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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx - Espartero</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 381-387<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Espartero</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben am 4. August 1854.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 4161 vom 19. August 1854, Leitartikel]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S380"><A NAME="S381">&lt;381&gt;</A></A></B> Es ist eine der Eigent&uuml;mlichkeiten der Revolutionen, da&szlig; gerade dann, wenn das Volk einen gro&szlig;en Sprung nach vorw&auml;rts machen und eine neue &Auml;ra beginnen will, es sich stets von den Illusionen der Vergangenheit beherrschen l&auml;&szlig;t und all die Macht und den Einflu&szlig;, den es so teuer erkauft hat, in die H&auml;nde von M&auml;nnern ausliefert, die als Tr&auml;ger der Volksbewegung einer fr&uuml;heren Zeit gelten oder zu gelten scheinen. Zu diesen M&auml;nnern der Tradition geh&ouml;rt Espartero, den das Volk in Zeiten sozialer Krisen auf seine Schultern hebt und den es dann ebenso schwer wieder los wird wie Sindbad der Seefahrer den b&ouml;sartigen alten Starrkopf, der sich hartn&auml;ckig mit den Beinen um seinen Hals klammerte. Man frage einen Spanier der sogenannten progressistischen Schule, worauf die politische Bedeutung Esparteros beruht, und er wird ohne Z&ouml;gern antworten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Espartero repr&auml;sentiert die Einigkeit der gro&szlig;en liberalen Partei; Espartero ist volkst&uuml;mlich, weil er aus dem Volke kommt; und seine Volkst&uuml;mlichkeit dient ausschlie&szlig;lich der Sache der Progressisten."</P>
</FONT><P>Wahr ist, da&szlig; er, der Sohn eines Handwerkers, sich zum Regenten von Spanien aufgeschwungen hat und da&szlig; er, der in die Armee als gemeiner Soldat eintrat, diese als Feldmarschall verlie&szlig;. Ist er aber das Symbol der Einigkeit der gro&szlig;en liberalen Partei, so kann es nur jene unterschiedslose Stufe der Einigkeit sein, auf der alle Extreme neutralisiert werden. Und was die Popularit&auml;t der Progressisten betrifft, so ist es kaum eine &Uuml;bertreibung, wenn wir behaupten, da&szlig; sie von dem Moment an verloren war, wo sie von der Gesamtheit jener Partei auf dieses einzelne Individuum &uuml;berging.</P>
<P>Esparteros Gr&ouml;&szlig;e ist eine ganz zweideutige und eigenartige. Beweis daf&uuml;r ist, da&szlig; sie eigentlich bis jetzt niemand so recht zu erkl&auml;ren wu&szlig;te. W&auml;hrend <A NAME="S382"><B>&lt;382&gt;</A></B> seine Freunde ihre Zuflucht zu allegorischen Gemeinpl&auml;tzen nehmen, behaupten seine Feinde, wobei sie auf eine sonderbare Eigent&uuml;mlichkeit seines Privatlebens anspielen, er sei nichts als ein gl&uuml;cklicher Spieler. Freunde und Feinde sind also gleicherweise in Verlegenheit, einen logischen Zusammenhang zwischen dem Mann selbst und dem Ruhm und dem gro&szlig;en Namen des Mannes herauszufinden.</P>
<P>Esparteros milit&auml;rische Verdienste werden ebenso bestritten, wie seine politischen M&auml;ngel unbestreitbar sind. In einer umfangreichen Biographie, herausgegeben von Se&ntilde;or de Florez, wird viel Wesens von seiner milit&auml;rischen Tapferkeit und Feldherrnkunst gemacht, die er in den Provinzen Charcas, Le Paz, Arequipa, Potosi und Cochabamba an den Tag legte, wo er unter dem Befehl des Generals Morillo focht, der die s&uuml;damerikanischen Staaten unter die Gewalt der spanischen Krone zur&uuml;ckf&uuml;hren sollte. Der allgemeine Eindruck, den seine s&uuml;damerikanischen Waffentaten auf das erregbare Gem&uuml;t seines Vaterlandes aus&uuml;bten, wird jedoch gen&uuml;gend durch den Spottnamen charakterisiert, den ihm die ungl&uuml;ckliche Schlacht von Ayacucho eintrug, in der Spanien f&uuml;r immer Peru und S&uuml;damerika verlor. Er hie&szlig; von da an der F&uuml;hrer des Ayacuchismo, und seine Anh&auml;nger hie&szlig;en die Ayacuchos. Jedenfalls ist es sehr merkw&uuml;rdig, da&szlig; dieser Held seine historische Taufe bei einer Niederlage und nicht bei einem Erfolg erhielt. In dem siebenj&auml;hrigen Krieg gegen die Karlisten tat er sich niemals durch einen jener k&uuml;hnen Handstreiche hervor, die seinem Rivalen Narv&aacute;ez bald den Ruhm eines eisennervigen Soldaten eintrugen. Er hatte sicherlich die Gabe, kleine Erfolge t&uuml;chtig aufzubauschen, und es war reiner Zufall, da&szlig; Maroto die letzten Streitkr&auml;fte des Pr&auml;tendenten an ihn verriet, denn Cabreras Erhebung 1840 war nur mehr ein nachtr&auml;glicher Versuch, die d&uuml;rren Knochen des Karlismus zu galvanisieren. Sogar Se&ntilde;or de Marliani, einer der Bewunderer Esparteros und der Geschichtschreiber des modernen Spaniens, mu&szlig; zugestehen, da&szlig; dieser siebenj&auml;hrige Krieg mit nichts anderem zu vergleichen sei als mit den Fehden, die im zehnten Jahrhundert zwischen den kleinen Feudalherren Galliens ausgefochten wurden, wo der Erfolg nicht das Ergebnis des Sieges war. Ein zweites Mi&szlig;geschick will es, da&szlig; von allen spanischen Heldentaten Esparteros diejenige den lebhaftesten Eindruck im Ged&auml;chtnis der &Ouml;ffentlichkeit hinterlie&szlig;, die, wenn sie auch nicht eben eine Niederlage war, doch eine immerhin h&ouml;chst merkw&uuml;rdige Leistung f&uuml;r einen Freiheitshelden bedeutet. Er ward ber&uuml;hmt als Bombardeur zweier St&auml;dte - Barcelonas und Sevillas. Sollten die Spanier, meint ein Schriftsteller &lt;Hughes&gt;, ihn <B>&lt;383&gt;</B> jemals als Mars malen wollen, so m&uuml;&szlig;te der Gott als "Mauernbrecher" darstellt werden.</P>
<P>Als Christina 1840 gezwungen wurde, der Regentschaft zu entsagen und aus Spanien zu fliehen, ma&szlig;te sich Espartero, gegen den Willen eines gro&szlig;en Teils der Progressisten, die oberste Gewalt innerhalb der Grenzen der parlamentarischen Regierung an. Er umgab sich mit einer Art Kamarilla und benahm sich ganz wie ein milit&auml;rischer Diktator, ohne sich tats&auml;chlich &uuml;ber die Mittelm&auml;&szlig;igkeit eines konstitutionellen K&ouml;nigs zu erheben. Seine Gunst schenkte er eher den Moderados als den alten Progressisten, die er mit wenigen Ausnahmen von den &Auml;mtern ausschlo&szlig;. Ohne seine Feinde zu gewinnen, entfremdete er sich allm&auml;hlich seinen Freunden. Er besa&szlig; nicht den Mut, die Fesseln des parlamentarischen Regimes zu sprengen, verstand aber weder, es anzuwenden, noch es sich nutzbar zu machen, noch es in ein tatkr&auml;ftiges Werkzeug zu verwandeln. W&auml;hrend seiner dreij&auml;hrigen Diktatur wurde der revolution&auml;re Geist Schritt f&uuml;r Schritt durch endlose Kompromisse gebrochen, und die Mi&szlig;helligkeiten in der Progressistenpartei lie&szlig; man einen solchen Grad erreichen, da&szlig; es den Moderados m&ouml;glich wurde, durch einen coup de main &lt;Handstreich&gt; die alleinige Macht zur&uuml;ckzugewinnen. Espartero verlor dadurch so sehr alle Autorit&auml;t, da&szlig; sein eigener Gesandter in Paris mit Christina und Narv&aacute;ez gegen ihn konspirierte, und er war so entbl&ouml;&szlig;t von Hilfsmitteln, da&szlig; er keine M&ouml;glichkeit fand, die elenden Intrigen und die kleinlichen Streiche eines Louis-Philippe abzuwehren. Er verstand seine eigene Position so wenig zu beurteilen, da&szlig; er sich h&ouml;chst un&uuml;berlegt der &ouml;ffentlichen Meinung gerade dann entgegenstellte, als sie nur nach einem Vorwand suchte, ihn zu zerschmettern.</P>
<P>Im Mai 1843, als seine Popularit&auml;t l&auml;ngst geschwunden war, behielt er Linage, Zurbano und die anderen Mitglieder seiner Milit&auml;rkamarilla immer noch bei sich, obwohl ihre Entlassung laut verlangt wurde. Er entlie&szlig; das Ministerium Lopez, das &uuml;ber eine gro&szlig;e Majorit&auml;t in der Kammer der Deputierten verf&uuml;gte, und verweigerte den verbannten Moderados hartn&auml;ckig die Amnestie, die damals von allen Seiten, vom Parlament, vom Volk und sogar von der Armee gefordert wurde. In dieser Forderung dr&uuml;ckte sich der allgemeine Widerwille gegen sein Regime offenkundig aus. Ein Orkan von Pronunziamientos gegen den "Tyrannen Espartero" ersch&uuml;tterte damals pl&ouml;tzlich die ganze Pyren&auml;ische Halbinsel. Die Bewegung l&auml;&szlig;t sich, was die Schnelligkeit ihrer Ausbreitung betrifft, nur mit der heutigen vergleichen. Moderados und Progressisten vereinigten sich zu dem gemeinsamen Zweck, <A NAME="S383"><A NAME="S384"><B>&lt;384&gt;</A></A></B> den Regenten loszuwerden. Die Krisis kam ihm ganz unerwartet, die verh&auml;ngnisvolle Stunde fand ihn unvorbereitet.</P>
<P>Narv&aacute;ez, begleitet von O'Donnell, Concha und Pezuela, landete mit einer Handvoll M&auml;nner in Valencia. Auf ihrer Seite war Schnelligkeit und Tatkraft, vorbedachte K&uuml;hnheit und energische Entschlossenheit. Auf Esparteros Seite hilfloses Zaudern, t&ouml;dliche Saumseligkeit, apathische Unentschlossenheit und tr&auml;ge Schwachheit. Indes Narv&aacute;ez das belagerte Teruel entsetzte und in Aragonien einmarschierte, zog sich Espartero von Madrid zur&uuml;ck und verbrachte viele Wochen in unverantwortlicher Unt&auml;tigkeit in Albacete. Nachdem Narv&aacute;ez bei Torrejon die Korps von Seoane und Zurbano f&uuml;r sich gewonnen hatte und auf Madrid marschierte, vereinigte sich Espartero endlich mit Van-Halen zu der nutzlosen und schmachvollen Beschie&szlig;ung von Sevilla. Er floh dann von Ort zu Ort, auf jeder neuen Etappe seiner Flucht von Teilen seiner Truppen verlassen, bis er endlich die K&uuml;ste erreichte. Als er sich in Cadiz einschiffte, der letzten Stadt, wo ihm noch Anh&auml;nger verblieben waren, da sagten auch diese ihrem Helden Lebewohl, indem sie sich gegen ihn erkl&auml;rten. Ein Engl&auml;nder, der w&auml;hrend dieser Katastrophe in Spanien lebte, gibt uns eine anschauliche Beschreibung des Niedergangs von Esparteros Gr&ouml;&szlig;e.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es war nicht der f&uuml;rchterliche Zusammenbruch eines Augenblicks nach hei&szlig;durchk&auml;mpfter Schlacht, sondern der kleine, schrittweise Abstieg ohne vorausgegangenen Kampf von Madrid nach Ciudad Real, von Ciudad Real nach Albacete, von Albacete nach Cordoba, von Cordoba nach Sevilla, von Sevilla nach Puerto de Santa Maria und von hier aufs weite Meer. Er sank von der Verg&ouml;tterung zum Enthusiasmus; vom Enthusiasmus zur Zuneigung, von der Zuneigung zur Achtung, von der Achtung zur Gleichg&uuml;ltigkeit, von der Gleichg&uuml;ltigkeit zur Verachtung, von der Verachtung zum Ha&szlig;, und der Ha&szlig; trieb ihn endlich hinein ins Meer."</P>
</FONT><P>Wie hat nun Espartero aufs neue wieder zum Retter des Landes und zum "Schwert der Revolution" werden k&ouml;nnen, wie er genannt wird? Es w&auml;re einfach unbegreiflich, h&auml;tte Spanien nicht zehn Jahre unter der brutalen Diktatur eines Narv&aacute;ez und unter dem dr&uuml;ckenden Joch der G&uuml;nstlinge der K&ouml;nigin geseufzt, die auf ihn folgten. Langw&auml;hrende und heftige Zeiten der Reaktion sind jedoch vortrefflich geeignet, gefallene Gr&ouml;&szlig;en aus der Zeit revolution&auml;rer Fehlschl&auml;ge wieder zu Ehren zu bringen. Je gr&ouml;&szlig;er die Einbildungskraft eines Volkes - und wo w&auml;re sie gr&ouml;&szlig;er als im S&uuml;den Europas?-, desto unwiderstehlicher ist sein Drang, der pers&ouml;nlichen Verk&ouml;rperung des Despotismus pers&ouml;nliche Verk&ouml;rperungen der Revolution entgegenzustellen. Da man solche nicht pl&ouml;tzlich improvisieren kann, so gr&auml;bt man die Toten vergangener Bewegungen aus. Stand nicht Narv&aacute;ez selbst im Begriff, auf <A NAME="S385"><B>&lt;385&gt;</A></B> Kosten von Sartorius popul&auml;r zu werden? Jener Espartero, der am 29. Juli triumphierend seinen Einzug in Madrid hielt, war kein reales Wesen: er war ein Gespenst, ein Name, eine Reminiszenz.</P>
<P>Die Gerechtigkeit gebietet, sich zu erinnern, da&szlig; Espartero niemals etwas anderes zu sein vorgab, als ein konstitutioneller Monarchist; und h&auml;tte dar&uuml;ber je ein Zweifel bestanden, so m&uuml;&szlig;te er geschwunden sein angesichts des enthusiastischen Empfangs, der ihm w&auml;hrend seiner Verbannung in Windsor Castle und von den herrschenden Klassen in England bereitet wurde. Als er nach London kam, dr&auml;ngte sich die gesamte Aristokratie in sein Haus, an ihrer Spitze der Herzog von Wellington und Lord Palmerston. Aberdeen sandte ihm in seiner Eigenschaft als Minister des Ausw&auml;rtigen eine Einladung zur Vorstellung bei der K&ouml;nigin. Der Lord Mayor und der Stadtrat boten ihm im Mansion Hous &lt;Amtsgeb&auml;ude des Lord Mayor (Oberb&uuml;rgermeisters) von London&gt; gastronomische Huldigungen dar. Und als bekannt wurde, da&szlig; der spanische Cincinnatus seine Mu&szlig;estunden zur Gartenarbeit verwende, gab es keinen botanischen, Gartenbau- oder Agrikulturverein mehr, der sich nicht dazu gedr&auml;ngt h&auml;tte, ihm die Mitgliedschaft anzubieten. Er war bald der L&ouml;we der Hauptstadt. Ende 1847 wurden die spanischen Verbannten durch Amnestie zur&uuml;ckberufen, und ein Dekret der K&ouml;nigin Isabella ernannte ihn zum Senator. Er durfte England jedoch nicht verlassen, ehe K&ouml;nigin Victoria ihn und seine Herzogin zu Tisch geladen und sie noch besonders durch die Einladung geehrt hatte, in Windsor Castle eine Nacht zu verbringen. Allerdings glauben wir, Espartero verdankte diesen Glorienschein, der um seine Person gewoben wurde, mehr oder weniger der Meinung, da&szlig; er der Vertreter britischer Interessen in Spanien gewesen war und noch sei. Ebenso trifft es zu, da&szlig; die Demonstration f&uuml;r Espartero einer Demonstration gegen Louis-Philippe gleichkam. Bei seiner R&uuml;ckkehr nach Spanien empfing er Deputation auf Deputation, Gratulation auf Gratulation, und die Stadt Barcelona entsandte einen besonderen Boten, der ihr schlechtes Benehmen vom Jahre 1843 entschuldigen sollte. Aber hat in der verh&auml;ngnisvollen Zeit vom Januar 1848 bis zu den j&uuml;ngsten Ereignissen irgend jemand auch nur seinen Namen erw&auml;hnen geh&ouml;rt? Hat er in dieser Zeit, wo das erniedrigte Spanien zu tiefstem Schwelgen verdammt war, jemals seine Stimme erhoben? Hat er auch nur eine einzige Handlung patriotischen Widerstandes aufzuweisen? Er zieht sich ruhig auf sein Gut in Logro&ntilde;o zur&uuml;ck, z&uuml;chtet dort sein Gem&uuml;se und seine Blumen und wartet seine Zeit ab. Er suchte auch die Revolution nicht, sondern wartete, bis die Revolution ihn rief. Er tat noch mehr als Mohammed. Er erwartete, da&szlig; der Berg zu ihm komme, und der <A NAME="S386"><B>&lt;386&gt;</A></B> Berg kam auch. Ein Unterschied ist jedoch zu erw&auml;hnen: als die Februarrevolution &lt;1848 in Frankreich&gt; ausbrach, der das allgemeine europ&auml;ische Erdbeben folgte, da lie&szlig; er durch Se&ntilde;or de Principe und einige andere Freunde eine kleine Brosch&uuml;re ver&ouml;ffentlichen, betitelt "Espartero, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", um Spanien daran zu erinnern, da&szlig; es noch immer den Mann der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf seinem Boden beherberge. Als die revolution&auml;re Bewegung in Frankreich bald darauf abflaute, sank der Mann der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch wieder in die Vergangenheit zur&uuml;ck.</P>
<P>Espartero wurde zu Granatula in La Mancha geboren, und gleich seinem ber&uuml;hmten Landsmann &lt;Don Quijote&gt; hat er auch seine fixe Idee - die Konstitution und seine Dulcinea von Toboso - K&ouml;nigin Isabella. Am 8. Januar 1848, bei seiner R&uuml;ckkehr aus dem englischen Exil nach Madrid, wurde er von der K&ouml;nigin empfangen und verabschiedete sich von ihr mit folgenden Worten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich bitte Eure Majest&auml;t, mich zu rufen, wann immer Sie eines Armes bed&uuml;rfen, der Sie verteidigt, und eines Herzens, das Sie liebt."</P>
</FONT><P>Ihre Majest&auml;t hat jetzt gerufen, und der irrende Ritter erscheint, gl&auml;ttet die Wogen der Revolution, entnervt die Massen durch tr&uuml;gerische Beschwichtigungen, gestattet Christina, San Luis und den &uuml;brigen, sich im Palast zu verbergen, und beteuert laut seinen unersch&uuml;tterlichen Glauben an das Wort der unschuldigen Isabella.</P>
<P>Es ist bekannt, da&szlig; diese vertrauensw&uuml;rdige K&ouml;nigin, deren Z&uuml;ge von Jahr zu Jahr eine auffallendere &Auml;hnlichkeit mit denen von Ferdinand VII., schmachvollen Andenkens, annehmen sollen, am 15. November 1843 m&uuml;ndiggesprochen wurde. Am 21. November desselben Jahres wurde sie erst 13 Jahre alt. Olozaga, den Lopez f&uuml;r drei Monate zu ihrem Erzieher ernannt hatte, bildete ein Ministerium, das der Kamarilla und den Cortes widerw&auml;rtig war, die unter dem Eindruck des ersten Erfolges von Narv&aacute;ez neu gew&auml;hlt worden waren. Er wollte die Cortes aufl&ouml;sen und erlangte ein von der K&ouml;nigin unterzeichnetes Dekret, welches ihn dazu erm&auml;chtigte, in dem jedoch das Datum seiner Ver&ouml;ffentlichung offen gelassen war. Am Abend des 28. November empfing Olozaga das Dekret aus den H&auml;nden der K&ouml;nigin. Am Abend des 29. hatte er noch eine Zusammenkunft mit ihr; er hatte sie aber kaum verlassen, als ein Unterstaatssekret&auml;r ihn in seinem Hause aufsuchte, ihm die Nachricht von seiner Entlassung brachte und das Dekret zur&uuml;ckforderte, zu dessen Unterzeichnung er die K&ouml;nigin gezwungen habe. Olozaga, von Beruf Rechtsanwalt, gab das Dokument erst am folgenden Tage zur&uuml;ck, nachdem <A NAME="S387"><B>&lt;387&gt;</A></B> er es mindestens hundert Deputierten gezeigt hatte, um zu beweisen, da&szlig; die Unterschrift der K&ouml;nigin ihre gew&ouml;hnliche regul&auml;re Handschrift aufwies. Am 13. Dezember berief Gonzalez Bravo, der zum Ministerpr&auml;sidenten ernannt war, die Pr&auml;sidenten der Kammern, die hervorragendsten Notabeln Madrids, Narv&aacute;ez, den Marquis de la Santa Cruz und andere zur K&ouml;nigin, damit sie ihnen eine Erkl&auml;rung dar&uuml;ber abgebe, was sich zwischen ihr und Olozaga am Abend des 28. November zugetragen hat. Die unschuldige junge K&ouml;nigin f&uuml;hrte sie in das Zimmer, wo sie Olozaga empfangen hatte, und spielte ihnen recht lebhaft, aber ein wenig &uuml;bertrieben, ein kleines Drama zu ihrer Information vor. So habe Olozaga die T&uuml;r verriegelt, so sie beim Gewand ergriffen, so sie zum Niedersetzen gen&ouml;tigt, so ihr die Hand gef&uuml;hrt, so ihre Unterschrift unter das Dekret erzwungen und so, mit einem Wort, ihre k&ouml;nigliche W&uuml;rde vergewaltigt. W&auml;hrend dieser Szene brachte Gonzalez Bravo diese Erkl&auml;rungen zu Papier, und die anwesenden Personen betrachteten das betreffende Dekret, das mit verwischter, zitternder Schrift unterzeichnet schien. Und so sollte auf die feierliche Erkl&auml;rung der K&ouml;nigin hin Olozaga des Verbrechens der laesa majestas &lt;Majest&auml;tsbeleidigung&gt; verurteilt, von vier Pferden in St&uuml;cke gerissen oder bestenfalls auf Lebenszeit nach den Philippinen verbannt werden. Wie wir jedoch schon sahen, hatte er seine Vorsichtsma&szlig;regeln getroffen. Es folgte dann eine siebzehnt&auml;gige Debatte in den Cortes, die gr&ouml;&szlig;ere Sensation erregte als seinerzeit selbst die ber&uuml;hmte Gerichtsverhandlung der K&ouml;nigin Caroline von England. Olozagas Verteidigungsrede in den Cortes enthielt unter anderem auch diesen Passus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn man uns sagt, an das Wort der K&ouml;nigin haben wir ohne Widerspruch zu glauben, so sage ich nein! Entweder gibt es eine Anklage oder es gibt keine. Gibt es sie, dann ist ihr Wort eine Zeugenaussage wie jede andere, und dieser Aussage stelle ich die meinige entgegen."</P>
</FONT><P>Bei den Erw&auml;gungen der Cortes ward Olozagas Wort schwerer befunden als das der K&ouml;nigin. Sp&auml;ter entfloh er nach Portugal, um den Meuchelm&ouml;rdern zu entgehen, die nach ihm ausgesandt wurden. Das war Isabellas erster entrechat &lt;Luftsprung&gt; auf der politischen B&uuml;hne Spaniens und der erste Beweis ihrer Ehrenhaftigkeit. Und das ist dieselbe kleine K&ouml;nigin, deren Worten das Volk jetzt auf Esparteros Mahnung hin Glauben schenken soll und der man nach elf Jahren skandal&ouml;sen Treibens den "Arm der Verteidigung" und das "liebende Herz" des "Schwerts der Revolution" anbietet.</P>
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