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<!-- #BeginTemplate "/Templates/Mehring - Karl Marx.dwt" -->
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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Das Brüsseler Exil</TITLE>
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<!--Hier war ein falsch terminierter Kommentar -->
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<TR>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Mehring</SMALL></A></TD>
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<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
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1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->116-159<!-- #EndEditable -->.<BR>
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1. Korrektur<BR>
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Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
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<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Fünftes Kapitel: Das Brüsseler Exil<!-- #EndEditable --></H1>
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<!-- #BeginEditable "Text" -->
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<H3 ALIGN="CENTER">1. »Die deutsche Ideologie«<A name="Kap_1"></A></H3>
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<P><B>|116|</B> Aus Paris vertrieben, war Marx mit seiner Familie nach Brüssel
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übergesiedelt. Engels befürchtete, man werde ihn am Ende auch in Belgien
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belästigen, und es geschah sogar schon im Anfange.</P>
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<P>Wie Marx an Heine schrieb, mußte er gleich nach seiner Ankunft in Brüssel
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auf der Administration de la sûreté publique die Verpflichtung unterzeichnen,
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nichts über Tagespolitik in Belgien drucken zu lassen. Das konnte er mit
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ruhigem Gewissen tun, denn er hatte dazu weder die Absicht noch die Möglichkeit.
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Da jedoch die preußische Regierung fortfuhr, das belgische Ministerium wegen
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seiner Ausweisung zu behelligen, so nahm Marx noch in demselben Jahre, am 1. Dezember
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1845, seine Entlassung aus dem preußischen Staatsverbande.</P>
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<P>Jedoch hat er weder damals noch später das Bürgerrecht eines fremden
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Staates angenommen, das ihm im Frühjahr 1848 von der provisorischen Regierung
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der französischen Republik sogar in ehrenvoller Weise angeboten wurde. Wie
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Heine, hat sich Marx dazu nicht entschließen können, obgleich Freiligrath,
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der als kerndeutscher Mann so oft als prunkendes Gegenstück zu den beiden
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»vaterlandslosen Gesellen« ausgespielt worden ist, durchaus keinen Anstand nahm,
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sich im Exil als Engländer naturalisieren zu lassen.</P>
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<P>Im Frühjahr 1845 kam auch Engels nach Brüssel, und die Freunde machten
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eine gemeinsame Studienreise nach England, die sich auf sechs Wochen ausdehnte.
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Auf ihr gewann Marx, der schon in Paris begonnen hatte, sich mit MacCulloch und
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Ricardo zu beschäftigen, tiefere Einblicke in die ökonomische Literatur
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des Inselreichs, wenn er nur auch erst »die in Manchester aufzutreibenden Bücher«
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einsehen konnte, neben den Auszügen und Schriften, die Engels besaß.
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Engels, der schon bei seinem ersten Aufenthalt in England sowohl für die
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»New Moral World«, das Organ Owens, wie für den »Northern Star«, das Organ
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der Chartisten, gearbeitet hatte, frischte die alten Beziehungen auf, und so wurden
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auch von beiden Freunden neue Verbindungen angeknüpft, mit den Chartisten
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sowohl wie mit den Sozialisten.</P>
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<P><B><A NAME="S117">|117|</A></B> Nach dieser Reise machten sie sich zunächst
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wieder an eine gemeinsame Arbeit. »Wir beschlossen«, wie Marx später lakonisch
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genug gesagt hat, »den Gegensatz unsrer Ansicht gegen die ideologische der deutschen
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Philosophie gemeinschaftlich auszuarbeiten, in der Tat mit unserm ehemaligen philosophischen
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Gewissen abzurechnen. Der Vorsatz ward ausgeführt in der Form einer Kritik
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der nachhegelschen Philosophie. Das Manuskript, zwei starke Oktavbände, war
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längst an seinem Verlagsort in Westfalen angelangt, als wir die Nachricht
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erhielten, daß veränderte Umstände den Druck nicht erlaubten.
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Wir überließen das Manuskript der nagenden Kritik der Mäuse um
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so williger, als wir unsern Hauptzweck erreicht hatten - Selbstverständigung.«<A name="ZT1"></A><A href="fm03_116.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A>
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Die Mäuse haben an dem Manuskript nun auch im wörtlichsten Sinne des
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Worts ihr Werk getan; aber die Trümmer, die sich davon erhalten haben, machen
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es erklärlich, daß die Verfasser über das Mißgeschick nicht
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allzu betrübt gewesen sind,</P>
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<P>War ihre gründliche und selbst allzu gründliche Abrechnung mit den
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Bauers schon eine harte Nuß für die Leser, so, wären diese zwei
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starken Bände von zusammen fünfzig Druckbogen noch eine viel härtere
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Nuß für sie gewesen. Der Titel des Werkes lautete »Die deutsche Ideologie,
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Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach,
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B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten«<A name="ZT2"></A><A href="fm03_116.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A>.
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Engels hat später aus der Erinnerung gesagt, die Kritik Stirners allein sei
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nicht weniger umfangreich gewesen als das Buch Stirners selbst, und die Proben,
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die inzwischen davon veröffentlicht worden sind, lassen diese Erinnerung
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als durchaus glaubhaft erscheinen. Es ist eine noch weitläufigere Überpolemik,
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als schon die »Heilige Familie« in ihren dürrsten Kapiteln aufzeigt, dafür
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sind die Oasen in der Wüste viel spärlicher gesäet, wenn sie auch
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keineswegs völlig fehlen. Und wo immer sich dialektische Schärfe zeigt,
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artet sie alsbald in Haarspaltereien und Wortklaubereien mitunter recht kleinlicher
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Art aus.</P>
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<P>Gewiß ist in diesen Dingen der heutige Geschmack viel heikler, als der
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damalige Geschmack war. Aber damit ist nicht alles erklärt, zumal da Marx
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und Engels vorher und nachher und selbst gleichzeitig gezeigt haben, daß
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sie über eine epigrammatisch scharfe Kritik geboten, wie denn ihr Stil zum
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wenigsten an Weitschweifigkeit litt. Entscheidend war, daß sich diese Geisteskämpfe
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in einem ganz kleinen Kreise abspielten, wozu dann noch die meist große
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Jugend der Kämpfer kam. Es war eine Erscheinung, wie sie ähnlich die
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Literaturgeschichte an Shakespeare und seinen dramatischen Zeitgenossen beobachtet
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hat; eine Redewendung <A NAME="S118"></A><B>|118|*</B> totzuhetzen, der Rede des
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Gegners durch buchstäbliche oder mißverständliche Deutung einen
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möglichst törichten Sinn unterzustellen, die Neigung zum Gesteigerten
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und Grenzenlosen im Ausdruck - alles das war nicht auf das große Publikum,
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sondern auf das verfeinerte Verständnis der Fachgenossen berechnet. Was uns
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heute an Shakespeares Witz ungenießbar oder selbst unverständlich erscheint,
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erklärt sich daraus, daß ihn bei seinem Schaffen bewußt oder
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unbewußt der Gedanke begleitete, wie Greene und Marlowe, wie Jones, Fletcher
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und Beaumont darüber urteilen würden.</P>
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<P>So etwa mag man sich den Ton erklären, in den Marx und Engels bewußt
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oder unbewußt verfielen, wenn sie es mit den Bauer und Stirner und sonst
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alten Kumpanen der reinen Hirnweberei zu tun hatten. Lehrreicher würde ohne
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Zweifel gewesen sein, was ihr Werk über Feuerbach zu sagen gehabt hätte,
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denn dabei hätte es sich nicht nur um eine wesentlich negative Kritik gehandelt,
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aber dieser Abschnitt ist leider nicht vollendet worden. Einige Aphorismen, die
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Marx 1845 über Feuerbach niedergeschrieben und Engels einige Jahrzehnte später
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veröffentlicht hat, geben immerhin deutliche Fingerzeige.<A name="ZT3"></A><A href="fm03_116.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Marx vermißte
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an Feuerbachs Materialismus, was er als Student schon an Demokrit, dem bahnbrechenden
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Vertreter des Materialismus, vermißt hatte: nämlich das »energische
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Prinzip«; er nannte es den Hauptmangel alles bisherigen Materialismus, die Sinnlichkeit
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und Wirklichkeit nur unter der Form der Anschauung oder des Objekts zu fassen,
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nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, nicht als Praxis, nicht subjektiv.
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Daher sei es geschehen, daß die tätige Seite, im Gegensatze zum Materialismus,
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vom Idealismus entwickelt worden sei -, aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich
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die wirkliche, sinnliche Tätigkeit nicht kenne. Mit andern Worten: indem
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Feuerbach den ganzen Hegel fortwarf, hatte er zu viel fortgeworfen; es kam darauf
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an, Hegels weltumwälzende Dialektik aus dem Reiche der Gedanken in das Reich
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der Wirklichkeit zu übertragen.</P>
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<P>In seiner kecken Art hatte Engels schon von Barmen aus an Feuerbach geschrieben,
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um ihn für den Kommunismus zu werben. Feuerbach hatte freundlich, aber -
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wenigstens vorläufig - ablehnend geantwortet. Womöglich wolle er im
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Sommer an den Rhein kommen und dann wollte Engels ihm schon »beibringen«, daß
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er auch nach Brüssel müsse. Einstweilen schickte er Hermann Kriege,
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einen Schüler Feuerbachs, als »famosen Agitator« an Marx.</P>
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<P>Allein Feuerbach kam nicht an den Rhein, und seine nächsten Veröffentlichungen
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zeigten, daß er aus dem »alten Stiefel« nicht mehr herauskam. Auch sein
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Schüler Kriege bewährte sich nicht; er trug zwar die <A NAME="S119"></A><B>|119|</B>
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kommunistische Propaganda über den großen Teich, richtete aber in New
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York heillosen Unfug an, der auch zerstörend auf die kommunistische Kolonie
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zurückwirkte, die sich in Brüssel um Marx zu sammeln begann.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">2. Der »wahre« Sozialismus<A name="Kap_2"></A></H3>
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<P>Der zweite Teil des geplanten Werks sollte sich mit dem deutschen Sozialismus
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in seinen verschiedenen Propheten befassen, die »gesamte fade und geschmacklose
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Literatur des deutschen Sozialismus« kritisch auflösen.</P>
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<P>Es waren damit Männer wie Moses Heß, Karl Grün, Otto Lüning,
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Hermann Püttmann und andere gemeint, die sich eine ganz ansehnliche, namentlich
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auch an Zeitschriften reiche Literatur geschaffen hatten: den »Gesellschaftsspiegel«,
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der vom Sommer 1845 bis zum Sommer 1846 als Monatsschrift erschien, dann die »Rheinischen
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Jahrbücher« und das »Deutsche Bürgerbuch«, von denen 1845 und 1846 je
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zwei Jahrgänge herauskamen, weiter »Das Westphälische Dampfboot«, eine
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Monatsschrift, die auch im Jahre 1845 begann, aber ihr Leben bis in die deutsche
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Revolution erstreckte, endlich einzelne Tagesblätter wie die »Trier'sche
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Zeitung«.</P>
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<P>Die wunderliche Erscheinung, die Grün einmal als »wahren« Sozialismus
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getauft hatte, was von Marx und Engels in spöttischem Sinne aufgegriffen
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wurde, besaß ein sehr kurzes Leben. Sie war im Jahre 1848 schon spurlos
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verschwunden; als der erste Schuß der Revolution fiel, löste sie sich
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von selbst auf. Für die geistige Entwicklung von Marx hat sie irgendeine
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Bedeutung nicht gehabt; er stand ihr von vornherein als ein überlegener Kritiker
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gegenüber. Aber das schroffe Urteil, das er im »Kommunistischen Manifest«
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über sie fällt, gibt doch nicht erschöpfend seine Stellung zu diesem
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Sozialismus wieder; er hat ihn zeitweise für einen Most gehalten, der bei
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allem absurden Gebärden doch wohl einen Wein geben könne. Dasselbe galt,
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und in noch höherem Grade, von Engels.</P>
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<P>Engels gab mit Moses Heß gemeinsam den »Gesellschaftsspiegel« heraus,
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in den auch Marx einen Beitrag stiftete. Mit Heß haben beide in der Brüsseler
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Zeit mannigfach zusammengearbeitet, und es hatte fast den Anschein, als habe er
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sich ganz in ihre Anschauungen eingelebt. Für die »Rheinischen Jahrbücher«
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hat Marx wiederholt um Heines Mitarbeit geworben, und wenn nicht von ihm, so hat
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diese Zeitschrift, ebenso <A NAME="S120"></A><B>|120|</B> wie das »Deutsche Bürgerbuch«,
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die beide von Püttmann herausgegeben wurden, Aufsätze von Engels veröffentlicht.<A name="ZT4"></A><A href="fm03_116.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A>
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Im »Westphälischen Dampfboot« haben Marx wie Engels mitgearbeitet; Marx hat
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hier das einzige Stück aus dem zweiten Teile der »Deutschen Ideologie« veröffentlicht,
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das bisher ans Tageslicht gekommen ist: eine gründlich scharfe Kritik einer
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feuilletonistischen Schrift, die Karl Grün über die soziale Bewegung
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in Frankreich und Belgien veröffentlicht hatte.<A name="ZT5"></A><A href="fm03_116.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A></P>
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<P>Die Tatsache, daß der »wahre« Sozialismus sich ebenfalls aus der Auflösung
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der Hegelschen Philosophie entwickelt hatte, hat zu der Behauptung geführt,
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Engels und Marx hätten ihm anfangs auch angehört und hätten ihn
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deshalb später um so schärfer kritisiert. Das trifft aber in keiner
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Weise zu. Das wirkliche Verhältnis war vielmehr dies, daß beide Teile
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allerdings von Hegel und Feuerbach zum Sozialismus gekommen waren, aber daß
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Marx und Engels das Wesen dieses Sozialismus an der Französischen Revolution
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und der englischen Industrie studiert hatten, während die »wahren« Sozialisten
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sich daran genügen ließen, die sozialistischen Formeln und Schlagworte
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in »verdorbenes Hegeldeutsch« zu übersetzen. Sie über diesen Standpunkt
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zu erheben, bemühten sich Marx und Engels, wobei sie billig genug dachten,
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die ganze Richtung als Produkt der deutschen Geschichte anzuerkennen. Es war schmeichelhaft
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genug für die Grün und Genossen, wenn ihre Erläuterung des Sozialismus
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als einer müßigen Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen
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Wesens damit verglichen wurde, daß Kant die Willensäußerungen
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der großen französischen Revolution auch nur als Gesetze des wahrhaft
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menschlichen Willens verstanden habe.</P>
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<P>In ihrem pädagogischen Bemühen um den »wahren« Sozialismus haben
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es Engels und Marx weder an Nachsicht noch an Strenge fehlen lassen. Im »Gesellschaftsspiegel«
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von 1845 hat Engels als Mitherausgeber dem guten Heß noch manches durchgehen
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lassen, was ihm selbst sehr gegen den Strich laufen mußte; im »Deutschen
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Bürgerbuch« von 1846 aber machte er den »wahren« Sozialisten doch schon die
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Hölle heiß. »Etwas ›Menschentum‹, wie man das Dings neuerlich tituliert,
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etwas ›Realisierung‹ dieses Menschentums oder vielmehr Ungetüms, etwas Weniges
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über das Eigentum aus Proudhon - dritte oder vierte Hand -, etwas Proletariatsjammer,
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Organisation der Arbeit, die Vereinsmisere zur Hebung der niederen Volksklassen,
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nebst einer grenzenlosen Unwissenheit über die politische Ökonomie und
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die wirkliche Gesellschaft - das ist die ganze Geschichte, die noch dazu durch
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die theoretische Unparteilichkeit, die ›absolute Ruhe des Gedankens‹, den letzten
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Tropfen Blut, die letzte Spur von Energie und Spannkraft verliert. Und mit dieser
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<A NAME="S121"></A><B>|121|</B> Langeweile will man Deutschland revolutionieren,
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das Proletariat in Bewegung setzen, die Massen denken und handeln machen?«<A name="ZT6"></A><A href="fm03_116.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> Die
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Rücksicht auf das Proletariat und die Massen bestimmte in erster Reihe die
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Stellung, die Marx und Engels zu dem »wahren« Sozialismus genommen haben. Wenn
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sie von all seinen Vertretern Karl Grün am heftigsten bekämpften, so
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nicht nur weil er in der Tat die meisten Blößen bot, sondern auch,
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weil er, in Paris lebend, unter den dortigen Arbeitern heillose Verwirrung anrichtete
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und auf Proudhon einen verhängnisvollen Einfluß gewann. Und wenn sie
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im »Kommunistischen Manifest« mit äußerster Schärfe und selbst
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mit deutlicher Anspielung auf ihren bisherigen Freund Heß vom »wahren« Sozialismus
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abrückten, so aus dem Grunde, weil sie damit eine praktische Agitation des
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|
internationalen Proletariats einleiteten.</P>
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|
<P>Damit hing dann auch zusammen, daß sie dem »wahren« Sozialismus etwa
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||
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noch die »pedantische Unschuld« verzeihen wollten, womit er seine »unbeholfenen
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Schulübungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte«,
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|
aber nicht seine angebliche Unterstützung der Regierungen. Der Kampf der
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||
|
Bourgeoisie gegen den vormärzlichen Absolutismus und Feudalismus sollte ihm
|
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|
die »erwünschte Gelegenheit« geboten haben, der liberalen Opposition in den
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|
Rücken zu fallen. »Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem
|
||
|
Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten als erwünschte
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|
Vogelscheuche gegen die drohend aufstrebende Bourgeoisie. Er bildete die süßliche
|
||
|
Ergänzung zu den bittern Peitschenhieben und Flintenkugeln, womit dieselben
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|
Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände bearbeiteten.«<A name="ZT7"></A><A href="fm03_116.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A> Das war arg übertrieben,
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|
soweit es auf die Sache, und ganz ungerecht, soweit es auf die Personen ankam.</P>
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<P>Marx selbst hatte in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« auf
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|
die Eigentümlichkeit der deutschen Zustände hingewiesen, wo sich die
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|
Bourgeoisie nicht gegen die Regierungen erheben konnte, ohne daß sich das
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||
|
Proletariat schon gegen die Bourgeoisie erhob. Die Aufgabe des Sozialismus war
|
||
|
danach, den Liberalismus zu unterstützen, wo er noch revolutionär, und
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||
|
ihn zu bekämpfen, wo er schon reaktionär war. Im einzelnen war diese
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||
|
Aufgabe nicht leicht zu lösen; auch Marx und Engels haben den Liberalismus
|
||
|
gelegentlich als noch revolutionär verteidigt, wo er schon reaktionär
|
||
|
war. Nach der umgekehrten Richtung haben es dann freilich die »wahren« Sozialisten
|
||
|
oft versehen und den Liberalismus in Grund und Boden verurteilt, was den Regierungen
|
||
|
nur angenehm sein konnte, am meisten Karl Grün, aber auch Moses Heß,
|
||
|
am wenigsten Otto Lüning, der das »Westphälische Dampfboot« leitete.
|
||
|
Aber was <A NAME="S122"></A><B>|122|</B> sie in dieser Beziehung gesündigt
|
||
|
haben mögen, das ist aus Torheit und Unverstand geschehen, nicht jedoch in
|
||
|
der Absicht, die Regierungen zu unterstützen. In der Revolution, die das
|
||
|
Todesurteil über ihre ganzen Einbildungen verhängte, haben sie durchaus
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||
|
auf dem linken Flügel der Bourgeoisie gestanden; ganz zu geschweigen von
|
||
|
Heß, der noch in Reih und Glied der deutschen Sozialdemokratie gekämpft
|
||
|
hat, ist auch kein anderer der »wahren« Sozialisten zur Regierung übergelaufen;
|
||
|
von allen Schattierungen des bürgerlichen Sozialismus, den damaligen und
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||
|
nun gar den heutigen, haben die »wahren« Sozialisten in diesem Punkt geradezu
|
||
|
das reinste Gewissen.</P>
|
||
|
<P>Sie hatten auch allen möglichen Respekt vor Marx und Engels, denen sie
|
||
|
ihre Zeitschriften gern offenhielten, sogar wenn sie selbst dabei ein wenig gekämmt
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||
|
wurden; nicht heimliche Tücke, sondern offenbare Unklarheit verschuldete,
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|
daß sie aus ihrer Haut nicht heraus konnten. Mit besonderer Vorliebe sangen
|
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|
sie das alte liebe Philisterlied: Stille, Stille, kein Geräusch gemacht;
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|
in einer jungen Partei dürfe man es nicht so genau nehmen und bei etwa notwendigen
|
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|
Auseinandersetzungen wenigstens den guten Ton nicht verletzen, nicht gar zu bitter
|
||
|
und abstoßend werden; Renommeen, wie Bauer, Ruge, Stirner, müßten
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|
geschont werden. Damit kamen sie bei Marx freilich gerade an den Rechten; er meinte
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||
|
einmal: »Charakteristisch bleibt es für diese alten Weiber, daß sie
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||
|
jeden wirklichen Parteikampf vertuschen und verzuckern möchten.« Doch fand
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er mit dieser gesunden Auffassung auch unter den »wahren« Sozialisten hier und
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||
|
da Verständnis; namentlich in Josef Weydemeyer, der mit Lüning verschwägert
|
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|
war und sich an der Redaktion des »Westphälischen Dampfbootes« beteiligte,
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||
|
gewannen Marx und Engels einen ihrer treuesten Anhänger.</P>
|
||
|
<P>Weydemeyer, ursprünglich preußischer Artillerieleutnant, hatte um
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||
|
seiner politischen Überzeugungen willen den Militärdienst quittiert
|
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|
und war als Unterredakteur der »Trier'schen Zeitung«, die unter dem Einfluß
|
||
|
Karl Grüns stand, in die Kreise des »wahren« Sozialismus geraten. Ob er im
|
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|
Frühling 1846 nach Brüssel aus einem andern Anlaß kam oder schon
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um Marx und Engels kennenzulernen, ist unbekannt; jedenfalls wurde er mit beiden
|
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|
schnell vertraut und ein abgesagter Gegner der Heulmeierei über ihre rücksichtslose
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Kritik, in die selbst sein Schwager Lüning einstimmte. Ein geborener Westfale,
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|
hatte Weydemeyer etwas von der ruhigen und selbst schwerfälligen, aber treuen
|
||
|
und zähen Art, die man seinem Stamme nachsagt. Ein Schriftsteller von großen
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||
|
Gaben ist er nicht gewesen; als er nach Deutschland zurückgekehrt war, nahm
|
||
|
er eine Stelle als Geometer beim Bau der Köln-Mindener Eisenbahn <A NAME="S123"></A><B>|123|</B>
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an und half nur nebenbei am »Westphälischen Dampfboot« mit. Aber in seiner
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praktischen Art suchte er einer anderen Not abzuhelfen, die für Marx und
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Engels je länger je fühlbarer wurde, der Not um einen Verleger.</P>
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<P>Das Literarische Kontor in Zürich wurde ihnen durch Ruges Gehässigkeit
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verschlossen; obgleich Ruge anerkannte, daß Marx nicht leicht etwas Schlechtes
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schreiben werde, setzte er doch seinem Sozius Fröbel die Pistole auf die
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Brust, um ihn an jeder geschäftlichen Verbindung mit Marx zu hindern. Wigand
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in Leipzig, der Hauptverleger der Junghegelianer, hatte aber in einem andern Falle
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schon eine Kritik der Bauer, Feuerbach und Stirner abgelehnt. So eröffnete
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es eine sehr willkommene Aussicht, als Weydemeyer in seiner westfälischen
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Heimat ein paar reiche Kommunisten auftrieb, sie hießen Julius Meyer und
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Rempel, die sich bereit erklärten, das nötige Kapital für ein Verlagsunternehmen
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vorzuschießen. Es sollte gleich in umfassender Weise angelegt werden und
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mit nicht weniger als drei Produktionen beginnen: der »Deutschen Ideologie«, einer
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Bibliothek sozialistischer Schriftsteller und einer Vierteljahrsschrift, als deren
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Redakteur neben Marx und Engels auch Heß vorgesehen war.</P>
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<P>Jedoch als es zum Zahlen kam, versagten die beiden Kapitalisten, trotz der
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mündlichen Abmachungen, die sie nicht nur mit Weydemeyer, sondern auch mit
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Heß getroffen hatten. »Geschäftliche Schwierigkeiten« stellten sich
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zur rechten Zeit ein, um ihre kommunistische Opferfreudigkeit zu lähmen.
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So gab es eine bittere Enttäuschung, die Weydemeyer noch dadurch verschärfte,
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daß er das Manuskript der »Deutschen Ideologie« andern Verlegern ohne Erfolg
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anbot und unter den westfälischen Gesinnungsgenossen einige hundert Franken
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sammelte, um die ärgste Not von Marx zu kehren. Es zeugt für die grundehrliche
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Art des Mannes, daß er diese kleinen Tölpeleien zwar verschuldete,
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aber doch bei Marx und Engels in schnelle Vergessenheit geraten ließ.</P>
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<P>Allein das Manuskript der »Deutschen Ideologie« war nunmehr endgültig
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der nagenden Kritik der Mäuse ausgeliefert.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">3. Weitling und Proudhon<A name="Kap_3"></A></H3>
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<P>Menschlich ungleich ergreifender und sachlich ungleich bedeutsamer als die
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Kritik der nachhegelschen Philosophen und der »wahren« Sozialisten gestalteten
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sich die Auseinandersetzungen, in die Marx mit den <A NAME="S124"></A><B>|124|</B>
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beiden genialen Proletariern geriet, die seine Anfänge bedeutsam beeinflußt
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haben.</P>
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<P>Weitling und Proudhon waren in den Tiefen der Arbeiterklasse geboren, gesunde
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und kräftige Naturen, reich begabt und von den Umständen so begünstigt,
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daß es ihnen wohl möglich gewesen wäre, zu jenen seltenen Ausnahmen
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zu gehören, von denen sich die Spießbürgerweisheit nährt,
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daß jedem Talent der arbeitenden Klasse der Aufstieg in die Reihen der besitzenden
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Klasse eröffnet sei. Beide haben diesen Weg verschmäht und freiwillig
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die Armut erwählt, um für ihre Klassen- und Leidensgenossen zu kämpfen.</P>
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<P>Stattliche Männer, voll markiger Kraft, wie geschaffen für jeden
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Genuß des Lebens, legten sie sich die härtesten Entbehrungen auf, um
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ihren Zielen zu folgen. »Ein schmales Nachtlager, oft zu dreien im engen Zimmer,
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ein Stück Brett als Schreibtisch und mitunter eine Tasse schwarzen Kaffees«
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- so lebte Weitling, als sein Name bereits die Großen der Erde schreckte,
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und ähnlich hauste Proudhon, als sein Name schon europäischen Ruf hatte,
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»gekleidet in ein gestricktes wollenes Wams und an den Füßen die klappernden
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Holzschuhe«, in seinem Pariser Kämmerchen.</P>
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<P>In beiden Männern mischte sich deutsche und französische Kultur.
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Weitling war der Sohn eines französischen Offiziers und eilte nach Paris,
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als er zu seinen Jahren gekommen war, um aus den Quellen des französischen
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Sozialismus zu schöpfen. Proudhon stammte aus der alten Freigrafschaft Burgund,
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die einst durch Ludwig XIV. an Frankreich gekommen war; man hat ihm immer den
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deutschen Kopf oder auch den deutschen Querkopf ansehen wollen. In jedem Falle
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zog es ihn, als er zu geistigem Selbstbewußtsein erwacht war, zur deutschen
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Philosophie, in deren Vertretern Weitling nur unklare »Nebler« sah, während
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wieder Proudhon nicht scharf genug über die großen Utopisten urteilen
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konnte, denen Weitling sein Bestes verdankte.</P>
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<P>Gemeinsam war ihnen vor allem ihr Ruhm und ihr Verhängnis. Sie waren die
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ersten modernen Proletarier, die den historischen Beweis des Geistes und der Kraft
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lieferten, den historischen Beweis, daß die moderne Arbeiterklasse sich
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selbst befreien könne, die zuerst den fehlerhaften Kreis zerbrachen, worin
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sich Arbeiterbewegung und Sozialismus bewegten. Insoweit haben sie Epoche gemacht,
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insoweit ist ihr Schaffen und Wirken vorbildlich gewesen, hat es befruchtend auf
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die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus gewirkt. Niemand hat die Anfänge
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Weitlings und Proudhons mit reicherem Lobe überschüttet als Marx. Was
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ihm zunächst die kritische Auflösung der Hegelschen Philosophie <A NAME="S125"></A><B>|125|</B>
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als spekulatives Denkergebnis geliefert hatte, das sah er im wirklichen Leben
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vor allem andern bestätigt durch Proudhon und Weitling.</P>
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<P>Aber wie den gleichen Ruhm, so teilten beide Männer auch das gleiche Verhängnis.
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Trotz aller Einsicht und Fernsicht ist Weitling nie über den deutschen Handwerksburschen,
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Proudhon nie über den französischen Kleinbürger hinausgekommen.
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So trennten sie sich von dem Manne, der glorreich zu vollenden wußte, was
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sie glänzend begonnen hatten. Es ist nicht in persönlicher Eitelkeit,
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nicht in verbissener Rechthaberei geschehen, wenn beides dann auch mehr oder minder
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hervorgetreten sein mag, je mehr sie sich durch den Strom der geschichtlichen
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Entwicklung auf den Sand gesetzt fühlten. Ihre Auseinandersetzungen mit Marx
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zeigen, daß sie schlechterdings nicht verstanden, wohinaus dieser wollte.
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Sie wurden die Opfer eines beschränkten Klassenbewußtseins, das deshalb
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nur um so wirksamer war, weil es unbewußt in ihnen wirken mochte.</P>
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<P>Weitling kam im Anfange des Jahres 1846 nach Brüssel. Nachdem seine Agitation
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in der Schweiz an ihren inneren Widersprüchen erlahmt und danach das Opfer
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brutaler Gewalt geworden war, hatte er sich nach London gewandt, wo er schon mit
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den Leuten vom Bunde der Gerechten nicht fertig werden konnte. Er verfiel seinem
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grausamen Schicksal gerade dadurch, daß er sich vor ihm in einen Prophetendünkel
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zu retten suchte. Statt sich in die englische Arbeiterbewegung zu stürzen,
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zu einer Zeit, wo die chartistische Agitation hohe Wellen schlug, arbeitete er
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an einer Denk- und Sprachlehre, um eine Weltsprache zu schaffen, die von nun an
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mehr und mehr seine Lieblingsmarotte wurde. Er wagte sich jetzt unbedenklich an
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Aufgaben, denen seine Fähigkeiten und Kenntnisse in keiner Weise gewachsen
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waren, und geriet dadurch in eine geistige Isolierung, die ihn immer weiter von
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der eigentlichen Quelle seiner Kraft trennte, von dem Leben seiner Klasse.</P>
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<P>Seine Übersiedelung nach Brüssel war immerhin das Gescheiteste, was
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er tun konnte, denn wenn er geistig noch zu retten war, so war Marx der Mann,
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ihn zu heilen. Daß Marx ihn in gastlichster Weise willkommen geheißen
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hat, ist nicht nur von Engels bezeugt, sondern auch von Weitling selbst anerkannt
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worden. Aber eine geistige Verständigung erwies sich als unmöglich;
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in einer Versammlung Brüsseler Kommunisten, die am 30. März 1846 stattfand,
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stießen Marx und Weitling heftig aufeinander; daß Marx von Weitling
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aufs empfindlichste gereizt worden war, berichtet Weitling selbst in einem Brief
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an Heß. Damals schwebten gerade die Verhandlungen wegen des neuen Verlagsunternehmens,
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und Weitling hatte unterstellt, man wolle ihn von den »Geldquellen« trennen und
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sich selbst an »wohlbezahlten Übersetzungen« gütlich tun. Allein <A NAME="S126"></A><B>|126|</B>
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auch danach tat Marx für Weitling, was er konnte; wiederum auf einen eigenen
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Bericht Weitlings hin schrieb Heß am 6. Mai aus Verviers an Marx: »Es war
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von Dir zu erwarten, daß sich Deine Feindseligkeiten gegen ihn nicht bis
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zum hermetischen Verschluß Deines Geldbeutels erstrecken werden, so lange
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Du noch etwas darin hast.« Und Marx selbst hatte verzweifelt wenig darin.</P>
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<P>Wenige Tage darauf trieb es Weitling aber zum unheilbaren Bruch. Die amerikanische
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Propaganda Krieges hatte nicht die Hoffnungen erfüllt, die auch von Marx
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und Engels auf sie gesetzt worden waren. Der »Volks-Tribun«, eine Wochenschrift,
|
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die Kriege in New York herausgab, trieb in kindisch-pomphafter Weise eine phantastische
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Gefühlsschwärmerei, die mit kommunistischen Grundsätzen nichts
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zu tun hatte und die Arbeiter im höchsten Grade demoralisieren mußte.
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Noch schlimmer war, daß Kriege in grotesken Bettelbriefen von amerikanischen
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Millionären einige Dollars für sein Blatt zu schnappen suchte. Dabei
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gebärdete er sich als literarischer Vertreter des deutschen Kommunismus in
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Amerika, so daß für dessen wirkliche Vertreter aller Anlaß vorlag,
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gegen diese kompromittierende Gemeinschaft zu protestieren.</P>
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<P>Einen solchen Protest unter eingehender Begründung in einem Rundschreiben
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an ihre Gesinnungsgenossen zu erheben und zunächst an Krieges Blatt zur Veröffentlichung
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einzusenden, beschlossen am 16. Mai Marx, Engels und ihre Freunde.<A name="ZT8"></A><A href="fm03_116.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A> Einzig und
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allein Weitling schloß sich aus unter nichtssagenden Vorwänden: »Der
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Volks-Tribun« sei ein kommunistisches Organ, das den amerikanischen Verhältnissen
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vollkommen entspreche; die kommunistische Partei habe in Europa so mächtige
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und zahlreiche Feinde, daß sie ihre Waffen nicht nach Amerika zu richten
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brauche, und am wenigsten gegen sich selbst. Daran ließ sich Weitling aber
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nicht genügen, sondern richtete noch einen Brief an Kriege, um ihn vor den
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Protestierenden als »ausgefeimte Intriganten« zu warnen. »Im Kopfe der ungeheuren
|
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|
geldbeschwerten Ligue von vielleicht zwölf oder zwanzig Mann spukt nichts
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|
als Kampf gegen mich Reaktionär. Ich kriege zuerst den Kopf heruntergeschlagen,
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dann die andern und zuletzt ihre Freunde und ganz zuletzt schneiden sie sich selbst
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den Hals ab ... Und diesem Treiben öffnen sich jetzt ungeheure Summen, für
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|
mich aber kein Verleger. Ich stehe von dieser Seite ganz allein mit Heß,
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aber Heß ist wie ich in die Acht erklärt.« Nunmehr gab auch Heß
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|
den verblendeten Mann auf.</P>
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<P>Kriege druckte den Protest der Brüsseler Kommunisten ab, der danach auch
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von Weydemeyer im »Westphälischen Dampfboot« wiedergegeben wurde, fügte
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aber den Brief Weitlings oder doch dessen ärgste Stellen <A NAME="S127"></A><B>|127|</B>
|
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|
als Gegengift bei und veranlaßte die Sozialreform-Assoziation, eine deutsche
|
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Arbeiterorganisation, die seine Wochenschrift zu ihrem Organ erkoren hatte, Weitling
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als Redakteur zu berufen und ihm das nötige Reisegeld zu senden. So verschwand
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Weitling aus Europa.</P>
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<P>In denselben Maitagen bahnte sich auch der Bruch zwischen Marx und Proudhon
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an. Um dem Mangel eines eigenen Organs zu steuern, halfen sich Marx und seine
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Freunde mit gedruckten oder lithographierten Rundschreiben wie im Falle Krieges;
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daneben aber bemühten sie sich, ständige Korrespondenzverbindungen zwischen
|
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den Hauptorten herzustellen, wo Kommunisten saßen. Solche Korrespondenzbüros
|
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gab es in Brüssel und in London, und auch in Paris sollte eins eingerichtet
|
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werden. Marx hatte an Proudhon geschrieben und um dessen Beteiligung ersucht.
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Proudhon sagte zwar zu, in einem aus Lyon vom 17. Mai 1846 datierten Briefe, wenn
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er auch weder oft noch viel zu schreiben versprechen konnte. Aber er benutzte
|
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zugleich die Gelegenheit, eine große Moralpauke an Marx zu richten, die
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diesem die Kluft offenbaren mußte, die sich zwischen beiden aufgetan hatte.</P>
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<P>Proudhon bekannte sich jetzt zu einem fast absoluten »Anti-Dogmatismus« in
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ökonomischen Fragen. Marx solle nicht in den Widerspruch seines Landsmanns
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Martin Luther fallen, der nach dem Umsturz der katholischen Theologie sich sogleich
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unter großem Aufwand von Anathemen und Exkommunikationen darangemacht habe,
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eine protestantische Theologie zu gründen. »Schaffen wir dem menschlichen
|
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Geschlechte nicht neue Arbeit durch neuen Wirrwarr, geben wir der Welt das Beispiel
|
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einer weisen und weitsichtigen Duldung, spielen wir uns nicht als die Apostel
|
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einer neuen Religion auf, und sei es selbst die Religion der Logik und der Vernunft.«
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Proudhon wollte also, ganz ähnlich wie die »wahren« Sozialisten, die gemütliche
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|
Konfusion erhalten, deren Beseitigung für Marx die erste Vorbedingung einer
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kommunistischen Propaganda war.</P>
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<P>Von einer Revolution, an die er lange geglaubt hatte, wollte Proudhon nichts
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mehr wissen: »Ich ziehe vor, das Eigentum bei kleinem Feuer zu verbrennen, statt
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ihm durch eine Bartholomäusnacht der Eigentümer eine neue Kraft zu geben.«
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Wie dies Problem zu lösen sei, versprach er in einem schon halb gedruckten
|
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Werk ausführlich auseinanderzusetzen, und sich der Geißel, die Marx
|
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darüber schwingen könnte, mit guter Miene zu unterwerfen, in Erwartung
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seiner Revanche. »Im Vorbeigehen muß ich Ihnen sagen, daß mir die
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Absichten der französischen Arbeiterklasse ebenso zu sein scheinen; unsere
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Proletarier haben einen so großen Durst nach Wissenschaft, daß man
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||
|
sehr schlecht von ihnen empfangen <A NAME="S128"></A><B>|128|</B> werden würde,
|
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wenn man ihnen nichts zum Trinken bieten könnte als Blut.« Zum Schluß
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brach Proudhon eine Lanze für Karl Grün, vor dessen mißverstandener
|
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Hegelei Marx ihn gewarnt hatte. Bei seiner Unkenntnis der deutschen Sprache sei
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er auf Grün und Ewerbeck angewiesen, um Hegel und Feuerbach, um Marx und
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Engels zu studieren. Grün wolle sein neuestes Werk ins Deutsche übersetzen
|
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und Marx möge beim Vertriebe dieser Übersetzung helfen; das werde für
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alle ehrenvoll sein.</P>
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<P>Der Schluß klingt fast wie Hohn, wenn er es auch wohl nicht hat sein
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sollen. Aber erbaulich konnte es für Marx unmöglich sein, sich in dem
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hochtrabenden Kauderwelsch Proudhons als Bluttrinker dargestellt zu sehen. Das
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|
Treiben Grüns mußte um so schlimmeren Argwohn erwecken, und es hing
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damit zusammen, wenn auch noch andere Beweggründe dazukamen, daß sich
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||
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Engels im August 1846 entschloß, zeitweise nach Paris zu übersiedeln
|
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und die Berichterstattung aus dieser Stadt zu übernehmen, die für die
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|
kommunistische Propaganda immer noch der wichtigste Ort war. Über den Bruch
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mit Weitling, über die westfälische Verlagsgeschichte und was sonst
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noch diesen oder jenen Staub aufgewirbelt haben mochte, mußten die Pariser
|
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|
Kommunisten unterrichtet werden, zumal da sie an Ewerbeck keinen festen Halt hatten
|
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und noch viel weniger an Bernays.</P>
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<P>Anfangs lauteten die Berichte, die Engels teils an das Brüsseler Korrespondenzbüro,
|
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teils an Marx persönlich erstattete, noch ganz hoffnungsvoll, aber nach und
|
||
|
nach ergab sich doch, daß Grün die Sache gründlich »versaut« hatte.
|
||
|
Und als Proudhons im Herbst erscheinende Schrift in der Tat nur den Weg in die
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Sümpfe verfolgte, die sein Brief bereits angedeutet hatte, so ließ
|
||
|
Marx die Geißel darauf fallen, gemäß dem Wunsche Proudhons, aber
|
||
|
ohne daß dieser sein Versprechen einer Revanche anders eingelöst hätte
|
||
|
als durch einige grobe Schimpfworte.</P>
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||
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<H3 ALIGN="CENTER">4. Der historische Materialismus<A name="Kap_4"></A></H3>
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<P>Proudhon hatte seinem Buche den Titel gegeben »Das System der ökonomischen
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Widersprüche« und den Nebentitel »Die Philosophie des Elends«. Danach benannte
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|
Marx seine Gegenschrift »Das Elend der Philosophie« und schrieb sie in französischer
|
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|
Sprache, um den Gegner desto sicherer zu treffen. Das ist ihm nun nicht gelungen,
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||
|
denn Proudhons Einfluß auf die französische Arbeiterklasse und das
|
||
|
Proletariat der romanischen Länder überhaupt stieg vielmehr, statt daß
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er sank, und <A NAME="S129"></A><B>|129|</B> Marx hat noch jahrzehntelang mit
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|
dem Proudhonismus zu schaffen gehabt.</P>
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<P>Der Wert seiner Gegenschrift wird dadurch jedoch in keiner Weise verringert
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und nicht einmal ihre historische Bedeutung. Sie bildet einen Markstein, wie im
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Leben ihres Verfassers, so in der Geschichte der Wissenschaft. In ihr sind die
|
||
|
entscheidenden Gesichtspunkte des historischen Materialismus zuerst wissenschaftlich
|
||
|
entwickelt worden. Blitzen sie in früheren Schriften wie einzelne Lichtfunken
|
||
|
auf, so hat Marx sie später in epigrammatischer Form zusammengefaßt,
|
||
|
aber in der Schrift gegen Proudhon entfalten sie sich in der überzeugenden
|
||
|
Klarheit einer siegreichen Polemik. Und die Entwicklung des historischen Materialismus
|
||
|
ist die größte wissenschaftliche Tat, die Marx vollbracht hat; sie
|
||
|
leistete für die Geschichtswissenschaften, was Darwins Theorie für die
|
||
|
Naturwissenschaften geleistet hat.</P>
|
||
|
<P>Engels hat seinen Anteil daran, und auch einen größeren Anteil,
|
||
|
als er selbst in seiner Bescheidenheit zugeben wollte, aber die klassische Formgebung
|
||
|
des Grundgedankens hat er wohl mit Recht seinem Freunde ausschließlich zugeschrieben.
|
||
|
Nach seiner Erzählung hat ihm, als er im Frühjahr 1845 nach Brüssel
|
||
|
kam, Marx den Grundgedanken des historischen Materialismus fertig ausgearbeitet
|
||
|
vorgelegt, den Grundgedanken nämlich: daß die ökonomische Produktion
|
||
|
und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer
|
||
|
jeden Geschichtsperiode die Grundlage bilde für die politische und intellektuelle
|
||
|
Geschichte dieser Periode; daß demgemäß die ganze Geschichte
|
||
|
eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen sei, Kämpfen zwischen ausgebeuteten
|
||
|
und ausbeutenden, beherrschten und beherrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen
|
||
|
der gesellschaftlichen Entwicklung; daß dieser Kampf aber jetzt eine Stufe
|
||
|
erreicht habe, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse, das Proletariat,
|
||
|
sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdrückenden Klasse, der
|
||
|
Bourgeoisie, befreien könne, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für
|
||
|
immer von Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien.</P>
|
||
|
<P>Es ist eben dieser Grundgedanke, der sich in der Schrift gegen Proudhon auseinanderlegt
|
||
|
wie ein Brennpunkt in der Fülle der Lichtstrahlen, die in ihm zusammenschießen.
|
||
|
In schroffem Gegensatze zu der Weitschweifigkeit, die in den Polemiken mit Bruno
|
||
|
Bauer und Stirner so manchesmal ermüdet, ist die Darstellung von einer unvergleichlichen
|
||
|
Klarheit und Knappheit; das Boot wird nicht mehr durch einen Sumpf gestoßen
|
||
|
und gezogen, sondern segelt unter frischem Winde auf bewegter Flut.</P>
|
||
|
<P>Die Schrift zerfällt in zwei Teile, in deren erstem sich Marx, um ein
|
||
|
<A NAME="S130"></A><B>|130|</B> Wort Lassalles anzuziehen, als Sozialist gewordener
|
||
|
Ricardo, in dem zweitem aber als Ökonom gewordener Hegel zeigt. Ricardo hatte
|
||
|
nachgewiesen, daß der Austausch der Waren in der kapitalistischen Gesellschaft
|
||
|
gemäß der in ihnen enthaltenen Arbeitszeit erfolge; diesen »Wert« der
|
||
|
Waren wollte Proudhon »konstituiert« wissen, so daß sich bei gleicher Arbeitsmenge
|
||
|
das Produkt des einen gegen das Produkt des anderen austauschen sollte; die Gesellschaft
|
||
|
sollte dadurch reformiert werden, daß sich alle Menschen in unmittelbare,
|
||
|
gleiche Arbeitsmengen austauschende Arbeiter verwandelten. Diese »egalitäre«
|
||
|
Schlußfolgerung aus der Theorie Ricardos hatten schon englische Sozialisten
|
||
|
gezogen und sie auch praktisch zu verwirklichen gesucht, aber ihre »Tauschbanken«
|
||
|
waren alsbald bankerott geworden.</P>
|
||
|
<P>Marx wies nun nach, daß die »revolutionäre Theorie«, die Proudhon
|
||
|
für die Emanzipation des Proletariats entdeckt haben wollte, nur die Formel
|
||
|
für die moderne Sklaverei der Arbeiterklasse sei. Aus seinem Wertgesetz hatte
|
||
|
Ricardo logischerweise sein Lohngesetz gefolgert; der Wert der Ware Arbeitskraft
|
||
|
bemißt sich nach der Arbeitszeit, die notwendig ist zur Herstellung der
|
||
|
Gegenstände, die der Arbeiter braucht, um sein Leben zu fristen und seine
|
||
|
Rasse fortzupflanzen. Es ist eine bürgerliche Illusion, sich den individuellen
|
||
|
Austausch ohne Klassengegensatz vorzuspiegeln, um in der bürgerlichen Gesellschaft
|
||
|
einen Zustand der Harmonie und ewigen Gerechtigkeit zu erblicken, der niemandem
|
||
|
erlaube, sich auf Kosten der anderen zu bereichern.</P>
|
||
|
<P>Wie sich die Dinge wirklich vollziehen, sagte Marx mit den Worten: »Mit dem
|
||
|
Augenblick, wo die Zivilisation anfängt, beginnt die Produktion sich aufzubauen
|
||
|
auf den Gegensatz der Berufe, der Stände, der Klassen, schließlich
|
||
|
auf den Gegensatz zwischen angehäufter und unmittelbarer Arbeit. Ohne Gegensatz
|
||
|
kein Fortschritt: diesem Gesetz ist die Zivilisation bis heute gefolgt. Bisher
|
||
|
haben sich die Produktivkräfte auf Grund dieser Herrschaft des Klassengegensatzes
|
||
|
entwickelt.«<A name="ZT9"></A><A href="fm03_116.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A> Wenn Proudhon durch seinen »konstituierten Wert« dem Arbeiter das
|
||
|
immer größere Produkt sichern wollte, das er an jedem Arbeitstage durch
|
||
|
den Fortschritt der gemeinschaftlichen Arbeit erziele, so wies Marx darauf hin,
|
||
|
daß die Entwicklung der Produktivkräfte, die dem englischen Arbeiter
|
||
|
im Jahre 1840 ermöglichte, siebenundzwanzigmal mehr zu produzieren als im
|
||
|
Jahre 1770, von historischen Bedingungen abhängig gewesen sei, die auf dem
|
||
|
Klassengegensatze beruhten: Anhäufung von Privatkapitalien, moderner Arbeitsteilung,
|
||
|
anarchischer Konkurrenz, Lohnsystem. Um einen Arbeitsüberschuß zu erlangen,
|
||
|
mußte es Klassen geben, die profitierten, und Klassen, die verkamen.</P>
|
||
|
<P><B><A NAME="S131">|131|</A></B> Als erste Proben seines »konstituierten Werts«
|
||
|
hatte Proudhon Gold und Silber angegeben; aus der souveränen Weihe, die ihnen
|
||
|
das Siegel er Souverän aufgedrückt habe, seien sie als Geld hervorgegangen.
|
||
|
Mitnichten, erwiderte Marx. Das Geld ist keine Sache, sondern ein gesellschaftliches
|
||
|
Verhältnis; wie der individuelle Austausch, entspricht es einer bestimmten
|
||
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Produktionsweise. »In der Tat, man muß jeder historischen Erkenntnis bar
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sein, um nicht zu wissen, daß die Souveräne sich zu allen Zeiten den
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wirtschaftlichen Verhältnissen fügen mußten, aber ihnen niemals
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das Gesetz diktiert haben. Sowohl die politische, wie die bürgerliche Gesetzgebung
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proklamieren, protokollieren nur den Willen der ökonomischen Verhältnisse
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... Das Recht ist nur die offizielle Anerkennung der Tatsache.«<A name="ZT10"></A><A href="fm03_116.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> Das Siegel der
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Souveräne drückte dem Golde nicht den Wert, sondern das Gewicht auf;
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auf den »konstituierten Wert« passen Gold und Silber wie die Faust aufs Auge;
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gerade in ihrer Eigenschaft als Wertzeichen sind sie von allen Waren die einzigen,
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die nicht durch ihre Produktionskosten bestimmt werden, wie sie denn in der Zirkulation
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durch Papier ersetzt werden können, was längst von Ricardo klargestellt
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sei.</P>
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<P>Auf das kommunistische Endziel deutete Marx durch den Nachweis, daß die
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»richtige Proportion zwischen Angebot und Nachfrage«, nach der Proudhon suche,
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nur möglich gewesen sei in jenen Zeiten, wo die Produktionsmittel beschränkt
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gewesen seien, wo der Austausch sich in außerordentlich engen Grenzen vollzogen,
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wo die Nachfrage das Angebot, die Konsumtion die Produktion beherrscht habe. Sie
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sei unmöglich geworden mit dem Entstehen der Großindustrie, die schon
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durch Ihre Werkzeuge gezwungen sei, in beständig größerem Maße
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zu produzieren, die nicht auf die Nachfrage warten könne, die mit Naturnotwendigkeit
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in beständiger Aufeinanderfolge den Wechsel von Prosperität und Depression,
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Krisis, Stockung, neuer Prosperität und so fort durchmachen müsse. »In
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der heutigen Gesellschaft, in der auf dem individuellen Austausch basierten Industrie,
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ist die Produktionsanarchie, die Quelle so vieles Elends, gleichzeitig die Ursache
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alles Fortschritts. Demnach von zwei Dingen eins: Entweder man will die richtigen
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Proportionen früherer Jahrhunderte mit den Produktionsmitteln unserer Zeit,
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und dann ist man Reaktionär und Utopist in einem. Oder man will den Fortschritt
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ohne Anarchie; und dann verzichte man, um die Produktivkräfte beizubehalten,
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auf den individuellen Austausch.«<A name="ZT11"></A><A href="fm03_116.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A></P>
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<P>Wichtiger noch als das erste Kapitel der Schrift gegen Proudhon ist das zweite.
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Hatte Marx es in jenem mit Ricardo zu tun, dem er noch nicht mit völliger
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wissenschaftlicher Unbefangenheit gegenüberstand - <A NAME="S132"></A><B>|132|</B>
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unter anderem erkannte er noch Ricardos Lohngesetz unumwunden an -, so in dem
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zweiten mit Hegel, wo der Fisch so recht in seinem Elemente schwamm. Proudhon
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hatte die dialektische Methode Hegels gröblich mißverstanden. Er hielt
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fest an ihrer bereits reaktionär gewordenen Seite, wonach die Welt der Wirklichkeit
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sich ableitet aus der Welt der Idee, während er ihre revolutionäre Seite
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verleugnete: die Selbsttätigkeit der Idee, die sich setzt und entgegensetzt,
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um in diesem Kampfe jene höhere Einheit zu entfalten, die den sachlichen
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Inhalt beider Seiten aufbewahrt, indem sie ihre widersprechende Form auflöst.
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Proudhon unterschied vielmehr in jeder ökonomischen Kategorie eine gute und
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eine schlechte Seite, um nach einer Synthese, einer wissenschaftlichen Formel
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zu suchen, die die gute Seite erhielte und die schlechte Seite vernichtete. Er
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sah die gute Seite von den bürgerlichen Ökonomen hervorgehoben und die
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schlechte Seite von den Sozialisten angeklagt; mit seinen Formeln und Synthesen
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glaubte er sich über die Ökonomen und die Sozialisten gleichmäßig
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zu erheben.</P>
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<P>Marx hat diesem Anspruch entgegengehalten: »Herr Proudhon schmeichelt sich,
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die Kritik sowohl der politischen Ökonomie als des Kommunismus gegeben zu
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haben - er steht tief unter beiden. Unter dem Ökonomen, weil er als Philosoph,
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der eine magische Formel bei der Hand hat, sich erlassen zu können glaubt,
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in die rein ökonomischen Details einzugehen, unter dem Sozialisten, weil
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er weder genug Einsicht, noch genug Mut besitzt, um sich, und sei es nur spekulativ,
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über den Bourgeoishorizont zu erheben. Er will die Synthese sein, und er
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ist ein zusammengesetzter Irrtum; er will als Mann der Wissenschaft über
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Bourgeois und Proletariern schweben; er ist nur der Kleinbürger, der beständig
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zwischen dem Kapital und der Arbeit, zwischen der politischen Ökonomie und
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dem Kommunismus hin- und hergeworfen wird.«<A name="ZT12"></A><A href="fm03_116.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A> Wobei man freilich den Kleinbürger
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nicht mit dem Spießbürger zusammenwerfen darf, denn einen geistreichen
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Kopf hat Marx immer in Proudhon gesehen, nur einen Kopf, der mit seinen Vorstellungen
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nicht über die Grenzen der kleinbürgerlichen Gesellschaft hinaus kam.</P>
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<P>Es war für Marx nicht schwer, die Hinfälligkeit der von Proudhon
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befolgten Methode aufzudecken. Zerschnitt man den dialektischen Prozeß in
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eine gute und eine schlechte Seite und verabreichte man eine Kategorie als Gegengift
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gegen die andere, so war kein Leben mehr in der Idee; sie funktionierte nicht
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mehr; weder setzte noch zersetzte sie sich in Kategorien. Als echter Schüler
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Hegels wußte Marx sehr genau, daß gerade die schlechte Seite, die
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Proudhon überall ausmerzen wollte, die Geschichte macht, indem sie den Kampf
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zeitigt. Hätte man die <A NAME="S133"></A><B>|133|</B> schönen Seiten
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des Feudalismus erhalten wollen, das patriarchalische Leben der Städte, die
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Blüte der ländlichen Hausindustrie, die Entwicklung des städtischen
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Handwerks, und sich nur die Aufgabe gestellt, alles auszurotten, was einen Schatten
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auf dies Bild wirft - Leibeigenschaft, Privilegien, Anarchie -, so hätte
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man alle Elemente vernichtet, die den Kampf hervorriefen, und die Bourgeoisie
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im Keim erstickt; man hätte sich die absurde Aufgabe gestellt, die Geschichte
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auszustreichen.</P>
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<P>Marx stellte das Problem richtig wie folgt: »Will man somit die feudale Produktion
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richtig beurteilen, so muß man sie als eine auf dem Gegensatz basierte Produktionsweise
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betrachten. Man muß zeigen, wie der Reichtum innerhalb dieses Gegensatzes
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produziert wurde, wie die Produktivkräfte sich gleichzeitig mit dem Widerstreit
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der Klassen entwickelten, wie die eine dieser Klassen, die schlechte Seite, das
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gesellschaftliche Übel, stets anwuchs, bis die materiellen Bedingungen ihrer
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Emanzipation zur Reife gediehen waren.«<A name="ZT13"></A><A href="fm03_116.htm#Z13"><SPAN class="top">[13]</SPAN></A> Denselben geschichtlichen Entwicklungsprozeß
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wies er an der Bourgeoisie auf. Die Produktionsverhältnisse, in denen sie
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sich bewegt, haben keinen einfachen und einheitlichen, sondern einen zwieschlächtigen
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Charakter; in den gleichen Verhältnissen wie der Reichtum, wird auch das
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Elend produziert; in dem Maße, wie sich die Bourgeoisie entwickelt, entwickelt
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sich in ihrem Schoße das Proletariat und alsbald auch der Kampf zwischen
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diesen Klassen. Die Ökonomen sind die Theoretiker der Bourgeoisie, die Kommunisten
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und Sozialisten die Theoretiker des Proletariats. Diese sind Utopisten, die Systeme
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ausdenken und nach einer heilenden Wissenschaft suchen, um den Bedürfnissen
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der unterdrückten Klassen abzuhelfen, solange das Proletariat noch nicht
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genügend entwickelt ist, um sich als Klasse zu konstituieren, und solange
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die Produktivkräfte im Schoße der Bourgeoisie noch nicht genügend
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entwickelt sind, um die materiellen Bedingungen durchscheinen zu lassen, die notwendig
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sind zur Befreiung des Proletariats und zur Bildung einer neuen Gesellschaft.
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»Aber in dem Maße, wie die Geschichte vorschreitet und mit ihr der Kampf
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des Proletariats sich deutlicher abzeichnet, haben sie nicht mehr nötig,
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die Wissenschaft in ihrem Kopfe zu suchen; sie haben nur sich Rechenschaft abzulegen
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von dem, was sich vor ihren Augen abspielt, und sich zum Organ desselben zu machen.
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Solange sie die Wissenschaft suchen und nur Systeme machen, solange sie im Beginn
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des Kampfes sind, sehen sie im Elend nur das Elend, ohne die revolutionäre
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umstürzende Seite darin zu erblicken, welche die alte Gesellschaft über
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den Haufen werfen wird. Von diesem Augenblick an wird die Wissenschaft bewußtes
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Erzeugnis <A NAME="S134"></A><B>|134|</B> der historischen Bewegung, und sie hat
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aufgehört, doktrinär zu sein, sie ist revolutionär geworden.«<A name="ZT14"></A><A href="fm03_116.htm#Z14"><SPAN class="top">[14]</SPAN></A></P>
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<P>Die ökonomischen Kategorien sind für Marx nur die theoretischen Ausdrücke,
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die Abstraktionen der gesellschaftlichen Verhältnisse. »Die sozialen Verhältnisse
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sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer
|
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Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, ... mit
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der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen
|
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Verhältnisse ... Aber dieselben Menschen, welche die sozialen Verhältnisse
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gemäß ihrer materiellen Produktionsweise gestalten, gestalten auch
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die Prinzipien, die Ideen, die Kategorien gemäß ihren gesellschaftlichen
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Verhältnissen.«<A name="ZT15"></A><A href="fm03_116.htm#Z15"><SPAN class="top">[15]</SPAN></A> Marx verglich die bürgerlichen Ökonomen, die von
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den »ewigen und natürlichen Einrichtungen« der bürgerlichen Gesellschaft
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sprechen, mit den orthodoxen Theologen, denen die eigene Religion eine Offenbarung
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Gottes, jede andere Religion aber eine menschliche Erfindung ist.</P>
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<P>Marx wies nun noch an einer Reihe ökonomischer Kategorien: Arbeitsteilung
|
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und Maschine, Konkurrenz und Monopol, Grundeigentum oder Rente, Streiks und Arbeiterkoalitionen,
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an denen Proudhon seine Methode probiert hatte, die Hinfälligkeit dieser
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Methode nach. Die Arbeitsteilung ist nicht, wie Proudhon annahm, eine ökonomische,
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sondern eine historische Kategorie, die in den verschiedenen Perioden der Geschichte
|
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die verschiedensten Formen angenommen hat. Im Sinne der bürgerlichen Ökonomie
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ist die Fabrik ihre Existenzbedingung. Aber die Fabrik ist nicht nach Proudhons
|
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Annahme durch freundschaftliche Vereinbarungen der Arbeitsgenossen und selbst
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nicht einmal im Schoße der alten Zünfte entstanden; der Kaufmann wurde
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der Prinzipal der modernen Werkstatt und nicht der alte Zunftmeister.</P>
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<P>So sind Konkurrenz und Monopol nicht natürliche, sondern gesellschaftliche
|
||
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Kategorien. Die Konkurrenz ist nicht der industrielle, sondern der kommerzielle
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Wetteifer; sie kämpft nicht um das Produkt, sondern um den Profit, sie ist
|
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keine Notwendigkeit der menschlichen Seele wie Proudhon meinte, sondern, aus historischen
|
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Bedürfnissen im achtzehnten Jahrhundert entstanden, könne sie im neunzehnten
|
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Jahrhundert aus historischen Bedürfnissen verschwinden.</P>
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<P>Ebenso irrig war Proudhons Meinung, das Grundeigentum habe keinen ökonomischen
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Ursprung; es beruhe in Erwägungen der Psychologie und Moral, die in sehr
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entferntem Zusammenhange mit der Produktion der Reichtümer ständen;
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die Grundrente solle den Menschen stärker an die Natur fesseln. »In jeder
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historischen Epoche hat sich das Eigentum anders und unter ganz verschiedenen
|
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gesellschaftlichen Verhältnissen <A NAME="S135"></A><B>|135|*</B> entwickelt.
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||
|
Das bürgerliche Eigentum definieren heißt somit nichts anderes, als
|
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|
alle gesellschaftlichen Verhältnisse der bürgerlichen Produktion darstellen.
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Eine Definition des Eigentums als eines unabhängigen Verhältnisses ...
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kann nichts anderes sein als eine Illusion der Metaphysik oder der Jurisprudenz.«<A name="ZT16"></A><A href="fm03_116.htm#Z16"><SPAN class="top">[16]</SPAN></A>
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|
Die Grundrente - der Überschuß des Preises der Ackerbauprodukte über
|
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|
ihre Produktionskosten, einschließlich des landläufigen Kapitalgewinns
|
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und Kapitalzinses - ist unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen
|
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|
entstanden und konnte nur unter ihnen entstehen. Sie ist das Grundeigentum in
|
||
|
seiner bürgerlichen Gestalt: das feudale Eigentum, das sich den Bedingungen
|
||
|
der bürgerlichen Produktion unterworfen hat.</P>
|
||
|
<P>Endlich wies Marx die historische Bedeutung der Streiks und Koalitionen nach,
|
||
|
von denen Proudhon nichts hatte wissen wollen. Mögen Ökonomen und Sozialisten,
|
||
|
sei es auch aus entgegengesetzten Gründen, die Arbeiter vor dem Gebrauch
|
||
|
dieser Waffen warnen, so entwickeln sich Streiks und Koalitionen dennoch auf gleicher
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||
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Stufe mit der großen Industrie. In ihren Interessen durch die Konkurrenz
|
||
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gespalten, haben die Arbeiter dennoch das gemeinsame Interesse, ihren Lohn aufrechtzuerhalten;
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der gemeinsame Gedanke des Widerstandes vereinigt sie in der Koalition, die alle
|
||
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Elemente einer kommenden Schlacht enthält, ähnlich wie die Bourgeoisie
|
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mit partiellen Koalitionen gegen die Feudalherren begann, um sich als Klasse zu
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||
|
konstituieren und als konstituierte Klasse die feudale in die bürgerliche
|
||
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Gesellschaft umzuwandeln.</P>
|
||
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<P>Der Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie ist ein Kampf von Klasse
|
||
|
gegen Klasse, ein Kampf, der, auf seinen höchsten Ausdruck gebracht, eine
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||
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totale Revolution bedeutet. Die gesellschaftliche Bewegung schließt die
|
||
|
politische nicht aus, denn es gibt keine politische Bewegung, die nicht gleichzeitig
|
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auch eine gesellschaftliche wäre. Nur in einer Gesellschaft ohne Klassen
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||
|
werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen
|
||
|
zu sein. Bis dahin wird am Vorabend jeder allgemeinen Neugestaltung der Gesellschaft
|
||
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das letzte Wort der sozialen Wissenschaft stets lauten: »Kampf oder Tod; blutiger
|
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|
Krieg oder das Nichts. So ist die Frage unerbittlich gestellt.«<A name="ZT17"></A><A href="fm03_116.htm#Z17"><SPAN class="top">[17]</SPAN></A> Mit diesem Worte
|
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|
der George Sand schloß Marx seine Schrift.</P>
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<P>Indem er in ihr den historischen Materialismus unter einer Reihe der wesentlichsten
|
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Gesichtspunkte entwickelte, setzte er sich zugleich endgültig mit der deutschen
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Philosophie auseinander. Er ging über Feuerbach hinaus, indem er auf Hegel
|
||
|
zurückging. Gewiß, die offizielle Schule Hegels hatte völlig abgewirtschaftet.
|
||
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Sie hatte die Dialektik des Meisters <A NAME="S136"></A><B>|136|</B> zur reinen
|
||
|
Schablone gemacht, die sie auf alles und jedes anwandte, und oft genug mit größtem
|
||
|
Ungeschick. Man konnte von diesen Hegelianern sagen und sagte es wirklich von
|
||
|
ihnen, daß sie von nichts etwas verständen, aber über alles schrieben.</P>
|
||
|
<P>Ihre Stunde hatte geschlagen, als Feuerbach dem spekulativen Begriff aufkündigte;
|
||
|
der positive Inhalt der Wissenschaft überwog wieder die formale Seite. Aber
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dem Materialismus Feuerbachs fehlte das »energische Prinzip«; er blieb rein naturwissenschaftlich
|
||
|
und schloß den historischen Prozeß aus. Wenn sich Marx damit nicht
|
||
|
zufriedengab, so hat er nur zu sehr recht behalten, als die Reiseprediger dieses
|
||
|
Materialismus erstanden, die Büchner und Vogt, deren bornierte Philisterdenkweise
|
||
|
auch Feuerbach veranlaßte zu erklären, er stimme diesem Materialismus
|
||
|
zwar rückwärts zu, aber nicht vorwärts. »Der steife Karrengaul
|
||
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des bürgerlichen Alltagsverstandes stockt natürlich verlegen vor dem
|
||
|
Graben, der Wesen von Erscheinung, Ursache von Wirkung trennt; wenn man aber auf
|
||
|
das sehr kupierte Terrain des abstrakten Denkens par force jagen geht, so muß
|
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man eben keine Karrengäule reiten.«<A name="ZT18"></A><A href="fm03_116.htm#Z18"><SPAN class="top">[18]</SPAN></A> Es ist ein Vergleich, den Engels einmal
|
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|
gezogen hat.</P>
|
||
|
<P>Nun waren die Hegelianer aber nicht Hegel; wenn sie auf ihre Ignoranz pochten,
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||
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so hatte er zu den gelehrtesten Köpfen aller Zeiten gehört. Vor allen
|
||
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anderen Philosophen lag seiner Denkweise ein historischer Sinn zugrunde, der ihm
|
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eine großartige Auffassung der Geschichte gestattet hatte, wenn auch nur
|
||
|
in rein idealistischer Form, die die Dinge sozusagen im Hohlspiegel sah, indem
|
||
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sie die Geschichte der Welt nur als eine praktische Probe auf die Entwicklung
|
||
|
des Gedankens auffaßte. Mit diesem realen Inhalt der Hegelschen Philosophie
|
||
|
war Feuerbach nicht fertig geworden, und die Hegelianer selbst hatten ihn fallenlassen.</P>
|
||
|
<P>Indem Marx ihn wieder aufnahm, aber insofern umkehrte, als er nicht vom »reinen
|
||
|
Denken«, sondern von den hartnäckigen Tatsachen der Wirklichkeit ausging,
|
||
|
gab er dem Materialismus die historische Dialektik und damit ein »energisches
|
||
|
Prinzip«, dem es nicht nur darauf ankam, die Gesellschaft zu erklären, sondern
|
||
|
auch sie umzuwälzen.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">5. »Deutsche-Brüsseler-Zeitung«<A name="Kap_5"></A></H3>
|
||
|
<P>Wenn Marx für seine wenig umfangreiche Schrift gegen Proudhon je einen
|
||
|
deutschen Verleger in Brüssel und in Paris gefunden hatte, freilich unter
|
||
|
Zahlung der Druckkosten, so hatte er zur Zeit, als sie im Hochsommer <A NAME="S137"></A><B>|137|*</B>
|
||
|
1847 erschien, in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« auch ein Preßorgan,
|
||
|
das ihm eine öffentliche Wirksamkeit ermöglichte.</P>
|
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<P>Das Blatt wurde seit Beginn des Jahres zweimal wöchentlich von jenem Adalbert
|
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von Bornstedt herausgegeben, der ehedem den »Vorwärts!« Börnsteins redigiert
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|
und im Solde der österreichischen wie preußischen Regierung gestanden
|
||
|
hatte. Diese Tatsache ist heute aus den Berliner wie Wiener Archiven bekannt geworden
|
||
|
und kann keinem Zweifel unterliegen; es fragt sich höchstens, ob Bornstedt
|
||
|
sein Spitzeln noch in Brüssel fortgesetzt hat. Verdacht hat damals auch gegen
|
||
|
ihn bestanden, aber er wurde niedergeschlagen durch die Denunziationen, mit denen
|
||
|
die preußische Gesandtschaft in Brüssel das Blatt Bornstedts bei den
|
||
|
belgischen Behörden verfolgte. Das konnte freilich auch nur ein Augenverblenden
|
||
|
sein, um Bornstedt bei den revolutionären Elementen zu beglaubigen, die sich
|
||
|
in Brüssel gesammelt hatten; in der Wahl der Mittel für ihre erhabenen
|
||
|
Zwecke sind die Verteidiger von Thron und Altar ohne alle Bedenken.</P>
|
||
|
<P>Marx hat jedenfalls an eine Judasrolle Bornstedts nicht geglaubt. Er meinte,
|
||
|
dessen Blatt habe trotz seiner vielen Schwächen immer einiges Verdienstliche;
|
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|
finde man es nicht genügend, so solle man es genügend machen, statt
|
||
|
des bequemen Vorwandes, an dem Namen Bornstedt Anstoß zu nehmen. Bitter
|
||
|
genug schrieb Marx am 8. August an Herwegh: »Das eine Mal taugt der Mann nichts,
|
||
|
das andere Mal die Frau, ein andermal die Tendenz, ein andermal der Stil, ein
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||
|
andermal das Format oder auch die Verbreitung ist mit mehr oder weniger Gefahr
|
||
|
verbunden ... Unsere Deutschen haben immer tausend Weisheitssprüche in petto,
|
||
|
um zu zeigen, warum sie die Gelegenheit ungenützt vorübergehen lassen
|
||
|
müssen. Eine Gelegenheit, etwas zu tun, bringt sie nur in Verlegenheit.«
|
||
|
Es folgte noch der Stoßseufzer, daß es mit seinen Manuskripten ähnlich
|
||
|
gehe, wie mit der Brüsseler Zeitung und ein kräftiger Fluch über
|
||
|
die Esel, die ihm vorwürfen, lieber französisch als gar nichts geschrieben
|
||
|
zu haben.</P>
|
||
|
<P>Sollte man danach annehmen, daß Marx die Bedenken gegen Bornstedt ein
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||
|
wenig auf die leichte Achsel genommen habe, um »die Gelegenheit nicht ungenützt«
|
||
|
vorübergehen zu lassen, so würde ihm deshalb gleichwohl kein Vorwurf
|
||
|
zu machen sein. Denn die Gelegenheit war sehr günstig, und es wäre töricht
|
||
|
gewesen, sie sich um eines bloßen Verdachts willen entschlüpfen zu
|
||
|
lassen. Im Frühjahr 1847 hatte die drängende Finanznot den preußischen
|
||
|
König gezwungen, den Vereinigten Landtag einzuberufen, eine Zusammenfassung
|
||
|
der bisherigen Provinziallandtage, also eine feudal-ständische Körperschaft,
|
||
|
ähnlich wie sie Ludwig XVI. <A NAME="S138"></A><B>|138|</B> im Frühjahr
|
||
|
1789 unter gleichem Zwange einberufen hatte. Nun waren die Dinge in Preußen
|
||
|
nicht so schnell vor sich gegangen wie ehedem in Frankreich, aber immerhin hatte
|
||
|
der Vereinigte Landtag den Daumen auf dem Geldbeutel gehalten und der Regierung
|
||
|
kurzerhand erklärt, er bewillige keine Mittel, ehe nicht seine Rechte erweitert
|
||
|
und namentlich nicht seine periodische Einberufung gesichert wäre. Damit
|
||
|
waren die Dinge in Fluß gekommen, denn die Finanznot ließ nicht mit
|
||
|
sich spaßen; über kurz oder lang mußte der Tanz von neuem beginnen,
|
||
|
und je eher, dazu aufgespielt wurde, um so besser!</P>
|
||
|
<P>In diesem Gedankenkreise bewegen sich die Beiträge, die Marx und Engels
|
||
|
für die »Deutsche-Brüsseler-Zeitung« geliefert haben. An die Debatten
|
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|
des Vereinigten Landtags über Freihandel und Schutzzoll knüpfte ein
|
||
|
Artikel an, der zwar anonym erschien, aber nach Inhalt und Sprache augenscheinlich
|
||
|
von Engels verfaßt ist. Er war damals von der Überzeugung durchdrungen,
|
||
|
daß die deutsche Bourgeoisie hoher Schutzzölle bedürfe, um nicht
|
||
|
von der ausländischen Industrie zerquetscht zu werden, sondern vielmehr die
|
||
|
nötige Kraft zur Überwindung des Absolutismus und des Feudalismus zu
|
||
|
gewinnen. Aus diesem Grunde empfahl Engels dem Proletariat, die schutzzöllnerische
|
||
|
Agitation zu unterstützen, wenn auch nur aus diesem Grunde. Er meinte zwar,
|
||
|
List, die Autorität der Schutzzöllner, habe immer noch das Beste der
|
||
|
deutschen bürgerlich-ökonomischen Literatur produziert, aber er fügte
|
||
|
hinzu, dessen ganzes glorioses Werk sei von dem Franzosen Ferrier abgeschrieben,
|
||
|
dem theoretischen Urheber des Kontinentalsystems, und er warnte die Arbeiter,
|
||
|
sich durch die Redensart vom »Wohl der arbeitenden Klasse« narren zu lassen, das
|
||
|
die Freihändler wie die Schutzzöllner als prunkendes Aushängeschild
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||
|
ihrer eigennützigen Agitation vor sich hertrügen.<A name="ZT19"></A><A href="fm03_116.htm#Z19"><SPAN class="top">[19]</SPAN></A> Der Lohn der Arbeiterklasse
|
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|
bleibe derselbe, unter dem Freihandels- wie dem Schutzzollsystem. Nur als »progressive
|
||
|
Bourgeoisiemaßregel« verteidigte Engels die Schutzzölle, und so auch
|
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|
sah sie Marx an.</P>
|
||
|
<P>Gemeinsam von Marx und Engels verfaßt ist ein längerer Aufsatz,
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||
|
der einen Vorstoß des christlich-feudalen Sozialismus zurückwies.<A name="ZT20"></A><A href="fm03_116.htm#Z20"><SPAN class="top">[20]</SPAN></A> Dieser
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|
Vorstoß erfolgte in dem »Rheinischen Beobachter«, einem Organ, das die Regierung
|
||
|
neuerdings in Köln gegründet hatte, um die rheinischen Arbeiter gegen
|
||
|
die rheinische Bourgeoisie aufzuhetzen. In seinen Spalten verdiente sich der junge
|
||
|
Hermann Wagener die Sporen, wie er selbst in seinen Denkwürdigkeiten berichtet.
|
||
|
Marx und Engels müssen bei ihren nahen Beziehungen zu Köln davon gewußt
|
||
|
haben, da der Spott über den »glattgescheitelten Konsistorialrat« sozusagen
|
||
|
der Kehrreim ihrer Antwort ist. Wagener war damals Konsistorialassessor in Magdeburg.</P>
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<P><B><A NAME="S139">|139|</A></B> Für dieses Mal hatte sich der »Rheinische
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Beobachter« das Scheitern des Vereinigten Landtags zum Vorwurfe genommen, um die
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Arbeiter zu ködern. Indem die Bourgeoisie alle Geldforderungen der Regierung
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abgelehnt habe, habe sie gezeigt, daß es ihr nur darum zu tun sei, die Staatsgewalt
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an sich zu reißen; das Volkswohl sei ihr gleichgültig; sie schiebe
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das Volk nur vor, um die Regierung einzuschüchtern; das Volk sei ihr nur
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Kanonenfutter in dem großen Sturm gegen die Regierungsgewalt. Was Marx und
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Engels darauf erwiderten, liegt heute auf der Hand. Das Proletariat täusche
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sich über die Bourgeoisie so wenig wie über die Regierung; es frage
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sich nur, was seinen eigenen Zwecken diene, die Herrschaft der Bourgeoisie oder
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die Herrschaft der Regierung, und diese Frage zu beantworten, genüge ein
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einfacher Vergleich zwischen der Lage der deutschen und der Lage der englischen
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wie französischen Arbeiter.</P>
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<P>Auf die demagogische Redewendung des »Rheinischen Beobachters«: »Glückseliges
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Volk! Du hast doch die Prinzipienfrage gewonnen. Und wenn du nicht verstehst,
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was das für ein Ding ist, so lass' es dir von deinen Repräsentanten
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erklären, während der langen Rede wirst du vielleicht deinen Hunger
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vergessen«, antworteten Marx und Engels zunächst mit dem beißenden
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Hohn, man könne aus dem straflosen Gebrauch dieser aufhetzenden Wendung erkennen,
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daß die deutsche Presse wirklich frei sei. Dann aber führten sie aus,
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das Proletariat habe die Prinzipienfrage so gut verstanden, daß es dem Vereinigten
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Landtage nicht vorwerfe, sie gewonnen, sondern sie nicht gewonnen zu haben. Hätte
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er sich nicht bloß darauf beschränkt, die Erweiterung seiner ständischen
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Rechte zu beanspruchen, sondern Geschworenengerichte, Gleichheit vor dem Gesetze,
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Aufhebung der Frondienste, Preßfreiheit, Assoziationsfreiheit und eine wirkliche
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Volksvertretung verlangt, so hätte er die kräftigste Unterstützung
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des Proletariats gefunden.</P>
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<P>Dann wurde das frömmelnde Gerede von den sozialen Prinzipien des Christentums,
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vor denen der Kommunismus verschwinden müsse, gründlich abgetan. »Die
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sozialen Prinzipien des Christentums haben jetzt achtzehnhundert Jahre Zeit gehabt,
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sich zu entwickeln, und bedürfen keiner ferneren Entwicklung durch preußische
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Konsistorialräte. Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike
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Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und
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verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletariats,
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wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien
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des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten
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Klasse und haben für die letztere <A NAME="S140"></A><B>|140|</B> nur den
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frommen Wunsch, die erstere möge wohltätig sein. Die sozialen Prinzipien
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des Christentums setzen die konsistorialrätliche Ausgleichung aller Infamien
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in den Himmel und rechtfertigen dadurch die Fortdauer dieser Infamien auf der
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Erde. Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Niederträchtigkeiten
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der Unterdrücker gegen die Unterdrückten entweder für gerechte
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Strafe der Erbsünde und sonstiger Sünden oder für Prüfungen,
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die der Herr über die Erlösten nach seiner unendlichen Weisheit verhängt.
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Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung,
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die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die Demut, kurz alle Eigenschaften
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der Kanaille, und das Proletariat, das sich nicht als Kanaille behandeln lassen
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will, hat seinen Mut, sein Selbstgefühl, seinen Stolz und seinen Unabhängigkeitssinn
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noch viel nötiger als sein Brot. Die sozialen Prinzipien des Christentums
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sind duckmäuserisch, und das Proletariat ist revolutionär.«<A name="ZT21"></A><A href="fm03_116.htm#Z21"><SPAN class="top">[21]</SPAN></A> Eben dies
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revolutionäre Proletariat führten Marx und Engels ins Feld gegen alles
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Blendwerk der monarchischen Sozialreform. Das Volk, das sich für einen Fußtritt
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und einen Silbergroschen mit tränendem Auge bedanke, existiere nur in der
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Phantasie des Königs; das wirkliche Volk, das Proletariat, sei nach dem Worte
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des Hobbes ein robuster und bösartiger Knabe; wie es mit Königen verfahre,
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die es zum besten haben wollten, zeige das Schicksal Karls I. von England und
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Ludwigs XVI. von Frankreich.</P>
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<P>Wie ein Hagelwetter brach dieser Aufsatz über die feudal-sozialistische
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Saat herein, doch fielen einzelne Schloßen auch daneben. Mit wie großem
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Recht immer Marx und Engels das Verfahren des Vereinigten Landtags verteidigten,
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einer liederlichen und reaktionären Regierung alle Geldmittel zu verweigern,
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so taten sie ihm doch zu große Ehre an, wenn sie die Ablehnung einer von
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der Regierung vorgeschlagenen Einkommensteuer unter den gleichen Gesichtspunkt
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stellten. Es handelte sich hier vielmehr um eine Falle, die der Bourgeoisie von
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der Regierung gestellt worden war. Die Forderung, die für die Arbeiter der
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großen Städte äußerst drückende Mahl- und Schlachtsteuer
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abzuschaffen und den finanziellen Ausfall in erster Reihe durch eine den besitzenden
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Klassen aufzuerlegende Einkommensteuer zu ersetzen, ging ursprünglich von
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der rheinischen Bourgeoisie aus, die sich dabei von ähnlichen Gründen
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leiten ließ wie die englische Bourgeoisie bei ihrem Kampf gegen die Getreidezölle.</P>
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<P>Der Regierung war diese Forderung durchaus verhaßt, schon weil sie dem
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Großgrundbesitz ins Fleisch schnitt, ohne daß diese Klasse - da die
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Mahl- und Schlachtsteuer nur in den großen Städten erhoben <A NAME="S141"></A><B>|141|</B>
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wurde - von deren Aufhebung ein Sinken der Löhne des von ihr ausgebeuteten
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Proletariats erwarten durfte. Wenn die Regierung dennoch einen entsprechenden
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Gesetzentwurf an den Vereinigten Landtag brachte, so geschah es mit dem Hintergedanken,
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diesen unpopulär und sich selbst populär zu machen, denn sie rechnete
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damit, daß eine feudalständische Körperschaft nimmermehr auf eine
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Steuerreform eingehen werde, die die arbeitenden Klassen auch nur vorübergehend
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auf Kosten der besitzenden Klassen zu entlasten geeignet war. Wie sicher sie dieser
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Rechnung sein durfte, zeigte schon die Abstimmung über ihren Gesetzentwurf,
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in der fast alle Prinzen, fast alle Junker und fast alle Beamten mit Nein stimmten.
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Dabei blühte ihr aber noch das besondere Glück, daß ein Teil der
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Bourgeoisie, nun da es zum Klappen kam, mit Glanz umfiel.</P>
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<P>Danach wurde die Ablehnung der Einkommensteuer von den offiziösen Federn
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als ein schlagender Beweis für das Lug- und Trugspiel der Bourgeoisie ausgebeutet,
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und besonders der »Rheinische Beobachter« wurde nicht müde, diesen Gaul zu
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reiten, Wenn dagegen Marx und Engels ihrem »Konsistorialrat« bemerkten, er sei
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»der größte und unverschämteste Ignorant in ökonomischen
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Dingen«, indem er behaupte, daß eine Einkommensteuer auch nur ein Haarbreit
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sozialen Elends beseitige, so hatten sie vollkommen recht, aber sie hatten unrecht,
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die Ablehnung der Einkommensteuer als einen berechtigten Schlag gegen die Regierung
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zu verteidigen. Dieser Schlag traf die Regierung gar nicht, sie war finanziell
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viel mehr gekräftigt als geschwächt, wenn sie ihre einträgliche
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und ganz genau funktionierende Mahl- und Schlachtsteuer in der Tasche behielt,
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statt sich mit einer Einkommensteuer abzuplagen, die, wenn sie den besitzenden
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Klassen auferlegt werden soll, nach alten und neuen Erfahrungen ihre besonderen
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Mucken hat. Marx und Engels haben in diesem Fall die Bourgeoisie für <I>noch</I>
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revolutionär gehalten, wo sie <I>schon</I> reaktionär war.</P>
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<P>Umgekehrt verfuhren oft genug die »wahren« Sozialisten, und es ist begreiflich
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genug, daß in einem Augenblick, wo die Bourgeoisie ihre Lenden zu gürten
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begann, Marx und Engels noch einmal gegen diese Richtung vorstießen. Es
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geschah in einer Reihe von Feuilletons, die Marx in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung«
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gegen den »deutschen Sozialismus in Versen und Prosa« drucken ließ <A name="ZT22"></A><A href="fm03_116.htm#Z22"><SPAN class="top">[22]</SPAN></A>, und
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einem noch ungedruckten Aufsatz, der von Engels niedergeschrieben, aber vielleicht
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von beiden verfaßt worden ist.<A name="ZT23"></A><A href="fm03_116.htm#Z23"><SPAN class="top">[23]</SPAN></A> In beiden Arbeiten wird vornehmlich mit dem
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|
ästhetisch-literarischen Konto des wahren Sozialismus abgerechnet, das ja
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|
auch seine schwächste oder, je nachdem man will, stärkste Seite <A NAME="S142"></A><B>|142|</B>
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war. Indem Marx und Engels dieser künstlerischen Verbildung entgegentraten,
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|
haben sie die Rechte der Kunst nicht immer genügend geachtet; namentlich
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in dem handschriftlichen Aufsatze wird Freiligraths prächtiges »Ça
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ira« mit unbilliger Schärfe beurteilt.<A name="ZT24"></A><A href="fm03_116.htm#Z24"><SPAN class="top">[24]</SPAN></A> Aber auch Karl Becks »Lieder vom armen
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Manne« betrachtete Marx in der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« etwas streng
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unter dem Gesichtspunkt »kleinbürgerlicher Illusionen«; immerhin sagte er
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dem anspruchsvollen Naturalismus, der fünfzig Jahre später kommen sollte,
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sein trauriges Schicksal voraus, indem er schrieb: »Beck besingt die feige kleinbürgerliche
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Misère, den ›armen Mann‹, den pauvre honteux mit seinen armen, frommen
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und inkonsequenten Wünschen .... nicht den stolzen, drohenden und revolutionären
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Proletarier.«<A name="ZT25"></A><A href="fm03_116.htm#Z25"><SPAN class="top">[25]</SPAN></A> Neben Karl Beck muß noch einmal der unglückliche Grün
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heran, der in einem, heute längst verschollenen Buch »vom menschlichen Standpunkt«
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Goethe mißhandelt, das heißt aus allen kleinlichen, langweiligen und
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philisterhaften Seiten des großen Dichters den »wahren Menschen« konstruiert
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hatte.</P>
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<P>Wichtiger als diese Plänkeleien war eine größere Abhandlung,
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worin Marx mit dem landläufigen Radikalismus der Phrase nicht minder scharf
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ins Gericht ging als mit dem phrasenhaften Sozialismus der Regierung. In einer
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Polemik gegen Engels hatte Karl Heinzen die Ungerechtigkeit in den Eigentumsverhältnissen
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aus der Gewalt erklärt; er hatte jeden einen Feigling und einen Toren genannt,
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der einen Bourgeois wegen seines Gelderwerbs anfeinde und einen König wegen
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seines Gewalterwerbs in Ruhe lasse. Heinzen war ein gewöhnlicher Schreihals,
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der keine besondere Beachtung verdiente, aber die Meinung, die er vertrat, war
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sehr nach dem Geschmack des »aufgeklärten« Philisters. Die Monarchie verdanke
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ihr Dasein nur der Tatsache, daß die Menschen jahrhundertelang des gesunden
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Menschenverstandes und der moralischen Menschenwürde entbehrt hätten,
|
||
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nun aber, da sie wieder im Besitze dieser kostbaren Güter seien, verschwänden
|
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|
alle sozialen Fragen vor der Frage: Monarchie oder Republik. Diese geistreiche
|
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Auffassung war das richtige Gegenspiel zu der geistreichen Ansicht der Fürsten,
|
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wonach revolutionäre Bewegungen nur durch den bösen Willen von Demagogen
|
||
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hervorgerufen werden.</P>
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<P>Marx wies nun nach und in erster Reihe an der deutschen Geschichte, daß
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|
die Geschichte die Fürsten macht, nicht aber die Fürsten die Geschichte.<A name="ZT26"></A><A href="fm03_116.htm#Z26"><SPAN class="top">[26]</SPAN></A>
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|
Er wies die ökonomischen Ursprünge der absoluten Monarchie auf, die
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in den Übergangsperioden erscheine, wo die alten Feudalstände untergingen
|
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und der mittelalterliche Bürgerstand zur modernen Bourgeoisklasse heranwüchse.
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Daß sie in Deutschland sich später ausgebildet <A NAME="S143"></A><B>|143|*</B>
|
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habe und länger währe, sei verschuldet durch den verkrüppelten
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|
Entwicklungsgang der deutschen Bürgerklasse. So erkläre sich die gewaltsam
|
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reaktionäre Rolle, in der sich die Fürsten gefielen, aus ökonomischen
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|
Gründen. Den Handel und die Industrie, und gleichzeitig das Aufkommen der
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||
|
Bürgerklasse früher begünstigend als notwendige Bedingungen sowohl
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|
der nationalen Macht wie des eigenen Glanzes, trete die absolute Monarchie jetzt
|
||
|
dem Handel und der Industrie, die immer gefährlichere Waffen in den Händen
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einer schon mächtigen Bourgeoisie geworden seien, überall in den Weg.
|
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Von der Stadt, der Geburtsstätte ihrer Erhebung, werfe sie den ängstlich
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und stumpf gewordenen Blick auf das Land, das mit den Leichen seiner alten reckenhaften
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Gegner gedüngt sei.</P>
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<P>Die Abhandlung ist reich an fruchtbaren Gesichtspunkten, aber der »gesunde
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Menschenverstand« des biederen Spießers ließ sich so leicht nicht
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foppen. Dieselbe Gewalttheorie, die Marx für Engels gegen Heinzen verfocht,
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hat ein volles Menschenalter später Engels für Marx gegen Dühring
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verfechten müssen.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">6. Der Bund der Kommunisten<A name="Kap_6"></A></H3>
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<P>Im Jahre 1847 war die kommunistische Kolonie in Brüssel ganz stattlich
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angewachsen.</P>
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<P>Freilich fand sich kein Geist darunter, der sich mit Marx oder Engels hätte
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messen können. Manchmal schien es, als ob Moses Heß oder Wilhelm Wolff,
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die beide an der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung« mitarbeiteten, der Dritte
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im Bunde werden würde. Aber schließlich ist es doch keiner von beiden
|
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geworden. Heß konnte sich niemals von den philosophischen Spinnweben befreien,
|
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und die verletzend scharfe Art, womit das »Kommunistische Manifest« seine Schriften
|
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beurteilte, führte zu seinem völligen Bruch mit Marx und Engels.</P>
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<P>Jünger war ihre Freundschaft mit Wilhelm Wolff, der erst im Frühling
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1846 nach Brüssel gekommen war, aber sie hat sich als wetterfest erwiesen,
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bis der allzufrühe Tod Wolffs sie löste. Aber Wolff war kein selbständiger
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Denker, und als Schriftsteller hatte er nicht nur die Lichtseiten der »populären
|
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Manier« vor Marx und Engels voraus. Er stammte aus der erbuntertänigen Bauernschaft
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Schlesiens und hatte sich unter unsäglichen Mühsalen zum Universitätsstudium
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emporgearbeitet, wo er an den großen Denkern und Dichtern des Altertums
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den glühenden <A NAME="S144"></A><B>|144|</B> Haß gegen die Unterdrücker
|
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seiner Klasse nährte. Als Demagoge war er einige Jahre auf schlesischen Festungen
|
||
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herumgeschleppt worden und hatte dann als Privatlehrer in Breslau einen unermüdlichen
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||
|
Kleinkrieg mit der Bürokratie und der Zensur geführt, bis ihn die Einleitung
|
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neuer Prozesse veranlaßte, ins Ausland zu gehen, statt in preußischen
|
||
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Gefängnissen zu versauern.</P>
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<P>Aus seiner Breslauer Zeit war er mit Lassalle befreundet wie später mit
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Marx und Engels, und alle drei haben sein Grab mit unverwelklichen Lorbeeren geschmückt.
|
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Wolff gehörte zu den edlen Naturen, die nach dem Worte des Dichters mit dem
|
||
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zahlen, was sie sind; sein eichenfester Charakter, seine unverbrüchliche
|
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Treue, seine peinliche Gewissenhaftigkeit, seine unantastbare Uneigennützigkeit,
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|
seine nie zu beirrende Bescheidenheit machten ihn zum Muster eines revolutionären
|
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|
Kämpfers und erklärten die hohe Achtung, womit neben aller Liebe oder
|
||
|
allem Haß seine politischen Freunde wie seine politischen Gegner von ihm
|
||
|
zu sprechen pflegten.</P>
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<P>Etwas weiter ab, als Wilhelm Wolff, stand in dem Kreise um Marx und Engels
|
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|
sein Namensvetter Ferdinand Wolff, und auch Ernst Dronke, der ein treffliches
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|
Buch über das vormärzliche Berlin geschrieben hatte und wegen einer
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angeblich darin enthaltenen Majestätsbeleidigung zu zweijähriger Festungshaft
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verurteilt worden war, traf erst auf seiner Flucht aus den Kasematten von Wesel
|
||
|
in zwölfter Stunde ein. Zu dem engeren Kreise gehörte dann namentlich
|
||
|
noch Georg Weerth, den Engels schon aus der Zeit kannte, wo er in Manchester lebte,
|
||
|
und Weerth, ebenfalls als Kommis einer deutschen Firma, in Bradford. Weerth war
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|
ein echter Dichter und ebendeshalb frei von allem Zopf der Poetenzunft; auch er
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||
|
ist eines allzufrühen Todes verblieben, und noch hat keine pietätvolle
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Hand die Verse gesammelt, die er aus dem Geiste des kämpfenden Proletariats
|
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|
gesungen und achtlos verstreut hat.</P>
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|
<P>Zu diesen Geistesarbeitern gesellten sich dann fähige Handarbeiter, allen
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||
|
voran Karl Wallau und Stephan Born, die beiden Setzer der »Deutschen-Brüsseler-Zeitung«.</P>
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||
|
<P>Auch war Brüssel, die Hauptstadt eines Staats, der sich als Muster der
|
||
|
bürgerlichen Monarchie aufspielte, der geeignetste Ort, internationale Beziehungen
|
||
|
anzuknüpfen, namentlich so lange als Paris, das noch immer als Brennpunkt
|
||
|
der Revolution galt, unter dem Druck der berüchtigten Septembergesetze litt.
|
||
|
In Belgien selbst hatten Marx und Engels gute Beziehungen zu Männern der
|
||
|
Revolution von 1830; in Deutschland, zumal in Köln, zählten sie alte
|
||
|
und neue Freunde, neben Georg Jung besonders die Ärzte d'Ester und Daniels;
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||
|
in Paris knüpfte <A NAME="S145"></A><B>|145|</B> Engels mit der sozialistisch-demokratischen
|
||
|
Partei an, namentlich mit ihren literarischen Vertretern, mit Louis Blanc und
|
||
|
mit Ferdinand Flocon, der das Organ dieser Partei, die »Réforme« redigierte.
|
||
|
Noch engere Beziehungen bestanden mit der revolutionären Fraktion der Chartisten,
|
||
|
mit Julian Harney, dem Redakteur des »Northern Star«, und mit Ernest Jones, der
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||
|
seine Bildung und Erziehung in Deutschland erhalten hatte. Unter dem geistigen
|
||
|
Einfluß dieser Chartistenführer lebten die Fraternal Democrats, eine
|
||
|
internationale Organisation, in der auch der Bund der Gerechten durch Karl Schapper,
|
||
|
Josef Moll und andere Mitglieder vertreten war.</P>
|
||
|
<P>Von diesem Bunde ging nun im Januar 1847 ein entscheidender Anstoß aus.
|
||
|
Als »kommunistisches Korrespondenz-Komitee in London« verkehrte er mit dem »Korrespondenz-Komitee
|
||
|
in Brüssel«, doch waren die gegenseitigen Beziehungen recht kühl. Auf
|
||
|
der einen Seite herrschte Mißtrauen gegen die »Gelehrten«, die doch nicht
|
||
|
wissen könnten, wo die Arbeiter der Schuh drücke, auf der andern Seite
|
||
|
Mißtrauen gegen die »Straubinger«, das heißt gegen die handwerksmäßig-zünftlerische
|
||
|
Beschränktheit, die unter den damaligen deutschen Arbeitern noch stark vorherrschte.
|
||
|
Engels, der in Paris seine liebe Not hatte, die dortigen »Straubinger« dem Einfluß
|
||
|
Proudhons und Weitlings zu entziehen, hielt zwar die Londoner »Straubinger« für
|
||
|
die einzigen, mit denen sich verhandeln ließe, erklärte aber doch eine
|
||
|
Adresse, die der Bund der Gerechten im Herbst 1846 in der schleswig-holsteinischen
|
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|
Sache erlassen hatte, einfach für »Schund«: ihre Vertreter hätten von
|
||
|
den Engländern gerade den Unsinn gelernt: die totale Ignorierung aller wirklich
|
||
|
vorliegenden Verhältnisse und die Unfähigkeit, eine historische Entwicklung
|
||
|
aufzufassen.</P>
|
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|
<P>Marx hat sich ein reichliches Jahrzehnt später über seine damalige
|
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|
Stellung zum Bunde der Gerechten so ausgelassen: »Wir veröffentlichten gleichzeitig
|
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|
eine Reihe teils gedruckter, teils lithographierter Pamphlets, worin das Gemisch
|
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von französisch-englischem Sozialismus oder Kommunismus und von deutscher
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|
Philosophie, das damals die Geheimlehre des ›Bundes‹ bildete, einer unbarmherzigen
|
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Kritik unterworfen, statt dessen die wissenschaftliche Einsicht in die ökonomische
|
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|
Struktur der bürgerlichen Gesellschaft als einzig haltbare theoretische Grundlage
|
||
|
aufgestellt und endlich in populärer Form auseinandergesetzt ward, wie es
|
||
|
sich nicht um Durchführung irgendeines utopistischen Systems handle, sondern
|
||
|
um selbstbewußte Teilnahme an dem unter unsern Augen vor sich gehenden geschichtlichen
|
||
|
Umwälzungsprozeß der Gesellschaft.«<A name="ZT27"></A><A href="fm03_116.htm#Z27"><SPAN class="top">[27]</SPAN></A> Der Wirksamkeit dieser Kundgebungen
|
||
|
schrieb Marx zu, daß der Bund <A NAME="S146"></A><B>|146|</B> der Kommunisten
|
||
|
im Januar 1847 ein Mitglied seiner Zentralbehörde, den Uhrmacher Josef Moll,
|
||
|
nach Brüssel sandte, um ihn und Engels zum Eintritt in den Bund aufzufordern,
|
||
|
der ihre Auffassung anzunehmen beabsichtige.</P>
|
||
|
<P>Leider hat sich keine der Flugschriften erhalten <A name="ZT28"></A><A href="fm03_116.htm#Z28"><SPAN class="top">[28]</SPAN></A>, von denen Marx spricht, bis
|
||
|
auf das Rundschreiben gegen Kriege, der unter anderm als Emissär und Prophet
|
||
|
eines geheimen Essäerbundes, des »Bundes der Gerechtigkeit« verspottet wird.
|
||
|
Kriege mystifiziere die wirkliche geschichtliche Entwicklung des Kommunismus in
|
||
|
den verschiedenen Ländern Europas dadurch, daß er ihren Ursprung und
|
||
|
ihre Fortschritte auf fabelhafte und romanhafte, aus der Luft gegriffene Intrigen
|
||
|
dieses Essäerbundes schreibe und die wahnwitzigsten Phantasien über
|
||
|
dessen Macht verbreite.</P>
|
||
|
<P>Hat dies Rundschreiben auf den Bund der Gerechten eingewirkt, so hat er eben
|
||
|
dadurch bewiesen, daß seine Mitglieder doch mehr waren als »Straubinger«,
|
||
|
und daß sie aus der englischen Geschichte besseres gelernt hatten, als Engels
|
||
|
annahm. Sie haben das Rundschreiben, so unfreundlich ihr »Essäerbund« darin
|
||
|
erwähnt war, besser zu würdigen gewußt als Weitling, der gar nicht
|
||
|
darin gekränkt war, aber sich gleichwohl auf Krieges Seite schlug. In der
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|
Tat hatte sich der Bund der Gerechten in dem Weltverkehr Londons frischer und
|
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|
kräftiger erhalten als in Zürich und selbst in Paris. Zunächst
|
||
|
für die Propaganda unter deutschen Arbeitern bestimmt, hatte er in der Weltstadt
|
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|
einen internationalen Charakter angenommen. Im regen Verkehr mit Flüchtlingen
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aus aller Herren Ländern und im Angesicht der chartistischen Bewegung, die
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immer höhere Wellen schlug, gewannen seine Leiter den Blick in eine Ferne,
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die weit über handwerksmäßige Vorstellungen hinausging. Neben
|
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den alten Führern Schapper, Bauer und Moll und über sie hinaus taten
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sich der Miniaturmaler Karl Pfänder aus Heilbronn und der Schneider Georg
|
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Eccarius aus Thüringen durch die Gabe theoretischer Erkenntnis hervor.</P>
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||
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<P>Die von Schappers Hand geschriebene und vom 20. Januar 1847 datierte Vollmacht,
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womit Moll in Brüssel bei Marx und danach bei Engels in Paris erschien, ist
|
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noch sehr vorsichtig abgefaßt; sie ermächtigt den Überbringer,
|
||
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über die Lage des Bundes zu berichten und genaue Auskunft über alle
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Gegenstände von Wichtigkeit zu geben. Mündlich ging Moll freier aus
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sich heraus. Er forderte Marx auf, in den Bund einzutreten und schlug dessen anfängliche
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Bedenken durch die Eröffnung nieder, daß die Zentralbehörde einen
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Bundeskongreß nach London zu berufen beabsichtige, um die von Marx und Engels
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geltend gemachten <A NAME="S147"></A><B>|147|</B> kritischen Ansichten in einem
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öffentlichen Manifest als Bundeslehre aufzustellen, jedoch müßten
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Marx und Engels den veralteten und widerstrebenden Elementen gegenüber mitwirken,
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und zu diesem Zwecke müßten sie in den Bund eintreten.</P>
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<P>So entschlossen sie sich dazu. Doch kam es auf dem Kongreß, der im Sommer
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1847 stattfand, zunächst nur zu einer demokratischen Organisation des Bundes,
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wie sie einer Propagandagesellschaft entsprach, die zwar im geheimen wirken mußte,
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aber sich allem verschwörerischen Treiben fernhielt. Der Bund organisierte
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sich in Gemeinden, die nicht unter drei und nicht über zehn Mitglieder zählen
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durften, Kreisen, leitenden Kreisen, Zentralbehörde und Kongreß. Für
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seinen Zweck wurde erklärt der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des
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Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden
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Gesellschaft, die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und Privateigentum.<A name="ZT29"></A><A href="fm03_116.htm#Z29"><SPAN class="top">[29]</SPAN></A>
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</P>
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<P>Es entsprach dem demokratischen Charakter des Bundes, der sich von nun an Bund
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der Kommunisten nannte, daß die neuen Statuten zunächst den einzelnen
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Gemeinden zur Beratung vorgelegt wurden. Der endgültige Beschluß über
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sie wurde auf einen zweiten Kongreß verschoben, der noch vor Schluß
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des Jahres stattfinden und zugleich das neue Programm des Bundes beraten sollte.
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Dem ersten Kongreß hat Marx noch nicht beigewohnt, wohl aber Engels als
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Vertreter der Pariser und Wilhelm Wolff als Vertreter der Brüsseler Gemeinden.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">7. Propaganda in Brüssel<A name="Kap_7"></A></H3>
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<P>Der Bund der Kommunisten sah seine Aufgabe zunächst darin, deutsche Arbeiterbildungsvereine
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zu stiften, die ihm eine öffentliche Propaganda ermöglichten, wie er
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sich aus ihren brauchbarsten Mitgliedern ergänzen und erweitern konnte.</P>
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<P>Die Einrichtung dieser Vereine war überall dieselbe. Ein Tag in der Woche
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wurde zur Diskussion bestimmt, ein anderer für gesellige Unterhaltung (Gesang,
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Deklamation usw.). Überall wurden Vereinsbibliotheken eingerichtet und wenn
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möglich Klassen für den Unterricht der Arbeiter in Elementarkenntnissen.</P>
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<P>Nach diesem Muster wurde dann auch der Deutsche Arbeiterverein eingerichtet,
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der Ende August in Brüssel entstand und bald gegen hundert Mitglieder zählte.
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Vorsitzende waren Moses Heß und Wallau, Schriftführer war Wilhelm Wolff.
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Der Verein kam am Mittwoch- und <A NAME="S148"></A><B>|148|</B> Sonntagabend zusammen.
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Am Mittwoch wurden wichtige Fragen erörtert, die die Interessen des Proletariats
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berührten, am Sonntagabend pflegte Wolff seine politische Wochenübersicht
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zu geben, wofür er bald ein besonderes Geschick entfaltete; danach folgte
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gesellige Unterhaltung, woran sich auch die Frauen beteiligten.</P>
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<P>Am 27. September veranstaltete dieser Verein ein internationales Bankett, um
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zu zeigen, daß die Arbeiter verschiedener Länder brüderliche Gesinnungen
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gegeneinander hegten. Man wählte damals mit Vorliebe die Form von Banketts
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für die politische Propaganda, um den polizeilichen Einmischungen in öffentlichen
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Versammlungen zu entgehen. Das Bankett vom 27. September hatte aber noch einen
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besonderen Ursprung und Zweck. Es wurde von Bornstedt und anderen unzufriedenen
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Elementen der deutschen Kolonie veranstaltet, wie der gerade anwesende Engels
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an den gerade abwesenden Marx schrieb, »der uns zu einer sekundären Rolle
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gegenüber Imbert und den belgischen Demokraten herabdrücken und eine
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viel großartigere, universellere Gesellschaft ins Leben rufen sollte als
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unsren lumpigen Arbeiterverein«. Engels jedoch wußte die Intrige rechtzeitig
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zu hintertreiben; er wurde sogar, trotz seines Sträubens, weil er so »schrecklich
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jung aussehe«, neben dem Franzosen Imbert zu einem der beiden Vizepräsidenten
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gewählt, während der Ehrenvorsitz des Banketts dem General Mellinet
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und der wirkliche Vorsitz dem Advokaten Jottrand übertragen wurde, alten
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Kämpfern der belgischen Revolution von 1830.</P>
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<P>An der Festtafel saßen 120 Gäste, Belgier, Deutsche, Schweizer,
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Franzosen, Polen, Italiener, auch ein Russe. Nach mancherlei Reden beschloß
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man, einen Verein von Reformfreunden in Belgien nach dem Muster der Fraternal
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Democrats zu gründen. In die vorbereitende Kommission wurde auch Engels gewählt.
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Da er alsbald Brüssel wieder verließ, so empfahl er in einem Briefe
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an Jottrand, Marx an seine Stelle zu berufen, der unzweifelhaft gewählt worden
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wäre, wenn er der Versammlung vom 27. September hätte beiwohnen können.
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»Es wäre daher nicht Herr Marx, der in der Kommission an meine Stelle treten
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würde, sondern ich war es vielmehr, der in der Versammlung Herrn Marx vertrat.«
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In der Tat wurden, als sich am 7. und 15. November die »Demokratische Gesellschaft
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für Vereinigung aller Länder« endgültig auftat, Imbert und Marx
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zu Vizepräsidenten gewählt, während Mellinet als Ehren- und Jottrand
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als wirklicher Präsident bestätigt wurden. Das Statut war von belgischen,
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deutschen, französischen, polnischen Demokraten unterzeichnet, im ganzen
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etwa 60 Namen; an Deutschen fanden sich darunter neben Marx namentlich <A NAME="S149"></A><B>|149|*</B>
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Moses Heß, Georg Weerth, die beiden Wolff, Stephan Born, auch Bornstedt.</P>
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<P>Die erste größere Kundgebung der Demokratischen Gesellschaft war
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die Jahresfeier der polnischen Revolution am 29. November. Für die Deutschen
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sprach Stephan Born, der großen Beifall erntete. Marx aber sprach als offizieller
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Vertreter der Gesellschaft auf dem Meeting, das die Fraternal Democrats in London
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am gleichen Tage und aus gleichem Anlaß veranstalteten. Er stimmte seine
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Rede durchaus auf den proletarisch-revolutionären Ton. »Das alte Polen ist
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allerdings verloren, und wir wären die letzten, seine Wiederherstellung zu
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wünschen. Aber nicht nur das alte Polen ist verloren. Das alte Deutschland,
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das alte Frankreich, das alte England, die ganze alte Gesellschaft ist verloren.
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|
Der Verlust der alten Gesellschaft ist aber kein Verlust für die, die nichts
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in der alten Gesellschaft zu verlieren haben, und in allen jetzigen Ländern
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ist dies der Fall für die große Mehrzahl.«<A name="ZT30"></A><A href="fm03_116.htm#Z30"><SPAN class="top">[30]</SPAN></A> In dem Siege des Proletariats
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über die Bourgeoisie sah Marx das Befreiungssignal für alle unterdrückten
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Nationen und in dem Siege der englischen Proletarier über die englische Bourgeoisie
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den entscheidenden Schlag für den Sieg aller Unterdrückten über
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ihre Unterdrücker. Polen sei nicht in Polen, sondern in England zu befreien.
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Schlügen die Chartisten ihre inländischen Feinde, so würden sie
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die ganze Gesellschaft geschlagen haben.</P>
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<P>In der Antwort auf die Adresse, die Marx überreicht hatte, schlugen die
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Fraternal Democrats denselben Ton an. »Euer Vertreter, unser Freund und Bruder
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Marx, wird euch erzählen, mit welchem Enthusiasmus wir sein Erscheinen und
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die Verlesung eurer Adresse begrüßt haben. Alle Augen strahlten vor
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Freude, alle Stimmen riefen Willkommen, alle Hände streckten sich brüderlich
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eurem Vertreter entgegen ... Wir nehmen mit den Gefühlen der lebhaftesten
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Freude das Bündnis an, das ihr uns anbietet. Unser Verein besteht seit mehr
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als zwei Jahren mit der Devise: Alle Menschen sind Brüder. Bei Gelegenheit
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unseres letzten Stiftungsfestes haben wir die Bildung eines demokratischen Kongresses
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aller Nationen empfohlen, und wir sind erfreut zu hören, daß ihr die
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|
gleichen Vorschläge öffentlich kundgegeben habt. Die Verschwörung
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der Könige muß bekämpft werden durch die Verschwörung der
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Völker ... Wir sind überzeugt, daß man sich an das wirkliche Volk
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wenden muß, an die Proletarier, an die Männer, die täglich ihr
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Blut und ihren Schweiß unter dem Druck der gegenwärtigen Gesellschaftssysteme
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vergießen, um die allgemeine Brüderlichkeit durchzusetzen ... Aus der
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Hütte, der Dachstube oder dem Keller, vom Pfluge, von der Fabrik, vom Amboß
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|
weg wird man sehen können, ja sieht man <A NAME="S150"></A><B>|150|</B> schon
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|
die gleiche Straße daherkommen die Träger der Brüderlichkeit und
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die auserwählten Retter der Menschheit.« Die Fraternal Democrats schlugen
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vor, den allgemeinen Demokratenkongreß im September 1848 in Brüssel
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abzuhalten, gewissermaßen als Gegenstück zu dem Freihandelskongreß,
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der im September 1847 ebenda stattgefunden hatte.</P>
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<P>Die Begrüßung der Fraternal Democrats war jedoch nicht der einzige
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Zweck, der Marx nach London geführt hatte. Unmittelbar nach dem Polenmeeting,
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in demselben Raume, dem Versammlungssaale des Kommunistischen Arbeiterbildungsvereins,
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der im Jahre 1840 von Schapper, Bauer und Moll gegründet worden war, fand
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der Kongreß statt, den der Bund der Kommunisten berufen hatte, um die neuen
|
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|
Statuten endgültig zu genehmigen und das neue Programm zu diskutieren. Engels
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wohnte auch diesem Kongreß bei, er war von Paris aus am 27. November in
|
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|
Ostende mit Marx zusammengetroffen, und sie hatten zusammen die Reise übers
|
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|
Wasser gemacht. Nach mindestens zehntägigen Debatten erhielten beide den
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|
Auftrag, die kommunistischen Grundsätze in einem öffentlichen Manifest
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zusammenzufassen.</P>
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<P>Um die Mitte Dezember kehrte Marx nach Brüssel und Engels über Brüssel
|
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|
nach Paris zurück. Mit der Ausführung ihres Auftrages scheinen sie es
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nicht allzu eilig gehabt zu haben; wenigstens erließ die Zentralbehörde
|
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in London am 24. Januar 1848 eine sehr energische Mahnung an die Kreisbehörde
|
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|
Brüssel, wonach dem Bürger Marx bedeutet werden sollte, daß weitere
|
||
|
Maßregeln gegen ihn ergriffen werden würden, wenn nicht das »Manifest
|
||
|
der Kommunistischen Partei«, dessen Abfassung er übernommen habe, bis zum
|
||
|
1. Februar in London angekommen sei. Was die Verzögerung veranlaßt
|
||
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hat, wird sich kaum noch feststellen lassen: die gründliche Art, wie Marx
|
||
|
arbeitete, oder die räumliche Trennung von Engels; vielleicht sind auch die
|
||
|
Londoner ungeduldig geworden, auf die Nachricht hin, daß Marx seine Propaganda
|
||
|
in Brüssel eifrig weitertreibe.</P>
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||
|
<P>Am 9. Januar 1848 hielt Marx in der Demokratischen Gesellschaft eine Rede über
|
||
|
den Freihandel.<A name="ZT31"></A><A href="fm03_116.htm#Z31"><SPAN class="top">[31]</SPAN></A> Er hatte dieselbe Rede schon auf dem Brüsseler Freihandelskongreß
|
||
|
halten wollen, war damals aber nicht zum Worte gekommen. Was er darin nach- und
|
||
|
zurückwies, war der Schwindel, den die Freihändler mit dem »Wohl der
|
||
|
Arbeiter« trieben, von dem sie behaupteten, daß es die Triebfeder ihrer
|
||
|
Agitation sei. Wenn aber der Freihandel durchaus das Kapital zum Nachteil der
|
||
|
Arbeiter begünstigte, so verkannte Marx doch nicht - und ebendeshalb nicht
|
||
|
- daß er den Grundsätzen der bürgerlichen Ökonomie entspräche.
|
||
|
Er sei die <A NAME="S151"></A><B>|151|</B> Freiheit des Kapitals, das die nationalen
|
||
|
Schranken, durch die es noch beengt werde, behufs völliger Entfesselung seiner
|
||
|
Tätigkeit niederreiße. Er zersetze die früheren Nationalitäten
|
||
|
und treibe den Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat auf die Spitze.
|
||
|
Damit beschleunige er die soziale Revolution, und in diesem revolutionären
|
||
|
Sinne stimmte Marx für das System der Handelsfreiheit.</P>
|
||
|
<P>Zugleich verwahrte er sich gegen den Verdacht schutzzöllnerischer Tendenzen,
|
||
|
und er geriet mit seiner Befürwortung des Freihandels auch keineswegs in
|
||
|
Widerspruch mit seiner Anerkennung deutscher Schutzzölle als einer »progressiven
|
||
|
Bourgeoisiemaßregel«. Wie Engels betrachtete Marx die ganze Freihandels-
|
||
|
und Schutzzollfrage rein vom revolutionären Standpunkt. Die deutsche Bourgeoisie
|
||
|
brauche Schutzzölle als Waffen gegen den Absolutismus und Feudalismus, als
|
||
|
Mittel, ihre Kräfte zu konzentrieren, den Freihandel im Innern des Landes
|
||
|
zu verwirklichen, die große Industrie aufzuziehen, die alsbald vom Weltmarkt,
|
||
|
das heißt mehr oder weniger vom Freihandel abhängig werden müßte.
|
||
|
Im übrigen fand die Rede den lebhaften Beifall der Demokratischen Gesellschaft,
|
||
|
die sie auf ihre Kosten in französischer und flämischer Sprache drucken
|
||
|
zu lassen beschloß.</P>
|
||
|
<P>Bedeutender und wichtiger als diese Rede, waren die Vorträge, die Marx
|
||
|
im Deutschen Arbeiterverein über Lohnarbeit und Kapital hielt. Marx ging
|
||
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davon aus, daß der Arbeitslohn nicht ein Anteil des Arbeiters an der von
|
||
|
ihm produzierten Ware, sondern der Teil der schon vorhandenen Waren sei, womit
|
||
|
der Kapitalist eine bestimmte Summe produktiver Arbeit an sich kaufe. Der Preis
|
||
|
der Arbeit werde bestimmt wie der Preis jeder anderen Ware: durch ihre Produktionskosten.
|
||
|
Die Produktionskosten der einfachen Arbeit beliefen sich auf die Existenz- und
|
||
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Fortpflanzungskosten des Arbeiters. Der Preis dieser Kosten bilde den Arbeitslohn,
|
||
|
der durch die Schwankungen der Konkurrenz wie der Preis jeder anderen Ware bald
|
||
|
über, bald unter den Produktionskosten stehe, aber innerhalb dieser Schwankungen
|
||
|
sich zum Lohnminimum ausgleiche.</P>
|
||
|
<P>Marx untersuchte dann das Kapital. Auf die Erklärung der bürgerlichen
|
||
|
Ökonomen, Kapital sei aufgehäufte Arbeit, antwortete er: »Was ist ein
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||
|
Negersklave? Ein Mensch von der schwarzen Race. Die eine Erklärung ist die
|
||
|
andere wert. Ein Neger ist ein Neger. In bestimmten Verhältnissen wird er
|
||
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erst zum <I>Sklaven</I>. Eine Baumwollspinnmaschine ist eine Maschine zum Baumwollspinnen.
|
||
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Nur in bestimmten Verhältnissen wird sie zu <I>Kapital</I>. Aus diesen Verhältnissen
|
||
|
herausgerissen, ist sie so wenig Kapital wie <I>Gold</I> an und für sich
|
||
|
<I>Geld</I> oder der Zucker der Zucker<I>preis</I> <A NAME="S152"></A><B>|152|*</B>
|
||
|
ist.«<A name="ZT32"></A><A href="fm03_116.htm#Z32"><SPAN class="top">[32]</SPAN></A> Das Kapital ist ein gesellschaftliches Produktionsverhältnis, ein Produktionsverhältnis
|
||
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der bürgerlichen Gesellschaft. Eine Summe von Waren, von Tauschwerten wird
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||
|
dadurch zu Kapital, daß sie als selbständige gesellschaftliche Macht,
|
||
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das heißt als die Macht eines Teils der Gesellschaft sich erhält und
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||
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vermehrt durch den Austausch gegen die unmittelbare lebendige Arbeitskraft. »Die
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||
|
Existenz einer Klasse, die nichts besitzt als die Arbeitsfähigkeit, ist eine
|
||
|
notwendige Voraussetzung des Kapitals. Die Herrschaft der aufgehäuften, vergangenen,
|
||
|
vergegenständlichten Arbeit über die unmittelbare, lebendige Arbeit
|
||
|
macht die aufgehäufte Arbeit erst zum Kapital. Das Kapital besteht nicht
|
||
|
darin, daß aufgehäufte Arbeit der lebendigen Arbeit als Mittel zu neuer
|
||
|
Produktion dient. Es besteht darin, daß die lebendige Arbeit der aufgehäuften
|
||
|
Arbeit als Mittel dient, ihren Tauschwert zu erhalten und zu vermehren.«<A name="ZT33"></A><A href="fm03_116.htm#Z33"><SPAN class="top">[33]</SPAN></A> Kapital
|
||
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und Arbeit bedingen sich gegenseitig, sie bringen sich gegenseitig hervor.</P>
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||
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<P>Wenn die bürgerlichen Ökonomen daraus folgern, das Interesse des
|
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Kapitalisten und des Arbeiters sei dasselbe, so geht der Arbeiter allerdings zugrunde,
|
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wenn ihn das Kapital nicht beschäftigt, und das Kapital geht zugrunde, wenn
|
||
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es den Arbeiter nicht ausbeutet. Je rascher sich das produktive Kapital vermehrt,
|
||
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je blühender daher die Industrie ist, je mehr sich die Bourgeoisie bereichert,
|
||
|
um so mehr Arbeiter braucht der Kapitalist, um so teurer verkauft sich der Arbeiter.
|
||
|
Die unerläßliche Bedingung für eine passable Lage des Arbeiters
|
||
|
ist also möglichst rasches Wachsen des produktiven Kapitals.</P>
|
||
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<P>Marx führte aus, daß in diesem Falle ein merkliches Zunehmen des
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||
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Arbeitslohns ein um so rascheres Wachsen des produktiven Kapitals voraussetze.
|
||
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Wachse das Kapital, so möge der Arbeitslohn steigen, um so schneller steige
|
||
|
der Profit des Kapitals. Die materielle Lage des Arbeiters habe sich verbessert,
|
||
|
aber auf Kosten seiner gesellschaftlichen Lage: die gesellschaftliche Kluft, die
|
||
|
ihn vom Kapitalisten trenne, habe sich erweitert. Günstigste Bedingung für
|
||
|
die Lohnarbeit ist möglichst rasches Wachstum des Kapitals, heiße nur:
|
||
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Je rascher die Arbeiterklasse die ihr feindliche Macht, den fremden, über
|
||
|
sie gebietenden Reichtum vermehrt und vergrößert, unter desto günstigeren
|
||
|
Bedingungen wird ihr erlaubt, von neuem an der Vergrößerung der Kapitalmacht
|
||
|
zu arbeiten, zufrieden, sich selbst die goldenen Ketten zu schmieden, woran die
|
||
|
Bourgeoisie sie hinter sich herschleift.</P>
|
||
|
<P>Nun sind aber gar nicht einmal, führt Marx weiter aus, Wachstum des Kapitals
|
||
|
und Steigen des Arbeitslohns so unzertrennlich verbunden, wie die bürgerlichen
|
||
|
Ökonomen behaupten. Es ist nicht wahr, daß je <A NAME="S153"></A><B>|153|</B>
|
||
|
feister das Kapital, desto besser sein Sklave gemästet wird. Das Anwachsen
|
||
|
des produktiven Kapitals begreift die Akkumulation und Konzentration der Kapitalien
|
||
|
in sich. Ihre Zentralisation führt eine größere Arbeitsteilung
|
||
|
und eine größere Anwendung von Maschinen mit sich. Die größere
|
||
|
Teilung der Arbeit zerstört die besondere Geschicklichkeit des Arbeiters;
|
||
|
indem sie an die Stelle dieser besonderen Geschicklichkeit eine Arbeit setzt,
|
||
|
die jedermann verrichten kann, vermehrt sie die Konkurrenz unter den Arbeitern.</P>
|
||
|
<P>Diese Konkurrenz wird um so stärker, je mehr die Arbeitsteilung dem einzelnen
|
||
|
Arbeiter ermöglicht, die Arbeit von dreien zu verrichten. Das gleiche Ergebnis
|
||
|
haben die Maschinen in noch viel höherem Grade. Das Anwachsen des produktiven
|
||
|
Kapitals zwingt die industriellen Kapitalisten, mit stets wachsenden Mitteln zu
|
||
|
arbeiten; es ruiniert damit die kleinen Industriellen und wirft sie ins Proletariat.
|
||
|
Ferner, da der Zinsfuß in dem Maße fällt, worin die Kapitalien
|
||
|
sich aufhäufen, werden die kleinen Rentner, die von ihren Renten nicht mehr
|
||
|
leben können, sich der Industrie zuwenden und die Zahl der Proletarier vermehren.</P>
|
||
|
<P>Endlich, je mehr das produktive Kapital wächst, desto mehr wird es gezwungen,
|
||
|
für einen Markt zu produzieren, dessen Bedürfnisse es nicht kennt. Um
|
||
|
so mehr geht die Produktion dem Bedarf voraus, um so mehr sucht das Angebot die
|
||
|
Nachfrage zu erzwingen, um so mehr nehmen an Häufigkeit und Heftigkeit die
|
||
|
Krisen zu, jene industriellen Erdbeben, in denen die Handelswelt sich nur dadurch
|
||
|
erhält, daß sie einen Teil des Reichtums, der Produkte und selbst der
|
||
|
Produktivkräfte den Göttern der Unterwelt opfert. Das Kapital <I>lebt</I>
|
||
|
nicht nur von der Arbeit. Ein zugleich vornehmer und barbarischer Herr, zieht
|
||
|
es mit sich in die Gruft die Leichen seiner Sklaven, ganze Arbeiterhekatomben,
|
||
|
die in den Krisen untergehen. Und so faßt sich Marx zusammen: Wächst
|
||
|
das Kapital rasch, so wächst ungleich rascher die Konkurrenz unter den Arbeitern,
|
||
|
das heißt, desto mehr nehmen verhältnismäßig die Beschäftigungsmittel,
|
||
|
die Lebensmittel für die Arbeiterklasse ab, und nichtsdestoweniger ist das
|
||
|
rasche Wachsen des Kapitals die günstigste Bedingung für die Lohnarbeit.</P>
|
||
|
<P>Leider ist nur dies Bruchstück aus den Vorträgen erhalten, die Marx
|
||
|
den deutschen Arbeitern in Brüssel hielt. Aber es genügt, um zu zeigen,
|
||
|
mit welchem Ernst und welcher Tiefe des Denkens er diese Propaganda trieb. Anders
|
||
|
urteilte darüber freilich Bakunin, der, aus Frankreich ausgewiesen, wegen
|
||
|
einer Rede, die er zur Jahresfeier der polnischen Revolution gehalten hatte, eben
|
||
|
in diesen Tagen nach Brüssel kam. Er schrieb am 28. Dezember 1847 einem russischen
|
||
|
Freunde: »Marx treibt <A NAME="S154"></A><B>|154|</B> hier dieselbe eitle Wirtschaft
|
||
|
wie vorher, verdirbt die Arbeiter, indem er Räsoneure aus ihnen macht. Dieselbe
|
||
|
theoretische Verrücktheit und unbefriedigte Selbstzufriedenheit«, und noch
|
||
|
ärger ging es in einem Brief an Herwegh über Marx und Engels her: »Mit
|
||
|
einem Wort, Lüge und Dummheit, Dummheit und Lüge. In dieser Gesellschaft
|
||
|
ist keine Möglichkeit, einen freien vollen Atemzug zu tun. Ich halte mich
|
||
|
fern von ihnen und habe ganz entschieden erklärt, ich gehe in ihren kommunistischen
|
||
|
Handwerkerverein nicht und will mit ihm nichts zu tun haben.«</P>
|
||
|
<P>Diese Äußerungen Bakunins sind bemerkenswert, nicht wegen ihrer
|
||
|
etwaigen persönlichen Gereiztheit - denn Bakunin hat früher und auch
|
||
|
später ganz anders über Marx geurteilt - sondern weil sich in ihnen
|
||
|
ein Gegensatz ankündigte, der zu heftigen Kämpfen zwischen diesen beiden
|
||
|
Revolutionären führen sollte.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">8. »Das Kommunistische Manifest«<A name="Kap_8"></A></H3>
|
||
|
<P>Inzwischen war nun auch das Manuskript des »Kommunistischen Manifestes« zum
|
||
|
Druck nach London gesandt worden.</P>
|
||
|
<P>An Vorarbeiten dazu hatte es schon nach dem ersten Kongreß nicht gefehlt,
|
||
|
der die Beratung eines kommunistischen Programms dem zweiten Kongreß übertragen
|
||
|
hatte. Es lag nahe, daß die Theoretiker der Bewegung sich mit dieser Aufgabe
|
||
|
beschäftigten. Marx und Engels, auch Heß haben solche ersten Entwürfe
|
||
|
gemacht.</P>
|
||
|
<P>Erhalten davon hat sich aber nur der Entwurf, über den Engels am 24. November
|
||
|
1847, also kurz vor dem zweiten Kongreß, an Marx schrieb: »Überleg
|
||
|
Dir doch das Glaubensbekenntnis etwas. Ich glaube, wir tun am besten, wir lassen
|
||
|
die Katechismusform weg und titulieren das Ding: ›Kommunistisches <I>Manifest</I>‹. Da
|
||
|
darin mehr oder weniger Geschichte erzählt werden muß, paßt die
|
||
|
bisherige Form gar nicht. Ich bringe das hiesige mit, das ich gemacht habe, es
|
||
|
ist einfach erzählend, aber miserabel redigiert, in fürchterlicher Eile.«<A name="ZT34"></A><A href="fm03_116.htm#Z34"><SPAN class="top">[34]</SPAN></A>
|
||
|
Engels fügte hinzu, der Entwurf sei den Pariser Gemeinden noch nicht vorgelegt
|
||
|
worden, aber bis auf einige ganz kleine Kleinigkeiten hoffe er ihn durchzusetzen.</P>
|
||
|
<P>Er ist noch ganz in der Katechismusform abgefaßt, die jedenfalls seine
|
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|
große Gemeinverständlichkeit eher gefördert als gefährdet
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hätte. Für die Zwecke der augenblicklichen Agitation wäre er geeigneter
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gewesen, als das spätere »Manifest«, mit dem er in seinem gedanklichen Inhalt
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vollkommen übereinstimmt. Wenn Engels gleichwohl seine 25 Fragen <A NAME="S155"></A><B>|155|</B>
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und Antworten von vornherein opferte zugunsten einer historischen Darstellung,
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so gab er damit einen Beweis seiner Gewissenhaftigkeit; das Manifest, worin sich
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der Kommunismus als weltgeschichtliche Erscheinung ankündigte, mußte
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- nach dem Worte des griechischen Geschichtsschreibers - ein Werk von bleibender
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Bedeutung, und keine Streitschrift für den flüchtigen Leser sein.</P>
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<P>Es ist denn auch die klassische Form, die dem »Kommunistischen Manifest« seinen
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dauernden Platz in der Weltliteratur gesichert hat. Nicht zwar als ob damit jenen
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seltsamen Käuzen ein Zugeständnis gemacht werden soll, die durch Herausreißen
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einzelner Sätze haben beweisen wollen, daß die Verfasser des »Manifestes«
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Carlyle oder Gibbon oder Sismondi oder wen sonst bestohlen hätten. Das ist
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reines Augenverblenden, und in dieser Beziehung ist das »Manifest« so selbständig
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und ursprünglich, wie nur je ein Schriftwerk gewesen ist. Aber allerdings
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enthält es keinen Gedanken, den Marx oder Engels nicht schon in ihren bisherigen
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Schriften geäußert hatten. Das »Manifest« war keine neue Offenbarung;
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es faßte nur die neue Weltanschauung seiner Verfasser in einem Spiegel zusammen,
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dessen Glas nicht klarer und dessen Rahmen nicht enger sein konnte. An der endgültigen
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Formgebung hat, soweit der Stil ein Urteil gestattet, Marx den größeren
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Anteil gehabt, obgleich Engels, wie sein Entwurf zeigt, auf keiner niedrigeren
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Stufe der Erkenntnis stand und als Mitverfasser von gleichem Recht gelten muß.</P>
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<P>Seit dem Erscheinen des »Manifestes« sind zwei Drittel eines Jahrhunderts vergangen,
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und diese sechs bis sieben Jahrzehnte waren eine Zeit der gewaltigsten, ökonomischen
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und politischen Umwälzungen, die an dem »Manifest« nicht spurlos vorübergegangen
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ist. In mancher Beziehung hat sich die geschichtliche Entwicklung anders, und
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vor allem hat sie sich viel langsamer vollzogen, als seine Verfasser annahmen.</P>
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<P>Je weiter ihr Blick in die Ferne reichte, um so näher erschien sie ihnen.
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Man kann sagen, daß ohne diesen Schatten das Licht nicht zu haben war. Es
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ist eine psychologische Erscheinung, wie sie Lessing schon an den Menschen bemerkt
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hat, die »sehr richtige Blicke in die Zukunft« tun: »Wozu sich die Natur Jahrtausende
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Zeit nimmt, soll in dem Augenblick ihres Daseins reifen.« Nun haben sich Marx
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und Engels freilich nicht um Jahrtausende, aber doch um reichliche Jahrzehnte
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geirrt. Bei Abfassung des »Manifestes« sahen sie die Entwicklung der kapitalistischen
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Produktionsweise auf einer Höhe, die sie heute kaum erreicht hat. Schärfer
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noch als das »Manifest« selbst sprach es Engels in seinem Entwurfe aus, wo es
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heißt, daß in den zivilisierten Ländern fast alle Arbeitszweige
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fabrikmäßig betrieben würden, daß fast in allen Arbeitszweigen
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<A NAME="S156"></A><B>|156|*</B> das Handwerk und die Manufaktur durch die große
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Industrie verdrängt worden seien.</P>
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<P>In eigentümlichem Gegensatze dazu standen die verhältnismäßig
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dürftigen Ansätze von Arbeiterparteien, die das »Kommunistische Manifest«
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erst zu verzeichnen wußte. Selbst die bedeutendste, der englische Chartismus,
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war noch stark von kleinbürgerlichen Elementen durchsetzt, geschweige denn
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die sozialistisch-demokratische Partei Frankreichs. Die Radikalen in der Schweiz
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und diejenigen polnischen Revolutionäre, denen die bäuerliche Emanzipation
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als Vorbedingung der nationalen Befreiung galt, waren doch erst nur Schattenbilder
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an der Wand. Später haben die Verfasser selbst darauf hingewiesen, einen
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wie beschränkten Umfang das Verbreitungsgebiet der damaligen proletarischen
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Bewegung hatte, und namentlich das Fehlen Rußlands wie der Vereinigten Staaten
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betont. »Es war die Zeit, wo Rußland die letzte große Reserve der
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europäischen Reaktion bildete, und wo die Auswanderung nach den Vereinigten
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Staaten die überschüssigen Kräfte des europäischen Proletariats
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|
absorbierte. Beide Länder versorgten Europa mit Rohstoff und dienten gleichzeitig
|
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als Märkte seiner Industrieprodukte. Beide erschienen also, in dieser oder
|
||
|
jener Weise, als Stützen der europäischen gesellschaftlichen Ordnung.«<A name="ZT35"></A><A href="fm03_116.htm#Z35"><SPAN class="top">[35]</SPAN></A>
|
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|
Wie hatte sich das alles schon nach einem Menschenalter geändert, und vollends
|
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|
heute! Aber ist es wirklich eine Widerlegung des »Manifestes«, wenn die »höchst
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revolutionäre Rolle«, die es der kapitalistischen Produktionsweise zuschreibt,
|
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einen noch viel längeren Atem hatte, als seine Verfasser annahmen?</P>
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<P>Es hängt damit zusammen, daß die packende und prächtige Schilderung,
|
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die der erste Abschnitt des »Manifestes« von dem Klassenkampf zwischen Bourgeoisie
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und Proletariat entwirft, in seinen Grundzügen zwar von unübertrefflicher
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Wahrheit ist, aber den Gang dieses Kampfes allzu summarisch behandelt. Man kann
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heute nicht so ganz im allgemeinen die Tatsache hinstellen, daß der moderne
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|
Arbeiter - im Unterschiede von den früheren unterdrückten Klassen, denen
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|
die Bedingungen gesichert gewesen seien, innerhalb deren sie wenigstens ihre knechtische
|
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|
Existenz sichern konnten - statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben,
|
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immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herabsinke. So sehr die
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kapitalistische Produktionsweise diese Tendenz hat, so haben sich doch breite
|
||
|
Schichten der Arbeiterklasse auch auf dem Boden der kapitalistischen Gesellschaft
|
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eine Existenz zu sichern gewußt, die sie sogar über die Existenz kleinbürgerlicher
|
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Schichten hinaushebt.</P>
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|
<P>Man wird sich freilich hüten müssen, daraus mit den bürgerlichen
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|
Kritikern die Hinfälligkeit der »Verelendungstheorie« zu folgern, die <A NAME="S157"></A><B>|157|</B>
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|
das »Kommunistische Manifest« verkündet haben soll. Diese Theorie, die Behauptung,
|
||
|
daß die kapitalistische Produktionsweise die Massen der Nationen verelende,
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|
in denen sie herrsche, war lange aufgestellt worden, ehe das »Kommunistische Manifest«
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|
erschien, ja ehe Marx und Engels den ersten Federstrich taten. Sie war aufgestellt
|
||
|
worden von sozialistischen Denkern, von radikalen Politikern, ja zu allererst
|
||
|
von bürgerlichen Ökonomen. Das Bevölkerungsgesetz des Malthus bemühte
|
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|
sich, die »Verelendungstheorie« als ewiges Naturgesetz zu beschönigen. Die
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|
»Verelendungstheorie« spiegelte eine Praxis wider, über die sogar die Gesetzgebung
|
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der herrschenden Klassen stolperte. Man fabrizierte Armengesetze und erbaute Armenbastillen,
|
||
|
worin die Verelendung als die Schuld der Verelendeten betrachtet und als solche
|
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|
bestraft wurde. Diese »Verelendungstheorie« haben Marx und Engels so wenig erfunden,
|
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|
daß sie ihr vielmehr von Anbeginn entgegengetreten sind, insofern als sie
|
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|
zwar keineswegs die an sich unanfechtbare und allgemein anerkannte Tatsache der
|
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|
Massenverelendung bestritten, wohl aber nachwiesen, daß diese Verelendung
|
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kein ewiges Naturgesetz, sondern eine geschichtliche Erscheinung sei, die beseitigt
|
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|
werden könne und werde, durch die Wirkungen derselben Produktionsweise, die
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||
|
sie hervorgerufen habe.</P>
|
||
|
<P>Will man unter diesem Gesichtspunkte eine Anklage gegen das »Kommunistische
|
||
|
Manifest« richten, so kann sie nur dahin gehen, daß es sich noch nicht hinlänglich
|
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von den Anschauungen der bürgerlichen »Verelendungstheorie« frei gemacht
|
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|
hatte. Es stand noch auf dem Standpunkt des Lohngesetzes, wie es Ricardo an der
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||
|
Hand der Malthusischen Bevölkerungstheorie entwickelt hatte; es urteilte
|
||
|
deshalb zu geringschätzig über die Lohnkämpfe und gewerkschaftlichen
|
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|
Organisationen der Arbeiter, in denen es wesentlich nur die Exerzierplätze
|
||
|
und Manöverfelder des politischen Klassenkampfes sah. In der englischen Zehnstundenbill
|
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|
erkannten Marx und Engels damals noch nicht wie später den »Sieg eines Prinzips«;
|
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|
unter kapitalistischen Voraussetzungen war sie in ihren Augen nur eine reaktionäre
|
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|
Fessel der großen Industrie. Genug, das »Manifest« kannte noch nicht Fabrikgesetze
|
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|
und Gewerkschaftsorganisationen als Etappen des proletarischen Emanzipationskampfs,
|
||
|
der die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft umwälzen und bis
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||
|
an sein letztes Ziel durchgekämpft werden muß, wenn nicht auch die
|
||
|
ersten, mühsam eroberten Erfolge verlorengehen sollen.</P>
|
||
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<P>Demgemäß betrachtete das »Manifest« die Reaktion des Proletariats
|
||
|
gegen die verelendenden Tendenzen der kapitalistischen Produktionsweise zu einseitig
|
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|
im Lichte einer politischen Revolution. Ihm schwebten <A NAME="S158"></A><B>|158|</B>
|
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|
die Muster der englischen und der französischen Revolution vor; es erwartete
|
||
|
einige Jahrzehnte Bürgerkriege und Völkerkämpfe, in deren Treibhauswärme
|
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|
die politische Mündigkeit des Proletariats schnell heranreifen würde.
|
||
|
Mit voller Klarheit trat die Ansicht der Verfasser in den Sätzen hervor,
|
||
|
die von den Aufgaben der kommunistischen Partei in Deutschland handeln. Das »Manifest«
|
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|
befürwortete hier den gemeinsamen Kampf des Proletariats mit der Bourgeoisie,
|
||
|
sobald diese revolutionär auftrete, gegen die absolute Monarchie, das feudale
|
||
|
Grundeigentum und die Kleinbürgerei, wobei jedoch keinen Augenblick unterlassen
|
||
|
werden dürfe, bei den Arbeitern ein möglichst klares Bewußtsein
|
||
|
über den feindlichen Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten.</P>
|
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|
<P>Es heißt dann weiter: »Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptaufmerksamkeit,
|
||
|
weil Deutschland am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht und weil
|
||
|
es diese Umwälzung unter fortgeschrittneren Bedingungen der europäischen
|
||
|
Zivilisation überhaupt, und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat
|
||
|
vollbringt als England im siebenzehnten und Frankreich im achtzehnten Jahrhundert,
|
||
|
die deutsche bürgerliche Revolution also nur das unmittelbare Vorspiel einer
|
||
|
proletarischen Revolution sein kann.«<A name="ZT36"></A><A href="fm03_116.htm#Z36"><SPAN class="top">[36]</SPAN></A> Die bürgerliche Revolution in Deutschland
|
||
|
folgte dem »Manifest« nun zwar auf dem Fuße, aber die Bedingungen, unter
|
||
|
denen sie sich vollzog, hatten gerade die umgekehrte Wirkung: sie ließen
|
||
|
die bürgerliche Revolution auf halbem Wege stehen, bis wenige Monate später
|
||
|
die Pariser Junischlacht der Bourgeoisie und namentlich der deutschen Bourgeoisie
|
||
|
alle revolutionären Gelüste austrieb.</P>
|
||
|
<P>So hat der Zahn der Zeit hier und da an den wie in Marmor gemeißelten
|
||
|
Sätzen des »Manifestes« genagt. Schon im Jahre 1872 haben die Verfasser selbst,
|
||
|
in der Vorrede zu einer neuen Auflage, anerkannt, daß es »stellenweise veraltet«
|
||
|
sei, aber sie durften mit gleichem Rechte hinzufügen, daß die in dem
|
||
|
»Manifest« entwickelten Grundsätze im großen und ganzen ihre volle
|
||
|
Richtigkeit behalten hätten. Das wird gelten, solange bis der weltgeschichtliche
|
||
|
Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat ausgekämpft worden ist. Die entscheidenden
|
||
|
Gesichtspunkte dieses Kampfes sind in dem ersten Abschnitt mit unübertrefflicher
|
||
|
Meisterschaft entwickelt, so auch im zweiten Abschnitt die leitenden Gedanken
|
||
|
des modernen wissenschaftlichen Kommunismus, und wenn im dritten Abschnitt die
|
||
|
Kritik der sozialistischen und kommunistischen Literatur auch nur bis zum Jahre
|
||
|
1847 reicht, so blickt sie den Dingen doch so auf den Grund, daß seitdem
|
||
|
keine sozialistische oder kommunistische <A NAME="S159"></A><B>|159|*</B> Richtung
|
||
|
aufgetaucht ist, die in diesem Abschnitt nicht schon mit kritisiert wurde. Aber
|
||
|
selbst die Vorhersage des vierten und letzten Abschnitts über die deutsche
|
||
|
Entwicklung ist in anderem Sinne, als ihre Verfasser meinten, doch wahr geworden;
|
||
|
die bürgerliche Revolution in Deutschland, schon im Keime verkümmert,
|
||
|
ist nur ein Vorspiel für die mächtige Entfaltung des proletarischen
|
||
|
Klassenkampfs geworden.</P>
|
||
|
<P>Unerschütterlich in seinen Grundwahrheiten und lehrreich noch in seinen
|
||
|
Irrtümern, ist das »Kommunistische Manifest« eine weltgeschichtliche Urkunde
|
||
|
geworden, und durch die Weltgeschichte hallt der Schlachtruf, mit dem es schließt:
|
||
|
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!</P>
|
||
|
<HR size="1">
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||
|
<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Karl Marx: Kritik der politischen Ökonomie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me13/me13_007.htm#S10">Bd. 13, S. 10.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT1"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_009.htm">Bd. 3, S. 9-532.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT2"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Karl Marx: Thesen über Feuerbach, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_533.htm">Bd. 3, S. 533 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT3"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Friedrich Engels: Beschreibung der in neuester Zeit entstandenen und noch bestehenden kommunistischen Ansiedlungen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_521.htm">Bd. 2, S. 521 ff.</A> </P>
|
||
|
<P>Friedrich Engels: Zwei Reden in Elberfeld, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_536.htm">Bd. 2, S. 536 ff.</A> </P>
|
||
|
<P>Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers über den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_604.htm">Bd. 2, S. 604 ff.</A> </P>
|
||
|
<P>Friedrich Engels: Das Fest der Nationen in London, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_611.htm">Bd. 2, S. 611 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT4"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen ve3schiedenen Propheten, Kapitel IV, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me03/me03_473.htm">Bd. 3, S. 473-520.</A> </P>
|
||
|
<P>Friedrich Engels: Nachträgliches über die Lage der arbeitenden Klassen in England, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_536.htm">Bd. 2, S. 591 ff.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT5"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Friedrich Engels: Ein Fragment Fouriers über den Handel, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me02/me02_604.htm#S608">Bd. 2, S. 608.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT6"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_459.htm#S487">Bd. 4, S. 487.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT7"><=</A></P>
|
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|
<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Zirkular gegen Kriege, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_003.htm">Bd. 4, S. 3-17.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT8"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S91">Bd. 4, S. 91/92.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT9"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S109">Bd. 4, S. 109</A>, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S112">112.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT10"><=</A></P>
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<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_065.htm#S97">Bd. 4, S. 97.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT11"><=</A></P>
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<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S143">Bd. 4, S. 143/144.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT12"><=</A></P>
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<P><A name="Z13"></A><SPAN class="top">[13]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S140">Bd. 4, S. 140.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT13"><=</A></P>
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<P><A name="Z14"></A><SPAN class="top">[14]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S143">Bd. 4, S. 143.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT14"><=</A></P>
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<P><A name="Z15"></A><SPAN class="top">[15]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S130">Bd. 4, S. 130.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT15"><=</A></P>
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<P><A name="Z16"></A><SPAN class="top">[16]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S165">Bd. 4, S. 165.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT16"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z17"></A><SPAN class="top">[17]</SPAN> Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_125.htm#S182">Bd. 4, S. 182.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT17"><=</A></P>
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||
|
<P><A name="Z18"></A><SPAN class="top">[18]</SPAN> Friedrich Engels: Karl Marx - »Zur Kritik der politischen Ökonomie«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me13/me13_468.htm#S473">Bd. 13, S. 473.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT18"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z19"></A><SPAN class="top">[19]</SPAN> Friedrich Engels: Schutzzoll oder Freihandels-System, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_058.htm">Bd. 4, S. 58-61.</A> </P>
|
||
|
<P> Friedrich Engels: Karl Marx - »Zur Kritik der politischen Ökonomie«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me13/me13_468.htm#S469">Bd. 13, S. 469.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT19"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z20"></A><SPAN class="top">[20]</SPAN> Karl Marx: Der Kommunismus des »Rheinischen Beobachters«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_191.htm">Bd. 4, S. 191-203.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT20"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z21"></A><SPAN class="top">[21]</SPAN> Karl Marx: Der Kommunismus des »Rheinischen Beobachters«, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_191.htm">Bd. 4, S. 200.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT21"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z22"></A><SPAN class="top">[22]</SPAN> Friedrich Engels: Deutscher Sozialismus in Versen und Prosa, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_207.htm">Bd. 4, S. 207-247.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT22"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z23"></A><SPAN class="top">[23]</SPAN> Friedrich Engels: Die wahren Sozialisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_248.htm">Bd. 4, S. 248-290.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT23"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z24"></A><SPAN class="top">[24]</SPAN> Friedrich Engels: Die wahren Sozialisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_248.htm#S278">Bd. 4, S. 278/279.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT24"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z25"></A><SPAN class="top">[25]</SPAN> Friedrich Engels: Deutscher Sozialismus in Versen und Prosa, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_207.htm">Bd. 4, S. 207.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT25"><=</A></P>
|
||
|
<P><A name="Z26"></A><SPAN class="top">[26]</SPAN> Karl Marx: Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral. Beitrag zur Deutschen Kulturgeschichte. Gegen Karl Heinzen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_331.htm">Bd. 4, S. 331-359.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT26"><=</A></P>
|
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|
<P><A name="Z27"></A><SPAN class="top">[27]</SPAN> Karl Marx: Herr Vogt, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me14/me14_435.htm#S439">Bd. 14, S. 439.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT27"><=</A></P>
|
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|
<P><A name="Z28"></A><SPAN class="top">[28]</SPAN> Friedrich Engels: Der Status quo in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_040.htm">Bd. 4, S. 40-57.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT28"><=</A></P>
|
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<P><A name="Z29"></A><SPAN class="top">[29]</SPAN> Statuten des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_596.htm">Bd. 4, S. 596-601.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT29"><=</A></P>
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<P><A name="Z30"></A><SPAN class="top">[30]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Reden über Polen, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_416.htm">Bd. 4, S. 416/417.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT30"><=</A></P>
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<P><A name="Z31"></A><SPAN class="top">[31]</SPAN> Karl Marx: Rede über die Frage des Freihandels, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_444.htm">Bd. 4, S. 444-458.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT31"><=</A></P>
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<P><A name="Z32"></A><SPAN class="top">[32]</SPAN> Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_397.htm#S407">Bd. 6, S. 407.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT32"><=</A></P>
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<P><A name="Z33"></A><SPAN class="top">[33]</SPAN> Karl Marx:Lohnarbeit und Kapital, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me06/me06_397.htm#S409">Bd. 6, S. 409.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT33"><=</A></P>
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<P><A name="Z34"></A><SPAN class="top">[34]</SPAN> Friedrich Engels: Grundsätze des Kommunismus, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_361.htm">Bd. 4, S. 361-380.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT34"><=</A></P>
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<P><A name="Z35"></A><SPAN class="top">[35]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: [Vorrede zur zweiten russischen Ausgabe des »Manifests der Kommunistischen Partei«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me19/me19_295.htm">Bd. 19, S. 295.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT35"><=</A></P>
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<P><A name="Z36"></A><SPAN class="top">[36]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me04/me04_459.htm#S493">Bd. 4, S. 493.</A> <A href="fm03_116.htm#ZT36"><=</A></P>
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