chtlinge einging,</P>
<FONT SIZE=2><P>"war es ihm &auml;u&szlig;erst peinlich, sich dem Vorschlag der Gew&auml;hrung von Geldmitteln an diese Individuen zu widersetzen, denn das nat&uuml;rliche, spontane Empfinden m&uuml;sse doch jeden gro&szlig;m&uuml;tigen Menschen zu deren Bewilligung dr&auml;ngen; aber es sei mit seiner Pflicht unvereinbar, eine Unterst&uuml;tzung dieser ungl&uuml;cklichen Leute durch Geldmittel zu beantragen". (Unterhaus, 25. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Dieser selbe weichherzige Mann hatte, wie wir bald noch sehen werden, insgeheim die Kosten f&uuml;r Polens Fall zu einem gro&szlig;en Teil aus der Tasche des britischen Volkes bestritten.</P>
<P>Der edle Lord gab sich alle erdenkliche M&uuml;he, keine offizielle aktenm&auml;&szlig;ige Mitteilung &uuml;ber die polnische Katastrophe vor das Parlament kommen zu lassen. Dennoch gelangten Darstellungen des Sachverhalts ins Unterhaus, die er nicht einmal zu widerlegen f&uuml;r notwendig fand und die &uuml;ber seine Rolle in jener verh&auml;ngnisvollen Zeit keinen Zweifel lassen.</P>
<P>Nachdem die polnische Revolution ausgebrochen war, verlie&szlig; der &ouml;sterreichische Konsul Warschau nicht, und die &ouml;sterreichische Regierung ging so weit, einen polnischen Agenten, Herrn Walewski, nach Paris zu schicken, der die Mission hatte, mit den Regierungen von England und Frankreich &uuml;ber die Wiederherstellung eines polnischen K&ouml;nigtums zu verhandeln. Der Hof der Tuilerien erkl&auml;rte, "er sei bereit, sich England anzuschlie&szlig;en, wenn es dem Plan zustimmte". Lord Palmerston wies das Anerbieten zur&uuml;ck, 1831 schlug Herr von Talleyrand, der franz&ouml;sische Gesandte am Hofe von Saint James, einen Plan des gemeinsamen Vorgehens f&uuml;r Frankreich und England vor, erhielt aber von dem edlen Lord eine deutliche Absage und eine schriftliche Note des Inhalts,</P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; eine g&uuml;tliche Vermittlung in der polnischen Frage von Ru&szlig;land abgelehnt werden w&uuml;rde; da&szlig; die M&auml;chte soeben ein &auml;hnliches Angebot Frankreichs abgelehnt h&auml;tten; da&szlig; die beiden H&ouml;fe von Frankreich und England im Falle einer Weigerung Ru&szlig;lands nur mit Gewalt intervenieren k&ouml;nnten und da&szlig; die herzlichen und zufriedenstellenden Beziehungen zwischen den Kabinetten von Saint James und St. Petersburg Seiner Majest&auml;t dem K&ouml;nig eine derartige Einmischung nicht gestatteten. Die Zeit sei <I>noch nicht </I>gekommen, wo ein derartiger Schritt mit Erfolg gegen den Willen eines Herrschers unternommen werden d&uuml;rfe, dessen <I>Rechte unanfechtbare seien</I>."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S372">&lt;372&gt;</A></B> Damit nicht genug. Am 23. Februar 1848 gab Herr Anstey im Unterhaus folgende Erkl&auml;rung ab:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Schweden r&uuml;stet seine Flotte, um zugunsten Polens einen Scheinangriff zu unternehmen und um seine Provinzen in der Ostsee wiederzugewinnen, die ihm im letzten Krieg so ungerechterweise entrissen worden sind. Unser Botschafter am schwedischen Hofe erhielt von dem edlen Lord Instruktionen im entgegengesetzten Sinn, und Schweden unterbrach seine R&uuml;stungen. Der persische Hof hatte in der gleichen Absicht eine Armee unter dem Befehl des persischen Kronprinzen abgeschickt, die sich seit drei Tagen auf dem Marsch an die russische Grenze befindet. Der Legationssekret&auml;r am Hof von Teheran, Sir John McNeill, folgte dem Prinzen und holte ihn trotz einer Distanz von drei Tagereisen vom Hauptquartier aus ein, um gem&auml;&szlig; den Instruktionen des edlen Lords und im Namen Englands Persien mit Krieg zu drohen, wenn der Prinz noch einen Schritt weiter gegen die russische Grenze vorr&uuml;cke. Die gleichen Mittel wendete der edle Lord an, um die T&uuml;rkei daran zu hindern, ihrerseits den Krieg wieder zu beginnen."</P>
</FONT><P>Als Oberst Evans die Vorweisung von Akten verlangte, aus denen hervorginge, da&szlig; Preu&szlig;en seine vorgebliche Neutralit&auml;t im Russisch-Polnischen Krieg gebrochen habe, erwiderte Lord Palmerston,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Minister unseres Landes haben diesen Kampf nicht ohne das tiefste Bedauern mitangesehen, und sie sind voller Befriedigung, ihn beendet zu sehen". (Unterhaus, 16. August 1831.)</P>
</FONT><P>Nat&uuml;rlich w&uuml;nschte er ihn so schnell als m&ouml;glich beendet zu sehen, und Preu&szlig;en teilte seine Gef&uuml;hle.</P>
<P>Bei einer sp&auml;teren Gelegenheit res&uuml;mierte Herr H. Gally Knight das ganze Vorgehen des edlen Lords, soweit es sich um den polnischen Aufstand handelt, in folgenden S&auml;tzen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sobald Ru&szlig;land in Frage kommt, tritt in dem Vorgehen des edlen Lords eine <I>eigent&uuml;mliche Inkonsequenz </I>zutage ... In der polnischen Frage hat uns der edle Lord immer und immer wieder entt&auml;uscht; erinnern wir uns, wie der edle Lord, als man in ihn drang, sich f&uuml;r die Sache der Polen einzusetzen, wohl die Gerechtigkeit der Sache, die Berechtigung unserer Klagen zugab. Aber, sagte er: Haltet euch nur jetzt zur&uuml;ck, soeben ist ein Gesandter von bekannter liberaler Gesinnung auf dem Weg zu unterhandeln; ihr k&ouml;nnt euch darauf verlassen, da&szlig; wir schon das Richtige tun werden. Ihr w&uuml;rdet seine Verhandlungen nur st&ouml;ren, wenn ihr die Macht erz&uuml;rntet, mit der er zu tun haben wird. Seid daher vern&uuml;nftig, folgt meinem Rat und seid versichert, damit wird viel erreicht werden Wir lie&szlig;en uns mit diesen Zusicherungen abspeisen, der liberale Gesandte reiste ab; ob er aber je in der Sache etwas getan, haben wir nie erfahren. Alles, was wir erreichten, sind die sch&ouml;nen Worte des edlen Lords und keine Resultate." (Unterhaus, 13. Juli 1840.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S373">&lt;373&gt;</A></B> Als das sogenannte K&ouml;nigreich Polen von der europ&auml;ischen Landkarte verschwunden war, blieb noch in der freien Stadt Krakau ein wunderliches &Uuml;berbleibsel polnischer nationaler Unabh&auml;ngigkeit zur&uuml;ck. Zar Alexander hatte w&auml;hrend der allgemeinen Anarchie, die dem Sturze des franz&ouml;sischen Kaiserreichs gefolgt war, das Herzogtum Warschau nicht erobert, sondern sich seiner einfach bem&auml;chtigt und w&uuml;nschte es nat&uuml;rlich zu behalten, zusammen mit Krakau, das durch Bonaparte dem Herzogtum einverleibt worden war. &Ouml;sterreich, zu dessen Besitz einst Krakau geh&ouml;rte, wollte es zur&uuml;ck haben. Als der Zar sah, er k&ouml;nne es nicht behalten, schlug er vor, es zur freien Stadt zu machen, da er nat&uuml;rlich nicht wollte, da&szlig; es an &Ouml;sterreich k&auml;me. Im Artikel VI des Wiener Vertrags wurde daher festgesetzt, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Stadt Krakau mit ihrem Gebiet f&uuml;r immer eine freie, unabh&auml;ngige und streng neutrale Stadt unter dem Protektorat Ru&szlig;lands, &Ouml;sterreichs und Preu&szlig;ens sein solle", </P>
</FONT><P>und im Artikel IX</P>
<FONT SIZE=2><P>"verpflichten sich die Regierungen Ru&szlig;lands, &Ouml;sterreichs und Preu&szlig;ens, die Neutralitat Krakaus und seines Gebiets als freie Stadt zu respektieren und immer respektieren zu lassen. <I>Keine bewaffnete Macht darf dort unter was immer f&uuml;r einem Vorwand einr&uuml;cken.</I>"</P>
</FONT><P>Unmittelbar nach der Beendigung des polnischen Aufstands von 1830/31 zogen pl&ouml;tzlich russische Truppen in Krakau ein, und diese Okkupation dauerte zwei Monate. Doch wurde dies als eine vor&uuml;bergehende, durch den Krieg notwendig gemachte Ma&szlig;nahme betrachtet und war im Sturm und Drang jener Zeiten bald vergessen.</P>
<P>1836 wurde Krakau wieder von &ouml;sterreichischen, russischen und preu&szlig;ischen Truppen okkupiert, um, wie es hie&szlig;, die Beh&ouml;rden Krakaus zu zwingen, diejenigen Personen auszuliefern, die an der polnischen Revolution vor f&uuml;nf Jahren teilgenommen hatten. Die Konstitution Krakaus wurde abgeschafft, und die drei dort residierenden Konsuln ma&szlig;ten sich die h&ouml;chste Autorit&auml;t an; die Polizei wurde &ouml;sterreichischen Spionen anvertraut, der Senat gest&uuml;rzt, die Gerichte suspendiert, die Universit&auml;t durch das Verbot der Immatrikulation von Studenten aus den benachbarten Provinzen lahmgelegt und der Handel der freien Stadt mit den umgebenden L&auml;ndern zerst&ouml;rt.<A NAME="Z6"><A HREF="me09_353.htm#M6">&lt;6&gt;</A></A></P>
<B><P><A NAME="S374">&lt;374&gt;</A></B> Als der edle Viscount am 18. M&auml;rz 1836 wegen der Okkupation Krakaus interpelliert wurde, erkl&auml;rte er sie f&uuml;r eine nur vor&uuml;bergehende Erscheinung. Die Art, wie er das Vorgehen seiner drei n&ouml;rdlichen Alliierten darlegte, erschien ihm selbst so besch&ouml;nigend und lobrednerisch, da&szlig; er pl&ouml;tzlich den glatten Flu&szlig; seiner Rede unterbrach, um feierlich zu erkl&auml;ren:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich stehe nicht hier, um Ma&szlig;nahmen zu verteidigen, die ich im Gegenteil verurteilen und verdammen <I>mu&szlig;</I>. Ich habe diese Tatsachen nur erw&auml;hnt, weil sie, wenn sie auch die gewaltsame Okkupation von Krakau nicht entschuldigen, doch vielleicht eine Rechtfertigung daf&uuml;r geben usw. ..."</P>
</FONT><P>Er gab zu, da&szlig; der Wiener Vertrag die drei M&auml;chte verpflichtete, ohne vorherige Einwilligung Englands keinen wie immer gearteten Schritt zu unternehmen.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Jedoch k&ouml;nne man mit Recht von ihnen sagen, da&szlig; sie der Gerechtigkeitsliebe und dem geraden Sinn dieses Landes <I>unwillk&uuml;rlich </I>ihren Tribut zollten, als sie voraussetzten, da&szlig; wir einem solchen Vorgehen niemals zustimmen w&uuml;rden."</P>
</FONT><P>Herr Patrick Stewart jedoch war darauf gekommen, da&szlig; es bessere Mittel zur Erhaltung Krakaus g&auml;be als die blo&szlig;e "Enthaltung von Protesten", und brachte am 20. April 1836 einen Antrag ein, wonach die Regierung angewiesen werden sollte, einen Konsul als Vertreter in die freie Stadt Krakau zu senden, da von den drei n&ouml;rdlichen M&auml;chten sich ebenfalls drei Konsuln dort bef&auml;nden. Die gleichzeitige Ankunft eines franz&ouml;sischen und eines englischen Konsuls in Krakau h&auml;tte die Bedeutung eines politischen Ereignisses <A NAME="Z7"><A HREF="me09_353.htm#M7">&lt;7&gt;</A></A> gehabt. Als der edle Viscount sah, da&szlig; die Majorit&auml;t des Hauses dem Antrag g&uuml;nstig gestimmt war, veranla&szlig;te er Herrn Stewart, ihn zur&uuml;ckzuziehen, indem er die feierliche Zusage gab, da&szlig; "die Regierung beabsichtige, einen Konsularagenten nach Krakau zu schicken". Als Lord Dudley Stuart ihn am 22. M&auml;rz 1837 wegen dieses Versprechens interpellierte, antwortete der edle Lord, "er habe seine Absicht ge&auml;ndert; er habe keinen Konsularagenten nach Krakau geschickt und beabsichtige auch im gegenw&auml;rtigen Augenblick nicht, es zu tun." Als Lord Dudley Stuart ank&uuml;ndigte, er werde interpellieren, um aktenm&auml;&szlig;ige Aufkl&auml;rung &uuml;ber diese sonderbare Transaktion zu bekommen, ver- <A NAME="S375"><B>&lt;375&gt;</A></B> eitelte der edle Viscount diese Interpellation einfach dadurch, da&szlig; er kurzerhand wegblieb und eine Ausz&auml;hlung des Hauses notwendig wurde.<A NAME="Z8"><A HREF="me09_353.htm#M8">&lt;8&gt;</A></A></P>
<P>Die "zeitweilige" Okkupation Krakaus dauerte auch noch 1840 fort, und die Bev&ouml;lkerung richtete daher an die Regierungen Frankreichs und Englands ein Memorandum, das unter anderem folgenden Passus enth&auml;lt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Ungl&uuml;ck, das die freie Stadt Krakau und ihre Bewohner heimgesucht hat, hat einen derartigen Umfang angenommen, da&szlig; die Unterzeichneten f&uuml;r sich und ihre Mitb&uuml;rger keine andere Zuflucht mehr sehen als bei den erlauchten Regierungen von Frankreich und England. Die Situation, in der sie sich gegenw&auml;rtig befinden, berechtigt sie, sich an alle jene M&auml;chte zu wenden, die den Wiener Vertrag mitunterschrieben haben."</P>
</FONT><P>Als der edle Viscount am 13. Juli 1840 wegen dieser Krakauer Petition befragt wurde, erkl&auml;rte er:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Zwischen &Ouml;sterreich und der britischen Regierung ist die R&auml;umung Krakaus nur mehr eine Frage der Zeit."</P>
</FONT><P>Was den Bruch des Wiener Vertrags anbelangt,</P>
<FONT SIZE=2><P>"so g&auml;be es keine M&ouml;glichkeit, Englands Ansichten gewaltsam durchzusetzen, selbst wenn dieses Land bereit w&auml;re, zu den Waffen zu greifen, denn Krakau sei augenscheinlich ein Ort, wo eine englische Aktion unm&ouml;glich stattfinden k&ouml;nne".</P>
</FONT><P>Man beachte, da&szlig; zwei Tage nach dieser Erkl&auml;rung der edle Lord mit Ru&szlig;land, &Ouml;sterreich und Preu&szlig;en einen Vertrag schlo&szlig;, der der englischen Flotte das Schwarze Meer versperrte, vielleicht damit auch dort keine englische Aktion sich entfalten k&ouml;nne. Genau zu derselben Zeit erneuerte der edle Lord die Heilige Allianz Englands mit diesen M&auml;chten gegen Frankreich. &Uuml;ber die Handelsverluste, die England infolge der Okkupation von Krakau erlitt, lie&szlig; sich der edle Lord folgenderma&szlig;en aus: "der allgemeine Export <I>nach Deutschland </I>ist nicht gesunken", worauf Sir Robert Peel richtig bemerkte, das habe mit Krakau gar nichts zu tun. Zu seinen wirklichen Absichten in dieser Angelegenheit und auch betreffs der Entsendung eines Konsularagenten nach Krakau erwiderte Palmerston:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Art, wie seine ungl&uuml;ckselige Erkl&auml;rung, einen britischen Konsul nach Krakau zu berufen, von den Mitgliedern der Opposition benutzt worden sei" (eine Erkl&auml;rung, <A NAME="S376"><B>&lt;376&gt;</A></B> zu der sich der edle Lord 1836 gedr&auml;ngt gesehen hatte, um einem Tadel durch ein ihm feindliches Parlament zu entgehen), "berechtige ihn dazu, auf eine derartige Frage jede Antwort zu verweigern, die ihn wieder &auml;hnlichen ungerechtfertigten Angriffen aussetzen k&ouml;nnte."</P>
</FONT><P>Am 17. August 1846 erkl&auml;rte er, </P>
<FONT SIZE=2><P>"es h&auml;nge nicht von der Anwesenheit eines Konsularagenten in Krakau ab, ob der Wiener Vertrag durch die Gro&szlig;m&auml;chte Europas eingehalten und durchgef&uuml;hrt werde oder nicht".</P>
</FONT><P>Am 28. Januar 1847, als man von Palmerston neuerdings aktenm&auml;&szlig;ige Belege daf&uuml;r verlangte, warum die <I>Berufung </I>eines britischen Konsuls nach Krakau <I>nicht </I>erfolgt sei, erkl&auml;rte er,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Angelegenheit habe <I>keinen unbedingten </I>Zusammenhang mit der Diskussion &uuml;ber die Einverleibung Krakaus, und er s&auml;he keinen Nutzen in der Wiederaufnahme einer erregten Debatte &uuml;ber einen Gegenstand, der <I>nur vor&uuml;bergehendes Interesse bes&auml;&szlig;e</I>".</P>
</FONT><P>Er blieb also der Ansicht treu, die er schon am 17. M&auml;rz 1837 &uuml;ber die Vorlegung von Staatsdokumenten ge&auml;u&szlig;ert hatte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn die Dokumente mit Fragen zusammenhingen, die noch zur Diskussion stehen, so ist ihre Vorlegung gef&auml;hrlich; beziehen sie sich auf Fragen, die schon erledigt sind, so sind sie entschieden nicht mehr von Nutzen."</P>
</FONT><P>Und doch war die britische Regierung durch ihren Konsul in Warschau, Oberst Duplat, sehr genau &uuml;ber die Bedeutung informiert, die Krakau nicht nur in politischer, sondern auch in kommerzieller Hinsicht hat. Dieser berichtete:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Krakau ist seit seiner Erhebung zu einem unabh&auml;ngigen Staat immer das Depot sehr bedeutender Quantit&auml;ten von englischen Waren gewesen, die vom Schwarzen Meer, von der Moldau und Galizien und sogar &uuml;ber Triest hingesandt wurden und die sp&auml;ter ihren Weg in die umliegenden L&auml;nder fanden. Im Laufe der Zeit fand es Anschlu&szlig; an die gro&szlig;en Eisenbahnlinien B&ouml;hmens, Preu&szlig;ens, &Ouml;sterreichs ... Auch ist es das Zentrum der wichtigen Eisenbahnverbindung zwischen der Adria und der Ostsee. Es wird gleicherweise in direkte Verbindung mit Warschau kommen... Da man beinahe mit Bestimmtheit voraussehen kann, da&szlig; jeder wichtige Punkt der Levante und sogar Indiens und Chinas mit der Adria in Verbindung gesetzt werden wird, so kann man nicht leugnen, da&szlig; es auch f&uuml;r England von h&ouml;chster kommerzieller Bedeutung w&auml;re, im Mittelpunkt des gro&szlig;en Eisenbahnnetzes, das den westlichen Kontinent mit dem &ouml;stlichen verbindet, eine solche Station wie Krakau zu besitzen."</P>
</FONT><P>Selbst Lord Palmerston mu&szlig;te zugeben, da&szlig; der Krakauer Aufstand im Jahre 1846 bewu&szlig;t von den drei M&auml;chten provoziert war.</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S377">&lt;377&gt;</A></B> "Ich glaube, da&szlig; der urspr&uuml;ngliche Einmarsch der &ouml;sterreichischen Truppen in Krakauer Gebiet auf ein Gesuch der Krakauer Regierung hin erfolgte. Dann aber zogen sich diese &ouml;sterreichischen Truppen zur&uuml;ck. <I>Warum </I>sie sich zur&uuml;ckzogen, ist bis heute nicht gekl&auml;rt. Mit ihnen zogen sich die Regierung und die Beh&ouml;rden Krakaus zur&uuml;ck, und die <I>unmittelbare</I> oder vielmehr die erste Konsequenz dieses R&uuml;ckzugs war die Einsetzung einer provisorischen Regierung in Krakau." (Unterhaus, 17. August 1846.)</P>
</FONT><P>Am 22. Februar 1846 besetzten die &ouml;sterreichischen Truppen, und nach ihnen die russischen und preu&szlig;ischen, Krakau. Am 26. desselben Monats erlie&szlig; der Kreishauptmann von Tarnow eine Proklamation, in der er die Bauern aufforderte, ihre Gutsherren umzubringen und ihnen daf&uuml;r "eine angemessene Belohnung in Geld" versprach. Dieser Proklamation folgten die galizischen Exzesse und das Massaker von etwa zweitausend Gutsbesitzern. Am 12. M&auml;rz erschien die &ouml;sterreichische Proklamation an die "getreuen Galizier, die sich zur Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung erhoben und die Feinde der Ordnung vernichtet hatten". In der offiziellen Gazette vom 28. April erkl&auml;rte F&uuml;rst Friedrich von Schwarzenberg, da&szlig; "die Handlungen, die geschehen waren, von der &ouml;sterreichischen Regierung <I>autorisiert </I>worden seien", die nat&uuml;rlich nach einem gemeinsamen Plan mit Ru&szlig;land und mit Preu&szlig;en, dem Lakaien des Zaren, vorging. Nach allen diesen Sch&auml;ndlichkeiten hielt es Lord Palmerston f&uuml;r geraten, im Unterhaus folgende Erkl&auml;rung abzugeben:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich habe eine viel zu hohe Meinung von dem Gerechtigkeitssinn der Regierungen &Ouml;sterreichs, Ru&szlig;lands und Preu&szlig;ens, um nicht anzunehmen, da&szlig; sie Krakau so behandeln werden, wie es behandelt zu werden vertragspflichtig berechtigt ist." (Unterhaus, 17. August 1846.)</P>
</FONT><P>Dem edlen Lord war es damals lediglich darum zu tun, das Parlament, dessen Session eben zu Ende ging, loszuwerden. Er versicherte dem Unterhaus, "da&szlig; von seiten der britischen Regierung alles geschehen werde, um den Forderungen des Wiener Vertrags den geb&uuml;hrenden Respekt zu verschaffen". Als aber Herr Hume seine Zweifel dar&uuml;ber &auml;u&szlig;erte, "da&szlig; es Lord Palmerstons <I>Absicht </I>sei, die Zur&uuml;ckziehung der russischen und &ouml;sterreichischen Truppen aus Krakau zu veranlassen", ersuchte der edle Lord das Haus, diesen Behauptungen Herrn Humes keine Bedeutung beizumessen. Er sei viel besser informiert und &uuml;berzeugt, da&szlig; die Okkupation von Krakau blo&szlig; eine <I>"zeitweilige" </I>sei. Als das Parlament von 1846 in derselben Manier abgefertigt war, wie er es sp&auml;ter mit dem Parlament von 1853 machte, erfolgte prompt am 11. November 1846 die &ouml;sterreichische Proklamation, durch die Krakau dem &ouml;sterreichischen Staatsgebiet einverleibt wurde. Als sich am 19. Januar 1847 <A NAME="S378"><B>&lt;378&gt;</A></B> das Parlament wieder versammelte, erfuhr es durch die Thronrede, da&szlig; Krakau dahin sei, da&szlig; jedoch daf&uuml;r ein Protest des tapferen Palmerston zur&uuml;ckgeblieben sei. Um aber diesem Protest von vornherein jeden Schein einer Bedeutung zu nehmen, trachtete der edle Lord zu eben derselben Zeit wegen der spanischen Heiraten England in einen Streit mit Frankreich zu verwickeln, der beinahe zwischen den beiden L&auml;ndern zu einem Zusammensto&szlig; gef&uuml;hrt h&auml;tte, ein Vorgehen, das von Herrn Smith O'Brien einer au&szlig;erordentlich scharfen Kritik unterzogen wurde. Die franz&ouml;sische Regierung hatte sich an Palmerston gewandt, um sich seiner Mitwirkung bei einem gemeinsamen Protest gegen die Einverleibung Krakaus zu versichern. Darauf erwiderte Lord Normanby gem&auml;&szlig; den Instruktionen des edlen Viscount, die Gewalttat, die sich &Ouml;sterreich durch die Annektierung Krakaus habe zuschulden kommen lassen, sei nicht gr&ouml;&szlig;er als die Frankreichs, das eine Heirat des Herzogs von Montpensier mit der spanischen Infantin arrangiert habe - das eine sei ein Bruch des Wiener Vertrags, das andere ein Bruch des Utrechter Vertrags. Nun war der Vertrag von Utrecht, obwohl 1782 erneuert, durch den Antijakobinerkrieg endg&uuml;ltig abgeschafft und daher seit 1792 ganz au&szlig;er Wirksamkeit getreten. Niemand im Hause wu&szlig;te das besser als der edle Lord, der anl&auml;&szlig;lich der Debatten &uuml;ber die Blockaden von Mexiko und Buenos Aires dem Hause selbst mitgeteilt hatte, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Bestimmungen des Utrechter Vertrags l&auml;ngst durch die Wechself&auml;lle des Krieges erloschen seien, mit Ausnahme einer einzigen Klausel bez&uuml;glich der Grenzen Brasiliens und Franz&ouml;sisch-Guayanas, einer Klausel, die ausdr&uuml;cklich dem Wiener Vertrag einverleibt worden sei".</P>
</FONT><P>Wir m&uuml;ssen uns noch mit den Bem&uuml;hungen besch&auml;ftigen, die der edle Lord zur Abwehr der &Uuml;bergriffe Ru&szlig;lands auf Polen unternommen hatte.</P>
<P>Zwischen England, Holland und Ru&szlig;land existierte einst ein sonderbares &Uuml;bereinkommen, die sogenannte <I>russisch-holl&auml;ndische Anleihe</I>. W&auml;hrend des Antijakobinerkrieges kontrahierte der Zar Alexander bei den Herren Hope &amp; Co. in Amsterdam eine Anleihe. Nach dem Fall Napoleons erbot sich der K&ouml;nig der Niederlande &lt;Wilhelm I.&gt;, "der sich den verb&uuml;ndeten M&auml;chten f&uuml;r die Befreiung seines Landes erkenntlich zeigen wollte" wie auch f&uuml;r die Annexion Belgiens, auf das er nicht den geringsten Anspruch hatte, einen Vertrag mit Ru&szlig;land zu schlie&szlig;en, durch den er sich verpflichtete, die 25 Millionen Gulden, die Ru&szlig;land den Herren Hope &amp; Co. schuldete, ratenweise zu bezahlen; die anderen M&auml;chte hatten zugunsten Ru&szlig;lands, das eben in gr&ouml;&szlig;ter <A NAME="S379"><B>&lt;379&gt;</A></B> Geldklemme stak, auf ihre Anspr&uuml;che verzichtet. Wohl um seinen Raub der holl&auml;ndischen Kolonien am Kap der Guten Hoffnung sowie Demararas, Essequibos und Berbices zu bem&auml;nteln, schlo&szlig; sich England diesem Vertrag an und verpflichtete sich, einen bestimmten Teil der Ru&szlig;land zugestandenen Subsidien zu bezahlen. Diese Bestimmung wurde in den Wiener Vertrag aufgenommen, aber unter der <I>ausdr&uuml;cklichen Bedingung</I>, "da&szlig; die Zahlung aufh&ouml;re, wenn die Union zwischen Holland und Belgien fr&uuml;her auseinanderginge, als die ganze Schuld liquidiert sei". Als sich nun Belgien durch eine Revolution von Holland l&ouml;ste, weigerte sich Holland selbstverst&auml;ndlich, seinen Teil an Ru&szlig;land weiter zu zahlen <A NAME="Z9"><A HREF="me09_353.htm#M9">&lt;9&gt;</A></A>. Und andrerseits hatte Ru&szlig;land, wie Herr Herries im Parlament konstatierte, "auch nicht das kleinste Jota eines Anspruchs auf eine weitere Zahlung der Schuld seitens Englands". (Unterhaus, 26. Januar 1832.)</P>
<P>Lord Palmerston jedoch fand es ganz nat&uuml;rlich, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ru&szlig;land einmal daf&uuml;r bezahlt wird, weil es die Union zwischen Belgien und Holland unterst&uuml;tzt, und da&szlig; es das andere Mal bezahlt wird, weil es f&uuml;r die Trennung dieser beiden L&auml;nder eintritt". (Unterhaus, 16. Juli 1832.)</P>
</FONT><P>In tragischen T&ouml;nen flehte er um getreue Einhaltung der Vertr&auml;ge - vor allem des Wiener Vertrags; und er bem&uuml;hte sich, einen neuen Vertrag mit Ru&szlig;land durchzusetzen, datiert vom 16. November 1831, in dessen Einleitung ausdr&uuml;cklich bemerkt war, da&szlig; er geschlossen sei "in Anbetracht der allgemeinen Bestimmungen des Wiener Vertrags, die ihre volle Wirkung behalten sollen".</P>
<P>Als die Bestimmung &uuml;ber die russisch-holl&auml;ndische Anleihe in den Wiener Vertrag aufgenommen worden war, rief der Herzog von Wellington aus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das ist ein diplomatisches Meisterst&uuml;ck von Lord Castlereagh; denn nun ist Ru&szlig;land zur Einhaltung des Wiener Vertrags durch eine pekuni&auml;re Verbindlichkeit verpflichtet."</P>
</FONT><P>Als daher Ru&szlig;land durch die Okkupation Krakaus den Wiener Vertrag brach, beantragte Herr Hume, jegliche weitere Zahlung des britischen Schatzamts an Ru&szlig;land einzustellen. Der edle Viscount jedoch dachte, da&szlig;, wenn Ru&szlig;land auch das Recht habe, den Wiener Vertrag in bezug auf Polen zu <A NAME="S380"><B>&lt;380&gt;</A></B> brechen, England doch durch denselben Vertrag Ru&szlig;land gegen&uuml;ber gebunden bleiben m&uuml;sse.</P>
<P>Doch ist damit noch nicht das au&szlig;erordentliche Vorgehen des edlen Lords ersch&ouml;pft. Nachdem die belgische Revolution ausgebrochen war und ehe noch das Parlament die neue russische Anleihe genehmigt hatte, nahm Palmerston schon die Kosten des russischen Krieges gegen Polen auf sich unter dem falschen Vorwand, die alte Schuld abzuzahlen, die England 1815 kontrahiert hatte; und das, obgleich wir, gest&uuml;tzt auf die Autorit&auml;t des gr&ouml;&szlig;ten englischen Juristen Sir E. Sugden, jetzt Lord St. Leonards, feststellen k&ouml;nnen, da&szlig; "es in dieser Frage keinen einzigen strittigen Punkt gab und da&szlig; die Regierung in keiner Weise Vollmacht hatte, nur einen Schilling zu bezahlen". (Unterhaus, 26. Januar 1832.) Ebenso k&ouml;nnen wir, gest&uuml;tzt auf die Autorit&auml;t Sir Robert Peels, feststellen, "da&szlig; der edle Lord <I>gesetzlich nicht das Recht besa&szlig;</I>, das Geld vorzustrecken". (Unterhaus, 12. Juli 1832.)</P>
<P>Jetzt begreifen wir also, warum der edle Lord bei jeder Gelegenheit wiederholt, da&szlig; "f&uuml;r einen feinf&uuml;hligen Menschen nichts peinlicher sein k&ouml;nne als diese Er&ouml;rterungen &uuml;ber Polen".<A NAME="Z10"><A HREF="me09_353.htm#M10">&lt;10&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A4">Artikel IV</A></FONT> <A NAME="Z11"><A HREF="me09_353.htm#M11">&lt;11&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 80 vom 12. November 1853]</P>
</FONT><P>Ein ewiges und unersch&ouml;pfliches Thema zur Selbstverherrlichung sind f&uuml;r den edlen Viscount die Dienste, die er der Sache der konstitutionellen Freiheit auf dem ganzen Kontinent geleistet hat. In der Tat verdankt ihm <A NAME="S381"><B>&lt;381&gt;</A></B> die Welt die Erfindung der konstitutionellen K&ouml;nigreiche Portugal, Spanien und Griechenland - dreier politischer Phantome, die sich nur mit Wagners Homunkulus im "Faust" vergleichen lassen. Portugal, seufzend unter dem Joche eines ungeheuren Fleischklumpens, genannt Donna Maria da Gloria, hinter der ein Coburger &lt;Ferdinand August von Sachsen-Coburg&gt; steht,</P>
<FONT SIZE=2><P>"mu&szlig; als eine der <I>achtunggebietenden </I>M&auml;chte Europas betrachtet werden". (Unterhaus, 10. M&auml;rz 1837.)</P>
</FONT><P>Und w&auml;hrend der edle Viscount also sprach, gingen in Lissabon sechs englische Linienschiffe vor Anker, die die <I>"achtunggebietende" </I>Tochter Don Pedros vor ihrem portugiesischen Volke sch&uuml;tzen und ihr helfen sollten, dieselbe Konstitution zu vernichten, die zu beschirmen sie geschworen hatte. Spanien, das einer anderen Maria &lt;Maria-Christina&gt; preisgegeben ist, die, obwohl als notorische S&uuml;nderin bekannt, doch nie zu einer Magdalena werden wird,</P>
<FONT SIZE=2><P>"erscheint uns als eine reiche, bl&uuml;hende, ja sogar furchterregende Macht unter den europ&auml;ischen K&ouml;nigreichen". (Lord Palmerston im Unterhaus, 10. M&auml;rz 1837.)</P>
</FONT><P>Allerdings, furchterregend f&uuml;r alle Besitzer von spanischen Wertpapieren. Aber sogar f&uuml;r die Auslieferung des Geburtslandes eines Perikles und Sophokles an die nominelle Herrschaft eines bayrischen Idiotenknaben &lt;Otto I.&gt; hat der edle Lord gute Gr&uuml;nde zur Hand.</P>
<FONT SIZE=2><P>"K&ouml;nig Otto geh&ouml;rt einem Lande an, in dem eine freie Verfassung besteht." (Unterhaus, 8. August 1832.)</P>
</FONT><P>Eine freie Verfassung in Bayern, dem deutschen B&ouml;otien! Das &uuml;bersteigt die licentia poetica &lt;dichterische Freiheit&gt; einer rhetorischen Floskel, die "begr&uuml;ndeten Hoffnungen" Spaniens und die "achtunggebietende" Macht Portugals. Was nun Belgien betrifft, so tat Lord Palmerston nichts anderes, als da&szlig; er es mit einem Teil der holl&auml;ndischen Schuld belastete, ihm die Provinz Luxemburg abkn&ouml;pfte und die Dynastie Coburg aufhalste. Was die Entente cordiale mit Frankreich anbelangt, so begann sie von dem Augenblick an zu kr&auml;nkeln, da <A NAME="S382"><B>&lt;382&gt;</A></B> Palmerston 1834 vorgab, sie durch die Quadrupelallianz auszubauen; an dem Beispiel mit Polen sahen wir &uuml;berdies, wie er damit verfuhr, und weiterhin werden wir noch erfahren, was in seinen H&auml;nden aus ihr wurde.</P>
<P>Eine jener Tatsachen, die von den Zeitgenossen kaum beachtet, dennoch einen weithin sichtbaren Markstein in der Geschichte bedeuten, ist die milit&auml;rische Besetzung Konstantinopels durch die Russen 1833.</P>
<P>Endlich war der ewige Traum Ru&szlig;lands in Erf&uuml;llung gegangen. Endlich hielt der Barbar von den eisigen Ufern der Newa das &uuml;ppige Byzanz und die sonnigen K&uuml;sten des Bosporus in seinem eisernen Griff. Der sich aus eigener Machtvollkommenheit zum Erben der griechischen Kaiser aufgeschwungen, besetzte nun, und wenn auch nur vor&uuml;bergehend, das Rom des Orients.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Okkupation Konstantinopels durch russische Truppen besiegelte das Schicksal der T&uuml;rkei als einer unabh&auml;ngigen Macht. Die Tatsache, da&szlig; Ru&szlig;land Konstantinopel besetzt hielt, wenn auch nur zum Zwecke, es zu sch&uuml;tzen, war ein ebenso entscheidender Schlag gegen die t&uuml;rkische Unabh&auml;ngigkeit, als wenn die russische Flagge schon vom Serail herabwehte." (Sir Robert Peel im Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Infolge des ungl&uuml;cklichen Kriegs von 1828/29 hatte die Pforte ihr Prestige in den Augen der eigenen Untertanen verloren. Und so brachen - wie es in orientalischen Staaten stets zu sein pflegt, wenn die oberste Macht geschw&auml;cht ist - auch hier erfolgreiche Revolten der Paschas aus. Schon im Oktober 1831 begann der Konflikt zwischen dem Sultan &lt;Machmud II.&gt; und Mechmed Ali, dem Pascha von &Auml;gypten, der die Pforte w&auml;hrend des griechischen Aufstands unterst&uuml;tzt hatte. Im Fr&uuml;hling 1832 marschierte dessen Sohn Ibrahim Pascha mit seiner Armee in Syrien ein, eroberte diese Provinz durch die Schlacht von Homs, &uuml;berstieg den Taurus, vernichtete die t&uuml;rkische Armee in der Schlacht von Konia und marschierte auf Stambul.</P>
<P>Der Sultan mu&szlig;te sich am 2. Februar 1833 nach St. Petersburg um Hilfe wenden. Am 17. Februar kam der franz&ouml;sische Admiral Roussin in Konstantinopel an, wurde zwei Tage sp&auml;ter bei der Pforte vorstellig und bem&uuml;hte sich um den R&uuml;ckzug des Paschas unter gewissen Bedingungen, einschlie&szlig;lich der Abweisung der Hilfe Ru&szlig;lands. Da Roussin aber ganz allein stand, so konnte er mit Ru&szlig;land selbstverst&auml;ndlich nicht fertig werden. "Du hast gebeten und ich bin erschienen." Am 20. Februar brach ein gro&szlig;es russisches Geschwader von Sewastopol auf, schiffte eine gro&szlig;e Zahl russischer Truppen an der K&uuml;ste des Bosporus aus und belagerte die Hauptstadt. So erpicht war Ru&szlig;land auf die Besch&uuml;tzung der T&uuml;rkei, da&szlig; es gleichzeitig an den <A NAME="S383"><B>&lt;383&gt;</A></B> Pascha von Trapezunt wie an den von Erzerum russische Offiziere sandte, die ihnen melden sollten, da&szlig; diese beiden Orte ab sofort unter dem Schutz einer russischen Armee stehen w&uuml;rden, falls Ibrahims Truppen gegen Erzerum vorr&uuml;cken sollten. Ende Mai 1833 kam Graf Orlow aus Petersburg und gab dem Sultan zu verstehen, da&szlig; er ein kleines Blatt Papier mitgebracht habe, welches der Sultan, ohne sich mit seinen Ministern zu beraten und ohne Wissen irgendeines bei der Pforte akkreditierten diplomatischen Vertreters, unterschreiben solle. So kam der famose Vertrag von Hunkiar-Iskelessi zustande, der auf acht Jahre abgeschlossen ward. Darin ging die Pforte ein Defensiv- und Offensivb&uuml;ndnis mit Ru&szlig;land ein, verzichtete auf das Recht, mit anderen M&auml;chten irgendwelche neuen Vertr&auml;ge zu schlie&szlig;en, au&szlig;er wenn Ru&szlig;land daran beteiligt sei, und best&auml;tigte die fr&uuml;heren russisch-t&uuml;rkischen Vertr&auml;ge, besonders den von Adrianopel. Durch eine dem Vertrag beigef&uuml;gte Geheimklausel verpflichtete sich die Pforte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"zugunsten des kaiserlichen Hofes von Ru&szlig;land die Meerenge der Dardanellen zu schlie&szlig;en, d.h., nicht zu gestatten, da&szlig; ein fremdes Kriegsschiff unter einem wie immer gearteten Vorwand dort einfahre".</P>
</FONT><P>Wem verdankte es der Zar, da&szlig; er Konstantinopel mit seinen Truppen besetzen und kraft des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi den obersten Sitz des Ottomanischen Reichs von Konstantinopel nach St. Petersburg verlegen durfte? Wem anders als dem sehr ehrenwerten Henry John Viscount Palmerston, Baron Temple, Peer von Irland, Mitglied des h&ouml;chst ehrenwerten Staatsrats Seiner Majest&auml;t, Ritter des Gro&szlig;kreuzes des h&ouml;chst ehrenwerten Bathordens, Mitglied des Parlaments und Seiner Majest&auml;t oberster Minister f&uuml;r Ausw&auml;rtige Angelegenheiten.</P>
<P>Der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi wurde am 8. Juli 1833 abgeschlossen. Am 1. Juli 1833 beantragte Herr H. L. Bulwer die Vorlegung von Akten &uuml;ber die t&uuml;rkisch-syrischen Angelegenheiten. Der edle Lord widersetzte sich dem Antrag, denn die</P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>Transaktionen, </I>auf die sich die geforderten Akten bez&ouml;gen, seien noch nicht ab<I>geschlossen</I>, und gerade von dem Abschlu&szlig; hinge der Charakter der ganzen Transaktion ab. Da die Resultate noch nicht bekannt seien, so sei der Antrag verfr&uuml;ht". (Unterhaus, 11. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Von Herrn Bulwer beschuldigt, nicht zur Verteidigung des Sultans gegen Mechmed Ali eingeschritten zu sein und dadurch den Vormarsch der russischen Armee nicht verhindert zu haben, wandte er jenes eigenartige System an, das zugleich Abwehr und Eingest&auml;ndnis war, das er bei sp&auml;teren <A NAME="S384"><B>&lt;384&gt;</A></B> Anl&auml;ssen noch weiter entwickelte, und dessen membra disjecta &lt;zerstreuten Gliedma&szlig;en, hier: Einzelteile&gt; ich nun zusammensuchen will.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Er <I>m&ouml;chte es nicht </I>auf sich nehmen, zu leugnen, da&szlig; sich der Sultan in der zweiten H&auml;lfte des vorigen Jahres an England um Hilfe gewandt habe." (Unterhaus, 11. Juli 1833.) "Die Pforte suchte im Laufe des Monats August offiziell um Hilfe an." (Unterhaus, 24. August 1833.)</P>
</FONT><P>Aber nein, nicht im August.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Ansuchen der Pforte um Hilfe durch die Flotte war im Oktober 1832 erfolgt." (Unterhaus, 28. August 1833.)</P>
</FONT><P>Aber nein, nicht im Oktober.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es war im November 1832, als die Pforte um Hilfe bat." (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Der edle Lord ist &uuml;ber das Datum, an dem die Pforte seine Hilfe anflehte, genauso unsicher, wie Falstaff unsicher war &uuml;ber die Zahl der Schelme in Steifleinen, in hellgr&uuml;nen R&ouml;cken, die ihn &uuml;berfallen hatten. Doch ist er <I>nicht geneigt</I>, zu leugnen, da&szlig; die von Ru&szlig;land angebotene bewaffnete Hilfe von der Pforte abgelehnt wurde und da&szlig; diese sich an ihn, Lord Palmerston, wandte. Er schlug die Bitten der Pforte ab. Die Pforte wandte sich von neuem an den edlen Lord, sandte zuerst Herrn Maurogeni, dann Namyk Pascha nach London, die inst&auml;ndig um Unterst&uuml;tzung durch ein Geschwader baten, unter der Bedingung, da&szlig; der Sultan die ganzen Kosten f&uuml;r dieses Geschwader tragen werde, und sich &uuml;berdies den britischen Untertanen in der T&uuml;rkei f&uuml;r diesen Sukkurs durch Gew&auml;hrung neuer <I>Handels</I>privilegien und Vorteile erkenntlich zu zeigen versprachen. So sicher war Ru&szlig;land, da&szlig; der edle Lord sich weigern w&uuml;rde, da&szlig; es sich sogar dem t&uuml;rkischen Abgesandten in seiner Bitte an Seine Lordschaft um Sukkurs anschlo&szlig;. Er sagt uns selbst:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Gerechtigkeit gebiete ihm, festzustellen, da&szlig; Ru&szlig;land, weit entfernt, in der Gew&auml;hrung dieser Hilfe durch England einen Grund zur Eifersucht zu sehen, ihm, als die Sache noch schwebte, durch seinen Botschafter offiziell mitteilen lie&szlig;, da&szlig; es von diesem Ansuchen der T&uuml;rkei erfahren habe und da&szlig; bei dem Interesse, das Ru&szlig;land an dem Bestehen und der Erhaltung des T&uuml;rkischen Reichs n&auml;hme, es sehr befriedigt davon w&auml;re, wenn sich die Minister dazu verstehen k&ouml;nnten, diesem Ansuchen zu entsprechen." (Unterhaus, 28. August 1833.)</P>
</FONT><P>Der edle Lord blieb jedoch unerbittlich und taub allen Vorstellungen der Pforte gegen&uuml;ber, obgleich diese doch an dem uneigenn&uuml;tzigen Ru&szlig;land <A NAME="S385"><B>&lt;385&gt;</A></B> selbst einen F&uuml;rsprecher fand. Da begann die Pforte zu begreifen, was man von ihr erwartete. Sie verstand, da&szlig; sie dazu verurteilt war, den Bock zum G&auml;rtner zu machen. Noch immer schwankte sie, und erst drei Monate sp&auml;ter entschlo&szlig; sie sich, Ru&szlig;lands Hilfe anzunehmen.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Gro&szlig;britannien", sagte der edle Lord, "hat sich nie dar&uuml;ber beschwert, da&szlig; Ru&szlig;land diese Hilfe gew&auml;hrte, sondern wir waren im Gegenteil froh, da&szlig; die T&uuml;rkei von irgendwoher wirksame Unterst&uuml;tzung bekam." (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Zu welchem Zeitpunkt immer die Pforte Lord Palmerstons Hilfe erfleht haben mag, er mu&szlig; zugeben,</P>
<FONT SIZE=2><P>"es besteht kein Zweifel, wenn England es <I>f&uuml;r zweckm&auml;&szlig;ig gehalten h&auml;tte</I>, einzugreifen, sicher der Vormarsch der eindringenden Armee dadurch aufgehalten und <I>die russischen Truppen nicht ins Land gerufen worden w&auml;ren</I>". (Unterhaus, 11. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Warum also hatte er es denn nicht f&uuml;r <I>"zweckm&auml;&szlig;ig"</I> gehalten, einzuschreiten und die Russen fernzuhalten?</P>
<P>Erstens beruft er sich auf <I>Mangel an Zeit</I>. Nach seinen eigenen Angaben jedoch entstand der Konflikt zwischen der Pforte und Mechmed Ali schon im Oktober 1831, w&auml;hrend die entscheidende Schlacht bei Konia erst am 21. Dezember 1832 stattfand. Konnte er w&auml;hrend dieser ganzen langen Periode nicht die n&ouml;tige Zeit finden? Eine gro&szlig;e Schlacht wurde im Juli 1832 von Ibrahim Pascha gewonnen, und von Juli bis Dezember konnte er wieder nicht Zeit finden. Mu&szlig;te er doch die ganze lange Zeit auf ein <I>formelles </I>Gesuch der Pforte warten, das, wie er uns j&uuml;ngst erz&auml;hlte, erst am 3. November erfolgte.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wu&szlig;te er denn", fragt Sir Robert Peel, "so gar nichts von den Vorg&auml;ngen in der Levante, da&szlig; er erst ein formelles Gesuch abwarten mu&szlig;te?" (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Und von November, wo das formelle Gesuch erfolgte, vergingen bis Ende Februar wieder vier lange Monate, denn Ru&szlig;land erschien erst am 20. Februar 1833. Warum also tat er nichts in dieser Zeit?</P>
<P>Aber er hat noch bessere Gr&uuml;nde in Bereitschaft.</P>
<P>Der Pascha von &Auml;gypten war ja nichts als ein rebellierender Untertan, und der Sultan war der Suzer&auml;n.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Da es der Krieg eines Untertanen gegen den Souver&auml;n war, und da dieser Souver&auml;n ein Bundesgenosse des K&ouml;nigs von England ist, so h&auml;tte es sich nicht mit Treu und Glauben vertragen, mit dem Pascha <I>irgendwelche Verbindungen </I>zu haben." (Unterhaus, 28. August 1833.)</P>
</FONT><P>Die <I>Etikette </I>also verbot dem edlen Lord, Ibrahims Armeen aufzuhalten. Die <I>Etikette </I>verbot ihm, seinem Konsul in Alexandria Instruktionen zu er- <A NAME="S386"><B>&lt;386&gt;</A></B> teilen, damit er seinen Einflu&szlig; bei Mechmed Ali<I> </I>geltend mache. Dem spanischen Granden gleich w&uuml;rde auch der edle Lord eher die K&ouml;nigin zu Asche verbrennen lassen, ehe er die <I>Etikette </I>verletzte und ihre Unterr&ouml;cke ber&uuml;hrte. Der Zufall aber will es, da&szlig; der edle Lord schon 1832 ohne Einwilligung des Sultans bei diesem "Untertanen" des Sultans Konsuln und diplomatische Agenten akkreditiert hatte, mit Mechmed Vertr&auml;ge eingegangen war und bereits bestehende Handelsbestimmungen und Zollverordnungen ge&auml;ndert und andere an deren Stelle gesetzt hatte. Und alles das, ohne sich um die vorherige Einwilligung der Pforte oder deren nachtr&auml;gliche Zustimmung zu bek&uuml;mmern. (Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
<P>Dementsprechend teilte uns Lord Grey, der damalige Chef des edlen Viscount mit, da&szlig; England</P>
<FONT SIZE=2><P>"im Augenblick ausgedehnte Handelsverbindungen mit Mechmed Ali h&auml;tte, die zu st&ouml;ren nicht in seinem Interesse gelegen h&auml;tte". (Oberhaus, 4. Februar 1834.)</P>
</FONT><P>So so, Handelsverbindungen mit dem "rebellierenden Untertan"!</P>
<P>Aber die Schiffe des edlen Lords waren eben am Duero und am Tajo besch&auml;ftigt, mu&szlig;ten die Schelde blockieren und bei den Geburtswehen der konstitutionellen K&ouml;nigreiche Portugal, Spanien und Belgien Hebammendienste leisten; da konnte er freilich kein einziges Schiff entbehren. (Unterhaus, 11. Juli 1833 und 17. M&auml;rz 1834.)</P>
<P>Und gerade das, worauf der Sultan immer wieder bestand, war die Hilfe zur See. Doch nehmen wir an, da&szlig; der Lord wirklich au&szlig;erstande war, auch nur &uuml;ber ein einziges Schiff zu verf&uuml;gen. Es gibt aber gro&szlig;e Autorit&auml;ten, die uns versichern, es h&auml;tte weniger eines einzigen Schiffes, als eines einzigen <I>Wortes </I>von seiten des edlen Lords bedurfte.<A NAME="Z12"><A HREF="me09_353.htm#M12">&lt;12&gt;</A></A> Und zu ihnen geh&ouml;rt Admiral Codrington, der Zerst&ouml;rer der t&uuml;rkischen Flotte bei Navarino.</P>
<P>Dieser &auml;u&szlig;erte im Unterhaus am 20. April 1836:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Mechmed Ali hatte seinerzeit gef&uuml;hlt, welches Gewicht unsere Vorstellungen hatten, als es sich um die R&auml;umung Moreas handelte. Er hatte damals von der Pforte die Weisung bekommen, bei Gefahr seines Kopfes allen Aufforderungen zur R&auml;umung Moreas zu widerstehen; und er leistete dementsprechend Widerstand, gab aber zuletzt vern&uuml;nftigerweise nach und r&auml;umte Morea."</P>
</FONT><P>Ferner &auml;u&szlig;erte der Herzog von Wellington:</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S387">&lt;387&gt;</A></B> "H&auml;tte man w&auml;hrend der Sessionen von 1832 oder 1833 Mechmed Ali klar und deutlich gesagt, er solle seine K&auml;mpfe in Kleinasien und Syrien einstellen, so w&auml;re dadurch dem Krieg ein Ende gesetzt worden, ohne da&szlig; man riskiert h&auml;tte, da&szlig; der Kaiser von Ru&szlig;land eine Flotte und eine Armee nach Konstantinopel schicken durfte." (Oberhaus, 4. Februar 1834.)</P>
</FONT><P>Es gibt aber noch gewichtigere Autorit&auml;ten daf&uuml;r, vor allem der edle Lord selbst, der uns im Unterhaus am 17. M&auml;rz 1834 mitteilt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Obgleich die Regierung Seiner Majest&auml;t der Bitte des Sultans um Hilfe zur See nicht nachkam, so wurde ihm doch die moralische Hilfe Englands gew&auml;hrt. Und die Mitteilungen, die die britische Regierung dem Pascha von &Auml;gypten und dem in Kleinasien kommandierenden Ibrahim Pascha machte, trugen wesentlich dazu bei, das &Uuml;bereinkommen" (von Kutahia) "zwischen dem Sultan und dem Pascha zustande zu bringen, durch das der Krieg <I>beendet </I>wurde.</P>
</FONT><P>Da ist ferner Lord Derby, damals noch Lord Stanley und Mitglied des Kabinetts Palmerston, der</P>
<FONT SIZE=2><P>"k&uuml;hnlich behauptet, da&szlig; Mechmed Alis Vormarsch nur durch die entschiedene Erkl&auml;rung Englands und Frankreichs gehindert worden sei, sie wurden die Okkupation Konstantinopels durch seine Truppen nicht zulassen". (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Es waren also nach Lord Derbys und Lord Palmerstons eigenem Ausspruch nicht Ru&szlig;lands Flotte und Armee in Konstantinopel, sondern die <I>entschiedene Erkl&auml;rung </I>des britischen Konsularagenten in Alexandria, die Ibrahims Siegesmarsch nach Konstantinopel zum Stillstand und das Abkommen von Kutahia zuwege brachte, durch das Mechmed Ali neben &Auml;gypten noch das Paschalik von Syrien und das von Adana sowie andere Orte als Zugabe erhielt. Der edle Lord hielt es jedoch f&uuml;r angezeigt, da&szlig; sein Konsul in Alexandria diese ausdr&uuml;ckliche Erkl&auml;rung nicht fr&uuml;her abgeben durfte, als bis die t&uuml;rkische Armee zerst&ouml;rt, Konstantinopel von den Kosaken gest&uuml;rmt, der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi vom Sultan unterzeichnet und vom Zaren in die Schublade gelegt wurde.</P>
<P>Wenn der Mangel an Zeit und der Mangel an Schiffen den edlen Lord schon verhindert hatten, dem Sultan zu helfen, und ein &Uuml;berma&szlig; von Etikette ihn hinderte, den Pascha zur&uuml;ckzuhalten, hielt er doch dann wenigstens seinen Botschafter in Konstantinopel dazu an, sich gegen eine allzu starke Einflu&szlig;nahme Ru&szlig;lands zu verwahren und seinen Einflu&szlig; in bestimmte Grenzen zu bannen? O nein, im Gegenteil. Um nicht etwa Ru&szlig;land in seiner Bewegungsfreiheit zu hindern, achtete der edle Lord sehr genau darauf, w&auml;hrend der allerkritischsten Periode der Krise &uuml;berhaupt keinen Botschafter in Konstantinopel zu haben.</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S388">&lt;388&gt;</A></B> "Wenn je in einem Lande die Stellung und das Ansehen eines Botschafters von gro&szlig;em Nutzen gewesen w&auml;ren und es je eine Zeit gegeben hat, in der diese Stellung und dieses Ansehen aufs vorteilhafteste h&auml;tten gebraucht werden k&ouml;nnen, dann war es die T&uuml;rkei in den sechs Monaten vor dem 8. Juli." (Lord Mahon im Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Lord Palmerston teilt uns mit, da&szlig; der britische Botschafter, Sir Stratford Canning, Konstantinopel im September 1832 verlie&szlig;; da&szlig; Lord Ponsonby, damals in Neapel, an seiner Statt im November ernannt wurde, da&szlig; "sich seiner Hinreise Schwierigkeiten in den Weg stellten", obgleich ein Kriegsschiff auf ihn wartete, und "da&szlig; sich seine Ankunft in Konstantinopel der ung&uuml;nstigen Witterung halber bis Ende Mai 1833 verz&ouml;gerte". (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
<P>Ru&szlig;land war noch nicht einmarschiert, folglich erhielt Lord Ponsonby Befehl, zur &Uuml;berfahrt von Neapel nach Konstantinopel sieben Monate zu brauchen.<A NAME="Z13"><A HREF="me09_353.htm#M13">&lt;13&gt;</A></A></P>
<P>Warum auch sollte der edle Lord die Russen an der Okkupation Konstantinopels hindern?</P>
<FONT SIZE=2><P>"Er seinerseits hegte gro&szlig;e <I>Zweifel</I>, ob es <I>je </I>die politische Absicht der russischen Regierung gewesen, das Ottomanische Reich zu <I>teilen</I>." (Unterhaus, 11 Juli 1833.)</P>
</FONT><P>O sicherlich nicht! Ru&szlig;land wollte durchaus keine Teilung, es wollte lieber das ganze Reich f&uuml;r sich behalten. Au&szlig;er der Sicherheit, die dieser <I>Zweifel </I>Lord Palmerston verlieh, gab ihm noch eine zweite Sicherheit der "<I>Zweifel</I>, ob im gegebenen Augenblick Ru&szlig;lands Politik darauf abziele, diesen Plan jetzt zu verwirklichen", und eine dritte <I>"Sicherheit</I>", der dritte <I>"Zweifel"</I>, ob</P>
<FONT SIZE=2><P>"die russische <I>Nation</I>" (man denke: eine russische <I>Nation!</I>) "zu einer solchen Verlegung der Staatsgewalt, der Residenz und der Regierung nach den s&uuml;dlichen Provinzen ger&uuml;stet w&auml;re, wie sie die notwendige Konsequenz einer Eroberung Konstantinopels durch Ru&szlig;land sein m&uuml;&szlig;te". (Unterhaus, 11. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Au&szlig;er diesen negativen Argumenten besa&szlig; der edle Lord noch ein positives:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn England der zeitweiligen Okkupation der t&uuml;rkischen Hauptstadt durch die russischen Streitm&auml;chte ruhig zusah, so geschah das deshalb, weil es vollstes Vertrauen <A NAME="S389"><B>&lt;389&gt;</A></B> in die Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit Ru&szlig;lands setzte ... Die russische Regierung hatte, als sie dem Sultan ihre Hilfe zusagte, zugleich ihre Ehre verpf&auml;ndet, und auf dieses Unterpfand setzte er sein vollstes Vertrauen."<A NAME="Z14"></FONT><A HREF="me09_353.htm#M14"><FONT SIZE=2>&lt;14&gt;</FONT></A></A><FONT SIZE=2> (Unterhaus, 1. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>So unerreicht, so unzerst&ouml;rbar, so vollst&auml;ndig, so unverg&auml;nglich, so unbezwinglich, so unberechenbar, so unwiderruflich, so unheilbar, unerme&szlig;lich, unerschrocken und unvergleichlich war das Vertrauen des edlen Lords, da&szlig; er noch am 17. M&auml;rz 1834, als der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi schon zur vollendeten Tatsache geworden war, noch immer versicherte, "die Minister seien in ihrem Vertrauen nicht get&auml;uscht worden". Sein Fehler ist es nicht, wenn die Natur sein Organ der Vertrauensseligkeit zu fast &uuml;bernat&uuml;rlichen Dimensionen ausgebildet hat.</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A5">Artikel V</A></P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 81 vom 19. November 1853]</P>
</FONT><P>Der Inhalt des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi wurde im "Morning Herald" vom 21. August 1833 ver&ouml;ffentlicht. Am 24. August interpellierte Sir Robert Inglis im Unterhaus Lord Palmerston,</P>
<FONT SIZE=2><P>"ob wirklich zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei ein Defensiv- und Offensivvertrag abgeschlossen worden sei? Er hoffe, da&szlig; der edle Lord imstande sein werde, ehe das Parlament sich vertage, dem Hause nicht nur die abgeschlossenen Vertr&auml;ge, sondern alle Mitteilungen vorzulegen, die sich auf das Zustandekommen dieser Vertr&auml;ge zwischen T&uuml;rkei und Ru&szlig;land bez&ouml;gen."</P>
</FONT><P>Lord Palmerston erwiderte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; erst, wenn man die Gewi&szlig;heit h&auml;tte, da&szlig; ein solcher Vertrag wirklich existierte, und wenn man in seinen Besitz gelangt sei, die Zeit gekommen w&auml;re, sich zu entscheiden, welche politischen Schritte man unternehmen werde ... Sein Fehler sei es nicht, wenn hie und da die Presse der Regierung voraus sei." (Unterhaus, 24. August 1833.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S390">&lt;390&gt;</A></B> Sieben Monate sp&auml;ter versicherte er dem Haus, </P>
<FONT SIZE=2><P>"es sei absolut unm&ouml;glich gewesen, da&szlig; ihm der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi, der in Konstantinopel erst im September ratifiziert worden sei, schon im August offiziell bekannt gewesen". (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Wohl kannte er den Vertrag schon im August, aber nicht offiziell.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die britische Regierung war erstaunt, als sie erfuhr, da&szlig; die russischen Truppen beim Verlassen des Bosporus diesen Vertrag mit sich fortnahmen." (Lord Palmerston im Unterhaus, 1. M&auml;rz 1848.)</P>
</FONT><P>Ja, der edle Lord war im Besitz des Vertrags, <I>ehe </I>er noch abgeschlossen war.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Kaum hatte die Pforte den Entwurf des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi erhalten, als sie ihn auch schon der englischen Botschaft in Konstantinopel &uuml;bermittelte und zugleich um Schutz gegen Ibrahim Pascha und Nikolaus bat. Die Bitte wurde abgeschlagen, aber nicht genug damit. Mit geradezu teuflischer Perfidie teilte man dem russischen Minister die Tatsache mit. Und am n&auml;chsten Tage &uuml;berreichte der russische Botschafter der Pforte dasselbe Exemplar des Vertrags, das sie der englischen Botschaft &uuml;bergeben hatte, wobei er der Pforte ironisch den Rat gab, sie 'm&ouml;ge ein andermal ihre Vertrauten besser w&auml;hlen'." (Unterhaus, 8. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Der edle Lord aber hatte alles erreicht, woran ihm gelegen war. Am 24. August 1833 war er wegen des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi, von dessen Existenz er noch nicht &uuml;berzeugt war, interpelliert worden. Am 29. August vertagte sich das Parlament, dem in einer Thronrede die trostreiche Versicherung gegeben worden war,</P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; die Feindseligkeiten, die den Frieden der T&uuml;rkei gest&ouml;rt hatten, beendigt seien und das Haus versichert sein k&ouml;nne, da&szlig; der K&ouml;nig nach wie vor mit gr&ouml;&szlig;ter Aufmerksamkeit die Ereignisse im Auge behalten w&uuml;rde, die den jetzigen Stand der Dinge in der T&uuml;rkei oder die k&uuml;nftige Unabh&auml;ngigkeit dieses Staates beeintr&auml;chtigen k&ouml;nnten".</P>
</FONT><P>Hier also haben wir den Schl&uuml;ssel zu den famosen Juli-Vertr&auml;gen Ru&szlig;lands. Im Juli werden sie abgeschlossen, im August dringt durch die Presse etwas davon in die &Ouml;ffentlichkeit. Lord Palmerston wird im Unterhaus dar&uuml;ber interpelliert. Er wei&szlig; nat&uuml;rlich von nichts. Das Parlament wird vertagt, und wenn es wieder zusammentritt, ist der Vertrag schon eine alte Sache oder ist, wie Anno 1841, bereits durchgef&uuml;hrt, der &ouml;ffentlichen Meinung zum Trotz.</P>
<P>Am 29. August 1833 vertagte sich das Parlament, und am 5. Februar 1834 trat es wieder zusammen. In den Zeitraum zwischen Vertagung und Wiederzusammentritt fallen zwei Ereignisse, die aufs engste miteinander verkn&uuml;pft <A NAME="S391"><B>&lt;391&gt;</A></B> sind. Zum ersten r&uuml;ckten die vereinigten franz&ouml;sischen und englischen Flotten gegen die Dardanellen vor, entfalteten dort die Trikolore und den Union Jack, segelten weiter nach Smyrna und kehrten von dort nach Malta zur&uuml;ck. Zum zweiten wurde am 29. Januar 1834 zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei ein neuer Vertrag geschlossen - der Vertrag von St. Petersburg. Dieser Vertrag war kaum unterzeichnet, als die vereinigten Flotten zur&uuml;ckgezogen wurden.</P>
<P>Diese kombinierten Man&ouml;ver bezweckten nichts anderes, als das englische Volk und Europa glauben zu machen, die feindliche Demonstration in den t&uuml;rkischen Gew&auml;ssern sei gegen die Pforte gerichtet gewesen als Protest gegen den Abschlu&szlig; des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi und habe Ru&szlig;land den neuen Vertrag von St. Petersburg aufgezwungen. Dieser Vertrag, der die R&auml;umung der F&uuml;rstent&uuml;mer versprach und die t&uuml;rkischen Zahlungen auf ein Drittel der urspr&uuml;nglich angesetzten Summe reduzierte, brachte der Pforte scheinbar einige Erleichterungen der Verbindlichkeiten, die ihr der Vertrag von Adrianopel auferlegt hatte. In allen anderen Punkten war er nur eine Ratifikation des Vertrags von Adrianopel; auf den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi wurde &uuml;berhaupt nicht zur&uuml;ckgegriffen, noch wurde ein einziges Wort wegen der Durchfahrt durch die Dardanellen erw&auml;hnt. Im Gegenteil, die kleinen Erleichterungen, die er der T&uuml;rkei gew&auml;hrte, waren der Kaufpreis daf&uuml;r, da&szlig; durch den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi die Dardanellen f&uuml;r Europa geschlossen wurden.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Zu derselben Zeit, als die Demonstration" (der britischen Flotte) "stattfand, gab der edle Lord beim englischen Hof dem russischen Botschafter die Versicherung, da&szlig; dieses gemeinsame Vorgehen der Flotten weder als feindselige Absicht noch als feindselige Demonstration gegen Ru&szlig;land aufgefa&szlig;t werden d&uuml;rfe, sondern da&szlig; sie tats&auml;chlich gar nichts zu bedeuten habe. Ich st&uuml;tze mich bei dieser Mitteilung auf die Autorit&auml;t des Lords Ponsonby, des Kollegen des edlen Lords und Botschafters in Konstantinopel." (Herr Anstey im Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Nachdem der Vertrag von St. Petersburg ratifiziert war, sprach der edle Lord seine Befriedigung &uuml;ber die M&auml;&szlig;igung aus, die sich Ru&szlig;land in seinen Forderungen auferlegt habe.</P>
<P>Nach dem Wiederzusammentritt des Parlaments erschien im "Globe", dem Organ des Ministeriums des Ausw&auml;rtigen, eine Notiz, die besagte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"der Vertrag von St. Petersburg sei entweder ein Beweis f&uuml;r die M&auml;&szlig;igung und die vern&uuml;nftige Denkungsart Ru&szlig;lands oder f&uuml;r den Einflu&szlig;, den das B&uuml;ndnis Englands und Frankreichs und das feste, einm&uuml;tige Auftreten dieser beiden Machte im hohen Rat von St. Petersburg aus&uuml;bten". ("Globe", 24. Februar 1834.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S392">&lt;392&gt;</A></B> So sollten die Aufmerksamkeit der &Ouml;ffentlichkeit von dem Vertrag von Hunkiar-Iskelessi abgelenkt und die Feindseligkeit, die er in Europa gegen Ru&szlig;land ausgel&ouml;st hatte, bes&auml;nftigt werden.<A NAME="Z15"><A HREF="me09_353.htm#M15">&lt;15&gt;</A></A></P>
<P>Doch so genial das Man&ouml;ver auch war, es sollte doch mi&szlig;lingen. Am 17. M&auml;rz 1834 brachte Herr Sheil einen Antrag ein, der verlangte,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Kopien aller Vertr&auml;ge zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei und der ganzen Korrespondenz zwischen der englischen, t&uuml;rkischen und russischen Regierung, die sich auf diese Vertr&auml;ge bez&ouml;gen, sollen dem Hause vorgelegt werden".</P>
</FONT><P>Der edle Lord widersetzte sich diesem Antrag aufs &auml;u&szlig;erste, und es gelang ihm, ihn dadurch zu vereiteln, da&szlig; er dem Haus versicherte, "der Friede k&ouml;nne nur gewahrt werden, wenn das Haus volles Zutrauen in die Regierung setze" und diesen Antrag zur&uuml;ckweise. Die Gr&uuml;nde, auf die er sich bei seiner Weigerung, die Akten vorzulegen, st&uuml;tzte, waren so ungeschickt, da&szlig; Sir Robert Peel ihn in seiner parlamentarischen Ausdrucksweise "einen durchaus nicht &uuml;berzeugenden Debattierer" nannte, und sein eigener Anh&auml;nger, Oberst Evans, zugeben mu&szlig;te:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Rede des edlen Lords erscheine ihm als die unbefriedigendste, die er je von ihm geh&ouml;rt habe."</P>
</FONT><P>Lord Palmerston bem&uuml;hte sich, das Haus davon zu &uuml;berzeugen, da&szlig; nach den <I>Versicherungen </I>Ru&szlig;lands der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi als ein "auf Gegenseitigkeit beruhender" anzusehen sei. Diese Gegenseitigkeit bestehe darin, da&szlig; die Dardanellen im Kriegsfalle nicht nur f&uuml;r England, sondern auch f&uuml;r Ru&szlig;land gesperrt sein sollten. Die Behauptung ist an sich schon falsch, aber gesetzt, sie w&auml;re richtig, so w&auml;re das nichts anderes als englisch-irische Gegenseitigkeit, d.h. eine, die nur der einen Seite alle Vorteile einr&auml;umt. Denn wenn Ru&szlig;land die Dardanellen passiert, so geschieht es nicht, um in das Schwarze Meer zu gelangen, sondern um es im Gegenteil zu verlassen.</P>
<P>Weit entfernt, Herrn Sheils Behauptung zu entkr&auml;ften, da&szlig; "der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi auf dasselbe hinausliefe, als wenn die Pforte den <A NAME="S393"><B>&lt;393&gt;</A></B> Besitz der Dardanellen an Ru&szlig;land abtr&auml;te", gab Lord Palmerston zu, da&szlig; der Vertrag die Dardanellen britischen Kriegsschiffen verschlie&szlig;e und da&szlig; "nach den Artikeln dieses Vertrags tats&auml;chlich sogar <I>Handelsschiffe </I>vom Schwarzen Meer erfolgreich ausgeschlossen werden k&ouml;nnten", sollte es zwischen England und Ru&szlig;land zum Krieg kommen. Wenn aber die Regierung mit "M&auml;&szlig;igung" vorginge, "kein unn&ouml;tiges Mi&szlig;trauen zeigte", d.h., wenn sie sich allen weiteren &Uuml;bergriffen Ru&szlig;lands schweigend f&uuml;gte, so w&auml;re er</P>
<FONT SIZE=2><P>"geneigt, anzunehmen, da&szlig; der Fall m&ouml;glicherweise gar nicht eintr&auml;te, da&szlig; dieser Vertrag in Kraft zu treten brauchte; und da&szlig; er daher tats&auml;chlich toter Buchstabe bleiben w&uuml;rde". (Unterhaus 17. M&auml;rz 1834.)</P>
</FONT><P>Au&szlig;erdem h&auml;tte die britische Regierung von den vertragschlie&szlig;enden Parteien solche "Zusicherungen und Erkl&auml;rungen" bekommen, da&szlig; man alle Einwendungen gegen den Vertrag f&uuml;glich fallenlassen k&ouml;nne. Also nicht die Artikel des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi, sondern. die Versicherungen, die Ru&szlig;land dar&uuml;ber abgab, nicht Ru&szlig;lands Taten, sondern seine Worte m&uuml;sse man nach Lord Palmerstons Ansicht in Betracht ziehen. Als aber an demselben Tage seine Aufmerksamkeit auf den Protest des franz&ouml;sischen Gesch&auml;ftstr&auml;gers, Herrn Lagren&eacute;, gegen den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi gelenkt wurde und die beleidigende und unversch&auml;mte Sprache des Grafen Nesselrode bekannt wurde, mit der dieser in dem "Journal de Saint-P&eacute;tersbourg" erkl&auml;rte, "der Kaiser von Ru&szlig;land werde so handeln, als ob die in der Note Lagren&eacute;s enthaltene Erkl&auml;rung &uuml;berhaupt nicht vorhanden w&auml;re", da leugnete der edle Lord seine eigenen Worte und verk&uuml;ndete eine entgegengesetzte Doktrin, n&auml;mlich</P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; es zu jeder Zeit die <I>Pflicht </I>der englischen Regierung sei, mehr auf die Taten einer fremden Macht zu sehen als auf die Sprache, die sie bei dem oder jenem Anla&szlig; im Munde f&uuml;hre".</P>
</FONT><P>Einmal also berief er sich auf Ru&szlig;lands Taten im Gegensatz zu dessen Worten und ein andermal wieder auf Ru&szlig;lands Worte gegen&uuml;ber dessen Taten.</P>
<P>Noch im Jahre 1837 versicherte er dem Haus, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi ein Vertrag zwischen zwei unabh&auml;ngigen M&auml;chten sei". (Unterhaus, 14. Dezember 1837.)</P>
</FONT><P>Zehn Jahre sp&auml;ter, nachdem der Vertrag l&auml;ngst abgelaufen war, und der edle Lord sich eben anschickte, die Rolle des echt englischen Ministers zu spielen und des "civis Romanus sum", erkl&auml;rte er dem Hause rundheraus,</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S394">&lt;394&gt;</A></B> "der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi war der T&uuml;rkei zweifellos bis zu einem gewissen Grad durch den russischen Gesandten, Grafen Orlow, unter Verh&auml;ltnissen aufgezwungen worden" (durch den edlen Lord selbst geschaffen), "die es der T&uuml;rkei schwer machten, seine Annahme zur&uuml;ckzuweisen ... Der Vertrag verlieh der russischen Regierung faktisch eine solche M&ouml;glichkeit, sich in die Angelegenheiten der T&uuml;rkei einzumischen und ihr Bedingungen zu diktieren, wie sie sich mit der Unabh&auml;ngigkeit dieses Staates eigentlich nicht vertrugen." (Unterhaus, 1. M&auml;rz 1848.)</P>
</FONT><P>W&auml;hrend des ganzen Verlaufs der Debatten &uuml;ber den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi hatte der edle Lord, wie der Narr in der Kom&ouml;die, eine Antwort von ungeheuerlichem Kaliber bereit, die auf alles eine Auskunft wei&szlig;, auf alle Fragen pa&szlig;t und alle Frager abspeist: das englisch-franz&ouml;sische B&uuml;ndnis. Als man ihm h&ouml;hnisch seine Nachsicht gegen&uuml;ber Ru&szlig;land vorwarf, erwiderte er ganz ernsthaft:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn mit diesem Hohn die jetzigen Beziehungen zwischen England und Frankreich gemeint sein sollten, so wolle er blo&szlig; bemerken, da&szlig; der Anteil, den er an der Herstellung dieses guten Einvernehmens habe, ihn mit Gef&uuml;hlen des Stolzes und der Befriedigung erf&uuml;lle." (Unterhaus, 11. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Als aktenm&auml;&szlig;ige Belege f&uuml;r den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi gefordert wurden, antwortete er:</P>
<FONT SIZE=2><P>"England und Frankreich h&auml;tten nun ein Freundschaftsb&uuml;ndnis geschlossen, das sich immer mehr und mehr festige." (Unterhaus, 17. M&auml;rz 1834.)</P>
<P>"Ich kann nur bemerken", rief Sir Robert Peel, "da&szlig;, sooft der edle Lord sich wegen unserer europ&auml;ischen Politik in die Enge getrieben sieht, er das beste Mittel zu entwischen darin findet, das Haus zu dem engen B&uuml;ndnis zwischen unserem Lande und Frankreich zu begl&uuml;ckw&uuml;nschen."</P>
</FONT><P>Zugleich verst&auml;rkte der edle Lord jedoch den Argwohn seiner Gegner aus den Reihen der Tories, da&szlig; "England gezwungen war, einen Angriff auf die T&uuml;rkei zu dulden, den <I>Frankreich </I>direkt ermutigt hatte".</P>
<P>Das damals zur Schau getragene Freundschaftsb&uuml;ndnis mit Frankreich sollte also jetzt die geheime Abh&auml;ngigkeit von Ru&szlig;land verdecken, so wie 1840 der von soviel L&auml;rm begleitete Bruch mit Frankreich das offizielle B&uuml;ndnis mit Ru&szlig;land vertuschen sollte.</P>
<P>W&auml;hrend der edle Lord die Welt mit umfangreichen Belegen und gedruckten Folianten &uuml;ber die Angelegenheiten des konstitutionellen K&ouml;nigreichs Belgien und mit zahlreichen m&uuml;ndlichen und dokumentarischen Erkl&auml;rungen &uuml;ber die "achtunggebietende Macht" Portugals erm&uuml;dete, ist es bis jetzt absolut unm&ouml;glich gewesen, ein wie immer geartetes Dokument aus ihm herauszupressen, das &uuml;ber den ersten Syrisch-T&uuml;rkischen Krieg und &uuml;ber <A NAME="S395"><B>&lt;395&gt;</A></B> den Vertrag von Hunkiar-Iskelessi Aufschlu&szlig; gab. Als am 11 Juli 1833 zum erstenmal die Vorlegung der Akten gefordert wurde, "war der Antrag verfr&uuml;ht ..., die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen ..., die Resultate noch nicht bekannt". Am 24. August 1833 "war der Vertrag noch nicht offiziell unterzeichnet, und er war noch nicht in seinen Besitz gelangt". Am 17. M&auml;rz 1834 "wurden noch Verhandlungen gepflogen ..., die Diskussionen, wenn er so sagen d&uuml;rfe, waren noch nicht abgeschlossen". Sogar 1848, als Herr Anstey ihm sagte, wenn er die Akten anfordere, so sei er &uuml;berzeugt, da&szlig; sie den Beweis f&uuml;r das geheime Einverst&auml;ndnis zwischen dem edlen Lord und dem Zaren enthalten, zog der ritterliche Minister vor, lieber in einer f&uuml;nfst&uuml;ndigen Rede die Zeit totzuschlagen, als durch Dokumente, die f&uuml;r sich selbst sprechen w&uuml;rden, den Verdacht totzuschlagen. Und trotz alledem besa&szlig; er noch die zynische Frechheit, Herrn T. Attwood am 14. Dezember 1837 die Versicherung zu geben <A NAME="Z16"><A HREF="me09_353.htm#M16">&lt;16&gt;</A></A>, da&szlig; "die mit dem Vertrag von Hunkiar-Iskelessi zusammenh&auml;ngenden Dokumente dem Haus schon vor drei Jahren vorgelegt worden seien", d.h. also 1834, wo "der Friede nur dadurch erhalten werden konnte", da&szlig; man sie dem Haus vorenthielt. An demselben Tage versicherte er Herrn Attwood,</P>
<FONT SIZE=2><P>"dieser Vertrag sei heute eine erledigte Sache, er war nur auf eine beschr&auml;nkte Zeit abgeschlossen, und da diese Zeit abgelaufen sei, so sei die Erw&auml;hnung durch das ehrenwerte Mitglied des Hauses v&ouml;llig &uuml;berfl&uuml;ssig und unerw&uuml;nscht".</P>
</FONT><P>Seiner urspr&uuml;nglichen Bestimmung nach sollte der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi am 8. Juli 1841 erl&ouml;schen. Lord Palmerston erkl&auml;rt Herrn Attwood am 14. Dezember 1837, da&szlig; er bereits erloschen sei.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Welchen Kniff, welchen Vorwand, welchen Schlupfwinkel kannst du nun aussinnen, um dich vor dieser offenbaren Schande zu verbergen? Komm, la&szlig; uns h&ouml;ren, Hans, was hast du nun f&uuml;r einen Kniff?"<A NAME="Z17"></FONT><A HREF="me09_353.htm#M17"><FONT SIZE=2>&lt;17&gt;</FONT></A></A></P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A6">Artikel VI</A></P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 84 vom 10. Dezember 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S396">&lt;396&gt;</A></B> In dem russischen Vokabularium existiert das Wort "Ehre" nicht. Der Begriff selbst wird als eine franz&ouml;sische Illusion hingestellt. "Tschto takoje honneur? Eto franzusskaja chim&egrave;re" &lt;"Was ist das Ehre? Es ist franz&ouml;sische Chim&auml;re." [Im englischen Text: Schto takoi honneur? Ett Fransusski chimere]&gt; lautet ein russisches Sprichwort. Die Entdeckung der russischen Ehre verdankt die Welt ausschlie&szlig;lich Mylord Palmerston, der sich ein volles Vierteljahrhundert lang in jedem kritischen Augenblick h&ouml;chst emphatisch f&uuml;r die "Ehre" des Zaren zu verb&uuml;rgen pflegte.</P>
<P>Er tat es 1853 am Schlu&szlig; der Session, wie er es schon 1833 am Schlu&szlig; der Session getan hatte.</P>
<P>Der Zufall aber will es, da&szlig; der edle Lord eben, w&auml;hrend er "sein vollstes Vertrauen in die Ehrenhaftigkeit und in die Redlichkeit" des Zaren versicherte, in den Besitz von Dokumenten gelangt war, die vor der &uuml;brigen Welt geheimgehalten wurden und die keinen Zweifel dar&uuml;ber lie&szlig;en, wenn ein solcher bestand, wie es um die Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit Ru&szlig;lands bestellt sei. Er brauchte den Moskowiter nicht einmal zu kratzen, um den Tataren zu finden. Er fand den Tataren &lt;Wortspiel: "to catch a Tartar". Im &uuml;bertragenen Sinne: an den unrechten kommen, &uuml;bel ankommen&gt; gleich in seiner ganzen nackten Scheu&szlig;lichkeit. Er gelangte n&auml;mlich in den Besitz der Selbstbekenntnisse der f&uuml;hrenden russischen Minister und Diplomaten, die ihre H&uuml;llen abwarfen, ihre geheimsten Gedanken blo&szlig;legten, ihre Eroberungs- und Unterjochungspl&auml;ne hemmungslos entwickelten und die t&ouml;richte Leichtgl&auml;ubigkeit der europ&auml;ischen H&ouml;fe und Minister verh&ouml;hnten, indem sie sich &uuml;ber die Vill&egrave;les, Metternichs, Aberdeens, Cannings und Wellingtons weidlich lustig machten und mit dem rohen, durch die grausame Ironie des H&ouml;flings kaum verh&uuml;llten Zynismus des Barbaren gemeinsam dar&uuml;ber berieten, wie sie in Paris gegen England, in London gegen &Ouml;sterreich, in Wien gegen London Mi&szlig;trauen s&auml;en, alle untereinander verhetzen und aus allen blo&szlig;e Werkzeuge Ru&szlig;lands machen k&ouml;nnten.</P>
<P>Zur Zeit des Warschauer Aufstands fielen die Archive des Vizek&ouml;nigs, die im Palast des Gro&szlig;f&uuml;rsten Konstantin verwahrt wurden und die die geheime Korrespondenz der russischen Minister und Botschafter vom Beginn dieses <A NAME="S397"><B>&lt;397&gt;</A></B> Jahrhunderts bis 1830 enthielten, in die H&auml;nde der siegreichen Polen. Polnische Fl&uuml;chtlinge brachten dann diese Dokumente zuerst nach Frankreich, und sp&auml;ter &uuml;bergab sie Graf Zamojski, der Neffe des F&uuml;rsten Czartoryski, dem Lord Palmerston, der den Mantel christlicher Liebe &uuml;ber sie deckte. Mit diesen Dokumenten in der Tasche war der edle Viscount nun erst recht darauf erpicht, dem britischen Senat und der ganzen Welt zu verk&uuml;nden, "wie festgegr&uuml;ndet sein Vertrauen in die Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit des Kaisers von Ru&szlig;land sei".</P>
<P>Die Schuld des edlen Lords war es nicht, wenn diese aufsehenerregenden Dokumente Ende 1835 durch das wohlbekannte "Portfolio" ver&ouml;ffentlicht wurden. Was auch K&ouml;nig Wilhelm IV. in anderer Hinsicht gewesen sein mag, er war ein entschiedener Feind Ru&szlig;lands. Sein Privatsekret&auml;r, Sir Herbert Taylor, war mit David Urquhart intim befreundet und f&uuml;hrte diesen Herrn beim K&ouml;nig ein. Von diesem Augenblick an konspirierte das K&ouml;nigtum mit diesen beiden Freunden gegen die Politik des "echten englischen" Ministers.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wilhelm IV. befahl dem edlen Lord, die obenerw&auml;hnten Dokumente auszuliefern. Nach ihrer Ablieferung wurden sie in Windsor Castle gepr&uuml;ft, und es wurde f&uuml;r w&uuml;nschenswert befunden, sie zu drucken und zu ver&ouml;ffentlichen. Trotz der starken Opposition Palmerstons zwang der K&ouml;nig den edlen Lord, dieser Ver&ouml;ffentlichung die Autorit&auml;t des Ministeriums des Ausw&auml;rtigen zu leihen, so da&szlig; der Herausgeber, der sie f&uuml;r die Presse zu bearbeiten hatte, nicht eine Zeile publizierte, die nicht amtliche Stempel oder Initialen trug. Ich sah selbst die Initialen des edlen Lords unter einem dieser Dokumente, obzwar der edle Lord diese Tatsachen geleugnet hatte. Lord Palmerston sah sich gen&ouml;tigt, die Dokumente zur Ver&ouml;ffentlichung in die H&auml;nde des Herrn Urquhart zu legen. Dieser war der wirkliche Herausgeber des 'Portfolio'." (Herr Anstey im Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Nach dem Tode des K&ouml;nigs weigerte sich Lord Palmerston, den Drucker des "Portfolio" zu bezahlen, leugnete &ouml;ffentlich und feierlich jede Verbindung des Ministeriums des Ausw&auml;rtigen damit und bewog, wodurch ist unbekannt, seinen Stellvertreter, Herrn Backhouse, seinen Namen unter das Dementi zu setzen. In der "Times" vom 26. Januar 1839 lesen wir:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir wissen nicht, was Lord Palmerston empfinden mag, doch besteht f&uuml;r uns dar&uuml;ber kein Zweifel, was <I>jeder andere Mensch </I>in der Stellung eines Ministers und als Gentleman <I>empfinden w&uuml;rde, </I>nachdem durch die gestrige 'Times' die Korrespondenz zwischen Herrn Urquhart, den Lord Palmerston aus dem Amt entlie&szlig;, und Herrn Backhouse, den der edle Viscount auf seinem Posten belie&szlig;, zu solcher Offenkundigkeit gelangte. Aus dieser Korrespondenz l&auml;&szlig;t sich vollkommen einwandfrei feststellen, da&szlig; die ganze Serie offizieller Dokumente, die in dem wohlbekannten 'Portfolio' ver- <A NAME="S398"><B>&lt;398&gt;</A></B> &ouml;ffentlicht waren, auf die Autorit&auml;t des Lord Palmerston hin gedruckt und verbreitet wurden und da&szlig; Seine Lordschaft sowohl als Staatsmann der politischen Welt hier und im Ausland wie auch als Auftraggeber dem Drucker und Verleger f&uuml;r die entstandenen Kosten verantwortlich ist."</P>
</FONT><P>Die t&uuml;rkischen Finanzen waren durch den ungl&uuml;ckseligen Krieg von 1828/29 und durch die im Vertrag von Adrianopel festgelegten Schuldenzahlungen an Ru&szlig;land in derartige Verwirrung geraten und so ersch&ouml;pft, da&szlig; die T&uuml;rkei sich gezwungen sah, das widerw&auml;rtige Monopolsystem noch weiter auszudehnen, das den Verkauf fast aller Artikel nur denjenigen gestattete, die von der Regierung Lizenzen erworben hatten. Dadurch gelang es einigen wenigen Wucherern, den ganzen Handel des Landes an sich zu rei&szlig;en. Herr Urquhart schlug K&ouml;nig Wilhelm IV. vor, mit der T&uuml;rkei einen Handelsvertrag abzuschlie&szlig;en, der gleichzeitig dem britischen Handel gro&szlig;e Vorteile und die Produktivkr&auml;fte der T&uuml;rkei zur Entfaltung bringen, ihre Staatskasse sanieren und sie so vom russischen Joch befreien sollte. Wir k&ouml;nnen die merkw&uuml;rdige Geschichte dieses Vertrags nicht besser wiedergeben als mit Herrn Ansteys eigenen Worten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der stete Kampf zwischen Lord Palmerston und Herrn Urquhart drehte sich um diesen Handelsvertrag. Am 3. Oktober 1835 erhielt Urquhart seine Ernennung zum Botschaftssekret&auml;r in Konstantinopel, die ihm zu dem einzigen Zwecke verliehen war, dort die Annahme des t&uuml;rkischen Handelsvertrags zu sichern. Er verz&ouml;gerte aber seine Abreise bis Juni oder Juli 1836. Lord Palmerston dr&auml;ngte ihn, zu reisen. Den wiederholten Mahnungen zur Abreise setzte er jedoch unweigerlich die Antwort entgegen. 'Ich reise erst dann, wenn ich diesen Handelsvertrag mit der Handelskammer und dem Ministerium des Ausw&auml;rtigen in Ordnung gebracht habe; dann will ich ihn selbst hinbringen und seine Annahme durch die Pforte erwirken ...' Schlie&szlig;lich gab Lord Palmerston dem Vertrag seine Zustimmung, und er wurde an Lord Ponsonby, den Botschafter in Konstantinopel, bef&ouml;rdert."</P>
</FONT><P>(In der Zwischenzeit war dieser durch Lord Palmerston dahingehend informiert worden, die Unterhandlungen ganz aus den H&auml;nden Urquharts und in seine eigene Hand zu nehmen, entgegen der Abmachung, die mit Herrn Urquhart getroffen war.)</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sobald Urquhart durch die Intrigen des edlen Lords aus Konstantinopel entfernt war, wurde der Vertrag augenblicklich &uuml;ber Bord geworfen. Zwei Jahre sp&auml;ter kam der edle Lord wieder auf ihn zur&uuml;ck, als er Urquhart vor versammeltem Hause das Kompliment der Autorschaft machte und f&uuml;r seine Person jedes Verdienst daran in Abrede stellte. Der edle Lord aber hatte den Vertrag entstellt, in allen seinen Teilen verf&auml;lscht und ihn in ein Instrument zur Ruinierung des Handels verwandelt. Der urspr&uuml;ngliche Vertrag Urquharts stellte die englischen Untertanen in der T&uuml;rkei der <A NAME="S399"><B>&lt;399&gt;</A></B> meistbeg&uuml;nstigten Nation gleich" (d. h. den Russen). "Die F&auml;lschungen Lord Palmerstons stellten die Untertanen Gro&szlig;britanniens den schwer besteuerten und &uuml;berlasteten Untertanen der Pforte gleich. Urquharts Vertrag forderte die Aufhebung aller wie immer gearteten Transitz&ouml;lle, Monopole, Steuern und Lasten, au&szlig;er solchen, die durch den Vertrag selbst festgesetzt waren. Der von Lord Palmerston verf&auml;lschte Vertrag enthielt eine Klausel, die es als das Recht der Hohen Pforte bezeichnete, dem Handel jede beliebige Verordnung und Beschr&auml;nkung aufzuerlegen. Im Urquhartschen Vertrag sollte der Einfuhrzoll wie bisher nur drei Prozent betragen; der edle Lord erh&ouml;hte diese Geb&uuml;hr von drei auf f&uuml;nf Prozent. Urquharts Vertrag setzte einen Zoll ad valorum in folgender Weise fest: f&uuml;r Handelsartikel, die ausschlie&szlig;lich in der T&uuml;rkei erzeugt werden, so da&szlig; ihr Verkauf in fremden H&auml;fen Monopolpreise erzielt, sollte eine Exportgeb&uuml;hr durch einen t&uuml;rkischen und einen englischen Kommission&auml;r so hoch festgesetzt werden, da&szlig; eine rentable Einnahme zu erwarten war; wohingegen Waren, die auch in anderen als t&uuml;rkischen L&auml;ndern erzeugt wurden und in fremden H&auml;fen nicht so viel Wert besa&szlig;en, um einen hohen Zoll zu rechtfertigen, niedriger angesetzt werden sollten. Lord Palmerstons Vertrag setzte einen fixen Zoll ad valorum von zw&ouml;lf Prozent f&uuml;r jeden Artikel fest, einerlei, ob er den Zoll vertrug oder nicht. Der Originalvertrag dehnte das Vorrecht des Freihandels auf t&uuml;rkische Schiffe und Produkte aus; der Ersatzvertrag enthielt &uuml;berhaupt keine Bestimmung dar&uuml;ber ... Ich klage den edlen Lord dieser F&auml;lschungen an, ich klage ihn an, sie verheimlicht zu haben, und ich klage ihn endlich an, dem Hause f&auml;lschlich berichtet zu haben, da&szlig; dieses der Vertrag sei, den Herr Urquhart entworfen hat." (Herr Anstey im Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Der durch den edlen Lord abge&auml;nderte Vertrag erwies sich als so g&uuml;nstig f&uuml;r Ru&szlig;land und so verderblich f&uuml;r England, da&szlig; einige englische Kaufleute in der Levante sich seitdem unter den Schutz russischer Firmen stellen wollten und andre sich, wie Herr Urquhart berichtet, nur durch eine Art nationalen Ehrgef&uuml;hls davon abhalten lie&szlig;en.</P>
<P>&Uuml;ber die geheimen Beziehungen zwischen dem edlen Lord und K&ouml;nig Wilhelm IV. erz&auml;hlt Herr Anstey dem Hause folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der K&ouml;nig zwang den edlen Lord, seine Aufmerksamkeit der Frage der immer mehr zunehmenden russischen &Uuml;bergriffe in der T&uuml;rkei zuzuwenden ... Ich kann beweisen, da&szlig; der edle Lord sich in dieser Sache den Anweisungen f&uuml;gen mu&szlig;te, die ihm der Privatsekret&auml;r des verstorbenen K&ouml;nigs gab, und da&szlig; sein Verbleiben im Amte davon abhing, ob er sich den W&uuml;nschen des Monarchen f&uuml;gen wolle oder nicht ... Der edle Lord leistete bei der einen oder anderen Gelegenheit, sofern er es wagte, Widerstand, aber jedem solchen Widersetzungsversuch folgten dann die <I>ver&auml;chtlichsten</I> Ausbr&uuml;che von <I>Zerknirschung </I>und <I>Unterw&uuml;rfigkeit</I>. Ich will nicht gerade behaupten, da&szlig; der edle Lord bei einem derartigen Anla&szlig; buchst&auml;blich seines Amtes f&uuml;r ein oder zwei Tage enthoben war, aber das kann ich versichern, da&szlig; der edle Lord eben bei dieser Gelegenheit in Gefahr war, h&ouml;chst unzeremoniell aus dem Amte gejagt <A NAME="S400"><B>&lt;400&gt;</A></B> zu werden. Ich beziehe mich hier auf das, was sich abspielte, als der verstorbene K&ouml;nig die Entdeckung machte, da&szlig; der edle Lord die Gef&uuml;hle der russischen Regierung bei der Wahl des englischen Botschafters f&uuml;r den Hof in St. Petersburg ber&uuml;cksichtigte und da&szlig; Sir Stratford Canning, der urspr&uuml;nglich f&uuml;r diesen Posten bestimmt war, beiseite geschoben wurde, um dem verstorbenen Earl of Durham Platz zu machen, der ein dem Zaren angenehmer Botschafter war." (Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Es ist eine der erstaunlichsten Tatsachen, da&szlig;, w&auml;hrend der K&ouml;nig vergeblich gegen die russische Politik des edlen Lords ank&auml;mpfte, dieser und seine whiggistischen Parteig&auml;nger es verstanden, den &ouml;ffentlichen Argwohn erfolgreich wachzuhalten, als l&auml;hme der K&ouml;nig, der als Tory bekannt war, die antirussischen Bestrebungen des "echten englischen" Ministers. Die angebliche toryistische Vorliebe des Monarchen f&uuml;r die despotischen Grunds&auml;tze des russischen Hofes sollte nat&uuml;rlich die sonst unerkl&auml;rliche Politik Palmerstons erkl&auml;rlich machen. Die Whig-Oligarchen l&auml;chelten geheimnisvoll, als Herr H. L. Bulwer dem Hause erz&auml;hlte, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"noch diese Weihnachten Graf Apponyi, der &ouml;sterreichische Botschafter in Paris, als er von den orientalischen Angelegenheiten sprach, gesagt h&auml;tte, unser Hof f&uuml;rchte mehr die franz&ouml;sischen Grunds&auml;tze als die Ambitionen der Russen". (Unterhaus, 11. Juli 1833.)</P>
</FONT><P>Und wieder l&auml;chelten sie, als Herr T. Attwood den edlen Lord befragte, </P>
<FONT SIZE=2><P>"welchen Empfang Graf Orlow am Hof Seiner Majest&auml;t gefunden, als er nach dem Abschlu&szlig; des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi nach England geschickt worden sei". (Unterhaus, 28. August 1833.)</P>
</FONT><P>Die Dokumente, die der verstorbene K&ouml;nig und sein Sekret&auml;r, der verstorbene Sir Herbert Taylor, Herrn Urquhart anvertraut hatten, "damit er bei passender Gelegenheit das Andenken Wilhelms IV. reinwasche", werden bei ihrer Ver&ouml;ffentlichung ein neues Licht auf die fr&uuml;here Laufbahn des edlen Lords und der Whig-Oligarchie werfen, von der das Publikum im allgemeinen nicht viel mehr kennt als die Geschichte ihrer Anspr&uuml;che, ihrer Phrasen und ihrer sogenannten Grunds&auml;tze - mit einem Wort die theatralische und tr&uuml;gerische Seite - die Maske.</P>
<P>Es ist hier die beste Gelegenheit, Herrn David Urquhart Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, der zwanzig Jahre lang der sch&auml;rfste Widersacher Lord Palmerstons war, dem er stets als offener Feind entgegentrat, den keine Furcht zum Schweigen brachte, keine Bestechung zur Nachgiebigkeit bewog und keine Schmeichelei zur Anh&auml;ngerschaft verf&uuml;hrte, w&auml;hrend Alcine-Palmerston es sonst doch fertig brachte, alle anderen Feinde, sei es mit Schmeichelreden, sei es durch Verf&uuml;hrungsk&uuml;nste, kirre zu machen. Wir haben soeben <A NAME="S401"><B>&lt;401&gt;</A></B> aus Herrn Ansteys Munde die st&uuml;rmische Anklage gegen Seine Lordschaft geh&ouml;rt, h&ouml;ren wir jetzt, was Herr Urquhart sagt.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ein h&ouml;chst bedeutsamer Umstand ist es, da&szlig; der angeklagte Minister das Mitglied des Hauses" - d.h. Herrn Anstey - "aufsuchte und sich mit dem Anerbieten seiner Mitarbeit und privaten Freundschaft zufriedengab, ohne auf der F&ouml;rmlichkeit eines Widerrufs oder einer Entschuldigung zu bestehen ... Herrn Ansteys k&uuml;rzlich in aller Form erfolgte Anstellung bei der jetzigen Regierung spricht f&uuml;r sich selbst." (D. Urquharts "Ru&szlig;lands Vordringen".)</P>
</FONT><P>Am 8. Februar 1848 hatte derselbe Herr Anstey den edlen Lord mit</P>
<FONT SIZE=2><P>"dem <I>infamen </I>Marquis von Carmarthen, dem Staatssekret&auml;r Wilhelms III., verglichen, den Zar Peter I. w&auml;hrend seines Besuchs am englischen Hof mit dem Gold britischer Kaufleute f&uuml;r seine Interessen zu erkaufen vermocht hatte". (Unterhaus, 8. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Wer verteidigte Lord Palmerston bei dieser Gelegenheit gegen Herrn Ansteys Anklagen? Herr Sheil, derselbe Herr Sheil, der 1833 beim Abschlu&szlig; des Vertrags von Hunkiar-Iskelessi dieselbe Rolle des Ankl&auml;gers gegen Seine Lordschaft gespielt hatte wie Herr Anstey 1848. Herr Roebuck, einst sein sch&auml;rfster Gegner, verschaffte ihm 1850 das Vertrauensvotum. Sir Stratford Canning, der durch ein volles Dezennium die Nachgiebigkeit des edlen Lords gegen den Zaren gegei&szlig;elt hatte, war es zufrieden, da&szlig; man sich ihn durch seine Berufung auf den Botschafterposten in Konstantinopel vom Halse geschafft hatte. Selbst der dem edlen Lord so teure Dudley Stuart wurde f&uuml;r einige Jahre aus dem Parlament hinausintrigiert, weil er gewagt hatte, gegen den edlen Lord zu opponieren. Als er wieder zur&uuml;ckkehrte, wurde er zur <I>&acirc;me damn&eacute;e</I> &lt;<I>auf Gedeih und Verderb</I> [mit Palmerston] <I>verbundene Kreatur</I>&gt;<I> </I>des "echten englischen" Ministers. Kossuth, der aus den Blaub&uuml;chern h&auml;tte wissen k&ouml;nnen, da&szlig; Ungarn vom edlen Viscount verraten worden war, nannte ihn bei seiner Landung in Southampton "seinen teuren Busenfreund".</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A7">Artikel VII</A></P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 85 vom 17. Dezember 1853]</P>
</FONT><P>Ein Blick auf die Karte zeigt uns an der Westseite des Schwarzen Meeres die M&uuml;ndungen der Donau, des einzigen Flusses, der, mitten im Herzen Europas entspringend, eine nat&uuml;rliche Stra&szlig;e nach Asien bildet. Gerade <A NAME="S402"><B>&lt;402&gt;</A></B> gegen&uuml;ber, auf der Ostseite des Schwarzen Meeres, s&uuml;dlich vom Flusse Kuban, beginnt die Bergkette des Kaukasus, die sich in s&uuml;d&ouml;stlicher Richtung etwa 700 Meilen lang vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer erstreckt und Europa von Asien trennt.</P>
<P>Die Macht, die die M&uuml;ndungen der Donau beherrscht, beherrscht nat&uuml;rlich auch die Donau selbst, die Stra&szlig;e nach Asien und mit ihr einen gro&szlig;en Teil des Handels der Schweiz, Deutschlands, Ungarns, der T&uuml;rkei und vor allem der Moldau und der Walachei. Besitzt dieselbe Macht dann noch obendrein den Kaukasus, dann geh&ouml;rt ihr auch das Schwarze Meer, und es fehlen nur noch die Dardanellen und Konstantinopel, um seinen Zugang zu verschlie&szlig;en. Der Besitz der kaukasischen Berge macht sie zum Herrn &uuml;ber Trapezunt und dank dessen Lage am Kaspischen Meer auch gleichzeitig zum Herrn &uuml;ber das n&ouml;rdliche Meeresufer von Persien.</P>
<P>Ru&szlig;land hat seine gierigen Augen sowohl auf die Donaum&uuml;ndungen wie auf die Gebirgskette des Kaukasus geworfen. Dort hie&szlig; es die Herrschaft erobern, hier sie befestigen. Die kaukasischen Gebirgsz&uuml;ge trennen S&uuml;dru&szlig;land von den &uuml;ppigen Provinzen Georgien, Mingrelien, Imeretien und Gurien, die der Moskowiter den Muselmanen entrissen hat. Dadurch ist der Fu&szlig; des ungeheuren Reichs von dem Hauptk&ouml;rper abgeschnitten. Die einzige milit&auml;rische Stra&szlig;e windet sich von Mosdok nach Tiflis durch den Engpa&szlig; von Dariel; sie ist durch eine fortlaufende Kette befestigter Pl&auml;tze gesch&uuml;tzt und zu beiden Seiten den unaufh&ouml;rlichen Angriffen der feindlichen kaukasischen St&auml;mme ausgesetzt. W&uuml;rden sich all diese kaukasischen St&auml;mme unter ein milit&auml;risches Haupt vereinigen, so k&ouml;nnten sie sogar den benachbarten Grenzgebieten der Kosaken gef&auml;hrlich werden.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Schrecken ergreift uns beim Gedanken an die Gefahren, welche den S&uuml;den Ru&szlig;lands bedrohen w&uuml;rden, wenn die feindlichen Tscherkessen unter einem einzigen Oberhaupt vereinigt w&auml;ren."</P>
</FONT><P>So &auml;u&szlig;ert sich Herr Kupffer, ein Deutscher, der der wissenschaftlichen Kommission vorstand, die 1829 die Expedition des Generals Emmanuel nach dem Elbrus begleitete.</P>
<P>Gerade heute ist unsere Aufmerksamkeit auf die Ufer der Donau gerichtet, wo Ru&szlig;land sich der beiden Kornkammern Europas bem&auml;chtigt hat, und auf den Kaukasus, wo ihm der Verlust Georgiens droht. Es war der Vertrag von Adrianopel, der die Usurpation der Moldau und Walachei durch Ru&szlig;land vorbereitete und der auch seine Anspr&uuml;che auf den Kaukasus anerkennt.</P>
<P>Artikel IV dieses Vertrags legt fest:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Alle L&auml;nder, die n&ouml;rdlich und &ouml;stlich von der Grenzlinie zwischen den beiden Reichen" (Ru&szlig;land und T&uuml;rkei) "gegen Georgien, Imeretien und Gurien zu gelegen <A NAME="S403"><B>&lt;403&gt;</A></B> sind, ferner die ganze K&uuml;ste des Schwarzen Meeres, von der M&uuml;ndung des Kuban bis zum Hafen von St. Nikolaja inklusive, sollen unter russischer Herrschaft bleiben."</P>
</FONT><P>Hinsichtlich der Donau bestimmt derselbe Vertrag:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Grenzlinie wird dem Lauf der Donau bis zur M&uuml;ndung von St. Georg folgen und alle durch die verschiedenen Arme gebildeten Inseln im Besitz Ru&szlig;lands belassen. Das rechte Ufer wird wie bisher im Besitz der Pforte bleiben. Man ist jedoch &uuml;bereingekommen, da&szlig; dieses rechte Ufer von dem Punkt an, wo der Arm von St. Georg sich von dem von Sulina trennt, auf einer Distanz von zwei Stunden" (sechs Meilen) "unbewohnt bleiben und kein wie immer geartetes Geb&auml;ude dort errichtet werden soll. Das gleiche gilt von den Inseln, die noch im Besitz des russischen Hofes verbleiben. Abgesehen von Quarant&auml;nestationen, die dort errichtet werden, wird es nicht gestattet sein, daselbst irgendwelche Geb&auml;ude oder Befestigungen zu erbauen."</P>
</FONT><P>Insofern diese beiden Paragraphen den Russen "neue Besitzt&uuml;mer und ausschlie&szlig;liche Handelsvorteile" zusichern, greifen sie in das am 4. April 1826 vom Herzog von Wellington in Petersburg unterzeichnete Protokoll und in den Vertrag vom 6. Juli 1827 ein, der zwischen Ru&szlig;land und den anderen M&auml;chten in London abgeschlossen wurde. Die englische Regierung weigerte sich daher, den Vertrag von Adrianopel anzuerkennen. Der Herzog von Wellington protestierte gegen ihn. (Lord Dudley Stuart im Unterhaus am 17. M&auml;rz 1837.)</P>
<P>Wie Lord Mahon berichtet, protestierte Lord Aberdeen ebenfalls dagegen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In einer Depesche an Lord Heytesbury vom 31. Oktober 1829 &auml;u&szlig;erte er sich mit nicht geringer Unzufriedenheit &uuml;ber viele Teile des Vertrags von Adrianopel und hob besonders die Bestimmungen &uuml;ber die Donauinseln hervor. Er leugnet, da&szlig; dieser Friede" (der Vertrag von Adrianopel) "die territorialen Hoheitsrechte der Pforte, sowie auch die Beziehungen und die Interessen aller Seem&auml;chte des Mittelmeeres respektiert habe." (Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Earl Grey erkl&auml;rte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Unabh&auml;ngigkeit der Pforte w&auml;re geopfert und der Friede Europas gef&auml;hrdet, wenn man diesem Vertrag zustimme." (Oberhaus, 4. Februar 1834.)</P>
</FONT><P>In seiner Rede im Unterhaus vom 17. M&auml;rz 1837 versichert uns Lord Palmerston selbst:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Was die Ausdehnung der russischen Grenze bis an die Donaum&uuml;ndung, im S&uuml;den des Kaukasus und an den Ufern des Schwarzen Meeres betrifft, so ist sie sicherlich nicht vereinbar mit der feierlichen Erkl&auml;rung, die Ru&szlig;land vor ganz Europa abgab, ehe der T&uuml;rkische Krieg begann."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S404">&lt;404&gt;</A></B> Ru&szlig;land konnte nur dann hoffen, seine Anspr&uuml;che auf die nordwestlichen Teile des Kaukasus zu realisieren, wenn es die Ostk&uuml;ste des Schwarzen Meeres blockierte und die Zufuhr von Waffen und Munition nach diesen Gebieten abschnitt. Die K&uuml;ste des Schwarzen Meeres geh&ouml;rt sicher ebenso wie die Donaum&uuml;ndungen nicht zu den Gebieten, in denen sich "eine englische Aktion entwickeln k&ouml;nne", wie Lord Palmerston im Falle Krakaus lamentiert hatte. Durch welchen mysteri&ouml;sen Kniff hat es der Moskowiter nun doch fertiggebracht, die Donau und die K&uuml;ste des Schwarzen Meeres zu blockieren und England zu zwingen, sich nicht nur dem Vertrag von Adrianopel, sondern auch gleichzeitig den Vergewaltigungen zu unterwerfen, die Ru&szlig;land sich gegen diesen Vertrag herausnahm?</P>
<P>Diese Fragen wurden am 20. April 1836 im Unterhaus an den edlen Viscount gerichtet. Gleichzeitig wurden zahlreiche Petitionen der Kaufleute von London, Glasgow und anderen Handelsst&auml;dten eingereicht, die sich gegen die fiskalischen Bestimmungen Ru&szlig;lands im Schwarzen Meer und seine Verf&uuml;gungen und Beschr&auml;nkungen richteten, die den englischen Handel auf der Donau zu gef&auml;hrden drohten. Am 7. Februar 1836 war ein russischer Ukas erschienen, der, gest&uuml;tzt auf den Vertrag von Adrianopel, eine Quarant&auml;nestation auf einer der Inseln in der Donaum&uuml;ndung errichtete. Um die Quarant&auml;nebestimmungen durchf&uuml;hren zu k&ouml;nnen, verlangte Ru&szlig;land das Recht, an Bord der Schiffe zu gehen und sie zu durchsuchen, Abgaben zu erheben und widerspenstige Schiffe, die die Donau aufw&auml;rts fahren wollten, nach Odessa zu schleppen. Bevor die Quarant&auml;nestation errichtet worden war, oder eigentlich bevor unter dem falschen Vorwand einer Quarant&auml;ne ein Zollamt und ein Fort erbaut worden waren, hatten die russischen Autorit&auml;ten ihre F&uuml;hler ausgestreckt, um sich zu vergewissern, wieviel sie bei der englischen Regierung riskieren d&uuml;rften. Lord Durham, der nach den von England erhaltenen Instruktionen handelte, protestierte bei der russischen Regierung gegen diese Behinderung des englischen Handels.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Man wies ihn an den Grafen Nesselrode. Graf Nesselrode verwies ihn an den Gouverneur von S&uuml;dru&szlig;land, und der Gouverneur von S&uuml;dru&szlig;land wiederum verwies ihn an den Konsul von Galatz, der sich mit dem britischen Konsul von Braila in Verbindung setzte, welcher die Weisung bekam, die Kapit&auml;ne, denen man Zoll abgefordert hatte, an die Donaum&uuml;ndung, den Schauplatz ihrer Unbill zu senden, so da&szlig; man die Angelegenheit genau untersuchen k&ouml;nne; es war nat&uuml;rlich wohlbekannt, da&szlig; die betreffenden Kapit&auml;ne sich damals schon in England befanden." (Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Der offizielle Ukas vorn 7. Februar 1836 erregte jedoch die allgemeine Aufmerksamkeit der britischen Kaufmannschaft.</P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S405">&lt;405&gt;</A></B> "Schon viele Schiffe waren ausgelaufen und andere st&auml;nden im Begriff auszulaufen, deren Kapit&auml;ne die direkte Order hatten, das Recht des An-Bord-Gehens und der Durchsuchung, das Ru&szlig;land verlangte, nicht anzuerkennen. Es sei wohl vorauszusehen, welches das Schicksal dieser Schiffe sein m&uuml;sse, wenn sich das Haus nicht zu einer bestimmten Meinungs&auml;u&szlig;erung entschl&ouml;sse. Solange das nicht gesch&auml;he, w&uuml;rden die britischen Schiffe, die zusammen mindestens 5.000 Tonnen umfa&szlig;ten, beschlagnahmt und nach Odessa geschleppt werden, wenn sie nicht den unversch&auml;mten Forderungen Ru&szlig;lands nachg&auml;ben." (Herr Patrick M. Stewart im Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Ru&szlig;land hatte die sumpfigen Inseln an den Donaum&uuml;ndungen kraft einer Klausel des Vertrags von Adrianopel erworben, die eine Verletzung des Vertrags war, den Ru&szlig;land mit England und den anderen M&auml;chten 1827 geschlossen hatte. Die Errichtung von Fortifikationen an den M&uuml;ndungen der Donau und deren Best&uuml;ckung mit Gesch&uuml;tzen war an sich schon eine Verletzung des Vertrags von Adrianopel, der ausdr&uuml;cklich verbot, da&szlig; innerhalb sechs Meilen vom Flusse irgendwelche Befestigungen errichtet w&uuml;rden. Die Erhebung von Zoll und die Behinderung der Schiffahrt war eine Verletzung des Wiener Vertrags, der erkl&auml;rte, da&szlig; die Beschiffung der Fl&uuml;sse in ihrem ganzen Lauf, von dem Punkt, wo jeder von ihnen schiffbar w&uuml;rde, bis zur M&uuml;ndung, ganz frei sein solle, da&szlig; "die H&ouml;he der Geb&uuml;hren in keinem Fall die damals" (1815) "gezahlten &uuml;bersteigen solle" und da&szlig; "keine Erh&ouml;hung stattfinde, wenn nicht die an diesem Flusse gelegenen Staaten gemeinsam zustimmten". Ru&szlig;land konnte sich also zu seiner Rechtfertigung auf nichts berufen, als auf den Vertrag von 1827, der verletzt worden war durch den Vertrag von Adrianopel; diesen wiederum hatte es selbst verletzt, und das Ganze sollte bekr&auml;ftigt werden durch einen Bruch des Wiener Vertrags.</P>
<P>Es erwies sich als ganz unm&ouml;glich, Lord Palmerston eine Erkl&auml;rung abzuringen, ob er den Vertrag von Adrianopel anerkenne oder nicht. Was die Verletzung des Wiener Vertrags betrifft, so</P>
<FONT SIZE=2><P>"war ihm keine offizielle Information zuteil geworden, da&szlig; sich etwas ereignet habe, was durch den Vertrag nicht gerechtfertigt sei. Sollten die daran beteiligten Parteien etwas Derartiges behaupten, so m&uuml;&szlig;te so vorgegangen werden, wie es die Kronjuristen den Rechten der englischen Untertanen f&uuml;r angemessen hielten." (Lord Palmerston im Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Durch den Artikel V des Vertrags von Adrianopel garantiert Ru&szlig;land den Donauf&uuml;rstent&uuml;mern "Gedeihen" und volle "Handelsfreiheit". Herr Stewart hat nun dargelegt, da&szlig; die F&uuml;rstent&uuml;mer Moldau und Walachei Ru&szlig;lands t&ouml;dlichste Eifersucht hervorriefen, weil ihr Handel seit 1834 einen so schnellen <A NAME="S406"><B>&lt;406&gt;</A></B> Aufschwung genommen hatte, weil sie in den hervorragendsten Produktionszweigen mit Ru&szlig;land selbst konkurrierten, weil Galatz zum gro&szlig;en Lagerplatz des ganzen Getreidehandels an der Donau geworden und Odessa vom Markt verdr&auml;ngte. Darauf antwortete Lord Palmerston mit folgenden Worten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"H&auml;tte mein ehrenwerter Freund darlegen k&ouml;nnen, da&szlig; unser Handel mit der T&uuml;rkei, der doch noch vor einigen Jahren gro&szlig; und bedeutend war, durch die Angriffe anderer L&auml;nder oder durch die Nachl&auml;ssigkeit der Regierung zu einem unbedeutenden Gesch&auml;ft herabgesunken w&auml;re, dann w&auml;re das ein Grund gewesen, ans Parlament zu appellieren." Statt dessen hat "mein ehrenwerter Freund auseinandergesetzt, da&szlig; sich in den letzten Jahren unser Handel mit der T&uuml;rkei aus einem Nichts zu ganz bedeutendem Umfang entwickelt hat".</P>
</FONT><P>Ru&szlig;land sperrt die Donauschiffahrt, weil der Handel der F&uuml;rstent&uuml;mer immer bedeutender wird, sagt Herr Stewart. Aber, erwidert Lord Palmerston, Ru&szlig;land tat das nicht, als dieser Handel noch ganz unbedeutend war. Sie unterlassen es, Ru&szlig;lands letzte &Uuml;bergriffe an der Donau zur&uuml;ckzuweisen, sagt Herr Stewart. Wir unterlie&szlig;en es zu einem Zeitpunkt, als man diese &Uuml;bergriffe noch nicht gewagt hatte, erwiderte der edle Lord. Welche "Lage" ist <I>also </I>"eingetreten, gegen die sich die Regierung nicht zu sichern gedenkt, es sei denn, da&szlig; sie dazu durch die direkte Einmischung des Hauses getrieben wird?" Es gelang Seiner Lordschaft, das Haus davon abzuhalten, einen Beschlu&szlig; zu fassen, indem er ihm die Versicherung gab, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"bei der Regierung Seiner Majest&auml;t durchaus keine Neigung dazu vorhanden sei, den aggressiven Handlungen irgendeiner anderen Macht nachzugeben, welche es auch immer sei und m&ouml;ge sie noch so stark und m&auml;chtig sein", und indem er das Haus ermahnte, "vorsichtshalber alles zu unterlassen, was von den anderen M&auml;chten falsch ausgelegt und mit Recht als Provokation unsererseits betrachtet werden k&ouml;nnte".</P>
</FONT><P>Eine Woche nach dieser Debatte im Unterhaus richtete ein britischer Kaufmann einen Brief an das Au&szlig;enministerium, der sich auf den russischen Ukas bezog. Der Unterstaatssekret&auml;r des Au&szlig;enministeriums antwortete darauf folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Im Auftrag Lord Palmerstons teile ich Ihnen mit, da&szlig; Seine Lordschaft sich an den Kronjuristen um ein Gutachten &uuml;ber die in dem russischen Ukas vom 7. Februar 1836 ver&ouml;ffentlichten Bestimmungen gewendet hat; einstweilen beauftragt mich Lord Palmerston, Ihnen auf den letzten Teil Ihres Briefes zu erwidern, da&szlig; nach Ansicht der Regierung die russischen Autorit&auml;ten nicht das Recht haben, an der Donaum&uuml;ndung Zoll zu erheben, und da&szlig; Sie recht daran taten, Ihre Agenten anzuweisen, jede Zahlung <I>zu verweigern</I>."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S407">&lt;407&gt;</A></B> Der Kaufmann handelte diesem Briefe gem&auml;&szlig;. Er wurde von dem edlen Lord an Ru&szlig;land preisgegeben. Wie Herr Urquhart berichtet, wird jetzt ein russischer Zoll in London und Liverpool durch russische Konsuln von jedem englischen Schiff erhoben, das nach den t&uuml;rkischen Donauh&auml;fen f&auml;hrt, "auf der Insel Leti aber befindet sich noch immer die Quarant&auml;ne".</P>
<P>Ru&szlig;land beschr&auml;nkte jedoch seine Eingriffe an der Donau nicht auf die bereits errichtete Quarant&auml;nestation, die bereits erbauten Fortifikationen und die erhobenen Z&ouml;lle. Durch den Vertrag von Adrianopel kam die einzige noch schiffbare M&uuml;ndung der Donau, die Sulinam&uuml;ndung, in den Besitz Ru&szlig;lands. Solange die T&uuml;rken sie besa&szlig;en, wurde das Wasser im Kanal stets in einer Tiefe von 14 bis 16 Fu&szlig; gehalten. Seit der Besitzergreifung durch Ru&szlig;land ist das Wasser auf 8 Fu&szlig; reduziert worden, eine Tiefe, die zur Bef&ouml;rderung von Getreideschiffen v&ouml;llig unzul&auml;nglich ist. Nun ist Ru&szlig;land am Wiener Vertrag beteiligt, und dieser bestimmt im Artikel 113, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"jeder Staat auf seine Kosten f&uuml;r die Instandhaltung des Treidelwegs sorgen und die notwendigen Wasserbauten beaufsichtigen m&uuml;sse, so da&szlig; keine Stockung der Schiffahrt eintritt".</P>
</FONT><P>Ru&szlig;land fand kein besseres Mittel, den Kanal schiffbar zu erhalten, als seine Wassertiefe immer mehr zu verringern, ihn mit Schiffstr&uuml;mmern zu &uuml;bers&auml;en und seine M&uuml;ndung mit Sand und Schlamm zu verstopfen. Dieser systematischen und wiederholten Verletzung des Wiener Vertrags hat Ru&szlig;land noch eine andere Verletzung, n&auml;mlich die des Vertrags von Adrianonel, hinzugef&uuml;gt, der die Errichtung irgendwelcher Baulichkeiten an der Sulinam&uuml;ndung, ausgenommen zu Quarant&auml;ne- und Leuchtfeuerzwecken, untersagt. Auf Ru&szlig;lands Gehei&szlig; ist dort n&auml;mlich ein kleines russisches Fort entstanden, das seine Eink&uuml;nfte den erpre&szlig;ten Geldern verdankt, die ihm die Schiffe gezwungen sind zu zahlen f&uuml;r Verz&ouml;gerungen und Umladungen auf Leichter, hervorgerufen durch Verstopfungen in der Fahrrinne.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Cum principia negante non est disputandum. &lt;Wer Prinzipien leugnet, mit dem kann man nicht diskutieren.&gt; Was n&uuml;tzt das Beharren auf abstrakten Prinzipien", sagte Lord Palmerston am 30. April 1823, "despotischen Regierungen gegen&uuml;ber, die erwiesenerma&szlig;en das Recht nach der Macht bemessen und deren Verhalten durch Eigennutz und nicht durch Gerechtigkeit bestimmt wird?"</P>
</FONT><P>Seiner eignen Doktrin gem&auml;&szlig; war aber der edle Viscount so gen&uuml;gsam, der despotischen Regierung Ru&szlig;lands gegen&uuml;ber auf abstrakten Prinzipien zu beharren. Er ging jedoch noch weiter. W&auml;hrend er am 6. Juli 1840 dem Hause versicherte, die Freiheit der Donauschiffahrt sei "durch den Wiener <A NAME="S408"><B>&lt;408&gt;</A></B> Vertrag verb&uuml;rgt", w&auml;hrend er am 13. Juli 1840 jammerte, die Okkupation von Krakau sei ein Bruch des Wiener Vertrags, "England jedoch kein Mittel bes&auml;&szlig;e, seinen Willen durchzusetzen, weil Krakau offenbar ein Ort sei, wo jede englische Aktion schlechterdings unm&ouml;glich sei", unterzeichnete er zwei Tage sp&auml;ter einen Vertrag mit Ru&szlig;land, durch den die Dardanellen "in Zeiten des Friedens mit der T&uuml;rkei" f&uuml;r England <A NAME="Z18"><A HREF="me09_353.htm#M18">&lt;18&gt;</A></A> gesperrt wurden; auf diese Weise war England des einzigen Mittels beraubt, den Wiener Vertrag "durchzusetzen", und der Pontus Euxinus &lt;alter Name des Schwarzen Meeres&gt; wirklich zu einem Schauplatz geworden, wo eine englische Aktion schlechterdings unm&ouml;glich war.</P>
<P>Als diese Position durchgesetzt war, machte er der &ouml;ffentlichen Meinung eine Scheinkonzession, indem er eine ganze Batterie von papiernen Erkl&auml;rungen losfeuerte, in denen er "die despotische Regierung, die das Recht nach der Macht bemi&szlig;t und sich durch Eigennutz und nicht durch Gerechtigkeit bestimmen l&auml;&szlig;t", in h&ouml;chst sentimentaler und phrasenhafter Manier daran erinnert, da&szlig;</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ru&szlig;land, als es die T&uuml;rkei zur &Uuml;berlassung der M&uuml;ndung eines gro&szlig;en europ&auml;ischen Flusses zwang, der den Haupthandelsweg f&uuml;r den wechselseitigen Verkehr so vieler Nationen bildet, Pflichten und Verantwortlichkeiten gegen andere Staaten &uuml;bernahm, in deren volle Erf&uuml;llung es seinen Stolz setzen sollte".</P>
</FONT><P>Dieser Lobgesang auf abstrakte Grunds&auml;tze entlockte dem Grafen Nesselrode nur die sattsam bekannte Antwort, "die Sache werde gr&uuml;ndlich untersucht werden", und von Zeit zu Zeit vers&auml;umte er nicht, "das Gef&uuml;hl des Bedauerns der Kaiserlichen Regierung auszudr&uuml;cken, da&szlig; man ihren Absichten ein solches Mi&szlig;trauen entgegenbringe".</P>
<P>Den Bem&uuml;hungen des edlen Lords ist es also zu danken, wenn es im Jahre 1853 so weit gekommen ist, da&szlig; die Schiffahrt auf der Donau f&uuml;r unm&ouml;glich erkl&auml;rt werden mu&szlig;te und da&szlig; das Getreide an der Sulinam&uuml;ndung verfault, w&auml;hrend Frankreich, England und der S&uuml;den Europas von Hungersn&ouml;ten bedroht sind. Und Ru&szlig;land hat nun, wie die "Times" sagt, "seinen sonstigen wichtigen Besitzt&uuml;mern noch den Besitz eines eisernen Gitters zwischen der Donau und dem Pontus Euxinus hinzugef&uuml;gt". Es hat den Schl&uuml;ssel zur Donau erobert und besitzt dadurch eine Hungerschraube, die es immer dann anziehen kann, wenn die Politik Westeuropas ihm strafbar erscheint.<A NAME="Z19"><A HREF="me09_353.htm#M19">&lt;19&gt;</A></A></P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A8">Artikel VIII</A></P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["The People's Paper" Nr. 86 vorn 24. Dezember 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S409">&lt;409&gt;</A></B> Die dem Unterbaus am 20. April 1836 eingereichten Antr&auml;ge und die damit in Verbindung stehende Resolution Herrn Patrick M. Stewarts bezogen sich nicht nur auf die Donau, sondern auch auf Tscherkessien, denn in der Handelswelt hatte sich das Ger&uuml;cht verbreitet, da&szlig; die russische Regierung unter dem Vorwand, die tscherkessische K&uuml;ste zu blockieren, englische Schiffe daran hindern wolle, Waren und G&uuml;ter in bestimmten H&auml;fen der &ouml;stlichen K&uuml;ste des Schwarzen Meeres auszuladen. Lord Palmerston erkl&auml;rte bei dieser Gelegenheit feierlich:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn das Parlament sein Vertrauen in uns setzen will, wenn es uns die Leitung der ausw&auml;rtigen Beziehungen des Landes &uuml;berlassen will, werden wir die Interessen des Landes zu sch&uuml;tzen und die Ehre des Landes hochzuhalten wissen, ohne gen&ouml;tigt zu sein, zum Kriege unsere Zuflucht zu nehmen." (Unterhaus, 20. April 1836.)</P>
</FONT><P>Einige Monate sp&auml;ter, am 29. Oktober 1836, segelte die "Vixen", ein Handelsschiff, das Herrn George Bell geh&ouml;rte und das mit Salz beladen war, von London direkt nach Tscherkessien. Am 25. November wurde das Schiff in der tscherkessischen Bucht von Sudschuk Kale von einem russischen Kriegsschiff gekapert, weil "es sich an einer blockierten K&uuml;ste aufgehalten habe". (Brief des russischen Admirals Lasarew an den englischen Kapit&auml;n Childs vom 25. Dezember 1836.) Das Fahrzeug, seine Ladung und Mannschaft wurden nach dem H&auml;fen von Sewastopol geschickt, wo die Entscheidung der Russen &uuml;ber die Beschlagnahme am 27. Januar 1837 entgegengenommen wurde. Jetzt war schon nicht mehr von "Blockierung" die Rede, sondern die "Vixen" wurde einfach als gesetzm&auml;&szlig;ige Prise erkl&auml;rt, "sie habe sich des Schmuggels schuldig gemacht", da die Einfuhr von Salz verboten sei und es <A NAME="S410"><B>&lt;410&gt;</A></B> in der Bucht von Sudschuk Kale, einem russischen Hafen, kein Zollamt gebe. Der Urteilsspruch wurde in au&szlig;ergew&ouml;hnlich herabsetzender und beschimpfender Weise vollzogen. Die Russen, die das Schiff gekapert hatten, wurden mit &ouml;ffentlichen Auszeichnungen belohnt. Die britische Flagge wurde aufgezogen, dann heruntergerissen und daf&uuml;r die russische gehi&szlig;t. Kapit&auml;n und Mannschaft wurden als Gefangene an Bord des "Ajax", der sie gekapert hatte, gebracht, dann nach Sewastopol, von dort nach Odessa und von Odessa nach Konstantinopel transportiert, von wo aus sie dann nach England zur&uuml;ckkehren durften. &Uuml;ber das Schiff selbst schrieb ein deutscher Reisender, der einige Jahre nach diesem Ereignis Sewastopol besuchte, an die "Augsburger Zeitung folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Von all den russischen Linienschiffen, die ich besuchte, erregte keines meine Neugier mehr als die 'Sudschuk Kale', die fr&uuml;here 'Vixen', die jetzt unter russischer Flagge segelt. Das Schiff sieht heute ganz anders aus. Dieses kleine Schiff ist heute der beste Segler der russischen Flotte und wird gew&ouml;hnlich zu Transporten zwischen Sewastopol und der tscherkessischen K&uuml;ste verwendet."</P>
</FONT><P>Die Wegnahme der "Vixen" h&auml;tte Lord Palmerston sicherlich die beste Gelegenheit zur Erf&uuml;llung seines Versprechens gegeben, "die Interessen des Landes zu sch&uuml;tzen und seine Ehre hochzuhalten". Au&szlig;er der Ehre der britischen Flagge und den Interessen des britischen Handels stand jedoch noch etwas auf dem Spiel - <I>die Unabh&auml;ngigkeit Tscherkessiens</I>. Zuerst rechtfertigte Ru&szlig;land die Beschlagnahme der "Vixen" damit, da&szlig; sie sich eine Verletzung der von Ru&szlig;land proklamierten Blockade habe zuschulden kommen lassen; das Schiff aber wurde auf eine ganz anders lautende Anklage hin, und zwar wegen &Uuml;bertretung der russischen Zollvorschriften, mit Beschlag belegt. Durch die Proklamierung der Blockade erkl&auml;rte Ru&szlig;land Tscherkessien f&uuml;r ein feindliches fremdes Land; und es fragte sich, ob die britische Regierung diese Blockade je anerkannt hatte. Durch die &Uuml;bertragung russischer Zollvorschriften auf Tscherkessien wurde dieses im Gegenteil wieder als russischer Vasallenstaat behandelt, und es entstand die Frage, ob die britische Regierung die russischen Anspr&uuml;che auf Tscherkessien je anerkannt hatte.</P>
<P>Ehe wir fortfahren, wollen wir daran erinnern, da&szlig; Ru&szlig;land zu jener Zeit weit davon entfernt war, seine Befestigung Sewastopols vollendet zu haben.</P>
<P>Irgendein Anspruch Ru&szlig;lands auf den Besitz von Tscherkessien konnte blo&szlig; aus dem Vertrag von Adrianopel hergeleitet werden, wie wir schon in einem fr&uuml;heren Artikel auseinandersetzten. Der Vertrag vom 6. Juli 1827 verpflichtete Ru&szlig;land jedoch, keine Territorialvergr&ouml;&szlig;erungen vorzunehmen noch auch irgendwelche einseitige Handelsvorteile aus seinem Krieg mit der <A NAME="S411"><B>&lt;411&gt;</A></B> T&uuml;rkei zu ziehen. Jede Ausdehnung der russischen Grenze auf Grund des Vertrags von Adrianopel war daher ein offener Bruch des Vertrags von 1827 und brauchte, wie die Proteste Wellingtons und Aberdeens darlegten, von seiten Gro&szlig;britanniens nicht anerkannt zu werden. Ru&szlig;land hatte also kein Recht, Tscherkessien aus den H&auml;nden der T&uuml;rkei anzunehmen. Andererseits konnte die T&uuml;rkei an Ru&szlig;land nicht etwas abtreten, was sie selber nicht besa&szlig;. Tscherkessien war stets so unabh&auml;ngig von der Pforte geblieben, da&szlig; zu der Zeit, als in Anapa noch ein t&uuml;rkischer Pascha residierte, Ru&szlig;land einige Vereinbarungen wegen des K&uuml;stenhandels mit tscherkessischen Anf&uuml;hrern abschlo&szlig;, da der t&uuml;rkische Handel ausschlie&szlig;lich und gesetzm&auml;&szlig;ig auf den Hafen von Anapa beschr&auml;nkt war. Da also Tscherkessien ein unabh&auml;ngiges Land war, so waren die Munizipalgesetze, die Gesundheitsbestimmungen und Zollverordnungen, mit denen der Moskowiter es begl&uuml;cken wollte, ebenso bindend f&uuml;r Tscherkessien wie die russischen Gesetze f&uuml;r den Hafen von Tampico.</P>
<P>Andrerseits: War Tscherkessien ein fremdes, Ru&szlig;land feindliches Land, so hatte Ru&szlig;land nur dann ein Recht, es zu blockieren, wenn diese Blockade tats&auml;chlich durchgef&uuml;hrt wurde und nicht nur auf dem Papier bestand, wenn Ru&szlig;land die Seemacht bereit hatte, um sie zu erzwingen, und wirklich die K&uuml;ste beherrschte. Nun aber besa&szlig; Ru&szlig;land an dieser zweihundert Meilen langen K&uuml;ste nur drei isolierte Forts, und das ganze &uuml;brige Tscherkessien war in den H&auml;nden tscherkessischer St&auml;mme. In der Bucht von Sudschuk Kale gab es &uuml;berhaupt kein russisches Fort. Eine Blockade fand tats&auml;chlich nicht statt, denn es war keine Macht zur See aufgeboten. Die Mannschaften zweier englischer Schiffe, die der "Vixen" und eines anderen, das im September 1834 die Bucht besucht hatte, boten sich ausdr&uuml;cklich als Zeugen daf&uuml;r an, da&szlig; keine wie immer geartete russische Okkupation der K&uuml;ste erfolgt war, ein Zeugnis, das zwei britische Reisende, die den Hafen 1837 und 1838 besuchten, &ouml;ffentlich best&auml;tigten. ("Portfolio", VIII, 1. M&auml;rz 1844.)</P>
<P>Als die "Vixen" in den Hafen von Sudschuk Kale einfuhr,</P>
<FONT SIZE=2><P>"waren russische Kriegsschiffe weder in Sicht noch auf offener See ... Sechsunddrei&szlig;ig Stunden, nachdem die 'Vixen' Anker geworfen hatte und der Besitzer und einige Offiziere an Land gegangen waren und mit den tscherkessischen Autorit&auml;ten wegen des Zolls und den f&uuml;r die Waren f&auml;lligen Geb&uuml;hren verhandelten, ... kam gerade ein russisches Kriegsschiff in den Hafen. Und zwar kam es nicht l&auml;ngs der K&uuml;ste, sondern von der offenen See." (Herr Anstey im Unterhaus, 23. Februar 1848.)</P>
</FONT><P>Bedarf es noch weiterer Beweise daf&uuml;r, da&szlig; das St. Petersburger Kabinett selbst die "Vixen" unter dem Vorwand der Blockade kapern und sie dann unter dem Vorwand von Zollvorschriften konfiszieren lie&szlig;?</P>
<B><P><A NAME="S412">&lt;412&gt;</A></B> Um so beg&uuml;nstigter erschienen die Tscherkessen vom Zufall, als die Frage ihrer Unabh&auml;ngigkeit zusammenfiel mit der des freien Schiffsverkehrs auf dem Schwarzen Meer, dem Schutz des britischen Handels und einem unversch&auml;mten Akt von Piratentum, den Ru&szlig;land an einem britischen Handelsschiff begangen hatte. Die Chance, da&szlig; Tscherkessien bei der Beherrscherin der Meere Schutz finden wurde, erschien um so weniger zweifelhaft, weil</P>
<FONT SIZE=2><P>"die tscherkessische Unabh&auml;ngigkeitserkl&auml;rung kurz vorher nach reiflicher &Uuml;berlegung und nach mehrw&ouml;chiger Korrespondenz mit verschiedenen Regierungsdepartments im 'Portfolio' ver&ouml;ffentlicht worden war, einer periodischen Ver&ouml;ffentlichung, die mit dem Ministerium des Ausw&auml;rtigen in Verbindung steht, und weil Tscherkessien auf einer von Lord Palmerston selbst durchgesehenen Landkarte als unabh&auml;ngiges Land bezeichnet war". (Lord Stanley im Unterhaus, 21. Juni 1838.)</P>
</FONT><P>Wer h&auml;tte danach angenommen, da&szlig; der edle und ritterliche Viscount den Fall so meisterlich zu deichseln verstand, da&szlig; gerade dieser Akt von Seer&auml;uberei, den Ru&szlig;land gegen englisches Eigentum beging, ihm die l&auml;ngst gesuchte Gelegenheit bot, den Vertrag von Adrianopel formell anzuerkennen und die Unabh&auml;ngigkeit Tscherkessiens zu vernichten?</P>
<P>Am 17. M&auml;rz 1837 beantragte Herr Roebuck, als er sich auf die Konfiskation der "Vixen" berief, es sollen</P>
<FONT SIZE=2><P>"Kopien der ganzen Korrespondenz zwischen der Regierung Englands und den Regierungen Ru&szlig;lands und der T&uuml;rkei vorgelegt werden, die sich auf den Vertrag von Adrianopel bez&ouml;ge; sowie Berichte &uuml;ber alle Verhandlungen und Transaktionen, die seit dem Vertrag von Adrianopel seitens Ru&szlig;lands wegen der Okkupation der H&auml;fen und Territorien an den Ufern des Schwarzen Meeres gepflogen worden seien".</P>
</FONT><P>Aus Furcht, in den Verdacht zu geraten, da&szlig; er menschlich f&uuml;hle oder etwa gar Tscherkessien aus abstrakten Gr&uuml;nden verteidige, erkl&auml;rte Herr Roebuck rundheraus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ru&szlig;land mag versuchen, die ganze Welt an sich zu rei&szlig;en, und ich werde seinen Versuchen mit Gleichmut zusehen; in dem Augenblick jedoch, wo es versucht, unserem Handel in die Quere zu kommen, werde ich die Regierung dieses Landes anrufen" (dieses Land liegt offenbar irgendwo au&szlig;erhalb der ganzen Welt!) "damit sie den &Uuml;bergriff bestraft."</P>
</FONT><P>Er verlange daher zu wissen, "ob die britische Regierung den Vertrag von Adrianopel anerkannt habe".</P>
<P>Der edle Lord, obgleich so hart bedr&auml;ngt, hatte doch Geistesgegenwart genug, eine lange Rede zu halten und <A NAME="S413"></P>
<B><FONT SIZE=2><P>&lt;413&gt;</A></B> "wieder Platz zu nehmen, ohne dem Haus gesagt zu haben, in wessen Besitz die tscherkessische K&uuml;ste sich augenblicklich tats&auml;chlich befindet, ob sie wirklich Ru&szlig;land geh&ouml;re und ob die 'Vixen' kraft einer bestehenden Blockade oder infolge der &Uuml;bertretung fiskalischer Bestimmungen gekapert worden sei, und ob er den Vertrag von Adrianopel anerkenne oder nicht". (Herr Hume im Unterhaus, 17. M&auml;rz 1837.)</P>
</FONT><P>Herr Roebuck konstatierte, da&szlig; sich Herr Bell, ehe er die "Vixen" nach Tscherkessien abfahren lie&szlig;, an den edlen Lord gewendet hatte, um sich zu vergewissern, ob irgendeine Unzutr&auml;glichkeit oder Gefahr zu bef&uuml;rchten w&auml;re, wenn ein Schiff an irgendeinen Teil Tscherkessiens Waren br&auml;chte, und da&szlig; das Au&szlig;enministerium mit Nein geantwortet hatte. Nun sah sich Lord Palmerston gen&ouml;tigt, dem Hause seine Korrespondenz mit Herrn Bell vorzulesen. Wenn man ihm dabei zuh&ouml;rte, so hatte man die Empfindung, als l&auml;se er ein spanisches Mantel- und Degenst&uuml;ck, nicht aber eine offizielle Korrespondenz zwischen einem Minister und einem Kaufmann vor. Als Daniel O'Connell h&ouml;rte, da&szlig; der edle Lord die Briefe &uuml;ber die Kaperung der "Vixen" vorgelesen, rief er aus: "Wie recht hat doch Talleyrand, wenn er sagt, die Sprache sei dazu erfunden, die Gedanken zu verbergen!"</P>
<P>So fragte Herr Bell zum Beispiel an, ob "irgendwelche Beschr&auml;nkungen des Handels existierten, die von Seiner Majest&auml;t Regierung anerkannt sind? W&auml;re das nicht der Fall, dann wolle er ein mit Salz beladenes Schiff dorthin schicken." Lord Palmerston erwidert: "Sie fragen mich, ob es vorteilhaft f&uuml;r Sie w&auml;re, sich in eine Spekulation mit Salz einzulassen?" und f&uuml;gt hinzu:</P>
<P>"Handelsh&auml;user m&uuml;ssen selbst wissen, ob sie sich in eine Spekulation einlassen d&uuml;rfen oder nicht." "Danach habe ich nicht gefragt", antwortet Bell, "ich will nur wissen, ob die Regierung Seiner Majest&auml;t die russische Blockade auf dem Schwarzen Meer bis s&uuml;dlich gegen den Flu&szlig; Kuban anerkennt?" "Sie m&uuml;ssen in der 'London Gazette' nachsehen", erwidert der edle Lord, "dort sind alle derartigen Bekanntmachungen, wie Sie sie meinen, verzeichnet." Die "London Gazette" war nun allerdings f&uuml;r einen britischen Kaufmann eine geeignetere Quelle, um sich solche Informationen zu holen, als die Ukase des Kaisers von Ru&szlig;land. Und da Herr Bell keine wie immer geartete Notiz &uuml;ber die Anerkennung der Blockade oder &uuml;ber sonstige Einschr&auml;nkungen in der "Gazette" fand, so sandte er sein Schiff ab. Das Ergebnis war, da&szlig; er sich nach kurzer Zeit selbst in der "Gazette" erw&auml;hnt fand.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich verwies Herrn Bell", sagte Lord Palmerston, "auf die 'Gazette', wo er fand, da&szlig; die russische Regierung unserem Lande eine Blockade weder mitgeteilt noch erkl&auml;rt hatte, folglich gab es auch keine anzuerkennen."</P>
</FONT><P>Wenn Lord Palmerston Herrn Bell an die "Gazette" verwies, so leugnete er damit nicht nur die Anerkennung einer russischen Blockade durch Gro&szlig;- <A NAME="S414"><B>&lt;414&gt;</A></B> britannien, sondern er best&auml;tigte gleichzeitig auch, da&szlig; seiner Meinung nach die tscherkessische K&uuml;ste <I>kein Teil </I>des russischen Gebiets ist, denn die "Gazette" ver&ouml;ffentlicht <I>nichts </I>dar&uuml;ber, wenn ein fremder Staat ein St&uuml;ck des eigenen Gebiets blockiert - z.B. gegen aufst&auml;ndische Untertanen. Da Tscherkessien nicht einen Teil Ru&szlig;lands bildet, konnte es also auch nicht in die russischen Zollvorschriften miteingeschlossen sein. Nach seinem eigenen Eingest&auml;ndnis sprach also Lord Palmerston in seinen Briefen an Herrn Beil Ru&szlig;land das Recht ab, die tscherkessische K&uuml;ste zu blockieren oder sie kommerziellen Einschr&auml;nkungen zu unterwerfen. Wahr ist allerdings, da&szlig; er w&auml;hrend seiner ganzen Rede bestrebt war, das Haus dahin zu bringen, es als gegeben hinzunehmen, da&szlig; Ru&szlig;land von Tscherkessien Besitz ergriffen hat. Andrerseits aber konstatierte er unumwunden,</P>
<FONT SIZE=2><P>"die Ausdehnung der russischen Grenze bis an die Donaum&uuml;ndung, im S&uuml;den des Kaukasus und an den Ufern des Schwarzen Meeres ist sicherlich nicht vereinbar mit der feierlichen Erkl&auml;rung, die Ru&szlig;land vor ganz Europa abgab, ehe der T&uuml;rkische Krieg begann".</P>
</FONT><P>Als er mit der feierlichen Versicherung, "stets die Interessen des Landes zu sch&uuml;tzen und die Ehre des Landes hochzuhalten", seinen Sitz wieder einnahm, schien er schwer unter der Sorgenlast zu seufzen, die ihm seine vergangene Politik auferlegte, und durchaus nicht daran zu denken, verr&auml;terische Zukunftspl&auml;ne auszuhecken. An diesem Tag mu&szlig;te er folgenden schweren Vorwurf einstecken:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es sei in h&ouml;chstem Ma&szlig;e zu tadeln, wie sehr es der edle Lord an tatkr&auml;ftigem Eifer habe fehlen lassen, die Ehre des Landes zu sch&uuml;tzen; kein fr&uuml;herer Minister h&auml;tte sich so wankelm&uuml;tig, so unsicher, so zaudernd, so feige gezeigt, wenn britische Untertanen beschimpft worden seien. Wie lange noch beabsichtige der edle Lord, Ru&szlig;land zu gestatten, Gro&szlig;britannien zu beschimpfen und so den britischen Handel zu sch&auml;digen? Der edle Lord <I>degradiere </I>England zu einem rechten Prahlhans, der dem Schwachen hochm&uuml;tig und tyrannisch, dem Starken dem&uuml;tig und winselnd entgegentrete."</P>
</FONT><P>Wer war es, der den "echten englischen" Minister so erbarmungslos brandmarkte? Kein anderer als Lord Dudley Stuart.</P>
<P>Am 25. November 1836 war die "Vixen" beschlagnahmt worden. Die st&uuml;rmischen Debatten im Unterhaus, die wir eben zitierten, spielten sich am 17. M&auml;rz 1837 ab. Aber erst am 19 April 1837 forderte der edle Lord die russische Regierung auf,</P>
<FONT SIZE=2><P>"den Grund anzugeben, durch den sie sich f&uuml;r berechtigt hielt, in Friedenszeiten ein Handelsschiff zu kapern, das britischen Untertanen geh&ouml;rt".</P>
</FONT><B><P><A NAME="S415">&lt;415&gt;</A></B> Am 17. Mai 1837 erhielt der edle Lord folgende Depesche vom Earl of Durham, dem britischen Botschafter in St. Petersburg:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Mylord!</P>
<P>Hinsichtlich der milit&auml;rischen de-facto-Okkupation von Sudschuk Kale mu&szlig; ich Eurer Lordschaft mitteilen, da&szlig; sich in der Bucht ein Fort befindet, das den Namen der Kaiserin tr&auml;gt (Alexandrowski) und das stets von einer russischen Garnison besetzt war.</P>
<P>Ich bin usw. usw.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Durham</I>."</P>
</FONT><P>Es braucht wohl kaum betont zu werden, da&szlig; das Alexandrowskifort nicht einmal so viel Realit&auml;t besa&szlig; wie die Pappd&ouml;rfer, die Potemkin der Kaiserin Katharina II. bei ihrem Besuch auf der Krim zeigte. F&uuml;nf Tage nach dem Empfang dieser Depesche sendet Lord Palmerston folgende Antwort nach St. Petersburg:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In Erw&auml;gung, da&szlig; Sudschuk Kale, das im Vertrag von 1783 von Ru&szlig;land als t&uuml;rkischer Besitz anerkannt wurde, jetzt durch den Vertrag von Adrianopel zu Ru&szlig;land geh&ouml;rt, wie Graf Nesselrode bezeugt, hat die Regierung Seiner Majest&auml;t keinen ausreichenden Grund, in Frage zu stellen, ob Ru&szlig;land berechtigt war, die 'Vixen' zu ergreifen und zu konfiszieren."</P>
</FONT><P>Einige sehr merkw&uuml;rdige Begleitumst&auml;nde kn&uuml;pfen sich an diese Verhandlungen. Zu ihrer Er&ouml;ffnung brauchte Lord Palmerston volle sechs Monate der Vorbereitung, zu ihrem Abschlu&szlig; kaum einen Monat. Mit seiner letzten Depesche vom 23. Mai 1837 brechen die Verhandlungen j&auml;h und pl&ouml;tzlich ab. Das Datum des Vertrags von K&uuml;tsch&uuml;k-Kainardschi wird darin nicht nach dem gregorianischen, sondern nach dem griechischen Kalender erw&auml;hnt. Auch</P>
<FONT SIZE=2><P>"hat sich", wie Sir Robert Peel sagt, "vom 19. April bis zum 23. Mai eine auffallende Wandlung von offizieller Deklaration zur Befriedigung vollzogen; man lie&szlig; sich offenbar durch die <I>Versicherung </I>des Grafen Nesselrode dahin beschwichtigen, da&szlig; die T&uuml;rkei im Vertrag von Adrianopel den K&uuml;stenstrich, um den es sich handelt, an Ru&szlig;land abgetreten habe. Warum protestierte er nicht gegen diesen Ukas?" (Unterhaus, 21. Juni 1838.)</P>
</FONT><P>Warum das alles? Der Grund ist sehr einfach. K&ouml;nig Wilhelm IV. hatte Herrn Bell insgeheim angestiftet, die "Vixen" an die tscherkessische K&uuml;ste zu senden. Als der edle Lord die Unterhandlungen hinauszog, erfreute sich der K&ouml;nig noch seiner vollen Gesundheit. Als Lord Palmerston dieselben so j&auml;hlings abschlo&szlig;, lag der K&ouml;nig in den letzten Z&uuml;gen, und der edle Lord <A NAME="S416"><B>&lt;416&gt;</A></B> verf&uuml;gte so absolut &uuml;ber das Ministerium des Ausw&auml;rtigen, als w&auml;re er der absolute Monarch von Gro&szlig;britannien. War es nicht ein Meisterst&uuml;ck des spa&szlig;haften Lords, mit einem Federstrich den Vertrag von Adrianopel, Ru&szlig;lands Besitzrecht auf Tscherkessien und die Konfiskation der "Vixen" formell anzuerkennen, und zwar im Namen des sterbenden K&ouml;nigs, der selbst die trotzige "Vixen" ausgesandt hatte, in der bestimmten Absicht, den Zaren zu &auml;rgern, den Vertrag von Adrianopel zu mi&szlig;achten und die Unabh&auml;ngigkeit von Tscherkessien zu best&auml;tigen?</P>
<P>Herr Bell kam also, wie schon gesagt, in die "Gazette", und Herr Urquhart, damals erster Botschaftssekret&auml;r in Konstantinopel, wurde zur&uuml;ckberufen, weil er "Herrn Bell zur Ausf&uuml;hrung der Expedition der 'Vixen' &uuml;berredet habe".</P>
<P>Solange K&ouml;nig Wilhelm IV. am Leben war, wagte Lord Palmerston nicht, sich offen der Expedition der "Vixen" entgegenzustellen, wie dies klar bewiesen wird erstens durch die Unabh&auml;ngigkeitserkl&auml;rung Tscherkessiens, die im "Portfolio" ver&ouml;ffentlicht wurde; ferner durch die tscherkessische Landkarte, die Seine Lordschaft durchgesehen hatte; durch seine jeder Bestimmtheit ermangelnde Korrespondenz mit Herrn Bell; durch seine vagen Erkl&auml;rungen vor dem Unterhaus; schlie&szlig;lich bekam Herrn Bells Bruder, der Superkargo der "Vixen", bei der Ausreise Depeschen vom Ministerium des Ausw&auml;rtigen an die Botschaft in Konstantinopel mit, und von Lord Ponsonby, dem britischen Botschafter bei der Hohen Pforte, wurde ihm direkte Ermutigung zuteil.</P>
<P>Zu Beginn der Regierung der K&ouml;nigin Victoria schien der Einflu&szlig; der Whigs gesicherter denn je zu sein, und demgem&auml;&szlig; &auml;nderte sich auch pl&ouml;tzlich die Sprache des ritterlichen Viscounts. Aus Verteidigung und Schmeichelei wurden mit einem Male Hochmut und Verachtung. Als ihn Herr T. H. Attwood am 14. Dezember 1837 &uuml;ber die "Vixen" und Tscherkessien befragte, meinte er:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In betreff der 'Vixen' habe Ru&szlig;land derartige Erkl&auml;rungen &uuml;ber sein Vorgehen abgegeben, da&szlig; sich die Regierung unseres Landes damit zufriedengeben k&ouml;nne. Das Schiff sei nicht w&auml;hrend einer Blockade genommen worden. Man habe es nur deshalb ergriffen, weil die mit seiner Leitung betrauten Personen den Munizipal- und Zollverordnungen Ru&szlig;lands zuwidergehandelt h&auml;tten."</P>
</FONT><P>Den Bef&uuml;rchtungen Herrn Attwoods wegen der russischen &Uuml;bergriffe trat er entgegen, </P>
<FONT SIZE=2><P>"denn Ru&szlig;land biete seines Erachtens der Welt genau dieselben Garantien zur Erhaltung des Friedens wie England". (Lord Palmerston im Unterhaus, 14. Dezember 1837.)</P>
</FONT><B><P><A NAME="S417">&lt;417&gt;</A></B> Am Schlu&szlig; der Session legte der edle Lord dem Hause die Korrespondenz mit der russischen Regierung vor, deren beide wichtigsten Teile wir schon zitierten.</P>
<P>1838 hatte sich die Konstellation der Parteien erneut ge&auml;ndert, und die Tories waren wieder zu Einflu&szlig; gelangt. Sie richteten gegen Lord Palmerston am 21. Juni eine scharfe Anklage. Der nunmehrige Botschafter in Konstantinopel, Sir Stratford Canning, beantragte eine besonders gew&auml;hlte Kommission, die die Beschuldigungen Herrn George Bells gegen den edlen Lord und seine Entsch&auml;digungsanspr&uuml;che pr&uuml;fen sollte. Zuerst zeigte sich Seine Lordschaft h&ouml;chlichst erstaunt, da&szlig; Sir Stratfords Antrag "solch kleinlichen Charakter trage".</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sie sind", rief ihm darauf Sir Robert Peel zu, "der erste englische Minister, der es wagt, den Schutz des britischen Eigentums und Handels eine kleinliche Angelegenheit zu nennen."</P>
<P>"Kein einzelner Kaufmann", sagte darauf Lord Palmerston, "hat das Recht, von der Regierung zu verlangen, da&szlig; sie sich &uuml;ber so wichtige Dinge &auml;u&szlig;ert, wie das Souver&auml;nit&auml;tsrecht Ru&szlig;lands in Tscherkessien oder die von Ru&szlig;land mit Waffengewalt eingef&uuml;hrten Zollverordnungen und Gesundheitsbestimmungen."</P>
<P>"Wozu brauchen wir dann &uuml;berhaupt ein Ministerium des Ausw&auml;rtigen, wenn das nicht zu seinen Pflichten geh&ouml;rt?" fragte Herr Hume.</P>
</FONT><P>Der edle Lord schlo&szlig;:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es wird verbreitet, da&szlig; Herr Bell, der unschuldige Herr Bell, durch die Antworten, die ich ihm gab, in eine von mir gestellte Falle gelockt worden sei. Wenn man schon von einer Falle spricht, dann hat sie mir Herr Bell gelegt und nicht ich sie ihm."</P>
</FONT><P>Offenbar mit den Fragen, die er an den "unschuldigen" Lord Palmerston richtete.</P>
<P>Im Verlauf dieser Debatten (am 21 Juni 1838) kam endlich das gro&szlig;e Geheimnis ans Licht. Wenn der edle Lord sogar willens gewesen w&auml;re, im Jahre 1836 den Anspr&uuml;chen Ru&szlig;lands zu widerstreben, so h&auml;tte er es nicht mehr gekonnt, aus dem einfachen Grunde, weil schon 1831, kaum da&szlig; er ins Amt gekommen, seine erste Tat darin bestand, die russische Usurpation des Kaukasus anzuerkennen und damit zugleich auch von hinten herum den Vertrag von Adrianopel. Am 8. August 1831, so berichtet Lord Stanley (jetzt Lord Derby), teilte das russische Kabinett seinem Vertreter in Konstantinopel seine Absicht mit,</P>
<FONT SIZE=2><P>"den bisherigen starken Verkehr zwischen den Bewohnern des Kaukasus und den benachbarten t&uuml;rkischen Provinzen Gesundheitsbestimmungen zu unterwerfen", und <A NAME="S418"><B>&lt;418&gt;</A></B> "diese Bestimmungen sollten den ausw&auml;rtigen Missionen in Konstantinopel und der ottomanischen Regierung bekanntgegeben werden".</P>
</FONT><P>Indem man Ru&szlig;land gestattete, an der tscherkessischen K&uuml;ste sogenannte Gesundheitsbestimmungen und Zollverordnungen einzuf&uuml;hren, die sonst nirgends existierten als in dem obenerw&auml;hnten Schreiben, wurden die russischen Anspr&uuml;che auf den Kaukasus anerkannt und damit auch der Vertrag von Adrianopel, auf den sie begr&uuml;ndet waren,</P>
<FONT SIZE=2><P>"Diese Instruktionen", sagt Lord Stanley, "waren dem Botschaftssekret&auml;r, Herrn Mandeville, in Konstantinopel ganz offiziell mitgeteilt worden, ausdr&uuml;cklich zum Zwecke der Information f&uuml;r die britischen Kaufleute, und wurden auch dem edlen Lord Palmerston &uuml;bermittelt."</P>
</FONT><P>"Die Tatsache, eine solche Benachrichtigung erhalten zu haben, teilte er, entgegen dem Brauch fr&uuml;herer Regierungen, Lloyd's Committee nicht mit", wagte er nicht, mitzuteilen. Der edle Lord hat sich "sechs Jahre lang der Verheimlichung" schuldig gemacht, rief ihm Sir Robert Peel zu.</P>
<P>An diesem Tage entging der spa&szlig;hafte Lord nur mit 16 Stimmen einer Verurteilung: 184 stimmten gegen, 200 f&uuml;r ihn. Diese 16 Stimmen werden weder die Geschichte &uuml;bert&ouml;nen noch die Bergbewohner zum Schweigen bringen, deren Waffengeklirr der Welt beweist, da&szlig; der Kaukasus nicht "jetzt zu Ru&szlig;land geh&ouml;rt, wie Graf Nesselrode behauptet" und wie Lord Palmerston es nachbetet!</P>
<I><P>Karl Marx</P>
</I><P><HR></P>
<P>Textvarianten</P>
<P><A NAME="M1">&lt;1&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 19. Oktober 1853 beginnt der Artikel mit folgenden Worten, die in "The People's Paper" nicht abgedruckt wurden: "Die Orientwirren haben in England eine gro&szlig;e Ver&auml;nderung hervorgerufen, die, wenn nicht die Parteien, so zumindest die M&auml;nner an der Spitze der Parteien ber&uuml;hrt. Lord Palmerston ist wieder zum Liebling des Publikums geworden. Er ist in jedermanns Munde, er ist der einzige Mensch, der England retten kann, er wird zuversichtlich zum unumg&auml;nglichen Premierminister jedes ver&auml;nderten Kabinetts erkl&auml;rt und gleicherma&szlig;en von den Tories, den Whigs, von den angeblichen Patrioten, der Presse und der allgemeinen &ouml;ffentlichen Meinung gepriesen.</P>
<P>Das Ph&auml;nomen der Palmerston-Manie ist so au&szlig;ergew&ouml;hnlich, da&szlig; man versucht ist, es nur f&uuml;r ein k&uuml;nstliches Ph&auml;nomen zu halten, das nicht f&uuml;r den Hausgebrauch, sondern als Exportartikel f&uuml;r ausw&auml;rtigen Gebrauch gedacht ist. Dies w&auml;re jedoch ein Irrtum." <A HREF="me09_353.htm#Z1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M2">&lt;2&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 19. Oktober 1853 folgt hier der Satz: "Er ist ein gro&szlig;artiges Muster jener Sorte, die Thomas Carlyle als die vorgeblichen F&uuml;hrer der Welt bezeichnet." <A HREF="me09_353.htm#Z2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M3">&lt;3&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 19. Oktober 1853 hei&szlig;t es an dieser Stelle: "den klaren Himmel &uuml;ber dem Parlament der Gutsbesitzer und Geldherren verd&uuml;sterte". <A HREF="me09_353.htm#Z3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M4">&lt;4&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 19. Oktober 1853 steht anstatt der Worte "Immer wieder greift er Aberdeen wegen seiner antirussischen Diplomatie an" folgender Satz: "Ein halbes Jahrhundert lang stand ein und dieselbe Phrase dem Vormarsch Ru&szlig;lands nach Konstantinopel im Wege: Die Phrase von der Integrit&auml;t des T&uuml;rkischen Reichs, die zur Erhaltung des europ&auml;ischen Gleichgewichts notwendig sei. Am 5. Februar 1830 erkl&auml;rte Palmerston: 'Ich widersetze mich einer Politik, die die Integrit&auml;t des T&uuml;rkischen Reichs in Europa als ein Objekt hinstellt, das unbedingt notwendig ist f&uuml;r die Interessen des christlichen und zivilisierten Europas.'" <A HREF="me09_353.htm#Z4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M5">&lt;5&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der in London 1853 herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" beginnt der Artikel folgenderma&szlig;en: "Vor kurzem fand in London ein Protestmeeting gegen die Handlungen des englischen Ministeriums in dem jetzigen Konflikt zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei statt; ein Redner, der sich besonders scharf gegen Lord Palmerston wandte, wurde bei dieser Gelegenheit mit einem Entr&uuml;stungssturm empfangen und niedergeschrien. Die Versammlung dachte offenbar, da&szlig;, wenn Ru&szlig;land einen Freund im Ministerium habe, es gewi&szlig; nicht der edle Lord sei, und h&auml;tte zweifellos des Jubels kein Ende gefunden, wenn jemand imstande gewesen w&auml;re, ihr die Ernennung seiner Lordschaft zum Premierminister zu melden. Dieses erstaunliche Zutrauen zu einem so hohlen, falschen Menschen beweist aufs neue, wie leicht sich das Volk durch gl&auml;nzende Eigenschaften t&auml;uschen l&auml;&szlig;t, und wie notwendig es ist, diesem arglistigen Feind der menschlichen Freiheit die Maske vom Gesicht zu rei&szlig;en. Auf der Grundlage der Geschichte der letzten f&uuml;nfundzwanzig Jahre und gest&uuml;tzt auf die Parlamentsdebatten wollen wir daher fortfahren, die wahre Rolle aufzudecken, die dieser vollendete Schauspieler in dem Drama des modernen Europas spielte." <A HREF="me09_353.htm#Z5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M6">&lt;6&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der 1853 in London herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" steht anstatt "Die Konstitution Krakaus wurde abgeschafft ..." folgendes: "Bei dieser Gelegenheit enthielt sich der edle Lord jedes Einspruchs, weil, wie er 1836 und 1840 &auml;u&szlig;erte, 'es schwierig sei, unsere Proteste wirksamer zu gestalten'. Als jedoch Krakau endg&uuml;ltig durch &Ouml;sterreich konfisziert war, erschien ihm ein einfacher Protest 'als das einzige wirksame Mittel'." <A HREF="me09_353.htm#Z6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M7">&lt;7&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der 1853 in London herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" steht nach den Worten "eines politischen Ereignisses" folgender Satz: ".... und mu&szlig;te auf jeden Fall den edlen Lord daran hindern, sp&auml;ter einmal zu erkl&auml;ren, er h&auml;tte von den Intrigen gar nichts bemerkt, die von &Ouml;sterreichern, Russen und Preu&szlig;en in Krakau angezettelt wurden." <A HREF="me09_353.htm#Z7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M8">&lt;8&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der 1853 in London herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" steht nach diesen Worten folgender Satz: "Niemals hat er sich dar&uuml;ber ausgesprochen, warum oder weshalb er seine gegebene Zusage nicht einhielt, und allen Versuchen, ihm irgendwelche schriftliche Belege &uuml;ber diese Angelegenheit zu entrei&szlig;en, hat er erfolgreich widerstanden." <A HREF="me09_353.htm#Z8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M9">&lt;9&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der 1853 in London herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" hei&szlig;t es an dieser Stelle weiter: "mit der Begr&uuml;ndung, da&szlig; die Anleihe abgeschlossen wurde, um Holland den ungeteilten Besitz der belgischen Provinzen zu erhalten, und da&szlig; es jetzt die Souver&auml;nit&auml;t &uuml;ber diese L&auml;nder nicht mehr besitze." <A HREF="me09_353.htm#Z9">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M10">&lt;10&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 4. November 1853 und in der 1853 in London herausgegebenen Brosch&uuml;re "Palmerston und Ru&szlig;land" lautet der Schlu&szlig; des vorliegenden Artikels: "Und nun k&ouml;nnen wir auch ermessen, welchen Grad von Entschlossenheit er entwickeln wird, wenn es gilt, den &Uuml;bergriffen jener Macht Widerstand zu leisten, der er so unentwegt gedient hat." <A HREF="me09_353.htm#Z10">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M11">&lt;11&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21 .November 1853 beginnt der Artikel folgenderma&szlig;en: "Es gibt Leute. die erwarten, da&szlig; die britische Regierung in dem Kriege, der jetzt zwischen der T&uuml;rkei und Ru&szlig;land begonnen hat, endlich ihr System der halben Ma&szlig;nahmen und fruchtlosen Verhandlungen aufgeben und energische und wirksame Ma&szlig;nahmen ergreifen wird, damit der Moskowiter Eindringling seiner Beute und seinen Weltherrschaftstr&auml;umen entsagt. Eine solche Erwartung mag der Grundlage einer abstrakten Wahrscheinlichkeit und einer sie rechtfertigenden Politik nicht entbehren. Wie wenig realer Grund daf&uuml;r vorhanden ist, wird f&uuml;r jeden ersichtlich, der die nachstehend vorgebrachten Tatsachen bez&uuml;glich des Verhaltens des englischen Ministers in der Vergangenheit bedenkt, von dem man annimmt, er werde dem Vormarsch des russischen Despotismus in Europa &auml;u&szlig;erst feindlich gesinnt sein. Tats&auml;chlich sind die meisten Leute in England, die mit der Politik der Regierung hinsichtlich der Auseinandersetzung zwischen der T&uuml;rkei und Ru&szlig;land unzufrieden sind, &uuml;berzeugt davon, da&szlig; die Dinge ganz anders aussehen w&uuml;rden, wenn Lord Palmerston daf&uuml;r verantwortlich w&auml;re. Diese Leute m&uuml;ssen - wenn sie sich die Geschichte des edlen Viscount in Erinnerung rufen - die ganze ereignisreiche Periode von 1832 bis 1847 auslassen, eine L&uuml;cke, die wir zu ihrer Information ausf&uuml;llen werden." <A HREF="me09_353.htm#Z11">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M12">&lt;12&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21. November 1853 hei&szlig;t es an dieser Stelle weiter: "...um den Ehrgeiz Mechmed Alis zu z&auml;hmen und den Vormarsch der Heere Ibrahim Paschas aufzuhalten. Das berichtet uns Lord Mahon, der im Ministerium des Ausw&auml;rtigen unter Robert Peel eben zu der Zeit diente, als diese Behauptung aufgestellt wurde." <A HREF="me09_353.htm#Z12">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M13">&lt;13&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21. November 1853 folgt an dieser Stelle noch folgender Absatz: "Sir Stratford Canning wurde im September abberufen und Lord Ponsonby im November ernannt. Ibrahim Pascha hatte jedoch noch nicht den Taurus &uuml;berschritten, noch nicht die Schlacht bei Konia geschlagen, und die Russen hatten noch nicht Zarigrad erobert. Dementsprechend hatte Lord Ponsonby Befehl erhalten, sieben Monate zur &Uuml;berfahrt von Neapel nach Konstantinopel zu brauchen." <A HREF="me09_353.htm#Z13">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M14">&lt;14&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21. November 1853 hei&szlig;t es an dieser Stelle weiter: "Das gleiche Vertrauen hatte er Ru&szlig;land in der Frage geschenkt, da&szlig; es die polnische Verfassung und die nationale Existenz Polens nicht beseitigen w&uuml;rde. Unterdessen hatte der Zar beides durch das Organisations-Statut von 1832 aufgehoben - doch das grenzenlose Vertrauen des edlen Lords blieb unersch&uuml;ttert." <A HREF="me09_353.htm#Z14">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M15">&lt;15&gt;</A> In der 1854 erschienenen Brosch&uuml;re "Palmerston und der Vertrag von Hunkiar-Iskelessi" lautet dieser Absatz folgenderma&szlig;en: "Einerseits sollte also der Vertrag von Adrianopel, gegen den Lord Aberdeen und der Herzog von Wellington protestiert hatten, durch England hinterr&uuml;cks anerkannt werden, indem Lord Palmerston sich mit dem Vertrag von St. Petersburg v&ouml;llig einverstanden erkl&auml;rte, der doch nur eine Ratifikation des ersteren war; und andererseits sollte dadurch die Aufmerksamkeit der &Ouml;ffentlichkeit von dem Vertrag von Hunkiar-Iskelessi abgelenkt und die Feindseligkeit, die er in Europa gegen Ru&szlig;land ausgel&ouml;st hatte, bes&auml;nftigt werden." <A HREF="me09_353.htm#Z15">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M16">&lt;16&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21. November 1853 beginnt der Satz folgenderma&szlig;en: "Sein System der falschen Vorspiegelungen, Vorw&auml;nde, Widerspr&uuml;che, Fallen und unglaubhaften Erkl&auml;rungen erreichte seinen H&ouml;hepunkt, als er sich am 14. Dezember 1837 gegen eine Resolution des Herrn T. Attwood, die mit dem Vertrag von Hunkiar-Iskelessi zusammenh&auml;ngenden Papiere vorzulegen, mit der Begr&uuml;ndung wandte, da&szlig; ..." <A HREF="me09_353.htm#Z16">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M17">&lt;17&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 21. November 1853 endet der Artikel nicht mit dem Zitat von Shakespeare, sondern folgenderma&szlig;en: "Solch ein plumpes Betrugssystem bildete die letzte Zuflucht eines englischen Ministers, der der russischen Armee Konstantinopel ge&ouml;ffnet, der englischen Armee die Dardanellen verschlossen und dem Zaren dazu verholfen hatte, monatelang von Konstantinopel Besitz zu ergreifen und jahrelang eine Kontrolle &uuml;ber die T&uuml;rkei auszu&uuml;ben. Wie absurd ist es dann, anzunehmen, er k&ouml;nne sich jetzt eines anderen besinnen und sich gegen einen Freund wenden, dem er so lange und so treu gedient." <A HREF="me09_353.htm#Z17">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M18">&lt;18&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 11 Januar 1854 stehen anstatt "f&uuml;r England" die Worte "f&uuml;r englische Kriegsschiffe". <A HREF="me09_353.htm#Z18">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="M19">&lt;19&gt;</A> In der "New-York Daily Tribune" vom 11. Januar 1854 endet der Artikel folgenderma&szlig;en: "Das Geheimnis von Lord Palmerstons Transaktionen mit Ru&szlig;land &uuml;ber dessen Pl&auml;ne an der Donau wurde jedoch erst im Verlauf der Debatten &uuml;ber Tscherkessien enth&uuml;llt. Damals, am 23. Februar 1848, wurde von Herrn Anstey nachgewiesen, da&szlig; 'der erste Akt des noblen Viscounts bei Amts&uuml;bernahme' (als Au&szlig;enminister) 'darin bestand, den Vertrag von Adrianopel anzunehmen' - der gleiche Vertrag, gegen den der Herzog von Wellington und Lord Aberdeen protestiert hatten.</P>
<P>Wie dies durchgef&uuml;hrt und wie Tscherkessien von Lord Palmerston an Ru&szlig;land ausgeliefert wurde - soweit er die Macht hatte, es auszuliefern -, das k&ouml;nnte vielleicht den Gegenstand eines weiteren Artikels bilden." <A HREF="me09_353.htm#Z19">&lt;=</A></P>
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