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<TITLE>Lenin: Der Partisanenkrieg</TITLE>
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<link rel="stylesheet" type="text/css" href="http://www.mlwerke.de/css/artikel.css">
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<a name="top"/>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>Gesamtübersicht "MLWerke"</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>W. I. Lenin</SMALL></A></TD>
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<H1>Der Partisanenkrieg</H1>
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<p class="RedNote">Gedruckt nachzulesen in: Lenin Werke, Dietz Verlag Berlin 1972,
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Band 11, Seite 202 - 213</p>
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<p class="AutorInfo">W.I. Lenin</p>
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<p class="FirstPub">Proletari" Nr. 5, 30. September 1906</p>
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<p>Die Frage der Partisanenaktionen hat in unserer Partei und in den Arbeitermassen starkes Interesse
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geweckt. Wir haben diese Frage schon wiederholt gestreift und wollen jetzt die versprochene
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zusammenfassendere Darstellung unserer Ansichten geben.</p>
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<h3>I</h3>
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Beginnen wir vorn. Welches sind die Grundforderungen, die jeder Marxist bei der Untersuchung der
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Frage der Kampfformen stellen muß? Erstens unterscheidet sich der Marxist von allen
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primitiven Formen des Sozialismus dadurch, daß er die Bewegung nicht an irgendeine
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bestimmte Kampfform bindet. Er erkennt die verschiedensten Kampfformen an, und zwar "erfindet"
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er sie nicht, sondern faßt nur die im Verlauf der Bewegung von selbst entstehenden Formen des
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Kampfes der revolutionären Klassen verallgemeinernd zusammen, organisiert sie und verleiht
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ihnen Bewußtheit. Der Marxismus lehnt alle abstrakten Formeln, alle doktrinären
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Rezepte entschieden ab und fordert ein aufmerksames Eingehen auf den sich tatsächlich
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abspielenden MASSENkampf, der mit der fortschreitenden Entwicklung der Bewegung, mit dem
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wachsenden Bewußtsein der Massen, mit der Verschärfung der ökonomischen und
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politischen Krisen immer neue und mannigfaltigere Methoden der Verteidigung und des Angriffs
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hervorbringt. Deshalb denkt der Marxismus gar nicht daran, ein für allemal irgendwelche
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Kampfformen abzulehnen. Der Marxismus beschränkt sich keineswegs nur auf die
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Kampfformen, die im gegebenen Augenblick allein möglich sind und angewandt werden,
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sondern hält es für UNVERMEIDLICH, daß bei der Änderung der
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jeweiligen sozialen Situation neue, in der gegebenen Periode unbekannte Kampfformen aufkommen.
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Der Marxismus LERNT in dieser Beziehung, wenn man sich so ausdrücken darf, aus der
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Massenpraxis und ist weit davon entfernt, darauf Anspruch zu erheben, die Massen Kampfformen zu
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LEHREN, die von Stuben"systematikern" ertüftelt werden. Wir wissen, sagte zum Beispiel
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Kautsky, als er die Formen der sozialen Revolution untersuchte, daß die kommende Krise uns
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neue Kampfformen bringen wird, die wir jetzt nicht voraussehen können.</p>
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Zweitens fordert der Marxismus unbedingt ein HISTORISCHES Herangehen an die Frage der
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Kampfformen. Diese Frage außerhalb der historisch-konkreten Situation behandeln heißt
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das Abc des dialektischen Materialismus nicht verstehen. In verschiedenen Augenblicken der
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ökonomischen Evolution, in Abhängigkeit von den verschiedenen politischen,
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national-kulturellen Bedingungen, den Lebensverhältnissen usw. treten verschiedene
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Kampfformen in den Vordergrund, werden zu Hauptformen des Kampfes, und im Zusammenhang
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hiermit erfahren wiederum auch die zweitrangigen Kampfformen, die Kampfformen von
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untergeordneter Bedeutung, eine Veränderung. Zu versuchen, die Frage der Anwendbarkeit
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eines bestimmten Kampfmittels zu bejahen oder zu verneinen, ohne eingehend die konkrete Situation
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der gegebenen Bewegung auf der gegebenen Stufe ihrer Entwicklung zu untersuchen, heißt den
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Boden des Marxismus völlig verlassen.</p>
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Das sind die beiden grundlegenden theoretischen Leitsätze, die wir zur Richtschnur nehmen
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müssen. Die Geschichte des Marxismus in Westeuropa gibt uns eine Unmenge von Beispielen,
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die das Gesagte bestätigen. Die europäische Sozialdemokratie hält
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gegenwärtig den Parlamentarismus und die Gewerkschaftsbewegung für die
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Hauptformen des Kampfes. Sie hat früher den Aufstand anerkannt und ist durchaus bereit, ihn
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auch in der Zukunft bei Änderung der Situation anzuerkennen - entgegen der Meinung der
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liberalen Bourgeois vom Schlage der russischen Kadetten und Bessaglawzen (1). Die
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Sozialdemokratie hat in den siebziger Jahren den Generalstreik als ein soziales Allheilmittel, als
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Mittel zum sofortigen Sturz der Bourgeoisie auf unpolitischem Wege, abgelehnt - aber die
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Sozialdemokratie erkennt den politischen Massenstreik (besonders nach der Erfahrung
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Rußlands von 1905) als EINES der Kampfmittel, das unter BESTIMMTEN Bedingungen
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notwendig ist, durchaus an. Die Sozialdemokratie hat in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts
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den Straßen- und Barrikadenkampf anerkannt, sie hat ihn auf Grund bestimmter
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Voraussetzungen am Ende des 19. Jahrhunderts abgelehnt - und sie hat ihre völlige
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Bereitschaft erklärt, diese letztere Ansicht zu revidieren und nach den Erfahrungen Moskaus,
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das nach den Worten K. Kautskys eine neue Barrikadentaktik hervorgebracht hat, den
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Barrikadenkampf als zweckmäßig anzuerkennen.</p>
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<h3>II</h3>
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Nachdem wir diese allgemeinen Leitsätze des Marxismus festgestellt haben, wollen wir zur
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russischen Revolution übergehen. Erinnern wir uns an die geschichtliche Entwicklung der
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Kampfformen, die sie hervorgebracht hat. Zuerst wirtschaftliche Streiks der Arbeiter (1896 bis
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1900), dann politische Demonstrationen der Arbeiter und Studenten (1901 und 1902),
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Bauernunruhen (1902), der Beginn von politischen Massenstreiks in verschiedenartigen
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Verbindungen mit Demonstrationen (Rostow 1902, die Sommerstreiks von 1903, der 9. Januar
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1905), der politische Generalstreik in ganz Rußland mit Barrikadenkämpfen an
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einzelnen Orten (Oktober 1905), Barrikadenmassenkampf und bewaffneter Aufstand (Dezember
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1905), friedlicher parlamentarischer Kampf (April bis Juni 1906), Teilaufstände in der Armee
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und in der Flotte (Juni 1905 bis Juli 1906), Teilaufstände der Bauern (Herbst 1905 bis Herbst
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1906).</p>
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Das war der Stand der Dinge bis zum Herbst 1906 vom Standpunkt der Kampfformen schlechthin.
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Die Kampfform, mit der die Selbstherrschaft "antwortete", war der Schwarzhunderterpogrom,
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angefangen vom Kischinjower Pogrom im Frühjahr 1903 und endend mit dem Sedlezer
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Pogrom vom Herbst 1906. In dieser ganzen Zeit macht die Organisierung der
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Schwarzhunderterpogrome und der blutigen Ausschreitungen gegen Juden, Studenten,
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Revolutionäre und klassenbewußte Arbeiter immer weitere Fortschritte, wird immer
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mehr vervollkommnet, zu den Gewalttätigkeiten eines gekauften Mobs gesellen sich die
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Gewalttätigkeiten von Schwarzhundertertruppen, es kommt zum Einsatz von Artillerie in
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Dörfern und Städten, Strafexpeditionen werden unternommen, auf den Bahnstrecken
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kursieren Strafzüge usw.</p>
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Das ist der allgemeine Hintergrund des Bildes. Von diesem Hintergrund hebt sich - zweifellos als ein
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einzelner Zug, als etwas Zweitrangiges, Untergeordnetes - die Erscheinung ab, deren Untersuchung
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und Bewertung der vorliegende Aufsatz gewidmet ist. Was ist das für eine Erscheinung?
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welches sind ihre Formen? ihre Ursachen? Zeit der Entstehung und Grad der Verbreitung? ihre
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Bedeutung im allgemeinen Gang der Revolution? ihre Beziehung zu dem von der Sozialdemokratie
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organisierten und geleiteten Kampf der Arbeiterklasse? Das sind die Fragen, zu denen wir jetzt
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übergehen müssen, nachdem wir den allgemeinen Hintergrund des Bildes entworfen
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haben.</p>
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Die Erscheinung, die uns hier interessiert, ist der BEWAFFNETE Kampf. Er wird von einzelnen
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Personen und kleinen Gruppen geführt. Teil gehören sie revolutionären
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Organisationen an, teils (in manchen Gegenden Rußlands zum GRÖßTEN Teil)
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gehören sie keiner revolutionären Organisation an. Der bewaffnete Kampf verfolgt zwei
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VERSCHIEDENE Ziele, die man STRENG auseinanderhalten muß: dieser Kampf hat erstens
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die Tötung von einzelnen Personen, Vorgesetzten und Subalternen im Polizei- und
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Heeresdienst, zweitens die Beschlagnahme von Geldmitteln sowohl bei der Regierung als auch bei
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Privatpersonen zum Ziel. Die beschlagnahmten Mittel fließen teils der Partei zu, teils werden
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sie speziell zur Bewaffnung und Vorbereitung des Aufstands, teils für den Unterhalt der
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Personen verwandt, die den von uns geschilderten Kampf führen. Die Mittel, die bei den
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großen Expropriationen erbeutet wurden (mehr als 200.000 Rubel bei der kaukasischen,
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875.000 Rubel bei der Moskauer Expropriation), flossen in erster Linie den revolutionären
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Parteien zu - kleinere Expropriationen dienen vor allem, manchmal aber auch ausschließlich,
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dem Lebensunterhalt der "Expropriateure". Einen besonderen Aufschwung und große
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Verbreitung erlangte diese Kampfform zweifellos erst im Jahre 1906, d.h. nach dem
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Dezemberaufstand. Die Verschärfung der politischen Krise bis zum bewaffneten Kampf und
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insbesondere die Verschärfung der Not, des Hungers und der Arbeitslosigkeit in Stadt und
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Land spielten unter den Ursachen, die den geschilderten Kampf hervorriefen, eine große Rolle.
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Als hauptsächliche und sogar AUSSCHLIEßLICHE Form des sozialen Kampfes wurde
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diese Kampfform von den deklassierten Elementen der Bevölkerung, von Lumpenproletariern
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und anarchistischen Gruppen aufgegriffen. Als Kampfform, mit der die Selbstherrschaft "antwortete",
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sind der Ausnahmezustand, der Einsatz neuer Truppen, die Schwarzhunderterpogrome (Sedlez) und
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die Standgerichte zu betrachten.</p>
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<h3>III</h3>
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Die Bewertung, die man dem hier betrachteten Kampf gewöhnlich zuteil werden
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läßt, läuft auf folgendes hinaus: das sei Anarchismus, Blanquismus, der alte
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Terror, es handle sich um Aktionen von Einzelpersonen, die von den Massen losgelöst sind,
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solche Aktionen demoralisierten die Arbeiter, stießen weite Kreise der Bevölkerung von
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ihnen ab, desorganisierten die Bewegung, schadeten der Revolution. Beispiele, die eine solche
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Bewertung zu bestätigen scheinen, lassen sich mit Leichtigkeit in den Ereignissen finden,
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über die die Zeitungen tagtäglich berichten.</p>
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Sind diese Beispiele aber beweiskräftig? Zur Prüfung diene ein Gebiet, in dem die
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geschilderte Kampfform die relativ GRÖßTE Verbreitung erlangt hat - das lettische
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Gebiet. Da beklagt sich zum Beispiel das "Nowoje Wremja" (in seinen Nummern vom 9. und 12.
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September) über die Tätigkeit der Lettischen Sozialdemokratie. Die Lettische
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Sozialdemokratische Arbeiterpartei (ein Teil der SDAPR) gibt ihre Zeitung regelmäßig
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in einer Auflage von 30.000 Exemplaren heraus. Im offiziellen Teil werden Listen von Spitzeln
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veröffentlicht, deren Vernichtung jedem ehrlichen Menschen zur Pflicht gemacht wird. Wer der
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Polizei Hilfe leistet, wird zum "Feind der Revolution" erklärt und ist dem Tode verfallen,
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außerdem verantwortet er mit seinem Eigentum. Die Sozialdemokraten weisen die
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Bevölkerung an, Geld für die Partei nur gegen abgestempelte Quittungen
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auszuhändigen. In der letzten Abrechnung der Partei werden unter den 48.000 Rubel
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Jahreseinnahmen 5.600 Rubel von der Libauer Abteilung angeführt, die für den Erwerb
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von Waffen durch Expropriation beschafft wurden. "Nowoje Wremja" schäumt
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natürlich vor Wut über diese "revolutionäre Gesetzgebung", diese
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"Schreckensherrschaft".</p>
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Niemand wird wagen, diese Tätigkeit der lettischen Sozialdemokraten als Anarchismus,
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Blanquismus oder Terrorismus zu bezeichnen. Weshalb? Weil hier die Verbindung der neuen
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Kampfform mit dem Aufstand, der im Dezember stattgefunden hat und der von neuem heranreift,
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KLAR ist. Nimmt man Rußland als Ganzes, so ist diese Verbindung nicht so klar ersichtlich,
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aber sie ist vorhanden. Es ist unzweifelhaft, daß der "Partisanen"kampf gerade nach dem
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Dezember Verbreitung erlangt hat, daß er mit der Verschärfung nicht nur der
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ökonomischen, sondern auch der politischen Krise im Zusammenhang steht. Der alte russische
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Terrorismus war eine Sache von Verschwörern aus der Intelligenz; jetzt wird der
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Partisanenkampf in der Regel von Arbeitern aus den Kampfgruppen oder einfach von erwerbslosen
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Arbeitern geführt. Auf den Gedanken, dies wäre Blanquismus oder Anarchismus,
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verfallen leicht Leute, die zur Schablonenhaftigkeit neigen; in der Situation des Aufstands, wie sie im
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lettischen Gebiet so klar hervortritt, sind solche auswendig gelernten Schlagworte jedoch ganz
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augenscheinlich nicht zu gebrauchen.</p>
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<p>
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Am Beispiel der Letten kann man besonders deutlich erkennen, wie völlig unrichtig,
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unwissenschaftlich und unhistorisch es ist, den Partisanenkrieg, wie es bei uns gewöhnlich
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getan wird, unabhängig von der Situation des Aufstands zu analysieren. Man muß diese
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Situation in Betracht ziehen, muß bedenken, welche Eigenarten die Übergangszeit
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zwischen großen Aufstandsaktionen aufweist, muß begreifen, welche Kampfformen
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hierbei unvermeidlich entstehen, und darf nicht mit ein paar auswendig gelernten Worten wie
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Anarchismus, Raub, Ausschreitungen des Pöbels darüber hinweggehen, Worten, die den
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Kadetten wie den Leuten vom "Nowoje Wremja" gleichermaßen geläufig sind.</p>
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<p>
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Man sagt, die Partisanenaktionen desorganisieren unsere Arbeit. Untersuchen wir, wieweit dies Urteil
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auf die Situation nach dem Dezember 1905, auf die Epoche der Schwarzhunderterpogrome und des
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Belagerungszustands zutrifft. Was desorganisiert die Bewegung in einer SOLCHEN Epoche mehr:
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das Fehlen eines Widerstands oder ein organisierter Partisanenkampf? Man vergleiche
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Zentralrußland mit den westlichen Randgebieten, mit Polen und dem lettischen Gebiet. Es
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unterliegt keinem Zweifel, daß der Partisanenkampf in den westlichen Randgebieten bedeutend
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weiter verbreitet und höher entwickelt ist. Und es unterliegt ebenso keinem Zweifel, daß
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die revolutionäre Bewegung überhaupt und die sozialdemokratische Bewegung im
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besonderen in Zentralrußland DESORGANISIERTER ist als in den westlichen Randgebieten.
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Es fällt uns natürlich gar nicht ein, hieraus den Schluß zu ziehen, die polnische
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und die lettische sozialdemokratische Bewegung wären DANK dem Partisanenkrieg weniger
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desorganisiert. Nein. Hieraus folgt nur, daß der Partisanenkrieg an der Desorganisierung der
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sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Rußland im Jahre 1906 nicht schuld ist.</p>
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<p>
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Man weist hier nicht selten auf die Besonderheit der nationalen Bedingungen hin. Dieser Hinweis
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aber offenbart ganz besonders deutlich die Schwäche der landläufigen Argumentation.
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Wenn die nationalen Bedingungen das Ausschlaggebende sind, dann handelt es sich eben nicht um
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Anarchismus, Blanquismus oder Terrorismus - um allgemein russische oder sogar speziell russische
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Sünden -, sondern um etwas anderes. Untersucht dies andere KONKRET, meine Herren! Ihr
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werdet dann sehen, daß die nationale Unterdrückung oder der nationale Antagonismus
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rein gar nichts erklären, denn diese hat es in den westlichen Randgebieten stets gegeben, den
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Partisanenkampf aber hat erst die gegebene historische Periode hervorgebracht. Es gibt viele Gebiete,
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wo es nationale Unterdrückung und nationalen Antagonismus gibt, aber nicht
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Partisanenkampf, der sich manchmal ohne jede nationale Unterdrückung entfaltet. Eine
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konkrete Untersuchung der Frage wird zeigen, daß nicht die nationale Unterdrückung,
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sondern die Bedingungen des Aufstands das Entscheidende sind. Der Partisanenkampf ist eine
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unvermeidliche Kampfform in einer Zeit, wo die Massenbewegung in der Praxis schon an den
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Aufstand heranreicht und mehr oder minder große Pausen zwischen den "großen
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Schlachten" des Bürgerkriegs eintreten.</p>
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<p>
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Desorganisiert wird die Bewegung nicht durch Partisanenaktionen, sondern durch die
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Schwäche der Partei, die es nicht versteht, diese Aktionen IN DIE HAND ZU NEHMEN.
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Deshalb verbindet sich auch mit den bei uns Russen üblichen Bannflüchen gegen
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Partisanenaktionen die Tatsache, daß es geheime, zufällige, unorganisierte
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Partisanenaktionen gibt, die die Partei wirklich desorganisieren. Sind wir unfähig zu begreifen,
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welche geschichtlichen Bedingungen diesen Kampf hervorrufen, so sind wir auch unfähig,
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seine schlechten Seiten auszumerzen. Der Kampf aber nimmt nichtsdestoweniger seinen Fortgang.
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Gewichtige wirtschaftliche und politische Ursachen rufen ihn hervor. Wir sind nicht imstande, diese
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Ursachen und diesen Kampf zu beseitigen. Unsere Klagen über den Partisanenkampf, das sind
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Klagen über die Schwäche unserer Partei hinsichtlich des Aufstands.</p>
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<p>
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Was wir über die Desorganisierung gesagt haben, gilt auch für die Demoralisierung.
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Nicht der Partisanenkrieg demoralisiert, sondern die UNORGANISIERTHEIT, die Systemlosigkeit
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der Partisanenaktionen, der Umstand, daß sie nicht von der Partei geleitet werden. Von dieser
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GANZ UNZWEIFELHAFTEN Demoralisierung können wir uns auch nicht im geringsten
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dadurch frei machen, daß wir die Partisanenaktionen verurteilen und verfluchen, denn diese
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Urteile und Bannflüche sind durchaus nicht imstande, einer Erscheinung Einhalt zu gebieten,
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die durch tiefe wirtschaftliche und politische Ursachen hervorgerufen ist. Man wird entgegnen: Wenn
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wir nicht die Kraft haben, einer anormalen und demoralisierenden Erscheinung Einhalt zu gebieten,
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so ist das gar kein Argument dafür, daß die PARTEI zu anormalen und
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demoralisierenden Kampfmitteln übergeht. Ein solcher Einwand aber wäre bereits rein
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liberal-bürgerlich und nicht marxistisch, denn der Marxist kann den Bürgerkrieg oder
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den Partisanenkrieg als eine seiner Formen nicht für SCHLECHTHIN anormal und
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demoralisierend halten. Der Marxist steht auf dem Boden des Klassenkampfes und nicht des sozialen
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Friedens. In bestimmten Perioden scharfer ökonomischer und politischer Krisen entwickelt sich
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der Klassenkampf zum unmittelbaren Bürgerkrieg, d.h. zum bewaffneten Kampf zwischen
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zwei Teilen des Volkes. In solchen Perioden ist der Marxist VERPFLICHTET, auf dem Standpunkt
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des Bürgerkriegs zu stehen. Jede moralische Verurteilung des Bürgerkriegs ist vom
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Standpunkt des Marxismus völlig unzulässig.</p>
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<p>
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In der Epoche des Bürgerkriegs ist das Ideal der Partei des Proletariats eine
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KRIEGFÜHRENDE PARTEI. Das ist ganz unbestreitbar. Wir geben durchaus zu, daß
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man vom Standpunkt des Bürgerkriegs die UNZWECKMÄßIGKEIT dieser oder
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jener Formen des Bürgerkriegs in diesem oder jenem Augenblick zu beweisen suchen und in
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der Tat beweisen kann. Eine Kritik der verschiedenen Formen des Bürgerkriegs vom
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Standpunkt der MILITÄRISCHEN ZWECKMÄßIGKEIT halten wir für
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durchaus richtig und erklären uns unbedingt damit einverstanden, daß die entscheidende
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Stimme in einer SOLCHEN Frage den sozialdemokratischen Praktikern jeder einzelnen Gegend
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zusteht. Im Namen der Grundsätze des Marxismus verlangen wir aber unbedingt, daß
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man sich nicht mit abgenutzten und schablonenhaften Phrasen von Anarchismus, Blanquismus und
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Terrorismus um eine Analyse der Bedingungen des Bürgerkriegs drückt, daß man
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sinnlose Methoden bei Partisanenaktionen, wie sie von dieser oder jener Organisation der PPS in
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diesem oder jenem Augenblick angewandt worden sind, nicht zum Abschreckungsmittel gegen die
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Beteiligung der Sozialdemokraten am Partisanenkrieg überhaupt macht.</p>
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<p>
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Die Hinweise auf eine Desorganisierung der Bewegung durch den Partisanenkrieg muß man
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kritisch betrachten. JEDE neue Kampfform, die mit neuen Gefahren und neuen Opfern verbunden ist,
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wird unweigerlich die Organisationen, die auf diese neue Kampfform nicht vorbereitet sind,
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"desorganisieren". Unsere alten Propagandistenzirkel wurden durch den Übergang zur
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Agitation desorganisiert. Unsere Komitees wurden späterhin durch den Übergang zu
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Demonstrationen desorganisiert. Jede Kampfhandlung in jedem beliebigen Krieg trägt eine
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gewisse Desorganisation in die Reihen der Kämpfenden. Hieraus darf man aber nicht folgern,
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daß man nicht Krieg führen dürfe. Hieraus muß man folgern, daß man
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LERNEN muß, Krieg zu führen. Und weiter nichts.</p>
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<p>
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Wenn ich Sozialdemokraten sehe, die stolz und selbstzufrieden erklären: Wir sind keine
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Anarchisten, keine Diebe, keine Räuber, wir sind darüber erhaben, wir lehnen den
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Partisanenkrieg ab, dann frage ich mich: Begreifen diese Leute, was sie reden? Im ganzen Lande
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finden bewaffnete Zusammenstöße und Kämpfe zwischen der
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Schwarzhunderterregierung und der Bevölkerung statt. Auf der gegebenen Entwicklungsstufe
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der Revolution ist diese Erscheinung durchaus unvermeidlich. Die Bevölkerung reagiert auf
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diese Erscheinung spontan, unorganisiert - und gerade deshalb häufig in
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unzweckmäßigen und ÜBLEN Formen -, ebenfalls mit bewaffneten
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Handstreichen und Überfällen. Ich verstehe, daß wir infolge der Schwäche
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und mangelnden Vorbereitung unserer Organisation in einer bestimmten Gegend und in einem
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bestimmten Augenblick von der Führung DIESES spontanen Kampfes durch die Partei
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Abstand nehmen können. Ich verstehe, daß diese Frage von den örtlichen
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Praktikern entschieden werden muß, daß die Umgestaltung der schwachen und nicht
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vorbereiteten Organisation keine leichte Sache ist. Wenn ich aber bei einem sozialdemokratischen
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Theoretiker oder Publizisten nicht Betrübnis über diese mangelnde Vorbereitung,
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sondern stolze Selbstzufriedenheit und selbstgefällig-begeisterte Wiederholung in früher
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Jugend auswendig gelernter Phrasen über Anarchismus, Blanquismus und Terrorismus sehe,
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dann kränkt mich diese Erniedrigung der allerrevolutionärsten Doktrin der Welt.</p>
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Man sagt, der Partisanenkrieg bringt das klassenbewußte Proletariat den heruntergekommenen
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Trunkenbolden und Lumpenproletariern nahe. Das ist richtig. Hieraus folgt aber nur, daß die
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Partei des Proletariats den Partisanenkrieg niemals als einziges oder gar wichtigstes Kampfmittel
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betrachten darf; daß dies Mittel anderen Mitteln untergeordnet, mit den wichtigsten
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Kampfmitteln in Einklang gebracht und durch den aufklärenden und organisierenden
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Einfluß des Sozialismus veredelt werden muß. Ohne diese LETZTE Bedingung bringen
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in der bürgerlichen Gesellschaft ALLE, entschieden alle Kampfmittel das Proletariat
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verschiedenen über oder unter ihm stehenden nichtproletarischen Schichten nahe und werden,
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überläßt man sie dem spontanen Gang der Ereignisse, verdorben, verunstaltet,
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prostituiert. Streiks, die dem spontanen Gang der Ereignisse überlassen werden, sinken zu
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"Alliances" - Vereinbarungen der Arbeiter mit den Unternehmern GEGEN die Konsumenten - herab.
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Das Parlament entartet zum Bordell, in dem eine Bande von bürgerlichen Politikastern en gros
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und en detail mit "Volksfreiheit", "Liberalismus", "Demokratie", Republikanismus,
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Antiklerikalismus, Sozialismus und allen sonstigen gangbaren Waren handelt. Die Zeitung
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verwandelt sich in eine feile Kupplerin, in ein Werkzeug zur Korrumpierung der Massen, das den
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niedrigsten Instinkten der Menge grob schmeichelt usw. usw. Die Sozialdemokratie kennt keine
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universalen Kampfmittel, keine, die das Proletariat wie durch eine chinesische Mauer von den
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Schichten trennen, die etwas über oder etwas unter ihm stehen. Die Sozialdemokratie wendet
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in verschiedenen Epochen verschiedene Mittel an, wobei sie ihre Anwendung STETS von STRENG
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festgelegten ideologischen und organisatorischen Bedingungen abhängig macht (2).</p>
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<h3>IV</h3>
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Die Kampfformen der russischen Revolution unterscheiden sich von denen der bürgerlichen
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Revolutionen Europas durch ihre riesige Mannigfaltigkeit. Kautsky hat das zum Teil vorausgesagt,
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als er im Jahre 1902 davon sprach, daß die kommende Revolution (er fügte hinzu:
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VIELLEICHT mit Ausnahme Rußlands) nicht so sehr ein Kampf des Volkes gegen die
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Regierung als ein Kampf des einen Teils des Volkes gegen den anderen sein wird. In Rußland
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sehen wir zweifellos eine breitere Entfaltung dieses ZWEITEN Kampfes als in den
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bürgerlichen Revolutionen des Westens. Im Volk gibt es nur wenig Feinde unserer Revolution,
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aber sie organisieren sich mit der Verschärfung des Kampfes immer mehr und erhalten die
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Unterstützung der reaktionären Schichten der Bourgeoisie. Es ist daher durchaus
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natürlich und unvermeidlich, daß in einer SOLCHEN Epoche, in der Epoche der das
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ganze Volk erfassenden politischen Streiks, der AUFSTAND nicht die alte Form von Einzelaktionen
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annehmen kann, die sich auf eine sehr kurze Zeitspanne und auf ein sehr kleines Gebiet
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beschränken. Es ist ganz natürlich und unvermeidlich, daß der Aufstand die
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höheren und komplizierteren Formen eines langwierigen, das ganze Land erfassenden
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Bürgerkriegs, d.h. des bewaffneten Kampfes des einen Teils des Volkes gegen den anderen,
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annimmt. Einen solchen Krieg kann man sich nur vorstellen als eine Reihe von wenigen, durch
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verhältnismäßig große Zeitabstände voneinander getrennten
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großen Schlachten und eine Menge von kleineren Scharmützeln im Verlauf dieser
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Zwischenzeiten. Wenn das so ist - und zweifellos ist es so -, dann muß die Sozialdemokratie
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unbedingt ihre Aufgabe darin sehen, Organisationen zu schaffen, die in möglichst hohem
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Maße dazu befähigt sind, die Massen sowohl in diesen großen Schlachten als auch,
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nach Möglichkeit, in diesen kleineren Scharmützeln zu führen. Die
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Sozialdemokratie muß sich in einer Epoche, in der sich der Klassenkampf zum
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Bürgerkrieg verschärft hat, die Aufgabe stellen, an DIESEM BÜRGERKRIEG
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nicht nur teilzunehmen, sondern auch die führende Rolle in ihm zu spielen. Die
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Sozialdemokratie muß ihre Organisationen dazu erziehen und vorbereiten, daß sie
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wirklich als KRIEGFÜHRENDER TEIL handeln, der keine Gelegenheit unbenutzt
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läßt, die Kräfte des Gegners zu schwächen.</p>
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Das ist fraglos eine schwierige Aufgabe. Sie kann nicht mit einem Schlage gelöst werden. Wie
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das ganze Volk im Verlauf des Bürgerkriegs im Kampfe umerzogen wird und im Kampfe
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lernt, so müssen auch unsere Organisationen erzogen und auf Grund der gesamten
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Erfahrungen so umgebildet werden, daß sie dieser Aufgabe gerecht werden.</p>
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Wir erheben nicht den geringsten Anspruch darauf, den Genossen, die in der praktischen Arbeit
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stehen, irgendeine ausgeklügelte Kampfform aufzudrängen oder gar vom Schreibtisch
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aus die Frage zu entscheiden, welche Rolle die einen oder anderen Formen des Partisanenkrieges im
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Gesamtverlauf des Bürgerkriegs in Rußland spielen sollen. Uns liegt der Gedanke fern,
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in der konkreten Beurteilung der einen oder anderen Partisanenaktion die Frage einer RICHTUNG
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in der Sozialdemokratie zu sehen. Aber wir sehen unsere Aufgabe darin, nach Maßgabe unserer
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Kräfte zu einer richtigen THEORETISCHEN Beurteilung der neuen Kampfformen
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beizutragen, die das Leben hervorbringt; wir sehen unsere Aufgabe darin, rücksichtslos die
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Schablonen und Vorurteile zu bekämpfen, die die bewußten Arbeiter daran hindern,
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diese neue und schwierige Frage in der richtigen Weise zu stellen und richtig an ihre Lösung
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heranzugehen.</p>
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<p class="RedNote">
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Nach dem Text des "Proletari";
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Großbuchstaben entsprechen Hervorhebungen von Lenin.</p>
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<p>Fußnoten:</p>
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1 Bessaglawzen - halbkadettische, halbmenschewistische Gruppe der russischen bürgerlichen
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Intelligenz; sie entstand in der Zeit, als die Revolution von 1905-1907 abzuflauen begann. Die
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Gruppe nannte sich nach der politischen Wochenschrift "Bes Saglawija" (Ohne Titel).</p>
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2 Die bolschewistischen Sozialdemokraten werden häufig einer leichtsinnig-parteiischen
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Stellungnahme zu den Partisanenaktionen beschuldigt. Es ist daher nicht überflüssig,
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daran zu erinnern, daß im Entwurf der Resolution über die Partisanenaktionen (Nr. 2 der
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"Partinyje Iswestija" und Lenins Bericht über den Parteitag) der TEIL der Bolschewiki, der sie
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verteidigt, für ihre Anerkennung folgende Bedingungen aufgestellt hat: Expropriationen von
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Privateigentum wurden überhaupt für unzulässig erklärt; Expropriationen
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von staatlichem Eigentum wurden nicht empfohlen, sondern nur unter der Bedingung FÜR
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ZULÄSSIG ERKLÄRT, daß SIE DER KONTROLLE DER PARTEI
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unterstehen und daß die erbeuteten Mittel FÜR AUFSTANDSZWECKE verwandt
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werden. Terroristische Partisanenaktionen gegen Vertreter des Gewaltregimes und AKTIVE
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Schwarzhunderter WURDEN EMPFOHLEN, jedoch unter folgenden Bedingungen: 1. daß
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man der Stimmung der breiten Massen Rechnung trägt; 2. daß die Bedingungen der
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Arbeiterbewegung in der betreffenden Gegend in Betracht gezogen werden; 3. daß dafür
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gesorgt wird, daß die Kräfte des Proletariats nicht unnütz vergeudet werden. Der
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praktische Unterschied zwischen der Resolution, die auf dem Vereinigungsparteitag angenommen
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wurde, und diesem Entwurf besteht EINZIG UND ALLEIN darin, daß Expropriationen von
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staatlichem Eigentum für unzulässig erklärt wurden.</p>
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<p>(Anmerkung des "Proletari")</p>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle> <A HREF="../default.htm"><SMALL>W. I. Lenin</SMALL></A></TD>
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