emacs.d/clones/www.mlwerke.de/me/me19/me19_295.htm

55 lines
5.6 KiB
HTML
Raw Normal View History

2022-08-25 20:29:11 +02:00
<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<HEAD>
<TITLE>Karl Marx/Friedrich Engels - Vorrede zur zweiten russischen Ausgabe des &quot;Manifests der Kommunistischen Partei&quot;</TITLE>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<META name="description" content="Vorrede zur zweiten russischen Ausgabe des &quot;Manifests der Kommunistischen Partei&quot;">
</HEAD>
<BODY LINK="#6000ff" VLINK="#8080c0" BGCOLOR="#ffffde">
<TABLE width=600 border="0" align="center" cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD bgcolor="#ffffee" width="1" rowspan=2></TD>
<TD bgcolor="#ffffee" height="1" colspan=4></TD>
</TR>
<TR>
<TD ALIGN="center" width="199" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><FONT size="2" color="#006600">MLWerke</A></FONT></TD>
<TD ALIGN="center" width="200" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A href="../default.htm"><FONT size=2 color="#006600">Marx/Engels - Werke</A></TD>
<TD ALIGN="center" width="199" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="../me_ak82.htm"><FONT size=2 color="#006600">Artikel und Korrespondenzen 1882</A></TD>
<TD bgcolor="#6C6C6C" width=1 rowspan=1></TD>
</TR>
<TR>
<TD bgcolor="#6C6C6C" height=1 colspan=5></TD>
</TR>
</TABLE>
<P>
<TABLE cellspacing=0 cellpadding=0>
<TR>
<TD valign="top"><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: </SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 19, 4. Auflage 1973, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 295/296.</SMALL></TD>
</TR>
<TR>
<TD><SMALL>Korrektur:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>1</SMALL></TD>
</TR>
<TR>
<TD><SMALL>Erstellt:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>18.07.1999</SMALL></TD>
</TR>
</TABLE>
<H2>Karl Marx/Friedrich Engels</H2>
<H1>[Vorrede zur zweiten russischen Ausgabe des "Manifests der Kommunistischen Partei"]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Nach der Handschrift.</P>
</FONT><P><HR size="1" align="center"></P>
<B><P>|295|</B> Die erste russische Ausgabe des "Manifestes der Kommunistischen Partei", &uuml;bersetzt von Bakunin, erschien anfangs der sechziger Jahre in der Druckerei des "Kolokol". Der Westen konnte damals in ihr (der russischen Ausgabe des "Manifests") nur ein literarisches Kuriosum sehn. Solche Auffassung w&auml;re heute unm&ouml;glich.</P>
<P>Welch beschr&auml;nktes Gebiet damals (Dezember 1847) die proletarische Bewegung noch einnahm, zeigt am klarsten das Schlu&szlig;kapitel des "Manifests": <A HREF="../me04/me04_459.htm#S492">Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen Oppositionsparteien in den verschiedenen L&auml;ndern</A>. Hier fehlen n&auml;mlich grad - Ru&szlig;land und die Vereinigten Staaten. Es war die Zeit, wo Ru&szlig;land die letzte gro&szlig;e Reserve der europ&auml;ischen Gesamtreaktion bildete; wo die Vereinigten Staaten die proletarische &Uuml;berkraft Europas durch Einwanderung absorbierten. Beide L&auml;nder versorgten Europa mit Rohprodukten und waren zugleich Absatzm&auml;rkte seiner Industrieerzeugnisse. Beide L&auml;nder waren damals also, in dieser oder jener Weise, S&auml;ulen der bestehenden europ&auml;ischen Ordnung.</P>
<P>Wie ganz anders heute! Grade die europ&auml;ische Einwanderung bef&auml;higte Nordamerika zu einer riesigen Ackerbauproduktion, deren Konkurrenz das europ&auml;ische Grundeigentum - gro&szlig;es wie kleines - in seinen Grundfesten ersch&uuml;ttert. Sie erlaubte zudem den Vereinigten Staaten, ihre ungeheuren industriellen H&uuml;lfsquellen mit einer Energie und auf einer Stufenleiter auszubeuten, die das bisherige industrielle Monopol Westeuropas und namentlich Englands binnen kurzem brechen mu&szlig;. Beide Umst&auml;nde wirken revolution&auml;r auf Amerika selbst zur&uuml;ck. Das kleinere und mittlere Grundeigentum der Farmers, die Basis der ganzen politischen Verfassung, erliegt nach und nach der Konkurrenz der Riesenfarms; in den Industriebezirken <A NAME="S296"><B>|296|</A></B> entwickelt sich gleichzeitig zum ersten Mal ein massenhaftes Proletariat und eine fabelhafte Konzentration der Kapitalien.</P>
<P>Und nun Ru&szlig;land! W&auml;hrend der Revolution von 1848/49 fanden nicht nur die europ&auml;ischen F&uuml;rsten, auch die europ&auml;ischen Bourgeois in der russischen Einmischung die einzige Rettung vor dem eben erst erwachenden Proletariat. Der Zar wurde als Chef der europ&auml;ischen Reaktion proklamiert. Heute ist er Kriegsgefangner der Revolution in Gatschina, und Ru&szlig;land bildet die Vorhut der revolution&auml;ren Aktion in Europa.</P>
<P>Das "Kommunistische Manifest" hatte zur Aufgabe, die unvermeidlich bevorstehende Aufl&ouml;sung des modernen b&uuml;rgerlichen Eigentums zu proklamieren. In Ru&szlig;land aber finden wir, gegen&uuml;ber rasch aufbl&uuml;hendem kapitalistischen Schwindel und sich eben erst entwickelndem b&uuml;rgerlichen Grundeigentum, die gr&ouml;&szlig;ere H&auml;lfte des Bodens im Gemeinbesitz der Bauern. Es fragt sich nun: Kann die russische Obschtschina, eine wenn auch stark untergrabene Form des uralten Gemeinbesitzes am Boden, unmittelbar in die h&ouml;here des kommunistischen Gemeinbesitzes &uuml;bergehn? Oder mu&szlig; sie umgekehrt vorher denselben Aufl&ouml;sungsproze&szlig; durchlaufen, der die geschichtliche Entwicklung des Westens ausmacht?</P>
<P>Die einzige Antwort hierauf, die heutzutage m&ouml;glich, ist die: Wird die russische Revolution das Signal einer proletarischen Revolution im Westen, so da&szlig; beide einander erg&auml;nzen, so kann das jetzige russische Gemeineigentum am Boden zum Ausgangspunkt einer kommunistischen Entwicklung dienen.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx - F. Engels </P>
</I><P>London, 21. Januar 1882</P></BODY>
</HTML>