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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats - I. Vorgeschichtliche Kulturstufen</TITLE>
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<META name="description" content="Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats - I. Vorgeschichtliche Kulturstufen">
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<TD ALIGN="center" width="299" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A href="../default.htm"><FONT size=2 color="#006600">Marx/Engels - Werke</A></TD>
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<TD ALIGN="CENTER" width="199" height=20 valign=middle
bgcolor="#99CC99"><A HREF="me21_027.htm"><FONT size="2" color="#006600">&#171; Zur ersten Auflage 1884</FONT></A></TD>
<TD ALIGN="CENTER" width="200" height=20 valign=middle
bgcolor="#99CC99"><A HREF="me21_025.htm"><FONT size="2" color="#006600">Inhalt</FONT></A></TD>
<TD ALIGN="CENTER" width="199" height=20 valign=middle
bgcolor="#99CC99"><A HREF="me21_036.htm"><FONT size="2" color="#006600">II. Die Familie &#187;</FONT></A></TD>
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<TD valign="top"><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: </SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>Friedrich Engels - "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" in: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 21, 5. Auflage 1975, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 30-35.</SMALL></TD>
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<TD><SMALL>Korrektur:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>1</SMALL></TD>
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<TD><SMALL>Erstellt:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>20.03.1999</SMALL></TD>
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<H2 ALIGN="CENTER">I <BR>
Vorgeschichtliche Kulturstufen</H2>
<B><P><A NAME="S30">|30|</A></B> Morgan ist der erste, der mit Sachkenntnis eine bestimmte Ordnung in die menschliche Vorgeschichte zu bringen versucht; solange nicht bedeutend erweitertes Material zu &Auml;nderungen n&ouml;tigt, wird seine Gruppierung wohl in Kraft bleiben.</P>
<P>Von den drei Hauptepochen: Wildheit, Barbarei, Zivilisation besch&auml;ftigen ihn selbstredend nur die ersten zwei und der &Uuml;bergang zur dritten. Jede der beiden teilt er ein in eine untere, mittlere und obere Stufe, je nach den Fortschritten der Produktion der Lebensmittel; denn, sagt er:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Geschicklichkeit in dieser Produktion ist entscheidend f&uuml;r den Grad menschlicher &Uuml;berlegenheit und Naturbeherrschung; von allen Wesen hat nur der Mensch es bis zu einer fast unbedingten Herrschaft &uuml;ber die Erzeugung von Nahrungsmitteln gebracht. Alle gro&szlig;en Epochen menschlichen Fortschritts fallen, mehr oder weniger direkt, zusammen mit Epochen der Ausweitung der Unterhaltsquellen."</P>
</FONT><P>Die Entwicklung der Familie geht daneben, bietet aber keine so schlagenden Merkmale zur Trennung der Perioden.</P>
<A name="Kap_I"><H3 ALIGN="CENTER">1. Wildheit</H3></A>
<P>1. <I>Unterstufe.</I> Kindheit des Menschengeschlechts, das, wenigstens teilweise, auf B&auml;umen lebend, wodurch allein sein Fortbestehn gegen&uuml;ber gro&szlig;en Raubtieren erkl&auml;rlich, noch in seinen urspr&uuml;nglichen Sitzen, tropischen oder subtropischen W&auml;ldern sich aufhielt. Fr&uuml;chte, N&uuml;sse, Wurzeln dienten zur Nahrung; die Ausbildung artikulierter Sprache ist Hauptergebnis dieser Zeit. Von allen V&ouml;lkern, die innerhalb der geschichtlichen Periode bekannt geworden sind, geh&ouml;rte kein einziges mehr diesem Urzustand an. So lange Jahrtausende er auch gedauert haben mag, so wenig <A NAME="S31"><B>|31|</A></B> k&ouml;nnen wir ihn aus direkten Zeugnissen beweisen; aber die Abstammung des Menschen aus dem Tierreich einmal zugegeben, wird die Annahme dieses &Uuml;bergangs unumg&auml;nglich.</P>
<P>2. <I>Mittelstufe.</I> Beginnt mit der Verwertung von Fischen (wozu wir auch Krebse, Muscheln und andere Wassertiere z&auml;hlen) zur Nahrung und mit dem Gebrauch des Feuers. Beides geh&ouml;rt zusammen, da Fischnahrung erst vermittelst des Feuers vollst&auml;ndig vernutzbar wird. Mit dieser neuen Nahrung aber wurden die Menschen unabh&auml;ngig von Klima und Lokalit&auml;t; den Str&ouml;men und K&uuml;sten folgend, konnten sie selbst im wilden Zustand sich &uuml;ber den gr&ouml;&szlig;ten Teil der Erde ausbreiten. Die roh gearbeiteten, ungeschliffenen Steinwerkzeuge des fr&uuml;heren Steinalters, die sogenannten pal&auml;olithischen, die ganz oder gr&ouml;&szlig;tenteils in diese Periode fallen, sind in ihrer Verbreitung &uuml;ber alle Kontinente Beweisst&uuml;cke dieser Wanderungen. Die neubesetzten Zonen wie der ununterbrochen t&auml;tige Findungstrieb, verbunden mit dem Besitz des Reibfeuers, brachten neue Nahrungsmittel auf; so st&auml;rkmehlhaltige Wurzeln und Knollen, in hei&szlig;er Asche oder in Backgruben (Erd&ouml;fen) gebacken; so Wild, das mit Erfindung der ersten Waffen, Keule und Speer, gelegentliche Zugabe zur Kost wurde. Ausschlie&szlig;liche J&auml;gerv&ouml;lker, wie sie in den B&uuml;chern figurieren, d.h. solche, die <I>nur</I> von der Jagd leben, hat es nie gegeben; dazu ist der Ertrag der Jagd viel zu ungewi&szlig;. Infolge andauernder Unsicherheit der Nahrungsquellen scheint auf dieser Stufe die Menschenfresserei aufzukommen, die sich von jetzt an lange erh&auml;lt. Die Australier und viele Polynesier stehn noch heute auf dieser Mittelstufe der Wildheit.</P>
<P>3. <I>Oberstufe.</I> Beginnt mit der Erfindung von Bogen und Pfeil, wodurch Wild regelm&auml;&szlig;iges Nahrungsmittel, Jagd einer der normalen Arbeitszweige wurde. Bogen, Sehne und Pfeil bilden schon ein sehr zusammengesetztes Instrument, dessen Erfindung lange, geh&auml;ufte Erfahrung und gesch&auml;rfte Geisteskr&auml;fte voraussetzt, also auch die gleichzeitige Bekanntschaft mit einer Menge andrer Erfindungen. Vergleichen wir die V&ouml;lker, die zwar Bogen und Pfeil kennen, aber noch nicht die T&ouml;pferkunst (von der Morgan den &Uuml;bergang in die Barbarei datiert), so finden wir in der Tat bereits einige Anf&auml;nge der Niederlassung in D&ouml;rfern, eine gewisse Beherrschung der Produktion des Lebensunterhalts, h&ouml;lzerne Gef&auml;&szlig;e und Ger&auml;te, Fingerweberei (ohne Webstuhl) mit Fasern von Bast, geflochtene K&ouml;rbe von Bast oder Schilf, geschliffene (neolithische) Steinwerkzeuge. Meist auch hat Feuer und Steinaxt bereits das Einbaum-Boot und stellenweise Balken und Bretter zum Hausbau geliefert. Alle diese Fortschritte finden wir z.B. bei den nordwestlichen Indianern Amerikas, die zwar Bogen und Pfeil, aber nicht die <A NAME="S32"><B>|32|</A></B> T&ouml;pferei kennen. F&uuml;r die Wildheit war Bogen und Pfeil, was das eiserne Schwert f&uuml;r die Barbarei und das Feuerrohr f&uuml;r die Zivilisation: die entscheidende Waffe.</P>
<A name="Kap_II"><H3 ALIGN="CENTER">2. Barbarei</H3></A>
<P>1. <I>Unterstufe.</I> Datiert von der Einf&uuml;hrung der T&ouml;pferei. Diese ist nachweislich in vielen F&auml;llen und wahrscheinlich &uuml;berall entstanden aus der &Uuml;berdeckung geflochtener oder h&ouml;lzerner Gef&auml;&szlig;e mit Lehm, um sie feuerfest zu machen; wobei man bald fand, da&szlig; der geformte Lehm auch ohne das innere Gef&auml;&szlig; den Dienst leistete.</P>
<P>Bisher konnten wir den Gang der Entwicklung ganz allgemein, als g&uuml;ltig f&uuml;r eine bestimmte Periode aller V&ouml;lker, ohne R&uuml;cksicht auf die Lokalit&auml;t, betrachten. Mit dem Eintritt der Barbarei aber haben wir eine Stufe erreicht, worauf sich die verschiedne Naturbegabung der beiden gro&szlig;en Erdkontinente geltend macht. Das charakteristische Moment der Periode der Barbarei ist die Z&auml;hmung und Z&uuml;chtung von Tieren und die Kultur von Pflanzen. Nun besa&szlig; der &ouml;stliche Kontinent, die sog. Alte Welt, fast alle zur Z&auml;hmung tauglichen Tiere und alle kulturf&auml;higen Getreidearten au&szlig;er einer; der westliche, Amerika, von z&auml;hmbaren S&auml;ugetieren nur das Lama, und auch dies nur in einem Teil des S&uuml;dens, und von allen Kulturgetreiden nur eins, aber das beste: den Mais. Diese verschiednen Naturbedingungen bewirken, da&szlig; von nun an die Bev&ouml;lkerung jeder Halbkugel ihren besondern Gang geht, und die Marksteine an den Grenzen der einzelnen Stufen in jedem der beiden F&auml;lle verschieden sind.</P>
<P>2. <I>Mittelstufe.</I> Beginnt im Osten mit der Z&auml;hmung von Haustieren, im Westen mit der Kultur von N&auml;hrpflanzen mittelst Berieselung und dem Gebrauch von Adoben (an der Sonne getrockneten Ziegeln) und Stein zu Geb&auml;uden.</P>
<P>Wir beginnen mit dem Westen, da hier diese Stufe bis zur europ&auml;ischen Eroberung nirgends &uuml;berschritten wurde.</P>
<P>Bei den Indianern der Unterstufe der Barbarei (wozu alle &ouml;stlich des Mississippi gefundnen geh&ouml;rten) bestand zur Zeit ihrer Entdeckung schon eine gewisse Gartenkultur von Mais und vielleicht auch K&uuml;rbissen, Melonen und andern Gartengew&auml;chsen, die einen sehr wesentlichen Bestandteil ihrer Nahrung lieferte; sie wohnten in h&ouml;lzernen H&auml;usern, in verpalisadierten D&ouml;rfern. Die nordwestlichen St&auml;mme, besonders die im Gebiet des Kolumbiaflusses, standen noch auf der Oberstufe der Wildheit und kannten weder T&ouml;pferei noch Pflanzenkultur irgendeiner Art. Die Indianer der <A NAME="S33"><B>|33|</A></B> sog. Pueblos in Neu-Mexiko dagegen, die Mexikaner, Zentral-Amerikaner und Peruaner zur Zeit der Eroberung standen auf der Mittelstufe der Barbarei; sie wohnten in festungsartigen H&auml;usern von Adoben oder Stein, bauten Mais und andre nach Lage und Klima verschiedne N&auml;hrpflanzen in k&uuml;nstlich berieselten G&auml;rten, die die Hauptnahrungsquelle lieferten, und hatten sogar einige Tiere gez&auml;hmt - die Mexikaner den Truthahn und andre V&ouml;gel, die Peruaner das Lama. Dazu kannten sie die Verarbeitung der Metalle - mit Ausnahme des Eisens, weshalb sie noch immer der Steinwaffen und Steinwerkzeuge nicht entbehren konnten. Die spanische Eroberung schnitt dann alle weitere selbst&auml;ndige Entwicklung ab.</P>
<P>Im Osten begann die Mittelstufe der Barbarei mit der Z&auml;hmung milch- und fleischgebender Tiere, w&auml;hrend Pflanzenkultur hier noch bis tief in diese Periode unbekannt geblieben zu sein scheint. Die Z&auml;hmung und Z&uuml;chtung von Vieh und die Bildung gr&ouml;&szlig;erer Herden scheinen den Anla&szlig; gegeben zu haben zur Aussonderung der Arier und Semiten aus der &uuml;brigen Masse der Barbaren. Den europ&auml;ischen und asiatischen Ariern sind die Viehnamen noch gemeinsam, die der Kulturpflanzen aber fast gar nicht.</P>
<P>Die Herdenbildung f&uuml;hrte an geeigneten Stellen zum Hirtenleben; bei den Semiten in den Grasebenen des Euphrat und Tigris, bei den Ariern in denen Indiens, des Oxus und Jaxartes, des Don und Dnjepr. An den Grenzen solcher Weidel&auml;nder mu&szlig; die Z&auml;hmung des Viehs zuerst vollf&uuml;hrt worden sein. Den sp&auml;teren Geschlechtern erscheinen so die Hirtenv&ouml;lker als aus Gegenden stammend, die, weit entfernt, die Wiege des Menschengeschlechts zu sein, im Gegenteil f&uuml;r ihre wilden Vorfahren und selbst f&uuml;r Leute der Unterstufe der Barbarei fast unbewohnbar waren. Umgekehrt, sobald diese Barbaren der Mittelstufe einmal an Hirtenleben gew&ouml;hnt, h&auml;tte es ihnen nie einfallen k&ouml;nnen, freiwillig aus den grastragenden Stromebenen in die Waldgebiete zur&uuml;ckzukehren, in denen ihre Vorfahren heimisch gewesen. Ja selbst als sie weiter nach Norden und Westen gedr&auml;ngt wurden, war es den Semiten und Ariern unm&ouml;glich, in die westasiatischen und europ&auml;ischen Waldgegenden zu ziehn, ehe sie durch Getreidebau in den Stand gesetzt wurden, ihr Vieh auf diesem weniger g&uuml;nstigen Boden zu ern&auml;hren und besonders zu &uuml;berwintern. Es ist mehr als wahrscheinlich, da&szlig; der Getreidebau hier zuerst aus dem Futterbed&uuml;rfnis f&uuml;rs Vieh entsprang und erst sp&auml;ter f&uuml;r menschliche Nahrung wichtig wurde.</P>
<P>Der reichlichen Fleisch- und Milchnahrung bei Ariern und Semiten, und besonders ihrer g&uuml;nstigen Wirkung auf die Entwicklung der Kinder, ist vielleicht die &uuml;berlegne Entwicklung beider Racen zuzuschreiben. In der Tat haben die Pueblos-Indianer von Neu-Mexiko, die auf fast reine <A NAME="S34"><B>|34|</A></B> Pflanzenkost reduziert sind, ein kleineres Gehirn als die mehr fleisch- und fischessenden Indianer der niedern Stufe der Barbarei. Jedenfalls verschwindet auf dieser Stufe allm&auml;hlich die Menschenfresserei und erh&auml;lt sich nur als religi&ouml;ser Akt oder, was hier fast identisch, als Zaubermittel.</P>
<P>3. <I>Oberstufe.</I> Beginnt mit dem Schmelzen des Eisenerzes und geht &uuml;ber in die Zivilisation vermittelst der Erfindung der Buchstabenschrift und ihrer Verwendung zu literarischer Aufzeichnung. Diese Stufe, die, wie gesagt, nur auf der &ouml;stlichen Halbkugel selbst&auml;ndig durchgemacht wird, ist an Fortschritten der Produktion reicher als alle vorhergehenden zusammengenommen. Ihr geh&ouml;ren an die Griechen zur Heroenzeit, die italischen Stamme kurz vor der Gr&uuml;ndung Roms, die Deutschen des Tacitus, die Normannen der Wikingerzeit <A NAME="ZT1"><A HREF="me21_030.htm#T1"><SMALL><SUP>{1}</SUP></SMALL></A></A>.</P>
<P>Vor allem tritt uns hier zuerst entgegen die eiserne, von Vieh gezogene Pflugschar, die den Ackerbau auf gro&szlig;er Stufe, den <I>Feldbau</I>, m&ouml;glich machte, und damit eine f&uuml;r damalige Verh&auml;ltnisse praktisch unbeschr&auml;nkte Vermehrung der Lebensmittel; damit auch die Ausrodung des Waldes und seine Verwandlung in Ackerland und Wiese - die wieder, auf gro&szlig;em Ma&szlig;stab, ohne die eiserne Axt und den eisernen Spaten unm&ouml;glich blieb. Damit kam aber auch rasche Vermehrung der Bev&ouml;lkerung und dichte Bev&ouml;lkerung auf kleinem Gebiet. Vor dem Feldbau m&uuml;ssen sehr ausnahmsweise Verh&auml;ltnisse vorgekommen sein, wenn eine halbe Million Menschen sich unter einer einzigen Zentralleitung sollte vereinigen lassen; wahrscheinlich war das nie geschehn.</P>
<P>Die h&ouml;chste Bl&uuml;te der Oberstufe der Barbarei tritt uns entgegen in den homerischen Gedichten, namentlich in der "Ilias". Entwickelte Eisenwerkzeuge; der Blasbalg; die Handm&uuml;hle; die T&ouml;pferscheibe; die &Ouml;l- und Weinbereitung; eine entwickelte, ins Kunsthandwerk &uuml;bergehende Metallbearbeitung; der Wagen und Streitwagen; der Schiffbau mit Balken und Planken; die Anf&auml;nge der Architektur als Kunst; ummauerte St&auml;dte mit T&uuml;rmen und Zinnen; das homerische Epos und die gesamte Mythologie - das sind die Haupterbschaften, die die Griechen aus der Barbarei hin&uuml;bernahmen in die Zivilisation. Wenn wir damit die Beschreibung der Germanen bei C&auml;sar und selbst Tacitus vergleichen, die am Anfang derselben Kulturstufe standen, aus der in eine h&ouml;here &uuml;berzugehn die homerischen Griechen sich anschickten, so sehn wir, welchen Reichtum der Entwicklung der Produktion die Oberstufe der Barbarei in sich fa&szlig;t.</P>
<B><P><A NAME="S35">|35|</A></B> Das Bild, das ich hier von der Entwicklung der Menschheit durch Wildheit und Barbarei zu den Anf&auml;ngen der Zivilisation nach Morgan skizziert habe, ist schon reich genug an neuen und, was mehr ist, unbestreitbaren, weil unmittelbar der Produktion entnommenen Z&uuml;gen. Dennoch wird es matt und d&uuml;rftig erscheinen, verglichen mit dem Bild, das sich am Ende unsrer Wanderschaft entrollen wird; erst dann wird es m&ouml;glich sein, den &Uuml;bergang aus der Barbarei in die Zivilisation und den schlagenden Gegensatz beider ins volle Licht zu stellen. Vorderhand k&ouml;nnen wir Morgans Einteilung dahin verallgemeinern: Wildheit - Zeitraum der vorwiegenden Aneignung fertiger Naturprodukte; die Kunstprodukte des Menschen sind vorwiegend H&uuml;lfswerkzeuge dieser Aneignung. Barbarei - Zeitraum der Erwerbung von Viehzucht und Ackerbau, der Erlernung von Methoden zur gesteigerten Produktion von Naturerzeugnissen durch menschliche T&auml;tigkeit. Zivilisation - Zeitraum der Erlernung der weiteren Verarbeitung von Naturerzeugnissen, der eigentlichen Industrie und der Kunst.</P>
<P><HR size="1"></P>
<P>Textvarianten</P>
<A name="T1"><SMALL><SUP><P>{1}</SUP></SMALL></A> (<I>1884</I>) und die Deutschen des C&auml;sar (oder, wie wir lieber sagen m&ouml;chten, des Tacitus) (statt; die Deutschen des Tacitus, die Normannen der Wikingerzeit) <A HREF="me21_030.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
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