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<TITLE>Friedrich Engels: Umrisse zu einer Kritik der
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Nationalökonomie</TITLE><!-- #EndEditable -->
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band <!-- #BeginEditable "Band" -->1<!-- #EndEditable -->. Berlin/DDR. 19<!-- #BeginEditable "Jahr" -->76<!-- #EndEditable -->. S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahl" -->499-524<!-- #EndEditable -->.
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<BR>1,5. Korrektur<BR><!-- #BeginEditable "Erstelldatum" -->Erstellt am 30.08.1999<!-- #EndEditable --></SMALL></P>
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<H2><!-- #BeginEditable "Autor" -->Friedrich Engels<!-- #EndEditable --></H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "%DCberschrift" -->Umrisse zu einer Kritik der
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Nationalökonomie<!-- #EndEditable --></H1>
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<!-- #BeginEditable "Editionsgeschichte" -->
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<P><SMALL><BIG>Geschrieben Januar 1844.</BIG></SMALL><!-- #EndEditable -->
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<hr size="1">
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<!-- #BeginEditable "Textk%F6rper" -->
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<P><BIG>»Deutsch-Französischen Jahrbüchern«, Paris 1844</BIG>.
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<P>Die Nationalökonomie entstand als eine natürliche Folge der Ausdehnung
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des Handels, und mit ihr trat an die Stelle des einfachen, unwissenschaftlichen
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Schachers ein ausgebildetes System des erlaubten Betrugs, eine komplette
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Bereicherungswissenschaft.
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<P>Diese aus dem gegenseitigen Neid und der Habgier der Kaufleute entstandene
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Nationalökonomie oder Bereicherungswissenschaft trägt das Gepräge
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der ekelhaftesten Selbstsucht auf der Stirne. Man lebte noch in der naiven
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Anschauung, daß Gold und Silber der Reichtum sei, und hatte also nichts
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eiligeres zu tun, als überall die Ausfuhr der »edlen« Metalle zu verbieten.
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Die Nationen standen sich gegenüber wie Geizhälse, deren jeder
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seinen teuren Geldsack mit beiden Armen umschließt und mit Neid und
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Argwohn auf seine Nachbarn blickt. Alle Mittel wurden aufgeboten, um den
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Völkern, mit denen man im Handelsverkehr stand, soviel bares Geld wie
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möglich abzulocken und das glücklich Hereingebrachte hübsch
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innerhalb der Mautlinie zu behalten.
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<P>Die konsequenteste Durchführung dieses Prinzips hätte den Handel
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getötet. Man fing also an, diese erste Stufe zu überschreiten;
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man sah ein, daß das Kapital im Kasten tot daliegt, während es
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in der Zirkulation sich stets vermehrt. Man wurde also menschenfreundlicher,
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man schickte seine Dukaten als Lockvögel aus, damit sie andere mit sich
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zurückbringen sollten, und erkannte, daß es nichts schadet, wenn
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man dem A zuviel für seine Ware bezahlt, solange man sie noch bei B
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für einen höheren Preis loswerden kann.
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<P>Auf dieser Basis erbaute sich das MERKANTILSYSTEM. Der habgierige Charakter
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des Handels wurde schon etwas versteckt; die Nationen rückten sich etwas
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näher, sie schlossen Handels- und Freundschaftstraktate, sie machten
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gegenseitig Geschäfte und taten einander, um des größern
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Gewinns willen, alles mögliche Liebe und Gute an. Aber im Grunde war
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es doch die alte Geldgier und Selbstsucht, und diese brach von Zeit zu Zeit
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in den Kriegen aus, die in jener Periode alle auf Handelseifersucht beruhten.
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In diesen Kriegen zeigte es sich auch, daß der Handel, wie der Raub,
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auf dem Faustrecht beruhe; man machte sich gar kein Gewissen daraus, durch
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List oder Gewalt solche Traktate zu erpressen, wie man sie für die
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günstigsten hielt.
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<P>Der Hauptpunkt im ganzen Merkantilsystem ist die Theorie von der Handelsbilanz.
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Da man nämlich noch immer an dem Satz festhielt, daß Gold und
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Silber der Reichtum sei, so hielt man nur die Geschäfte für
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vorteilbringend, die am Ende bares Geld ins Land brächten. Um dies ausfindig
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zu machen, verglich man die Ausfuhr und Einfuhr. Hatte man mehr aus- als
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eingeführt, so glaubte man, daß die Differenz in barem Gelde ins
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Land gekommen sei, und hielt sich um diese Differenz reicher. Die Kunst der
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Ökonomen bestand also darin, dafür zu sorgen, daß am Ende
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jedes Jahres die Ausfuhr eine günstige Bilanz gegen die Einfuhr gebe;
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und um dieser lächerlichen Illusion willen sind Tausende von Menschen
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geschlachtet worden! Der Handel hat auch seine Kreuzzüge und seine
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Inquisition aufzuweisen.
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<P>Das achtzehnte Jahrhundert, das Jahrhundert der Revolution, revolutionierte
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auch die Ökonomie; aber wie alle Revolutionen dieses Jahrhunderts einseitig
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waren und im Gegensatz steckenblieben, wie dem abstrakten Spiritualismus
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der abstrakte Materialismus, der Monarchie die Republik, dem göttlichen
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Recht der soziale Kontrakt entgegengesetzt wurde, so kam auch die
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ökonomische Revolution nicht über den Gegensatz hinaus. Die
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Voraussetzungen blieben überall bestehen; der Materialismus griff die
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christliche Verachtung und Erniedrigung des Menschen nicht an und stellte
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nur statt des christlichen Gottes die Natur dem Menschen als Absolutes
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gegenüber; die Politik dachte nicht daran, die Voraussetzungen des Staates
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an und für sich zu prüfen; die Ökonomie ließ sich nicht
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einfallen, nach der BERECHTIGUNG DES PRIVATEIGENTUMS zu fragen. Darum war
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die neue Ökonomie nur ein halber Fortschritt; sie war genötigt,
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ihre eigenen Voraussetzungen zu verraten und zu verleugnen, Sophistik und
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Heuchelei zu Hülfe zu nehmen, um die Widersprüche, in die sie sich
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verwickelte, zu verdecken, um zu den Schlüssen zu kommen, zu denen sie,
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nicht durch ihre Voraussetzungen, sondern durch den humanen Geist des
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Jahrhunderts getrieben wurde. So nahm die Ökonomie einen
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menschenfreundlichen Charakter an; sie entzog ihre Gunst den Produzenten
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und wandte sie den Konsumenten zu; sie affektierte einen heiligen Abscheu
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gegen die blutigen Schrecken des Merkantilsystems und erklärte den Handel
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für ein Band der Freundschaft und Einigung zwischen den Nationen wie
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zwischen Individuen. Es war alles lauter Pracht und Herrlichkeit - aber die
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Voraussetzungen machten sich bald genug wieder geltend und erzeugten im Gegensatz
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zu dieser gleißenden Philanthropie die Malthussche
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Bevölkerungstheorie, das rauhste barbarischste System, das je existierte,
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ein System der Verzweiflung, das alle jene schönen Redensarten von
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Menschenliebe und Weltbürgertum zu Boden schlug; sie erzeugten und hoben
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das Fabriksystem und die moderne Sklaverei, die der alten nichts nachgibt
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an Unmenschlichkeit und Grausamkeit. Die neue Ökonomie, das auf Adam
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Smiths »Wealth of Nations« gegründete System der Handelsfreiheit, erweist
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sich als dieselbe Heuchelei, Inkonsequenz und Unsittlichkeit, die jetzt auf
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allen Gebieten der freien Menschlichkeit gegenübersteht.
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<P>Aber war denn das Smithsche System kein Fortschritt? - Freilich war es das,
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und ein notwendiger Fortschritt dazu. Es war notwendig, daß das
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Merkantilsystem mit seinen Monopolen und Verkehrshemmungen gestürzt
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wurde, damit die wahren Folgen des Privateigentums ans Licht treten konnten;
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es war notwendig, daß alle diese kleinlichen Lokal- und
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Nationalrücksichten zurücktraten, damit der Kampf unserer Zeit
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ein allgemeiner, menschlicher werden konnte; es war notwendig, daß
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die Theorie des Privateigentums den rein empirischen, bloß objektiv
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versuchenden Pfad verließ und einen wissenschaftlichen Charakter annahm,
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der sie auch für die Konsequenzen verantwortlich machte und dadurch
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die Sache auf ein allgemein menschliches Gebiet herüberführte;
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daß die in der alten Ökonomie enthaltene Unsittlichkeit durch
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den Versuch ihrer Wegleugnung und durch die hereingebrachte Heuchelei - eine
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notwendige Konsequenz dieses Versuches - auf den höchsten Gipfel gesteigert
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wurde. All dies lag in der Natur der Sache. Wir erkennen gerne an, daß
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wir erst durch die Begründung und Ausführung der Handelsfreiheit
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in den Stand gesetzt sind, über die Ökonomie des Privateigentums
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hinauszugehen, aber wir müssen zu gleicher Zeit auch das Recht haben,
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diese Handelsfreiheit in ihrer ganzen theoretischen und praktischen Nichtigkeit
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darzustellen.
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<P>Unser Urteil wird um so härter werden müssen, je mehr die
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Ökonomen, die wir zu beurteilen haben, in unsere Zeit hineinfallen.
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Denn während Smith und Malthus nur einzelne Bruchstücke fertig
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vorfanden, hatten die Neueren das ganze System vollendet vor sich; die
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Konsequenzen waren alle gezogen, die Widersprüche traten deutlich genug
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ans Licht, und doch kamen sie nicht zu einer Prüfung der Prämissen,
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und doch nahmen sie noch immer die Verantwortlichkeit für das ganze
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System auf sich. Je näher die Ökonomen der Gegenwart kommen, desto
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weiter entfernen sie sich von der Ehrlichkeit. Mit jedem Fortschritt der
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Zeit steigert sich notwendig die Sophisterei, um die Ökonomie auf der
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Höhe der Zeit zu erhalten. Darum ist z.B. Ricardo schuldiger als Adam
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Smith und MacCulloch und Mill schuldiger als Ricardo.
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<P>Die neuere Ökonomie kann nicht einmal das Merkantilsystem richtig
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beurteilen, weil sie selbst einseitig und noch mit den Voraussetzungen desselben
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behaftet ist. Erst der Standpunkt, der sich über den Gegensatz der beiden
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Systeme erhebt, der die gemeinsamen Voraussetzungen beider kritisiert und
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von einer rein menschlichen, allgemeinen Basis ausgeht, wird beiden ihre
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richtige Stellung anweisen können. Es wird sich zeigen, daß die
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Verteidiger der Handelsfreiheit schlimmere Monopolisten sind als die alten
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Merkantilisten selbst. Es wird sich zeigen, daß hinter der gleisnerischen
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Humanität der Neueren eine Barbarei steckt, von der die Alten nichts
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wußten; daß die Begriffsverwirrung der Alten noch einfach und
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konsequent ist gegen die doppelzüngige Logik ihrer Angreifer und daß
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keine der beiden Parteien der andern etwas vorwerfen könne, was nicht
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auf sie selbst zurückfällt. - Darum kann auch die neuere liberale
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Ökonomie die Restauration des Merkantilsystems durch List nicht begreifen,
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während die Sache für uns ganz einfach ist. Die Inkonsequenz und
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Doppelseitigkeit der liberalen Ökonomie muß sich notwendig wieder
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in ihre Grundbestandteile auflösen. Wie die Theologie entweder zum blinden
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Glauben zurück-, oder zur freien Philosophie vorwärtsgehen muß,
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|
so muß die Handelsfreiheit auf der einen Seite die Restauration der
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Monopole, auf der andern die Aufhebung des Privateigentums produzieren.
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<P>Der einzig POSITIVE Fortschritt, den die liberale Ökonomie gemacht hat,
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ist die Entwicklung der Gesetze des Privateigentums. Diese sind allerdings
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in ihr enthalten, wenn auch noch nicht bis zur letzten Konsequenz entwickelt
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und klar ausgesprochen. Hieraus folgt, daß in allen Punkten, wo es
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auf die Entscheidung über die kürzeste Manier, reich zu werden,
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ankommt, also in allen strikt ökonomischen Kontroversen, die Verteidiger
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der Handelsfreiheit das Recht auf ihrer Seite haben. Wohlverstanden - in
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Kontroversen mit den Monopolisten, nicht mit den Gegnern des Privateigentums,
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denn daß diese imstande sind, in ökonomischen Fragen auch
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ökonomisch richtiger zu entscheiden, haben die englischen Sozialisten
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längst praktisch und theoretisch bewiesen.
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<P>
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<P>Wir werden also bei der Kritik der Nationalökonomie die Grundkategorien
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untersuchen, den durch das System der Handelsfreiheit hineingebrachten
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|
Widerspruch enthüllen und die Konsequenzen der beiden Seiten des
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|
Widerspruchs ziehen.
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<P>
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<P align="center">---
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<P>
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<P>Der Ausdruck Nationalreichtum ist erst durch die Verallgemeinerungssucht
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|
der liberalen Ökonomen aufgekommen. Solange das Privateigentum besteht,
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|
hat dieser Ausdruck keinen Sinn. Der »Nationalreichtum« der Engländer
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ist sehr groß, und doch sind sie das ärmste Volk unter der Sonne.
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|
Man lasse entweder den Ausdruck ganz fallen, oder man nehme Voraussetzungen
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an, die ihm einen Sinn geben. Ebenso die Ausdrücke Nationalökonomie,
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||
|
politische, öffentliche Ökonomie. Die Wissenschaft sollte unter
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|
den jetzigen Verhältnissen PRIVATökonomie heißen, denn ihre
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||
|
öffentlichen Beziehungen sind nur um des Privateigentums willen da.
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||
|
<P>
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||
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<P align="center">---
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||
|
<P>
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||
|
<P>Die nächste Folge des Privateigentums ist der HANDEL, der Austausch
|
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|
der gegenseitigen Bedürfnisse, Kauf und Verkauf. Dieser Handel muß
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||
|
unter der Herrschaft des Privateigentums, wie jede Tätigkeit, eine
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||
|
unmittelbare Erwerbsquelle für den Handeltreibenden werden; d.h. jeder
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||
|
muß suchen, so teuer wie möglich zu verkaufen und so billig wie
|
||
|
möglich zu kaufen. Bei jedem Kauf und Verkauf stehen sich also zwei
|
||
|
Menschen mit absolut entgegengesetzten Interessen gegenüber; der Konflikt
|
||
|
ist entschieden feindselig, denn jeder kennt die Intention des andern,
|
||
|
weiß, daß sie den seinigen entgegengesetzt sind. Die erste Folge
|
||
|
ist also auf der einen Seite gegenseitiges Mißtrauen, auf der andern
|
||
|
die Rechtfertigung dieses Mißtrauens, die Anwendung unsittlicher Mittel
|
||
|
zur Durchsetzung eines unsittlichen Zwecks. So ist z.B. der erste Grundsatz
|
||
|
im Handel die Verschwiegenheit, Verheimlichung alles dessen, was den Wert
|
||
|
des fraglichen Artikels herabsetzen könnte. Die Konsequenz daraus: Es
|
||
|
ist im Handel erlaubt, von der Unkenntnis, von dem Vertrauen der Gegenpartei
|
||
|
den möglichst großen Nutzen zu ziehen, und ebenso, seiner Ware
|
||
|
Eigenschaften anzurühmen, die sie nicht besitzt. Mit EINEM Worte, der
|
||
|
Handel ist der legale Betrug. Daß die Praxis mit dieser Theorie
|
||
|
übereinstimmt, kann mir jeder Kaufmann, wenn er der Wahrheit die Ehre
|
||
|
geben will, bezeugen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Das Merkantilsystem hatte noch eine gewisse unbefangene, katholische Geradheit
|
||
|
und verdeckte das unsittliche Wesen des Handels nicht im mindesten. Wir haben
|
||
|
gesehen, wie es seine gemeine Habsucht offen zur Schau trug. Die gegenseitig
|
||
|
feindselige Stimmung der Nationen im achtzehnten Jahrhundert, der ekelhafte
|
||
|
Neid und die Handelseifersucht waren die konsequenten Folgen des Handels
|
||
|
überhaupt. Die öffentliche Meinung war noch nicht humanisiert,
|
||
|
was sollte man also Dinge verstecken, die aus dem unmenschlichen feindseligen
|
||
|
Wesen des Handels selbst folgten.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Als aber der ÖKONOMISCHE LUTHER, Adam Smith, die bisherige Ökonomie
|
||
|
kritisierte, hatten sich die Sachen sehr geändert. Das Jahrhundert war
|
||
|
humanisiert, die Vernunft hatte sich geltend gemacht, die Sittlichkeit fing
|
||
|
an, ihr ewiges Recht in Anspruch zu nehmen. Die erpreßten Handelstraktate,
|
||
|
die kommerziellen Kriege, die schroffe Isolierung der Nationen stießen
|
||
|
zu sehr gegen das fortgeschrittene Bewußtsein an. An die Stelle der
|
||
|
katholischen Geradheit trat protestantische Gleisnerei. Smith bewies, daß
|
||
|
auch die Humanität im Wesen des Handels begründet sei; daß
|
||
|
der Handel, anstatt »die fruchtbarste Quelle der Zwietracht und Feindseligkeit« zu sein, ein »Band der Einigung und Freundschaft zwischen den Nationen wie
|
||
|
zwischen Individuen« (vgl. »Wealth of Nations«, B.4, c.3, §2) werden
|
||
|
müsse; es liege ja in der Natur der Sache, daß der Handel im ganzen
|
||
|
und großen ALLEN Beteiligten vorteilhaft sei.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Smith hatte recht, wenn er den Handel als human pries. Es gibt nichts absolut
|
||
|
unsittliches in der Welt; auch der Handel hat eine Seite, wo er der Sittlichkeit
|
||
|
und Menschlichkeit huldigt. Aber welch eine Huldigung! Das Faustrecht, der
|
||
|
platte Straßenraub des Mittelalters wurde humanisiert, als er in den
|
||
|
Handel, der Handel, als seine erste Stufe, welche sich durch das Verbot der
|
||
|
Geldausfuhr charakterisiert, in das Merkantilsystem überging. Jetzt
|
||
|
wurde dieses selbst humanisiert. Natürlich ist es im Interesse des
|
||
|
Handelnden, mit dem einen, von welchem er wohlfeil kauft, wie mit dem andern,
|
||
|
an welchen er teuer verkauft, sich in gutem Vernehmen zu halten. Es ist also
|
||
|
sehr unklug von einer Nation gehandelt, wenn sie bei ihren Versorgern und
|
||
|
Kunden eine feindselige Stimmung nährt. Je freundschaftlicher, desto
|
||
|
vorteilhafter. Dies ist die Humanität des Handels, und diese gleisnerische
|
||
|
Art, die Sittlichkeit zu unsittlichen Zwecken zu mißbrauchen, ist der
|
||
|
Stolz des Systems der Handelsfreiheit. Haben wir nicht die Barbarei der Monopole
|
||
|
gestürzt, rufen die Heuchler aus, haben wir nicht die Zivilisation in
|
||
|
entfernte Weltteile getragen, haben wir nicht die Völker verbrüdert
|
||
|
und die Kriege vermindert? - Ja, das alles habt ihr getan, aber WIE habt
|
||
|
ihr es getan! Ihr habt die kleinen Monopole vernichtet, um das EINE große
|
||
|
Grundmonopol, das Eigentum, desto freier und schrankenloser wirken zu lassen;
|
||
|
ihr habt die Enden der Erde zivilisiert, um neues Terrain für die Entfaltung
|
||
|
eurer niedrigen Habsucht zu gewinnen, ihr habt die Völker verbrüdert,
|
||
|
aber zu einer Brüderschaft von Dieben, und die Kriege vermindert, um
|
||
|
im Frieden desto mehr zu verdienen, um die Feindschaft der einzelnen, den
|
||
|
ehrlosen Krieg der Konkurrenz, auf die höchste Spitze zu treiben! -
|
||
|
Wo habt ihr etwas aus reiner Humanität, aus dem Bewußtsein der
|
||
|
Nichtigkeit des Gegensatzes zwischen dem allgemeinen und individuellen Interesse
|
||
|
getan? Wo seid ihr sittlich gewesen, ohne interessiert zu sein, ohne unsittliche,
|
||
|
egoistische Motive im Hintergrund zu hegen?
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Nachdem die liberale Ökonomie ihr Bestes getan hatte, um durch die
|
||
|
Auflösung der Nationalitäten die Feindschaft zu verallgemeinern,
|
||
|
die Menschheit in eine Horde reißender Tiere - und was sind Konkurrenten
|
||
|
anders? - zu verwandeln, die einander ebendeshalb auffressen, WEIL jeder
|
||
|
mit allen andern gleiches Interesse hat, nach dieser Vorarbeit blieb ihr
|
||
|
nur noch ein Schritt zum Ziele übrig, die Auflösung der Familie.
|
||
|
Um diese durchzusetzen, kam ihr eine eigene schöne Erfindung, das
|
||
|
Fabriksystem, zu Hülfe. Die letzte Spur gemeinsamer Interessen, die
|
||
|
Gütergemeinschaft der Familie, ist durch das Fabriksystem untergraben
|
||
|
und - wenigstens hier in England - bereits in der Auflösung begriffen.
|
||
|
Es ist etwas ganz Alltägliches, daß Kinder, sobald sie
|
||
|
arbeitsfähig, d.h. neun Jahre alt werden, ihren Lohn für sich
|
||
|
verwenden, das elterliche Haus als ein bloßes Kosthaus ansehen und
|
||
|
den Eltern ein Gewisses für Kost und Wohnung vergüten. Wie kann
|
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es anders sein? Was kann anders aus der Isolierung der Interessen, wie sie
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dem System der Handelsfreiheit zugrunde liegt, folgen? Ist ein Prinzip einmal
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in Bewegung gesetzt, so arbeitet es sich von selbst durch alle seine Konsequenzen
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durch, die Ökonomen mögen gefallen daran haben oder nicht.
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<P>
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<P>Aber der Ökonom weiß selbst nicht, welcher Sache er dient. Er
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weiß nicht, daß er mit all seinem egoistischen Raisonnement doch
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nur ein Glied in der Kette des allgemeinen Fortschrittes der Menschheit bildet.
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Er weiß nicht, daß er mit seiner Auflösung aller
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Sonderinteressen nur den Weg bahnt für den großen Umschwung, dem
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das Jahrhundert entgegengeht, der Versöhnung der Menschheit mit der
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Natur und mit sich selbst
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<P>
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<P align="center">---
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<P>
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<P>Die nächste durch den Handel bedingte Kategorie ist der WERT. Über
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diese, sowie über alle andern Kategorien existiert kein Streit zwischen
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den älteren und neueren Ökonomen, weil die Monopolisten in ihrer
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unmittelbaren Wut der Bereicherung keine Zeit übrig hatten, um sich
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mit Kategorien zu beschäftigen. Alle Streitfragen über derartige
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Punkte gingen von den Neueren aus.
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<P>
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<P>Der Ökonom, der von Gegensätzen lebt, hat natürlich auch einen
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DOPPELTEN Wert; den abstrakten oder realen Wert und den Tauschwert. Über
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das Wesen des Realwertes war ein langer Streit zwischen den Engländern,
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die die Produktionskosten als den Ausdruck des Realwertes bestimmten, und
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dem Franzosen Say, der diesen Wert nach der Brauchbarkeit einer Sache zu
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messen vorgab. Der Streit hat seit dem Anfange dieses Jahrhunderts geschwebt
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und ist eingeschlafen, nicht entschieden. Die Ökonomen können nichts
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entscheiden.
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<P>
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<P>Die Engländer - MacCulloch und Ricardo besonders - behaupten also, der
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abstrakte Wert einer Sache werde durch die Produktionskosten bestimmt.
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Wohlverstanden, der abstrakte Wert, nicht der Tauschwert, der EXCHANGEABLE
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VALUE, der Wert im Handel - das sei etwas andres. Weshalb sind die
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Produktionskosten das Maß des Wertes? Weil - hört, hört!
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- weil niemand eine Sache, unter gewöhnlichen Umständen und das
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Verhältnis der Konkurrenz aus dem Spiele gelassen, für weniger
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verkaufen würde als ihm ihre Produktion kostet - verkaufen würde?
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Was haben wir hier, wo es sich nicht um den HANDELSWERT handelt, mit »Verkaufen« zu tun? Da haben wir ja gleich wieder den Handel im Spiel, den wir ja gerade
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herauslassen sollen - und was für einen Handel! einen Handel, wobei
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die Hauptsache, das Konkurrenzverhältnis, nicht in Anschlag kommen soll!
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Erst einen abstrakten Wert, jetzt auch einen abstrakten Handel, einen Handel
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ohne Konkurrenz, d.h. einen Menschen ohne Körper, einen Gedanken ohne
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Gehirn, um Gedanken zu produzieren. Und bedenkt der Ökonom denn gar
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nicht, daß, sowie die Konkurrenz aus dem Spiel gelassen wird, gar keine
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Garantie da ist, daß der Produzent seine Ware gerade zu den
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Produktionskosten verkauft? Welche Verwirrung!
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<P>
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<P>Weiter! Geben wir für einen Augenblick zu, daß dem allem so sei,
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wie der Ökonom sagt. Angenommen, es machte jemand mit ungeheurer Mühe
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und enormen Kosten etwas ganz Unnützes, etwas, wonach kein Mensch begehrt,
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ist auch das die Produktionskosten wert? Ganz und gar nicht, sagt der
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Ökonom, wer wird das kaufen wollen? Da haben wir also auf einmal nicht
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nur die verschrieene Saysche Brauchbarkeit, sondern - mit dem »Kaufen« -
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|
das Konkurrenzverhältnis daneben. Es ist nicht möglich, der
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Ökonom kann seine Abstraktion nicht einen Augenblick festhalten. Nicht
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nur das, was er mit Mühe entfernen will, die Konkurrenz, sondern auch
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das, was er angreift, die Brauchbarkeit, kommt ihm jeden Augenblick zwischen
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die Finger. Der abstrakte Wert und seine Bestimmung durch die Produktionskosten
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sind eben nur Abstraktionen, Undinge.
|
||
|
<P>
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||
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<P>Aber geben wir noch einmal für einen Augenblick dem Ökonomen recht
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- wie will er uns dann die Produktionskosten bestimmen, ohne die Konkurrenz
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in Anschlag zu bringen? Wir werden bei der Untersuchung der Produktionskosten
|
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sehen, daß auch diese Kategorie auf die Konkurrenz basiert ist, und
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auch hier wieder zeigt es sich, wie wenig der Ökonom seine Behauptungen
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|
durchführen kann.
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<P>
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||
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<P>Gehen wir zu Say über, so finden wir dieselbe Abstraktion. Die Brauchbarkeit
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einer Sache ist etwas rein Subjektives, gar nicht absolut zu Entscheidendes
|
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- wenigstens solange man sich noch in Gegensätzen herumtreibt, gewiß
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||
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nicht zu entscheiden. Nach dieser Theorie müßten notwendige
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|
Bedürfnisse mehr Wert besitzen als Luxusartikel. Der einzig mögliche
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Weg, zu einer einigermaßen objektiven, SCHEINBAR allgemeinen Entscheidung
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über die größere oder geringere Brauchbarkeit einer Sache
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zu kommen, ist unter der Herrschaft des Privateigentums das
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||
|
Konkurrenzverhältnis, und das soll ja gerade beiseite gelassen werden.
|
||
|
Ist aber das Konkurrenzverhältnis zugelassen, so kommen auch die
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||
|
Produktionskosten herein; denn niemand wird für weniger verkaufen, als
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||
|
er selbst bei der Produktion angelegt hat. Auch hier also geht die eine Seite
|
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|
des Gegensatzes wider Willen in die andere über.
|
||
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<P>
|
||
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<P>Versuchen wir, Klarheit in diese Verwirrung zu bringen. Der Wert einer Sache
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||
|
schließt beide Faktoren ein, die von den streitenden Parteien mit Gewalt
|
||
|
und, wie wir gesehen haben, ohne Erfolg getrennt werden. Der Wert ist das
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||
|
Verhältnis der Produktionskosten zur Brauchbarkeit. Die nächste
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|
Anwendung des Wertes ist die Entscheidung darüber, ob eine Sache
|
||
|
überhaupt produziert werden soll, d.h., ob die Brauchbarkeit die
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||
|
Produktionskosten aufwiegt. Dann erst kann von der Anwendung des Wertes für
|
||
|
den Tausch die Rede sein. Die Produktionskosten zweier Dinge gleichgesetzt,
|
||
|
wird die Brauchbarkeit das entscheidende Moment sein, um ihren
|
||
|
vergleichungsmäßigen Wert zu bestimmen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Diese Basis ist die einzig gerechte Basis des Tausches. Geht man aber von
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||
|
derselben aus, wer soll über die Brauchbarkeit einer Sache entscheiden?
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||
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Die bloße Meinung der Beteiligten? So wird jedenfalls EINER betrogen.
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||
|
Oder eine auf die inhärente Brauchbarkeit der Sache unabhängig
|
||
|
von den beteiligen Parteien gegründete und ihnen nicht einleuchtende
|
||
|
Bestimmung? So kann der Tausch nur durch ZWANG zustande kommen, und jeder
|
||
|
hält sich für betrogen. Man kann diesen Gegensatz zwischen der
|
||
|
wirklichen inhärenten Brauchbarkeit der Sache und zwischen der Bestimmung
|
||
|
dieser Brauchbarkeit, zwischen der Bestimmung der Brauchbarkeit und der Freiheit
|
||
|
der Tauschenden nicht aufheben, ohne das Privateigentum aufzuheben; und sobald
|
||
|
dies aufgehoben ist, kann von einem Tausch, wie er jetzt existiert, nicht
|
||
|
mehr die Rede sein. Die praktische Anwendung des Wertbegriffs wird sich dann
|
||
|
immer mehr auf die Entscheidung über die Produktion beschränken,
|
||
|
und da ist seine eigentliche Sphäre.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wie aber stehen die Sachen jetzt? Wir haben gesehen, wie der Wertbegriff
|
||
|
langsam zerrissen ist und die einzelnen Seiten jede für das Ganze
|
||
|
ausgeschrieen werden. Die Produktionskosten, durch die Konkurrenz von vornherein
|
||
|
verdreht, sollen für den Wert selbst gelten; ebenso die bloß
|
||
|
subjektive Brauchbarkeit - denn eine andere kann es jetzt nicht geben. -
|
||
|
Um diesen lahmen Definitionen auf die Beine zu helfen, muß in beiden
|
||
|
Fällen die Konkurrenz in Anspruch genommen werden; und das beste ist,
|
||
|
daß bei den Engländern die Konkurrenz, gegenüber den
|
||
|
Produktionskosten, die Brauchbarkeit vertritt, während sie umgekehrt
|
||
|
bei Say, der Brauchbarkeit gegenüber, die Produktionskosten hereinbringt.
|
||
|
Aber was für eine Brauchbarkeit, was für Produktionskosten bringt
|
||
|
sie herein! Ihre Brauchbarkeit hängt vom Zufall, von der Mode, von der
|
||
|
Laune der Reichen ab, ihre Produktionskosten gehen auf und ab mit dem
|
||
|
zufälligen Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Dem Unterschiede zwischen Realwert und Tauschwert liegt eine Tatsache zum
|
||
|
Grunde - nämlich daß der Wert einer Sache verschieden ist von
|
||
|
dem im Handel für sie gegebenen sogenannten Äquivalent, d.h., daß
|
||
|
dies Äquivalent kein Äquivalent ist. Dies sogenannte Äquivalent
|
||
|
ist der PREIS der Sache, und wäre der Ökonom ehrlich, so würde
|
||
|
er dies Wort für den »Handelswert« gebrauchen. Aber er muß doch
|
||
|
immer noch eine Spur von Schein behalten, daß der Preis mit dem Werte
|
||
|
irgendwie zusammenhänge, damit nicht die Unsittlichkeit des Handels
|
||
|
zu klar ans Licht komme. Daß aber der PREIS durch die Wechselwirkung
|
||
|
der Produktionskosten und der Konkurrenz bestimmt wird, das ist ganz richtig
|
||
|
und ein Hauptgesetz des Privateigentums. Dies war das erste, was der Ökonom
|
||
|
fand, dies rein empirische Gesetz; und hiervon abstrahierte er dann seinen
|
||
|
Realwert, d.h. den Preis zu der Zeit, wenn das Konkurrenzverhältnis
|
||
|
sich balanciert, wenn Nachfrage und Zufuhr sich decken - dann bleiben
|
||
|
natürlich die Produktionskosten übrig, und das nennt dann der
|
||
|
Ökonom Realwert, während es nur eine Bestimmtheit des Preises ist.
|
||
|
So steht aber alles in der Ökonomie auf dem Kopf; der Wert, der das
|
||
|
Ursprüngliche, die Quelle des Preises ist, wird von diesem, seinem eigenen
|
||
|
Produkt, abhängig gemacht. Bekanntlich ist diese Umkehrung das Wesen
|
||
|
der Abstraktion, worüber Feuerbach zu vergleichen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Nach dem Ökonomen bestehen die Produktionskosten einer Ware aus drei
|
||
|
Elementen: dem Grundzins für das nötige Stück Land, um das
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||
|
rohe Material zu produzieren, dem Kapital mit dem Gewinn darauf und dem Lohn
|
||
|
für die Arbeit, die zur Produktion und zur Verarbeitung erforderlich
|
||
|
waren. Es zeigt sich aber sogleich, daß Kapital und Arbeit identisch
|
||
|
sind, da die Ökonomen selbst gestehen, Kapital sei »aufgespeicherte
|
||
|
Arbeit«. So bleiben uns also nur zwei Seiten übrig, die natürliche,
|
||
|
objektive, der Boden, und die menschliche, subjektive, die Arbeit, die das
|
||
|
Kapital einschließt - und außer dem Kapital noch ein Drittes,
|
||
|
woran der Ökonom nicht denkt, ich meine das geistige Element der Erfindung,
|
||
|
des Gedankens, neben dem physischen der bloßen Arbeit. Was hat der
|
||
|
Ökonom mit dem Erfindungsgeist zu schaffen? Sind ihm nicht alle Erfindungen
|
||
|
ohne sein Zutun zugeflogen gekommen? Hat ihrer EINE ihm etwas gekostet? Was
|
||
|
also hat er bei der Berechnung seiner Produktionskosten sich darum zu
|
||
|
kümmern? Ihm sind Land, Kapital, Arbeit die Bedingungen des Reichtums,
|
||
|
und weiter braucht er nichts. Die Wissenschaft geht ihn nichts an. Ob sie
|
||
|
ihm durch Berthollet, Davy, Liebig, Watt, Cartwright usw. Geschenke gemacht
|
||
|
hat, die ihn und seine Produktion unendlich gehoben haben - was liegt ihm
|
||
|
daran? Dergleichen weiß er nicht zu berechnen; die Fortschritte der
|
||
|
Wissenschaft gehen über seine Zahlen hinaus. Aber für einen
|
||
|
vernünftigen Zustand, der über die Teilung der Interessen, wie
|
||
|
sie beim Ökonomen stattfindet, hinaus ist, gehört das geistige
|
||
|
Element allerdings mit zu den Elementen der Produktion und wird auch in der
|
||
|
Ökonomie seine Stelle unter den Produktionskosten finden. Und da ist
|
||
|
es allerdings befriedigend, zu wissen, wie die Pflege der Wissenschaft sich
|
||
|
auch materiell belohnt, zu wissen, daß eine einzige Frucht der
|
||
|
Wissenschaft, wie James Watts Dampfmaschine, in den ersten fünfzig Jahren
|
||
|
ihrer Existenz der Welt mehr eingetragen hat, als die Welt von Anfang an
|
||
|
für die Pflege der Wissenschaft ausgegeben.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wir haben also zwei Elemente der Produktion, die Natur und den Menschen,
|
||
|
und den letzteren wieder physisch und geistig, in Tätigkeit und können
|
||
|
nun zum Ökonomen und seinen Produktionskosten zurückkehren.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Alles, was nicht monopolisiert werden kann, hat keinen Wert, sagt der
|
||
|
Ökonom - ein Satz, den wir später näher untersuchen werden.
|
||
|
Wenn wir sagen, hat keinen PREIS, so ist der Satz richtig für den auf
|
||
|
dem Privateigentum beruhenden Zustand. Wäre der Boden so leicht zu haben
|
||
|
wie die Luft, so würde kein Mensch Grundzins bezahlen. Da dem nicht
|
||
|
so ist, sondern die Ausdehnung des in einem speziellen Fall in Beschlag kommenden
|
||
|
Bodens beschränkt ist, so bezahlt man Grundzins für den in Beschlag
|
||
|
genommenen, das heißt monopolisierten Boden, oder erlegt einen Kaufpreis
|
||
|
dafür. Es ist aber sehr befremdlich, nach dieser Auskunft über
|
||
|
die Entstehung des Grundwerts vom Ökonomen hören zu müssen,
|
||
|
daß Grundzins der Unterschied zwischen dem Ertrage des Zinsen bezahlenden
|
||
|
und des schlechtesten, die Mühe der Bebauung lohnenden Grundstückes
|
||
|
sei. Dies ist bekanntlich die von Ricardo zuerst vollständig entwickelte
|
||
|
Definition des Grundzinses. Diese Definition ist zwar praktisch richtig,
|
||
|
wenn man voraussetzt, daß ein Fall der Nachfrage AUGENBLICKLICH auf
|
||
|
den Grundzins reagiert und sogleich eine entsprechende Quantität des
|
||
|
schlechtesten bebauten Landes außer Bearbeitung setzte. Allein dies
|
||
|
ist nicht der Fall, die Definition ist darum unzureichend; zudem schließt
|
||
|
sie die Kausation des Grundzinses nicht ein und muß schon deshalb fallen.
|
||
|
Oberst. T.P. Thompson, der Antikorngesetz-Leaguer, erneuerte im Gegensatz
|
||
|
zu dieser Definition die Adam Smithsche und begründete sie. Nach ihm
|
||
|
ist der Grundzins das Verhältnis zwischen der Konkurrenz der sich um
|
||
|
den Gebrauch des Bodens Bewerbenden und der beschränkten Quantität
|
||
|
des disponiblen Bodens. Hier ist wenigstens eine Rückkehr zur Entstehung
|
||
|
des Grundzinses; aber diese Erklärung schließt die verschiedene
|
||
|
Fruchtbarkeit des Bodens aus, wie die obige die Konkurrenz ausläßt.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wir haben also wieder zwei einseitige und deswegen halbe Definitionen für
|
||
|
einen Gegenstand. Wir werden, wie beim Wertbegriffe, wiederum diese beiden
|
||
|
Bestimmungen zusammenzufassen haben, um die richtige, aus der Entwicklung
|
||
|
der Sache folgende und darum alle Praxis umfassende Bestimmung zu finden.
|
||
|
Der Grundzins ist das Verhältnis zwischen der Ertragsfähigkeit
|
||
|
des Bodens, der natürlichen Seite (die wiederum aus der NATÜRLICHEN
|
||
|
Anlage und der MENSCHLICHEN Bebauung, der zur Verbesserung angewandten Arbeit
|
||
|
besteht) - und der menschlichen Seite, der Konkurrenz. Die Ökonomen
|
||
|
mögen über diese »Definition« ihre Köpfe schütteln; sie
|
||
|
werden zu ihrem Schrecken sehen, daß sie alles einschließt, was
|
||
|
auf die Sache Bezug hat.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Der GRUNDBESITZER hat dem Kaufmanne nichts vorzuwerfen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Er raubt, indem er den Boden monopolisiert. Er raubt, indem er die Steigerung
|
||
|
der Bevölkerung, welche die Konkurrenz und damit den Wert seines
|
||
|
Grundstücks steigert, für sich ausbeutet, indem er zur Quelle seines
|
||
|
persönlichen Vorteils macht, was nicht durch sein persönliches
|
||
|
Tun zustande gekommen, was ihm rein zufällig ist. Er raubt, wenn er
|
||
|
VERPACHTET, indem er die von seinem Pächter angelegten Verbesserungen
|
||
|
zuletzt wieder an sich reißt. Dies ist das Geheimnis des stets steigenden
|
||
|
Reichtums der großen Grundbesitzer.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Die Axiome, welche die Erwerbsart des Grundbesitzers als Raub qualifizieren,
|
||
|
nämlich daß jeder ein Recht auf das Produkt seiner Arbeit hat,
|
||
|
oder daß keiner ernten soll, wo er nicht gesät hat, sind nicht
|
||
|
unsere Behauptung. Der erste schließt die Pflicht der Ernährung
|
||
|
der Kinder, der zweite schließt jede Generation vom Recht der Existenz
|
||
|
aus, indem jede Generation den Nachlaß der vorangehenden Generation
|
||
|
antritt. Diese Axiome sind vielmehr Konsequenzen des Privateigentums. Entweder
|
||
|
führe man seine Konsequenzen aus, oder man gebe es als Prämisse
|
||
|
auf.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Ja, die ursprüngliche Appropriation selbst wird durch die Behauptung
|
||
|
des noch frühern GEMEINSAMEN Besitzrechtes gerechtfertigt. Wohin wir
|
||
|
uns also wenden, das Privateigentum führt uns auf Widersprüche.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Es war der letzte Schritt zur Selbstverschacherung, die Erde zu verschachern,
|
||
|
die unser Eins und Alles, die erste Bedingung unserer Existenz ist; es war
|
||
|
und ist bis auf den heutigen Tag eine Unsittlichkeit, die nur von der
|
||
|
Unsittlichkeit der Selbstveräußerung übertroffen wird. Und
|
||
|
die ursprüngliche Appropriation, die Monopolisierung der Erde durch
|
||
|
eine kleine Anzahl, die Ausschließung der übrigen von der Bedingung
|
||
|
ihres Lebens, gibt der spätern Verschacherung des Bodens an Unsittlichkeit
|
||
|
nichts nach.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Lassen wir hier wieder das Privateigentum fallen, so reduziert sich der Grundzins
|
||
|
auf seine Wahrheit, auf die vernünftige Anschauung, die ihm wesentlich
|
||
|
zugrunde liegt. Der als Grundzins vom Boden getrennte Wert desselben fällt
|
||
|
alsdann in den Boden selbst zurück. Dieser Wert, der zu messen ist durch
|
||
|
die Produktionsfähigkeit gleicher Flächen bei gleicher darauf
|
||
|
verwendeter Arbeit, kömmt allerdings als Teil der Produktionskosten
|
||
|
bei der Wertbestimmung der Produkte in Anschlag und ist wie der Grundzins
|
||
|
das Verhältnis der Produktionsfähigkeit zur Konkurrenz, aber zur
|
||
|
WAHREN Konkurrenz, wie sie ihrer Zeit entwickelt werden wird.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wir haben gesehen, wie Kapital und Arbeit ursprünglich identisch sind;
|
||
|
wir sehen ferner aus den Entwicklungen des Ökonomen selbst, wie das
|
||
|
Kapital, das Resultat der Arbeit, im Prozesse der Produktion sogleich wieder
|
||
|
zum Substrat, zum Material der Arbeit gemacht, wie also die für einen
|
||
|
Augenblick gesetzte Trennung des Kapitals von der Arbeit sogleich wieder
|
||
|
in die Einheit beider aufgehoben wird; und doch trennt der Ökonom das
|
||
|
Kapital von der Arbeit, doch hält er die Entzweiung fest, ohne die Einheit
|
||
|
daneben anders als durch die Definition des Kapitals: »aufgespeicherte Arbeit«,
|
||
|
anzuerkennen. Die aus dem Privateigentum folgende Spaltung zwischen Kapital
|
||
|
und Arbeit ist nichts als die diesem entzweiten Zustande entsprechende und
|
||
|
aus ihm hervorgehende Entzweiung der Arbeit in sich selbst. Und nachdem diese
|
||
|
Trennung bewerkstelligt, teilt sich das Kapital nochmals in das
|
||
|
ursprüngliche Kapital und in den Gewinn, den Zuwachs des Kapitals, den
|
||
|
es im Prozesse der Produktion empfängt, obwohl die Praxis selbst diesen
|
||
|
Gewinn sogleich wieder zum Kapital schlägt und mit diesem in Fluß
|
||
|
setzt. Ja, selbst der Gewinn wird wieder in Zinsen und eigentlichen Gewinn
|
||
|
gespalten. In den Zinsen ist die Unvernünftigkeit dieser Spaltungen
|
||
|
auf die Spitze getrieben. Die Unsittlichkeit des Zinsenverleihens, des Empfangens
|
||
|
ohne Arbeit, für das bloße Borgen, ist, obwohl schon im Privateigentum
|
||
|
liegend, doch zu augenscheinlich und vom unbefangenen Volksbewußtsein,
|
||
|
das in diesen Dingen meistens recht hat, längst erkannt. Alle diese
|
||
|
feinen Spaltungen und Divisionen entstehen aus der ursprünglichen Trennung
|
||
|
des Kapitals von der Arbeit und der Vollendung dieser Trennung in der Spaltung
|
||
|
der Menschheit in Kapitalisten und Arbeiter, einer Spaltung, die alle Tage
|
||
|
schärfer und schärfer ausgebildet wird und die sich, wie wir sehen
|
||
|
werden, immer steigern MUSS. Diese Trennung, wie die schon betrachtete Trennung
|
||
|
des Bodens von Kapital und Arbeit, ist aber in letzter Instanz eine
|
||
|
unmögliche. Es ist durchaus nicht zu bestimmen, wieviel der Anteil des
|
||
|
Bodens, des Kapitals und der Arbeit an einem bestimmten Erzeugnisse betrage.
|
||
|
Die drei Größen sind inkommensurabel. Der Boden schafft das rohe
|
||
|
Material, aber nicht ohne Kapital und Arbeit, das Kapital setzt Boden und
|
||
|
Arbeit voraus, und die Arbeit WENIGSTENS den Boden, meistens auch Kapital
|
||
|
voraus. Die Verrichtungen der drei sind ganz verschiedenartig und nicht in
|
||
|
einem vierten gemeinsamen Maße zu messen. Wenn es also bei den jetzigen
|
||
|
Verhältnissen zur Verteilung des Ertrages unter die drei Elemente kommt,
|
||
|
so gibt es kein ihnen inhärentes Maß, sondern ein ganz fremdes,
|
||
|
ihnen zufälliges Maß entscheidet: die Konkurrenz oder das raffinierte
|
||
|
Recht des Stärkeren. Der Grundzins impliziert die Konkurrenz, der Gewinn
|
||
|
auf Kapital wird einzig durch die Konkurrenz bestimmt, und wie es mit dem
|
||
|
Arbeitslohn aussieht, werden wir gleich sehen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wenn wir das Privateigentum fallenlassen, so fallen diese unnatürlichen
|
||
|
Spaltungen. Der Unterschied von Zinsen und Gewinn fällt; Kapital ist
|
||
|
nichts ohne Arbeit, ohne Bewegung. Der Gewinn reduziert seine Bedeutung auf
|
||
|
das Gewicht, das bei der Bestimmung der Produktionskosten das Kapital in
|
||
|
die Waage legt, und bleibt so dem Kapital inhärent, wie dies selbst
|
||
|
in seine ursprüngliche Einheit mit der Arbeit zurückfällt.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Die ARBEIT, die Hauptsache bei der Produktion, die »Quelle des Reichtums«,
|
||
|
die freie menschliche Tätigkeit, kommt bei dem Ökonomen schlecht
|
||
|
weg. Wie das Kapital schon von der Arbeit getrennt wurde, so wird jetzt wieder
|
||
|
die Arbeit zum zweitenmal gespalten; das Produkt der Arbeit steht ihr als
|
||
|
Lohn gegenüber, ist von ihr getrennt und wird wieder, wie gewöhnlich,
|
||
|
durch die Konkurrenz bestimmt, da es für den Anteil der Arbeit an der
|
||
|
Produktion, wie wir gesehen haben, kein festes Maß gibt. Heben wir
|
||
|
das Privateigentum auf, so fällt auch diese unnatürliche Trennung,
|
||
|
die Arbeit ist ihr eigner Lohn, und die wahre Bedeutung des früher
|
||
|
veräußerten Arbeitslohnes kommt an den Tag: die Bedeutung der
|
||
|
Arbeit für die Bestimmung der Produktionskosten einer Sache.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wir haben gesehen, daß am Ende alles auf die Konkurrenz hinausläuft,
|
||
|
solange das Privateigentum besteht. Sie ist die Hauptkategorie des
|
||
|
Ökonomen, seine liebste Tochter, die er in einem fort hätschelt
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und liebkost - und gebt acht, was für ein Medusengesicht da herauskommen
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wird.
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<P>
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<P>Die nächste Folge des Privateigentums war die Spaltung der Produktion
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in zwei entgegengesetzte Seiten, die natürliche und die menschliche;
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den Boden, der ohne die Befruchtung des Menschen tot und steril ist, und
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die menschliche Tätigkeit, deren erste Bedingung eben der Boden ist.
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Wir sahen ferner, wie sich die menschliche Tätigkeit wieder in die Arbeit
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und das Kapital auflöste und wie diese Seiten sich wieder feindselig
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gegenübertraten. Wir hatten also schon den Kampf der drei Elemente
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gegeneinander, anstatt der gegenseitigen Unterstützung der drei; jetzt
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kommt noch dazu, daß das Privateigentum die Zersplitterung jedes dieser
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Elemente mit sich bringt. Ein Grundstück steht dem andern, ein Kapital
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dem andern, eine Arbeitskraft der andern gegenüber. Mit andern Worten:
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Weil das Privateigentum jeden auf seine eigne rohe Einzelnheit isoliert und
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weil jeder dennoch dasselbe Interesse hat wie sein Nachbar, so steht ein
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Grundbesitzer dem andern, ein Kapitalist dem andern, ein Arbeiter dem andern
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feindselig gegenüber. In dieser Verfeindung der gleichen Interessen
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eben um ihrer Gleichheit willen ist die Unsittlichkeit des bisherigen Zustandes
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der Menschheit vollendet; und diese Vollendung ist die Konkurrenz.
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<P>
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<P align="center">---
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<P>
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<P>Der Gegensatz der KONKURRENZ ist das MONOPOL. Das Monopol war das Feldgeschrei
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der Merkantilisten, die Konkurrenz der Schlachtruf der liberalen Ökonomen.
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Es ist leicht einzusehen, daß dieser Gegensatz wieder ein durchaus
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hohler ist. Jeder Konkurrierende MUSS wünschen, das Monopol zu haben,
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mag er Arbeiter, Kapitalist oder Grundbesitzer sein. Jede kleinere Gesamtheit
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von Konkurrenten muß wünschen, das Monopol für sich gegen
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alle andern zu haben. Die Konkurrenz beruht auf dem Interesse, und das Interesse
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erzeugt wieder das Monopol; kurz, die Konkurrenz geht in das Monopol über.
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Auf der andern Seite kann das Monopol den Strom der Konkurrenz nicht aufhalten,
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ja es erzeugt die Konkurrenz selbst, wie z.B. ein Einfuhrverbot oder hohe
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Zölle die Konkurrenz des Schmuggelns geradezu erzeugen. - Der Widerspruch
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der Konkurrenz ist ganz derselbe wie der des Privateigentums selbst. Es liegt
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im Interesse jedes einzelnen, alles zu besitzen, aber im Interesse der
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Gesamtheit, daß jeder gleich viel besitze. So ist also das allgemeine
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und individuelle Interesse diametral entgegengesetzt. Der Widerspruch der
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Konkurrenz ist: daß sich jeder das Monopol wünschen muß,
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während die Gesamtheit als solche durch das Monopol verlieren und es
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also entfernen muß. Ja, die Konkurrenz setzt das Monopol schon voraus,
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nämlich das Monopol des Eigentums - und hier tritt wieder die Heuchelei
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der Liberalen an den Tag - und solange das Monopol des Eigentums besteht,
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solange ist das Eigentum des Monopols gleichberechtigt; denn auch das einmal
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gegebene Monopol ist Eigentum. Welche jämmerliche Halbheit ist es also,
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die kleinen Monopole anzugreifen und das Grundmonopol bestehen zu lassen.
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Und wenn wir hierzu noch den früher erwähnten Satz des Ökonomen
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ziehen, daß nichts Wert hat, was nicht monopolisiert werden kann, daß
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also nichts, was nicht diese Monopolisierung zuläßt, in diesen
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Kampf der Konkurrenz eintreten kann, so ist unsere Behauptung, daß
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die Konkurrenz das Monopol voraussetzt, vollkommen gerechtfertigt.
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<P>
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<P align="center">---
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<P>
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<P>Das Gesetz der Konkurrenz ist, daß Nachfrage und Zufuhr sich stets
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und ebendeshalb nie ergänzen. Die beiden Seiten sind wieder
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auseinandergerissen und in den schroffen Gegensatz verwandelt. Die Zufuhr
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ist immer gleich hinter der Nachfrage, kommt aber nie dazu, sie genau zu
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decken; sie ist entweder zu groß oder zu klein, nie der Nachfrage
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entsprechend, weil in diesem bewußtlosen Zustande der Menschheit kein
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Mensch weiß, wie groß diese oder jene ist. Ist die Nachfrage
|
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größer als die Zufuhr, so steigt der Preis, und dadurch wird die
|
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Zufuhr gleichsam irritiert; sowie sie sich im Markte zeigt, fallen die Preise,
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und wenn sie größer wird als jene, so wird der Fall der Preise
|
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so bedeutend, daß die Nachfrage dadurch wieder aufgereizt wird. So
|
||
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geht es in einem fort, nie ein gesunder Zustand, sondern eine stete Abwechslung
|
||
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von Irritation und Erschlaffung, die allen Fortschritt ausschließt,
|
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|
ein ewiges Schwanken, ohne je zum Ziel zu kommen. Dies Gesetz mit seiner
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||
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steten Ausgleichung, wo, was hier verloren, dort wieder gewonnen wird, findet
|
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|
der Ökonom wunderschön. Es ist sein Hauptruhm, er kann sich nicht
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||
|
satt daran sehen und betrachtet es unter allen möglichen und
|
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|
unmöglichen Verhältnissen. Und doch liegt auf der Hand, daß
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dies Gesetz ein reines Naturgesetz, kein Gesetz des Geistes ist. Ein Gesetz,
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|
das die Revolution erzeugt. Der Ökonom kommt mit seiner schönen
|
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|
Theorie von Nachfrage und Zufuhr heran, beweist euch, daß »nie zuviel
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|
produziert werden kann«, und die Praxis antwortet mit den Handelskrisen,
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||
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die so regelmäßig wiederkehren wie die Kometen und deren wir jetzt
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||
|
durchschnittlich alle fünf bis sieben Jahre eine haben. Diese Handelskrisen
|
||
|
sind seit achtzig Jahren ebenso regelmäßig gekommen wie früher
|
||
|
die großen Seuchen - und haben mehr Elend, mehr Unsittlichkeit mit
|
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|
sich gebracht als diese (vgl. Wade, »History of the Middle and Working Classes«,
|
||
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London 1835, p. 211). Natürlich bestätigen diese Handelsrevolutionen
|
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|
das Gesetz, sie bestätigen es im vollsten Maße, aber in einer
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||
|
andern Weise, als der Ökonom uns glauben machen möchte. Was soll
|
||
|
man von einem Gesetz denken, das sich nur durch periodische Revolutionen
|
||
|
durchsetzen kann? Es ist eben ein Naturgesetz, das auf der Bewußtlosigkeit
|
||
|
der Beteiligten beruht. Wüßten die Produzenten als solche, wieviel
|
||
|
die Konsumenten bedürften, organisierten sie die Produktion, verteilten
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||
|
sie unter sich, so wären die Schwankungen der Konkurrenz und ihre Neigung
|
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|
zur Krisis unmöglich. Produziert mit Bewußtsein, als Menschen,
|
||
|
nicht als zersplitterte Atome ohne Gattungsbewußtsein, und ihr seid
|
||
|
über alle diese künstlichen und unhaltbaren Gegensätze hinaus.
|
||
|
Solange ihr aber fortfahrt, auf die jetzige unbewußte, gedankenlose,
|
||
|
der Herrschaft des Zufalls überlassene Art zu produzieren, solange bleiben
|
||
|
die Handelskrisen; und jede folgende muß universeller, also schlimmer
|
||
|
werden als die vorhergehende, muß eine größere Menge kleiner
|
||
|
Kapitalisten verarmen und die Anzahl der bloß von der Arbeit lebenden
|
||
|
Klasse in steigendem Verhältnisse vermehren - also die Masse der zu
|
||
|
beschäftigenden Arbeit, das Hauptproblem unserer Ökonomen, zusehens
|
||
|
vergrößern und endlich eine soziale Revolution herbeiführen,
|
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wie sie sich die Schulweisheit der Ökonomen nicht träumen
|
||
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läßt.
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<P>
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<P>Die ewige Schwankung der Preise, wie sie durch das Konkurrenzverhältnis
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geschaffen wird, entzieht dem Handel vollends die letzte Spur von Sittlichkeit.
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|
Von WERT ist keine Rede mehr; dasselbe System, das auf den Wert soviel Gewicht
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||
|
zu legen scheint, das der Abstraktion des Wertes im Gelde die Ehre einer
|
||
|
besondern Existenz gibt - dies selbe System zerstört durch die Konkurrenz
|
||
|
allen inhärenten Wert und verändert das Wertverhältnis aller
|
||
|
Dinge gegeneinander täglich und stündlich. Wo bleibt in diesem
|
||
|
Strudel die Möglichkeit eines auf sittlicher Grundlage beruhenden
|
||
|
Austausches? In diesem fortwährenden Auf und Ab MUSS jeder suchen, den
|
||
|
günstigsten Augenblick zum Kauf und Verkauf zu treffen, jeder muß
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||
|
Spekulant werden, d.h. ernten, wo er nicht gesäet hat, durch den Verlust
|
||
|
anderer sich bereichern, auf das Unglück andrer kalkulieren oder den
|
||
|
Zufall für sich gewinnen lassen. Der Spekulant rechnet immer auf
|
||
|
Unglücksfälle, besonders auf Mißernten, er benutzt alles,
|
||
|
wie z.B. seinerzeit den Brand von New York, und der Kulminationspunkt der
|
||
|
Unsittlichkeit ist die Börsenspekulation in Fonds, wodurch die Geschichte
|
||
|
und in ihr die Menschheit zum Mittel herabgesetzt wird, um die Habgier des
|
||
|
kalkulierenden oder hasardierenden Spekulanten zu befriedigen. Und möge
|
||
|
sich der ehrliche, »solide« Kaufmann nicht pharisäisch über das
|
||
|
Börsenspiel erheben - ich danke dir Gott usw. Er ist so schlimm wie
|
||
|
die Fondsspekulanten, er spekuliert ebensosehr wie sie, er muß es,
|
||
|
die Konkurrenz zwingt ihn dazu, und sein Handel impliziert also dieselbe
|
||
|
Unsittlichkeit wie der ihrige. Die Wahrheit des Konkurrenzverhältnisses
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||
|
ist das Verhältnis der Konsumtionskraft zur Produktionskraft. In einem
|
||
|
der Menschheit würdigen Zustande wird es keine andre Konkurrenz als
|
||
|
diese geben. Die Gemeinde wird zu berechnen haben, was sie mit den ihr zu
|
||
|
Gebote stehenden Mitteln erzeugen kann, und nach dem Verhältnis dieser
|
||
|
Produktionskraft zur Masse der Konsumenten bestimmen, inwieweit sie die
|
||
|
Produktion zu steigern oder nachzulassen, inwieweit sie dem Luxus nachzugeben
|
||
|
oder ihn zu beschränken hat. Um aber über dies Verhältnis
|
||
|
und die von einem vernünftigen Zustande der Gemeinde zu erwartende
|
||
|
Steigerung der Produktionskraft richtig zu urteilen, mögen meine Leser
|
||
|
die Schriften der englischen Sozialisten und zum Teil auch Fouriers vergleichen.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Die subjektive Konkurrenz, der Wettstreit von Kapital gegen Kapital, Arbeit
|
||
|
gegen Arbeit usw., wird sich unter diesen Umständen auf den in der
|
||
|
menschlichen Natur begründeten und bis jetzt nur von Fourier
|
||
|
erträglich entwickelten Wetteifer reduzieren, der nach der Aufhebung
|
||
|
der entgegengesetzten Interessen auf seine eigentümliche und
|
||
|
vernünftige Sphäre beschränkt wird.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P align="center">---
|
||
|
<P>
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||
|
<P>Der Kampf von Kapital gegen Kapital, Arbeit gegen Arbeit, Boden gegen Boden
|
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|
treibt die Produktion in eine Fieberhitze hinein, in der sie alle
|
||
|
natürlichen und vernünftigen Verhältnisse auf den Kopf stellt.
|
||
|
Kein Kapital kann die Konkurrenz des andern aushalten, wenn es nicht auf
|
||
|
die höchste Stufe der Tätigkeit gebracht wird. Kein Grundstück
|
||
|
kann mit Nutzen bebaut werden, wenn es nicht seine Produktionskraft stets
|
||
|
steigert. Kein Arbeiter kann sich gegen seine Konkurrenten halten, wenn er
|
||
|
nicht seine ganzen Kräfte der Arbeit widmet. Überhaupt keiner,
|
||
|
der sich in den Kampf der Konkurrenz einläßt, kann ihn ohne die
|
||
|
höchste Anstrengung seiner Kräfte, ohne die Aufgebung aller wahrhaft
|
||
|
menschlichen Zwecke aushalten. Die Folge von dieser Überspannung auf
|
||
|
der einen Seite ist notwendig Erschlaffung auf der andern. Wenn die Schwankung
|
||
|
der Konkurrenz gering ist, wenn Nachfrage und Zufuhr, Konsumtion und Produktion
|
||
|
sich beinahe gleich sind, so muß in der Entwicklung der Produktion
|
||
|
eine Stufe eintreten, in der so viel überzählige Produktionskraft
|
||
|
vorhanden ist, daß die große Masse der Nation nichts zu leben
|
||
|
hat; daß die Leute vor lauter Überfluß verhungern. In dieser
|
||
|
wahnsinnigen Stellung, in dieser lebendigen Absurdität befindet sich
|
||
|
England schon seit geraumer Zeit. Schwankt die Produktion stärker, wie
|
||
|
sie es infolge eines solchen Zustandes notwendig tut, so tritt die Abwechslung
|
||
|
von Blüte und Krisis, Überproduktion und Stockung ein. Der Ökonom
|
||
|
hat sich diese verrückte Stellung nie erklären können; um
|
||
|
sie zu erklären, erfand er die Bevölkerungstheorie, die ebenso
|
||
|
unsinnig, ja noch unsinniger ist als dieser Widerspruch von Reichtum und
|
||
|
Elend zu derselben Zeit. Der Ökonom DURFTE die Wahrheit nicht sehen;
|
||
|
er durfte nicht einsehen, daß dieser Widerspruch eine einfache Folge
|
||
|
der Konkurrenz ist, weil sonst sein ganzes System über den Haufen gefallen
|
||
|
wäre.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Uns ist die Sache leicht zu erklären. Die der Menschheit zu Gebote stehende
|
||
|
Produktionskraft ist unermeßlich. Die Ertragsfähigkeit des Bodens
|
||
|
ist durch die Anwendung von Kapital, Arbeit und Wissenschaft ins Unendliche
|
||
|
zu steigern. Das »übervölkerte« Großbritannien kann nach
|
||
|
der Berechnung der tüchtigsten Ökonomen und Statistiker (vgl. Alisons »Principle of population«, Bd. 1, Cap. 1 et 2) in zehn Jahren dahin gebracht
|
||
|
werden, daß es Korn genug für das Sechsfache seiner jetzigen
|
||
|
Bevölkerung produziert. Das Kapital steigert sich täglich; die
|
||
|
Arbeitskraft wächst mit der Bevölkerung, und die Wissenschaft
|
||
|
unterwirft den Menschen die Naturkraft täglich mehr und mehr. Diese
|
||
|
unermeßliche Produktionsfähigkeit, mit Bewußtsein und im
|
||
|
Interesse aller gehandhabt, würde die der Menschheit zufallende Arbeit
|
||
|
bald auf ein Minimum verringern; der Konkurrenz überlassen, tut sie
|
||
|
dasselbe, aber innerhalb des Gegensatzes. Ein Teil des Landes wird aufs beste
|
||
|
kultiviert, während ein andrer - in Großbritannien und Irland
|
||
|
30 Millionen Acres gutes Land - wüst daliegt. Ein Teil des Kapitals
|
||
|
zirkuliert mit ungeheurer Schnelligkeit, ein andrer liegt tot im Kasten.
|
||
|
Ein Teil der Arbeiter arbeitet vierzehn, sechzehn Stunden des Tages,
|
||
|
während ein anderer faul und untätig dasteht und verhungert. Oder
|
||
|
die Verteilung tritt aus dieser Gleichzeitigkeit heraus: Heute geht der Handel
|
||
|
gut, die Nachfrage ist sehr bedeutend, da arbeitet alles, das Kapital wird
|
||
|
mit wunderbarer Schnelligkeit umgeschlagen, der Ackerbau blüht, die
|
||
|
Arbeiter arbeiten sich krank - morgen tritt eine Stockung ein, der Ackerbau
|
||
|
lohnt nicht der Mühe, ganze Strecken Landes bleiben unbebaut, das Kapital
|
||
|
erstarrt mitten im Flusse, die Arbeiter haben keine Beschäftigung, und
|
||
|
das ganze Land laboriert an überflüssigem Reichtum und
|
||
|
überflüssiger Bevölkerung.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Diese Entwicklung der Sache darf der Ökonom nicht für die richtige
|
||
|
erkennen; er müßte sonst, wie gesagt, sein ganzes Konkurrenzsystem
|
||
|
aufgeben; er müßte die Hohlheit seines Gegensatzes von Produktion
|
||
|
und Konsumtion, von überflüssiger Bevölkerung und
|
||
|
überflüssigem Reichtum einsehen. Um aber, da das Faktum einmal
|
||
|
nicht zu leugnen war, dies Faktum mit der Theorie ins gleiche zu bringen,
|
||
|
wurde die Bevölkerungstheorie erfunden.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Malthus, der Urheber dieser Doktrin, behauptet, daß die Bevölkerung
|
||
|
stets auf die Subsistenzmittel drückt, daß, sowie die Produktion
|
||
|
gesteigert wird, die Bevölkerung sich in demselben Verhältnis vermehrt
|
||
|
und daß die der Bevölkerung inhärente Tendenz, sich über
|
||
|
die disponiblen Subsistenzmittel hinaus zu vermehren, die Ursache alles Elends,
|
||
|
alles Lasters ist. Denn wenn zuviel Menschen da sind, so müssen sie
|
||
|
auf die eine oder die andre Weise aus dem Weg geschafft, entweder gewaltsam
|
||
|
getötet werden oder verhungern. Wenn dies aber geschehen ist, so ist
|
||
|
wieder eine Lücke da, die sogleich wieder durch andre Vermehrer der
|
||
|
Bevölkerung aufgefüllt wird, und so fängt das alte Elend wieder
|
||
|
an. Ja, dies ist unter allen Verhältnissen so, nicht nur im zivilisierten,
|
||
|
sondern auch im Naturzustande; die Wilden Neuhollands, deren EINER auf die
|
||
|
Quadratmeile kommt, laborieren ebensosehr an Überbevölkerung wie
|
||
|
England. Kurz, wenn wir konsequent sein wollen, so müssen wir gestehen,
|
||
|
DASS DIE ERDE SCHON ÜBERVÖLKERT WAR, ALS NUR EIN MENSCH EXISTIERTE.
|
||
|
Die Folgen dieser Entwicklung sind nun, daß, da die Armen gerade die
|
||
|
Überzähligen sind, man nichts für sie tun soll, als ihnen
|
||
|
das Verhungern so leicht als möglich zu machen, sie zu überzeugen,
|
||
|
daß es sich nicht ändern läßt und daß für
|
||
|
ihre ganze Klasse keine Rettung da ist als in einer möglichst geringen
|
||
|
Fortpflanzung, oder wenn dies nicht geht, so ist es immer noch besser, daß
|
||
|
eine Staatsanstalt zur schmerzlosen Tötung der Kinder der Armen, wie
|
||
|
sie »Marcus« vorgeschlagen hat, eingerichtet wird - wonach auf jede
|
||
|
Arbeiterfamilie zweiundeinhalbes Kind kommen dürfen; was aber mehr kommt,
|
||
|
schmerzlos getötet wird. Almosengeben wäre ein Verbrechen, da es
|
||
|
den Zuwuchs der überzähligen Bevölkerung unterstützt;
|
||
|
aber sehr vorteilhaft wird es sein, wenn man die Armut zu einem Verbrechen
|
||
|
und die Armenhäuser zu Strafanstalten macht, wie dies bereits in England
|
||
|
durch das »liberale« neue Armengesetz geschehen ist. Es ist zwar wahr, diese
|
||
|
Theorie stimmt sehr schlecht mit der Lehre der Bibel von der Vollkommenheit
|
||
|
Gottes und seiner Schöpfung, aber »es ist eine schlechte Widerlegung,
|
||
|
wenn man die Bibel gegen Tatsachen ins Feld führt«!
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Soll ich diese infame, niederträchtige Doktrin, diese scheußliche
|
||
|
Blasphemie gegen die Natur und Menschheit noch mehr ausführen, noch
|
||
|
weiter in ihre Konsequenzen verfolgen? Hier haben wir endlich die Unsittlichkeit
|
||
|
des Ökonomen auf ihre höchste Spitze gebracht. Was sind alle Kriege
|
||
|
und Schrecken des Monopolsystems gegen diese Theorie? Und gerade sie ist
|
||
|
der Schlußstein des liberalen Systems der Handelsfreiheit, dessen Sturz
|
||
|
den des ganzen Gebäudes nach sich zieht. Denn ist die Konkurrenz hier
|
||
|
als Ursache des Elends, der Armut, des Verbrechens nachgewiesen, wer will
|
||
|
ihr dann noch das Wort zu reden wagen?
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Alison hat die Malthussche Theorie in seinem oben zitierten Werk
|
||
|
erschüttert, indem er an die Produktionskraft der Erde appellierte und
|
||
|
dem Malthusschen Prinzip die Tatsache entgegensetzte, daß jeder erwachsenen
|
||
|
Mensch mehr produzieren kann, als er selbst gebraucht, eine Tatsache, ohne
|
||
|
die die Menschheit sich nicht vermehren, ja nicht einmal bestehen könnte;
|
||
|
wovon sonst sollten die Heranwachsenden leben? Aber Alison geht nicht auf
|
||
|
den Grund der Sache und kommt daher zuletzt wieder zu demselben Resultate
|
||
|
wie Malthus. Er beweist zwar, daß Malthus' Prinzip unrichtig ist, kann
|
||
|
aber die Tatsachen nicht wegleugnen, die diesen zu seinem Prinzip getrieben
|
||
|
haben.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Hätte Malthus die Sache nicht so einseitig betrachtet, so müßte
|
||
|
er gesehen haben, daß die überzählige Bevölkerung oder
|
||
|
Arbeitskraft stets mit überzähligem Reichtum, überzähligem
|
||
|
Kapital und überzähligem Grundbesitz verknüpft ist. Die
|
||
|
Bevölkerung ist nur da zu groß, wo die Produktionskraft
|
||
|
überhaupt zu groß ist. Der Zustand jedes übervölkerten
|
||
|
Landes, namentlich Englands, von der Zeit an, wo Malthus schrieb, zeigt dies
|
||
|
aufs deutlichste. Dies waren die Tatsachen, die Malthus in ihrer Gesamtheit
|
||
|
zu betrachten hatte und deren Betrachtung zum richtigen Resultate führen
|
||
|
mußte; statt dessen griff er eine heraus, ließ die andern
|
||
|
unberücksichtigt und kam daher zu seinem wahnsinnigen Resultate. Der
|
||
|
zweite Fehler, den er beging, war die Verwechslung von Subsistenzmitteln
|
||
|
und Beschäftigung. Daß die Bevölkerung stets auf die Mittel
|
||
|
der Beschäftigung drückt, daß soviel Menschen beschäftigt
|
||
|
werden können, soviel auch erzeugt werden, kurz, daß die Erzeugung
|
||
|
der Arbeitskraft bisher durch das Gesetz der Konkurrenz reguliert worden
|
||
|
und daher auch den periodischen Krisen und Schwankungen ausgesetzt gewesen
|
||
|
ist, das ist eine Tatsache, deren Feststellung Malthus' Verdienst ist. Aber
|
||
|
die Mittel der Beschäftigung sind nicht die Mittel der Subsistenz. Die
|
||
|
Mittel der Beschäftigung werden durch die Vermehrung der Maschinenkraft
|
||
|
und des Kapitals nur in ihrem Endresultate vermehrt; die Mittel der Subsistenz
|
||
|
vermehren sich, sobald die Produktionskraft überhaupt um etwas vermehrt
|
||
|
wird. Hier kommt ein neuer Widerspruch der Ökonomie an den Tag. Die
|
||
|
Nachfrage des Ökonomen ist nicht die wirkliche Nachfrage, seine Konsumtion
|
||
|
ist eine künstliche. Dem Ökonomen ist nur der ein wirklich Fragender,
|
||
|
ein wirklicher Konsument, der für das, was er empfängt, ein
|
||
|
Äquivalent zu bieten hat. Wenn es aber eine Tatsache ist, daß
|
||
|
jeder Erwachsene mehr produziert als er selbst verzehren kann, daß
|
||
|
Kinder wie Bäume sind, die die auf sie verwandte Auslage überreichlich
|
||
|
wiedererstatten - und das sind doch wohl Tatsachen? -, so sollte man meinen,
|
||
|
jeder Arbeiter müßte weit mehr erzeugen können, als er braucht,
|
||
|
und die Gemeinde müßte ihn daher gern mit allem versorgen wollen,
|
||
|
was er nötig hat, so sollte man meinen, eine große Familie
|
||
|
müßte in der Gemeinde ein sehr wünschenswertes Geschenk sein.
|
||
|
Aber der Ökonom in der Roheit seiner Anschauung kennt kein andres
|
||
|
Äquivalent, als das ihm in handgreiflichem barem Gelde ausgezahlt wird.
|
||
|
Er sitzt so fest in seinen Gegensätzen, daß die schlagendsten
|
||
|
Tatsachen ihn ebensowenig kümmern wie die wissenschaftlichsten Prinzipien.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Wir vernichten den Widerspruch einfach dadurch, daß wir ihn aufheben.
|
||
|
Mit der Verschmelzung der jetzt entgegengesetzten Interessen verschwindet
|
||
|
der Gegensatz zwischen Überbevölkerung hier und Überreichtum
|
||
|
dort, verschwindet das wunderbare Faktum, wunderbarer als alle Wunder aller
|
||
|
Religionen zusammen, daß eine Nation vor eitel Reichtum und
|
||
|
Überfluß verhungern muß; verschwindet die wahnsinnige
|
||
|
Behauptung, daß die Erde nicht die Kraft habe, die Menschen zu
|
||
|
ernähren. Diese Behauptung ist die höchste Spitze der christlichen
|
||
|
Ökonomie - und daß unsre Ökonomie wesentlich christlich ist,
|
||
|
hätte ich bei jedem Satz, bei jeder Kategorie beweisen können und
|
||
|
werde es seinerzeit auch tun; die Malthussche Theorie ist nur der
|
||
|
ökonomische Ausdruck für das religiöse Dogma von dem Widerspruch
|
||
|
des Geistes und der Natur und der daraus folgenden Verdorbenheit beider.
|
||
|
Diesen Widerspruch, der für die Religion und mit ihr längst
|
||
|
aufgelöst ist, hoffe ich auch auf dem ökonomischen Gebiet in seiner
|
||
|
Nichtigkeit aufgewiesen zu haben; ich werde übrigens keine Verteidigung
|
||
|
der Malthusschen Theorie für kompetent annehmen, die mir nicht vorher
|
||
|
aus ihrem eignen Prinzip heraus erklärt, wie ein Volk von lauter
|
||
|
Überfluß verhungern kann, und dies mit der Vernunft und den Tatsachen
|
||
|
in Einklang bringt.
|
||
|
<P>
|
||
|
<P>Die Malthussche Theorie ist übrigens ein durchaus notwendiger
|
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Durchgangspunkt gewesen, der uns unendlich weitergebracht hat. Wir sind durch
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sie, wie überhaupt durch die Ökonomie, auf die Produktionskraft
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der Erde und der Menschheit aufmerksam geworden und nach der Überwindung
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dieser ökonomischen Verzweiflung vor der Furcht der
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Übervölkerung für immer gesichert. Wir ziehen aus ihr die
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stärksten ökonomischen Argumente für eine soziale Umgestaltung;
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denn selbst wenn Malthus durchaus recht hätte, so müßte man
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diese Umgestaltung auf der Stelle vornehmen, weil nur sie, nur die durch
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sie zu gebende Bildung der Massen diejenige moralische Beschränkung
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des Fortpflanzungstriebes möglich macht, die Malthus selbst als das
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wirksamste und leichteste Gegenmittel gegen Übervölkerung darstellt.
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Wir haben durch sie die tiefste Erniedrigung der Menschheit, ihre
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Abhängigkeit vom Konkurrenzverhältnis kennengelernt; sie hat uns
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gezeigt, wie in letzter Instanz das Privateigentum den Menschen zu einer
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Ware gemacht hat, deren Erzeugung und Vernichtung auch nur von der Nachfrage
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abhängt; wie das System der Konkurrenz dadurch Millionen von Menschen
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geschlachtet hat und täglich schlachtet; das alles haben wir gesehen,
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und das alles treibt uns zur Aufhebung dieser Erniedrigung der Menschheit
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durch die Aufhebung des Privateigentums, der Konkurrenz und der entgegengesetzten
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Interessen.
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<P>
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<P>Kommen wir indes, um der allgemeinen Übervölkerungsfurcht alle
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Basis zu nehmen, noch einmal auf das Verhältnis der Produktionskraft
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zur Bevölkerung zurück. Malthus stellt eine Berechnung auf, worauf
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er sein ganzes System basiert. Die Bevölkerung vermehre sich in
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geometrischer Progression: 1 + 2 + 4 + 8 + 16 + 32 usw., die Produktionskraft
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des Bodens in arithmetischer: 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6. Die Differenz ist
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augenscheinlich, ist schreckenerregend; aber ist sie richtig? Wo steht erwiesen,
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daß die Ertragsfähigkeit des Bodens sich in arithmetischer Progression
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vermehre? Die Ausdehnung des Bodens ist beschränkt, gut. Die auf diese
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Fläche zu verwendende Arbeitskraft steigt mit der Bevölkerung;
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nehmen wir selbst an, daß die Vermehrung des Ertrages durch Vermehrung
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der Arbeit nicht immer im Verhältnis der Arbeit steigt; so bleibt noch
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ein drittes Element, das dem Ökonomen freilich nie etwas gilt, die
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Wissenschaft, und deren Fortschritt ist so unendlich und wenigstens ebenso
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rasch als der der Bevölkerung. Welchen Fortschritt verdankt die Agrikultur
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dieses Jahrhunderts allein der Chemie, ja allein zwei Männern - Sir
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Humphrey Davy und Justus Liebig? Die Wissenschaft aber vermehrt sich mindestens
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wie die Bevölkerung; diese vermehrt sich im Verhältnis zur Anzahl
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der letzten Generation; die Wissenschaft schreitet fort im Verhältnis
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zu der Masse der Erkenntnis, die ihr von der vorhergehenden Generation
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hinterlassen wurde, also unter den allergewöhnlichsten Verhältnissen
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auch in geometrischer Progression - und was ist der Wissenschaft unmöglich?
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Es ist aber lächerlich, von Übervölkerung zu reden, solange »das Tal des Mississippi wüsten Boden genug besitzt, um die ganze
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Bevölkerung von Europa dorthin verpflanzen zu können« (Alison, »The Principles of Population«, Bd. 1, p. 548, London 1840), solange
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überhaupt erst ein Drittel der Erde für bebaut angesehen werden
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und die Produktion dieses Drittels selbst durch die Anwendung jetzt schon
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bekannter Verbesserungen um das Sechsfache und mehr gesteigert werden kann.
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<P>
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<P>Die Konkurrenz setzt also Kapital gegen Kapital, Arbeit gegen Arbeit, Grundbesitz
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gegen Grundbesitz, und ebenso jedes dieser Elemente gegen die beiden andern.
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Im Kampf siegt der Stärkere, und wir werden, um das Resultat dieses
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Kampfes vorauszusagen, die Stärke der Kämpfenden zu untersuchen
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haben. Zuerst sind Grundbesitz und Kapital jedes stärker als die Arbeit,
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denn der Arbeiter muß arbeiten, um zu leben, während der Grundbesitzer
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von seinen Renten und der Kapitalist von seinen Zinsen, im Notfalle von seinem
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Kapital oder dem kapitalisierten Grundbesitz leben kann. Die Folge davon
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ist, daß der Arbeit nur das Allernotdürftigste, die nackten
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Subsistenzmittel zufallen, während der größte Teil der Produkte
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sich zwischen dem Kapital und dem Gundbesitz verteilt. Der stärkere
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Arbeiter treibt ferner den schwächeren, das größere Kapital
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das geringere, der größere Grundbesitz den kleinen aus dem Markt.
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Die Praxis bestätigt diesen Schluß. Die Vorteile, die der
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größere Fabrikant und Kaufmann über den kleinen, der große
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Grundbesitzer über den Besitzer eines einzigen Morgens hat, sind bekannt.
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Die Folge hiervon ist, daß schon unter gewöhnlichen
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Verhältnissen das große Kapital und der große Grundbesitz
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das kleine Kapital und den kleinen Grundbesitz nach dem Recht des Stärkeren
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verschlingen - die Zentralisation des Besitzes. In Handels- und Agrikulturkrisen
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geht diese Zentralisation viel rascher vor sich. - Großer Besitz vermehrt
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sich überhaupt viel rascher als kleiner, weil von dem Ertrag ein viel
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geringerer Teil als Ausgaben des Besitzes in Abzug kommt. Diese Zentralisation
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des Besitzes ist ein dem Privateigentum ebenso immanentes Gesetz wie alle
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andern; die Mittelklassen müssen immer mehr verschwinden, bis die Welt
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in Millionäre und Paupers, in große Grundbesitzer und arme
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Taglöhner geteilt ist. Alle Gesetze, alle Teilung des Grundbesitzes,
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alle etwaige Zersplitterung des Kapitals hilft nichts - dies Resultat muß
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kommen und wird kommen, wenn nicht eine totale Umgestaltung der sozialen
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Verhältnisse, eine Verschmelzung der entgegengesetzten Interessen, eine
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Aufhebung des Privateigentums ihm zuvorkommt.
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<P>
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<P>Die freie Konkurrenz, das Hauptstichwort unserer Tagesökonomen, ist
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eine Unmöglichkeit. Das Monopol hatte wenigstens die Absicht, wenn es
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sie auch nicht durchführen konnte, den Konsumenten vor Betrug zu
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schützen. Die Abschaffung des Monopols öffnet aber dem Betrug Tor
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und Tür. Ihr sagt, die Konkurrenz hat in sich selbst das Gegenmittel
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gegen den Betrug, keiner wird schlechte Sachen kaufen - d.h., jeder muß
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für jeden Artikel ein Kenner sein, und dies ist unmöglich - daher
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die Notwendigkeit des Monopols, die sich auch in vielen Artikeln zeigt. Die
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Apotheken usw. MÜSSEN ein Monopol haben. Und der wichtigste Artikel,
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das Geld, hat gerade das Monopol am meisten nötig. Das zirkulierende
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Medium hat jedesmal, sowie es aufhört, Staatsmonopol zu sein, eine
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Handelskrisis produziert, und die englischen Ökonomen, unter andern
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Dr. Wade, geben die Notwendigkeit des Monopols hier auch zu. Aber das Monopol
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schützt auch nicht vor falschem Gelde. Man stelle sich auf welche Seite
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der Frage man wolle, die eine ist so schwierig wie die andere, das Monopol
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erzeugt die freie Konkurrenz und diese wieder das Monopol; darum müssen
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beide fallen und diese Schwierigkeiten durch die Aufhebung des sie erzeugenden
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Prinzips gehoben werden.
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<P>
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<P>Die Konkurrenz hat alle unsre Lebensverhältnisse durchdrungen und die
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gegenseitige Knechtschaft, in der die Menschen sich jetzt halten, vollendet.
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Die Konkurrenz ist die große Triebfeder, die unsre alt und schlaff
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werdende soziale Ordnung, oder vielmehr Unordnung, immer wieder zur
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Tätigkeit aufstachelt, aber bei jeder neuen Anstrengung auch einen Teil
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der sinkenden Kräfte verzehrt. Die Konkurrenz beherrscht den numerischen
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Fortschritt der Menschheit, die beherrscht auch ihren sittlichen. Wer mit
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der Statistik des Verbrechens sich etwas bekannt gemacht hat, dem muß
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die eigentümliche Regelmäßigkeit aufgefallen sein, mit der
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das Verbrechen alljährlich fortschreitet, mit der gewisse Ursachen gewisse
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Verbrechen erzeugen. Die Ausdehnung des Fabriksystems hat überall eine
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Vermehrung der Verbrechen zur Folge. Man kann die Anzahl der Verhaftungen,
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Kriminalfälle, ja die Anzahl der Morde, der Einbrüche, der kleinen
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Diebstähle usw. für eine große Stadt oder einen Bezirk mit
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jedesmal zutreffender Genauigkeit alljährlich vorausbestimmen, wie dies
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in England oft genug geschehen ist. Diese Regelmäßigkeit beweist,
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daß auch das Verbrechen von der Konkurrenz regiert wird, daß
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die Gesellschaft eine NACHFRAGE nach Verbrechen erzeugt, der durch eine
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angemessene ZUFUHR entsprochen wird, daß die Lücke, die durch
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die Verhaftung, Transportierung oder Hinrichtung einer Anzahl gemacht, sogleich
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durch andere wieder aufgefüllt wird, gerade wie jede Lücke in der
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Bevölkerung sogleich wieder durch neue Ankömmlinge aufgefüllt
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wird, mit andern Worten, daß das Verbrechen ebenso auf die Mittel der
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Bestrafung drückt wie die Völker auf die Mittel der
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Beschäftigung. Wie gerecht es unter diesen Umständen, abgesehen
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von allen andern, ist, Verbrecher zu bestrafen, überlasse ich dem Urteil
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meiner Leser. Mir kommt es hier bloß darauf an, die Ausdehnung der
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Konkurrenz auch auf das moralische Gebiet nachzuweisen und zu zeigen, zu
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welcher tiefen Degradation das Privateigentum den Menschen gebracht hat.
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<P>
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<P align="center">---
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<P>
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<P>In dem Kampfe von Kapital und Boden gegen die Arbeit haben die beiden ersten
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Elemente noch einen besonderen Vorteil vor der Arbeit voraus - die Hülfe
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der Wissenschaft, denn auch diese ist unter den jetzigen Verhältnissen
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gegen die Arbeit gerichtet. Fast alle mechanischen Erfindungen z.B. sind
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durch den Mangel an Arbeitskraft veranlaßt worden, so besonders
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Hargreaves', Cromptons und Arkwrights Baumwollspinnmaschinen. Die Arbeit
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ist nie sehr gesucht gewesen, ohne daß daraus eine Erfindung hervorging,
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die die Arbeitskraft bedeutend vermehrte, also die Nachfrage von der menschlichen
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Arbeit ablenkte. Die Geschichte Englands von 1770 bis jetzt ist ein fortlaufender
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Beweis dafür. Die letzte große Erfindung in der Baumwollspinnerei,
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die Selfacting Mule, wurde ganz allein durch die Frage nach Arbeit und den
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steigenden Lohn veranlaßt - sie verdoppelte die Maschinenarbeit und
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beschränkte dadurch die Handarbeit auf die Hälfte, warf die
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Hälfte der Arbeiter außer Beschäftigung und drückte
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dadurch den Lohn der andern auf die Hälfte herab; sie vernichtete eine
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Verschwörung der Arbeiter gegen die Fabrikanten und zerstörte den
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letzten Rest von Kraft, mit dem die Arbeit noch den ungleichen Kampf gegen
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das Kapital ausgehalten hatte (vgl. Dr. Ure, »Philosophy of Manufactures«,
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Bd. 2). Der Ökonom sagt nun zwar, daß im Endresultate die Maschinerie
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günstig für die Arbeiter sei, indem sie die Produktion billiger
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mache und dadurch einen neuen größeren Markt für ihre Produkte
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schaffe und so zuletzt die außer Arbeit gesetzten Arbeiter doch wieder
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beschäftige. Ganz richtig; aber vergißt der Ökonom denn hier,
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daß die Erzeugung der Arbeitskraft durch die Konkurrenz reguliert wird,
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daß die Arbeitskraft stets auf die Mittel der Beschäftigung
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drückt, daß also, wenn diese Vorteile eintreten sollen, bereits
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wieder eine Überzahl von Konkurrenten für Arbeit darauf wartet
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und dadurch diesen Vorteil illusorisch machen wird, während der Nachteil,
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die plötzliche Wegnahme der Subsistenzmittel für die eine und der
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Fall des Lohnes für die andere Hälfte der Arbeiter, nicht illusorisch
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ist? Vergißt der Ökonom, daß der Fortschritt der Erfindung
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nie stockt, daß also dieser Nachteil sich verewigt? Vergißt er,
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daß bei der durch unsere Zivilisation so unendlich gesteigerten Teilung
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der Arbeit ein Arbeiter nur dann leben kann, wenn er an dieser bestimmten
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Maschine für diese bestimmte kleinliche Arbeit verwendet werden kann?
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daß der Übergang von einer Beschäftigung zu einer andern,
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neuern, für den erwachsenen Arbeiter fast immer eine entschiedene
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Unmöglichkeit ist?
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<P>Indem ich die Wirkungen der Maschinerie ins Auge fasse, komme ich auf ein
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anderes, entfernteres Thema, das Fabriksystem, und dies hier zu behandeln,
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habe ich weder Lust noch Zeit. Ich hoffe übrigens bald eine Gelegenheit
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zu haben, die scheußliche Unsittlichkeit dieses Systems ausführlich
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zu entwickeln und die Heuchelei des Ökonomen, die hier in ihrem vollen
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Glanze erscheint, schonungslos aufzudecken.</P><!-- #EndEditable -->
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<HR size="1" width="200" align="left">
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<P><SMALL>Pfad: »../me/me<!-- #BeginEditable "Verzeichnis" -->01<!-- #EndEditable -->«</SMALL></P>
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<HR size="1">
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center">|</TD>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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