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<title>Karl Marx/Friedrich Engels - Ansprache der Zentralbehoerde an den Bund vom Maerz
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1850</title>
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<body link="#0000FF" vlink="#800080" bgcolor="#FFFFAF">
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<p><font size="2">Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz
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Verlag, Berlin. Band 7, 5. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960,
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Berlin/DDR. S. 244-254.</font></p>
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<h2>Karl Marx/Friedrich Engels</h2>
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<h1>Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März</h1>
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<p><font size="2">1850 als Rundschreiben verbreitet.</font></p>
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<p><font size="2">Nach der Veröffentlichung von Friedrich Engels<br>
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in der Neuausgabe der Schrift<br>
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"Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln"<br>
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von Karl Marx, Hottingen-Zürich 1885.</font></p>
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<hr>
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<p><i>Die Zentralbehörde an den Bund</i></p>
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<p>Brüder!</p>
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<p><b><a name="S244"><244></a></b> In den beiden Revolutionsjahren 1848/49 hat sich der
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Bund in doppelter Weise bewährt; einmal dadurch, daß seine Mitglieder an allen Orten
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energisch in die Bewegung eingriffen, daß sie in der Presse, auf den Barrikaden und
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Schlachtfeldern voranstanden in den Reihen der allein entschieden revolutionären Klasse des
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Proletariats. Der Bund hat sich ferner dadurch bewährt, daß seine Auffassung der
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Bewegung, wie sie in den Rundschreiben der Kongresse und der Zentralbehörde von 1847 und im
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"Kommunistischen Manifeste" niedergelegt war, als die einzig richtige sich erwiesen hat,
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daß die in jenen Aktenstücken ausgesprochenen Erwartungen sich vollständig
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erfüllten und die früher vom Bunde nur im geheimen propagierte Auffassung der heutigen
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Gesellschaftszustände jetzt im Munde der Völker ist und auf den Märkten
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öffentlich gepredigt wird. Zu gleicher Zeit wurde die frühere feste Organisation des
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Bundes bedeutend gelockert. Ein großer Teil der Mitglieder, in der revolutionären
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Bewegung direkt beteiligt, glaubte die Zeit der geheimen Gesellschaften vorüber und das
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öffentliche Wirken allein hinreichend. Die einzelnen Kreise und Gemeinden ließen ihre
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Verbindungen mit der Zentralbehörde erschlaffen und allmählich einschläfern.
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Während also die demokratische Partei, die Partei der Kleinbürgerschaft, sich in
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Deutschland immer mehr organisierte, verlor die Arbeiterpartei ihren einzigen festen Halt, blieb
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höchstens in einzelnen Lokalitäten zu lokalen Zwecken organisiert und geriet dadurch in
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der allgemeinen Bewegung vollständig unter die Herrschaft und Leitung der
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kleinbürgerlichen Demokraten. Diesem Zustande muß ein Ende gemacht, die
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Selbständigkeit der Arbeiter muß hergestellt werden. Die Zentralbehörde begriff
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diese Notwendigkeit und schickte deshalb schon im Winter 1848/49 einen Emissär, Joseph Moll,
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zur Reorganisation des Bundes <a name="S245"><b><245></b></a> nach Deutschland. Die Mission
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Molls blieb indes ohne nachhaltige Wirkung, teils weil die deutschen Arbeiter damals noch nicht
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Erfahrungen genug gemacht hatten, teils weil die Insurrektion vom vorigen Mai sie unterbrochen.
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Moll selbst griff zur Muskete, trat in die badisch-pfälzische Armee und fiel am 29. Juni in
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dem Treffen an der Murg. Der Bund verlor in ihm eines seiner ältesten, tätigsten und
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zuverlässigsten Mitglieder, das bei allen Kongressen und Zentralbehörden tätig
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gewesen war und schon früher eine Reihe von Missionsreisen mit großem Erfolg
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ausgeführt hatte. Nach der Niederlage der revolutionären Parteien Deutschlands und
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Frankreichs im Juli 1849 haben sich fast alle Mitglieder der Zentralbehörde in London wieder
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zusammengefunden, sich mit neuen revolutionären Kräften ergänzt und mit erneutem
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Eifer die Reorganisation des Bundes betrieben.</p>
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<p>Die Reorganisation kann nur durch einen Emissär erfolgen, und die Zentralbehörde
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hält für höchst wichtig, daß der Emissär gerade in diesem Augenblicke
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abgeht, wo eine neue Revolution bevorsteht, wo die Arbeiterpartei also möglichst
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organisiert, möglichst einstimmig und möglichst selbständig auftreten muß,
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wenn sie nicht wieder wie 1848 von der Bourgeoisie exploitiert und ins Schlepptau genommen werden
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soll.</p>
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<p>Wir sagten Euch, Brüder, schon im Jahre 1848, daß die deutschen liberalen Bourgeois
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bald zur Herrschaft kommen und ihre neuerrungene Macht sofort gegen die Arbeiter kehren
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würden. Ihr habt gesehen, wie dies in Erfüllung gegangen ist. In der Tat waren es die
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Bourgeois, die nach der Märzbewegung 1848 sofort Besitz von der Staatsgewalt ergriffen und
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diese Macht dazu benutzten, die Arbeiter, ihre Bundesgenossen im Kampfe, sogleich in die
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frühere unterdrückte Stellung zurückzudrängen. Konnte die Bourgeoisie dies
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nicht durchführen, ohne sich mit der im März beseitigten feudalen Partei zu verbinden,
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ohne schließlich sogar dieser feudalen absolutistischen Partei die Herrschaft wieder
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abzutreten, so hat sie sich doch Bedingungen gesichert, die ihr auf die Dauer durch die
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Finanzverlegenheiten der Regierung die Herrschaft in die Hände spielen und alle ihre
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Interessen sicherstellen würden, wäre es möglich, daß die revolutionäre
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Bewegung schon jetzt in eine sogenannte friedliche Entwicklung verliefe. Die Bourgeoisie
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würde sogar, um ihre Herrschaft zu sichern, nicht einmal nötig haben, sich durch
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Gewaltmaßregeln gegen das Volk verhaßt zu machen. da alle diese Gewaltschritte schon
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durch die feudale Kontrerevolution vollführt sind. Die Entwicklung wird aber diesen
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friedlichen Gang nicht nehmen. Die Revolution, welche sie beschleunigen wird, steht im Gegenteil
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nahe bevor, sei es, daß sie hervorgerufen wird durch eine selbständige Erhebung des
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französischen Proletariats oder durch die Invasion der Heiligen Allianz gegen das
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revolutionäre Babel.</p>
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<p><b><a name="S246"><246></a></b> Und die Rolle, die die deutschen liberalen Bourgeois
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1848 gegenüber dem Volke gespielt haben, diese so verräterische Rolle, wird in der
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bevorstehenden Revolution übernommen von den demokratischen Kleinbürgern, die jetzt in
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der Opposition dieselbe Stellung einnehmen wie die liberalen Bourgeois vor 1848. Diese Partei,
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die demokratische, die den Arbeitern weit gefährlicher ist als die frühere liberale,
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besteht aus drei Elementen.</p>
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<p>I. Aus den fortgeschrittensten Teilen der großen Bourgeoisie, die den sofortigen
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vollständigen Sturz des Feudalismus und Absolutismus als Ziel verfolgen. Diese Fraktion wird
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vertreten durch die ehemaligen Berliner Vereinbarer, durch die Steuerverweigerer.</p>
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<p>II. Aus den demokratisch-konstitutionellen Kleinbürgern, deren Hauptzweck während
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der bisherigen Bewegung die Herstellung eines mehr oder minder demokratischen Bundesstaats war,
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wie er von ihren Vertretern, der Linken der Frankfurter Versammlung und später dem
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Stuttgarter Parlament, und von ihnen selbst in der Reichsverfassungskampagne angestrebt
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wurde.</p>
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<p>III. Aus den republikanischen Kleinbürgern, deren Ideal eine deutsche
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Föderativrepublik nach Art der Schweiz ist und die sich jetzt rot und sozial-demokratisch
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nennen, weil sie den frommen Wunsch hegen, den Druck des großen Kapitals auf das kleine,
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des großen Bourgeois auf den Kleinbürger abzuschaffen. Die Vertreter dieser Fraktion
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waren die Mitglieder der demokratischen Kongresse und Komitees, die Leiter der demokratischen
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Vereine, die Redakteure der demokratischen Zeitungen.</p>
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<p>Alle diese Fraktionen nennen sich jetzt nach ihrer Niederlage Republikaner oder Rote, grade
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wie sich jetzt in Frankreich die republikanischen Kleinbürger Sozialisten nennen. Wo, wie in
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Württemberg, Bayern etc., sie noch Gelegenheit finden, ihre Zwecke auf konstitutionellem
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Wege zu verfolgen, ergreifen sie die Gelegenheit, ihre alten Phrasen beizubehalten und durch die
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Tat zu beweisen. daß sie sich nicht im mindesten geändert haben. Es versteht sich
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übrigens, daß der veränderte Name dieser Partei gegenüber den Arbeitern
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nicht das mindeste ändert, sondern bloß beweist, daß sie nun gegen die mit dem
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Absolutismus vereinigte Bourgeoisie Front machen und sich aufs Proletariat stützen
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muß.</p>
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<p>Die kleinbürgerlich-demokratische Partei in Deutschland ist sehr mächtig, sie
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umfaßt nicht nur die große Mehrheit der bürgerlichen Einwohner der Städte,
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die kleinen industriellen Kaufleute und die Gewerksmeister, sie zählt in ihrem Gefolge die
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Bauern und das Landproletariat, solange dies noch nicht in dem selbständigen Proletariat der
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Städte eine Stütze gefunden hat.</p>
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<p>Das Verhältnis der revolutionären Arbeiterpartei zur kleinbürgerlichen
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Demokratie ist dies: Sie geht mit ihr zusammen gegen die Fraktion, deren <a name=
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"S247"><b><247></b></a> Sturz sie bezweckt; sie tritt ihnen gegenüber in allem,
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wodurch sie sich für sich selbst festsetzen wollen.</p>
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<p>Die demokratischen Kleinbürger, weit entfernt, für die revolutionären
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Proletarier die ganze Gesellschaft umwälzen zu wollen, erstreben eine Änderung der
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gesellschaftlichen Zustände, wodurch ihnen die bestehende Gesellschaft möglichst
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erträglich und bequem gemacht wird. Sie verlangen daher vor allem Verminderung der
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Staatsausgaben durch Beschränkung der Bürokratie und Verlegung der Hauptsteuer auf die
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großen Grundbesitzer und Bourgeois. Sie verlangen ferner die Beseitigung des Drucks des
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großen Kapitals auf das kleine durch öffentliche Kreditinstitute und Gesetze gegen den
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Wucher, wodurch es ihnen und den Bauern möglich wird, Vorschüsse von dem Staat statt
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von den Kapitalisten zu günstigen Bedingungen zu erhalten; ferner Durchführung der
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bürgerlichen Eigentumsverhältnisse auf dem Lande durch vollständige Beseitigung
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des Feudalismus. Um dieses alles durchzuführen, bedürfen sie einer demokratischen, sei
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es konstitutionellen oder republikanischen, Staatsverfassung, die ihnen und ihren Bundesgenossen,
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den Bauern, die Majorität gibt, und einer demokratischen Gemeindeverfassung, die die direkte
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Kontrolle über das Gemeindeeigentum und eine Reihe von Funktionen in ihre Hand gibt, die
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jetzt von den Bürokraten ausgeübt werden.</p>
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<p>Der Herrschaft und raschen Vermehrung des Kapitals soll ferner teils durch Beschränkung
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des Erbrechts, teils durch Überweisung möglichst vieler Arbeiten an den Staat
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entgegengearbeitet werden. Was die Arbeiter angeht, so steht vor allem fest, daß sie
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Lohnarbeiter bleiben sollen wie bisher, nur wünschen die demokratischen Kleinbürger den
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Arbeitern besseren Lohn und eine gesichertere Existenz und hoffen dies durch teilweise
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Beschäftigung von seiten des Staates und durch Wohltätigkeitsmaßregeln zu
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erreichen, kurz, sie hoffen die Arbeiter durch mehr oder minder versteckte Almosen zu bestechen
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und ihre revolutionäre Kraft durch momentane Erträglichmachung ihrer Lage zu brechen.
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Die hier zusammengefaßten Forderungen der kleinbürgerlichen Demokratie werden nicht
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von allen Fraktionen derselben zugleich vertreten und schweben in ihrer Gesamtheit den wenigsten
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Leuten derselben als bestimmtes Ziel vor. Je weiter einzelne Leute oder Fraktionen unter ihnen
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gehen, desto mehr werden sie von diesen Forderungen zu den ihrigen machen, und die wenigen, die
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in Vorstehendem ihr eigenes Programm sehen, würden glauben, damit aber auch das
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Äußerste aufgestellt zu haben, was von der Revolution zu verlangen ist, Diese
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Forderungen können der Partei des Proletariats aber keineswegs genügen. Während
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die demokratischen Kleinbürger die Revolution möglichst rasch und unter
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Durchführung höchstens der obigen Ansprüche zum Abschlusse bringen wollen, ist es
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unser Interesse und unsere <a name="S248"><b><248></b></a> Aufgabe, die Revolution
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permanent zu machen, so lange, bis alle mehr oder weniger besitzenden Klassen von der Herrschaft
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verdrängt sind, die Staatsgewalt vom Proletariat erobert und die Assoziation der Proletarier
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nicht nur in einem Lande, sondern in allen herrschenden Ländern der ganzen Welt so weit
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vorgeschritten ist, daß die Konkurrenz der Proletarier in diesen Ländern
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aufgehört hat und daß wenigstens die entscheidenden produktiven Kräfte in den
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Händen der Proletarier konzentriert sind. Es kann sich für uns nicht um
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Veränderung des Privateigentums handeln, sondern nur um seine Vernichtung, nicht um
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Vertuschung der Klassengegensätze, sondern um Aufhebung der Klassen, nicht um Verbesserung
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der bestehenden Gesellschaft, sondern um Gründung einer neuen. Daß die
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kleinbürgerliche Demokratie während der weiteren Entwicklung der Revolution für
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einen Augenblick den überwiegenden Einfluß in Deutschland erhalten wird, unterliegt
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keinem Zweifel. Es fragt sich also, was die Stellung des Proletariats und speziell des Bundes ihr
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gegenüber sein wird:</p>
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<p>1. während der Fortdauer der jetzigen Verhältnisse, wo die kleinbürgerlichen
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Demokraten ebenfalls unterdrückt sind;</p>
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<p>2. im nächsten revolutionären Kampfe, der ihnen das Übergewicht geben wird;</p>
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<p>3. nach diesem Kampf, während der Zeit des Übergewichts über die
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gestürzten Klassen und das Proletariat..</p>
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<p>1. Im gegenwärtigen Augenblicke, wo die demokratischen Kleinbürger überall
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unterdrückt sind, predigen sie dem Proletariat im allgemeinen Einigung und Versöhnung,
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sie bieten ihm die Hand und streben nach der Herstellung einer großen Oppositionspartei,
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die alle Schattierungen in der demokratischen Partei umfaßt, das heißt, sie streben
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danach, die Arbeiter in eine Parteiorganisation zu verwickeln, in der die allgemein
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sozial-demokratischen Phrasen vorherrschend sind, hinter welchen ihre besonderen Interessen sich
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verstecken und in der die bestimmten Forderungen des Proletariats um des liebe Friedens willen
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nicht vorgebracht werden dürfen. Eine solche Vereinigung würde allein zu ihrem Vorteile
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und ganz zum Nachteile des Proletariats ausfallen. Das Proletariat würde seine ganze
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selbständige, mühsam erkaufte Stellung verlieren und wieder zum Anhängsel der
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offiziellen bürgerlichen Demokratie herabsinken. Diese Vereinigung muß also auf das
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entschiedenste zurückgewiesen werden. Statt sich abermals dazu herabzulassen, den
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bürgerlichen Demokraten als beifallklatschender Chor zu dienen, müssen die Arbeiter,
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vor allem der Bund, dahin wirken, neben den offiziellen Demokraten eine selbständige geheime
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und öffentliche Organisation der Arbeiter- <a name="S249"><b><249></b></a> partei
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herzustellen und jede Gemeinde zum Mittelpunkt und Kern von Arbeitervereinen zu machen, in denen
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die Stellung und Interessen des Proletariats unabhängig von bürgerlichen
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Einflüssen diskutiert werden. Wie wenig es den bürgerlichen Demokraten mit einer
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Allianz ernst ist, in der die Proletarier ihnen mit gleicher Macht und gleichen Rechten zur Seite
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stehen, zeigen zum Beispiel die Breslauer Demokraten, die in ihrem Organ, der "Neuen
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Oder-Zeitung", die selbständig organisierten Arbeiter, die sie Sozialisten titulieren, aufs
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wütendste verfolgen. Für den Fall eines Kampfes gegen einen gemeinsamen Gegner braucht
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es keiner besonderen Vereinigung. Sobald ein solcher Gegner direkt zu bekämpfen ist, fallen
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die Interessen beider Parteien für den Moment zusammen. und wie bisher wird sich auch in
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Zukunft diese nur für den Augenblick berechnete Verbindung von selbst herstellen. Es
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versteht sich, daß bei den bevorstehenden blutigen Konflikten, wie bei allen früheren,
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die Arbeiter durch ihren Mut, ihre Entschiedenheit und Aufopferung hauptsächlich den Sieg
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werden zu erkämpfen haben. Wie bisher werden auch in diesem Kampfe die Kleinbürger in
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Masse sich solange wie möglich zaudernd, unschlüssig und untätig verhalten, um
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dann, sobald der Sieg entschieden ist, ihn für sich in Beschlag zu nehmen, die Arbeiter zur
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Ruhe und Heimkehr an ihre Arbeit aufzufordern, sogenannte Exzesse zu verhüten und das
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Proletariat von den Früchten des Sieges auszuschließen. Es liegt nicht in der Macht
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der Arbeiter, den kleinbürgerlichen Demokraten dies zu verwehren, aber es liegt in ihrer
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Macht, ihnen das Aufkommen gegenüber dem bewaffneten Proletariat zu erschweren und ihnen
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solche Bedingungen zu diktieren, daß die Herrschaft der bürgerlichen Demokraten von
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vornherein den Keim des Unterganges in sich trägt und ihre spätere Verdrängung
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durch die Herrschaft des Proletariats bedeutend erleichtert wird. Die Arbeiter müssen vor
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allen Dingen während des Konfliktes und unmittelbar nach dem Kampfe, soviel nur irgend
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möglich, der bürgerlichen Abwiegelung entgegenwirken und die Demokraten zur
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Ausführung ihrer jetzigen terroristischen Phrasen zwingen. Sie müssen dahin arbeiten,
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daß die unmittelbare revolutionäre Aufregung nicht sogleich nach dem Siege wieder
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unterdrückt wird. Sie müssen sie im Gegenteil solange wie möglich
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aufrechterhalten. Weit entfernt, den sogenannten Exzessen, den Exempeln der Volksrache an
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verhaßten Individuen oder öffentlichen Gebäuden, an die sich nur gehässige
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Erinnerungen knüpfen, entgegenzutreten, muß man diese Exempel nicht nur dulden,
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sondern ihre Leitung selbst in die Hand nehmen. Während des Kampfes und nach dem Kampf
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|
müssen die Arbeiter neben den Forderungen der bürgerlichen Demokraten ihre eigenen
|
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|
Forderungen bei jeder Gelegenheit aufstellen. Sie müssen Garantien für die Arbeiter
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verlangen, sobald die demo- <a name="S250"><b><250></b></a> kratischen Bürger sich
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anschicken, die Regierung in die Hand zu nehmen. Sie müssen sich diese Garantien
|
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|
nötigenfalls erzwingen und überhaupt dafür sorgen, das die neuen Regierer sich zu
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allen nur möglichen Konzessionen und Versprechungen verpflichten - das sicherste Mittel, sie
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zu kompromittieren. Sie müssen überhaupt den Siegesrausch und die Begeisterung für
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|
den neuen Zustand, der nach jedem siegreichen Straßenkampf eintritt, in jeder Weise durch
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ruhige und kaltblütige Auffassung der Zustände und durch unverhohlenes Mißtrauen
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gegen die neue Regierung so sehr wie möglich zurückhalten. Sie müssen neben den
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neuen offiziellen Regierungen zugleich eigene revolutionäre Arbeiterregierungen, sei es in
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der Form von Gemeindevorständen, Gemeinderäten, sei es durch Arbeiterklubs oder
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Arbeiterkomitees, errichten, so daß die bürgerlichen demokratischen Regierungen nicht
|
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|
nur sogleich den Rückhalt an den Arbeitern verlieren, sondern sich von vornherein von
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|
Behörden überwacht und bedroht sehen, hinter denen die ganze Masse der Arbeiter steht.
|
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|
Mit einem Worte: Vom ersten Augenblicke des Sieges an muß sich das Mißtrauen nicht
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mehr gegen die besiegte reaktionäre Partei, sondern gegen ihre bisherigen Bundesgenossen,
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|
gegen die Partei richten, die den gemeinsamen Sieg allein exploitieren will.</p>
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<p>2. Um aber dieser Partei, deren Verrat an den Arbeitern mit der ersten Stunde des Sieges
|
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anfangen wird, energisch und drohend entgegentreten zu können, müssen die Arbeiter
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||
|
bewaffnet und organisiert sein. Die Bewaffnung des ganzen Proletariats mit Flinten, Büchsen,
|
||
|
Geschützen und Munition muß sofort durchgesetzt, der Wiederbelebung der alten, gegen
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|
die Arbeiter gerichteten Bürgerwehr muß entgegengetreten werden. Wo dies letztere aber
|
||
|
nicht durchzusetzen ist, müssen die Arbeiter versuchen, sich selbständig als
|
||
|
proletarische Garde, mit selbstgewählten Chefs und eigenem selbstgewählten Generalstabe
|
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zu organisieren und unter den Befehl, nicht der Staatsgewalt, sondern der von den Arbeitern
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|
durchgesetzten revolutionären Gemeinderäte zu treten. Wo Arbeiter für
|
||
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Staatsrechnung beschäftigt werden, müssen sie ihre Bewaffnung und Organisation in ein
|
||
|
besonderes Korps mit selbstgewählten Chefs oder als Teil der proletarischen Garde
|
||
|
durchsetzen. Die Waffen und die Munition dürfen unter keinem Vorwand aus den Händen
|
||
|
gegeben, jeder Entwaffnungsversuch muß nötigenfalls mit Gewalt vereitelt werden.
|
||
|
Vernichtung des Einflusses der bürgerlichen Demokraten auf die Arbeiter, sofortige
|
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|
selbständige und bewaffnete Organisation der Arbeiter und Durchsetzung möglichst
|
||
|
erschwerender und kompromittierender Bedingungen für die augenblickliche unvermeidliche
|
||
|
Herrschaft der bürgerlichen Demokratie, das sind die Hauptpunkte, die das Proletariat und
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||
|
somit der Bund während und nach dem bevorstehenden Aufstand im Auge zu behalten hat.</p>
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|
<p><b><a name="S251"><251></a></b> 3. Sobald die neuen Regierungen sich einigermaßen
|
||
|
befestigt haben, wird ihr Kampf gegen die Arbeiter sofort beginnen. Um hier den demokratischen
|
||
|
Kleinbürgern mit Macht entgegentreten zu können, ist es vor allem nötig, daß
|
||
|
die Arbeiter in Klubs selbständig organisiert und zentralisiert sind. Die
|
||
|
Zentralbehörde wird sich, sobald dies irgend möglich ist, nach dem Sturze der
|
||
|
bestehenden Regierungen nach Deutschland begeben, sofort einen Kongreß berufen und diesem
|
||
|
die nötigen Vorlagen wegen der Zentralisation der Arbeiterklubs unter einer im Hauptsitze
|
||
|
der Bewegung etablierten Direktion machen. Die rasche Organisation, wenigstens einer
|
||
|
provinziellen Verbindung der Arbeiterklubs ist einer der wichtigsten Punkte zur Stärkung und
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Entwicklung der Arbeiterpartei; die nächste Folge des Sturzes der bestehenden Regierungen
|
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|
wird die Wahl einer Nationalvertretung sein. Das Proletariat muß hier dafür
|
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|
sorgen:</p>
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<p>I. daß durch keinerlei Schikanen von Lokalbehörden und Regierungskommissarien eine
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Anzahl Arbeiter unter irgendeinem Vorwand ausgeschlossen wird;</p>
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<p>II. daß überall neben den bürgerlichen demokratischen Kandidaten
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Arbeiterkandidaten aufgestellt werden, die möglichst aus Bundesmitgliedern bestehen
|
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müssen und deren Wahl mit allen möglichen Mitteln zu betreiben ist. Selbst da, wo gar
|
||
|
keine Aussicht zu ihrer Durchführung vorhanden ist, müssen die Arbeiter ihre eigenen
|
||
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Kandidaten aufstellen, um ihre Selbständigkeit zu bewahren, ihre Kräfte zu zählen,
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ihre revolutionäre Stellung und Parteistandpunkte vor die Öffentlichkeit zu bringen.
|
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Sie dürfen sich hierbei nicht durch die Redensarten der Demokraten bestechen lassen, wie
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z.B., dadurch spalte man die demokratische Partei und gebe der Reaktion die Möglichkeit zum
|
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Siege. Bei allen solchen Phrasen kommt es schließlich darauf hinaus, daß das
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Proletariat geprellt werden soll. Die Fortschritte, die die proletarische Partei durch ein
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solches unabhängiges Auftreten machen muß, sind unendlich wichtiger als der Nachteil,
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den die Gegenwart einiger Reaktionäre in der Vertretung erzeugen könnte. Tritt die
|
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Demokratie von vornherein entschieden und terroristisch gegen die Reaktion auf, so ist deren
|
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Einfluß bei den Wahlen schon im voraus vernichtet.</p>
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||
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<p>Der erste Punkt, bei dem die bürgerlichen Demokraten mit den Arbeitern in Konflikt kommen
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werden, wird die Aufhebung des Feudalismus sein; wie in der ersten französischen Revolution
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werden die Kleinbürger die feudalen Ländereien den Bauern als freies Eigentum geben,
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das heißt das Landproletariat bestehenlassen und eine kleinbürgerliche Bauernklasse
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bilden wollen, die denselben Kreislauf der Verarmung und Verschuldung durch macht, worin jetzt
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der französische Bauer noch begriffen ist.</p>
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<p><b><a name="S252"><252></a></b> Die Arbeiter müssen diesem Plane im Interesse des
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Landproletariats und in ihrem eigenen Interesse entgegentreten. Sie müssen verlangen,
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daß das konfiszierte Feudaleigentum Staatsgut bleibt und zu Arbeiterkolonien verwandt wird,
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die das assoziierte Landproletariat mit allen Vorteilen des großen Ackerbaues bearbeitet
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und wodurch das Prinzip des gemeinsamen Eigentums sogleich eine feste Grundlage mitten in den
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wankenden bürgerlichen Eigentumsverhältnissen erlangt. Wie die Demokraten mit den
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Bauern, müssen sich die Arbeiter mit dem Landproletariat verbinden. Die Demokraten werden
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ferner entweder direkt auf die Föderativrepublik hinarbeiten oder wenigstens, wenn sie die
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eine und unteilbare Republik nicht umgehen können, die Zentralregierung durch
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möglichste Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Gemeinden und Provinzen zu
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lähmen suchen. Die Arbeiter müssen diesem Plane gegenüber nicht nur auf die eine
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und unteilbare deutsche Republik, sondern auch in ihr auf die entschiedenste Zentralisation der
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Gewalt in die Hände der Staatsmacht hinwirken. Sie dürfen sich durch das demokratische
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Gerede von Freiheit der Gemeinden, von Selbstregierung usw. nicht irremachen lassen. In einem
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Lande wie Deutschland, wo noch so viele Reste des Mittelalters zu beseitigen sind, wo so vieler
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lokaler und provinzialer Eigensinn zu brechen ist, darf es unter keinen Umständen geduldet
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werden, daß jedes Dorf, jede Stadt, jede Provinz der revolutionären Tätigkeit,
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die in ihrer ganzen Kraft nur vom Zentrum ausgehen kann, ein neues Hindernis in den Weg lege. -
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Es darf nicht geduldet werden, daß der jetzige Zustand sich erneuere, wodurch die Deutschen
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um ein und denselben Fortschritt in jeder Stadt, in jeder Provinz sich besonders schlagen
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müssen. Am allerwenigsten darf geduldet werden, daß eine Form des Eigentums, die noch
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hinter dem modernen Privateigentum steht und sich überall notwendig in dies auflöst,
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das Gemeindeeigentum und die daraus hervorgehenden Streitigkeiten zwischen armen und reichen
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Gemeinden sowie das neben dem Staatsbürgerrecht bestehende Gemeindebürgerrecht mit
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seinen Schikanen gegen die Arbeiter, sich durch eine sogenannte freie Gemeindeverfassung
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verewige. Wie in Frankreich 1793 ist heute in Deutschland die Durchführung der strengsten
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Zentralisation die Aufgabe der wirklich revolutionären Partei. <a name="Z1"></a><a href=
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"me07_244.htm#M1">(1)</a></p>
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<p><b><a name="S253"><253></a></b> Wir haben gesehn, wie die Demokraten bei der
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nächsten Bewegung zur Herrschaft kommen, wie sie genötigt sein werden, mehr oder
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weniger sozialistische Maßregeln vorzuschlagen. Man wird fragen, welche Maßregeln die
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Arbeiter dagegen vorschlagen sollen. Die Arbeiter können natürlich im Anfange der
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Bewegung noch keine direkt kommunistischen Maßregeln vorschlagen. Sie können aber:</p>
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<p>1. die Demokraten dazu zwingen, nach möglichst vielen Seiten hin in die bisherige
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Gesellschaftsordnung einzugreifen, ihren regelmäßigen Gang zu stören und sich
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selbst zu kompromittieren sowie möglichst viele Produktivkräfte, Transportmittel,
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Fabriken, Eisenbahnen usw. in den Händen des Staates zu konzentrieren.</p>
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<p>2. Sie müssen die Vorschläge der Demokraten, die jedenfalls nicht revolutionär,
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sondern bloß reformierend auftreten werden, auf die Spitze treiben und sie in direkte
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Angriffe auf das Privateigentum verwandeln, so zum Beispiel, wenn die Kleinbürger
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vorschlagen, die Eisenbahnen und Fabriken anzukaufen, so müssen die Arbeiter fordern,
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daß diese Eisenbahnen und Fabriken als Eigentum von Reaktionären vom Staate einfach
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und ohne Entschädigung konfisziert werden. Wenn die Demokraten die proportionelle Steuer
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vorschlagen, fordern die Arbeiter progressive; wenn die Demokraten selbst eine
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gemäßigte progressive beantragen, bestehen die Arbeiter auf einer Steuer, deren
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Sätze so rasch steigen, daß das große Kapital dabei zugrunde geht; wenn die
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Demokraten die Regulierung der Staatsschulden verlangen, verlangen die Arbeiter den
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Staatsbankerott. Die Forderungen der Arbeiter werden sich also überall nach den Konzessionen
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und Maßregeln der Demokraten richten müssen.</p>
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<p>Wenn die deutschen Arbeiter nicht zur Herrschaft und Durchführung ihrer Klasseninteressen
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kommen können, ohne eine längere revolutionäre <a name=
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"S254"><b><254></b></a> Entwicklung ganz durchzumachen, so haben sie diesmal wenigstens die
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Gewißheit, daß der erste Akt dieses bevorstehenden revolutionären Schauspiels
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mit dem direkten Siege ihrer eigenen Klasse in Frankreich zusammenfällt und dadurch sehr
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beschleunigt wird.</p>
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<p>Aber sie selbst müssen das meiste zu ihrem endlichen Siege dadurch tun, daß sie
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sich über ihre Klasseninteressen aufklären, ihre selbständige Parteistellung
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sobald wie möglich einnehmen, sich durch die heuchlerischen Phrasen der demokratischen
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Kleinbürger keinen Augenblick an der unabhängigen Organisation der Partei des
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Proletariats irremachen lassen. Ihr Schlachtruf muß sein: Die Revolution in Permanenz.</p>
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<p>London, im März 1850</p>
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<p><a name="M1">(1) [<i>Anmerkung</i> von <i>Engels zur Ausgabe von 1885.</i>]</a></p>
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<p>Es ist heute zu erinnern, daß diese Stelle auf einem
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Mißverständnis beruht. Damals galt es - dank den bonapartistischen und liberalen
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Geschichtsfälschern - als ausgemacht daß die französische zentralisierte
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Verwaltungsmaschine durch die große Revolution eingeführt und namentlich vom Konvent
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als unumgängliche und entscheidende Waffe bei Besiegung der royalistischen und
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föderalistischen Reaktion und des auswärtigen Feindes gehandhabt worden sei. Es ist
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jetzt aber eine bekannte Tatsache, daß während der ganzen Revolution bis zum 18.
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Brumaire die gesamte Verwaltung der Departements, Arrondissements und Gemeinden aus von den
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Verwalteten selbst gewählten Behörden bestand, die innerhalb der allgemeinen
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Staatsgesetze sich mit vollkommener Freiheit bewegten; daß diese der amerikanischen
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ähnliche, provinzielle und lokale Selbstregierung grade der allerstärkste Hebel der
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Revolution wurde, und zwar in dem Maß, daß Napoleon unmittelbar nach seinem
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Staatsstreich vom 18. Brumaire sich beeilte, sie durch die noch bestehende
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Präfektenwirtschaft zu ersetzen, die also ein reines Reaktionswerkzeug von Anfang an war.
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Ebensowenig aber, wie lokale und provinziale Selbstregierung der politischen, nationalen
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Zentralisation widerspricht, ebensowenig ist sie notwendig verknüpft mit jener bornierten
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kantonalen oder kommunalen Selbstsucht, die uns in der Schweiz so widerlich entgegentritt und die
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1849 alle süddeutschen Föderativrepublikaner in Deutschland zur Regel machen wollten.
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<a href="me07_244.htm#Z1"><=</a></p>
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