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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>August Bebel - Die Frau und der Sozialismus - Einleitung</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="beaa_021.htm"><FONT SIZE=2>Vorrede zur f&uuml;nfzigsten Auflage</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="beaa_035.htm"><FONT SIZE=2>1. Kapitel</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>August Bebel - "Die Frau und der Sozialismus" - 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 25-31.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 31.1.1999.</P>
</FONT><FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">EINLEITUNG</P>
</FONT><B><P><A NAME="S25">|25|</A></B> Wir leben im Zeitalter einer gro&szlig;en sozialen Umw&auml;lzung, die mit jedem Tage weitere Fortschritte macht. Eine stets st&auml;rker werdende Bewegung und Unruhe der Geister macht sich in allen Schichten der Gesellschaft bemerkbar und dr&auml;ngt nach tiefgreifenden Umgestaltungen. Alle f&uuml;hlen, da&szlig; der Boden schwankt, auf dem sie stehen. Eine Menge Fragen sind aufgetaucht, die immer weitere Kreise besch&auml;ftigen, &uuml;ber deren L&ouml;sung f&uuml;r und wider gestritten wird. Eine der wichtigsten dieser Fragen, die immer mehr in den Vordergrund tritt, ist die<I> Frauenfrage</I>. </P>
<P>Bei dieser handelt es sich um die Stellung, welche die Frau in unserem sozialen Organismus einnehmen soll, wie sie ihre Kr&auml;fte und F&auml;higkeiten nach allen Seiten entwickeln kann, damit sie ein volles, gleichberechtigtes und m&ouml;glichst n&uuml;tzlich wirkendes Glied der menschlichen Gesellschaft werde. Von unserem Standpunkt f&auml;llt diese Frage zusammen mit<I> der</I> Frage, welche Gestalt und Organisation die menschliche Gesellschaft sich geben mu&szlig;, damit an Stelle von Unterdr&uuml;ckung, Ausbeutung, Not und Elend die physische und soziale Gesundheit der Individuen und der Gesellschaft tritt. Die Frauenfrage ist also f&uuml;r uns nur eine Seite der allgemeinen sozialen Frage, die gegenw&auml;rtig alle denkenden K&ouml;pfe erf&uuml;llt und alle Geister in Bewegung setzt; sie kann daher ihre endg&uuml;ltige L&ouml;sung nur finden durch die Aufhebung der gesellschaftlichen Gegens&auml;tze und Beseitigung der aus diesen hervorgehenden &Uuml;bel. </P>
<P>Dennoch ist notwendig, die Frauenfrage speziell zu behandeln. Einmal ber&uuml;hrt die Frage, wie die Stellung der Frau fr&uuml;her war, gegenw&auml;rtig ist und k&uuml;nftig sein wird, wenigstens in Europa die gr&ouml;&szlig;ere H&auml;lfte der Gesellschaft, weil das weibliche Geschlecht die<I> gr&ouml;&szlig;ere</I> H&auml;lfte der Bev&ouml;lkerung bildet. Auch sind die Vorstellungen &uuml;ber die Entwicklung, welche die gesellschaftliche Stellung der Frau im Laufe der Jahrtausende erfahren hat, so wenig der Wirklichkeit entspre- <A NAME="S26"><B>|26|</A></B> chend, da&szlig; Aufkl&auml;rung hier&uuml;ber eine Notwendigkeit ist. Beruht doch auf der Nichtkenntnis und dem Nichtverst&auml;ndnis der Lage der Frau ein gut Teil der Vorurteile, mit welchen in den verschiedensten Kreisen, und nicht zuletzt im Kreise der Frauen selbst, die immer st&auml;rker werdende Bewegung betrachtet wird. Viele behaupten sogar, es gebe keine Frauenfrage, denn die Stellung, welche bisher die Frau eingenommen habe und auch in Zukunft einnehmen solle, sei durch ihren "Naturberuf", der sie zur Gattin und Mutter bestimme und auf die H&auml;uslichkeit beschr&auml;nke, gegeben. Was jenseits ihrer vier Pf&auml;hle oder nicht im engstem Zusammenhang mit ihren h&auml;uslichen Pflichten vorgehe, ber&uuml;hre sie nicht. </P>
<P>Es stehen sich also in der Frauenfrage ebenso wie in der allgemeinen sozialen Frage, in der die Stellung der Arbeiterklasse in der Gesellschaft die Hauptrolle spielt, verschiedene Parteien gegen&uuml;ber. Jene, die alles beim alten lassen wollen, sind mit der Antwort rasch bei der Hand und glauben die Sache damit abgetan, da&szlig; sie die Frau auf ihren "Naturberuf" verweisen. Sie sehen nicht, da&szlig; Millionen Frauen gar nicht in der Lage sind, den ihnen vindizierten "Naturberuf" als Hauswirtinnen, Kindergeb&auml;rerinnen und Kindererzieherinnen zu erf&uuml;llen, aus Gr&uuml;nden, die ausf&uuml;hrlich entwickelt werden sollen, da&szlig; Millionen andere diesen Beruf zu einem guten Teile verfehlt haben, weil die Ehe f&uuml;r sie zum Joch und zur Sklaverei wurde und sie in Elend und Not ihr Leben dahinschleppen m&uuml;ssen. Das k&uuml;mmert freilich diese "Weisen" ebensowenig wie die Tatsache, da&szlig; Millionen Frauen in den verschiedensten Lebensberufen, oft in unnat&uuml;rlichster Weise und weit &uuml;ber das Ma&szlig; ihrer Kr&auml;fte, sich abrackern m&uuml;ssen, um das nackte Leben zu fristen. Sie verschlie&szlig;en vor dieser unliebsamen Tatsache ebenso Augen und Ohren wie vor dem Elend des Proletariers, zudem sie sich und andere tr&ouml;sten, da&szlig; es "ewig" so gewesen sei und "ewig" so bleiben werde. Da&szlig; die Frau das Recht hat, an den Kulturerrungenschaften unserer Zeit vollen Anteil zu nehmen, sie f&uuml;r die Erleichterung und Verbesserung ihrer Lage auszunutzen und alle ihre geistigen und k&ouml;rperlichen F&auml;higkeiten zu entwickeln und zu ihrem Besten anzuwenden so gut wie der Mann, davon wollen sie nichts wissen. Und sagt man ihnen noch, da&szlig; die Frau auch &ouml;konomisch unabh&auml;ngig sein m&uuml;sse, um es k&ouml;rperlich und geistig zu sein, damit sie nicht mehr von dem Wohlwollen und der Gnade des anderen Geschlechts abh&auml;ngig ist, dann hat ihre Geduld ein Ende, ihr Zorn ent- <A NAME="S27"><B>|27|</A></B> brennt, und es folgt ein Strom heftiger Anklagen &uuml;ber die "Verr&uuml;cktheit der Zeit" und "ihre wahnwitzigen emanzipatorischen Bestrebungen". </P>
<P>Dieses sind die Philister m&auml;nnlichen und weiblichen Geschlechts, die sich aus dem engen Kreise ihrer Vorurteile nicht herausfinden k&ouml;nnen. Es ist das Geschlecht der K&auml;uzchen, das &uuml;berall ist, wo D&auml;mmerung herrscht, und erschreckt aufschreit, sobald ein Lichtstrahl in das ihm behagliche Dunkel f&auml;llt. </P>
<P>Ein anderer Teil der Gegner der Bewegung kann allerdings vor den lautredenden Tatsachen die Augen nicht verschlie&szlig;en; er gibt zu, da&szlig; in keinem fr&uuml;heren Zeitalter ein gro&szlig;er Teil der Frauen im Vergleich zur gesamten Kulturentwicklung sich in so unbefriedigender Lage befunden hat als gegenw&auml;rtig und da&szlig; deshalb es notwendig sei, zu untersuchen, wie man ihre Lage hebe, insofern sie auf sich selbst angewiesen bleiben. Dagegen erscheint diesem Teil der Gegner f&uuml;r jene Frauen, die in den Hafen der Ehe eingelaufen sind, die soziale Frage gel&ouml;st. </P>
<P>Dieser Teil verlangt deshalb, da&szlig; der unverheirateten Frau diejenigen Arbeitsgebiete, f&uuml;r die ihre Kr&auml;fte und F&auml;higkeiten sich eignen, erschlossen werden, damit sie mit dem Manne in den Wettbewerb eintreten k&ouml;nne. Manche gehen noch weiter und fordern, der Wettbewerb solle nicht auf das Gebiet der niederen Besch&auml;ftigungs- und Berufsarten beschr&auml;nkt bleiben, sondern solle sich auch auf die h&ouml;heren Berufe, die Gebiete der Kunst und Wissenschaft, erstrecken; sie fordern die Zulassung der Frauen zum Studium auf allen h&ouml;heren Bildungsanstalten, namentlich auch zu den Universit&auml;ten. Man bef&uuml;rwortet ferner, die Zulassung zu Anstellungen im Staatsdienst (Post, Telegraphie, Eisenbahndienst), und zwar mit Hinweis auf die Resultate, die besonders in den Vereinigten Staaten durch Frauen erzielt wurden. Der eine und der andere stellt auch die Forderung, politische Rechte den Frauen zu gew&auml;hren. Die Frau sei so gut Mensch und Staatsangeh&ouml;riger wie der Mann, und die bisher ausschlie&szlig;liche Handhabung und Gesetzgebung durch die M&auml;nner beweise, da&szlig; diese ihr Privilegium nur zu ihren Gunsten ausbeuteten und die Frau in jeder Beziehung bevormundeten, was verhindert werden m&uuml;sse. </P>
<P>Das Bemerkenswerte an diesen hier kurz gekennzeichneten Bestrebungen ist, da&szlig; sie &uuml;ber den Rahmen der heutigen Gesellschaftsordnung nicht hinausgreifen. Die Frage wird nicht aufgeworfen, ob damit f&uuml;r die Lage der Frauen im allgemeinen etwas Wesentliches <A NAME="S28"><B>|28|</A></B> und Durchgreifendes erreicht sei. Auf dem Boden der b&uuml;rgerlichen, das hei&szlig;t der kapitalistischen Gesellschaftsordnung stehend, betrachtet man die b&uuml;rgerliche Gleichberechtigung von Mann und Frau als endg&uuml;ltige L&ouml;sung der Frage. Man ist sich nicht bewu&szlig;t oder t&auml;uscht sich dar&uuml;ber hinweg, da&szlig;, soweit die ungehinderte Zulassung der Frau zu den gewerblichen und industriellen Berufen in Frage kommt, tats&auml;chlich dieses Ziel erreicht ist und seitens der herrschenden Klassen die kr&auml;ftigste F&ouml;rderung in ihrem eigenen Interesse findet. Unter den gegebenen Verh&auml;ltnissen mu&szlig; aber die Zulassung der Frauen zu allen industriellen und gewerblichen T&auml;tigkeiten die Wirkung haben, da&szlig; der Konkurrenzkampf der Arbeitskr&auml;fte immer sch&auml;rfer wird, und das Schlu&szlig;ergebnis ist: Herabdr&uuml;ckung des Einkommens f&uuml;r die weibliche und f&uuml;r die m&auml;nnliche Arbeitskraft, bestehe dieses in der Form von Lohn oder Gehalt. </P>
<P>Da&szlig;<I> diese </I>L&ouml;sung nicht die rechte sein kann, ist klar. Die volle b&uuml;rgerliche Gleichstellung der Frau ist nicht blo&szlig; das letzte Ziel der M&auml;nner, die diesen Frauenbestrebungen auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung freundlich gegen&uuml;berstehen, sondern es wird auch von den in der Bewegung t&auml;tigen b&uuml;rgerlichen Frauen als solches anerkannt. Sie und die ihnen gleichgesinnten M&auml;nner stehen also mit ihren Forderungen im Gegensatz zu dem Teil der M&auml;nnerwelt, der aus philistr&ouml;ser Beschr&auml;nktheit und, soweit die Zulassung der Frauen zum h&ouml;heren Studium und den besser bezahlten &ouml;ffentlichen Stellen in Frage kommt, aus niedrigem Eigennutz und Konkurrenzfurcht der Bewegung feindlich gesinnt ist, aber ein Klassengegensatz, wie zwischen der Arbeiter- und der Kapitalistenklasse, besteht nicht. </P>
<P>Nimmt man an, da&szlig; die b&uuml;rgerliche Frauenbewegung alle ihre Forderungen f&uuml;r Gleichberechtigung mit den M&auml;nnern durchsetzte, so w&auml;re damit weder die Sklaverei, was f&uuml;r unz&auml;hlige Frauen die heutige Ehe ist, noch die Prostitution, noch die materielle Abh&auml;ngigkeit der gro&szlig;en Mehrzahl der Ehefrauen von ihren Eheherren aufgehoben. F&uuml;r die gro&szlig;e Mehrzahl der Frauen ist es auch gleichg&uuml;ltig, ob einige Tausend ihrer Geschlechtsgenossinnen, die den g&uuml;nstiger situierten Schichten der Gesellschaft angeh&ouml;ren, in das h&ouml;here Lehrfach, die &auml;rztliche Praxis oder in irgendeine wissenschaftliche oder Beamtenlaufbahn gelangen. Hierdurch wird an der<I> Gesamtlage</I> des Geschlechts<I> nichts</I> ge&auml;ndert. </P>
<P>Das weibliche Geschlecht in seiner Masse leidet in doppelter Be- <A NAME="S29"><B>|29|</A></B> ziehung: Einmal leidet es unter der sozialen und gesellschaftlichen Abh&auml;ngigkeit von der M&auml;nnerwelt - diese wird durch formale Gleichberechtigung vor den Gesetzen und in den Rechten zwar gemildert, aber nicht beseitigt - und durch die &ouml;konomische Abh&auml;ngigkeit, in der sich die Frauen im allgemeinen und die proletarischen Frauen im besonderen gleich der proletarischen M&auml;nnerwelt befinden. </P>
<P>Daraus ergibt sich, da&szlig; alle Frauen ohne Unterschied ihrer sozialen Stellung, als ein durch unsere Kulturentwicklung von der M&auml;nnerwelt beherrschtes und benachteiligtes Geschlecht, das Interesse haben, diesen Zustand soweit als m&ouml;glich zu beseitigen durch &Auml;nderungen in den Gesetzen und Einrichtungen der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung. Die enorme Mehrheit der Frauen ist aber auch aufs lebhafteste dabei interessiert, die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung<I> von Grund aus</I> umzugestalten, um sowohl die Lohnsklaverei, unter der das weibliche Proletariat am meisten schmachtet, wie die Geschlechtssklaverei, die mit unseren Eigentums- und Erwerbszust&auml;nden aufs innigste verkn&uuml;pft ist, zu beseitigen. </P>
<P>Die in der b&uuml;rgerlichen Frauenbewegung stehenden Frauen begreifen die Notwendigkeit einer solchen radikalen Umgestaltung nicht. Beeinflu&szlig;t von ihrer bevorzugteren Stellung, sehen sie in der weitergehenden proletarischen Frauenbewegung gef&auml;hrliche und nicht zu billigende Bestrebungen, die sie zu bek&auml;mpfen haben. Der Klassengegensatz, der zwischen der Kapitalisten- und Arbeiterklasse klafft und sich bei der Zuspitzung unserer Verh&auml;ltnisse immer schroffer entwickelt, ist also auch innerhalb der Frauenbewegung vorhanden. </P>
<P>Immerhin haben die feindlichen Schwestern weit mehr als die im Klassenkampf gespaltene M&auml;nnerwelt eine Reihe Ber&uuml;hrungspunkte, in der sie, getrennt marschierend, aber vereint schlagend, den Kampf f&uuml;hren k&ouml;nnen. Das ist auf allen Gebieten der Fall, auf welchen die Gleichberechtigung der Frauen mit den M&auml;nnern, auf dem Boden der gegenw&auml;rtigen Staats- und Gesellschaftsordnung, in Frage kommt: also die Bet&auml;tigung des Weibes auf allen Gebieten, f&uuml;r die ihre Kr&auml;fte und F&auml;higkeiten reichen, und f&uuml;r die volle zivilrechtliche und politische Gleichberechtigung mit dem Manne. Das sind sehr wichtige und, wie sich zeigen wird, sehr umfangreiche Gebiete. Daneben hat die proletarische Frauenwelt das besondere Interesse, Hand in Hand mit der proletarischen M&auml;nnerwelt f&uuml;r alle Ma&szlig;regeln und Einrichtungen zu k&auml;mpfen, welche die arbeitende Frau vor physischer und <A NAME="S30"><B>|30|</A></B> moralischer Degeneration sch&uuml;tzen und ihr die F&auml;higkeiten als Mutter und Erzieherin der Kinder sichern. Des weiteren hat die Proletarierin gemeinsam mit ihren m&auml;nnlichen Klassen- und Schicksalsgenossen den Kampf f&uuml;r eine Umwandlung der Gesellschaft von Grund aus aufzunehmen, um einen Zustand herbeizuf&uuml;hren, der die volle &ouml;konomische und geistige Unabh&auml;ngigkeit beiden Geschlechtern durch entsprechende soziale Einrichtungen erm&ouml;glicht. </P>
<P>Es handelt sich also nicht nur darum, die Gleichberechtigung der Frau mit dem Manne auf dem Boden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, was das Ziel der b&uuml;rgerlichen Frauenbewegung ist, sondern dar&uuml;ber hinaus alle Schranken zu beseitigen, die den Menschen vom Menschen, also auch das eine Geschlecht von dem anderen, abh&auml;ngig machen.<I> Diese</I> L&ouml;sung der Frauenfrage f&auml;llt mit der L&ouml;sung der sozialen Frage zusammen. Es mu&szlig; daher, wer die L&ouml;sung der Frauenfrage in vollem Umfange erstrebt, mit jenen Hand in Hand gehen, welche die L&ouml;sung der sozialen Frage als Kulturfrage f&uuml;r die gesamte Menschheit auf ihre Fahne geschrieben haben, das sind die Sozialisten. </P>
<P>Von allen Parteien ist die sozialdemokratische Partei die<I> einzige</I>, welche die volle Gleichberechtigung der Frau, ihre Befreiung von jeder Abh&auml;ngigkeit und Unterdr&uuml;ckung in ihr Programm aufgenommen hat, nicht aus agitatorischen Gr&uuml;nden, sondern aus Notwendigkeit.<I> Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabh&auml;ngigkeit und Gleichstellung der Geschlechter.</I> </P>
<P>Mit den hier dargelegten Grundanschauungen d&uuml;rften alle Sozialisten mit uns einverstanden sein. Das kann aber nicht gesagt werden von der<I> Art und Weise</I>, wie wir die Endziele uns verwirklicht denken, das hei&szlig;t wie die Ma&szlig;nahmen und Einzeleinrichtungen beschaffen sein sollen, welche die erstrebte Unabh&auml;ngigkeit und Gleichberechtigung aller begr&uuml;nden. Sobald man den Boden der Wirklichkeit verl&auml;&szlig;t und sich auf die Schilderung von Zukunftsgebilden einl&auml;&szlig;t, ist der Spekulation ein weites Feld einger&auml;umt. Der Meinungsstreit beginnt &uuml;ber<I> das</I>, was wahrscheinlich oder nicht wahrscheinlich ist. Es kann daher das, was in dieser Beziehung in diesem Buche dargelegt wird, nur als die<I> pers&ouml;nliche</I> Auffassung des Verfassers angesehen werden, und sind deshalb auch etwaige Angriffe nur gegen<I> seine Person</I> zu richten; die Verantwortung f&uuml;r das Gesagte tr&auml;gt er allein. </P>
<B><P><A NAME="S31">|31|</A></B> Angriffe, die objektiv und aufrichtig gemeint sind, werden uns willkommen sein, Angriffe, die in wahrheitswidriger Weise den Inhalt dieses Buches darstellen oder auf falschen Unterstellungen beruhen, werden wir mit Schweigen &uuml;bergehen. Im &uuml;brigen sollen in den folgenden Ausf&uuml;hrungen<I> alle</I> Konsequenzen gezogen werden, die das Ergebnis der Pr&uuml;fung der Tatsachen zu ziehen fordert. Vorurteilslosigkeit ist das beste Erfordernis f&uuml;r die Erkenntnis der Wahrheit, und r&uuml;cksichtsloses Aussprechen dessen, was ist und werden mu&szlig;, f&uuml;hrt allein zum Ziel. </P></BODY>
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