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<TITLE>Karl Marx - Der neue chinesische Krieg</TITLE>
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<BODY LINK="#0000ff" VLINK="#800080" BGCOLOR="#ffffaf">
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak59.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen von Januar bis Dezember 1859</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 13, 7. Auflage 1971, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 508-524.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 04.08.1998</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Der neue chinesische Krieg</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">I</P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5750 vom 27. September 1859]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S508">&lt;508&gt;</A></B> London, 13. September 1859</P>
<P>Zu der Zeit, da England allgemein dazu begl&uuml;ckw&uuml;nscht wurde, den Himmlischen den Vertrag von Tientsin abgerungen zu haben, versuchte ich zu zeigen, da&szlig; Ru&szlig;land tats&auml;chlich die einzige Macht war, die aus dem r&auml;uberischen englisch-chinesischen Krieg Nutzen zog und da&szlig; die kommerziellen Vorteile, die sich aus dem Vertrag f&uuml;r England ergaben, ziemlich bedeutungslos waren, w&auml;hrend dieser Vertrag in politischer Hinsicht, weit davon entfernt, Frieden zu schaffen, im Gegenteil die Wiederaufnahme des Krieges unvermeidlich machte. Der Gang der Ereignisse hat diese Ansichten vollauf best&auml;tigt. Der Vertrag von Tientsin geh&ouml;rt schon der Vergangenheit an, und das Trugbild des Friedens ist der rauhen Realit&auml;t des Krieges gewichen.</P>
<P>Lassen Sie mich zuerst die Tatsachen darlegen, wie sie in der letzten &Uuml;berlandpost mitgeteilt werden. In Begleitung von Herrn de Bourboulon, dem franz&ouml;sischen Bevollm&auml;chtigten Vertreter, brach der ehrenwerte Herr Bruce mit einer britischen Expedition auf, die den Peiho aufw&auml;rts fahren und die beiden Gesandten auf ihrer Mission nach Peking begleiten sollte. Die Expedition, die unter dem Kommando von Admiral Hope stand, bestand aus sieben Dampfern, zehn Kanonenbooten, zwei Truppen- und Proviantschiffen und aus einigen hundert Marine- und Geniesoldaten. Die Chinesen ihrerseits hatten Einspruch dagegen erhoben, da&szlig; die Mission gerade diese Route einschlug. Infolgedessen fand Admiral Hope die M&uuml;ndung des Peiho mit Stangen und Pf&auml;hlen blockiert und nachdem er neun Tage lang, vom 17. bis zum 25. Juni, an der M&uuml;ndung dieses Flusses gewartet hatte, versuchte er, die Durchfahrt zu erzwingen, nachdem die <A NAME="S509"><B>&lt;509&gt;</A></B> Bevollm&auml;chtigten am 20. Juni bei dem Geschwader eingetroffen waren. Admiral Hope hatte sich bei seiner Ankunft vor der Peiho-M&uuml;ndung vergewissert, da&szlig; die Taku-Forts, die im letzten Krieg zerst&ouml;rt wurden, wiederaufgebaut waren, eine Tatsache, die er - en passant gesagt - schon vorher h&auml;tte wissen m&uuml;ssen, da sie in der "Peking Gazette" offiziell bekanntgegeben worden war.</P>
<P>Als die Briten am 25. Juni versuchten, die Einfahrt in den Peiho zu erzwingen, wurden die Taku-Batterien demaskiert und er&ouml;ffneten, unterst&uuml;tzt von einer Mongolenstreitmacht von anscheinend 20.000 Mann, ein verheerendes Feuer auf die britischen Schiffe. Es kam zu einem Gefecht zu Lande und auf dem Wasser, das mit einer v&ouml;lligen Niederlage der Aggressoren endete. Die Expedition mu&szlig;te sich zur&uuml;ckziehen, nachdem sie drei englische Kriegsschiffe, "Cormorant", "Lee" und "Plover", und auf britischer Seite 464 Tote und Verwundete verloren hatte, w&auml;hrend von den 60 anwesenden Franzosen 14 get&ouml;tet oder verwundet worden waren. F&uuml;nf englische Offiziere wurden get&ouml;tet und 23 verwundet, und der Admiral selbst kam nicht unverletzt davon. Nach dieser Niederlage kehrten die Herren Bruce und de Bourboulon nach Schanghai zur&uuml;ck, w&auml;hrend das britische Geschwader bei Tinghai gegen&uuml;ber Ningpo vor Anker ging.</P>
<P>Als man in England diese unersprie&szlig;lichen Nachrichten erhielt, bestieg die Palmerston-Presse sofort den britischen L&ouml;wen und erhob ein einstimmiges Gebr&uuml;ll nach umfassender Rache. Die Londoner "Times" beflei&szlig;igte sich nat&uuml;rlich, ihren Appellen an die blutigen Instinkte ihrer Landsleute den Anschein einer gewissen W&uuml;rde zu verleihen, aber die niedrigere Sorte der Palmerston-Organe spielte in ganz grotesker Weise die Rolle des Orlando furioso. H&ouml;ren Sie zum Beispiel den Londoner "Daily Telegraph":</P>
<FONT SIZE=2><P>"Gro&szlig;britannien mu&szlig; die Seek&uuml;ste Chinas auf ihrer ganzen L&auml;nge angreifen, in die Hauptstadt eindringen, den Kaiser aus seinem Palast jagen und sich eine materielle Garantie gegen k&uuml;nftige &Uuml;berf&auml;lle verschaffen ... Wir m&uuml;ssen jeden drachengeschm&uuml;ckten Beamten, der es wagt, unseren nationalen Symbolen mit Verachtung zu begegnen, mit der neunschw&auml;nzigen Katze behandeln ... Jeder einzelne von ihnen" (den chinesischen Generalen) "mu&szlig; als Pirat und M&ouml;rder an die Nock eines britischen Kriegsschiffs gekn&uuml;pft werden. Es w&auml;re ein erfrischendes und heilsames Schauspiel - ein Dutzend bekn&ouml;pfter Schurken mit den Visagen von Menschenfressern und der Kleidung von Hanswursten, die vor den Augen der Bev&ouml;lkerung baumeln. So oder anders mu&szlig; man Schrecken einfl&ouml;&szlig;en, denn Nachgiebigkeit haben wir schon mehr als genug ge&uuml;bt ... Man mu&szlig; jetzt den Chinesen beibringen, die Engl&auml;nder zu sch&auml;tzen, die &uuml;ber ihnen stehen und die ihre Herren sein sollten ... Wir m&uuml;ssen versuchen, wenigstens <A NAME="S510"><B>&lt;510&gt;</A></B> Peking zu besetzen, und wenn wir mutiger vorgehen, mu&szlig; darauf die Eroberung Kantons f&uuml;r alle Zeiten folgen. Wir k&ouml;nnten Kanton ebenso behalten, wie wir Kalkutta besitzen, es zum Zentrum unseres Fernosthandels machen, den von Ru&szlig;land erworbenen Einflu&szlig; an der tartarischen Grenze des Kaiserreiches auf diese Weise kompensieren - und den Grundstein f&uuml;r ein neues Dominion legen."</P>
</FONT><P>Lassen Sie mich nun von den Rasereien der Schreiberlinge Palmerstons zu den Tatsachen zur&uuml;ckkehren und, soweit es bei den gegenw&auml;rtigen d&uuml;rftigen Informationen m&ouml;glich ist, die wahren Hintergr&uuml;nde des unangenehmen Ereignisses aufdecken.</P>
<P>Auch wenn man davon ausgeht, da&szlig; der Vertrag von Tientsin die umgehende Einreise des englischen Gesandten nach Peking vorsieht, mu&szlig; man doch vor allem die Frage beantworten, ob die chinesische Regierung einen Bruch dieses Vertrages, der ihr durch einen r&auml;uberischen Krieg aufgezwungen wurde, begangen hat, als sie sich dem gewaltsamen Eindringen eines britischen Geschwaders in den Peiho widersetzte. Wie aus den durch die &Uuml;berlandpost &uuml;bermittelten Nachrichten ersichtlich ist, protestierte die chinesische Regierung nicht gegen die Entsendung einer britischen Mission nach Peking, sondern dagegen, da&szlig; die britische Kriegsflotte in den Peiho eindringt. Sie schlug vor, Herr Bruce solle auf dem Landwege nach Peking reisen, ohne Begleitung durch eine Kriegsflotte, die von den "Himmlischen", denen das Bombardement Kantons noch in frischer Erinnerung war, nur als Instrument der Invasion angesehen werden konnte. Schlie&szlig;t das Recht des franz&ouml;sischen Botschafters, sich in London aufzuhalten, das Recht ein, an der Spitze einer bewaffneten franz&ouml;sischen Expedition die Einfahrt in die Themse zu erzwingen? Man wird sicher zugeben m&uuml;ssen, da&szlig; eine derartige Auslegung der Zulassung eines britischen Gesandten nach Peking durch die Engl&auml;nder mindestens ebenso merkw&uuml;rdig anmutet wie die von ihnen w&auml;hrend des letzten chinesischen Krieges gemachte Entdeckung, da&szlig; die Beschie&szlig;ung einer Stadt dieses Reiches keinen Krieg gegen dieses Reich selbst bedeute, sondern nur einen lokalen Konflikt mit einer seiner Provinzen. Als Antwort auf die Proteste der "Himmlischen" haben die Briten nach ihrer eigenen Aussage "alle Ma&szlig;nahmen getroffen, um im Bedarfsfalle den Zugang nach Peking mit Gewalt zu erzwingen", indem sie mit einem ausreichend starken Geschwader den Peiho aufw&auml;rts fahren. Selbst wenn die Chinesen verpflichtet gewesen w&auml;ren, einen friedfertigen britischen Gesandten nach Peking zu lassen, so waren sie zweifellos berechtigt, sich der bewaffneten Expedition der Engl&auml;nder zu widersetzen. Durch dieses Vorgehen haben sie nicht den Vertrag verletzt, sondern seine Verletzung vereitelt.</P>
<B><P><A NAME="S511">&lt;511&gt;</A></B> Weiter. Selbst wenn den Briten durch den Vertrag von Tientsin das abstrakte Recht, eine Gesandtschaft zu unterhalten, gew&auml;hrt wurde, so bleibt noch zu kl&auml;ren, ob nicht Lord Elgin auf den tats&auml;chlichen Genu&szlig; dieses Rechts vorerst verzichtet hatte. Eine Durchsicht der "Correspondence relating to the Earl of Elgin special mission to China, printed by command of Her Majesty" wird jeden unvoreingenommenen Leser davon &uuml;berzeugen, da&szlig; erstens die Zulassung des englischen Gesandten nach Peking nicht jetzt, sondern zu einem <I>viel sp&auml;teren Zeitpunkt </I>erfolgen sollte; zweitens, da&szlig; sein Recht auf Residenz in Peking durch verschieden Klauseln eingeschr&auml;nkt war; und schlie&szlig;lich, da&szlig; der diktatorische Artikel III im englischen Text des Vertrages, der sich auf die Zulassung der Gesandten bezog, auf Ersuchen des chinesischen Bevollm&auml;chtigten im chinesischen Text des Vertrages ge&auml;ndert worden war. Diese Diskrepanz zwischen den zwei Versionen des Vertrages wird von Lord Elgin selbst zugegeben, der jedoch, wie er sagt, </P>
<FONT SIZE=2><P>"durch seine Instruktionen gezwungen war, von den Chinesen zu verlangen, da&szlig; sie als g&uuml;ltige Fassung eines internationalen Abkommens einen Text annahmen, von dem sie nicht eine Silbe verstanden".</P>
</FONT><P>Kann man den Chinesen Schuld geben, weil sie auf Grund des chinesischen Textes und nicht der englischen Fassung des Vertrages gehandelt haben, die nach Lord Elgins Eingest&auml;ndnis etwas von "dem korrekten Sinn der &Uuml;bereinkunft" abweicht?</P>
<P>Abschlie&szlig;end m&ouml;chte ich feststellen, da&szlig; Herr T. Chisholm Anstey, der ehemalige britische Generalstaatsanwalt in Hongkong, in einem von ihm an den Redakteur des Londoner "Morning Star" gerichteten Brief in aller Form erkl&auml;rt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Vertrag, wie er auch immer sein mag, ist l&auml;ngst durch die Gewalttaten der britischen Regierung und ihrer Untergebenen gebrochen worden, zumindest in einem solchen Ma&szlig;e, da&szlig; dadurch die Krone Gro&szlig;britanniens jeden Vorteil oder jedes Privileg verliert, das durch den Vertrag gew&auml;hrt wurde."</P>
</FONT><P>England, das auf der einen Seite durch die Schwierigkeiten in Indien geplagt wird und auf der anderen Seite r&uuml;stet, um im Falle eines europ&auml;ischen Krieges vorbereitet zu sein, wird durch diese neue chinesische Katastrophe, die wahrscheinlich von Palmerston selbst einger&uuml;hrt wurde, gro&szlig;en Gefahren ausgesetzt. Das unmittelbare Ergebnis mu&szlig; der Zusammenbruch der jetzigen Regierung sein, deren Haupt &lt;Palmerston&gt; der Urheber des letzten chine- <A NAME="S512"><B>&lt;512&gt;</A></B> sischen Krieges wer, w&auml;hrend dagegen ihre wichtigsten Mitglieder damals ein Tadelsvotum gegen ihren derzeitigen Chef abgegeben hatten, weil er diesen Krieg unternommen hatte. Auf alle F&auml;lle m&uuml;ssen Herr Milner Gibson und die Manchesterschule sich entweder aus der gegenw&auml;rtigen liberalen Koalition zur&uuml;ckziehen oder - was recht unwahrscheinlich ist - im Verein mit Lord Russell, Herrn Gladstone und den Peeliten unter seinen Kollegen ihren Chef zwingen, sich ihrer eigenen Politik zu f&uuml;gen.</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">II</P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5754 vom 1. Oktober 1859]</P>
</FONT><P>London, 16. September 1859</P>
<P>F&uuml;r morgen ist eine Kabinettssitzung anberaumt, um den Kurs zu beschlie&szlig;en, der hinsichtlich der chinesischen Katastrophe eingeschlagen werden soll. Die Elaborate des franz&ouml;sischen "Moniteur" und der Londoner "Times" lassen keinen Zweifel an der Art der Beschl&uuml;sse, zu denen Palmerston und Bonaparte gelangt sind. Sie wollen einen neuen chinesischen Krieg. Nach Informationen, die mir aus authentischer Quelle zugegangen sind, wird Herr Milner Gibson in der bevorstehenden Kabinettssitzung zuerst die Stichhaltigkeit der f&uuml;r einen Krieg ins Feld gef&uuml;hrten Argumente anfechten und zweitens gegen jede Kriegserkl&auml;rung protestieren, die nicht vorher beide H&auml;usern des Parlaments gebilligt worden ist. Sollte seine Auffassung durch Stimmenmehrheit abgelehnt werden, so wird er aus dem Kabinett austreten und damit wiederum das Signal zu einem neuen heftigen Angriff gegen die Regierung Palmerstons geben und zur Sprengung der liberalen Koalition, die seinerzeit den Sturz des Kabinetts Derby herbeigef&uuml;hrt hatte. Palmerston soll etwas nerv&ouml;s sein wegen des beabsichtigten Vorgehens von Herrn Milner Gibson, des einzigen seiner Kollegen, den er f&uuml;rchtet und den er wiederholt als einen Menschen bezeichnet hat, der es besonders gut verstehe, "einem etwas am Zeuge zu flicken". M&ouml;glicherweise werden Sie gleichzeitig mit diesem Brief aus Liverpool die Nachrichten &uuml;ber die Ergebnisse der Kabinettssitzung erhalten. Inzwischen kann man sich &uuml;ber den wahren Sachverhalt der fraglichen Angelegenheit am besten ein Urteil bilden, nicht auf Grund des ver&ouml;ffentlichten Materials, sondern auf Grund dessen, was die Palmerston-Organe bei ihrer ersten Ver&ouml;ffentlichung der mit der letzten &Uuml;berlandpost eingetroffenen Nachrichten absichtlich verschwiegen haben.</P>
<B><P><A NAME="S513">&lt;513&gt;</A></B> Zun&auml;chst einmal verschwiegen sie die Meldung, da&szlig; der russische Vortrag bereits ratifiziert war und da&szlig; der Kaiser von China seine Mandarine angewiesen hatte, die amerikanischen Gesandten zu empfangen und in die Hauptstadt zu geleiten, um die ratifizierten Exemplare des Vortrages mit Amerika auszutauschen. Diese Tatsachen wurden mit der Absicht verschwiegen, den notwendig aufkommenden Verdacht zu entkr&auml;ften, da&szlig; die englischen und franz&ouml;sischen Gesandten und nicht der Pekinger Hof f&uuml;r die Schwierigkeiten verantwortlich seien, die sich ihnen bei der Erf&uuml;llung ihrer Mission in den Weg stellten und denen weder ihre russischen noch ihre amerikanischen Kollegen begegneten. Der andere, noch wichtigere Umstand, den die "Times" und die anderen Palmerston-Organe anf&auml;nglich verschwiegen hatten, ist die jetzt von ihnen offen zugegebene Tatsache, da&szlig; die chinesischen Beh&ouml;rden ihre Bereitschaft erkl&auml;rt hatten, die englischen und franz&ouml;sischen Gesandten nach Peking zu geleiten, da&szlig; sie tats&auml;chlich bereit standen, sie an einer der Flu&szlig;m&uuml;ndungen zu empfangen, und ihnen eine Eskorte anboten, wenn sie sich nur bereit erkl&auml;ren wollten, ihre Schiffe und Truppen zur&uuml;ckzulassen. Da nun der Vertrag von Tientsin keine Klausel enth&auml;lt, die den Engl&auml;ndern und Franzosen das Recht zubilligt, mit einem Geschwader von Kriegsschiffen den Peiho aufw&auml;rts zu fahren, ist es offensichtlich, da&szlig; nicht die Chinesen, sondern die Engl&auml;nder den Vertrag verletzt haben und da&szlig; die letzteren von vornherein entschlossen waren, kurz vor dem Zeitpunkt, der f&uuml;r den Austausch der ratifizierten Urkunden festgesetzt war, einen Streit vom Zaun zu brechen. Niemand wird auf die Idee kommen, da&szlig; der ehrenwerte Herr Bruce auf eigene Verantwortung handelte, als er auf diese Weise das vorgebliche Ziel des letzten chinesischen Krieges vereitelte; er f&uuml;hrte im Gegenteil lediglich geheime Instruktionen aus London aus. Es stimmt zwar, da&szlig; Herr Bruce nicht von Palmerston, sondern von Derby entsandt worden war; aber in diesem Zusammenhang brauche ich doch nur daran zu erinnern, da&szlig; w&auml;hrend der ersten Amtsperiode Sir Robert Peels, als Lord Aberdeen Au&szlig;enminister war, Sir Henry Bulwer, der englische Gesandte in Madrid, einen Streit mit dem spanischen Hof vom Zaun brach, der seine Ausweisung aus Spanien zur Folge hatte, und da&szlig; im Verlauf der Debatten im Oberhaus &uuml;ber dieses "unliebsame Vorkommnis" bewiesen wurde, da&szlig; Bulwer, anstatt die offiziellen Instruktionen Aberdeens zu befolgen, nach den Geheiminstruktionen Palmerstons gehandelt hatte, der damals der Opposition angeh&ouml;rte.</P>
<P>Au&szlig;erdem hat die Palmerston-Presse in diesen Tagen ein Man&ouml;ver vollf&uuml;hrt, das zumindest f&uuml;r diejenigen, die mit der Geschichte der englischen Geheimdiplomatie der letzten drei&szlig;ig Jahre vertraut sind, keinen <A NAME="S514"><B>&lt;514&gt;</A></B> Zweifel daran l&auml;&szlig;t, wer der wirkliche Urheber der Peiho-Katastrophe und des bevorstehenden dritten englisch-chinesischen Krieges ist. Die "Times" deutet an, da&szlig; die in den Taku-Forts aufgestellten Kanonen, die eine solche Verheerung unter dem britischen Geschwader angerichtet hatten, russischen Ursprungs waren und von russischen Offizieren befehligt wurden. Ein anderes Palmerston-Organ wird noch deutlicher. Ich zitiere:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir sehen jetzt, wie eng die Politik Ru&szlig;lands mit der Politik Pekings verflochten ist; wir entdecken gro&szlig;e Bewegungen am Amur; wir beobachten die Operationen gro&szlig;er Kosakenarmeen weit &uuml;ber den Baikalsee hinaus in dem froststarren Traumland an den d&auml;mmrigen Grenzen der Alten Welt; wir verfolgen die Spuren zahlloser Karawanen; wir beobachten, wie ein russischer Sonderbeauftragter (General Murawjow, Gouverneur von Ostsibirien) mit geheimen Pl&auml;nen aus dem fernen Ostsibirien nach der unzug&auml;nglichen chinesischen Hauptstadt unterwegs ist; und die &ouml;ffentliche Meinung hierzulande kann sehr wohl bei dem Gedanken in Wallung geraten, da&szlig; ausl&auml;ndische Einfl&uuml;sse mitschuldig sind an unserer Schmach und denn Tod unsere Soldaten und Matrosen."</P>
</FONT><P>Das ist ein alter Trick von Lord Palmerston. Als Ru&szlig;land einen Handelsvertrag mit China abschlie&szlig;en wollte, trieb er China durch den Opiumkrieg seinem n&ouml;rdlichen Nachbarn in die Arme; als Ru&szlig;land die Abtretung des Amur verlangte, brachte er dies durch den zweiten chinesischen Krieg. zuwege und jetzt, da Ru&szlig;land seinen Einflu&szlig; in Peking festigen will, improvisiert er den dritten chinesischen Krieg. In all seinen Handlunge gegen&uuml;ber den schwachen asiatischen Staaten, wie China, Persien, Zentralasien und der T&uuml;rkei, verfuhr er stets und st&auml;ndig nach der Regel, Ru&szlig;lands Pl&auml;nen scheinbar entgegen zu handeln, indem er nicht mit Ru&szlig;land, sondern mit dem betreffenden asiatischen Staat einen Streit vom Zaun brach, um ihn dann durch r&auml;uberische &Uuml;berf&auml;lle England zu entfremden und auf diesem Umweg zu den Konzessionen zu dr&auml;ngen, die er Ru&szlig;land zu gew&auml;hren vorher nicht gewillt war. Sicherlich wird bei dieser Gelegenheit die gesamte bisherige Asienpolitik Palmerstons erneut &uuml;berpr&uuml;ft werden, und ich verweise besonders auf die afghanischen Dokumente, deren Ver&ouml;ffentlichung das Unterhaus am 8. Juni 1859 angeordnet hatte. Sie werfen mehr Licht auf Palmerstons unheilvolle Politik und auf die Geschichte der Diplomatie in den letzten drei&szlig;ig Jahren als alle bis dahin ver&ouml;ffentlichte Dokumente. Kurz gesagt geht es hier um folgendes: 1838 begann Palmerston gegen Dost Muhammad, den Herrscher von Kabul, einen Krieg, der zur Vernichtung einer englischen Armee f&uuml;hrte und der unter dem Vorwand begonnen worden war, Dost Muhammad sei mit Persien und Ru&szlig;land ein geheimes B&uuml;ndnis gegen England eingegangen. Als Beweis f&uuml;r <A NAME="S515"><B>&lt;515&gt;</A></B> diese Behauptung legte Palmerston 1839 dem Parlament ein Blaubuch vor, dessen Hauptinhalt die Korrespondenz des britischen Gesandten in Kabul, Sir A. Burnes, mit der Regierung in Kalkutta bildete. Burnes wurde in Kabul w&auml;hrend eines Aufstandes gegen die britischen Eindringlinge ermordet, hatte aber aus Mi&szlig;trauen gegen den britischen Au&szlig;enminister seinem Bruder in London, Dr. Burnes, Kopien einiger seiner offiziellen Briefe geschickt. Nach der von Palmerston besorgten Ver&ouml;ffentlichung der "Afghanischen Dokumente" im Jahre 1839 beschuldigte Dr. Burnes Palmerston, "die Korrespondenz des verstorbenen Sir A. Burnes verst&uuml;mmelt und verf&auml;lscht" zu haben, und zur Bekr&auml;ftigung seiner Behauptung lie&szlig; er einige der echten Schriftst&uuml;cke drucken. Aber erst im vergangenen Sommer kam die Wahrheit ans Licht. Unter dem Kabinett Derby ordnete das Unterhaus auf Antrag von Herrn Hadfield an, alle afghanischen Dokumente vollinhaltlich zu ver&ouml;ffentlichen, und diese Anordnung wurde in einer Form ausgef&uuml;hrt, die auch dem Einf&auml;ltigsten die Richtigkeit der Beschuldigung, die Dokumente seien <I>im Interesse Ru&szlig;lands </I>verst&uuml;mmelt und verf&auml;lscht worden, vor Augen f&uuml;hrte. Auf der Titelseite des Blaubuchs steht folgendes:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Zur Beachtung: Die Korrespondenz, die in fr&uuml;heren Ausgaben nur auszugsweise wiedergegeben wurde, wird hier vollinhaltlich ver&ouml;ffentlicht. Die ausgelassenen Stellen sind durch Klammern {} kenntlich gemacht."</P>
</FONT><P>Der Name des Beamten, der f&uuml;r die wahrheitsgetreue Wiedergabe b&uuml;rgt, ist "J. W. Kaye, Sekret&auml;r der Abteilungen f&uuml;r politische und vertrauliche Angelegenheiten", der als der "zuverl&auml;ssige Geschichtsschreiber des Krieges in Afghanistan" gilt.</P>
<P>Ein Beispiel mag vorl&auml;ufig gen&uuml;gen, um die wirklichen Beziehungen Palmerstons zu Ru&szlig;land zu veranschaulichen, gegen das er den afghanischen Krieg inszeniert haben will. Der russische Sonderbeauftragte Witkewitsch, der 1837 in Kabul eintraf, &uuml;berbrachte Dost Muhammad einen Brief des Zaren. Sir Alexander Burnes gelangte in den Besitz einer Kopie des Briefes und schickte sie an Lord Auckland, den Generalgouverneur von Indien. In seinen eigenen Depeschen und in mehreren Dokumenten, die er beif&uuml;gte, wird auf diese Tatsache immer und immer wieder hingewiesen. Aber die Kopie des Zarenbriefs war in den Dokumenten, die Palmerston 1839 vorlegte, v&ouml;llig unterschlagen worden, und in jedem Schriftst&uuml;ck, das darauf Bezug nahm, wurden die notwendigen &Auml;nderungen vorgenommen, um die Tatsache zu vertuschen, da&szlig; der "Kaiser von Ru&szlig;land" mit der Mission nach Kabul im Zusammenhang stand. Diese F&auml;lschung wurde begangen, <A NAME="S516"><B>&lt;516&gt;</A></B> um das Beweisst&uuml;ck f&uuml;r die Verbindung des Selbstherrschers mit Witkewitsch zu unterschlagen, den nach seiner R&uuml;ckkunft nach Petersburg formell zu desavouieren Nikolaus f&uuml;r angebracht hielt. So findet man zum Beispiel auf Seite 82 des Blaubuchs die &Uuml;bersetzung eines Briefes an Dost Muhammad, der jetzt folgenderma&szlig;en lautet, wobei die Worte, die Palmerston urspr&uuml;nglich unterschlagen hatte, in Klammern gesetzt sind:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ein Abgesandter {des Zaren} von Ru&szlig;land kam {aus Moskau} nach Teheran und war beauftragt worden, dem Sirdar von Kandahar &lt;Kohal Dil Chan&gt; seine Aufwartung zu machen und sich von dort zur Audienz beim Emir zu begeben. Er ist der &Uuml;berbringer von {vertraulichen Botschaften vom Kaiser und von} Briefen des russischen Botschafters in Teheran. Der russische Botschafter empfiehlt den Mann als h&ouml;chst vertrauensw&uuml;rdig; er habe unbedingte Vollmacht, Verhandlungen {im Namen des Kaisers und des Botschafters} zu f&uuml;hren, usw., usw."</P>
</FONT><P>Diese und &auml;hnliche F&auml;lschungen, die Palmerston beging, um die Ehre des Zaren zu sch&uuml;tzen, sind nicht das einzige Kuriosum, das durch die "Afghanischen Dokumente" enth&uuml;llt wird. Den Einfall in Afghanistan rechtfertigte Palmerston mit der Begr&uuml;ndung, da&szlig; Sir Alexander Burnes ihn als ein geeignetes Mittel empfohlen h&auml;tte, um russische Intrigen in Zentralasien zu vereiteln. Sir A. Burnes hatte aber das gerade Gegenteil getan; und deshalb wurden in Palmerstons Ausgabe des "Blaubuchs" alle seine Einspr&uuml;che zugunsten Dost Muhammads verschwiegen und der Inhalt der Korrespondenz mit Hilfe von Verst&uuml;mmlungen und F&auml;lschungen in sein direktes Gegenteil verkehrt. Das ist also der Mann, der jetzt im Begriff ist, unter dem fadenscheinigen Vorwand, die russischen Pl&auml;ne in jenem Gebiet vereiteln zu wollen, einen dritten chinesischen Krieg zu beginnen.</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">III</P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5761 vom 10. Oktober 1859]</P>
</FONT><P>London, 20. September 1859</P>
<P>Da&szlig; es einen neuen Krieg im Namen der Zivilisation gegen die "Himmlischen" geben wird, scheint nunmehr f&uuml;r die englische Presse im allgemeinen eine ausgemachte Sache zu sein. Dennoch haben seit der Sitzung des Kabinetts am vergangenen Sonnabend gerade jene Zeitungen, die am meisten nach Blut geschrien hatten, ihren Ton merklich ge&auml;ndert. Zuerst <A NAME="S517"><B>&lt;517&gt;</A></B> wetterte die Londoner "Times" offensichtlich in einem Rausch patriotischer Begeisterung, gegen den zwiefachen Verrat, begangen einerseits von feigen Mongolen, die diesen bonhomme &lt;Biedermann&gt; von einem britischen Admiral &lt;James Hope&gt; in eine Falle lockten, indem sie ihre Stellungen und ihre Kanonen geflissentlich tarnten, andererseits vom Pekinger Hof, der mit noch verworfenerem Machiavellismus jene mongolischen Ungeheuer zu ihrem verruchten Schabernack angestiftet hatte. Es ist merkw&uuml;rdig, da&szlig; die "Times", obwohl aufgew&uuml;hlt von den Wogen der Leidenschaft, es fertigbrachte, in ihrer Ver&ouml;ffentlichung der Originalberichte alle Stellen zu streichen, die f&uuml;r die bereits verurteilten Chinesen sprechen. Dinge zu verwechseln, kann das Werk der Leidenschaft sein, aber sie zu verst&uuml;mmeln, scheint eher das Werk k&uuml;hlen Verstandes. Wie dem auch sein mag, am 16. September, genau einen Tag vor der Kabinettssitzung, ri&szlig; die "Times" das Steuer herum und hieb ohne viel Aufhebens ihrer janusk&ouml;pfigen Beschuldigung den einen Kopf ab.</P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>Wir f&uuml;rchten</I>", schrieb sie" da&szlig; wir die <I>Mongolen., </I>die unserem Angriff auf die Forts am Peiho Widerstand entgegensetzten, nicht des Verrats bezichtigen k&ouml;nnen";</P>
</FONT><P>aber dann, um dieses unangenehme Zugest&auml;ndnis wettzumachen, klammerte sie sich um so verzweifelter an "die willk&uuml;rliche und perfide Vergewaltigung eines feierlichen Vertrags durch den <I>Hof von Peking</I>".</P>
<P>Drei Tage darauf, nachdem Kabinettssitzung stattgefunden hatte, fand die "Times" nach weiteren Erw&auml;gungen</P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>keinen Grund, daran zu zweifeln</I>, da&szlig;, wenn die Herren Bruce und de Bourboulon die Mandarine ersucht h&auml;tten, sie nach Peking zu geleiten, es ihnen gestattet worden w&auml;re, die Ratifikation des Vertrag vorzunehmen".</P>
</FONT><P>Was bleibt da noch vom Verrat des Pekinger Hofes &uuml;brig? Nicht einmal ein Schatten. Aber statt dessen hat die "Times" noch zwei Bedenken.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist", sagt sie, "doch wohl <I>zweifelhaft</I>, ob es als <I>milit&auml;rische</I> Ma&szlig;nahme klug war, mit einem solchen Geschwader zu versuchen, nach Peking zu gelangen. Es ist noch <I>zweifelhafter</I>, ob es als <I>diplomatische</I> Ma&szlig;nahme w&uuml;nschenswert war, &uuml;berhaupt Gewalt anzuwenden."</P>
</FONT><P>Das ist nun das j&auml;mmerliche Ende des ganzen Entr&uuml;stungssturms, zu dem sich das "f&uuml;hrende Organ" hat hinrei&szlig;en lassen. Doch mit der ihr eigenen Logik la&szlig;t die "Times" die Gr&uuml;nde f&uuml;r den Krieg fallen, ohne den Krieg selbst fallenzulassen. Ein anderes offizi&ouml;ses Regierungsblatt, der "Economist", der sich durch seine leidenschaftliche Rechtfertigung des Kantoner Bombardements auszeichnete, scheint jetzt, da Herr J. Wilson <A NAME="S518"><B>&lt;518&gt;</A></B> zum Schatzkanzler f&uuml;r Indien ernannt worden ist, eine mehr &ouml;konomische und weniger rhetorische Haltung zu den Dingen zu beziehen. Der "Economist" bringt zu dem Thema zwei Artikel, einen politischen und einen wirtschaftlichen. Der erstere schlie&szlig;t mit folgenden S&auml;tzen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Unter Ber&uuml;cksichtigung aller dieser Umst&auml;nde ist es offensichtlich, da&szlig; der Artikel des Vertrags, der unserem Gesandten das Recht einr&auml;umte, Peking zu besuchen oder dort zu residieren, der chinesischen Regierung buchst&auml;blich <I>aufgezwungen</I> worden war; sollte man aber der Meinung sein, da&szlig; die Einhaltung dieser Bestimmung f&uuml;r unsere Interessen absolut notwendig sei, so glauben wir, da&szlig; es durchaus m&ouml;glich gewesen w&auml;re, R&uuml;cksicht und Geduld walten zu lassen, als man auf ihrer Durchf&uuml;hrung beharrte. Man k&ouml;nnte zweifellos anf&uuml;hren, da&szlig; von solch einer Regierung wie der chinesischen Aufschub und Geduld als Zeichen ernster Schw&auml;che aufgefa&szlig;t w&uuml;rden, und dies daher die sch&auml;dlichste Politik sei, die wir verfolgen k&ouml;nnten. Aber wie weit sind wir berechtigt, auf Grund dieses Arguments von den Prinzipien, an die wir uns zweifellos gegen&uuml;ber jeder zivilisierten Nation halten w&uuml;rden, bei der Behandlung dieser orientalischen Regierungen abzuweichen? Wenn wir ihnen auf Grund ihrer Furcht eine unangenehme Konzession entwunden haben, so mag es vielleicht die konsequenteste Politik sein, ihnen ebenfalls auf Grund ihrer Furcht die sofortige Erf&uuml;llung des Vertrags in der uns g&uuml;nstigsten Art zu erzwingen. Wenn wir das aber nicht fertigbringen, wenn in der Zwischenzeit die Chinesen ihre Furcht &uuml;berwinden und mit einer geh&ouml;rigen Demonstration ihrer St&auml;rke darauf bestehen, da&szlig; wir mit ihnen &uuml;ber die Art und Weise beraten, wie unser Vertrag wirksam zu machen ist - k&ouml;nnen wir sie dann gerechterweise des Verrats bezichtigen? Praktizieren sie eigentlich nicht an uns unsere eigenen Methoden der &Uuml;berzeugung? Die chinesische Regierung mag beabsichtigt haben - und h&ouml;chstwahrscheinlich ist es so -, uns in diese m&ouml;rderische Falle zu locken, und vielleicht niemals vorgehabt haben, den Vertrag zu erf&uuml;llen. Sollte sich das herausstellen, so m&uuml;ssen und sollen wir Wiedergutmachung fordern. Aber es k&ouml;nnte sich auch herausstellen, da&szlig; die Absicht, die M&uuml;ndung des Peiho zu verteidigen, um es nicht erneut zu einem solchen gewaltsamen Eindringen wie im vorigen Jahr durch Lord Elgin kommen zu lassen, keineswegs von dem Wunsch begleitet war, die allgemeinen Artikel des Vertrags zu verletzen. Da die Feindseligkeiten ausschlie&szlig;lich von unserer Seite ausgingen und unsere Befehlshaber nat&uuml;rlich jederzeit in der Lage waren, sich aus dem m&ouml;rderischen Feuer zur&uuml;ckzuziehen, das lediglich zur Verteidigung der Forts er&ouml;ffnet wurde, so k&ouml;nnen wir den Chinesen nicht mit Bestimmtheit die Absicht nachweisen, den Vertrag zu verletzen. Solange wir f&uuml;r die vors&auml;tzliche Absicht zum Vertragsbruch keine Beweise in H&auml;nden halten, haben wir unserer Meinung nach guten Grund, mit unserem Urteil zur&uuml;ckzuhalten, und sollten &uuml;berlegen, ob wir nicht bei der Behandlung von Barbaren Prinzipien anwandten, die sich von den gegen uns angewandten kaum unterscheiden."</P>
</FONT><P>In einem zweiten Artikel zum gleichen Thema verweilt der "Economist" bei der direkten und indirekten Bedeutung des englischen China-Handels. <A NAME="S519"><B>&lt;519&gt;</A></B> Im Jahre 1858 waren die britischen Exporte nach China auf 2.876.000 Pfd.St. angestiegen, w&auml;hrend der Wert der britischen Importe aus China in jedem der letzten drei Jahre durchschnittlich &uuml;ber 9 Millionen Pfd.St. betragen hatte, so da&szlig; der gesamte direkte Handel Englands mit China auf ungef&auml;hr 12 Millionen Pfd.St. veranschlagt werden kann. Aber au&szlig;er diesen direkten Handelsbeziehungen gibt es noch drei andere wichtige Handelsverbindungen, mit denen England in der Austauschsph&auml;re mehr oder weniger eng verbunden ist, und zwar den Handel zwischen Indien und China, den Handel zwischen China und Australien und den Handel zwischen China und den Vereinigten Staaten.</P>
<FONT SIZE=2><P>"Australien", schreibt der "Economist", bezieht j&auml;hrlich von China gro&szlig;e Mengen Tee und hat nichts im Austausch anzubieten, wof&uuml;r sich in China ein Markt f&auml;nde. Auch Amerika bezieht gro&szlig;e Mengen Tee und etwas Seide zu einem Wert, der den Wert seiner direkten Exporte nach China weit &uuml;bersteigt."</P>
</FONT><P>Diese beiden Bilanzen zugunsten Chinas m&uuml;ssen von England wieder geglichen werden, das f&uuml;r diese Regulierung des Austauschs mit dem Golde Australiens und der Baumwolle der Vereinigten Staaten bezahlt wird. England mu&szlig; daher, unabh&auml;ngig von seinem Schuldensaldo gegen&uuml;ber China, diesem Lande auch gro&szlig;e Summen f&uuml;r das aus Australien importierte Gold und f&uuml;r die Baumwolle aus Amerika zahlen. Nun wird dieser Saldo, den England, Australien und die Vereinigten Staaten China schulden, von China zu einem gro&szlig;en Teil auf Indien &uuml;bertragen zur Begleichung des Betrags, den China Indien f&uuml;r Opium und Baumwolle schuldet. Es sei en passant bemerkt, da&szlig; die Importe Indiens aus China bisher noch niemals den Betrag von 1 Million Pfd.St. erreicht haben, w&auml;hrend die Exporte Indiens nach China fast 10 Millionen Pfd.St. einbringen. Aus diesen &ouml;konomischen Beobachtungen zieht der "Economist" die Schlu&szlig;folgerung, da&szlig; jede ernsthafte Unterbrechung des britischen Handels mit China "eine Kalamit&auml;t von gr&ouml;&szlig;erer Tragweite w&auml;re, als die blo&szlig;en Export- und Importzahlen es auf den ersten Blick vermuten lassen", und da&szlig; die Schwierigkeit infolge einer solchen St&ouml;rung nicht nur im britischen Tee- und Seidenhandel f&uuml;hlbar w&uuml;rde, sondern auch die britische Transaktionen mit Australien und den Vereinigten Staaten "beeintr&auml;chtigen" m&uuml;&szlig;te. Der "Economist" ist sich nat&uuml;rlich der Tatsache bewu&szlig;t da&szlig; w&auml;hrend des letzten chinesischen Krieges dem Handel nicht so &uuml;bel mitgespielt wurde, wie man bef&uuml;rchtet hatte, und da&szlig; er im Hafen von Schanghai &uuml;berhaupt nicht beeintr&auml;chtigt worden war. Aber dann weist der "Economist" auf "zwei neue Merkmale der augenblicklichen Auseinandersetzung" hin, die die <A NAME="S520"><B>&lt;520&gt;</A></B> Auswirkungen eines neuen chinesischen Krieges auf den Handel wesentlich modifizieren k&ouml;nnten. Diese beiden neuen Merkmale seien der "gesamtchinesische" und nicht "lokale" Charakter des bestehenden Konflikts und der "au&szlig;ergew&ouml;hnliche Erfolg ", den die Chinesen zum erstenmal &uuml;ber europ&auml;ische Streitkr&auml;fte errungen h&auml;tten.</P>
<P>Wie grundverschieden ist doch diese Sprache von dem fr&ouml;hlichen Kriegsgeschrei, das der "Economist" in der Zeit der Lorcha-Aff&auml;re anstimmte!</P>
<P>Wie ich in meinem letzten Brief bereits ank&uuml;ndigte, brachte Herr Milner Gibson in der Kabinettssitzung seinen Protest gegen den Krieg und seine Drohung vor, aus dem Kabinett auszutreten, sollte Palmerston entsprechend seinem vorgefa&szlig;ten Entschlu&szlig; handeln, den der franz&ouml;sische "Moniteur" ausgeplaudert hatte. Im Moment verhinderte Palmerston jegliche Spaltung des Kabinetts und der liberalen Koalition durch die Erkl&auml;rung, da&szlig; die f&uuml;r den Schutz des britischen Handels unentbehrlichen Streitkr&auml;fte in den chinesischen Gew&auml;ssern zusammengezogen werden sollten, w&auml;hrend vor dem Eintreffen ausf&uuml;hrlicherer Berichte des britischen Gesandten kein Beschlu&szlig; in der Kriegsfrage gefa&szlig;t werden sollte. Somit wurde die brennende Frage hinausgeschoben. Palmerstons wirkliche Absicht jedoch kann man zwischen den Zeilen seines Revolverblattes "The Daily Telegraph" entdecken, das in einer seiner letzten Nummern schreibt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sollte irgendein Ereignis im Verlaufe des n&auml;chsten Jahres zu einer f&uuml;r die Regierung ung&uuml;nstigen Abstimmung f&uuml;hren, so wird man sicherlich an die W&auml;hlerschaft appellieren ... Das Unterhaus wird das Ergebnis seiner T&auml;tigkeit an dem Entscheid &uuml;ber die chinesische Frage pr&uuml;fen, da zu den professionell B&ouml;swilligen unter F&uuml;hrung des Herrn Disraeli noch die Kosmopoliten gez&auml;hlt werden m&uuml;ssen, welche erkl&auml;ren, die Mongolen seien vollkommen im Recht."</P>
</FONT><P>Ich werde vielleicht noch Gelegenheit finden, &uuml;ber die Klemme zu berichten, in der die Tories stecken, weil sie sich verleiten lie&szlig;en, f&uuml;r Ereignisse verantwortlich zu zeichnen, die Palmerston geplant und zwei seiner Werkzeuge, Lord Elgin und Herr Bruce (Lord Elgins Bruder), ausgef&uuml;hrt hatten.</P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">IV</P>
</FONT><FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 5768 vom 18. Oktober 1859]</P>
</FONT><P>London, 30. September 1859</P>
<P>In einem fr&uuml;heren Artikel behauptete ich, da&szlig; der Peiho-Konflikt kein unbeabsichtigter Zwischenfall sei, sondern da&szlig; ihn umgekehrt Lord Elgin <A NAME="S521"><B>&lt;521&gt;</A></B> von langer Hand vorbereitet habe, wobei er nach geheimen Instruktionen Palmerstons handelte und Lord Malmesbury, dem Au&szlig;enminister der Tories, das Projekt des edlen Viscount, der zu dieser Zeit F&uuml;hrer der Opposition war, anh&auml;ngte. Zun&auml;chst einmal sind die Mutma&szlig;ungen, da&szlig; die "Zwischenf&auml;lle" in China auf Grund von "Instruktionen" des jetzigen britischen Premierministers entstehen, so wenig neu, da&szlig; sie schon w&auml;hrend der Debatten &uuml;ber den Lorcha-Krieg von einer so gut unterrichteten Pers&ouml;nlichkeit wie Disraeli im Unterhaus angedeutet und merkw&uuml;rdigerweise von keinem Geringeren als Lord Palmerston selbst best&auml;tigt wurden. Am 3. Februar 1857 warnte Herr Disraeli das Unterhaus mit folgenden Worten:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, da&szlig; die Vorf&auml;lle in China nicht auf den angef&uuml;hrten Vorwand zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind, sondern tats&auml;chlich auf vor geraumer Zeit aus <I>England erhaltenen Instruktionen</I>. Sollte das der Fall sein, so ist meiner Ansicht nach der Zeitpunkt eingetreten, da das Haus seiner Pflicht nicht mehr gen&uuml;gt, wenn es nicht ernsthaft &uuml;berlegt, ob es nicht Mittel besitzt, die Kontrolle &uuml;ber eine Politik auszu&uuml;ben, deren Beibehaltung meiner Meinung nach f&uuml;r die Interessen unseres Landes verh&auml;ngnisvoll w&auml;re."</P>
</FONT><P>Und Lord Palmerston erwiderte gelassen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der sehr ehrenwerte Gentleman sagt, der Verlauf der Ereignisse scheine das Ergebnis <I>einer von der englischen Regierung vorher</I> <I>festgelegten Politik </I>zu sein. Das ist zweifellos richtig."</P>
</FONT><P>Im vorliegenden Falle wird bereits eine fl&uuml;chtige Durchsicht des Blaubuchs "Correspondence relating to the Earl of Elgin's special missions to China and Japan, 1857-59" zeigen, da&szlig; der Vorfall, der sich am 25. Juni am Peiho zutrug, von Lord Elgin bereits am 2. M&auml;rz vermerkt war. Auf Seite 484 dieser Korrespondenz finden wir die beiden folgenden Depeschen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>Earl of Elgin an Konteradmiral Sir Michael Seymour</P>
</I><P>'Furious', 2. M&auml;rz 1859</P>
<P>Sir, mit Bezugnahme auf meine Depesche vom 17. v.M. an Ew. Exzellenz m&ouml;chte ich mir die Feststellung erlauben, da&szlig; ich gewisse Hoffnungen hege, die von der Regierung Ihrer Majest&auml;t getroffene Entscheidung in der Angelegenheit des st&auml;ndigen Aufenthalts eines britischen gesandten in Peking, von der ich Ew. Exzellenz gestern in einer Unterredung Mitteilung machte, k&ouml;nnte die chinesische Regierung dazu bewegen, den Vertreter Ihrer Majest&auml;t in geziemender Weise zu empfangen, wenn er sich zum Austausch der Ratifikationen des Vertrags von Tientsin nach Peking begibt. Indessen ist es zweifellos m&ouml;glich, da&szlig; sich diese Hoffnung nicht erf&uuml;llt; auf jeden Fall <A NAME="S522"><B>&lt;522&gt;</A></B> nehme ich an, <I>die Regierung Ihrer Majest&auml;t wird w&uuml;nschen</I>, da&szlig; der Gesandte von einer <I>achtunggebietenden Streitmacht </I>begleitet wird, <I>wenn er sich nach Tientsin begibt</I>. Unter diesen Umst&auml;nden gestatte ich mir, der Erw&auml;gung Ew. Exzellenz anheimzustellen, ob es nicht ratsam w&auml;re, sobald sich eine M&ouml;glichkeit bietet, in Schanghai ein <I>ausreichen</I>des Kanonenbootgeschwader <I>f&uuml;r dieses Unternehmen</I> zu konzentrieren, da Herrn Bruces Ankunft in China wohl bald zu erwarten ist.</P>
<P>Ich habe usw.</P>
<I><P>Elgin and Kincardine</I>"</P>
<P>"<I>Earl of Malmesbury an Earl of Elgin</P>
</I><P>Au&szlig;enministerium, 2. Mai 1859</P>
<P>Mylord, ich habe die Depesche Ew. Exzellenz vom 7. M&auml;rz 1859 erhalten und bin beauftragt, Sie davon zu unterrichten, da&szlig; die Regierung Ihrer Majest&auml;t die von Ihnen in einer Abschrift beigef&uuml;gte Note billigt, in der Ew. Exzellenz den kaiserlichen Bevollm&auml;chtigten erkl&auml;rte, die Regierung Ihrer Majest&auml;t w&uuml;rde nicht darauf bestehen, da&szlig; Peking f&uuml;r den st&auml;ndigen Aufenthalt des Gesandten Ihrer Majest&auml;t vorgesehen wird.</P>
<P>Die Regierung Ihrer Majest&auml;t billigt auch <I>Ihren Vorschlag</I> an Konteradmiral Seymour, ein Kanonenbootgeschwader vor Schanghai zusammenzuziehen, um Herrn Bruce <I>den Peiho aufw&auml;rts </I>zu begleiten.</P>
<P>Ich verbleibe usw.</P>
<I><P>Malmesbury</I>"</P>
</FONT><P>Lord Elgin wei&szlig; also schon vorher, da&szlig; die britische Regierung "w&uuml;nschen wird, eine achtunggebietende Streitmacht" von "Kanonenbooten" solle seinen Bruder, Herrn Bruce, den Peiho aufw&auml;rts begleiten, und er befiehlt Admiral Seymour, alles "f&uuml;r dieses Unternehmen" vorzubereiten. Der Earl of Malmesbury billigt in seiner Depesche vom 2. Mai den Vorschlag, den Lord Elgin dem Admiral nahegelegt hat. Die ganze Korrespondenz zeigt Lord Elgin als den Herrn und Lord Malmesbury als den Lakaien. W&auml;hrend jener st&auml;ndig die Initiative ergreift und nach den urspr&uuml;nglich von Palmerston erhaltenen Instruktionen handelt, ohne auch nur auf neue Instruktionen au der Downing Street zu warten, gibt sich Lord Malmesbury damit zufrieden, "den W&uuml;nschen" nachzukommen, die ihm sein anma&szlig;ender Untergebener in den Mund legt. Er nickt zustimmend, wenn Elgin feststellt, sie h&auml;tten kein Recht, chinesische Fl&uuml;sse zu befahren, da der Vertrag noch nicht ratifiziert sei; er nickt zustimmend, wenn Elgin meint, sie sollten bei der Ausf&uuml;hrung des im Vertrag enthaltenen Artikels &uuml;ber die Gesandtschaft in Peking den Chinesen gegen&uuml;ber gro&szlig;e Nachsicht walten lassen; und ohne Z&ouml;gern nickt er zustimmend, wenn Elgin, in direktem Widerspruch zu seinen eigenen fr&uuml;heren Feststellungen, das <A NAME="S523"><B>&lt;523&gt;</A></B> Recht beansprucht, mit Hilfe eines "achtunggebietenden Kanonenbootgeschwaders" die Fahrt den Peiho aufw&auml;rts zu erzwingen. Er nickt ebenso zustimmend wie Dogberry zu den Ausf&uuml;hrungen des Schreibers.</P>
<P>Die traurige Figur, die der Earl of Malmesbury abgibt, und seine unterw&uuml;rfige Haltung sind leicht zu verstehen, wenn man sich an das Geschrei erinnert, das die Londoner "Times" und andere einflu&szlig;reiche Zeitungen beim Amtsantritt des Tory-Kabinetts &uuml;ber die gro&szlig;e Gefahr erhoben, die den gl&auml;nzenden Erfolg in China bedrohe, den Lord Elgin unter Palmerstons Anleitung schon fast gesichert h&auml;tte, den aber die Tory-Regierung - wenn auch nur aus Trotz und um ihr Tadelsvotum anl&auml;&szlig;lich Palmerstons Bombardement von Kanton zu rechtfertigen - wahrscheinlich vereiteln w&uuml;rde. Malmesbury lie&szlig; sich durch dieses Geschrei einsch&uuml;chtern. &Uuml;berdies hatte er das Schicksal des Lord Ellenborough vor Augen und im Herzen, der es gewagt hatte, sich der Indienpolitik des edlen Viscount &lt;Palmerston&gt; offen zu widersetzen, und der zum Lohn f&uuml;r seinen patriotischen Mut von seinen eigenen Kollegen im Kabinett Derby geopfert worden war. Infolgedessen &uuml;berlie&szlig; Malmesbury die ganze Initiative Lord Elgin und setzte letzteren damit in den Stand, Palmerstons Plan auszuf&uuml;hren, w&auml;hrend die Tories, dessen offizielle Gegner, die Verantwortung daf&uuml;r trugen. Eben dieser Umstand hat die Tories gegenw&auml;rtig vor die ungl&uuml;ckselige Alternative gestellt, entscheiden zu m&uuml;ssen, welcher Kurs in der Peiho-Aff&auml;re eingeschlagen werden soll. Entweder m&uuml;ssen sie mit Palmerston die Kriegstrommel r&uuml;hren und ihn so im Amt halten, oder sie m&uuml;ssen Malmesbury, den sie w&auml;hrend des letzten italienischen Krieges mit solch widerlichen Schmeicheleien &uuml;berh&auml;uften, den R&uuml;cken kehren.</P>
<P>Diese Alternative ist um so peinlicher, als der drohende dritte Krieg mit China in britischen Handelskreisen alles andere als popul&auml;r ist. Im Jahre 1857 bestiegen sie den britischen L&ouml;wen, da sie von einer gewaltsamen &Ouml;ffnung des chinesischen Marktes gro&szlig;e Handelsprofite erhofften. Jetzt sind sie umgekehrt recht erbost dar&uuml;ber, da&szlig; alle Fr&uuml;chte des Vertrags pl&ouml;tzlich ihrem Zugriff entzogen werden. Sie wissen, da&szlig; die Lage in Europa und Indien, auch ohne weitere Komplikationen durch einen chinesischen Krieg gro&szlig;en Ausma&szlig;es, schon bedrohlich genug aussieht. Sie haben nicht vergessen, da&szlig; 1857 die Einfuhren an Tee, dem Artikel, der fast ausschlie&szlig;lich aus Kanton, dem damals einzigen Kriegsschauplatz, exportiert wurde, um mehr als 24 Millionen Pfund fielen, und sie bef&uuml;rchten, da&szlig; diese Unterbrechung des Handels durch den Krieg jetzt auf Schanghai und <A NAME="S524"><B>&lt;524&gt;</A></B> auf andere Handelsh&auml;fen des Reichs des Himmels &uuml;bergreifen k&ouml;nnte. Nach dem ersten chinesischen Krieg, den die Engl&auml;nder im Interesse des Opiumschmuggels unternommen hatten, und einem zweiten Krieg, der zu Verteidigung der Lorcha eines Piraten gef&uuml;hrt wurde, fehlte zur Kr&ouml;nung des Ganzen nur noch ein zu dem Zweck improvisierter Krieg, China die Plage st&auml;ndiger Gesandtschaften in seiner Hauptstadt aufzub&uuml;rden.</P>
</BODY>
</HTML>