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<TITLE>Karl Marx - Ein Skandal in der franzoesischen Legislativeb - Drouyn de Lhuy's Einfluss - Zustand der Miliz</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 11, S. 176-177<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Ein Skandal in der franz&ouml;sischen Legislativen -<BR>
Drouyn de Lhuys' Einflu&szlig; - <BR>
Zustand der Miliz</H1>
<P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["Neue Oder-Zeitung" Nr. 163 vom 7. April 1855]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S176">&lt;176&gt;</A></B> <I>London</I>, 3. April. Man schreibt uns aus Paris:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Im bonapartistischen Corps Legislatif &lt;Gesetzgebender K&ouml;rper&gt; kam es zu einer <I>Szene</I>, die nicht bis zur englischen Presse gedrungen ist. In der Debatte &uuml;ber das Remplacementsgesetz sprang <I>Granier de Cassagnac </I>auf - nach der Rede von <I>Montalembert </I>- und schwatzte in seiner Wut aus der Schule. Wenn dies Gesetz erst in Kraft tritt, sagte er, wird die Armee werden, was sie sein sollte, der Ordnung und dem Kaiser ergeben, und wir werden nie mehr den schimpflichen Anblick von Soldaten sehen, die die Flinten umdrehn" (soldats &agrave; ba&iuml;onnettes renvers&eacute;es). "Dieser Schlu&szlig; einer Rede, worin das Janitscharentum offen als Ideal f&uuml;r die Armee gepredigt wurde, erregte selbst in <I>dieser </I>Versammlung lautes Murren, und Granier mu&szlig;te niedersitzen. Ein anderer Legislativer sprang auf und gei&szlig;elte Granier. Der Skandal war so gro&szlig;, da&szlig; selbst Morny den Cassagnac" (Guizot nannte ihn bekanntlich, als er noch sein Winkelbl&auml;ttchen, den "Globe", redigierte: le roi des dr&ocirc;les &lt;den K&ouml;nig der durchtriebenen Kerle&gt;) "auffordern mu&szlig;te, sich zu erkl&auml;ren. Granier tat <I>f&ouml;rmliche Abbitte </I>mit dem gr&ouml;&szlig;ten Kleinmut und trug selbst darauf an, da&szlig; dieser Zwischenfall im 'Moniteur' mit Stillschweigen &uuml;bergangen werde. Die Sitzung war so st&uuml;rmisch wie in den sch&ouml;nsten Tagen der Louis-Philippeschen Deputiertenkammer."</P>
<P>"Das britische Publikum" sagt der heutige "Morning Chronicle", "ist zum Schlusse gekommen, da&szlig; Herr Drouyn de Lhuys nach Wien gereist ist, um als eine Art von Ohrenbl&auml;ser oder Fl&uuml;gelschl&auml;ger auf Lord John Russell zu wirken, dessen Verhalten bisher weder seinen eignen Landsleuten noch unsern Alliierten Gen&uuml;ge getan hat. Der edle Lord ist ber&uuml;chtigt f&uuml;r seine Einf&auml;lle und Ausf&auml;lle von Patriotismus und Liberalismus, f&uuml;r seinen extremen &ouml;ffentlichen Geist, solange er in der Opposition ist oder politisches Kapital machen mu&szlig;, und f&uuml;r sein Zusammenklappen, sobald die unmittelbare Notwendigkeit vor&uuml;ber. Etwas der Art scheint ihm bei der gegenw&auml;rtigen <A NAME="S177"><B>&lt;177&gt;</A></B> Gelegenheit passiert zu sein, und das Volk beginnt zu murren... Seit der Anwesenheit des Herrn Drouyn de Lhuys zu London macht sich ein mehr entschiedener Ton in hohen Zirkeln bemerkbar. Es hat selbst verlautet, da&szlig; seine Mission soweit erfolgreich war, da&szlig; die friedlichen Aspirationen des Lord John Russell offiziell durchkreuzt worden sind, und da&szlig; <I>unser Mann von Energie</I>" (Palmerston) "widerstrebend seine Einwilligung zu einem Ultimatum gegeben, das Ru&szlig;land wahrscheinlich mit Verachtung zur&uuml;ckweisen wird."</P>
</FONT><P>Die englische Armee ist verschwunden, und die englische Miliz ist im Verschwinden begriffen. Die Miliz, die unter Lord Derby geschaffen wurde durch die Parlamentsakte von 1852, sollte gesetzlich unter gew&ouml;hnlichen Umst&auml;nden nicht &uuml;ber 28 Tage in jedem Jahre einberufen werden. Im Falle eines Invasionskrieges jedoch oder eines anderen gro&szlig;en und unmittelbaren Anlasses sollte sie f&uuml;r permanenten Dienst einverleibt werden k&ouml;nnen. Durch Parlamentsakte von 1854 dagegen waren alle nach dem 12. Mai 1854 Angeworbenen verpflichtet, so lange zu dienen, als der Krieg w&auml;hre. Die Frage ward nun aufgeworfen, wie es sich mit den Verpflichtungen der unter der Akte von 1852 Angeworbenen verhalt Die Kronsyndici erkl&auml;rten, sie hielten diese Kategorie ebenfalls zu permanentem Dienst w&auml;hrend des Krieges verpflichtet. Lord Panmure, im Widerspruch mit dieser juristischen Entscheidung, erlie&szlig; vor einigen Wochen eine Verordnung, wonach alle vor der Akte von 1854 Angeworbenen austreten k&ouml;nnen, dagegen eine Pr&auml;mie von 1 Pfd.St. erhalten, wenn sie sich neu f&uuml;r f&uuml;nf Jahre einschreiben lassen. Da gegenw&auml;rtig die Pr&auml;mie f&uuml;r Rekruten, die f&uuml;r 2 Jahre in die regul&auml;re Armee treten, 7 Pfd.St. in der Infanterie und 10 Pfd.St. in der Kavallerie betr&auml;gt, war die Pr&auml;mie von nur 1 Pfd.St. f&uuml;r f&uuml;nfj&auml;hrigen Dienst in der Miliz das unfehlbarste Mittel, letztere aufzul&ouml;sen. Lord Palmerston, der beinahe ein Jahr mit Einberufung der Miliz gez&ouml;gert, scheint sie sobald wie m&ouml;glich wieder loswerden zu wollen. Demgem&auml;&szlig; erfahren wir, da&szlig; in den letzten vierzehn Tagen ein Milizregiment nach dem andern von <FONT SIZE="-1"><SUP>2</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">3</FONT> bis <FONT SIZE="-1"><SUP>5</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">8</FONT> seiner Mannschaft verloren hat. So sind in dem ersten Regiment der Somerset-Miliz 414 Mann von 500 ausgeschieden, in der North-Durham-Miliz 770 von 800, in der Leicester-Miliz 340 von 460, in der Suffolk-Artillerie 90 von 130 usw.</P>
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