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<TITLE>Thomas Münzer - Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens</TITLE>
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<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A HREF="default.htm"><SMALL>Thomas Münzer</SMALL></A></TD>
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<HR size="1">
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<H2>Thomas Münzer</H2>
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<H1> <!-- #BeginEditable "Titel" -->Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens<!-- #EndEditable --></H1>
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<P><B>der ungetreuen Welt durchs Zeugnis des Evangeliums
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Lukas vorgetragen, der elenden, erbärmlichen Christenheit
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zur Innerung ihres Irrsals.
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</B></P>
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<P>Hesekiel am 8. Kapitel: Lieben Gesellen, laßt uns auch
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das Loch weiter machen, auf daß alle Welt sehen und greifen
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mag, wer unsere große Hansen sind, die Gott also
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lästerlich zum gemalten Männlein gemacht haben.
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<P>
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Jer. am 23. Kapitel: Thomas Müntzer mit dem Hammer.
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<P>
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Jer. am 1.: »Nimm wahr, ich hab meine Worte in deinen
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Mund gesetzt, ich hab dich heute über die Leute und über
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die Reiche gesetzt, auf daß du auswurzelst, zerbrechst,
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zersträuest und verwüstest und bauest und pflanzest.«
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<P>
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Jer. 1. Kapitel: »Eine eiserne Mauer wider die Könige, Fürsten
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und Pfaffen und wider das Volk ist dargestellt. Sie
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mögen streiten! Der Sieg ist wunderlich zum Untergang
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der starken, gottlosen Tyrannen.«
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<P>
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Vorrede an die arme zersträute Christenheit
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<P>
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Der Geist der Stärke und die Furcht Gottes sei mit dir,
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du erbärmliche Gemeinde! Nachdem dich die Schmachbücher
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zum Teil scheu und auch aufs allerfrechst gemacht haben, ist's
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über die Maßen ganz hoch vonnöten, das aufstehend Übel
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zuvorkommen mit Erweisung christlicher Meisterschaft,
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welche zu dieser Zeit nicht anders eröffnet mag werden denn
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mit Auslegung der Heiligen Schrift in der Lehre des Geistes
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Christi durch die Vergleichung aller Geheimnisse und Urteile
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Gottes. Denn es haben alle Urteile das höchst Gegenteil bei
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ihnen selber. Wo sie aber nicht zusammen verfaßt werden, mag
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keines ganz und gar verstanden werden (wie hell oder klar
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es ist) ohne des andern unaussprechlichen Schaden. Das ist die
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Grundsuppe aller böswichtigen Zertrennung. Um solcher
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trefflichen Ursache hab ich elender Mensch mich fürgewendet
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zur Wagenburg, das Loch des Vorhofes weiterzumachen mit
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Erwartung allen Übels, welches die gottlose Art der Verderber
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pflegt zu leisten den Dienern der Christenheit, nachdem sie
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ihrem buchstabischen Glauben also hoch aufmutzt und verleugnet
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(daß man's auch begreift) die holdselige Kraft Gottes
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und also Gott stumm, toll und fantastisch machen will mit
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ihrem gedichteten Wort und Glauben. Derhalben auch die
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prächtige Gewohnheit allen Greuels in allen Gemeinen
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über die ganze Welt also halsstarrig geworden ist und von Tag
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zu Tag unsinnigern Trutz fürwendet. Drum muß die
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gründliche Bewegung des heiligen christlichen Glaubens den
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wilden Wog der empörlichen Wellen erregen, wie am
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93. Psalm beschrieben. Dieweil niemand das Ruder des
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Schiffs von der Mühsamkeit wegen ergreifen will,
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kann ich's nicht lassen, nachdem das Wasser allen Verderbnis
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in die Seelen der Freunde Gottes gedrungen ist (Ps. 69).
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Ich muß den vergifteten Schaden, der also tief ist eingerissen,
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greulich entdecken. Wo sich's fügen, will ich's gerne mit
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allem Glimpf tun. Wo es aber zum Nachteil des Geists
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Christi kommen würde, da werde ich mit meiner Geduld
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niemands Schanddecker sein. Zum Anfang dieser Erklärung
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und Entdeckung will ich allezeit ein Kapitel nach dem
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andern lassen ausgehen und also guten Raum und Zeit allen
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meinen Widersachern geben. Den gefährlichen Winkel aber
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hab ich nicht anders gescheuet denn nach der Sache Foderung,
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wie auch Christus selber die natterzichtigen Schriftgelehrten
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gemieden hat (Joh. 7) und wollte dem Hanne keine andere
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Rechenschaft seiner Lehre geben auf 'm Winkel, denn daß er
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ihn auf seine Zuhörer, aufs gemeine Volk, weiset' (Joh. 18).
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Er sprach klar: »Was fragst du mich? Frag meine Zuhörer.« Unsere Gelehrten wollten gern das Zeugnis des
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Geists Jesu auf die Hohe Schule bringen. Es wird ihn gar
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weit fehlen, nachdem sie nicht drum gelehrt sind, daß der
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gemeine Mann ihn' durch ihre Lehre soll gleich werden, sondern
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sie wollen allein den Glauben urteilen mit ihrer gestohlnen
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Schrift, so sie doch ganz und gar keinen Glauben
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wider bei Gott oder vor den Menschen haben. Denn es
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sieht und begreift ein jeder, daß sie nach Ehren und Gütern
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streben. Derhalben mußt du, gemeiner Mann, selber gelehrt
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werden, auf daß du nicht länger verführt werdest. Das helf
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dir derselbig Geist Christi, welcher unsern Gelehrten muß
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zu ihrem Untergang ein Spottvogel sein. Amen.
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<P>
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Erklarung des ersten Kapitels Lukas
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<P>
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Das ganze Evangelium Lukas gibt der Christenheit mit teurem
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Zeugnis zu erkennen, daß der heilige Christenglaube ein
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solch fremd seltsam Ding geworden ist, daß es nicht wunder wäre,
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daß ein Gutherziger möchte Blut weinen, der die Blindheit
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der christlichen Gemeinde recht beschauet. Welches Christus
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selber in diesem Evangelium Lukas am 18. geredet hat, sagend: »Meinst du, wenn des Menschen Sohn kommen wird, daß er
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wird Glauben finden auf Erden?« Auch beklagt das Jes. am
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65., Paulus zu den Römern am 10. Drum ist's ein unaussprechlicher
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Jammer und ganz verdrießlicher Greuel, daß die
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ungläubigen Menschen (wie man vor Augen sieht) wollen den
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Christenglauben den Leuten vorpredigen, den sie doch selber
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nicht haben erfunden und erfahren, wissen auch nicht,
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wie einem Gläubigen zumut ist. Sie wähnen oder lassen sich
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bedünken, der Glaube sei also leichtlich zu überkommen, wie
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sie alle fast ruhmredig davon schwatzen. Drum müssen wir,
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meine allerliebsten Brüder, dieses Kapitel mit ernster
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Betrachtung zu Herzen nehmen vom Anfang bis zum Ende. Dann
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werden wir je klar finden, wie der Unglaube entdeckt
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wurde in allen Auserwählten. Zacharias hat den wahren Worten
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des Engels Gabriel nicht glauben wollen, um der Unmöglichkeit
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der Zusage, ihm vom Engel vorgehalten. Auch,
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das am allerhöchsten zu betrachten ist, Maria, die Gebärerin
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unseres Heilands, welche von Kindskind derhalben gepreiset
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wird, hat wollen gute Ankunft und Bescheid haben. Sie
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haben ihren Glauben nicht erlangt, wie jetz die unsinnige Welt
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glaubt, in einer gefärbten Weise. Sie sind nicht also zugefahren: »Ja, ich will schlecht glauben. Gott wird's wohl
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machen.« Mit solcher leichtfertiger Ankunft dichtet die
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trunkene Welt einen vergifteten Glauben, der da viel ärger
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ist denn der Türken, Heiden und Juden Glaube. Aber Maria
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und Zacharias haben sich in der Furcht Gottes entsetzt, bis
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daß der Glaube des Senfkorns den Unglauben überwunden
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hat, welches denn mit großem Zittern und Bekümmernis erfunden wird.
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<P>
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Es kann auch Gott den Glauben niemandem vermehren und
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ihn damit ansehen, es sei denn, daß er solche Ankunft erdulde
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mit dem höchsten Zittern und Fürchten, wie Gott selber
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durch den heiligen Jesajam sagt am 66. Kapitel: »Wen
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soll ich ansehen denn allein den Niedrigen und den, der sich
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vor all meiner Rede entsetzt?« Drum sagt Paulus zu den Philippern
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am 2.Kapitel: »Euer Heil sollt ihr vollstrecken mit
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Zittern und Fürchten.« Oho, es ist der Natur ein unleidlichs
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Werk, die Furcht Gottes zum Anfang des Glaubens zu
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machen. Moses höret Gott selber reden, noch wollte er auf
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seine Worte nicht hingehen, da er ihn hieß in Ägypten ziehen
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(2. Mos. am 4. Kap.). Er mußte der Kraft Gottes gewahr
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werden im Abgrund der Seelen, wie er danach bezeugt
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(5. Mos. am 30. Kap.), sonst wär er nicht hingegangen. Gott
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verhieß dem Patriarchen Jakob viel Gutes und über die Maße
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große Versicherung. Dennoch hat er sich mit ihm überworfen.
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Er mußte vorhin Gott überwinden, sollte er anders den
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Segen überkommen, welchen der Glaube mitbringet (1. Mos.
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am 32.). Darüber findet ein jeder Fleißiger in der ganzen
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Schrift Zeugnis, wie der Glaube mit dem Unglauben ganz
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ungehörten Zank anrichtet. Besonders im Buch der Richter
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am 6. und am 7. und achten Kapitel. Gideon hatte einen solchen
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festen, starken Glauben, daß er mit ihm eine unzählige,
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große Welt durch dreihundert Mann überwand. Ehe er aber
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solchen Glauben wollte annehmen, sagt er zum Engel, gleich
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wie man einen pflegt in der Lügen zu strafen: »Du sprichst,
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der Herr sei mit dir, du allerstärkster Mann. Wie kann das
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sein, wenn wir soviel Unglück müssen leiden?« Ein ungeübter
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Glaube zur ersten Ankunft hat kein anderes Urteil, denn
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sich an allen Orten fürchten und schwerlich allem Singen und
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Sagen stattzugeben. Wer da leicht glaubt, ist eines
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leichtfertigen Herzens. Die Furcht Gottes aber gibt dem Heiligen
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Geist Statt, auf daß der Auserwählte möge umschättigt werden
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von dem, da sich die Welt mit großer Torheit vor fürchtet
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zum unerstattlichen Schaden ihrer Weisheit.
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<P>
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Drum ist in diesem Evangelium der Anfang wie das Ende
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zu merken von der Umschättigung des Heiligen Geists,
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welcher uns den Glauben lehret mit der reinen Furcht Gottes,
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welche so hoch Verwunderung gebiert im unmöglichen Werk
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des Glaubens, da die Kraft des Allerhöchsten (wie Lukas
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am ersten und letzten beschrieben) allen gedichten, heimlichen
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Unglauben verwirft aufs allergestrackste, denn er
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wird entdeckt durch das Antun oder Durchgang im Abgrund
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der Seelen. Paulus sagt: »Ihr sollt Christus antun, da kann
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der falsche Glaub überall kein Statt haben.« Wer aber diesen
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Durchgang nicht gehabt, der weiß vom Glauben ganz
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und gar nichts, denn er behält sonst einen unerfahrnen
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Glauben an seinem verstockten Geist wie einen alten
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Bettlersmantel, welchen die ungetreuen, verzweifelten
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Schriftgelehrten ganz meisterlich flicken können mit einem neuen
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Flecken, wie dies Evangelium Lukas am 5. sagt, zum selben
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verwenden sie nicht anderst denn ihre gestohlne Schrift.
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Wenn sie gefragt werden, wie sie zum solchen hohen Glauben
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kommen, da sie also viel unaufhörlich von schwatzen,
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oder warum sie nicht lieber Heiden, Juden oder Türken sein
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wollen oder wer ihn' doch etwas zugesagt, da sie also
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gefährlich die Welt mit stürmen und also heftig trotzen, da
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kommen sie mit einem über die Maßen lahmen, schalen Fratzen
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und sprechen schlecht unverschämt: »Siehe, ich glaub
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der Schrift«, und werden da also neidisch und grimmig, daß
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sie schlecht aus dem Barte grunzen, sagend: »Oho, dieser
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leugnet die Schrift!« Da wollen sie viel ärger mit ihrem
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Lästern aller Leute Maul verstopfen wie der Tölpel, der
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Papst, mit seinen Butterbuben. Sie wollen die hohe Bewegung
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und herzlich Betrübnis der Auserwählten schlecht
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sättigen oder ohne alle Widerrede dem Teufel geben. Sie
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pflegen vorzutragen, wie Christus die gottlosen Schriftgelehrten
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abweist, drum daß sie auch desselbigen Mehls sind. Sie
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tun das dünne Zünglein herfür. Mit zarter Weis sprechen
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sie: »Erforschet die Schrift, denn ihr wähnet, ihr lasset euch
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dünken, ihr wollt eure Seligkeit daselbst überkommen.« Da
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werden denn die armen dürftigen Leute also hoch betrogen,
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daß es kein Zunge genug erzählen mag. Mit allen Worten
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und Werken machen sie es ja also, daß der arme Mann nicht
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lesen lerne vorm Bedürfnis der Nahrung. Und sie
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predigen unverschämt, der arme Mann soll sich von den
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Tyrannen lassen schinden und schaben. Wann will er denn lernen
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die Schrift lesen? Ja, lieber Thomas, du schwärmest! Die
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Schriftgelehrten sollen schöne Bücher lesen, und der Bauer
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soll ihnen zuhören, denn der Glaube kommt durchs Gehör!
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Ach ja, da haben sie ein feinen Griff gefunden, der wurde viel
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ärger Buben an die Statt der Pfaffen und Mönche setzen, denn
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vom Anbeginn der Welt geschehen ist. Gott sei aber gesegnet,
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daß fast viel Auserwählter die Wurzeln des Unglaubens
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da erkennen, wie sie sich lange Zeit verdeckt hat und noch
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heut gerne verwildern wollte, auf daß je der Weizen nicht
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aufging. Derhalben spricht Christus kurz vor oben gemeldten
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Worten zu den frommen Leuten, den Schriftgelehrten: »Mein Wort bleibt bei euch nicht.« Ei warum? Um 's Unglaubens
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willen, der der rechten Wurzeln des unbetrüglichen
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|
Glaubens ganz und gar kein Statt geben will (Matth. am 13.,
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Mark. 4., Luk. 8., Joh. am 9., Jes. am 6).
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<P>
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|
Sollen nun solche schädlichen Wurzeln ausgerottet werden, so
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|
muß man sich hüten vor der gottlosen Art der Schriftgelehrten,
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mit welchen sich Christus keinmal vertragen konnte.
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Denn sie machen aus der Schrift einen Schanddeckel,
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|
welcher verhindert, die rechte Natur des Christenglaubens vor
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|
der ganzen Welt zu scheinen (Matth. am 5. und 10. Kap.).
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<P>
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Der Sohn Gottes hat gesagt: »Die Schrift gibt Zeugnis.« Da sagen die Schriftgelehrten, sie gibt den Glauben ! O nein,
|
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|
Allerliebsten, seht euch viel weiter um, ihr habt anders den
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|
allertörlichsten Glauben, der auf Erden ist, wie die Affen.
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Also ist der arm Hauf verführt durch die hochfärtigen
|
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|
Bacchanten. Darum muß die verhaltene Wahrheit einmal
|
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|
ganz kühn an den Tag kommen, welche also ganz lang
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|
geschlafen hat, in solchem Maß: Wenn ein Christ unter dem
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||
|
armen Haufen spräch, daß er den Christenglauben von Gott
|
||
|
selber gelernt hätte, würde man ihm nicht glauben (wie wir
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noch geschickt sind), wenn er mit der Schrift durch seine
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Berichte nicht übereinstimmte, wie alle Auserwählten sollen
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||
|
von Gott gelehrt werden. Joh. 6, Jes. 54, Jer. 31, Hiob 35,
|
||
|
Ps. 18, 25, 34, 71, 94 und viel andere Schrift zielt alle drauf ab,
|
||
|
von Gott allein gelehrt werden.
|
||
|
<P>
|
||
|
Wenn einer nun sein Leben lang die Biblien weder gehört
|
||
|
noch gesehen hätte, könnte er wohl für sich durch die gerechte
|
||
|
Lehre des Geistes einen unbetrüglichen Christenglauben
|
||
|
haben, wie alle die gehabt, die ohne alle Bücher die Heilige
|
||
|
Schrift geschrieben haben. Und er wäre auch aufs höchste
|
||
|
versichert, daß er solchen Glauben vom unbetrüglichen Gott
|
||
|
geschöpft und nicht vom abgekonterfeiten des Teufels oder
|
||
|
eigener Natur bezogen hätte. Derhalben müßte er
|
||
|
denselbigen Rechenschaft ablegen vor den Menschen, die
|
||
|
auch einen bewährten, ungedichten Glauben hätten, nach
|
||
|
aller Anfoderung, wie das Gold im Feuer des allerhöchsten
|
||
|
Herzenleides bewährt. Sonst würde eitel Spott und ganz
|
||
|
höhnisches Lachen daraus werden vor den Zärtlingen, die sich
|
||
|
ihr Leben lang nach dem rechten Glauben nie, keinmal mit
|
||
|
dem allergeringsten Gedanken beflissen haben. Denn sie
|
||
|
wähnen schlicht, man soll glauben, wie die Erzverführer
|
||
|
drauß erfahren mit ihrer Erdichtung.
|
||
|
<P>
|
||
|
Sollen wir Christen nun zusammen einträchtig übereinstimmen
|
||
|
(Ps. 73) mit allen Auserwählten unter allen Zertrennungen
|
||
|
oder Geschlechten allerlei Glaubens, wie uns denn
|
||
|
der helle Text an den Geschichten der Boten Gottes am
|
||
|
10. Kapitel Zeugnis gibt, so müssen wir wissen, wie einem
|
||
|
zu Sinnen ist, der unter den Ungläubigen von Jugend auf
|
||
|
erzogen ist, der das rechte Werk und die Lehre Gottes ohne
|
||
|
alle Bücher erfahren hat.
|
||
|
<P>
|
||
|
Darauf sollte man die Schrift nützen, daß man über
|
||
|
solche treffliche Werke und solcher Leute Zeugnis mit
|
||
|
freundlichem Urteil einem jeden, er wär Jud oder Türk,
|
||
|
Unterrichtung tät und erprobte da die Geister, welche Gott
|
||
|
oder dem Teufel zuständig sein (1. Joh. 4). Da treten unsere
|
||
|
Gelehrten gar keck herein und wollen Wunderwerk haben,
|
||
|
wie die gottlosen Schriftgelehrten zu tun pflegen (Matth.
|
||
|
am 12.). Sie geben mit ihrem schwindenden Urteil die Leute dem
|
||
|
Teufel, die ein einiges Wort wider sie reden, und machen
|
||
|
einen Spottvogel aus dem Geist Christi und sind also kühn,
|
||
|
daß sie dürfen schreien und schreiben: »Geist hin, Geist
|
||
|
her, ich lob mein Schreiben, ich hab's getan« etc. Auch daß
|
||
|
man sie erkenne, trachten sie mit allen ihren Anschlägen Tag
|
||
|
und Nacht, wie sie die umbringen, die ein Wort vom Geist
|
||
|
Gottes sagen, in gleichermaßen wie die Schriftgelehrten
|
||
|
täten, ehe sie Christus ans Kreuz brachten.
|
||
|
<P>
|
||
|
Sie sagten zu Christus, er wär im Gesetz Gottes nicht verheißen,
|
||
|
und jetz sagen sie dem gleich, ja viel verkehrter, man
|
||
|
soll im Geist Christi nicht anfangen, man soll sich auch
|
||
|
desselbigen nicht rühmen, denn wer das tut, ist gezeichnet mit
|
||
|
der ersten, notwendigen Zeichen eines falschen Propheten. Aber
|
||
|
die Schrift (wie sie sprechen) soll den Glauben geben.
|
||
|
Und die gottlosen Zärtlinge wissen doch keinen Bescheid,
|
||
|
Beweggrund, warum die Heilige Schrift anzunehmen oder zu
|
||
|
verwerfen sei, denn allein, daß sie vom Alten hergekommen,
|
||
|
also durch viele Menschen angenommen ist. Ein solche
|
||
|
affenschmalzische Weise hat auch der Jud, Türk und alle Völker,
|
||
|
ihren Glauben zu bestätigen.
|
||
|
<P>
|
||
|
Das Widerspiel aber sagt uns Maria und Zacharias, Abraham,
|
||
|
Joseph, Moses und alle Patriarchen, die sich nach dem
|
||
|
Anregen des Heiligen Geists gehalten im Abgrund des Herzens
|
||
|
und sich ganz und gar an die Vortracht der verzweifelten,
|
||
|
untüchtigen Gottlosen nicht gekehrt haben, wie Jesaja
|
||
|
spricht am 8. Unterscheid. Denn ihre Vereinung und
|
||
|
Ratschläge haben dem Geist Gottes seine Tätigkeit zur Schmach
|
||
|
dargestellt.
|
||
|
<P>
|
||
|
Sie sprechen, ohne schamrot zu werden: »Dies und das hat
|
||
|
die heilige christliche Kirche angenommen, dieser Artikel,
|
||
|
diese Lehre ist Ketzerei«, und wissen doch darüber nicht das
|
||
|
allergeringste Seufzen und auch nicht das allergeringste Wort
|
||
|
zu verantworten, welches sie doch zum Christenglauben mehr
|
||
|
denn zu andern bewegt. Drum sind die Taglöhner solche
|
||
|
bösen Tröster den armen, elenden, traurigen, herzbetrübten
|
||
|
Menschen.
|
||
|
<P>
|
||
|
Zum andern. Sehe ein jeder ganz wohl zu, dann wird er
|
||
|
sicherlich finden, daß der christliche Glaube einem
|
||
|
fleischlichen Menschen solch ein unmögliches Ding ist (1. Kor. 3).
|
||
|
Jawohl, weiter allhier im Text allen wohlgläubigen Menschen,
|
||
|
wie Maria, Zacharias, Elisabeth gewesen sind, daß
|
||
|
einem nüchternen, langweiligen, ernsten, bitteren, wohlversuchten
|
||
|
Menschen, der Achtung drauf hat, die Haare auf dem
|
||
|
Haupt möchten krachen. Merkt nur eben drauf in diesem
|
||
|
Text. Der Engel sprach zur Mutter Gottes: »Es ist bei Gott
|
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kein Ding unmöglich.« Warum, meine Allerliebsten? Wahrlich
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um des willen, daß es der Natur ganz ein unmögliches,
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ungedachtes, ungehörtes Ding war (1. Kor. 2, Jes. 64). Wie
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es uns denn allen in der Ankunft des Glaubens muß widerfahren
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und gehalten werden, daß wir fleischlichen, irdischen
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Menschen sollen Götter werden durch die Menschwerdung
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Christi und also mit ihm Gottes Schüler sein, von ihm selber
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gelehrt werden und vergottet sein. Jawohl, viel mehr: In ihn
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ganz und gar verwandelt, auf daß sich das irdische Leben
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schwenke in den Himmel (Phil. 3).
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<P>
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Siehe, welch ein unmögliches Ding war das allen Gottlosen
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und langsamen Auserwählten (Joh. am 10. und am 82. Ps.).
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Sie wollten Christus mit Steinen totwerfen, da er diese
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Wort redete. Ach, lieben Herrn, wie unsinnig wird die Welt,
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wenn ihr die Stimme Gottes mit rechter Weise wird vorgehalten,
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in der Unmöglichkeit und Ankunft des Glaubens zu
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warten und endlich zu harren (Ps. 40).
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<P>
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Ei, warum wird Bruder Sanftleben und Vater Leisentret
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also heftig und gar schellig (Hiob am 28.)? Ja, er meinet,
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er wollte gerne seine fürgenommene Lüste alle ins Werk führen,
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seine Pracht und Reichtümer behalten und gleichwohl
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einen bewährten Glauben haben, welches doch der Sohn Gottes
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mit klaren Worten den Schriftgelehrten getadelt hat
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(Joh. am 5.), da er spricht: »Wie ist's möglich, daß ihr
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könnet glauben, wenn ihr eure Ehre sucht?«
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<P>
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Daneben ist auch eine Unmöglichkeit im Matth. 6 angestellt,
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den ungläubigen Wollüstigen sagend: »Ihr könnt
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nicht Gott und den Reichtümern dienen.« Wer dieselbigen,
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Ehre und Güter, zum Besitzer nimmt, der muß zuletzt ewig
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von Gott leer gelassen werden, wie am 5. Psalm Gott sagt: »Ihr Herz ist eitel, und darüber müssen die gewaltigen,
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eigensinnigen, ungläubigen Menschen vom Stuhl gestoßen werden,
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darum, daß sie den heiligen, wahrhaftigen Christenglauben
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in ihn und in der ganzen Welt verhindern, so er will mit
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allem seinem wahrhaftigen Ursprung aufgehen.«
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<P>
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Darum, da die Gnade Gottes durch die Geburt Johannis
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und Empfängnis Christi verkündiget ward, regiert Herodes,
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das fromme Blut, das dem Adel dieser Welt aus dem Sack
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träuft, auf daß das alleredelste, höchst Gut mit dem Gegenteil
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des Gottlosen würde erklärt. Wie bei unsern Zeiten
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nun Gott sein Licht in die Welt schickt, wird bewiesen durch
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der gottlosen, unsinnigen Menschen Regiment und Oberkeit,
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nach allem Mutwillen mit allem äußerlichem Toben und
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Wüten aufs allerhöchste wider Gott und alle seine Gesalbten
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(Ps. 2, 1. Joh. 2), daß auch jetzt etliche erst recht anfangen,
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ihr Volk zu stöcken, blöcken, schinden und schaben, und
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bedrohen dazu die ganzen Christenheit und peinigen und
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töten schmählich die Ihren und Fremden aufs allerschärfste,
|
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daß auch Gott zur Erleichterung der Auserwählten den
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Jammer nicht länger wird können und mögen ansehen. Und
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|
die Tage des Leidens muß er seinen Auserwählten verkürzen
|
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|
(Matth. am 24.), sonst würden die Leute durch kein recht
|
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|
Betrachten die Menschwerdung Christi annehmen. Es würden
|
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|
eitel Heiden und Teufel draus, viel ärgere Sekten denn
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vor dem Anfang. Darum sagt Paulus (1. Kor. 10), daß Gott
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seinen Geliebten also ganz treu ist, daß er ihnen nicht mehr
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auflegt, denn sie tragen mögen. Wiewohl die Natur des
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||
|
Menschen stets denkt, daß ihr zuviel aufgelegt wird. Der
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gütige allwissende Vater tut nicht eher den Staubbesen weg,
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das Kind erkenne denn vorher seine Schuld, damit es solche
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böse Oberkeit verdient hat mit Umständen beider Grobheit.
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<P>
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Wie kommt das, Allerliebsten, zum Verstand dieses Evangeliums?
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Siehe vom Herodes, zu welchen Tagen Christus und
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Johannes empfangen und geboren sind, und auch daß dieser
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Text ohne alles Verwickeln sagt: »Die Gewaltigen hat er
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vom Stuhl gestoßen.« Darum, daß sie sich unterwinden, den
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Christenglauben zu regieren, und wollen ihn meisterlich
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anrichten, obwohl dessen Entstehen sie nimmermehr gedenken zu lernen.
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Wollen es auch niemand gestatten zu lernen und wollen
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gleichwohl alle Leute verurteilen und allein darum die
|
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|
Obersten sein, daß man sie vor allen Leuten fürchte, anbete,
|
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|
in Ehren halte. Und wollen doch daneben das Evangelium
|
||
|
aufs allerschändlichste verketzern, wie sie immer erdenken
|
||
|
mögen. Da wird die rechte Arte Herodes, des weltlichen
|
||
|
Regiments, erklärt, wie der heilige Samuel (1. Sam. am 8.) mit
|
||
|
dem rechten erleuchteten Hosea am 13. weissagt: »Gott hat die Herren und Fürsten in seinem Grimm der
|
||
|
Welt gegeben, und er will sie in der Erbitterung wieder wegtun.«
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||
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<P>
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||
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Darum, daß der Mensch von Gott zu den Kreaturen gefallen,
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||
|
ist über die Maßen billig gewesen, daß er die Kreatur (zu
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||
|
seinem Schaden) mehr denn Gott muß fürchten. Derhalben
|
||
|
sagt Paulus zu den Römern am 13. Kapitel, daß die Fürsten
|
||
|
sind nicht um der Furcht des guten Werks, sondern um
|
||
|
der henkerischen Furcht des Bösens. Darum sind sie nicht
|
||
|
anders denn Henker und Büttel, das ist ihr ganzes Handwerk.
|
||
|
Welch ist nun anders das böse Werk, denn daß man
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||
|
die Kreatur Gott vorsetzt mit achtbarer Furcht und Würde?
|
||
|
Ei, wie kommt das? Darum, daß niemand Gott (wie
|
||
|
man vor Augen sieht) allein mit emsigem Ernste mit all
|
||
|
seinem Tun und Lassen vorsetzt. Ach, die Furcht Gottes kann
|
||
|
und mag vor großer menschlicher Gunst nicht rein werden
|
||
|
(Ps. 19). Wiewohl Christus ein mächtigs, großes, hartes
|
||
|
Gebot davon getan hat (Luk. am 12. und vorhin durch
|
||
|
Moses, 5. Mos. am 6.). Dermaßen auch Maria ihres Glaubens
|
||
|
Ankunft (allen Auserwählten beiständig) vorgetragen
|
||
|
hat, sagend: »Seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht in
|
||
|
Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.«
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<P>
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||
|
Wenn der Geist der Furcht Gottes bei den Auserwählten
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recht versorgt wird, so muß die ganze Welt einen
|
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|
rechtschaffenen Eiferer der Würde Gottes fürchten, sie tue es
|
||
|
gern oder nicht, wie von David in dem ersten Buch der
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||
|
Geschichte der Patriarchen (1. Chron.) am 14. Kapitel
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||
|
beschrieben. Wer aber Gott vom Abgrund seines Herzens nicht
|
||
|
allein fürchtet, dem kann auch Gott nicht gnädig sein, wie
|
||
|
ein jeder aus dem Gegenteil der Worte Mariä vernimmt. Wir
|
||
|
können auch nicht erlöst werden von der Hand aller, die uns
|
||
|
hassen, und die herzliche Barmherzigkeit Gottes kann
|
||
|
unsere unerkannte Finsternis nicht erleuchten, dieweil uns die
|
||
|
Furcht Gottes nicht leer macht zum Anfang der unaufhörlichen
|
||
|
Weisheit. Drum steht klar geschrieben Psalm 145: »Der Herr tut den Willen der Gottfürchtigen, mit welchem
|
||
|
sie erfüllt werden in der Weisheit und dem Verstand und
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||
|
der Kunst Gottes« (Kol. 1). Die Welt will da das Aug nicht
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||
|
auftun zur Ankunft des Glaubens.
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||
|
<P>
|
||
|
Der Ursache halben muß sie alle ihre Vernunft mit großer,
|
||
|
mächtiger Arbeit in allen Kräften verzehren, einem armen,
|
||
|
elenden, jämmerlichen Pulversack zu dienen und denselbigen
|
||
|
unverschämt Gott vorsetzen. Drum ist die Welt also
|
||
|
grob, Gottes Urteil zu vernehmen. Der Meinung nach ist
|
||
|
auch die Weisheit Gottes, der rechte Christenglaube, ein solches
|
||
|
fremdes, seltsames, verborgenes, unbekanntes Ding geworden und auch
|
||
|
ganz unmöglich, daß kein Auge dies genug begreinen und beweinen
|
||
|
mag, keine Zunge genug davon sagen kann. Es mag
|
||
|
sich ein entsetzter Mensch nicht genug hören oder lesen, daß
|
||
|
die recht teure Weisheit Gottes, der rechte Christenglaube
|
||
|
verunehret und geschmäht ist worden. Das macht, daß man die
|
||
|
Geistlosen, die keine Furcht Gottes haben, zur Christenheit
|
||
|
aufgenommen hat und man muß dieselbigen offenbärlich
|
||
|
anbeten, wie niemand vor einsichtigen Augen leugnen mag.
|
||
|
<P>
|
||
|
Abraham in Geraris, wie im Buch der Schöpfung am
|
||
|
20. Kap. beschrieben, richtete alle seine Sache an nach der
|
||
|
Furcht Gottes, durch welche ihn auch der Engel erkannte
|
||
|
(im selben Buch am 22. Kap.). Er hat sich über die Maße
|
||
|
entsetzt. Wo er das Werk göttlicher Furcht nicht gefunden hat,
|
||
|
da konnte er das Unmögliche vom Möglichen nicht absondern.
|
||
|
So ging's auch dem Zacharias und Elisabeth, wiewohl sie
|
||
|
rechtfertige Menschen vor Gott und der Welt waren. Sie
|
||
|
fürchten Gott vor allen Dingen, dennoch vermochten sie
|
||
|
nicht das Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden, drum,
|
||
|
daß ihnen der Geist der Furcht Gottes zur Ankunft des
|
||
|
Glaubens nicht eröffnet war. Drum konnte Zacharias dem Engel
|
||
|
nicht glauben. Ei, nach gelegner Sach. Denn sein Weib war
|
||
|
alt und dazu unfruchtbar. Es ließ sich nicht anders ansehen,
|
||
|
sie könnte nimmermehr schwanger werden.
|
||
|
<P>
|
||
|
O allerliebsten Brüder, wozu erinnert uns dies Evangelium
|
||
|
anders, denn daß der Glaube mit allem seinem Ursprunge hält
|
||
|
uns unmöglich Ding vor, welche die Zärtlinge nimmermehr
|
||
|
wähnen, daß sie ins Werk kommen sollen. Die ganz unsinnige,
|
||
|
fantastische Welt bringt herfür einen falschen glossierten
|
||
|
Weg und sagt mit einem spitzen Zünglein: »Ei, man
|
||
|
mag wohl das Evangelium predigen, Gott allein fürchten und
|
||
|
auch die unvernünftigen Regenten in Ehren halten, wiewohl
|
||
|
sie wider alle Billigkeit streben und Gottes Wort nicht
|
||
|
annehmen. Ach, um Gottes Willen, man soll ihnen in allen Sachen,
|
||
|
den guten Junkern, gehorsam sein.« Ei, willkommen du Verteidiger
|
||
|
der Gottlosen! Wie fein, fein muß das stehn, daß
|
||
|
man also löblich zweien Herrn, die widereinander streben,
|
||
|
dienen könnt, wie der Regenten Räte tun. Oho, wie kundig
|
||
|
weiß sich da die kluge Vernunft, welche sich mit der Liebe
|
||
|
des Nächsten in ihrer Heuchelei pflegt zu putzen und aufs
|
||
|
visierlichst zu schmücken. Ja, es ist ganz unmöglich, zu
|
||
|
unsern Zeiten viel mehr denn vom Anbeginn des verkehrten
|
||
|
Regiments, daß die ganz Welt muß den Puff halten. Ja,
|
||
|
es dünkt, unzählige Leute mächtig groß Schwärmerei sein.
|
||
|
Sie können nicht anderst urteilen, denn daß es unmöglich sei,
|
||
|
daß ein solches Spiel sollte angerichtet und vollführt werden, die
|
||
|
Gottlosen vom Stuhl der Urteil zu stoßen und die
|
||
|
Niedrigen, Groben erheben. Da wollen sie Maria nicht hören,
|
||
|
wiewohl sie ihr allerliebste Matrona ist, da wollen sie ihr keine
|
||
|
Rede zugestehen. O Maria, wie werden deine Worte noch so
|
||
|
viel Unglück anrichten durch deine Anbeter, welche andere
|
||
|
Leute wollen regieren und könnten doch zur Not nicht eine
|
||
|
Laus zur Ordnung bringen.
|
||
|
<P>
|
||
|
Es dünkt die Welt und die unversuchten Schriftgelehrten
|
||
|
oben als Abschaum das allerunmöglichst Ding zu sein, daß die
|
||
|
Niedrigen sollen erhaben und abgesondert von den Bösen
|
||
|
werden. Ja, da ist die rechte, schwere, ganze Fessel. Sie wollen
|
||
|
dem Text Matth. am 13. Kapitel kein Statt geben von der
|
||
|
Absonderung der Gottlosen von den Auserwählten. Sie
|
||
|
haben daselbst imaginiert, aus einem alten Balken visiert,
|
||
|
die Engel mit langen Spießen, die sollen absondern die
|
||
|
Guten von den Bösen zum Jüngsten Tage. Ich meine, sie
|
||
|
können dem Heiligen Geist eine Nase drehen. Sie sagen
|
||
|
unverschämt, daß Gott seine Urteile niemand offenbart.
|
||
|
Darum leugnen sie solche Engel, welche sind rechte Boten,
|
||
|
zukünftig (Malachias sagt's Mal. 3) die Guten von den
|
||
|
Bösen zu scheiden. Es ist aber unsern frommen Leuten, den
|
||
|
Schriftgelehrten, nicht für übel zu halten, wie ein jeglicher wohl
|
||
|
merken kann, denn sie sind Neutrales, das sind gute
|
||
|
Erzheuchler, die den Stützbalken auf beiden Schultern wohl
|
||
|
tragen können. Sie sprechen aus dem Bart, die
|
||
|
vielglaubwürd'gen Leute: »Es kann niemand wissen, wer auserwählt
|
||
|
oder verdammt sei.« Ach ja, sie haben ein solchen starken
|
||
|
Glauben, der ist also mächtig gewiß, daß er ganz und gar
|
||
|
keinen Verstand hat, denn allein die Gottlosen zu verteidigen.
|
||
|
Ja, es ist dennoch ein feiner Glaube. Er würde noch viel
|
||
|
Gutes anrichten. Er wird wohl ein subtil Volk anrichten, wie
|
||
|
Plato, der Philosoph, spekuliert hat ,de republica' und
|
||
|
Apuleius ,vom gülden Esel' und wie Jes. sagt am 29. von
|
||
|
dem Träumer etc. Sie tragen herfür, ihren Mutwillen zu
|
||
|
bestätigen, den heiligen Paulum (2. Tim. 2) zu ihrem
|
||
|
Schanddeckel, wie denn stets ihre Gewohnheit ist. Sie sagen: »Der
|
||
|
Herr weiß, die ihm zuständig sind.« Es ist wahr, lieber
|
||
|
Geselle, du mußt dich aber deiner stückwerkischen Weise
|
||
|
enthalten und dem Wort auch Raum geben, das hernacher folgt
|
||
|
im Text, sagend: »Der den Namen Gottes sucht, der weichet
|
||
|
von der Missetat.« Der Auserwählte sei ein Sünder, wie
|
||
|
er wolle, dennoch treibt ihn das Gewissen von den Sünden,
|
||
|
wenn er nur seiner Bewegung im Betrübnis wahrnehme, wie,
|
||
|
das bezeugt der 40. Psalm. Das tut aber das Gewissen des
|
||
|
Gottlosen nicht, wie der 36. Psalm sagt. Er trachtet stets auf
|
||
|
Unzucht und auf Geiz und Hoffart. Es mag ihm kein Schalkheit
|
||
|
zuviel werden. Also bricht er raußer. Auch kann er
|
||
|
der Bosheit nimmermehr feind werden, wiewohl er auch
|
||
|
mit Juda in der Marterwochen ein Galgenreu hat. Er trachtet
|
||
|
aber im Grunde seines Herzens nicht anders denn wie der
|
||
|
reiche Mann in diesem Evangelium (Luk. am 12.) von einem
|
||
|
langen wollüstigen Leben, und er will immer einen guten
|
||
|
Mut haben. Er meint nicht anders, denn daß er dazu geschaffen sei.
|
||
|
<P>
|
||
|
Zum dritten muß man vernehmen, wie das Herz der Auserwählten
|
||
|
wird stets zu seinem Ursprung bewegt durch die
|
||
|
Kraft des Allerhöchsten. Darum pflegt er zu sagen (Ps. 51): »Ach Herr, meine Sünde ist mir allezeit vor meinen Augen.
|
||
|
Nimm nicht von mir deinen Heiligen Geist!« Da wird der
|
||
|
Geist Gottes in der Furcht also hoch eröffnet, daß das Herz
|
||
|
ganz und gar mürbe wird, Gottes Gabe zu empfangen. Da
|
||
|
kann Gott das reuige und demütige Herz nicht verachten,
|
||
|
er muß es erhören, drum daß solch gutes Rauchwerk draus gemacht
|
||
|
ist. Dasselbige schmeckt zum Geruch der Süßigkeit, die
|
||
|
manchem Gottfürchtigen um seines Unverstands willen
|
||
|
verborgen ist, aufs allertiefste mit ihrer Menge (Ps. 31), bis in
|
||
|
die verständige Anfechtung, da wird sie eröffnet (Ps. 34, 1. Petr. 2).
|
||
|
<P>
|
||
|
Siehe an, wie Zacharias in den Tempel gegangen ist nach der
|
||
|
Anweisung des Gesetzes. Es ist nichts anders, denn das der
|
||
|
5. Psalm auslegt: »Ich will gehen in dein Haus, ich will
|
||
|
bitten en deinem heiligen Tempel in deiner Furcht, auf daß
|
||
|
du mich in deine Gerechtigkeit führst um meiner Feinde willen.« Dies hat Zacharias im gegenwärtigen Lobgesang selber
|
||
|
erklärt, daß wir Gott ohne Furcht der Menschen mögen dienen
|
||
|
in Heiligkeit und in Gerechtigkeit, das ist, in einem
|
||
|
unbetrüglichen, erfahrnen Glauben, der ihm wohl gefällt.
|
||
|
Was ist nun das aufs allerklarste? Ein jeder Mensch soll in
|
||
|
sich selbst gehen und eben merken bei seiner Bewegung,
|
||
|
wie er selber ein heiliger Tempel sei (1. Kor. 3 und 6), Gott
|
||
|
zuständig von Ewigkeit, daß er nirgends anders zu geschaffen
|
||
|
ist, denn daß er den Heiligen Geist zum Schulmeister des
|
||
|
Glaubens habe und all seine Wirkung wahrnehme (Joh. 14
|
||
|
und 16, Röm. 8) und daß derselbige Tempel über die Maßen
|
||
|
von den ungelehrten Pfaffen verwüstet sei. Ach, es möchten
|
||
|
sich wohl alle Kreaturen darüber erbarmen, daß niemand
|
||
|
solchen Greuel in der heiligen Statt erkennen will. Das arme
|
||
|
Volk kann vom Gift der Gottlosen in sich nicht kommen.
|
||
|
Es steht ein jeder noch draußen vorm Tempel und
|
||
|
erwartet, wenn's doch will einmal gut werden.
|
||
|
<P>
|
||
|
Das Volk hat nie anders gewähnt und lässt sich auf den
|
||
|
heutigen Tag noch also dünken, die Pfaffen wissen den
|
||
|
Glauben, drum daß sie viel schönere, größere Bücher gelesen
|
||
|
haben. Derhalben spricht der arme gemeine Mann: »Ei, es
|
||
|
sind feine Männer mit ihren roten und braunen Baretten,
|
||
|
sollten sie es nicht wissen, was recht oder unrecht ist?« Es
|
||
|
haben in der Wahrheit die Leute (nachdem sie Christen wollen
|
||
|
sein) ein tölpisches Urteil, wie doch Christus über die Maßen
|
||
|
hoch befohlen hat, die falschen von den wahrhaftigen
|
||
|
Knechten Gottes zu unterscheiden und erkennen (Matth. am
|
||
|
7. Kap.). Es hat niemand keine Achtung denn darauf, viele
|
||
|
Kreaturen zu versammeln. Drum harret ein jeder vorm Tempel,
|
||
|
kann in sein Herz nicht kommen vorm großen Unglauben,
|
||
|
den er nicht erkennen will vorm Geschäft der Nahrung.
|
||
|
Das klagt der Heilige Geist im Jeremia. Wenn sich darüber
|
||
|
das Volk ganz und gar lang auf den Pfaffen und
|
||
|
Schriftgelehrten verlassen hat, so ist er ein stummer Götze,
|
||
|
er weiß von Gott viel weniger denn ein Eichenblock und
|
||
|
Kieselstein. Es wird wahr Psalm 31: »Die Lippen des
|
||
|
Hinterlistigen verstummen.«
|
||
|
<P>
|
||
|
Da läuft Jeremias rings umher durch alle Gassen und
|
||
|
wollte gern einen Menschen hören, der da Fleiß anwende,
|
||
|
Gottes Urteil und Glauben zu erlangen. Er kommt zu den
|
||
|
armen Bauern und fragt sie nach dem Glauben. Da weisen sie
|
||
|
ihn zu den Pfaffen und Schriftgelehrten. Ja, die armen,
|
||
|
elenden Bauern wissen nichts davon, nachdem sie sich auf die
|
||
|
allervergiftigsten Leute verlassen haben. So gedenkt der
|
||
|
Prophet: »Ach Gott, die Bauern sind arbeitselige Leute, sie
|
||
|
haben ihr Leben mit der ganz sauren Nahrung zubracht, auf
|
||
|
daß sie den erzgottlosen Tyrannen den Hals gefüllt haben.
|
||
|
Was sollte denn das arme grobe Volk wissen?« Jeremias redet
|
||
|
weiter am 5. Kapitel: »Ich gedachte, harr, harr, ich will zu den
|
||
|
großen Hansen gehen, die werden das arme Volk ja versorgen
|
||
|
und ihm den Glauben und Urteil mit Worten und
|
||
|
Werken wie gute Hirten vortragen. Ich will mit ihnen davon
|
||
|
reden. Sie werden's ohne Zweifel wissen.« Jaja, sie wußten
|
||
|
viel weniger denn der Allergeringste.
|
||
|
<P>
|
||
|
Das ist das, welches der Heilig Geist durch Hoseam am
|
||
|
4. Kapitel geweissagt hat. Sie wollen die Kunst Gottes nicht
|
||
|
haben auf Erden. Drum wie das Volk ist, so ist der Pfaff
|
||
|
(Jes. am 24.). Ein Blinder führt also immer den andern,
|
||
|
und fallen über einen Haufen in die Grube der unwissenden
|
||
|
Verderbnis (Matth. 15). Es will sich in diesem Fall ein jeder
|
||
|
schön aufputzen mit eines andern Unflat. Und es ist doch
|
||
|
aller Menschen Schuld, daß die ganze christliche Gemeinde
|
||
|
einen stummen Gott anbetet.
|
||
|
<P>
|
||
|
Wo ist das anders hergekommen, denn daß ein jeder Bauer
|
||
|
hat wollen einen Pfaffen haben, darum, daß sie gute Tage
|
||
|
hätten. Jetz begehren sie es nicht. Denn zum rechten
|
||
|
Priestertum hilft die ganze Welt ungern, ja, sie pflegt den rechten
|
||
|
Pfaffen die Köpfe für die Füße zu streichen. Oh, ein solches
|
||
|
gutes Amt schmeckt ihr wie eine bittere Galle. Man muß die
|
||
|
Wahrheit sagen: Wir sind viel gröber nach dem Adel unserer
|
||
|
Seelen denn die unvernünftigen Tiere. Hat doch schier keiner
|
||
|
Verstand denn vom Wucher und von den Tücken dieser
|
||
|
Welt. Wenn etwas von Gott gesagt wird, dann kommt der
|
||
|
Spruch Salomonis herzu (Spr. 23): »Wer dem Narren lang
|
||
|
vorpredigt, so sagt er am End der Rede: ,Hui, was hast du
|
||
|
gesagt?'« Es ist alles, wie man einen schläfrigen Menschen
|
||
|
anredet. Drum können wir armen, elenden, jämmerlichen
|
||
|
Christen nichts mehr von Gott erwirken, denn das ein jeder
|
||
|
aus dem Buch gestohlen hat, und wenn uns dasselbige
|
||
|
genommen würde (wie es möglich ist), so möchte man dieser
|
||
|
groben Christenheit ganz und gar nicht helfen. Ist das nicht
|
||
|
der allerhöchste Jammer? Noch will's niemand zu Herzen
|
||
|
nehmen. Man meinet, es sei zu verschweigen. O der großen,
|
||
|
elenden Blindheit, daß doch ein jeder lernte mit einem
|
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halben Auge zu sehen (Johannis am 9. Kap., Jesaja am 6. Kapitel).
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Zum vierten. So anders die Christenheit soll recht
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aufgerichtet werden, so muß man die wuchersüchtigen Bösewichter
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wegtun und sie zu Hundsknechten machen, da sie denn kaum
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zu dienen, und sollen Prälaten der christlichen Kirchen sein !
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Das arme, gemeine Volk muß des Geists Erinnerung pflegen
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und also lernen seufzen (Röm. 8) und bitten und warten auf
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einen neuen Johannes, auf einen gnadenreichen Prediger,
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welcher den Glauben allenthalben durch seinen Unglauben
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erfahren hat. Denn er muß wissen, wie einem Erzungläubigen
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zu Sinnen ist, und er muß der emsigen Begierde Maße an
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dem Maße des Glaubens wissen (Eph. 4, Ps. 68). Wenn das
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nicht geschähe, so wär dieser unerfahrene Christenglaube viel
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ärger denn des Teufels Lästerung im Abgrund der Hölle gegen Gott.
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Darum muß einer aufstehen, der die Menschen weise auf
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die Offenbarung des göttlichen Lämmleins im Urteil des ewigen
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Wortes, vom Vater abgehend. Du siehst allhier wohl,
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daß das Volk ein Urteil hätte darüber, daß Zacharias also
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lang im Tempel war. Denn die Leute konnten es wohl ausrechnen,
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abnehmen, daß er müßte ein Gesicht gesehen haben
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um des Verzeihens willen im Tempel. Es war auf das Mal
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das Volk nicht also ganz und gar hoch verstockt, wie jetzt
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die Christenheit durch die böswichtigen Schriftgelehrten
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geworden ist. Sie will keinerlei Weise glauben, daß ihr Gott
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also nahe sei (5. Mos. 4, Jer. 23) und seinen Willen ihr möge
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eröffnen. Oho, wie scheu sind die Leute an der Offenbarung
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geworden, wie Micha am 3. Kapitel darvon geweissagt hat.
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<P>
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Sie sprechen fast alle: »Ei, wir sind gesättigt an der
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Schrift. Wir wollen keiner Offenbarung glauben. Gott redet
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nicht mehr.« Wie meinst du, wenn solche Leute gelebt hätten,
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da die Propheten waren, ob sie ihm auch geglaubt hätten
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oder sie lieber totgeschlagen? Sind sie doch in der Heiligen
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Schrift also blind, daß sie nicht sehen oder hören wollen,
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wie sie ganz und gar kräftiglich drauf dringt, daß man allein
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soll und muß von Gott gelehret werden.
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<P>
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Soll anders jemand mit den ewigen göttlichen Gütern erfüllt
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werden, so muß er nach langer Zucht darzu leer
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gemacht werden durch sein Leiden und Kreuz, auf daß ihm
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sein Maß des Glaubens erfüllet möge werden mit den höchsten
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Schätzen christlicher Weisheit (Kol. 2, Eph. 4).
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<P>
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Es muß ein jeder die Kunst Gottes, den rechten
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Christenglauben, nicht durch stinkenden Atem teuflischer
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Schriftgelehrter überkommen, sonder durchs ewige kräftige Wort des
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Vaters im Sohn mit Erläuterung des Heiligen Geists, und
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also erfüllt werden in seiner Seele in die Länge, in die
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Weite, in die Breite, in die Tiefe, in die Höhe (Eph. 3. Kap.).
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<P>
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Kurzum, es kann nicht anders sein, der Mensch muß seinen
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gestohlenen, gedichteten Christenglauben zu Trümmern verstoßen
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durch mächtig hoch Herzleid und schmerzliche Betrübnis
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und durch unabweisbares Verwundern. Da wird der
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Mensch sehr klein und ihm vor seinen Augen verächtlich.
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Damit sich die Gottlosen aufbrüsten und hoch aufmutzen,
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versinkt der Auserwählte. Da kann er Gott erheben und
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groß machen und kann sich nach der herzlichen Betrübnis
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auch aus ganzem Herzen freuen in Gott, seinem Heiland. Da
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muß das Große dem Kleinen weichen und vor ihm zuschanden
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werden. Ach, wüßten das die armen, verworfnen Bauern,
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es wäre ihnen ganz nütz !
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<P>
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Gott verachtet die großen Hansen wie den Herodes und
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Kaiphas, Hannas und nahm auf zu seinem Dienst die Kleinen
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als Maria, Zacharias und Elisabeth. Denn das ist Gottes
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Werk, er tut auf den heutigen Tag nicht anders (1. Kor. 1,
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Matth. 11, Luk. 10). Zacharias war ein verächtlicher Mann,
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darum, daß sein Weib unfruchtbar war. Nach Bericht des
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Testaments Maria war ganz verachtet (Matth. am 13.). Oh, lieben
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Freund, es waren nicht große Köpfe mit prächtigen Titeln,
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wie jetzt die Kirche der Gottlosen hat (am 26. Psalm) ! Es
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wähnen viel armer, grober Menschen, daß die großen, dicken,
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feisten Pausbacken sollen gut Urteil über die Ankunft
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des Christenglaubens beschließen. Ach, Allerliebsten, was
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sollen die Leute doch urteilen, die uns alle Bewegung des
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Glaubens leugnen, verfluchen und durchächten alles, was
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wider sie strebt, aufs allerschmächlichste? Denn sie haben ihr
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Leben zugebracht mit tierischem Fressen und Saufen. Von Jugend
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auf zum Allerzärtlichsten erzogen, haben ihr Leben
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lang keinen bösen Tag gehabt, wollen und gedenken noch
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keinen anzunehmen um der Wahrheit willen, einen Heller
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an ihren Zinsen nachzulassen, und dennoch wollen Richter
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und Beschirmer des Glaubens sein. Ach, du arme Christenheit,
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wie bist du mit deinen Tölpeln also ganz und gar zum
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Hackblock geworden, bist du doch also recht übel mit ihnen versorgt.
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Zum fünften. So die heilige Kirche soll durch die bittere
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Wahrheit erneuert werden, so muß ein gnadenreicher Knecht
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Gottes hervortreten im Geist Elias' (Matth. am 17.,1. Kön. 18,
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Offb. 11) und muß alle Dinge in den rechten Schwang bringen.
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Wahrlich, ihrer wird viel müssen erweckt werden, auf
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daß sie mit dem allerhöchsten Eifer durch brünstigen Ernst
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die Christenheit fegen von den gottlosen Regenten. Auch
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muß vorher das Volk ganz hart gestraft werden um der
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unordentlichen Lüste wegen, die also üppig die Zeit
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verkurzweilen ohne alle einbleibenden Mut zur ernsten
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Betrachtung des Glaubens. Drum wissen gar wenig Menschen von
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der anfänglichen Bewegung des Geists zu sagen. Ja, drum
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ist's ihnen also spöttlich, daß sie die Langeweile nicht gekostet
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haben, durch welche Gottes Werk allein erfunden wird
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(Ps. 40). Zum ersten durch die Besprengung (4. Mos. 19),
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da die Wasser göttlicher Weisheit sich erregen (Sir. 15). Da
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wird der Traurige gewahr, daß Gott ganz überschwengliche
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Dinge an ihm anhebet. Drum entsetzt er sich zum ersten
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vor Gottes Namen, der ihm eröffnet wird aus der ersten
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Bewegung göttlichen Werks. Er hat keinen Frieden all sein
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Leben lang, denselbigen Namen aus ganzem Herzen zu suchen,
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bis daß er durch ihn begnadet wird, zu erkennen, daß
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sein Name im Himmel von Ewigkeit beschrieben sei (Luk.
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am 10.). Er kann und mag anders keinen Frieden, Freude und
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Gerechtigkeit in seinem Gewissen erreichen, die ihm doch
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zuständig ist, wie Röm. am 14. beschrieben und Joh. 17 und
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Eph. 1. Sonst tappt er nach dem wahren Gott in der Finsternis
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und dem Schatten des Todes, auf daß seine Füße durch mannigfaltigen
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Fall gerichtet werden auf den Weg des Friedens im
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allerhöchsten Unfrieden. Alle Begierden erstrecken sich zu der
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erstlichen Besprengung durch das seufzenlichste Anblasen
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des Heiligen Geists. So einer all seinen Fleiß daselbst
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anwendet, dann könnte er keine Ruhe haben vor dem Treiben des
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Heiligen Geists, der ihn nimmer zufrieden läßt, ihn zu weisen
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zum ewigen Gut. Das kann er einem groben Menschen
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nicht zu verstehen geben, denn nach den allergröbsten
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Tölpsünden, da der Ungeschliffne die nagenden, fressenden
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Stacheln ohne Unterlaß vernimmt, wie der 32. Psalm sagt,
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da muß er sich zu Gott umkehren von den Sünden und ihnen
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feind werden. Der Mensch nach allen kreaturischen Lüsten
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muß sich zu Gott kehren, es könnte anders sein natürliches
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Wesen nicht bestehen. Da bekennt er erst seinen Unglauben
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und schreit nach dem Arzt, welcher es um seiner Holdseligkeit
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willen nimmermehr lassen kann, einem solchen Armgeistigen
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zu helfen. Da ist der Ursprung alles Guten, das
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rechte Reich der Himmel, da wird der Mensch den Sünden
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feind und der Gerechtigkeit geneigt auf das allerherzlichste,
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da wird er erst seiner Seligkeit versichert und vernimmt
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klar, daß ihn Gott durch seine unwandelbare Liebe zum
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Guten vom Bösen getrieben hat, von den Sünden, durch
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welche der Unglaube gespürt wird, da ist er gefreit aufs
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fertigste. Dies ist beschrieben Jeremiä am 31.
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<P>
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Also muß der rechte Glaube den Sieg gewinnen (1. Johannes 5),
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nachdem er die Welt überwindet, die im Herzen ist viel
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tausendfaltiger denn auswendig. Nach solcher ernster
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Erkenntnis bleibt des Glaubens Überschwang ungehindert, zu
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wuchern, zuzunehmen in ihm. Da erfindest du, buchstabischer
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Geselle, wie schwer dein Pfund ist. Du kannst's aber
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nicht eher wägen, du habest denn die Waage des göttlichen
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Urteils in Erfoderung deines Herzens (Ps. 119). So du
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aber einen Spott willst machen aus dem Wucher des heiligen
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Glaubens, so wird man dich in deinen Untergang in deine
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Backen verspotten (Spr. am 1. Kap.). Wie wollt sich's
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finden, wie die Schriftstehler sagen, man soll schlecht glauben
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der Schrift ohne alle Erfindung des allersichersten Zeugnisses
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des Geistes und sich verkriechen in allem wuchersüchtigen
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Wandel, durch welchen die Gottlosen ineinander wie
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Krötenlaich hängen, wie der 55. Psalm zu verstehen gibt.
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Es kann vor dem Wucher und vor Abgaben und Zinsen niemand
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zum Glauben kommen. Der Schade der Welt wird je
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länger je breiter und weiter, daß dem menschlichen Glauben
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auch der Weg verschlossen ist.
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<P>
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Die vernünftigen Urteile sind mit der Weise nicht zu erschließen.
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So wir uns nicht in kurzer Zeit bessern, haben wir
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auch die natürliche Vernunft verloren von unserm Eigennutz
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wegen, den wir doch alle auf fleischliche Lüste wenden
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(Ps. 32, Jes. 1). Darum hieß Johannes der Taufer das Volk
|
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mit den Schriftgelehrten Otterngezücht (Matth. und Luk.
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am 3. Kap.), darum, daß eitel Vergift draus wird, wenn man
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wollüstigen Menschen vorpredigt. Sie erlesen das allerärgste
|
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vom besten, wie denn die jetzigen Christen mit dem teuren
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Glauben getan haben. Es wäre ihnen besser gewesen, sie wären
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mit ihren Vätern Heiden geblieben. Was ihnen vorgepredigt
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wird, das sagt man den Schweinen im Kot (Matth. 7,
|
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2. Petr. 2). Sie laufen ins Moor und ersticken (Matth. am 8.).
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Man sage ihnen, wieviel es sei oder wie doch sei zum Glauben
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zu kommen, so hilft's doch ganz und gar nichts. Sie
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entschuldigen sich mit ihren lahmen, schalen Fratzen: »Ja, wir sind
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arme Sünder. Hat doch Christus die Sünder nicht verachtet;
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wie verachtet uns dann dieser pharisäischer Geist?« Ich sage
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ihnen vom Glauben, den sie gestohlen haben; so antworten sie
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mir mit Sünden, sich zu entschuldigen, und mit ihrem Schein
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des Glaubens und der Liebe, sich zu rechtfertigen, nachdem
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sie die Heimsuchung Gottes verleugnen. Denn sie wollen
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nicht anziehen das Heil der Seligkeit durch den Mund aller
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Propheten von Anbeginn. Derhalben werden sie leer gelassen
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ohne Glauben und Liebe, welcher sie sich doch aufs
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allertapferste berühmen, und haben nicht ein Trümmlein davon,
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nachdem sie also visierlich heucheln können, daß ein jeder
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zu den Heiligen schwörte, sie wären fromme Christen, und sind
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aller Tücken voll, die den Glauben an allen Orten zu Boden
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stoßen. Wie ist's möglich, daß der göttlichen Glauben habe,
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der aller Lügen voll ist, wie die Schriftstehler die ganze Welt
|
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voll machen (Jer. 8) ?
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<P>
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Christus ist darum von einer reinen Jungfrau durch den
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Heiligen Geist empfangen, auf daß wir den Schaden der
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Sünde mit all seiner Ankunft erkennen sollen. Denn er ist
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durch unserer ersten Eltern durch Lüste der Frucht des verboten
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Holzes hergekommen (1. Mos. am 3.). Denn der menschlich
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Leib ist darüber verrücket, davon auch alle Leibslüste
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Verhinderung der Wirkung des Heiligen Geists sind (Weish. 9).
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Denselbigen Schaden zu erkennen und vermeiden mit ernstem
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Entsagen sind alle Tage des Menschens schier zu kurz
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(Pred. am 2.). Wenn einer nun zu solcher Sache nachlässig
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und mit aller Üppigkeit will sehen wie ein salziges
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Angesicht und gleich sich stellen, wie einer, der gespeiet hätte und
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sagt ohne allen Unterlaß: »Glaub, glaub, daß dir der Rotz
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vor der Nasen plastere !«, der ist den Schweinen und nicht
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den Menschen zuständig.
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<P>
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Es schwatze ein jeder vom Glauben, was er will, den
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wollüstigen Ehrgeizigen ist ganz und gar nichts zu glauben,
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denn sie predigen, was sie selber nicht versucht haben.
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Darum spricht Christus (Joh. 10), die Schafe sollen nicht
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hören die Stimmen der Fremdlinge. Der Glaube ist ihnen fremd
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und sie ihm, denn das Heil ist weit von ihnen (Ps. 119).
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Derhalben sind sie auch Tiere des Bauchs (Phil. 3). Sie predigen,
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was sie wollen, dennoch suchen sie den Bauch. Oho, den zu
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erhalten, nehmen sie gern rote Gulden mit großer Andacht.
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Sie dürften kaum das Hundertteil, dennoch wollen sie
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unsere Evangelisten sein. Darum hat ihre Lehre auch keine
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Kraft (Matth. am 7., im End desselbigen Kapitels). Ihre
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Lehre will ganz und gar nicht ins Werk denn zur Freiheit
|
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des Fleischs. Darum vergiften sie dem Heiligen Geist die
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||
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Heiligen Schrift. Man hört zu etlichen Zeiten sie wohl auf
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der rechten Bahn einhertreten. Es währt aber nicht lang. Es
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||
|
kann sich niemand ihrer bessern, denn ihr Lehre ist gestohlen
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(Jer. am 23. Kap.). Darum geht niemand dadurch in sein Herz.
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<P>
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Johannes ist aber ganz ein anderer Prediger, ein bezeugender
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Engel Christi, in einem jeden rechten Prediger angezeigt.
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Das Lob muß ein jeder haben wie Johannes, nicht von der
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Werk Verdienst, sonder von des Ernstes wegen, den die
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tapfere Nüchternheit gebiert, der sich zur Entfremdung der
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Lüste erstreckt, da die Kräfte der Seele entblößt werden, auf
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daß der Abgrund des Geistes erscheine durch alle Kräfte, da
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der Heilige Geist sein Einreden tun muß (Ps. 85). In solcher
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Entblößung muß ein Prediger durch wunderliche Weise von
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Jugend auf im Untergang seins Willens getrieben sein.
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||
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Darum ward Johannes zur Figur aller Prediger, im Mutterleib
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geheiligt. Paulus sagt, daß er vom Mutterleib dazu
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|
verordnet sei, die unschätzlichen Reichtumer Christi zu
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||
|
verkündigen. Aus solchem Grund müssen die Prediger wissen,
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wer sie pflegt auszusenden in die Ernte (Matth. 9, Joh. 4),
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||
|
zu welcher sie Gott vom Anfang ihres Lebens geschliffen hat,
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||
|
wie eine starke Sense oder Sichel. Es kann ein jeder dies
|
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|
Amt nicht versorgen, wenn er auch gleich alle Bücher
|
||
|
gelesen hätte. Er muß erst wissen die Sicherheit seines
|
||
|
Glaubens, wie die gehabt, die die Schrift geschrieben haben.
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||
|
Sonst ist's ein Diebsgeschwätz und ein Wortkrieg.
|
||
|
<P>
|
||
|
Zum sechsten. Es will sich dermaßen nimmermehr fügen
|
||
|
der unverschämt Verteidigung der böswichtigen Erzheuchler,
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|
die da gütiger denn Gott sein wollen, zu verteidigen die
|
||
|
gottlosen, verfluchten, falschen Prediger. Sie sprechen, ein
|
||
|
Pfaff sei gut oder bös, dennoch mag er Gottes Geheimnis
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||
|
handeln und das rechte Wort predigen. Diese verkehrten
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|
Verteidiger der Gottlosen, ihrer Gesellen (ein Rabe kratzt
|
||
|
dem andern die Augen nicht aus), sind offenbarlich verstockt
|
||
|
wider den klaren, hellen Text (2. Mos. 23), da Gott sagt
|
||
|
wohl von einem geringern Urteil: »Ich bin dem Gottlosen
|
||
|
nicht hold. Du sollst seine Sache nicht schmücken.« Danach
|
||
|
irren sie noch viel gröber wider den 50. Psalm, da von der
|
||
|
Verordnung der Knechte Gottes und von seinem Wort geredet
|
||
|
wird. Und Gott sagt zum gottlosen Prediger: »Wer hat
|
||
|
dich geheißen, meine Gerechtigkeit predigen? Und du
|
||
|
nimmst meinen bezeugten Bund in deinen Mund und hast
|
||
|
die Zucht verhasst.« Wie er sollte sagen: »Willst du meinen
|
||
|
lieben gekreuzigten Sohn der Welt um deines Bauchs
|
||
|
willen predigen und weißt nicht, wie man ihm muß gleichförmig
|
||
|
werden (Röm. 8)? Du hast die Kunst Gottes nicht
|
||
|
gelernt und du willst anderer Leute Schulmeister sein?«
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||
|
<P>
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||
|
Derhalben muß der allergelassenste Mensch von Gott
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|
erweckt werden aus der Wüstenei seins Herzens, hervorbrechen
|
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|
und eifern unter den wollüstigen Zärtlingen, die viel härter
|
||
|
sind den Diamantenstein, die Wahrheit anzunehmen.
|
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|
Durch ein bewährtes Leben muß er, das Kreuz von Jugend
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||
|
auf erkannt, andern eröffnen und schreien in den elenden,
|
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|
wüsten, irrenden Herzen der Gottesfürchtigen, die da jetzt
|
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|
anfangen zu wachen nach der Wahrheit (Luk. 12). Ach, sie
|
||
|
wollten gerne recht glauben, wenn sie nur recht möchten
|
||
|
antreffen. Solcher Leute Begierde ist beschrieben am 63. Psalm: »O Gott, mein Gott, vom Lichte wegen hab ich auf dich
|
||
|
gewartet. Meine Seele dürstet nach dir. Ach, wie hat sich
|
||
|
mancherlei Weise mein Fleisch bemüht im wüsten Land ohne
|
||
|
Weg und Wasser, da erkannt ich mich, daß ich deine Stärke
|
||
|
und Preis also erfahren mußte.« Also muß die Kraft Gottes
|
||
|
erlangt werden in der Umschättigung Gottes. Man mag sich
|
||
|
billig der rechten Prediger freuen, daß sie Gott zu unserer
|
||
|
Zeit auf die Erde geben wollen, auf daß das rechte Zeugnis
|
||
|
des Glaubens an den Tag komme. Drum sagt dieser Text: »Es werden sich seiner viele freuen« etc. Die Herzen werden
|
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|
erregt von ihrer Nachlässigkeit, welche sie macht verharren
|
||
|
im Unglauben, abzustehen desselbigen und sich im rechten
|
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|
Glauben befleißen durch das einmütig gefundene
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|
Zeugnis Christi. Du mußt allhier den ganzen Kontext ein
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|
Wort beim andern im Gedächtnis haben, willst du mich
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|
anders vernehmen, was ich sag vom Glauben und seiner Unmöglichkeit.
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<P>
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||
|
Es findet der auserwählte Freund Gottes ein wundersame
|
||
|
überschwengliche Freude, wenn sein Mitbruder auch also
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||
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durch solchen gleichen Weg zum Glauben gekommen
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ist wie er. Darum gibt die Mutter Gottes Zeugnis Elisabeth
|
||
|
und sie wiederum ihr. Also müssen wir auch tun. Paulus
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||
|
und Petrus besprachen sich. Sie überlegten das Evangelium,
|
||
|
welchs Petrus durch die Offenbarung des Vaters hatte (Matth.
|
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am 16.) und Paulus durch himmlische Eröffnung (Gal. 2),
|
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|
wiewohl es dem vergiftigem schwarzen Kolkraben spöttisch
|
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ist, wie ihr in seinem Lästerbuch seht. Es wird in kurzer
|
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|
Zeit dazu kommen, den Glauben so zu brechen, wie ein
|
||
|
jeder dazu gekommen ist. Das machte wohl eine rechte christliche
|
||
|
Kirche, die Gottlosen von den Auserwählten zu sondern.
|
||
|
Darum, daß sie durch den Unglauben nie traurig geworden
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||
|
und ihn auch nie erkannt haben, was sollen sie denn
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|
vom rechten Glauben wissen?
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||
|
<P>
|
||
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Die jetzige Kirche ist zumal eine alte Hure dagegen,
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welche soll noch mit dem inbrünstigen Eifer angerichtet werden,
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wenn nun das Unkraut die Wurfschaufel muß erdulden.
|
||
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Die Zeit aber der Ernte ist allweg da (Matth. am 9.).
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Lieben Brüder, das Unkraut schreit jetz an allen Orten, die
|
||
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Ernte sei noch nicht. Ach, der Verräter verrät sich selber. Die
|
||
|
rechte jetzige Christenheit wird den rechten Schwang nach
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allem Ärgernis gewinnen (Matth. 18), denn die Besserung
|
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folgt dem Ärgernis nach der Erstattung des Schadens und der
|
||
|
Pein des Unglaubens.
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<P>
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||
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Das Evangelion (Matth. 8) wird viel höher ins Wesen
|
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kommen denn zu den Zeiten der Aposteln. Es werden von
|
||
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vielen Ländern und fremden Nationen mannigfaltige Auserwählte
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uns faulen, nachlässigen Christen hoch überlegen
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sein. Ach, lieben Herren, seid mit eurem tollen Glauben nicht
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also kühn, daß ihr alle Leute (ohne euch allein) dem Teufel
|
||
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gebt, wie ihr denn stets gewohnt seid. Denn das Verteufeln
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hebt sich nun aufs höchste an durch die wuchersüchtigen
|
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Evangelisten, die ihren Namen also hoch aufwerfen. Sie meinen,
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es sei keiner ein Christ, er muß denn ihren buchstabischen
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Glauben annehmen.
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Seht, wie vorzeiten von der Menge der Heiden
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Judgenossen aufgenommen wurden, Rahab von Jericho, ein
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Weib Salmas, welcher von ihr gebar Boas (Matth. 1),
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Naaman von Syrien ward durch Elisa angenommen zum
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Glauben, Hiob von den Edomitern von Gott erwählt,
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Jetro durch Moses, Cornelius von Petrus. Der Amtmann
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vom Herren Jesu (Luk. 7) ward Israel weit vorgesetzt um des
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großen Glaubens willen. Das heidnische Weiblein ward weit
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vorgesetzt den Juden zu Jerusalem (Matth. am 15.). Drum
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sind ihrer viele, die von wilden, fremden Heiden sollen
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aufgenommen werden, den falschen Schriftstehlern zu Schanden.
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Da sie sich, wie ich von ihnen gehört, über die Maßen
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sehr verwundern an unserm Glauben, und unsere lose Frechheit
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hält sie zurück. Sie werden oft hoch bestürzt durch
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übervernünftige Bekümmernis, und also sicher, daß sie zum
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ewigen Leben geneigt und verordnet sind (Apostelgesch. 13.).
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Es gebricht ihnen am rechten Zeugnis des Glaubens, wie
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auch uns allen. Sonst würden unzählig viele Heiden und
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Türken Christen werden. Das kannst du wohl abnehmen,
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wenn ein Jude oder Türke unter uns sollte sein und sollte
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durch diesen Glauben, den wir noch zur Zeit haben, gebessert
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werden. Da sollt er wohl viel Gewinns treiben, als viel
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ein Muck auf ihrem Schwanz mag wegführen, ja, noch viel
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weniger. Denn es ist kein Volk unter der Sonne, das sein
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eigenes Gesetz also erbärmlich verketzert, verflucht und
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verunehrt wie die jetzigen Christen. Und sonderlich die
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buchstabischen Bösewichter geben wichtige Ursache zum
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Allerärgesten und wollen doch nichts desto weniger alle Welt
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rechtfertigen. Sie glauben doch nicht, daß ihnen Gott möchte
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eines Heller Wert Gutes bescheren oder geben. Darum sind
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alle Winkel voll Wucherer und der Verräter (Ps. 55).
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Und die der Christenheit sollten am allerhöchsten vor
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stehen, darum sie auch Fürsten heißen, beweisen am
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allerhöchsten ihren Unglauben mit allen Sachen und Anschlägen,
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daß sie sich vor ihren Gesellen (Jes. 1) fürchten, recht zu
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tun. Sie meinen, sie würden vertrieben, wenn sie bei der
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Wahrheit stünden, die sie schlecht zum Schein angenommen
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haben, dieweil keine Verfolgung auf sie gefallen. Wollen
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auch die Allerchristlichsten genannt sein und gaukeln hin
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und her, die Gottlosen, ihre Gesellen, zu verteidigen; und
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sprechen aus dem Bart, sie wollen nicht wehren, wenn ihre
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Untertanen von ihren Nachbauren ums Evangelium verfolgt
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werden. Sie wollen nur schlechte Diebhenker und gute, prächtige
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Büttel sein. Die frommen Leute, ihre Pfaffen, die ihnen das
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Evangelium predigen, freien alte Weiber mit großen Reichtümern.
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Denn sie haben Sorge, sie müssen zuletzt nach Brot
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gehen. Ja, wahrlich, es sind feine evangelische Leute, sie
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haben gar einen festen, starken Glauben. Er sollte wohl
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zutreffen, wer sich auf ihre scheinbarliche Larve und
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Geschwätz mit ihrem mönchischen Abgott verließe, denn sie
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pochen gar sehr drauf und aufmutzen ihren buchstabischen
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Glauben viel höher, denn niemand sagen kann.
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Ich sag es euch, allerliebsten Brüder, es ist mir nicht zu
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verschweigen: Ich wollt eher Heiden, Türken und Juden
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unterrichten, mit dem allergeringsten Wort von Gott und
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seiner Ordnung zu reden, von der Besitzung nach uns und
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zu Gott zu rechnen. Denn die klügsten Schriftstehler leugnen
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solches zu Boden, auf daß an ihnen wahr werde, was
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Judas und Petrus in ihren Sendbriefen sagen: was sie wissen
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wie die unvernünftigen Tiere, darin verderben sie sich, ja, sie
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verwerfen's gar. Sie haben vor ihrem tollen Glauben weder
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Sinn noch Witz und verlästern alle Ding, die sie nicht wollen
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annehmen, wollen's weder hören noch sehen, wenn ich sie
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freundlich vermahnt habe zum Anfang der Biblien, die
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Besitzung Gottes und unser über die Kreaturen zu lernen. So
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muß ihnen alles Schwärmerei sein. Drum sag ich, wollt ihr den
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Anfang der Biblien nicht recht lernen, so werdet ihr weder Gott
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noch Kreaturen recht (zum Preis seines rechten Namens) verstehen
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und verordnen. Und Gott wird euch durch der Heiden
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Wachstum aufs alleräußerlichste zuschanden machen, daß
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euch die Nachkömmlinge anspeien werden, wenn eurer wird
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gedacht werden.
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Wenn nun unser Schriftgelehrten schon wollen grunzen und
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heftig zürnen mit ihren sterblichen Abgöttern, so finden sie
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doch ihren Irrtum in diesem Evangelium mit Vergleichung der
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ganzen Heiligen Schrift.
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Jesus ward in Galiläa zu Nazareth empfangen und ward
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daselbst aufgezogen (Matth. 3). Die Evangelisten haben es
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ganz eigentlich beschrieben. So jemand ein gut Monotessaron
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draus macht, so findet er's auf allerklarste, nicht ohne
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treffliche, mächtige Ursache, wie ein jeder sieht im Evangelium
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Johannis am 7. Kapitel. Die tollen, tobenden, unsinnigen
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Schriftstehler gedachten in ihrem fleischlichen Gehirn, daß
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Jesus von Nazareth keinerlei Weise könnte Christus sein,
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drum, daß er in Galiläa erzogen war. Sie hielten sich nach der
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Schrift ohne den Geist der Schrift, wie die Gottlosen auf den
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heutigen Tag pflegen. Sie straften den armen Nicodemus um
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seines einfältigen Glaubens willen. Sie wiesen ihn auf die
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Schrift hin und meinten, sie hätten's getroffen. Aber Gott führt
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sie mit der Nase umher. Darum vermochten sie die
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Schrift nicht vor großer Blindheit zusammen allenthalben
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zu erfassen und hatten keine Acht auf das wunderliche
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Werk Gottes, wie jetz unsere neidischen Fantasten das Volk
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verführen zu aller Üppigkeit, wie ein jeder vor Augen sieht.
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So doch solches zu verhüten die Heilige Schrift zum
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einigen Trost allhie auf Erden uns Nachlässigen dagelassen ist.
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Wär den Schriftdieben die Schrift nicht ums Bauches willen
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liebgewesen etc., sie hätten wohl gekonnt durch Daniel die Zeit
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der Geburt Christi wissen und durch Micha die Stadt mit
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dem Gebornen heimgesucht und durch Jesaja und andere
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mögen erkunden das Aufziehen unsers Heilands.
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Es war alles darum zu tun (wie jetzt der Welt), daß Christus
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ein verächtliche Person war, von geringen Eltern. Und
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er wollte dennoch die großen Pausbacken, die wollüstigen
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Menschen, zu viel unterrichten und zu viel strafen, da er die
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Weisheit seines himmlischen Vaters also klar predigte,
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daß sie nicht konnten dawider sein, und tät solche
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Wunderwerke, die sie nicht konnten verwerfen (Joh. 9). Da sagt einer
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zum andern: »Wann kommt diesem die Weisheit und
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Kraft? Er ist eines Zimmermanns Sohn. Heißt nicht seine Mutter
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Maria? etc. Woher kommt ihm dann dies alles?« Und sie
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ärgerten sich an ihm (Matth. am 13., Luk. am 4.). Also tun
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die Gottlosen bis auf den heutigen Tag, wenn jemand ihre
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Larve, ihr Gepränge, ihre falsche, kluglingsche Weisheit straft.
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Oh, wie oft hat sich das ewige Wort geschwunden in die
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auserwählten Menschen zu unserm Nazareth in der Christenheit,
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das ist in die blühenden Auserwählten, die da grünen
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und süß blühen in der Weisheit des Kreuzes, und es hat sie
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ein jeder wollüstiger Leisentret für toll und unsinnig gehalten.
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Das ist der Welt böswichtige Sitte, da sie sich soll an bessern,
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da ärgert sie sich aufs allerhöchste. Ach, Allerliebsten, da ist
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die Weisheit des Kreuzes, mit welcher Gott seine Auserwählten
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grüßet. Da muß einer sich an der ganzen Welt nicht ärgern
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und sieht in keinem Winkel etwas Gutes und die ganze Welt
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ärgert sich an der Wirkung des besten Guts und sagt, es sei
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teuflisches Gespenst.
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<P>
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Über die Maßen würden die Auserwählten voll der Huld
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Gottes werden, wenn sie am selbigen Ort ihren Willen ließen
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sausen und um Gottes willen räumten die Statt. Darum
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sagt Christus mit hellen Worten: »Wer da tut den Willen
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meines Vaters, der ist meine Mutter« (Matth. am 12., Mark. 3,
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Luk. 8). Er hat um unser willen seine Mutter am Kreuz
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aufgegeben und sie als unser Mitgenossen dargestellt. Wir
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verschrecken auch vor Gottes Gruß wie sie, wenn uns Gott mit
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der Menschwerdung seines Sohns vergotten will, das ist, wenn
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er unsern Glauben bewehrt wie das Gold im Feuer. Wir
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gedenken: Ei, was will draus werden? Maria ist nach
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menschlicher Natur argwöhnisch gewesen auf den Engel, wie wir auf
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rechtschaffne Prediger, die uns das Kreuz und Unmöglichkeit
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des Glaubens erklären und vortragen, zu erkennen, da doch
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ist das rechte Reich Davids, da Christus am Holz regiert und
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wir mit ihm gekreuzigt sind: da ist auch das Haus Jakobs die
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leere Seele durch das Zerknirschen ihrer Lenden, durch das Wegtun
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ihrer Lüste. Da gebiert die Kraft des Allerhöchsten das
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unmögliche Werk Gottes in unserm Leiden durch die
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Umschättigung des heiligen Alten Bundes und wird ganz und
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gar durchleuchtet vom Licht der Welt, welches ist der
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wahrhaftige ungedichte Sohn Gottes, Jesus Christus.
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Die Summe dieses ersten Kapitels ist von der Stärkung
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des Geists im Glauben, ist nichts anderes, denn daß der
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allerhöchste Gott, unser lieber Herr, will uns den allerhöchsten
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Christenglauben durch das Mittel der Menschwerdung Christi
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geben, so wir ihm gleich in seinem Leiden und Leben
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werden durch Umschättigung des Heiligen Geists, auf welchen
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also bitterlich fleischlich die Welt und verspottet ihn
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aufs gröbste. Drum wird er allein den Armgeistigen (die
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ihren Unglauben erkennen) gegeben.
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<P>
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Diese Schlußrede wird bestätigt durch alle Worte des ganzen
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Kapitels und sonderlich in den allerwonnsamen Lobgesängen
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Mariä und Zachariä, in welchen von der herzlichen
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Barmherzigkeit also klar geredet wird, welche durch den
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Geist der Furcht Gottes überkommen wird. Das ist der heilige
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Bund, den Gott Abraham und uns allen geschworen hat
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(Röm. 4), zu halten, ihm zu dienen in Heiligkeit und in
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Gerechtigkeit, die da vor ihm in Wahrheit recht gelten wird.
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Wer Gott nicht recht fürchtet, kann auch von Tag zu Tag nicht
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erneuert werden in der Erkenntnis Gottes, welche ihm doch
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vonnöten ist, zu vernehmen den Glauben und das Werk Gottes
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in sich, kann auch den Glauben nicht lernen berechen.
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Weil solches verachtet ist, drum ist der Glaube also seltsam,
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welchen Gott in der Anfechtung geben und vermehren will.
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Das helf euch der Geist Christi, ein Spottvogel der Gottlosen. Amen.</P>
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