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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx/Friedrich Engels - Bluecher</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me14_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Aufs&auml;tze f&uuml;r "The New American Cyclop&aelig;dia"</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 170-186.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 22.08.1998.</P>
</FONT><H2>Karl Marx/Friedrich Engels</H2>
<H1>Bl&uuml;cher</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben 22. September bis 30. Oktober 1857.<BR>
Aus dem Englischen. </P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P><A NAME="S170">["The New American Cyclop&aelig;dia", Band III]</P>
</FONT><B><P>&lt;170&gt;</A></B> <I>Bl&uuml;cher</I>, Gebhard Leberecht von, F&uuml;rst von Wahlstatt, preu&szlig;ischer Feldmarschall, wurde am 16. Dezember 1742 in Rostock, Mecklenburg. Schwerin, geboren und starb in Krieblowitz in Schlesien am 12. September 1819. Er wurde 1754 als Knabe nach der Insel R&uuml;gen geschickt und trug sich dort heimlich in ein schwedisches Husarenregiment als F&auml;hnrich ein, um gegen Friedrich II. von Preu&szlig;en zu dienen. Im Feldzug von 1758 gefangengenommen, wurde er nach einem Jahr Gefangenschaft und nach seiner Entlassung aus dem schwedischen Dienst &uuml;berredet, in die preu&szlig;ische Armee einzutreten. Am 3. M&auml;rz 1771 ernannte man ihn zum Stabsrittmeister der Kavallerie. Als im Jahre 1778 Rittmeister von J&auml;gerfeld, ein unehelicher Sohn des Markgrafen von Schwedt, an seiner Statt auf den vakanten Posten des Majors berufen wurde, schrieb er an Friedrich II.:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sire, der von J&auml;gerfeld, der kein anderes Verdienst hat, als der Sohn des Markgrafen von Schwedt zu sein, ist mir vorgezogen worden. Ich bitte Ew. Majest&auml;t um meinen Abschied."</P>
</FONT><P>Als Antwort befahl Friedrich II., ihn ins Gef&auml;ngnis zu werfen, doch als sich Bl&uuml;cher trotz der aus irgendeinem Grunde hinausgez&ouml;gerten Strafe weigerte, seinen Brief zur&uuml;ckzunehmen, bewilligte der K&ouml;nig seine Eingabe in einer Note folgenden Inhalts: "Der Rittmeister von Bl&uuml;cher kann sich zum Teufel scheren." Er zog sich nun nach Polnisch-Schlesien zur&uuml;ck, heiratete bald darauf, wurde Landwirt, erwarb ein kleines Gut in Pommern und nach dem Tode Friedrichs II. trat er wieder in sein ehemaliges Regiment als Major ein, unter der ausdr&uuml;cklichen Bedingung, da&szlig; seine Ernennung auf das Jahr 1779 zur&uuml;ckdatiert wurde. Einige Monate sp&auml;ter starb seine Frau. Nachdem er an der unblutigen Invasion Hollands teilgenommen hatte, wurde er am 3. Juni 1788 zum Oberstleutnant ernannt. Am 20. August 1790 wurde er Oberst und Kommandeur des 1. Bataillons jenes Husarenregiments, in das er 1760 eingetreten war.</P>
<B><P><A NAME="S171">&lt;171&gt;</A></B> W&auml;hrend der Kampagne in der Pfalz gegen das republikanische Frankreich im Jahre 1794 zeichnete er sich als F&uuml;hrer der leichten Kavallerie aus. Nach dem siegreichen Gefecht von Kirrweiler am 28. Mai 1794, zum Generalmajor bef&ouml;rdert, sicherten ihm die K&auml;mpfe von Luxemburg, Kaiserslautern, Morschheim, Weidenthal, Edesheim und Edenkoben ein steigendes Ansehen. W&auml;hrend er die Franzosen durch freche coups de main und erfolgreiche Unternehmungen in best&auml;ndigem Alarm hielt, vers&auml;umte er niemals, das Hauptquartier mit den besten Nachrichten &uuml;ber die Bewegung des Feindes zu versehen. Sein w&auml;hrend des Feldzugs geschriebenes Tagebuch, das 1796 von seinem Adjutanten Graf Goltz ver&ouml;ffentlicht wurde, wird trotz des ungef&uuml;gen Stils als klassisches Werk &uuml;ber den Vorposten- und Patrouillendienst betrachtet. Nach dem Baseler Frieden heiratete Bl&uuml;cher wieder. Als Friedrich Wilhelm III. auf den Thron kam, ernannte er Bl&uuml;cher zum Generalleutnant; in dieser Eigenschaft besetzte er Erfurt, M&uuml;hlhausen und M&uuml;nster und war dort als Gouverneur eingesetzt. 1805 wurde von ihm ein kleines Korps bei Bayreuth zusammengestellt, um die unmittelbaren Auswirkungen der Schlacht von Austerlitz f&uuml;r Preu&szlig;en zu beobachten, n&auml;mlich die Besetzung des F&uuml;rstentums Ansbach durch das Korps Bernadottes.</P>
<P>Im Jahre 1806 f&uuml;hrte er die preu&szlig;ische Avantgarde in der Schlacht bei Auerstedt.<B> </B>Sein Angriff wurde jedoch durch das f&uuml;rchterliche Feuer der Artillerie Davouts gebrochen, und sein Rat, den Angriff mit neuen Kr&auml;ften und der gesamten Kavallerie zu wiederholen, wurde vom preu&szlig;ischen K&ouml;nig abgelehnt. Nach der doppelten Niederlage bei Auerstedt und Jena zog er sich elbabw&auml;rts zur&uuml;ck, w&auml;hrend Napoleon den Hauptteil der preu&szlig;ischen Armee in einer einzigen wilden Jagd von Jena nach Stettin trieb. Auf seiner R&uuml;ckzugsbewegung nahm Bl&uuml;cher die Reste verschiedener Korps auf, wodurch seine Armee auf ungef&auml;hr 25.000 Mann anwuchs. Sein R&uuml;ckzug nach L&uuml;beck vor den vereinigten Kr&auml;ften von Soult, Bernadotte und Murat bildet eine der wenigen ehrenvollen Episoden in dieser Epoche deutscher Erniedrigung. Da L&uuml;beck neutrales Territorium war, forderte er dadurch, da&szlig; er die Stra&szlig;en dieser offenen Stadt zum Schauplatz eines erbitterten Kampfes machte und sie einer dreit&auml;gigen Pl&uuml;nderung durch die franz&ouml;sische Soldateska aussetzte, zur sch&auml;rfsten Verurteilung seiner Handlungsweise heraus; doch unter den bestehenden Verh&auml;ltnissen war es das wichtigste, dem deutschen Volk zumindest ein Beispiel entschlossenen Widerstandes zu geben. Aus L&uuml;beck hinausgeworfen, mu&szlig;te er schlie&szlig;lich am 7. November 1806 in der Ebene von Ratekau kapitulieren, stellte aber die ausdr&uuml;ckliche Bedingung, da&szlig; schriftlich festgehalten werde, die &Uuml;ber- <A NAME="S172"><B>&lt;172&gt;</A></B> gabe sei durch "Mangel an Waffen und Lebensmitteln" verursacht worden. Auf sein Ehrenwort hin freigelassen, ging er nach Hamburg, um dort in der Gesellschaft seiner S&ouml;hne die Zeit mit Kartenspielen, Rauchen und Trinken totzuschlagen. Nachdem er gegen General Victor ausgetauscht worden war, wurde er zum Generalgouverneur von Pommern ernannt; doch einer der geheimen Artikel in dem B&uuml;ndnis, das am 24. Februar 1812 von Preu&szlig;en mit Napoleon abgeschlossen wurde, bestimmte die Entlassung Bl&uuml;chers aus dem Dienst ebenso wie die Scharnhorsts und anderer hervorragender preu&szlig;ischer Patrioten. Um diese offizielle Ungnade zu mildern, &uuml;bereignete ihm der K&ouml;nig heimlich das sch&ouml;ne Gut Kunzendorf in Schlesien.</P>
<P>In den Jahren, die die Periode des &Uuml;bergangs vom Tilsiter Frieden zu den deutschen Freiheitskriegen kennzeichneten, w&auml;hlten Scharnhorst und Gneisenau, die Leiter des Tugendbundes, die einen Volkshelden haben wollten, Bl&uuml;cher daf&uuml;r aus. Bei der Verbreitung seines Ruhmes unter den Massen hatten sie so guten Erfolg, da&szlig; sie, als Friedrich Wilhelm III. in der Proklamation vom 17. M&auml;rz 1813 die Preu&szlig;en zu den Waffen rief, stark genug waren, ihn dem K&ouml;nig als Oberkommandierenden der preu&szlig;ischen Armee aufzuzwingen. In den wacker durchfochtenen, aber f&uuml;r die Verb&uuml;ndeten ungl&uuml;cklich verlaufenen Schlachten von L&uuml;tzen und Bautzen k&auml;mpfte Bl&uuml;cher unter dem Kommando von Wittgenstein. W&auml;hrend des R&uuml;ckzugs der verb&uuml;ndeten Armeen von Bautzen nach Schweidnitz lag er bei Haynau im Hinterhalt, aus dem er mit seiner Kavallerie &uuml;ber die vorgeschobenen franz&ouml;sischen Garden unter Maison herfiel, der dabei 1.500 Mann und 11 Gesch&uuml;tze verlor. Durch diesen &Uuml;berfall hob Bl&uuml;cher den Kampfgeist der preu&szlig;ischen Armee und veranla&szlig;te Napoleon bei der Verfolgung zu gr&ouml;&szlig;ter Vorsicht.</P>
<P>Bl&uuml;chers Kommando &uuml;ber eine selbst&auml;ndige Armee beginnt mit Ablauf des Waffenstillstandes von Trachenberg am 10. August 1813. Die verb&uuml;ndeten Monarchen hatten damals ihre Streitkr&auml;fte in 3 Armeen geteilt; die Nordarmee unter Bernadotte, die entlang der unteren Elbe aufgestellt war, die Hauptarmee, die durch B&ouml;hmen vorr&uuml;ckte; und die Schlesische Armee mit Bl&uuml;cher als Oberkommandierenden, von Gneisenau als Chef des Stabes und M&uuml;ffling als Oberquartiermeister unterst&uuml;tzt. Diese beiden M&auml;nner, die ihm im gleichen Rang bis zum Frieden im Jahre 1815 beigegeben waren, lieferten alle seine strategischen Pl&auml;ne. M&uuml;ffling erkl&auml;rt,</P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; der alte F&uuml;rst Bl&uuml;cher von der Kriegf&uuml;hrung gar nichts verstand, ja so wenig, da&szlig;, wenn ihm ein Plan zur Genehmigung vorgelegt wurde, selbst wenn er eine unbedeutende Operation betraf, er sich kein klares Bild davon machen und kein Urteil dar&uuml;ber f&auml;llen konnte, ob er gut oder schlecht war".</P>
</FONT><B><P><A NAME="S173">&lt;173&gt;</A></B> Wie viele der Marsch&auml;lle Napoleons war er nicht imstande, eine Karte zu lesen. Die Schlesische Armee war aus drei corps d'arm&eacute;e zusammengesetzt: 40.000 Russen unter Graf Langeron, 16.000 Mann unter Baron von Sacken und ein preu&szlig;isches Korps von 40.000 Mann unter General York. Bl&uuml;chers Stellung an der Spitze dieser heterogenen Armee war &auml;u&szlig;erst schwierig. Langeron, der schon eine selbst&auml;ndige Befehlsgewalt ausge&uuml;bt hatte und dem es widerstrebte, unter einem ausl&auml;ndischen General zu dienen, war &uuml;berdies bekannt, da&szlig; Bl&uuml;cher geheime Order erhalten hatte, sich auf die Defensive zu beschr&auml;nken, aber er hatte &uuml;berhaupt keine Ahnung, da&szlig; letzterer am 1. August in einer Unterredung mit Barclay de Tolly bei Reichenbach die Erlaubnis erlangt hatte, den Umst&auml;nden entsprechend zu handeln. So hielt sich Langeron f&uuml;r berechtigt, Befehle immer dann zu mi&szlig;achten, wenn der Oberkommandierende von dem vereinbarten Plan abzuweichen schien, und in dieser rebellischen Haltung wurde er von General York kr&auml;ftig unterst&uuml;tzt.</P>
<P>Die aus dieser Lage der Dinge heraufziehende Gefahr wurde immer drohender, bis die Schlacht an der Katzbach Bl&uuml;cher jene Gewalt &uuml;ber seine Armee gab, die sie bis vor die Tore von Paris f&uuml;hrte. Marschall Macdonald, von Napoleon beauftragt, die Schlesische Armee in das Innere Schlesiens zur&uuml;ckzutreiben, begann am 26. August die Schlacht mit einem Angriff auf Bl&uuml;chers Vorposten, die von Prausnitz bis Kroitsch standen, wo die Nei&szlig;e in die Katzbach flie&szlig;t. Die sogenannte Schlacht an der Katzbach bestand in Wirklichkeit aus 4 verschiedenen Treffen. Das erste war die Vertreibung von ungef&auml;hr 8 franz&ouml;sischen Bataillonen, die kaum ein Zehntel der feindlichen Kr&auml;fte ausmachten, von einem Plateau hinter einer Erhebung auf dem rechten Ufer der Nei&szlig;e durch einen Bajonettangriff, und dieser f&uuml;hrte zu Ergebnissen, die in gar keinem Verh&auml;ltnis zu seiner eigentlichen Bedeutung standen, und zwar aus folgenden Gr&uuml;nden:</P>
<P>Die von dem Plateau fliehenden Truppen wurden nicht bei Niedercrayn gesammelt und hinter der Katzbach bei Kroitsch belassen - in diesem Fall h&auml;tte ihre Flucht &uuml;berhaupt keinen Einflu&szlig; auf den anderen Teil der franz&ouml;sischen Armee gehabt;</P>
<P>die unter Sacken und Langeron auf dem linken Ufer der Nei&szlig;e stehenden Korps brachten dem Feind bis zum Einbruch der Nacht verschiedene Niederlagen bei;</P>
<P>Marschall Macdonald, der pers&ouml;nlich auf dem linken Ufer der Nei&szlig;e kommandierte, hatte sich gegen Langerons Angriffe bis 7 Uhr abends nur schwach verteidigt und lie&szlig; seine Truppen sofort nach Sonnenuntergang in einem solchen Zustand der Ersch&ouml;pfung nach Goldberg marschieren, <A NAME="S174"><B>&lt;174&gt;</A></B> da&szlig; sie nicht mehr k&auml;mpfen konnten und dem Feind in die H&auml;nde fallen mu&szlig;ten;</P>
<P>und schlie&szlig;lich, auf Grund der Witterungsverh&auml;ltnisse in dieser Jahreszeit, lie&szlig;en heftige Regenf&auml;lle die sonst unbedeutenden Fl&uuml;sse, die die fl&uuml;chtenden Franzosen &uuml;berqueren mu&szlig;ten - die Nei&szlig;e, die Katzbach, die Deichsel und die Bober -, zu rei&szlig;enden Str&ouml;men anschwellen und machten die Stra&szlig;en beinahe unpassierbar. So geschah es, da&szlig; die an sich unbedeutende Schlacht an der Katzbach in den Bergen an der linken Flanke der Schlesischen Armee mit Unterst&uuml;tzung der Landwehr dazu f&uuml;hrte, da&szlig; 18.000 bis 20.000 Mann gefangengenommen sowie &uuml;ber 200 Gesch&uuml;tze und mehr als 300 Munitions-, Kranken- und Bagagewagen mit Bagage etc. erbeutet wurden.</P>
<P>Nach der Schlacht setzte Bl&uuml;cher alles daran, seine Streitkr&auml;fte anzuspornen, ihre &auml;u&szlig;erste Kraft f&uuml;r die Verfolgung des Feindes aufzubieten, wobei er ihnen mit Recht vor Augen hielt, da&szlig; sie sich, wenn sie "t&uuml;chtig darauf losgehen, eine neue Schlacht sparen". Am 3. September &uuml;berschritt er mit seiner Armee die Nei&szlig;e, und am 4. marschierte er durch Bischofswerda, um sich in Bautzen zu sammeln. Durch diese Bewegung rettete er die Hauptarmee, die, am 27. August in Dresden geschlagen und zum R&uuml;ckzug &uuml;ber das Erzgebirge gezwungen, nun aus einer gef&auml;hrlichen Lage befreit worden war; Napoleon war infolgedessen gezwungen, mit Verst&auml;rkungen nach Bautzen vorzur&uuml;cken, um dort die Armee aufzunehmen, die an der Katzbach geschlagen worden war, und der Schlesischen Armee eine Schlacht zu liefern. W&auml;hrend Bl&uuml;cher im S&uuml;dosten Sachsens am rechten Ufer der Elbe stand, wich er stets einer Schlacht, wenn sie von Napoleon angeboten wurde, durch eine Reihe von R&uuml;ckz&uuml;gen und Vorm&auml;rschen aus, aber k&auml;mpfte, wenn er einzelnen Detachements der franz&ouml;sischen Armee gegen&uuml;berstand. Am 22., 23. und 24. September f&uuml;hrte er einen Flankenmarsch rechts vom Feinde durch, wobei er in Eilm&auml;rschen zur unteren Elbe, in die N&auml;he der Nordarmee, vorr&uuml;ckte. Am 2. Oktober schlug er eine Pontonbr&uuml;cke &uuml;ber die Elbe bei Elster und setzte am Morgen des 3. seine Armee &uuml;ber. Diese Bewegung, die nicht nur k&uuml;hn, sondern sogar waghalsig war, da er seine Verbindungslinien vollst&auml;ndig aufgab, war durch h&ouml;here politische Gr&uuml;nde bedingt und f&uuml;hrte schlie&szlig;lich zur Schlacht bei Leipzig, welche die langsame und &uuml;bervorsichtige Hauptarmee nie gewagt h&auml;tte, wenn nicht Bl&uuml;cher gewesen w&auml;re.</P>
<P>Die Nordarmee unter dem Oberbefehl Bernadottes war ungef&auml;hr 90.000 Mann stark, und es war daher von gr&ouml;&szlig;ter Bedeutung, da&szlig; sie nach Sachsen marschierte. Durch Bl&uuml;chers enge Verbindung mit B&uuml;low und <A NAME="S175"><B>&lt;175&gt;</A></B> Wintzingerode, den Befehlshabern des preu&szlig;ischen und des russischen Korps, die einen Teil der Nordarmee bildeten, erhielt Bl&uuml;cher die &uuml;berzeugendsten Beweise, da&szlig; Bernadotte mit den Franzosen lieb&auml;ugelte und da&szlig; es unm&ouml;glich war, ihn zu irgendeiner Aktivit&auml;t zu bewegen, solange er allein auf einem separaten Kriegsschauplatz blieb. B&uuml;low und Wintzingerode erkl&auml;rten sich bereit, auch entgegen Bernadotte zu handeln, doch verlangten sie daf&uuml;r die Unterst&uuml;tzung von 100.000 Mann. Daher entschlo&szlig; sich Bl&uuml;cher zu seinem Flankenmarsch, auf dem er bestand, obwohl er von den Monarchen Befehle hatte, sich nahe an ihre Linke gegen B&ouml;hmen zu halten. Er war von dieser Absicht auch durch die Hindernisse nicht abzubringen, die ihm Bernadotte systematisch in den Weg legte, selbst nachdem die Schlesische Armee die Elbe &uuml;berquert hatte. Bevor Bl&uuml;cher Bautzen verlie&szlig;, sandte er einen Offizier vertraulich zu Bernadotte, um mitteilen zu lassen, da&szlig; er, da die Nordarmee allein zu schwach w&auml;re, um am linken Ufer der Elbe zu operieren, mit der Schlesischen Armee kommen w&uuml;rde und bei Elster am 3. Oktober &uuml;bersetzen werde; er fordere Bernadotte deshalb auf, zur gleichen Zeit die Elbe zu &uuml;berschreiten und mit ihm nach Leipzig vorzur&uuml;cken. Da Bernadotte diese Botschaft nicht beachtete und der Feind Wartenburg gegen&uuml;ber Elster besetzte, trieb Bl&uuml;cher diesen erst aus der Stadt hinaus und begann dann zum Schutz vor einem eventuellen &Uuml;berfall durch Napoleons gesamte Kr&auml;fte ein befestigtes Lager von Wartenburg bis Bleddin aufzuschlagen. Dann stie&szlig; er gegen die Mulde vor.</P>
<P>Am 7. Oktober wurde in einer Unterredung mit Bernadotte vereinbart, da&szlig; beide Armeen nach Leipzig marschieren sollten. Am 9. Oktober, w&auml;hrend sich die Schlesische Armee auf den Marsch vorbereitete, bestand Bernadotte, nachdem er vom Vorr&uuml;cken Napoleons auf der Mei&szlig;ener Stra&szlig;e geh&ouml;rt hatte, auf einen R&uuml;ckzug hinter die Elbe und willigte nur unter der Bedingung ein, auf ihrem linken Ufer zu bleiben, wenn sich Bl&uuml;cher entschl&ouml;sse, mit ihm gemeinsam die Saale zu &uuml;berqueren, um hinter diesem Flu&szlig; Stellung zu beziehen. Obwohl die Schlesische Armee durch diese Bewegung von neuem ihre Verbindungslinie aufgab, willigte Bl&uuml;cher ein, da sonst die Nordarmee f&uuml;r die Verb&uuml;ndeten effektiv verloren gewesen w&auml;re. Am 10. Oktober stand die gesamte Schlesische Armee mit der Nordarmee vereint auf dem linken Ufer der Mulde, deren Br&uuml;cken zerst&ouml;rt waren. Jetzt erkl&auml;rte Bernadotte, da&szlig; ein R&uuml;ckzug nach Bernburg n&ouml;tig geworden sei, und Bl&uuml;cher, der nur im Auge hatte, ihn davon abzuhalten, auf das rechte Ufer der Elbe zur&uuml;ckzugehen, gab wieder nach unter der Bedingung, da&szlig; Bernadotte die Saale bei Wettin &uuml;berqueren und dort Stellung beziehen solle. Am 11 Oktober, als seine Kolonnen gerade die <A NAME="S176"><B>&lt;176&gt;</A></B> Chaussee von Magdeburg nach Halle passierten, erhielt Bl&uuml;cher die Nachricht, da&szlig; Bernadotte trotz seines eindeutigen Versprechens bei Wettin keine Br&uuml;cke gebaut h&auml;tte, sondern entschlossen w&auml;re, diese Chaussee in Eilm&auml;rschen entlangzuziehen.</P>
<P>Napoleon sah, da&szlig; die Nordarmee und die Schlesische Armee einer Schlacht auswichen, die er ihnen durch eine Konzentration bei D&uuml;ben angeboten hatte, und wu&szlig;te, da&szlig; das ohne einen R&uuml;ckzug &uuml;ber die Elbe nicht zu vermeiden war; er wu&szlig;te aber gleichzeitig auch, da&szlig; er bis zu einem Zusammentreffen mit der Hauptarmee nur noch 4 Tage Zeit hatte und dann zwischen zwei Feuer geraten w&uuml;rde; deshalb unternahm er einen Marsch auf das rechte Elbufer nach Wittenberg zu, um durch dieses T&auml;uschungsman&ouml;ver die Nordarmee und die Schlesische Armee &uuml;ber die Elbe zu ziehen und dann einen schnellen Schlag gegen die Hauptarmee zu f&uuml;hren. Bernadotte, der um seine Verbindungslinien mit Schweden besorgt war, gab auch wirklich seiner Armee den Befehl, &uuml;ber eine bei Aken gebaute Br&uuml;cke ohne Verzug auf das rechte Ufer der Elbe zu setzen, und am gleichen Tage, dem 13. Oktober, informierte er Bl&uuml;cher, da&szlig; der Zar Alexander ihn (Bl&uuml;cher) aus gewissen wichtigen Gr&uuml;nden unter seinen Befehl gestellt habe. Dementsprechend forderte er ihn auf, seinen Bewegungen auf das rechte Ufer der Elbe zu folgen. H&auml;tte Bl&uuml;cher bei dieser Gelegenheit weniger Entschlu&szlig;kraft gezeigt und w&auml;re er der Nordarmee gefolgt, so w&auml;re der Feldzug verloren gewesen, denn dann w&auml;ren die Schlesische und die Nordarmee, zusammen ungef&auml;hr 200.000 Mann, in der Schlacht bei Leipzig nicht dabei gewesen. Er schrieb Bernadotte als Antwort, da&szlig; Napoleon nach all seinen Informationen gar nicht daran denke, den Schauplatz des Krieges auf das rechte Elbufer zu verlegen, sondern sie irref&uuml;hren wolle. Zugleich beschwor er Bernadotte, seine beabsichtigte Bewegung &uuml;ber die Elbe aufzugeben. Nachdem Bl&uuml;cher inzwischen immer wieder und wieder die Hauptarmee aufgefordert hatte, nach Leipzig vorzusto&szlig;en, und vorgeschlagen hatte, dort mit ihr zusammenzutreffen, erhielt er endlich am 15. Oktober die langerwartete Zustimmung. Er r&uuml;ckte sofort nach Leipzig vor, w&auml;hrend sich Bernadotte nach Petersberg zur&uuml;ckzog. Auf seinem Marsch von Halle nach Leipzig am 16. Oktober schlug Bl&uuml;cher bei M&ouml;ckern das 6. franz&ouml;sische Armeekorps unter Marmont in einer hei&szlig;en Schlacht, in der er 54 Gesch&uuml;tze erbeutete. Er sandte Bernadotte, der am ersten Tag der Schlacht bei Leipzig nicht zugegen war, unverz&uuml;glich einen Bericht &uuml;ber den Ausgang des Kampfes. Am zweiten Kampftage, dem 17. Oktober, vertrieb Bl&uuml;cher den Feind vom rechten Ufer der Parthe mit Ausnahme einiger H&auml;user und Verschanzungen nahe dem Halleschen Tor. Am 18. hatte er <A NAME="S177"><B>&lt;177&gt;</A></B> bei Tagesanbruch mit Bernadotte bei Breitenfeld eine Konferenz, und dieser erkl&auml;rte, auf dem linken Ufer der Parthe nicht angreifen zu k&ouml;nnen, wenn Bl&uuml;cher ihm nicht f&uuml;r diesen Tag 30.000 Mann der Schlesischen Armee g&auml;be. Bl&uuml;cher, der nur das Gesamtinteresse im Auge hatte, stimmte ohne Z&ouml;gern zu, doch unter der Bedingung, da&szlig; er selbst bei diesen 30.000 Mann bleiben und damit ihr kraftvolles Zusammenwirken bei dem Angriff sichern k&ouml;nne.</P>
<P>Nach dem endg&uuml;ltigen Sieg am 19. Oktober und w&auml;hrend des ganzen R&uuml;ckzuges Napoleons von Leipzig zum Rhein wurde dieser nur von Bl&uuml;cher ernsthaft verfolgt. W&auml;hrend sich die kommandierenden Generale am 19. Oktober mit den Monarchen auf dem Leipziger Marktplatz trafen und wertvolle Zeit mit gegenseitigen Komplimenten verschwendeten, war seine Schlesische Armee bereits auf dem Marsch nach L&uuml;tzen, um den Feind zu verfolgen. Auf dem Marsch von L&uuml;tzen nach Wei&szlig;enfels holte ihn Prinz Wilhelm von Preu&szlig;en ein, um ihm die Ernennung zum preu&szlig;ischen Feldmarschall zu &uuml;berbringen. Die verb&uuml;ndeten Monarchen hatten es Napoleon erm&ouml;glicht, einen Vorsprung zu gewinnen, der nie wieder eingeholt werden konnte, denn von Eisenach an sah sich Bl&uuml;cher jeweils nachmittags an der Stelle, die Napoleon am Morgen verlassen hatte. Als er gerade nach K&ouml;ln marschieren wollte, um dort den Rhein zu &uuml;berschreiten, wurde er zur&uuml;ckgerufen, um Mainz auf dem linken Ufer einzuschlie&szlig;en; seine schnelle Verfolgung bis zum Rhein hatte den Rheinbund auseinandergerissen und dessen Truppen von den franz&ouml;sischen Divisionen gel&ouml;st, in deren Reihen sie noch immer standen. W&auml;hrend das Hauptquartier der Schlesischen Armee bei H&ouml;chst aufgeschlagen wurde, marschierte die Hauptarmee den Oberrhein entlang. So endete der Feldzug von 1813, dessen Erfolg lediglich Bl&uuml;chers k&uuml;hnem Unternehmungsgeist und seiner eisernen Energie zuzuschreiben ist.</P>
<P>Die Verb&uuml;ndeten waren sich &uuml;ber den jetzt zu befolgenden Operationsplan uneinig; die einen schlugen vor, am Rhein zu bleiben und dort eine Defensivstellung einzunehmen; die anderen wollten &uuml;ber den Rhein gehen und nach Paris marschieren. Nach vielem Hin und Her auf seiten der Monarchen setzten sich Bl&uuml;cher und seine Freunde durch, und es wurde beschlossen, in einer konzentrischen Bewegung auf Paris zu marschieren; die Hauptarmee sollte von der Schweiz aus vorr&uuml;cken, B&uuml;low von Holland aus und Bl&uuml;cher mit der Schlesischen Armee vom Mittelrhein. F&uuml;r den neuen Feldzug erhielt Bl&uuml;cher 3 zus&auml;tzliche Korps, n&auml;mlich das von Kleist, das des Kurf&uuml;rsten von Hessen und das des Herzogs von Sachsen-Coburg. Nachdem er einen Teil des Korps von Langeron zur Einschlie&szlig;ung von <A NAME="S178"><B>&lt;178&gt; </A></B>Mainz zur&uuml;ckgelassen und veranla&szlig;t hatte, da&szlig; die neuen Verst&auml;rkungen als zweite Division folgten, &uuml;berschritt Bl&uuml;cher am 1. Januar 1814 den Rhein an drei Stellen: bei Mannheim, Caub und Koblenz, trieb Marmont hinter die Vogesen und die Saar in das Moseltal, stellte das Yorksche Korps zwischen die Moselfestungen und r&uuml;ckte mit einer Streitmacht von 28.000 Mann, die aus dem Korps Sackens und einer Division des Korps Langerons bestand, &uuml;ber Vaucouleurs und Joinville nach Brienne vor, um sich mit der Hauptarmee zu seiner Linken zu vereinigen. Er wurde am 29. Januar von Napoleon, dessen Kr&auml;fte 40.000 Mann umfa&szlig;ten, bei Brienne angegriffen; Yorks Korps war noch von der Schlesischen Armee detachiert, und die Hauptarmee, 110.000 Mann stark, hatte erst Chaumont erreicht. Demzufolge sah sich Bl&uuml;cher den weit &uuml;berlegenen Kr&auml;ften Napoleons gegen&uuml;ber, aber dieser griff ihn weder mit dem &uuml;blichen Nachdruck an, noch hinderte er Bl&uuml;cher am R&uuml;ckzug nach Trannes, von einigen Kavalleriescharm&uuml;tzeln abgesehen. Nachdem Napoleon Brienne erobert, einen Teil seiner Truppen in der Umgebung gelassen und Dienville, La Rothi&egrave;re und Chaum&ecirc;nil mit 3 verschiedenen Korps genommen hatte, w&auml;re er am 30. Januar in der Lage gewesen, mit zahlenm&auml;&szlig;iger &Uuml;berlegenheit &uuml;ber Bl&uuml;cher herzufallen, da dieser immer noch auf seine Verst&auml;rkung wartete. Napoleon blieb jedoch passiv, w&auml;hrend sich die Hauptarmee bei Bar-sur-Aube konzentrierte und einige Detachements Bl&uuml;chers rechte Flanke st&auml;rkten. Die Inaktivit&auml;t des Kaisers erkl&auml;rt sich aus seinen Hoffnungen auf die Verhandlungen des Friedenskongresses von Ch&acirc;tillon, den er zustande gebracht hatte und durch den er Zeit zu gewinnen hoffte. Nachdem sich die Schlesische Armee mit der Hauptarmee vereinigt hatte, bestanden die Anh&auml;nger diplomatischer Verhandlungen tats&auml;chlich darauf, da&szlig; w&auml;hrend der Verhandlungen auf der Friedenskonferenz der Krieg nur zum Schein gef&uuml;hrt werden sollte. F&uuml;rst Schwarzenberg sandte einen Offizier zu Bl&uuml;cher um dessen Einwilligung zu erwirken; doch Bl&uuml;cher entlie&szlig; ihn mit der Antwort:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir m&uuml;ssen nach Paris. Napoleon hat allen Hauptst&auml;dten Europas seinen Besuch abgestattet; sollten wir weniger h&ouml;flich sein? Kurz, er mu&szlig; dem Thron entsagen, und bis er nicht heruntergeworfen ist, werden wir keine Ruhe haben."</P>
</FONT><P>Er wies nachdr&uuml;cklich auf die gro&szlig;en Vorteile eines Angriffs der Verb&uuml;ndeten auf Napoleon bei Brienne hin, bevor dieser den Rest seiner Truppen heranbringen konnte, und bot sich selbst f&uuml;r diesen Angriff an, wenn er nur w&auml;hrend der Abwesenheit Yorks Verst&auml;rkung erhalten k&ouml;nne. Die Erw&auml;gung, da&szlig; die Armee in dem &ouml;den Tal der Aube nicht bestehen <A NAME="S179"><B>&lt;179&gt;</A></B> k&ouml;nne und, wenn sie nicht angreife, zur&uuml;ckweichen m&uuml;sse, hatte zur Folge, da&szlig; sich sein Rat durchsetzte. Man entschied sich f&uuml;r die Schlacht, aber F&uuml;rst Schwarzenberg stellte Bl&uuml;cher nur das Korps des Kronprinzen von W&uuml;rttemberg (40.000 Mann), das von Gyulay (12.000) und das von Wrede (12.000) zur Verf&uuml;gung, anstatt die vorhandenen vereinten Kr&auml;fte auf den Feind zu werfen. Napoleon seinerseits wu&szlig;te nichts von dem Eintreffen der Hauptarmee, noch vermutete er etwas. Als ihm am 1. Februar gegen 1 Uhr mittags gemeldet wurde, da&szlig; Bl&uuml;cher vorr&uuml;cke, wollte er es nicht glauben. Nachdem er sich dessen vergewissert hatte, bestieg er sein Pferd mit dem Gedanken, einer Schlacht auszuweichen, und gab Berthier entsprechende Befehle. Als er jedoch zwischen dem alten Brienne und La Rothi&egrave;re zu der jungen Garde kam, die, als sich der Kampfl&auml;rm n&auml;herte, zu den Waffen gegriffen hatte, wurde er mit solchem Enthusiasmus empfangen, da&szlig; er sich in der Lage glaubte, die Gelegenheit wahrzunehmen, und ausrief: "L'artillerie en avant!" &lt;"Artillerie vorw&auml;rts!"&gt; So begann sich gegen 4 Uhr die Aff&auml;re von La Rothi&egrave;re ernsthaft zu entwickeln. Nach dem ersten R&uuml;ckschlag nahm Napoleon jedoch pers&ouml;nlich keinen Anteil mehr an der Schlacht. Da sich seine Infanterie in dem Dorf La Rothi&egrave;re festgesetzt hatte, war der Kampf lang und hartn&auml;ckig, und Bl&uuml;cher mu&szlig;te sogar seine Reserven heranholen. Die Franzosen wurden nicht vor 11 Uhr nachts aus dem Dorf getrieben, als Napoleon den R&uuml;ckzug seiner Armee befahl, die einen Verlust von 4.000 bis 5.000 Toten und Verwundeten, 2.500 Gefangenen und 53 Gesch&uuml;tzen erlitten hatte. Wenn die Verb&uuml;ndeten, die damals nur einen Sechstagemarsch von Paris entfernt waren, kr&auml;ftig vorgesto&szlig;en w&auml;ren, h&auml;tte Napoleon ihrer gewaltigen zahlenm&auml;&szlig;igen &Uuml;berlegenheit erliegen m&uuml;ssen; doch die Monarchen, immer noch &auml;ngstlich alles vermeidend, was Napoleon von einem Friedensschlu&szlig; auf dem Kongre&szlig; von Ch&acirc;tillon abhalten k&ouml;nnte, lie&szlig;en es zu, da&szlig; F&uuml;rst Schwarzenberg, der Oberbefehlshaber der Hauptarmee, jeden Vorwand benutzte, um einem entscheidenden Kampf aus dem Wege zu gehen.</P>
<P>W&auml;hrend Napoleon Marmont befahl, auf dem rechten Ufer der Aube nach Ramerupt zur&uuml;ckzugehen, und er sich selbst durch einen Flankenmarsch nach Troyes zur&uuml;ckzog, teilte sich die Armee der Verb&uuml;ndeten in zwei Armeen. Die Hauptarmee r&uuml;ckte langsam nach Troyes vor, und die Schlesische Armee marschierte zur Marne, wo Bl&uuml;cher sicher war, auf York und einen Teil der unter dem Befehl von Langeron und Kleist stehenden Korps zu sto&szlig;en, so da&szlig; seine Gesamtkr&auml;fte auf 50.000 Mann ansteigen <A NAME="S180"><B>&lt;180&gt;</A></B> w&uuml;rden. Sein Plan bestand darin, Marschall Macdonald, der inzwischen an der unteren Marne erschienen war, bis Paris zu verfolgen, w&auml;hrend Schwarzenberg den Hauptteil der franz&ouml;sischen Armee an der Seine in Schach halten sollte. Napoleon aber, der sah, da&szlig; die Verb&uuml;ndeten ihren Sieg nicht zu nutzen wu&szlig;ten, und der sicher war, die Seine zu erreichen, bevor die Hauptarmee in Richtung Paris weit gekommen sein konnte, beschlo&szlig;, &uuml;ber die schw&auml;chere Schlesische Armee herzufallen. Demzufolge lie&szlig; er 20.000 Mann unter Victor und Oudinot gegen&uuml;ber den 100.000 Mann der Hauptarmee zur&uuml;ck, r&uuml;ckte mit 40.000 Mann, den Korps von Mortier und Ney, in Richtung auf die Marne vor, nahm Marmonts Korps bei Nogent auf und kam am 9, Februar mit diesen vereinigten Kr&auml;ften in S&eacute;zanne an. Inzwischen war Bl&uuml;cher &uuml;ber St. Ouen und Sommepuis auf der kleinen Stra&szlig;e, die nach Paris f&uuml;hrt, vorgedrungen und schlug am 9. Februar bei dem St&auml;dtchen Vertus sein Hauptquartier auf. Die Verteilung seiner Kr&auml;fte war folgende: ungef&auml;hr 10.000 Mann bei seinem Hauptquartier; 18.000 Mann unter York, zwischen Dormans und Ch&acirc;teau-Thierry aufgestellt, um Macdonald zu verfolgen, der bereits auf der gro&szlig;en Poststra&szlig;e von &Eacute;pernay nach Paris war; 30 000 Mann unter Sacken zwischen Montmirail und La-Fert&eacute;-sous-Jouarre, die die geplante Vereinigung von S&eacute;bastianis Kavallerie mit Macdonald verhindern und letzterem bei La-Fert&eacute;-sous-Jouarre den Weg abschneiden sollten; der russische General Olssufjew mit 5.000 Mann wurde in Champaubert einquartiert. Diese fehlerhafte Verteilung, durch die die Schlesische Armee sehr weit en &eacute;chelon auseinandergezogen wurde, resultierte aus den widerstreitenden Motiven, die Bl&uuml;cher beeinflu&szlig;ten. Einerseits wollte er Macdonald den Weg verlegen und dessen Vereinigung mit S&eacute;bastianis Kavallerie verhindern; andererseits wollte er die Korps von Kleist und Kapzewitsch aufnehmen, die von Ch&acirc;lons aus vorr&uuml;ckten und am 9. oder 10. erwartet wurden, um sich mit ihm vereinigen. Das eine Motiv hielt ihn zur&uuml;ck, das andere trieb ihn vorw&auml;rts. Am 9. Februar fiel Napoleon bei Champaubert &uuml;ber Olsufjew her und schlug ihn. Bl&uuml;cher r&uuml;ckte mit Kleist und Kapzewitsch, die inzwischen eingetroffen waren, jedoch ohne den gr&ouml;&szlig;eren Teil ihrer Kavallerie, gegen Marmont vor, der von Napoleon detachiert worden war, und folgte ihm auf seinem R&uuml;ckzug nach La F&egrave;re-Champenoise, aber als Bl&uuml;cher von der Niederlage Olsufjews erfuhr, kehrte er in derselben Nacht mit 2 Korps nach Berg&egrave;res zur&uuml;ck, um die Stra&szlig;e nach Ch&acirc;lons zu decken. Sacken hatte nach einem erfolgreichen Kampf Macdonald bei Trilport am 10. &uuml;ber die Marne getrieben, doch als er am Abend desselben Tages von Napoleons Marsch nach Champaubert h&ouml;rte, eilte er am 11. nach Montmirail zur&uuml;ck. Bevor <A NAME="S181"><B>&lt;181&gt;</A></B> er es erreicht hatte, mu&szlig;te er sich bei Vieux Maisons Kaiser Napoleon stellen, der von Montmirail aus gegen ihn vorstie&szlig;. Sacken wurde mit gro&szlig;en Verlusten geschlagen, ehe sich York mit ihm vereinigen konnte; erst danach vollzogen die beiden Generale bei Viffort ihren Zusammenschlu&szlig; und zogen sich am 12. Februar nach Ch&acirc;teau-Thierry zur&uuml;ck. Dort mu&szlig;te York ein sehr verlustreiches Nachhutgefecht bestehen und
<P>Napoleon hatte Mortier befohlen, York und Sacken auf der Stra&szlig;e nach Fismes zu verfolgen, und blieb am 13. in Ch&acirc;teau-Thierry. Ungewi&szlig; dar&uuml;ber, wo York und Sacken waren und welche Erfolge ihre K&auml;mpfe hatten, beobachtete Bl&uuml;cher von Berg&egrave;res aus am 11. und 12. ruhig, wie sich Marmont ihm gegen&uuml;ber bei Etoges aufstellte. Am 13. von der Niederlage seiner Generale benachrichtigt und in der Annahme, da&szlig; sich Napoleon auf die Suche nach der Hauptarmee gemacht habe, gab er der Versuchung nach, einen Todesstreich gegen Marmont zu f&uuml;hren, den er f&uuml;r Napoleons Nachhut hielt. Nach Champaubert vorr&uuml;ckend, dr&auml;ngte er Marmont nach Montmirail, wo sich dieser am 14. mit Napoleon vereinigte, der sich nun seinerseits gegen Bl&uuml;cher wandte. Napoleon stie&szlig; mit 20.000 Mann, aber fast ohne Kavallerie, mittags bei Vauchamps auf Bl&uuml;cher, griff ihn an, umging dessen Kolonnen mit der Kavallerie und warf ihn mit gro&szlig;en Verlusten nach Champaubert zur&uuml;ck. Auf ihrem R&uuml;ckzug aus diesem Ort h&auml;tte die Schlesische Armee vor Einbruch der Dunkelheit ohne betr&auml;chtliche Verluste Etoges erreichen k&ouml;nnen, wenn Bl&uuml;cher nicht an der bedachtsamen Langsamkeit der R&uuml;ckzugsbewegung Gefallen gefunden h&auml;tte. Er wurde daher auf seinem Marsch st&auml;ndig angegriffen, und ein Detachement seiner Truppen, die Division des Prinzen August von Preu&szlig;en, wurde auf ihrem Marsch durch Etoges aus den Seitenstra&szlig;en dieser Stadt erneut bedr&auml;ngt. Bl&uuml;cher erreichte sein Lager bei Berg&egrave;res ungef&auml;hr um Mitternacht, brach nach einigen Stunden Rast nach Ch&acirc;lons auf, traf dort am 15. Februar mittags ein und vereinigte sich am 16. und 17. mit den Truppen von York und Sacken. Die verschiedenen Gefechte bei Champaubert, Montmirail, Ch&acirc;teau-Thierry, Vauchamps und Etoges hatten Bl&uuml;cher 15.000 Mann und 27 Gesch&uuml;tze gekostet, wobei Gneisenau und M&uuml;ffling allein f&uuml;r die strategischen Fehler verantwortlich sind, die zu diesen Niederlagen f&uuml;hrten.</P>
<P>Napoleon und Ney &uuml;berlie&szlig;en es Marmont und Mortier, Bl&uuml;cher zu stellen, und kehrten in Eilm&auml;rschen zur Seine zur&uuml;ck, wo Schwarzenberg Victor und Oudinot zur&uuml;ckgetrieben hatte, die sich &uuml;ber den Y&egrave;res zur&uuml;ckgezogen und dort 12.000 Mann unter Macdonald sowie einige Verst&auml;rkungen aus Spanien aufgenommen hatten. Am 16. wurden sie durch die pl&ouml;tz- <A NAME="S182"><B>&lt;182&gt;</A></B> liche Ankunft Napoleons &uuml;berrascht, dem am 17. seine Truppen folgten. Nach seiner Vereinigung mit den Marsch&auml;llen eilte Napoleon Schwarzenberg entgegen, den er auf einem ausgedehnten Dreieck zwischen Nogent, Montereau und Sens aufgestellt fand. Als die unter Schwarzenbergs Kommando stehenden Generale Wittgenstein, Wrede und der Kronprinz von W&uuml;rttemberg nacheinander von Napoleon angegriffen und geschlagen worden waren, gab F&uuml;rst Schwarzenberg Fersengeld, zog sich nach Troyes zur&uuml;ck und benachrichtigte Bl&uuml;cher, zu ihm zu sto&szlig;en, damit sie gemeinsam an der Seine eine Schlacht liefern k&ouml;nnten. Bl&uuml;cher, der inzwischen neue Verst&auml;rkungen erhalten hatte, folgte diesem Ruf sofort, traf an 21. Februar in M&eacute;ry ein und wartete dort am 22. einen ganzen Tag auf die Dispositionen f&uuml;r die versprochene Schlacht. Am Abend erfuhr er, da&szlig; Napoleon durch den F&uuml;rsten von Liechtenstein ein Waffenstillstand angeboten worden war und Napoleon darauf mit einer glatten Ablehnung geantwortet hatte. Bl&uuml;cher schickte sofort einen Offizier vertraulich nach Troyes und beschwor F&uuml;rst Schwarzenberg, die Schlacht zu liefern, und bot sich sogar an, dies allein zu tun, die Hauptarmee m&uuml;sse nur eine Reserve bilden. Aber Schwarzenberg war durch die Nachricht, da&szlig; Augereau General Bubna bis in die Schweiz zur&uuml;ckgetrieben hatte, noch mehr erschrocken und hatte bereits den R&uuml;ckzug nach Langres befohlen.</P>
<P>Bl&uuml;cher begriff sofort, da&szlig; ein R&uuml;ckzug auf Langres zu einem R&uuml;ckzug hinter den Rhein f&uuml;hren w&uuml;rde, und um Napoleon von der Verfolgung der entmutigten Hauptarmee abzuziehen, beschlo&szlig; er, erneut in gerader Richtung auf Paris gegen die Marne zu marschieren. Er konnte jetzt damit rechnen, dort eine Armee von 100.000 Mann zusammenzubringen; denn Wintzingerode hatte mit ungef&auml;hr 25.000 Mann die Gegend von Reims erreicht und B&uuml;low mit 16.000 Mann Laon, der Rest des Kleistschen Korps aus Erfurt und der Rest von Langerons Korps unter Saint-Priest aus Mainz wurden noch erwartet.</P>
<P>Diese zweite Trennung Bl&uuml;chers von der Hauptarmee war es, die das Blatt gegen Napoleon wendete. Wenn dieser der zur&uuml;ckweichenden Hauptarmee gefolgt w&auml;re statt der vorr&uuml;ckenden Schlesischen, dann w&auml;re der Feldzug f&uuml;r die Verb&uuml;ndeten verloren gewesen. Den einzigen schwierigen Punkt bei Bl&uuml;chers Vormarsch, die Aube zu &uuml;berschreiten, ehe ihm Napoleon gefolgt war, &uuml;berwand er durch eine Pontonbr&uuml;cke bei Anglure am 24. Februar. Napoleon befahl Oudinot und Macdonald, mit ungef&auml;hr 25.000 Man der Hauptarmee zu folgen, und verlie&szlig; Herbisse mit Ney und Victor zusammen am 26. zur Verfolgung der Schlesischen Armee. Auf Bl&uuml;chers Mitteilung hin, da&szlig; die Hauptarmee nur noch 2 Marsch&auml;lle vor sich habe, <A NAME="S183"><B>&lt;183&gt;</A></B> beendete Schwarzenberg seinen R&uuml;ckzug, fa&szlig;te Mut, wandte sich gegen Oudinot und Macdonald und schlug sie am 27. und 28. Februar. Bl&uuml;cher beabsichtigte, seine Armee an einem Punkt m&ouml;glichst nahe bei Paris zu konzentrieren. Marmont stand mit seinen Truppen noch immer bei S&eacute;zanne, Mortier bei Ch&acirc;teau-Thierry. W&auml;hrend Bl&uuml;chers Vormarsch zog sich Marmont zur&uuml;ck und vereinigte sich am 26. mit Mortier bei La-Fert&eacute;-sous-Jouarre, um von dort mit Mortier nach Meaux zur&uuml;ckzugehen. Da Bl&uuml;chers Versuch, in 2 Tagen den Ourcq zu &uuml;berqueren und mit einer stark vorgeschobenen Front die beiden Marsch&auml;lle zur Schlacht zu zwingen, fehlgeschlagen war, mu&szlig;te er jetzt auf dem rechten Ufer des Ourcq marschieren. Er erreichte Oulchy-le-Ch&acirc;teau am 2. M&auml;rz, h&ouml;rte am Morgen des 3. von der Kapitulation von Seissons, die B&uuml;low und Wintzingerode erreicht hatten, &uuml;berschritt im Laufe desselben Tages die Aisne und konzentrierte seine gesamte Armee bei Soissons. Napoleon, der die Marne bei La-Fert&eacute;-sous-Jouarre zwei Eilm&auml;rsche hinter Bl&uuml;cher &uuml;berschritten hatte, r&uuml;ckte in Richtung auf Ch&acirc;teau-Thierry und Fismes vor, nachdem er die Vesle passiert hatte, und &uuml;berquerte die Aisne bei Berry-au-Bac am 6. M&auml;rz nach der Wiedereroberung von Reims durch ein Detachement seiner Armee. Bl&uuml;cher hatte urspr&uuml;nglich beabsichtigt, Napoleon bei dessen &Uuml;bergang &uuml;ber die Aisne hinter dem Flu&szlig; anzugreifen, und seine Truppen f&uuml;r diesen Zweck zusammengezogen. Als er merkte, da&szlig; Napoleon die Richtung Fismes und Berry-au-Bac nahm, um links an der Schlesischen Armee vorbeizugehen, entschied er sich, Napoleon von Craonne aus in der Flanke anzugreifen, so bald dieser aus Berry-au-Bac herausk&auml;me, so da&szlig; Napoleon gezwungen gewesen w&auml;re, mit einem Defilee im R&uuml;cken zu k&auml;mpfen. Nachdem Bl&uuml;cher seine Kr&auml;fte bereits aufgestellt hatte, den rechten Fl&uuml;gel an der Aisne, den linken an der Lette, auf halbem Wege zwischen Soissons und Craonne, gab er diesen ausgezeichneten Plan wieder auf, denn er hatte erfahren, da&szlig; Wintzingerode es zugelassen hatte, da&szlig; Napoleon am 6. Berry-au-Bac unbehelligt passieren und sogar ein Detachement auf der Stra&szlig;e nach Laon vorschieben konnte. Bl&uuml;cher hielt es jetzt f&uuml;r notwendig, an keiner anderen Stelle als bei Laon eine entscheidende Schlacht anzunehmen.</P>
<P>Um Napoleon aufzuhalten, der &uuml;ber Corbeny auf der Chaussee von Reims Laon ebenso schnell erreichen konnte wie die Schlesische Armee von Craonne aus, stellte Bl&uuml;cher das Korps Woronzows zwischen der Aisne und der Lette auf dem starken Plateau von Craonne auf, w&auml;hrend er 10.000 Reiter unter Wintzingerode aussandte, die &uuml;ber Festieux nach Corbeny vorsto&szlig;en und Napoleon in die Flanke und in den R&uuml;cken fallen sollten, sobald Napoleon Woronzow angreifen w&uuml;rde. Da Wintzingerode das <A NAME="S184"><B>&lt;184&gt;</A></B> ihm befohlene Man&ouml;ver nicht ausf&uuml;hrte, vertrieb Napoleon Woronzow am 7. von dem Plateau, verlor aber selbst 8.000 Mann, w&auml;hrend Woronzow mit einem Verlust von 4.700 Mann entkommen konnte und in der Lage war, sich geordnet zur&uuml;ckzuziehen.</P>
<P>Am 8. hatte Bl&uuml;cher seine Truppen bei Laon konzentriert, wo die Schlacht das Schicksal beider Armeen entscheiden mu&szlig;te. Abgesehen von Bl&uuml;chers zahlenm&auml;&szlig;iger &Uuml;berlegenheit, konnten sich die 20.000 Reiter der Schlesischen Armee auf der weiten Ebene von Laon besonders gut entfalten. Laon selbst liegt auf dem Plateau eines einzelnen Berges, der auf jeder Seite einen Abhang von 12,16, 20 bis 30 Grad hat und an dessen Fu&szlig; 4 D&ouml;rfer liegen, und bot sowohl f&uuml;r die Verteidigung als auch f&uuml;r den Angriff gro&szlig;e Vorteile. An diesem Tage wurde der von Napoleon angef&uuml;hrte linke franz&ouml;sische Fl&uuml;gel zur&uuml;ckgeschlagen, w&auml;hrend der rechte Fl&uuml;gel unter Marmont in den Biwaks bei Einbruch der Nacht &uuml;berfallen und so vernichtend geschlagen wurde, da&szlig; der Marschall seine Truppen erst bei Fismes zum Halten bringen konnte. Napoleon, der mit seinem nur 35.000 Mann z&auml;hlenden Fl&uuml;gel v&ouml;llig isoliert und in einer schlechten Stellung eingepfercht war, h&auml;tte vor der weit gr&ouml;&szlig;eren Zahl siegesbewu&szlig;ter Truppen zur&uuml;ckweichen m&uuml;ssen. Doch am folgenden Morgen erkrankte Bl&uuml;cher an einem Fieberanfall und einer Augenentz&uuml;ndung, und Napoleon blieb in provokatorischer Haltung weiterhin in derselben Stellung. Dadurch wurden die M&auml;nner, die jetzt die Operationen leiteten, so eingesch&uuml;chtert, da&szlig; sie nicht nur den bereits begonnenen Vormarsch ihrer eigenen Truppen stoppten, sondern Napoleon auch erm&ouml;glichten, sich bei Nachteinbruch ruhig nach Soissons zur&uuml;ckzuziehen.</P>
<P>Die Schlacht bei Laon hatte jedoch seine Kr&auml;fte physisch und moralisch gebrochen. Er versuchte vergeblich, durch die pl&ouml;tzliche Eroberung von Reims am 13. M&auml;rz, das in die H&auml;nde von Saint-Priest gefallen war, sein Ansehen wiederherzustellen. Seine Situation war jetzt so klar, da&szlig; selbst Schwarzenberg ihm standzuhalten wagte, als Napoleon am 17. und 18 auf Arcis-sur-Aube gegen die Hauptarmee vorr&uuml;ckte, obwohl er Napoleons 25 000 Mann <I>nur </I>80.000 entgegenstellen konnte, und die Schlacht annahm, die vom 20. bis zum 21. dauerte. Als Napoleon sie abbrach, folgt ihm die Hauptarmee bis Vitry und vereinigte sich in seinem R&uuml;cken mit de Schlesischen Armee. In seiner Verzweiflung nahm Napoleon zu einem R&uuml;ckzug nach St. Dizier seine letzte Zuflucht, er glaubte, mit seiner Handvoll Leute die gewaltige Armee der Verb&uuml;ndeten gef&auml;hrden zu k&ouml;nnen, indem er ihre Hauptverbindungslinie abschneiden und ihnen den R&uuml;ckzug zwischen Langres und Chaumont verlegen wollte. Diese Bewegung wurde von <A NAME="S185"><B>&lt;185&gt;</A></B> den Verb&uuml;ndeten mit ihrem Vormarsch nach Paris beantwortet. Am 30. M&auml;rz fand die Schlacht vor Paris statt, in der die Schlesische Armee den Montmartre st&uuml;rmte.</P>
<P>Obwohl Bl&uuml;cher seit der Schlacht von Laon noch nicht wiederhergestellt war, erschien er zu Pferde, mit einem Schirm &uuml;ber den Augen, f&uuml;r kurze Zeit auf dem Schlachtfeld. Doch nach der Kapitulation von Paris legte er sein Kommando unter dem Vorwand seiner Krankheit nieder; der wirkliche Grund war jedoch sein offen ausgesprochener Franzosenha&szlig;, der mit der diplomatischen Haltung im Widerspruch stand, die die verb&uuml;ndeten Herrscher glaubten an den Tag legen zu m&uuml;ssen. So betrat er am 31. M&auml;rz Paris als Privatmann. W&auml;hrend des gesamten Feldzugs von 181 4 repr&auml;sentierte er allein in der Armee der Verb&uuml;ndeten das Prinzip der Offensive. Durch die Schlacht von La Rothi&egrave;re besch&auml;mte er die Ch&acirc;tillon-Friedensstifter; durch seine Entschlossenheit bei M&eacute;ry rettete er die Verb&uuml;ndeten vor einem verderblichen R&uuml;ckzug, und durch die Schlacht von Laon entschied er die erste Kapitulation von Paris,</P>
<P>Nach dem ersten Frieden von Paris begleitete er Zar Alexander und K&ouml;nig Friedrich Wilhelm von Preu&szlig;en bei deren Besuch nach England, wo er als der Held des Tages gefeiert wurde. Er wurde mit allen milit&auml;rischen Orden Europas &uuml;bersch&uuml;ttet; der K&ouml;nig von Preu&szlig;en stiftete f&uuml;r ihn den Orden des Eisernen Kreuzes, der Prinzregent von England &lt;Georg&gt; gab ihm sein Portr&auml;t, und die Oxford-Universit&auml;t verlieh ihm den akademischen Grad eines Doktors der Rechte.</P>
<P>Im Jahre 1815 wiederum entschied er den letzten Feldzug gegen Napoleon. Obwohl jetzt 73 Jahre alt, bestand er nach der ungl&uuml;cklichen Schlacht bei Ligny am 16. Juni darauf, seine in die Flucht geschlagene Armee neu zu formieren und dem Sieger auf den Fersen zu bleiben; dadurch war Bl&uuml;cher in der Lage, am Abend des 18. Juni auf dem Schlachtfeld von Waterloo zu erscheinen, eine Heldentat, wie sie in der Kriegsgeschichte noch nicht dagewesen war. Seine Verfolgung der fliehenden Franzosen nach dieser Schlacht von Waterloo nach Paris hat nur in Napoleons au&szlig;ergew&ouml;hnlicher Verfolgung der Preu&szlig;en von Jena nach Stettin eine Parallele. Bl&uuml;cher betrat jetzt Paris an der Spitze seiner Armee und verfehlte auch nicht, M&uuml;ffling, seinen Oberquartiermeister, als milit&auml;rischen Generalgouverneur von Paris einzusetzen. Er bestand darauf, da&szlig; Napoleon erschossen und die Jenaer Br&uuml;cke gesprengt werde sowie die Sch&auml;tze, die von den Franzosen in <A NAME="S186"><B>&lt;186&gt;</A></B> den verschiedenen Hauptst&auml;dten geraubt worden waren, den urspr&uuml;nglichen Eigent&uuml;mern zur&uuml;ckgegeben werden. Seine erste Forderung wurde von Wellington zunichte gemacht und die zweite von den verb&uuml;ndeten Monarchen, lediglich die letzte wurde realisiert. Drei Monate blieb Bl&uuml;cher in Paris, wo er die Spieltische f&uuml;r rouge-et-noir sehr ausgiebig besuchte. Am Jahrestag der Schlacht an der Katzbach stattete er seiner Geburtsstadt Rostock einen Besuch ab, wo sich die Einwohner zusammenfanden, um ihm zu Ehren ein Denkmal zu errichten. Bei seinem Tode hatte die gesamte preu&szlig;ische Armee 8 Tage Trauer.</P>
<P>"Le vieux diable" &lt;"Der alte Teufel"&gt;, wie er von Napoleon genannt wurde, "Marschall Vorw&auml;rts", wie er bei den Russen in der Schlesischen Armee hie&szlig;, war vor allem ein Kavalleriegeneral. Auf diesem Gebiet zeichnete er sich aus, da es nur taktische Anforderungen stellte, aber kein strategisches Wissen verlangte. Er teilte im h&ouml;chsten Grade den allgemeinen Ha&szlig; gegen Napoleon und gegen die Franzosen und war beim Volk wegen seiner plebejischen Passionen, wegen seines urw&uuml;chsigen gesunden Menschenverstandes, wegen seiner groben Manieren und seiner rauhen Redeweise beliebt, die allerdings bei passender Gelegenheit einen Anflug gl&uuml;hender Beredsamkeit erhielt. Er war das Muster eines Soldaten. Da er ein Beispiel an Tapferkeit in der Schlacht und an Unerm&uuml;dlichkeit bei Anstrengungen gab; da er einen faszinierenden Einflu&szlig; auf den einfachen Soldaten aus&uuml;bte; da sich mit seiner tollk&uuml;hnen Bravour sein Scharfblick auf dem Terrain, seine Raschheit des Entschlusses in schwierigen Situationen, seine Z&auml;higkeit in der Verteidigung, die seiner Energie im Angriff gleichkam, verbanden und da er klug genug war, bei einfacheren Kombinationen selbst den richtigen Weg zu finden und sich bei schwierigeren auf Gneisenau zu verlassen, war er der rechte General f&uuml;r die milit&auml;rischen Operationen von 1813 bis 1815, die teils den Charakter eines regul&auml;ren und teils den eines Insurrektionkrieges trugen.</P>
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