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<title>Lenin: Staat und Revolution</title>
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<TD ALIGN="CENTER" width= 299 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A HREF="../default.htm"><FONT color=#CC3333><= Inhaltsverzeichnis W. I. Lenin</A></TD>
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W.I. Lenin</h3>
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Gedruckt nachzulesen in: Lenin Werke, Band 25, Seite 393 - 507, Dietz Verlag Berlin, 1972</h3>
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Staat und Revolution Teil 6</h1></center>
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VI. Kapitel</h2></center>
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<center>Die Vulgarisierung des Marxismus durch die Opportunisten</center>
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<p>Die Frage nach dem Verhältnis des Staates zur sozialen Revolution
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und der sozialen Revolution zum Staat hat die prominentesten Theoretiker
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und Publizisten der II. Internationale (1889 - 1914) sehr wenig beschäftigt,
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ebensowenig wie die Frage der Revolution überhaupt. Aber das Charakteristische
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an dem Prozeß des stetigen Anwachsens des Opportunismus, der 1914
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zum Zusammenbruch der II. Internationale geführt hat, ist, daß
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man selbst da, wo man an diese Frage hart herangekommen war, sie ZU UMGEHEN
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SUCHTE oder sie nicht bemerkte.
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<p>Im großen und ganzen kann man sagen, daß das AUSWEICHEN
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vor der Frage des Verhältnisses der proletarischen Revolution zum
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Staat, ein Ausweichen, das den Opportunismus begünstigte und nährte,
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zur ENTSTELLUNG und völligen Verflachung des Marxismus geführt
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hat.
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<p>Um diesen traurigen Prozeß wenigstens in aller Kürze zu kennzeichnen,
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wenden wir uns den prominentesten Theoretikern des Marxismus, Plechanow
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und Kautsky, zu.
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<p>1. Plechanows Polemik gegen die Anarchisten
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<p>Plechanow hat der Frage des Verhältnisses zwischen Anarchismus
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und Sozialismus eine besondere Broschüre, "Anarchismus und Sozialismus",
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gewidmet, die 1894 in deutscher Sprache erschienen ist.
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<p>Plechanow brachte es fertig, dieses Thema zu behandeln und dabei das
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Aktuellste, Dringlichste und politisch Wesentlichste im Kampf gegen den
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Anarchismus, nämlich das Verhältnis der Revolution zum Staat
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wie überhaupt die Frage des Staates, völlig zu umgehen! In seiner
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Broschüre treten zwei Teile hervor: der eine - ein historisch-literarischer
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mit wertvollem Material zur Geschichte der Ideen Stirners, Proudhons u.a.,
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der andere - ein philisterhafter mit platten Betrachtungen darüber,
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daß ein Anarchist von einem Banditen nicht zu unterscheiden sei.
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<p>Eine höchst kuriose Themenverknüpfung, die für die ganze
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Tätigkeit Plechanows am Vorabend der Revolution und während der
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Revolutionsperiode in Rußland äußerst charakteristisch
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ist: Plechanow entpuppte sich denn auch in den Jahren 1905 - 1917 halb
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als Doktrinär und halb als Philister, der in der Politik im Nachtrab
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der Bourgeoisie einherging.
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<p>Wir haben gesehen, wie Marx und Engels in ihrer Polemik gegen die Anarchisten
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besonders eingehend ihre Ansichten über das Verhältnis der Revolution
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zum Staat klarlegten. Als Engels 1891 die Marxsche "Kritik des Gothaer
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Programms" herausgab, schrieb er: "Wir" (d.h. Engels und Marx) "lagen damals,
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kaum zwei Jahre nach dem Haager Kongreß der (ersten) Internationale
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(32), im heftigsten Kampf mit Bakunin und seinen Anarchisten ..."
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<p>Die Anarchisten versuchten, gerade die Pariser Kommune sozusagen "für
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sich" in Anspruch zu nehmen, als eine Bestätigung ihrer Lehre, dabei
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hatten sie die Lehren der Kommune und die Analyse dieser Lehren durch Marx
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überhaupt nicht begriffen. Zu den konkret-politischen Fragen: Soll
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man die alte Staatsmaschinerie ZERSCHLAGEN? - und WODURCH ist sie zu ersetzen?
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- hat der Anarchismus nichts beigetragen, was auch nur annähernd an
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die Wahrheit heranreichte.
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<p>Aber über "Anarchismus und Sozialismus" reden und dabei der ganzen
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Frage des Staates ausweichen, die ganze Entwicklung des Marxismus vor und
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nach der Kommune ÜBERSEHEN, das hieß unvermeidlich zum Opportunismus
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abgleiten. Denn eben dem Opportunismus ist am besten gedient, wenn die
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beiden von uns soeben bezeichneten Fragen überhaupt NICHT angeschnitten
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werden. Das allein bedeutet SCHON einen Sieg des Opportunismus.
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<p>2. Kautskys Polemik gegen die Opportunisten
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<p>Von Kautskys Schriften sind zweifellos bedeutend mehr ins Russische
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übersetzt als in irgendeine andere Sprache. Nicht zu Unrecht sagen
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manche deutsche Sozialdemokraten im Scherz, Kautsky werde in Rußland
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mehr gelesen als in Deutschland. (Nebenbei bemerkt, enthält dieser
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Scherz einen viel tieferen historischen Sinn, als seine Urheber vermuten,
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nämlich: die russischen Arbeiter, die 1905 einen wahren Heißhunger
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nach den besten Werken der besten sozialdemokratischen Literatur der Welt
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an den Tag legten und die eine im Vergleich mit anderen Ländern unerhört
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große Menge von Übersetzungen und Ausgaben solcher Werke erhielten,
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übertrugen damit sozusagen auf den jungen Boden unserer proletarischen
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Bewegung in beschleunigter Weise die reiche Erfahrung des fortgeschrittenen
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Nachbarlandes.)
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<p>Besonders bekannt ist Kautsky bei uns, abgesehen von seiner populären
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Darstellung des Marxismus, durch seine Polemik gegen die Opportunisten,
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an ihrer Spitze Bernstein. Kaum bekannt ist aber eine Tatsache, die nicht
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umgangen werden darf, wenn man sich die Aufgabe stellt, zu verfolgen, wie
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Kautsky zu einer unglaublich schmachvollen Verwirrung und zur Verteidigung
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des Sozialchauvinismus in der Zeit der schwersten Krise 1914/1915 hinabgesunken
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ist. Nämlich die Tatsache, daß Kautsky vor seinem Auftreten
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gegen die prominentesten Vertreter des Opportunismus in Frankreich (Millerand
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und JaurÆs) und Deutschland (Bernstein) sehr stark geschwankt hat.
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Die marxistische "Sarja" (33), die 1901/1902 in Stuttgart erschien und
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revolutionär-proletarische Anschauungen vertrat, sah sich gezwungen,
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gegen Kautsky ZU POLEMISIEREN, seine aus Halbheiten bestehende, ausweichende,
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den Opportunisten gegenüber versöhnliche Resolution auf dem Internationalen
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Sozialistenkongreß zu Paris 1900 (34) als "kautschukartig" zu bezeichnen.
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In der deutschen Literatur sind Briefe von Kautsky veröffentlicht
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worden, die zeigen, daß er vor seinem Feldzug gegen Bernstein nicht
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weniger schwankte.
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<p>Von ungleich größerer Bedeutung ist jedoch der Umstand, daß
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wir selbst in seiner Polemik gegen die Opportunisten, in seiner Fragestellung
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und seiner Art der Behandlung der Frage jetzt, da wir die GESCHICHTE des
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neuesten Verrats Kautskys am Marxismus untersuchen, ein systematisches
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Hinneigen zum Opportunismus gerade in der Frage des Staates feststellen
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können.
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<p>Nehmen wir Kautskys erstes größeres Werk gegen den Opportunismus,
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sein Buch "Bernstein und das Sozialdemokratische Programm". Bernstein wird
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von Kautsky ausführlich widerlegt. Charakteristisch aber ist folgendes.
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<p>Bernstein erhebt in seinen herostratisch berühmt gewordenen "Voraussetzungen
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des Sozialismus" gegen den Marxismus den Vorwurf des "Blanquismus" (ein
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Vorwurf, den seither die Opportunisten und die liberalen Bourgeois in Rußland
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Tausende von Malen gegen die Vertreter des revolutionären Marxismus,
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die Bolschewiki, wiederholten). Dabei geht Bernstein besonders auf den
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Marxschen "Bürgerkrieg in Frankreich" ein und versucht - wie wir gesehen
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haben, höchst erfolglos -, die Marxschen Ansichten über die Lehren
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der Kommune mit Proudhons Ansichten zu identifizieren. Besondere Beachtung
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findet bei Bernstein die Schlußfolgerung von Marx, die er in der
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Vorrede von 1872 zum "Kommunistischen Manifest" unterstrichen hat und die
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besagt, daß "die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine
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einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eignen Zwecke in Bewegung
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setzen kann".
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<p>Bernstein hat dieser Ausspruch so sehr "gefallen", daß er ihn
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in seinem Buch nicht weniger als dreimal wiederholt, um ihn in einem ganz
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entstellten, opportunistischen Sinne auszulegen.
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<p>Marx will, wie wir gesehen haben, sagen, daß die Arbeiterklasse
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die ganze Staatsmaschine ZERSCHLAGEN, ZERBRECHEN, SPRENGEN muß (der
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Ausdruck "Sprengung" wird von Engels gebraucht). Bernstein dagegen stellt
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es so hin, als hätte Marx mit diesen Worten die Arbeiterklasse vor
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revolutionärem Übereifer bei der Ergreifung der Macht warnen
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wollen.
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<p>Eine gröbere und abscheulichere Verdrehung des Marxschen Gedankens
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ist kaum vorstellbar. Was tat nun Kautsky in seiner sehr eingehenden Widerlegung
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der Bernsteiniade?
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<p>Er vermied es, die ganze Tiefe der Entstellung des Marxismus durch den
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Opportunismus in diesem Punkt zu untersuchen. Er führte die oben zitierte
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Stelle aus der Engelsschen Einleitung zum "Bürgerkrieg" von Marx an
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und beschränkte sich darauf, zu sagen, daß nach Marx die Arbeiterklasse
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nicht die FERTIGE Staatsmaschine EINFACH in Besitz nehmen KÖNNE, weiter
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nichts. Davon, daß Bernstein Marx DAS GERADE GEGENTEIL des wirklichen
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Marxschen Gedankens zuschrieb, daß Marx seit 1852 als Aufgabe der
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proletarischen Revolution das "Zerschlagen" der Staatsmaschinerie in den
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Vordergrund rückte, findet sich bei Kautsky nicht ein Wort.
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<p>So kam es, daß der wesentlichste Unterschied zwischen Marxismus
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und Opportunismus hinsichtlich der Aufgaben der proletarischen Revolution
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bei Kautsky verkleistert wurde!
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<p>"Die Entscheidung über das Problem der proletarischen Diktatur",
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schrieb Kautsky "GEGEN" Bernstein, "können wir wohl ganz ruhig der
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Zukunft überlassen." (S. 172 der deutschen Ausgabe.)
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<p>Das ist keine Polemik GEGEN Bernstein, sondern im Grunde ein ZUGESTÄNDNIS
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an ihn, eine Kapitulation vor dem Opportunismus, denn vorerst brauchen
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die Opportunisten ja nichts weiter, als daß alle grundlegenden Fragen
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nach den Aufgaben der proletarischen Revolution "ganz ruhig der Zukunft
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überlassen" werden.
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<p>Marx und Engels haben von 1852 bis 1891, vierzig Jahre hindurch, das
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Proletariat gelehrt, daß es die Staatsmaschinerie zerschlagen muß.
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Kautsky aber bringt es 1899 fertig, angesichts des völligen Verrats,
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den die Opportunisten in diesem Punkt am Marxismus geübt haben, die
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Frage, ob man diese Maschine zerschlagen müsse, ZU VERTAUSCHEN gegen
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die Frage nach den konkreten Formen dieses Zerschlagens, und rettet sich
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unter die Fittiche der "unbestreitbaren" (und nutzlosen) philisterhaften
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Wahrheit, daß man die konkreten Formen nicht im voraus kennen könne!!
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<p>Ein Abgrund klafft zwischen Marx und Kautsky in ihrem Verhältnis
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zu der Aufgabe der proletarischen Partei, die Arbeiterklasse auf die Revolution
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vorzubereiten.
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<p>Nehmen wir ein späteres, reiferes Werk von Kautsky, das in beträchtlichem
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Maße ebenfalls einer Widerlegung der Irrtümer des Opportunismus
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gewidmet ist. Es ist seine Broschüre "Die soziale Revolution". Der
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Verfasser behandelt hier speziell das Thema der "proletarischen Revolution"
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und des "proletarischen Regimes". Der Verfasser hat sehr viel außerordentlich
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Wertvolles geboten, aber gerade die Frage des Staates hat er UMGANGEN.
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In der Broschüre ist überall von der Eroberung der Staatsgewalt
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die Rede, weiter nichts, d.h., es ist eine solche Formulierung gewählt,
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die den Opportunisten entgegenkommt, da sie die Eroberung der Macht OHNE
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eine Zerstörung der Staatsmaschinerie ZULÄßT. Gerade das,
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was Marx 1872 im Programm des "Kommunistischen Manifests" für "veraltet"
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erklärt, wird von Kautsky 1902 WIEDER AUFGEWÄRMT.
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<p>In der Broschüre ist ein besonderer Abschnitt den "Formen und Waffen
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der sozialen Revolution" gewidmet. Hier wird wohl vom politischen Massenstreik
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gesprochen, ebenso vom Bürgerkrieg und von den "Machtmitteln des modernen
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Großstaates, seiner Bürokratie und Armee", aber kein Sterbenswort
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davon, was die Kommune die Arbeiter bereits gelehrt hat. Augenscheinlich
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hat Engels die Sozialisten, insbesondere die deutschen, nicht ohne Grund
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vor der "abergläubischen Verehrung" des Staates gewarnt.
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<p>Kautsky schildert die Sache folgendermaßen: Das siegreiche Proletariat
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wird "das demokratische Programm zur Wahrheit machen", und er erläutert
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die einzelnen Punkte dieses Programms. Darüber aber, was das Jahr
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1871 in der Frage der Ersetzung der bürgerlichen Demokratie durch
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die proletarische Demokratie Neues gebracht hat, kein Wort. Kautsky begnügt
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sich mit solchen "solide" klingenden Banalitäten wie:
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<p>"Und doch ist es selbstverständlich, daß wir nicht zur Herrschaft
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kommen unter den heutigen Verhältnissen. Die Revolution selbst setzt
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lange und tiefgehende Kämpfe voraus, die bereits unsere heutige politische
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und soziale Struktur verändern werden."
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<p>Freilich ist das "selbstverständlich", ebensogut wie die Wahrheit,
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daß Pferde Hafer fressen und die Wolga ins Kaspische Meer fließt.
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Schade nur, daß mit Hilfe der hohlen und schwülstigen Phrase
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über "tiefgehende" Kämpfe die für das revolutionäre
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Proletariat wesentliche Frage UMGANGEN wird, WORIN DENN die "Tiefe" SEINER
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Revolution gegenüber dem Staat, gegenüber der Demokratie zum
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Unterschied von den früheren, nichtproletarischen Revolutionen zum
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Ausdruck kommt.
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<p>Indem Kautsky diese Frage umgeht, macht er IN DER TAT in diesem wesentlichsten
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Punkt ein Zugeständnis an den Opportunismus, auch wenn er ihm IN WORTEN
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einen erbitterten Kampf ansagt und die Bedeutung der "Idee der Revolution"
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unterstreicht (was mag diese "Idee" wert sein, wenn man sich fürchtet,
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unter den Arbeitern die konkreten Lehren der Revolution zu propagieren?)
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oder sagt: "revolutionären Idealismus vor allem", oder erklärt,
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daß die englischen Arbeiter "heute kaum noch etwas anderes als kleine
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Bourgeois" seien.
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<p>"Die verschiedensten Formen des Betriebes", schreibt Kautsky, "bürokratischer
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(??), gewerkschaftlicher, genossenschaftlicher, Alleinbetrieb ... können
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nebeneinander in einer sozialistischen Gesellschaft existieren ... Es gibt
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z.B. Betriebe, die ohne eine bürokratische (??) Organisation nicht
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auskommen, wie die Eisenbahnen. Die demokratische Organisation kann sich
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|
da so gestalten, daß die Arbeiter Delegierte wählen, die eine
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|
Art Parlament bilden, welches die Arbeitsordnungen feststellt und die Verwaltung
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|
des bürokratischen Apparates überwacht. Andere Betriebe kann
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man der Verwaltung der Gewerkschaften übergeben, wieder andere können
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|
genossenschaftlich betrieben werden." (S. 148 und 115 der russischen Übersetzung,
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|
Genfer Ausgabe 1903.)
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<p>Diese Betrachtung ist falsch. Sie bedeutet einen Rückschritt im
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Vergleich zu dem, was Marx und Engels in den siebziger Jahren am Beispiel
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der Lehren der Kommune gezeigt haben.
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<p>Was die angeblich notwendige "bürokratische" Organisation angeht,
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unterscheiden sich die Eisenbahnen absolut durch nichts von allen Betrieben
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der maschinellen Großindustrie überhaupt, von einer beliebigen
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Fabrik, einem großen Geschäft, einem großkapitalistischen
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landwirtschaftlichen Unternehmen. In allen solchen Betrieben schreibt die
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|
Technik unbedingt die strengste Disziplin vor, die größte Genauigkeit
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bei Ausführung der jedem zugewiesenen Teilarbeit, da sonst die Stillegung
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|
des ganzen Betriebes, eine Schädigung des Mechanismus, eine Schädigung
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des Produkts zu befürchten wäre. In allen diesen Unternehmen
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werden die Arbeiter natürlich "Delegierte wählen, die EINE ART
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|
PARLAMENT bilden".
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<p>Aber das ist ja eben der ganze Witz, daß diese "Art Parlament"
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KEIN Parlament im Sinne der bürgerlich-parlamentarischen Körperschaften
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sein wird. Das ist ja der Witz, daß diese "Art Parlament" NICHT nur
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|
die "Arbeitsordnungen feststellen und die Verwaltung des bürokratischen
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|
Apparates überwachen" wird, wie Kautsky sich das ausmalt, dessen Gedanken
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|
über den Rahmen des bürgerlichen Parlamentarismus nicht hinausgehen.
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|
In der sozialistischen Gesellschaft wird natürlich "eine Art Parlament"
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von Arbeiterdeputierten die "Arbeitsordnungen feststellen" und die "Verwaltung
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|
des Apparates überwachen", ABER dieser Apparat wird NICHT "bürokratisch"
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|
sein. Die Arbeiter werden nach Eroberung der politischen Macht den alten
|
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|
bürokratischen Apparat zerschlagen, ihn bis auf den Grund zerstören,
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|
von ihm nicht einen Stein auf dem anderen lassen; sie werden ihn durch
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|
einen neuen Apparat ersetzen, gebildet aus eben diesen Arbeitern und Angestellten,
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|
GEGEN deren Verwandlung in Bürokraten man sofort die von Marx und
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|
Engels eingehend untersuchten Maßnahmen treffen wird: 1. nicht nur
|
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|
Wählbarkeit, sondern auch jederzeitige Absetzbarkeit; 2. eine den
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|
Arbeiterlohn nicht übersteigende Bezahlung; 3. sofortiger Übergang
|
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dazu, daß ALLE die Funktionen der Kontrolle und Aufsicht verrichten,
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|
daß ALLE eine Zeitlang zu "Bürokraten" werden, so daß
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|
daher NIEMAND zum "Bürokraten" werden kann. Die Worte von Marx: "Die
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|
Kommune sollte nicht eine parlamentarische, sondern eine arbeitende Körperschaft
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|
sein, vollziehend und gesetzgebend zu gleicher Zeit" hat Kautsky überhaupt
|
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|
nicht durchdacht.
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|
<p>Kautsky hat überhaupt nicht den Unterschied begriffen zwischen
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|
bürgerlichem Parlamentarismus, der die Demokratie (NICHT FÜR
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|
DAS VOLK) mit dem Bürokratismus (GEGEN DAS VOLK) verbindet, und dem
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|
proletarischen Demokratismus, der sofort Maßnahmen ergreifen wird,
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|
um den Bürokratismus radikal zu unterbinden, und der imstande sein
|
|||
|
wird, diese Maßnahmen zu Ende zu führen, bis zur völligen
|
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|
Vernichtung des Bürokratismus, bis zur Einführung der vollen
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|
Demokratie für das Volk.
|
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<p>Kautsky offenbart hier immer noch die gleiche "abergläubische Verehrung"
|
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|
des Staates, das gleiche "abergläubische Vertrauen" dem Bürokratismus
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|
gegenüber.
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|
<p>Gehen wir zum letzten und besten Werk Kautskys gegen die Opportunisten
|
|||
|
über, zu seiner Broschüre "Der Weg zur Macht" (die, glaube ich,
|
|||
|
keine russische Ausgabe erlebte, da sie im Jahre 1909 erschienen ist, zur
|
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|
Zeit, als bei uns die schwärzeste Reaktion herrschte). Diese Broschüre
|
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|
ist ein erheblicher Schritt vorwärts, da in ihr nicht von einem revolutionären
|
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Programm im allgemeinen, wie 1899 in der Schrift gegen Bernstein, nicht
|
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|
von den Aufgaben der sozialen Revolution ohne Bezugnahme auf die Zeit ihres
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Anbruchs, wie 1902 in der Broschüre "Die soziale Revolution", die
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|
Rede ist, sondern von den konkreten Bedingungen, die uns zwingen anzuerkennen,
|
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|
daß die "Ära der Revolution" ANHEBT. Der Verfasser weist mit
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Bestimmtheit auf die Verschärfung der Klassengegensätze im allgemeinen
|
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und auf den Imperialismus hin, der in dieser Beziehung eine besonders große
|
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Rolle spiele. Nach dem "revolutionären Zeitalter 1789 - 1871" für
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Westeuropa beginne seit 1905 ein ähnliches Zeitalter für den
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Osten. Der Weltkrieg rücke mit bedrohlicher Geschwindigkeit näher.
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"Es" (das Proletariat) "kann nicht mehr von einer vorzeitigen Revolution
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reden". "Wir sind in eine revolutionäre Periode eingetreten." Die
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"revolutionäre Ära hebt an".
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<p>Diese Erklärungen sind völlig klar. Diese Schrift Kautskys
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muß als Gradmesser dafür dienen, was die deutsche Sozialdemokratie
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vor dem imperialistischen Krieg ZU SEIN VERSPRACH und wie tief sie (mitsamt
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Kautsky selbst) bei Ausbruch des Krieges gesunken ist. "Die heutige Situation",
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schrieb Kautsky in der angeführten Broschüre, "bringt aber die
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Gefahr mit sich, daß wir" (d.h. die deutsche Sozialdemokratie) "leicht
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'gemäßigter' aussehen, als wir sind." Es hat sich aber herausgestellt,
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daß die deutsche sozialdemokratische Partei unvergleichlich gemäßigter
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und opportunistischer war, als sie zu sein schien!
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<p>Um so bezeichnender ist es, daß Kautsky trotz dieser Bestimmtheit
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seiner Erklärungen über die bereits angebrochene Ära der
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Revolutionen auch in dieser Broschüre, die nach seinen eigenen Worten
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der Erörterung der Frage gerade der "POLITISCHEN Revolution" gewidmet
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ist, wiederum die Frage des Staates völlig umgeht.
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<p>Die Summe der Umgehungen dieser Frage, des Verschweigens und Ausweichens
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ergab unvermeidlich jenes völlige Abschwenken zum Opportunismus, über
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das wir nun zu sprechen haben werden.
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<p>In der Person Kautskys erklärte die deutsche Sozialdemokratie gleichsam:
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Ich bleibe bei den revolutionären Anschauungen (1899). Ich erkenne
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insbesondere die Unausbleiblichkeit der sozialen Revolution des Proletariats
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an (1902). Ich erkenne den Anbruch einer neuen Ära der Revolutionen
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an (1909). Aber dennoch gehe ich hinter das zurück, was Marx bereits
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1852 gesagt hat, wenn es sich um die Frage nach den Aufgaben der proletarischen
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Revolution in bezug auf den Staat handelt (1912).
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<p>So nämlich wurde die Frage mit aller Eindeutigkeit in der Polemik
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Kautskys gegen Pannekoek gestellt.
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<p>3. Kautskys Polemik gegen Pannekoek
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<p>Pannekoek trat gegen Kautsky als ein Vertreter jener "linksradikalen"
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Strömung auf, die Rosa Luxemburg, Karl Radek und andere in ihren Reihen
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zählte und die bei der Verfechtung der revolutionären Taktik
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einig waren in der Überzeugung, daß Kautsky die Position des
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prinzipienlos zwischen Marxismus und Opportunismus hin und her schwankenden
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"Zentrums" beziehe. Die Richtigkeit dieser Ansicht wurde durch den Krieg
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vollauf bestätigt, als die Richtung des "Zentrums" (das zu Unrecht
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marxistisch genannt wird) oder des "Kautskyanertums" sich in ihrer ganzen
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widerlichen Jämmerlichkeit zeigte.
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<p>In dem Artikel "Massenaktion und Revolution" ("Neue Zeit", 1912, XXX,
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2), in dem die Frage des Staates berührt wird, charakterisierte Pannekoek
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die Stellung Kautskys als die des "passiven Radikalismus", als "die Theorie
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des aktionslosen Abwartens". "Kautsky übersieht den Prozeß der
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Revolution" (S. 616). Indem Pannekoek die Frage auf diese Weise stellte,
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kam er auf das interessante Thema, die Aufgaben der proletarischen Revolution
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gegenüber dem Staat, zu sprechen.
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<p>"Der Kampf des Proletariats", schrieb er, "ist nicht einfach ein Kampf
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gegen die Bourgeoisie UM die Staatsgewalt als Objekt, sondern ein Kampf
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GEGEN die Staatsgewalt ... der Inhalt dieser Revolution ist die Vernichtung
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und Auflösung der Machtmittel des Staates durch die Machtmittel des
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Proletariats ... Der Kampf hört erst auf, wenn als Endresultat die
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völlige Zerstörung der staatlichen Organisation eingetreten ist.
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Die Organisation der Mehrheit hat dann ihre Überlegenheit dadurch
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erwiesen, daß sie die Organisation der herrschenden Minderheit vernichtet
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hat." (S. 548.)
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<p>Die Formulierung, in die Pannekoek seine Gedanken kleidete, weist sehr
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große Mängel auf. Aber der Gedanke ist immerhin klar, und es
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ist interessant, WIE Kautsky ihn widerlegte. "Bisher", schrieb er, "bestand
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der Gegensatz zwischen Sozialdemokraten und Anarchisten darin, daß
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jene die Staatsgewalt erobern, diese sie zerstören wollten. Pannekoek
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will beides." (S. 724.)
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<p>Wenn auch bei Pannekoek die Darstellung nicht klar und nicht konkret
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genug ist (von anderen Mängeln seines Artikels, die nicht zu dem in
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Rede stehenden Thema gehören, ganz abgesehen), so griff doch Kautsky
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gerade das von Pannekoek angedeutete PRINZIPIELLE Wesen der Sache auf,
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und in dieser GRUNDLEGENDEN PRINZIPIELLEN Frage hat er die Position des
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Marxismus gänzlich verlassen, ist er ganz und gar zum Opportunismus
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übergegangen. Seine Auffassung von dem Unterschied zwischen Sozialdemokraten
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und Anarchisten ist grundfalsch, der Marxismus ist bei ihm endgültig
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entstellt und verflacht.
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<p>Der Unterschied zwischen Marxisten und Anarchisten besteht darin, daß
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1. die Marxisten, die sich die völlige Aufhebung des Staates zum Ziel
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setzen, dieses Ziel für erreichbar halten erst nach der Aufhebung
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der Klassen durch die soziale Revolution, als Resultat der Errichtung des
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Sozialismus, der zum Absterben des Staates führt; die Anarchisten
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wollen die völlige Aufhebung des Staates von heute auf morgen, ohne
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die Bedingungen für die Durchführbarkeit einer solchen Aufhebung
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zu begreifen. 2. Die Marxisten halten es für notwendig, daß
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das Proletariat nach Eroberung der politischen Macht die alte Staatsmaschinerie
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völlig zerstört und sie durch eine neue, eine nach dem Typ der
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Kommune gebildete Organisation der bewaffneten Arbeiter ersetzt; die Anarchisten,
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die auf die Zerstörung der Staatsmaschinerie schwören, stellen
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sich ganz unklar vor, WAS das Proletariat an ihre Stelle setzen und WIE
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ES die revolutionäre Macht gebrauchen wird; die Anarchisten verwerfen
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sogar die Ausnutzung der Staatsgewalt durch das revolutionäre Proletariat,
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dessen revolutionäre Diktatur. 3. Die Marxisten fordern die Vorbereitung
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des Proletariats auf die Revolution unter Ausnutzung des heutigen Staates;
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die Anarchisten lehnen das ab.
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<p>Kautsky gegenüber vertritt eben Pannekoek in dieser Kontroverse
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den Marxismus, denn gerade Marx hat uns gelehrt, daß das Proletariat
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nicht einfach die Staatsmacht erobern kann in dem Sinne, daß der
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alte Staatsapparat in neue Hände übergeht, sondern daß
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es diesen Apparat zerschlagen, zerbrechen, ihn durch einen neuen ersetzen
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muß.
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<p>Kautsky wechselt vom Marxismus zum Opportunismus über, denn bei
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ihm verschwindet gänzlich gerade die für die Opportunisten völlig
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unannehmbare Zerstörung der Staatsmaschine, und es bleibt für
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sie ein Hintertürchen offen dadurch, daß man die "Eroberung"
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als einfaches Erlangen der Mehrheit auslegt.
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<p>Um seine Entstellung des Marxismus zu bemänteln, verfährt
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Kautsky wie ein Schriftgelehrter: er führt "ein Zitat" von Marx selbst
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ins Feld. 1850 schrieb Marx über die Notwendigkeit der "entschiedensten
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Zentralisation der Gewalt in die Hände der Staatsmacht". Und Kautsky
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fragt triumphierend: Will denn Pannekoek den "Zentralismus" zerstören?
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<p>Das ist schon einfach ein Taschenspielertrick ähnlich der Bernsteinschen
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Identifizierung von Marxismus und Proudhonismus in den Anschauungen über
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Föderalismus im Gegensatz zum Zentralismus.
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<p>Das "Zitat" paßt bei Kautsky wie die Faust aufs Auge. Zentralismus
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ist sowohl bei der alten als auch bei der neuen Staatsmaschinerie möglich.
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Wenn die Arbeiter freiwillig ihre bewaffneten Kräfte vereinigen werden,
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so wird das Zentralismus sein, aber er wird auf der "völligen Zerstörung"
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des zentralistischen Staatsapparats, des stehenden Heeres, der Polizei
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und der Bürokratie beruhen. Kautsky handelt geradezu betrügerisch,
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wenn er die wohlbekannten Darlegungen von Marx und Engels über die
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Kommune übergeht und ein Zitat hervorholt, das mit der Frage nichts
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zu tun hat.
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<p>"Will er" (Pannekoek) "vielleicht die staatlichen Funktionen der Beamten
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aufheben?" fährt Kautsky fort. "Aber wir kommen in Partei und Gewerkschaft
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nicht ohne Beamte aus, geschweige denn in der Staatsverwaltung. Unser Programm
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fordert denn auch nicht Abschaffung der staatlichen Beamten, sondern die
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Erwählung der Behörden durch das Volk ... Nicht darum handelt
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es sich bei unserer jetzigen Erörterung, wie sich der Verwaltungsapparat
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des 'Zukunftsstaates' gestalten wird, sondern darum, ob unser politischer
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Kampf die Staatsgewalt auflöst, EHE WIR SIE NOCH EROBERT HABEN" (hervorgehoben
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von Kautsky). "Welches Ministerium mit seinen Beamten könnte aufgehoben
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werden?" Es werden die Ministerien des Unterrichts, der Justiz, der Finanzen
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und das Kriegsministerium aufgezählt. "Nein, keines der heutigen Ministerien
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wird durch unsern politischen Kampf gegen die Regierung beseitigt werden
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... Ich wiederhole es, um Mißverständnissen vorzubeugen: hier
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ist nicht die Rede von der Gestaltung des Zukunftsstaates durch die siegreiche
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Sozialdemokratie, sondern von der des Gegenwartsstaates durch unsere Opposition."
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(S. 725.)
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<p>Dies ist eine offensichtliche Unterstellung. Pannekoek warf doch gerade
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die Frage der REVOLUTION auf. Das wird sowohl in der Überschrift seines
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Artikels als auch in den angeführten Stellen klar gesagt. Indem Kautsky
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auf die Frage der "Opposition" überspringt, fälscht er gerade
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den revolutionären Standpunkt in einen opportunistischen um. Bei ihm
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läuft es darauf hinaus: Gegenwärtig machen wir Opposition, und
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NACH Eroberung der Macht werden wir weiter sehen. DIE REVOLUTION VERSCHWINDET!
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Das war gerade das, was die Opportunisten brauchten.
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<p>Es handelt sich nicht um Opposition und nicht um den politischen Kampf
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im allgemeinen, sondern eben um die REVOLUTION. Die Revolution besteht
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darin, daß das Proletariat den "Verwaltungsapparat", ja den GESAMTEN
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Staatsapparat ZERSTÖRT und ihn durch einen neuen, aus bewaffneten
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Arbeitern bestehenden Apparat ersetzt. Kautsky offenbart eine "abergläubische
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Verehrung" der "Ministerien", weshalb aber sollten diese nicht ersetzt
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werden können, sagen wir, durch Kommissionen von Fachleuten bei den
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Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, denen die ganze ungeteilte
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Macht gehört?
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<p>Der Kern der Frage besteht durchaus nicht darin, ob "Ministerien" bestehenbleiben,
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ob es "Kommissionen von Fachleuten" oder irgendwelche andere Institutionen
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geben wird: das ist ganz belanglos. Die entscheidende Frage ist, ob die
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alte Staatsmaschinerie (die durch tausend Fäden mit der Bourgeoisie
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verbunden und durch und durch von verknöcherten Gewohnheiten und Konservatismus
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durchsetzt ist) aufrechterhalten bleibt, oder ob sie ZERSTÖRT und
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durch eine NEUE ersetzt wird. Die Revolution darf nicht darin bestehen,
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daß die neue Klasse mit Hilfe der ALTEN Staatsmaschinerie kommandiert
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und regiert, sondern muß darin bestehen, daß sie diese Maschine
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ZERSCHLÄGT und mit Hilfe einer NEUEN Maschine kommandiert und regiert
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- diesen GRUNDLEGENDEN Gedanken des Marxismus vertuscht Kautsky, oder aber
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er hat ihn überhaupt nicht begriffen.
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<p>Seine Frage bezüglich der Beamten beweist anschaulich, daß
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er die Lehren der Kommune und die Marxsche Lehre nicht begriffen hat. "Wir
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kommen in Partei und Gewerkschaft nicht ohne Beamte aus ..."
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<p>Wir kommen UNTER DEM KAPITALISMUS, unter DER HERRSCHAFT DER BOURGEOISIE
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nicht ohne Beamte aus. Das Proletariat ist geknechtet, die werktätigen
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Massen sind durch den Kapitalismus versklavt. Unter dem Kapitalismus ist
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die Demokratie durch die ganzen Verhältnisse der Lohnsklaverei, der
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Not und des Elends der Massen eingeengt, eingeschnürt, gestutzt, verstümmelt.
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Aus diesem Grund, und nur aus diesem, werden die beamteten Personen in
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unseren politischen und gewerkschaftlichen Organisationen durch die Verhältnisse
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des Kapitalismus demoralisiert (oder, genauer gesagt, besteht die Tendenz,
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daß sie demoralisiert werden), neigen sie dazu, sich in Bürokraten,
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d.h. in den Massen entfremdete, ÜBER den Massen stehende, privilegierte
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Personen zu verwandeln.
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<p>Darin besteht das WESEN des Bürokratismus, und solange die Kapitalisten
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nicht expropriiert sind, solange die Bourgeoisie nicht gestürzt ist
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- solange ist eine gewisse "Bürokratisierung" SOGAR der proletarischen
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beamteten Personen unvermeidlich.
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<p>Bei Kautsky sieht die Sache so aus: Da nun einmal gewählte beamtete
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Personen bleiben, so bleiben auch im Sozialismus die Beamten, bleibt die
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Bürokratie! Und gerade das ist falsch. Gerade am Beispiel der Kommune
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hat Marx gezeigt, daß im Sozialismus die beamteten Personen aufhören,
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"Bürokraten", "Beamte" zu sein, sie hören IN DEM MAßE auf,
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es zu sein, wie außer der Wählbarkeit AUCH NOCH die jederzeitige
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Absetzbarkeit eingeführt wird, DAZU NOCH die Reduzierung des Gehalts
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auf den durchschnittlichen Arbeiterlohn und DAZU NOCH die Ersetzung der
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parlamentarischen Körperschaften durch "arbeitende Körperschaften,
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die vollziehend und gesetzgebend zu gleicher Zeit" sind.
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<p>Im Grunde genommen ist die ganze Argumentation Kautskys gegen Pannekoek
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und insbesondere der großartige Einwand Kautskys, wir kämen
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auch in Partei und Gewerkschaften nicht ohne Beamte aus, eine Wiederholung
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der alten "Argumente" Bernsteins gegen den Marxismus überhaupt. In
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seinem Renegatenbuch "Die Voraussetzungen des Sozialismus" bekämpft
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Bernstein die Ideen der "primitiven" Demokratie, bekämpft er das,
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was er als "doktrinären Demokratismus" bezeichnet: gebundene Mandate,
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unbezahlte Beamte, machtlose Zentralvertretung usw. Als Beweis für
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die Unhaltbarkeit dieses "primitiven" Demokratismus beruft sich Bernstein
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auf die Erfahrungen der englischen Trade-Unions, wie sie das Ehepaar Webb
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interpretiert. Während der siebzig Jahre ihrer Entwicklung hätten
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die Trade-Unions, die sich angeblich "in voller Freiheit" entwickelt haben
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(S. 137 der deutschen Ausgabe), sich von der Unbrauchbarkeit des "primitiven"
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Demokratismus überzeugt und ihn durch den üblichen Demokratismus
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ersetzt: Parlamentarismus, gepaart mit Bürokratismus.
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<p>In Wirklichkeit haben sich die Trade-Unions nicht "in voller Freiheit",
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SONDERN IN VOLLER KAPITALISTISCHER SKLAVEREI entwickelt, wobei man natürlich
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ohne eine Reihe Zugeständnisse an das herrschende Übel, an Gewalt,
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Lüge, ohne Ausschluß der Armen von der "höheren" Verwaltung
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"nicht auskommen konnte". Im Sozialismus wird unvermeidlich vieles von
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der "primitiven" Demokratie wieder aufleben, denn zum erstenmal in der
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Geschichte der zivilisierten Gesellschaften wird sich die MASSE der Bevölkerung
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zur SELBSTÄNDIGEN Teilnahme nicht nur an Abstimmungen und Wahlen,
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SONDERN AUCH AN DER LAUFENDEN VERWALTUNGSARBEIT erheben. Im Sozialismus
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werden ALLE der Reihe nach regieren und sich schnell daran gewöhnen,
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daß keiner regiert.
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<p>Marx hat mit seinem genialen kritisch-analytischen Verstand in den praktischen
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Maßnahmen der Kommune jenen UMSCHWUNG erkannt, den die Opportunisten
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fürchten und den sie aus Feigheit nicht anerkennen wollen, weil sie
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mit der Bourgeoisie nicht unwiderruflich brechen möchten, und den
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die Anarchisten nicht sehen wollen, sei es aus Übereilung, sei es,
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weil sie die Bedingungen der sozialen Massenumwandlungen überhaupt
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nicht erkennen. "An die Zerstörung der alten Staatsmaschinerie ist
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gar nicht zu denken, wie sollen wir denn da ohne Ministerien und ohne Beamte
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auskommen", argumentiert der durch und durch verspießerte Opportunist,
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der im Grunde genommen nicht an die Revolution, an die Schöpferkraft
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der Revolution nicht nur nicht glaubt, sondern vor ihr tödliche Angst
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empfindet (wie unsere Menschewiki und Sozialrevolutionäre).
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<p>"Es gilt NUR, die alte Staatsmaschinerie zu zerstören, man braucht
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nicht in die KONKRETEN Lehren der früheren proletarischen Revolutionen
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einzudringen und zu analysieren, WODURCH und WIE das Zerstörte ersetzt
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werden soll", argumentiert der Anarchist (natürlich der beste unter
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den Anarchisten, und nicht einer, der mit den Herren Kropotkin und Co.
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hinter der Bourgeoisie einhertrottet); und der Anarchist gelangt daher
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zu einer Taktik der VERZWEIFLUNG statt zu einer schonungslos kühnen
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und gleichzeitig die praktischen Bedingungen der Massenbewegung berücksichtigenden
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revolutionären Arbeit an konkreten Aufgaben.
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<p>Marx lehrt uns, beide Fehler zu vermeiden, er lehrt uns grenzenlose
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Kühnheit bei der Zerstörung der gesamten alten Staatsmaschinerie,
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und gleichzeitig lehrt er uns, die Frage konkret zu stellen: Die Kommune
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vermochte es, in einigen Wochen den Bau einer NEUEN, proletarischen Staatsmaschine
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auf die und die Weise IN ANGRIFF ZU NEHMEN und die erwähnten Maßnahmen
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zu größerem Demokratismus und zur Ausrottung des Bürokratismus
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durchzuführen. Wir wollen von den Kommunarden revolutionäre Kühnheit
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lernen, wir wollen ihre praktischen Maßnahmen als SKIZZIERUNG der
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praktischen, dringlichen und sofort durchführbaren Maßnahmen
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betrachten, und wir werden, WENN WIR DIESEN WEG VERFOLGEN, die völlige
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Vernichtung des Bürokratismus erreichen.
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<p>Die Möglichkeit einer solchen Vernichtung ist dadurch gesichert,
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daß der Sozialismus den Arbeitstag verkürzen, die MASSEN zu
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einem neuen Leben emporheben und die MEHRHEIT der Bevölkerung in Verhältnisse
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versetzen wird, die ALLEN ohne Ausnahme gestatten werden, "Staatsfunktionen"
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auszuüben. Das aber führt zum VÖLLIGEN ABSTERBEN jedweden
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Staates überhaupt.
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<p>"Seine" (des Massenstreiks) "Aufgabe", fährt Kautsky fort, "kann
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nicht die sein, die Staatsgewalt ZU ZERSTÖREN, sondern nur die, eine
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Regierung zur Nachgiebigkeit in einer bestimmten Frage zu bringen oder
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eine dem Proletariat feindselige Regierung durch eine ihm entgegenkommende
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zu ersetzen ... Aber nie und nimmer kann dies" (d.h. der Sieg des Proletariats
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über die feindselige Regierung) "zu einer ZERSTÖRUNG der Staatsgewalt,
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sondern stets nur zu einer VERSCHIEBUNG der Machtverhältnisse INNERHALB
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DER STAATSGEWALT führen ... Und das Ziel unseres politischen Kampfes
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bleibt dabei das gleiche, das es bisher gewesen: Eroberung der Staatsgewalt
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durch Gewinnung der Mehrheit im Parlament und Erhebung des Parlaments zum
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Herrn der Regierung." (S. 726, 727, 732.)
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<p>Das ist schon waschechter, trivialster Opportunismus, das ist die Preisgabe
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der Revolution in der Tat bei einem Bekenntnis zu ihr in Worten. Kautskys
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Gedanke geht über eine "dem Proletariat entgegenkommende Regierung"
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nicht hinaus - das ist ein Schritt zurück zum Philistertum verglichen
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mit 1847, als das "Kommunistische Manifest" die "Erhebung des Proletariats
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zur herrschenden Klasse" proklamierte.
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<p>Kautsky wird nichts übrigbleiben, als die von ihm geliebte "Einheit"
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mit den Scheidemännern, den Plechanow und Vandervelde zu verwirklichen,
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die alle bereit sind, für eine "dem Proletariat entgegenkommende"
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Regierung zu kämpfen.
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<p>Wir aber werden mit diesen Verrätern am Sozialismus endgültig
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brechen und werden für die Zerstörung der ganzen alten Staatsmaschinerie
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kämpfen, auf daß das bewaffnete Proletariat selbst DIE REGIERUNG
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SEI. Das sind zwei grundverschiedene Dinge.
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<p>Kautsky wird die angenehme Gesellschaft der Legien, David, Plechanow,
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Potressow, Zereteli und Tschernow teilen müssen, die alle durchaus
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bereit sind, für eine "Verschiebung der Machtverhältnisse innerhalb
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der Staatsgewalt", für die "Gewinnung der Mehrheit im Parlament und
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die Erhebung des Parlaments zum Herrn der Regierung" zu kämpfen -
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ein hochedles Ziel, an dem für die Opportunisten alles akzeptabel
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ist, bei dem alles im Rahmen der bürgerlichen parlamentarischen Republik
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bleibt.
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<p>Wir aber werden mit den Opportunisten endgültig brechen; und das
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ganze klassenbewußte Proletariat wird mit uns sein im Kampf nicht
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um eine "Verschiebung der Machtverhältnisse", sondern um den STURZ
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DER BOURGEOISIE, um die ZERSTÖRUNG des bürgerlichen Parlamentarismus,
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um die demokratische Republik vom Typ der Kommune oder die Republik der
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Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, um die revolutionäre
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Diktatur des Proletariats.
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<p>Noch weiter rechts als Kautsky befinden sich im internationalen Sozialismus
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solche Richtungen wie die der "Sozialistischen Monatshefte" (35) in Deutschland
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(Legien, David, Kolb und viele andere, einschließlich der Skandinavier
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Stauning und Branting), die JaurÆs-Anhänger und Vandervelde
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in Frankreich und Belgien, Turati, Treves und andere Vertreter des rechten
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Flügels der italienischen Partei, die Fabier und die "Unabhängigen"
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("Unabhängige Arbeiterpartei", die sich in Wirklichkeit stets in Abhängigkeit
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von den Liberalen befand) in England (36) und ähnliche. Alle diese
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Herrschaften, die in der parlamentarischen Arbeit und in der Parteipublizistik
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eine ungeheure, sehr oft eine ausschlaggebende Rolle spielen, lehnen die
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Diktatur des Proletariats rundweg ab und vertreten einen unverhüllten
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Opportunismus. Für diese Herrschaften "widerspricht" die "Diktatur"
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des Proletariats der Demokratie!! Im Grunde genommen unterscheiden sie
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sich durch nichts ernsthaft von den kleinbürgerlichen Demokraten.
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<p>Ziehen wir diesen Umstand in Betracht, so sind wir zu der Schlußfolgerung
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berechtigt, daß die II. Internationale in der überwältigenden
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Mehrheit ihrer offiziellen Vertreter sich vollkommen dem Opportunismus
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verschrieben hat. Die Erfahrungen der Kommune wurden nicht nur vergessen,
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sondern entstellt. Den Arbeitermassen wurde nicht nur nicht eingeprägt,
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daß die Zeit naht, wo sie sich erheben und die alte Staatsmaschine
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zerbrechen müssen, um sie durch eine neue zu ersetzen und auf diese
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Weise ihre politische Herrschaft zur Grundlage der sozialistischen Umgestaltung
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der Gesellschaft zu machen - das Gegenteil wurde den Massen eingeprägt,
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und die "Eroberung der Macht" wurde so dargestellt, daß dem Opportunismus
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Tausende Hintertürchen offenblieben.
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<p>Es konnte gar nicht anders sein, die Entstellung und das Verschweigen
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der Frage, wie sich die proletarische Revolution zum Staat verhält,
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mußten eine ungeheure Rolle spielen zu einer Zeit, da die Staaten
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mit ihrem infolge der imperialistischen Konkurrenz verstärkten militärischen
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Apparat sich in Kriegsungeheuer verwandelten, die Millionen von Menschen
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vernichten, um den Streit zu entscheiden, ob England oder Deutschland,
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ob dieses oder jenes Finanzkapital die Welt beherrschen soll. (37)
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<hr>Nachwort zur ersten Auflage</h2>
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Die vorliegende Schrift wurde im August und September 1917 niedergeschrieben.
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Ich hatte bereits den Plan des nächsten, des siebenten Kapitels, "Die
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Erfahrungen der russischen Revolutionen von 1905 und 1917", fertig. Aber
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außer der Überschrift habe ich keine Zeile dieses Kapitels schreiben
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können: Die politische Krise, der Vorabend der Oktoberrevolution von
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1917, "verhinderte" es. Über eine solche "Verhinderung" kann man sich
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nur freuen. Allerdings wird der zweite Teil dieser Schrift (der den "Erfahrungen
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der russischen Revolutionen von 1905 und 1917" gewidmet sein soll) wohl
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auf lange Zeit zurückgestellt werden müssen; es ist angenehmer
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und nützlicher, die "Erfahrungen der Revolution" durchzumachen, als
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über sie zu schreiben.
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<p>Petrograd, den 30. November 1917
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<p>Der Verfasser
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<h2>
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<hr>Fußnoten:</h2>
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1 Die Schrift "Staat und Revolution" verfasste Lenin im August bis September
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1917 in der Illegalität. Den Gedanken, daß es notwendig sei,
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die Frage des Staates theoretisch auszuarbeiten, hatte Lenin in der zweiten
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Hälfte des Jahres 1916 geäußert. Damals schrieb er die
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Notiz "Jugend-Internationale" (siehe Werke, Band 23, S. 163 - 167), in
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der er die antimarxistische Postition Bucharins in der Frage des Staates
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kritisierte und versprach, einen ausführlichen Artikel über die
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Frage Marxismus und Staat zu schreiben. In einem Brief an A. M. Kollontai
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vom 17. Februar 1917 (neuen Stils) teilte Lenin mit, daß er das Material
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über die Frage Marxismus und Staat fast fertig vorbereitet habe. Dieses
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Material hatte Lenin in kleiner, enger Schrift in einem Heft mit blauem
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Umschlag niedergeschrieben, das von ihm "Marxismus und Staat" betitelt
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wurde. Es ist eine Sammlung von Zitaten aus Werken von Karl Marx und Friedrich
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Engels nebst Auszügen aus Büchern von Kautski, Pannekoek und
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Bernstein mit kritischen Bemerkungen, Schlußfolgerungen und Verallgemeinerungen
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W. I. Lenins. Nach dem ursprünglichen Plan sollte die Schrift "Staat
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und Revolution" aus sieben Kapiteln bestehen, doch hat Lenin das letzte,
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VII. Kapitel, "Die Erfahrungen der russischen Revolutionen von 1905 und
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1917", nicht geschrieben. Erhalten ist nur ein ausführlich ausgearbeiteter
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Plan dieses Kapitels (siehe W. I. Lenin, "Marxismus und Staat", Berlin
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1970, S. 124/125). Zur Herausgabe des Buches schrieb Lenin in einer Notiz
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an den Verleger, falls er sich "mit der Beendigung des VII. Kapitels zu
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sehr verspäten oder es übermäßig anschwellen sollte,
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müßte man die ersten sechs Kapitel gesondert, als ersten Teil
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erscheinen lassen ..." Auf der ersten Seite des Manuskripts wird der Autor
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mit dem Pseudonym "F. F. Iwanowski" bezeichnet. Unter diesem Pseudonym
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wollte Lenin sein Buch erscheinen lassen, da es andernfalls die Provisorische
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Regierung beschlagnahmt hätte. Das Buch wurde jedoch erst 1918 herausgegeben,
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und die Notwendigkeit des Pseudonyms entfiel. Die zweite Auflage des Buches
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erschien 1919 mit dem von Lenin in das zweite Kapitel eingefügten
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neuen Unterabschnitt "Marx' Fragestellung im Jahre 1852".
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<p>2 Fabier - Mitglieder der "Gesellschaft der Fabier", einer reformistischen
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Organisation, die 1884 in England gegründet wurde. Die Gesellschaft
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nannte sich nach dem römischen Feldherrn Fabius Cunctator ("der Zauderer"),
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bekannt durch seine abwartende Taktik und sein Ausweichen vor Entscheidungsschlachten.
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Die Mitglieder der Gesellschaft der Fabier waren vorwiegend Vertreter der
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bürgerlichen Intelligenz: Wissenschaftler, Schriftsteller, Politiker.
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Sie leugneten die Notwendigkeit des proletarischen Klassenkampfes und der
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sozialistischen Revolution und predigten den friedlichen Übergang
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vom Kapitalismus zum Sozialismus mittels kleiner Reformen. Im imperialistischen
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Weltkrieg 1914 - 1918 waren die Fabier Sozialchauvinisten. (Siehe auch
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Werke, Band 12, S. 368/369; Werke, Band 15, S. 170/171; Werke, Band 21,
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S. 258/259.)
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<p>3 Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates; Barbarei
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und Zivilisation (Marx/Engels Werke, Band 21, S. 165.)
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<p>4 "Anti-Dühring"; Theoretisches (Marx/Engels Werke, Band 20, S.
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261/262.)
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<p>5 "Anti-Dühring"; Gewaltstheorie (Marx/Engels Werke, Band 20,
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S. 171.)
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<p>6 "Das Elend der Philosophie" (Marx/Engels Werke, Band 4, S. 63 - 182.)
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<p>7 "Manifest der kommunistischen Partei" (Marx/Engels Werke, Band 4,
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S. 493.)
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<p>8 "Kritik des Gothaer Programms" (Marx/Engels Werke, Band 19, S. 11
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- 32, 521/522.) Auf dem Parteitag in Gotha 1875 vereinigten sich die "Eisenacher"
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(Bebel, Liebknecht, Marx, Engels) mit den "Lassalleanern" (Lassalle) zur
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"Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands". Das neue, gemeinsame Programm
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enthielt zwar wichtige politische und soziale Forderungen, war jedoch insgesamt
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durchdrungen vom opportunistischen Gedankengut des Lassalleanismus. Marx
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und Engels unterzogen den Entwurf des Gothaer Programms einer vernichtenden
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Kritik und bezeichneten ihn als entschiedenen Rückschritt gegenüber
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dem Eisenacher Programm von 1869.
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<p>9 "Das Elend der Philosophie" (Marx/Engels Werke, Band 4, S. 182.)
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<p>10 "Manifest der kommunistischen Partei" (Marx/Engels Werke, Band 4,
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S. 473, 481.)
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<p>11 "Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" (Marx/Engels Werke,
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Band 8, Seite 196,
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<p>197.) 12 Dieses Kapitel wurde von Lenin in der zweiten Auflage hinzugefügt.
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<p>13 "Die Neue Zeit" - theoretische Zeitschrift der Sozialdemokratischen
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Partei Deutschlands, die von 1883 bis 1923 in Stuttgart erschien. Engels
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half der Redaktion der Zeitschrift ständig und übte oft Kritik
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daran, daß sie Abweichungen vom Marxismus in der Zeitschrift zuließ.
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Anfang des 20. Jahrhunderts ging "Die Neue Zeit" mehr und mehr auf zentristische
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Positionen über. Während des imperialistischen Weltkriegs 1914
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- 1918 bezog sie einen sozialpazifistischen Standpunkt und unterstützte
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faktisch die Sozialchauvinisten.
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<p>14 Siehe Marx/Engels Werke, Band 28, Seite 507/508.
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<p>15 Siehe Marx/Engels Werke, Band 18, Seite 96.
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<p>16 Siehe Marx/Engels Werke, Band 33, Seite 205.
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<p>17 Siehe Lenin Werke, Band 12, S. 95 - 104.
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<p>18 "Der Bürgerkrieg in Frankreich" (Marx/Engels Werke, Band 17,
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Seite 336 - 339.) Weiter unten im Text zitiert Lenin dieselbe Schrift von
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Marx. (Ebenda, S. 339 - 342.)
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<p>19 herostratisch = ruhmsüchtig (Duden). Nach dem Griechen Herostratos,
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der den Artemistempel zu Ephesus anzündete, um berühmt zu werden.
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<p>20 Munizipalitäten; lt. Duden abgeleitet von Munizipium (altrömische
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Landstadt, veraltet für: Stadtverwaltung).
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<p>21 Friedrich Engels, "Zur Wohnungsfrage", Marx/Engels Werke, Band 18,
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Seite 226/227. Weiter unten zitiert Lenin dieselbe Schrift von Engels.
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<p>22 Lenin meint die Artikel von Karl Marx "Der politische Indifferentismus"
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und von Friedrich Engels "Von der Autorität", die im Dezember 1873
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in dem italienischen Sammelband "Almanacco Republicano per l'anno 1874"
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veröffentlicht wurden. Siehe Marx/Engels Werke, Band 18, Seite 299
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- 304 und 305 - 308. Weiter unten zitiert Lenin dieselben Schriften.
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<p>23 Siehe Marx/Engels Werke, Band 19, Seite 6/7.
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<p>24 Das Erfurter Programm der deutschen Sozialdemokratie wurde auf dem
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Erfurter Parteitag im Oktober 1891 an Stelle des Gothaer Programms von
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1875 angenommen. Das Erfurter Programm dokumentierte, daß sich der
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Marxismus in der deutschen Arbeiterbewegung durchgesetzt hatte. Es enthielt
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jedoch andererseits auch Mängel, die es später den Revisionisten
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erleichterten, in der Epoche des Imperialismus das Erfurter Programm für
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die Verbreitung ihrer opportunistischen Ideen zu mißbrauchen. Siehe
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|
Engels' Kritik des Erfurter Programms: Marx/Engels Werke, Band 22, Seite
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225 - 240.
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<p>25 Siehe Lenin Werke, Band 24, S. 539 - 542.
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|
<p>26 Siehe Marx/Engels Werke, Band 17, Seite 613 - 625.
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|
<p>27 Nominell waren das zirka 2400 Rubel, nach dem heutigen Kurs [1917!]
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zirka 6000 Rubel. Ganz unverzeihlich handeln DIE Bolschewiki, die z.B.
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vorschlagen, in den städtischen Dumas Gehälter von 9000 Rubel
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einzuführen, statt ein Maximum von 6000 Rubel FÜR DEN GANZEN
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STAAT zu beantragen - eine Summe, die durchaus genügen dürfte.
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[Anmerkung von Lenin]
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<p>28 Siehe Marx/Engels Werke, Band 22, Seite 417/418.
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<p>29 Siehe Karl Marx, "Kritik des Gothaer Programms", in Marx/Engels
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Werke, Band 19, S. 28.
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<p>30 Pomjalowski - russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.
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<p>31 Wenn der Staat im wesentlichen Teil seiner Funktionen auf eine solche
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Rechnungsführung und Kontrolle durch die Arbeiter selbst reduziert
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wird, hört er auf, ein "politischer Staat" zu sein, dann "verwandeln
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sich die öffentlichen Funktionen aus politischen in einfache administrative
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Funktionen" (vgl. oben, Kapitel IV, Abschnitt 2, über Engels' Polemik
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gegen die Anarchisten). [Anmerkung von Lenin]
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<p>32 Der Haager Kongreß der I. Internationale fand vom 2. bis 7.
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September 1872 in Anwesenheit von Marx und Engels statt. Zu dem Punkt "Die
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politische Tätigkeit des Proletariats" wird im Beschluß des
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Kongresses gesagt, das Proletariat müsse sich, um den Sieg der sozialen
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Revolution zu sichern, seine eigene politische Partei schaffen und die
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große Aufgabe meistern, die politische Macht zu erobern. Auf diesem
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|
Kongreß wurden Bakunin und Guillaume wegen Desorganisation und Gründung
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einer neuen, antiproletarischen Partei aus der Internationale ausgeschlossen.
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<p>33 "Sarja" (Die Morgenröte) - marxistische wissenschaftlich-politische
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Zeitschrift, die von der Redaktion der Zeitung "Iskra" in den Jahren 1901
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und 1902 legal in Stuttgart herausgegeben wurde. Es erschienen vier Nummern
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|
(drei Hefte) mit mehreren Arbeiten W.I. Lenins, z.B. "Das Agrarprogramm
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der russischen Sozialdemokratie".
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<p>34 Gemeint ist der Fünfte Internationale Sozialistenkongreß
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der II. Internationale, der vom 23. bis 27. September in Paris stattfand.
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Zu der Hauptfrage "Eroberung der staatlichen Macht und Bündnisse mit
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bürgerlichen Parteien", nahm der Kongreß mit Stimmenmehrheit
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eine von Karl Kautsky eingebrachte Resolution an. In der Resolution hieß
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es, daß "der Eintritt eines einzelnen Sozialisten in ein bürgerliches
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Ministerium nicht als der normale Beginn der Eroberung der politischen
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Macht zu betrachten ist, sondern stets nur ein vorübergehender und
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ausnahmsweiser Notbehelf in einer Zwangslage sein kann".
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<p>35 "Sozialistische Monatshefte" - Zeitschrift, erschien von 1897 bis
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1933 in Berlin. Wurde zum wichtigsten Organ des deutschen und internationalen
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Revisionismus. In den Jahren des imperialistischen Weltkriegs 1914 - 1918
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vertrat sie einen sozialchauvinistischen Standpunkt.
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<p>36 Die Unabhängige Arbeiterpartei Englands (Independent Labour
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Party) wurde 1893 gegründet. Sie erhob Anspruch auf politische Unabhängigkeit
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von den bürgerlichen Parteien, war jedoch, wie Lenin sich ausdrückte,
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"'unabhängig' nur vom Sozialismus, aber vom Liberalismus sehr abhängig".
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Während des imperialistischen Weltkriegs 1914 - 1918 trat die Unabhängige
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Arbeiterpartei zunächst mit einem Manifest gegen den Krieg hervor
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(13. August 1914), später hingegen, in der Londoner Konferenz der
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Sozialisten der Ententeländer im Februar 1915, stimmten die Unabhängigen
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der in dieser Konferenz angenommenen sozialchauvinistischen Resolution
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zu.
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<p>37 Im Manuskript [von Lenin] folgt:
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<p>
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<hr>
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<center>
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|
<h2>
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|
VII. Kapitel</h2></center>
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<center>Die Erfahrungen der russischen Revolutionen von 1905 und 1917</center>
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<p>Das in dieser Kapitelüberschrift genannte Thema ist so unermeßlich
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groß, daß man darüber Bände schreiben könnte
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und müßte. In der vorliegenden Schrift werde ich mich natürlich
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auf die Hauptlehren beschränken müssen, soweit sie unmittelbar
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auf die Aufgaben des Proletariats in der Revolution der Staatsmacht gegenüber
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Bezug haben. [Hier bricht das Manuskript ab.]
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<br>
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<hr>
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</body>
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</html>
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