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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 26. Kapitel</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_279.htm"><FONT SIZE=2>25. Kapitel</FONT></A><FONT SIZE=1> | </FONT><A HREF="lu05_005.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_316.htm"><FONT SIZE=2>27. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 296-316.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 20.10.1998</P>
<HR>
</FONT><FONT SIZE=5><P ALIGN="CENTER">Sechsundzwanzigstes Kapitel</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Die Reproduktion des Kapitals und ihr Milieu</P>
</I></FONT><B><P><A NAME="S296">&lt;296&gt;</A></B> Das Marxsche Schema der erweiterten Reproduktion vermag uns also den Proze&szlig; der Akkumulation, wie er in der Wirklichkeit vorgeht und sich geschichtlich durchsetzt, nicht zu erkl&auml;ren. Woran liegt das? An nichts an- <A NAME="S297"><B>&lt;297&gt;</A></B> derem als an den Voraussetzungen des Schemas selbst. Dieses Schema unternimmt es, den Akkumulationsproze&szlig; unter der Voraussetzung darzustellen, da&szlig; Kapitalisten und Arbeiter die einzigen Vertreter der gesellschaftlichen Konsumtion sind. Wir haben gesehen, da&szlig; Marx konsequent und bewu&szlig;t als die theoretische Voraussetzung seiner Analyse in allen drei B&auml;nden des "Kapitals" die allgemeine und ausschlie&szlig;liche Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise annimmt. Unter diesen Bedingungen gibt es freilich, wie im Schema, keine anderen Gesellschaftsklassen als Kapitalisten und Arbeiter - alle "dritten Personen" der kapitalistischen Gesellschaft: Beamte, liberale Berufe, Geistliche usw., sind als Konsumenten jenen beiden Klassen und vorzugsweise der Kapitalistenklasse zuzuz&auml;hlen. Diese Voraussetzung ist theoretischer Notbehelf - in Wirklichkeit gab und gibt es nirgends eine sich selbst gen&uuml;gende kapitalistische Gesellschaft mit ausschlie&szlig;licher Herrschaft der kapitalistischen Produktion. Sie ist aber ein vollkommen zul&auml;ssiger theoretischer Notbehelf dort, wo sie die Bedingungen des Problems selbst nicht alteriert, sondern sie blo&szlig; in ihrer Reinheit darstellen hilft. So bei der Analyse der einfachen Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Hier beruht das Problem selbst auf folgender Fiktion: In einer kapitalistisch produzierenden, also Mehrwert erzeugenden Gesellschaft wird der ganze Mehrwert von seinen Aneignern, der Kapitalistenklasse, konsumiert. Es ist darzustellen, wie sich unter diesen Bedingungen die gesellschaftliche Produktion und Reproduktion gestalten mu&szlig;. Hier setzt die Stellung des Problems selbst voraus, da&szlig; die Produktion keine anderen Konsumenten als Kapitalisten und Arbeiter kennt, sie befindet sich also in v&ouml;lliger &Uuml;bereinstimmung mit der Marxschen Voraussetzung: allgemeine und ausschlie&szlig;liche Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise. Die eine Fiktion deckt sich theoretisch mit der anderen. Ebenso zul&auml;ssig ist die Annahme der absoluten Herrschaft des Kapitalismus bei der Analyse der Akkumulation des Einzelkapitals, wie sie im ersten Bande des "Kapitals" gegeben ist. Die Reproduktion des Einzelkapitals ist das Element der gesellschaftlichen Gesamtreproduktion. Aber ein Element, dessen Bewegung selbst&auml;ndig verl&auml;uft, im Widerspruch mit den Bewegungen der &uuml;brigen, und wobei die Gesamtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals nicht etwa eine mechanische Summe der Einzelbewegungen der Kapitale, sondern ein eigenartig verschobenes Resultat ergibt. Stimmt auch die Wertsumme der Einzelkapitale sowie ihrer respektiven Teile: konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert, mit der Wertgr&ouml;&szlig;e des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, seiner beiden Bestandteile und des Gesamtmehrwerts aufs genaueste &uuml;ber- <A NAME="S298"><B>&lt;298&gt;</A></B> ein, so f&auml;llt doch die sachliche Darstellung dieser Wertgr&ouml;&szlig;e in den respektiven Teilen des gesellschaftlichen Produkts mit der Sachverk&ouml;rperung der Wertverh&auml;ltnisse der Einzelkapitale v&ouml;llig auseinander. Die Reproduktionsverh&auml;ltnisse der Einzelkapitale decken sich somit in ihrer sachlichen Gestalt weder miteinander noch mit denen des Gesamtkapitals. Jedes Einzelkapital macht seine Zirkulation, also auch Akkumulation v&ouml;llig auf eigene Faust durch und ist darin - bei normalem Verlauf des Zirkulationsprozesses - nur soweit von anderen abh&auml;ngig, als es sein Produkt &uuml;berhaupt realisieren und die f&uuml;r seine individuelle Bet&auml;tigung erforderlichen Produktionsmittel vorfinden mu&szlig;. Ob jene Realisierung und diese Produktionsmittel selbst an kapitalistisch produzierende Kreise
<P>Nun entsteht aber die Frage, ob wir die Voraussetzungen, die f&uuml;r das Einzelkapital ma&szlig;gebend sind, auch bei dem Gesamtkapital als zul&auml;ssig betrachten d&uuml;rfen.</P>
<P>Da&szlig; Marx tats&auml;chlich die Akkumulationsbedingungen des Gesamtkapitals mit denen des Einzelkapitals identifizierte, best&auml;tigt er selbst ausdr&uuml;cklich an folgender Stelle:</P>
<P>"Die Frage ist jetzt so zu formulieren: <I>Allgemeine Akkumulation vorausgesetzt</I>, d.h. vorausgesetzt, da&szlig; in allen trades das Kapital mehr oder minder akkumuliert, was in fact Bedingung der kapitalistischen Produktion und was ebensosehr der Trieb des Kapitalisten als Kapitalisten, wie es der Trieb des Schatzbildners, Geld aufzuh&auml;ufen (aber auch notwendig ist, damit die kapitalistische Produktion vorangehe) - was sind die Bedingungen dieser allgemeinen Akkumulation, worin l&ouml;st sie sich auf?"</P>
<P>Und er antwortet: "<I>Die Bedingungen f&uuml;r die Akkumulation des Kapitals also ganz dieselben, wie f&uuml;r seine urspr&uuml;ngliche Produktion oder Reproduktion &uuml;berhaupt.</P>
</I><P>Diese Bedingungen aber waren, da&szlig; mit einem Teil des Geldes Arbeit <A NAME="S299"><B>&lt;299&gt;</A></B> gekauft wurde, mit dem andern Waren (Rohmaterial und Maschinerie etc.)." "Die Akkumulation von neuem Kapital kann also nur unter denselben Bedingungen vor sich gehn wie die Reproduktion des schon vorhandnen Kapitals."<A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_296.htm#F2">(2)</A></A></P>
<P>In Wirklichkeit sind die realen Bedingungen bei der Akkumulation des Gesamtkapitals ganz andere als bei dem Einzelkapital und als bei der einfachen Reproduktion. Das Problem beruht auf folgendem: Wie gestaltet sich die gesellschaftliche Reproduktion unter der Bedingung, da&szlig; ein wachsender Teil des Mehrwerts nicht von den Kapitalisten konsumiert, sondern zur Erweiterung der Produktion verwendet wird? Das Draufgehen des gesellschaftlichen Produkts, abgesehen von dem Ersatz des konstanten Kapitals, in der Konsumtion der Arbeiter und Kapitalisten ist hier von vornherein ausgeschlossen, und dieser Umstand ist das wesentlichste Moment des Problems. Damit ist aber auch ausgeschlossen, da&szlig; die Arbeiter und die Kapitalisten selbst das Gesamtprodukt realisieren k&ouml;nnen. Sie k&ouml;nnen stets nur das variable Kapital, den verbrauchten Teil des konstanten Kapitals und den konsumierten Teil des Mehrwerts selbst realisieren, auf diese Weise aber nur die Bedingungen f&uuml;r die Erneuerung der Produktion in fr&uuml;herem Umfang sichern. Der zu kapitalisierende Teil des Mehrwerts hingegen kann unm&ouml;glich von den Arbeitern und Kapitalisten selbst realisiert werden. Die Realisierung des Mehrwerts zu Zwecken der Akkumulation ist also in einer Gesellschaft, die nur aus Arbeitern und Kapitalisten besteht, eine unl&ouml;sbare Aufgabe. Merkw&uuml;rdigerweise gingen s&auml;mtliche Theoretiker, die das Problem der Akkumulation analysierten, von Ricardo und Sismondi bis Marx, gerade von dieser Voraussetzung aus, die die L&ouml;sung des Problems unm&ouml;glich machte. Das richtige Gef&uuml;hl f&uuml;r die Notwendigkeit "dritter Personen", d.h. Konsumenten au&szlig;erhalb der unmittelbaren Agenten der kapitalistischen Produktion: der Arbeiter und Kapitalisten, zur Realisierung des Mehrwerts, f&uuml;hrte zu allerlei Ausfl&uuml;chten: zu der "unproduktiven Konsumtion", die bei Malthus in der Person des feudalen Grundbesitzers, bei Woronzow in dem Militarismus, bei Struve in den "liberalen Berufen" und sonstigem Anhang der Kapitalistenklasse verk&ouml;rpert ist, ferner zur Heranziehung des ausw&auml;rtigen Handels, der bei allen Skeptikern der Akkumulation von Sismondi bis Nikolai-on als Sicherheitsventil eine hervorragende Rolle spielte. Zum andern Teil f&uuml;hrte die Unl&ouml;sbarkeit der Aufgabe zum Verzicht auf die Akkumulation, <A NAME="S300"><B>&lt;300&gt;</A></B> wie bei v. Kirchmann und Rodbertus, oder wenigstens zur angeblichen Notwendigkeit, die Akkumulation m&ouml;glichst zu d&auml;mpfen, wie bei Sismondi und dessen russischen Epigonen, den "Volkst&uuml;mlern".</P>
<P>Doch erst die tiefere Analyse und die exakte schematische Darstellung des Prozesses der Gesamtproduktion durch Marx, namentlich seine geniale Darstellung des Problems der einfachen Reproduktion, konnte den springenden Punkt des Akkumulationsproblems und die wunde Stelle der fr&uuml;heren Versuche seiner L&ouml;sung blo&szlig;legen. Die Analyse der Akkumulation des Gesamtkapitals, die bei Marx abbricht, kaum da&szlig; sie begonnen hat, und die obendrein, wie erw&auml;hnt, durch die dem Problem ung&uuml;nstige Polemik gegen die Smithsche Analyse beherrscht ist, hat direkt keine fertige L&ouml;sung gegeben, sie vielmehr gleichfalls durch die Voraussetzung von der Alleinherrschaft der kapitalistischen Produktionsweise erschwert. Aber gerade die ganze Analyse der einfachen Reproduktion bei Marx sowie die Charakteristik des kapitalistischen Gesamtprozesses mit dessen inneren Widerspr&uuml;chen und ihrer Entfaltung (im dritten Bande des "Kapitals") enthalten implicite eine Aufl&ouml;sung des Akkumulationsproblems, die sich mit den &uuml;brigen Teilen der Marxschen Lehre wie mit der historischen Erfahrung und der t&auml;glichen Praxis des Kapitalismus in Einklang befindet, und geben somit die M&ouml;glichkeit, das Unzureichende des Schemas zu erg&auml;nzen. Das Schema der erweiterten Reproduktion weist bei n&auml;herem Zusehen selbst in allen seinen Beziehungen &uuml;ber sich hinaus auf Verh&auml;ltnisse, die au&szlig;erhalb der kapitalistischen Produktion und Akkumulation liegen.</P>
<P>Wir haben bis jetzt die erweiterte Reproduktion nur von einer Seite betrachtet, n&auml;mlich von der Frage aus: Wie wird der Mehrwert realisiert? Dies war die Schwierigkeit, mit der sich die Skeptiker bis jetzt ausschlie&szlig;lich besch&auml;ftigten. Die Realisierung des Mehrwerts ist in der Tat die Lebensfrage der kapitalistischen Akkumulation. Sehen wir der Einfachheit halber ganz von dem Konsumtionsfonds der Kapitalisten ab, so erfordert die Realisierung des Mehrwerts als erste Bedingung einen Kreis von Abnehmern au&szlig;erhalb der kapitalistischen Gesellschaft. Wir sagen: von Abnehmern und nicht: von Konsumenten. Denn die Realisierung des Mehrwerts besagt von vornherein gar nichts &uuml;ber die Sachgestalt des Mehrwerts. Das Entscheidende ist, da&szlig; der Mehrwert weder durch Arbeiter noch durch Kapitalisten realisiert werden kann, sondern durch Gesellschaftsschichten oder Gesellschaften, die selbst nicht kapitalistisch produzieren. Es sind dabei zwei verschiedene F&auml;lle denkbar. Die kapitalistische Produktion liefert Konsumtionsmittel &uuml;ber den eigenen (der Arbeiter und <A NAME="S301"><B>&lt;301&gt;</A></B> Kapitalisten) Bedarf hinaus, deren Abnehmer nichtkapitalistische Schichten und L&auml;nder sind. Z.B. die englische Baumwollindustrie lieferte w&auml;hrend der ersten zwei Drittel des 19. Jahrhunderts (und liefert zum Teil jetzt) Baumwollstoffe an das Bauerntum und st&auml;dtische Kleinb&uuml;rgertum auf dem europ&auml;ischen Kontinent, ferner an das Bauerntum in Indien, Amerika, Afrika usw. Hier war es die Konsumtion nichtkapitalistischer Schichten und L&auml;nder, die f&uuml;r die enorme Erweiterung der Baumwollindustrie in England die Basis bildete.<A NAME="ZF3"><A HREF="lu05_296.htm#F3">(3)</A></A> F&uuml;r diese Baumwollindustrie aber entwickelte sich in England selbst eine ausgedehnte Maschinenindustrie, die Spindeln und Webst&uuml;hle lieferte, ferner im Anschlu&szlig; daran die Metall und Kohlenindustrie usw. In diesem Fall realisierte die Abteilung II (Konsumtionsmittel) in steigendem Ma&szlig;e ihre Produkte in au&szlig;erkapitalistischen Gesellschaftsschichten, wobei sie ihrerseits durch die eigene Akkumulation eine steigende Nachfrage nach den einheimischen Produkten der Abteilung I (Produktionsmittel) schuf und dadurch dieser Abteilung zur Realisierung des Mehrwerts und zur steigenden Akkumulation verhalf.</P>
<P>Nehmen wir den umgekehrten Fall. Die kapitalistische Produktion liefert Produktionsmittel &uuml;ber den eigenen Bedarf hinaus und findet Abnehmer in nichtkapitalistischen L&auml;ndern. Z.B. die englische Industrie lieferte in der ersten H&auml;lfte des 19. Jahrhunderts Konstruktionsmaterial zum Eisenbahnbau in den amerikanischen und australischen Staaten. Der Eisenbahnbau bedeutet an sich noch lange nicht die Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise in einem Lande. Tats&auml;chlich waren die Eisenbahnen selbst in diesen F&auml;llen nur eine der ersten Voraussetzungen f&uuml;r den Einzug der kapitalistischen Produktion. Oder die deutsche chemische Industrie liefert Produktionsmittel, wie Farbstoffe, die massenhaft Absatz finden in nicht kapitalistisch produzierenden L&auml;ndern in Asien, <A NAME="S302"><B>&lt;302&gt;</A></B> Afrika usw.<A NAME="ZF4"><A HREF="lu05_296.htm#F4">(4)</A></A> Hier realisiert die Abteilung I der kapitalistischen Produktion ihre Produkte in au&szlig;erkapitalistischen Kreisen. Die daraus entstehende fortschreitende Erweiterung der Abteilung I ruft im Lande der kapitalistischen Produktion eine entsprechende Erweiterung der Abteilung II hervor, die f&uuml;r die wachsende Armee der Arbeiter der Abteilung I Konsumtionsmittel liefert.</P>
<P>Jeder dieser F&auml;lle unterscheidet sich von dem Marxschen Schema. In dem einen Fall &uuml;bersteigt das Produkt der Abteilung II die Bed&uuml;rfnisse der beiden Abteilungen, gemessen an variablem Kapital und dem konsumierten Teil des Mehrwerts beider; im zweiten Fall &uuml;bersteigt das Produkt der Abteilung I die Gr&ouml;&szlig;e des konstanten Kapitals beider Abteilungen, auch unter Ber&uuml;cksichtigung seiner Vergr&ouml;&szlig;erung zu Zwecken der Erweiterung der Produktion. In beiden F&auml;llen kommt der Mehrwert nicht in der Naturalgestalt zur Welt, die seine Kapitalisierung innerhalb einer der beiden Abteilungen erm&ouml;glichen und bedingen w&uuml;rde. - In Wirklichkeit kreuzen sich die beiden typischen F&auml;lle auf jedem Schritte, erg&auml;nzen einander und schlagen ineinander um.</P>
<P>Ein Punkt scheint dabei unklar. Wenn z.B. ein &Uuml;berschu&szlig; an Konsummitteln, sagen wir Baumwollstoffen, in nichtkapitalistischen Kreisen abgesetzt wird, so ist es klar, da&szlig; diese Baumwollstoffe als kapitalistische Ware nicht blo&szlig; Mehrwert, sondern konstantes und variables Kapital repr&auml;sentieren. Es scheint ganz willk&uuml;rlich anzunehmen, gerade diese au&szlig;erhalb der kapitalistischen Gesellschaftskreise abgesetzten Waren repr&auml;sentieren nichts als Mehrwert. Andererseits stellt sich heraus, da&szlig; in diesem Falle auch die andere Abteilung (I) nicht blo&szlig; ihren Mehrwert realisiert, sondern auch akkumulieren kann, ohne jedoch ihr Produkt au&szlig;erhalb der beiden Abteilungen der kapitalistischen Produktion abzusetzen. Beide Einw&auml;nde sind indes nur scheinbar, sie erledigen sich durch die proportionelle Wertdarstellung der Produktmasse in ihren entsprechenden Teilen. Unter der kapitalistischen Produktion enth&auml;lt nicht blo&szlig; das Gesamtprodukt, sondern auch jede einzelne Ware Mehrwert. Das hindert aber nicht, da&szlig;, wie der Einzelkapitalist beim sukzessiven Verkauf seiner speziellen Warenmasse, erst den Ersatz seines ausgelegten konstanten Kapitals, dann des variablen Kapitals (oder unrichtiger, aber der Praxis entsprechend: erst seines fixen, dann seines zirkulierenden Kapitals) berechnet, um den Resterl&ouml;s als seinen Profit zu buchen, auch das gesellschaftliche Gesamtprodukt in drei proportionelle Teile abgesondert <A NAME="S303"><B>&lt;303&gt;</A></B> werden kann, die ihrem Werte nach dem in der Gesellschaft verbrauchten konstanten Kapital, dem variablen Kapital und dem ausgepre&szlig;ten Mehrwert entsprechen. Bei der einfachen Reproduktion entspricht diesen Wertproportionen auch die sachliche Gestalt des Gesamtprodukts: Das konstante Kapital erscheint in Gestalt von Produktionsmitteln wieder, das variable in Gestalt von Lebensmitteln f&uuml;r Arbeiter, der Mehrwert in Gestalt von Lebensmitteln f&uuml;r Kapitalisten. Indes ist die einfache Reproduktion in diesem kategorischen Sinne - Verzehr des ganzen Mehrwerts durch die Kapitalisten -, wie wir wissen, theoretische Fiktion. Was die erweiterte Reproduktion oder Akkumulation betrifft, so besteht nach dem Marxschen Schema auch hier eine strenge Proportionalit&auml;t zwischen der Wertzusammensetzung des gesellschaftlichen Produkts und seiner sachlichen Gestalt: Der Mehrwert kommt in seinem zur Kapitalisierung bestimmten Teil von vornherein in der proportionellen Einteilung von sachlichen Produktionsmitteln und Lebensmitteln f&uuml;r Arbeiter zur Welt, die der Erweiterung der Produktion auf gegebener technischer Basis entsprechen. Diese Auffassung, die auf der Selbstgen&uuml;gsamkeit und Isoliertheit der kapitalistischen Produktion fu&szlig;t, scheitert jedoch, wie wir gesehen, schon an der Realisierung des Mehrwerts. Nehmen wir aber an, der Mehrwert werde <I>au&szlig;erhalb</I> der kapitalistischen Produktion realisiert, so ist damit gegeben, da&szlig; seine sachliche Gestalt mit den Bed&uuml;rfnissen der kapitalistischen Produktion selbst nichts zu tun hat. Seine sachliche Gestalt entspricht den Bed&uuml;rfnissen jener nichtkapitalistischen Kreise, die ihn realisieren helfen. Der kapitalistische Mehrwert kann deshalb - je nachdem in Form von Konsumtionsmitteln, so z.B. als Baumwollstoffe, oder in Form von Produktionsmitteln, so z.B. als Eisenbahnmaterial, zur Welt kommen. Da&szlig; dabei dieser in Gestalt von Produkten der einen Abteilung realisierte Mehrwert bei der darauffolgenden Produktionserweiterung auch den Mehrwert der anderen Abteilung realisieren hilft, &auml;ndert nichts an der Tatsache, da&szlig; der <I>gesellschaftliche</I> Mehrwert als Ganzes zum Teil direkt, zum Teil indirekt au&szlig;erhalb der beiden Abteilungen realisiert worden ist. Diese Tatsache f&auml;llt unter denselben Gesichtspunkt unter dem der Einzelkapitalist seinen Mehrwert realisieren kann, auch wenn seine ganze Ware nur erst das variable oder das konstante Kapital eines anderen Kapitalisten ersetzt.</P>
<P>Die Realisierung des Mehrwerts ist indes nicht das einzige Moment der Reproduktion, auf das es ankommt. Nehmen wir an, die Abteilung I habe den Mehrwert ausw&auml;rts (au&szlig;erhalb der beiden Abteilungen) abgesetzt und k&ouml;nnte die Akkumulation ins Werk setzen. Nehmen wir ferner an, sie <A NAME="S304"><B>&lt;304&gt;</A></B> habe Aussicht auf neue Vergr&ouml;&szlig;erung des Absatzes in jenen Kreisen. Damit ist jedoch erst die H&auml;lfte der Bedingungen zur Akkumulation gegeben. Zwischen Lipp' und Kelchesrand kann noch manches passieren. Jetzt stellt sich n&auml;mlich als zweite Voraussetzung der Akkumulation die Notwendigkeit ein, entsprechende sachliche Elemente der Produktionserweiterung vorzufinden. Wo nehmen wir die her, da wir soeben das Mehrprodukt gerade in Gestalt der Produkte I, d.h. als Produktionsmittel, in Geld verwandelt, und zwar au&szlig;erhalb der kapitalistischen Produktion abgesetzt haben? Die Transaktion, die uns zur Realisierung des Mehrwerts verholfen, hat uns gleichsam durch die andere T&uuml;r die Voraussetzungen zur Verwandlung dieses realisierten Mehrwerts in die Gestalt des produktiven Kapitals entf&uuml;hrt. Und so scheint es, da&szlig; wir vom Regen in die Traufe gekommen sind. Sehen wir n&auml;her zu.</P>
<P>Wir operieren hier mit dem c sowohl in der Abteilung I wie in der Abteilung II, wie wenn es der gesamte konstante Kapitalteil der Produktion w&auml;re. Dies ist aber, wie wir wissen, falsch. Nur der Einfachheit des Schemas halber ist hier davon abgesehen worden, da&szlig; das c, welches in der I. und II. Abteilung des Schemas figuriert, blo&szlig; ein Teil des gesamten konstanten Kapitals ist, n&auml;mlich der j&auml;hrlich zirkulierende, in der Produktionsperiode aufgezehrte, auf die Produkte &uuml;bertragene Teil. Es w&auml;re aber total absurd, anzunehmen, die kapitalistische Produktion (und auch jede beliebige) w&uuml;rde in jeder Produktionsperiode ihr gesamtes konstantes Kapital aufbrauchen und es in jeder Periode von neuem schaffen. Im Gegenteil, im Hintergrund der Produktion, wie sie im Schema dargestellt, ist die ganze gro&szlig;e Masse von Produktionsmitteln vorausgesetzt, deren periodische Gesamterneuerung im Schema durch die j&auml;hrliche Erneuerung des aufgebrauchten Teils angedeutet ist. Mit der Steigerung der Produktivit&auml;t der Arbeit und der Erweiterung des Produktionsumfangs w&auml;chst diese Masse nicht nur absolut, sondern auch relativ zu dem Teil, der jeweilig in der Produktion konsumiert wird. Damit w&auml;chst aber auch die potentielle Wirksamkeit des konstanten Kapitals. F&uuml;r die Erweiterung der Produktion kommt zun&auml;chst die st&auml;rkere Anspannung dieses Teils des konstanten Kapitals ohne dessen direkte Wertvergr&ouml;&szlig;erung in Betracht.</P>
<P>"In der extraktiven Industrie, den Bergwerken z.B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil des Kapitalvorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangner Arbeit, sondern von der Natur gratis geschenkt. So Metallerz, Minerale, Steinkohlen, Steine etc. Hier besteht das konstante Kapital fast ausschlie&szlig;lich in Arbeitsmitteln, die ein vermehrtes Arbeitsquantum sehr gut vertragen k&ouml;nnen (Tag- und Nacht- <A NAME="S305"><B>&lt;305&gt;</A></B> schicht von Arbeitern z.B.). Alle andern Umst&auml;nde gleichgesetzt, wird aber Masse und Wert des Produkts steigen in direktem Verh&auml;ltnis der angewandten Arbeit. Wie am ersten Tag der Produktion, gehn hier die urspr&uuml;nglichen Produktionsbildner, daher auch die Bildner der stofflichen Elemente des Kapitals, Mensch und Natur, zusammen. Dank der Elastizit&auml;t der Arbeitskraft hat sich das Gebiet der Akkumulation erweitert ohne vorherige Vergr&ouml;&szlig;erung des konstanten Kapitals.</P>
<P>In der Agrikultur kann man das bebaute Land nicht ausdehnen ohne Vorschu&szlig; von zus&auml;tzlichem Samen und D&uuml;nger. Aber dieser Vorschu&szlig; einmal gemacht, &uuml;bt selbst die rein mechanische Bearbeitung des Bodens eine wundert&auml;tige Wirkung auf die Massenhaftigkeit des Produkts. Eine gr&ouml;&szlig;ere Arbeitsmenge, geleistet von der bisherigen Anzahl Arbeiter, steigert so die Fruchtbarkeit, ohne neuen Vorschu&szlig; an Arbeitsmitteln zu erfordern. Es ist wieder direkte Wirkung des Menschen auf die Natur, welche zur unmittelbaren Quelle gesteigerter Akkumulation wird, ohne Dazwischenkunft eines neuen Kapitals.</P>
<P>Endlich in der eigentlichen Industrie setzt jede zus&auml;tzliche Ausgabe an Arbeit eine entsprechende Zusatzausgabe an Rohstoffen voraus, aber nicht notwendig auch an Arbeitsmitteln. Und da die extraktive Industrie und Agrikultur der fabrizierenden Industrie ihre eignen Rohstoffe und die ihrer Arbeitsmittel liefern, kommt dieser auch der Produktenzuschu&szlig; zugute, den jene ohne zus&auml;tzlichen Kapitalzuschu&szlig; erzeugt haben.</P>
<P>Allgemeines Resultat: Indem das Kapital sich die beiden Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft und Erde, einverleibt, erwirbt es eine Expansionskraft, die ihm erlaubt, die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch seine eigne Gr&ouml;&szlig;e gesteckten Grenzen, gesteckt durch den Wert und die Masse der bereits produzierten Produktionsmittel, in denen es sein Dasein hat."<A NAME="ZF5"><A HREF="lu05_296.htm#F5">(5)</A></A></P>
<P>Ferner aber ist es gar nicht einzusehen, weshalb alle erforderlichen Produktionsmittel und Konsummittel nur kapitalistisch hergestellt werden m&uuml;&szlig;ten. Gerade diese Annahme liegt zwar dem Marxschen Schema der Akkumulation zugrunde, sie entspricht aber weder der t&auml;glichen Praxis und der Geschichte des Kapitals noch dem spezifischen Charakter dieser Produktionsweise. In der ersten H&auml;lfte des 19. Jahrhunderts kam der Mehrwert in England zu einem gro&szlig;en Teil in Gestalt von Baumwollstoffen aus dem Produktionsproze&szlig; hervor. Die sachlichen Elemente seiner Kapitalisierung aber stellten ihrerseits als Rohbaumwolle aus den <A NAME="S306"><B>&lt;306&gt;</A></B> Sklavenstaaten der amerikanischen Union oder als Getreide (Lebensmittel f&uuml;r die englischen Arbeiter) aus den Gefilden des leibeigenen Ru&szlig;lands zwar sicher Mehrprodukt, aber durchaus nicht kapitalistischen Mehrwert dar. Wie sehr die kapitalistische Akkumulation von diesen nichtkapitalistisch produzierten Produktionsmitteln abh&auml;ngig ist, beweist die Baumwollkrisis in England infolge der Unterbrechung der Plantagenkultur durch den amerikanischen Sezessionskrieg oder die Krisis in der europ&auml;ischen Leinwandweberei infolge der Unterbrechung der Zufuhr von Flachs aus dem leibeigenen Ru&szlig;land durch den Orientkrieg. Man braucht sich im &uuml;brigen nur an die Rolle zu erinnern, welche die Zufuhr des b&auml;uerlichen, also nicht kapitalistisch produzierten Getreides f&uuml;r die Ern&auml;hrung der Masse der Industriearbeiter in Europa (d.h. als Element des variablen Kapitals) spielt, um einzusehen, wie sehr die Kapitalakkumulation in ihren sachlichen Elementen tats&auml;chlich an nichtkapitalistische Kreise gebunden ist.</P>
<P>Der Charakter selbst der kapitalistischen Produktion schlie&szlig;t &uuml;brigens die Beschr&auml;nkung auf kapitalistisch produzierte Produktionsmittel aus. Ein wesentliches Mittel im Drange des Einzelkapitals nach Erh&ouml;hung der Profitrate ist das Bestreben nach Verbilligung der Elemente des konstanten Kapitals. Die unaufh&ouml;rliche Steigerung der Produktivit&auml;t der Arbeit andererseits als die wichtigste Methode zur Steigerung der Mehrwertrate schlie&szlig;t die schrankenlose Nutzbarmachung aller von der Natur und der Erde zur Verf&uuml;gung gestellten Stoffe und Bedingungen ein und ist an eine solche gebunden. Das Kapital vertr&auml;gt in dieser Hinsicht seinem Wesen und seiner Daseinsweise nach keine Einschr&auml;nkung. Die kapitalistische Produktionsweise als solche umfa&szlig;t bis jetzt, nach mehreren Jahrhunderten ihrer Entwicklung, erst noch einen Bruchteil der Gesamtproduktion der Erde, ihr Sitz ist bisher vorzugsweise das kleine Europa, in dem sie auch noch ganzer Gebiete - wie der b&auml;uerlichen Landwirtschaft, des selbst&auml;ndigen Handwerks - und gro&szlig;er Landstrecken nicht Herr geworden ist, ferner gro&szlig;e Teile Nordamerikas und einzelne Strecken auf dem Kontinent der &uuml;brigen Weltteile. Im allgemeinen ist die kapitalistische Produktionsweise bisher vorwiegend auf das Gewerbe in den L&auml;ndern der <A NAME="S307"><B>&lt;307&gt;</A></B> gem&auml;&szlig;igten Zone beschr&auml;nkt, w&auml;hrend sie z.B. im Orient und im S&uuml;den verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig geringe Fortschritte gemacht hat. W&auml;re sie demnach ausschlie&szlig;lich auf die in diesen engen Grenzen erreichbaren Produktionselemente angewiesen, dann w&auml;re ihre jetzige H&ouml;he, ja ihre Entwicklung &uuml;berhaupt eine Unm&ouml;glichkeit gewesen. Die kapitalistische Produktion ist von Anbeginn in ihren Bewegungsformen und -gesetzen auf die gesamte Erde als Schatzkammer der Produktivkr&auml;fte berechnet. In seinem Drange nach Aneignung der Produktivkr&auml;fte zu Zwecken der Ausbeutung durchst&ouml;bert das Kapital die ganze Welt, verschafft sich Produktionsmittel aus allen Winkeln der Erde, errafft oder erwirbt sie von allen Kulturstufen und Gesellschaftsformen. Die Frage nach den sachlichen Elementen der Kapitalakkumulation, weit entfernt, durch die sachliche Gestalt des kapitalistisch produzierten Mehrwerts bereits gel&ouml;st zu sein, verwandelt sich vielmehr in eine ganz andere Frage: Zur produktiven Verwendung des realisierten Mehrwerts ist erforderlich, da&szlig; das Kapital fortschreitend immer mehr den gesamten Erdball zur Verf&uuml;gung hat, um in seinen Produktionsmitteln quantitativ und qualitativ unumschr&auml;nkte Auswahl zu haben.</P>
<P>Pl&ouml;tzliche Inangriffnahme neuer Rohstoffgebiete in unumschr&auml;nktem Ma&szlig;e, sowohl um allen eventuellen Wechself&auml;llen und Unterbrechungen in der Zufuhr der Rohstoffe aus alten Quellen wie allen pl&ouml;tzlichen Erweiterungen des gesellschaftlichen Bedarfs gewachsen zu sein, ist eine der unumg&auml;nglichsten Vorbedingungen des Akkumulationsprozesses in seiner Elastizit&auml;t und Sprunghaftigkeit. Als der Sezessionskrieg die Zufuhr der amerikanischen Baumwolle nach England unterbrochen und im Distrikte Lancashire den ber&uuml;hmten "Baumwollhunger" hervorgerufen hatte, entstanden wie durch Zauber in k&uuml;rzester Zeit neue gewaltige Baumwollplantagen in &Auml;gypten. Hier war es die orientalische Despotie, verbunden mit dem uralten Fronverh&auml;ltnis, die dem europ&auml;ischen Kapital das Wirkungsgebiet geschaffen hatte. Nur das Kapital mit seinen technischen Mitteln vermag solche wunderbaren Umw&auml;lzungen in so kurzer Frist hervorzuzaubern. Aber nur auf vorkapitalistischem Boden primitiverer sozialer Verh&auml;ltnisse vermag es solche Kommandogewalt &uuml;ber sachliche und menschliche Produktivkr&auml;fte zu entfalten, die zu jenen Wundern geh&ouml;ren. Ein anderes Beispiel dieser Art ist die enorme Steigerung des Weltverbrauchs an Kautschuk, der gegenw&auml;rtig einer regelm&auml;&szlig;igen Lieferung von Rohgummi im Werte von einer Milliarde Mark j&auml;hrlich gleichkommt. Die wirtschaftliche Basis dieser Rohstofferzeugung sind die vom europ&auml;ischen Kapital praktizierten primitiven Ausbeutungssysteme in den afrikanischen <A NAME="S308"><B>&lt;308&gt;</A></B> Kolonien sowie in Amerika, die verschiedene Kombinationen von Sklaverei und Fronverh&auml;ltnis darstellen.<A NAME="ZF6"><A HREF="lu05_296.htm#F6">(6)</A></A></P>
<P>Wohlgemerkt mu&szlig; hervorgehoben werden, da&szlig;, wenn wir oben annahmen, die erste oder die zweite Abteilung realisiere im nichtkapitalistischen Milieu nur ihr Mehrprodukt, wir dabei den f&uuml;r die Nachpr&uuml;fung des Marxschen Schemas g&uuml;nstigsten Fall nahmen, der die Beziehungen der Reproduktion in ihrer Reinheit zeigt. In Wirklichkeit zwingt uns nichts zu der Annahme, da&szlig; nicht auch ein Teil des konstanten und variablen Kapitals im Produkt der entsprechenden Abteilung au&szlig;erhalb der kapitalistischen Kreise realisiert wird. Hintennach mag sowohl die Erweiterung der Produktion wie auch zum Teil die Erneuerung der verbrauchten Produktionselemente in ihrer Sachgestalt durch Produkte nichtkapitalistischer Kreise vorgenommen werden. Was durch die obigen Beispiele klargemacht werden sollte, ist die Tatsache, da&szlig; <I>zum mindesten</I> der zu kapitalisierende Mehrwert und der ihm entsprechende Teil der kapitalistischen Produktenmasse unm&ouml;glich innerhalb der kapitalistischen Kreise realisiert werden kann und unbedingt au&szlig;erhalb dieser Kreise, in nichtkapitalistisch produzierenden Gesellschaftsschichten und -formen, seine Abnehmer suchen mu&szlig;.</P>
<P>So liegen zwischen je einer Produktionsperiode, in der Mehrwert produziert, und der darauffolgenden Akkumulation, in der er kapitalisiert wird, zwei verschiedene Transaktionen - die Verwandlung des Mehrwerts in seine reine Wertform, die Realisierung, und die Verwandlung dieser reinen Wertgestalt in produktive Kapitalgestalt -, die beide zwischen der kapitalistischen Produktion und der sie umgebenden nichtkapitalistischen Welt vor sich gehen. So ist von beiden Standpunkten: der Realisierung des Mehrwerts wie der Beschaffung der Elemente des konstanten Kapitals, von vornherein der Weltverkehr eine historische Existenzbedingung des Kapitalismus, Weltverkehr der in den gegebenen konkreten Verh&auml;ltnissen wesentlich ein Austausch zwischen der kapitalistischen und den nichtkapitalistischen Produktionsformen ist.</P>
<P>Bis jetzt haben wir die Akkumulation nur vom Standpunkt des Mehrwerts und des konstanten Kapitals betrachtet. Das dritte grundlegende <A NAME="S309"><B>&lt;309&gt;</A></B> Moment der Akkumulation ist das variable Kapital. Die fortschreitende Akkumulation ist begleitet von zunehmendem variablem Kapital. Im Marxschen Schema erscheint als seine entsprechende sachliche Gestalt im gesellschaftlichen Produkt eine wachsende Menge von Lebensmitteln f&uuml;r die Arbeiter. Das wirkliche variable Kapital sind aber nicht die Lebensmittel der Arbeiter, sondern die lebendige Arbeitskraft, f&uuml;r deren Reproduktion die Lebensmittel notwendig sind. Zu den Grundbedingungen der Akkumulation geh&ouml;rt also eine ihren Bed&uuml;rfnissen angepa&szlig;te Zufuhr lebendiger Arbeit, die vom Kapital in Bewegung gesetzt wird. Zum Teil wird die Vergr&ouml;&szlig;erung dieser Menge - soweit die Verh&auml;ltnisse erlauben - durch Verl&auml;ngerung des Arbeitstages und Intensivierung der Arbeit erreicht. Allein in beiden F&auml;llen &auml;u&szlig;ert sich diese Vermehrung der lebendigen Arbeit nicht oder nur in geringem Ma&szlig;e (als &Uuml;berstundenlohn) im Wachstum des variablen Kapitals. Beide Methoden linden au&szlig;erdem teils in nat&uuml;rlichen, teils in sozialen Widerst&auml;nden ihre bestimmten, ziemlich engen Schranken, &uuml;ber die sie nicht hinausgehen k&ouml;nnen. Das fortschreitende Wachstum des variablen Kapitals, das die Akkumulation begleitet, mu&szlig; also in einer zunehmenden Zahl besch&auml;ftigter Arbeitskr&auml;fte Ausdruck finden. Wo kommen diese zusch&uuml;ssigen Arbeitskr&auml;fte her?</P>
<P>Bei der Analyse der Akkumulation des Einzelkapitals beantwortet Marx die Frage folgenderma&szlig;en: "Um nun diese Bestandteile tats&auml;chlich als Kapital fungieren zu lassen, bedarf die Kapitalistenklasse eines Zuschusses von Arbeit. Soll nicht die Ausbeutung der schon besch&auml;ftigten Arbeiter extensiv oder intensiv wachsen, so m&uuml;ssen zus&auml;tzliche Arbeitskr&auml;fte eingestellt werden. Daf&uuml;r hat der Mechanismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon gesorgt, indem er die Arbeiterklasse reproduziert als vom Arbeitslohn abh&auml;ngige Klasse, deren gew&ouml;hnlicher Lohn hinreicht, nicht nur ihre Erhaltung zu sichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen j&auml;hrlich gelieferten zusch&uuml;ssigen Arbeitskr&auml;fte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen zusch&uuml;ssigen Produktionsmitteln einzuverleiben, und die Verwandlung des Mehrwerts in Kapital ist fertig."<A NAME="ZF7"><A HREF="lu05_296.htm#F7">(7)</A></A> <A NAME="S310"><B>&lt;310&gt;</A></B> Hier wird der Zuwachs des variablen Kapitals lediglich und direkt auf die nat&uuml;rliche Vermehrung der bereits vom Kapital kommandierten Arbeiterklasse durch Fortpflanzung reduziert. Dies entspricht auch genau dem Schema der erweiterten Reproduktion, das nach der Marxschen Voraussetzung die Kapitalisten und Arbeiter als einzige Gesellschaftsklassen, die kapitalistische Produktion als einzige und absolute Produktionsweise kennt. Unter diesen Voraussetzungen ist die nat&uuml;rliche Fortpflanzung der Arbeiterklasse die einzige Quelle der Vermehrung der vorhandenen Arbeitskr&auml;fte unter dem Kommando des Kapitals. Indes widerspricht diese Auffassung den Bewegungsgesetzen der Akkumulation. Die nat&uuml;rliche Fortpflanzung der Arbeiter steht weder zeitlich noch quantitativ im Verh&auml;ltnis zu den Bed&uuml;rfnissen des akkumulierenden Kapitals. Insbesondere vermag sie nicht, wie Marx das selbst gl&auml;nzend dargelegt hat, mit den pl&ouml;tzlichen Expansionsbed&uuml;rfnissen des Kapitals Schritt zu halten. Die nat&uuml;rliche Fortpflanzung der Arbeiterklasse als einzige Basis der Bewegungen des Kapitals w&uuml;rde den Fortgang der Akkumulation in periodischem Wechsel der &Uuml;berspannung und der Ermattung sowie in sprungweiser Ausdehnung des Produktionsfeldes ausschlie&szlig;en und damit die Akkumulation selbst unm&ouml;glich machen. Letztere erfordert ebenso schrankenlose Bewegungsfreiheit in bezug auf das Wachstum des variablen Kapitals wie in bezug auf die Elemente des konstanten Kapitals, also schrankenlose Verf&uuml;gungsm&ouml;glichkeit &uuml;ber die Zufuhr von Arbeitskraft. Nach der Marxschen Analyse findet dieses Erfordernis einen exakten Ausdruck in der Bildung der "industriellen Reservearmee der Arbeiter". Das Marxsche Schema der erweiterten Reproduktion kennt freilich eine solche nicht und l&auml;&szlig;t auch keinen Raum f&uuml;r sie &uuml;brig. Die industrielle Reservearmee kann n&auml;mlich durch die nat&uuml;rliche Fortpflanzung des kapitalistischen Lohnproletariats nicht gebildet werden. Sie mu&szlig; andere soziale Reservoirs haben, aus denen ihr die Arbeitskraft zuflie&szlig;t - Arbeitskraft, die bis dahin noch nicht unter dem Kommando des Kapitals stand und erst nach Bedarf dem Lohnproletariat zugef&uuml;gt wird. Diese zusch&uuml;ssigen Arbeitskr&auml;fte kann die kapitalistische Produktion nur aus nichtkapitalistischen Schichten und L&auml;ndern st&auml;ndig beziehen. In seiner Analyse der industriellen Re- <A NAME="S311"><B>&lt;311&gt;</A></B> servearmee (Das Kapital, Band I, Kapitel 23, 3) [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_640.htm#S650">Bd. 23, S.650-677</A>.] ber&uuml;cksichtigt Marx freilich nur 1. die Verdr&auml;ngung &auml;lterer Arbeiter durch die Maschinerie, 2. den Zuzug l&auml;ndlicher Arbeiter in die Stadt als Folge der Herrschaft der kapitalistischen Produktion in der Agrikultur, 3. die von der Industrie ausrangierten Arbeitskr&auml;fte mit unregelm&a
<P>Sowenig die kapitalistische Produktion sich auf die Natursch&auml;tze und Produktivkr&auml;fte der gem&auml;&szlig;igten Zone beschr&auml;nken kann, vielmehr zu ihrer Entfaltung der Verf&uuml;gungsm&ouml;glichkeit &uuml;ber alle Erdstriche und Klimate bedarf, sowenig kann sie mit der Arbeitskraft der wei&szlig;en Rasse allein auskommen. Das Kapital braucht zur Nutzbarmachung von Erdstrichen, in denen die wei&szlig;e Rasse arbeitsunf&auml;hig ist, andere Rassen, es braucht &uuml;berhaupt die unumschr&auml;nkte Verf&uuml;gungsm&ouml;glichkeit &uuml;ber alle Arbeitskr&auml;fte des Erdrunds, um mit ihnen alle Produktivkr&auml;fte der Erde - soweit dies in den Schranken der Mehrwertproduktion m&ouml;glich - mobil zu machen. Diese Arbeitskr&auml;fte findet es aber meist in festen Banden &uuml;berkommener vorkapitalistischer Produktionsverh&auml;ltnisse, aus denen sie erst "befreit" <A NAME="S312"><B>&lt;312&gt;</A></B> werden m&uuml;ssen, um in die t&auml;tige Armee des Kapitals enrolliert zu werden. Der Proze&szlig; der Ausscheidung der Arbeitskr&auml;fte aus primitiven sozialen Verh&auml;ltnissen und ihr Aufsaugen durch das kapitalistische Lohnsystem ist eine der unumg&auml;nglichen historischen Grundlagen des Kapitalismus. Die englische Baumwollindustrie als erster echt kapitalistischer Produktionszweig w&auml;re unm&ouml;glich nicht blo&szlig; ohne die Baumwolle der S&uuml;dstaaten der nordamerikanischen Union, sondern auch ohne die Millionen Afrikaneger, die nach Amerika verpflanzt wurden, um die Arbeitskr&auml;fte f&uuml;r die Plantagen zu liefern, und nach dem Sezessionskriege als freies Proletariat der kapitalistischen Lohnarbeiterklasse zugewachsen sind.<A NAME="ZF8"><A HREF="lu05_296.htm#F8">(8)</A></A> Die Wichtigkeit des Bezuges von erforderlichen Arbeitskr&auml;ften aus nichtkapitalistischen Gesellschaften wird dem Kapital sehr f&uuml;hlbar in der Form der sogenannten Arbeiterfrage in den Kolonien. Der L&ouml;sung dieser Frage dienen alle m&ouml;glichen Methoden der "sanften Gewalt", um die anderen sozialen Autorit&auml;ten und Produktionsbedingungen untergeordneten Arbeitskr&auml;fte von diesen loszul&ouml;sen und dem Kommando des Kapitals zu unterstellen. Aus diesem Bestreben ergeben sich in den Koloniall&auml;ndern die seltsamsten Mischformen zwischen modernem Lohnsystem und primitiven Herrschaftsverh&auml;ltnissen.<A NAME="ZF9"><A HREF="lu05_296.htm#F9">(9)</A></A> Diese illustrieren handgreiflich die Tat- <A NAME="S313"><B>&lt;313&gt;</A></B> sache, da&szlig; die kapitalistische Produktion ohne Arbeitskr&auml;fte aus anderen sozialen Formationen nicht auszukommen vermag.</P>
<P>Marx behandelt freilich eingehend sowohl den Proze&szlig; der Aneignung nichtkapitalistischer Produktionsmittel wie den Proze&szlig; der Verwandlung des Bauerntums in kapitalistisches Proletariat. Das ganze 24. Kapitel im ersten Band des "Kapitals" ist der Schilderung der Entstehung des englischen Proletariats, der agrikolen kapitalistischen P&auml;chterklasse sowie des industriellen Kapitals gewidmet. Eine hervorragende Rolle im letzteren Vorgang spielt in der Marxschen Schilderung die Auspl&uuml;nderung der Koloniall&auml;nder durch das europ&auml;ische Kapital. Dies alles aber wohlgemerkt nur unter dem Gesichtswinkel der sogenannten "primitiven Akkumulation". Die angegebenen Prozesse illustrieren bei Marx nur die Genesis, die Geburtsstunde des Kapitals, sie bezeichnen die Geburtswehen bei dem Heraustreten der kapitalistischen Produktionsweise aus dem Scho&szlig;e der feudalen Gesellschaft. Sobald er die theoretische Analyse des Kapitalprozesses gibt - Produktion wie Zirkulation -, kehrt er st&auml;ndig zu seiner Voraussetzung: allgemeine und ausschlie&szlig;liche Herrschaft der kapitalistischen Produktion, zur&uuml;ck.</P>
<P>Wir sehen jedoch, da&szlig; der Kapitalismus auch in seiner vollen Reife in <A NAME="S314"><B>&lt;314&gt;</A></B> jeder Beziehung auf die gleichzeitige Existenz nichtkapitalistischer Schichten und Gesellschaften angewiesen ist. Dieses Verh&auml;ltnis ersch&ouml;pft sich nicht durch die nackte Frage des Absatzmarktes f&uuml;r das "&uuml;bersch&uuml;ssige Produkt", wie das Problem von Sismondi und den sp&auml;teren Kritikern und Zweiflern der kapitalistischen Akkumulation gestellt wurde. Der Akkumulationsproze&szlig; des Kapitals ist durch alle seine Wertbeziehungen und Sachbeziehungen: konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert an nichtkapitalistische Produktionsformen gebunden. Letztere bilden das gegebene historische Milieu jenes Prozesses. Die Kapitalakkumulation kann so wenig unter der Voraussetzung der ausschlie&szlig;lichen und absoluten Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweise dargestellt werden, da&szlig; sie vielmehr ohne das nichtkapitalistische Milieu in jeder Hinsicht undenkbar ist. Freilich zeigten Sismondi und seine Nachfolger einen richtigen Instinkt f&uuml;r die Daseinsbedingungen der Akkumulation, wenn sie deren Schwierigkeiten einzig und allein auf die Realisierung des Mehrwerts reduzierten. Zwischen den Bedingungen dieser letzteren und den Bedingungen der Erweiterung des konstanten und des variablen Kapitals in ihrer Sachgestalt besteht ein wichtiger Unterschied. Das Kapital kann ohne die Produktionsmittel und die Arbeitskr&auml;fte des gesamten Erdballes nicht auskommen, zur ungehinderten Entfaltung seiner Akkumulationsbewegung braucht es die Natursch&auml;tze und die Arbeitskr&auml;fte aller Erdstriche. Da diese sich <I>tats&auml;chlich</I> in &uuml;berwiegender Mehrzahl in den Banden vorkapitalistischer Produktionsformen befinden - dies das geschichtliche Milieu der Kapitalakkumulation -, so ergibt sich daraus der ungest&uuml;me Drang des Kapitals, sich jener Erdstriche und Gesellschaften zu bem&auml;chtigen. An sich w&auml;re der kapitalistischen Produktion z.B. auch mit kapitalistisch betriebenen Kautschukplantagen, wie sie z.B. in Indien bereits angelegt sind, gedient. Aber die tats&auml;chliche Vorherrschaft nichtkapitalistischer Gesellschaftsverh&auml;ltnisse in den L&auml;ndern jener Produktionszweige ergibt f&uuml;r das Kapital die Bestrebung, jene L&auml;nder und Gesellschaften unter seine Botm&auml;&szlig;igkeit zu bringen, wobei die primitiven Verh&auml;ltnisse allerdings so au&szlig;erordentlich rasche und gewaltsame Griffe der Akkumulation erm&ouml;glichen, wie sie unter rein kapitalistischen Gesellschaftsverh&auml;ltnissen ganz undenkbar w&auml;ren.</P>
<P>Anders die Realisierung des Mehrwerts. Diese ist von vornherein an nichtkapitalistische Produzenten und Konsumenten als solche gebunden. Die Existenz nichtkapitalistischer Abnehmer des Mehrwerts ist also direkte Lebensbedingung f&uuml;r das Kapital und seine Akkumulation, insofern also der entscheidende Punkt im Problem der Kapitalakkumulation.</P>
<B><P><A NAME="S315">&lt;315&gt;</A></B> Ob aber so oder anders, faktisch ist die Kapitalakkumulation als geschichtlicher Proze&szlig; in allen ihren Beziehungen auf nichtkapitalistische Gesellschaftsschichten und -formen angewiesen.</P>
<P>Die L&ouml;sung des Problems, um das sich die Kontroverse in der National&ouml;konomie fast &uuml;ber ein ganzes Jahrhundert zieht, liegt also zwischen den beiden Extremen: zwischen der kleinb&uuml;rgerlichen Skepsis der Sismondi, v. Kirchmann, Woronzow, Nikolai-on, die die Akkumulation f&uuml;r unm&ouml;glich erkl&auml;rten, und dem rohen Optimismus Ricardo-Say-Tugan-Baranowskis, f&uuml;r die der Kapitalismus sich selbst schrankenlos befruchten kann, ergo - was nur eine logische Konsequenz - von ewiger Dauer ist. Die L&ouml;sung liegt, im Sinne der Marxschen Lehre, in dem dialektischen Widerspruch, da&szlig; die kapitalistische Akkumulation zu ihrer Bewegung nichtkapitalistischer sozialer Formationen als ihrer Umgebung bedarf, in st&auml;ndigem Stoffwechsel mit ihnen vorw&auml;rtsschreitet und nur so lange existieren kann, als sie dieses Milieu vorfindet.</P>
<P>Von hier aus k&ouml;nnen die Begriffe des inneren und ausw&auml;rtigen Absatzmarktes, die im theoretischen Streit um das Problem der Akkumulation eine so hervorragende Rolle gespielt haben, revidiert werden. Innerer und &auml;u&szlig;erer Markt spielen gewi&szlig; eine gro&szlig;e und grundverschiedene Rolle im Gang der kapitalistischen Entwicklung, jedoch nicht als Begriffe der politischen Geographie, sondern als die der sozialen &Ouml;konomie. Innerer Markt vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion ist kapitalistischer Markt, ist diese Produktion selbst als Abnehmerin ihrer eigenen Produkte und Bezugsquelle ihrer eigenen Produktionselemente. &Auml;u&szlig;erer Markt f&uuml;r das Kapital ist die nichtkapitalistische soziale Umgebung, die seine Produkte absorbiert und ihm Produktionselemente und Arbeitskr&auml;fte liefert. Von diesem Standpunkt, &ouml;konomisch, sind Deutschland und England in ihrem gegenseitigen Warenaustausch f&uuml;reinander meist innerer, kapitalistischer Markt, w&auml;hrend der Austausch zwischen der deutschen Industrie und den deutschen b&auml;uerlichen Konsumenten wie Produzenten f&uuml;r das deutsche Kapital ausw&auml;rtige Marktbeziehungen darstellt. Wie aus dem Schema der Reproduktion ersichtlich, sind dies strenge, exakte Begriffe. Im innern kapitalistischen Verkehr k&ouml;nnen im besten Fall nur bestimmte Wertteile des gesellschaftlichen Gesamtprodukts realisiert werden: das verbrauchte konstante Kapital, das variable Kapital und der konsumierte Teil des Mehrwerts; hingegen mu&szlig; der zur Kapitalisierung bestimmte Teil des Mehrwerts "ausw&auml;rts" realisiert werden. Ist die Kapitalisierung des Mehrwerts der eigentliche Zweck und das treibende Motiv der Produktion, so ist andererseits die Erneuerung des konstanten und variablen Kapitals (so- <A NAME="S316"><B>&lt;316&gt;</A></B> wie des konsumierten Teils des Mehrwerts) die breite Basis und die Vorbedingung jener. Und wird mit der internationalen Entwicklung des Kapitalismus die Kapitalisierung des Mehrwerts immer dringender und prek&auml;rer, so wird die breite Basis des konstanten und variablen Kapitals als Masse absolut und im Verh&auml;ltnis zum Mehrwert immer gewaltiger. Daher die widerspruchsvolle Erscheinung, da&szlig; die alten kapitalistischen L&auml;nder f&uuml;reinander immer gr&ouml;&szlig;eren Absatzmarkt darstellen, f&uuml;reinander immer unentbehrlicher werden und zugleich einander immer eifers&uuml;chtiger als Konkurrenten in Beziehungen mit nichtkapitalistischen L&auml;ndern bek&auml;mpfen.<A NAME="ZF10"><A HREF="lu05_296.htm#F10">(10)</A></A> Die Bedingungen der Kapitalisierung des Mehrwerts und die Bedingungen der Erneuerung des Gesamtkapitals treten miteinander immer mehr in Widerspruch, der &uuml;brigens nur ein Reflex des widerspruchsvollen Gesetzes der fallenden Profitrate ist.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Rosa Luxemburg</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> "Je gr&ouml;&szlig;er das Kapital, je entwickelter die Produktivit&auml;t der Arbeit, &uuml;berhaupt die Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, <I>um so gr&ouml;&szlig;er auch die Masse der Waren, die sich in dem &Uuml;bergang aus der Produktion in die Konsumtion</I> (individuelle und industrielle), <I>in Zirkulation, auf dem Markt befinden</I>, und um so gr&ouml;&szlig;er die Sicherheit f&uuml;r jedes besondre Kapital, seine Reproduktionsbedingungen fertig auf dem Markt vorzufinden." (Marx: Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Bd. II, Teil 2, S. 251.) [Karl Marx: Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 484.] <A HREF="lu05_296.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Bd. II, Teil 2, S. 250, "Akkumulation von Kapital und Krisen". Hervorgehoben bei Marx. [Karl Marx: Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 483, 484 u. 485.] <A HREF="lu05_296.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Dir Wichtigkeit der Baumwollindustrie f&uuml;r den englischen Export ist aus folgenden Zahlen ersichtlich:</P>
<P>1893: Gesamtexport von Fabrikaten 5.540 Mill. Mark; davon Baumwollwaren 1.280 Mill. Mark = 23 Prozent, Eisen- und sonstige Metallwaren nicht ganz 17 Prozent.</P>
<P>1898: Gesamtexport von Fabrikaten 4.668 Mill. Mark; davon Baumwollwaren 1.300 Mill. Mark = 28 Prozent, Eisen- und Metallwaren 22 Prozent.</P>
<P>Verglichen damit ergeben die Zahlen f&uuml;r das Deutsche Reich</P>
<P>1898 Gesamtexport 4.010 Mill. Mark; davon Baumwollwaren 231,9 Mill Mark = 5<FONT SIZE="-1"><SUP>3</FONT></SUP>/<FONT size="-2">4</FONT> Prozent.</P>
<P>Die L&auml;nge der 1898 exportierten Baumwollst&uuml;ckware betrug 5<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT size="-2">4</FONT> Milliarden Yards, vor denen 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT size="-2">4</FONT> Milliarden nach Vorderindien gingen. (E. Jaff&eacute;: Die englische Baumwollindustrie und die Organisation des Exporthandels. In: Schmollers Jahrb&uuml;cher [Jahrbuch f&uuml;r Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft], XXIV. Jg., S. 1033.)</P>
<P>1908 betrug die britische Ausfuhr an Baumwollgarn allein 262 Mill. Mark. (Statistisches Jahrbuch f&uuml;r das Deutsche Reich, 1910.) <A HREF="lu05_296.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A> Von den deutschen Teerfarbstoffen geht z.B. ein F&uuml;nftel, vom Indigo die H&auml;lfte nach L&auml;ndern wie China, Japan, Britisch-Indien, &Auml;gypten, asiatische T&uuml;rkei, Brasilien, Mexiko. <A HREF="lu05_296.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Das Kapital, Bd. I, S. 567. [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_605.htm#S630">Bd. 23, S. 630/631</A>.] <A HREF="lu05_296.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Die j&uuml;ngsten Enth&uuml;llungen des englischen Blaubuchs &uuml;ber die Praxis der Peruvian Amazon Co. Ltd. in Putumayo haben gezeigt, da&szlig; das internationale Kapital sogar ohne die politische Form der Kolonialherrschaft, auf dem Gebiet der freien Republik Peru, die Eingeborenen in ein an Sklaverei grenzendes Verh&auml;ltnis zu sich zu bringen wei&szlig;, um dadurch Produktionsmittel aus primitiven L&auml;ndern im Raubbau gr&ouml;&szlig;ten Stils an sich zu raffen. Seit 1900 hatte die genannte Gesellschaft englischer und exotischer Kapitalisten etwa 4.000 Tonnen Putumayokautschuk auf den Londoner Markt geworfen. In der gleichen Zeit sind 30.000 Eingeborene umgebracht und von den 10.000 &Uuml;berlebenden die Mehrzahl zu Kr&uuml;ppeln geschlagen worden. <A HREF="lu05_296.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> Das Kapital, Bd. I, S. 544. [Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_605.htm#S607">Bd. 23, S. 607</A>.] &Auml;hnlich an einer anderen Stelle: "Zun&auml;chst ist also ein Teil des Mehrwerts (und des ihm in Lebensmitteln entsprechenden surplus produce) in variables Kapital zu verwandeln; d.h., neue Arbeit ist damit zu kaufen. Dies ist nur m&ouml;glich, wenn die Zahl der Arbeiter w&auml;chst oder wenn die Arbeitszeit, w&auml;hrend der sie arbeiten, verl&auml;ngert wird ... Dies jedoch nicht als konstantes Mittel der Akkumulation anzusehn. Die Arbeiterbev&ouml;lkerung kann zunehmen, wenn vorhin unproduktive Arbeiter in produktive verwandelt werden oder Teile der Bev&ouml;lkerung, die fr&uuml;her nicht arbeiteten, wie Weiber und Kinder, Paupers, in den Produktionsproze&szlig; gezogen werden. Letztren Punkt lassen wir hier weg. Endlich durch absolutes Wachstum der ... Bev&ouml;lkerung. Soll die Akkumulation ein stetiger, fortlaufender Proze&szlig; sein, so dies absolute Wachstum der Bev&ouml;lkerung (obgleich sie relativ gegen das angewandte Kapital abnimmt) Bedingung. <I>Vermehrung der Bev&ouml;lkerung</I> erscheint als Grundlage der Akkumulation als eines stetigen Prozesses. Dieses setzt aber voraus ein avarage Salair, das best&auml;ndige Wachstum der Arbeiterbev&ouml;lkerung, nicht nur Reproduktion derselben erlaubt." (Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Bd. II, Teil 2, Kapitel: Verwandlung von Revenue in Kapital, S. 243.) [Karl Marx: Theorien &uuml;ber den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 478.] <A HREF="lu05_296.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> Eine kurz vor denn Sezerssonskriege in den Vereinigten Staaten ver&ouml;ffentlichte Tabelle enthielt folgende Angaben &uuml;ber den Wert der j&auml;hrlichen Produktion der Sklavenstaaten und die Zahl der besch&auml;ftigten Sklaven, von denen die &uuml;bergro&szlig;e Mehrzahl auf den Baumwollplantagen arbeitetet:</P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=268>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P></TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">Baumwolle</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">Sklaven</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1800</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">5,2 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">893.041</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1810</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">15,1 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">1.191.364</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1820</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">26,3 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">1.543.688</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1830</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">34,1 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">2.009.053</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1840</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">74,6 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">2.487.255</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1850</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">111,8 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">3.179.509</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="19%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P>1851</TD>
<TD WIDTH="46%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">137,3 Mill. Doll.</TD>
<TD WIDTH="35%" VALIGN="TOP" HEIGHT=17>
<P ALIGN="RIGHT">3.200.300</TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>(Simons: Klassenk&auml;mpfe in der Geschichte Amerikas. Erg&auml;nzungsheft der "Neuen Zeit", Nr. 7, S. 39.) <A HREF="lu05_296.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F9">(9)</A> Ein Musterbeispiel solcher Mischformen schildert der fr&uuml;here englische Minister Bryce in den s&uuml;d-afrikanischen Diamantgruben. "Die interessanteste Sehensw&uuml;rdigkeit Kimberleys, die einzig in der Welt dasteht, sind die beiden sogen. 'Compounds', wo die in den Bergwerken besch&auml;ftigten Eingeborenen beherbergt und eingesperrt werden. Es sind ungeheure Einfriedungen ohne Dach, aber mit einem Drahtnetz &uuml;berspannt, um zu verhindern, da&szlig; etwas &uuml;ber die Mauern geworfen wird. Ein unterirdischer Gang f&uuml;hrt zu dem benachbarten Bergwerk. Es wird in drei 8st&uuml;ndigen Schichten gearbeitet, so da&szlig; der Arbeiter nie l&auml;nger als 8 Stunden hintereinander unter der Erde ist. An der Innenseite der Mauer sind H&uuml;tten errichtet, wo die Eingeborenen wohnen und schlafen. Auch ein Hospital ist innerhalb der Umfriedung vorhanden sowie eine Schule, wo die Arbeiter in ihrer freien Zelt lesen und schreiben lernen k&ouml;nnen. Geistige Getr&auml;nke werden nicht verkauft. - Alle Eing&auml;nge werden streng bewacht, und keine Besucher, weder Eingeborene noch Wei&szlig;e, erhalten Zutritt; die Lebensmittel werden von einem innerhalb der Mauern befindlichen, der Gesellschaft geh&ouml;rigen Laden geliefert. Das Compound der De Beers-Grube beherbergte zur Zeit meines Besuches 2.600 Eingeborene aller m&ouml;glichen St&auml;mme, so da&szlig; man dort Exemplare der verschiedensten Negertypen von Natal und Pondoland im S&uuml;den bis zum Tanganjikasee im fernen Osten sehen konnte. Sie kommen von allen Himmelsrichtungen, durch die hohen L&ouml;hne, gew&ouml;hnlich 18-30 M die Woche, herbeigelockt, und bleiben dort 3 Monate und l&auml;nger, zuweilen sogar f&uuml;r lange Zeit ... In diesem weiten, rechteckigen Compound sieht man Zulus aus Natal, Fingos Pondos, Tembus, Basutos, Betschuanas, Untertanen Gungunhanas aus den portugiesischen Besitzungen, einige Matabeles und Makalakas und viele sog. Zambesi-Boys von den an beiden Ufern dieses Flusses wohnenden St&auml;mmen. Sogar Buschm&auml;nner oder wenigstens Eingeborene, die von Buschm&auml;nnern stammen, fehlen nicht. Sie wohnen friedlich zusammen und vergn&uuml;gen sich in ihren freien Stunden auf ihre Art. Au&szlig;er Gl&uuml;cksspielen sahen wir noch ein Spiel, das, dem englischen 'Fuchs und G&auml;nse' &auml;hnlich, mit Steinen auf einem Brett gespielt wird; auch Musik wurde auf zwei primitiven Instrumenten gemacht; auf dem sog. Kaffernklavier, das aus ungleich langen, nebeneinander in einem Rahmen befestigten Eisenpl&auml;ttchen besteht, und auf einem noch kunstloseren Instrument, aus ungleich langen, harten Holzst&uuml;ckchen gefertigt, denen man durch Anschlagen verschiedene T&ouml;ne, die Rudimente einer Melodie entlocken kann. Einige wenige lasen oder schrieben Briefe, die &uuml;brigen waren mit Kochen oder Schwatzen besch&auml;ftigt. Manche St&auml;mme schwatzen ununterbrochen und man kann in dieser seltsamen Negerretorte ein Dutzend Sprachen h&ouml;ren, wenn man von Gruppe zu Gruppe geht." Die Neger pflegen nach mehreren Monaten Arbeit mit ihrem aufgesparten Lohn das Bergwerk zu verlassen, um zu ihrem Stamme zur&uuml;ckzukehren, sich f&uuml;r das Geld eine Frau zu kaufen und wieder in ihren hergebrachten Verh&auml;ltnissen zu leben. (James Bryce: Impressions of South Africa, 1897, deutsche Ausgabe 1900, S. 206.) Ebenda siehe auch die recht lebendige Schilderung der Methoden wie man in S&uuml;dafrika die "Arbeiterfrage" l&ouml;st. Wir erfahren da, da&szlig; man die Neger zur Arbeit in den Bergwerken und Plantagen in Kimberley, in Witwatersrand, in Natal, im Matabeleland zwingt dadurch, da&szlig; man ihnen alles Land und alles Vieh, d.h. die Existenzmittel nimmt, sie proletarisiert, sie auch mit Branntwein demoralisiert (sp&auml;ter, als sie schon in der "Einfriedung" des Kapitals sind, werden ihnen, die an Alkohol erst gew&ouml;hnt worden, "geistige Getr&auml;nke" streng verboten: Das Ausbeutungsobjekt mu&szlig; in brauchbarem Zustand erhalten werden.), schlie&szlig;lich einfach mit Gewalt, Gef&auml;ngnis, Auspeitschung in d
<P><A NAME="F10">(10)</A> Typisch f&uuml;r diese Beziehung ist das Verh&auml;ltnis von Deutschland und England. <A HREF="lu05_296.htm#ZF10">&lt;=</A></P></BODY>
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