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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Birma</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="me14_000.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Aufs&auml;tze f&uuml;r "The New American Cyclop&aelig;dia"</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 14, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 275-282.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 22.08.1998.</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>Birma</H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben zwischen Anfang Februar und 8. M&auml;rz 1858.<BR>
Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P><A NAME="S275">["The New American Cyclop&aelig;dia", Band IV]</P>
</FONT><B><P>&lt;275&gt;</A></B> <I>Birma </I>oder das K&ouml;nigreich Ava - ein ausgedehnter Staat im S&uuml;dosten Asiens, jenseits des Ganges, fr&uuml;her viel gr&ouml;&szlig;er als gegenw&auml;rtig. Seine fr&uuml;heren Grenzen waren zwischen 9<> und 27<32> n&ouml;rdlicher Breite; es erstreckte sich in einer Lange von 1.000 Meilen und &uuml;ber 600 in der Breite. Gegenw&auml;rtig reicht das Gebiet Birmas von 19<31> 25' bis 28<32> 15' n&ouml;rdlicher Breite und von 93<39> 2' bis 100<30> 40' &ouml;stlicher Lange, einen Raum von 540 Meilen in der L&auml;nge von Norden nach S&uuml;den und 420 Meilen in der Breite mit einer Bodenfl&auml;che von etwa 200.000 Quadratmeilen umfassend. Es wird im Westen von der Provinz Aracan begrenzt, die durch den birmesischen Vertrag von 1826 an die Briten abgetreten wurde, und durch die kleinen Staaten Tiperah, Munnipoor und Assam, von denen es durch hohe Gebirgsk&auml;mme getrennt ist; im S&uuml;den liegt die k&uuml;rzlich durch die Briten erworbene britische Provinz Pegu, im Norden Ober-Assam und Tibet und im Osten China. Die Bev&ouml;lkerungszahl &uuml;berschreitet nach Capt. Henry Yule nicht 5.000.000.</P>
<P>Seit der Abtretung Pegus an die Briten hat Birma weder Alluvial-Ebenen noch eine Seek&uuml;ste, seine s&uuml;dliche Grenze liegt mindestens 200 Meilen von den M&uuml;ndungen des Irawadi entfernt, und das Land steigt allm&auml;hlich von dieser Grenze nach dem Norden zu an. Etwa 300 Meilen sind Hochland, und dar&uuml;ber hinaus ist es rauh und gebirgig. Dieses Territorium wird von drei gro&szlig;en Str&ouml;men bew&auml;ssert, dem Irawadi, seinem Nebenflu&szlig;, dem Khyen-Dwen, und dem Salwin. Diese Fl&uuml;sse haben ihre Quellen in der n&ouml;rdlichen Gebirgskette und flie&szlig;en in s&uuml;dlicher Richtung zum Indischen Ozean.</P>
<P>Obgleich Birma seines fruchtbarsten Territoriums beraubt worden ist, kann man das verbliebene keinesfalls unfruchtbar nennen. In den W&auml;ldern gibt es wertvolles Holz im &Uuml;berflu&szlig;; darunter nimmt Teakholz, das zum Schiffsbau verwendet wird, einen hervorragenden Platz ein. Fast jede der in Indien bekannten Holzarten ist auch in Birma zu finden. Es werden <A NAME="S276"><B>&lt;276&gt;</A></B> Stocklack von ausgezeichneter Qualit&auml;t sowie Firnis zur Anfertigung von Lackarbeiten hergestellt. Ava, die Hauptstadt, wird mit einem vorz&uuml;glichen Teakholz aus einem 15 Tagereisen entfernten Walde beliefert. Landwirtschaft und Gartenbau befinden sich &uuml;berall in einem auffallend zur&uuml;ckgebliebenen Zustand, und h&auml;tte das Land nicht so reiche Bodensch&auml;tze und ein so gleichm&auml;&szlig;iges Klima, so w&auml;re der Staat sehr arm. Obst wird &uuml;berhaupt nicht angebaut, und die Kulturen werden unzul&auml;nglich gepflegt. An Gartengem&uuml;se werden meist Zwiebeln und Cayenne-Pfeffer angebaut. Auch Yams und s&uuml;&szlig;e Kartoffeln sind zu finden, sowie geringe Mengen von Melonen, Gurken und Eierfr&uuml;chten. Die jungen Bambussprossen, wilder Spargel und die saftigen Wurzeln verschiedener Wasserpflanzen ersetzen den Einwohnern die kultivierten Gartenfr&uuml;chte. Die Fr&uuml;chte des Mangobaums, Ananas, Orangen, Zucker&auml;pfel, Jackfr&uuml;chte (eine Art Brotfrucht), Papaya, Feigen und der Pisang (jener gr&ouml;&szlig;te Feind der Zivilisation) sind die Hauptfr&uuml;chte; sie alle wachsen bei geringer oder ohne Pflege. Die Hauptkulturen sind Reis (der in einigen Gegenden als Zirkulationsmittel benutzt wird), Mais, Hirse, Weizen, verschiedene H&uuml;lsenfr&uuml;chte, Palmen, Zuckerrohr, Tabak, kurzfaserige Baumwolle und Indigo. Zuckerrohr wird nicht &uuml;berall angebaut, und die Kunst, daraus Zucker zu machen, ist kaum bekannt, obwohl die Pflanze dem Volke seit langem bekannt gewesen ist. Ein billiger Rohzucker wird aus dem Saft der Palmira-Palme gewonnen, von denen es besonders s&uuml;dlich der Hauptstadt zahlreiche Haine gibt. Indigo wird so schlecht bearbeitet, da&szlig; er f&uuml;r den Export v&ouml;llig ungeeignet ist. Reis im S&uuml;den sowie Mais und Hirse im Norden sind die Standardpflanzen. Sesam wird allgemein f&uuml;r das Vieh angebaut. An den Nordh&uuml;geln wird die echte Teepflanze Chinas in betr&auml;chtlichem Umfang angebaut, aber statt ihn aufzubr&uuml;hen, wie sie es mit dem chinesischen Tee tun, essen die Eingeborenen sonderbarerweise das Laub mit &Ouml;l und Knoblauch. Baumwolle wird haupts&auml;chlich in den trockenen Gebieten der oberen Provinzen angepflanzt.</P>
<P>Die dichten W&auml;lder Birmas sind reich an wilden Tieren, die h&auml;ufigsten sind der Elefant, das einhornige Nashorn, der Tiger und der Leopard sowie das Wildschwein; au&szlig;erdem gibt es mehrere Arten Rotwild. Von V&ouml;geln ist der wilde Hahn allgemein; es gibt auch Abarten von Fasanen, Rebh&uuml;hnern und Wachteln. Haustiere sind der Ochse, das Pferd und der B&uuml;ffel. Der Elefant wird auch als Zugtier benutzt. Das Kamel ist nicht bekannt. Es gibt zwar einige Ziegen und Schafe, aber um die Zucht k&uuml;mmert man sich wenig. Esel finden kaum Verwendung. Hunde werden im birmesischen Haushalt nicht gehalten; aber Katzen sind zahlreich. Pferde werden ausschlie&szlig;lich <A NAME="S277"><B>&lt;277&gt;</A></B> zum Reiten benutzt und sind selten mehr als dreizehn H&auml;nde &lt;etwa 1,32 m&gt; hoch. Der Ochse ist das Zug- und Lasttier im Norden, der B&uuml;ffel im S&uuml;den.</P>
<P>An Mineralien wird in den Betten mehrerer Str&ouml;me Gold gefunden, das im Sand von den Gebirgen herabgef&uuml;hrt wird. An der chinesischen Grenze, in Bor-twang, werden Silberminen ausgebeutet. Die j&auml;hrliche Ausbeute an gewonnenem Gold und Silber ist auf ann&auml;hernd 1.000.000 Dollar gesch&auml;tzt worden. Im &ouml;stlichen Teil von Laos ist Eisen im &Uuml;berflu&szlig; vorhanden; es wird aber so primitiv bearbeitet, da&szlig; 30-40% des Metalls beim Schmiedeproze&szlig; verlorengehen. Die Erd&ouml;lbohrungen an den Ufern des Irawadi bringen 8.000.000 lbs. j&auml;hrlich. Kupfer, Zinn, Blei und Antimon gibt es, wie bekannt ist, in Laos, aber es ist zweifelhaft, ob irgendwelche dieser Metalle in betr&auml;chtlichen Mengen gewonnen werden, da die Bev&ouml;lkerung die Methoden ihrer Gewinnung nicht kennt. Die Berge in der N&auml;he der Stadt Ava liefern Kalkstein von hervorragender Qualit&auml;t; reiner Bilds&auml;ulen-Marmor wird 40 Meilen von der Hauptstadt entfernt an den Ufern des Irawadi gefunden; Bernstein gibt es in solcher Menge, da&szlig; er in Ava zu dem niedrigen Preise von 1 Dollar pro lb. verkauft wird; und Salpeter, Natron, Salz und Kohle sind &uuml;ber das ganze Land weithin verbreitet, obgleich letztere wenig verwandt wird. Das reichlich gewonnene Erd&ouml;l wird von allen Schichten Birmas als Brennstoff f&uuml;r Lampen und als Schutzmittel gegen Insekten benutzt. Es wird in Eimern aus engen Brunnensch&auml;chten aus einer Tiefe von 210 bis 300 Fu&szlig; gesch&ouml;pft; es quillt aus dem Boden wie ein nat&uuml;rlicher Springbrunnen. Terpentin wird in verschiedenen Teilen des Landes gefunden und in gro&szlig;er Menge nach China exportiert. Der orientalische Saphir, Ruhm, Topas und Amethyst sowie verschiedene Arten gelblich-gr&uuml;ner Beryllen und roter Spinellen werden in zwei Distrikten in den Bachbetten gefunden. Alle Edelsteine mit einem Wert von mehr als 50 Dollar werden von der Krone beansprucht und der Schatzkammer &uuml;bersandt, au&szlig;erdem wird es Fremden nicht gestattet, nach den Steinen zu suchen.</P>
<P>Aus allem, was gesagt wurde, ist ersichtlich, da&szlig; die Birmanen nur geringe Fortschritte in der Aus&uuml;bung handwerklicher K&uuml;nste gemacht haben. Der gesamte Proze&szlig; der Baumwollherstehung wird von Frauen durchgef&uuml;hrt; sie benutzen einen einfachen Webstuhl und zeigen verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig wenig Kunstsinn und Geschicklichkeit. Porzellan wird aus China importiert; britische Baumwollstoffe werden eingef&uuml;hrt und sogar im Innern wohlfeiler verkauft als die einheimischen Erzeugnisse; obgleich die <A NAME="S278"><B>&lt;278&gt;</A></B> Birmanen Eisen schmelzen, wird Stahl von Bengalen eingef&uuml;hrt; Seide wird an verschiedenen Orten hergestellt, aber aus chinesischer Rohseide; und w&auml;hrend eine sehr gro&szlig;e Vielfalt von Waren importiert wird, sind die Exporte verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig unbedeutend; jene nach China, mit dem die Birmanen ihren ausgedehntesten Handel f&uuml;hren, bestehen in Rohbaumwolle, Schmuckfedern, haupts&auml;chlich des blauen Nu&szlig;h&auml;hers, e&szlig;baren Schwalbennestern, Elfenbein, den H&ouml;rnern des Nashorns und den Geweihen des Rotwilds und einigen geringeren Arten von Edelsteinen. Im Austausch dagegen f&uuml;hren die Birmanen bearbeitetes Kupfer, Schwefelarsen, Quecksilber, Zinnoberrot, Eisenpfannen, Messingdraht, Zinn, Blei, Alaun, Silber, Gold und Blattgold, Steingut, Farben, Teppiche, Rhabarber, Tee, Honig, Rohseide, Samte, chinesische Spirituosen, Moschus, Gr&uuml;nspan, getrocknete Fr&uuml;chte, Papier, F&auml;cher, Schirme, Schuhe und Bekleidung ein. Gold- und Silberschmuck von sehr grober Ausf&uuml;hrung wird in verschiedenen Teilen des Landes angefertigt; Waffen, Scheren und Zimmermannswerkzeuge werden in Ava hergestellt; G&ouml;tzenbilder werden in betr&auml;chtlicher Anzahl etwa 40 Meilen von Ava gehauen, wo man einen Berg aus reinem wei&szlig;er Marmor gefunden hat. Die W&auml;hrung befindet sich in einem elenden Zustand. Blei, Silber und Gold, alle ungepr&auml;gt, bilden das Zirkulationsmittel. Ein gro&szlig;er Teil des Handels vollzieht sich wegen der Schwierigkeiten, die die Ausf&uuml;hrung kleiner Zahlungen verursacht, auf dem Wege des Tausches. Die edlen Metalle m&uuml;ssen jedesmal gewogen und gepr&uuml;ft werden, wenn sie in andere H&auml;nde &uuml;bergehen, wof&uuml;r Bankiers etwa 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>2</FONT>% fordern. Die Zinsen betragen j&auml;hrlich 25 bis 60%. Petroleum ist der gebr&auml;uchlichste Konsumtionsartikel. Gegen Petroleum werden Salpeter, Kalk, Papier, Lackarbeiten, Baumwoll- und Seidenfabrikate, Eisen - und Messingarbeiten, Zucker, Tamarinde etc. getauscht. Das Yonnet-ni (das Standardsilber de Landes) ist im allgemeinen mit 10-15% Kupfer legiert. Unter <FONT SIZE="-1"><SUP>65</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>100</FONT> wird die Legierung nicht als Zahlungsmittel anerkannt; dieser Feinheitsgrad wird in dem f&uuml;r Steuern gezahlten Gelde gefordert.</P>
<P>Die Eink&uuml;nfte des Reiches ergeben sich aus einer Haussteuer, die dem Dorfe auferlegt wird; die Dorfbeh&ouml;rden sch&auml;tzen die Hausbesitzer danach entsprechend ihrer Zahlungsf&auml;higkeit ein. Diese Steuer ist sehr verschieden, von 6 Tikals je Hausbesitzer in Prome bis zu 27 Tikals in Tongho. Milit&auml;rdienstpflichtige, Bauern der k&ouml;niglichen Dom&auml;ne und Handwerker, die mit &ouml;ffentlichen Arbeiten betraut sind, sind von dieser Steuer befreit. Die H&ouml;he der Bodensteuer richtet sich nach dem Ernteertrag. Die Tabaksteuer wird in Geld gezahlt; f&uuml;r die &uuml;brigen Kulturen werden 5% in Naturalien gezahlt. Die Bauern der k&ouml;niglichen L&auml;ndereien zahlen mehr als die H&auml;lfte <A NAME="S279"><B>&lt;279&gt;</A></B> ihrer Ertr&auml;ge. Fischereih&auml;fen an See und Flu&szlig; werden entweder zu einer festgesetzten Geb&uuml;hr oder gegen einen Anteil vom Fang an getrocknetem Fisch verpachtet. Diese verschiedenen Eink&uuml;nfte werden durch die Beamten der Krone und f&uuml;r deren Verwendung eingezogen, jeder von ihnen erh&auml;lt seiner Bedeutung entsprechend einen gr&ouml;&szlig;eren oder kleineren Distrikt, von dessen Ertr&auml;gen er lebt. Das k&ouml;nigliche Einkommen wird aus dem Verkauf von Monopolen der Krone gewonnen, unter denen das haupts&auml;chlichste Baumwolle ist. Dieses Monopol wird so gehandhabt, da&szlig; die Einwohner gezwungen werden, bestimmte Artikel zu festgesetzten niedrigen Preisen an die Beamten der Krone zu liefern, welche sie mit einem enormen Aufschlag verkaufen. So wird Blei durch die Erzeuger zu dem Satze von 5 Tikals je Bis oder 3,6 lbs. abgeliefert, und Seine Majest&auml;t verkauft es zu dem Satze von 20 Tikals. Die k&ouml;niglichen Eink&uuml;nfte belaufen sich, wie behauptet wird, auf etwa 1.820.000 Tikals oder 227.500 Pfd.St. j&auml;hrlich, wozu ein weiterer Betrag von 44.250 Pfd.St. addiert werden mu&szlig;, der sich aus gewissen Z&ouml;llen ergibt, die in besonderen Distrikten erhoben werden. Diese Gelder erhalten den k&ouml;niglichen Haushalt. Dieses Steuersystem, obgleich despotisch, ist in seinen Einzelheiten ungew&ouml;hnlich einfach; und ein weiteres Beispiel der Einfachheit in der Regierungsweise ist die Art, in der die Armee in die Lage versetzt wird, sich selbst zu erhalten oder wie sie letztlich vom Volke erhalten werden mu&szlig;. Es gibt verschiedene Arten der Anwerbung; in einigen Distrikten wird das Freiwilligen-System angewandt, w&auml;hrend in anderen je 16 Familien gezwungen werden, 2 Mann bewaffnet und ausger&uuml;stet zu stellen. Sie sind ferner verpflichtet, diesen Rekruten monatlich 56 lbs. Reis und 5 Rupien zu liefern. In der Provinz Padoung wird jeder Soldat bei 2 Familien einquartiert, die 5 Acres steuerfreies Land erhalten und dem Krieger den halben Ernteertrag und 25 Rupien j&auml;hrlich zu liefern haben, au&szlig;erdem Holz und andere unbedeutendere Dinge des t&auml;glichen Bedarfs. Der Hauptmann von 50 Mann erh&auml;lt 10 Tikals (der Tikal ist 1<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE=2>4</FONT> Dollar oder 212 Rupien wert) von je 6 Familien und die H&auml;lfte des Ernteertrages von einer siebenten. Der Bo oder Hundertschaftsf&uuml;hrer wird durch die Arbeit von 52 Familien erhalten, und der Bogyi oder Oberst erhebt seinen Sold von seinen eigenen Offizieren und Soldaten. Der birmanische Soldat k&auml;mpft unter g&uuml;nstigen Umst&auml;nden gut, aber der wesentlichste Vorzug eines birmanischen Armeekorps liegt im Fehlen der Impedimente; der Soldat tr&auml;gt sein Bett (eine H&auml;ngematte) an einem Ende seiner Muskete, seinen Kessel am anderen und seine Lebensmittelvorr&auml;te (Reis) in einem Tuch um die H&uuml;fte.</P>
<P>Im K&ouml;rperbau scheinen die Birmanen von derselben Rasse zu sein wie <A NAME="S280"><B>&lt;280&gt;</A></B> die Einwohner der L&auml;nder zwischen Hindustan und China, wobei sie mehr vom Mongolen- als vom Hindu-Typ haben. Sie sind klein, st&auml;mmig, gut proportioniert, fleischig, aber beweglich, mit gro&szlig;en Backenknochen, schr&auml;g gestellten Augen, brauner, aber niemals sehr dunkler Gesichtsfarbe, grobem, schlichtem, schwarzem Haar und vollerem Bart als ihre Nachbarn, die Siamesen. Major Allen billigt ihnen in einer Denkschrift &uuml;ber die ostindische Regierung Offenheit, einen starken Sinn f&uuml;r das Komische, betr&auml;chtliche Hilfsbereitschaft, geringen Patriotismus, aber viel Heimat- und Familienliebe zu, au&szlig;erdem verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig wenig Vorurteil gegen Fremde und eine Bereitschaft, sich die Kenntnis neuer K&uuml;nste anzueignen, wenn sie nicht mit zuviel geistiger Anstrengung verbunden sind. Sie sind schlaue H&auml;ndler und haben ein gut Teil eines gewissen Unternehmungsgeistes; sie sind m&auml;&szlig;ig, haben jedoch geringe Ausdauer; sie verf&uuml;gen &uuml;ber mehr List als Mut; wenn auch von Natur nicht blutd&uuml;rstig, haben sie die Grausamkeiten ihrer verschiedenen K&ouml;nige phlegmatisch ertragen; und ohne von Natur L&uuml;gner und Betr&uuml;ger zu sein, sind sie doch gro&szlig;e Prahler und unzuverl&auml;ssig.</P>
<P>Die Birmanen sind dem Glauben nach Buddhisten und haben die Zeremonien ihrer Religion von der Vermischung mit anderen Religionen freier gehalten, als es sonst irgendwo in Indien und China der Fall ist. Die birmenischen Buddhisten vermeiden in gewisser Hinsicht den Bilderkult, der in China ge&uuml;bt wird, und ihre M&ouml;nche sind mehr als gew&ouml;hnlich ihren Gel&uuml;bden der Armut und des Z&ouml;libats treu. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts hatten sich von der birmanischen Staatsreligion zwei Sekten oder Abarten des alten Glaubens abgel&ouml;st. Die erste von ihnen hatte einen in gewisser Hinsicht dem Pantheismus &auml;hnlichen Glauben, wonach die Gottheit &uuml;ber und durch die ganze Welt und ihre Gesch&ouml;pfe verbreitet ist, in ihren h&ouml;chsten Entwicklungsstadien jedoch in den Buddhisten selbst erscheint. Die andere lehnt die Lehre von der Seelenwanderung und die Bilderverehrung sowie das Klostersystem der Buddhisten vollst&auml;ndig ab, sie betrachtet den Tod als die Pforte zu einem ewigen Gl&uuml;ck oder Elend, je nach dem Verhalten des Hingeschiedenen und verehrt einen h&ouml;chsten und alles schaffenden Geist (Nat). Der derzeitige K&ouml;nig &lt;Mehendun-Men&gt;, der ein eifriger Anh&auml;nger seines Glaubens ist, hat bereits 14 dieser Ketzer &ouml;ffentlich verbrennen lassen, deren beide Gruppen gleicherma&szlig;en ungesetzlich sind. Dessen ungeachtet sind sie laut Capt. Yule sehr zahlreich, huldigen jedoch ihrem Glauben insgeheim.</P>
<B><P><A NAME="S281">&lt;281&gt;</A></B> Die Fr&uuml;hgeschichte Birmas ist nur wenig bekannt. Das Reich erlangte den H&ouml;hepunkt seiner Macht im 11. Jahrhundert, als Pegu die Hauptstadt war. Um den Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der Staat in mehrere kleinere und unabh&auml;ngige Regierungen gespalten, die gegeneinander Krieg f&uuml;hrten; und im Jahre 1554, als der K&ouml;nig Tschen-bayu-Majyajen die Stadt Ava einnahm, hatte er sich das ganze Tal des Irawadi unterworfen und so gar Siam untertan gemacht. Nach verschiedenen Ver&auml;nderungen erhob Alompra, der Gr&uuml;nder der gegenw&auml;rtigen Dynastie (er starb 1760), noch einmal das Reich zu einer Macht und Ausdehnung, die der fr&uuml;heren ungef&auml;hr gleichkam. Von dieser Zeit an haben die Briten davon die fruchtbarsten und wertvollsten Provinzen genommen.</P>
<P>Die Regierungsform von Birma ist reiner Despotismus, der K&ouml;nig, dessen einer Titel "Herr &uuml;ber Leben und Tod" ist, verh&auml;ngt Gef&auml;ngnis- und Geldstrafen, Folter oder Tod nach seinem erhabenen Willen. Die Regierung wird im einzelnen von dem hlwot-dau oder Staatsrat ausge&uuml;bt, dessen Vorsitz der vorher benannte rechtm&auml;&szlig;ige Thronfolger oder, wenn kein Nachfolger benannt ist, ein Prinz k&ouml;niglichen Gebl&uuml;ts f&uuml;hrt. In gew&ouml;hnlichen Zeiten setzt sich der Rat aus vier Ministern zusammen, die jedoch keine bestimmten Ressorts haben, sondern so handeln, wie es der Zufall f&uuml;gt. Sie bilden auch einen hohen Gerichtshof, vor den Prozesse zur endg&uuml;ltigen Entscheidung gebracht werden; und in ihrer pers&ouml;nlichen Eigenschaft haben sie die Macht, Urteile zu f&auml;llen in Angelegenheiten, die nicht vor den Kollektivrat gebracht werden. Da sie 10% des Eigentums im Proze&szlig; f&uuml;r die Kosten des Urteils behalten, beziehen sie recht h&uuml;bsche Eink&uuml;nfte aus dieser Quelle. Hieraus und aus anderen Eigent&uuml;mlichkeiten der birmanischen Regierung ist leicht zu ersehen, da&szlig; dem Volke selten Gerechtigkeit zuteil wird. Jeder Beamte ist zugleich ein Pl&uuml;nderer, die Richter sind k&auml;uflich, die Polizei ist machtlos, R&auml;uber und Diebe sind zahlreich, Leben und Eigentum sind unsicher, und es fehlt jeder Antrieb zum Fortschritt. Nahe der Hauptstadt ist die Macht des K&ouml;nigs furchtbar und tyrannisch. Sie nimmt mit der Entfernung ab, so da&szlig; in den entlegeneren Provinzen das Volk den Forderungen des Herrn des wei&szlig;en Elefanten nur wenig Rechnung tr&auml;gt, seine eigenen Gouverneure w&auml;hlt, die vom K&ouml;nig best&auml;tigt werden, und der Regierung nur geringen Tribut zahlt. Tats&auml;chlich bieten die an China grenzenden Provinzen das kuriose Schauspiel eines Volkes, das zufrieden unter zwei Regierungen lebt, der chinesischen und der birmanischen, die gleichen Anteil an der Best&auml;tigung der Gouverneure dieser Gebiete haben, aber weise im allgemeinen die gleichen M&auml;nner einsetzen. Nichtsdestoweniger haben verschiedene britische Missionen Birma <A NAME="S282"><B>&lt;282&gt;</A></B> besucht, und obgleich die Missionst&auml;tigkeit dort erfolgreicher durchgef&uuml;hrt wurde als irgendwo sonst in Asien, ist das Innere Birmas noch eine vollst&auml;ndige terra incognita, &uuml;ber die moderne Geographen und Kartographen einige wilde Vermutungen gewagt haben, jedoch im einzelnen sehr wenig wissen. - (Siehe "Bericht der 1855 vom Generalgouverneur von Indien an den Hof von Ava gesandten Mission" von Capt. Henry Yule, London 1858).</P>
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