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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 19. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_379.htm"><FONT SIZE=2>18. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_407.htm"><FONT SIZE=2>20. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 389-404.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 31.1.1999.</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER"> Neunzehntes Kapitel <BR>
</I><FONT SIZE=4>Die Revolution in der Landwirtschaft</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">1. &Uuml;berseeische Konkurrenz und Landflucht</P>
</I><B><P><A NAME="S389">|389|</A></B> Die wirtschaftliche Revolution in unserer Industrie und unseren Verkehrsverh&auml;ltnissen hat auch in hohem Grade die landwirtschaftlichen Verh&auml;ltnisse ergriffen. Die Handels- und Industriekrisen machen sich auch auf dem Lande f&uuml;hlbar. Hunderttausende l&auml;ndlicher Familienangeh&ouml;riger sind zeitweise oder ganz in gewerblichen Etablissements der verschiedensten Art besch&auml;ftigt, und diese Art der Besch&auml;ftigung erweitert sich immer mehr, einmal weil die gro&szlig;e Zahl der kleinen Landwirte nicht gen&uuml;gend Besch&auml;ftigung f&uuml;r sich oder ihre Angeh&ouml;rigen im eigenen Betrieb hat, dann weil die gro&szlig;en Landwirte es n&uuml;tzlich finden, <I>wichtige Teile ihres Bodenertrags gleich auf ihren G&uuml;tern in fertiges industrielles Produkt verwandeln zu lassen</I>. Sie profitieren dadurch die hohen Transportkosten des Rohproduktes, zum Beispiel der Kartoffeln und des Getreides zum Spiritus, der R&uuml;ben zum Zucker, der Halmfr&uuml;chte zum Mehl oder zum Bierbrauen usw.; sie haben ferner die M&ouml;glichkeit, einen gewissen Wechsel zwischen landwirtschaftlicher und industrieller Produktion eintreten zu lassen, und k&ouml;nnen die vorhandenen Arbeitskr&auml;fte besser ausnutzen, dann aber sind dieselben auch billiger und williger als in der Stadt oder in den Industriebezirken. Ebenso stellen sich die Baulichkeiten und Mieten wesentlich billiger und Steuern und Abgaben sind niedriger, denn die Gutsherren auf dem Lande sind sozusagen zugleich Gesetzgeber und Gesetzesvollzieher, sie stellen aus ihrer Mitte zahlreiche Abgeordnete und haben die Verwaltung und Polizeigewalt in ihrer Hand. Das sind die Gr&uuml;nde, weshalb die Zahl der Dampfessen auf dem Lande mit jedem Jahre w&auml;chst. Ackerbau und Industrie treten in immer innigere Wechselwirkung, ein Vorteil, der haupts&auml;chlich der gro&szlig;en Landwirtschaft zugute kommt. </P>
<P>Die kapitalistische Entwicklung, die auch in Deutschland der Gro&szlig;- <A NAME="S390"><B>|390|</A></B> grundbesitz erlangte, hat zum Teil &auml;hnliche Verh&auml;ltnisse wie in England und den Vereinigten Staaten hervorgerufen. Auf dem Lande herrschen nicht mehr jene idyllischen Verh&auml;ltnisse, die noch vor wenig Jahrzehnten bestanden. Die moderne Kultur hat allm&auml;hlich auch das Land bis in die letzten Winkel beleckt. Namentlich hat der Militarismus wider seinen Willen einen revolution&auml;ren Einflu&szlig; ausge&uuml;bt. Die gro&szlig;e Vermehrung der stehenden Armee lastet, soweit es die Blutsteuer betrifft, besonders stark auf dem platten Lande. Ein gro&szlig;er Teil der Mannschaften f&uuml;r das stehende Heer wird der Landbev&ouml;lkerung entnommen. Kehrt aber der Bauernsohn, der Tagl&ouml;hner oder Knecht nach zwei oder drei Jahren auf das Land zur&uuml;ck aus der f&uuml;r ihn nicht gerade mit h&ouml;herer Moral geschw&auml;ngerten Stadt- und Kasernenluft, so hat er eine Menge neuer Anschauungen und Kulturbed&uuml;rfnisse kennengelernt, die er auch k&uuml;nftig befriedigen will. Um dies zu k&ouml;nnen, fordert er in erster Linie h&ouml;here L&ouml;hne; die alte Gen&uuml;gsamkeit ging in der Stadt in die Br&uuml;che. Oder er zieht es in vielen F&auml;llen vor, &uuml;berhaupt dem Lande fernzubleiben, was alle auch von den Milit&auml;rbeh&ouml;rden unterst&uuml;tzten Versuche, ihn wieder dorthin zur&uuml;ckzubringen, nicht zu &auml;ndern verm&ouml;gen. Die immer ausgedehnteren und verbesserten Verkehrsmittel tragen ebenfalls zur Hebung der Bed&uuml;rfnisse auf dem Lande bei. Durch den Verkehr mit der Stadt lernt der Mann vom Lande die Welt von einer ganz neuen und verlockenderen Seite kennen, er wird von Ideen erfa&szlig;t und erlangt Kenntnis von Kulturbed&uuml;rfnissen, die ihm bisher g&auml;nzlich unbekannt waren. Das macht ihn mit seiner Lage unzufrieden. Die immer h&ouml;heren Anspr&uuml;che, die Staat, Provinz, Gemeinde usw. stellen, treffen sowohl den Bauer wie den Landarbeiter und machen sie noch rebellischer. </P>
<P>Dazu kommen noch andere hochwichtige Momente. </P>
<P>Die europ&auml;ische Landwirtschaft und speziell auch die deutsche ist seit Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in eine neue Phase ihrer Entwicklung getreten. W&auml;hrend bis dahin die V&ouml;lker auf die Agrarprodukte der eigenen Landwirtschaft oder, wie zum Beispiel England, auf die der Nachbarl&auml;nder - Frankreich und Deutschland - angewiesen waren, &auml;nderte sich von da ab die Situation. Es begann infolge der gro&szlig;artig verbesserten und entwickelten Verkehrsmittel - Seeschiffahrt, Eisenbahnbau in Nordamerika - die Lebensmitteleinfuhr von dort nach Europa und warf hier die Preise des Getreides, so da&szlig; der Anbau der Hauptgetreidearten in Mittel- und Westeuropa <A NAME="S391"><B>|391|</A></B> anfing, weniger rentabel zu werden, es sei denn, die ganzen Produktionsverh&auml;ltnisse wurden ge&auml;ndert. Dazu kam, da&szlig; sich das Gebiet der internationalen Getreideproduktion bedeutend vergr&ouml;&szlig;erte. Neben Ru&szlig;land und Rum&auml;nien, die ihre Getreideausfuhr nach M&ouml;glichkeit zu steigern suchten, erschien namentlich argentinisches, australisches, indisches und zeitweilig auch kanadisches Getreide auf dem Markte. Im Laufe der weiteren Entwicklung kam ein neues ung&uuml;nstiges Moment hinzu. Es begann die Landflucht der Kleinbauern und l&auml;ndlichen Arbeiter, die, angereizt aus den oben erw&auml;hnten Ursachen, entweder nach jenseits des Ozeans auswanderten oder in Scharen vom Lande nach den St&auml;dten und Industriebezirken abwanderten, so da&szlig; die Arbeitskr&auml;fte auf dem Lande mangelten. Die &uuml;berlebten patriarchalischen Zust&auml;nde, namentlich im Osten Deutschlands, und die schlechte Behandlung und im h&ouml;chsten Grade unfreie Stellung des l&auml;ndlichen Arbeiters und des Gesindes steigerten noch diese Landflucht. </P>
<P>In welchem Ma&szlig;e die Wanderungsverluste zum Beispiel von 1840 bis zur Volksz&auml;hlung 1905 eingetreten sind, daf&uuml;r spricht, da&szlig; die preu&szlig;ischen Provinzen Ost- und Westpreu&szlig;en, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Hannover 4.049.200 Personen verloren und in demselben Zeitraum Bayern, W&uuml;rttemberg, Baden und Elsa&szlig;-Lothringen einen Verlust von 2.026.500 Personen hatten, wogegen zum Beispiel Berlin f&uuml;r denselben Zeitraum einen Wanderungszuschu&szlig; von rund 1.000.000 Personen erhielt, Hamburg 402.000, K&ouml;nigreich Sachsen 326.200. Rheinland 343.000, Westfalen 246.100. <A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_389.htm#F1">(1)</A></A></P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_19_2">2. Bauern und Gro&szlig;grundbesitzer</A></P>
</I><P>Mit allen diesen Ver&auml;nderungen im Zusammenhang stand, da&szlig; die Landwirtschaft an Kapitalmangel zu leiden begann, da&szlig; die fr&uuml;her vorhandene Entwicklung, die darauf hinausging, da&szlig; der Gro&szlig;grundbesitz den Mittel- und Kleinbesitz aufkaufte und sich einverleibte, vielfach einer entgegengesetzten Tendenz Platz machte. Indes hatte dieser Druck auch zur Folge, da&szlig; der schwerf&auml;llige Charakter der landwirtschaftlichen Betriebsunternehmer allm&auml;hlich sich &auml;nderte, weil man einsah, da&szlig; es in den bisherigen Geleisen nicht weitergehe, <A NAME="S392"><B>|392|</A></B> da&szlig; es gelte, sich zu r&uuml;hren und neue Wirtschaftsweisen zu beginnen. Reich und Einzelstaaten waren bestrebt, durch eine entsprechende Zoll- und Verkehrspolitik und durch gro&szlig;e direkte Aufwendungen f&uuml;r alle m&ouml;glichen Zwecke auf Kosten der Gesamtheit der "Notlage der Landwirtschaft" aufzuhelfen. Insbesondere ist es der mittlere und gro&szlig;e Besitz, der, vorausgesetzt, da&szlig; er in halbwegs technisch auf der H&ouml;he stehender Weise bewirtschaftet wird, wieder sehr seine Rechnung findet, daf&uuml;r sprechen die in den letzten Jahren ungemein gestiegenen G&uuml;terpreise. </P>
<P>Soll die Landwirtschaft prosperieren, so ist es notwendig, da&szlig; sie in einer vom Kapitalismus beherrschten Gesellschaft auch kapitalistisch betrieben wird. Namentlich gilt es auch hier wie in der Industrie, die menschliche Arbeitskraft durch die Maschine und die h&ouml;here Technik zu ersetzen beziehungsweise zu unterst&uuml;tzen. Da&szlig; dieses in steigendem Ma&szlig;e geschieht, daf&uuml;r spricht, da&szlig; in Deutschland in dem Zeitraum von 1882 bis 1895 in der Landwirtschaft die Zahl der Dampfpfl&uuml;ge von 836 auf 1.696 und die Zahl der Kraftdreschmaschinen von 75.690 auf 259.364 gestiegen ist. Das ist im Vergleich zu dem, was durch landwirtschaftliche Maschinen geleistet werden k&ouml;nnte, noch au&szlig;erordentlich wenig und spricht auf der einen Seite f&uuml;r die gro&szlig;e R&uuml;ckst&auml;ndigkeit des landwirtschaftlichen Gewerbes, auf der anderen Seite aber auch daf&uuml;r, da&szlig; sowohl Mangel an Mitteln wie Unzul&auml;nglichkeit der von dem einzelnen bewirtschafteten Bodenfl&auml;che die Anwendung von Maschinen bisher unm&ouml;glich machte. Die Maschine fordert, soll sie rationell ausgenutzt werden k&ouml;nnen, die Anwendung auf einer gr&ouml;&szlig;eren Fl&auml;che, die von ein und derselben Kultur in Anspruch genommen wird. Dem steht vielfach die gro&szlig;e Zahl der klein- und mittelb&auml;uerlichen Betriebe mit ihrem zersplitterten Bodenbesitz und ihrer verschiedenartigen Kultur entgegen. </P>
<P>In welcher Weise die landwirtschaftlich benutzte Fl&auml;che im Deutschen Reiche verteilt ist, zeigen die Tabellen auf S. 393.<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_389.htm#F2">(2)</A></A> </P>
<P>Unter den im Jahre 1907 vorhandenen 5.736.082 Betrieben waren nicht weniger als 4.384.786 Betriebe unter 5 Hektar = 76,8 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe, die, soweit sie nicht g&auml;rtnerisch bewirtschaftet werden oder einen vorz&uuml;glichen Boden besitzen, dem <A NAME="S393"><B>|393|</A></B> Bebauer nur eine &auml;rmliche Existenz gew&auml;hren. Ein gro&szlig;er Teil derselben kommt hierf&uuml;r nicht einmal in Betracht, denn es sind darunter 2.731.055 Betriebe, die 1 Hektar und weniger Umfang haben. </P>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Zahl der Betriebe</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Ab- und Zunahme</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>Landwirtschaftliche Betriebe</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">seit 1882 bis 1895</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">seit 1895 bis 1907</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>unter 2 Hektar</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>2-5 Hektar</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.006.271</FONT></TD>
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<TR><TD WIDTH="26%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>20-100 Hektar</FONT></TD>
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<TR><TD WIDTH="26%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>&uuml;ber 100 Hektar</FONT></TD>
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<P>&nbsp;</P>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Landwirtschaftlich benutzte <BR>
Fl&auml;che in Hektar</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">Ab- und Zunahme</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P>Landwirtschaftliche Betriebe</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">seit 1882 bis 1895</FONT></TD>
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<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">seit 1895 bis 1907</FONT></TD>
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<TR><TD WIDTH="26%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="12%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="26%" VALIGN="TOP"></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31.868.972</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">32.517.941</FONT></TD>
<TD WIDTH="14%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">31.834.873</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">+</FONT></TD>
<TD WIDTH="12%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">648.969</FONT></TD>
<TD WIDTH="4%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">-</FONT></TD>
<TD WIDTH="13%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">683.068</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Aber auch unter den Betrieben mit &uuml;ber 5 Hektar befinden sich viele, die wegen ung&uuml;nstiger Bodenbeschaffenheit oder ung&uuml;nstiger klimatischer Verh&auml;ltnisse oder schlechter geographischer Lage, wegen Mangel an Verkehrsmitteln usw. ihrem Bebauer bei harter und langer Arbeit nur eine &auml;rmliche Existenz erm&ouml;glichen. Man darf ohne &Uuml;bertreibung sagen, da&szlig; vollen neun Zehnteln der Bodenbebauer die Mittel und die Kenntnisse fehlen, ihren Boden so auszunutzen, wie er ausgenutzt werden k&ouml;nnte. Auch erh&auml;lt der kleine und mittlere Bauer nicht den Preis f&uuml;r seine Produkte, den er haben k&ouml;nnte, er hat mit dem Zwischenh&auml;ndler zu tun, der ihn in der Hand hat. Der H&auml;ndler, der zu bestimmten Tagen oder Jahreszeiten das Land durchstreift und in der Regel wieder an Unterh&auml;ndler verkauft, will seinen Nutzen haben; das Ansammeln der vielen kleinen Quantit&auml;ten macht jenem aber weit mehr M&uuml;he als die gro&szlig;e Ladung bei einem gro&szlig;en Besitzer; der kleine und mittlere Bauer bekommt daher f&uuml;r seine Ware weniger als der gro&szlig;e Landwirt, und ist auch noch die Qualit&auml;t der Ware mangelhaft, was bei der primitiven Wirtschaftsweise, die er betreibt, oft vorkommt, so mu&szlig; er mit jedem Preise f&uuml;rliebnehmen. Dazu kommt, <A NAME="S394"><B>|394|</A></B> da&szlig; der Bauer oder P&auml;chter oft nicht die Zeit abwarten kann, in der das von ihm zum Verkauf gebrachte Produkt den h&ouml;chsten Preis erreicht. Er hat Zahlungen zu leisten, f&uuml;r Pacht, Zinsen, Steuern, er mu&szlig; aufgenommene Darlehen zur&uuml;ckzahlen oder Schulden bei Kr&auml;mer und Handwerker berichtigen, die an bestimmte Termine gebunden sind, er mu&szlig; also verkaufen, mag der Zeitpunkt noch so ung&uuml;nstig sein. Er hat, um sein Land zu verbessern oder um Miterben oder Kinder abzufinden, eine Hypothek aufgenommen; aber unter den Darleihern hat er keine gro&szlig;e Wahl, und so werden die Bedingungen nicht g&uuml;nstig. Hohe Zinsen und bestimmte R&uuml;ckzahlungsfristen spielen ihm hart mit; eine ung&uuml;nstige Ernte oder eine falsche Spekulation in der Art der Bodenfrucht, f&uuml;r die er auf ansehnlichen Preis rechnete, bringen ihn an den Rand des Unterganges.<I> H&auml;ufig</I> ist der Abnehmer der Bodenertr&auml;ge und der Darleiher des Kapitals ein und dieselbe Person, er ist dann seinem Gl&auml;ubiger &uuml;berantwortet. Die Bauern ganzer Ortschaften und Distrikte befinden sich auf diese Weise in den H&auml;nden weniger Gl&auml;ubiger, zum Beispiel die Hopfen-, Wein-, Tabak- und Gem&uuml;sebauern in S&uuml;ddeutschland und am Rhein, die Kleinbauern in Mitteldeutschland. Der Hypothekenbesitzer saugt sie aus bis aufs Blut, er l&auml;&szlig;t sie als Eigent&uuml;mer auf ihrer Parzelle sitzen, die tats&auml;chlich nicht mehr ihnen geh&ouml;rt. Der kapitalistische Blutsauger findet es aber oft weit nutzbringender, in dieser Weise zu wirtschaften, als den Boden an sich zu nehmen und selbst zu bewirtschaften oder zu verkaufen. So werden Tausende von Bauern in den Katastern als Eigent&uuml;mer aufgef&uuml;hrt, die tats&auml;chlich keine Eigent&uuml;mer mehr sind. Freilich f&auml;llt auch mancher Gro&szlig;grundbesitzer, der nicht zu wirtschaften verstand oder Ungl&uuml;ck hatte, oder unter ung&uuml;nstigen Bedingungen das Gut &uuml;bernahm, einem halsabschneiderischen Kapitalisten zum Opfer. Der Kapitalist wird Herr des Grund und Bodens, und, um doppelten Profit herauszuschlagen, treibt er G&uuml;terschl&auml;chterei; er parzelliert das Gut, weil er dadurch einen ungleich h&ouml;heren Profit herausschl&auml;gt, als verkaufte er es im ganzen. Au&szlig;erdem hat er bei einer gr&ouml;&szlig;eren Anzahl kleiner Besitzer die beste Aussicht, sein Wuchergesch&auml;ft mit sch&ouml;nstem Erfolg weiter betreiben zu k&ouml;nnen. Bekanntlich geben auch die H&auml;user in der Stadt mit vielen kleinen Wohnungen die h&ouml;chsten Mietertr&auml;ge. Eine Anzahl kleiner Reflektanten greift zu und kauft einen Teil des parzellierten Gutes, der kapitalistische Wohlt&auml;ter ist auch be
<P>Fallen dem kleinen Bauer oder P&auml;chter einige St&uuml;cke Vieh, so ist das ein gro&szlig;es Ungl&uuml;ck f&uuml;r ihn, hat er eine Tochter, die heiratet, so vermehrt ihre Aussteuer seine Schulden, und eine billige Arbeitskraft geht ihm verloren; heiratet ein Sohn, so verlangt dieser seine Parzelle Land oder Abfindung in Geld. Notwendige Bodenverbesserungen mu&szlig; er sehr oft unterlassen; liefert ihm sein Viehstand nicht gen&uuml;gend D&uuml;nger - und das ist nicht selten der Fall -, dann geht der Bodenertrag zur&uuml;ck, weil er keinen D&uuml;nger kaufen kann. Oft fehlen ihm auch die Mittel, um sich besseren, ertragsf&auml;higeren Samen anzuschaffen; die vorteilhafte Ausnutzung der Maschinen ist ihm versagt; ein den chemischen Bestandteilen seines Bodens entsprechender Fruchtwechsel ist h&auml;ufig f&uuml;r ihn unausf&uuml;hrbar. Auch kann er nicht die Vorteile ausnutzen, die Wissenschaft und Erfahrung f&uuml;r h&ouml;here Ausnutzung der Haustiere bieten. Mangel an geeignetem Futter, Mangel an passender Stallung, Mangel an sonstigen passenden Einrichtungen verhindern es. So gibt es viele Ursachen, die dem kleinen und mittleren Bauer die Existenz erschweren.<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_389.htm#F3">(3)</A></A> </P>
<P>Anders steht es mit der gro&szlig;en Landwirtschaft, die sich auf eine verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig kleine Zahl von Betrieben, aber eine erhebliche Bodenfl&auml;che erstreckt. Wir ersehen aus der angef&uuml;hrten Statistik, da&szlig; die 23.566 Betriebe mit 7.055.013 Hektar landwirtschaftlich benutzter Fl&auml;che noch 2.019.824 Hektar mehr besitzen als die 4.384.786 Betriebe mit weniger als 5 Hektar Fl&auml;che. </P>
<P>Betriebsstatistik und Besitzstatistik decken sich aber nicht miteinander, so gab es 1895 nicht weniger als 912.959 reine Pachtbetriebe aller Gr&ouml;&szlig;enklassen, 1.694.251 Betriebe, die teils eigenes Land, teils Pachtland besitzen, und 983.917 Betriebe, die in anderen Formen, zum Beispiel als Deputatland, Dienstland, Anteil am Gemeindeland usw., bewirtschaftet wurden. Umgekehrt nennen einzelne eine Reihe landwirtschaftlicher Be- <A NAME="S396"><B>|396|</A></B> triebe ihr eigen. Der gr&ouml;&szlig;te deutsche Grundbesitzer ist der K&ouml;nig von Preu&szlig;en, der 83 G&uuml;ter mit 98.746 Hektar besitzt, nach ihm kommen </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=385>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<P><FONT SIZE=2>F&uuml;rst von Ple&szlig;</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>mit 75 G&uuml;tern</FONT></TD>
<TD WIDTH="29%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>und 70.170 Hektar</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>F&uuml;rst Hohenzollern-Sigm.</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>mit 24 G&uuml;tern</FONT></TD>
<TD WIDTH="29%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>und 59.968 Hektar</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Herzog von Ujest</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>mit 52 G&uuml;tern</FONT></TD>
<TD WIDTH="29%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>und 39.742 Hektar</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>F&uuml;rst Hohenlohe-&Ouml;hringen</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>-</FONT></TD>
<TD WIDTH="29%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>und 39.365 Hektar</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>F&uuml;rst zu Ratibor</FONT></TD>
<TD WIDTH="23%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>mit 51 G&uuml;tern</FONT></TD>
<TD WIDTH="29%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>und 33.096 Hektar</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Der im Jahre 1895 in .Preu&szlig;en fideikommissarisch gebundene Besitz umfa&szlig;te in 1.045 Fideikommissen ein Areal von 2.121.636 Hektar oder 6,09 Prozent der Gesamtfl&auml;che des Landes. Die 1045 Fideikommisse befanden sich in den H&auml;nden von 939 Besitzern, und war dieser ihr fideikommissarischer Besitz noch um 206.600 Hektar gr&ouml;&szlig;er als das K&ouml;nigreich W&uuml;rttemberg, das rund 1.915.000 Hektar gro&szlig; ist. 1903 besa&szlig;en 1.034 Besitzer 1.152 Fideikommisse, so da&szlig; einzelne mehrere Fideikommisse besa&szlig;en. Die fideikommissarisch gebundene Fl&auml;che betrug 1903 2.197.115, 1904 2.232.592 Hektar, davon sind gegen 90 Prozent in Komplexen von &uuml;ber 1.000 Hektar vereinigt. Etwa 10 Prozent der Fideikommi&szlig;besitzer vereinigten mehr als 5.000 Hektar in ihren H&auml;nden und 53,3 Prozent der gebundenen Fl&auml;che.<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_389.htm#ZF4">(4)</A></A> Der mittlere und der gro&szlig;e Besitz ist naturgem&auml;&szlig; an der Erhaltung des bestehenden Zustandes interessiert. Anders der Kleinbesitz, der aus einer rationellen Umgestaltung der Verh&auml;ltnisse gro&szlig;e Vorteile ziehen w&uuml;rde. Es liegt in der Natur der Sache, da&szlig; der gro&szlig;e Besitz bestrebt ist, sich immer mehr zu vergr&ouml;&szlig;ern und alles ihm zug&auml;ngige Bauernland an sich zu rei&szlig;en, so in Oberschlesien, der Lausitz, dem Gro&szlig;herzogtum Hessen usw., Gegenden, aus denen wiederholt Ank&auml;ufe von Bauernbesitz in gro&szlig;em Ma&szlig;stab gemeldet wurden. </P>
<P>In &Ouml;sterreich herrscht der gro&szlig;e Grundbesitz weit mehr vor als in Deutschland beziehungsweise Preu&szlig;en. Hier ist es neben dem Adel und der Bourgeoisie die katholische Kirche, die sich einen Hauptteil der Beute am Grund und Boden sicherte. Auch ist das Bauernlegen in &Ouml;sterreich in vollem Schwange. In Steiermark, Tirol, Salzburg, Ober- und Nieder&ouml;sterreich, dem Sudetengebirge sucht man die Bauern mit allen Mitteln von ihrem heimatlichen Boden zu verdr&auml;ngen und das Bauernland in Herrenbesitz umzuwandeln. Dasselbe Schauspiel, das einst Schottland und Irland boten, spielt sich jetzt in den sch&ouml;nsten <A NAME="S397"><B>|397|</A></B> Gegenden &Ouml;sterreichs ab. Einzelne wie Gesellschaften kaufen enorme Landkomplexe, und was vorl&auml;ufig nicht zu kaufen ist, wird gepachtet, um sie in Jagdreviere zu verwandeln. Der Zugang zu den T&auml;lern, H&ouml;hen und Weilern wird durch die neuen Herren gesperrt, und die hartn&auml;ckigen Besitzer einzelner H&ouml;fe und Alpen, die sich weigern, den Herren zu Willen zu sein, werden durch alle m&ouml;glichen Schikanen gezwungen, ihr Eigentum an die reichen Alp- und Waldbesitzer zu ver&auml;u&szlig;ern. Alter Kulturboden, auf dem seit Jahrtausenden viele Generationen ihr Auskommen fanden, wird in Wildnis verwandelt, in der Hirsche und Rehe hausen, wohingegen die Gebirge, die der adlige oder b&uuml;rgerliche Kapitalist sein eigen nennt, den Aufenthalt gro&szlig;er Gemsherden bilden. Ganze Gemeinden verfallen der Armut, weil man ihnen den Auftrieb ihres Viehes zu den Alpenweiden unm&ouml;glich macht oder das Recht des Auftriebs &uuml;berhaupt bestreitet. Und wer sind die Attent&auml;ter auf des Bauern Gut und seine Selbst&auml;ndigkeit? Neben Rothschild und Baron Mayer-Melnhof die Herz&ouml;ge von Koburg und Meiningen, die F&uuml;rsten und Prinzen zu Hohenlohe, der F&uuml;rst zu Liechtenstein, der Herzog von Braganza, die F&uuml;rstin Rosenberg, der F&uuml;rst zu Ple&szlig;, die Grafen Sch&ouml;nfeld, Festetics, Schafgotsch, Trauttmannsdorff, die Graf K&aacute;rolyische Jagdgesellschaft, die Baron Gust&auml;dtsche Jagdgesellschaft, die Bl&uuml;hnbacher adlige Jagdgesellschaft usw. &Uuml;berall ist der Gro&szlig;grundbesitz in der Ausdehnung begriffen. So gab es im Jahre 1875 nur 9 Personen in Nieder&ouml;sterreich, von denen jede mehr als 5.000 Joch besa&szlig; mit einer Gesamtfl&auml;che von 89.490 Hektar, im Jahre 1895 gab es schon 24 Personen, die im ganzen 213.574 Hektar besa&szlig;en. </P>
<P>In ganz &Ouml;sterreich umfa&szlig;t der Gro&szlig;grundbesitz. eine Fl&auml;che von 8.700.000 Hektar, w&auml;hrend auf den Kleingrundbesitz 21.300.000 Hektar entfallen. Die Fideikommi&szlig;besitzer, 297 Familien, besitzen 1.200.000 Hektar. Den Millionen von Kleingrundbesitzern, die 71 Prozent der ganzen Fl&auml;che bebauen, stehen einige Tausende von Gro&szlig;grundbesitzern gegen&uuml;ber, die &uuml;ber 29 Prozent der Fl&auml;che &Ouml;sterreichs verf&uuml;gen. Es gibt nur wenige Steueramtsbezirke, in denen keine Gro&szlig;grundbesitzer beg&uuml;tert sind. In den meisten Bezirken gibt es zwei oder mehrere Gro&szlig;grundbesitzer, die den ma&szlig;gebenden politischen, sozialen und gesellschaftlichen Einflu&szlig; aus&uuml;ben. Fast die H&auml;lfte der Gro&szlig;grundbesitzer sind in mehreren Bezirken des Landes beg&uuml;tert, zahlreiche in mehreren Kronl&auml;ndern des Reiches. In Nieder&ouml;sterreich, <A NAME="S398"><B>|398|</A></B> B&ouml;hmen, M&auml;hren und Schlesien gibt es gar keinen Bezirk ohne sie. Nur die Industrie vermochte sie ein wenig zu verdr&auml;ngen, so zum Beispiel in Nordb&ouml;hmcn und im b&ouml;hmisch-m&auml;hrischen Grenzgebiet. Sonst nimmt der Gro&szlig;grundbesitz &uuml;berall an Umfang zu: in Ober&ouml;sterreich, wo es unter allen Kronl&auml;ndern noch den bestsituierten Bauernstand gibt, ebenso wie in G&ouml;rz und Gradiska, in der Steiermark, in Salzburg, in Galizien und in der Bukowina, weniger stark in jenen L&auml;ndern, die ohnehin schon die Dom&auml;ne der Gro&szlig;grundbesitzer sind, n&auml;mlich in B&ouml;hmen, M&auml;hren, Schlesien und Nieder&ouml;sterreich. </P>
<P>In Nieder&ouml;sterreich entfielen von der gesamten Bodenfl&auml;che, die 1.982.500 Hektar umfa&szlig;t, auf' den Gro&szlig;grundbesitz (393 Besitzer) 540.655 Hektar, auf die Kirche 79.181 Hektar. 13 Besitzungen von je mehr als 1.000 Hektar umfassen zusammen 425.079 Hektar = 9 Prozent der gesamten Fl&auml;che, darunter Graf Hoyos-Sprinzenstein mit 33.124 Hektar. Der Fl&auml;cheninhalt M&auml;hrens betr&auml;gt 2.181.220 Hektar, davon entfielen auf die Kirche 81.857 Hektar (3,8 Prozent), 116 Besitzungen &uuml;ber 1.000 Hektar umfassen mehr als die 500.000 Besitzungen bis 10 Hektar, die 92,1 Prozent aller Besitzungen ausmachen. Von den 514.677 Hektar Fl&auml;cheninhalt &Ouml;sterreichisch-Schlesiens besa&szlig; die Kirche 50.845 Hektar und 79 Besitzer zusammen 204.118 Hektar. B&ouml;hmen mit einem Fl&auml;cheninhalt von 5.194.500 Hektar hat ungef&auml;hr 1.237.085 Grundbesitzer. Die Grundbesitzverteilung ist durch ungew&ouml;hnlich viele Grundbesitzungen kleinsten Umfanges und durch ausgedehnten Gro&szlig;grundbesitz charakterisiert. Fast 43 Prozent aller Besitzungen sind kleiner als <FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT> Hektar, und &uuml;ber vier F&uuml;nftel &uuml;bersteigen nicht 5 Hektar. Diese 703.577 Grundbesitzungen (81 Prozent) umfassen nur 12,5 Prozent der Fl&auml;che B&ouml;hmens. Dagegen besitzen 776 Personen 35,6 Prozent der ganzen Fl&auml;che, w&auml;hrend sie nur 0,1 Prozent aller Grundbesitzungen ausmachen. Noch krasser erscheint die Besitzverteilung; wenn man die gr&ouml;&szlig;ere Kategorie "&uuml;ber 200 Hektar" analysiert. Da findet man folgendes Resultat: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=344>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP">
<P></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="BOTTOM">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Hektar</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">Mit zusammen Hektar</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP" BGCOLOR="#000000" HEIGHT=1></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>380 Personen besitzen je</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">200-500</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">116.143</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>144 Personen besitzen je</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">500-1.000</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">101.748</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>104 Personen besitzen je</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.000-2.000</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">150.567</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="45%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>151 Personen besitzen je</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">&uuml;ber 2.000</FONT></TD>
<TD WIDTH="27%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.436.084</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Von der letzten Gruppe besitzen 31 Personen je 5.000 bis 10.000 Hektar, 21 Personen je 10.000 bis 20.000 Hektar und die F&uuml;rsten <A NAME="S399"><B>|399|</A></B> Mor. Lobkowitz, Ferdinand Kinsky, Karl Schwarzenberg, Alfred Windischgr&auml;tz, die Grafen Ernst Waldstein, Johann Harrach, Karl Buquoy je 20.000 bis 30.000 Hektar, Clam-Gallas und Sar. Czernin je &uuml;ber 30.000 Hektar, Joh. F&uuml;rst von und zu Liechtenstein 36.189 Hektar. F&uuml;rst Max Egon F&uuml;rstenberg 39.162 Hektar, Jos. F&uuml;rst Colloredo-Mannsfeld 57.691 Hektar und Joh. Ad. F&uuml;rst zu Schwarzenberg 177.310 Hektar = 3,4 Prozent der ganzen Fl&auml;che B&ouml;hmens. Die kaiserlichen Besitzungen umfassen 35.873 Hektar. Der Gesamtbesitz dieser 64 Gro&szlig;grundbesitzungen betr&auml;gt 1.082.884 Hektar = 20,9 Prozent der Fl&auml;che B&ouml;hmens. Die Kirche besitzt 150.395 Hektar = 3 Prozent der ganzen Fl&auml;che B&ouml;hmens.<A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_389.htm#F5">(5)</A></A></P>
<P>Das war 1896, mittlerweile ist es noch schlimmer geworden. Nach den Ergebnissen der landwirtschaftlichen Betriebsz&auml;hlung von 1902 entfielen auf 18.437 Betriebe (0,7 Prozent der gesamten Zahl) 9.929.920 Hektar oder ein Drittel der gesamten Fl&auml;che! </P>
<P>Im Gerichtsbezirk Schwaz wurden sieben, im Gerichtsbezirk Zell sechzehn Alpen, die bisher als Viehweide dienten, von den neuen Grundherren kassiert und in<I> Jagdgr&uuml;nde</I> verwandelt. Das ganze Karwendelgebirge ist f&uuml;r den Auftrieb von Vieh<I> gesperrt</I>. Es ist der hohe Adel &Ouml;sterreichs und Deutschlands, neben reichen b&uuml;rgerlichen Empork&ouml;mmlingen, die in den Alpenl&auml;ndern Fl&auml;chen bis zu 70.000 und mehr Joch aufkauften und f&uuml;r Jagdreviere einfriedigen lie&szlig;en. Ganze D&ouml;rfer, Hunderte von Geh&ouml;ften verschwinden, die Bewohner werden vom Grund und Boden verdr&auml;ngt, und an Stelle der Menschen und des f&uuml;r menschliche Nahrung bestimmten Viehes treten Rehe, Hirsche und Gemsen. Gar mancher von jenen, die in solcher Weise halbe Provinzen zur Ver&ouml;dung bringen, stellt sich nachher in den Parlamenten hin und redet von der "Not des Bauern" und mi&szlig;braucht seine Macht, um in Gestalt von Getreide-, Holz-. Vieh- und Fleischz&ouml;llen, Branntweinsteuerpr&auml;mien usw. auf Kosten der Besitzlosen die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen. </P>
<P>In den vorgeschrittensten Industriestaaten sind es nicht, wie in &Ouml;sterreich, die Luxusbed&uuml;rfnisse bevorzugter Klassen, die den Kleinbesitz bedr&auml;ngen, sondern es ist die Notwendigkeit, gegen&uuml;ber den Anspr&uuml;chen einer immer dichter werdenden Bev&ouml;lkerung, die Bewirt- <A NAME="S400"><B>|400|</A></B> schaftungsweise kapitalistisch zu organisieren, um die geforderten Nahrungsmengen erzeugen zu k&ouml;nnen. Das zeigt sich zun&auml;chst in dem industriell hoch entwickelten Belgien. Nach dem Annuaire statistique, zitiert durch Emil Vandervelde in einem Artikel "Das Grundeigentum in Belgien in dem Zeitraum von 1834 bis 1899", hei&szlig;t es: Es sind ausschlie&szlig;lich die Wirtschaften unter 5 Hektar und namentlich jene unter 2 Hektar, deren Zahl abgenommen hat. Die Wirtschaften im Umfang von &uuml;ber 10 Hektar dagegen sind auf 3.789 angewachsen. Die Konzentration des Grundbesitzes, welcher dem Fortschritt des Gro&szlig;betriebs und der rationellen Viehzucht entspricht, tritt uns hier in sehr deutlicher Weise entgegen. Es ist seit 1880 eine Bewegung entstanden, die gerade umgekehrt verl&auml;uft wie jene von 1866 bis 1880. W&auml;hrend im Jahre 1880 noch 910.396 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden waren, gab es deren im Jahre 1895 nur noch 829.625, das ist ein R&uuml;ckgang in f&uuml;nfzehn Jahren um 80.771 Betriebe = 9 Prozent. Und zwar trifft der ganze R&uuml;ckgang die Betriebe von weniger als 5 Hektar, dagegen vermehrten sich die Betriebe von 5 bis 10 Hektar um 675, von 10 bis 20 Hektar um 2.168, von 20 bis 30 Hektar um 414, von 30 bis 40 Hektar um 164, von 40 bis 50 Hektar um 187, &uuml;ber 50 Hektar um 181 Betriebe.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_19_3">3. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land</A></P>
</I><P>Der Zustand des Grund und Bodens und seine Bebauung ist f&uuml;r die Entwicklung unserer Kultur von der h&ouml;chsten Bedeutung. Vom Grund und Boden und seinen Erzeugnissen h&auml;ngt die Existenz der Bev&ouml;lkerung in erster Linie ab. Grund und Boden l&auml;&szlig;t sich nicht beliebig vermehren; um so wichtiger ist es f&uuml;r alle, wie er angebaut und ausgebeutet wird. Deutschland, dessen Bev&ouml;lkerung j&auml;hrlich um ungef&auml;hr 870.000 K&ouml;pfe w&auml;chst, braucht eine bedeutende Einfuhr von Brot- und Fleischnahrung, sollen die Preise der notwendigsten Lebensmittel noch erschwvingbar sein. </P>
<P>Hier kommen aber scharfe, gegens&auml;tzliche Interessen zwischen Ackerbau- und Industriebev&ouml;lkerung zum Vorschein. Die nicht ackerbautreibende Bev&ouml;lkerung hat das Interesse, billige Lebensmittel zu erhalten, weil davon ihr Gedeihen als Menschen wie als industrielle und handeltreibende Individuen abh&auml;ngig ist. Jede Verteuerung der <A NAME="S401"><B>|401|</A></B> Lebensmittel f&uuml;hrt eine Verschlechterung der Ern&auml;hrungsverh&auml;ltnisse eines gro&szlig;en Teils der Bev&ouml;lkerung herbei, es sei denn, es stiegen entsprechend die Arbeitsl&ouml;hne und sonstigen Einkommensverh&auml;ltnisse desjenigen Teils der Bev&ouml;lkerung, der die Agrarprodukte kaufen mu&szlig;. Ein Steigen der Arbeitsl&ouml;hne bedingt aber auch h&auml;ufig ein Steigen des Preises der Industrieprodukte, und dieses kann je nach der Lage des Weltmarktes ein Sinken des Absatzes derselben nach au&szlig;en zur Folge haben. Bleibt aber eine Steigerung des Einkommens trotz teurer Agrarprodukte aus, so bedeutet das eine Einschr&auml;nkung des &uuml;brigen. Bedarfs, unter dem auch in diesem Falle in erster Linie Industrie und Handel leiden. </P>
<P>F&uuml;r die Bodenbebauer liegt die Sache anders. Wie der Industrielle, so will er den m&ouml;glichst h&ouml;chsten Nutzen aus seinem Gewerbe erzielen, und ihm ist es gleich, aus welchem Produkt er diesen gewinnt. Verhindert die Zufuhr fremden Getreides, da&szlig; er den gew&uuml;nschten, ihm notwendig scheinenden Gewinn aus dem Anbau von Getreide erlangt, so widmet er seinen Boden dem Anbau eines anderen Erzeugnisses, das ihm mehr Nutzen bringt. Er baut Zuckerr&uuml;ben zur Zuckerproduktion, Kartoffeln und Getreide zum Spiritusbrennen statt Weizen und Roggen f&uuml;r Brot. Er nimmt die fruchtbarsten L&auml;ndereien zur Tabakkultur statt zur Gem&uuml;se- und Gartenkultur. Andere verwenden Tausende Hektar Land zu Pferdeweiden, weil Pferde f&uuml;r Milit&auml;r- und Kriegszwecke hoch im Preise stehen. Auf der anderen Seite werden weite Waldreviere, die f&uuml;r den Ackerbau Verwendung finden k&ouml;nnten, dem Jagdvergn&uuml;gen vornehmer Herren reserviert, oft in Gegenden, in welchen die Niederschlagung von ein paar hundert oder tausend Hektar Wald und ihre Verwandlung in Kulturboden vorgenommen werden k&ouml;nnte, ohne da&szlig; die Waldverminderung in der betreffenden Gegend auf die Feuchtigkeitsentwicklung in nachteiliger Weise einwirkte. </P>
<P>Von diesem Gesichtspunkt aus k&ouml;nnten in Deutschland noch Tausende Quadratkilometer fruchtbaren Bodens f&uuml;r den Ackerbau gewonnen werden. Aber diesen Umwandlungen widerstrebt sowohl das materielle Interesse eines Teils der Beamtenhierarchie, der Forstbeamten, wie das Jagdinteresse der gro&szlig;en Grundherren, die ihre Jagdgr&uuml;nde und ihre Jagdvergn&uuml;gen nicht einb&uuml;&szlig;en wollen. Da&szlig; eine solche Entwaldung nur dort stattfinden d&uuml;rfte, wo sie ein wirklicher Gewinn ist, ist selbstverst&auml;ndlich. Andererseits k&ouml;nnten weite Strecken zum Nut- <A NAME="S402"><B>|402|</A></B> zen des Landes aufgeforstet werden, namentlich Bergland und &Ouml;dl&auml;ndereien. Man bestreitet neuerdings den gro&szlig;en Einflu&szlig; des Waldes auf die Feuchtigkeitsentwicklung. Offenbar mit Unrecht. In wie hohem Grade der Wald auf die Feuchtigkeit des Landes und damit auf die Fruchtbarkeit des Grund und Bodens einwirkt, dar&uuml;ber liefert das Buch von Parvus und Dr. Lehmann "Das hungernde Ru&szlig;land" schlagende Belege. Die Verfasser stellen aus eigener Anschauung fest, da&szlig; die ma&szlig;- und planlosen Waldausrodungen in den fruchtbarsten Provinzen Ru&szlig;lands ganz wesentlich die Mi&szlig;ernten verursachen, an denen in den letzten Jahrzehnten diese fr&uuml;her so fruchtbaren Gegenden leiden. Neben zahlreichen anderen Tatsachen konstatieren sie, da&szlig; im Laufe der Jahre im Regierungsbezirk Stawropol f&uuml;nf kleine Fl&uuml;sse und sechs Seen verschwunden sind, im Regierungsbezirk Busuluk verschwanden vier Fl&uuml;&szlig;chen und vier Seen, im Regierungsbezirk Samara sechs kleine F&uuml;sse, im Regierungsbezirk Buguruslaw zwei kleine Fl&uuml;sse. In den Regierungsbezirken Nikolajewsk und Nowousensk werden vier Fl&uuml;sse kaum noch durch Eind&auml;mmung mit Mist erhalten. Viele D&ouml;rfer, die fr&uuml;her in ihrer N&auml;he flie&szlig;endes Wasser hatten, besitzen jetzt solches nicht mehr, vielfach ist die Brunnentiefe 45 bis 60 Meter. Der Boden ist infolgedessen hart und mit Rissen durchzogen. Mit dem F&auml;llen der W&auml;lder versiegten die Quellen und verminderten sich die Regen. </P>
<P>Die kapitalistische Ausbeutung des Grund und Bodens f&uuml;hrt auch zu kapitalistischen Zust&auml;nden. Ein Teil unserer Landwirte hat zum Beispiel lange Jahre horrende Profite aus dem R&uuml;benbau und der damit verbundenen Zuckerproduktion gezogen. Das Besteuerungssystem beg&uuml;nstigte den Export des Zuckers, und zwar dergestalt, da&szlig; die Ertr&auml;ge der Besteuerung der Zuckerr&uuml;ben und des Zuckerverbrauchs zu einem erheblichen Teil f&uuml;r Ausfuhrpr&auml;mien in Anspruch genommen wurden. </P>
<P>Die den Zuckerfabrikanten gew&auml;hrte R&uuml;ckverg&uuml;tung pro Doppelzentner Zucker war wesentlich h&ouml;her als die von ihnen daf&uuml;r gezahlte R&uuml;bensteuer, und diese Pr&auml;mie setzte sie in die Lage, den Zucker in gewaltigen Mengen auf Kosten der inl&auml;ndischen Steuerzahler billig nach dem Ausland zu verkaufen und die Zuckerr&uuml;benkultur immer weiter auszudehnen. Der Vorteil, der aus diesem Steuersystem den Zuckerfabriken zufiel, betrug pro Jahr &uuml;ber 31 Millionen Mark. Hunderttausende Hektar Land (im Jahre 1907/08 450.030), die fr&uuml;her dem <A NAME="S403"><B>|403|</A></B> Getreidebau usw. gewidmet waren, wurden in R&uuml;benboden verwandelt, es wurden Fabriken &uuml;ber Fabriken gegr&uuml;ndet, und die notwendige Folge war der Krach. Auch wirkte der hohe Ertrag des R&uuml;benbaus g&uuml;nstig auf den Bodenpreis ein. Dieser stieg. Die Folge war der Aufkauf der kleinen Besitzungen, deren Eigent&uuml;mer, durch die hohen Preise verlockt, sich zum Verkauf verleiten lie&szlig;en. Der Boden wurde f&uuml;r industrielle Spekulation ausgenutzt und der Getreide- und Kartoffelbau auf Boden geringerer Qualit&auml;t beschr&auml;nkt, wodurch der Bedarf nach Einfuhr von Lebensmitteln vom Ausland stieg. Schlie&szlig;lich zwangen die Mi&szlig;st&auml;nde, die aus der Zuckerpr&auml;mienwirtschaft entstanden und die allm&auml;hlich einen internationalen Charakter angenommen hatten, die Regierungen und die Parlamente, die Pr&auml;mienzahlungen aufzuheben, um wieder zu halbwegs nat&uuml;rlichen Verh&auml;ltnissen zu kommen. </P>
<P>Nach Lage der Umst&auml;nde kann der kleine und k&ouml;nnen selbst viele der mittleren Bauern trotz aller M&uuml;he, Sorge und Entbehrungen nicht diejenige soziale Stellung erreichen, auf die sie als B&uuml;rger eines Kulturstaats Anspruch haben. Was immer Staat und Gesellschaft tun, um diese Schichten, die eine wesentliche Grundlage f&uuml;r die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung bilden, sich zu erhalten, es wird St&uuml;ck- und Flickwerk bleiben. Die Agrarz&ouml;lle schaden diesem Teil der Bodenbebauer mehr als sie ihm n&uuml;tzen. Die gro&szlig;e Mehrzahl baut nicht soviel, als sie zum Lebensunterhalt braucht; sie ist auf den Kauf eines Teils ihrer Lebensbed&uuml;rfnisse angewiesen, f&uuml;r die sie die Mittel durch industrielle oder sonstige Nebenarbeit erwirbt. Ein gro&szlig;er Teil unserer Kleinbauern ist mehr an einem g&uuml;nstigen Stand unserer Industrie und des Verkehrs als an der Bodenwirtschaft interessiert, weil seine eigenen Kinder in Industrie und Verkehr ihre Existenz finden, f&uuml;r die er sonst keine Arbeit und kein Einkommen h&auml;tte. Eine ung&uuml;nstige Ernte vermehrt die Zahl derjenigen Bauern, die zum Kauf landwirtschaftlicher Produkte gezwungen werden. Was nutzen also dem die Agrarz&ouml;lle, die Einfuhrverbote und agrarischen Sperrma&szlig;regeln, der nichts oder nur wenig zu verkaufen hat, aber manches und unter Umst&auml;nden vieles zukaufen mu&szlig;? In dieser Lage befinden sich aber mindestens 80 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. </P>
<P>Wie der Bodenbebauer wirtschaftet, ist unter der &Auml;ra des Privateigentums seine pers&ouml;nliche Sache. Er baut, was ihm am profitabelsten erscheint, ohne R&uuml;cksicht auf die Bed&uuml;rfnisse oder das Interesse der Gesellschaft; also: Bahn frei.</P>
<B><P><A NAME="S404">|404|</A></B> Der Industrielle macht's ja auch so. Er fabriziert obsz&ouml;ne Bilder, unsittliche B&uuml;cher und legt Fabriken zur Verf&auml;lschung von Nahrungsmitteln an. Diese und viele andere T&auml;tigkeiten sind der Gesellschaft sch&auml;dlich, sie untergraben die Moral und steigern die Korruption. Aber sie bringen Geld ein, und zwar mehr als sittliche Bilder, wissenschaftliche B&uuml;cher und der Verkauf unverf&auml;lschter Lebensmittel. Der gewinns&uuml;chtige Industrielle hat nur zu sorgen, da&szlig; ihn nicht das Auge der Polizei entdeckt, und er kann sein sch&auml;ndliches Gewerbe betreiben in der Gewi&szlig;heit, wegen des Geldes, das er dabei verdient, von der Gesellschaft beneidet und mit Hochachtung angesehen zu werden. </P>
<P>Den Mammonscharakter unseres Zeitalters charakterisiert am deutlichsten die B&ouml;rse und ihr Treiben. Grund und Boden und Industrieprodukte, Verkehrsmittel, Witterungs- und politische Verh&auml;ltnisse, Mangel und &Uuml;berflu&szlig;, Massenelend und Ungl&uuml;cksf&auml;lle, &ouml;ffentliche Schulden, Erfindungen und Entdeckungen, Gesundheit oder Krankheit und Tod einflu&szlig;reicher Personen, Krieg und Kriegsgeschrei, oft nur zu diesem Zwecke erfunden, dies alles und noch vieles andere wird zum Gegenstand der Spekulation gemacht und zur Ausbeutung und gegenseitigen Prellerei benutzt. Die Kapitalmatadore erlangen den entscheidendsten Einflu&szlig; auf das Befinden der ganzen Gesellschaft und h&auml;ufen, beg&uuml;nstigt durch ihre m&auml;chtigen Mittel und Verbindungen, die ungeheuersten Reicht&uuml;mer auf. Minister und Regierungen werden in ihren H&auml;nden zu Puppen, die agieren m&uuml;ssen, wie die B&ouml;rsenmatadore hinter den Kulissen die Dr&auml;hte ziehen. Die Staatsgewalt hat nicht die B&ouml;rse, die B&ouml;rse hat die Staatsgewalt in der Hand. Wider Willen mu&szlig; der Minister den "Giftbaum" d&uuml;ngen, den er am liebsten ausrei&szlig;en m&ouml;chte, und mu&szlig; ihm neue Lebenskr&auml;fte zuf&uuml;hren. </P>
<P>Alle diese Tatsachen, die t&auml;glich mehr sich jedem aufdr&auml;ngen, weil die &Uuml;bel sich t&auml;glich vergr&ouml;&szlig;ern, fordern baldige und gr&uuml;ndliche Abhilfe. Aber die Gesellschaft steht ratlos vor allen diesen &Uuml;beln, wie gewisse Tiere am Berge; sie dreht sich wie ein Pferd in der Tretm&uuml;hle best&auml;ndig im Kreise, ratlos, hilflos, ein Bild des Jammers und der Stupidit&auml;t. Die helfen m&ouml;chten, sind noch zu schwach; denen, die mithelfen sollten, fehlt noch die Einsicht; die helfen k&ouml;nnten, wollen nicht; sie verlassen sich auf die Gewalt und denken g&uuml;nstigstenfalls mit Madame Pompadour: Apr&egrave;s nous le d&eacute;luge (nach uns die Sintflut). Aber wenn noch zu ihren Lebzeiten die Sintflut kommt? </P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs 1908, I, S. 423. <A HREF="beaa_389.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Karl Kautsky, Die Agrarfrage. Stuttgart 1899; und Vorl&auml;ufige Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebsz&auml;hlung am 12. Juni 1901, Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs 1909. 2, Heft. <A HREF="beaa_389.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Siehe
Hofer, Adolf
Der Bauer als Erzieher / von A. Hofer. - [Electronic ed.].
In: Die neue Zeit : Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. -
Jahrgang 27, 1908-1909, 2. Bd.(1909),
<a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07246&dok=1908-09b&f=190809b_0714&l=190809b_0726" target="_blank" title="1. Teil des Artikels online bei der FES (Friedrich-Ebert-Stiftung)">Heft 47, S. 714 - 726</a>,
<a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07258&dok=1908-09b&f=190809b_0786&l=190809b_0797" target="_blank" title="2. Teil des Artikels online bei der FES (Friedrich-Ebert-Stiftung)">(Fortsetzung) H. 48, S. 786 - 797</a>,
<a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07262&dok=1908-09b&f=190809b_0810&l=190809b_0821" target="_blank" title="3. und letzter Teil des Artikels online bei der FES (Friedrich-Ebert-Stiftung)">(Schlu<6C>) H. 49, S. 810 - 821</a>
<A HREF="beaa_389.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> J. Conrad, Fideikommisse. Handw&ouml;rterbuch der Staatswissenschaften. 4. Band, 3. Auflage, S. 120 bis 123. <A HREF="beaa_389.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Ausf&uuml;hrlicheres hier&uuml;ber in: Die Besitzenden und die Besitzlosen in &Ouml;sterreich, von T. W. Teifen. Wien 1906, Erste Wiener Volksbuchhandlung (Ignaz Brand). <A HREF="beaa_389.htm#ZF5">&lt;=</A></P></BODY>
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