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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Zur Wohnungsfrage</TITLE>
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<META name="description" content="Zur Wohnungsfrage">
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<TD ALIGN="CENTER" width= 298 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><FONT color=#CC3333>&lt;= Zur&uuml;ck zu den MLWerken</A></TD>
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<TD ALIGN="CENTER" width= 299 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A href="../default.htm"><FONT color=#CC3333>&lt;= Inhaltsverzeichnis Marx/Engels</A></TD>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 18, 5. Auflage 1973, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 209-287.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 04.03.1999</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>Zur Wohnungsfrage </H1>
<P><FONT SIZE=2>Geschrieben in der Zeit von Juni 1872 bis Februar 1873. <BR>
Erstmalig ver&ouml;ffentlicht in "Der Volksstaat", Leipzig 1872, Nr. 51-53, 103 und 104, sowie 1873, Nr. 2, 3, 12, 13, 15, 16. Nach der Ausgabe von 1887.</FONT></P>
<P>Inhalt:<BR>
<A HREF="../me21/me21_325.htm">Vorwort zur zweiten durchgesehenen Auflage "Zur Wohnungsfrage"</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_I">Erster Abschnitt: Wie Proudhon die Wohnungsfrage l&ouml;st</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_II">Zweiter Abschnitt: Wie die Bourgeoisie die Wohnungsfrage l&ouml;st</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_II_I">I</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_II_II">II</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_II_III">III</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_III">Dritter Abschnitt: Nachtrag &uuml;ber Proudhon und die Wohnungsfrage</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_III_I">I</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_III_II">II</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_III_III">III</A><BR>
<A HREF="me18_209.htm#Kap_III_IV">IV</A>
<HR noshade size="1"></P>
<I><H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_I">Erster Abschnitt<BR>
</I>Wie Proudhon die Wohnungsfrage l&ouml;st</H3>
<B><P><A NAME="S213"></A>|213|</A></B> In Nr. 10 und folgenden des "Volksstaat" findet sich eine Reihe von sechs Artikeln &uuml;ber die Wohnungsfrage, die aus dem einen Grunde Beachtung verdienen, weil sie - abgesehn von einigen l&auml;ngst verschollenen Belletristereien der vierziger Jahre - der erste Versuch sind, die Schule Proudhons nach Deutschland zu verpflanzen. Es liegt hierin ein so ungeheurer R&uuml;ckschritt gegen den ganzen Entwicklungsgang des deutschen Sozialismus, der grade den Proudhonschen Vorstellungen schon vor 25 Jahren den entscheidenden Sto&szlig; gab <A NAME="ZF1"><A HREF="me18_209.htm#F1">(1)</A></A>, da&szlig; es der M&uuml;he wert ist, diesem Versuch sofort entgegenzutreten. </P>
<P>Die sogenannte Wohnungsnot, die heutzutage in der Presse eine so gro&szlig;e Rolle spielt, besteht nicht darin, da&szlig; die Arbeiterklasse &uuml;berhaupt in schlechten, &uuml;berf&uuml;llten, ungesunden Wohnungen lebt. <I>Diese</I> Wohnungsnot ist nicht etwas der Gegenwart Eigent&uuml;mliches; sie ist nicht einmal eins der Leiden, die dem modernen Proletariat, gegen&uuml;ber allen fr&uuml;hern unterdr&uuml;ckten Klassen, eigent&uuml;mlich sind; im Gegenteil, sie hat alle unterdr&uuml;ckten Klassen aller Zeiten ziemlich gleichm&auml;&szlig;ig betroffen. Um <I>dieser</I> Wohnungsnot ein Ende zu machen, gibt es nur <I>ein</I> Mittel: die Ausbeutung und Unterdr&uuml;ckung der arbeitenden Klasse durch die herrschende Klasse &uuml;berhaupt zu beseitigen. - Was man heute unter Wohnungsnot versteht, ist die eigent&uuml;mliche Versch&auml;rfung, die die schlechten Wohnungsverh&auml;ltnisse der Arbeiter durch den pl&ouml;tzlichen Andrang der Bev&ouml;lkerung nach den gro&szlig;en St&auml;dten erlitten haben; eine kolossale Steigerung der Mietspreise; eine noch verst&auml;rkte Zusammendr&auml;ngung der Bewohner in den einzelnen H&auml;usern, f&uuml;r einige die Unm&ouml;glichkeit, &uuml;berhaupt ein Unterkommen zu finden. Und <A NAME="S214"><B>|214|</A></B> <I>diese</I> Wohnungsnot macht nur soviel von sich reden, weil sie sich nicht auf die Arbeiterklasse beschr&auml;nkt, sondern auch das Kleinb&uuml;rgertum mit betroffen hat. </P>
<P>Die Wohnungsnot der Arbeiter und eines Teils der Kleinb&uuml;rger unserer modernen gro&szlig;en St&auml;dte ist einer der zahllosen <I>kleineren</I>, sekund&auml;ren &Uuml;belst&auml;nde, die aus der heutigen kapitalistischen Produktionsweise hervorgehen. Sie ist durchaus nicht eine direkte Folge der Ausbeutung des Arbeiters, <I>als</I> Arbeiter, durch den Kapitalisten. Diese Ausbeutung ist das Grund&uuml;bel, das die soziale Revolution abschaffen will, indem sie die kapitalistische Produktionsweise abschafft. Der Eckstein der kapitalistischen Produktionsweise aber ist die Tatsache: da&szlig; unsere jetzige Gesellschaftsordnung den Kapitalisten in den Stand setzt, die Arbeitskraft des Arbeiters zu ihrem Wert zu kaufen, aber weit mehr als ihren Wert aus ihr herauszuschlagen, indem er den Arbeiter l&auml;nger arbeiten l&auml;&szlig;t, als zur Wiedererzeugung des f&uuml;r die Arbeitskraft gezahlten Preises n&ouml;tig ist. Der auf diese Weise erzeugte Mehrwert wird verteilt unter die Gesamtklasse der Kapitalisten und Grundeigent&uuml;mer, nebst ihren bezahlten Dienern, vom Papst und Kaiser bis zum Nachtw&auml;chter und darunter. Wie diese Verteilung sich macht, geht uns hier nichts an; soviel ist sicher, da&szlig; alle, die nicht arbeiten, eben nur leben k&ouml;nnen von Abf&auml;llen dieses Mehrwerts, die ihnen auf die eine oder andere Art zuflie&szlig;en. (Vergleiche <I>Marx</I>, <A HREF="../me23/me23_000.htm"><I>"Das Kapital"</I></A>, wo dies zuerst entwickelt. </P>
<P>Die Verteilung des durch die Arbeiterklasse erzeugten und ihr ohne Bezahlung abgenommenen Mehrwerts unter die nicht arbeitenden Klassen wickelt sich ab unter h&ouml;chst erbaulichen Z&auml;nkereien und gegenseitiger Beschwindelung; soweit diese Verteilung auf dem Wege des Kaufs und Verkaufs vor sich geht, ist einer ihrer Haupthebel die Prellerei des K&auml;ufers durch den Verk&auml;ufer, und diese ist im Kleinhandel, namentlich in den gro&szlig;en St&auml;dten, jetzt eine vollst&auml;ndige Lebensbedingung f&uuml;r den Verk&auml;ufer geworden. Wenn aber der Arbeiter von seinem Kr&auml;mer oder B&auml;cker am Preis oder an der Qualit&auml;t der Ware betrogen wird, so geschieht ihm das nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als Arbeiter. Im Gegenteil, sowie ein gewisses Durchschnittsma&szlig; von Prellerei die gesellschaftliche Regel an irgendeinem Orte wird, mu&szlig; sie auf die Dauer ihre Ausgleichung finden in einer entsprechenden Lohnerh&ouml;hung. Der Arbeiter tritt dem Kr&auml;mer gegen&uuml;ber als K&auml;ufer auf, d.h. als Besitzer von Geld oder Kredit, und daher keineswegs in seiner Eigenschaft als Arbeiter, d.h. als Verk&auml;ufer von <A NAME="S215"><B>|215|</A></B> Arbeitskraft. Die Prellerei mag ihn, wie &uuml;berhaupt die &auml;rmere Klasse, h&auml;rter treffen als die reicheren Gesellschaftsklassen, aber sie ist nicht ein &Uuml;bel, das ihn ausschlie&szlig;lich trifft, das seiner Klasse eigent&uuml;mlich ist. </P>
<P>Geradeso ist es mit der Wohnungsnot. Die Ausdehnung der modernen gro&szlig;en St&auml;dte gibt in gewissen, besonders in den zentral gelegenen Strichen derselben dem Grund und Boden einen k&uuml;nstlichen, oft kolossal steigenden Wert; die darauf errichteten Geb&auml;ude, statt diesen Wert zu erh&ouml;hn, dr&uuml;cken ihn vielmehr herab, weil sie den ver&auml;nderten Verh&auml;ltnissen nicht mehr entsprechen; man rei&szlig;t sie nieder und ersetzt sie durch andre. Dies geschieht vor allem mit zentral gelegenen Arbeiterwohnungen, deren Miete, selbst bei der gr&ouml;&szlig;ten &Uuml;berf&uuml;llung, nie oder doch nur &auml;u&szlig;erst langsam &uuml;ber ein gewisses Maximum hinausgehn kann. Man rei&szlig;t sie nieder und baut L&auml;den, Warenlager, &ouml;ffentliche Geb&auml;ude an ihrer Stelle. Der Bonapartismus hat durch seinen Haussmann in Paris <A NAME="ZT1"><A HREF="me18_209.htm#T1">{1}</A></A> diese Tendenz aufs kolossalste zu Schwindel und Privatbereicherung ausgebeutet; aber auch durch London, Manchester, Liverpool ist der Geist Haussmanns geschritten, und in Berlin und Wien scheint er sich ebenso heimisch zu f&uuml;hlen. Das Resultat ist, da&szlig; die Arbeiter vom Mittelpunkt der St&auml;dte an den Umkreis gedr&auml;ngt, da&szlig; Arbeiter- und &uuml;berhaupt kleinere Wohnungen selten und teuer werden und oft gar nicht zu haben sind, denn unter diesen Verh&auml;ltnissen wird die Bauindustrie, der teurere Wohnungen ein weit besseres Spekulationsfeld bieten, immer nur ausnahmsweise Arbeiterwohnungen bauen. </P>
<P>Diese Mietsnot trifft den Arbeiter also sicher h&auml;rter als jede wohlhabendere Klasse; aber sie bildet, ebensowenig wie die Prellerei des Kr&auml;mers, einen ausschlie&szlig;lich auf die Arbeiterklasse dr&uuml;ckenden &Uuml;belstand und mu&szlig;, soweit sie die Arbeiterklasse betrifft, bei gewissem H&ouml;hegrad und gewisser Dauer, ebenfalls eine gewisse <A NAME="ZT2"><A HREF="me18_209.htm#T2">{2}</A></A> &ouml;konomische Ausgleichung finden. </P>
<P>Es sind vorzugsweise diese der Arbeiterklasse mit andern Klassen, namentlich dem Kleinb&uuml;rgertum, gemeinsamen Leiden, mit denen sich der kleinb&uuml;rgerliche Sozialismus, zu dem auch Proudhon geh&ouml;rt, mit Vorliebe besch&auml;ftigt. Und so ist es durchaus nicht zuf&auml;llig, da&szlig; unser deutscher Proudhonist sich vor allem der Wohnungsfrage, die, wie wir gesehn haben, keineswegs eine ausschlie&szlig;liche Arbeiterfrage ist, bem&auml;chtigt und da&szlig; er sie, im Gegenteil, f&uuml;r eine wahre, ausschlie&szlig;liche Arbeiterfrage erkl&auml;rt. </P>
<FONT SIZE=2><P>"Was der <I>Lohnarbeiter</I> gegen&uuml;ber dem <I>Kapitalisten</I>, das ist der <I>Mieter</I> gegen&uuml;ber <I>Hausbesitzer</I>."</P>
</FONT><P>Dies ist total falsch. </P>
<B><P><A NAME="S216">|216|</A></B> Bei der Wohnungsfrage haben wir zwei Parteien einander gegen&uuml;ber, den Mieter und den Vermieter oder Hauseigent&uuml;mer. Der erstere will vom letztern den zeitweiligen Gebrauch einer Wohnung kaufen; er hat Geld oder Kredit - wenn er auch diesen Kredit dem Hauseigent&uuml;mer selbst wieder zu einem Wucherpreise, einem Mietzuschlag, abkaufen mu&szlig;. Es ist ein einfacher Warenverkauf; es ist nicht ein Gesch&auml;ft zwischen Proletarier und Bourgeois, zwischen Arbeiter und Kapitalisten; der Mieter - selbst wenn er Arbeiter ist - tritt als <I>verm&ouml;gender Mann</I> auf, er mu&szlig; seine ihm eigent&uuml;mliche Ware, die Arbeitskraft, schon verkauft haben, um mit ihrem Erl&ouml;s als K&auml;ufer des Nie&szlig;brauchs einer Wohnung auftreten zu k&ouml;nnen, oder er mu&szlig; Garantien f&uuml;r den bevorstehenden Verkauf dieser Arbeitskraft geben k&ouml;nnen. Die eigent&uuml;mlichen Resultate, die der Verkauf der Arbeitskraft an den Kapitalisten hat, fehlen hier g&auml;nzlich. Der Kapitalist l&auml;&szlig;t die gekaufte Arbeitskraft erstens ihren Wert wieder erzeugen, zweitens aber einen Mehrwert, der vorl&auml;ufig und vorbehaltlich seiner Verteilung unter die Kapitalistenklasse, in seinen H&auml;nden bleibt. Hier wird also ein &uuml;bersch&uuml;ssiger Wert erzeugt, die Gesamtsumme des vorhandenen Werts wird vermehrt. Ganz anders beim Mietgesch&auml;ft. Um wieviel auch der Vermieter den Mieter &uuml;bervorteilen mag, es ist immer nur ein &Uuml;bertragen bereits <I>vorhandenen</I>, vorher <I>erzeugten</I> Werts, und die Gesamtsumme der von Mieter und Vermieter <I>zusammen</I> besessenen Werte bleibt nach wie vor dieselbe. Der Arbeiter, ob seine Arbeit vom Kapitalisten unter, &uuml;ber oder zu ihrem Wert bezahlt wird, wird immer um einen Teil seines Arbeitsprodukts geprellt; der Mieter nur dann, wenn er die Wohnung &uuml;ber ihren Wert bezahlen mu&szlig;. Es ist also eine totale Verdrehung des Verh&auml;ltnisses zwischen Mieter und Vermieter, es mit dem zwischen Arbeiter und Kapitalisten gleichstellen zu wollen. Im Gegenteil, wir haben es mit einem ganz gew&ouml;hnlichen Warengesch&auml;ft zwischen zwei B&uuml;rgern zu tun, und dies Gesch&auml;ft wickelt sich ab nach den &ouml;konomischen Gesetzen, die den Warenverkauf &uuml;berhaupt regeln, und speziell den Verkauf der Ware: Grundbesitz. Die Bau- und Unterhaltskosten des Hauses oder des betreffenden Hausteils kommen zuerst in Anrechnung; der durch die mehr oder weniger g&uuml;nstige Lage des Hauses bedingte Bodenwert kommt in zweiter Linie; der augenblickliche Stand des Verh&auml;ltnisses zwischen Nachfrage und Angebot entscheidet schlie&szlig;lich. Dies einfache &ouml;konomische Verh&auml;ltnis dr&uuml;ckt sich im Kopf unsres Proudhonisten folgenderma&szlig;en aus: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Das einmal gebaute Haus dient als <I>ewiger Rechtstitel</I> auf einen bestimmten Bruchteil der gesellschaftlichen Arbeit, wenn auch der wirkliche Wert des Hauses l&auml;ngst schon mehr als gen&uuml;gend in der Form des Mietzinses an den Besitzer gezahlt wurde. <A NAME="S217"><B>|217|</A></B> So kommt es, da&szlig; ein Haus, welches z.B. vor 50 Jahren gebaut wurde, w&auml;hrend dieser Zeit in dem Ertrag seines Mietzinses zwei-, drei-, f&uuml;nf-, zehnmal usw. den urspr&uuml;nglichen Kostenpreis deckte." </P>
</FONT><P>Hier haben wir gleich den ganzen Proudhon. Erstens wird vergessen, da&szlig; die Hausmiete nicht nur die Kosten des Hausbaus zu verzinsen, sondern auch Reparaturen und den durchschnittlichen Betrag schlechter Schulden, unbezahlter Mieten, sowie des gelegentlichen Leerstehens der Wohnung zu decken, und endlich das in einem verg&auml;nglichen, mit der Zeit unbewohnbar und wertlos werdenden Hause angelegte Baukapital in j&auml;hrlichen Raten abzutragen <A NAME="ZT3"><A HREF="me18_209.htm#T3">{3}</A></A> hat. Zweitens wird vergessen, da&szlig; die Wohnungsmiete ebenfalls den Wertaufschlag des Grundst&uuml;cks, auf dem das Haus steht, mit zu verzinsen hat, da&szlig; also ein Teil davon in Grundrente besteht. Unser Proudhonist erkl&auml;rt zwar sogleich, da&szlig; dieser Wertaufschlag, da er ohne Zutun des Grundeigent&uuml;mers bewirkt, von Rechts wegen nicht ihm, sondern der Gesellschaft geh&ouml;rt; er &uuml;bersieht aber, da&szlig; er damit in Wirklichkeit die Abschaffung des Grundeigentums verlangt, ein Punkt, auf den n&auml;her einzugehn uns hier zu weit f&uuml;hren w&uuml;rde. Endlich &uuml;bersieht er, da&szlig; es sich bei dem ganzen Gesch&auml;ft gar nicht darum handelt, dem Eigent&uuml;mer das Haus abzukaufen, sondern nur dessen Nie&szlig;brauch f&uuml;r eine bestimmte Zeit. Proudhon, der sich nie um die wirklichen, tats&auml;chlichen Bedingungen k&uuml;mmerte, unter denen irgendeine &ouml;konomische Erscheinung vor sich geht, kann sich nat&uuml;rlich auch nicht erkl&auml;ren, wie der urspr&uuml;ngliche Kostpreis eines Hauses unter Umst&auml;nden in der Gestalt von Miete in f&uuml;nfzig Jahren zehnmal bezahlt wird. Anstatt diese gar nicht schwere Frage &ouml;konomisch zu untersuchen und festzustellen, ob sie wirklich und wieso mit den &ouml;konomischen Gesetzen in Widerspruch steht, hilft er sich durch einen k&uuml;hnen Sprung aus der &Ouml;konomie in die Juristerei: "das einmal gebaute Haus dient als <I>ewiger Rechtstitel</I>" auf bestimmte j&auml;hrliche Zahlung. Wie das zustande kommt, <I>wie</I> das Haus ein Rechtstitel <I>wird</I>, davon schweigt Proudhon. Und doch ist es das gerade, was er h&auml;tte aufkl&auml;ren m&uuml;ssen. H&auml;tte er es untersucht, so w&uuml;rde er gefunden haben, da&szlig; alle Rechtstitel in der Welt, und wenn sie noch so ewig, einem Hause nicht die Macht verleihen, seinen Kostpreis in f&uuml;nfzig Jahren zehnmal in Gestalt von Miete bezahlt zu erhalten, sondern da&szlig; blo&szlig; &ouml;konomische Bedingungen (die in Gestalt von Rechtstiteln gesellschaftlich anerkannt sein m&ouml;gen) dies zustande bringen k&ouml;nnen Und damit war er wieder so weit wie am Anfang. </P>
<P>Die ganze Proudhonsche Lehre beruht auf diesem Rettungssprung aus <A NAME="S218"><B>|218|</A></B> der &ouml;konomischen Wirklichkeit in die juristische Phrase. Wo immer dem braven Proudhon der &ouml;konomische Zusammenhang verlorengeht - und das kommt ihm bei jeder ernsthaften Frage vor -, fl&uuml;chtet er sich in das Gebiet des Rechts und appelliert an die <I>ewige Gerechtigkeit</I>. </P>
<P>"Proudhon sch&ouml;pft erst sein Ideal der ewigen Gerechtigkeit aus den der Warenproduktion entsprechenden Rechtsverh&auml;ltnissen, wodurch, nebenbei bemerkt, auch der f&uuml;r alle Spie&szlig;b&uuml;rger so tr&ouml;stliche Beweis geliefert wird, da&szlig; die Form der Warenproduktion ebenso notwendig ist wie die Gerechtigkeit. Dann umgekehrt will er die wirkliche Warenproduktion und das ihr entsprechende wirkliche Recht diesem Ideal gem&auml;&szlig; ummodeln. Was w&uuml;rde man von einem Chemiker denken, der, statt die wirklichen Gesetze des Stoffwechsels zu studieren und auf Grundlage derselben bestimmte Aufgaben zu l&ouml;sen. den Stoffwechsel durch die 'ewigen Ideen' der 'Nat&uuml;rlichkeit und der Verwandtschaft' ummodeln wollte? Wei&szlig; man etwa mehr &uuml;ber den Wucher, wenn man sagt, er widerspreche der 'ewigen Gerechtigkeit' und der 'ewigen Billigkeit' und der 'ewigen Gegenseitigkeit' und andern 'ewigen Wahrheiten', als die Kirchenv&auml;ter wu&szlig;ten, wenn sie sagten, er widerspr&auml;che der 'ewigen Gnade', dem 'ewigen Glauben' und dem 'ewigen Willen Gottes'?" (<A HREF="../me23/me23_099.htm">Marx, "Kapital", p. 45.</A>) </P>
<P>Unserm Proudhonisten geht es nicht besser als seinem Herrn und Meister: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Mietsvertrag ist eine der tausend Umsetzungen, welche im Leben der modernen Gesellschaft so notwendig sind wie die Zirkulation des Bluts im K&ouml;rper der Tiere. Es w&auml;re nat&uuml;rlich im Interesse dieser Gesellschaft, wenn alle diese Umsetzungen von einer <I>Rechtsidee</I> durchdrungen w&auml;ren, d.h. allenthalben nach den strengen Anforderungen der Gerechtigkeit durchgef&uuml;hrt w&uuml;rden. Mit einem Wort, das &ouml;konomische Leben der Gesellschaft mu&szlig; sich, wie Proudhon sagt, zur H&ouml;he eines <I>&ouml;konomischen Rechtes</I> emporschwingen. In Wahrheit findet bekanntlich das gerade Gegenteil statt." </P>
</FONT><P>Sollte man glauben, da&szlig; f&uuml;nf Jahre, nachdem Marx den Proudhonismus, gerade nach dieser entscheidenden Seite hin, so kurz und schlagend gezeichnet, es m&ouml;glich w&auml;re, noch dergleichen konfuses Zeug in deutscher Sprache drucken zu lassen? Was hei&szlig;t denn dieser Galimathias? Nichts, als da&szlig; die praktischen Wirkungen der &ouml;konomischen Gesetze, die die heutige Gesellschaft regeln, dem Rechtsgef&uuml;hl des Verfassers ins Gesicht schlagen und da&szlig; er den frommen Wunsch hegt, die Sache m&ouml;ge sich so einrichten lassen, da&szlig; dem abgeholfen werde. - Ja, wenn die Kr&ouml;ten Schw&auml;nze h&auml;tten, w&auml;ren sie <A NAME="S219"><B>|219|</A></B> eben keine Kr&ouml;ten mehr! Und ist denn die kapitalistische Produktionsweise nicht "von einer Rechtsidee durchdrungen", n&auml;mlich von der ihres eigenen Rechts auf Ausbeutung der Arbeiter? Und wenn uns der Verfasser sagt, da&szlig; das nicht <I>seine</I> Rechtsidee ist, sind wir einen Schritt weiter? </P>
<P>Aber zur&uuml;ck zur Wohnungsfrage. Unser Proudhonist l&auml;&szlig;t seiner "Rechtsidee" jetzt freien Lauf und gibt folgende r&uuml;hrende Deklamation zum besten: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir nehmen keinen Anstand, zu behaupten, da&szlig; es keinen furchtbareren Hohn auf die ganze Kultur unseres ger&uuml;hmten Jahrhunderts gibt, als die Tatsache, da&szlig; in den gro&szlig;en St&auml;dten 90 Prozent der Bev&ouml;lkerung und dar&uuml;ber keine St&auml;tte haben, die sie ihr eigen nennen k&ouml;nnen. Der eigentliche Knotenpunkt der sittlichen und Familienexistenz, Haus und Herd, wird vom sozialen Wirbel mit fortgerissen ... Wir stehen in dieser Beziehung weit unter den Wilden. Der Troglodyte hat seine H&ouml;hle, der Australier hat seine Lehmh&uuml;tte, der Indianer seinen eigenen Herd - der moderne Proletarier h&auml;ngt faktisch in der Luft" usw. </P>
</FONT><P>In dieser Jeremiade haben wir den Proudhonismus in seiner ganzen reaktion&auml;ren Gestalt. Um die moderne revolution&auml;re Klasse des Proletariats zu schaffen, war es absolut notwendig, da&szlig; die Nabelschnur durchgeschnitten wurde, die den Arbeiter der Vergangenheit noch an den Grund und Boden kn&uuml;pfte. Der Handweber, der sein H&auml;uschen, G&auml;rtchen und Feldchen neben seinem Webstuhl hatte, war bei aller Misere und bei allem politischen Druck ein stiller, zufriedener Mann "in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit", zog den Hut vor den Reichen, Pfaffen und Staatsbeamten und war innerlich durch und durch ein Sklave. Gerade die moderne gro&szlig;e Industrie, die aus dem an den Boden gefesselten Arbeiter einen vollst&auml;ndig besitzlosen, aller &uuml;berkommenen Ketten <A NAME="ZT4"><A HREF="me18_209.htm#T4">{4}</A></A> los und ledigen <I>vogelfreien</I> Proletarier gemacht, gerade diese &ouml;konomische Revolution ist es, die die Bedingungen geschaffen hat, unter denen allein die Ausbeutung der arbeitenden Klasse in ihrer letzten Form, in der kapitalistischen Produktion, umgest&uuml;rzt werden kann. Und jetzt kommt dieser tr&auml;nenreiche Proudhonist und jammert, wie &uuml;ber einen gro&szlig;en R&uuml;ckschritt, &uuml;ber die Austreibung der Arbeiter von Haus und Herd, die gerade die allererste Bedingung ihrer geistigen Emanzipation war. </P>
<P>Vor 27 Jahren habe ich (<A HREF="../me02/me02_225.htm">"Lage der arbeitenden Klasse in England"</A>) grade diesen Proze&szlig; der Vertreibung der Arbeiter von Haus und Herd, wie er sich im 18. Jahrhundert in England vollzog, in seinen Hauptz&uuml;gen geschildert. Die Infamien, die die Grundbesitzer und Fabrikanten sich dabei zuschulden kommen lie&szlig;en, die materiell und moralisch nachteiligen Wir- <A NAME="S220"><B>|220|</A></B> kungen, die diese Vertreibung zun&auml;chst auf die betroffenen Arbeiter haben mu&szlig;te, sind dort ebenfalls nach W&uuml;rden dargestellt. Aber konnte es mir in den Sinn kommen, in diesem, unter den Umst&auml;nden durchaus notwendigen geschichtlichen Entwicklungsproze&szlig; einen R&uuml;ckschritt "hinter die Wilden" zu sehn? Unm&ouml;glich. Der englische Proletarier von 1872 steht unendlich h&ouml;her als der l&auml;ndliche Weber mit "Haus und Herd" von 1772. Und wird der Troglodyte mit seiner H&ouml;hle, der Australier mit seiner Lehmh&uuml;tte, der Indianer mit seinem eignen Herd jemals einen Juniaufstand und eine Pariser Kommune auff&uuml;hren? </P>
<P>Da&szlig; die Lage der Arbeiter seit Durchf&uuml;hrung der kapitalistischen Produktion auf gro&szlig;em Ma&szlig;stab im ganzen materiell schlechter geworden ist, das bezweifelt nur der Bourgeois. Aber sollen wir deshalb sehns&uuml;chtig zur&uuml;ckschauen nach den (auch sehr magern) Fleischt&ouml;pfen &Auml;gyptens, nach der l&auml;ndlichen kleinen Industrie, die nur Knechtsseelen erzog, oder nach den "Wilden"? Im Gegenteil. Erst das durch die moderne gro&szlig;e Industrie geschaffene, von allen ererbten Ketten, auch von denen, die es an den Boden fesselten, befreite und in den gro&szlig;en St&auml;dten zusammengetriebene Proletariat ist imstande, die gro&szlig;e soziale Umgestaltung zu vollziehn, die aller Klassenausbeutung und aller Klassenherrschaft ein Ende machen wird. Die alten l&auml;ndlichen Handweber mit Haus und Herd w&auml;ren nie imstande dazu gewesen, sie h&auml;tten nie solch einen Gedanken fassen, noch weniger seine Ausf&uuml;hrung wollen k&ouml;nnen. </P>
<P>F&uuml;r Proudhon hingegen ist die ganze industrielle Revolution der letzten hundert Jahre, die Dampfkraft, die gro&szlig;e Fabrikation, die die Handarbeit durch Maschinen ersetzt und die Produktionskraft der Arbeit vertausendfacht, ein h&ouml;chst widerw&auml;rtiges Ereignis, etwas, das eigentlich nicht h&auml;tte stattfinden sollen. Der Kleinb&uuml;rger Proudhon verlangt eine Welt, in der jeder ein apartes, selbst&auml;ndiges Produkt verfertigt, das sofort verbrauchbar und auf dem Markt austauschbar ist; wenn dann nur jeder den vollen Wert seiner Arbeit in einem andern Produkt wiedererh&auml;lt, so ist der "ewigen Gerechtigkeit" Gen&uuml;ge geleistet und die beste Welt hergestellt. Aber diese Proudhonsche beste Welt ist schon in der Knospe zertreten worden durch den Fu&szlig; der fortschreitenden industriellen Entwicklung, die die Einzelarbeit in allen gro&szlig;en Industriezweigen l&auml;ngst vernichtet hat und sie in den kleineren und kleinsten Zweigen t&auml;glich mehr vernichtet; die an ihre Stelle die gesellschaftliche Arbeit setzt, unterst&uuml;tzt von Maschinen und dienstbar gemachten Naturkr&auml;ften, deren fertiges, sofort austauschbares oder verbrauchbares Produkt das gemeinsame Werk vieler einzelnen ist, durch deren H&auml;nde es hat gehn m&uuml;ssen. Und grade durch diese industrielle Revolution <A NAME="S221"><B>|221|</A></B> hat die Produktionskraft der menschlichen Arbeit einen solchen H&ouml;hegrad erreicht, da&szlig; die M&ouml;glichkeit gegeben ist - zum erstenmal, solange Menschen existieren -, bei verst&auml;ndiger Verteilung der Arbeit unter alle, nicht nur genug f&uuml;r die reichliche Konsumtion aller Gesellschaftsglieder und f&uuml;r einen ausgiebigen Reservefonds hervorzubringen, sondern auch jedem einzelnen hinreichend Mu&szlig;e zu lassen, damit dasjenige, was aus der geschichtlich &uuml;berkommenen Bildung - Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. - wirklich wert ist, erhalten zu werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter fortgebildet werde. Und hier liegt der entscheidende Punkt. Sobald die Produktionskraft der menschlichen Arbeit sich bis auf diesen H&ouml;hegrad entwickelt hat, verschwindet jeder Vorwand f&uuml;r den Bestand einer herrschenden Klasse. War doch der letzte Grund, womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es mu&szlig; eine Klasse geben, die sich nicht mit der Produktion ihres t&auml;glichen Lebensunterhalts abzuplacken hat, damit sie Zeit beh&auml;lt, die geistige Arbeit der Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher seine gro&szlig;e geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle Revolution der letzten hundert Jahre ein f&uuml;r allemal die Wurzel abgeschnitten. Das Bestehn einer herrschenden Klasse wird t&auml;glich mehr ein Hindernis f&uuml;r die Entwicklung der industriellen Produktivkraft und ebensosehr f&uuml;r die der Wissenschaft, der Kunst und namentlich der gebildeten Umgangsformen. Gr&ouml;&szlig;ere Knoten als unsere modernen Bourgeois hat es nie gegeben. </P>
<P>Alles dies geht Freund Proudhon nichts an. Er will die "ewige Gerechtigkeit" und weiter nichts. Jeder soll im Austausch f&uuml;r sein Produkt den vollen Arbeitsertrag, den vollen Wert seiner Arbeit erhalten. Das aber in einem Produkt der modernen Industrie auszurechnen, ist eine verwickelte Sache. Die moderne Industrie verdunkelt eben den besonderen Anteil des einzelnen am Gesamtprodukt, der in der alten Einzel-Handarbeit sich im erzeugten Produkt von selbst darstellte. Die moderne Industrie ferner beseitigt mehr und mehr den Einzelaustausch, auf dem Proudhons ganzes System aufgebaut ist <A NAME="ZT5"><A HREF="me18_209.htm#T5">{5}</A></A>, den direkten Austausch n&auml;mlich zwischen zwei Produzenten, deren jeder das Produkt des andern eintauscht, um es zu konsumieren. Daher geht durch den ganzen Proudhonismus ein reaktion&auml;rer Zug, ein Widerwille gegen die industrielle Revolution, und das bald offener, bald versteckter sich aussprechende Gel&uuml;st, die ganze moderne Industrie, Dampfmaschinen, Spinnmaschinen und andern Schwindel zum Tempel hinaus- <A NAME="S222"><B>|222|</A></B> zuwerfen und zur&uuml;ckzukehren zur alten, soliden Handarbeit. Da&szlig; wir dann an Produktionskraft neunhundertneunundneunzig Tausendstel verlieren, da&szlig; die gesamte Menschheit zur &auml;rgsten Arbeitssklaverei verdammt, da&szlig; die Hungerleiderei allgemeine Regel wird - was liegt daran, wenn wir es nur fertigbringen, den Austausch so einzurichten, da&szlig; jeder den "vollen Arbeitsertrag" erh&auml;lt und da&szlig; die "ewige Gerechtigkeit" durchgef&uuml;hrt wird? Fiat justitia, pereat mundus! </P><DIR>
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<P>Gerechtigkeit mu&szlig; bestehn - <BR>
Und sollt' die ganze Welt zugrunde gehn! </P></DIR>
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<P>Und zugrunde gehn w&uuml;rde die Welt bei dieser Proudhonschen Kontrerevolution, wenn sie &uuml;berhaupt durchf&uuml;hrbar w&auml;re. </P>
<P>Es versteht sich &uuml;brigens von selbst, da&szlig; auch bei der, durch die moderne gro&szlig;e Industrie bedingten, gesellschaftlichen Produktion, jedem der "volle Ertrag seiner Arbeit", soweit diese Phrase einen Sinn hat, gesichert werden kann. Und einen Sinn hat sie nur, wenn sie dahin erweitert wird, da&szlig; nicht jeder einzelne Arbeiter Besitzer dieses "vollen Ertrages seiner Arbeit" wird, wohl aber die ganze, aus lauter Arbeitern bestehende Gesellschaft Besitzerin des gesamten Produkts ihrer Arbeit, das sie teilweise zur Konsumtion unter ihre Mitglieder verteilt, teilweise zum Ersatz und zur Vermehrung ihrer Produktionsmittel verwendet und teilweise als Reservefonds der Produktion und Konsumtion aufspeichert.<A NAME="ZT6"><A HREF="me18_209.htm#T6">{6}</A></A> </P>
<P ALIGN="CENTER"><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD></P>
<P>Nach dem Vorhergehenden k&ouml;nnen wir schon im voraus wissen, wie unser Proudhonist die gro&szlig;e Wohnungsfrage l&ouml;sen wird. Einesteils haben wir die Forderung, da&szlig; jeder Arbeiter seine eigene, ihm geh&ouml;rende Wohnung haben mu&szlig;, damit wir nicht l&auml;nger unter den Wilden stehn. Andrerseits haben wir die Versicherung, da&szlig; die zwei-, drei-, f&uuml;nf- oder zehnmalige Bezahlung des urspr&uuml;nglichen Kostenpreises eines Hauses in der Gestalt von Mietzins, wie sie in der Tat stattfindet, auf einem <I>Rechtstitel</I> beruht und da&szlig; dieser Rechtsitel im Widerspruch mit der <I>"ewigen Gerechtigkeit"</I> sich befindet. Die L&ouml;sung ist einfach: Wir schaffen den Rechtstitel ab und erkl&auml;ren kraft der ewigen Gerechtigkeit den gezahlten Mietzins f&uuml;r eine Abschlagszahlung auf den Preis der Wohnung selbst. Wenn man sich seine Voraussetzungen so eingerichtet hat, da&szlig; sie die Schlu&szlig;folgerung bereits in sich enthalten, so geh&ouml;rt nat&uuml;rlich nicht mehr Geschicklichkeit dazu, als jeder Scharlatan besitzt, um das im voraus pr&auml;parierte Resultat fertig aus <A NAME="S223"><B>|223|</A></B> dem Sack zu ziehn und auf die unersch&uuml;tterliche Logik zu pochen, deren Erzeugnis es ist. </P>
<P>Und so geschieht es hier. Die Abschaffung der Mietwohnung wird als Notwendigkeit proklamiert, und zwar in der Gestalt, da&szlig; die Verwandlung jedes Mieters in den Eigent&uuml;mer seiner Wohnung gefordert wird. Wie machen wir das? Ganz einfach: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Mietwohnung wird abgel&ouml;st ... Dem bisherigen Hausbesitzer wird der Wert seines Hauses bis auf den Heller und Pfennig bezahlt. Statt da&szlig;, wie bisher, der bezahlte Mietzins den Tribut darstellt, welchen der Mieter dem ewigen Rechte des Kapitals bezahlt, statt dessen wird von dem Tage an, wo die Abl&ouml;sung der Mietwohnung proklamiert ist, die vom Mieter bezahlte, genau geregelte Summe die j&auml;hrliche Abschlagszahlung f&uuml;r die in seinen Besitz &uuml;bergegangene Wohnung ... Die Gesellschaft ... wandelt sich auf diesem Wege in eine Gesamtheit unabh&auml;ngiger freier Besitzer von Wohnungen um." </P>
</FONT><P>Der Proudhonist findet ein Verbrechen gegen die ewige Gerechtigkeit darin, da&szlig; der Hauseigent&uuml;mer ohne Arbeit Grundrente und Zins <A NAME="ZT7"><A HREF="me18_209.htm#T7">{7}</A></A> aus seinem im Hause angelegten Kapital herausschlagen kann. Er dekretiert, da&szlig; dies aufh&ouml;ren mu&szlig;; da&szlig; das in H&auml;usern angelegte Kapital keinen Zins <A HREF="me18_209.htm#T7">{7}</A>, und so weit es gekauften Grundbesitz vertritt, auch keine Grundrente mehr einbringen soll. Nun haben wir gesehen, da&szlig; damit die kapitalistische Produktionsweise, die Grundlage der jetzigen Gesellschaft, gar nicht ber&uuml;hrt wird. Der Angelpunkt, um den sich die Ausbeutung des Arbeiters dreht, ist der Verkauf der Arbeitskraft an den Kapitalisten und der Gebrauch, den der Kapitalist von diesem Gesch&auml;fte macht, indem er den Arbeiter weit mehr zu produzieren n&ouml;tigt, als der bezahlte Wert der Arbeitskraft betr&auml;gt. Dies Gesch&auml;ft zwischen Kapitalist und Arbeiter ist es, das all den Mehrwert erzeugt, der nachher in Gestalt von Grundrente, Handelsprofit, Kapitalzins <A NAME="ZT8"><A HREF="me18_209.htm#T8">{8}</A></A>, Steuern usw. auf die verschiedenen Unterarten von Kapitalisten und ihren Dienern sich verteilt. Und jetzt kommt unser Proudhonist und glaubt, wenn man <I>einer einzigen Unterart</I> von Kapitalisten, und zwar von solchen Kapitalisten, die direkt gar keine Arbeitskraft kaufen, also auch keinen Mehrwert produzieren lassen, verb&ouml;te, Profit resp. Zins <A NAME="ZT9"><A HREF="me18_209.htm#T9">{9}</A></A> zu machen, so sei man einen Schritt weiter! Die Masse der der Arbeiterklasse abgenommenen unbezahlten Arbeit bliebe genau dieselbe, auch wenn den Hausbesitzern die M&ouml;glichkeit, Grundrente und Zins <A HREF="me18_209.htm#T7">{7}</A> sich zahlen zu lassen, morgen genommen w&uuml;rde, was unsern Proudhonisten nicht verhindert, zu erkl&auml;ren: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S224">|224|</A></B> "Die Abschaffung der Mietwohnung ist somit eine der <I>fruchtbarsten und gro&szlig;artigsten Bestrebungen</I>, welche dem Scho&szlig;e der revolution&auml;ren Idee entstammt und eine <I>Forderung ersten Ranges</I> von seiten der sozialen Demokratie werden mu&szlig;." </P>
</FONT><P>Ganz die Marktschreierei des Meisters Proudhon selbst, bei dem das Gegacker auch stets im umgekehrten Verh&auml;ltnisse zu der Gr&ouml;&szlig;e der gelegten Eier steht. </P>
<P>Nun denkt euch aber den sch&ouml;nen Zustand, wenn jeder Arbeiter, Kleinb&uuml;rger und Bourgeois gen&ouml;tigt wird, durch j&auml;hrliche Abzahlungen erst Teil-, dann ganzer Eigent&uuml;mer seiner Wohnung zu werden! In den Industriebezirken Englands, wo es gro&szlig;e Industrie, aber kleine Arbeiterh&auml;user gibt und jeder verheiratete Arbeiter ein H&auml;uschen f&uuml;r sich bewohnt, h&auml;tte die Sache noch einen m&ouml;glichen Sinn. Aber die kleine Industrie von Paris sowie der meisten gro&szlig;en St&auml;dte des Kontinents wird erg&auml;nzt durch gro&szlig;e H&auml;user, in denen zehn, zwanzig, drei&szlig;ig Familien zusammenwohnen. Am Tage des weltbefreienden Dekrets, das die Abl&ouml;sung der Mietwohnung proklamiert, arbeitet Peter in einer Maschinenfabrik in Berlin. Nach Ablauf eines Jahres ist er Eigent&uuml;mer, meinetwegen des f&uuml;nfzehnten Teiles seiner aus einer Kammer des f&uuml;nften Stockes irgendwo am Hamburger Tor bestehenden Wohnung. Er verliert seine Arbeit und findet sich bald darauf in einer &auml;hnlichen Wohnung, mit brillanter Aussicht auf den Hof, im dritten Stock am Pothof in Hannover, wo er nach f&uuml;nfmonatigem Aufenthalte eben <FONT size="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">36</FONT> des Eigentums erworben hat, als ein Strike ihn nach M&uuml;nchen verschl&auml;gt und ihn zwingt, sich durch elfmonatigen Aufenthalt genau <FONT size="-1"><SUP>11</SUP></FONT>/<FONT size="-2">180</FONT> des Eigentumsrechts auf ein ziemlich dunkles Anwesen zu ebner Erde, hinter der Ober-Angergasse, aufzuladen. Fernere Umz&uuml;ge, wie sie Arbeitern heute so oft vorkommen, h&auml;ngen ihm ferner an: <FONT size="-1"><SUP>7</SUP></FONT>/<FONT size="-2">360</FONT> einer nicht minder empfehlenswerten Wohnung in St. Gallen, <FONT size="-1"><SUP>23</SUP></FONT>/<FONT size="-2">180</FONT> einer anderen in Leeds und <FONT size="-1"><SUP>347</SUP></FONT>/<FONT size="-2">56.223</FONT>, genau gerechnet, so da&szlig; die "ewige Gerechtikeit" sich nicht beklagen kann, einer dritten in Seraing. Was hat nun unser Peter von allen diesen Wohnungsanteilen? Wer gibt ihm den richtigen Wert daf&uuml;r? Wo soll er den oder die Eigent&uuml;mer der &uuml;brigen Anteile an seinen verschiedenen ehemaligen Wohnungen auftreiben? Und wie steht es erst um die Eigentumsverh&auml;ltnisse eines beliebigen gro&szlig;en Hauses, dessen Stockwerke sage zwanzig Wohnungen enthalten und das, wenn die Abl&ouml;sungsfrist abgelaufen und die Mietswohnung abgeschafft ist, vielleicht dreihundert Teileigent&uuml;mern geh&ouml;rt, die in allen Weltgegenden zerstreut sind? Unser Proudhonist wird antworten, da&szlig; bis dahin die Proudhonsche Tauschbank bestehen wird, welche jederzeit an jedermann f&uuml;r jedes Arbeitsprodukt den vollen Arbeitsertrag, also auch f&uuml;r einen Wohnungsanteil den vollen Wert auszahlen wird. <A NAME="S225"><B>|225|</A></B> Aber die Proudhonsche Tauschbank geht uns hier erstens gar nichts an, da sie selbst in den Artikeln &uuml;ber die Wohnungsfrage nirgends erw&auml;hnt wird; sie beruht zweitens auf dem sonderbaren Irrtum, da&szlig;, wenn jemand eine Ware verkaufen will, er auch immer notwendig einen K&auml;ufer f&uuml;r ihren vollen Wert findet, und sie hat drittens, ehe Proudhon sie erfand, bereits in England unter dem Namen Labour Exchange Bazaar mehr als einmal falliert. </P>
<P>Die ganze Vorstellung, da&szlig; der Arbeiter sich seine Wohnung <I>kaufen</I> soll, beruht wieder auf der schon hervorgehobenen Proudhonschen reaktion&auml;ren Grundanschauung, da&szlig; die durch die moderne gro&szlig;e Industrie geschaffenen Zust&auml;nde krankhafte Ausw&uuml;chse sind und die Gesellschaft gewaltsam - d.h. gegen die Str&ouml;mung, der sie seit hundert Jahren folgt - einem Zustande entgegengef&uuml;hrt werden mu&szlig;, in dem die alte stabile Handarbeit des einzelnen die Regel und der &uuml;berhaupt nichts anderes ist als eine idealisierte Wiederherstellung des untergegangenen und noch untergehenden Kleingewerbsbetriebs. Sind die Arbeiter erst wieder in diese stabilen Zust&auml;nde zur&uuml;ckgeworfen, ist der "soziale Wirbel" erst gl&uuml;cklich beseitigt, so kann der Arbeiter nat&uuml;rlich auch wieder Eigentum an "Haus und Herd" gebrauchen und die obige Abl&ouml;sungstheorie erscheint weniger abgeschmackt. Nur vergi&szlig;t Proudhon, da&szlig;, um dies fertigzubringen, er erst die Uhr der Weltgeschichte um hundert Jahre zur&uuml;ckstellen mu&szlig; und da&szlig; er damit die heutigen Arbeiter wieder zu ebensolchen beschr&auml;nkten, kriechenden, duckm&auml;userigen Sklavenseelen machen w&uuml;rde, wie ihre Ururgro&szlig;v&auml;ter waren. </P>
<P>Soweit aber in dieser Proudhonschen L&ouml;sung der Wohnungsfrage ein rationeller, praktisch verwertbarer Inhalt liegt, soweit wird sie heutzutage bereits durchgef&uuml;hrt, und zwar entstammt diese Durchf&uuml;hrung nicht dem "Scho&szlig;e der revolution&auml;ren Idee", sondern - den gro&szlig;en Bourgeois selbst. H&ouml;ren wir hier&uuml;ber ein vortreffliches spanisches Blatt, "La Emancipaci&oacute;n" von Madrid, vom 16. M&auml;rz 1872: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Es gibt noch ein anderes Mittel, die Wohnungsfrage zu l&ouml;sen, das von Proudhon vorgeschlagen worden und das beim ersten Anblick blendet, aber bei n&auml;herer Pr&uuml;fung seine totale Ohnmacht enth&uuml;llt. Proudhon schlug vor, die Mieter in K&auml;ufer auf Abschlagszahlung zu verwandeln, so da&szlig; der j&auml;hrlich bezahlte Mietzins als Abl&ouml;sungsrate auf den Wert der Wohnung angerechnet und der Mieter nach Ablauf einer gewissen Zeit Eigent&uuml;mer dieser Wohnung w&uuml;rde. Dieses Mittel, das Proudhon f&uuml;r sehr revolution&auml;r hielt, wird heutzutage in allen L&auml;ndern durch Gesellschaften von Spekulanten ins Werk gesetzt, welche sich so durch Erh&ouml;hung des Mietpreises den Wert der H&auml;user zwei- bis dreimal bezahlen lassen. Herr Dollfus und andere gro&szlig;e Fabrikanten des nord&ouml;stlichen Frankreichs haben dies System verwirklicht, nicht nur um Geld herauszuschlagen, sondern obendrein mit einem politischen Hintergedanken. </P>
<B><P><A NAME="S226">|226|</A></B> Die gescheitesten F&uuml;hrer der herrschenden Klassen haben stets ihre Anstrengungen darauf gerichtet, die Zahl der kleinen Eigent&uuml;mer zu vermehren, um sich eine Armee gegen das Proletariat zu erziehn. Die b&uuml;rgerlichen Revolutionen des vorigen Jahrhunderts zerteilten den gro&szlig;en Grundbesitz des Adels und der Kirche in kleines Parzelleneigentum, wie heute die spanischen Republikaner es mit dem noch bestehenden gro&szlig;en Grundbesitz machen wollen, und schufen so eine Klasse kleiner Grundeigent&uuml;mer, die seitdem das allerreaktion&auml;rste Element der Gesellschaft und das stetige Hindernis gegen&uuml;ber der revolution&auml;ren Bewegung des st&auml;dtischen Proletariats geworden ist. Napoleon III. beabsichtigte, durch Verkleinerung der einzelnen Staatsschuldanteile, in den St&auml;dten eine &auml;hnliche Klasse zu schaffen, und Herr Dollfus und seine Kollegen, indem sie ihren Arbeitern kleine, durch j&auml;hrliche Abzahlungen abzutragende Wohnungen verkauften, suchten allen revolution&auml;ren Geist in den Arbeitern zu ersticken und gleichzeitig sie durch ihren Grundbesitz an die Fabrik, in der sie einmal arbeiteten, zu fesseln; so da&szlig; der Plan Proudhons nicht nur der Arbeiterklasse keine Erleichterung schuf - er kehrte sich sogar direkt gegen sie." <A NAME="ZF2"></FONT><A HREF="me18_209.htm#F2"><FONT SIZE=2>(2)</A></FONT></A></P>
<P>Wie ist nun die Wohnungsfrage zu l&ouml;sen? In der heutigen Gesellschaft gerade wie eine jede andere gesellschaftliche Frage gel&ouml;st wird: durch die allm&auml;hliche &ouml;konomische Ausgleichung von Nachfrage und Angebot, eine L&ouml;sung, die die Frage selbst immer wieder von neuem erzeugt, also keine L&ouml;sung ist. Wie eine soziale Revolution diese Frage l&ouml;sen w&uuml;rde, h&auml;ngt nicht nur von den jedesmaligen Umst&auml;nden ab, sondern auch zusammen mit viel weitergehenden Fragen, unter denen die Aufhebung des Gegensatzes von Stadt und Land eine der wesentlichsten ist. Da wir keine utopistischen Systeme f&uuml;r die Einrichtung der k&uuml;nftigen Gesellschaft zu machen haben, w&auml;re es mehr als m&uuml;&szlig;ig, hierauf einzugehn. Soviel aber ist sicher, da&szlig; schon jetzt in den gro&szlig;en St&auml;dten hinreichend Wohngeb&auml;ude vorhanden sind, um bei rationeller Benutzung derselben jeder wirklichen "Wohnungsnot" sofort abzuhelfen. Dies kann nat&uuml;rlich nur durch Expropriation der heutigen <A NAME="S227"><B>|227|</A></B> Besitzer, resp. durch Bequartierung ihrer H&auml;user mit obdachlosen oder in ihren bisherigen Wohnungen &uuml;berm&auml;&szlig;ig zusammengedr&auml;ngten Arbeitern geschehen, und sobald das Proletariat die politische Macht erobert hat, wird eine solche, durch das &ouml;ffentliche Wohl gebotene Ma&szlig;regel ebenso leicht ausf&uuml;hrbar sein wie andere Expropriationen und Einquartierungen durch den heutigen Staat. </P>
<P ALIGN="CENTER"><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD><EFBFBD></P>
<P>Unser Proudhonist ist aber mit seinen bisherigen Leistungen in der Wohnungsfrage nicht zufrieden. Er mu&szlig; sie von der platten Erde in das Gebiet des h&ouml;heren Sozialismus erheben, damit sie doch auch hier als ein wesentlicher "Bruchteil der sozialen Frage" sich bew&auml;hre. </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir nehmen nun an, die Produktivit&auml;t des Kapitals werde wirklich bei den H&ouml;rnern gefa&szlig;t, wie das fr&uuml;her oder sp&auml;ter geschehn mu&szlig;, z.B. durch ein &Uuml;bergangsgesetz, welches den <I>Zins aller Kapitalien auf ein Prozent festsetzt</I>, wohlgemerkt, mit der Tendenz, auch diesen Prozentsatz immer mehr dem Nullpunkt zu n&auml;hern, so da&szlig; schlie&szlig;lich nichts mehr bezahlt wird, als <I>die zur Umsetzung des Kapitals n&ouml;tige Arbeit</I>. Wie alle anderen Produkte ist nat&uuml;rlich auch Haus und Wohnung in den Rahmen dieses Gesetzes gefa&szlig;t ... Der Besitzer selbst wird der erste sein, der seine Hand zum Verkauf bietet, da sein Haus sonst unbenutzt und das in ihm angelegte Kapital einfach nutzlos sein w&uuml;rde." </P>
</FONT><P>Dieser Satz enth&auml;lt einen der Hauptglaubensartikel des Proudhonschen Katechismus und gibt ein schlagendes Exempel von der darin herrschenden Konfusion. </P>
<P>Die "Produktivit&auml;t des Kapitals" ist ein Unding, das Proudhon von den b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen unbesehn &uuml;bernimmt. Die b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen fangen zwar auch mit dem Satz an, da&szlig; die Arbeit die Quelle alles Reichtums und das Ma&szlig; des Wertes aller Waren ist; aber sie m&uuml;ssen auch erkl&auml;ren, wie es kommt, da&szlig; der Kapitalist, der Kapital zu einem industriellen oder Handwerksgesch&auml;ft vorschie&szlig;t, nicht nur sein vorgeschossenes Kapital am Ende des Gesch&auml;ftes zur&uuml;ckerh&auml;lt, sondern auch noch einen Profit obendrein. Sie m&uuml;ssen sich daher in allerlei Widerspr&uuml;che verwickeln und auch dem Kapital eine gewisse Produktivit&auml;t zuschreiben. Nichts beweist besser, wie tief Proudhon noch in der b&uuml;rgerlichen Denkweise befangen ist, als da&szlig; er sich diese Redeweise von der Produktivit&auml;t des Kapitals angeeignet. Wir haben gleich am Anfang gesehn, da&szlig; die sogenannte "Produktivit&auml;t des Kapitals" nichts andres ist, als die ihm (unter den heutigen gesellschaftlichen Verh&auml;ltnissen, ohne die es eben kein Kapital w&auml;re) anhaltende Eigenschaft, sich die unbezahlte Arbeit von Lohnarbeitern aneignen zu k&ouml;nnen. </P>
<P>Aber Proudhon unterscheidet sich von den b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomen dadurch, da&szlig; er diese "Produktivit&auml;t des Kapitals" nicht billigt, sondern im <A NAME="S228"><B>|228|</A></B> Gegenteil in ihr eine Verletzung der "ewigen Gerechtigkeit" entdeckt. Sie ist es, die es verhindert, da&szlig; der Arbeiter den vollen Ertrag seiner Arbeit erh&auml;lt. Sie mu&szlig; also abgeschafft werden. Und wie? Indem der <I>Zinsfu&szlig;</I> durch Zwangsgesetze herabgesetzt und endlich auf Null reduziert wird. Dann h&ouml;rt nach unserm Proudhonisten das Kapital auf, produktiv zu sein. </P>
<P>Der Zins des ausgeliehenen <I>Geld</I>kapitals ist nur ein Teil des Profits; der Profit, sei es des industriellen, sei es des Handelskapitals, ist nur ein Teil des, in Gestalt von unbezahlter Arbeit, der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse abgenommenen Mehrwerts. Die &ouml;konomischen Gesetze, die den Zinsfu&szlig; regeln, sind von denen, die die Rate des Mehrwerts regeln, so unabh&auml;ngig, wie dies &uuml;berhaupt zwischen Gesetzen einer und derselben Gesellschaftsform stattfinden kann. Was aber die Verteilung dieses Mehrwerts unter die einzelnen Kapitalisten angeht, so ist klar, da&szlig; f&uuml;r Industrielle und Kaufleute, die viel von andren Kapitalisten vorgeschossenes Kapital in ihrem Gesch&auml;ft haben, die Rate ihres Profits in demselben Ma&szlig; steigen mu&szlig;, wie - wenn alle andern Umst&auml;nde sich gleichbleiben - der Zinsfu&szlig; f&auml;llt. Die Herabdr&uuml;ckung und schlie&szlig;liche Abschaffung des Zinsfu&szlig;es w&uuml;rde also keineswegs die sogenannte "Produktivit&auml;t des Kapitals" wirklich "bei den H&ouml;rnern fassen", sondern nur die Verteilung des der Arbeiterklasse abgenommenen unbezahlten Mehrwerts unter die einzelnen Kapitalisten anders regeln und nicht dem Arbeiter gegen&uuml;ber dem industriellen Kapitalisten, sondern dem industriellen Kapitalisten gegen&uuml;ber dem Rentier einen Vorteil sichern. </P>
<P>Proudhon, von seinem juristischen Standpunkt aus, erkl&auml;rt den Zinsfu&szlig;, wie alle &ouml;konomischen Tatsachen, nicht durch die Bedingungen der gesellschaftlichen Produktion, sondern durch die Staatsgesetze, in denen diese Bedingungen einen allgemeinen Ausdruck erhalten. Von diesem Standpunkt aus, dem jede Ahnung des Zusammenhangs der Staatsgesetze mit den Produktionsbedingungen der Gesellschaft abgeht, erscheinen diese Staatsgesetze notwendigerweise als rein willk&uuml;rliche Befehle, die jeden Augenblick ebensogut durch ihr direktes Gegenteil ersetzt werden k&ouml;nnen. Es ist also nichts leichter f&uuml;r Proudhon, als ein Dekret zu erlassen - sobald er die Macht dazu hat -, wodurch der Zinsfu&szlig; auf ein Prozent herabgesetzt wird. Und wenn alle andren gesellschaftlichen Umst&auml;nde bleiben, wie sie waren, so wird dies Proudhonsche Dekret eben nur auf dem Papier existieren. Der Zinsfu&szlig; wird sich nach wie vor nach den &ouml;konomischen Gesetzen regeln, denen er heute unterworfen ist, trotz aller Dekrete; kreditf&auml;hige Leute werden nach Umst&auml;nden Geld zu 2, 3, 4 und mehr Prozent aufnehmen, ebensogut wie vorher, und der einzige Unterschied wird der sein, da&szlig; die Rentiers <A NAME="S229"><B>|229|</A></B> sich genau vorsehn und nur solchen Leuten Geld vorschie&szlig;en, bei denen kein Proze&szlig; zu erwarten ist. Dabei ist dieser gro&szlig;e Plan, dem Kapital seine "Produktivit&auml;t" zu nehmen, uralt, so alt wie die - <I>Wuchergesetze</I>, die nichts andres bezwecken, als den Zinsfu&szlig; zu beschr&auml;nken, und die jetzt &uuml;berall abgeschafft sind, weil sie in der Praxis stets gebrochen oder umgangen wurden und der Staat seine Ohnmacht gegen&uuml;ber den Gesetzen der gesellschaftlichen Produktion bekennen mu&szlig;te. Und die Wiedereinf&uuml;hrung dieser mittelalterlichen, unausf&uuml;hrbaren Gesetze soll "die Produktivit&auml;t des Kapitals bei den H&ouml;rnern fassen"? Man sieht, je n&auml;her man den Proudhonismus untersucht, desto reaktion&auml;rer erscheint er. </P>
<P>Und wenn dann der Zinsfu&szlig; auf diese Weise auf Null heruntergebracht, der Kapitalzins also abgeschafft ist, dann wird "nichts mehr bezahlt als die zur Umsetzung des Kapitals n&ouml;tige Arbeit". Das soll hei&szlig;en, die Abschaffung des Zinsfu&szlig;es ist gleich der Abschaffung des Profits und sogar des Mehrwerts. W&auml;re es aber m&ouml;glich, den Zins durch Dekret <I>wirklich</I> abzuschaffen, was w&auml;re die Folge? Da&szlig; die Klasse der <I>Rentiers</I> keine Veranlassung mehr h&auml;tte, ihr Kapital in Gestalt von Vorsch&uuml;ssen auszuleihen, sondern es selbst oder in Aktiengesellschaften f&uuml;r eigene Rechnung industriell anzulegen. Die Masse des der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse abgenommenen Mehrwerts bliebe dieselbe, nur ihre Verteilung &auml;nderte sich, und auch das nicht bedeutend. </P>
<P>In der Tat &uuml;bersieht unser Proudhonist. da&szlig; auch schon jetzt, im Warenkauf der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft, durchschnittlich eben nichts mehr bezahlt wird, als "die zur Umsetzung des Kapitals" (soll hei&szlig;en, zur Produktion der bestimmten Ware) "n&ouml;tige Arbeit". Die Arbeit ist der Ma&szlig;stab des Werts aller Waren, und es ist in der heutigen Gesellschaft - von den Schwankungen des Marktes abgesehen - rein unm&ouml;glich, da&szlig; im Gesamtdurchschnitt f&uuml;r die Waren mehr bezahlt wird als die zu ihrer Herstellung n&ouml;tige Arbeit. Nein, nein, lieber Proudhonist, der Haken liegt wo ganz anders: Er liegt darin, da&szlig; "die zur Umsetzung des Kapitals" (um Ihre konfuse Ausdrucksweise zu gebrauchen) "n&ouml;tige Arbeit" eben <I>nicht voll bezahlt</I> wird! Wie das zugeht, k&ouml;nnen Sie bei Marx (<A HREF="../me23/me23_161.htm#S179">"Kapital", S. 128-160</A>) nachlesen. </P>
<P>Damit nicht genug. Wenn der Kapitalzins abgeschafft wird, ist damit auch der Mietzins abgeschafft. Denn "wie alle anderen Produkte ist nat&uuml;rlich auch Haus und Wohnung in den Rahmen dieses Gesetzes gefa&szlig;t". Dies ist ganz im Geist des alten Majors, der seinen Einj&auml;hrigen rufen lie&szlig;: "Sagen Sie mal, ich h&ouml;re, Sie sind Doktor - da kommen Sie doch von Zeit zu Zeit <A NAME="S230"><B>|230|</A></B> zu mir; wenn man eine Frau und sieben Kinder hat, da gibt's immer was zu flicken." </P>
<P>Einj&auml;hriger: "Aber verzeihen Sie, Herr Major, ich bin Doktor der Philosophie." </P>
<P>Major: "Das ist mich ganz egal, Pflasterkasten ist Pflasterkasten." </P>
<P>So geht es unserm Proudhonisten auch: Mietzins oder Kapitalzins, das ist ihm ganz egal, Zins ist Zins, Pflasterkasten ist Pflasterkasten. - Wir haben oben gesehen, da&szlig; der Mietpreis, vulgo Mietzins, sich zusammensetzt: 1. aus einem Anteil Grundrente; 2. aus einem Anteil Zins auf das Baukapital einschlie&szlig;lich des Profits f&uuml;r den Bauunternehmer; 3. aus einem Anteil f&uuml;r Reparatur- und Assekuranzkosten; 4. aus einem Anteil, der das Baukapital inkl. Profit in j&auml;hrlichen Ratenzahlungen abtr&auml;gt (amortisiert), im Verh&auml;ltnis, wie das Haus allm&auml;hlich verschlei&szlig;t. </P>
<P>Und nun mu&szlig; es auch dem Blindesten klargeworden sein: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Der Besitzer selbst wird der erste sein, der seine Hand zum Verkaufe bietet, da sein Haus sonst unbenutzt und das in ihm angelegte Kapital einfach nutzlos sein w&uuml;rde." </P>
</FONT><P>Nat&uuml;rlich. Wenn man den Zins auf Vorschu&szlig;kapital abschafft, so kann kein Hausbesitzer mehr einen Pfennig Miete f&uuml;r sein Haus erhalten, blo&szlig; weil man f&uuml;r Miete auch Miet<I>zins</I> sagen kann <A NAME="ZT10"><A HREF="me18_209.htm#T10">{10}</A></A> und weil der Mietzins einen Anteil einschlie&szlig;t, der wirklicher Kapitalzins ist. Pflasterkasten bleibt Pflasterkasten. Wenn die Wuchergesetze in Beziehung auf den gew&ouml;hnlichen Kapitalzins doch nur durch Umgehung unwirksam gemacht werden konnten, so haben sie den Satz der Hausmiete nie auch nur im entferntesten ber&uuml;hrt. Erst Proudhon blieb es vorbehalten, sich einzubilden, sein neues Wuchergesetz werde ohne weiteres nicht nur den einfachen Kapitalzins, sondern auch den komplizierten Mietzins f&uuml;r Wohnungen regeln und allm&auml;hlich abschaffen.<A NAME="ZT11"><A HREF="me18_209.htm#T11">{11}</A></A> Warum dann dem Hausbesitzer noch das "einfach nutzlose" Haus f&uuml;r teures Geld abgekauft werden soll, und wieso unter diesen Umst&auml;nden der Hausbesitzer nicht noch Geld dazu gibt, dies "einfach nutzlose" Haus loszuwerden, damit er keine Reparaturkosten mehr daranzuwenden hat, dar&uuml;ber l&auml;&szlig;t man uns im dunkeln. </P>
<P>Nach dieser triumphierenden Leistung auf dem Gebiet des h&ouml;heren Sozialismus (Suprasozialismus nannte das der Meister Proudhon) h&auml;lt sich unser Proudhonist f&uuml;r berechtigt, noch etwas h&ouml;her zu fliegen. </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S231">|231|</A></B> "Es handelt sich jetzt nur mehr darum, noch einige Folgerungen zu ziehn, um von allen Seiten her volles Licht auf unsern so bedeutenden Gegenstand fallen zu lassen." </P>
</FONT><P>Und was sind diese Folgerungen? Dinge, die aus dem Vorhergehenden ebensowenig folgen wie die Wertlosigkeit der Wohnh&auml;user aus der Abschaffung des Zinsfu&szlig;es und die, der pomp&ouml;sen und weihevollen Redensarten unsres Verfassers entkleidet, weiter nichts bedeuten als da&szlig; zur besseren Abwicklung des Mietwohnungs-Abl&ouml;sungsgesch&auml;fts w&uuml;nschenswert ist: 1. eine genaue Statistik &uuml;ber den Gegenstand, 2. eine gute Gesundheitspolizei und 3. Genossenschaften von Bauarbeitern, die den Neubau von H&auml;usern &uuml;bernehmen k&ouml;nnen - alles Dinge, die gewi&szlig; sehr sch&ouml;n und gut sind, die aber trotz aller marktschreierischen Phrasenumh&uuml;llung durchaus kein "volles Licht" in das Dunkel der Proudhonschen Gedankenverwirrung bringen. </P>
<P>Wer so gro&szlig;es vollbracht, hat nun auch das Recht, an die deutschen Arbeiter eine ernste Mahnung zu richten: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Solche und &auml;hnliche Fragen, d&uuml;nkt uns, sind der Aufmerksamkeit der sozialen Demokratie wohl wert ... M&ouml;ge sie sich, wie hier &uuml;ber die Wohnungsfrage, so auch &uuml;ber die andern gleich wichtigen Fragen, wie <I>Kredit</I>, <I>Staatsschulden</I>, <I>Privatsschulden</I>, <I>Steuer</I> usw. klarzuwerden suchen" usw. </P>
</FONT><P>Hier stellt uns unser Proudhonist also eine ganze Reihe von Artikeln &uuml;ber "&auml;hnliche Fragen" in Aussicht, und wenn er sie alle so ausf&uuml;hrlich behandelt wie den gegenw&auml;rtigen "so bedeutenden Gegenstand", so hat der "Volksstaat" Manuskripte genug f&uuml;r ein Jahr. Wir k&ouml;nnen dem indes vorgreifen - es l&auml;uft alles auf das schon Gesagte hinaus: Der Kapitalzins wird abgeschafft, damit f&auml;llt der f&uuml;r Staatsschulden und Privatschulden zu zahlende Zins fort, der Kredit wird kostenfrei usw. Dasselbe Zauberwort wird auf jeden beliebigen Gegenstand angewandt, und bei jedem einzelnen Fall kommt das erstaunliche Resultat mit unerbittlicher Logik heraus: da&szlig;, wenn der Kapitalzins abgeschafft ist, man f&uuml;r aufgenommenes Geld keine Zinsen mehr zu zahlen hat. </P>
<P>&Uuml;brigens sind es sch&ouml;ne Fragen, mit denen unser Proudhonist uns bedroht: <I>Kredit</I>! Welchen Kredit braucht der Arbeiter, als den von Woche zu Woche oder den Kredit des Pfandhauses? Ob ihm dieser kostenfrei oder f&uuml;r Zinsen, selbst Pfandhauswucherzinsen, geleistet wird, wieviel macht ihm das Unterschied? Und wenn er, allgemein genommen, einen Vorteil davon h&auml;tte, also die Produktionskosten der Arbeitskraft wohlfeiler w&uuml;rden, m&uuml;&szlig;te nicht der Preis der Arbeitskraft fallen? - Aber f&uuml;r den Bourgeois und speziell den Kleinb&uuml;rger - f&uuml;r die ist der Kredit eine wichtige Frage, und f&uuml;r den <A NAME="S232"><B>|232|</A></B> Kleinb&uuml;rger speziell w&auml;re es eine sch&ouml;ne Sache, den Kredit jederzeit, und noch dazu ohne Zinszahlung, erhalten zu k&ouml;nnen. - "Staatsschulden"! Die Arbeiterklasse wei&szlig;, da&szlig; sie sie nicht gemacht hat, und wenn sie zur Macht kommt, wird sie die Abzahlung denen &uuml;berlassen, die sie aufgenommen haben. - "Privatschulden"! - siehe Kredit. - "Steuern"! Dinge, die die Bourgeoisie sehr, die Arbeiter aber nur sehr wenig interessieren: Was der Arbeiter an Steuern zahlt, geht auf die Dauer in die Produktionskosten der Arbeitskraft mit ein, mu&szlig; also vom Kapitalisten mitverg&uuml;tet werden. Alle diese Punkte, die uns hier als hochwichtige Fragen f&uuml;r die Arbeiterklasse vorgehalten werden, haben in Wirklichkeit wesentliches Interesse nur f&uuml;r den Bourgeois und noch mehr f&uuml;r den Kleinb&uuml;rger, und wir behaupten, trotz Proudhon, da&szlig; die Arbeiterklasse keinen Beruf hat, die Interessen dieser Klassen wahrzunehmen. </P>
<P>Von der gro&szlig;en, die Arbeiter wirklich angehenden Frage, von dem Verh&auml;ltnis zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter, von der Frage: wie es kommt, da&szlig; der Kapitalist sich aus der Arbeit seiner Arbeiter bereichern kann, davon sagt unser Proudhonist kein Wort. Sein Herr und Meister hat sich allerdings damit besch&auml;ftigt, aber durchaus keine Klarheit hineingebracht und ist auch in seinen letzten Schriften im wesentlichen nicht weiter als in der von Marx schon 1847 so schlagend in ihr ganzes Nichts aufgel&ouml;sten "Philosophie de la Mis&egrave;re" (Philosophie des Elends). </P>
<P>Es ist schlimm genug, da&szlig; die romanisch redenden Arbeiter seit f&uuml;nfundzwanzig Jahren fast gar keine andre sozialistische Geistesnahrung gehabt haben als die Schriften dieses "Sozialisten des zweiten Kaisertums"; es w&auml;re ein doppeltes Ungl&uuml;ck, wenn die proudhonistische Theorie jetzt auch noch Deutschland &uuml;berfluten sollte. Daf&uuml;r ist jedoch gesorgt. Der theoretische Standpunkt der deutschen Arbeiter ist dem proudhonistischen um f&uuml;nfzig Jahre voraus, und es wird gen&uuml;gen, an dieser einen Wohnungsfrage ein Exempel zu statuieren, um fernerer M&uuml;he in dieser Beziehung &uuml;berhoben zu sein. </P>
<P><HR noshade size="1"></P>
<I><H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II">Zweiter Abschnitt</I><BR>
Wie die Bourgeoisie die Wohnungsfrage l&ouml;st</H3>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II_I"></A>I</A></H4>
<B><P><A NAME="S233">|233|</A></B> In dem Abschnitt &uuml;ber die <I>proudhonistische</I> L&ouml;sung der Wohnungsfrage wurde gezeigt, wie sehr das Kleinb&uuml;rgertum bei dieser Frage direkt interessiert ist. Aber auch das Gro&szlig;b&uuml;rgertum hat ein sehr bedeutendes, wenn auch indirektes Interesse daran. Die moderne Naturwissenschaft hat nachgewiesen, da&szlig; die sogenannten "schlechten Viertel", in denen die Arbeiter zusammengedr&auml;ngt sind, die Brutst&auml;tten aller jener Seuchen bilden, die von Zeit zu Zeit unsre St&auml;dte heimsuchen. Cholera, Typhus und typhoide Fieber, Blattern und andre verheerende Krankheiten verbreiten in der verpesteten Luft und dem vergifteten Wasser dieser Arbeiterviertel ihre Keime; sie sterben dort fast nie aus, entwickeln sich, sobald die Umst&auml;nde es gestatten, zu epidemischen Seuchen, und dringen dann auch &uuml;ber ihre Brutst&auml;tten hinaus in die luftigeren und gesunderen, von den Herren Kapitalisten bewohnten Stadtteile. Die Kapitalistenherrschaft kann nicht ungestraft sich das Vergn&uuml;gen erlauben, epidemische Krankheiten unter der Arbeiterklasse zu erzeugen; die Folgen fallen auf sie selbst zur&uuml;ck, und der W&uuml;rgengel w&uuml;tet unter den Kapitalisten ebenso r&uuml;cksichtslos wie unter den Arbeitern.</P>
<P>Sobald dies einmal wissenschaftlich festgestellt war, entbrannten die menschenfreundlichen Bourgeois in edlem Wetteifer f&uuml;r die Gesundheit ihrer Arbeiter. Gesellschaften wurden gestiftet, B&uuml;cher geschrieben, Vorschl&auml;ge entworfen, Gesetze debattiert und dekretiert, um die Quellen der immer wiederkehrenden Seuchen zu verstopfen. Die Wohnungsverh&auml;ltnisse der Arbeiter wurden untersucht und Versuche gemacht, den schreiendsten &Uuml;belst&auml;nden abzuhelfen. Namentlich in England, wo die meisten gro&szlig;en St&auml;dte bestanden und daher das Feuer den Gro&szlig;b&uuml;rgern am heftigsten auf die N&auml;gel brannte, wurde eine gro&szlig;e T&auml;tigkeit entwickelt; Regierungskommissionen wurden ernannt, um die Gesundheitsverh&auml;ltnisse der arbeitenden <A NAME="S234"><B>|234|</A></B> Klasse zu untersuchen; ihre Berichte, durch Genauigkeit, Vollst&auml;ndigkeit und Unparteilichkeit vor allen kontinentalen Quellen sich r&uuml;hmlich auszeichnend, lieferten die Grundlagen zu neuen, mehr oder weniger scharf eingreifenden Gesetzen. So unvollkommen diese Gesetze auch sind, so &uuml;bertreffen sie doch unendlich alles, was bisher auf dem Kontinent in dieser Richtung geschehn. Und trotzdem erzeugt die kapitalistische Gesellschaftsordnung die Mi&szlig;st&auml;nde, um deren Kur es sich handelt, immer wieder mit solcher Notwendigkeit, da&szlig; selbst in England die Kur kaum einen einzigen Schritt vorger&uuml;ckt ist. </P>
<P>Deutschland brauchte, wie gew&ouml;hnlich, eine weit l&auml;ngere Zeit, bis die auch hier chronisch bestehenden Seuchenquellen zu derjenigen akuten H&ouml;he sich entwickelten, die notwendig war, um das schl&auml;frige Gro&szlig;b&uuml;rgertum aufzur&uuml;tteln. Indes, wer langsam geht, geht sicher, und so entstand auch bei uns schlie&szlig;lich eine b&uuml;rgerliche Literatur der &ouml;ffentlichen Gesundheit und der Wohnungsfrage, ein w&auml;sseriger Auszug ihrer ausl&auml;ndischen, namentlich englischen, Vorg&auml;nger, dem man durch vollt&ouml;nende, weihevolle Phrasen den Schein h&ouml;herer Auffassung anschwindelt. Zu dieser Literatur geh&ouml;rt: Dr. <I>Emil Sax</I>, <I>"Die Wohnungszust&auml;nde der arbeitenden Classen und ihre Reform"</I>, Wien 1869. </P>
<P>Ich greife, um die b&uuml;rgerliche Behandlung der Wohnungsfrage darzulegen, dies Buch nur deswegen heraus, weil es den Versuch macht, die b&uuml;rgerliche Literatur &uuml;ber den Gegenstand m&ouml;glichst zusammenzufassen. Und eine sch&ouml;ne Literatur ist es, die unsrem Verfasser als "Quelle" dient! Von den englischen Parlamentsberichten, den wirklichen Hauptquellen, werden nur drei der aller&auml;ltesten mit Namen genannt; das ganze Buch beweist, da&szlig; der Verfasser <I>nie auch nur einen davon angesehn</I> hat; dagegen wird uns eine ganze Reihe von gemeinpl&auml;tzlich b&uuml;rgerlichen, wohlmeinend spie&szlig;b&uuml;rgerlichen und heuchlerisch philanthropischen Schriften vorgef&uuml;hrt: Ducp&eacute;tiaux, Roberts, Hole, Huber, die Verhandlungen der englischen Sozialwissenschafts- (oder vielmehr Kohl-) Kongresse, die Zeitschrift des Vereins f&uuml;r das Wohl der arbeitenden Klassen in Preu&szlig;en, der &ouml;streichische amtliche Bericht &uuml;ber die Pariser Weltausstellung, die amtlichen bonapartistischen Berichte &uuml;ber dieselbe, die "Illustrierte Londoner Zeitung", "&Uuml;ber Land und Meer" und endlich "eine anerkannte Autorit&auml;t", ein Mann von "scharfsinniger, praktischer Auffassung", von "&uuml;berzeugender Eindringlichkeit der Rede", n&auml;mlich - <I>Julius Faucher</I>! Es fehlt in dieser Quellenliste nur noch die "Gartenlaube", der "Kladderadatsch" und der F&uuml;silier Kutschke. </P>
<P>Damit &uuml;ber den Standpunkt des Herrn Sax kein Mi&szlig;verst&auml;ndnis aufkommen k&ouml;nne, erkl&auml;rt er Seite 22: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S235">|235|</A></B> "Wir bezeichnen mit Sozial&ouml;konomie die Volkswirtschaftslehre in ihrer Anwendung auf die sozialen Fragen, genauer ausgedr&uuml;ckt, den Inbegriff der Mittel und Wege, welche uns diese Wissenschaft bietet, <I>auf Grund ihrer 'ehernen' Gesetze innerhalb des Rahmens der gegenw&auml;rtig herrschenden Gesellschaftsordnung, die sogenannten (!) besitzlosen Klassen auf das Niveau der Besitzenden emporzuheben</I>." </P>
</FONT><P>Wir gehen nicht ein auf die konfuse Vorstellung, da&szlig; die "Volkswirtschaftslehre" oder politische &Ouml;konomie sich &uuml;berhaupt mit andern als "sozialen" Fragen besch&auml;ftige. Wir gehn gleich auf den Hauptpunkt los. Dr. Sax verlangt, die "ehernen Gesetze" der b&uuml;rgerlichen &Ouml;konomie, der "Rahmen der gegenw&auml;rtig herrschenden Gesellschaftsordnung", mit andern Worten, die kapitalistische Produktionsweise soll unver&auml;ndert bestehn bleiben, und doch sollen die "sogenannten besitzlosen Klassen auf das Niveau der Besitzenden" emporgehoben werden. Nun ist es aber eine unumg&auml;ngliche Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, da&szlig; eine nicht sogenannte, sondern wirkliche besitzlose Klasse vorhanden ist, die eben nichts zu verkaufen hat als ihre Arbeitskraft, und die daher auch gezwungen ist, den industriellen Kapitalisten diese Arbeitskraft zu verkaufen. Die Aufgabe der von Herrn Sax erfundenen neuen Wissenschaft der Sozial&ouml;konomie besteht also darin: die Mittel und Wege zu finden, wie innerhalb eines Gesellschaftszustands, der begr&uuml;ndet ist auf dem Gegensatz von Kapitalisten, Inhabern aller Rohmaterialien, Produktionsinstrumente und Lebensmittel einerseits, und von besitzlosen Lohnarbeitern, die nur ihre Arbeitskraft und weiter nichts ihr eigen nennen, andrerseits, wie innerhalb dieses Gesellschaftszustands alle Lohnarbeiter in Kapitalisten verwandelt werden k&ouml;nnen, ohne aufzuh&ouml;ren, Lohnarbeiter zu sein. Herr Sax meint diese Frage gel&ouml;st zu haben. Vielleicht wird er so gut sein, uns zu zeigen, wie man alle Soldaten der franz&ouml;sischen Armee, von denen ja seit dem alten Napoleon jeder seinen Marschallstab im Tornister tr&auml;gt, in Feldmarsch&auml;lle verwandeln kann, ohne da&szlig; sie aufh&ouml;ren, gemeine Soldaten zu sein. Oder wie man es fertig bringt, alle 40 Millionen Untertanen des Deutschen Reichs zu deutschen Kaisern zu machen. </P>
<P>Es ist das Wesen des b&uuml;rgerlichen Sozialismus, die Grundlage aller &Uuml;bel der heutigen Gesellschaft aufrechterhalten und gleichzeitig diese &Uuml;bel abschaffen zu wollen. Die b&uuml;rgerlichen Sozialisten wollen, wie schon das <A HREF="../me04/me04_459.htm#S488">"Kommunistische Manifest"</A> sagt, "den sozialen Mi&szlig;st&auml;nden abhelfen, um den Bestand der b&uuml;rgerlichen Gesellschaft zu sichern", sie wollen <I>"die Bourgeoisie ohne das Proletariat"</I>. Wir haben gesehn, da&szlig; Herr Sax die <A NAME="S236"><B>|236|</A></B> Frage genau ebenso stellt. Ihre L&ouml;sung findet er in der L&ouml;sung der Wohnungsfrage; er ist der Ansicht, da&szlig; </P>
<FONT SIZE=2><P>"durch Verbesserung der Wohnungen der arbeitenden Klassen dem geschilderten leiblichen und geistigen Elend mit Erfolg abzuhelfen und dadurch - durch umfassende Besserung der Wohnungszust&auml;nde <I>allein</I> - der &uuml;berwiegende Teil dieser Klassen aus dem Sumpf ihrer oft kaum menschenw&uuml;rdigen Existenz zu den reinen H&ouml;hen materiellen und geistigen Wohlbefindens emporzuheben w&auml;re". (Seite 14.) </P>
</FONT><P>Nebenbei bemerkt, liegt es im Interesse der Bourgeoisie, die Existenz eines durch die b&uuml;rgerlichen Produktionsverh&auml;ltnisse geschaffenen und deren Fortbestand bedingenden Proletariats zu vertuschen. Daher erz&auml;hlt uns Herr Sax, Seite 21, da&szlig; unter arbeitenden Klassen alle "unbemittelten Gesellschaftsklassen", "kleine Leute &uuml;berhaupt, als Handwerker, Witwen, Pensionisten (!), subalterne Beamte usw." neben den eigentlichen Arbeitern zu verstehn sind. Der Bourgeoissozialismus reicht dem kleinb&uuml;rgerlichen die Hand. </P>
<P>Woher kommt nun die Wohnungsnot? Wie entstand sie? Herr Sax darf als guter Bourgeois nicht wissen, da&szlig; sie ein notwendiges Erzeugnis der b&uuml;rgerlichen Gesellschaftsform ist; da&szlig; eine Gesellschaft nicht ohne Wohnungsnot bestehen kann, in der die gro&szlig;e arbeitende Masse auf Arbeitslohn, also auf die zu ihrer Existenz und Fortpflanzung notwendige Summe von Lebensmitteln, ausschlie&szlig;lich angewiesen ist; in der fortw&auml;hrend neue Verbesserungen der Maschinerie usw. Massen von Arbeitern au&szlig;er Arbeit setzen; in der heftige, regelm&auml;&szlig;ig wiederkehrende industrielle Schwankungen einerseits das Vorhandensein einer zahlreichen Reservearmee von unbesch&auml;ftigten Arbeitern bedingen, andrerseits zeitweilig die gro&szlig;e Masse der Arbeiter arbeitslos auf die Stra&szlig;e treiben; in der Arbeiter massenhaft in den gro&szlig;en St&auml;dten zusammengedr&auml;ngt werden, und zwar rascher, als unter den bestehenden Verh&auml;ltnissen Wohnungen f&uuml;r sie entstehn, in der also f&uuml;r die infamsten Schweinest&auml;lle sich immer Mieter finden m&uuml;ssen; in der endlich der Hausbesitzer, in seiner Eigenschaft als Kapitalist, nicht nur das Recht, sondern, verm&ouml;ge der Konkurrenz, auch gewisserma&szlig;en die Pflicht hat, aus seinem Hauseigentum r&uuml;cksichtslos die h&ouml;chsten Mietpreise herauszuschlagen. In einer solchen Gesellschaft ist die Wohnungsnot kein Zufall, sie ist eine notwendige Institution, sie kann mitsamt ihren R&uuml;ckwirkungen auf die Gesundheit usw. nur beseitigt werden, wenn die ganze Gesellschaftsordnung, der sie entspringt, von Grund aus umgew&auml;lzt wird. Das aber darf der Bourgeoissozialismus nicht wissen. Er <I>darf</I> sich die Wohnungsnot nicht aus den Verh&auml;ltnissen erkl&auml;ren. Es bleibt ihm also kein anderes Mittel &uuml;brig, als sie mit moralischen Phrasen aus der Schlechtigkeit der Menschen zu erkl&auml;ren, sozusagen aus der Erbs&uuml;nde. </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S237">|237|</A></B> "Und da ist nicht zu verkennen - und folglich nicht zu leugnen" (k&uuml;hner Schlu&szlig;!) -, "da&szlig; die Schuld ... einesteils <I>an den Arbeitern selbst</I> liegt, den Wohnungsbegehrenden, andern und zwar weit gr&ouml;&szlig;eren Teils aber an denjenigen, welche die Befriedigung des Bed&uuml;rfnisses &uuml;bernehmen, oder, obwohl sie &uuml;ber die erforderlichen Mittel gebieten, auch nicht &uuml;bernehmen, <I>an den besitzenden, h&ouml;heren Gesellschaftsklassen</I>. Die Schuld auf seiten der letzteren ... besteht darin, da&szlig; sie es sich nicht angelegen sein lassen, f&uuml;r ausreichendes Angebot guter Wohnungen zu sorgen." </P>
</FONT><P>Wie Proudhon uns aus der &Ouml;konomie in die Juristerei, so versetzt uns hier unser Bourgeoissozialist aus der &Ouml;konomie in die Moral. Und nichts ist nat&uuml;rlicher. Wer die kapitalistische Produktionsweise, die "ehernen Gesetze" der heutigen b&uuml;rgerlichen Gesellschaft, f&uuml;r unantastbar erkl&auml;rt und doch ihre mi&szlig;liebigen, aber notwendigen Folgen abschaffen will, dem bleibt nichts &uuml;brig, als den Kapitalisten Moralpredigten zu halten, Moralpredigten, deren R&uuml;hreffekt sofort wieder durch das Privatinteresse und n&ouml;tigenfalls durch die Konkurrenz in Dunst aufgel&ouml;st wird. Diese Moralpredigten gleichen genau denen der Henne am Rande des Teichs, auf dem ihre ausgebr&uuml;teten Entchen lustig herumschwimmen. Die Entchen gehn aufs Wasser, obwohl es keine Balken, und die Kapitalisten st&uuml;rzen sich auf den Profit, obwohl er kein Gem&uuml;t hat. "In Geldsachen h&ouml;rt die Gem&uuml;tlichkeit auf", sagte schon der alte Hansemann, der das besser kannte als Herr Sax. </P>
<FONT SIZE=2><P>"Die guten Wohnungen stehn so hoch im Preise, da&szlig; es dem gr&ouml;&szlig;ten Teil der Arbeiter <I>ganz und gar unm&ouml;glich ist</I>, davon Gebrauch zu machen. Das gro&szlig;e Kapital ... h&auml;lt sich von den Wohnungen f&uuml;r die arbeitenden Klassen scheu zur&uuml;ck ... So fallen denn diese Klassen mit ihrem Wohnungsbed&uuml;rfnisse zum gr&ouml;&szlig;ten Teil der Spekulation anheim." </P>
</FONT><P>Abscheuliche Spekulation - das gro&szlig;e Kapital spekuliert nat&uuml;rlich nie! Aber es ist nicht der b&ouml;se Wille, es ist nur die Unwissenheit, die das gro&szlig;e Kapital verhindert, in Arbeiterh&auml;usern zu spekulieren: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Hausbesitzer <I>wissen</I> gar nicht, welch gro&szlig;e und wichtige Rolle eine normale Befriedigung des Wohnungsbed&uuml;rfnisses ... spielt, <I>sie wissen nicht</I>, <I>was sie den Leuten tun</I>, wenn sie ihnen, wie die Regel, so unverantwortlich schlechte, sch&auml;dliche Wohnungen anbieten, und sie <I>wissen</I> endlich nicht, wie sie sich selbst damit schaden." (Seite 27.) </P>
</FONT><P>Die Unwissenheit der Kapitalisten bedarf aber der Unwissenheit der Arbeiter, um mit ihr die Wohnungsnot zu erzeugen. Nachdem Herr Sax zugegeben, da&szlig; die "alleruntersten Schichten" der Arbeiter, "um nicht ganz obdachlos zu bleiben, wo und wie immer ein Nachtlager zu suchen bem&uuml;&szlig;igt (!) und in dieser Beziehung v&ouml;llig wehr- und h&uuml;lflos sind", erz&auml;hlt er uns: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S238">|238|</A></B> "Denn es ist eine altbekannte Tatsache, wie viele unter ihnen" (den Arbeitern) aus Leichtsinn, vorwiegend aber aus Unwissenheit, ihrem K&ouml;rper die Bedingungen naturgem&auml;&szlig;er Entwickelung und gesunder Existenz, fast m&ouml;chte man sagen, mit Virtuosit&auml;t, entziehn, indem sie von einer rationellen Gesundheitspflege, insbesondere aber davon, welch enorme Bedeutung der Wohnung in dieser zukommt, <I>nicht den mindesten Begriff haben</I>." (Seite 27.) </P>
</FONT><P>Nun aber kommt das b&uuml;rgerliche Eselsohr heraus. W&auml;hrend bei den Kapitalisten die "Schuld" sich in Unwissenheit verfl&uuml;chtigte, ist bei den Arbeitern die Unwissenheit nur der Anla&szlig; zur Schuld. Man h&ouml;re: </P>
<FONT SIZE=2><P>"So kommt es" (n&auml;mlich durch die Unwissenheit), "da&szlig; sie sich, wenn sie nur etwas an der Miete ersparen, in dunkle, feuchte, unzureichende, kurz allen Anforderungen der Hygiene Hohn sprechende Wohnungen ziehn ... da&szlig; oft mehrere Familien in eine einzige Wohnung, ja, ein einziges Zimmer sich zusammen mieten - alles, um m&ouml;glichst wenig f&uuml;r die Wohnung auszugeben, w&auml;hrend sie daneben auf <I>Trunk und allerlei eitle Vergn&uuml;gungen ihr Einkommen in wahrhaft s&uuml;ndhafter Weise verschleudern</I>." </P>
</FONT><P>Das Geld, das die Arbeiter "auf Branntwein und Tabak verschwenden" (Seite 28), das "Wirtshausleben mit all seinen beklagenswerten Folgen, das wie ein Bleigewicht den Arbeiterstand immer wieder in den Schlamm hinabzieht", liegt Herrn Sax in der Tat wie ein Bleigewicht im Magen. Da&szlig; unter den gegebenen Verh&auml;ltnissen die Trunksucht unter den Arbeitern ein notwendiges Produkt ihrer Lebenslage ist, ebenso notwendig wie Typhus, Verbrechen, Ungeziefer, Gerichtsvollzieher und andere gesellschaftliche Krankheiten, so notwendig, da&szlig; man die Durchschnittszahl der der Trunksucht Verfallenden vorher berechnen kann, das darf Herr Sax wieder nicht wissen. &Uuml;brigens sagte schon mein alter Elementarlehrer: "Die Gemeinen gehen in das Fuselhaus, und die Vornehmen gehn in den Klub", und da ich in beiden gewesen bin, kann ich die Richtigkeit bezeugen. </P>
<P>Das ganze Gerede von der "Unwissenheit" beider Teile l&auml;uft hinaus auf die alten Redensarten von der Harmonie der Interessen von Kapital und Arbeit. Wenn die Kapitalisten ihr wahres Interesse kennten, w&uuml;rden sie den Arbeitern gute Wohnungen liefern und sie &uuml;berhaupt besserstellen; und wenn die Arbeiter ihr wahres Interesse verst&auml;nden, w&uuml;rden sie nicht striken, nicht Sozialdemokratie treiben, nicht politisieren, sondern h&uuml;bsch ihren Vorgesetzten, den Kapitalisten, folgen. Leider finden beide Teile ihre Interessen ganz woanders als in den Predigten des Herrn Sax und seiner zahllosen Vorg&auml;nger. Das Evangelium von der Harmonie zwischen Kapital und Arbeit ist nun schon an die f&uuml;nfzig Jahre gepredigt worden; die b&uuml;rgerliche Philanthropie hat es sich schweres Geld kosten lassen, diese Harmonie durch <A NAME="S239"><B>|239|</A></B> Musteranstalten zu beweisen, und wie wir sp&auml;ter sehen werden, sind wir heute grade so weit wie vor f&uuml;nfzig Jahren. </P>
<P>Unser Verfasser geht nun an die praktische L&ouml;sung der Frage. Wie wenig revolution&auml;r der Vorschlag Proudhons war, die Arbeiter zu Eigent&uuml;mern ihrer Wohnungen zu machen, geht schon daraus hervor, da&szlig; der b&uuml;rgerliche Sozialismus diesen Vorschlag schon vor ihm praktisch auszufahren versucht hatte und noch versucht. Auch Herr Sax erkl&auml;rt, da&szlig; die Wohnungsfrage vollst&auml;ndig nur durch &Uuml;bertragung des Eigentums der Wohnung an die Arbeiter zu l&ouml;sen sei (S. 58 und 59). Mehr noch, er verf&auml;llt in dichterische Verz&uuml;ckung bei diesem Gedanken und bricht in folgenden Begeisterungsschwung aus: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist etwas Eigent&uuml;mliches um die im Menschen liegende Sehnsucht nach Grundbesitz, einen Trieb, den selbst das <I>fieberhaft pulsierende G&uuml;terleben</I> der Gegenwart nicht abzuschw&auml;chen vermochte. Es ist dies das unbewu&szlig;te Gef&uuml;hl von der Bedeutung der wirtschaftlichen Errungenschaft, die der Grundbesitz darstellt. Mit ihm bekommt der Mensch einen sicheren Halt, er wurzelt gleichsam fest in dem Boden, und jede Wirtschaft (!) hat in demselben die dauerhafteste Basis. Doch weit &uuml;ber diese materiellen Vorteile reicht die Segenskraft des Grundbesitzes hinaus. Wer so gl&uuml;cklich ist, einen solchen sein zu nennen, hat die <I>denkbar h&ouml;chste Stufe wirtschaftlicher Unabh&auml;ngigkeit erreicht</I>; er hat ein Gebiet, worauf er <I>souver&auml;n</I> schalten und walten kann, er ist <I>sein eigner Herr</I>, er hat eine gewisse Macht und einen <I>sichern R&uuml;ckhalt</I> f&uuml;r die Zeit der Not; es w&auml;chst sein Selbstbewu&szlig;tsein und mit diesem seine moralische Kraft. Daher die tiefe Bedeutung des Eigentums in der vorliegenden Frage ... Der Arbeiter, h&uuml;lflos heute den Wechself&auml;llen der Konjunktur ausgesetzt, in steter Abh&auml;ngigkeit von dem Arbeitgeber, w&uuml;rde dadurch bis zu einem gewissen Grad dieser prek&auml;ren Lage entr&uuml;ckt, <I>er w&uuml;rde Kapitalist</I> und gegen die Gefahren der Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunf&auml;higkeit durch den Realkredit, der ihm infolgedessen offenst&auml;nde, gesichert. <I>Er w&uuml;rde dadurch aus der besitzlosen in die Klasse der Besitzenden emporgehoben.</I>" (Seite 63.) </P>
</FONT><P>Herr Sax scheint vorauszusetzen, da&szlig; der Mensch wesentlich Bauer ist, sonst w&uuml;rde er nicht den Arbeitern unserer gro&szlig;en St&auml;dte eine Sehnsucht nach Grundbesitz andichten, die sonst niemand bei ihnen entdeckt hat. F&uuml;r unsre gro&szlig;st&auml;dtischen Arbeiter ist Freiheit der Bewegung erste Lebensbedingung, und Grundbesitz kann ihnen nur eine Fessel sein. Verschafft ihnen eigne H&auml;user, kettet sie wieder an die Scholle, und ihr brecht ihre Widerstandskraft gegen die Lohnherabdr&uuml;ckung der Fabrikanten. Der einzelne Arbeiter mag sein H&auml;uschen gelegentlich verkaufen k&ouml;nnen, bei einem ernstlichen Strike oder einer allgemeinen Industriekrise <A NAME="ZT12"><A HREF="me18_209.htm#T12">{12}</A></A> aber w&uuml;rden s&auml;mtliche den betreffenden Arbeitern geh&ouml;renden H&auml;user zum Verkauf auf den <A NAME="S240"><B>|240|</A></B> Markt kommen m&uuml;ssen, also gar keine K&auml;ufer finden oder weit unter Kostpreis losgeschlagen werden. Und wenn sie alle K&auml;ufer f&auml;nden, so w&auml;re ja die ganze gro&szlig;e Wohnungsreform des Herrn Sax wieder in nichts aufgel&ouml;st, und er k&ouml;nnte wieder von vorn anfangen. Indes, Dichter leben in einer Welt der Einbildung, und so auch Herr Sax, der sich einbildet, der Grundbesitzer habe "die h&ouml;chste Stufe wirtschaftlicher Unabh&auml;ngigkeit erreicht", er habe "einen sichern R&uuml;ckhalt", "er <I>w&uuml;rde Kapitalist</I> und gegen die Gefahren der Arbeitslosigkeit und Arbeitsunf&auml;higkeit durch den Realkredit, der ihm infolgedessen offenst&auml;nde, gesichert" usw. Herr Sax sehe sich doch die franz&ouml;sischen und unsre rheinischen kleinen Bauern an; ihre H&auml;user und Felder sind mit Hypotheken &uuml;ber und &uuml;ber beschwert, ihre Ernte geh&ouml;rt ihren Gl&auml;ubigern, ehe sie geschnitten ist, und auf ihrem "Gebiet" schalten und walten nicht sie souver&auml;n, sondern der Wucherer, der Advokat und der Gerichtsvollzieher. Das ist allerdings die denkbar h&ouml;chste Stufe der wirtschaftlichen Unabh&auml;ngigkeit - f&uuml;r den Wucherer! Und damit die Arbeiter so rasch wie m&ouml;glich ihr H&auml;uschen unter dieselbe Souver&auml;nit&auml;t des Wucherers bringen, weist sie der wohlwollende Herr Sax vorsorglich auf den ihnen offenstehenden <I>Realkredit</I> hin, den sie in Arbeitslosigkeit und Arbeitsunf&auml;higkeit benutzen k&ouml;nnen, statt der Armenpflege zur Last zu fallen. </P>
<P>Jedenfalls hat nun Herr Sax die anfangs gestellte Frage gel&ouml;st: der Arbeiter <I>"wird Kapitalist"</I> durch Erwerb eines eignen H&auml;uschens. </P>
<P>Kapital ist Kommando &uuml;ber die unbezahlte Arbeit andrer. Das H&auml;uschen des Arbeiters wird also nur Kapital, sobald er es einem Dritten vermietet und in der Gestalt der Miete sich einen Teil des Arbeitsprodukts dieses Dritten aneignet. Dadurch, da&szlig; er es selbst bewohnt, wird das Haus gerade daran verhindert, Kapital zu werden, ebenso wie der Rock in demselben Augenblick aufh&ouml;rt, Kapital zu sein, wo ich ihn vom Schneider kaufe und anziehe. Der Arbeiter, der ein H&auml;uschen im Wert von tausend Talern besitzt, ist allerdings kein Proletarier mehr, aber man mu&szlig; Herr Sax sein, um ihn einen Kapitalisten zu nennen. </P>
<P>Das Kapitalistentum unsres Arbeiters hat aber noch eine andre Seite. Nehmen wir an, in einer gegebenen Industriegegend sei es die Regel geworden, da&szlig; jeder Arbeiter sein eignes H&auml;uschen besitzt. In diesem Fall <I>wohnt die Arbeiterklasse jener Gegend frei</I>; Unkosten f&uuml;r Wohnung gehn nicht mehr ein in den Wert ihrer Arbeitskraft. Jede Verringerung der Erzeugungskosten der Arbeitskraft, d.h. jede dauernde Preiserniedrigung der Lebensbed&uuml;rfnisse des Arbeiters kommt aber "auf Grund der ehernen Gesetze der Volkswirtschaftslehre" einer Herabdr&uuml;ckung des Werts der Arbeitskraft gleich und hat daher schlie&szlig;lich einen entsprechenden Fall im <A NAME="S241"><B>|241|</A></B> Arbeitslohn zur Folge. Der Arbeitslohn w&uuml;rde also durchschnittlich um den ersparten Durchschnittsmietbetrag fallen, d.h., der Arbeiter w&uuml;rde die Miete f&uuml;r sein eignes Haus zahlen, aber nicht, wie fr&uuml;her, in Geld an den Hausbesitzer, sondern in unbezahlter Arbeit an den Fabrikanten, f&uuml;r den er arbeitet. Auf diese Weise w&uuml;rden die im H&auml;uschen angelegten Ersparnisse des Arbeiters allerdings gewisserma&szlig;en zu Kapital, aber Kapital nicht f&uuml;r ihn, sondern f&uuml;r den ihn besch&auml;ftigenden Kapitalisten. </P>
<P>Herr Sax bringt es also nicht einmal auf dem Papier fertig, seinen Arbeiter in einen Kapitalisten zu verwandeln. </P>
<P>Beil&auml;ufig bemerkt, gilt das oben Gesagte von allen sogenannten sozialen Reformen, die auf Sparen oder auf Verwohlfeilung der Lebensmittel des Arbeiters hinauslaufen. Entweder werden sie allgemein, und dann folgt ihnen eine entsprechende Lohnherabsetzung, oder aber sie bleiben ganz vereinzelte Experimente, und dann beweist ihr blo&szlig;es Dasein als einzelne Ausnahme, da&szlig; ihre Durchf&uuml;hrung im gro&szlig;en mit der bestehenden kapitalistischen Produktionsweise unvereinbar ist. Nehmen wir an, in einer Gegend gelinge es, durch allgemeine Einf&uuml;hrung von Konsumvereinen die Lebensmittel der Arbeiter um 20 Prozent wohlfeiler zu machen; so m&uuml;&szlig;te der Arbeitslohn auf die Dauer dort um ann&auml;hernd 20 Prozent fallen, d.h. in demselben Verh&auml;ltnis, in dem die betreffenden Lebensmittel in den Lebensunterhalt der Arbeiter eingehn. Verwendet der Arbeiter z.B. durchschnittlich drei Viertel seines Wochenlohns auf diese Lebensmittel, so f&auml;llt der Arbeitslohn schlie&szlig;lich um <FONT size="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">4</FONT> <20> 20 = 15 Prozent. Kurzum: sobald eine derartige Sparreform allgemein geworden, erh&auml;lt der Arbeiter in demselben Verh&auml;ltnis weniger Lohn, als ihm seine Ersparnisse erlauben, wohlfeiler zu leben. Gebt <I>jedem</I> Arbeiter ein erspartes, unabh&auml;ngiges Einkommen von 52 Taler, und sein Wochenlohn mu&szlig; schlie&szlig;lich um einen Taler sinken. Also: je mehr er spart, desto weniger Lohn erh&auml;lt er. Er spart also nicht in seinem eignen Interesse, sondern in dem des Kapitalisten. Was bedarf es mehr, in ihm "die erste wirtschaftliche Tugend, den Sparsinn ... auf das m&auml;chtigste anzuregen"? (S. 64.) </P>
<P>&Uuml;brigens sagt uns Herr Sax auch gleich darauf, da&szlig; die Arbeiter Hausbesitzer werden sollen nicht sowohl in ihrem eignen Interesse als in dem der Kapitalisten: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Doch nicht der Arbeiterstand, auch die Gesellschaft im ganzen hat das h&ouml;chste Interesse daran, m&ouml;glichst viele ihrer Glieder mit dem Boden verkn&uuml;pft (!) zu sehen" (ich m&ouml;chte Herrn Sax wohl einmal in dieser Positur sehn) "... <A NAME="ZT13"></FONT><A HREF="me18_209.htm#T13"><FONT SIZE=2>{13}</A></FONT></A><FONT SIZE=2> Alle die geheimen <A NAME="S242"><B>|242|</A></B> Kr&auml;fte, die den Vulkan, die soziale Frage genannt, der unter unsern F&uuml;&szlig;en gl&uuml;ht, entflammen, die proletarische Verbitterung, der Ha&szlig; ... die gef&auml;hrlichen Begriffsverwirrungen ... sie m&uuml;ssen zerst&auml;uben wie die Nebel vor der Morgensonne, wenn ... die Arbeiter selbst auf jenem Wege in die Klasse der Besitzenden &uuml;bergehen." (S. 65.) </P>
</FONT><P>In andern Worten: Herr Sax hofft, da&szlig; die Arbeiter durch eine Verschiebung ihrer proletarischen Stellung, wie sie der Hauserwerb herbeif&uuml;hren m&uuml;&szlig;te, auch ihren proletarischen Charakter verlieren und wieder gehorsame Duckm&auml;user werden gleich ihren ebenfalls hausbesitzenden Vorfahren. Die Proudhonisten m&ouml;gen sich das zu Gem&uuml;te f&uuml;hren. </P>
<P>Hiermit glaubt Herr Sax die soziale Frage gel&ouml;st zu haben: </P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>Die gerechtere Verteilung der G&uuml;ter</I>, das Sphinxr&auml;tsel, an dessen L&ouml;sung sich schon viele vergeblich versuchten, liegt sie nicht so als greifbares Faktum vor uns, ist sie nicht damit den Regionen der Ideale entr&uuml;ckt und in den Bereich der Wirklichkeit getreten? Und wenn realisiert, ist damit nicht eins der h&ouml;chsten Ziele erreicht, das selbst die <I>Sozialisten der extremsten Richtung als den Gipfelpunkt ihrer Theorien hinstellen</I>"? (S. 66.) </P>
</FONT><P>Es ist ein wahres Gl&uuml;ck, da&szlig; wir uns bis hierher durchgearbeitet haben. Dieser Jubelruf bildet n&auml;mlich den "Gipfelpunkt" des Saxschen Buchs, und von jetzt an geht es wieder sachte bergunter, aus "den Regionen der Ideale" auf die platte Wirklichkeit, und wenn wir unten ankommen, werden wir finden, da&szlig; sich nichts, aber auch gar nichts in unsrer Abwesenheit ge&auml;ndert hat. </P>
<P>Den ersten Schritt bergab l&auml;&szlig;t uns unser F&uuml;hrer tun, indem er uns belehrt, da&szlig; es zwei Systeme von Arbeiterwohnungen gibt: das Cottagesystem, wo jede Arbeiterfamilie ihr eignes H&auml;uschen und wom&ouml;glich G&auml;rtchen hat, wie in England, und das Kasernensystem der gro&szlig;en, viele Arbeiterwohnungen enthaltenden Geb&auml;ude, wie in Paris, Wien usw. Zwischen beiden stehe das in Norddeutschland &uuml;bliche System. Nun sei zwar das Cottagesystem das einzig richtige, und das einzige, wobei der Arbeiter das Eigentum an seinem Hause erwerben k&ouml;nne; auch habe das Kasernensystem sehr gro&szlig;e Nachteile f&uuml;r Gesundheit, Moralit&auml;t und h&auml;uslichen Frieden - aber leider, leider sei das Cottagesystem grade in den Mittelpunkten der Wohnungsnot, in den gro&szlig;en St&auml;dten, wegen der Bodenteurung unausf&uuml;hrbar, und man k&ouml;nne noch froh sein, wenn man dort, statt gro&szlig;er Kasernen, H&auml;user zu 4 bis 6 Wohnungen errichte oder den Hauptm&auml;ngeln des Kasernensystems durch allerhand bauliche K&uuml;nsteleien abhelfe. (S. 71-92.)</P>
<P>Nicht wahr, wir sind schon ein gutes St&uuml;ck heruntergekommen? Die Verwandlung der Arbeiter in Kapitalisten, die L&ouml;sung der sozialen Frage, <A NAME="S243"><B>|243|</A></B> das jedem Arbeiter eigent&uuml;mlich geh&ouml;rende Haus - das alles ist oben in "den Regionen der Ideale" geblieben; wir haben uns nur noch damit zu besch&auml;ftigen, das Cottagesystem auf dem Lande einzuf&uuml;hren und in den St&auml;dten die Arbeiterkasernen so ertr&auml;glich wie m&ouml;glich einzurichten. </P>
<P>Die b&uuml;rgerliche L&ouml;sung der Wohnungsfrage ist also eingestandenerma&szlig;en gescheitert - gescheitert an dem Gegensatz von Stadt und Land. Und hier sind wir an dem Kernpunkt der Frage angelangt. Die Wohnungsfrage ist erst dann zu l&ouml;sen, wenn die Gesellschaft weit genug umgew&auml;lzt ist, um die Aufhebung des von der jetzigen kapitalistischen Gesellschaft auf die Spitze getriebenen Gegensatzes von Stadt und Land in Angriff zu nehmen. Die kapitalistische Gesellschaft, weit entfernt, diesen Gegensatz aufheben zu k&ouml;nnen, mu&szlig; ihn im Gegenteil t&auml;glich mehr versch&auml;rfen. Dagegen haben schon die ersten modernen utopistischen Sozialisten, Owen und Fourier, dies richtig erkannt. In ihren Mustergeb&auml;uden existiert der Gegensatz von Stadt und Land nicht mehr. Es findet also das Gegenteil statt von dem, was Herr Sax behauptet: nicht die L&ouml;sung der Wohnungsfrage l&ouml;st zugleich die soziale Frage, sondern erst durch die L&ouml;sung der sozialen Frage, d.h. durch die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, wird zugleich die L&ouml;sung der Wohnungsfrage m&ouml;glich gemacht. Die Wohnungsfrage l&ouml;sen wollen und die modernen gro&szlig;en St&auml;dte forterhalten wollen, ist ein Widersinn. Die modernen gro&szlig;en St&auml;dte werden aber beseitigt erst durch die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, und wenn diese erst in Gang gebracht, wird es sich um ganz andere Dinge handeln, als jedem Arbeiter ein ihm zu eigen geh&ouml;rendes H&auml;uschen zu verschaffen. </P>
<P>Zun&auml;chst wird aber jede soziale Revolution die Dinge nehmen m&uuml;ssen, wie sie sie findet, und den schreiendsten &Uuml;beln mit den vorhandenen Mitteln abhelfen m&uuml;ssen. Und da haben wir schon gesehn, da&szlig; der Wohnungsnot sofort abgeholfen werden kann durch Expropriation eines Teils der den besitzenden Klassen geh&ouml;renden Luxuswohnungen und durch Bequartierung des &uuml;brigen Teils. </P>
<P>Wenn nun Herr Sax im Verfolg wieder aus den gro&szlig;en St&auml;dten herausgeht und ein langes und breites redet &uuml;ber Arbeiterkolonien, die <I>neben</I> den St&auml;dten angelegt werden sollen, wenn er alle die Sch&ouml;nheiten solcher Kolonien schildert, mit ihrer gemeinsamen "Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Luft- oder Warmwasserheizung, Waschk&uuml;chen, Trockenstuben, Badekammern u.dgl.", mit "Kleinkinderbewahranstalt, Schule, Betsaal (!), Lesezimmer, Bibliothek ... Wein und Bierstube, Tanz- und Musiksaal in allen Ehren", mit Dampfkraft, die in alle H&auml;user geleitet werden und so "die Produktion in gewissem Umfang aus den Fabriken in die h&auml;usliche Werk- <A NAME="S244"><B>|244|</A></B> st&auml;tte zur&uuml;ckverlegen" kann - so &auml;ndert das an der Sache nichts. Die Kolonie, wie er sie schildert, ist von Herrn Huber den Sozialisten Owen und Fourier direkt abgeborgt und blo&szlig; durch Abstreifung alles Sozialistischen total verb&uuml;rgert. Dadurch aber wird sie erst recht utopistisch. Kein Kapitalist hat ein Interesse daran, solche Kolonien anzulegen, wie denn auch nirgendwo in der Welt eine solche besteht, au&szlig;er in Guise in Frankreich; und diese ist gebaut von einem Fourieristen, nicht als rentable Spekulation, sondern als sozialistisches Experiment. <A NAME="ZF3"><A HREF="me18_209.htm#F3">(3)</A></A> Ebensogut h&auml;tte Herr Sax die im Anfang der vierziger Jahre von Owen in Hampshire gegr&uuml;ndete und l&auml;ngst untergegangene kommunistische Kolonie Harmony Hall zugunsten seiner b&uuml;rgerlichen Projektenmacherei anf&uuml;hren k&ouml;nnen. </P>
<P>Indes ist all dies Gerede von Kolonisation nur ein lahmer Versuch, wieder in die "Regionen der Ideale" emporzufliegen, der auch sofort wieder fallengelassen wird. Wir gehn nun wieder flott bergab. Die einfachste L&ouml;sung ist nun die, </P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; die Arbeitgeber, die Fabrikherren, den Arbeitern zu entsprechenden Wohnungen verhelfen, sei es, da&szlig; sie diese selbst herstellen, sei es, da&szlig; sie die Arbeiter zu eigner Baut&auml;tigkeit aufmuntern und unterst&uuml;tzen, indem sie ihnen Grund und Boden zur Verf&uuml;gung stellen, das Baukapital vorschie&szlig;en usw." (S. 106.) </P>
</FONT><P>Hiermit sind wir wieder aus den gro&szlig;en St&auml;dten heraus, wo von alledem keine Rede sein kann, und aufs Land zur&uuml;ckversetzt. Herr Sax beweist nun, da&szlig; es hier im Interesse der Fabrikanten selbst liegt, ihren Arbeitern zu ertr&auml;glichen Wohnungen zu verhelfen, einerseits als gute Kapitalanlage, andrerseits, weil die daraus unfehlbar </P>
<P>"resultierende Hebung der Arbeiter ... eine Steigerung ihrer k&ouml;rperlichen und geistigen Arbeitskraft nach sich ziehen mu&szlig;, was nat&uuml;rlich ... nicht minder ... dem Arbeitgeber zugute kommt. Damit ist aber auch der rechte Gesichtspunkt f&uuml;r die Beteiligung der letztern an der Wohnungsfrage gegeben: Sie erscheint als Ausflu&szlig; der <I>latenten Assoziation</I>, der meist unter dem Gewande humanit&auml;rer Bestrebungen verborgenen Sorge der Arbeitgeber f&uuml;r das leibliche und wirtschaftliche, geistige und sittliche Wohl ihrer Arbeiter, welche sich durch ihre Erfolge, Heranziehung und Sicherung einer t&uuml;chtigen, geschickten, willigen, zufriedenen und <I>ergebenen</I> Arbeiterschaft von selbst pekuni&auml;r entlohnt." (S. 108.) </P>
<P>Die Phrase der "latenten Assoziation", womit Huber dem b&uuml;rgerlich-philanthropischen Gefasel einen "h&ouml;heren Sinn" unterzuschieben ver- <A NAME="S245"><B>|245|</A></B> suchte, &auml;ndert an der Sache nichts. Auch ohne diese Phrase haben die gro&szlig;en l&auml;ndlichen Fabrikanten, namentlich in England, l&auml;ngst eingesehn, da&szlig; die Anlage von Arbeiterwohnungen nicht nur eine Notwendigkeit, ein St&uuml;ck der Fabrikanlage selbst ist, sondern sich auch sehr gut rentiert. In England sind auf diese Weise ganze D&ouml;rfer entstanden, von denen manche sich sp&auml;ter zu St&auml;dten entwickelt haben. Die Arbeiter aber, statt den menschenfreundlichen Kapitalisten dankbar zu sein, haben von jeher sehr bedeutende Einwendungen gegen dies "Cottagesystem" gemacht. Nicht nur, da&szlig; sie Monopolpreise f&uuml;r die H&auml;user zahlen m&uuml;ssen, weil der Fabrikant keine Konkurrenten hat; sie sind bei jedem Strike sofort obdachlos, da der Fabrikant sie ohne weiteres an die Luft setzt und dadurch jeden Widerstand sehr erschwert. Das N&auml;here kann man in meiner <A HREF="../me02/me02_360.htm#S403">"Lage der arbeitenden Klasse in England" S. 224 und 228</A> nachlesen. Aber Herr Sax meint, dergleichen "verdiene doch kaum eine Widerlegung". (S. 111.) Und will er nicht dem Arbeiter das Eigentum an seinem H&auml;uschen verschaffen? Allerdings, aber da "die Arbeitgeber in der Lage sein m&uuml;&szlig;ten, &uuml;ber die Wohnung stets zu verf&uuml;gen, um, wenn sie einen Arbeiter entlassen, f&uuml;r den Ersatzmann Raum zu haben", so - nun ja, so m&uuml;&szlig;te "<I>durch Verabredung der Widerruflichkeit des Eigentums</I> f&uuml;r jene F&auml;lle vorgesehen werden"! (S. 113.)<A NAME="ZF4"><A HREF="me18_209.htm#F4">(4)</A></A> </P>
<P>Diesmal sind wir unerwartet rasch heruntergekommen. Erst hie&szlig; es: Eigentum des Arbeiters an seinem H&auml;uschen; dann erfahren wir, da&szlig; das in den St&auml;dten unm&ouml;glich und nur auf dem Lande durchf&uuml;hrbar; jetzt wird uns erkl&auml;rt, da&szlig; dies Eigentum auch auf dem Lande nur ein "durch Verabredung <I>widerrufliches</I>" sein soll! Mit dieser von Herrn Sax neu entdeckten Sorte von Eigentum f&uuml;r die Arbeiter, mit dieser ihrer Verwandlung in <A NAME="S246"><B>|246|</A></B> "durch Verabredung widerrufliche" Kapitalisten, sind wir gl&uuml;cklich wieder auf ebener Erde angekommen und haben hier zu untersuchen, was die Kapitalisten und sonstigen Philanthropen zur L&ouml;sung der Wohnungsfrage <I>wirklich</I> getan haben. </P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II_II">II</A></H4>
<P>Wenn wir unserm Dr. Sax glauben d&uuml;rfen, so ist von seiten der Herren Kapitalisten schon jetzt Bedeutendes zur Abh&uuml;lfe der Wohnungsnot geleistet und der Beweis geliefert worden, da&szlig; die Wohnungsfrage auf Grund der kapitalistischen Produktionsweise l&ouml;sbar ist. </P>
<P>Vor allen Dingen f&uuml;hrt uns Herr Sax an - das bonapartistische Frankreich! Louis Bonaparte ernannte bekanntlich zur Zeit der Pariser Weltausstellung eine Kommission, scheinbar um &uuml;ber die Lage der arbeitenden Klassen Frankreichs zu berichten, in der Tat, um zum gr&ouml;&szlig;ern Ruhm des Kaiserreichs diese Lage als eine wahrhaft paradiesische zu schildern. Und auf den Bericht dieser aus den korruptesten Werkzeugen des Bonapartismus zusammengesetzten Kommission beruft sich Herr Sax, besonders auch, weil die Resultate ihrer Arbeit "nach dem <I>eigenen Ausspruch</I> des damit betrauten Komitees f&uuml;r Frankreich ziemlich vollst&auml;ndig" sind! Und was sind diese Resultate? Von 89 Gro&szlig;industriellen resp. Aktiengesellschaften, welche Auskunft erteilten, haben 31 <I>keine</I> Arbeiterwohnungen errichtet; die errichteten Wohnungen beherbergen nach Sax' eigner Sch&auml;tzung h&ouml;chstens 50.000-60.000 K&ouml;pfe, und die Wohnungen bestehn fast ausschlie&szlig;lich nur aus zwei Zimmern f&uuml;r jede Familie! </P>
<P>Es ist selbstredend, da&szlig; jeder Kapitalist, den die Bedingungen seiner Industrie - Wasserkraft, Lage der Kohlengruben, Eisensteinlager und sonstigen Bergwerke usw. - an eine bestimmte l&auml;ndliche Lokalit&auml;t fesseln, Wohnungen f&uuml;r seine Arbeiter bauen mu&szlig;, wenn keine vorhanden sind. Darin einen Beweis der Existenz der "latenten Assoziation", "ein sprechendes Zeugnis f&uuml;r die Zunahme des Verst&auml;ndnisses der Sache und ihrer hohen Tragweite", einen "viel verhei&szlig;enden Anfang" (S. 115) zu sehn, dazu geh&ouml;rt eine stark entwickelte Gewohnheit, sich selbst etwas aufzubinden. &Uuml;brigens unterscheiden sich die Industriellen der verschiedenen L&auml;nder auch hierin nach ihrem jedesmaligen Nationalcharakter.- Z.B. erz&auml;hlt uns Herr Sax S. 117: </P>
<FONT SIZE=2><P>"In <I>England</I> macht sich <I>erst in neuester Zeit</I> eine gesteigerte T&auml;tigkeit der Arbeitgeber in dieser Richtung bemerkbar. Namentlich sind es die abgelegenen Weiler auf dem Lande ... Der Umstand, da&szlig; die Arbeiter sonst h&auml;ufig von der n&auml;chsten Ortschaft <A NAME="S247"><B>|247|</A></B> einen weiten Weg zur Fabrik zur&uuml;ckzulegen haben und, schon ersch&ouml;pft daselbst anlangend, ungen&uuml;gende Arbeit leisten, ist es vorwiegend, welcher den Arbeitgebern den <I>Beweggrund zum Baue</I> von Wohnungen f&uuml;r ihre Arbeitskr&auml;fte abgibt. Indes mehrt sich auch die Zahl derjenigen, welche, in <I>tieferer Auffassung</I> der Verh&auml;ltnisse, mit der Wohnungsreform auch mehr oder weniger alle sonstigen Elemente der latenten Assoziation in Verbindung bringen, und diesen danken jene bl&uuml;henden Kolonien ihr Entstehen ... Die Namen eines Ashton in Hyde, Ashworth in Turton, Grant in Bury, Greg in Bollington, Marshall in Leeds, Strutt in Belper, Salt in Saltaire, Ackroyd in Copley u.a. sind im Vereinigten K&ouml;nigreiche um dessentwillen wohlbekannt." </P>
</FONT><P>Heilige Einfalt und noch heiligere Unwissenheit! Erst in der "neuesten Zeit" haben die englischen l&auml;ndlichen Fabrikanten Arbeiterwohnungen gebaut! Nein, lieber Herr Sax, die englischen Kapitalisten sind wirkliche Gro&szlig;industrielle, nicht nur dem Beutel, sondern auch dem Kopfe nach. Lange ehe man in Deutschland eine wirklich gro&szlig;e Industrie besa&szlig;, hatten sie eingesehn, da&szlig; bei l&auml;ndlicher Fabrikation die Auslage f&uuml;r Arbeiterwohnungen ein notwendiger, direkt und indirekt sehr rentabler Teil des Gesamtanlagekapitals ist. Lange ehe der Kampf zwischen Bismarck und den deutschen Bourgeois den deutschen Arbeitern die Koalitionsfreiheit schenkte, hatten die englischen Fabrikanten, Bergwerks- und H&uuml;ttenbesitzer praktisch erfahren, welchen Druck sie auf strikende Arbeiter aus&uuml;ben k&ouml;nnen, wenn sie gleichzeitig die Mietsherren dieser Arbeiter sind. "Die bl&uuml;henden Kolonien" eines Greg, eines Ashton, eines Ashworth geh&ouml;ren so sehr der "neuesten Zeit" an, da&szlig; sie schon vor 40 Jahren von der Bourgeoisie als Muster ausposaunt wurden, wie ich das selbst schon vor 28 Jahren beschrieben (<A HREF="../me02/me02_360.htm#S406">"Lage der arbeitenden Klasse", Seite 228-230, Anmerkung</A>). Etwa ebenso alt sind die von Marshall und Akroyd (so schreibt sich der Mann), und noch viel &auml;lter, ins vorige Jahrhundert in ihren Anf&auml;ngen zur&uuml;ckreichend, ist die von Strutt. Und da in England die durchschnittliche Dauer einer Arbeiterwohnung auf 40 Jahre angenommen wird, so kann Herr Sax sich selbst an den Fingern abz&auml;hlen, in welchem verfallenen Zustand sich diese "bl&uuml;henden Kolonien" jetzt befinden. Zudem liegt die Mehrzahl dieser Kolonien jetzt nicht mehr auf dem Lande, die kolossale Ausdehnung der Industrie hat die meisten von ihnen derart mit Fabriken und H&auml;usern umgeben, da&szlig; sie mitten in schmutzigen und rauchigen St&auml;dten von 20.000 bis 30.000 und mehr Einwohnern liegen; was die durch Herrn Sax repr&auml;sentierte deutsche Bourgeoisiewissenschaft nicht verhindert, die alten englischen Lobges&auml;nge von 1840, die gar nicht mehr anwendbar sind, noch heute getreulichst nachzubeten. </P>
<B><P><A NAME="S248">|248|</A></B> Und nun gar der alte Akroyd! <A NAME="ZT14"><A HREF="me18_209.htm#T14">{14}</A></A> Dieser brave Mann war allerdings ein Philanthrop vom reinsten Wasser. Er liebte seine Arbeiter und besonders seine Arbeiterinnen so sehr, da&szlig; seine weniger menschenfreundlichen Konkurrenten in Yorkshire von ihm zu sagen pflegten: er treibe seine Fabrik ausschlie&szlig;lich mit seinen eignen Kindern! Allerdings behauptet Herr Sax, da&szlig; in diesen bl&uuml;henden Kolonien "uneheliche Geburten immer seltener werden" (Seite 118). Jawohl, uneheliche Geburten <I>au&szlig;er der Ehe</I>; die h&uuml;bschen M&auml;dchen verheiraten sich in den englischen Fabrikdistrikten n&auml;mlich sehr jung. </P>
<P>In England ist die Anlage von Arbeiterwohnungen dicht neben jeder gro&szlig;en l&auml;ndlichen Fabrik, und gleichzeitig <I>mit</I> der Fabrik, die Regel gewesen seit 60 Jahren und mehr. Wie schon erw&auml;hnt, sind viele solcher Fabrikd&ouml;rfer der Kern geworden, um den sich sp&auml;ter eine ganze Fabrikstadt angesetzt hat, mit allen den &Uuml;belst&auml;nden, die eine Fabrikstadt mit sich bringt. Diese Kolonien haben also die Wohnungsfrage nicht gel&ouml;st, sie haben sie in ihrer Lokalit&auml;t <I>erst geschaffen</I>. </P>
<P>Dagegen in den L&auml;ndern, die England auf dem Gebiet der gro&szlig;en Industrie nur nachgehinkt sind und die eigentlich erst seit 1848 kennengelernt haben, was eine gro&szlig;e Industrie ist, in Frankreich und besonders <A NAME="ZT15"><A HREF="me18_209.htm#T15">{15}</A></A> in Deutschland ist es ganz anders. Hier sind es nur kolossale H&uuml;ttenwerke und Fabriken, die sich nach langem Zaudern zum Bau einiger Arbeiterwohnungen entschlie&szlig;en - wie das Schneidersche Werk in Creusot und das Kruppsche in Essen. Die gro&szlig;e Mehrzahl der l&auml;ndlichen Industriellen l&auml;&szlig;t ihre Arbeiter in Hitze, Schnee und Regen meilenweit morgens zur Fabrik und abends wieder nach Hause traben. Dies ist besonders in gebirgigen Gegenden der Fall in den franz&ouml;sischen und Elsasser Vogesen, wie an der Wupper, Sieg, Agger, Lenne und anderen rheinisch-westf&auml;lischen Fl&uuml;ssen. Im Erzgebirge wird's nicht besser sein. Es ist dieselbe kleinliche Knickerei bei Deutschen wie bei Franzosen. </P>
<P>Herr Sax wei&szlig; sehr gut, da&szlig; sowohl der vielversprechende Anfang wie die bl&uuml;henden Kolonien weniger als nichts bedeuten. Er sucht also jetzt den Kapitalisten zu beweisen, welche pr&auml;chtige Renten sie aus der Anlage von Arbeiterwohnungen ziehen k&ouml;nnen. Mit andern Worten, er sucht ihnen einen neuen Weg anzuzeigen, die Arbeiter zu prellen. </P>
<P>Zuerst h&auml;lt er ihnen das Exempel einer Reihe von Londoner Baugesellschaften vor, welche, teils philanthropischer, teils spekulativer Natur, einen <A NAME="S249"><B>|249|</A></B> Reinertrag von 4 bis 6% und mehr erzielt haben. Da&szlig; Kapital, in Arbeiterwohnungen angelegt, sich gut rentiert, braucht uns Herr Sax nicht erst zu beweisen. Der Grund, weshalb nicht mehr darin angelegt wird als geschieht, ist der, da&szlig; teurere Wohnungen sich dem Eigent&uuml;mer noch besser rentieren. Herrn Sax' Mahnung an die Kapitalisten l&auml;uft also wieder auf blo&szlig;e Moralpredigt hinaus. </P>
<P>Was nun diese Londoner Baugesellschaften angeht, deren gl&auml;nzende Erfolge Herr Sax so laut ausposaunt, so haben sie laut seiner eignen Aufz&auml;hlung - und darin ist jede beliebige Bauspekulation mit aufgef&uuml;hrt - im ganzen Unterkommen f&uuml;r 2.132 Familien und f&uuml;r 706 einzelne M&auml;nner hergestellt, also f&uuml;r unter 15.000 Personen! Und dergleichen Kindereien wagt man in Deutschland ernsthaft als gro&szlig;e Erfolge aufzuf&uuml;hren, w&auml;hrend im Ostteil von London allein eine Million Arbeiter in den elendesten Wohnungszust&auml;nden leben? Diese s&auml;mtlichen philanthropischen Bestrebungen sind in der Tat so erb&auml;rmlich nichtig, da&szlig; in den englischen Parlamentsberichten, die sich mit der Lage der Arbeiter befassen, ihrer nie auch nur Erw&auml;hnung getan wird. </P>
<P>Von der l&auml;cherlichen Unkenntnis Londons, die sich in diesem ganzen Abschnitt breitmacht, wollen wir hier gar nicht sprechen. Nur eins. Herr Sax meint, das Logierhaus f&uuml;r einzelne M&auml;nner in Soho sei eingegangen, weil in dieser Gegend "auf zahlreiche Kundschaft nicht zu rechnen" war. Herr Sax stellt sich n&auml;mlich das ganze Westend von London als eine einzige Luxusstadt vor und wei&szlig; nicht, da&szlig; dicht hinter den elegantesten Stra&szlig;en die schmutzigsten Arbeiterviertel liegen, von denen z.B. Soho eins ist. Das Musterlogierhaus in Soho, von dem er spricht und das ich schon vor 23 Jahren kannte, hatte anfangs Zuspruch die Menge, ging aber ein, weil kein Mensch es darin aushalten konnte. Und dabei war es noch eins der besten. </P>
<P>Aber die Arbeiterstadt von M&uuml;lhausen im Elsa&szlig; - das ist doch ein Erfolg? </P>
<P>Die Arbeiterstadt in M&uuml;lhausen ist das gro&szlig;e Paradepferd der kontinentalen Bourgeois, grade wie die weiland bl&uuml;henden Kolonien von Ashton, Ashworth, Greg und Konsorten das der englischen. Leider ist sie kein Produkt der "latenten" Assoziation, sondern der offenen Assoziation zwischen dem zweiten franz&ouml;sischen Kaisertum und den Elsasser Kapitalisten. Sie war eins von Louis Bonapartes sozialistischen Experimenten, zu dem der Staat <FONT size="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">3</FONT> des Kapitals vorscho&szlig;. Sie hat in 14 Jahren (bis 1867) 800 <A NAME="S250"><B>|250|</A></B> kleine H&auml;uschen nach einem mangelhaften, in England, wo man dies besser versteht, unm&ouml;glichen System gebaut, und &uuml;berl&auml;&szlig;t diese den Arbeitern gegen monatliche Bezahlung eines erh&ouml;hten Mietbetrags nach 13 bis 15 Jahren als Eigentum. Diese Art der Eigentumserwerbung, in den englischen genossenschaftlichen Baugesellschaften, wie wir sehen werden, l&auml;ngst eingef&uuml;hrt, brauchte von den Elsasser Bonapartisten nicht erst erfunden zu werden. Die Mietaufschl&auml;ge f&uuml;r den Ankauf der H&auml;user sind im Verh&auml;ltnis zu den englischen ziemlich stark; der Arbeiter erh&auml;lt z.B., nachdem er 4.500 Franken in f&uuml;nfzehn Jahren nach und nach eingezahlt hat, ein Haus, das vor 15 Jahren 3.300 Franken wert war. Falls der Arbeiter wegziehen will oder auch nur mit einer einzigen Monatszahlung im R&uuml;ckstand bleibt (in welchem Fall er herausgesetzt werden kann), berechnet man ihm 6<FONT size="-1"><SUP>2</SUP></FONT>/<FONT size="-2">3</FONT>% des urspr&uuml;nglichen Hauswerts als j&auml;hrliche Miete (z.B. 17 Franken monatlich bei 3.000 Franken Hauswert), und zahlt ihm den Rest heraus, <I>aber ohne einen Pfennig Zinsen</I>. Da&szlig; dabei die Gesellschaft, abgesehen von der "Staatsh&uuml;lfe", fett werden kann, begreift sich; ebensowohl begreift sich, da&szlig; die unter diesen Umst&auml;nden gelieferten Wohnungen, schon weil vor der Stadt, halb l&auml;ndlich, angelegt, besser sind als die alten Kasernenwohnungen in der Stadt selbst. </P>
<P>Von den paar erb&auml;rmlichen Experimenten in Deutschland, deren J&auml;mmerlichkeit selbst Herr Sax, Seite 157, anerkennt, sagen wir kein Wort. </P>
<P>Was beweisen nun alle diese Exempel? Einfach, da&szlig; die Anlage von Arbeiterwohnungen, selbst wenn nicht alle Gesetze der Gesundheitspflege mit F&uuml;&szlig;en getreten worden, sich kapitalistisch rentiert. Das aber ist nie bestritten worden, das wu&szlig;ten wir alle l&auml;ngst. <I>Jede</I> Kapitalanlage, die ein Bed&uuml;rfnis befriedigt, rentiert sich bei rationellem Betrieb. Die Frage ist grade: warum trotzdem die Wohnungsnot fortbesteht, warum <I>trotzdem</I> die Kapitalisten nicht f&uuml;r hinreichende gesunde Wohnungen f&uuml;r die Arbeiter sorgen? Und da hat Herr Sax eben wieder nur Ermahnungen an das Kapital zu richten und bleibt uns die Antwort schuldig. Die wirkliche Antwort auf diese Frage haben wir oben schon gegeben. </P>
<P>Das Kapital, das ist jetzt endg&uuml;ltig festgestellt, <I>will</I> die Wohnungsnot nicht abschaffen, selbst wenn es k&ouml;nnte. Bleiben nur zwei andere Auskunftsmittel: die Selbsth&uuml;lfe der Arbeiter und die Staatsh&uuml;lfe. </P>
<P>Herr Sax, ein begeisterter Verehrer der Selbsth&uuml;lfe, wei&szlig; auch auf dem Gebiet der Wohnungsfrage Wunderdinge von ihr zu berichten. Leider mu&szlig; er gleich im Anfang zugeben, da&szlig; sie nur da etwas leisten kann, wo das Cottagesystem entweder besteht oder doch durchf&uuml;hrbar ist, also wiederum <A NAME="S251"><B>|251|</A></B> nur auf dem Lande; in den gro&szlig;en St&auml;dten, auch in England, nur in sehr beschr&auml;nktem Ma&szlig;stab. Dann, seufzt Herr Sax, </P>
<FONT SIZE=2><P>"kann sich die Reform durch dieselbe" (die Selbsth&uuml;lfe) "nur auf einem <I>Umwege</I>, daher stets nur unvollkommen vollziehen, n&auml;mlich nur insofern, als eben dem Prinzip des Eigenbesitzes eine auf die Qualit&auml;t der Wohnung r&uuml;ckwirkende Kraft zukommt". </P>
</FONT><P>Auch dies w&auml;re in Zweifel zu ziehn; jedenfalls hat "das Prinzip des Eigenbesitzes" auf die "Qualit&auml;t" des Stils unsres Verfassers keineswegs reformierend zur&uuml;ckgewirkt. Trotz alledem hat die Selbsth&uuml;lfe in England solche Wunder getan, </P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; dadurch alles, was dort zur L&ouml;sung der Wohnungsfrage nach anderen Richtungen hin geschehen ist, <I>weit &uuml;berholt</I> wird. Es sind dies die englischen building societies |Baugesellschaften|", die Herr Sax auch besonders deswegen weitl&auml;ufiger behandelt, weil "&uuml;ber ihr Wesen und Wirken im allgemeinen sehr ungen&uuml;gende oder irrige Vorstellungen verbreitet sind. Die englischen building societies sind keineswegs ... Baugesellschaften oder Baugenossenschaften, sie sind vielmehr ... im Deutschen etwa durch: 'Hauserwerbvereine' zu bezeichnen; sie sind Vereine mit dem Zwecke, durch periodische Beitr&auml;ge der Mitglieder einen Fonds anzusammeln, und daraus, eben nach Ma&szlig;gabe der Mittel, den Mitgliedern zum Ankauf eines Hauses Darlehen zu gew&auml;hren ... Die building society ist somit f&uuml;r den einen Teil ihrer Mitglieder ein Sparverein, f&uuml;r den andern Teil eine Vorschu&szlig;kasse. - Die building societies sind also f&uuml;r die Bed&uuml;rfnisse des Arbeiters berechnete Hypothekarkreditanstalten, welche haupts&auml;chlich ... die Ersparnisse der Arbeiter ... den Standesgenossen der Einleger zum Ankauf oder Bau eines Hauses zuwenden. Wie vorauszusetzen, werden diese Darlehen gegen Verpf&auml;ndung der betreffenden Realit&auml;t und in der Weise konstituiert, da&szlig; die Tilgung derselben in kurzen Ratenzahlungen erfolgt, welche Verzinsung und Amortisation in sich vereinen ... Die Verzinsung wird den Einlegern nicht ausbezahlt, sondern stets <I>auf Zinseszins gutgeschrieben</I> ... Die R&uuml;ckforderung der Einlagen samt den angewachsenen Interessen ... kann gegen monatliche K&uuml;ndigung jeden Augenblick erfolgen." (Seite 170-172.) "Es bestehen in England &uuml;ber 2.000 solcher Vereine ... das in ihnen angesammelte Kapital bel&auml;uft sich auf etwa 15.000.000 Pfund Sterling, und an 100.000 <I>Arbeiterfamilien</I> sind auf diesem Wege bereits zu dem Besitze eines eignen h&auml;uslichen Herdes gelangt; eine soziale Errungenschaft, der sicherlich nicht bald eine andre an die Seite zu stellen." (Seite 174.) </P>
</FONT><P>Leider kommt auch hier das "Aber" dicht hintendrein gehinkt: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Eine vollendete L&ouml;sung der Frage ist indes damit noch <I>keineswegs erreicht</I>. Schon aus dem Grunde nicht, weil der Hauserwerb nur den <I>bessergestellten </I>Arbeitern ... offensteht ... Namentlich die sanit&auml;ren R&uuml;cksichten sind oft nicht gen&uuml;gend beobachtet." (Seite 176.) </P>
</FONT><B><P><A NAME="S252">|252|</A></B> Auf dem Kontinent finden "derartige Vereine ... nur ein geringes Terrain zur Entfaltung vor". Sie setzen das Cottagesystem voraus, das hier nur auf dem Lande besteht; auf dem Lande aber sind die Arbeiter zur Selbsth&uuml;lfe noch nicht entwickelt genug. Andrerseits in den St&auml;dten, wo sich eigentliche Baugenossenschaften bilden k&ouml;nnten, stehn ihnen "sehr erhebliche und ernste Schwierigkeiten mannigfacher Art entgegen". (Seite 179.) Sie k&ouml;nnten eben nur Cottages bauen, und das geht in den gro&szlig;en St&auml;dten nicht. Kurzum, "dieser Form der genossenschaftlichen Selbsth&uuml;lfe" kann "nach den heutigen Verh&auml;ltnissen - und auch kaum in naher Zukunft - die Hauptrolle in der L&ouml;sung der vorliegenden Frage wohl nicht zufallen". Diese Baugenossenschaften befinden sich n&auml;mlich noch "im Stadium der ersten, unentwickelten Anf&auml;nge". "Dies gilt selbst f&uuml;r England." (Seite 181.) </P>
<P>Also: die Kapitalisten <I>wollen</I> nicht und die Arbeiter <I>k&ouml;nnen</I> nicht. Und damit k&ouml;nnten wir diesen Abschnitt schlie&szlig;en, wenn es nicht unbedingt n&ouml;tig w&auml;re, &uuml;ber die englischen building societies, die die Bourgeois von der Couleur Schulze-Delitzsch unsern Arbeitern stets als Muster vorhalten, einige Aufkl&auml;rung zu geben. </P>
<P>Diese building societies sind weder Arbeitergesellschaften, noch ist ihr Hauptzweck, Arbeitern eigne H&auml;user zu verschaffen. Wir werden im Gegenteil sehn, da&szlig; dies nur sehr ausnahmsweise geschieht. Die building societies sind wesentlich spekulierender Natur, die kleinen, welche die urspr&uuml;nglichen sind, nicht weniger als ihre gro&szlig;en Nachahmer. In einem Wirtshaus tun sich, auf Betrieb gew&ouml;hnlich des Wirts, bei dem dann die w&ouml;chentlichen Versammlungen stattfinden, eine Anzahl Stammg&auml;ste und deren Freunde, Kr&auml;mer, Kommis, Handlungsreisende, Kleinmeister und andres Kleinb&uuml;rgertum - hier und da auch ein Maschinenbauer oder sonstiger zur Aristokratie seiner Klasse geh&ouml;riger Arbeiter - zu einer Baugenossenschaft zusammen; die n&auml;chste Veranlassung ist gew&ouml;hnlich, da&szlig; der Wirt ein verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig wohlfeil zu habendes Grundst&uuml;ck in der Nachbarschaft oder sonstwo aufgespart hat. Die meisten der Mitglieder sind durch ihre Besch&auml;ftigung nicht an eine bestimmte Gegend gebunden; selbst viele der Kr&auml;mer und Handwerker haben in der Stadt nur ein Gesch&auml;ftslokal, keine Wohnung; wer irgend kann, wohnt lieber drau&szlig;en als mitten in der rauchigen Stadt. Die Baustelle wird gekauft, und die m&ouml;gliche Anzahl von Cottages darauf errichtet. Der Kredit der Wohlhabenderen erm&ouml;glicht den Ankauf, die w&ouml;chentlichen Beitr&auml;ge, nebst einigen kleinen Anleihen, decken die w&ouml;chentlichen Auslagen f&uuml;r den Bau. Diejenigen Mitglieder, die auf ein eignes Haus spekulieren, erhalten durchs Los die fertig werdenden Cottages zugeteilt, und der entsprechende Mietaufschlag amortisiert den <A NAME="S253"><B>|253|</A></B> Kaufpreis. Die &uuml;brigbleibenden Cottages werden vermietet oder verkauft. Die Baugesellschaft aber, wenn sie gute Gesch&auml;fte macht, sammelt ein kleineres oder gr&ouml;&szlig;eres Verm&ouml;gen an, das den Mitgliedern verbleibt, solange sie ihre Beitr&auml;ge zahlen, und von Zeit zu Zeit oder bei Aufl&ouml;sung der Gesellschaft verteilt wird. Das ist der Lebenslauf von neun englischen Baugesellschaften aus zehn. Die &uuml;brigen sind gr&ouml;&szlig;ere, zuweilen unter politischen oder philanthropischen Vorw&auml;nden gebildete Gesellschaften, deren Hauptzweck aber schlie&szlig;lich immer der ist, den Ersparnissen des <I>Kleinb&uuml;rgertums</I> eine h&ouml;here hypothekarische Anlage mit guter Verzinsung und Aussicht auf Dividende vermittelst Spekulation in Grundeigentum zu verschaffen. </P>
<P>Auf welche Sorte von Kunden diese Gesellschaften spekulieren, beweise der Prospekt einer der gr&ouml;&szlig;ten, wo nicht der gr&ouml;&szlig;ten unter ihnen. Die Birkbeck Building Society, 29 and 30, Southampton Buildings, Chancery Lane, London, deren Einnahmen seit ihrem Bestehn &uuml;ber 10<FONT size="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">2</FONT> Millionen Pfund Sterling (70 Millionen Taler) betragen, die &uuml;ber 416.000 Pfund in der Bank und in Staatspapieren angelegt hat und gegenw&auml;rtig 21.441 Mitglieder und Depositare z&auml;hlt, k&uuml;ndigt sich dem Publikum folgenderma&szlig;en an: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Die meisten Leute sind vertraut mit dem sogenannten Dreijahre-System der Pianofortefabrikanten, nach welchem jeder, der ein Pianoforte auf drei Jahre mietet, nach Verlauf dieser Zeit der Eigent&uuml;mer desselben wird. Vor der Einf&uuml;hrung dieses Systems war es f&uuml;r Leute von beschr&auml;nktem Einkommen fast ebenso schwer, sich ein gutes Pianoforte, wie ein eignes Haus anzuschaffen; man zahlte jahraus, jahrein f&uuml;r die Miete des Pianofortes und gab zwei- oder dreimal soviel Geld aus, als das Pianoforte wert war. Was aber bei einem Pianoforte tunlich ist, ist es auch bei einem Hause ... Da aber ein Haus mehr kostet als ein Pianoforte ... ist eine l&auml;ngere Zeit n&ouml;tig, um den Kaufpreis durch Miete abzutragen. Infolgedessen haben die Direktoren mit Hauseigent&uuml;mern in verschiedenen Teilen von London und seinen Vorst&auml;dten Abmachungen getroffen, wodurch sie imstande sind, den Mitgliedern der Birkbeck Building Society und andern eine gro&szlig;e Auswahl von H&auml;usern in den verschiedensten Stadtteilen anzubieten. Das System, wonach die Direktoren zu verfahren beabsichtigen, ist: die H&auml;user f&uuml;r 12 1/2 Jahre zu vermieten, nach Verlauf welcher Zeit, falls die Miete regelm&auml;&szlig;ig bezahlt wird, das Haus das absolute Eigentum des Mieters wird, ohne fernere Zahlung irgendwelcher Art ... Der Mieter kann auch f&uuml;r eine k&uuml;rzere Anfallzeit bei h&ouml;herer Miete, oder f&uuml;r eine l&auml;ngere Anfallzeit bei niedrigerer Miete, akkordieren ... <I>Leute von beschr&auml;nktem Einkommen</I>, <I>Handlungs- und Ladengeh&uuml;lfen</I> und andere k&ouml;nnen sich sofort von jedem Hausvermieter unabh&auml;ngig machen, indem sie Mitglieder der Birkbeck Building Society werden." </P>
</FONT><P>Das spricht klar genug. Von Arbeitern keine Rede, wohl aber von Leuten mit beschr&auml;nktem Einkommen, Laden- und Handlungsgeh&uuml;lfen etc.; und noch dazu wird vorausgesetzt, da&szlig; die Applikanten in der Regel <I>schon</I> <A NAME="S254"><B>|254|</A></B> <I>ein Pianoforte besitzen</I>. In der Tat, es handelt sich hier gar nicht um Arbeiter, sondern um Kleinb&uuml;rger und solche, die es werden wollen <I>und k&ouml;nnen</I>; Leute, deren Einkommen, wenn auch innerhalb gewisser Grenzen, in der Regel allm&auml;hlich steigt, wie das der Handlungskommis und &auml;hnlicher Erwerbszweige, w&auml;hrend das des Arbeiters, im Betrage bestenfalls sich gleichbleibend, in Wirklichkeit f&auml;llt im Verh&auml;ltnis der Zunahme seiner Familie und ihre wachsenden Bed&uuml;rfnisse. In der Tat, nur wenige Arbeiter k&ouml;nnen ausnahmsweise an solchen Gesellschaften teilnehmen. Einerseits ist ihr Einkommen zu gering, andrerseits zu unsichrer Natur, als da&szlig; sie Verpflichtungen auf 12<FONT size="-1"><SUP>1</SUP></FONT>/<FONT size="-2">2</FONT> Jahre hinaus &uuml;bernehmen k&ouml;nnten. Die wenigen Ausnahmen, f&uuml;r die dies nicht gilt, sind entweder die bestbezahlten Arbeiter oder Fabrikaufseher.<A NAME="ZF5"><A HREF="me18_209.htm#F5">(5)</A></A> </P>
<P>&Uuml;brigens sieht jedermann, da&szlig; die Bonapartisten der Arbeiterstadt M&uuml;lhausen weiter nichts sind als elende Nach&auml;ffer dieser kleinb&uuml;rgerlichen englischen Baugesellschaften. Blo&szlig; da&szlig; jene, trotz der ihnen gew&auml;hrten Staatsh&uuml;lfe, ihre Kunden weit mehr beschwindeln als die Baugesellschaften. Ihre Bedingungen sind im ganzen weniger liberal als die durchschnittlich in England g&uuml;ltigen, und w&auml;hrend in England von jeder Anzahlung stets Zins und Zinseszins berechnet und nach einmonatlicher K&uuml;ndigung auch <A NAME="S255"><B>|255|</A></B> zur&uuml;ckbezahlt wird, stecken die M&uuml;lhauser Fabrikanten den Zins und Zinseszins in die Tasche und zahlen nur den in harten F&uuml;nffrankentalern eingezahlten Betrag zur&uuml;ck. Und niemand wird sich &uuml;ber diesen Unterschied mehr wundern als Herr Sax, der das alles in seinem Buche stehen hat, ohne es zu wissen. </P>
<P>Mit der Selbsth&uuml;lfe der Arbeiter ist es also auch nichts. Bleibt die Staatsh&uuml;lfe. Was kann uns Herr Sax in dieser Beziehung bieten? Dreierlei: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Erstens, der Staat hat darauf bedacht zu sein, in seiner Gesetzgebung und Verwaltung alles auszumerzen oder entsprechend zu bessern, was in irgendeiner Weise die Bef&ouml;rderung der Wohnungsnot der arbeitenden Klassen zur Folge hat." (Seite 187.) </P>
</FONT><P>Also: Revision der Baugesetzgebung und Freigebung der Baugewerbe, damit wohlfeiler gebaut werde. Aber in England ist die Baugesetzgebung auf ein Minimum beschr&auml;nkt, die Baugewerbe sind frei wie der Vogel in der Luft, und doch existiert die Wohnungsnot. Dabei wird jetzt in England so wohlfeil gebaut, da&szlig; die H&auml;user wackeln, wenn eine Karre vorbeif&auml;hrt, und da&szlig; t&auml;glich welche einst&uuml;rzen. Noch gestern, 25. Oktober 1872, sind in Manchester sechs auf einmal zusammengest&uuml;rzt und haben sechs Arbeiter schwer verletzt. Hilft also auch nichts. </P>
<FONT SIZE=2><P>"Zweitens, die Staatsgewalt hat zu verhindern, da&szlig; der einzelne in seinem beschr&auml;nkten Individualismus das &Uuml;bel fortpflanze oder neu hervorrufe." </P>
</FONT><P>Also: Gesundheits- und baupolizeiliche Inspektion der Arbeiterwohnungen, &Uuml;bertragung der Befugnis an die Beh&ouml;rden, gesundheitsgef&auml;hrliche und bauf&auml;llige Wohnungen zu schlie&szlig;en, wie dies in England seit 1857 geschehn ist. Aber wie ist es dort geschehn? Das erste Gesetz von 1855 (Nuisances Removal Act) blieb, wie Herr Sax selbst zugibt, "ein toter Buchstabe", ebenso das zweite von 1858 (Local Government Act) (Seite 197). Dagegen glaubt Herr Sax, da&szlig; das dritte, der Artisans' Dwellings Act, der nur f&uuml;r St&auml;dte &uuml;ber 10.000 Einwohner gilt, "sicherlich ein g&uuml;nstiges Zeugnis ablegt von der hohen Einsicht des britischen Parlaments in sozialen Dingen" (Seite 199), w&auml;hrend diese Behauptung wieder nur "ein g&uuml;nstiges Zeugnis ablegt von" der totalen Unbekanntschaft des Herrn Sax mit englischen "Dingen". Da&szlig; England &uuml;berhaupt "in sozialen Dingen" dem Kontinent weit voraus ist, versteht sich von selbst; es ist das Mutterland der modernen gro&szlig;en Industrie, in ihm hat sich die kapitalistische Produktionsweise am freisten und am weitesten entwickelt, ihre Konsequenzen treten hier am grellsten an den Tag und rufen daher auch zuerst eine Reaktion in der Gesetzgebung hervor. Der beste Beweis daf&uuml;r die Fabrikgesetzgebung. Wenn aber Herr Sax glaubt, ein Parlamentsakt brauche nur Gesetzeskraft <A NAME="S256"><B>|256|</A></B> zu erhalten, um auch sogleich praktisch eingef&uuml;hrt zu werden, so irrt er sich gewaltig. Und dies gilt von keinem Parlamentsakt mehr (den Workshops' Act allenfalls ausgenommen) als grade von dem Local Government Act. Die Ausf&uuml;hrung des Gesetzes wurde den st&auml;dtischen Beh&ouml;rden &uuml;bertragen, welche fast &uuml;berall in England anerkannte Mittelpunkte von Korruption aller Art, Familienbeg&uuml;nstigung und Jobbery <A NAME="ZF6"><A HREF="me18_209.htm#F6">(6)</A></A> sind. Die Agenten dieser st&auml;dtischen Beh&ouml;rden, ihre Stellen allerlei Familienr&uuml;cksichten verdankend, sind entweder nicht f&auml;hig oder nicht gesinnt, derartige Sozialgesetze auszuf&uuml;hren, w&auml;hrend grade in England die mit Vorbereitung und Ausf&uuml;hrung der Sozialgesetzgebung beauftragten Staatsbeamten sich meist durch strenge Pflichterf&uuml;llung auszeichnen - wenn auch jetzt in geringeren Ma&szlig; als vor zwanzig, drei&szlig;ig Jahren. In den Stadtr&auml;ten sind die Eigent&uuml;mer ungesunder und bauf&auml;lliger Wohnungen fast &uuml;berall direkt oder indirekt stark vertreten. Die Wahl der Stadtr&auml;te nach kleinen Bezirken macht die Gew&auml;hlten von den kleinlichsten Lokalinteressen und Einfl&uuml;ssen abh&auml;ngig; kein Stadtrat, der wiedergew&auml;hlt werden will, darf wagen, f&uuml;r Anwendung dieses Gesetzes auf seinen Wahlbezirk zu stimmen. Man begreift also, mit welchem Widerwillen dies Gesetz fast &uuml;berall von den Lokalbeh&ouml;rden aufgenommen wurde, und da&szlig; es bisher nur auf die allerskandal&ouml;sesten F&auml;lle - und auch da meist nur infolge einer bereits ausgebrochenen Epidemie, wie voriges Jahr in Manchester und Salford bei der Pockenepidemie - Anwendung gefunden hat. Der Appell an den Minister des Innern hat bisher nur in derartigen F&auml;llen seine Wirkung gehabt, wie es denn das Prinzip jeder liberalen Regierung in England ist, soziale Reformgesetze nur notgedrungen vorzuschlagen und die schon bestehenden, wenn irgend m&ouml;glich, gar nicht auszuf&uuml;hren. Das fragliche Gesetz, wie manche andere in England, hat nur die Bedeutung, da&szlig; es in den H&auml;nden einer von den Arbeitern beherrschten oder gedr&auml;ngten Regierung, die es endlich wirklich anwendet, eine m&auml;chtige Waffe sein wird, in den gegenw&auml;rtigen sozialen Zustand Bresche zu legen. </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S257">|257|</A></B> "Drittens" soll die Staatsgewalt nach Herrn Sax "alle ihr zu Gebote stehenden positiven Ma&szlig;regeln zur Abh&uuml;lfe der bestehenden Wohnungsnot in umfassendstem Ma&szlig;e in Anwendung bringen." </P>
</FONT><P>Das hei&szlig;t, sie soll Kasernen, "wahrhafte Musterbauten" f&uuml;r ihre "subalternen Beamten und Diener" errichten (aber das sind ja keine Arbeiter!) und "Gemeindevertretungen, Gesellschaften und auch Privaten zum Zweck der Verbesserung der Wohnungen f&uuml;r die arbeitenden Klassen Darlehen ... gew&auml;hren" (Seite 203), wie dies in England laut dem Public Works Loan Act geschieht und wie Louis Bonaparte in Paris und M&uuml;lhausen getan hat. Aber der Public Works Loan Act besteht eben auch nur auf dem Papier, die Regierung stellt den Kommiss&auml;ren nur h&ouml;chstens 50.000 Pfund Sterling zur Verf&uuml;gung, also die Mittel zum Bau von h&ouml;chstens 400 Cottages, also in 40 Jahren 16.000 Cottages oder Wohnungen f&uuml;r h&ouml;chstens 80.000 K&ouml;pfe - ein Tropfen am Eimer! Selbst wenn wir annehmen, da&szlig; nach zwanzig Jahren die Mittel der Kommission sich durch R&uuml;ckzahlung verdoppeln, also in den letzten 20 Jahren Wohnungen f&uuml;r fernere 40.000 K&ouml;pfe hergestellt werden, so bleibt es immer nur ein Tropfen am Eimer. Und da die Cottages nur 40 Jahre durchschnittlich dauern, so m&uuml;ssen nach 40 Jahren jedes Jahr die fl&uuml;ssigen 50.000 oder 100.000 Pfund dazu verwandt werden, die verfallenen &auml;ltesten Cottages wieder zu ersetzen. Dies nennt Herr Sax, Seite 203: das Prinzip praktisch richtig und "auch in unbeschr&auml;nktem Ma&szlig;" durchf&uuml;hren! Und mit diesem Eingest&auml;ndnis, da&szlig; der Staat, selbst in England, "in unbeschr&auml;nktem Ma&szlig;" so gut wie gar nichts geleistet hat, schlie&szlig;t Herr Sax sein Buch, nur noch eine erneute Moralpredigt an alle Beteiligten vom Stapel lassend.<A NAME="ZF7"><A HREF="me18_209.htm#F7">(7)</A></A> </P>
<P>Da&szlig; der heutige Staat der Wohnungsplage weder abhelfen kann noch will, ist sonnenklar. Der Staat ist nichts als die organisierte Gesamtmacht der besitzenden Klassen, der Grundbesitzer und Kapitalisten gegen&uuml;ber <A NAME="S258"><B>|258|</A></B> den ausgebeuteten Klassen, den Bauern und Arbeitern. Was die einzelnen Kapitalisten (und diese kommen hier allein in Frage, da in dieser Sache auch der beteiligte Grundbesitzer zun&auml;chst in seiner Eigenschaft als Kapitalist auftritt) nicht wollen, das will auch ihr Staat nicht. Wenn also die <I>einzelnen</I> Kapitalisten die Wohnungsnot zwar beklagen, aber kaum zu bewegen sind, ihre erschreckendsten Konsequenzen oberfl&auml;chlich zu vertuschen, so wird der <I>Gesamt</I>kapitalist, der Staat, auch nicht viel mehr tun. Er wird h&ouml;chstens daf&uuml;r sorgen, da&szlig; der einmal &uuml;blich gewordene Grad oberfl&auml;chlicher Vertuschung &uuml;berall gleichm&auml;&szlig;ig durchgef&uuml;hrt wird. Und wir haben gesehen, da&szlig; dies der Fall ist. </P>
<P>Aber, kann man einwenden, in Deutschland herrschen die Bourgeois noch nicht, in Deutschland ist der Staat noch eine, in gewissem Grade unabh&auml;ngig &uuml;ber der Gesellschaft schwebende Macht, die ebendeshalb die Gesamtinteressen der Gesellschaft repr&auml;sentiert und nicht die einer einzelnen Klasse. Ein <I>solcher</I> Staat kann allerdings manches, was ein Bourgeoisstaat nicht kann; von ihm darf man auch auf sozialem Gebiet ganz andere Dinge erwarten. </P>
<P>Das ist die Sprache der Reaktion&auml;re. In Wirklichkeit aber ist auch in Deutschland der Staat, wie er besteht, das notwendige Produkt der gesellschaftlichen Unterlage, aus der er herausgewachsen ist. In Preu&szlig;en - und Preu&szlig;en ist jetzt ma&szlig;gebend - besteht neben einem immer noch starken, gro&szlig;grundbesitzenden Adel eine verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig junge und namentlich sehr feige Bourgeoisie, die sich bisher weder die direkte politische Herrschaft, wie in Frankreich, noch die mehr oder weniger indirekte, wie in England, erk&auml;mpft hat. Neben beiden Klassen aber besteht ein sich rasch vermehrendes, intellektuell sehr entwickeltes und sich t&auml;glich mehr und mehr organisierendes Proletariat. Wir finden also hier neben der Grundbedingung der alten absoluten Monarchie: dem Gleichgewicht zwischen Grundadel und Bourgeoisie, die Grundbedingung des modernen Bonapartismus: das Gleichgewicht zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Sowohl in der alten absoluten, wie in der modernen bonapartistischen Monarchie aber liegt die wirkliche Regierungsgewalt in den H&auml;nden einer besondern Offiziers- und Beamtenkaste, die sich in Preu&szlig;en teils aus sich selbst, teils aus dem kleinen Majoratsadel, seltener aus dem gro&szlig;en Adel, zum geringsten Teil aus der Bourgeoisie erg&auml;nzt. Die Selbst&auml;ndigkeit dieser Kaste, die au&szlig;erhalb und sozusagen &uuml;ber der Gesellschaft zu stehen scheint, gibt dem Staat den Schein der Selbst&auml;ndigkeit gegen&uuml;ber der Gesellschaft. </P>
<P>Die Staatsform, welche sich in Preu&szlig;en (und nach seinem Vorgang in der neuen Reichsverfassung Deutschlands) aus diesen widerspruchsvollen <A NAME="S259"><B>|259|</A></B> gesellschaftlichen Zust&auml;nden mit notwendiger Konsequenz entwickelt hat, ist der Scheinkonstitutionalismus; eine Form, die sowohl die heutige Aufl&ouml;sungsform der alten absoluten Monarchie, wie die Existenzform der bonapartistischen Monarchie ist. In Preu&szlig;en verdeckte und vermittelte der Scheinkonstitutionalismus von 1848 bis 1866 nur die langsame Verwesung der absoluten Monarchie. Seit 1866 und namentlich seit 1870 aber geht die Umw&auml;lzung der gesellschaftlichen Zust&auml;nde und damit die Aufl&ouml;sung des alten Staats vor aller Augen und auf kolossal wachsender Stufenleiter vor sich. Die rasche Entwicklung der Industrie und namentlich des B&ouml;rsenschwindels hat alle herrschenden Klassen in den Strudel der Spekulation hineingerissen. Die 1870 aus Frankreich importierte Korruption im gro&szlig;en entwickelt sich mit unerh&ouml;rter Schnelligkeit. Strousberg und P&eacute;reire ziehen den Hut voreinander. Minister, Generale, F&uuml;rsten und Grafen machen in Aktien trotz der geriebensten B&ouml;rsenjuden, und der Staat erkennt ihre Gleichheit an, indem er die B&ouml;rsenjuden massenweise baronisiert. Der Landadel, seit langem als R&uuml;benzuckerfabrikant und Branntweinbrenner industriell, hat die alten soliden Zeiten l&auml;ngst hinter sich und schwellt mit seinen Namen die Listen der Direktoren aller soliden und unsoliden Aktiengesellschaften. Die B&uuml;rokratie verachtet mehr und mehr den Kassendefekt als einziges Mittel der Gehaltsaufbesserung; sie l&auml;&szlig;t den Staat laufen und macht Jagd auf die weit eintr&auml;glicheren Posten in der Verwaltung industrieller Unternehmungen; die noch im Amt bleiben, folgen dem Beispiel ihrer Vorgesetzten, spekulieren in Aktien oder lassen sich bei Eisenbahnen usw. "beteiligen". Man ist sogar berechtigt anzunehmen, da&szlig; auch die Lieutenants in mancher Spekulation ihr H&auml;ndchen haben. Kurz, die Zersetzung aller Elemente des alten Staats, der &Uuml;bergang der absoluten Monarchie in die bonapartistische ist in vollem Gang, und mit der n&auml;chsten gro&szlig;en Handels- und Industriekrisis bricht nicht nur der gegenw&auml;rtige Schwindel, sondern auch der alte preu&szlig;ische Staat zusammen."<A NAME="ZF8"><A HREF="me18_209.htm#F8">(8)</A></A> </P>
<P>Und dieser Staat, dessen nichtb&uuml;rgerliche Elemente sich t&auml;glich mehr verb&uuml;rgern, soll "die soziale Frage" l&ouml;sen oder auch nur die Wohnungsfrage? Im Gegenteil. In allen &ouml;konomischen Fragen verf&auml;llt der preu&szlig;ische Staat mehr und mehr der Bourgeoisie; und wenn die Gesetzgebung seit 1866 auf &ouml;konomischem Gebiet nicht noch mehr den Interessen der Bour- <A NAME="S260"><B>|260|</A></B> geoisie angepa&szlig;t worden ist, als dies geschehen, an wem liegt die Schuld? Haupts&auml;chlich an der Bourgeoisie selbst, die erstens zu feig ist, um ihre Forderungen energisch zu vertreten, und die zweitens sich gegen jede Konzession str&auml;ubt, sobald diese Konzession gleichzeitig dem drohenden Proletariat neue Waffen in die Hand gibt. Und wenn die Staatsgewalt, d.h. Bismarck, sich ein eignes Leibproletariat zu organisieren versucht, um damit die politische T&auml;tigkeit der Bourgeoisie im Zaume zu halten, was ist das anders, als ein notwendiges und wohlbekanntes bonapartistisches Mittelchen, das gegen&uuml;ber den Arbeitern zu nichts verpflichtet als zu einigen wohlwollenden Redensarten und h&ouml;chstens zu einem Minimum von Staatsh&uuml;lfe bei Baugesellschaften &agrave; la Louis Bonaparte? </P>
<P>Der beste Beweis daf&uuml;r, was die Arbeiter vom preu&szlig;ischen Staat zu erwarten haben, liegt in der Verwendung der franz&ouml;sischen Milliarden, die der Selbst&auml;ndigkeit der preu&szlig;ischen Staatsmaschine, gegen&uuml;ber der Gesellschaft, eine neue, kurze Galgenfrist gegeben. Ist auch nur ein Taler dieser Milliarden verwandt worden, um die auf die Stra&szlig;e geworfenen Berliner Arbeiterfamilien unter Dach zu bringen? Im Gegenteil. Als der Herbst herangekommen, lie&szlig; der Staat selbst die paar elenden Baracken einrei&szlig;en, die ihnen im Sommer als Notdach gedient hatten. Die f&uuml;nf Milliarden gehn flott genug den Weg alles Fleisches, in Festungen, Kanonen und Soldaten; und trotz Wagner von Dummerwitz, trotz Stieberkonferenzen mit &Ouml;streich wird den deutschen Arbeitern von den Milliarden noch nicht so viel zugewandt werden, als Louis Bonaparte den franz&ouml;sischen zuwandte von den Millionen, die er Frankreich gestohlen. </P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_II_III">III</A></H4>
<P>In Wirklichkeit hat die Bourgeoisie nur eine Methode, die Wohnungsfrage in ihrer Art zu l&ouml;sen - das hei&szlig;t, sie so zu l&ouml;sen, da&szlig; die L&ouml;sung die Frage immer wieder von neuem erzeugt. Diese Methode hei&szlig;t: <I>"Haussmann"</I>. </P>
<P>Ich verstehe hier unter "Haussmann" nicht blo&szlig; die spezifisch-bonapartistische Manier des Pariser Haussmann, lange, gerade und breite Stra&szlig;en mitten durch die enggebauten Arbeiterviertel zu brechen und sie mit gro&szlig;en Luxusgeb&auml;uden an beiden Seiten einzufassen, wobei neben dem strategischen Zweck der Erschwerung des Barrikadenkampfes noch die Heranbildung eines von der Regierung abh&auml;ngigen, spezifisch-bonapartistischen Bauproletariats und die Verwandlung der Stadt in eine reine Luxusstadt <A NAME="S261"><B>|261|</A></B> beabsichtigt war. Ich verstehe unter "Haussmann" die allgemein gewordene Praxis des Breschelegens in die Arbeiterbezirke, besonders die zentral gelegenen unserer gro&szlig;en St&auml;dte, ob diese nun durch R&uuml;cksichten der &ouml;ffentlichen Gesundheit und der Versch&ouml;nerung oder durch Nachfrage nach gro&szlig;en zentral gelegenen Gesch&auml;ftslokalen oder durch Verkehrsbed&uuml;rfnisse, wie Eisenbahnanlagen, Stra&szlig;en usw., veranla&szlig;t worden. Das Resultat ist &uuml;berall dasselbe, mag der Anla&szlig; noch so verschieden sein: die skandal&ouml;sesten Gassen und G&auml;&szlig;chen verschwinden unter gro&szlig;er Selbstverherrlichung der Bourgeoisie von wegen dieses ungeheuren Erfolges, aber - sie erstehn anderswo sofort wieder und oft in der unmittelbaren Nachbarschaft. </P>
<P>In der "Lage der arbeitenden Klasse in England" gab ich eine <A HREF="../me02/me02_256.htm#S291">Schilderung von Manchester</A>, wie es 1843 und 1844 aussah. Seitdem sind durch Eisenbahnen, die mitten durch die Stadt gehn, durch Anlegung neuer Stra&szlig;en, durch Errichtung von gro&szlig;en &ouml;ffentlichen und Privatgeb&auml;uden manche der schlimmsten, dort beschriebenen Distrikte durchbrochen, blo&szlig;gelegt und verbessert worden, andre ganz beseitigt; obwohl noch viele - abgesehn von der seither sch&auml;rfer gewordenen gesundheitspolizeilichen Aufsicht - in demselben oder gar in schlimmerem baulichen Zustand sich befinden als damals. Daf&uuml;r aber sind, dank der enormen Ausdehnung der Stadt, deren Bev&ouml;lkerung seitdem um mehr als die H&auml;lfte gewachsen, Bezirke, die damals noch luftig und reinlich waren, jetzt ebenso verbaut, ebenso schmutzig und &uuml;berf&uuml;llt mit Menschen wie damals die verrufensten Stadtteile. Hier nur ein Beispiel: In meinem Buch schilderte ich <A HREF="../me02/me02_256.htm#S292">Seite 80 und folgende</A> eine in der Talsohle des Flusses Medlock gelegene H&auml;usergruppe, die unter dem Namen Klein-Irland (Little Ireland) schon seit Jahren den Schandfleck von Manchester gebildet hatte. Klein-Irland ist lange verschwunden; an seiner Stelle erhebt sich jetzt, auf hohem Unterbau ein Bahnhof; die Bourgeoisie wies prunkend auf die gl&uuml;ckliche, endg&uuml;ltige Beseitigung von Klein-Irland hin wie auf einen gro&szlig;en Triumph. Nun erfolgt im verflossenen Sommer eine gewaltige &Uuml;berschwemmung, wie denn &uuml;berhaupt die einged&auml;mmten Fl&uuml;sse in unsern gro&szlig;en St&auml;dten aus leicht erkl&auml;rlichen Ursachen von Jahr zu Jahr gr&ouml;&szlig;ere &Uuml;berschwemmungen veranlassen. Da findet sich denn, da&szlig; Klein-Irland keineswegs beseitigt, sondern blo&szlig; von der S&uuml;dseite von Oxford Road nach der Nordseite verlegt ist und noch immer floriert. H&ouml;ren wir die "Manchester Weekly Times" vom 20. Juli 1872, das Organ der radikalen Bourgeois von Manchester: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S262">|262|</A></B> "Das Ungl&uuml;ck, das die Bewohner der Talniederung des Medlock am vorigen Samstag &uuml;berfiel, wird hoffentlich eine gute Folge haben: da&szlig; die &ouml;ffentliche Aufmerksamkeit gelenkt wird auf die handgreifliche Verspottung aller Gesetze der Gesundheitspflege, die nun schon so lange vor der Nase der st&auml;dtischen Beamten und des st&auml;dtischen Gesundheits-Ausschusses dort geduldet worden. Ein derber Artikel in unserer gestrigen t&auml;glichen Ausgabe hat, nur noch zu schwach, den schm&auml;hlichen Zustand einiger der Kellerwohnungen bei Charles Street und Brook Street enth&uuml;llt, die von der &Uuml;berschwemmung erreicht wurden. Eine genaue Untersuchung eines der in jenem Artikel genannten H&ouml;fe bef&auml;higt uns, alle dort gemachten Angaben zu best&auml;tigen und zu erkl&auml;ren, da&szlig; die Kellerwohnungen in diesem Hof l&auml;ngst h&auml;tten geschlossen werden sollen: richtiger, man h&auml;tte sie nie als menschliche Wohnungen dulden sollen. Squire's Court wird von sieben oder acht Wohnh&auml;usern an der Ecke von Charles Street und Brook Street gebildet, &uuml;ber die der Wanderer, selbst an der niedrigsten Stelle von Brook Street, unter dem Eisenbahnbogen, Tag f&uuml;r Tag hinweggehen kann, ohne zu ahnen, da&szlig; menschliche Wesen in der Tiefe unter ihm in H&ouml;hlen wohnen. Der Hof ist dem &ouml;ffentlichen Blick verborgen, nur zug&auml;nglich denen, die das Elend zwingt, in seiner grab&auml;hnlichen Abgeschlossenheit ein Unterkommen zu suchen. Selbst wenn die meist stockenden, zwischen Wehren einged&auml;mmten Gew&auml;sser des Medlock ihren gew&ouml;hnlichen Stand nicht &uuml;berschreiten, kann der Fu&szlig;boden dieser Wohnungen nur einige Zoll &uuml;ber ihrem Spiegel sein: jeder t&uuml;chtige Regenschauer ist imstande, ekelhaft fauliges Wasser aus den Versenkl&ouml;chern oder Abzugsr&ouml;hren in die H&ouml;he zu treiben und die Wohnungen mit den Pestgasen zu vergiften, welche jedes &Uuml;berschwemmungswasser zum Andenken hinterl&auml;&szlig;t ... Squire's Court liegt noch tiefer als die unbewohnten Keller der an Brook Street stehenden H&auml;user ... zwanzig Fu&szlig; niedriger als die Stra&szlig;e, und das verpestete Wasser, das aus den Versenkl&ouml;chern am Samstag emporgetrieben wurde, reichte bis an die D&auml;cher. Wir wu&szlig;ten dies und erwarteten daher, den Hof unbewohnt oder nur von den Beamten des Gesundheits-Ausschusses besetzt zu finden, um die stinkenden W&auml;nde abzuwaschen und zu desinfizieren. Statt dessen sahen wir einen Mann, besch&auml;ftigt in der Kellerwohnung eines Barbiers ... einen Haufen faulenden Unrats, der in einer Ecke lag, auf eine Schubkarre zu schaufeln. Der Barbier, dessen Keller schon ziemlich ausgefegt war, schickte uns noch tiefer hinab zu einer Reihe von Wohnungen, von denen er sagte: wenn er schreiben k&ouml;nnte, w&uuml;rde er an die Presse schreiben und auf ihrer Schlie&szlig;ung bestehn. So kamen wir endlich nach Squire's Court, wo wir eine h&uuml;bsche, gesund aussehende Irl&auml;nderin fanden, die alle H&auml;nde voll mit der W&auml;sche zu tun hatte. Sie und ihr Mann, ein Privat-Nachtw&auml;chter, hatten seit 6 Jahren in dem Hof gewohnt, sie hatten eine zahlreiche Familie ... In dem Hause, das sie eben verlassen hatten, war die Flut bis dicht ans Dach gestiegen, die Fenster waren zerbrochen, die M&ouml;bel ein Tr&uuml;mmerhaufen. Der Bewohner, sagte er, habe das Haus nur dadurch in ertr&auml;glichem Geruchszustand halten k&ouml;nnen, da&szlig; er es alle zwei Monate mit Kalk wei&szlig;te ... Im inneren Hof, wohin unser Berichterstatter jetzt erst vordrang, fand er drei H&auml;user, mit der R&uuml;ckmauer an die eben beschriebenen angebaut, wovon zwei bewohnt waren. Der Gestank war dort so abscheulich, da&szlig; der gesundeste Mensch nach ein paar Minuten seekrank werden mu&szlig;te ... Dies widerw&auml;rtige Loch war <A NAME="S263"><B>|263|</A></B> bewohnt von einer Familie von sieben Personen, die am Donnerstagabend (dem Tag der ersten &Uuml;berschwemmung) alle im Hause geschlafen hatte
</FONT><P>Dies ist ein schlagendes Exempel, wie die Bourgeoisie die Wohnungsfrage in der Praxis l&ouml;st. Die Brutst&auml;tten der Seuchen, die infamsten H&ouml;hlen und L&ouml;cher, worin die kapitalistische Produktionsweise unsre Arbeiter Nacht f&uuml;r Nacht einsperrt, sie werden nicht beseitigt, sie werden nur - <I>verlegt</I>! Dieselbe &ouml;konomische Notwendigkeit, die sie am ersten Ort erzeugte, erzeugt sie auch am zweiten. Und solange die kapitalistische Produktionsweise besteht, solange ist es Torheit, die Wohnungsfrage oder irgendeine andre das Geschick der Arbeiter betreffende gesellschaftliche Frage einzeln l&ouml;sen zu wollen. Die L&ouml;sung liegt aber in der Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, in der Aneignung aller Lebens- und Arbeitsmittel durch die Arbeiterklasse selbst. </P>
<I><H3 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III">Dritter Abschnitt<BR>
</I>Nachtrag &uuml;ber Proudhon und die Wohnungsfrage</H3>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III_I"></A>I</A></H4>
<B><P><A NAME="S264">|264|</A></B> In Nr. 86 des "Volksstaats" gibt sich A. M&uuml;lberger als Verfasser der von mir in Nr. 51 u. folg. d. Bl. kritisierten Artikel zu erkennen. Er &uuml;berh&auml;uft mich in seiner Antwort mit einer solchen Reihe von Vorw&uuml;rfen und verr&uuml;ckt dabei so sehr alle Gesichtspunkte, um die es sich handelt, da&szlig; ich wohl oder &uuml;bel darauf erwidern mu&szlig;. Ich will versuchen, meiner Entgegnung, die sich zu meinem Bedauern gro&szlig;enteils auf dem von M&uuml;lberger mir vorgeschriebnen Gebiet der pers&ouml;nlichen Polemik bewegen mu&szlig;, ein allgemeines Interesse dadurch zu geben, da&szlig; ich die Punkte, auf die es haupts&auml;chlich ankommt, nochmals und wom&ouml;glich deutlicher als vorher entwickle, selbst auf die Gefahr hin, von M&uuml;lberger abermals bedeutet zu werden, da&szlig; alles dies "im wesentlichen nichts Neues, weder f&uuml;r ihn noch die sonstigen Leser des 'Volksstaat' enth&auml;lt". </P>
<P>M&uuml;lberger beklagt sich &uuml;ber Form und Inhalt meiner Kritik. Was die Form angeht, so gen&uuml;gt es zu erwidern, da&szlig; ich zu jener Zeit gar nicht wu&szlig;te, von wem die betreffenden Artikel herr&uuml;hrten. Von einer pers&ouml;nlichen "Voreingenommenheit" gegen den Verfasser konnte also keine Rede sein; gegen die in den Artikeln entwickelte L&ouml;sung der Wohnungsfrage war ich allerdings insoweit "voreingenommen" als sie mir aus Proudhon l&auml;ngst bekannt war und meine Ansicht dar&uuml;ber feststand. </P>
<P>&Uuml;ber den "Ton" meiner Kritik will ich mit Freund M&uuml;lberger nicht streiten. Wenn man so lange in der Bewegung gewesen wie ich, bekommt man eine ziemlich harte Haut gegen Angriffe und setzt eine solche daher auch leicht bei andern voraus. Um M&uuml;lberger zu entsch&auml;digen, will ich <A NAME="S265"><B>|265|</A></B> diesmal versuchen, meinen "Ton" mit der Empfindlichkeit seiner Epidermis (Oberhaut) in ein richtiges Verh&auml;ltnis zu bringen. </P>
<P>M&uuml;lberger beklagt sich besonders bitter dar&uuml;ber, da&szlig; ich ihn einen Proudhonisten genannt, und beteuert, er sei keiner. Ich mu&szlig; ihm nat&uuml;rlich glauben, werde aber den Beweis f&uuml;hren, da&szlig; die betreffenden Artikel - und mit ihnen allein hatte ich zu tun - nichts enthalten als puren Proudhonismus. </P>
<P>Aber auch Proudhon kritisiere ich, nach M&uuml;lberger, "leichtfertig" und tue ihm schweres Unrecht: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Lehre vom Kleinb&uuml;rger Proudhon ist bei uns in Deutschland ein stehendes Dogma geworden, das sogar viele verk&uuml;nden, ohne auch nur eine Zeile von ihm gelesen zu haben." </P>
</FONT><P>Wenn ich bedaure, da&szlig; die romanisch redenden Arbeiter seit zwanzig Jahren keine andre Geistesnahrung haben als die Werke Proudhons, so antwortet M&uuml;lberger, da&szlig; bei den romanischen Arbeitern "die Prinzipien, wie sie von Proudhon formuliert sind, fast allenthalben die treibende Seele der Bewegung bilden". Dies mu&szlig; ich ableugnen. Erstens liegt die "treibende Seele" der Arbeiterbewegung nirgendswo in den "Prinzipien", sondern &uuml;berall in der Entwicklung der gro&szlig;en Industrie und deren Wirkungen, der Akkumulation und Konzentration des Kapitals auf der einen und des Proletariats auf der andern Seite. Zweitens ist es nicht richtig, da&szlig; die Proudhonschen sogenannten "Prinzipien" bei den Romanen die entscheidende Rolle spielen, die M&uuml;lberger ihnen zuschreibt; da&szlig; die "Prinzipien der Anarchie, der Organisation des forces &eacute;conomiques, der Liquidation sociale |Organisation der &ouml;konomischen Kr&auml;fte, der gesellschaftlichen Liquidation| usw. dort ... die wahrhaften Tr&auml;ger der revolution&auml;ren Bewegung geworden sind". Von Spanien und Italien gar nicht zu reden, wo die proudhonistischen Allerweltsheilmittel nur in der durch Bakunin weiter verballhornten Gestalt irgendwelchen Einflu&szlig; gewonnen haben, ist es f&uuml;r jeden, der die internationale Arbeiterbewegung kennt, notorische Tatsache, da&szlig; in Frankreich die Proudhonisten eine wenig zahlreiche Sekte bilden, w&auml;hrend die Masse der Arbeiter von dem unter dem Titel "Liquidation sociale und Organisation des forces &eacute;conomiques" von Proudhon entworfnen gesellschaftlichen Reformplan nichts wissen will. Es hat sich das u.a. unter der Kommune gezeigt. Obwohl die Proudhonisten stark in ihr vertreten waren, wurde doch nicht der geringste Versuch gemacht, nach Proudhons Vorschl&auml;gen die alte Gesellschaft zu liquidieren oder die &ouml;konomischen Kr&auml;fte zu organi- <A NAME="S266">|266|</A> sieren. Im Gegenteil. Es gereicht der Kommune zur h&ouml;chsten Ehre, da&szlig; bei allen ihren &ouml;konomischen Ma&szlig;regeln nicht irgendwelche Prinzipien ihre "treibende Seele" bildeten, sondern - das einfache praktische Bed&uuml;rfnis. Und deshalb waren diese Ma&szlig;regeln - die Abschaffung der Nachtarbeit der B&auml;cker, das Verbot der Geldstrafen in Fabriken, die Konfiskation stillgesetzter Fabriken und Werkst&auml;tten und ihre &Uuml;berlassung an Arbeiter-Assoziationen durchaus nicht im Geist Proudhons, wohl aber in dem des deutschen wissenschaftlichen Sozialismus. Die einzige soziale Ma&szlig;regel, die die Proudhonisten durchsetzten, war - die Bank von Frankreich nicht mit Beschlag zu legen, und zum Teil daran ging die Kommune zugrunde. Ebenso haben die sogenannten Blanquisten, sobald sie den Versuch machten, sich aus blo&szlig; politischen Revolution&auml;ren in eine sozialistische Arbeiterfraktion mit bestimmtem Programm zu verwandeln - wie dies in dem von den blanquistischen Fl&uuml;chtlingen in London in ihrem Manifest: "Internationale et R&eacute;volution" geschehn ist -, nicht die "Prinzipien" des Proudhonschen Plans der Gesellschaftsrettung proklamiert, wohl aber, und zwar fast buchst&auml;blich, die Anschauungen des deutschen wissenschaftlichen Sozialismus von der Notwendigkeit der politischen Aktion des Proletariats und seiner Diktatur als Obergang zur Abschaffung der Klassen und, mit ihnen, des Staats - wie solche bereits im <A HREF="../me04/me04_459.htm">"Kommunistischen Manifest"</A> und seitdem unz&auml;hlige Male ausgesprochen worden. Und wenn M&uuml;lberger gar aus der Mi&szlig;achtung Proudhons bei den Deutschen einen Mangel an Verst&auml;ndnis der romanischen Bewegung "bis zur Kommune von Paris" herleitet, so m&ouml;ge er zum Beweis dieses Mangels diejenige romanische Schrift nennen, die die Kommune nur ann&auml;hernd so richtig verstanden und dargestellt hat wie die <A HREF="../me17/me17_319.htm">"Adresse des Generalrats der Internationalen &uuml;ber den B&uuml;rgerkrieg in Frankreich"</A>, geschrieben von dem Deutschen Marx. </P>
<P>Das einzige Land, wo die Arbeiterbewegung direkt unter dem Einflu&szlig; der Proudhonschen "Prinzipien" steht, ist Belgien, und die belgische Bewegung kommt eben deswegen auch, wie Hegel sagt, "von nichts durch nichts zu nichts". </P>
<P>Wenn ich es f&uuml;r ein Ungl&uuml;ck halte, da&szlig; die romanischen Arbeiter, direkt oder indirekt, seit zwanzig Jahren geistig nur von Proudhon zehrten, so finde ich dies nicht in der durchaus mythischen Herrschaft des Proudhonschen Reformrezepts - was M&uuml;lberger die "Prinzipien" nennt -, sondern darin, da&szlig; ihre &ouml;konomische Kritik der bestehenden Gesellschaft von den durch- <A NAME="S267"><B>|267|</A></B> aus falschen Proudhonschen Wendungen infiziert und ihre politische Aktion durch proudhonistischen Einflu&szlig; verhunzt wurde. Ob danach die "verproudhonisierten romanischen Arbeiter" oder die deutschen, die jedenfalls den wissenschaftlichen deutschen Sozialismus unendlich besser begreifen als die Romanen ihren Proudhon, "mehr in der Revolution stehn", werden wir beantworten k&ouml;nnen, wenn wir erst wissen, was das hei&szlig;t: "in der Revolution stehn". Man hat reden geh&ouml;rt von Leuten, die "im Christentum, im wahren Glauben, in der Gnade Gottes stehn" usw. Aber in der Revolution, in der gewaltsamsten Bewegung "stehn"? Ist denn "die Revolution" eine dogmatische Religion, an die man glauben mu&szlig;? </P>
<P>Ferner wirft mir M&uuml;lberger vor, ich habe, gegen die ausdr&uuml;cklichen Worte seiner Arbeit, behauptet, er erkl&auml;re die Wohnungsfrage f&uuml;r eine ausschlie&szlig;liche Arbeiterfrage. </P>
<P>Diesmal hat M&uuml;lberger in der Tat recht. Ich hatte die betreffende Stelle &uuml;bersehn. Unverantwortlicherweise &uuml;bersehn, denn sie ist eine der bezeichnendsten f&uuml;r die ganze Tendenz seiner Abhandlung. M&uuml;lberger sagt wirklich mit d&uuml;rren Worten: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Da uns so oft und viel der <I>l&auml;cherliche</I> Vorwurf gemacht wird, wir treiben <I>Klassenpolitik</I>, wir streben eine <I>Klassenherrschaft</I> an u.dgl. mehr, so betonen wir zun&auml;chst und ausdr&uuml;cklich, da&szlig; die Wohnungsfrage keineswegs ausschlie&szlig;lich das Proletariat betrifft, sondern im <I>Gegenteil</I> - sie interessiert <I>in ganz hervorragender Weise den eigentlichen Mittelstand</I>, das Kleingewerbe, die kleine Bourgeoisie, die gesamte B&uuml;rokratie ... die Wohnungsfrage ist gerade derjenige Punkt der sozialen Reformen, welche mehr als alle andern geeignet erscheint, die <I>absolute innere Identit&auml;t der Interessen des Proletariats</I> einerseits und der <I>eigentlichen Mittelklassen</I> der Gesellschaft andrerseits aufzudecken. Die Mittelklassen leiden ebenso stark, <I>vielleicht noch st&auml;rker</I> unter der dr&uuml;ckenden Fessel der Mietwohnung als das Proletariat ... Die eigentlichen Mittelklassen der Gesellschaft stehen heute vor der Frage, ob sie ... die Kraft finden werden ... im Bunde mit der jugendkr&auml;ftigen und energievollen Arbeiterpartei in den Umgestaltungsproze&szlig; der Gesellschaft einzugreifen, <I>dessen Segnungen gerade ihnen vor allen zugute kommen werden</I>." </P>
</FONT><P>Freund M&uuml;lberger konstatiert hier also folgendes: </P>
<P>1. "Wir" treiben keine "Klassenpolitik" und streben nach keiner "Klassenherrschaft". Die deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei, eben <I>weil</I> sie eine <I>Arbeiterpartei</I> ist, treibt indes notwendigerweise "Klassenpolitik", die Politik der Arbeiterklasse. Da jede politische Partei darauf ausgeht, die Herrschaft im Staat zu erobern, so strebt die deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei notwendig <I>ihre</I> Herrschaft, die Herrschaft der Arbeiterklasse, also eine "Klassenherrschaft" an. &uuml;brigens hat <I>jede</I> wirkliche proletarische Partei, von den englischen Chartisten an, immer die <A NAME="S268"><B>|268|</A></B> Klassenpolitik, die Organisation des Proletariats als selbst&auml;ndige politische Partei, als erste Bedingung, und die Diktatur des Proletariats als n&auml;chstes Ziel des Kampfes hingestellt. Indem M&uuml;lberger dies f&uuml;r "l&auml;cherlich" erkl&auml;rt, stellt er sich au&szlig;erhalb der proletarischen Bewegung und innerhalb des kleinb&uuml;rgerlichen Sozialismus. </P>
<P>2. Die Wohnungsfrage hat den Vorzug, da&szlig; sie keine ausschlie&szlig;liche Arbeiterfrage ist, sondern das Kleinb&uuml;rgertum "in ganz hervorragender Weise interessiert", indem die "eigentlichen Mittelklassen ebenso stark, vielleicht noch st&auml;rker" unter ihr leiden als das Proletariat. Wenn jemand erkl&auml;rt, das Kleinb&uuml;rgertum leide, auch nur in einer einzigen Beziehung, "vielleicht noch st&auml;rker als das Proletariat", so wird er sich sicher nicht beklagen k&ouml;nnen, wenn man ihn unter die kleinb&uuml;rgerlichen Sozialisten rechnet. Hat M&uuml;lberger also Grund zur Unzufriedenheit, <A HREF="me18_209.htm#S215">wenn ich sage</A>: </P>
<P>"Es sind vorzugsweise diese der Arbeiterklasse mit andern Klassen, namentlich dem Kleinb&uuml;rgertum, gemeinsamen Leiden, mit denen sich der kleinb&uuml;rgerliche Sozialismus, zu dem auch Proudhon geh&ouml;rt, mit Vorliebe besch&auml;ftigt. Und so ist es durchaus nicht zuf&auml;llig, da&szlig; unser deutscher Proudhonist sich vor allem der Wohnungsfrage, die, wie wir gesehn haben, keineswegs eine ausschlie&szlig;liche Arbeiterfrage ist, bem&auml;chtigt." </P>
<P>3. Zwischen den Interessen der "eigentlichen Mittelklassen der Gesellschaft" und denen des Proletariats besteht "absolute innere Identit&auml;t", und es ist nicht das Proletariat, sondern [es sind] diese eigentlichen Mittelklassen, denen die "Segnungen" des bevorstehenden Umgestaltungsprozesses der Gesellschaft "gerade vor allen zugute kommen werden". </P>
<P>Die Arbeiter werden also die bevorstehende soziale Revolution "gerade vor allen" im Interesse der Kleinb&uuml;rger machen. Und ferner besteht eine absolute innere Identit&auml;t der Interessen der Kleinb&uuml;rger mit denen des Proletariats. Sind die Interessen der Kleinb&uuml;rger mit denen der Arbeiter innerlich identisch, so die der Arbeiter mit denen der Kleinb&uuml;rger. Der kleinb&uuml;rgerliche Standpunkt ist also in der Bewegung ebenso berechtigt wie der proletarische. Und die Behauptung dieser Gleichberechtigung ist eben, was man kleinb&uuml;rgerlichen Sozialismus nennt. </P>
<P>Es ist daher auch ganz konsequent, wenn M&uuml;lberger S. 25 des Separatabdrucks das "Kleingewerbe" als den "eigentlichen <I>Strebepfeiler</I> der Gesellschaft" feiert, "weil es seiner eigentlichen Anlage nach die drei Faktoren: Arbeit - Erwerb - Besitz in sich vereinigt, weil es in der Vereinigung dieser drei Faktoren der Entwicklungsf&auml;higkeit des Individuums keinerlei <A NAME="S269"><B>|269|</A></B> Schranke gegen&uuml;berstellt"; und wenn er der modernen Industrie namentlich vorwirft, da&szlig; sie diese Pflanzschule von Normalmenschen vernichtet und "aus einer lebenskr&auml;ftigen, sich immer wieder neu erzeugenden <I>Klasse</I> einen bewu&szlig;tlosen <I>Haufen</I> Menschen gemacht hat, der nicht wei&szlig;, wohin er seinen angstvollen Blick wenden soll". Der Kleinb&uuml;rger ist also M&uuml;lbergers Mustermensch und das Kleingewerbe M&uuml;lbergers Muster-Produktionsweise. Habe ich ihn also verl&auml;stert, wenn ich ihn unter die kleinb&uuml;rgerlichen Sozialisten verwies? </P>
<P>Da M&uuml;lberger jede Verantwortlichkeit f&uuml;r Proudhon ablehnt, so w&auml;re es &uuml;berfl&uuml;ssig, hier weiter zu er&ouml;rtern, wie Proudhons Reformpl&auml;ne dahin abzielen, alle Glieder der Gesellschaft in Kleinb&uuml;rger und Kleinbauern zu verwandeln. Ebensowenig wird es n&ouml;tig sein, auf die angebliche Identit&auml;t der Interessen der Kleinb&uuml;rger mit denen der Arbeiter einzugehn. Das N&ouml;tige findet sich bereits im "Kommunistischen Manifest". (Leipziger Ausgabe 1872, S. <A HREF="../me04/me04_459.htm#S472">12</A> u. <A HREF="../me04/me04_459.htm#S484">21</A>.) </P>
<P>Das Resultat unsrer Untersuchung ist also das, da&szlig; neben die "Sage vom Kleinb&uuml;rger Proudhon" die Wirklichkeit vom Kleinb&uuml;rger M&uuml;lberger tritt. </P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III_II">II</A></H4>
<P>Wir kommen jetzt auf einen Hauptpunkt. Ich warf den M&uuml;lbergersehen Artikeln vor, da&szlig; sie nach Proudhonscher Manier &ouml;konomische Verh&auml;ltnisse verf&auml;lschen durch &Uuml;bersetzung in juristische Ausdrucksweise. Als Beispiel daf&uuml;r hob ich folgenden <A HREF="me18_209.htm#S216">M&uuml;lbergerschen Satz</A> heraus: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Das einmal gebaute Haus dient als <I>ewiger Rechtstitel</I> auf einen bestimmten Bruchteil der gesellschaftlichen Arbeit, wenn auch der wirkliche Wert des Hauses l&auml;ngst schon mehr als gen&uuml;gend in der Form des Mietzinses an den Besitzer gezahlt wurde. So kommt es, da&szlig; ein Haus, welches z.B. vor f&uuml;nfzig Jahren gebaut wurde, w&auml;hrend dieser Zeit in dem Ertrag seines Mietzinses zwei-, drei-, f&uuml;nf-, zehnmal usw. den urspr&uuml;nglichen Kostenpreis deckte." </P>
</FONT><P>M&uuml;lberger beschwert sich nun: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Diese <I>einfache</I>, <I>n&uuml;chterne Konstatierung einer Tatsache</I> veranla&szlig;t Engels, mir zu Gem&uuml;te zu f&uuml;hren, da&szlig; ich h&auml;tte erkl&auml;ren sollen, <I>wie</I> das Haus 'Rechtstitel' wird - eine Sache, die ganz au&szlig;erhalb des Bereichs meiner Aufgabe lag ... Ein anderes ist eine <I>Schilderung</I>, ein anderes eine <I>Erkl&auml;rung</I>. Wenn ich nach Proudhon sage, das &ouml;konomische Leben der Gesellschaft solle von einer <I>Rechtsidee</I> durchdrungen sein, so <I>schildere</I> ich hiermit die heutige Gesellschaft als eine solche, in der zwar nicht jede Rechtsidee, aber die <I>Rechtsidee der Revolution</I> fehlt, eine Tatsache, die Engels selbst zugeben wird." </P>
</FONT><B><P><A NAME="S270">|270|</A></B> Bleiben wir zun&auml;chst bei dem einmal gebauten Hause. Das Haus, wenn vermietet, bringt seinem Erbauer Grundrente, Reparaturkosten und Zins <A NAME="ZT16"><A HREF="me18_209.htm#T16">{16}</A></A> auf sein ausgelegtes Baukapital einschlie&szlig;lich des darauf gemachten Profits <A NAME="ZT17"><A HREF="me18_209.htm#T17">{17}</A></A> in der Gestalt von Miete ein, und je nach den Verh&auml;ltnissen kann der nach und nach gezahlte Mietbetrag zwei-, drei-, f&uuml;nf-, zehnmal den urspr&uuml;nglichen Kostenpreis ausmachen. Dies, Freund M&uuml;lberger, ist die "einfache, n&uuml;chterne Konstatierung" der "Tatsache", die eine &ouml;konomische ist; und wenn wir wissen wollen, wieso "es so kommt", da&szlig; sie existiert, so m&uuml;ssen wir die Untersuchung auf &ouml;konomischem Gebiet f&uuml;hren. Sehen wir uns also die Tatsache etwas n&auml;her an, damit kein Kind sie weiter mi&szlig;verstehen k&ouml;nne. Der Verkauf einer Ware besteht bekanntlich darin, da&szlig; der Besitzer ihren Gebrauchswert weggibt und ihren Tauschwert einsteckt. Die Gebrauchswerte der Waren unterscheiden sich unter anderem auch darin, da&szlig; ihre Konsumtion verschiedene Zeitr&auml;ume erfordert. Ein Laib Brot wird in einem Tage verzehrt, ein Paar Hosen in einem Jahr verschlissen, ein Haus meinetwegen in hundert Jahren. Bei Waren von langer Verschlei&szlig;dauer tritt also die M&ouml;glichkeit ein, den Gebrauchswert st&uuml;ckweise, jedesmal auf bestimmte Zeit, zu verkaufen, d.h. ihn zu vermieten. Der st&uuml;ckweise Verkauf realisiert also den Tauschwert nur nach und nach; f&uuml;r diesen Verzicht auf sofortige R&uuml;ckzahlung des vorgeschossenen Kapitals und des darauf erworbenen Profits wird der Verk&auml;ufer entsch&auml;digt durch einen Preisaufschlag, eine Verzinsung, deren H&ouml;he durch die Gesetze der politischen &Ouml;konomie, durchaus nicht willk&uuml;rlich, bestimmt wird. Am Ende der hundert Jahre ist das Haus aufgebraucht, verschlissen, unbewohnbar geworden. Wenn wir dann von dem gezahlten Gesamtmietbetrag abziehen: 1. die Grundrente nebst der etwaigen Steigerung, die sie w&auml;hrend der Zeit erfahren, und 2. die ausgelegten laufenden Reparaturkosten, so werden wir finden, da&szlig; der Rest im Durchschnitt sich zusammensetzt: 1. aus dem urspr&uuml;nglichen Baukapital des Hauses, 2. aus dem Profit darauf, und 3. aus der Verzinsung des nach und nach f&auml;llig gewordenen Kapitals und Profits <A NAME="ZT18"><A HREF="me18_209.htm#T18">{18}</A></A>. Nun hat zwar am Ende dieses Zeitraums der Mieter kein Haus, aber der Hausbesitzer auch nicht. Dieser hat nur das Grundst&uuml;ck (wenn es ihm n&auml;mlich geh&ouml;rt) und die darauf befindlichen Baumaterialien, die aber kein Haus mehr sind. Und wenn das Haus inzwischen "f&uuml;nf- oder zehnmal den urspr&uuml;nglichen Kostenpreis deckte", so werden wir sehn, da&szlig; dies lediglich einem Aufschlag der Grundrente geschuldet ist; wie dies niemandem ein <A NAME="S271"><B>|271|</A></B> Geheimnis ist an Orten wie London, wo Grundbesitzer und Hausbesitzer meist zwei verschiedene Personen sind. Solche kolossale Mietsaufschl&auml;ge kommen vor in rasch wachsenden St&auml;dten, aber nicht in einem Ackerdorf, wo die Grundrente f&uuml;r Baupl&auml;tze fast unver&auml;ndert bleibt. Es ist ja notorische Tatsache, da&szlig;, abgesehn von Steigerungen der Grundrente, die Hausmiete dem Hausbesitzer durchschnittlich nicht &uuml;ber 7 p.c. des angelegten Kapitals (inkl. Profits) j&auml;hrlich einbringt, woraus dann noch Reparaturkosten etc. zu bestreiten sind. Kurz, der Mietvertrag ist ein ganz gew&ouml;hnliches Warengesch&auml;ft, das f&uuml;r den Arbeiter theoretisch nicht mehr und nicht minder Interesse hat als jedes andere Warengesch&auml;ft, ausgenommen das, worin es sich um den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft handelt, w&auml;hrend er ihm praktisch als eine der tausend Formen der b&uuml;rgerlichen Prellerei gegen&uuml;bertritt, von denen ich <A HREF="me18_209.htm#S214">Seite 4 des Separatabdrucks</A> spreche, die aber auch, wie ich dort nachgewiesen, einer &ouml;
<P>M&uuml;lberger dagegen sieht im Mietvertrag nichts als reine "Willk&uuml;r" (S. 19 des Separatabdrucks), und wenn ich ihm das Gegenteil beweise, so beklagt er sich, ich sage ihm "lauter Dinge, die er leider schon selbst gewu&szlig;t". </P>
<P>Mit allen &ouml;konomischen Untersuchungen &uuml;ber die Hausmiete kommen wir aber nicht dahin, die Abschaffung der Mietwohnung zu verwandeln in "eine der fruchtbarsten und gro&szlig;artigsten Bestrebungen, welche dem Scho&szlig; der revolution&auml;ren Idee entstammt". Um dies fertigzubringen, m&uuml;ssen wir die einfache Tatsache aus der n&uuml;chternen &Ouml;konomie in die schon viel ideologischere Juristerei &uuml;bersetzen. "Das Haus dient als ewiger Rechtstitel" auf Hausmiete - <I>"so kommt es"</I>, da&szlig; der Wert des Hauses in Hausmiete zwei-, drei-, f&uuml;nf-, zehnmal gezahlt werden kann. Um zu erfahren, wie das "so kommt", hilft uns der "Rechtstitel" keinen Zoll vom Fleck; und deswegen sagte ich, M&uuml;lberger h&auml;tte erst durch Untersuchung, wie das Haus Rechtstitel wird, erfahren k&ouml;nnen, <I>wie</I> das "so kommt". Dies erfahren wir erst, wenn wir, wie ich tat, die <I>&ouml;konomische</I> Natur der Hausmiete untersuchen, statt uns &uuml;ber den juristischen Ausdruck, unter welchem die herrschende Klasse sie sanktioniert, zu erbosen. - Wer &ouml;konomische Schritte zur Abschaffung der Hausmiete vorschl&auml;gt, der ist doch wohl verpflichtet, etwas mehr von der Hausmiete zu wissen, als da&szlig; sie "den Tribut darstellt, den der Mieter dem ewigen Rechte des Kapitals bezahlt". Darauf antwortet M&uuml;lberger: "Ein anderes ist eine Schilderung, ein anderes eine Erkl&auml;rung."</P>
<B><P><A NAME="S272">|272|</A></B> Wir haben also das Haus, obwohl es keineswegs ewig ist, in einen ewigen Rechtstitel auf Hausmiete verwandelt. Wir finden, einerlei wie das "so kommt", da&szlig; kraft dieses Rechtstitels das Haus seinen Wert in der Gestalt von Hausmiete mehrfach einbringt. Wir sind, durch die &Uuml;bersetzung ins juristische, gl&uuml;cklich so weit von der &Ouml;konomie entfernt, da&szlig; wir nur noch die Erscheinung sehen, da&szlig; ein Haus sich in Brutto-Miete allm&auml;hlich mehrfach bezahlt machen kann. Da wir juristisch denken und sprechen, so legen wir an diese Erscheinung den Ma&szlig;stab des Rechts, der Gerechtigkeit und finden, da&szlig; sie <I>ungerecht</I> ist, da&szlig; sie der "Rechtsidee der Revolution", was das auch immer f&uuml;r ein Ding sein mag, nicht entspricht und da&szlig; der Rechtstitel daher nichts taugt. Wir finden ferner, da&szlig; dasselbe vom zinstragenden Kapital und vom verpachteten Ackerland gilt, und haben nun den Vorwand, diese Klassen von Eigentum von den andern auszuscheiden und sie einer ausnahmsweisen Behandlung zu unterwerfen. Diese besteht in der Forderung: 1. dem Eigent&uuml;mer das K&uuml;ndigungsrecht, das Recht auf R&uuml;ckforderung seines Eigentums, zu nehmen; 2. dem Mieter, Borger oder P&auml;chter den Nie&szlig;brauch des ihm &uuml;bertragenen, aber ihm nicht geh&ouml;rigen Gegenstandes unentgeltlich zu &uuml;berlassen, und 3. den Eigent&uuml;mer in l&auml;ngeren Raten ohne Verzinsung abzuzahlen. Und damit haben wir die Proudhonschen "Prinzipien" nach dieser Seite hin ersch&ouml;pft. Es ist dies Proudhons "gesellschaftliche Liquidation". </P>
<P>Beil&auml;ufig bemerkt. Da&szlig; dieser ganze Reformplan fast ausschlie&szlig;lich den Kleinb&uuml;rgern und Kleinbauern in der Weise zugute kommen soll, da&szlig; er sie in ihrer Stellung als Kleinb&uuml;rger und Kleinbauern <I>befestigt</I>, liegt auf der Hand. Die nach M&uuml;lberger sagenhafte Gestalt des "Kleinb&uuml;rgers Proudhon" erh&auml;lt hier also pl&ouml;tzlich eine sehr handgreifliche historische Existenz. </P>
<P>M&uuml;lberger f&auml;hrt fort: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn ich nach Proudhon sage, das &ouml;konomische Leben der Gesellschaft solle von einer <I>Rechtsidee</I> durchdrungen sein, so <I>schildere</I> ich hiermit die heutige Gesellschaft als eine solche, in der zwar nicht jede Rechtsidee, aber die Rechtsidee der Revolution fehlt, eine Tatsache, die selbst Engels zugeben wird." </P>
</FONT><P>Leider bin ich au&szlig;erstande, M&uuml;lberger diesen Gefallen zu tun. M&uuml;lberger verlangt, die Gesellschaft <I>solle</I> von einer Rechtsidee durchdrungen sein, und nennt das eine Schilderung. Wenn mir ein Gerichtshof eine Aufforderung durch Gerichtsvollzieher zukommen l&auml;&szlig;t, eine Schuld zu bezahlen, so tut er, nach M&uuml;lberger, weiter nichts, als da&szlig; er mich als einen Menschen <I>schildert</I>, der seine Schulden nicht bezahlt! Ein anderes ist eine Schilderung, ein anderes eine Zumutung. Und gerade hier liegt der wesentliche Unterschied des deutschen wissenschaftlichen Sozialismus von <A NAME="S273"><B>|273|</A></B> Proudhon. Wir schildern - und jede wirkliche Schilderung ist, trotz M&uuml;lberger, zugleich die Erkl&auml;rung der Sache - die &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse, wie sie sind und wie sie sich entwickeln, und f&uuml;hren, strikt &ouml;konomisch, den Beweis, da&szlig; diese ihre Entwicklung zugleich die Entwicklung der Elemente einer sozialen Revolution ist: die Entwicklung - einerseits, einer Klasse, deren Lebenslage sie notwendig zur sozialen Revolution treibt, des Proletariats - andererseits, von Produktivkr&auml;ften, die, dem Rahmen der kapitalistischen Gesellschaft entwachsen, ihn notwendig sprengen m&uuml;ssen und die gleichzeitig die Mittel bieten, die Klassenunterschiede ein f&uuml;r allemal im Interesse des gesellschaftlichen Fortschritts selbst zu beseitigen. Proudhon dagegen stellt an die heutige Gesellschaft die Forderung, sich nicht nach den Gesetzen ihrer eignen &ouml;konomischen Entwicklung, sondern nach den Vorschriften der Gerechtigkeit (die "Rechts<I>idee</I>" geh&ouml;rt nicht ihm, sondern M&uuml;lberger) umzugestalten. Wo wir beweisen, <I>predigt</I> und lamentiert Proudhon, und mit ihm M&uuml;lberger. </P>
<P>Was die "Rechtsidee der Revolution" f&uuml;r ein Ding ist, kann ich absolut nicht erraten. Proudhon allerdings macht sich aus "<I>der</I> Revolution" eine Art G&ouml;ttin, die Tr&auml;gerin und Vollstreckerin seiner "Gerechtigkeit"; wobei er dann in den sonderbaren Irrtum verf&auml;llt, die b&uuml;rgerliche Revolution von 1789-1794 und die k&uuml;nftige proletarische Revolution durcheinanderzuwerfen. Dies tut er in fast allen seinen Werken, besonders seit 1848; als Beispiel f&uuml;hre ich nur an: "Id&eacute;e g&eacute;n&eacute;rale de la R&eacute;volution", ed. 1868, p. 39 &amp; 40. Da aber M&uuml;lberger alle und jede Verantwortlichkeit f&uuml;r Proudhon ablehnt, so bleibt mir verboten, die "Rechtsidee der Revolution" aus Proudhon zu erkl&auml;ren, und ich verharre in &auml;gyptischer Finsternis. </P>
<P>Weiter sagt M&uuml;lberger: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Aber weder Proudhon noch ich appellieren an eine 'ewige Gerechtigkeit', um dadurch die bestehenden ungerechten Zust&auml;nde zu <I>erkl&auml;ren</I> oder gar, wie dies Engels mir imputiert, die Besserung dieser Zust&auml;nde von dem Appell an diese Gerechtigkeit zu erwarten." </P>
</FONT><P>M&uuml;lberger mu&szlig; darauf bauen, da&szlig; "Proudhon &uuml;berhaupt in Deutschland so gut wie gar nicht gekannt" ist. In allen seinen Schriften mi&szlig;t Proudhon alle gesellschaftlichen, rechtlichen, politischen <A NAME="ZT19"><A HREF="me18_209.htm#T19">{19}</A></A>, religi&ouml;sen S&auml;tze an dem Ma&szlig;stab der "Gerechtigkeit", verwirft sie oder erkennt sie an, je nachdem sie stimmen oder nicht stimmen mit dem, was er "Gerechtigkeit" nennt. In den "Contradictions &eacute;conomiques" hei&szlig;t diese Gerechtigkeit noch "ewige Gerechtigkeit", justice &eacute;ternelle. Sp&auml;ter wird die Ewigkeit <A NAME="S274"><B>|274|</A></B> verschwiegen, bleibt aber der Sache nach. Z.B. in: "De la Justice dans la R&eacute;volution et dans l'&Eacute;glise", Ausgabe 1858, ist folgende Stelle der Text der ganzen dreib&auml;ndigen Predigt (Band I, Seite 42): </P>
<FONT SIZE=2><P>"Welches ist das Grundprinzip, das organische, regelnde, souver&auml;ne Prinzip der Gesellschaften, das Prinzip, welches, sich alle andern unterordnend, regiert, sch&uuml;tzt, zur&uuml;ckdr&auml;ngt, z&uuml;chtigt, im Notfalle selbst unterdr&uuml;ckt alle rebellischen Elemente? Ist es die Religion, das Ideal, das <I>Interesse</I>? ... Dies Prinzip, nach meiner Ansicht, ist die <I>Gerechtigkeit</I>. - Was ist die Gerechtigkeit? <I>Das Wesen der Menschheit selbst.</I> Was ist sie gewesen seit dem Anfang der Welt? Nichts. - Was sollte sie sein? Alles." </P>
</FONT><P>Eine Gerechtigkeit, die das Wesen der Menschheit selbst ist, was ist das anders als die <I>ewige</I> Gerechtigkeit? Eine Gerechtigkeit, die das organische, regelnde, souver&auml;ne Grundprinzip der Gesellschaften, die bisher trotzdem nichts gewesen ist, die aber alles sein soll - was ist sie anders als der Ma&szlig;stab, an dem alle menschlichen Dinge zu messen, an die in jedem Kollisionsfall als entscheidende Richterin zu appellieren ist? Und habe ich etwas anderes behauptet, als da&szlig; Proudhon seine &ouml;konomische Unwissenheit und H&uuml;lflosigkeit damit verdeckt, da&szlig; er alle &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse nicht nach den &ouml;konomischen Gesetzen, sondern darnach beurteilt, ob sie mit seiner Vorstellung von dieser ewigen Gerechtigkeit stimmen oder nicht? Und wodurch unterscheidet sich M&uuml;lberger von Proudhon, wenn M&uuml;lberger verlangt, da&szlig; "alle Umsetzungen im Leben der modernen Gesellschaft ... von einer <I>Rechtsidee</I> durchdrungen, d.h. allenthalben nach den <I>strengen Anforderungen der Gerechtigkeit</I> durchgef&uuml;hrt" werden sollen? Kann ich nicht lesen, oder kann M&uuml;lberger nicht schreiben? </P>
<P>Weiter sagt M&uuml;lberger: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Proudhon wei&szlig; so gut wie Marx und Engels, da&szlig; das eigentlich Treibende in der menschlichen Gesellschaft die &ouml;konomischen, nicht die juridischen Verh&auml;ltnisse sind, auch er wei&szlig;, da&szlig; die jeweiligen Rechtsideen eines Volkes nur der Ausdruck, der Abdruck, das Produkt der &ouml;konomischen - insbesondere Produktionsverh&auml;ltnisse sind ... Das Recht ist f&uuml;r Proudhon mit einem Wort - historisch gewordenes &ouml;konomisches Produkt." </P>
</FONT><P>Wenn Proudhon dies (ich will die unklare Ausdrucksweise M&uuml;lbergers passieren lassen und den guten Willen f&uuml;r die Tat nehmen), wenn Proudhon dies alles "ebensogut wei&szlig; wie Marx und Engels", wie k&ouml;nnen wir uns dann noch streiten? Aber es steht eben etwas anders mit der Wissenschaft Proudhons. Die &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse einer gegebenen Gesellschaft stellen sich zun&auml;chst dar als <I>Interessen</I>. Nun sagt Proudhon in der eben zitierten Stelle seines Hauptwerkes mit d&uuml;rren Worten, da&szlig; das "regelnde, organische souver&auml;ne Grundprinzip der Gesellschaften, welches sich alle andern <A NAME="S275"><B>|275|</A></B> unterordnet", nicht das <I>Interesse</I> ist, sondern die <I>Gerechtigkeit</I>. Und er wiederholt dasselbe in allen seinen Schriften an allen entscheidenden Stellen. Was M&uuml;lberger nicht verhindert fortzufahren: </P>
<FONT SIZE=2><P>" ... da&szlig; die Idee des &ouml;konomischen Rechts, wie sie von Proudhon am tiefsten in 'La Guerre et la Paix' entwickelt ist, vollst&auml;ndig zusammenf&auml;llt mit jenen Grundgedanken Lassalles, wie sie so sch&ouml;n in seinem Vorwort zum 'System der erworbenen Rechte' gegeben sind." </P>
</FONT><P>"La Guerre et la Paix" ist vielleicht das sch&uuml;lerhafteste der vielen sch&uuml;lerhaften Werke Proudhons, aber da&szlig; es als Beweismittel aufgef&uuml;hrt werde f&uuml;r sein angebliches Verst&auml;ndnis der deutschen materialistischen Geschichtsauffassung, die alle historischen Ereignisse und Vorstellungen, alle Politik, Philosophie, Religion, aus den materiellen, &ouml;konomischen, Lebensverh&auml;ltnissen der fraglichen geschichtlichen Periode erkl&auml;rt, das konnte ich nicht erwarten. Das Buch ist so wenig materialistisch, da&szlig; es seine Konstruktion des Krieges nicht einmal fertigbringen kann, ohne den <I>Sch&ouml;pfer</I> zu H&uuml;lfe zu rufen: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Indessen hatte der Sch&ouml;pfer, der diese Lebensweise f&uuml;r uns gew&auml;hlt hat, seine Zwecke" (Bd. II, S. 100 der Ausgabe von 1869). </P>
</FONT><P>Auf welcher Geschichtskenntnis es beruht, geht daraus hervor, da&szlig; es an die geschichtliche Existenz des goldnen Zeitalters glaubt: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Im Anfang, als die Menschheit noch d&uuml;nn ges&auml;et war auf dem Erdball, sorgte die Natur ohne M&uuml;he f&uuml;r seine Bed&uuml;rfnisse. Es war das goldene Zeitalter, das Zeitalter des &Uuml;berflusses und des Friedens" (ebenda, S. 102). </P>
</FONT><P>Sein &ouml;konomischer Standpunkt ist der des krassesten Malthusianismus: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn die Produktion verdoppelt wird, so wird die Bev&ouml;lkerung es bald ebenfalls sein" (S. 106). </P>
</FONT><P>Und worin besteht denn der Materialismus des Buchs? Darin, da&szlig; es behauptet, die Ursache des Kriegs sei von jeher und immer noch: "der Pauperismus" (z.B. Seite 143). Onkel Br&auml;sig war ein ebenso gelungener Materialist, als er in seiner 1848er Rede das gro&szlig;e Wort gelassen aussprach: Die Ursache der gro&szlig;en Armut ist die gro&szlig;e pauvret&eacute; |Armut|. </P>
<P>Lassalles "System der erworbenen Rechte" ist nicht nur in der ganzen Illusion des Juristen, sondern auch in der des Althegelianers befangen. Lassalle erkl&auml;rt S. VII ausdr&uuml;cklich, da&szlig; auch "im <I>&Ouml;konomischen</I> der Begriff des erworbenen Rechts der treibende Springquell aller weiteren Entwicklung" ist, er will "das Recht als einen vern&uuml;nftigen, sich <I>aus sich selbst</I>" <A NAME="S276"><B>|276|</A></B> (also nicht aus &ouml;konomischen Vorbedingungen) "entwickelnden Organismus" nachweisen (S. XI), es handelt sich f&uuml;r ihn um Ableitung des Rechts, nicht aus &ouml;konomischen Verh&auml;ltnissen, sondern aus dem "Willensbegriff selbst, dessen Entwicklung und Darstellung die Rechtsphilosophie nur ist" (S. XII). Was soll also das Buch hier? Der Unterschied zwischen Proudhon und Lassalle ist nur der, da&szlig; Lassalle ein wirklicher Jurist und Hegelianer war und Proudhon in der Juristerei und Philosophie, wie in allen andern Dingen, ein reiner Dilettant. </P>
<P>Da&szlig; Proudhon, der sich bekanntlich fortw&auml;hrend widerspricht, auch hier und da einmal eine &Auml;u&szlig;erung tut, die danach aussieht, als erkl&auml;re er Ideen aus Tatsachen, wei&szlig; ich sehr gut. Dergleichen &Auml;u&szlig;erungen sind aber ohne allen Belang gegen&uuml;ber der durchgehenden Denkrichtung des Mannes, und wo sie vorkommen, noch dazu &auml;u&szlig;erst verworren und in sich inkonsequent. </P>
<P>Auf einer gewissen, sehr urspr&uuml;nglichen Entwicklungsstufe der Gesellschaft stellt sich das Bed&uuml;rfnis ein, die t&auml;glich wiederkehrenden Akte der Produktion, der Verteilung und des Austausches der Produkte unter eine gemeinsame Regel zu fassen, daf&uuml;r zu sorgen, da&szlig; der einzelne sich den gemeinsamen Bedingungen der Produktion und des Austausches unterwirft. Diese Regel, zuerst Sitte, wird bald Gesetz. Mit dem Gesetz entstehn notwendig Organe, die mit seiner Aufrechterhaltung betraut sind - die &ouml;ffentliche Gewalt, der Staat. Mit der weitern gesellschaftlichen Entwicklung bildet sich das Gesetz fort zu einer mehr oder weniger umfangreichen Gesetzgebung. Je verwickelter diese Gesetzgebung wird, desto weiter entfernt sich ihre Ausdrucksweise von der, in welcher die gew&ouml;hnlichen &ouml;konomischen Lebensbedingungen der Gesellschaft ausgedr&uuml;ckt werden. Sie erscheint als ein selbst&auml;ndiges Element, das nicht aus den &ouml;konomischen Verh&auml;ltnissen, sondern aus eignen, inneren Gr&uuml;nden, meinetwegen aus dem "Willensbegriff" die Berechtigung seiner Existenz und die Begr&uuml;ndung seiner Fortentwicklung hernimmt. Die Menschen vergessen die Abstammung ihres Rechts aus ihren &ouml;konomischen Lebensbedingungen, wie sie ihre eigne Abstammung aus dem Tierreich vergessen haben. Mit der Fortbildung der Gesetzgebung zu einem verwickelten, umfangreichen Ganzen tritt die Notwendigkeit einer neuen gesellschaftlichen Arbeitsteilung hervor; es bildet sich ein Stand berufsm&auml;&szlig;iger Rechtsgelehrten, und mit diesen entsteht die Rechtswissenschaft. Diese vergleicht in ihrer weitern Entwicklung die Rechtssysteme verschiedner V&ouml;lker und verschiedner Zeiten miteinander, nicht als Abdr&uuml;cke der jedesmaligen &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse, sondern als Systeme, die ihre Begr&uuml;ndung in sich selbst finden. Die Vergleichung <A NAME="S277"><B>|277|</A></B> setzt Gemeinsames voraus: dieses findet sich, indem die Juristen das mehr oder weniger Gemeinschaftliche aller dieser Rechtssysteme als <I>Naturrecht</I> zusammenstellen. Der Ma&szlig;stab aber, an dem gemessen wird, was Naturrecht ist und nicht, ist eben der abstrakteste Ausdruck des Rechts selbst: die <I>Gerechtigkeit</I>. Von jetzt an ist also die Entwicklung des Rechts f&uuml;r die Juristen und die, die ihnen aufs Wort glauben, nur noch das Bestreben, die menschlichen Zust&auml;nde, soweit sie juristisch ausgedruckt werden, dem Ideal der Gerechtigkeit, der <I>ewigen</I> Gerechtigkeit immer wieder n&auml;herzubringen. Und diese Gerechtigkeit ist immer nur der ideologisierte, verhimmelte Ausdruck der bestehnden &ouml;konomischen Verh&auml;ltnisse, bald nach ihrer konservativen, bald nach ihrer revolution&auml;ren Seite hin. Die Gerechtigkeit der Griechen und R&ouml;mer fand die Sklaverei gerecht: die Gerechtigkeit der Bourgeois von 1789 forderte die Aufhebung des Feudalismus, weil er ungerecht sei. F&uuml;r die preu&szlig;ischen Junker ist selbst die faule Kreisordnung eine Verletzung der ewigen Gerechtigkeit. Die Vorstellung von der ewigen Gerechtigkeit wechselt also nicht nur mit der Zeit und dem Ort, sondern selbst mit den Personen, und geh&ouml;rt zu den Dingen, worunter, wie M&uuml;lberger richtig bemerkt, "jeder etwas anderes versteht". Wenn im gew&ouml;hnlichen Leben bei der Einfachheit der Verh&auml;ltnisse, die da zur Beurteilung kommen, Ausdr&uuml;cke wie recht, unrecht, Gerechtigkeit, Rechtsgef&uuml;hl auch in Beziehung auf gesellschaftliche Dinge ohne Mi&szlig;verst&auml;ndnis hingenommen werden, so richten sie in wissenschaftlichen Untersuchungen &uuml;ber &ouml;konomische Verh&auml;ltnisse, wie wir gesehn haben, dieselbe heillose Verwirrung an, die z.B. in der heutigen Chemie entstehn w&uuml;rde, wollte man die Ausdrucksweise der phlogistischen Theorie beibehalten. Noch schlimmer wird die Verwirrung, wenn man, wie Proudhon, an dies soziale Phlogiston, die "Gerechtigkeit", glaubt oder, wie M&uuml;lberger beteuert, mit dem Phlogiston nicht minder als mit dem Sauerstoff habe es seine vollkommene Richtigkeit. <A N
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III_III">III</A></H4>
<B><P><A NAME="S278">|278|</A></B> M&uuml;lberger beschwert sich ferner, ich nenne seine "emphatische" Auslassung dar&uuml;ber, </P>
<FONT SIZE=2><P>"da&szlig; es keinen furchtbareren Hohn auf die ganze Kultur unseres ger&uuml;hmten Jahrhunderts gibt als die Tatsache, da&szlig; in den gro&szlig;en St&auml;dten 90% und dar&uuml;ber der Bev&ouml;lkerung keine St&auml;tte haben, die sie ihr eigen nennen k&ouml;nnen" </P>
</FONT><P>- eine reaktion&auml;re Jeremiade. Allerdings. H&auml;tte M&uuml;lberger sich darauf beschr&auml;nkt, wie er vorgibt, die "Greuel der Gegenwart" zu schildern, ich h&auml;tte "ihm und seinen bescheidenen Worten" sicher kein b&ouml;ses Wort nachgesagt. Er tut aber etwas ganz andres. Er schildert diese "Greuel" als <I>Wirkung</I> davon, da&szlig; die Arbeiter <I>"keine St&auml;tte haben, die sie ihr eigen nennen k&ouml;nnen"</I>. Ob man "die Greuel der Gegenwart" aus der Ursache beklagt, da&szlig; das Hauseigentum der Arbeiter abgeschafft ist, oder wie die Junker tun, aus der, da&szlig; der Feudalismus und die Z&uuml;nfte abgeschafft sind - in beiden F&auml;llen kann nichts herauskommen als eine reaktion&auml;re Jeremiade, ein Klagelied &uuml;ber das Hereinbrechen des Unvermeidlichen, des geschichtlich Notwendigen. Die Reaktion liegt eben darin, da&szlig; M&uuml;lberger das individuelle Hauseigentum der Arbeiter wieder herstellen will - eine Sache, &uuml;ber die die Geschichte l&auml;ngst reinen Bord gemacht hat; da&szlig; er sich die Befreiung der Arbeiter nicht anders denken kann als so, da&szlig; jeder wieder Eigent&uuml;mer seines Hauses wird. </P>
<P>Weiter: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich sage aufs ausdr&uuml;cklichste: Der eigentliche Kampf gilt der kapitalistischen Produktionsweise, und nur <I>aus ihrer Um&auml;nderung heraus</I> ist eine Besserung der Wohnungsverh&auml;ltnisse zu hoffen. Engels sieht von alledem nichts ... ich setze die ganze L&ouml;sung der sozialen Frage voraus, um zur Abl&ouml;sung der Mietswohnung schreiten zu k&ouml;nnen." </P>
</FONT><P>Leider sehe ich von alledem auch heute noch nichts. Ich kann doch unm&ouml;glich wissen, was jemand, dessen Namen ich nicht einmal kannte, im stillen K&auml;mmerlein seines Gehirns voraussetzt. Ich kann mich nur an die gedruckten Artikel M&uuml;lbergers halten. Und da finde ich auch heute noch, da&szlig; M&uuml;lberger (Seite 15 und 16 des Separatabdrucks), um zur Abl&ouml;sung der Mietwohnung schreiten zu k&ouml;nnen, nichts voraussetzt als - die Mietwohnung. Erst auf Seite 17 fa&szlig;t er, "die Produktivit&auml;t des Kapitals bei den H&ouml;rnern", worauf - wir noch zur&uuml;ckkommen. Und selbst in seiner Antwort best&auml;tigt er dies, wenn er sagt: </P>
<B><FONT SIZE=2><P><A NAME="S279">|279|</A></B> "Es galt vielmehr zu zeigen, wie <I>aus den bestehenden Verh&auml;ltnissen heraus</I> eine vollst&auml;ndige Um&auml;nderung in der Wohnungsfrage durchgesetzt werden k&ouml;nne." </P>
</FONT><P>Aus den bestehenden Verh&auml;ltnissen heraus, und aus der Um&auml;nderung (soll hei&szlig;en Abschaffung) der kapitalistischen Produktionsweise heraus, sind doch wohl ganz entgegengesetzte Dinge. </P>
<P>Kein Wunder, da&szlig; M&uuml;lberger sich beklagt, wenn ich in den philanthropischen Bestrebungen der Herren Dollfus und anderer Fabrikanten, den Arbeitern zu eigenen H&auml;usern zu verhelfen, die einzig m&ouml;gliche praktische Verwirklichung seiner proudhonistischen Projekte finde. Wenn er eins&auml;he, da&szlig; Proudhons Plan zur Gesellschaftsrettung eine sich durchaus auf dem Boden der <I>b&uuml;rgerlichen</I> Gesellschaft bewegende Phantasie ist, so w&uuml;rde er selbstredend nicht daran glauben. Seinen guten Willen habe ich ja nie und nirgends bezweifelt. Warum aber lobt er denn Dr. Reschauer daf&uuml;r, da&szlig; er die Dollfusschen Projekte dem Wiener Stadtrat zur Nachahmung vorschl&auml;gt? </P>
<P>Ferner erkl&auml;rt M&uuml;lberger: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Was speziell den Gegensatz zwischen Stadt und Land betrifft, so geh&ouml;rt es unter die Utopien, ihn aufheben zu wollen. Dieser Gegensatz ist ein nat&uuml;rlicher, richtiger gesagt, ein historisch gewordener ... Es gilt nicht, diesen Gegensatz <I>aufzuheben</I>, sondern politische und soziale Formen zu finden, in denen er <I>unsch&auml;dlich</I>, ja sogar <I>fruchtbringend</I> ist. Auf diese Weise ist ein friedlicher Ausgleich, ein allm&auml;hliches Gleichgewicht der Interessen zu erwarten." </P>
</FONT><P>Also die Aufhebung des Gegensatzes von Stadt und Land ist eine Utopie, weil dieser Gegensatz ein nat&uuml;rlicher, richtiger gesagt, ein historisch gewordener ist. Wenden wir diese Logik auf andere Gegens&auml;tze der modernen Gesellschaft an, und sehen wir, wohin wir dann kommen. Z.B.: </P>
<P>"Was speziell den Gegensatz zwischen" Kapitalisten und Lohnarbeitern "betrifft, so geh&ouml;rt es unter die Utopien, ihn aufheben zu wollen. Dieser Gegensatz ist ein nat&uuml;rlicher, richtiger gesagt, ein historisch gewordener. Es gilt nicht, diesen Gegensatz <I>aufzuheben</I>, sondern politische und soziale Formen zu finden, in denen er <I>unsch&auml;dlich</I>, ja sogar <I>fruchtbringend</I> ist. Auf diese Weise ist ein friedlicher Ausgleich, ein allm&auml;hliches Gleichgewicht der Interessen zu erwarten." </P>
<P>Womit wir wieder bei Schulze-Delitzsch angekommen sind. </P>
<P>Die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land ist nicht mehr und nicht minder eine Utopie als die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Kapitalisten und Lohnarbeitern. Sie wird von Tag zu Tag mehr eine praktische Forderung der industriellen wie ackerbauenden Produktion. <A NAME="S280"><B>|280|</A></B> Niemand hat sie lauter gefordert als Liebig in seinen Schriften &uuml;ber die Chemie des Ackerbaus, worin stets seine erste Forderung ist, da&szlig; der Mensch an den Acker das zur&uuml;ckgebe, was er von ihm erh&auml;lt, und worin er beweist, da&szlig; nur die Existenz der St&auml;dte, namentlich der gro&szlig;en St&auml;dte, dies verhindert. Wenn man sieht, wie hier in London allein eine gr&ouml;&szlig;ere Menge D&uuml;nger, als das ganze K&ouml;nigreich Sachsen produziert, Tag f&uuml;r Tag unter Aufwendung ungeheurer Kosten - in die See gesch&uuml;ttet wird, und welche kolossalen Anlagen n&ouml;tig werden, um zu verhindern, da&szlig; dieser D&uuml;nger nicht ganz London vergiftet, so erh&auml;lt die Utopie von der Abschaffung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land eine merkw&uuml;rdig praktische Grundlage. Und selbst das verh&auml;ltnism&auml;&szlig;ig unbedeutende Berlin erstinkt seit mindestens drei&szlig;ig Jahren in seinem eigenen Dreck. Andererseits ist es eine reine Utopie, wenn man, wie Proudhon, die jetzige b&uuml;rgerliche Gesellschaft umw&auml;lzen und den Bauer als solchen erhalten will. Nur eine m&ouml;glichst gleichm&auml;&szlig;ige Verteilung der Bev&ouml;lkerung &uuml;ber das ganze Land, nur eine innige Verbindung der industriellen mit der ackerbauenden Produktion, nebst der dadurch n&ouml;tig werdenden Ausdehnung der Kommunikationsmittel - die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise dabei vorausgesetzt - ist imstande, die Landbev&ouml;lkerung aus der Isolierung und Verdummung herauszurei&szlig;en, in der sie seit Jahrtausenden fast unver&auml;ndert vegetiert. Nicht das ist eine Utopie, zu behaupten, da&szlig; die Befreiung der Menschen aus den durch ihre geschichtliche Vergangenheit geschmiedeten Ketten erst dann vollst&auml;ndig sein wird, wenn der Gegensatz zwischen Stadt und Land abgeschafft ist; die Utopie entsteht erst dann, wenn man sich unterf&auml;ngt, "aus den bestehenden Verh&auml;ltnissen heraus" die <I>Form</I> vorzuschreiben, worin dieser oder irgendein anderer Gegensatz der bestehenden Gesellschaft gel&ouml;st werden soll. Und das tut M&uuml;lberger, indem er sich die Proudhonsche Formel f&uuml;r die L&ouml;sung der Wohnungsfrage aneignet. </P>
<P>Dann beschwert sich M&uuml;lberger, da&szlig; ich ihn f&uuml;r "die ungeheuerlichen Anschauungen Proudhons &uuml;ber Kapital und Zins" gewisserma&szlig;en mitverantwortlich mache, und sagt: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Ich setze die &Auml;nderung der Produktionsverh&auml;ltnisse <I>als gegeben voraus</I>, und das den Zinsfu&szlig; regelnde &Uuml;bergangsgesetz hat nicht die Produktionsverh&auml;ltnisse, sondern die gesellschaftlichen Umsetzungen, die Zirkulationsverh&auml;ltnisse zum Gegenstand ... Die &Auml;nderung der Produktionsverh&auml;ltnisse, oder wie die deutsche Schule genauer sagt, die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, ergibt sich freilich nicht, wie mir Engels <I>andichtet</I>, aus einem den Zins aufhebenden &Uuml;bergangsgesetz, sondern aus der <I>faktischen Besitzergreifung s&auml;mtlicher Arbeitsinstrumente</I>, aus der Inbesitznahme der gesamten Industrie von seiten des arbeitenden Volks. Ob das arbeitende Volk hierbei <A NAME="S281"><B>|281|</A></B> mehr der Abl&ouml;sung oder mehr der sofortigen Expropriation huldigen (!) wird, hat weder Engels noch ich zu entscheiden." </P>
</FONT><P>Ich reibe mir erstaunt die Augen. Ich lese M&uuml;lbergers Abhandlung nochmals von Anfang bis zu Ende durch, um die Stelle zu finden, wo er erkl&auml;rt, da&szlig; seine Abl&ouml;sung der Mietwohnung "die faktische Besitzergreifung s&auml;mtlicher Arbeitsinstrumente, die Inbesitznahme der gesamten Industrie von seiten des arbeitenden Volks" als fertig voraussetze. Ich finde die Stelle nicht. Sie existiert nicht. Von "faktischer Besitzergreifung" usw. ist nirgend die Rede. Wohl aber hei&szlig;t es S. 17: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir nehmen nun an, die Produktivit&auml;t des Kapitals <I>werde wirklich bei den H&ouml;rnern</I> gefa&szlig;t, wie das fr&uuml;her oder sp&auml;ter geschehen mu&szlig;, z.B. <I>durch ein &Uuml;bergangsgesetz</I>, <I>welches den Zins aller Kapitalien auf ein Prozent festsetzt</I>, wohlgemerkt, mit der Tendenz, auch diesen Prozentsatz immer mehr dem Nullpunkt zu n&auml;hern ... Wie alle andern Produkte, ist nat&uuml;rlich auch Haus und Wohnung in den Rahmen dieses Gesetzes gefa&szlig;t ... Wir sehen also von dieser Seite her, da&szlig; sich die Abl&ouml;sung der Mietwohnung <I>mit Notwendigkeit ergibt als eine Folge der Abschaffung der Produktivit&auml;t des Kapitals &uuml;berhaupt</I>." </P>
</FONT><P>Hier wird also, ganz im Gegensatz zu M&uuml;lbergers nettester Wendung, mit d&uuml;rren Worten gesagt, da&szlig; die Produktivit&auml;t des Kapitals, unter welcher konfusen Phrase er eingestandenerma&szlig;en die kapitalistische Produktionsweise versteht, durch das Zinsabschaffungsgesetz allerdings "bei den H&ouml;rnern gefa&szlig;t werde" und da&szlig; gerade infolge dieses Gesetzes die Abl&ouml;sung der Mietwohnung sich mit Notwendigkeit ergibt als eine Folge der Abschaffung der Produktivit&auml;t des Kapitals &uuml;berhaupt. Keineswegs, sagt M&uuml;lberger jetzt. jenes &Uuml;bergangsgesetz hat "nicht die <I>Produktions</I>verh&auml;ltnisse, sondern die <I>Zirkulations</I>verh&auml;ltnisse zum Gegenstand". Es bleibt mir in diesem vollkommenen Widerspruch, der nach Goethe "gleich geheimnisvoll f&uuml;r Weise wie f&uuml;r Toren", nur &uuml;brig anzunehmen, da&szlig; ich es mit zwei ganz verschiedenen M&uuml;lbergern zu tun habe, von denen der eine sich mit Recht beschwert, ich habe ihm das "angedichtet", was der andere hat drucken lassen. </P>
<P>Da&szlig; das arbeitende Volk weder mich noch M&uuml;lberger fragen wird, ob es bei der faktischen Besitzergreifung "mehr der Abl&ouml;sung oder mehr der sofortigen Expropriation huldigen wird", das ist sicher richtig. Es wird h&ouml;chstwahrscheinlich vorziehen, &uuml;berhaupt nicht zu "huldigen". Aber von faktischer Besitzergreifung s&auml;mtlicher Arbeitsinstrumente durch das arbeitende Volk war ja gar nicht die Rede, sondern nur von M&uuml;lbergers Behauptung (S. 17), da&szlig; "der Gesamtinhalt der L&ouml;sung der Wohnungsfrage in dem Wort: <I>Abl&ouml;sung</I> gegeben" sei. Wenn er jetzt diese Abl&ouml;sung f&uuml;r &auml;u&szlig;erst <A NAME="S282"><B>|282|</A></B> zweifelhaft erkl&auml;rt, wozu dann uns beiden und den Lesern all die nutzlose M&uuml;he machen? </P>
<P>&Uuml;brigens mu&szlig; konstatiert werden, da&szlig; die "faktische Besitzergreifung" s&auml;mtlicher Arbeitsinstrumente, die Inbesitznahme der gesamten Industrie von seiten des arbeitenden Volks, das gerade Gegenteil ist von der proudhonistischen "Abl&ouml;sung". Bei der letzteren wird der <I>einzelne Arbeiter</I> Eigent&uuml;mer der Wohnung, des Bauernhofs, des Arbeitsinstruments; bei der ersteren bleibt das "arbeitende Volk" Gesamteigent&uuml;mer der H&auml;user, Fabriken und Arbeitsinstrumente, und wird deren Nie&szlig;brauch, wenigstens w&auml;hrend einer &Uuml;bergangszeit, schwerlich ohne Entsch&auml;digung der Kosten an einzelne oder Gesellschaften &uuml;berlassen. Gerade wie die Abschaffung des Grundeigentums nicht die Abschaffung der Grundrente ist, sondern ihre &Uuml;bertragung, wenn auch in modifizierter Weise, an die Gesellschaft. Die faktische Besitznahme s&auml;mtlicher Arbeitsinstrumente durch das arbeitende Volk schlie&szlig;t also die Beibehaltung des Mietsverh&auml;ltnisses keineswegs aus. </P>
<P>&Uuml;berhaupt handelt es sich nicht um die Frage, ob das Proletariat, wenn es zur Macht gelangt, die Produktionsinstrumente, Rohstoffe und Lebensmittel einfach gewaltsam in Besitz nimmt, ob es sofort Entsch&auml;digung daf&uuml;r zahlt oder das Eigentum daran durch langsame Ratenzahlungen abl&ouml;st. Eine solche Frage im voraus und f&uuml;r alle F&auml;lle beantworten zu wollen hie&szlig;e Utopien fabrizieren, und das &uuml;berlasse ich andern. </P>
<H4 ALIGN="CENTER"><A NAME="Kap_III_IV">IV</A></H4>
<P>Soviel Schreiberei war n&ouml;tig, um durch die mannigfachen Ausfl&uuml;chte und Windungen M&uuml;lbergers hindurch endlich auf die Sache selbst zu kommen, die M&uuml;lberger in seiner Antwort sorgf&auml;ltig zu ber&uuml;hren vermeidet. </P>
<P>Was hatte M&uuml;lberger in seiner Abhandlung Positives gesagt? </P>
<I><P>Erstens</I>, "der Unterschied zwischen dem urspr&uuml;nglichen Kostenpreis eines Hauses, Bauplatzes usw. und seinem heutigen Wert" geh&ouml;re von Rechts wegen der Gesellschaft. Dieser Unterschied hei&szlig;t in &ouml;konomischer Sprache Grundrente. Diese will Proudhon ebenfalls der Gesellschaft zueignen, wie man in "Id&eacute;e g&eacute;n&eacute;rale de la R&eacute;volution", Ausgabe 1868, S. 219, lesen kann. </P>
<I><P>Zweitens</I>, die L&ouml;sung der Wohnungsfrage bestehe darin, da&szlig; jeder, statt Mieter, Eigent&uuml;mer seiner Wohnung wird. </P>
<I><P>Drittens</I>, diese L&ouml;sung vollzieht sich, indem man die Mietezahlungen durch ein Gesetz in Abzahlungen auf den Kaufpreis der Wohnung verwandelt. - Diese Punkte 2 und 3 sind beide aus Proudhon entlehnt, wie jeder- <A NAME="S283"><B>|283|</A></B> mann in "Id&eacute;e g&eacute;n&eacute;rale de la R&eacute;volution", S. 199 und folgende, ersehen kann, und wo sich sogar S. 203 der betreffende Gesetzentwurf fertig redigiert vorfindet. </P>
<I><P>Viertens</I>, da&szlig; die Produktivit&auml;t des Kapitals bei den H&ouml;rnern gefa&szlig;t wird durch ein &Uuml;bergangsgesetz, wodurch der Zinsfu&szlig; vorl&auml;ufig auf 1 Prozent, vorbehaltlich sp&auml;terer weiterer Erniedrigung, herabgesetzt wird. Dies ist ebenfalls aus Proudhon entlehnt, wie in "Id&eacute;e g&eacute;n&eacute;rale", S. 182-186, ausf&uuml;hrlich zu lesen. </P>
<P>Ich habe bei jedem dieser Punkte die Stelle bei Proudhon zitiert, worin sich das Original der M&uuml;lbergerschen Kopie findet, und frage nun, ob ich berechtigt war, den Verfasser eines durchaus proudhonistischen und nichts als proudhonistische Anschauungen enthaltenden Artikels einen Proudhonisten zu nennen oder nicht? Und doch beschwert sich M&uuml;lberger &uuml;ber nichts bitterer, als da&szlig; ich ihn so nenne, weil ich "auf einige <I>Wendungen</I> stie&szlig;, wie sie Proudhon eigent&uuml;mlich sind"! Im Gegenteil. Die <I>"Wendungen"</I> geh&ouml;ren alle M&uuml;lberger, der <I>Inhalt</I> geh&ouml;rt Proudhon. Und wenn ich dann die proudhonistische Abhandlung aus Proudhon erg&auml;nze, so klagt M&uuml;lberger, ich schiebe ihm die "ungeheuerlichen Anschauungen" Proudhons unter! </P>
<P>Was habe ich nun auf diesen proudhonistischen Plan entgegnet? </P>
<I><P>Erstens</I>, da&szlig; &Uuml;bertragung der Grundrente an den Staat gleichbedeutend ist mit Abschaffung des individuellen Grundeigentums. </P>
<I><P>Zweitens</I>, da&szlig; die Abl&ouml;sung der Mietwohnung und die &Uuml;bertragung des Eigentums der Wohnung an den bisherigen Mieter die kapitalistische Produktionsweise gar nicht ber&uuml;hrt. </P>
<I><P>Drittens</I>, da&szlig; dieser Vorschlag bei der jetzigen Entwicklung der gro&szlig;en Industrie und der St&auml;dte ebenso abgeschmackt wie reaktion&auml;r ist und da&szlig; die Wiedereinf&uuml;hrung des individuellen Eigentums jedes einzelnen an seiner Wohnung ein R&uuml;ckschritt w&auml;re. </P>
<I><P>Viertens</I>, da&szlig; die zwangsm&auml;&szlig;ige Herabsetzung des Kapitalzinses die kapitalistische Produktionsweise <A NAME="ZT20"><A HREF="me18_209.htm#T20">{20}</A></A> keineswegs angreift, im Gegenteil, wie die Wuchergesetze beweisen, ebenso uralt wie unm&ouml;glich ist. </P>
<I><P>F&uuml;nftens</I>, da&szlig; mit Abschaffung des Kapitalzinses das Mietgeld f&uuml;r H&auml;user keineswegs abgeschafft ist. </P>
<P>Punkt 2 und 4 hat M&uuml;lberger jetzt zugegeben. Auf die andern Punkte erwidert er kein Wort. Und doch sind dies grade die Punkte, um die es sich in der Debatte handelt. Aber M&uuml;lbergers Antwort ist keine Widerlegung; sie umgeht sorgf&auml;ltig alle &ouml;konomischen Punkte, welche doch die entschei- <A NAME="S284"><B>|284|</A></B> denden sind; sie ist eine pers&ouml;nliche Beschwerdeschrift, weiter nichts. So beklagt er sich, wenn ich seine angek&uuml;ndigte L&ouml;sung andrer Fragen, z.B. Staatsschulden, Privatschulden, Kredit, vorwegnehme und sage: die L&ouml;sung sei &uuml;berall die, da&szlig;, wie bei der Wohnungsfrage, der Zins abgeschafft, die Zinszahlungen in Abzahlungen auf den Kapitalbetrag verwandelt und der Kredit kostenfrei gemacht wird. Trotzdem m&ouml;chte ich noch heute wetten, da&szlig;, wenn diese M&uuml;lbergerschen Artikel das Licht der Welt erblicken, ihr wesentlicher Inhalt mit Proudhons "Id&eacute;e g&eacute;n&eacute;rale": Kredit S. 182, Staatsschulden S. 186, Privatschulden S. 196, ebenso stimmen wird wie diejenige &uuml;ber die Wohnungsfrage mit den zitierten Stellen desselben Buchs. </P>
<P>Bei dieser Gelegenheit belehrt mich M&uuml;lberger, da&szlig; diese Fragen, wie Steuern, Staatsschulden, Privatschulden, Kredit, wozu jetzt noch die Autonomie der Gemeinde kommt, f&uuml;r den Bauer und f&uuml;r die Propaganda auf dem Lande von der h&ouml;chsten Wichtigkeit sind. Gro&szlig;enteils einverstanden; aber 1. war von den Bauern bisher gar nicht die Rede, und 2. sind die Proudhonschen "L&ouml;sungen" aller dieser Fragen ebenso &ouml;konomisch widersinnig und ebenso wesentlich b&uuml;rgerlich wie seine L&ouml;sung der Wohnungsfrage. Gegen die Andeutung M&uuml;lbergers, als verkannte ich die Notwendigkeit, die Bauern in die Bewegung zu ziehn, brauche <I>ich</I> mich nicht zu verteidigen. Aber das halte ich allerdings f&uuml;r Torheit, zu diesem Zweck den Bauern die Proudhonsche Wunderdoktorei anzuempfehlen. In Deutschland besteht noch sehr viel gro&szlig;es Grundeigentum. Nach der Proudhonschen Theorie m&uuml;&szlig;te dies alles in kleine Bauernh&ouml;fe zerteilt werden, was beim heutigen Stand der Ackerbauwissenschaft und nach den in Frankreich und Westdeutschland mit dem Parzellen-Grundeigentum gemachten Erfahrungen geradezu reaktion&auml;r w&auml;re. Das noch bestehnde gro&szlig;e Grundeigentum wird uns vielmehr eine willkommne Handhabe bieten, den Ackerbau im gro&szlig;en, der allein alle moderne Hilfsmittel, Maschinen usw. anwenden kann, durch assoziierte Arbeiter betreiben zu lassen und dadurch den Kleinbauern die Vorteile des Gro&szlig;betriebs vermittelst der Assoziation augenscheinlich zu machen. Die d&auml;nischen Sozialisten, in dieser Beziehung allen andern voraus, haben dies l&auml;ngst eingesehn.</P>
<P>Ebensowenig habe ich n&ouml;tig, mich dagegen zu verteidigen, als erschienen mir die heutigen infamen Wohnungszust&auml;nde der Arbeiter "als unbedeutende Kleinigkeit". Ich bin, soviel ich wei&szlig;, der erste gewesen, der in deutscher Sprache diese Zust&auml;nde in ihrer klassisch entwickelten Form, wie sie in England bestehn, geschildert hat: nicht wie M&uuml;lberger meint, weil sie "meinem Rechtsgef&uuml;hl ins Gesicht schlagen" - wer alle Tatsachen, die seinem <A NAME="S285"><B>|285|</A></B> Rechtsgef&uuml;hl ins Gesicht schlagen, in B&uuml;cher verwandeln wollte, der h&auml;tte viel zu tun -, sondern, wie in der <A HREF="../me02/me02_232.htm">Vorrede meines Buchs</A> zu lesen, um dem damals entstehnden, in hohlen Phrasen herumfahrenden deutschen Sozialismus eine tats&auml;chliche Unterlage zu geben durch Beschreibung der von der modernen gro&szlig;en Industrie geschaffnen Gesellschaftszust&auml;nde. Aber die sogenannte Wohnungs<I>frage</I> l&ouml;sen zu wollen, das f&auml;llt mir allerdings nicht ein, ebensowenig wie ich mich mit den Details der L&ouml;sung der noch wichtigeren <I>E&szlig;frage</I> befasse. Ich bin zufrieden, wenn ich nachweisen kann, da&szlig; die Produktion unsrer modernen Gesellschaft hinreichend ist, um allen Gesellschaftsgliedern genug zu essen zu verschaffen, und da&szlig; H&auml;user genug vorhanden sind, um den arbeitenden Massen vorl&auml;ufig ein ger&auml;umiges und gesundes Unterkommen zu bieten. Wie eine zuk&uuml;nftige Gesellschaft die Verteilung des Essens und der Wohnungen regeln wird, dar&uuml;ber zu spekulieren f&uuml;hrt direkt in die <I>Utopie</I>. Wir k&ouml;nnen h&ouml;chstens aus der Einsicht in die Grundbedingungen der s&auml;mtlichen bisherigen Produktionsweisen feststellen, da&szlig; mit dem Fall der kapitalistischen Produktion gewisse Aneignungsformen der bisherigen Gesellschaft unm&ouml;glich werden. Selbst die &Uuml;bergangsma&szlig;regeln werden sich &uuml;berall nach den augenblicklich bestehnden Verh&auml;ltnissen zu richten haben, in L&auml;ndern kleinen Grundeigentums wesentlich andre sein als in L&auml;ndern gro&szlig;en Grundbesitzes usw. Wohin man kommt, wenn man f&uuml;r diese sogenannten praktischen Fragen, wie Wohnungsfrage usw., Einzell&ouml;sungen sucht, beweist uns niemand besser als M&uuml;lberger selbst, der erst auf 28 Seiten auseinandersetzt, wie "der Gesamtinhalt der L&ouml;sung der Wohnungsfrage in dem Wort: <I>Abl&ouml;sung</I> gegeben sei", um dann, sowie man ihm auf den Leib r&uuml;ckt, verlegen zu stammeln, es sei in der Tat sehr fraglich, ob bei der faktischen Besitzergreifung der H&auml;user "das arbeitende Volk mehr der Abl&ouml;sung huldigen werde" oder irgendeiner andern Form der Expropriation. </P>
<P>M&uuml;lberger verlangt, wir sollen <I>praktisch</I> werden, wir sollen "den wirklichen praktischen Verh&auml;ltnissen gegen&uuml;ber" nicht "nur tote abstrakte Formeln ins Feld f&uuml;hren", wir sollen "aus dem abstrakten Sozialismus heraus und <I>an die bestimmten konkreten Verh&auml;ltnisse der Gesellschaft herantreten</I>". H&auml;tte M&uuml;lberger dies getan, so h&auml;tte er sich vielleicht gro&szlig;e Verdienste um die Bewegung erworben. Der erste Schritt beim Herantreten an die bestimmten konkreten Verh&auml;ltnisse der Gesellschaft besteht doch wohl darin, da&szlig; man sie kennenlernt, da&szlig; man sie nach ihrem bestehnden &ouml;konomi- <A NAME="S286"><B>|286|</A></B> schen Zusammenhang untersucht. Und was finden wir da bei M&uuml;lberger? Zwei ganze S&auml;tze, und zwar: </P>
<FONT SIZE=2><P>1. "Was der Lohnarbeiter gegen&uuml;ber dem Kapitalisten, das ist der Mieter gegen&uuml;ber dem Hausbesitzer." </P>
</FONT><P>Ich habe <A HREF="me18_209.htm#S215">S. 6 des Separatabdrucks</A> nachgewiesen, da&szlig; dies total falsch ist, und M&uuml;lberger hat kein Wort darauf zu erwidern. </P>
<FONT SIZE=2><P>2. "Der Stier aber, der" (bei der sozialen Reform) "bei den H&ouml;rnern gefa&szlig;t werden mu&szlig;, ist <I>die Produktivit&auml;t des Kapitals</I>, wie es die liberale Schule der National&ouml;konomie nennt, die <I>in Wahrheit nicht existiert</I>, die aber in <I>ihrer scheinbaren Existenz</I> zum Deckmantel aller Ungleichheit dient, welche auf der heutigen Gesellschaft lastet." </P>
</FONT><P>Der Stier, der bei den H&ouml;rnern gefa&szlig;t werden mu&szlig;, existiert also <I>"in Wahrheit nicht"</I>, hat also auch keine "H&ouml;rner". Nicht er selbst, sondern seine <I>scheinbare</I> Existenz ist vom &Uuml;bel. Trotzdem ist die "sogenannte Produktivit&auml;t" (des Kapitals) "imstande, H&auml;user und St&auml;dte aus dem Boden zu zaubern", deren Existenz alles, nur nicht "scheinbar" ist. (S. 12.) Und ein Mann, der, obwohl Marx' "Kapital" "auch ihm wohlbekannt" ist, in dieser h&uuml;lflos verworrenen Weise &uuml;ber das Verh&auml;ltnis von Kapital und Arbeit radebrecht, unternimmt es, den deutschen Arbeitern einen neuen und bessern Weg weisen zu wollen, und gibt sich aus f&uuml;r den "Baumeister", der "sich &uuml;ber das architektonische Gef&uuml;ge der zuk&uuml;nftigen Gesellschaft wenigstens im ganzen und gro&szlig;en klar" ist? </P>
<P>Niemand ist n&auml;her "an die bestimmten konkreten Verh&auml;ltnisse der Gesellschaft herangetreten" als Marx im <I>"Kapital"</I>. Er hat f&uuml;nfundzwanzig Jahre darauf verwandt, sie nach allen Seiten hin zu untersuchen, und die Resultate seiner Kritik enthalten &uuml;berall ebenfalls die Keime der sogenannten L&ouml;sungen, soweit solche &uuml;berhaupt heutzutage m&ouml;glich sind. Das aber gen&uuml;gt Freund M&uuml;lberger nicht. Das ist alles abstrakter Sozialismus, tote abstrakte Formeln. Statt die "bestimmten konkreten Verh&auml;ltnisse der Gesellschaft" zu studieren, begn&uuml;gt sich Freund M&uuml;lberger mit der Lekt&uuml;re einiger B&auml;nde Proudhon, die ihm zwar so gut wie nichts &uuml;ber die bestimmten konkreten Verh&auml;ltnisse der Gesellschaft bieten, dagegen aber sehr bestimmte konkrete Wunderkuren f&uuml;r alle gesellschaftlichen &Uuml;bel, und bringt diesen fertigen sozialen Rettungsplan, dies Proudhonsche <I>System</I>, vor die deutschen Arbeiter unter dem Vorwand, <I>er</I> wolle "den <I>Systemen</I> Adieu sagen", w&auml;hrend ich "den umgekehrten Weg w&auml;hle"! Um dies zu begreifen, mu&szlig; ich annehmen, da&szlig; ich blind bin und M&uuml;lberger taub, so da&szlig; eine jede Verst&auml;ndigung zwischen uns rein unm&ouml;glich ist. </P>
<B><P><A NAME="S287">|287|</A></B> Genug. Wenn diese Polemik zu weiter nichts dient, so hat sie jedenfalls das Gute, den Beweis geliefert zu haben, was es mit der Praxis dieser sich so nennenden "praktischen" Sozialisten auf sich hat. Diese praktischen Vorschl&auml;ge zur Beseitigung aller sozialen &Uuml;bel, diese gesellschaftlichen Allerweltsheilmittel, sind stets und &uuml;berall das Fabrikat von Sektenstiftern gewesen, die zu einer Zeit auftraten, wo die proletarische Bewegung noch in ihrer Kindheit lag. Auch Proudhon geh&ouml;rt zu ihnen. Die Entwicklung des Proletariats wirft diese Kinderwindeln bald beiseite und erzeugt in der Arbeiterklasse selbst die Einsicht, da&szlig; nichts unpraktischer ist als diese vorher ausgekl&uuml;gelten, auf alle F&auml;lle anwendbaren "praktischen L&ouml;sungen" und da&szlig; der praktische Sozialismus vielmehr in einer richtigen Erkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise nach ihren verschiednen Seiten hin besteht. Eine Arbeiterklasse, die hierin Bescheid wei&szlig;, wird im gegebnen Falle <I>nie</I> in Verlegenheit sein, gegen welche sozialen Institutionen und in welcher Weise sie ihre Hauptangriffe zu richten hat. </P>
<P><HR noshade size="1"></P>
<P>Fu&szlig;noten von Engels</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> In Marx, <A HREF="../me04/me04_063.htm">"Mis&eacute;re de la Philosophie etc."</A> 10, Bruxelles et Paris, 1847. <A HREF="me18_209.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">(2)</A> Wie sich diese L&ouml;sung der Wohnungsfrage vermittelst der Fesselung der Arbeiter an ein eigenes "Heim" in der N&auml;he gro&szlig;er oder emporkommender amerikanischer St&auml;dte naturw&uuml;chsig macht, dar&uuml;ber folgende Stelle aus einem Brief von Eleanor Marx-Aveling, Indianapolis, 28. November 1886: "In oder vielmehr bei Kansas City sahen wir erb&auml;rmliche kleine Holzschuppen, zu etwa drei Zimmern, noch ganz in der Wildnis; der Boden kostete 600 Dollars und war eben gro&szlig; genug, das kleine H&auml;uschen darauf zu setzen; dieses selbst kostete weitere 600 Dollars, also zusammen 4.800 Mark f&uuml;r ein elendes kleines Ding, eine Stunde Wegs von der Stadt, in einer schlammigen Ein&ouml;de." Somit haben die Arbeiter schwere Hypothekschulden aufzunehmen, um nur diese Wohnungen zu erhalten, und sind nun erst recht die Sklaven ihrer Brotherren; sie sind an ihre H&auml;user gebunden, sie k&ouml;nnen nicht weg und m&uuml;ssen alle ihnen gebotenen Arbeitsbedingungen sich gefallen lassen. [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1887.] <A HREF="me18_209.htm#ZF2">&lt;=</A> </P>
<P><A NAME="F3">(3)</A> Und auch diese ist schlie&szlig;lich eine blo&szlig;e Heimat der Arbeiter-Ausbeutung geworden. Siehe den Pariser "Socialiste", Jahrgang 1886. [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1887.] <A HREF="me18_209.htm#ZF3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F4">(4)</A>Auch hierin haben die englischen Kapitalisten l&auml;ngst alle Herzensw&uuml;nsche des Herrn Sax nicht nur erf&uuml;llt, sondern weit &uuml;bertroffen. Montag, den 14. Oktober 1872, hatte in Morpeth der Gerichtshof zur Feststellung der Parlaments-W&auml;hlerlisten &uuml;ber den Antrag von 2.000 Bergarbeitern auf Eintragung ihrer Namen in die Liste zu entscheiden. Es stellte sich heraus, da&szlig; der gr&ouml;&szlig;te Teil dieser Leute nach dem Reglement der Grube, wo sie arbeiteten, nicht als Mieter der von ihnen bewohnten H&auml;uschen, sondern nur als darin geduldet anzusehn seien und ohne jede K&uuml;ndigung jederzeit an die Luft gesetzt werden konnten. (Grubenbesitzer und Hauseigent&uuml;mer waren nat&uuml;rlich eine und dieselbe Person.) Der Richter entschied, da&szlig; diese Leute keine Mieter, sondern Knechte seien und als solche zur Eintragung nicht berechtigt. ("Daily News", 15. Oktober 1872.) <A HREF="me18_209.htm#ZF4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F5">(5)</A> Hier noch ein kleiner Beitrag zum Gesch&auml;ftsbetrieb speziell der Londoner Bauvereine. Bekanntlich geh&ouml;rt der Boden von fast ganz London ungef&auml;hr einem Dutzend Aristokraten, darunter die Vornehmsten die Herz&ouml;ge von Westminster, von Bedford, von Portland usw. Diese hatten die einzelnen Baustellen urspr&uuml;nglich auf 99 Jahre verpachtet und treten bei Ablauf dieser Zeit in den Besitz des Grundst&uuml;cks mit allem, was daran steht. Sie vermieten nun die H&auml;user auf k&uuml;rzere Termine, 39 Jahre z.B. unter einer sogenannten repairing lease, kraft deren der Mieter das Haus in baulichen Stand setzen und darin erhalten mu&szlig;. Sobald der Kontrakt soweit abgemacht ist, schickt der Grundherr seinen Architekten und den Baupolizeibeamten (surveyor) des Distrikts, das Haus zu inspizieren und die n&ouml;tigen Reparaturen festzustellen. Diese sind oft sehr umfassend, bis zur Erneuerungsfrage der ganzen Frontmauer, des Dachs etc. Der Mieter deponiert nun den Mietsvertrag als Sicherheit bei einem Bauverein und erh&auml;lt von diesem das n&ouml;tige Geld - bis zu 1.000 Pfd. St. und mehr bei j&auml;hrlicher Miete von 130-150 Pfd. - vorgeschossen f&uuml;r den auf seine Kosten zu vollf&uuml;hrenden Bau. Diese Bauvereine sind also ein wichtiges Mittelglied geworden in einem System, das den Zweck hat, die den gro&szlig;en Grundaristokraten geh&ouml;rigen Londoner H&auml;user m&uuml;helos und auf Kosten des Publikums immer wieder neu zu bauen und bewohnbar zu erhalten. Und das soll eine L&ouml;sung der Wohnungsfrage f&uuml;r die Arbeiter sein! [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1887.] <A HREF="me18_209.htm#ZF5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F6">(6)</A> Jobbery hei&szlig;t die Benutzung eines &ouml;ffentlichen Amts zu Privatvorteilen f&uuml;r den Beamten oder seine Familie. Wenn z.B. der Chef der Staatstelegraphie eines Landes stiller Gesellschafter einer Papierfabrik wird, dieser Fabrik Holz aus seinen Forsten liefert und dann ihr Papierlieferungen f&uuml;r die Telegraphenb&uuml;ros &uuml;bertr&auml;gt, so ist das ein zwar ziemlich kleiner, aber doch insofern ganz h&uuml;bscher job, als er ein vollkommenes Verst&auml;ndnis der Prinzipien der Jobbery bekundet <A NAME="ZT21"><A HREF="me18_209.htm#T21">{21}</A></A>; wie dies &uuml;brigens bei Bismarck selbstverst&auml;ndlich und zu erwarten war. <A HREF="me18_209.htm#ZF6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F7">(7)</A> Neuerdings wird in den englischen Parlamentsakten, welche den Londoner Baubeh&ouml;rden das Recht der Expropriation behufs Neuanlage von Stra&szlig;en erteilen, einigerma&szlig;en R&uuml;cksicht genommen auf die so an die Luft gesetzten Arbeiter. Es wird die Bestimmung eingeschaltet, da&szlig; die neu zu errichtenden Geb&auml;ude zur Aufnahme der bisher an dieser Stelle wohnenden Bev&ouml;lkerungsklassen geeignet sein m&uuml;ssen. Man baut also gro&szlig;e f&uuml;nf- bis sechsst&ouml;ckige Mietskasernen f&uuml;r Arbeiter auf die geringwertigsten Baustellen und gen&uuml;gt so dem Buchstaben des Gesetzes. Wie sich diese, den Arbeitern ganz ungewohnte und inmitten der alten Londoner Verh&auml;ltnisse durchaus fremdartige Einrichtung bew&auml;hren wird, bleibt abzuwarten. Im besten Fall wird aber hier kaum ein Viertel der wirklich durch die Neuanlage vertriebnen Arbeiter untergebracht. [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1887.] <A HREF="me18_209.htm#ZF7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F8">(8)</A> Was auch heute, 1886, noch den preu&szlig;ischen Staat und seine Grundlage, die in den Schutzz&ouml;llen besiegelte Allianz von Gro&szlig;grundbesitz und industriellem Kapital zusammenh&auml;lt, ist lediglich die Angst vor dem seit 1872 riesig an Zahl und Klassenbewu&szlig;tsein gewachsenen Proletariat. [Anmerkung von Engels zur Ausgabe von 1887.] <A HREF="me18_209.htm#ZF8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F9">(9)</A> Vor der Entdeckung des Sauerstoffs erkl&auml;rten sich die Chemiker die Verbrennung des K&ouml;rpers in atmosph&auml;rischer Luft durch die Annahme eines eignen Brennstoffs, des Phlogiston, der bei der Verbrennung entweicht. Da sie fanden, da&szlig; verbrannte einfache K&ouml;rper nach der Verbrennung mehr wogen als vorher, erkl&auml;rten sie, das Phlogiston habe eine negative Schwere, so da&szlig; ein K&ouml;rper ohne sein Phlogiston mehr wiege als mit ihm. Auf diese Weise wurden dem Phlogiston allm&auml;hlich die Haupteigenschaften des Sauerstoffs angedichtet, aber alle umgekehrt. Die Entdeckung, da&szlig; die Verbrennung in der Verbindung der brennenden K&ouml;rper mit einem andern, dem Sauerstoff, bestehe, und die Darstellung dieses Sauerstoffs machte dieser Annahme - aber erst nach langem Widerstand der &auml;ltern Chemiker - ein Ende. <A HREF="me18_209.htm#ZF9">&lt;=</A></P>
<P ALIGN="CENTER"><HR noshade size="1"></P>
<P>Textvarianten</P>
<P><A NAME="T1">{1}</A> Im "Volksstaat" fehlt: in Paris <A HREF="me18_209.htm#ZT1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T2">{2}</A> Im "Volksstaat": ihre (statt eine gewisse) <A HREF="me18_209.htm#ZT2">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T3">{3}</A> Im "Volksstaat" fehlt: und endlich das in ... Raten abzutragen <A HREF="me18_209.htm#ZT3">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T4">{4}</A> Im "Volksstaat": Kultur <A HREF="me18_209.htm#ZT4">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T5">{5}</A> Im "Volksstaat" endet hier der Satz <A HREF="me18_209.htm#ZT5">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T6">{6}</A> Im "Volksstaat" fehlt der letzte Satz <A HREF="me18_209.htm#ZT6">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T7">{7}</A> Im "Volksstaat": Profit <A HREF="me18_209.htm#ZT7">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T8">{8}</A> Im "Volksstaat" fehlt: Kapitalzins <A HREF="me18_209.htm#ZT8">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T9">{9}</A> Im "Volksstaat" fehlt: resp. Zins <A HREF="me18_209.htm#ZT9">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T10">{10}</A> Im "Volksstaat" endet hier der Satz <A HREF="me18_209.htm#ZT10">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T11">{11}</A> Im "Volksstaat" fehlen die zwei letzten S&auml;tze <A HREF="me18_209.htm#ZT11">&lt;=</A> </P>
<P><A NAME="T12">{12}</A> Im "Volksstaat" fehlt: oder einer allgemeine Industriekrise <A HREF="me18_209.htm#ZT12">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T13">{13}</A> Im "Volksstaat" eingef&uuml;gt: der Grundbesitz ... vermindert die Zahl derjenigen, die gegen die Herrschaft der besitzenden Klasse ank&auml;mpfen ... <A HREF="me18_209.htm#ZT13">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T14">{14}</A> Im "Volksstaat": Und nun gar der alte A - ich will den Namen nicht nennen, er ist l&auml;ngst tot und begraben! <A HREF="me18_209.htm#ZT14">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T15">{15}</A> Im "Volksstaat" fehlt: besonders <A HREF="me18_209.htm#ZT15">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T16">{16}</A> Im "Volksstaat": Profit <A HREF="me18_209.htm#ZT16">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T17">{17}</A> Im "Volksstaat" fehlt: einschlie&szlig;lich des darauf gemachten Profits <A HREF="me18_209.htm#ZT17">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T18">{18}</A> Im "Volksstaat" fehlt: und Profits <A HREF="me18_209.htm#ZT18">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T19">{19}</A> Im "Volksstaat" eingef&uuml;gt: Zust&auml;nde, alle theoretischen, philosophischen <A HREF="me18_209.htm#ZT19">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T20">{20}</A> Im "Volksstaat": Produktion <A HREF="me18_209.htm#ZT20">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="T21">{21}</A> Im "Volksstaat" endet hier der Satz <A HREF="me18_209.htm#ZT21">&lt;=</A></P>
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<TD ALIGN="CENTER" width= 298 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><FONT color=#CC3333>&lt;= Zur&uuml;ck zu den MLWerken</A></TD>
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<TD ALIGN="CENTER" width= 299 height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><FONT size=2><A href="../default.htm"><FONT color=#CC3333>&lt;= Inhaltsverzeichnis Marx/Engels</A></TD>
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