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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx - Kossuth und Mazzini - Die preussische Polizei - Der Handelsvertrag zwischen Oesterreich und Preussen . Die "Times" und die Emigration</TITLE>
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<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unver<65>nderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 548-554</SMALL>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>[Kossuth und Mazzini -<BR>
Die preu&szlig;ische Polizei -<BR>
Der Handelsvertrag zwischen &Ouml;sterreich und Preu&szlig;en -<BR>
Die "Times" und die Emigration]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3733 vom 4. April 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S548">&lt;548&gt;</A></B> London, Freitag, 18. M&auml;rz 1853</P>
<P>Heute wird sich das Parlament bis zum 4. April f&uuml;r die Osterferien vertagen.</P>
<P>Ich habe in einem fr&uuml;heren Brief berichtet, da&szlig; - einem allgemein als glaubw&uuml;rdig anerkannten Ger&uuml;cht zufolge - Lib&eacute;nyis Frau in Pest von den &Ouml;sterreichern ausgepeitscht wurde. Ich habe mich seither vergewissert, da&szlig; er niemals verheiratet war und da&szlig; die in der Londoner Presse zirkulierende Geschichte, er habe versucht, seinen von den &Ouml;sterreichern mi&szlig;handelten Vater zu r&auml;chen, ebenfalls v&ouml;llig erfunden ist. Er handelte ausschlie&szlig;lich unter dem Einflu&szlig; politischer Motive und bewahrte bis zur letzten Stunde eine feste und heroische Haltung.</P>
<P>Aus englischen Bl&auml;ttern werden Sie bereits die Antwort Kossuths auf Mazzinis Erkl&auml;rung erfahren haben. Ich meinerseits bin der Ansicht, da&szlig; Kossuth eine schlechte Sache nur noch verschlimmert hat. Die Widerspr&uuml;che in seiner ersten und in seiner letzten Erkl&auml;rung sind so greifbar, da&szlig; ich sie heute nicht nachdr&uuml;cklich hervorzuheben brauche. Au&szlig;erdem ist die Sprache der beiden Dokumente von absto&szlig;ender Ungleichartigkeit: das erste ist in den orientalischen Hyperbeln des Propheten, das letztere im kasuistischen Stil des Pl&auml;doyers eines Advokaten abgefa&szlig;t.</P>
<P>Mazzinis Freunde versichern jetzt wie aus einem Munde, da&szlig; der Mail&auml;nder Aufstand ihm und seinen Mitgenossen durch Verh&auml;ltnisse aufgezwungen wurde, deren Kontrolle au&szlig;erhalb seiner Macht gewesen sei. Es geh&ouml;rt jedoch einerseits zu dem Wesen jeder Verschw&ouml;rung, da&szlig; sie entweder durch Verrat oder durch Zufall zu einem &uuml;berst&uuml;rzten Ausbruch kommen kann. Andererseits darf man, wenn man drei Jahre lang nur nach <I>Aktion, Aktion, Aktion! </I>gerufen und das ganze revolution&auml;re Vokabularium <A NAME="S549"><B>&lt;549&gt;</A></B> sich in dem einen Worte "Aufstand" ersch&ouml;pft hat, nicht mit einem solchen Ma&szlig; von Autorit&auml;t rechnen, um in einem gegebenen Moment dekretieren zu k&ouml;nnen: <I>der Aufstand findet nicht statt</I>. Wie dem auch sei, die &ouml;sterreichische Brutalit&auml;t hat aus dem Mail&auml;nder Fehlschlag den wirklichen Anfang einer nationalen Revolution gemacht. H&ouml;ren wir zum Beispiel das gut informierte Organ Lord Palmerstons, die "Morning Post", von heute:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Volk von Neapel wartet auf eine Bewegung, die bestimmt im &ouml;sterreichischen Kaiserreich zustande kommen wird. Dann wird ganz Italien, vom &auml;u&szlig;ersten Piemont bis Sizilien, sich erheben, und bedauerliches Unheil wird daraus entstehen. Die italienischen Truppen werden sich aufl&ouml;sen; die sogenannten Schweizer Soldaten, die noch aus der Revolution von 1848 rekrutiert sind, werden die italienischen Herrscher nicht retten. Italien geht einer <I>unm&ouml;glichen Republik </I>entgegen. Das wird sicherlich der n&auml;chste Akt des Dramas sein, das 1848 begann. Die Diplomatie kann die F&uuml;rsten Italiens nicht mehr retten."</P>
</FONT><P>Aurelio Saffi, der Mazzinis Proklamation gegenzeichnete und der vor dem Ausbruch eine Tour durch Italien machte, gesteht in einem Brief an die "Daily News", "die <I>oberen Klassen </I>seien in apathischer Gleichg&uuml;ltigkeit oder in Verzweiflung versunken", und es sei das "Volk von Mailand", die Proletarier, die,</P>
<FONT SIZE=2><P>"ohne F&uuml;hrung ihren eigenen Instinkten &uuml;berlassen, ihren Glauben an das Geschick ihres Vaterlands aufrechthielten trotz des Despotismus &ouml;sterreichischer Prokonsuln und der Justizmorde der Milit&auml;rkommissionen und die sich einm&uuml;tig zur Rache vorbereiteten."</P>
</FONT><P>Die Partei Mazzinis ist ein gutes St&uuml;ck weitergekommen, indem sie endlich zur &Uuml;berzeugung gelangt ist, selbst bei nationalen Erhebungen gegen fremden Despotismus g&auml;be es solch ein Ding wie Klassenunterschiede, und es seien nicht die oberen Klassen, von denen man in unserer Zeit revolution&auml;re Bewegungen erwarten d&uuml;rfe. Vielleicht werden sie noch einen Schritt weitergehen und zur Einsicht gelangen, da&szlig; sie sich ernstlich mit der materiellen Lege des italienischen Landvolkes besch&auml;ftigen m&uuml;ssen, wenn sie ein Echo auf ihren Ruf "Dio e popolo" &lt;"F&uuml;r Gott und Volk"&gt; erwecken wollen. Ich beabsichtige, sp&auml;ter einmal die materiellen Verh&auml;ltnisse ausf&uuml;hrlich darzulegen, in denen der bei weitem gr&ouml;&szlig;ere Teil der l&auml;ndlichen Bewohner Italiens sich befindet und durch die sie bis jetzt, wenn auch nicht reaktion&auml;r, doch zumindest gleichg&uuml;ltig gegen den nationalen Kampf ihres Landes gemacht worden sind.</P>
<B><P><A NAME="S550">&lt;550&gt;</A> </B>&#9;Zweitausend Exemplare einer Flugschrift, die ich vor einiger Zeit in Basel unter dem Titel "Enth&uuml;llungen &uuml;ber den K&ouml;lner Kommunisten-Proze&szlig;" ver&ouml;ffentlichte, sind an der badischen Grenze beschlagnahmt und auf Verlangen der preu&szlig;ischen Regierung verbrannt worden. Gem&auml;&szlig; dem neuen Pressegesetz, das die Kontinentalm&auml;chte dem Schweizer Bund auferlegt haben, werden der Verleger, Herr Schabelitz, sein Sohn &lt;Jakob Schabelitz&gt; und der Drucker von der badischen Regierung verfolgt, die auch schon eine Anzahl noch im Besitz des Verlegers vorgefundener Exemplare konfisziert hat. Dies wird der erste derartige Proze&szlig; in der Schweiz sein, und die Sache ist auch schon zu einer Streitfrage zwischen den Radikalen und der konservativen Partei geworden. Wie &auml;ngstlich die preu&szlig;ische Regierung bem&uuml;ht ist, ihre Infamien w&auml;hrend des K&ouml;lner Prozesses vor der &Ouml;ffentlichkeit zu verheimlichen, k&ouml;nnen Sie aus der Tatsache entnehmen, da&szlig; der Minister f&uuml;r Ausw&auml;rtige Angelegenheiten Fahndebriefe &lt;in der "N.-Y.D.T." deutsch&gt; erlassen hat, wonach die Flugschrift &uuml;berall zu konfiszieren ist, da&szlig; er es aber noch nicht einmal wagt, sie bei ihrem Titel zu nennen. Um das Publikum irrezuf&uuml;hren, gibt er ihr den Namen <I>"Eine kommunistische Theorie"</I>, w&auml;hrend sie nichts enth&auml;lt als Enth&uuml;llungen &uuml;ber preu&szlig;ische Staatsschliche.</P>
<P>Der einzige "Fortschritt" des offiziellen Deutschlands seit 1848 ist der Abschlu&szlig; des &ouml;sterreichisch-preu&szlig;ischen Handelsvertrags et encore! &lt;und damit ist's auch nicht weit her!&gt; Der Vertrag ist von so vielen clausulae &lt;Klauseln&gt; eingehegt, hinter so vielen Ausnahmebestimmungen verschanzt und &uuml;berl&auml;&szlig;t so viele Hauptfragen der sp&auml;teren Bearbeitung durch noch ungeborene Kommissionen, w&auml;hrend er die Tarife faktisch sowenig senkt, da&szlig; er blo&szlig; dem Traumbild einer wirklichen Handelsvereinigung Deutschlands gleichkommt und, praktisch gesprochen, ganz unbedeutend ist. Der hervorstechendste Zug in dem Vertrag ist der Sieg, den &Ouml;sterreich wieder &uuml;ber Preu&szlig;en errungen hat. Diese perfide, diese niedrige, diese feige, diese schwankende Scheinmacht hat sich wieder einmal ihrer brutaleren, ihre Ziele offener verfolgenden Rivalin unterworfen. &Ouml;sterreich hat nicht nur Preu&szlig;en einen mit &auml;u&szlig;erstem Widerwillen angenommenen Vertrag aufgen&ouml;tigt, sondern Preu&szlig;en wurde auch zur Erneuerung des alten Zollvereins mit dem alten Tarif gezwungen oder doch zu dem Versprechen, zw&ouml;lf Jahre lang seine Handelspolitik nicht zu &auml;ndern ohne einstimmige Einwilligung der kleineren Zollvereins-Staaten, d h. ohne die Erlaubnis &Ouml;sterreichs (denn die s&uuml;ddeutschen Staaten sind nicht nur politisch, sondern auch kommerziell die Vasallen &Ouml;sterreichs oder die Gegner Preu&szlig;ens). Seit <A NAME="S551"><B>&lt;551&gt;</A></B> der Restaurierung der Macht von "Gottes Gnaden" ist Preu&szlig;en von Erniedrigung zu Erniedrigung gesunken. Ihr K&ouml;nig, "zu seiner Zeit ein weiser Mann", scheint zu denken, sein Volk finde Trost und Entsch&auml;digung f&uuml;r den teuflischen Despotismus daheim in der Herabw&uuml;rdigung, die seine Regierung von au&szlig;en her erdulden mu&szlig;.</P>
<P>Die Fl&uuml;chtlingsfrage ist noch nicht geregelt. Die offizi&ouml;se "Oesterreichische Correspondenz" widerspricht der Behauptung, &Ouml;sterreich habe jetzt an die englische Regierung eine neue Note gerichtet, da "k&uuml;rzlich eingetretene Ereignisse gezeigt h&auml;tten, da&szlig; Lord Palmerston wieder zu Einflu&szlig; gelangt sei und die kaiserliche Regierung sich einer sicheren Verletzung ihrer W&uuml;rde nicht aussetzen k&ouml;nne". Ich schrieb schon &uuml;ber die <A HREF="me08_541.htm#S546">Erkl&auml;rung Palmerstons im Unterhaus</A>. Aus englischen Bl&auml;ttern kennen Sie die austrophile Erkl&auml;rung Aberdeens im Oberhaus, derzufolge die englische Regierung sich zum Spion und Generalstaatsanwalt &Ouml;sterreichs hergeben wolle. Palmerstons Blatt l&auml;&szlig;t sich nun &uuml;ber die Bemerkungen von Palmerstons Kollegen folgenderma&szlig;en aus:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Selbst unter den einschr&auml;nkenden Bedingungen, die Lord Aberdeen machen zu wollen scheint, k&ouml;nnen wir nicht behaupten, da&szlig; wir mit Zuversicht einen Erfolg erwarten ... Wage keiner, einer britischen Regierung vorzuschlagen, sie solle sich zum Werkzeug fremder Politik hergeben und in eine politische Menschenfalle verwandeln."</P>
</FONT><P>Sie sehen, welch gutes Einvernehmen im Rate des Methusalem-Ministeriums zwischen "seniler Verbl&ouml;dung und liberaler Energie" herrscht. Die ganze Londoner Presse schrie auf vor Emp&ouml;rung gegen Aberdeen und das Oberhaus, mit einer schm&auml;hlichen Ausnahme - der "Times".</P>
<P>Sie werden sich erinnern, da&szlig; die "Times" damit begann, die Fl&uuml;chtlinge anzuprangern und die fremden M&auml;chte zu ermuntern, ihre Ausweisung zu verlangen. Als sie sich dann vergewissert hatte, da&szlig; die Minister sich bei einer Wiedereinbringung der Alien Bill eine schmachvolle Abfuhr im Unterhaus holen w&uuml;rden, flo&szlig; sie pl&ouml;tzlich &uuml;ber von schwungvoll abgefa&szlig;ten Schilderungen der Opfer, die sie - O je! - bereit w&auml;re, der Erhaltung des Asylrechts zu bringen. Endlich, nach der liebenswurdigen Unterhaltung ihrer Lordschaften im Oberhause, machte sie sich zur Entsch&auml;digung f&uuml;r ihre fr&uuml;here hochtrabende B&uuml;rgertugend Luft durch folgenden &auml;rgerlichen Ausbruch in ihrem Leitartikel vom 5. M&auml;rz:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Viele Kabinettsmitglieder sind des Glaubens, da&szlig; wir in unserem Lande in einer wahren Menagerie von Fl&uuml;chtlingen schwelgen, verwegenen Gesellen aus allen L&auml;n- <A NAME="S552"><B>&lt;552&gt;</A></B> dern, die zu jedem Verbrechen f&auml;hig sind ... Glauben etwa diese ausl&auml;ndischen Schriftsteller, die auf die Anwesenheit ihrer eigenen ge&auml;chteten Landsleute hinweisen, das Schicksal eines Verbannten sei in unserem Lande ein beneidenswertes? Wir wollen sie dar&uuml;ber aufkl&auml;ren. <I>Die unseligen Wesen dieser Klasse </I>leben zum gr&ouml;&szlig;ten Teil in schmutziger Armut, <I>essen das Salz der Fremde</I>, sofern sie es bekommen k&ouml;nnen, und versinken langsam in den tr&uuml;ben Wellen dieser ungeheuren Gro&szlig;stadt ... <I>Ihre Strafe ist das Exil in seiner gr&ouml;&szlig;ten Bitternis und h&auml;rtesten Form.</I>"</P>
</FONT><P>Im letzten Punkt hat die "Times" recht: England ist ein reizendes Land, wenn man nicht dort leben mu&szlig;. Im "Himmel des Mars" begegnet Dante seinem Vorfahren Cacciaguida di Elisei, der ihm seine bevorstehende Verbannung aus Florenz mit den Worten prophezeit:</P><DIR>
<DIR>
<DIR>
<DIR>
<FONT SIZE=2><P>Tu proverai si come sa di sale<BR>
Lo pane altrui, e com'&egrave; duro calle<BR>
Lo scendere e'l salir per l'altrui scale.</P>
<P>Erfahren wirst du, wie gesalzen schmecket<BR>
Das fremde Brot und wie so herb der Pfad ist,<BR>
Den man auf fremden Stiegen auf- und absteigt.</P></DIR>
</DIR>
</DIR>
</DIR>
</FONT><P>Gl&uuml;cklicher Dante, warst du auch eines der "unseligen Wesen jener Klasse politischer Fl&uuml;chtlinge", so konnten dich deine Feinde doch nicht mit der Misere eines Leitartikels der "Times" bedrohen! Gl&uuml;cklicher noch die "Times", die dadurch einem "reservierten Platz" in seinem "Inferno" entging!</P>
<P>Aber wenn auch die Fl&uuml;chtlinge das Salz der Fremde essen, wie die "Times" sagt, und gar befremdende Preise daf&uuml;r zahlen - was die "Times" vergi&szlig;t -, m&auml;stet sich die "Times" selbst nicht geradezu am Fleisch und Blut dieser Fremdlinge? Wie viele Leitartikel und wie viele Pfunde haben ihre anonymen Pythien gemacht aus franz&ouml;sischen Revolutionen, deutschen Aufst&auml;nden, italienischen Unruhen und ungarischen Kriegen, aus franz&ouml;sischen "F&uuml;silladen", &ouml;sterreichischen Galgen, aus konfiszierten K&ouml;pfen und gek&ouml;pftem Eigentum! Wie ungl&uuml;cklich w&auml;rst du, o "Times", g&auml;be es keine "verwegenen Gesellen" auf dem Kontinent, m&uuml;&szlig;test du Tag f&uuml;r Tag auf deine alten Jahre dein Leben fristen von solch grobem Futter wie Smithfield Market &lt;Hauptmarkthalle in London&gt; oder Londons verru&szlig;ter Luft, von sonstigem Dreck, verwegenen Droschkenkutschern, den sechs Themsebr&uuml;cken, der Bestattung innerhalb oder au&szlig;erhalb der Stadtgrenzen, verpesteten Kirchh&ouml;fen, schmutzigem Trinkwasser, Eisenbahnunf&auml;llen, unbrauchbaren Pint- und Quartflaschen &lt;englische Hohlma&szlig;e&gt; <A NAME="S553"><B>&lt;553&gt;</A></B> und anderen interessanten Dingen, die dein st&auml;ndiges Inventar bilden, wenn auf dem Kontinent nichts los ist. Die "Times" hat sich nicht ge&auml;ndert seit jenen Tagen, als sie die englische Regierung aufforderte, Napoleon I. zu <I>ermorden</I>.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Bedenkt man denn auch", schrieb sie am 8. Juli 1815, "welche Wirkung es notwendig auf die Unzufriedenen in allen Teilen Europas haben mu&szlig;, da&szlig; sie wissen, dieser Mensch lebt immer noch? Sie werden denken, und mit Recht denken, da&szlig; die verb&uuml;ndeten Souver&auml;ne sich f&uuml;rchten, das Leben eines Mannes anzutasten, der so viele Bewunderer und Anh&auml;nger hat."</P>
</FONT><P>Sie ist noch genau das Blatt, das den Kreuzzug gegen die Vereinigten Staaten von Amerika predigte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Keinen Frieden mit Amerika, ehe nicht mit <I>diesem verderblichen Beispiel einer erfolgreichen demokratischen Rebellion aufger&auml;umt worden ist</I>."</P>
</FONT><P>Im Redaktionsstab der "Times" finden sich keine "verwegenen" kontinentalen Gesellen. Ganz im Gegenteil. Da ist zum Beispiel ein armes M&auml;nnlein, ein Preu&szlig;e, namens <I>Otto von Wenckstern</I>, vormals Herausgeber einer kleinen deutschen Zeitung, der sp&auml;ter in der Schweiz verarmte und verdreckte und gen&ouml;tigt war, an die Taschen <I>Freiligraths </I>und anderer Fl&uuml;chtlinge zu appellieren, bis er schlie&szlig;lich in die Dienste des preu&szlig;ischen Gesandten in London, des weitber&uuml;hmten <I>Bunsen</I>, trat und gleichzeitig seinen festen Platz fand im Stab des Orakels von Printing House Square &lt;Sitz der Redaktion der "Times"&gt;. Es gibt noch mehr solche zahme kontinentale Gesellen in der "Times"-Redaktion, die das Bindeglied zwischen der kontinentalen Polizei und dem f&uuml;hrenden Presseorgan Englands bilden.</P>
<P>Die Pressefreiheit in England zeigt sich in folgendem Beispiel: Auf dem Polizeirevier von Bow Street in London erschien Mr. E. Truelove, wohnhaft Am Strand, auf Veranlasssung der Beauftragten f&uuml;r innere Steuerangelegenheiten. Die Informationen gegen ihn besagten, er habe eine Zeitung "The Potteries Free Press" verkauft, die, entgegen dem Gesetz aus dem sechsten und siebten Regierungsjahr Wilhelms IV., Kapitel 76, auf nicht ordnungsm&auml;&szlig;ig gestempeltem Papier gedruckt war. Vier Nummern dieses Blattes waren in Stoke-on-Trent erschienen. Als nomineller Besitzer fungiert Collet Dobson Collet, Sekret&auml;r der <I>Gesellschaft zur Abschaffung der Besteuerung des Wissens</I>, die das Blatt herausgab, in "&Uuml;bereinstimmung mit der Praxis des Stempelamts, das die Ver&ouml;ffentlichung von Berichten &uuml;ber laufende Ereignisse und von Kommentaren dazu ohne Stempelsteuer im 'Athen&auml;um', <A NAME="S554"><B>&lt;554&gt;</A></B> 'Builder', 'Punch', in der 'Racing Times' usw. gestattet". Sie wollte damit, wie sie offen zugab, eine Belangung seitens der Regierung provozieren, damit ein Geschwornengericht entscheide, welcher Art von Nachrichten das Recht auf Befreiung vom Penny-Stempel zusteht. Der Richter, Mr. Henry, hat sich seine Entscheidung noch vorbehalten. Viel wird &uuml;brigens von ihr nicht abh&auml;ngen, denn die fragliche Zeitung erscheint nicht, um dem Stempelgesetz Trotz zu bieten, sondern nur, um sich eine noch unklare Zweideutigkeit im Wortlaut des Gesetzes nutzbar zu machen.</P>
<P>Die heutigen englischen Bl&auml;tter bringen eine Depesche vom 6. M&auml;rz aus Konstantinopel, die die Ersetzung Fuad-Effendis, Minister des &Auml;u&szlig;ern, durch Rifaat-Pascha meldet. Es war der russische au&szlig;erordentliche Gesandte F&uuml;rst Menschikow, der der Pforte diese Konzession abpre&szlig;te. Bis jetzt ist die Angelegenheit der Heiligen St&auml;tten zwischen Ru&szlig;land, Frankreich und der Pforte noch nicht beigelegt; L[ouis]-Napoleon, h&ouml;chlichst gereizt &uuml;ber die Intrigen Ru&szlig;lands und &Ouml;sterreichs, die seine Kr&ouml;nung durch den Papst hintertrieben, gedenkt, sich auf Kosten der T&uuml;rken schadlos zu halten. In meinem n&auml;chsten Brief will ich auf diese ewig wiederkehrende Orientfrage zur&uuml;ckkommen, auf diese pons asini &lt;Eselsbr&uuml;cke&gt; der europ&auml;ischen Diplomatie.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P></I></BODY>
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