emacs.d/clones/www.mlwerke.de/me/me09/me09_049.htm

45 lines
21 KiB
HTML
Raw Normal View History

2022-08-25 20:29:11 +02:00
<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
<HTML>
<HEAD>
<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<TITLE>Karl Marx - Errungenschaften des Ministeriums</TITLE>
</HEAD>
<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 9, S. 49-55<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Errungenschaften des Ministeriums</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3753 vom 27. April 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S49">&lt;49&gt;</A></B> London, Dienstag, 12. April 1853</P>
<P>Das Beste, was vielleicht zugunsten des Koalitionsministeriums gesagt werden kann, ist, da&szlig; es die Ohnmacht der Regierungsgewalt in einem Moment des &Uuml;bergangs zum Ausdruck bringt, in einem Moment, da eine Regierung nur als Erscheinung, aber noch nicht als Realit&auml;t m&ouml;glich ist, in einem Moment, da die alten Parteien von der Szene abtreten und die neuen sich noch nicht konsolidiert haben.</P>
<P>Welche Errungenschaften hat nun die "Regierung aller Talente" nach dem ersten Quartal ihrer Probezeit zu verzeichnen? Zwei Lesungen der Jewish Disabilities Bill &lt;Judenemanzipationsgesetz&gt; und drei der Canada Clergy Reserves Bill &lt;Gesetz &uuml;ber die S&auml;kularisierung des kanadischen Kirchenreservefonds&gt;. Letztere gibt der kanadischen gesetzgebenden K&ouml;rperschaft die M&ouml;glichkeit, &uuml;ber einen bestimmten Teil der Einnahmen aus den Landverk&auml;ufen zu verf&uuml;gen, der bisher ausschlie&szlig;lich den privilegierten Kirchen von England und Schottland zugute kam. Als diese Bill dem Parlament zum ersten Mal von Lord John Russell vorgelegt wurde, bestand sie aus drei Klauseln, von denen die dritte Klausel das Gesetz aufhob, nach welchem der konsolidierte Fonds damit belastet war, das Defizit zu tragen, wenn in irgendeinem Jahre die kanadischen Landverk&auml;ufe nicht die Summe von 9.285 Pfd.St. erreichen. Diese Bill wurde in der zweiten Lesung angenommen, aber als das Haus daraufhin in Komitee ging (18. M&auml;rz), zog Lord John pl&ouml;tzlich seine eigene dritte Klausel zur&uuml;ck. Folglich w&uuml;rden, wenn die kanadische gesetzgebende K&ouml;rperschaft den kirchlichen Reservefonds s&auml;kularisieren sollte, j&auml;hrlich 10.000 Pfd.St. aus den Taschen des britischen Volkes f&uuml;r den Unter- <A NAME="S50"><B>&lt;50&gt;</A></B> halt einer tausend Meilen von ihm entfernten Sekte ausgegeben. Der Minister der Radikalen, Sir W. Molesworth, der gegen alle Zuwendungen an die Kirche ist, scheint selbst ein Anh&auml;nger der Doktrin Lord Johns geworden zu sein, "da&szlig; die britischen Kolonien von dem Alp der englischen Staatskirche nicht anders befreit werden k&ouml;nnen als auf Kosten und Risiko des britischen Volkes im Mutterlande".</P>
<P>W&auml;hrend des ersten Probequartals des Koalitionsministeriums wurden drei Resolutionen der Radikalen eingebracht. Herr Collier schlug die Aufhebung der Kirchengerichte vor, Herr Williams die Ausdehnung der Erbschafts- und der Erbschaftsstempelsteuer auf den Grundbesitz und Herr Hume die Abschaffung aller "reinen Schutzz&ouml;lle". Nat&uuml;rlich war das Ministerium gegen alle diese "durchgreifenden" Reformen. Aber das Koalitionsministerium ist auf eine ganz andere Weise dagegen als die Tories. Die Tories verk&uuml;ndeten entschlossen ihre Entscheidung, der "Beeintr&auml;chtigung der Demokratie" Widerstand zu leisten. Das Koalitionsministerium tut eigentlich dasselbe, aber unter dem Vorwand, die Reformma&szlig;nahmen sorgf&auml;ltiger anzuwenden. Sie leben von den Reformen, wie die anderen davon lebten, sie zu mi&szlig;brauchen. Sie tun so, als ob sie sich sehr mit Reformen besch&auml;ftigen, haben aber ein ganzes System erfunden, um sie hinauszuschieben. Einmal halten sie es f&uuml;r "ratsam, das Ergebnis einer laufenden Untersuchung abzuwarten", dann wieder "ist gerade eine Kommission ernannt worden, und es kann nichts unternommen werden, bevor diese nicht ihre Entscheidungen bekanntgegeben hat". Zum andern Mal ist "die Regierung gerade dabei, sich mit dieser Sache zu befassen" und erwartet, bei ihrer Lukubration nicht gest&ouml;rt zu werden. Und weiter, "die Angelegenheit erfordert die Aufmerksamkeit des Hauses und wird er&ouml;rtert werden, wenn sich eine g&uuml;nstige Gelegenheit bietet"; oder "die richtige Zeit daf&uuml;r ist noch nicht gekommen". - "Die Zeit ist nicht mehr fern, wo etwas getan werden mu&szlig;." Einzelne Ma&szlig;nahmen m&uuml;ssen aufgeschoben werden, um ganze Systeme wieder in Ordnung zu bringen, oder aber ganze Systeme m&uuml;ssen konserviert werden, um einzelne Ma&szlig;nahmen durchzuf&uuml;hren. Die in der orientalischen Frage proklamierte "Politik der Enthaltung" ist auch die Innenpolitik des Ministeriums.</P>
<P>Als Lord John Russell das Programm des Koalitionsministeriums erstmalig ank&uuml;ndigte und es mit allgemeiner Best&uuml;rzung aufgenommen wurde, riefen seine Anh&auml;nger aus: "Wir m&uuml;ssen etwas haben, was Begeisterung hervorruft. Der Volksunterricht soll es sein. Unser Russell br&uuml;tet einen wundervollen Erziehungsplan aus. Ihr werdet noch davon h&ouml;ren."</P>
<P>Jetzt haben wir davon geh&ouml;rt. Es war am 4. April, da Lord Russell eine allgemeine Darlegung seiner geplanten Unterrichtsreform gab. Ihre Grund- <A NAME="S51"><B>&lt;51&gt;</A></B> z&uuml;ge bestanden darin, da&szlig; sie den Gemeinder&auml;ten die M&ouml;glichkeit gab, eine &ouml;rtliche Steuer zu erheben, um die <I>bestehenden </I>Schulen zu unterst&uuml;tzen, in denen die Doktrinen der anglikanischen Kirche gelehrt werden m&uuml;ssen. Was die Universit&auml;ten betrifft, diese Lieblingskinder der Staatskirche, diese Hauptgegner jeder Reform, so hofft Lord John, "da&szlig; die Universit&auml;ten sich selbst reformieren". Der Mi&szlig;brauch der Stiftungen, die f&uuml;r Erziehungsinstitutionen bestimmt sind, ist notorisch. Ihr Wert kann aus folgendem erraten werden:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es gibt 24 Stiftungen von je 2.000 bis 3.000 Pfd.St. im Jahr, 10 von 3.000 bis 4.000 Pfd.St., 4 von 4.000 bis 5.000 Pfd.St., 2 von 5.000 bis 6.000 Pfd.St., 3 von 8.000 bis 9.000 Pfd.St. und einzelne von 10.000 Pfd.St., 15.000 Pfd.St., 20.000 Pfd.St., 25.000 Pfd.St., 30.000 Pfd.St. und 35.000 Pfd.St. im Jahr."</P>
</FONT><P>Es bedarf keines gro&szlig;en Scharfsinns, herauszufinden, warum die Oligarchie, die von dem Mi&szlig;brauch dieser Fonds lebt, &uuml;beraus vorsichtig mit ihnen umgeht. Russell schl&auml;gt vor:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Stiftungen, die weniger als 30 Pfd.St. J&auml;hrlich betragen, m&uuml;ssen in den Landgerichten &uuml;berpr&uuml;ft werden, Stiftungen, die dar&uuml;ber liegen, von den Oberkanzleidirektoren. Aber <I>kein Verfahren </I>darf in einem dieser Gerichte er&ouml;ffnet werden, <I>ohne Erlaubnis des geheimen Ratskomitees, das f&uuml;r diesen Zweck ernannt wurde</I>."</P>
</FONT><P>Um den k&ouml;niglichen Gerichten eine Klage einzureichen, damit der Pl&uuml;nderung der Stiftungen, die urspr&uuml;nglich f&uuml;r den Volksunterricht bestimmt waren, abgeholfen wird, ist die <I>Erlaubnis </I>eines Komitees notwendig. Eine Erlaubnis! Aber selbst mit dieser Einschr&auml;nkung f&uuml;hlt sich Lord Russell nicht ganz sicher. Er f&uuml;gt hinzu:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn es sich <I>herausstellt</I>, da&szlig; die Verwaltung einer Schule korrupt ist, <I>so soll niemand als das geheime Ratskomitee befugt sein, einzugreifen</I>."</P>
</FONT><P>Das ist eine echte Reform im alten englischen Sinne des Wortes. Sie bringt weder etwas Neues hervor, noch beseitigt sie etwas Altes. Sie zielt darauf hin, das alte System zu erhalten, indem sie ihm eine vern&uuml;nftige Form gibt und ihm sozusagen neue Manieren beibringt. Das ist das Geheimnis der "ererbten Weisheit" der englischen oligarchischen Gesetzgebung. Es besteht einfach darin, Mi&szlig;br&auml;uche erblich zu machen, indem man sie von Zeit zu Zeit, wie es geschehen ist, durch eine Transfusion frischen Blutes auffrischt.</P>
<P>Wenn, wie jeder zugeben mu&szlig;, die Jewish Disabilities Bill ein <I>kleiner </I>Versuch war, religi&ouml;se Toleranz zu erreichen, die Canada Reserves Bill ein <I>kleiner </I>Versuch war, koloniale Selbstverwaltung zuzugestehen, die Education <A NAME="S52"><B>&lt;52&gt;</A></B> Bill &lt;Volksunterrichtsgesetz&gt; ein <I>kleiner </I>Versuch war, die Frage des Volksunterrichts zu umgehen, so ist Gladstones Finanzprojekt dagegen ein <I>unendlich kleiner </I>Versuch, mit dem Riesenungeheuer, genannt die Staatsschuld Gro&szlig;britanniens, fertig zu werden.</P>
<P>Am 6. April, vor der Verk&uuml;ndigung des Budgets, legte Herr Gladstone dem Unterhause mehrere Vorschl&auml;ge zur Beschlu&szlig;fassung vor, die die Staatsschuld behandeln. Vorher schon hatte "Morning Chronicle" mitgeteilt, da&szlig; Vorschl&auml;ge von &auml;u&szlig;erster Wichtigkeit gemacht werden w&uuml;rden, die "dem Vernehmen zufolge von gro&szlig;er Bedeutung und ungew&ouml;hnlichem Interesse" seien. Auf dieses Ger&uuml;cht hin stiegen die Staatspapiere; man hatte den Eindruck, als wolle Gladstone die Staatsschuld l&ouml;schen. Doch am 8. April, in dem Augenblick, da sich das Komitee zur Beratung &uuml;ber diese Resolutionen traf, &auml;nderte Herr Gladstone sie pl&ouml;tzlich und in solcher Weise, da&szlig; er ihnen "Bedeutung und Interesse" nahm. Nun fragen wir mit Herrn Disraeli: "Was sollte dieser ganze Rummel bedeuten?"</P>
<P>Das Endziel der Antr&auml;ge des Herrn Gladstone war, wie er selbst sagte, die Reduzierung der Zinsen der Staatspapiere auf den Normalstand von 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>%. In den Jahren 1822-1825, 1830/1831, 1844/1845 hatten bereits Reduzierungen von 5% auf 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>%, von 4<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% auf 4%, von 4% auf 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% und von 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% auf 3% stattgefunden. Warum sollte jetzt nicht noch eine Reduzierung von 300 auf 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% vorgenommen werden k&ouml;nnen? Die Vorschl&auml;ge des Herrn Gladstone lauten folgenderma&szlig;en:</P>
<P>Erstens: Die verschiedenen Papiere bis zum Betrage von 9.500.000 Pfd.St. und die haupts&auml;chlich mit dem alten S&uuml;dseeschwindel verbundenen auf einen einzigen Nenner zu bringen und sie zwangsweise von 3% auf 2<FONT SIZE="-1"><SUP>3</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">4</FONT>% zu reduzieren. Dies w&uuml;rde eine laufende j&auml;hrliche Ersparnis von ungef&auml;hr 25.000 Pfd.St. ergeben. Die Erfindung einer neuen gemeinsamen Bezeichnung f&uuml;r verschiedene Papiere und die Einsparung von 25.000 Pfd.St. bei Ausgaben von 30.000.000 Pfd.St. j&auml;hrlich ist sicherlich kein Grund zur Prahlerei.</P>
<P>Zweitens: Schl&auml;gt er die Emission eines neuen Wertpapiers unter dem Namen <I>Schatzkammerbonds </I>vor, die 30.000.000 Pfd.St. nicht &uuml;bersteigen. Diese Schatzkammerbonds sollen durch einfache &Uuml;bergabe, ohne irgendwelche Kosten, &uuml;bertragbar sein und bis zum 1. September 1864 2<FONT SIZE="-1"><SUP>3</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">4</FONT>% und dann, bis zum 1. September 1894, 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% Zinsen bringen. Dies ist also nichts anderes als die Schaffung eines neuen Finanzinstruments, das in seiner Anwendung durch die Bed&uuml;rfnisse der beg&uuml;terten und handeltreibenden Klassen beschr&auml;nkt ist. Doch wie kann Gladstone f&uuml;r 18.000.000 Pfd.St. Schatzkammerscheine zu 1<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% in der Zirkulation halten und gleichzeitig Schatz- <A NAME="S53"><B>&lt;53&gt;</A></B> kammerbonds von 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-1"><SUP>2</FONT></SUP>%? Und bedeutet es nicht einen Verlust f&uuml;r das Land, wenn es f&uuml;r die Schatzkammerbonds 1% mehr bezahlen soll als f&uuml;r die Schatzkammerscheine? Wie dem auch sei, dieser zweite Vorschlag hat zumindest nichts mit der Verminderung der Staatsschuld zu tun.</P>
<P>Drittens und letztens kommen wir zu der Hauptsache, dem einzigen wichtigen Punkt in Gladstones Vorschl&auml;gen, zu den dreiprozentigen Konsols und den herabgesetzten Dreiprozentigen, die zusammen ein Kapital von nahezu 500.000.000 Pfd.St. repr&auml;sentieren. Hic Rhodus, hic salta! - Eine parlamentarische Verf&uuml;gung verbietet die zwangsweise Herabsetzung dieser Papiere, <I>au&szlig;er bei zw&ouml;lfmonatiger K&uuml;ndigung</I>. Herr Gladstone w&auml;hlt daher ein freiwilliges Umwechslungsverfahren und bietet den Besitzern der Dreiprozentigen an, ihre Papiere nach Wahl gegen andere umzutauschen, die nach seinen Vorschl&auml;gen geschaffen werden sollen. Sie sollen die Wahl haben, 100 Pfd.St. der Dreiprozentigen auf eine der folgenden Arten umzutauschen:</P>
<P>1. Sie k&ouml;nnen je 100 Pfd.St. der dreiprozentigen Effekten gegen einen Schatzkammerbond in H&ouml;he des gleichen Betrags umtauschen, der bis 1864 2<FONT SIZE="-1"><SUP>3</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">4</FONT>% Zinsen bringt und dann 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% bis 1894. Wenn s&auml;mtliche 30.000.000 Pfd.St. Schatzkammerbonds zu 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% die 30.000.000 Pfd.St. Konsols zu 3% ersetzten, so ergibt sich f&uuml;r die ersten zehn Jahre eine Einsparung von 75.000 Pfd.St. und nach den ersten zehn Jahren von 150.000 Pfd.St. - insgesamt 225.000 Pfd.St. Die Regierung w&auml;re jedoch verpflichtet, die gesamten 30.000.000 Pfd.St. zur&uuml;ckzuzahlen. In jedem Fall ist das kein Vorschlag, der weitgehend mit den Staatsschulden fertig wird.</P>
<P>2. Der zweite Vorschlag geht dahin, da&szlig; die Besitzer von dreiprozentigen Papieren f&uuml;r je 100 Pfd.St. - 82 Pfd.St. 10 sh. in neuen 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Papieren erhalten, die mit einem Zinsfu&szlig; von 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% bis zum 5. Januar 1894 ausgezahlt werden sollen. Gehen die Leute auf diesen Tausch ein, so bekommen sie statt der jetzigen 3 Pfd.St. Zinsen nur mehr 2 Pfd.St. 17 sh. 9 d. Hier ergibt sich also ein Verlust von j&auml;hrlich 2 sh. 3 d. auf je 100 Pfd.St. W&uuml;rden die gesamten 500.000.000 Pfd.St. nach diesem Vorschlag konvertiert, so h&auml;tte die Nation statt wie bisher 15.000.000 Pfd.St. j&auml;hrlich nur mehr 14.437.500 Pfd.St. zu zahlen, was einem Gewinn von 562.500 Pfd.St. j&auml;hrlich gleichk&auml;me. Um dieser geringen Einsparung von 562.500 Pfd.St. willen w&uuml;rde sich das Parlament jedoch f&uuml;r ein halbes Jahrhundert die H&auml;nde binden und eine Zinsrate bewilligen, die 2<FONT SIZE="-1"><SUP>4</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">5</FONT>% &uuml;bersteigt; und das in einer Zeit, wo alles im Wechsel begriffen ist und &auml;u&szlig;erste Ungewi&szlig;heit &uuml;ber die k&uuml;nftige durchschnittliche Zinsrate besteht. Andrerseits h&auml;tte Gladstone wenigstens das eine gewonnen: Nach Ablauf der 40 Jahre w&uuml;rde er nicht durch dreiprozentige Papiere beunruhigt werden, die jetzt durch eine zw&ouml;lfmonatige <A NAME="S54"><B>&lt;54&gt;</A></B> K&uuml;ndigung gesch&uuml;tzt sind. Er brauchte nur mit den 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Effekten umzugehen, die das Parlament al pari einl&ouml;sen k&ouml;nnte. Gladstone schl&auml;gt f&uuml;r die 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Papiere keine Beschr&auml;nkung vor.</P>
<P>3. Der dritte Vorschlag lautet: Die Inhaber von je 100 Pfd.St. dreiprozentiger Papiere erhalten 110 Pfd.St. in neuen 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Papieren, die bis 1894 laufen. Als Gladstone am 6. April seinen Plan dem Unterhause unterbreitete, hatte er den Betrag der neu zu emittierenden Papiere (der 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen) noch nicht fixiert. Als ihn aber Herr Disraeli darauf aufmerksam machte, da&szlig; jeder vern&uuml;nftige Mensch bei einem Vergleich dieses Antrags mit den beiden anderen vorgeschlagenen Modi sich unbedingt f&uuml;r die Konversion seiner 100 Pfd.St. in 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentige Papiere entscheiden w&uuml;rde, da&szlig; ferner bei der Konversion der gesamten 500.000.000 Pfd.St. Dreiprozentige in neue Papiere das Land auf einer Seite wohl 1.250.000 Pfd.St. j&auml;hrlich gew&auml;nne, auf der andern Seite aber die Staatsschuld um 50.000.000 Pfd.St. zun&auml;hme, da &auml;nderte Herr Gladstone am folgenden Tage seinen Antrag und schlug vor, die neuen 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Papiere auf 30.000.000 Pfd.St. zu begrenzen. Durch diese &Auml;nderung verliert jedoch der ganze dritte Antrag seine Bedeutung in bezug auf die Staatsschuld. Die Summe dieser Schuld w&uuml;rde nur um 30.00.000 Pfd.St. zunehmen.</P>
<P>Hier haben Sie "einen der bedeutendsten und gewaltigsten Finanzvorschl&auml;ge, der je gemacht wurde". Es gibt wahrscheinlich keinen gr&ouml;&szlig;eren Humbug in der Welt als das sogenannte Finanzwesen. Die einfachsten Operationen, die Budget und Staatsschuld betreffen, werden von den J&uuml;ngern dieser "Geheimwissenschaft" mit den abstrusesten Ausdr&uuml;cken bezeichnet; hinter dieser Terminologie verstecken sich die trivialen Man&ouml;ver der Schaffung verschiedener Bezeichnungen von Wertpapieren - die Umwechslung alter Papiere gegen neue, die Herabsetzung des Zinses und die Erh&ouml;hung des nominellen Kapitals, die Erh&ouml;hung des Zinses und die Herabsetzung des Kapitals, die Einf&uuml;hrung von Pr&auml;mien, Bonussen und Priorit&auml;tsaktien, die Unterscheidung zwischen amortisierbaren und nicht amortisierbaren Annuit&auml;ten, die k&uuml;nstliche Abstufung der &Uuml;bertragungsm&ouml;glichkeiten der verschiedenen Papiere in einer Weise, welche das Publikum mit dieser abscheulichen B&ouml;rsenscholastik und f&uuml;rchterlichen Mannigfaltigkeit der Details verwirrt. Den Wucherern aber wird mit einem jeden neuen System dieser Art eine gierig erwartete Gelegenheit geboten, ihre unheilvolle und r&auml;uberische T&auml;tigkeit zu entfalten. Andrerseits sieht der &Ouml;konom in diesem ganzen Durcheinander der Umwechslungen, Permutationen und Kombinationen nicht so sehr eine Angelegenheit der Finanzpolitik als eine einfache Frage der Arithmetik oder der blo&szlig;en Phraseologie.</P>
<B><P><A NAME="S55">&lt;55&gt;</A></B> Herr Gladstone ist gewi&szlig; ein Meister in dieser Art der Finanzalchimie, und sein Plan kann nicht besser charakterisiert werden als mit den Worten Disraelis:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Witz und Genie der geriebensten Kasuisten haben niemals eine kompliziertere und verwickeltere Maschinerie ersonnen, um ein so geringf&uuml;giges Resultat zu erzielen. In den Schriften des heiligen Thomas von Aquino gibt es ein Kapitel, in dem die Frage er&ouml;rtert wird, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen k&ouml;nnen. Das war eine der feinsten Bl&uuml;ten des menschlichen Geistes; und ich erkenne in Gladstones Vorschl&auml;gen eine auffallende Verwandtschaft mit diesem hervorragenden Geist."</P>
</FONT><P>Sie werden sich meiner Feststellung erinnern, da&szlig; das Ziel von Herrn Gladstones Pl&auml;nen die Errichtung eines "normalen" 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Fonds war. Nun schafft er zur Erreichung dieses Zweckes einen sehr beschr&auml;nkten 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Fonds und eine unbegrenzte 3<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentige Anleihe. Um den kleinen 2<FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>prozentigen Fonds zu schaffen, setzt er den Zinsfu&szlig; um <FONT SIZE="-1"><SUP>1</FONT></SUP>/<FONT SIZE="-2">2</FONT>% herab und gibt andererseits einen Bonus von 10%, um diese Herabsetzung vollziehen zu k&ouml;nnen. Um der Schwierigkeit bei den dreiprozentigen Papieren zu entgehen, die durch eine zw&ouml;lfmonatige K&uuml;ndigungsfrist "gesch&uuml;tzt" sind, macht er ein Gesetz f&uuml;r die n&auml;chsten 40 Jahre im voraus. H&auml;tte er Erfolg, so w&uuml;rde er zwei Generationen aller denkbaren Gl&uuml;ckschancen in ihren Finanzangelegenheiten berauben.</P>
<P>Die Position des Koalitionsministeriums im Parlament ist aus der Statistik &uuml;ber die Stimmabgabe klar ersichtlich. In der Maynooth-Frage erhielt es in einem vollen Hause nur die knappe Mehrheit von 30 Stimmen. Bei der Jewish Disabilities Bill (noch nicht durch die dritte Lesung gekommen) erhielt sie bei Anwesenheit von 439 Mitgliedern eine Mehrheit von nicht einmal 30 Stimmen. Bei der Canada Reserves Bill wurde das Ministerium - als Russell seine dritte Klausel zur&uuml;ckzog - durch die Tories vor seinen eigenen Anh&auml;ngern gerettet. Sie erhielten ihre Mehrheit fast ausschlie&szlig;lich durch die Stimmen der Konservativen.</P>
<P>Ich werde mich nicht bei den inneren Streitigkeiten des Kabinetts aufhalten, die in den Debatten &uuml;ber die Canada Bill auftauchten, nicht bei der hei&szlig;en Polemik der Regierungsbl&auml;tter &uuml;ber die Einkommensteuer und vor allem &uuml;ber ihre Au&szlig;enpolitik. Es gibt nicht eine einzige Frage, auf die das Koalitionsministerium nicht wie Geisa, der magyarische K&ouml;nig, antworten w&uuml;rde, der, nachdem er zum Christentum &uuml;bergetreten war, dennoch fortfuhr, die Riten seines alten Aberglaubens einzuhalten. Als er gefragt wurde, welchem der beiden Glauben er wirklich angeh&ouml;re, erwiderte er: "Ich bin reich genug, um beiden Glauben anzugeh&ouml;ren."</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
</I>
</BODY>
</HTML>