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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx - Das Bombardement Odessas - Griechenland - Die Proklamation des Fuersten danilo - Die Rede Manteuffels</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 9-19<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>[Das Bombardement Odessas - <BR>
Griechenland -<BR>
Die Proklamation des F&uuml;rsten Danilo -<BR>
Die Rede Manteuffels]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 4080 vom 16. Mai 1854]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S216">&lt;216&gt;</A></B> London, Dienstag, 2. Mai 1854.</P>
<P>Das so oft in prahlerischer Einbildung durchgef&uuml;hrte Bombardement Odessas ist endlich Tatsache geworden. Doch die bisher erhaltenen telegraphischen Depeschen sind zu k&auml;rglich und im Detail zu ungen&uuml;gend, als da&szlig; sie einen Kommentar verdienten. Den glaubw&uuml;rdigsten Nachrichten zufolge begann das Bombardement am 22., wurde am 23. unterbrochen (als dem Gouverneur des Ortes eine Aufforderung zur &Uuml;bergabe &uuml;bermittelt wurde) und begann wieder am 24. April. Einerseits wird behauptet, ein gro&szlig;er Teil der Stadt sei vernichtet, andrerseits, nur die Forts seien durch Raketen und Bomben zerst&ouml;rt worden. In einigen Kreisen behauptet man sogar, das Bombardement sei &uuml;berhaupt ohne jede Wirkung geblieben. Einige Depeschen melden die Zerst&ouml;rung von acht russischen Schiffen - Handelsschiffen nat&uuml;rlich, da es in Odessa keine russischen Kriegsschiffe gab. Die letzte Depesche - datiert aus Odessa vom 26. April - berichtet, die gesamte vereinigte Flotte habe sich an jenem Morgen entfernt.</P>
<P>Um die &ouml;ffentliche Meinung auf dieses Ereignis vorzubereiten, hat die franz&ouml;sische Regierung im "Moniteur" gerade einen Auszug aus dem letzten Bericht Admiral Hamelins an den Minister der Marine ver&ouml;ffentlicht, worin er erkl&auml;rt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die englische Dampffregatte 'Furious' war am 6. April nach Odessa ausgelaufen, um die Konsuln und jene franz&ouml;sischen und englischen Untertanen anzufordern und an Bord zu nehmen, die diese Stadt bei einem bevorstehenden Ausbruch von Feindseligkeiten zu verlassen w&uuml;nschen ... Obwohl sie die Parlament&auml;rflagge gehi&szlig;t hatte, die auch ihr Landungsboot trug, feuerten die russischen Batterien treubr&uuml;chig sieben Sch&uuml;sse auf dieses Boot ab, wenige Augenblicke, nachdem es den Pier verlassen hatte. Admiral Dundas und er selbst w&uuml;rden &uuml;ber die Ma&szlig;nahmen zur Vergeltung eines derart barbarischen Vorgehens beraten."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S217">&lt;217&gt;</A></B> Die Russen geben eine andere Version des Vorfalls. Sie behaupten, da&szlig; die Parlament&auml;rflagge nur ein Vorwand war, um ihre Verteidigungswerke zu erkunden. Da&szlig; die "Retribution" vor einiger Zeit in den Hafen von Sewastopol eingelaufen sei unter dem Vorwand, Depeschen zu &uuml;berbringen, doch mit dem eigentlichen Ziel, von den Batterien im Innern des Hafens Zeichnungen anzufertigen, habe den Zaren &auml;u&szlig;erst befremdet - um so mehr, als der L&auml;rm, den die englische Presse &uuml;ber diese Heldentat vollf&uuml;hrte, diesen Verdacht best&auml;tigt habe. Es sei deshalb Befehl gegeben worden, k&uuml;nftighin alle Schiffe, die sich vor einem russischen Hafen zeigen, mit Kanonensch&uuml;ssen zu empfangen. Die "Ind&eacute;pendance Belge" ver&ouml;ffentlicht einen Brief, der diese Ereignisse erl&auml;utert und angeblich von einem russischen Offizier in Odessa, doch wahrscheinlich von keinem andren als Herrn von Kisselew selbst geschrieben ist.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Am 27. M&auml;rz (8. April) um 6 Uhr morgens n&auml;herte sich die 'Furious', ein Dampfer der englischen k&ouml;niglichen Flotte, dem Pier des Quarant&auml;nehafens von Odessa, ohne Parlament&auml;rflagge zu hissen. Obwohl der Hafenkapit&auml;n Befehl hatte, auf jedes englische Kriegsschiff eine Rakete abzufeuern, beschlo&szlig; er nichtsdestoweniger, von der sofortigen Ausf&uuml;hrung dieses Befehls abzusehen, da er annahm, da&szlig; der Dampfer vielleicht noch nicht von der englischen Kriegserkl&auml;rung unterrichtet sei. Die 'Furious' ging vor Anker, setzte ihr Boot aus und sandte es mit einer Parlament&auml;rflagge an Land. Der Hafenkapit&auml;n entsandte sofort seinen Adjutanten zu dem Bootsoffizier. Dieser Offizier erkl&auml;rte, er k&auml;me mit dem Auftrag, den franz&ouml;sischen und den englischen Konsul an Bord zu holen. Ihm w&uuml;rde geantwortet, da&szlig; diese Herren Odessa l&auml;ngst verlassen h&auml;tten; er wurde deshalb gebeten, sich sofort zu entfernen, woraufhin das Boot an Bord des Dampfschiffes geholt und die Parlament&auml;rflagge entfernt wurde. Doch anstatt die Anker zu lichten, begannen die Offiziere des Dampfers, Zeichnungen von den Batterien anzufertigen. Um die 'Furious' daran zu hindern, wurden daraufhin Warnsch&uuml;sse auf sie abgegeben. Da die 'Furious' dem keine Beachtung schenkte, wurde eine Kugel auf eines ihrer R&auml;der abgeschossen. Die 'Furious' entfernte sich sofort."</P>
</FONT><P>Es ist nat&uuml;rlich l&auml;cherlich, da&szlig; die englische und franz&ouml;sische Flotte warten mu&szlig;ten, bis ihnen die Russen "Gr&uuml;nde" lieferten, ehe sie die jetzigen Feindseligkeiten gegen einen russischen Hafen er&ouml;ffnen konnten, und da&szlig; sie selbst dann den Hafen nicht einnahmen, sondern lediglich einige Breitseiten auf ihn abfeuerten.</P>
<P>Ungef&auml;hr zu der gleichen Zeit, da die "Furious" zu ihrer Mission ausgeschickt wurde, behaupteten in Konstantinopel angekommene Briefe aus Odessa, die russische Regierung habe alles in den Speichern lagernde Getreide beschlagnahmt, ohne auf den Privatbesitz ausl&auml;ndischer Kaufleute R&uuml;cksicht zu nehmen. Die beschlagnahmte Menge belaufe sich auf <A NAME="S218"><B>&lt;218&gt;</A></B> 800.000 Tschetwerti &lt;Russisches Trockenma&szlig; = 2,099 hl&gt;&gt;. Au&szlig;erdem habe die russische Regierung den ausl&auml;ndischen Kaufleuten befohlen, 150.000 S&auml;cke und 15.000 Wagen bereitzustellen, um das beschlagnahmte Getreide ins Innere des Landes zu bef&ouml;rdern. Auf alle Beschwerden antwortete der Gouverneur mit der Erkl&auml;rung, da&szlig; die Politik der Westm&auml;chte die russische Regierung zu solch extremen Ma&szlig;nahmen veranla&szlig;t habe und da&szlig; sie mit der Beschlagnahme ihres Eigentums dieses nur vor den Pl&uuml;nderungen einer emp&ouml;rten Bev&ouml;lkerung sch&uuml;tze. Auf den Einspruch der in Odessa gebliebenen Konsuln der neutralen Staaten willigte der Gouverneur schlie&szlig;lich ein - nicht f&uuml;r die beschlagnahmten Waren zu zahlen, aber doch einfache Quittungen an die Eigent&uuml;mer auszugeben.</P>
<P>Im folgenden ein Auszug aus einem Stockholmer Blatt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"In der ganzen Stadt wimmelt es von Fl&uuml;chtlingen aus Finnland; viele kommen auch von Aland" (das noch immer von den Russen besetzt zu sein scheint), "um dem russischen Pre&szlig;gang zu entgehen. Die russische Flotte hat gro&szlig;en Mangel an Matrosen, und die Beh&ouml;rden ergreifen jung und alt. Mitten in der Nacht werden Familienv&auml;ter ohne jede Gew&auml;hrung eines Aufschubs eilig fortgebracht. Um sich vor dieser Tyrannei zu retten, fliehen ganze Familien mit Sack und Pack nach Schweden."</P>
</FONT><P>Das "Journal de Saint-P&eacute;tersbourg" vom 23. v.M. enth&auml;lt eine Proklamation des Zaren an seine Untertanen, worin der Krieg gegen die Westm&auml;chte dargestellt wird als ein Krieg der orthodoxen Kirche gegen die Ketzer zur Befreiung ihrer unterdr&uuml;ckten Br&uuml;der im Ottomanischen Reich.</P>
<P>Die heutige Pariser "Presse" bringt folgenden Artikel:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Einer unserer Korrespondenten in Konstantinopel hat uns wichtige Einzelheiten &uuml;ber das russische Komplott mitgeteilt, das vor einiger Zeit aufgedeckt wurde und dessen Untersuchung gerade abgeschlossen ist. Diese Untersuchung beweist klar, da&szlig; Ru&szlig;land die Krise seit langem vorbereitet hat, die den kranken Mann direkt unter den H&auml;nden seiner &Auml;rzte sterben lassen sollte. Die Untersuchung beweist, da&szlig; Baron Oelsner nur in die Dienste der t&uuml;rkischen Polizei getreten ist, um seine surveillants &lt;Aufpasser&gt; besser betr&uuml;gen zu k&ouml;nnen. Er bekam 1.000 Piaster per Monat. Trotz seiner Schlauheit wurde sein doppeltes Spiel auf folgende Weise aufgedeckt: Er hatte Beziehungen angekn&uuml;pft zu Herrn Aspa, einem Arzt in t&uuml;rkischem Dienst; und da er glaubte, ihm vertrauen zu k&ouml;nnen, gestand er ihm, da&szlig; er niemals aufgeh&ouml;rt habe, Ru&szlig;land zu dienen, wenngleich er von der t&uuml;rkischen Polizei bezahlt werde. Herrn Oelsner zufolge beabsichtigte Ru&szlig;land, aus den Griechen und Slawen der T&uuml;rkei eine Armee von 60.000 Verschw&ouml;rern aufzustellen, die bereit sind, sich auf ein Signal hin zu erheben. Der entscheidende Schlag sollte in Konstantinopel gef&uuml;hrt werden. Das Haupt des Komplotts in dieser Stadt sei ein Engl&auml;nder, ein gewisser Plantagenet Harrison. Herr Aspa tat, als schl&ouml;sse er sich den Ansichten Oelsners an, und gab der t&uuml;rkischen Polizei <A NAME="S219"><B>&lt;219&gt;</A></B> einen Wink. Die Polizei, die Oelsner schon seit l&auml;ngerer Zeit in Verdacht hatte, lie&szlig; ihn nun mit erh&ouml;hter Sorgfalt &uuml;berwachen und entdeckte, da&szlig; er regelm&auml;&szlig;ig Berichte an F&uuml;rst Gortschakow zu senden pflegte. Schlie&szlig;lich gelang es ihnen, einen dieser Berichte abzufangen. Oelsner, obwohl im allgemeinen &auml;u&szlig;erst vorsichtig, war so unvorsichtig gewesen, obigen Bericht Herrn Aspa zu zeigen - der sofort Herrn Palamari, den Geheimagenten der t&uuml;rkischen Polizei, informierte - und ihn in dessen Beisein Radschic, einem &ouml;sterreichischen Slawonier, zu &uuml;bergeben, der mit Oelsner und seinen Komplizen in Verbindung stand. Der Brief wurde dieser Person abgenommen und bildet eines der Beweisst&uuml;cke. Es wurde auch festgestellt, da&szlig; Oelsner sich mit Constantinos, dem Kapit&auml;n eines griechischen Handelsschiffes, ins Einvernehmen gesetzt hatte, und da&szlig; sie die Heranziehung von weiteren vierzig Kapit&auml;nen griechischer Schiffe vereinbart hatten, die an einem bestimmten Tag in Konstantinopel ankommen sollten, mit Munition und allem Notwendigen versehen, um den Aufstand unter der griechischen Bev&ouml;lkerung der Metropole zu entfachen. Constantinos stand nicht nur mit Oelsner in st&auml;ndiger Verbindung, sondern auch mit Herrn Metaxas, dem griechischen Gesandten bei der Pforte. Bodinarow, ein russischer Oberst, besorgte die Verbindung zwischen Oelsner und F&uuml;rst Gortschakow."</P>
</FONT><P>In der "Augsburger Zeitung" ist eine Reihe au&szlig;erordentlich feindseliger Artikel gegen Ru&szlig;land erschienen, die gro&szlig;es Aufsehen in Deutschland erregt haben, da diese Zeitung bis jetzt &uuml;beraus eifrig russische Interessen vertrat und, wie au&szlig;erdem bekannt ist, ihre Anregungen vom &ouml;sterreichischen Kabinett erh&auml;lt. &Ouml;sterreich, wird in diesen Artikeln erkl&auml;rt, sei infolge der Enth&uuml;llungen, die die vertrauliche Korrespondenz Sir H. Seymours enthalte, seiner Verpflichtungen gegen&uuml;ber Ru&szlig;land enthoben. In einem dieser Artikel hei&szlig;t es:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Als das Vorgehen Ru&szlig;lands &ouml;sterreichische Vorstellungen in St. Petersburg n&ouml;tig machte, wurde dort in einem so peremtorischen Tone geantwortet - man machte so wenig Umst&auml;nde mit dem Wiener Ministerium, da&szlig; jede neue Depesche aus Konstantinopel bittere Ahnungen hervorrief. Dieselbe auffallende R&uuml;cksichtslosigkeit vermochte den Grafen Mensdorff zu der Bitte, lieber wieder eine Brigade kommandieren zu d&uuml;rfen, als l&auml;nger in St. Petersburg zu bleiben, obgleich er f&uuml;r seine Person sich seiner Stellung dort nur zu beloben hatte."</P>
</FONT><P>Er wurde demzufolge von Graf Esterhazy abgel&ouml;st. In einem andren Artikel findet sich folgende Stelle:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Als der Kaiser von Ru&szlig;land nach Olm&uuml;tz kam, war sein Benehmen gegen den Grafen Buol-Schauenstein so unverbindlich, um nicht zu sagen verletzend, da&szlig; es allgemein auffiel und Nesselrode und Meyendorff in Verlegenheit kamen." (Es sei erlaubt, Ihre Leser daran zu erinnern, da&szlig; es zu den Gepflogenheiten Nesselrodes geh&ouml;rt, ein solches arrogantes Benehmen seines erlauchten Gebieters zu provozieren, um es nachher zu bedauern.) "Der junge Kaiser, Zeuge dieser Dinge gegen seinen Minister, hat jene Vorg&auml;nge nicht vergessen. Die Seymourschen Berichte konnten den gefa&szlig;ten Ent- <A NAME="S220"><B>&lt;220&gt;</A></B> schlu&szlig; Seiner Majest&auml;t" (den Anma&szlig;ungen Ru&szlig;lands gegen&uuml;ber &Ouml;sterreich entgegenzutreten) "nur bekr&auml;ftigen ... W&auml;hrend seines Aufenthaltes in Wien lehnte es Graf Orlow ab, im Namen seines Herrschers die Verpflichtung einzugehen, die Integrit&auml;t des Ottomanischen Reiches unter allen Umst&auml;nden zu respektieren."</P>
</FONT><P>Der Korrespondent der "Times" in Konstantinopel weist mit besonderem Nachdruck darauf hin, da&szlig; der griechische Aufstand unweigerlich zu einer Revolution in Griechenland f&uuml;hren werde, das hei&szlig;t zu einem Kampf zwischen der nationalen Partei und den Anh&auml;ngern Ru&szlig;lands. Andrerseits scheint sich durch die Greueltaten der Truppen des Paschas in Bulgarien die Stimmung der Bev&ouml;lkerung zugunsten Ru&szlig;lands zu neigen. Lassen Sie mich einige Tatsachen anf&uuml;hren, die das Verh&auml;ltnis Griechenlands zu den Westm&auml;chten charakterisieren. Im "Nouvelliste de Marseille" ist aus Konstantinopel vom 17. April folgendes zu lesen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die europ&auml;ischen Einwohner Athens m&uuml;ssen alle m&ouml;glichen Beleidigungen erdulden. Sie werden sogar mit St&ouml;cken &uuml;berfallen, wogegen die griechische Gendarmerie jedoch in keiner Weise einschreitet. Am 15. v.M. erhielt Herr Gaspari, Mitglied der franz&ouml;sischen Gesandtschaft, der Sohn eines alten franz&ouml;sischen Konsuls in Athen, Schl&auml;ge und wurde in Gegenwart dreier Gendarmen niedergeschlagen, die sich bei dieser Szene gleichg&uuml;ltig verhielten. Am gleichen Tage erhielten andere Franzosen Warnungen, da&szlig; eine Liste von sechsundneunzig 'Franken' aufgestellt worden sei, die f&uuml;r eine 'Z&uuml;chtigung' vorgesehen w&auml;ren. Auf Grund dieser Ausschreitungen richteten der franz&ouml;sische und der englische Vertreter eine gemeinsame Note an die Regierung K&ouml;nig Ottos, worin sie ihm mitteilten, da&szlig; f&uuml;r jede Gewaltt&auml;tigkeit gegen franz&ouml;sische und englische Untertanen sofort eine Entsch&auml;digung von 25.000 Drachmen gefordert werde. Am 12. April wurde der griechischen Regierung ein neues Ultimatum &uuml;bersandt, worin ein Aufschub von nur f&uuml;nf Tagen gew&auml;hrt wurde, das hei&szlig;t bis zum 17. April. Dieses Ultimatum verlangt von K&ouml;nig Otto die Entsch&auml;digung f&uuml;r das Unrecht, das den Franzosen zuteil wurde, kategorisches Auftreten gegen den Aufstand und Wiedergutmachung f&uuml;r die ver&uuml;bten und geduldeten &Uuml;beltaten. Es wurde keine befriedigende Antwort vom K&ouml;nig erwartet. F&uuml;r den Fall einer ablehnenden Antwort waren die Gesandten entschlossen, alle Beziehungen mit der Regierung abzubrechen und au&szlig;erdem im Namen Frankreichs und Englands zugleich als die <I>Verwalter Griechenlands </I>aufzutreten, gem&auml;&szlig; dem Protokoll, wodurch dieses K&ouml;nigreich begr&uuml;ndet worden ist."</P>
</FONT><P>Die griechische Regierung hat an ihre ausl&auml;ndischen Agenten ein Zirkular gerichtet, worin sie ihr Verhalten w&auml;hrend ihres j&uuml;ngsten Streits mit der Pforte entschuldigt, deren letzte Ma&szlig;nahmen gegen griechische Untertanen, wie Herr Paikos bemerkt, aus dem Groll der T&uuml;rkei herr&uuml;hren, nicht l&auml;nger mehr das Privileg zu besitzen, Griechenland als t&uuml;rkische Provinz betrachten zu k&ouml;nnen; und das allein ist auch die Ursache der zwanzig Jahre w&auml;hrenden Intrigen gegen Griechenland, wof&uuml;r die Aufst&auml;nde in Thessalien und Epirus nur als Vorwand dienten.</P>
<B><P><A NAME="S221">&lt;221&gt;</A></B> Die Wiener "Presse" vom 28. April bringt folgenden Aufruf des F&uuml;rstenn Danilo an die Hauptleute der montenegrinischen St&auml;mme:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich w&uuml;nsche, da&szlig; auch wir Cernagoren (Montenegriner) jetzt wie auch sonst immer uns tapfer und heldenm&uuml;tig zeigen, gleich den Griechen und anderen Nationen, gleich unsern stets siegreichen Gro&szlig;- und Urgro&szlig;v&auml;tern, die uns als ihr Verm&auml;chtnis die Freiheit hinterlie&szlig;en, auf welche wir jetzt vor der Welt so stolz sind. Darum will ich jene Soldaten kennen, welche fr&uuml;her konskribiert wurden, da&szlig; ich wei&szlig;, ob ich mich auf sie verlassen kann, und befehle Euch Kapit&auml;nen, da&szlig; jeder seinen Stimm versammle. Jeder Soldat sage freiwillig, ob er mit mir k&auml;mpfen will gegen den T&uuml;rken, den gemeinsamen Feind unseres Glaubens und unserer Gesetze. Du, Kapit&auml;n, verzeichne jeden solchen Freiwilligen und berichte mir schriftlich dar&uuml;ber nach Cettinje. Das aber sage ich jedem im voraus, wer nicht beabsichtigt, des Todes gew&auml;rtig zu sein, der m&ouml;ge zu Hause bleiben. Wer mit mir dann ziehen will, der vergesse Weib, Kind und alles, was er auf dieser Welt besitzt. Ich sage Dir, meine wackere Nation, und Euch, meine lieben Br&uuml;der, der nicht mit mir sterben will, bleibe unbehindert zu Hause, denn ich wei&szlig; gut, da&szlig; ein einziger, der mit mir ins Feld zieht, besser ist als f&uuml;nfzig, welche furchtsam vor mir herziehen. Darum fordere ich jeden wackeren Mann, der ein mutiges Herz hat und welcher nicht ansteht, f&uuml;r das heilige Kreuz, die rechtgl&auml;ubige Kirche und das Vaterland sein Blut zu vergie&szlig;en, auf, da&szlig; er mit mir teile Ruhm und Ehre. Sind wir denn nicht S&ouml;hne jener alten Montenegriner, welche drei t&uuml;rkische Wesire auf einmal bew&auml;ltigten, welche franz&ouml;sische Truppen schlugen und des Sultans Festungen mit Sturm nahmen? Sind wir keine Landesver&auml;chter, mi&szlig;achten wir nicht den Ruhm unserer alten Helden, so versammeln wir uns und schlagen los im Namen Gottes.</P>
<P ALIGN="RIGHT">Danilo</P>
<P>Cettinje, 16. M&auml;rz 1854."</P>
</FONT><P>Wir lesen in der "Agramer Zeitung" da&szlig; entsprechend diesem Aufruf an die frommen Freibeuter Montenegros die Hauptleute jedes der montenergischen St&auml;mme ihre jungen Krieger zusammenriefen und ihnen diese Proklamation mitteilten, wonach 4.000 Mann am Altar schworen, unter der Fahne "F&uuml;r Glauben und Vaterland" zu siegen oder zu sterben. Es ist unm&ouml;glich, die interessante &Auml;hnlichkeit dieser Bewegung mit den Losungen und Hoffnungen des preu&szlig;ischen Unabh&auml;ngigkeitskrieges zu &uuml;bersehen, der von General Dohna in K&ouml;nigsberg und dem preu&szlig;ischen Treubund &uuml;berhaupt in so heiligem Andenken gehalten wird. Der Angriff der Montenegriner auf die Herzegowina &uuml;ber Niksic wird von F&uuml;rst Danilo selbst befehligt werden. Der Angriff im S&uuml;den (in Richtung Albanien) &uuml;ber Zabljak wird von dem Wojewoden Georgij Petrowitsch gef&uuml;hrt werden.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Bergbewohner", schreibt die "Agramer Zeitung", "sind gut mit Munition versehen, und jedes der beiden Korps wird zw&ouml;lf Dreieinhalbpf&uuml;nder zur Verf&uuml;gung haben."</P>
</FONT><B><P><A NAME="S222">&lt;222&gt;</A></B> Das Signal zur Er&ouml;ffnung der Feindseligkeiten wird von Oberst Kowalewskij gegeben werden, der seine Instruktionen direkt aus Petersburg erh&auml;lt.</P>
<P>Nachdem <I>Herr von Manteuffel </I>seine 30.000.000 Taler bekommen hatte, schickte er die Kammern nach Hause mit einer Rede, der ich folgende &auml;u&szlig;erst charakteristische Stelle entnehme:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Meine Herren! Sie haben den Kredit bewilligt und dadurch der Regierung die Mittel gew&auml;hrt, auf dem bisher von ihr verfolgten Wege in voller Einigkeit &lt;"in voller Einigkeit" in der "N.-Y. D. T." deutsch&gt; mit &Ouml;sterreich und ganz Deutschland und im Einvernehmen mit den anderen Gro&szlig;m&auml;chten fortzuschreiten und Preu&szlig;en die Stellung zu wahren, die ihm bei der L&ouml;sung der gro&szlig;en europ&auml;ischen Frage der Gegenwart geb&uuml;hrt."</P>
</FONT><P>Lassen Sie mich bemerken, da&szlig; in dem telegraphischen Bericht dieser Rede, den die englischen Bl&auml;tter bringen, das "Einvernehmen mit allen anderen Gro&szlig;m&auml;chten" f&auml;lschlich in "Einvernehmen mit den Westm&auml;chten" &uuml;bersetzt wurde. Preu&szlig;en hat sich ein h&ouml;heres Ziel gesteckt. Es will im Einvernehmen mit beiden scheinbar im Kriege liegenden Parteien Friedensma&szlig;nahmen vereinbaren - mit wem wohl?</P>
<P>Herr von Manteuffel hatte am selben Tage, da er die Kammern entlie&szlig;, das Gl&uuml;ck, eine zweite Rede auf einer Reunion seiner Partei zu halten, eine Rede, die weit genauer und aufschlu&szlig;reicher war als der obige offizielle Jargon. Diese Rede ist das charakteristischste preu&szlig;ische Produkt unserer Tage. Sie ist in ihrer Art preu&szlig;ische Staatsweisheit in nuce &lt;in knappster Form&gt;:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Meine Herren", sagte er, "es gibt ein Wort, mit dem ist viel Mi&szlig;brauch getrieben worden: das Wort hei&szlig;t Freiheit. Ich verleugne dieses Wort nicht; mein Wahlspruch aber ist ein anderer, mein Wahlspruch ist das Wort: <I>Dienst </I>&lt;<I>"Dienst"</I> in der "N.-Y. D. T." deutsch&gt;. Meine Herren, wir alle, die wir hier versammelt sind, wir haben die Pflicht, Gott und dem K&ouml;nige zu dienen, und das ist mein Stolz, da&szlig; ich diesem K&ouml;nige dienen kann. Das Wort <I>Dienst </I>h&auml;lt den preu&szlig;ischen Staat, der zerrissen ist in deutsche Gaue &lt;<I>"in deutsche Gaue"</I> in der "N.-Y. D. T." deutsch&gt;, zusammen. Dieses Wort mu&szlig; uns alle einigen in den verschiedenen Stellungen, die wir einnehmen. Das Wort <I>Dienst des K&ouml;nigs</I>, das ist das, welches mein Panier ist, es ist das Panier aller derer, die hier versammelt sind, und darin liegt unser Heil f&uuml;r diese Zeit. Meine Herren, der Dienst des K&ouml;nigs, er lebe hoch!"</P>
</FONT><P>Manteuffel hat recht: Es gibt kein andres Preu&szlig;en als das, welches f&uuml;r den Dienst des K&ouml;nigs lebt.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
</I>
</BODY>
</HTML>