emacs.d/clones/www.mlwerke.de/me/me08/me08_471.htm

51 lines
20 KiB
HTML
Raw Normal View History

2022-08-25 20:29:11 +02:00
<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<HEAD>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<TITLE>Karl Marx - Parlamentsberichte - Die Abstimmung vom 26. November - Disraelis Budget</TITLE>
</HEAD>
<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unver<65>nderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 471-477</SMALL>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>Parlamentsbericht -<BR>
Die Abstimmung vom 26. November -<BR>
Disraelis Budget</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3650 vom<B> </B>28. Dezember 1852]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S471">&lt;471&gt;</A></B> London, Freitag, 10. Dez. 1852</P>
<P><A HREF="me08_383.htm">Meine Prognose</A>, da&szlig; die wiederaufgenommenen Parteik&auml;mpfe im Parlament zu bedeutenden Ergebnissen f&uuml;hren wurden, hat sich erf&uuml;llt. Bei der Er&ouml;ffnung der Sitzungsperiode verf&uuml;gte die Opposition gegen&uuml;ber den Ministern &uuml;ber eine negative Majorit&auml;t; seither haben aber die einzelnen kollidierenden Fraktionen, aus denen diese Majorit&auml;t zusammengesetzt war, sich gegenseitig gel&auml;hmt. Als am 26. November das Unterhaus statt der "radikalen" Freihandelsresolution von Villiers das zweideutige Amendement Palmerstons annahm, bot es das Bild allgemeiner Aufl&ouml;sung s&auml;mtlicher alter parlamentarischer Parteien, die aus den Fugen geraten waren und sich allesamt gegenseitig hintergingen.</P>
<P>Villiers' Resolution, die das Gesetz von 1846 als "weise und gerecht" bezeichnete, war abgefa&szlig;t worden, ohne da&szlig; Cobden und Bright, die Freih&auml;ndler par excellence &lt;reinsten Wassers&gt;, darum gewu&szlig;t hatten. Die Whigs hatten beschlossen, die Interessen der Freih&auml;ndler zu unterst&uuml;tzen, wollten ihnen jedoch nach dem erhofften Siege weder die Initiative noch einen Anteil an der Regierung zugestehen. Russell, der die vom Ministerium als so anst&ouml;&szlig;ig empfundenen Worte "weise und gerecht" urspr&uuml;nglich gepr&auml;gt hatte, stimmte dem Amendement Grahams zu; die Peeliten, denen sich die Ministeriellen anschlossen, brachten einen Antrag ein, der den Freihandel f&uuml;r die Zukunft als zweckdienlich anerkannte, ihn f&uuml;r die Vergangenheit jedoch verwarf und den Tories freie Hand gibt, Entsch&auml;digungen f&uuml;r die Verluste zu gew&auml;hren, die durch das Gesetz von Sir Robert Peel &lt;Aufhebung der Korngesetze&gt; verursacht worden waren. Diese <A NAME="S472"><B>&lt;472&gt;</A></B> selben Peeliten verwarfen das Amendement Disraelis und schickten sich an, die urspr&uuml;ngliche Freihandelsresolution zu unterst&uuml;tzen, indem sie auf ihren eigenen Antrag zur&uuml;ckkamen. Schon im Begriffe zu siegen, wurden die Whigs durch Palmerstons Auftreten geschlagen, der das Amendement Grahams aufnahm und so mit Hilfe der Peeliten den Ministeriellen zum Sieg verhalf. Dieser Sieg selbst, errungen von einem Schutzzollministerium, bestand im Grunde in der Anerkennung des Freihandeis und wurde ausschlie&szlig;lich bek&auml;mpft von den 53 entschiedensten Anh&auml;ngern der ministeriellen Partei. Ein Kunterbunt von falschen Positionen, Partei-Intrigen, Parlamentsman&ouml;vern, gegenseitigen Verr&auml;tereien usw., das ist das Res&uuml;mee der Debatte vom 26. November, in der die Politik des Freihandels offiziell anerkannt wurde, in der aber Protektionisten sie erl&auml;uterten, Protektionisten sie vertraten und Protektionisten mit ihrer Durchf&uuml;hrung beauftragt wurden.</P>
<P>Ich habe in einem fr&uuml;heren, noch vor Beginn der Sitzungsperiode geschriebenen <A HREF="me08_374.htm">Briefe</A> schon angedeutet, da&szlig; Disraeli, nachdem er selbst in seinen Wahlreden die Wiedereinf&uuml;hrung der Korngesetze fallengelassen, die Grundherren durch eine Steuerreform zu entsch&auml;digen gedachte, die es den P&auml;chtern erm&ouml;glichen sollte, ihre alten Pachtzinsen aus der Zeit des Schutzzolls weiterzuzahlen. Indem er einen Teil der jetzigen Steuerlast von den Schultern der P&auml;chter nimmt und der Masse des Volkes aufb&uuml;rdet, schmeichelt sich Disraeli, ein weit brauchbareres Allheilmittel f&uuml;r die notleidenden Grundherren gefunden zu haben als das alte unsichere Schutzzollsystem, das es direkt auf den <I>Magen</I> der Masse abgesehen hatte. Nunmehr auf ihre <I>Taschen</I> zu spekulieren, das ist der geniale Plan Disraelis, den er in seinem Budget offenbart und am 3. d.M. dem Unterhause vorgelegt hat und &uuml;ber dessen Schicksal die Debatte heute nacht wahrscheinlich entscheiden wird.</P>
<P>Es geh&ouml;rt zu den Gepflogenheiten deutscher Regierungen und deutscher Philanthropen von "Ma&szlig;regeln zur Hebung der arbeitenden Klassen" &lt;In der "N.-Y.D.T." englisch und deutsch&gt; zu sprechen. Nun, Mr. Disraelis Budget k&ouml;nnte man mit Fug und Recht eine Reihe von "Ma&szlig;regeln zur Hebung der m&uuml;&szlig;igen Klassen" nennen. Aber ebenso wie sich derartige Ma&szlig;regeln bei den deutschen Regierungen und Philanthropen regelm&auml;&szlig;ig als reiner Schwindel herausstellten, so ist auch der Plan, den der Schatzkanzler Englands zugunsten der m&uuml;&szlig;igen Klassen jetzt im Sinne f&uuml;hrt, der reinste Humbug, der die P&auml;chter nur dazu bringen soll, ihre jetzigen hohen Pachten um so bereitwilliger zu zahlen, als man ihnen den K&ouml;der einer scheinbaren Minderung ihrer Lasten vorgaukelt - <A NAME="S473"><B>&lt;473&gt;</A></B> eine T&auml;uschung, die er ihnen nur glaubhaft machen kann, wenn er an der st&auml;dtischen Bev&ouml;lkerung einen wirklichen und offensichtlichen Betrug ver&uuml;bt.</P>
<P>Lange schon hatte Disraeli sein Budget h&ouml;chst geheimnisvoll angek&uuml;ndigt und der Welt nichts weniger als ein achtes Wunder versprochen. Sein Budget sollte "dem Interessenstreit ein Ende machen, den m&ouml;rderischen Kampf der Klassen beenden", "alle zufriedenstellen, dabei keinen benachteiligen", die "verschiedensten Interessen zu einer aufbl&uuml;henden Gemeinschaft verschmelzen", "erstmalig eine Harmonie zwischen unseren Systemen des Handels und der Finanzen schaffen, indem es neue Grunds&auml;tze aufstellt", <I>die aus dem Nebel der Zukunft auftauchen</I>.</P>
<P>Betrachten wir nun die Offenbarungen, die jetzt nicht mehr der nebelhaften Zukunft angeh&ouml;ren, sondern bereits seit einer Woche dem englischen Parlament und der ganzen Welt bekannt sind. Wie es sich f&uuml;r Offenbarungen solcher Mysterien schickt, hat sie Disraeli mit geb&uuml;hrendem Zeremoniell und wichtigtuerischem Gehabe vorgetragen. Peel hat 1842 zu seiner Finanzvorlage zwei Stunden gebraucht. Disraeli sprach volle f&uuml;nf Stunden. Eine Stunde brauchte er, um lang und breit darzulegen, da&szlig; die "Notleidenden" keinerlei Not litten; eine zweite, um zu sagen, was er f&uuml;r sie <I>nicht gedenke</I> zu tun, wobei er sich mit Walpoles, Packingtons, Malmesburys und seinen eigenen fr&uuml;heren Erkl&auml;rungen in Widerspruch brachte; und den Rest der f&uuml;nf Stunden f&uuml;llte er mit der Auseinandersetzung des Budgets und mit allerhand Episoden &uuml;ber die Lage Irlands, &uuml;ber Landesverteidigung, voraussichtliche administrative Reformen und anderen unterhaltsamen Dingen.</P>
<P>Die wichtigsten Punkte des Budgets sind folgende:</P>
<P>1. <I>Die Schiffahrtinteressen</I>. Ein Teil der Leuchtturmgeb&uuml;hren wird herabgesetzt, was etwa 100.000 Pfd.St. j&auml;hrlich ausmacht; das bedeutet etwas weniger als sechs Pence j&auml;hrlich pro Tonne und wird den Schiffahrtinteressen fr&uuml;hestens um die Mitte des n&auml;chsten Jahres zugute kommen. Die Belastung mit Transitz&ouml;llen soll ganz aufh&ouml;ren. Einige Befugnisse der Admiralit&auml;t, die &Auml;rgernis bei der Handelsmarine erregt hatten, sollen abgeschafft werden: So sollen z.B. Offiziere der Marine, die in fremden H&auml;fen Seeleute abwerben, nicht auf der sofortigen Auszahlung der L&ouml;hnung bestehen d&uuml;rfen; Fahrzeugen in Seenot sollen sie unentgeltlich Hilfe leisten, und in den Hafen sollen sie zivile Fahrzeuge nicht von den g&uuml;nstigsten Ankerpl&auml;tzen vertreiben. Endlich soll das Unterhaus eine Kommission f&uuml;r Lotsenwesen und Ballastangelegenheiten einsetzen. Soweit die Schiffahrtinteressen. Damit aber die Freih&auml;ndler sich nicht etwa irgendwelcher positiver Konzessionen r&uuml;hmen, die ihnen durch diese Ma&szlig;nahmen gemacht werden, erfahren die Z&ouml;lle auf Bauh&ouml;lzer keine weitere Senkung.</P>
<B><P><A NAME="S474">&lt;474&gt;</A></B> 2. <I>Die Kolonialinteressen</I>. Es wird gestattet, den noch unter Zollverschlu&szlig; befindlichen Zucker zu raffinieren, so da&szlig; k&uuml;nftig der Zoll erst von dem verk&auml;uflichen raffinierten Zucker erhoben wird, statt schon vom Rohprodukt. Au&szlig;erdem soll die chinesische Einwanderung nach Westindien gef&ouml;rdert werden, um die Pflanzer mit gen&uuml;genden, billigen Arbeitskr&auml;ften zu versehen. Die Differentialz&ouml;lle auf Zucker sollen nicht abgeschafft werden.</P>
<P>3. <I>Malz- und Hopfensteuer</I>. Die Malzsteuer wird auf die H&auml;lfte erm&auml;&szlig;igt, was nach Disraelis Behauptung eine Mindereinnahme von 2.500.000 Pfd.St. zur Folge h&auml;tte. Ebenso sollen die Geb&uuml;hren auf Hopfen um die H&auml;lfte erm&auml;&szlig;igt werden, was ebenfalls einen Ausfall von etwa 300.000 Pfd.St. verursachen w&uuml;rde. Diese Erm&auml;&szlig;igungen sollten vom 10. Oktober 1853 an in Kraft treten. Das Verbot der Malzeinfuhr soll fallen, und auf ausl&auml;ndischen Hopfen und ausl&auml;ndisches Malz sollen Einfuhrgeb&uuml;hren nur in H&ouml;he der Akzise erhoben werden.</P>
<P>4. <I>Tee</I>. Der jetzige Zoll soll von 2 sh. 2<SUP>1</SUP>/<SUB>4</SUB> d. auf 1 sh. pro Pfund f&uuml;r alle Qualit&auml;ten herabgesetzt werden, doch soll diese Herabsetzung schrittweise, innerhalb der n&auml;chsten sechs Jahre, vorgenommen werden, so da&szlig; im Jahre 1853 4<SUP>1</SUP>/<SUB>4</SUB><B> </B>d. und in jedem folgenden Jahre bis 1858 je 2 d. weniger erhoben werden. F&uuml;r 1853 w&uuml;rde das eine Mindereinnahme von 400.000 Pfd.St. bedeuten.</P>
<P>5. <I>Besitz- und Einkommensteuer</I>. Diese Steuer, die nur bis zum 5. August 1853 bewilligt war, soll auf drei Jahre erneuert werden; die H&ouml;he soll dieselbe bleiben, jedoch soll die Verteilung ge&auml;ndert werden. Es soll unterschieden werden zwischen der Belastung von Grundeigentum und der Belastung von Einkommen aus industriellen Unternehmungen. Grundeigentum und Staatspapiere sollen nach wie vor mit 7 d. pro Pfund belastet werden, w&auml;hrend f&uuml;r Einkommen aus industrieller T&auml;tigkeit (P&auml;chter, Handel und Gewerbe, freie Berufe und Geh&auml;lter) eine Herabsetzung von 3 auf 2 Prozent vorgesehen ist, so da&szlig; f&uuml;r letztere nur mehr 4<SUP>3</SUP>/<SUB>5</SUB> d. vom Pfund zu bezahlen sind. Andererseits soll die Grenze der Steuerfreiheit von 150 auf 100 Pfd.St. pro Jahr, bei Grundeigentum und Staatspapieren auf 50 Pfd.St. pro Jahr herabgesetzt werden. Um allen Verlusten der P&auml;chter durch diese &Auml;nderungen vorzubeugen, sollen diese, statt wie bisher die H&auml;lfte, jetzt nur mehr ein Drittel ihres Pachtzinses versteuern, so da&szlig; alle P&auml;chter, die j&auml;hrlich f&uuml;r weniger als 300 Pfd.St. pachten, Steuerfreiheit genie&szlig;en. Die Kirche erh&auml;lt ein Geschenk, indem Pfarrer mit einem Einkommen von j&auml;hrlich 100 Pfd.St. keine Steuern zahlen. Endlich soll die Einkommensteuer zum erstenmal auf Irland ausgedehnt werden, aber keineswegs auf die Grundbesitzer, sondern nur auf Einkommen aus Staatspapieren oder Geh&auml;ltern.</P>
<B><P><A NAME="S475">&lt;475&gt;</A></B> 6. <I>Haussteuer</I>. Diese soll auf alle Mieter von H&auml;usern ausgedehnt werden, die 10 Pfd.St. pro Jahr bezahlen, nicht wie bisher nur auf Mieter von H&auml;usern, die auf 20 Pfd.St. j&auml;hrlicher Miete taxiert sind. Weiterhin soll der Steuersatz verdoppelt werden von 6 d. pro Pfund auf 1 sh. f&uuml;r L&auml;den, und von pro Pfund 9 d. auf 1 sh. 6 d. f&uuml;r Wohnh&auml;user.</P>
<P>Bei diesem Budget k&auml;me also heraus:</P>
<I><P>Einerseits</I>: die Ausdehnung der Einkommensteuer in England auf solche Klassen der Stadtbev&ouml;lkerung, die bis jetzt davon befreit gewesen, und die Einf&uuml;hrung der Einkommensteuer in Irland f&uuml;r Besitzer von Staatspapieren und f&uuml;r Staatsbeamte; die Ausdehnung der Haussteuer auf jene Klassen der Stadtbev&ouml;lkerung, die bisher davon befreit gewesen, und die Verdoppelung der bisherigen Steuerrate.</P>
<I><P>Andererseits</I>: die Verringerung der landwirtschaftlichen Malz- und Hopfensteuer um 2.800.000 Pfd.St., Herabsetzung der Abgaben der Schiffahrt um 100.000 Pfd.St. und Verminderung der Teez&ouml;lle um 400.000 Pfd.St.</P>
<P>Der st&auml;dtischen Bev&ouml;lkerung ist eine Steuererh&ouml;hung zugedacht durch eine neue Einkommensteuer, eine Ausdehnung der Haussteuer auf weitere Steuerzahler und durch die Verdoppelung der Haussteuerrate, damit die l&auml;ndliche Bev&ouml;lkerung eine Steuerbefreiung in H&ouml;he von 2.800.000 Pfd.St. gewinnt. Der kleine Ladenbesitzer, der besser bezahlte gelernte Arbeiter und der kaufm&auml;nnische Angestellte m&uuml;&szlig;ten so ihr Teil zur neuen Haussteuer beitragen und s&auml;hen sich zum erstenmal einer Einkommensteuer unterworfen. Die Grund- und Bodensteuer beliefe sich demnach auf 7 d. vom Pfund, w&auml;hrend auf Wohnh&auml;usern 2 sh. 1 d. lasten w&uuml;rden. Die Herabsetzung der Teez&ouml;lle &auml;ndert nichts an dem Zahlenverh&auml;ltnis, weil sie im Vergleich zu der erh&ouml;hten direkten Besteuerung sehr klein ist und Land und Stadt gleicherma&szlig;en davon profitieren k&ouml;nnen.</P>
<P>Die vollst&auml;ndige Einkommensteuerfreiheit der irischen Grundherren und die Einschr&auml;nkung der Besteuerung des Einkommens der englischen P&auml;chter und Geistlichen ist eine offenbare Bevorzugung des Landes auf Kosten der Stadt. Wer aber gewinnt durch die Herabsetzung der Malzsteuer - der Grundherr, der P&auml;chter oder der Konsument? Eine Herabsetzung der Steuern bedeutet eine Herabsetzung des Produktionsrisikos. Nach den Gesetzen der politischen &Ouml;konomie w&uuml;rde eine Herabsetzung der Produktionskosten eine Herabsetzung der Preise mit sich bringen und weder dem Grundherrn noch dem P&auml;chter zugute kommen sondern blo&szlig; dem Konsumenten.</P>
<P>Dabei sind aber zwei Umst&auml;nde in Betracht zu ziehen. Erstens ist der Boden, auf dem in England erstklassige Gerste w&auml;chst, monopolisierter Boden, und es gibt ihn nur in Nottinghamshire, Norfolk usw.; der Einfuhr <A NAME="S476"><B>&lt;476&gt;</A></B> von fremdem Malz ist aber dadurch eine nat&uuml;rliche Grenze gesetzt, da&szlig; weder Gerste noch Malz lange Seereisen vertragen. Zweitens besitzen die gro&szlig;en englischen Brauer praktisch ein Monopol, das haupts&auml;chlich auf dem jetzigen System der Konzessionierung der Schankwirtschaften beruht, so da&szlig; noch nicht einmal die Abschaffung der Kornz&ouml;lle ein Fallen der Preise von Porter und Ale verursachte.</P>
<P>So w&uuml;rde denn der Gewinn bei der Herabsetzung der Malzsteuer weder den P&auml;chtern noch den Konsumenten zugute kommen, sondern nur zwischen den Grundherren und den gro&szlig;en Brauern aufgeteilt werden. Und da die verha&szlig;ten Steuerschikanen f&uuml;r die Landwirtschaft bestehen bleiben sollen, so w&uuml;rde das Einziehen der halben Summe denselben Betrag an administrativen Kosten verursachen wie f&uuml;r die bisherige ganze. Jetzt betragen die Kosten des Einzugs der Akzise in H&ouml;he von 14.400.000 Pfd.St. 5 Pfd. 6 sh. je 100 Pfd.St. Nach der Steuererm&auml;&szlig;igung von 3 Millionen w&uuml;rden sie 6 Pfd. bis 6 Pfd. 4 sh. ausmachen. Kurz, der Ertrag w&auml;re kleiner und die unn&uuml;tzen Ausgaben um so gr&ouml;&szlig;er.</P>
<P>So l&auml;&szlig;t sich also Disraelis Budget als eine Entsch&auml;digung der Grundherren zusammenfassen, "eine Entsch&auml;digung &uuml;ber alles Ma&szlig; hinaus".</P>
<P>Dieses Budget hat aber noch ein andres h&ouml;chst interessantes Merkmal.</P>
<P>Will man das System des Freihandels durchsetzen, so mu&szlig; man vor allem das Finanzsystem &auml;ndern. Daher sagt Disraeli: "Wir m&uuml;ssen von der indirekten zur direkten Besteuerung zur&uuml;ckkehren." Und Disraeli hat recht.</P>
<P>Die direkte Besteuerung als die einfachste Art der Besteuerung ist auch zugleich der &auml;lteste und erste Steuermodus, und er entwickelt sich mit jener Gesellschaftsform, die auf dem Grundeigentum basiert. Die St&auml;dte f&uuml;hrten sp&auml;ter das System der indirekten Steuern ein; aber im Laufe der Zeit, mit der modernen Arbeitsteilung, mit dem System der Gro&szlig;industrie und der direkten Abh&auml;ngigkeit des einheimischen Gewerbes vom Au&szlig;enhandel und vom Weltmarkt, ger&auml;t dieses System der indirekten Besteuerung in einen zwiefachen Konflikt mit den gesellschaftlichen Bed&uuml;rfnissen. An den Grenzen des Landes nimmt es die Form des Schutzzolls an und st&ouml;rt oder verhindert den freien Verkehr mit andern L&auml;ndern. Im Innern deckt es sich mit dem Eingreifen des Fiskus in die Produktion, verwirrt es die Wertrelation der Waren und st&ouml;rt es die freie Konkurrenz und den Austausch. Aus beiden Gr&uuml;nden wird daher seine Abschaffung zur Notwendigkeit, und das System der direkten Besteuerung mu&szlig; wieder eingef&uuml;hrt werden. Diese allein l&auml;&szlig;t aber keine T&auml;uschung zu, so da&szlig; jede Klasse genau merkt, welchen Anteil sie tr&auml;gt an den Kontributionen f&uuml;r die &ouml;ffentlichen Ausgaben. Darum gibt <A NAME="S477"><B>&lt;477&gt;</A></B> es in England nichts Unpopul&auml;reres als die direkte Besteuerung - Einkommensteuer, Verm&ouml;genssteuer, Haussteuer usw. Es fragt sich nun: Wie k&ouml;nnen die industriellen Klassen Englands, die der Freihandel zur Einf&uuml;hrung der direkten Besteuerung zwingt, dieses System einf&uuml;hren, ohne den Unwillen des Volkes zu erregen und ohne ihre eigenen Lasten zu erh&ouml;hen?</P>
<P>Es gibt nur drei M&ouml;glichkeiten:</P>
<I><P>indem man die &ouml;ffentliche Schuld angreift</I> - aber das w&auml;re eine Vergewaltigung des &ouml;ffentlichen Kredits, eine Konfiskation, eine revolution&auml;re Ma&szlig;nahme;</P>
<I><P>indem man haupts&auml;chlich die Grundrente besteuert</I> - aber auch das w&auml;re ein Angriff auf das Eigentum, eine Konfiskation, eine revolution&auml;re Ma&szlig;nahme;</P>
<I><P>indem man Anspruch erhebt auf die Kircheng&uuml;ter</I> - aber auch das w&auml;re wieder ein Angriff auf das Eigentum, eine Konfiskation, eine revolution&auml;re Ma&szlig;nahme.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Auf keinen Fall", sagt Cobden "wir brauchen nur die &ouml;ffentlichen Ausgaben einzuschr&auml;nken, dann k&ouml;nnen wir auch die jetzige Steuerlast herabsetzen."</P>
</FONT><P>Das ist eine Utopie. Erstens erfordern die nationalen Beziehungen Englands mit dem Kontinent st&auml;ndig wachsende nationale Ausgaben; zweitens h&auml;tte ein Sieg der industriellen Klasse, die Cobden vertritt, dieselben Folgen, denn der Krieg zwischen Kapital und Arbeit w&uuml;rde dadurch nur um so intensiver werden, und die Mittel zu seiner Unterdr&uuml;ckung m&uuml;&szlig;ten erh&ouml;ht werden - mit anderen Worten, das Budget l&auml;&szlig;t keine Einschr&auml;nkung zu. Ich res&uuml;miere also:</P>
<P>Der Freihandel dr&auml;ngt nach dem System der direkten Besteuerung; die direkte Besteuerung schlie&szlig;t revolution&auml;re Ma&szlig;nahmen gegen die Kirche, die Grundherren und die Besitzer von Staatspapieren ein; diese revolution&auml;ren Ma&szlig;nahmen bedingen ein Zusammengehen mit der Arbeiterklasse, und dieses Zusammengehen beraubt die englische Bourgeoisie der Hauptvorteile, die sie vom Freihandel erwartete, n&auml;mlich der unbegrenzten Herrschaft des Kapitals &uuml;ber die Arbeit.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P></I></BODY>
</HTML>