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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - 27. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_499.htm"><FONT SIZE=2>26. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_515.htm"><FONT SIZE=2>28. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 503-514.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 31.1.1999.</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">Siebenundzwanzigstes Kapitel <BR>
</I><FONT SIZE=4>Freie Entwicklung der Pers&ouml;nlichkeit</P>
</FONT><I><P ALIGN="CENTER">1. Die Sorglosigkeit der Existenz</P>
</I><B><P><A NAME="S503">|503|</A></B> Der Mensch soll sich vollst&auml;ndig ausbilden k&ouml;nnen, das soll der Zweck menschlicher Vergesellschaftung sein; er darf also auch nicht an die Scholle gebunden bleiben, auf die ihn der Zufall der Geburt setzte. Menschen und Welt soll man nicht nur aus B&uuml;chern und Zeitungen kennenlernen, dazu geh&ouml;ren auch pers&ouml;nliche Anschauung und praktisches Studium. Die k&uuml;nftige Gesellschaft mu&szlig; also allen erm&ouml;glichen, was bereits vielen in der heutigen m&ouml;glich ist, wenn auch in den meisten F&auml;llen der Zwang der Not den Antrieb verursacht. <I>Das Bed&uuml;rfnis nach Ver&auml;nderung in allen Lebensbeziehungen ist der menschlichen Natur tief eingepr&auml;gt.</I> Dieses entspringt dem Triebe zur Vervollkommnung, der jedem lebenden Wesen immanent ist. Die Pflanze, die im dunklen Raume steht, streckt und reckt sich, als habe sie Bewu&szlig;tsein, nach dem Lichte, das durch irgendeine Luke f&auml;llt. So der Mensch. Ein Trieb, der dem Menschen eingeboren ist, mu&szlig; in vern&uuml;nftiger Weise befriedigt werden. Dem Triebe nach Ver&auml;nderung steht der Zustand der neuen Gesellschaft nicht entgegen, sie macht vielmehr erst allen die Befriedigung dieses Triebes m&ouml;glich. Ihre aufs h&ouml;chste entwickelten Verkehrsbeziehungen erleichtern dieses, die internationalen Beziehungen fordern es heraus. Es werden k&uuml;nftig weit mehr Menschen f&uuml;r die verschiedensten Zwecke die Welt durchreisen, als dies bisher der Fall war. Die Gesellschaft bedarf ferner reichlicher Vorr&auml;te an Lebensbed&uuml;rfnissen aller Art, um allen Anspr&uuml;chen zu gen&uuml;gen. </P>
<P>Die Gesellschaft reguliert dementsprechend ihre Arbeitszeit nach Bed&uuml;rfnis; sie macht sie bald l&auml;nger, bald k&uuml;rzer, wie ihre Anspr&uuml;che und die Natur der Jahreszeit dies w&uuml;nschenswert erscheinen lassen. Sie wird sich in der einen Jahreszeit haupts&auml;chlich auf landwirtschaftliche, in der anderen mehr auf industrielle und kunstgewerbliche Produktion werfen; sie <A NAME="S504"><B>|504|</A></B> dirigiert die Arbeitskr&auml;fte, wie es das Bed&uuml;rfnis erfordert; sie kann durch Kombinierung zahlreicher Arbeitskr&auml;fte mit den vollkommensten technischen Einrichtungen Unternehmungen spielend ausf&uuml;hren, die heute unm&ouml;glich scheinen. </P>
<P>Wie die Gesellschaft f&uuml;r ihre Jugend die Sorge &uuml;bernimmt, so auch f&uuml;r ihre Alten, Kranken und Invaliden. Wer durch irgendeinen Umstand arbeitsunf&auml;hig geworden ist, f&uuml;r diesen tritt die Gesamtheit ein. Es handelt sich hierbei nicht um einen Akt der Wohlt&auml;tigkeit, sondern der<I> Pflicht</I>, nicht um Gnadenbrocken, sondern um eine von jeder m&ouml;glichen R&uuml;cksicht getragene Verpflegung und Hilfe, die demjenigen zuteil werden mu&szlig;, der in den Jahren der Kraft und der Leistungsf&auml;higkeit gegen die Gesamtheit seine Pflichten erf&uuml;llte. Der Lebensabend wird dem Alter mit allem versch&ouml;nt, was die Gesellschaft ihm bieten kann. Tr&auml;gt doch jeder sich mit der Hoffnung, einst selbst zu genie&szlig;en, was er dem Alter gew&auml;hrt. Jetzt st&ouml;rt nicht die Alten der Gedanke, da&szlig; andere ihren Tod erwarten, um zu erben. Auch die Bef&uuml;rchtung ist verschwunden, da&szlig; sie, wenn alt und hilflos geworden, wie eine ausgepre&szlig;te Zitrone beiseite geworfen werden. Sie sind weder auf die Mildt&auml;tigkeit und Unterst&uuml;tzung ihrer Kinder noch auf die Bettelpfennige der Gemeinde angewiesen.<A NAME="ZF1"><A HREF="beaa_503.htm#F1">(1)</A></A> In welcher Lage die meisten Eltern sich befinden, die auf die Unterst&uuml;tzung ihrer Kinder im Alter angewiesen sind, ist eine zu bekannte Tatsache. Und wie demoralisierend wirkt in der Regel auf die Kinder, und in noch h&ouml;herem Grade auf die Verwandten, die Hoffnung,<I> erben</I> zu k&ouml;nnen. Welche niedrigen Leidenschaften werden geweckt, und wieviel Verbrechen werden gerade hierdurch hervorgerufen: Mord, Unterschlagung, Erbschleicherei, Meineid, Erpressung. </P>
<B><P><A NAME="S505">|505|</A></B> Der moralische und physische Zustand der Gesellschaft, ihre Arbeits-, Wohn-, Nahrungs-, Kleidungsweise, ihr geselliges Leben, alles wird dazu beitragen, Ungl&uuml;cksf&auml;lle, Erkrankungen und Siechtum m&ouml;glichst zu verh&uuml;ten. Der nat&uuml;rliche Tod, das Absterben der Lebenskr&auml;fte, wird dann mehr und mehr zur Regel werden. Die &Uuml;berzeugung, da&szlig; der Himmel auf Erden ist und gestorben sein zu Ende sein hei&szlig;t, wird die Menschen veranlassen, vern&uuml;nftig zu leben. Am meisten genie&szlig;t, wer lang genie&szlig;t. Langes Leben wei&szlig; gerade die Geistlichkeit, welche die Menschen auf das "Jenseits" vorbereitet, am besten zu sch&auml;tzen. Die Sorglosigkeit ihrer Existenz erm&ouml;glicht ihr, das h&ouml;chste Durchschnittslebensalter zu erreichen.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_27_2">2. Umwandlung der Ern&auml;hrung</A></P>
</I><P>Zum Leben geh&ouml;rt in erster Linie Essen und Trinken. Freunde der sogenannten "naturgem&auml;&szlig;en Lebensweise" fragen &ouml;fter, warum sich die Sozialdemokratie dem Vegetarismus gegen&uuml;ber gleichg&uuml;ltig verhalte. Nun, jeder lebt wie er mag. Der Vegetarismus, das hei&szlig;t die Lehre, sich von Pflanzenkost zu n&auml;hren, fand zun&auml;chst in solchen Kreisen Boden, die in der angenehmen Lage sind, zwischen vegetabilischer und animalischer Kost w&auml;hlen zu k&ouml;nnen. F&uuml;r die sehr gro&szlig;e Mehrheit der Menschen existiert aber diese Wahl nicht, sie ist gezwungen, nach ihren Mitteln zu leben, deren D&uuml;rftigkeit sie fast ausschlie&szlig;lich auf vegetabilische Kost hinweist, oft auf die am wenigsten nahrhafte. F&uuml;r unsere Arbeiterbev&ouml;lkerung in Schlesien, Sachsen, Th&uuml;ringen usw. ist die Kartoffel die Hauptnahrung, sogar Brot kommt erst in zweiter Linie; Fleisch, und nur solches schlechtester Qualit&auml;t, erscheint selten auf dem Tische. Auch hat der gr&ouml;&szlig;te Teil der Landbev&ouml;lkerung, obgleich sie das Vieh z&uuml;chtet, selten Fleischnahrung, sie mu&szlig; das Vieh verkaufen, um mit dem gewonnenen Gelde andere Bed&uuml;rfnisse befriedigen zu k&ouml;nnen. </P>
<P>F&uuml;r diese zahlreichen Menschen, die gezwungen als Vegetarier leben, w&auml;re zeitweilig ein solides Beefsteak, eine gute Hammelkeule entschieden eine Verbesserung ihrer Nahrung.<A NAME="ZF2"><A HREF="beaa_503.htm#F2">(2)</A></A> Wendet der Vegeta- <A NAME="S506"><B>|506|</A></B> rismus sich gegen die <I>&Uuml;ber</I>sch&auml;tzung des N&auml;hrgehalts der Fleischnahrung, so hat er recht; er hat unrecht, wenn er aus meist sehr sentimentalen Gr&uuml;nden dessen Genu&szlig; als verderblich und verh&auml;ngnisvoll bek&auml;mpft. Zum Beispiel deshalb, weil das nat&uuml;rliche Gef&uuml;hl verbiete, Tiere zu t&ouml;ten und von einer "Leiche" zu essen. Nun, der Wunsch, angenehm und ungest&ouml;rt zu leben, zwingt uns, einer gro&szlig;en Zahl von Lebewesen in Gestalt von Ungeziefer aller Art den Krieg zu erkl&auml;ren und sie zu vernichten, und um nicht selbst verzehrt zu werden, m&uuml;ssen wir die T&ouml;tung und Ausrottung wilder Bestien vornehmen. Das ungehinderte Lebenlassen der "guten Freunde des Menschen", der Haustiere, w&uuml;rde in einigen Jahrzehnten diese "guten Freunde" so vermehren, da&szlig; sie uns "auffr&auml;&szlig;en", indem sie uns der Nahrung beraubten. Auch ist die Behauptung, da&szlig; vegetabilische Kost milde Gesinnung gebe, falsch. Im sanftm&uuml;tigen, pflanzenessenden Inder erwachte auch die "Bestie", als ihn die H&auml;rte des Engl&auml;nders zur Emp&ouml;rung trieb. </P>
<P>Der N&auml;hrwert eines Nahrungsmittels in bezug auf Eiwei&szlig; ist nicht nur nach seinem Gehalt an demselben zu beurteilen. Man mu&szlig; noch in Betracht ziehen, welch ein Anteil des mit dem betreffenden Nahrungsmittel aufgenommenen Eiwei&szlig;es unverdaut bleibt. Von diesem Gesichtspunkt aus stehen sich zum Beispiel Fleisch und Reis respektive Kartoffeln in bezug auf Eiwei&szlig; gegen&uuml;ber wie 2,5 und 20 respektive 22, das hei&szlig;t von 100 Gramm mit Fleisch aufgenommenem Eiwei&szlig; erscheinen 2,5 Gramm im Kote wieder, von 100 Gramm mit Reis respektive Kartoffeln aufgenommenem Eiwei&szlig; 20 respektive <A NAME="S507"><B>|507|</A></B> 22 Gramm. Der ber&uuml;hmte russische Physiologe Pawlow und seine Schule haben gezeigt, da&szlig; bei der Verdauung von Brot bedeutend mehr Ferment ausgeschieden wird als bei der Verdauung von Fleisch. Pawlow hat ferner gezeigt, da&szlig; die aus den Magendr&uuml;sen sich ergie&szlig;enden Verdauungss&auml;fte in quantitativer Beziehung aus zwei Gr&ouml;&szlig;en bestehen: Der Magensaft ergie&szlig;t sich einesteils auf Reizung der Magenschleimhaut durch die betreffenden Nahrungsmittel und andererseits als "Appetitsaft" auf Reizung der Sinnesorgane durch die Nahrungsmittel. Die Menge des Appetitsaftes ist abh&auml;ngig einmal von dem jeweiligen Zustand unserer Psyche, zum Beispiel Hunger, Kummer, &Auml;rger, Freude usw., und dann von der Natur des betreffenden Nahrungsmittels. Aber die Bedeutung des Appetitsaftes f&uuml;r die Verdauung f&auml;llt bei den einzelnen Nahrungsmitteln verschieden schwer ins Gewicht. Manche Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Brot, gekochtes H&uuml;hnereiwei&szlig; oder reine St&auml;rke, k&ouml;nnen, wie das Experiment unmittelbar gezeigt hat, &uuml;berhaupt gar nicht verdaut werden, wenn ihre Verdauung nicht durch Appetitsaft eingeleitet wird: Nur mit Appetit (oder mit anderen Nahrungsmitteln zugleich) genommen, k&ouml;nnen sie verdaut werden. Dagegen kann das Fleisch, wie Pawlow gezeigt hat, zum Teil schon ohne Appetitsaft verdaut werden, wenn auch mit Appetitsaft die Verdauung des Fleisches unvergleichlich (um f&uuml;nfmal) schneller vor sich geht. "<I>Wir m&uuml;ssen Umst&auml;nde in Betracht ziehen, die gekn&uuml;pft sind an die Psyche des Menschen. Hier ist die Br&uuml;cke geschlagen zwischen den Tatsachen der Ern&auml;hrungsphysiologie und sozialen Verh&auml;ltnissen. Der moderne St&auml;dter, zumal die breite Masse der Arbeiterklasse, lebt in sozialen Verh&auml;ltnissen, die jeden normalen Appetit in ihnen ert&ouml;ten m&uuml;ssen. Die Arbeit in der dumpfen Fabrik, die best&auml;ndige Sorge ums t&auml;gliche Brot, der Mangel an geistiger Mu&szlig;e und heiterem Gem&uuml;t, die totale k&ouml;rperliche Ersch&ouml;pfung - das alles sind Momente, die den Appetit untergraben.</I> In diesem psychischen Zustande sind wir nicht imstande, den Appetitsaft zu liefern, dessen es zur Inangriffnahme und Bew&auml;ltigung der Verdauung von vegetabilischer Nahrung bedarf. Dagegen haben wir im Fleisch ein Nahrungsmittel, das - wenn man sich so ausdr&uuml;cken darf - selber f&uuml;r seine Verdauung sorgt: Es wird nicht nur zu einem guten Teile auch ohne Appetit verdaut, sondern es ist zudem als Reiz- und Genu&szlig;mittel auch ein m&auml;chtiger Erreger unseres Appetits. So beg&uuml;nstigt das Fleisch die Verdauung auch der gleichzeitig <A NAME="S508"><B>|508|</A></B> mit ihm genossenen Vegetabilien und sichert uns dadurch eine ergiebigere Ausnutzung der mit den letzteren aufgenommenen Stoffe. Darin scheint uns der gro&szlig;e Vorteil der animalischen Nahrung f&uuml;r den modernen Menschen zu liegen."<A NAME="ZF3"><A HREF="beaa_503.htm#F3">(3)</A></A> </P>
<P>Sonderegger trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: "Es gibt keine Rangordnung der Notwendigkeit der Nahrungsmittel, aber ein unwandelbares Gesetz f&uuml;r die Mischung ihrer Nahrungsstoffe." Richtig ist, da&szlig; allein von Fleischnahrung sich niemand zu ern&auml;hren vermag, wohl aber von Pflanzenkost, vorausgesetzt, da&szlig; er sie entsprechend w&auml;hlen kann. Andererseits wird niemand sich mit einer bestimmten Pflanzenkost, und sei sie die nahrhafteste, begn&uuml;gen. So sind Bohnen, Erbsen, Linsen, mit einem Wort die Leguminosen, die n&auml;hrendsten aller Nahrungsstoffe. Aber ausschlie&szlig;lich sich von ihnen n&auml;hren zu m&uuml;ssen - was m&ouml;glich sein soll -, w&auml;re eine Tortur. So f&uuml;hrt Karl Marx im ersten Band des "Kapital" an, da&szlig; die chilenischen Bergwerksbesitzer ihre Arbeiter zwingen, jahraus, jahrein Bohnen zu essen, weil ihnen diese ein gro&szlig;es Ma&szlig; von Kraft geben und sie in den Stand setzen, Lasten zu tragen wie bei keiner anderen Nahrung. Aber die Arbeiter weisen die Bohnen trotz ihrer Nahrhaftigkeit zur&uuml;ck, doch man zwingt sie, sich mit ihnen zu begn&uuml;gen. Auf keinen Fall h&auml;ngt das Gl&uuml;ck und Wohlsein der Menschen von einer bestimmten Kostart ab, wie die Fanatiker unter den Vegetariern behaupten. Klima, soziale Verh&auml;ltnisse, Gewohnheit und pers&ouml;nlicher Geschmack sind ma&szlig;gebend.<A NAME="ZF4"><A HREF="beaa_503.htm#F4">(4)</A></A> </P>
<B><P><A NAME="S509">|509|</A></B> In dem Ma&szlig;e, wie die Kultur sich hebt, tritt allerdings an Stelle fast ausschlie&szlig;licher Fleischkost, wie sie bei Jagd- und Hirtenv&ouml;lkern vorhanden ist, mehr die Pflanzenkost. Die Vielgestaltigkeit der Pflanzenkultur ist ein Zeichen h&ouml;herer Kultur. Auch k&ouml;nnen auf einer gegebenen Ackerfl&auml;che viel mehr vegetabilische N&auml;hrstoffe gebaut werden, als auf derselben Fl&auml;che Fleisch durch Viehzucht erzeugt werden kann. Diese Entwicklung verschafft der vegetabilischen Nahrung ein immer gr&ouml;&szlig;eres &Uuml;bergewicht. Die Fleischtransporte, die uns in der Gegenwart durch Raubwirtschaft aus fernen L&auml;ndern, insbesondere aus S&uuml;damerika und Australien, zugehen, werden in wenigen Jahrzehnten ihr Ende erreichen. Andererseits wird Vieh nicht blo&szlig; des Fleisches wegen gez&uuml;chtet, sondern auch der Wolle, Haare, Borsten, H&auml;ute, Milch, Eier usw. wegen. Eine Menge Industrien und viele menschliche Bed&uuml;rfnisse h&auml;ngen davon ab. Auch werden eine Menge Abf&auml;lle aus der Industrie und Hauswirtschaft kaum n&uuml;tzlicher als durch Viehzucht verwendet. In Zukunft wird auch noch das Meer in h&ouml;herem Ma&szlig;e als bisher seinen Reichtum an animalischen Nahrungsstoffen der Menschheit &ouml;ffnen m&uuml;ssen. Es wird dann schwerlich noch vorkommen, da&szlig; wie heute bei reichlichem Fischfang ganze Ladungen als D&uuml;nger verwendet werden, weil die Transport- oder Konservierungseinrichtungen ihre Aufbewahrung nicht erm&ouml;glichen oder die hohen Transportkosten ihren Absatz verhindern. Und es ist sehr wahrscheinlich, da&szlig; mit der Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land, wenn die Bev&ouml;lkerung von den gro&szlig;en St&auml;dten auf das Land wandert, wenn die Arbeit in geschlossenen Fabrikr&auml;umen sich mit der landwirtschaftlichen verbindet, die Fleischkost wird wieder hinter der Pflanzenkost, zur&uuml;cktreten. Gewi&szlig; kann man den Mangel an Reizmitteln in der pflanzlichen Nahrung durch entsprechende und verst&auml;ndige Zubereitung unter Zuhilfenahme von Gew&uuml;rzen wettmachen. Aber eine rein vegetarische Lebensweise ist f&uuml;r die k&uuml;nftige Gesellschaft weder wahrscheinlich noch notwendig.</P>
<I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_27_3">3. Kommunistische K&uuml;che</A></P>
</I><B><P><A NAME="S510">|510|</A></B> Bei der Nahrung handelt es sich aber weit mehr um die Qualit&auml;t als die Quantit&auml;t, viel hilft nicht, wenn das Viele nicht gut ist. Die Qualit&auml;t wird aber durch die Art und Weise der Zubereitung bedeutend verbessert. <I>Nahrungszubereitung mu&szlig; ebenso wissenschaftlich betrieben werden wie andere menschliche T&auml;tigkeiten</I>, soll sie m&ouml;glichst vorteilhaft sein. <I>Dazu geh&ouml;ren Wissen und Einrichtung.</I> Da&szlig; unsere Frauen, welchen gegenw&auml;rtig die Nahrungszubereitung haupts&auml;chlich zuf&auml;llt, dieses Wissen oft nicht besitzen und nicht besitzen k&ouml;nnen, bedarf keines Beweises mehr. Die Technik der gro&szlig;en K&uuml;chen hat schon gegenw&auml;rtig eine Vollkommenheit erreicht, welche die aufs beste eingerichtete Familienk&uuml;che nicht kennt. Insbesondere ist es die mit Elektrizit&auml;t f&uuml;r Heizung und Beleuchtung eingerichtete K&uuml;che, die dem Ideal entspricht. Kein Rauch, keine Hitze, keine D&uuml;nste mehr; die K&uuml;che gleicht mehr einem Salon als einem Arbeitsraum, in dem alle m&ouml;glichen technischen und maschinellen Einrichtungen vorhanden sind, welche die unangenehmsten und zeitraubendsten Arbeiten spielend erledigen. </P>
<P>Da sind die elektrisch betriebenen Kartoffel- und Obstsch&auml;ler, die Entkernungsapparate, W&uuml;rstestopfer, Speckpresser, Fleischhacker, Fleischr&ouml;ster, Bratapparate, Kaffee- und Gew&uuml;rzm&uuml;hlen, die Brotschneideapparate, Eiszerkleinerer, Korkzieher, Korkpresser und hundert andere Apparate und Maschinen, die einer verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig kleinen Zahl Personen mit m&auml;&szlig;iger Anstrengung erm&ouml;glichen, f&uuml;r Hunderte von Tischg&auml;sten die Speisen zu bereiten. Dasselbe ist mit den Sp&uuml;l- und Reinigungseinrichtungen der Fall. </P>
<P>Die Privatk&uuml;che ist f&uuml;r Millionen Frauen eine der anstrengendsten, zeitraubendsten und verschwenderischsten Einrichtungen, bei der ihnen Gesundheit und gute Laune abhanden kommt und die ein Gegenstand der t&auml;glichen Sorge ist, namentlich wenn, wie bei den allermeisten Familien, die Mittel die knappsten sind. Die Beseitigung der Privatk&uuml;che wird f&uuml;r ungez&auml;hlte Frauen eine Erl&ouml;sung sein. Die Privatk&uuml;che ist eine ebenso r&uuml;ckst&auml;ndige und &uuml;berwundene Einrichtung wie die Werkst&auml;tte des Kleinmeisters, beide bedeuten die gr&ouml;&szlig;te Unwirtschaftlichkeit, eine gro&szlig;e Verschwendung an Zeit, Kraft, Heiz- und Beleuchtungsmaterial, Nahrungsstoffen usw. Der N&auml;hrwert der Speisen wird durch ihre leichte Assimilierf&auml;hig- <A NAME="S511"><B>|511|</A></B> keit erh&ouml;ht; diese ist entscheidend.<A NAME="ZF5"><A HREF="beaa_503.htm#F5">(5)</A></A> Eine naturgem&auml;&szlig;e N&auml;hrweise aller kann also auch erst die neue Gesellschaft erm&ouml;glichen. Cato r&uuml;hmt vom alten Rom, da&szlig; es bis zum sechsten Jahrhundert in der Stadt (200 v.u.Z.) wohl Kenner der Heilkunde gab, aber es an Besch&auml;ftigung fehlte. Die R&ouml;mer lebten so n&uuml;chtern und einfach, da&szlig; Krankheiten selten vorkamen und der Tod durch Altersschw&auml;che die gew&ouml;hnliche Form des Todes war. Erst als Schlemmerei und M&uuml;&szlig;iggang, kurz das Lotterleben auf der einen, Not und &Uuml;berarbeit auf der anderen Seite um sich griffen, wurde es gr&uuml;ndlich anders. Die Schlemmerei und das Lotterleben sollen k&uuml;nftig unm&ouml;glich sein, aber auch Not, Elend und Entbehrung. Es ist f&uuml;r alle genug vorhanden. Sang doch schon Heinrich Heine: </P><DIR>
<blockquote>
<P>Es w&auml;chst hienieden Brot genug <BR>
F&uuml;r alle Menschenkinder, <BR>
Auch Rosen und Myrten, Sch&ouml;nheit und Lust, <BR>
Und Zuckererbsen nicht minder. <BR>
Ja, Zuckererbsen f&uuml;r jedermann, <BR>
Sobald die Schoten platzen! <BR>
Den Himmel &uuml;berlassen wir <BR>
Den Engeln und den Spatzen.<A NAME="ZF6"><A HREF="beaa_503.htm#F6">(6)</A></A> </P></DIR>
</blockquote>
<P>"Wer wenig i&szlig;t, lebt gut" (das hei&szlig;t lange), sagte der Italiener Cornaro im sechzehnten Jahrhundert, wie Niemeyer zitiert. Schlie&szlig;lich wird k&uuml;nftig auch die Chemie f&uuml;r die Herstellung neuer und verbesserter Nahrungsmittel in bisher ungekannter Weise t&auml;tig sein. Heute wird diese Wissenschaft sehr mi&szlig;braucht, um F&auml;lschungen und Prellereien zu erm&ouml;glichen; es ist aber klar, da&szlig; ein chemisch zubereitetes Nahrungsmittel, das alle Eigenschaften eines Naturproduktes hat, denselben Zweck erf&uuml;llt. Die Form der Gewinnung ist nebens&auml;chlich, vorausgesetzt, da&szlig; im &uuml;brigen das Produkt allen Anspr&uuml;chen gerecht wird.<I> </P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_27_4">4. Umwandlung des h&auml;uslichen Lebens</A></P>
</I><P>Wie in der K&uuml;che, so wird die Revolution im gesamten h&auml;uslichen Leben sich vollziehen und zahllose Arbeiten er&uuml;brigen, die heute noch <A NAME="S512"><B>|512|</A></B> ausgef&uuml;hrt werden m&uuml;ssen. Wie k&uuml;nftig durch die Zentralnahrungsbereitungsanstalten in vollkommenster Weise die h&auml;usliche K&uuml;che &uuml;berfl&uuml;ssig gemacht wird, so fallen durch die Zentralheizung, die elektrische Zentralbeleuchtung alle Arbeiten, die bisher die Instandhaltung der Feuerung in den &Ouml;fen, die Instandhaltung der Lampen und Beleuchtungsapparate erforderten, weg. Die Warmwasserleitung neben der Kaltwasserleitung erm&ouml;glicht einem jeden Waschungen und B&auml;der in beliebiger Weise, ohne Zuziehung einer Hilfsperson. Die Zentralwaschanstalten und Zentraltrockeneinrichtungen &uuml;bernehmen die Reinigung und das Trocknen der W&auml;sche; die Zentralreinigungsanstalten die Reinigung der Kleider und Teppiche. In Chikago waren Teppichreinigungsmaschinen ausgestellt, die die Reinigung in k&uuml;rzester Zeit, zum Staunen und zur Bewunderung der die Ausstellung besuchenden Damen, vollzogen. Die elektrische T&uuml;r &ouml;ffnet sich auf einen leisen Druck mit dem Finger und schlie&szlig;t sich selbstt&auml;tig. Elektrische Einrichtungen schaffen Briefe und Zeitungen in alle Etagen der H&auml;user; elektrische Aufz&uuml;ge ersparen das Treppensteigen. Man wird die innere Ausstattung der H&auml;user, der Fu&szlig;b&ouml;den, der Wandbekleidungen, der M&ouml;bel daraufhin einrichten, da&szlig; alles sich auf die leichteste Weise reinigen l&auml;&szlig;t und keine Staub- und Bakteriensammler sich bilden. Kehricht und Abf&auml;lle aller Art werden &auml;hnlich wie das ben&uuml;tzte Wasser durch Leitungen aus den Wohnungen bef&ouml;rdert (M&uuml;llschlucker). In den Vereinigten Staaten, in manchen europ&auml;ischen St&auml;dten, zum Beispiel Z&uuml;rich, Berlin und seinen Vororten, London, Wien, M&uuml;nchen, gibt es bereits solche mit allem Raffinement eingerichtete H&auml;user, in denen zahlreiche wohlsituierte Familien - andere k&ouml;nnen die Kosten nicht tragen - wohnen und einen gro&szlig;en Teil der geschilderten Vorteile genie&szlig;en.<A NAME="ZF7"><A HREF="beaa_503.htm#F7">(7)</A></A> </P>
<B><P><A NAME="S513">|513|</A></B> Wir haben hier abermals den Beweis, wie die b&uuml;rgerliche Gesellschaft auch der Revolutionierung der h&auml;uslichen Lebensweise die Wege bahnt, aber nur f&uuml;r ihre Auserw&auml;hlten. Wird aber in der angedeuteten Weise das h&auml;usliche Leben von Grund aus umgestaltet, so ist der Dienstbote, dieser "Sklave f&uuml;r alle Launen der Herrin", verschwunden. Aber auch die Dame. "Ohne Dienstboten keine Kultur", ruft Herr v. Treitschke mit komischem Pathos entsetzt aus. Er kann sich die Gesellschaft sowenig ohne Dienstboten vorstellen, wie Aristoteles sie sich ohne<I> Sklaven</I> vorstellen konnte. &Uuml;berraschend ist, da&szlig; Herr v. Treitschke unsere Dienstboten "als Tr&auml;ger unserer Kultur" ansieht. Treitschke wie Eugen Richter machen auch das Stiefelwichsen und Kleiderreinigen Sorge, das doch unm&ouml;glich jeder sich selbst besorgen k&ouml;nne. Nun, in neun Zehntel der F&auml;lle besorgt sich das allerdings heute jeder selbst, oder es besorgt es die Frau f&uuml;r den Mann, oder eine Tochter oder ein Sohn f&uuml;r die Familie, und man k&ouml;nnte antworten, was bisher die neun Zehntel taten, kann das letzte Zehntel auch tun. Es g&auml;be auch noch einen anderen Ausweg. Warum sollte k&uuml;nftig nicht die<I> Jugend</I> ohne Unterschied des Geschlechts zu solchen und &auml;hnlichen notwendigen Verrichtungen herangezogen werden? Arbeit sch&auml;ndet nicht, auch wenn sie im Stiefelwichsen besteht, das hat schon mancher altadlige Offizier erfahren, der Schulden halber nach den Vereinigten Staaten durchbrannte und dort Hausknecht oder Stiefelputzer wurde. Herr Eugen Richter l&auml;&szlig;t sogar in einer seiner Brosch&uuml;ren an der Stiefelputzfrage den "sozialistischen Reichskanzler" st&uuml;rzen und den "sozialistischen Zukunftsstaat" aus dem Leim gehen. Der "sozialistische Reichskanzler" weigert sich n&auml;mlich, die Stiefel sich selbst zu putzen, und das ist sein Ungl&uuml;ck. Die Gegner haben sich an dieser <A NAME="S514"><B>|514|</A></B> Schilderung weidlich erg&ouml;tzt und damit nur Zeugnis abgelegt von der Bescheidenheit ihrer Anspr&uuml;che an eine Kritik des Sozialismus. Herr Eugen Richter mu&szlig;te den Schmerz noch erleben, da&szlig; nicht nur einer seiner eigenen Parteigenossen in N&uuml;rnberg bald nach Herausgabe seiner Brosch&uuml;re eine<I> Stiefelwichsmaschine</I> erfand, sondern da&szlig; auch 1895 auf der Chikagoer Weltausstellung eine<I> elektrische Stiefelwichsmaschine</I> ausgestellt war, die dieses Gesch&auml;ft in der vollkommensten Weise besorgte. So ist der Haupteinwurf, den Richter und Treitschke gegen die sozialistische Gesellschaft erhoben, durch eine Erfindung, die sogar in der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft gemacht wurde, praktisch &uuml;ber den Haufen geworfen worden. </P>
<P>Die revolution&auml;re Umgestaltung, die alle Lebensbeziehungen der Menschen von Grund aus &auml;ndert und insbesondere auch die Stellung der Frau ver&auml;ndert, vollzieht sich also bereits vor unseren Augen. Es ist nur eine Frage der<I> Zeit</I>, da&szlig; die Gesellschaft diese Umgestaltung in gr&ouml;&szlig;tem Ma&szlig;stabe in die Hand nimmt und den Umwandlungsproze&szlig; beschleunigt und verallgemeinert<I> und damit alle ohne Ausnahme an seinen zahllosen vielgestaltigen Vorteilen teilnehmen l&auml;&szlig;t</I>.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von August Bebel</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> "Der Mensch, welcher sein Leben lang rechtlich und in angestrengter T&auml;tigkeit bis zum Greisenalter verbracht hatte, soll in seinem Alter weder von der Gnade seiner Kinder noch der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft leben. Ein unabh&auml;ngiges, sorgenfreies und m&uuml;heloses Alter ist der naturgem&auml;&szlig;este Lohn f&uuml;r die unausgesetzten Anstrengungen in den Tagen der Kraft und Gesundheit." v. Th&uuml;nen, Der isolierte Staat. Aber wie sieht's in der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft aus? Millionen sehen mit Grauen der Zeit entgegen, wo sie, alt geworden, aufs Pflaster geworfen werden. Und unser Industriesystem macht die Menschen fr&uuml;hzeitig alt. Die vielger&uuml;hmte Alters- und Invalidenversorgung im Deutschen Reiche gew&auml;hrt nur einen sehr d&uuml;rftigen Ersatz, das geben selbst ihre eifrigsten Verteidiger zu. Ihre Hilfeleistungen sind noch viel unzul&auml;nglicher als die Pensionen, welche die Gemeinwesen der gro&szlig;en Mehrzahl der pensionierten Beamten gew&auml;hren. <A HREF="beaa_503.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> "Da&szlig; dem tats&auml;chlich so ist, best&auml;tigen Ern&auml;hrungsversuche, &uuml;ber die neuerdings zwei italienische Forscher berichten. Es wurde der Stoffwechsel einer Bev&ouml;lkerung untersucht, welche seit alten Zeiten ausschlie&szlig;lich von vegetabilischer Nahrung lebt. Eine solche l&auml;ndliche Bev&ouml;lkerung, die in erb&auml;rmlichen &ouml;konomischen Verh&auml;ltnissen lebt, findet sich im S&uuml;den Italiens, in den Abruzzen. Ihre Nahrung besteht aus Maismehl, Gem&uuml;se und Oliven&ouml;l. Sie genie&szlig;en keine Milch, K&auml;se, Eier. Fleisch kommt nur drei- bis viermal im Jahre auf ihren Tisch. Es wurde nun versuchsweise Fleisch zu ihrer Kost gef&uuml;gt, und zwar wurden 15 Tage lang jeder Person 100 Gramm Fleisch und w&auml;hrend weiterer 15 Tage 200 Gramm Fleisch gegeben. Es zeigte sich nun, 'da&szlig; die Assimilationsprozesse - also die Aufnahme der Nahrung im Darmkanal - sich erheblich g&uuml;nstiger gestalteten. Die zuvor ungemein gro&szlig;en Verluste an Nahrungsstoffen, die den K&ouml;rper ungenutzt verlie&szlig;en, verminderten sich auf ein ganz geringes Ma&szlig;. Nicht nur das neu zugef&uuml;gte tierische Eiwei&szlig; wurde vollkommen aufgenommen, sondern auch die mitgenossene vegetabilische Nahrung wurde viel vollkommener als zuvor ausgen&uuml;tzt. Dies ist um so bemerkenswerter, als sie schlecht verdaulich war, fast ausschlie&szlig;lich von Mais herr&uuml;hrte, der viel Zellulose enth&auml;lt.'" <a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07078&dok=1908-09a&f=190809a_0909&l=190809a_0917" target="_blank" title="online bei der FES (Friedrich-Ebert-Stiftung)">http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07078&dok=1908-09a&f=190809a_0909&l=190809a_0917</a>Dr. med. Alejandro Lipsch&uuml;tz, Eine Reform unserer Ern&auml;hrung? in "Neue Zeit", 27. Jahrgang 1908-1909, 1. Band (1909), Heft 25, Seiten 909-917, <a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07078&dok=1908-09a&f=190809a_0909&l=190809a_0917&c=190809a_0915" target="_blank" title="die Seite mit dem Zitierten online bei der FES (Friedrich-Ebert-Stiftung)">das zitierte auf Seite 915</a>.
<A HREF="beaa_503.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> A Lipsch&uuml;tz, <a href="http://library.fes.de/cgi-bin/neuzeit.pl?id=07.07078&dok=1908-09a&f=190809a_0909&l=190809a_0917&c=190809a_0914" target="_blank" title="">a.a.O., S. 914 bis 915</a>.
<A HREF="beaa_503.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> "Die bodenst&auml;ndige Ern&auml;hrung ist meist fast ausschlie&szlig;lich eine vegetabilische mit geringer Beigabe animalischer Substanzen. Fleisch ist in der Bauernkost oft sehr wenig vertreten. Es wird heute von niemand geleugnet werden k&ouml;nnen, da&szlig; man auch auf diese Weise wohl leben kann. Ja, auch die ausschlie&szlig;lich vegetabilische Kost, welche bei sachgem&auml;&szlig;er Auswahl auch dem Geschmack eine gro&szlig;e Abwechslung bietet, ist mit dem Wohlbefinden durchaus vereinbar. Aber es macht sich unverkennbar weit &uuml;ber alle Kontinente ein anderes Verlangen geltend, die bodenst&auml;ndige einfache Volksern&auml;hrung wird verlassen, man verlangt nach einer Mehrung geschmackgebender Zutaten und Nahrungsmittel, und dazu geh&ouml;rt das in der K&uuml;che so hundertf&auml;ltig verwertbare Fleisch. Dies Dr&auml;ngen nach Ver&auml;nderung der Kost sieht man &uuml;berall, und wie einfache Sitten, Gewohnheiten, Volkstrachten schwinden, so werden auch die &auml;lteren Ern&auml;hrungsformen bek&auml;mpft. Diese Umw&auml;lzung macht sich in allen L&auml;ndern geltend; auch in Japan, wo fr&uuml;her die eigenartige Landeskost herrschte, verdr&auml;ngt die europ&auml;ische Kost das alte Regime, und die Marine hat sogar die neue Kost eingef&uuml;hrt, weil diese kompendi&ouml;ser und f&uuml;r den arbeitenden Mann sich im Dienste besser erwies. Es ist ein allgemeines Streben, zu dieser konzentrierten, fettreichen und geschmackskr&auml;ftigen Kost zu gelangen." M. Rubner, Volksern&auml;hrungsfragen. S. 31 bis 32. Leipzig 1908. <A HREF="beaa_503.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Die Assmilierf&auml;higkeit der Speisen f&uuml;r den einzelnen ist ma&szlig;gebend. Niemeyer, Gesundheitslehre. <A HREF="beaa_503.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Heinrich Heine, Deutschland, ein Winterm&auml;rchen. <A HREF="beaa_503.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> Von 2.521 im Jahre 1908 in Wilmersdorf entstandenen Wohnungen hatten: </P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER>
<TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=290>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<P><FONT SIZE=2>Zentralheizung</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.001 oder 59,71 Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Warmwasserversorgung</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.375 oder 54,46 Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Elektrisches Licht</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">1.288 oder 51,09 Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Badezimmer</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">2.063 oder 81,83 Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Fahrstuhl</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">699 oder 27,73 Prozent</FONT></TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="52%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P>Staubsauger</FONT></TD>
<TD WIDTH="48%" VALIGN="TOP">
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">304 oder 12,06 Prozent</FONT></TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Gas gab es in s&auml;mtlichen Wohnungen. </P>
<P>In und um Berlin bestehen auch bereits mehrere gro&szlig;e Eink&uuml;chenh&auml;user. Hier wird in der gemeinsamen K&uuml;che das Essen f&uuml;r s&auml;mtliche Hausbewohner hergestellt. So tr&auml;gt die b&uuml;rgerliche Gesellschaft bereits auf allen Gebieten die Keime f&uuml;r die sozialistische Umgestaltung der Gesellschaft in sich: "Die Gartenstadt der Zukunft wird neben dem Gemeindehaus mit der Gas-, Elektrizit&auml;ts- und Heizungszentrale, den Schulen und Versammlungsr&auml;umen auch die Zentralk&uuml;che der ganzen Gemeinde aufzuweisen haben. Unm&ouml;glich ist es dann nicht, da&szlig; die G&auml;nge, in denen die Lichtkabel und die Heizr&ouml;hren liegen, zu rechteckigen Sch&auml;chten erweitert<I> </I>werden, in denen das Essen auf automatischen kleinen Wagen, &auml;hnlich wie die geplanten elektrischen unterirdischen Briefposten zwischen den Haupt&auml;mtern in den Gro&szlig;st&auml;dten, direkt auf telephonischen Anruf in die Wohnungen bef&ouml;rdert wird. Das ist weit weniger schwierig und weit leichter erreichbar als die vor kurzem noch so utopisch erscheinende L&ouml;sung des Flugproblems." E. Lilienthal, Reform der Hausarbeit. Dokumente des Fortschritts, Heft 9. 1909. <A HREF="beaa_503.htm#ZF7">&lt;=</A></P></BODY>
</HTML>