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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 25. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_485.htm"><FONT SIZE=2>24. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_499.htm"><FONT SIZE=2>26. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 488-498.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 31.1.1999.</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">F&uuml;nfundzwanzigstes Kapitel <BR>
</I><FONT SIZE=4>Das sozialistische Erziehungswesen</P>
</FONT><B><P><A NAME="S488">|488|</A></B> Der verstorbene Abgeordnete Dr. Lasker hielt in den siebziger Jahren in Berlin einen Vortrag, in dem er zu dem Schlusse gelangte, ein gleiches Bildungsniveau f&uuml;r alle Glieder der Gesellschaft sei m&ouml;glich. Dr. Lasker war aber ein Antisozialist, ein starrer Anh&auml;nger des Privateigentums und des Kapitalismus, die Bildungsfrage ist aber heute im eminenten Sinne eine <I>Geldfrage</I>. Unter solchen Verh&auml;ltnissen ist ein gleiches Bildungsniveau f&uuml;r alle unm&ouml;glich. Einzelne k&ouml;nnen unter verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig g&uuml;nstigen Umst&auml;nden durch &Uuml;berwindung vieler Schwierigkeiten und durch Anwendung gro&szlig;er Energie, die nicht viele besitzen, sich eine h&ouml;here Bildung aneignen. Die Masse nie, solange sie in sozialer Unterdr&uuml;ckung und Abh&auml;ngigkeit lebt.<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_488.htm#F1">(1)</A></A> </P>
<P>In der neuen Gesellschaft sind die Existenzbedingungen f&uuml;r alle gleich. Die Bed&uuml;rfnisse und die Neigungen sind verschieden und. werden, weil in der Natur des Menschen begr&uuml;ndet, verschieden bleiben, aber jeder kann sich nach Ma&szlig;gabe der f&uuml;r alle gleichen Daseinsbedingungen entwickeln. Die uniforme Gleichheit, die man dem Sozialismus andichtet, ist wie so vieles ein Unsinn. Erstrebte er sie, er handelte unvern&uuml;nftig, denn er k&auml;me mit der Natur des menschlichen Wesens selbst in Widerspruch und m&uuml;&szlig;te darauf verzichten, die Ge- <A NAME="S489"><B>|489|</A></B> sellschaft nach seinen Prinzipien sich entwickeln zu sehen.<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_488.htm#F2">(2)</A></A> Ja, gel&auml;nge es dem Sozialismus, die Gesellschaft zu &uuml;berrumpeln und in unnat&uuml;rliche Verh&auml;ltnisse zu pressen, in kurzer Zeit w&uuml;rden diese neuen Verh&auml;ltnisse, die sich als Fesseln f&uuml;hlbar machten, gesprengt, und der Sozialismus w&auml;re f&uuml;r immer gerichtet. Die Gesellschaft entwickelt sich nach den ihr immanenten Gesetzen, und sie handelt danach.<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_488.htm#F3">(3)</A></A> </P>
<P>Eine der Hauptaufgaben der neuen Gesellschaft mu&szlig; sein, die Nachkommenschaft entsprechend zu erziehen. Jedes Kind, das geboren wird, ist ein der Gesellschaft willkommener Zuwachs; sie erblickt darin die M&ouml;glichkeit ihres Fortbestandes, ihre eigene Fortentwicklung; sie empfindet also auch die Verpflichtung, f&uuml;r das neue Lebewesen nach Kr&auml;ften einzutreten. Der erste Gegenstand ihrer Sorge ist demnach die Geb&auml;rende, die Mutter. Bequeme Wohnung, angenehme Umgebung, Einrichtungen aller Art, wie sie diesem Stadium der Mutterschaft entsprechen, aufmerksame Pflege f&uuml;r sie und das Kind sind erste Bedingungen. Die Mutterbrust dem Kinde zu erhalten, solange als <A NAME="S490"><B>|490|</A></B> es m&ouml;glich und notwendig erscheint, ist selbstverst&auml;ndlich. Moleschott, Sonderegger, alle Hygieniker und &Auml;rzte sind darin einig, da&szlig; nichts die Nahrung der Mutter voll ersetzt. </P>
<P>Diejenigen, die wie Eugen Richter sich dar&uuml;ber entr&uuml;sten, da&szlig; die junge Mutter an einen Niederkunftsort kommt, an dem sie von allem umgeben ist, was heute nur der Reichtum erm&ouml;glicht - und dieser vermag nicht zu leisten, was eigens eingerichtete Anstalten zu leisten verm&ouml;gen -, seien daran erinnert, da&szlig; gegenw&auml;rtig<I> mindestens vier F&uuml;nftel</I> der Menschen unter den<I> primitivsten</I> Verh&auml;ltnissen und Zust&auml;nden geboren werden, die ein Hohn f&uuml;r unsere Kultur und Zivilisation sind. Und von dem letzten F&uuml;nftel unserer M&uuml;tter ist wieder nur eine Minderheit in der Lage, einigerma&szlig;en die Pflege und Annehmlichkeiten zu genie&szlig;en, die in diesem Zustand einer Frau zukommen sollen.<I> Tats&auml;chlich gibt es in St&auml;dten mit vortrefflichen Einrichtungen f&uuml;r die Geb&auml;renden auch schon heute nicht wenig Frauen, die, sobald sie ihre Stunde nahen f&uuml;hlen, sich in jene Anstalten begeben und ihre Niederkunft erwarten. Die Kosten in diesen Anstalten sind aber so hohe, da&szlig; nur wenig Frauen davon Gebrauch machen k&ouml;nnen; andere schreckt allerdings das Vorurteil zur&uuml;ck.</I> Wir haben also auch hier wieder ein Beispiel,<I> wie &uuml;berall die b&uuml;rgerliche Welt die Keime f&uuml;r die Zukunftsgestaltungen in ihrem Scho&szlig;e tr&auml;gt</I>. </P>
<P>Die Mutterschaft der meisten vornehmen Frauen bekommt &uuml;brigens einen eigent&uuml;mlichen Beigeschmack durch die Tatsache, da&szlig; sie die Mutterpflichten so rasch als m&ouml;glich an eine -<I> proletarische Amme &uuml;bertragen</I>. Wie bekannt, ist zum Beispiel die wendische Lausitz (der Spreewald) die Gegend, aus der die Frauen der Berliner Bourgeoisie, die ihre Neugeborenen nicht selbst stillen wollen oder nicht zu stillen verm&ouml;gen, ihre Ammen beziehen. Die Ammenz&uuml;chterei, die darin besteht, da&szlig; die Landm&auml;dchen sich schw&auml;ngern lassen, um nach der Geburt ihrer Kinder sich als Amme an eine wohlhabende Berliner Familie vermieten zu k&ouml;nnen, wird<I> gewerbsm&auml;&szlig;ig</I> betrieben. M&auml;dchen, die drei und vier uneheliche Kinder geb&auml;ren, um sich als Amme verdingen zu k&ouml;nnen, sind keine Seltenheit, und je nachdem sie bei diesem Gesch&auml;ft verdienen, erscheinen sie den jungen M&auml;nnern des Spreewaldes als Frau begehrenswert. Vom Standpunkt der b&uuml;rgerlichen Moral ist dieses eine verwerfliche Handlungsweise, aber vom Standpunkt des Familieninteresses der Bourgeoisie erscheint sie l&ouml;blich und w&uuml;nschenswert.</P>
<B><P><A NAME="S491">|491|</A></B> Sobald das Kind gr&ouml;&szlig;er geworden ist, harren seiner die Altersgenossen zu gemeinsamem Spiele unter gemeinsamer Obhut. Alles, was nach dem Stande der Einsicht und des Bed&uuml;rfnisses f&uuml;r seine geistige und k&ouml;rperliche Entwicklung geleistet werden kann, ist vorhanden. Jeder, der Kinder beobachtet hat, wei&szlig;,<I> da&szlig; dieselben am leichtesten in Gesellschaft ihresgleichen erzogen werden</I>; ihr Geselligkeits- und Nachahmungstrieb ist sehr lebhaft. Insbesondere nehmen die Kleineren gern die Erwachseneren als Vorbild und Beispiel und folgen diesen mehr als den Eltern. Diese Eigenschaften k&ouml;nnen mit Vorteil f&uuml;r die Erziehung ausgenutzt werden.<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_488.htm#F4">(4)</A></A> Den Spiels&auml;len und Kinderg&auml;rten folgt die spielende Einf&uuml;hrung in die Anf&auml;nge des Wissens und der verschiedenen gewerblichen T&auml;tigkeiten. Es folgt angemessene geistige und k&ouml;rperliche Arbeit, verbunden mit gymnastischen &Uuml;bungen und freier Bewegung auf dem Spiel- und Turnplatz, auf der Eisbahn, im Schwimmbad; &Uuml;bungsm&auml;rsche, Ringk&auml;mpfe und Exerzitien f&uuml;r beide Geschlechter folgen und erg&auml;nzen sich. Es soll ein gesundes, abgeh&auml;rtetes, k&ouml;rperlich und geistig normal entwickeltes Geschlecht herangebildet werden. Die Einf&uuml;hrung in die verschiedenen praktischen T&auml;tigkeiten, die Gartenkultur, den Ackerbau, das Fabrikwesen, die Technik des Produktionsprozesses folgt Schritt f&uuml;r Schritt. Die geistige Ausbildung in den verschiedensten Wissensgebieten wird nicht vernachl&auml;ssigt. </P>
<P>Im Erziehungssystem wird derselbe Reinigungs- und Verbesserungsproze&szlig; wie im Produktionssystem vorgenommen werden. Eine Menge veralteter, &uuml;berfl&uuml;ssiger, die geistige und k&ouml;rperliche Entwicklung hemmender Methoden und Lehrgegenst&auml;nde f&auml;llt. Die Kenntnis nat&uuml;rlicher Dinge, dem Verstand angepa&szlig;t, werden den Lernbetrieb mehr anfeuern als ein Erziehungssystem, bei dem ein Lehrgegenstand sich mit dem anderen im Widerspruch befindet und seine Wirkung aufhebt, zum Beispiel wenn auf der einen Seite Religion auf Grund der Bibel gelehrt wird, auf der anderen Seite Naturwissenschaften und Naturgeschichte. Dem hohen Kulturstand der neuen Gesellschaft entsprechend, ist die Ausstattung der Lehrr&auml;ume, der Erziehungseinrichtungen und der Bildungsmittel beschaffen. Bildungs- und Lehrmittel, Kleidung, Unterhalt stellt die Gesellschaft; kein Z&ouml;gling wird <A NAME="S492"><B>|492|</A></B> gegen den anderen benachteiligt.<A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_488.htm#F5">(5)</A></A> Das ist wieder ein Kapitel, &uuml;ber das unsere b&uuml;rgerlichen "Ordnungsm&auml;nner" entr&uuml;stet sind.<A NAME="ZF6"><A HREF="beaa_488.htm#F6">(6)</A></A> Die Schule solle zur Kaserne gemacht, den Eltern soll jeder Einflu&szlig; auf ihre Kinder genommen sein, rufen die Gegner. Von alledem ist gar keine Rede. Da in der k&uuml;nftigen Gesellschaft die Eltern ein unendlich gr&ouml;&szlig;eres Ma&szlig; freier Zeit zur Verf&uuml;gung haben, als dieses gegenw&auml;rtig bei der sehr gro&szlig;en Mehrzahl der Fall ist - es sei erinnert an die zehn- und mehrst&uuml;ndige Arbeitszeit der meisten Arbeiter, der Post-, Bahn-, Gef&auml;ngnis- und Polizeibeamten usw., an die Inanspruchnahme der Gewerbetreibenden, der Kleinbauern, der Kaufleute, der Milit&auml;rs, vieler &Auml;rzte usw. -, so k&ouml;nnen sie sich ihren Kindern in einem Ma&szlig;e widmen, wie es heute unm&ouml;glich ist.<I> Au&szlig;erdem haben die Eltern die Ordnung des Erziehungswesens in der Hand, denn sie bestimmen die Ma&szlig;regeln und Einrichtungen, die getrogen und eingef&uuml;hrt werden sollen. Wir leben alsdann in einer durch und durch demokratischen Gesellschaft. Die Erziehungsaussch&uuml;sse, die bestehen, sind aus den Eltern - M&auml;nnern und Frauen - und aus den Erziehern zusammengesetzt.</I> Glaubt man, da&szlig; diese wider ihre Gef&uuml;hle und Interessen handeln? Das geschieht in der heutigen Gesellschaft, in der der Staat seine Erziehungsinteressen gegen den Willen der meisten Eltern durchf&uuml;hrt. </P>
<P>Unsere Widersacher tun, als geh&ouml;re es zu den gr&ouml;&szlig;ten Annehmlichkeiten der Eltern, den ganzen Tag die Kinder um sich zu haben, um sie zu erziehen. In der Wirklichkeit ist es anders. Welche Schwierigkeiten und M&uuml;he die Erziehung eines Kindes verursacht, wissen diejenigen Eltern am besten zu beurteilen, die in dieser Lage sind oder waren. Mehrere Kinder erleichtern zwar die Erziehung, aber sie verursachen so viel Arbeit und M&uuml;he, da&szlig; namentlich die Mutter, welche die Hauptlast mit ihnen hat, froh ist, wenn die Schulzeit herankommt, damit sie f&uuml;r einen Teil des Tages dieselben aus dem Hause bekommt. Auch k&ouml;nnen die allermeisten Eltern ihre Kinder nur sehr ungen&uuml;- <A NAME="S493"><B>|493|</A></B> gend erziehen. Der sehr gro&szlig;en Mehrzahl fehlt die Zeit dazu; die V&auml;ter haben ihren Gesch&auml;ften, die M&uuml;tter den Haushaltungsarbeiten nachzugehen, wenn sie nicht selbst zur Erwerbsarbeit gehen m&uuml;ssen. Haben sie aber selbst zur Erziehung die Zeit, so fehlt ihnen in unz&auml;hligen F&auml;llen die<I> F&auml;higkeit</I> dazu. Wieviel Eltern sind denn imstande, den Bildungsgang ihrer Kinder in der Schule zu verfolgen und ihnen an die Hand zu gehen? Sehr wenige. Die Mutter, die es in einer Anzahl F&auml;llen am ehesten k&ouml;nnte, hat selten die F&auml;higkeit, weil sie dazu nicht gen&uuml;gend vorgebildet ist. Auch wechseln die Lehrmethoden und der Lehrstoff so h&auml;ufig, da&szlig; die Eltern demselben fremd gegen&uuml;berstehen. </P>
<P>Ferner sind die h&auml;uslichen Einrichtungen der weitaus gr&ouml;&szlig;ten Zahl der Kinder so d&uuml;rftige, da&szlig; sie weder die n&ouml;tige Bequemlichkeit noch die Ordnung, noch die Ruhe finden, ihre Schularbeiten zu Hause zu verrichten oder angemessene Unterst&uuml;tzung finden. Oft fehlt dazu alles Notwendige. Die Wohnung ist mangelhaft und &uuml;berf&uuml;llt, alle bewegen sich auf dem engsten Raume; das Mobiliar ist d&uuml;rftig und bietet dem Kinde, das arbeiten will, nicht die geringste Bequemlichkeit. Nicht selten fehlen Licht, Luft und W&auml;rme; die Lehr- und Arbeitsmaterialien sind, wenn &uuml;berhaupt vorhanden, von der schlechtesten Qualit&auml;t; h&auml;ufig w&uuml;hlt auch der Hunger in den Eingeweiden der Kleinen und raubt ihnen Sinn und Lust f&uuml;r ihre T&auml;tigkeit. Au&szlig;erdem werden viele Hunderttausende von Kindern zu allen m&ouml;glichen h&auml;uslichen und gewerblichen Arbeiten herangezogen, die ihnen die Jugend verg&auml;llen und sie zur Erledigung ihrer so geringen Bildungsaufgaben unf&auml;hig machen. Auch haben oft die Kinder den Widerstand beschr&auml;nkter Eltern zu &uuml;berwinden, wenn sie sich die Zeit f&uuml;r ihre Schulaufgaben oder f&uuml;r das Spiel nehmen wollen. Kurz, der Hemmnisse sind so unendlich viele, da&szlig; man sich nur wundern mu&szlig;, da&szlig; die Jugend noch so gut erzogen ist. Ein Beweis f&uuml;r die Gesundheit der Menschennatur und den ihr innewohnenden Drang nach Fortschritt und Vervollkommnung. </P>
<P>Die b&uuml;rgerliche Gesellschaft erkennt selbst einen Teil dieser &Uuml;bel an, indem sie dadurch die Jugenderziehung erleichtert, da&szlig; sie die Unentgeltlichkeit des Schulunterrichtes einf&uuml;hrt und hier und da auch die Lehrmittel unentgeltlich gew&auml;hrt, zwei Dinge, die noch Mitte der achtziger Jahre der damalige s&auml;chsische Kultusminister gegen&uuml;ber den sozialistischen Landtagsabgeordneten als<I> "sozialdemokratische For</I>- <A NAME="S494"><B>|494|</A></B> <I>derungen" </I>bezeichnete. In Frankreich, in dem nach langer Vernachl&auml;ssigung die Volkserziehung um so gr&ouml;&szlig;ere Fortschritte machte, ist man, wenigstens in Paris, noch weitergegangen und gew&auml;hrt die gemeinsame Speisung der Kinder auf Gemeindekosten. Die Armen erhalten das Essen unentgeltlich, und die Kinder bessersituierter Eltern haben daf&uuml;r einen geringen Betrag an die Gemeindekasse zu bezahlen. Das ist also bereits eine kommunistische Einrichtung, die sich zur Zufriedenheit der Eltern und Kinder aufs beste bew&auml;hrte. </P>
<P>F&uuml;r die Unzul&auml;nglichkeit des heutigen Schulwesens - es kann &ouml;fter nicht die m&auml;&szlig;igen Aufgaben, die es sich gestellt, erf&uuml;llen - spricht weiter, da&szlig; Tausende und aber Tausende von Kindern infolge mangelhafter Nahrung unf&auml;hig sind, ihren Schulpflichten zu gen&uuml;gen. Es vergeht kein Winter, in dem in unseren St&auml;dten nicht Tausende von Kindern vorhanden sind, die, ohne ein Fr&uuml;hst&uuml;ck genossen zu haben, in die Schule kommen. Die Ern&auml;hrung von Hunderttausenden anderen ist ungen&uuml;gend. F&uuml;r alle diese Kinder w&auml;re die &ouml;ffentliche Verpflegung wie die Bekleidung eine gro&szlig;e Wohltat; sie werden in einem Gemeinwesen, das sie durch ordentliche Verpflegung und Bekleidung lehrt, was es hei&szlig;t, ein Mensch zu sein, kein "Zuchthaus" erblicken. Die b&uuml;rgerliche Gesellschaft kann dieses Elend nicht leugnen, und so vereinigen sich mitleidige Seelen zur Gr&uuml;ndung von Fr&uuml;hst&uuml;cks- und Suppenanstalten, um auf <I>dem Wege der Wohlt&auml;tigkeit </I>einigerma&szlig;en zu erf&uuml;llen, was Pflicht der Gesellschaft w&auml;re. Auch greifen neuerdings eine Anzahl Gemeinden ein und gew&auml;hren armen Kindern die n&ouml;tigste Verpflegung aus Gemeindemitteln. Alles das ist unzul&auml;nglich und wird als Wohltat gew&auml;hrt, was ein Recht sein sollte.<A NAME="ZF7"><A HREF="beaa_488.htm#F7">(7)</A></A> </P>
<P>Mit Recht werden in unseren Schulen die sogenannten h&auml;uslichen Schularbeiten m&ouml;glichst beschr&auml;nkt, weil man die Unzul&auml;nglichkeit der in der elterlichen Wohnung vollendeten Schularbeiten erkannte. Der Sch&uuml;ler wohlhabender Eltern ist gegen den &auml;rmeren nicht nur durch die &auml;u&szlig;ere Lage bevorzugt, sondern auch dadurch, da&szlig; &ouml;fter Bonnen oder Hauslehrer zur Verf&uuml;gung stehen, die ihn unterst&uuml;tzen. Dagegen wird bei dem reichen Sch&uuml;ler Faulheit und Liederlichkeit dadurch be- <A NAME="S495"><B>|495|</A></B> g&uuml;nstigt, da&szlig; der Reichtum der Eltern ihm das Lernen als &uuml;berfl&uuml;ssig erscheinen lassen, ihm oft die moralisch verwerflichsten Beispiele vor Augen kommen und ihm die Verf&uuml;hrung besonders nahetritt. Wer t&auml;glich und st&uuml;ndlich h&ouml;rt und sieht, wie Rang, Stand und Reichtum alles bedeuten, erlangt absonderliche Begriffe von den Menschen und seinen Pflichten und von staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen. </P>
<P>Streng genommen hat die b&uuml;rgerliche Gesellschaft keine Ursache, sich &uuml;ber die kommunistische Kindererziehung, welche die Sozialisten erstreben, zu entr&uuml;sten, denn sie hat diese f&uuml;r bevorrechtete Kreise teilweise selbst eingef&uuml;hrt,<I> nur in verzerrter Weise</I>. Wir erinnern an die<I> Kadettenh&auml;user, Milit&auml;rwaisenh&auml;user, Alumnate, Seminarien, Priesterschulen</I> usw. In diesen werden viele Tausende von Kindern, zum Teil aus den h&ouml;chsten St&auml;nden, in der<I> einseitigsten</I> und<I> verkehrtesten Weise</I> und in<I> strengster kl&ouml;sterlicher Klausur</I> erzogen und f&uuml;r bestimmte Berufe ausgebildet. Auch geben viele Angeh&ouml;rige der bessersituierten Klassen, die als &Auml;rzte, Geistliche, Beamte, Fabrikherren, Gutsbesitzer, Gro&szlig;bauern usw. auf dem Lande oder in kleinen Orten wohnen, wo h&ouml;here Bildungsanstalten fehlen, ihre Kinder nach den gr&ouml;&szlig;eren St&auml;dten in Pension und bekommen sie w&auml;hrend des ganzen Jahres h&ouml;chstens in den Ferien zu sehen. </P>
<P>Es ist also ein Widerspruch, wenn unsere Widersacher sich &uuml;ber eine kommunistische Kindererziehung und &uuml;ber Entfremdung der Kinder von den Eltern entr&uuml;sten, und selbst eine &auml;hnliche Erziehung, nur in<I> verhunzter, falscher und unzul&auml;nglicher Weise, f&uuml;r ihre eigenen Kinder eingef&uuml;hrt haben</I>. Auch &uuml;ber die Erziehung der Kinder der wohlhabenden Klassen durch Ammen, Bonnen, Gouvernanten, Hauslehrer lie&szlig;e sich ein eigenes Kapitel schreiben, das seltsame Streiflichter auf ihr Familienleben werfen w&uuml;rde. Es w&uuml;rde sich zeigen,<I> da&szlig; auch hier vielfach die Heuchelei herrscht und nichts weniger als ein Idealzustand, weder f&uuml;r die Lehrenden noch die Lernenden</I>. </P>
<P>Entsprechend dem total ver&auml;nderten Erziehungssystem, das die k&ouml;rperliche wie die geistige Entwicklung und Ausbildung der Jugend im Auge hat, mu&szlig; die Zahl der Lehrkr&auml;fte wachsen. F&uuml;r die Erziehung des Nachwuchses der Gesellschaft sollte in &auml;hnlicher Weise gesorgt werden wie im Milit&auml;rwesen f&uuml;r die Ausbildung der Soldaten, bei dem ein Unteroffizier auf acht bis zehn Gemeine kommt. Wird k&uuml;nftig eine &auml;hnliche Sch&uuml;lerzahl von einem Lehrer unterrichtet, so ist er- <A NAME="S496"><B>|496|</A></B> reicht, was erreicht werden mu&szlig;. Auch wird die Einf&uuml;hrung in die mechanischen T&auml;tigkeiten in den aufs vollkommenste eingerichteten Lehrwerkst&auml;tten, in die Garten- und Feldarbeiten einen wesentlichen Teil der Jugenderziehung bilden. Man wird das alles mit Abwechslung und ohne &Uuml;beranstrengung durchzuf&uuml;hren wissen, um m&ouml;glichst vollkommen ausgebildete Menschen zu erziehen. </P>
<P>Die Erziehung mu&szlig; ferner f&uuml;r<I> beide Geschlechter gleich und gemeinsam</I> sein. Die Trennung derselben rechtfertigt sich nur in den F&auml;llen, wo die Verschiedenheit des Geschlechts sie zur absoluten Notwendigkeit macht. In dieser Art Erziehung sind uns bereits die Vereinigten Staaten weit voraus. Dort ist die Erziehung der beiden Geschlechter von der Prim&auml;rschule bis zu den Universit&auml;ten eine gemeinsame. Nicht nur der<I> Unterricht, sondern auch die Lehrmittel sind unentgeltlich, einschlie&szlig;lich der Gegenst&auml;nde f&uuml;r die Handarbeit und den Kochunterricht, f&uuml;r den Unterricht in der Chemie und Physik, und die Gegenst&auml;nde, die der Sch&uuml;ler am Experimentier- und Arbeitstisch n&ouml;tig hat</I>. Mit den meisten Schulen sind Turnhallen, Badeeinrichtungen, Schwimmbassins, Spielhallen verbunden. In den h&ouml;heren Schulen wird auch das weibliche Geschlecht im Turnen, Schwimmen, Rudern, Marschieren ausgebildet.<A NAME="ZF8"><A HREF="beaa_488.htm#F8">(8)</A></A> </P>
<P>Das sozialistische Erziehungssystem wird noch H&ouml;heres leisten. Geh&ouml;rig geregelt und geordnet und unter ausreichende Kontrolle gestellt, w&auml;hrt es bis zu dem Alter, in dem die Gesellschaft ihre Jugend f&uuml;r m&uuml;ndig erkl&auml;rt. Nunmehr sind beide Geschlechter im vollsten Ma&szlig;e bef&auml;higt, allen Rechten und Pflichten in jeder Richtung zu gen&uuml;gen. Jetzt hat die Gesellschaft die Sicherheit, nur t&uuml;chtige, nach allen Seiten entwickelte Glieder erzogen zu haben, Menschen, denen nichts Menschliches fremd ist, die ebenso vertraut mit ihrer eigenen Natur und ihrem eigenen Wesen sind wie mit dem Wesen und dem Zustand der Gesellschaft, in die sie als Vollberechtigte eintreten. So werden die t&auml;glich sich mehrenden Ausw&uuml;chse bei unserer heutigen Jugend, welche die nat&uuml;rliche Folge des in F&auml;ulnis und Zersetzung begriffenen Gesellschaftszustandes sind, verschwinden. Ungeb&auml;rdigkeit, Disziplinlosigkeit, Immoralit&auml;t und rohe Genu&szlig;sucht, wie sie insbesondere bei der Jugend unserer h&ouml;heren Bildungsanstalten, auf <A NAME="S497"><B>|497|</A></B> unseren Gymnasien, Polytechniken, Universit&auml;ten usw. sich zeigen, Untugenden, die durch die Zerfahrenheit und Unruhe des h&auml;uslichen Lebens und die vergiftenden Einfl&uuml;sse des sozialen Lebens hervorgerufen und gest&auml;rkt werden. Ebenso werden die &uuml;blen Einwirkungen des Fabriksystems, der Wohnungsmi&szlig;verh&auml;ltnisse, der Ungebundenheit und Selbst&auml;ndigkeit der Jugend in einem Alter, in dem der Mensch am meisten der Z&uuml;gel und der Erziehung zur Selbstzucht und Selbstbeherrschung bedarf, ihr Ende erreichen. Alle diese &Uuml;bel wird die k&uuml;nftige Gesellschaft, ohne da&szlig; sie es n&ouml;tig hat, zu Zwangsmitteln zu greifen, vermeiden. Die gesellschaftlichen Einrichtungen und die daraus hervorgehende und die Gesellschaft beherrschende geistige Atmosph&auml;re machen sie unm&ouml;glich. Wie in der Natur nur Krankheiten und Zerst&ouml;rung von Organismen eintreten k&ouml;nnen, wo ein Zersetzungsproze&szlig; vorhanden ist, so auch in der Gesellschaft. </P>
<P>Niemand wird bestreiten wollen, da&szlig; unser heutiges Bildungs- und Erziehungswesen an gro&szlig;en und gef&auml;hrlichen &Uuml;belst&auml;nden krankt, und zwar sind davon mehr die h&ouml;heren Schulen und Bildungsanstalten betroffen als die niederen. Eine Dorfschule ist ein Muster moralischer Gesundheit gegen ein Gymnasium, eine weibliche Handarbeitsschule f&uuml;r &auml;rmere Kinder ein Muster an Moralit&auml;t gegen&uuml;ber einer gro&szlig;en Zahl vornehmer Pensionate. Der Grund ist nicht weit zu suchen. In den oberen Klassen der Gesellschaft ist jedes Streben nach h&ouml;heren Zielen erstickt,<I> sie haben keine Ideale mehr. Infolge des Mangels an Idealen und h&ouml;herer zielbewu&szlig;ter T&auml;tigkeit greift die Genu&szlig;sucht und der Hang zur Ausschweifung mit ihren physischen und moralischen Ausw&uuml;chsen um sich.</I> Wie kann die Jugend, die in dieser Atmosph&auml;re aufw&auml;chst, anders sein? Materieller Lebensgenu&szlig; ohne Ma&szlig; und Grenze ist, was sie sieht und kennenlernt. Warum streben, wenn der Eltern Reichtum das Streben &uuml;berfl&uuml;ssig erscheinen l&auml;&szlig;t? Das Bildungs<I>maximum</I> der gro&szlig;en Mehrzahl der S&ouml;hne unserer Bourgeoisie besteht in der Ablegung des Einj&auml;hrigfreiwilligenexamens. Ist dieses erreicht, so glauben sie den Pelion und Ossa erstiegen zu haben und f&uuml;hlen sich als Halbg&ouml;tter. Haben sie ein Reserveoffizierspatent in der Tasche, so kennt ihr Stolz und Hochmut kaum noch eine Grenze. Den Einflu&szlig;, den diese in den meisten ihrer Glieder an Charakter und Wissen schwache, aber an Gesinnungst&uuml;chtigkeit und Strebertum starke Generation aus&uuml;bt, kennzeichnet die gegenw&auml;rtige Periode als das Reserveoffizierszeitalter. Seine Eigent&uuml;mlichkeit ist, viel Gesinnung, <A NAME="S498"><B>|498|</A></B> aber keinen Charakter und wenig Wissen zu haben. Man ist servil nach oben, hochm&uuml;tig und brutal nach unten. </P>
<P>Die T&ouml;chter der h&ouml;heren Klassen werden zu einem guten Teil zu Zierpuppen, Moden&auml;rrinnen und Salondamen erzogen, die von Genu&szlig; zu Genu&szlig; jagen und schlie&szlig;lich &uuml;bers&auml;ttigt an Langeweile und an allen m&ouml;glichen eingebildeten und wirklichen Krankheiten leiden. Alt geworden, werden sie fr&ouml;mmelnde Betschwestern, Spiritisten und Gesundbeter, die &uuml;ber die Verderbtheit der Welt die Augen verdrehen und die Aszese predigen. F&uuml;r die unteren Schichten macht man Versuche, das Bildungsniveau herabzusetzen. Der Proletarier m&ouml;chte zu klug werden, das Knechtschaftsverh&auml;ltnis satt bekommen und sich wider seine irdischen G&ouml;tter emp&ouml;ren. Je d&uuml;mmer die Masse ist, je leichter l&auml;&szlig;t sie sich beherrschen und regieren. "Der d&uuml;mmste Arbeiter ist uns der liebste", erkl&auml;rten wiederholt ostelbische Gro&szlig;grundbesitzer auf ihren Versammlungen. In diesem einen Satz liegt ein ganzes Programm. </P>
<P>So steht in bezug auf die Bildungs- und Erziehungsfrage die heutige Gesellschaft ebenso ziellos und ratlos da wie in allen anderen sozialen Fragen. Was tut sie? Sie ruft nach dem Stocke und predigt Religion, das hei&szlig;t Ergebenheit und Zufriedenheit denen, die nur allzu ergeben und zufrieden sind; sie lehrt Enthaltsamkeit dort, wo man sich schon des Notwendigsten enthalten mu&szlig;, weil man es nicht besitzt. Die in ihrer Roheit sich auflehnen, bringt man in sogenannte Besserungsanstalten, die unter pietistischem Einflu&szlig; stehen. Damit ist die p&auml;dagogische Weisheit unserer Gesellschaft zu Ende. Die ganze Verderbtheit der Erziehungsmethoden f&uuml;r heruntergekommene Proletarierkinder zeigen die zahlreichen Mi&szlig;handlungsf&auml;lle, die von den leitenden Pers&ouml;nlichkeiten in den sogenannten Erziehungsheimen begangen werden und zu Strafprozessen gegen dieselben f&uuml;hrten. Hier wurde enth&uuml;llt, wie ein religi&ouml;ses Muckertum fanatischster Art mit sadistischer Freude Mi&szlig;handlungen haarstr&auml;ubendster Art sich zuschulden kommen l&auml;&szlig;t. Und wieviel des Schrecklichen mag der &Ouml;ffentlichkeit verborgen bleiben! </P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> "Ein gewisser Grad von Kultur und Wohlstand ist eine notwendige &auml;u&szlig;ere Bedingung und Entwicklung des philosophischen Geistes ... Daher finden wir, da&szlig; man nur bei den Nationen anfing zu philosophieren, welche sich zu einer betr&auml;chtlichen Stufe des Wohlstandes und der Kultur emporgeschwungen hatten." Tennemann. Note bei Buckle, a.a.O., 1. Band, S. 10. - "Materielle und intellektuelle Interessen gehen Hand in Hand. Eins kann ohne das andere nicht sein. Zwischen beiden findet eine Vereinigung statt wie zwischen K&ouml;rper und Geist; sie trennen hei&szlig;t den Tod bringen." v. Th&uuml;nen, Der isolierte Staat. - "Das beste Leben sowohl f&uuml;r das Individuum im besonderen, als f&uuml;r den Staat im allgemeinen ist dasjenige, in welchem die Tugend auch mit &auml;u&szlig;eren G&uuml;tern so weit ausgestattet ist, da&szlig; dadurch eine t&auml;tige Teilnahme an sch&ouml;nen und guten Handlungen m&ouml;glich wird." Aristoteles, Politik. <A HREF="beaa_488.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Herr Eugen Richter wiederk&auml;ut in seinen "Irrlehren" immer wieder die abgedroschene Phrase, die Sozialisten wollten einen "Zwangsstaat" - da&szlig; von einem "Staate" schlie&szlig;lich nicht mehr die Rede ist, d&uuml;rfte dem Leser unseres Buches klargeworden sein -; er mutet also der Gesellschaft zu, da&szlig; sie einen "Staat" oder eine Gesellschaftsordnung sich gebe,<I> die wider ihre eigenen Interessen verst&ouml;&szlig;t</I>. Es l&auml;&szlig;t sich aber ein von dem vorhergehenden fundamental verschiedener Staat oder eine neue Gesellschaftsordnung<I> nicht willk&uuml;rlich schaffen</I>, das ginge gegen alle Gesetze, nach denen Staat und Gesellschaft sich bilden und entwickeln. Herr Eugen Richter und seine Glaubensgenossen m&ouml;gen sich tr&ouml;sten; hat der Sozialismus die unsinnigen Bestrebungen, die sie ihm zuschreiben, so geht er ohne ihr Zutun zugrunde. </P>
<P>Ebenso hinf&auml;llig sind die Bemerkungen Richters, f&uuml;r einen Sozialzustand, wie ihn die Sozialisten wollten. m&uuml;&szlig;ten die Menschen "Engel" sein. Nun gibt<62>s bekanntlich keine Engel, und wir brauchen auch keine. Einesteils werden die Menschen von den Zust&auml;nden, andernteils die Zust&auml;nde von den Menschen beeinflu&szlig;t, und das letztere wird immer mehr der Fall sein, je besser die Menschen das Wesen der Gesellschaft,<I> die sie selber bilden</I>, kennen und ihre Erfahrungen<I> zweckbewu&szlig;t auf ihre Gesellschaftsorganisation anwenden</I>. <I>Das ist Sozialismus.</I> Wir brauchen<I> nicht andere Menschen, aber kl&uuml;gere und umsichtigere als die meisten heute sind</I>, und um sie kl&uuml;ger und einsichtiger zu machen, agitieren wir und ver&ouml;ffentlichen Schriften, wie die vorliegende eine ist. <A HREF="beaa_488.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Es ist zu verwundern, da&szlig; bei der ma&szlig;losen Borniertheit der Gegner des Sozialismus noch keiner behauptete, jeder bekomme in der sozialistischen Gesellschaft eine gleichgro&szlig;e Portion Nahrung und gleich gro&szlig;e W&auml;sche- und Kleidungsst&uuml;cke, um das Werk der uniformen Gleichheit zu "kr&ouml;nen". <A HREF="beaa_488.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Das hat Fourier gl&auml;nzend ausgef&uuml;hrt, wenn er auch in der Ausf&uuml;hrung seiner Ideen ins Utopische geriet. A Bebel, Charles Fourier, sein Leben und seine Theorien. 3. Auflage. Stuttgart 1907. <A HREF="beaa_488.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> <I>Condorcet</I> forderte in seinem Erziehungsplan: "Die Erziehung mu&szlig; eine unentgeltliche, gleiche, allgemeine, leibliche, geistige, industrielle und politische sein und mu&szlig; auf wirkliche tats&auml;chliche Gleichheit abzwecken." Ebenso<I> Rousseau</I> in seiner "Politischen &Ouml;konomie": "Insonderheit mu&szlig; die Erziehung eine &ouml;ffentliche, gleiche und gemeinsame sein, Menschen und B&uuml;rger heranbilden." Auch<I> Aristoteles</I> fordert: "Da der Staat nur einen Zweck hat, so mu&szlig; es f&uuml;r alle seine Mitglieder auch nur eine und dieselbe Erziehung geben, und die Sorge f&uuml;r diese mu&szlig; eine Staats- und nicht eine Privatangelegenheit sein." <A HREF="beaa_488.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> So Eugen Richter in seinen "Irrlehren". <A HREF="beaa_488.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> "Gegenw&auml;rtig bestehen in 20 Pariser Stadtteilen Schulkantinen, in denen Mittagskost - Fleisch und Gem&uuml;se - gereicht wird. Nur diese ist obligatorisch, doch gew&auml;hren mehrere Stadtviertel auch Fr&uuml;hst&uuml;ck und. Vesper." Helene Simon, Schule und Brot. S. 44. Hamburg 1907. Der Initiative der Arbeiterpartei ist es zu danken, da&szlig; in England eine Vorlage zur Regelung der Schulspeisung im Jahre 1906 einer Kommission &uuml;berwiesen ist. <A HREF="beaa_488.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> Professor Dr. Emil Hausknecht, Amerikanisches Bildungswesen. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der zweiten St&auml;dtischen Realschule zu Berlin. Ostern 1894. G&auml;rtners Verlag. <A HREF="beaa_488.htm#ZF8">&lt;=</A></P></BODY>
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