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<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 3.2//EN">
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<!-- #BeginTemplate "/Templates/Mehring - Karl Marx.dwt" -->
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<TITLE>Franz Mehring: Karl Marx - Das Londoner Exil</TITLE>
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<!--Hier war ein falsch terminierter Kommentar -->
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<TR>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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Kapitel</SMALL></A><!-- #EndEditable --></TD>
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../default.htm"><SMALL>Franz
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Mehring</SMALL></A></TD>
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</TR>
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</TABLE>
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<HR size="1">
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<P><SMALL>Seitenzahlen nach: Franz Mehring - Gesammelte Schriften, Band 3. Berlin/DDR,
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1960, S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahlen" -->198-231<!-- #EndEditable -->.<BR>
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1. Korrektur<BR>
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Erstellt am 30.10.1999</SMALL></P>
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<H2>Franz Mehring: Karl Marx - Geschichte seines Lebens</H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "Titel" -->Siebentes Kapitel: Das Londoner Exil<!-- #EndEditable --></H1>
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<hr size="1">
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<!-- #BeginEditable "Text" -->
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<H3 ALIGN="CENTER">1. »Neue Rheinische Revue«<A name="Kap_1"></A></H3>
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<P><B>|198|</B> In dem letzten Briefe, den Marx aus Paris an Engels richtete,
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teilte er mit, er habe alle Aussicht, in London ein deutsches Journal zu stiften;
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ein Teil der Gelder sei ihm schon sicher. Er bat Engels, der nach dem Scheitern
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des badisch-pfälzischen Aufstandes als Flüchtling in der Schweiz lebte,
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sofort nach London zu kommen. Engels folgte dem Rufe, indem er die Fahrt von Genua
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aus mit einem Segelschiff machte.</P>
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<P>Woher die Mittel für das geplante Unternehmen geflossen sind, läßt
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sich nicht mehr feststellen. Reichlich können sie nicht gewesen sein, und
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auf eine lange Dauer der Zeitschrift war auch nicht gerechnet; Marx hoffte, daß
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nach drei bis vier Monaten der Weltbrand dazwischen kommen werde. Die »Einladung
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zur Aktienzeichnung« auf die »Neue Rheinische Zeitung. Politisch-Ökonomische
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Revue, Redigiert von Karl Marx«, ist aus London vom 1. Januar 1850 datiert und
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von Konrad Schramm als Geranten des Unternehmens gezeichnet. Es heißt darin,
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die Redakteure der »Neuen Rheinischen Zeitung« hätten sich, nachdem sie,
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sei es in Süddeutschland, sei es in Paris, an den revolutionären Bewegungen
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des letzten Sommers teilgenommen hätten, in London wieder zusammengefunden
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und beschlossen, von hier aus die Zeitung fortzusetzen. Sie könne zunächst
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nur als Revue in monatlichen Heften von etwa fünf Bogen erscheinen; sobald
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es die Mittel erlaubten, solle sie jedoch alle vierzehn Tage in gleichem Umfange
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oder womöglich als großes wöchentliches Blatt nach Art der amerikanischen
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und englischen Wochenblätter herausgegeben werden, um sich, sobald die Verhältnisse
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die Rückkehr nach Deutschland gestatteten, sofort wieder in eine Tageszeitung
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zu verwandeln. Schließlich wurde zur Zeichnung von Aktien zu je 50 Franken
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aufgefordert.</P>
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<P>Es werden nicht viele Aktien untergebracht worden sein. Gedruckt wurde die
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Zeitung in Hamburg, wo eine buchhändlerische Firma ihren Kommissionsverlag
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übernommen hatte; sie beanspruchte dafür 50 Prozent von den 25 Silbergroschen
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vierteljährigen Ladenpreises. Viele <A NAME="S199"></A><B>|199|</B> Mühe
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hat sie sich mit der Sache nicht gegeben, zumal da ihr die preußische Besatzung
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in Hamburg den Atem beklemmte. Es wäre aber kaum besser gewesen, wenn sie
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größeren Eifer entwickelt hätte. Lassalle trieb in Düsseldorf
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keine 50 Abonnenten auf, und Weydemeyer, der sich 100 Exemplare zum Vertrieb nach
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Frankfurt kommen ließ, hatte nach einem halben Jahre erst 51 Gulden eingenommen;
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»ich trete die Leute zwar genug, aber trotz aller Mahnungen beeilt sich niemand
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mit dem Zahlen.« Mit berechtigter Bitterkeit schrieb ihm Frau Marx, das Geschäft
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sei durch nachlässigen und unordentlichen Betrieb gänzlich ruiniert
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worden, und man wisse nicht, ob die Verschleppung des Buchhändlers oder der
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Geschäftsführer und Bekannten in Köln oder das Benehmen der Demokratie
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am schädlichsten gewesen sei.</P>
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<P>Ganz ohne Schuld war auch nicht die ungenügende redaktionelle Vorbereitung
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des Unternehmens, das im wesentlichen auf Marx und Engels allein angewiesen war.
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Das Manuskript für das Januarheft traf erst am 6. Februar in Hamburg ein.
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Aber die Nachlebenden haben allen Grund, dankbar zu sein, daß der Plan überhaupt
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ausgeführt wurde, denn wäre er nur wenige Monate verzögert worden,
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so hätte ihn das schnelle Verrinnen der revolutionären Flut überhaupt
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unmöglich gemacht. So sind uns in den sechs Heften der Revue kostbare Zeugnisse
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dafür erhalten, wie Marx nach den Worten seiner Frau durch »seine ganze Energie,
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das ganze ruhige, klare, stille Selbstbewußtsein seines Wesens« sich über
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die kleinlichen Sorgen des Lebens zu erheben wußte, die täglich und
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stündlich »in empörender Form« an ihn herantraten.</P>
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<P>Marx und ebenso Engels - dieser noch mehr als jener - haben namentlich in ihrer
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Jugend die kommenden Dinge immer in viel zu naher Ferne gesehen, oft schon die
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Frucht pflücken zu können gehofft, wo sich kaum erst die Blüte
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zu entfalten begann; wie oft sind sie deshalb falsche Propheten gescholten worden!
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Und ein falscher Prophet zu sein, gilt nicht eben als der feinste Ruhm eines Politikers.
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Aber man muß dabei unterscheiden, ob falsche Prophezeiungen aus der kühnen
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Zuversicht eines klaren und scharfen Denkens entspringen oder aus der eitlen Selbstbespiegelung
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in frommen Wünschen. In diesem Falle wirkt die Enttäuschung entnervend,
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indem ein Blendwerk spurlos verschwindet, in jenem anderen Falle aber stärkend,
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indem der denkende Geist den Ursachen seines Irrtums nachspürt und dadurch
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neue Erkenntnis gewinnt.</P>
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<P>Vielleicht niemals hat es Politiker gegeben, die in dieser Selbstkritik von
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so unerbittlicher Wahrhaftigkeit gewesen sind wie Marx und Engels. Von jener elenden
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Rechthaberei, die sich der herbsten Enttäuschung <A NAME="S200"></A><B>|200|*</B>
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gegenüber noch selbst zu täuschen sucht, indem sie sich vorspiegelt,
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daß sie doch recht behalten hätte, wenn nur dies oder jenes anders
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gekommen wäre, wie es tatsächlich gekommen ist, waren sie völlig
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frei. Ebenso frei waren sie aber von allem wohlfeil weisen Absprechen, von allem
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unfruchtbaren Pessimismus; sie lernten aus der Niederlage, um mit verstärkter
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Kraft den Sieg vorzubereiten.</P>
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<P>Mit dem Fehlschlage des 13. Juni in Paris, dem Scheitern der Reichsverfassungskampagne
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in Deutschland und der Niederwerfung der ungarischen Revolution durch den Zaren,
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hatte ein großer Abschnitt der Revolution seinen Abschluß gefunden.
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Ihr Wiedererwachen war nur noch möglich in Frankreich, wo die entscheidenden
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Würfel trotz alledem noch nicht gefallen waren. An dieser Hoffnung hielt
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Marx fest, aber das hinderte ihn nicht, sondern trieb ihn dazu an, den bisherigen
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Verlauf der französischen Revolution einer rücksichtslosen, jeder Illusion
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spottenden Kritik zu unterziehen. Es geschah so, daß er das wirre Durcheinander
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ihrer Kämpfe, das ideologischen Politikern mehr oder minder als unentwirrbar
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erscheinen mußte, von ihrem inneren Springpunkt her beleuchtete, von den
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ökonomischen Gegensätzen, die in ihnen aufeinanderstießen.</P>
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<P>So gelang es ihm, in dieser Darstellung, die sich durch die drei ersten Hefte
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der Revue zog, oft genug, die verworrensten Tagesfragen durch ein paar epigrammatische
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Sätze zu schlichten! Was hatten die erleuchteten Köpfe der Bourgeoisie
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und selbst doktrinäre Sozialisten in der Pariser Nationalversammlung über
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das Recht auf Arbeit zusammengeredet, und wie völlig schöpfte Marx den
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historischen Sinn wie Unsinn dieses Schlagwortes in den wenigen Sätzen aus:
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»In dem ersten Konstitutionsentwurf, verfaßt vor den Junitagen, befand sich
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noch das <I>›droit à travail‹</I>, das Recht auf Arbeit, erste unbeholfene
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Formel, worin sich die revolutionären Ansprüche des Proletariats zusammenfassen.
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Es wurde verwandelt in das droit à l'assistance, in das Recht auf öffentliche
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Unterstützung, und welcher moderne Staat ernährt nicht in der einen
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oder der andern Form seine Paupers? Das Recht auf Arbeit ist im bürgerlichen
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Sinn ein Widersinn, ein elender, frommer Wunsch, aber hinter dem Rechte auf Arbeit
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steht die Gewalt über das Kapital, hinter der Gewalt über das Kapital
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die Aneignung der Produktionsmittel, ihre Unterwerfung unter die assoziierte Arbeiterklasse,
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also die Aufhebung der Lohnarbeit, des Kapitals und ihres Wechselverhältnisses.«<A name="ZT1"></A><A href="fm03_198.htm#Z1"><SPAN class="top">[1]</SPAN></A>
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Hatte Marx an der französischen Geschichte zuerst den Klassenkampf als treibendes
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Rad der historischen Entwicklung erkannt, wie er denn auch in ihr seit den Tagen
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des Mittelalters in besonders klaren und klassischen <A NAME="S201"></A><B>|201|*</B>
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Formen hervorgetreten ist, so erklärt sich leicht seine besondere Vorliebe
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für die französische Geschichte. Diese Abhandlung, wie später die
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andere über den bonapartistischen Staatsstreich und die noch spätere
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über die Pariser Kommune, sind die glänzendsten Steine in dem Juwelenschrein
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seiner kleineren historischen Schriften.</P>
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<P>Als lustiges Gegenbild, doch nicht ohne tragischen Ausgang, gab sich daneben
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in den drei ersten Heften der Revue das Bild einer kleinbürgerlichen Revolution,
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das Engels von der deutschen Reichsverfassungskampagne entwarf.<A name="ZT2"></A><A href="fm03_198.htm#Z2"><SPAN class="top">[2]</SPAN></A> Gemeinsam von
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beiden verfaßt waren die Monatsübersichten, worin sie vor allem dem
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ökonomischen Gange der Dinge nachspürten. Schon im Februarhefte wiesen
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sie auf die Entdeckung der kalifornischen Goldgruben hin, als auf eine Tatsache,
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die »noch wichtiger als die Februarrevolution« sei und noch großartigere
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Resultate haben werde als die Entdeckung Amerikas. »Eine Küste von 30 Breitengraden
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Länge, eine der schönsten und fruchtbarsten der Welt, bisher so gut
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wie unbewohnt, verwandelt sich zusehends in ein reiches, zivilisiertes Land, dichtbevölkert
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von Menschen aller Stämme, vom Yankee zum Chinesen, vom Neger zum Indianer
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und Malaien, vom Kreolen und Mestizen zum Europäer. Das kalifornische Gold
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ergießt sich in Strömen über Amerika und die asiatische Küste
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des Stillen Ozeans und reißt die widerspenstigsten Barbarenvölker in
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den Welthandel, in die Zivilisation. Zum zweiten Male bekommt der Welthandel eine
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neue Richtung ... Dank dem kalifornischen Golde und der unermüdlichen Energie
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der Yankees werden beide Küsten des Stillen Meers bald ebenso bevölkert,
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ebenso offen für den Handel, ebenso industriell sein, wie es jetzt die Küste
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von Boston bis New Orleans ist. Dann wird der Stille Ozean die selbe Rolle spielen
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wie jetzt das Atlantische und im Altertum und Mittelalter das Mittelländische
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Meer - die Rolle der großen Wasserstraße des Weltverkehrs; und der
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Atlantische Ozean wird herabsinken zu der Rolle eines Binnensees, wie sie jetzt
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das Mittelmeer spielt. Die einzige Chance, daß die europäischen zivilisierten
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Länder dann nicht in dieselbe industrielle, kommerzielle und politische Abhängigkeit
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fallen, in der Italien, Spanien und Portugal sich jetzt befinden, liegt in einer
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gesellschaftlichen Revolution, die, solange es noch Zeit ist, die Produktions-
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und Verkehrsweise nach den aus den modernen Produktivkräften hervorgehenden
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Bedürfnissen der Produktion selbst umwälzt und dadurch die Erzeugung
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neuer Produktivkräfte möglich macht, welche die Superiorität [Mehring
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übersetzt: Überlegenheit] der europäischen Industrie sichern und
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so die Nachteile der geographischen Lage ausgleichen.«<A name="ZT3"></A><A href="fm03_198.htm#Z3"><SPAN class="top">[3]</SPAN></A> Nur daß, wie die
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Verfasser dieser großartigen Aussicht <A NAME="S202"></A><B>|202|*</B> alsbald
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erkennen sollten, die gegenwärtige Revolution an der Entdeckung der kalifornischen
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Goldgruben versandete.</P>
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<P>Ebenso gemeinsam von Marx und Engels verfaßt sind die Kritiken einiger
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Schriften, in denen sich vormärzliche Leuchten mit der Revolution auseinanderzusetzen
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gesucht hatten; der deutsche Philosoph Daumer, der französische Historiker
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Guizot und das englische Originalgenie Carlyle. Wenn Daumer der Schule Hegels
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entstammte, so hatte Guizot auf Marx, Carlyle auf Engels bedeutenden Einfluß
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geübt. Nunmehr hieß es von allen dreien: Gewogen auf der Waage der
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Revolution und zu leicht befunden. Die unglaublichen Gemeinplätze, in denen
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Daumer »die Religion des neuen Weltalters« predigte, werden in dem »rührenden
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Bilde« zusammengefaßt: Die deutsche Philosophie ringt die Hände und
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wehklagt am Sterbebette ihres Nährvaters, des deutschen Spießbürgertums.
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An Guizot wird nachgewiesen, wie selbst die tüchtigsten Leute des ancien
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régime, sogar Leute, denen in ihrer Weise historisches Talent keineswegs
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abzusprechen sei, durch das fatale Februarereignis so vollständig in Verwirrung
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gebracht worden seien, daß ihnen alles geschichtliche Verständnis,
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daß ihnen sogar das Verständnis ihrer eigenen früheren Handlungsweise
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abhanden gekommen sei. Endlich, wenn die Schrift Guizots zeigte, daß die
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Kapazitäten der Bourgeoisie im Untergehen begriffen waren, so zeigten ein
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paar Flugschriften Carlyles den Untergang des literarischen Genies an den akut
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gewordenen geschichtlichen Kämpfen, gegen die es seine verkannten, unmittelbaren,
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prophetischen Inspirationen geltend zu machen suchte.</P>
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<P>Indem Marx und Engels in diesen glänzenden Kritiken die verheerenden Wirkungen
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der Revolution auf die literarischen Größen der vormärzlichen
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Zeit nachwiesen, waren sie doch weit davon entfernt, an irgendeine mystische Kraft
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der Revolution zu glauben, wie ihnen mitunter nachgeredet worden ist. Die Revolution
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schuf nicht das Bild, das die Daumer, Guizot und Carlyle bis auf den Tod erschreckte,
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sondern riß nur den Schleier von diesem Bilde. In den Revolutionen nimmt
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die historische Entwicklung nicht einen anderen, sondern nur einen schnelleren
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Gang; in diesem Sinne hat Marx sie wohl einmal »Lokomotiven der Geschichte« <A name="ZT4"></A><A href="fm03_198.htm#Z4"><SPAN class="top">[4]</SPAN></A> genannt.
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Der dumme Philisterglaube an die »friedliche und gesetzliche Reform«, die allen
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revolutionären Ausbrüchen überlegen sei, ist Männern, wie
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Marx und Engels, natürlich immer ferngeblieben; ihnen war die Gewalt auch
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eine ökonomische Potenz, die Geburtshelferin jeder neuen Gesellschaft.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">2. Der Fall Kinkel<A name="Kap_2"></A></H3>
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<P><B><A NAME="S203">|203|</A></B> Mit ihrem vierten Heft, im April 1850, hörte
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|
die »Neue Rheinische Revue« auf, regelmäßig zu erscheinen, und einiges
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dazu beigetragen hat wohl ein kleiner Artikel dieses Hefts, von dem die Verfasser
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vorhersagten, daß er »die allgemeine Entrüstung der sentimentalen Schwindler
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und demokratischen Deklamatoren« erregen würde: eine kurze, aber vernichtende
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|
Kritik der Verteidigungsrede, die Gottfried Kinkel am 7. August 1849 als gefangener
|
||
|
Freischärler vor dem Kriegsgerichte in Rastatt gehalten und Anfang April
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|
1850 in einem Berliner Blatte veröffentlicht hatte.</P>
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|
<P>An sich war diese Kritik vollkommen berechtigt. Kinkel hatte vor dem Kriegsgericht
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||
|
die Revolution und seine Waffengefährten verleugnet; er hatte dem »Kartätschenprinzen«
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||
|
gehuldigt und »das Kaisertum Hohenzollern« hochleben lassen, vor denselben Kriegsgerichten,
|
||
|
die 26 seiner Kameraden auf den Sandhaufen geschickt hatten, wo sie alle tapfer
|
||
|
gestorben waren. Aber Kinkel saß im Zuchthause, als Marx und Engels ihn
|
||
|
angriffen; wie man allgemein annahm als ein ausgesuchtes Opfer der königlichen
|
||
|
Rachsucht, die das auf Festungsstrafe lautende Urteil des Kriegsgerichts durch
|
||
|
einen Akt der Kabinettsjustiz in die entehrende Zuchthausstrafe umgewandelt haben
|
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|
sollte. Ihn in solcher Lage noch an einen politischen Pranger zu stellen, konnte
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|
nicht bloß bei »sentimentalen Schwindlern und demokratischen Deklamatoren«
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|
starkes Bedenken erregen.</P>
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|
<P>Seitdem haben sich die Archive über den Fall Kinkel geöffnet, der
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||
|
sich danach als ein wahres Nest tragikomischer Verwechslungen darstellt. Kinkel
|
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|
war ursprünglich Theologe und zwar orthodoxer Theologe; durch seinen Abfall
|
||
|
vom rechten Glauben, der durch die Verheiratung mit einer geschiedenen Katholikin
|
||
|
begleitet oder auch gefördert wurde, hatte er einen unversöhnlichen
|
||
|
Haß der Rechtgläubigen hervorgerufen, der ihm einen, weit über
|
||
|
Verdienst und Würdigkeit hinausgehenden Ruf als »Freiheitshelden« verschaffte.
|
||
|
In dieselbe Partei mit Marx und Engels war er in der Tat nur durch ein »Mißverständnis«
|
||
|
geraten; politisch kam er nicht über die Schlagworte der landläufigen
|
||
|
Demokratie hinaus, wobei ihn die - nach einem Worte Freiligraths - »verfluchte
|
||
|
Schönrednerei«, die ihm noch aus seiner theologischen Zeit anhing, gelegentlich
|
||
|
ebenso weit nach links reißen mochte wie in der Rastatter Rede nach rechts.
|
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|
Eine bescheidene, dichterische Begabung diente dazu, ihn bekannter zu machen,
|
||
|
als andere Demokraten seines Schlages waren.</P>
|
||
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<P><B><A NAME="S204">|204|</A></B> In der Reichsverfassungskampagne war Kinkel
|
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|
in die Freischar Willichs eingetreten, in der auch Engels und Moll kämpften;
|
||
|
hier hielt er sich tapfer und wurde in den letzten Gefechten an der Murg, wo Moll
|
||
|
fiel, durch einen Streifschuß am Kopf verwundet und dann gefangengenommen.
|
||
|
Das Kriegsgericht verurteilte ihn zu lebenslänglicher Festungsstrafe, aber
|
||
|
damit war dem »Kartätschenprinzen« oder, wie sich Kinkel in seiner Verteidigung
|
||
|
preislicher ausgedrückt hatte, »der Königlichen Hoheit unseres Thronfolgers«
|
||
|
nicht gedient, und das Generalauditoriat in Berlin beantragte beim Könige,
|
||
|
das kriegsgerichtliche Urteil aufzuheben, da Kinkel die Todesstrafe verwirkt habe,
|
||
|
und von neuem kriegsgerichtlich über ihn erkennen zu lassen.</P>
|
||
|
<P>Hiergegen erhob sich nunmehr das gesamte Ministerium, indem es zwar anerkannte,
|
||
|
daß die Strafe des Hochverräters zu milde sei, aber die Bestätigung
|
||
|
des Urteils aus Rücksicht auf die öffentliche Meinung »aus Gnaden« anriet.
|
||
|
Zugleich erschien es ihm »geraten«, die Vollstreckung der Strafe in einer »Zivilanstalt«
|
||
|
anzuordnen, da es »große Sensation« erregen würde, wenn Kinkel als
|
||
|
Festungssträfling behandelt werden würde. Der König genehmigte
|
||
|
diese Anträge des Ministeriums, erregte dadurch aber gerade die »große
|
||
|
Sensation«, die vermieden werden sollte. Die »öffentliche Meinung« empfand
|
||
|
es als blutigen Hohn, daß ein König »aus Gnaden« einen Hochverräter,
|
||
|
den selbst ein Kriegsgericht nur auf die Festung schicken wollte, ins Zuchthaus
|
||
|
sandte.</P>
|
||
|
<P>Sie war jedoch im Irrtum, weil sie sich auf die Feinheiten preußischer
|
||
|
Strafvollstreckung nicht verstand. Kinkel war nicht zu militärischem Festungsarrest,
|
||
|
sondern zu militärischer Festungsstrafe verurteilt worden, einer Strafe,
|
||
|
die noch in viel härteren und widerlicheren Formen vollzogen wurde, als die
|
||
|
Zuchthausstrafe. Die Festungssträflinge wurden in engen Löchern zu zehn
|
||
|
oder zwanzig zusammengepfercht, hatten nur eine harte Pritsche als Lager, wurden
|
||
|
karg und schlecht beköstigt, mußten die niedrigsten Arbeiten verrichten
|
||
|
wie Abtrittausräumen, Straßenkehren usw., und beim geringsten Versehen
|
||
|
bekamen sie die Peitsche zu kosten. Vor diesem Hundeleben wollte das Ministerium,
|
||
|
aus Angst vor der »öffentlichen Meinung«, den gefangenen Kinkel bewahren,
|
||
|
aber als die »öffentliche Meinung« die Sache umgekehrt verstand, wagte es
|
||
|
es doch nicht, aus Angst vor dem »Kartätschenprinzen« und dessen rachsüchtiger
|
||
|
Partei, sich offen zu seiner »humanen« Absicht zu bekennen, und ließ den
|
||
|
König lieber unter einem Verdacht, der ihn auch in den Augen der Gutgesinnten
|
||
|
schwer schädigen mußte und geschädigt hat.</P>
|
||
|
<P>Unter dem fatalen Eindruck dieser mißlungenen Aktion wollte das Ministerium
|
||
|
nicht neue »Sensationen« durch die Erlebnisse Kinkels im <A NAME="S205"></A><B>|205|</B>
|
||
|
Zuchthause hervorrufen, wagte sich aber nur zu dem Befehl aufzuschwingen, daß
|
||
|
auf keinen Fall die Strafe der körperlichen Züchtigung an ihm vollstreckt
|
||
|
werden dürfe. Auch seine Befreiung von körperlicher Zwangsarbeit hätte
|
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es gern gesehen und legte dem Zuchthausdirektor in Naugard nahe, wo Kinkel zuerst
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saß, die Verantwortung auf die eigene Kappe zu nehmen. Aber der stramme
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Bürokrat hielt sich an seine Instruktion und setzte Kinkel ans Spulrad. Darob
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wieder gewaltige Aufregung; ein »Lied vom Spulen« entstand und wurde viel deklamiert,
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Bilder des »spulenden Dichters« überschwemmten Deutschland, und Kinkel selbst
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schrieb an seine Gattin: »Das Spiel des Schicksals und der Parteiwut geht ins
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Wahnwitzige, daß die Hand, die der deutschen Nation ›Otto den Schütz‹
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schrieb, jetzt die Spule dreht.« Jedoch bestätigte sich alsbald die alte
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Erfahrung, daß die »sittliche Entrüstung« des Philisters in einer großen
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Lächerlichkeit zu enden pflegt. Erschreckt durch den Lärm und mutiger
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als das Ministerium, aber freilich auch sofort wegen »demokratischer Anschauungen«
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denunziert, ordnete die Stettiner Bezirksregierung die Beschäftigung Kinkels
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mit schriftlichen Arbeiten an, worauf Kinkel selbst erklärte, er wünsche
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beim Spulrade zu bleiben, da eine leichte körperliche Anstrengung ihm gestatte,
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sich frei mit seinen Gedanken zu beschäftigen, während tagelanges Kopieren
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seine Brust angreife und ihn krank mache.</P>
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<P>Die weitverbreitete Meinung, als werde Kinkel im Zuchthause auf den Befehl
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des Königs mit besonderer Bosheit behandelt, traf nicht zu, wenn er auch
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mancherlei zu leiden hatte. Schnuchel, der Naugarder Direktor, war ein strammer
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Bürokrat, aber kein Unmensch: er duzte Kinkel, aber gewährte ihm viele
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Bewegung in freier Luft und hatte menschliches Verständnis für die rastlosen
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Bemühungen der Frau Kinkel, ihren Mann zu befreien. In Spandau dagegen, wohin
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Kinkel im Mai 1850 kam, wurde er Sie genannt, mußte sich aber Bart und Haupthaar
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scheren lassen; der Direktor Jeserich, ein frömmelnder Reaktionär, quälte
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ihn mit Bekehrungsversuchen und begann mit der »verehelichten Kinkel« sofort die
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widerlichsten Zänkereien. Immerhin machte auch dieser Seelenverkäufer
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keine großen Schwierigkeiten, als ihn das Ministerium zum Bericht über
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den Antrag der Frau Kinkel aufforderte, falls man ihren Mann nach Amerika entlasse,
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so werde er sich durch sein Ehrenwort verpflichten, auf jede politische Tätigkeit
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zu verzichten und nie nach Europa zurückzukehren. Jeserich meinte sogar,
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soweit er den Kinkel kennengelernt habe, werde eine gründliche Heilung seines
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innersten Menschen noch am ehesten in Amerika erlangt werden. Aber mindestens
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ein Jahr müsse er im Kerker verbüßt haben, damit das Schwert der
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<A NAME="S206"></A><B>|206|</B> Obrigkeit nicht gar so stumpf und schartig werde;
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dann könne ihm die Auswanderung gestattet werden, es sei denn, daß
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Kinkels Gesundheit unter der längeren Haft litte, wovon jedoch nichts zu
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spüren wäre. Dieser Bericht Jeserichs ging an den König, der sich
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nun freilich rachsüchtiger erwies als die Minister und der Zuchthausdirektor;
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»Allerhöchstdieselben« entschieden, dem p. Kinkel könne nach Ablauf
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eines Jahres noch nicht die Auswanderung gestattet werden, da er noch ganz anders
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gedemütigt werden müsse, als bisher geschehen sei.</P>
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<P>Überblickt man den Kultus, der damals mit Kinkel getrieben wurde, so begreift
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man den Widerwillen, den er bei Männern wie Marx und Engels erregen mußte.
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Dergleichen spießbürgerliche Spektakelstücke sind ihnen immer
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unausstehlich gewesen. Schon in seiner Darstellung der Reichsverfassungskampagne
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hatte sich Engels sehr bitter über das viele Wesen ausgelassen, das mit den
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»gebildeten Opfern« der Maiaufstände gemacht würde, während niemand
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von den Hunderten und Tausenden von Arbeitern spräche, die in der Schlacht
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gefallen wären oder in den Rastatter Kasematten verfaulten oder im Auslande
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allein von allen Flüchtlingen das Exil bis auf die Hefen des Elends zu durchkosten
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hätten. Allein wenn man auch davon absah, so gab es auch unter den »gebildeten
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Opfern« viele, die ungleich Schwereres zu tragen hatten und es ungleich männlicher
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trugen als Kinkel, ohne daß ein Hahn danach krähte. Es sei nur an August
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Röckel erinnert, der als Künstler mindestens ebenso hoch stand als Kinkel,
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er wurde im Zuchthause von Waldheim aufs grausamste bis zur körperlichen
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Züchtigung mißhandelt, war aber nach zwölf Jahren unerträglicher
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Foltern nicht zu bewegen, auch nur mit dem Zucken einer Augenwimper um Gnade zu
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bitten, so daß die an seinem Stolz verzweifelnde Reaktion ihn schließlich
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sozusagen gewaltsam aus dem Zuchthause werfen mußte. Und Röckel war
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nicht der einzige seiner Art. Vielmehr war Kinkel der einzige, der schon nach
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wenigen Monaten einer immerhin erträglichen Haft durch Veröffentlichung
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seiner Rastatter Rede vor aller Welt Reu' und Leid tat. Da war die derbe und herbe
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Kritik, die Marx und Engels an dieser Rede übten, durchaus angebracht; sie
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konnten mit Recht sagen, daß sie die Lage des gefangenen Kinkel dadurch
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nicht verschlechterten, sondern verbesserten.</P>
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<P>Der Verlauf des Falles Kinkel gab ihnen dann auch sonst recht. Die Schwärmerei
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für Kinkel löste die Schnüre bürgerlicher Geldbeutel so weit,
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daß ein Beamter des Spandauer Zuchthauses bestochen und Kinkel im November
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1850 durch Karl Schurz befreit werden konnte. Das hatte nun der König von
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seiner Rachsucht. Hätte er Kinkel gegen dessen ehrenwörtliches Versprechen,
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|
keine Politik mehr zu treiben, nach Amerika <A NAME="S207"></A><B>|207|*</B> auswandern
|
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lassen, so würde Kinkel schnell vergessen worden sein, wie sogar der Zuchthausdirektor
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Jeserich begriffen hatte; nun wurde Kinkel durch seine gelungene Flucht ein dreimal
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gefeierter Agitator, und der König hatte zum Schaden noch den Spott zu tragen.</P>
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<P>Doch wußte er sich in seiner königlichen Art zu fassen. Der Bericht
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über Kinkels Flucht regte in ihm einen Gedanken an, den er selbst ehrlich
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genug war, als unlauter zu bezeichnen. Er befahl seinem Manteuffel, durch die
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»kostbare Persönlichkeit« des Stieber ein Komplott aufdecken und bestrafen
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zu lassen. Stieber war damals schon so allgemein verachtet, daß sich selbst
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der Berliner Polizeipräsident Hinckeldey, der in der Verfolgung politischer
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Gegner ein sehr weites Gewissen hatte, heftig gegen seine Wiederanstellung im
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Polizeidienst sträubte. Half aber alles nichts, und Stieber inszenierte nun
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als seine Probearbeit das Diebstahls- und Meineidsstück des Kölner Kommunistenprozesses.</P>
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<P>An mancherlei Schurkerei übertraf es dutzendfach den Fall Kinkel, aber
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man hat nicht gehört, daß sich auch nur ein biederer Bürgersmann
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darüber aufgeregt hätte. Vielleicht wollte diese angenehme Klasse damit
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beweisen, daß Marx und Engels sie von vornherein richtig durchschaut hatten.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">3. Die Spaltung des Kommunistenbundes<A name="Kap_3"></A></H3>
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<P>Im übrigen hatte der Fall Kinkel mehr eine symptomatische als eine tatsächliche
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Bedeutung. Das Wesen des Streits, in den Marx und Engels mit der Londoner Emigration
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gerieten, läßt sich daran am genauesten erkennen, aber seine wichtigste
|
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Erscheinung war er nicht, geschweige denn, daß er seine Ursache gewesen
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wäre.</P>
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<P>Was Marx und Engels mit der sonstigen Emigration verband und was sie von ihr
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trennte, zeigen die beiden Schöpfungen, denen sie neben der Herausgabe der
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|
»Neuen Rheinischen Revue« im Jahre 1850 ihre Arbeit widmeten: auf der einen Seite
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das Flüchtlingskomitee, das sie mit Bauer, Pfänder und Willich gründeten,
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||
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um den Emigranten zu helfen, die um so massenhafter nach London strömten,
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je mehr die Schweiz die rauhe Seite gegen die Flüchtlinge herauszukehren
|
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|
begann, auf der andern Seite die Wiederherstellung des Kommunistenbundes, die
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||
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um so notwendiger wurde, je rücksichtsloser die siegreiche Gegenrevolution
|
||
|
der Arbeiterklasse Preß- und Versammlungsfreiheit und überhaupt alle
|
||
|
Mittel öffentlicher Propaganda entriß. Man mag sagen, daß Marx
|
||
|
und Engels sich menschlich mit der Emigration solidarisch erklärten, <B><A NAME="S208">|208|</A></B>
|
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|
aber nicht politisch; daß sie ihre Leiden teilten, aber nicht ihre Einbildungen;
|
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|
daß sie ihr den letzten Pfennig opferten, aber nicht das kleinste Bruchteilchen
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||
|
ihrer Überzeugungen.</P>
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<P>Die deutsche und nun gar die internationale Flüchtlingsschaft stellte
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eine verworrene Masse der allerverschiedensten Elemente dar. Sie alle hofften
|
||
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auf ein Wiedererwachen der Revolution, die sie in die Heimat zurückführen
|
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würde, und sie alle arbeiteten auf dies Ziel hin, womit eine einheitliche
|
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Aktion gegeben zu sein schien. Jedoch jeder Anlauf dazu scheiterte regelmäßig;
|
||
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er gedieh höchstens zu papierenen Kundgebungen, die destoweniger besagten,
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je pomphafter sie klangen. Sobald gehandelt werden sollte, entstanden die unerbaulichsten
|
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Zänkereien. Sie wurden nicht verschuldet durch die Personen und höchstens
|
||
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verschärft durch die trostlose Lage, in der sich diese Personen befanden;
|
||
|
ihre wirkliche Ursache waren die Klassenkämpfe, die den Gang der Revolution
|
||
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bestimmt hatten und in der Emigration fortdauerten, trotz aller Versuche, sie
|
||
|
wegzuphantasieren. Die Fruchtlosigkeit dieser Versuche sahen Marx und Engels von
|
||
|
vornherein ein und beteiligten sich nicht daran, was alle Fraktionen und Fraktiönchen
|
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|
der Emigration wenigstens in der einen Ansicht vereinigte, daß Marx und
|
||
|
Engels die eigentlichen und unverbesserlichen Störenfriede seien.</P>
|
||
|
<P>An ihrem Teil setzten sie den proletarischen Klassenkampf fort, den sie schon
|
||
|
vor der Revolution begonnen hatten. Die alten Mitglieder des Kommunistenbundes
|
||
|
hatten sich seit dem Herbst 1849 fast vollzählig in London wieder zusammengefunden,
|
||
|
bis auf Moll, der in den Kämpfen an der Murg gefallen war, sowie Schapper,
|
||
|
der erst im Sommer 1850 eintraf, und endlich Wilhelm Wolff, der noch ein Jahr
|
||
|
später aus der Schweiz übersiedelte. Dazu waren manche neue Kräfte
|
||
|
gewonnen: August Willich, der ehemalige preußische Offizier, der sich im
|
||
|
badisch-pfälzischen Feldzuge als umsichtiger Freischarenführer bewährt
|
||
|
hatte und von seinem damaligen Adjutanten Engels geworben worden war: eine tüchtige
|
||
|
Persönlichkeit, aber theoretisch ein unklarer Kopf. Dann allerlei junges
|
||
|
Volk, der Kaufmann Konrad Schramm, der Lehrer Wilhelm Pieper und namentlich Wilhelm
|
||
|
Liebknecht, der auf deutschen Universitäten studiert, aber seine Examina
|
||
|
in den badischen Aufständen und im schweizerischen Exil bestanden hatte.
|
||
|
Sie alle waren in diesen Jahren viel um Marx, am anhänglichsten und treuesten
|
||
|
wohl Liebknecht. Auf die anderen beiden ist Marx nicht immer gut zu sprechen gewesen,
|
||
|
da sie ihm manche Unruhe machten, doch darf man nicht jedes ärgerliche Wort,
|
||
|
das er gelegentlich über sie äußerte, wörtlich nehmen. Als
|
||
|
Konrad Schramm noch in jungen Jahren von der Schwindsucht dahingerafft <A NAME="S209"></A><B>|209|*</B>
|
||
|
worden war, rühmte Marx ihn als den »Percy Heißsporn« der Partei; auch
|
||
|
von Pieper meinte er, daß er »bei alledem ein bon garçon« sei. Durch
|
||
|
Pieper kam der Göttinger Advokat Johannes Miquel in brieflichen Verkehr mit
|
||
|
Marx und trat in den Bund der Kommunisten ein. Marx schätzte in ihm offenbar
|
||
|
einen Mann von Geist, und Miquel hat auch eine Reihe von Jahren bei der Fahne
|
||
|
ausgehalten, bis er sich wie sein Freund Pieper ins liberale Lager rückwärts
|
||
|
wandte.</P>
|
||
|
<P>Ein Rundschreiben der Zentralbehörde, vom März 1850 datiert, von
|
||
|
Marx und Engels verfaßt und von Heinrich Bauer als Emissär nach Deutschland
|
||
|
gebracht, war bestimmt, den Bund der Kommunisten wiederherzustellen. Es ging von
|
||
|
der Auffassung aus, daß eine neue Revolution bevorstände, »sei es,
|
||
|
daß sie hervorgerufen wird durch eine selbständige Erhebung des französischen
|
||
|
Proletariats oder durch die Invasion der Heiligen Allianz gegen das revolutionäre
|
||
|
Babel«.<A name="ZT5"></A><A href="fm03_198.htm#Z5"><SPAN class="top">[5]</SPAN></A> Wie die Märzrevolution die Bourgeoisie, so würde die neue Revolution
|
||
|
das Kleinbürgertum zum Siege führen, das die Arbeiterklasse abermals
|
||
|
verraten würde. Das Verhältnis der revolutionären Arbeiterpartei
|
||
|
zu den kleinbürgerlichen Demokraten wurde dahin zusammengefaßt: »Sie
|
||
|
geht mit ihr zusammen gegen die Fraktion, deren Sturz sie bezweckte; sie tritt
|
||
|
ihnen gegenüber in allem, wodurch sie sich für sich selbst festsetzen
|
||
|
wollen.«<A name="ZT6"></A><A href="fm03_198.htm#Z6"><SPAN class="top">[6]</SPAN></A> Die Kleinbürger würden eine für sie siegreiche Revolution
|
||
|
dazu ausnützen, die kapitalistische Gesellschaft soweit zu reformieren, daß
|
||
|
sie für ihre eigene Klasse und bis zu einem gewissen Grade auch für
|
||
|
die Arbeiter bequemer und erträglicher gemacht würde. Damit könnte
|
||
|
aber das Proletariat keineswegs zufrieden sein. Während die demokratischen
|
||
|
Kleinbürger möglichst rasch nach Durchführung ihrer beschränkten
|
||
|
Forderungen auf Abschluß der Revolution drängen würden, wäre
|
||
|
es vielmehr die Aufgabe der Arbeiter, die Revolution permanent zu machen, »so
|
||
|
lange, bis alle mehr oder weniger besitzenden Klassen von der Herrschaft verdrängt
|
||
|
sind, die Staatsgewalt vom Proletariat erobert und die Assoziation der Proletarier
|
||
|
nicht nur in einem Lande, sondern in allen herrschenden Ländern der ganzen
|
||
|
Welt so weit vorgeschritten ist, daß die Konkurrenz der Proletarier in diesen
|
||
|
Ländern aufgehört hat und daß wenigstens die entscheidenden produktiven
|
||
|
Kräfte in den Händen der Proletarier konzentriert sind.«<A name="ZT7"></A><A href="fm03_198.htm#Z7"><SPAN class="top">[7]</SPAN></A></P>
|
||
|
<P>Demgemäß warnte das Rundschreiben die Arbeiter davor, sich durch
|
||
|
die Einigungs- und Versöhnungspredigten der kleinbürgerlichen Demokraten
|
||
|
täuschen und zum Anhängsel der bürgerlichen Demokratie herabdrücken
|
||
|
zu lassen. Sie müßten im Gegenteil sich möglichst fest und stark
|
||
|
organisieren, um nach dem Siege der Revolution, den sie wie <A NAME="S210"></A><B>|210|</B>
|
||
|
bisher immer durch ihre Kraft und ihren Mut erkämpfen würden, dem Kleinbürgertum
|
||
|
solche Bedingungen zu diktieren, daß die Herrschaft der bürgerlichen
|
||
|
Demokraten den Keim des Untergangs in sich trüge und ihre spätere Verdrängung
|
||
|
durch die Herrschaft des Proletariats; bedeutend erleichtert würde. »Die
|
||
|
Arbeiter müssen vor allen Dingen während des Konfliktes und unmittelbar
|
||
|
nach dem Kampfe, soviel nur irgend möglich, der bürgerlichen Abwiegelung
|
||
|
entgegenwirken und die Demokraten zur Ausführung ihrer jetzigen terroristischen
|
||
|
Phrasen zwingen ... Weit entfernt, den sogenannten Exzessen, den Exempeln der
|
||
|
Volksrache an verhaßten Individuen oder öffentlichen Gebäuden,
|
||
|
an die sich nur gehässige Erinnerungen knüpfen, entgegenzutreten, muß,
|
||
|
man diese Exempel nicht nur dulden, sondern ihre Leitung selbst in die Hand nehmen.«<A name="ZT8"></A><A href="fm03_198.htm#Z8"><SPAN class="top">[8]</SPAN></A>
|
||
|
Bei den Wahlen für eine Nationalversammlung müßten die Arbeiter
|
||
|
überall selbständige Kandidaten aufstellen, selbst wo gar keine Aussicht
|
||
|
für ihren Sieg vorhanden wäre, unbekümmert um alle demokratischen
|
||
|
Redensarten. Natürlich könnten die Arbeiter im Anfange der Bewegung
|
||
|
noch keine direkt kommunistischen Maßregeln vorschlagen, aber sie könnten
|
||
|
die Demokraten dazu zwingen, nach möglichst vielen Seiten in die bisherige
|
||
|
Gesellschaftsordnung einzugreifen, ihren regelmäßigen Gang zu stören
|
||
|
und sich selbst zu kompromittieren sowie möglichst viele Produktivkräfte,
|
||
|
Transportmittel, Fabriken, Eisenbahnen usw. in den Händen des Staats zu kompensieren.
|
||
|
Vor allem sollten die Arbeiter nicht dulden, daß bei Aufhebung des Feudalismus,
|
||
|
die feudalen Ländereien, wie in der großen französischen Revolution,
|
||
|
den Bauern als freies Eigentum gegeben, somit das Landproletariat erhalten und
|
||
|
eine kleinbürgerliche Bauernklasse gebildet würde, die denselben Kreislauf
|
||
|
der Verarmung und Verschuldung durchmachte wie der französische Bauer. Vielmehr
|
||
|
müßten die Arbeiter verlangen, daß die konfiszierten Feudalländereien
|
||
|
Staatsgut blieben und zu Arbeiterkolonien verwandelt würden, die das assoziierte
|
||
|
Landproletariat mit allen Mitteln des großen Ackerbaus zu bearbeiten habe.
|
||
|
Dadurch erlange das Prinzip des gemeinsamen Eigentums sogleich eine feste Grundlage
|
||
|
mitten in den wankenden bürgerlichen Eigentumsverhältnissen.</P>
|
||
|
<P>Bewaffnet mit diesem Rundschreiben, hatte Bauer mit seiner Missionsreise nach
|
||
|
Deutschland großen Erfolg. Es gelang ihm, zerrissene Fäden wieder anzuknüpfen
|
||
|
und neue Fäden zu spinnen, namentlich großen Einfluß auf die
|
||
|
Reste der Arbeiter-, Bauern-, Tagelöhner- und Turnvereine zu gewinnen, die
|
||
|
sich noch in allem Wüten der Gegenrevolution erhalten hatten. Auch die einflußreichsten
|
||
|
Mitglieder der <A NAME="S211"></A><B>|211|</B> von Stephan Born gegründeten
|
||
|
Arbeiterverbrüderung schlossen sich dem Bunde an, der »alle brauchbaren Kräfte
|
||
|
für sich gewonnen« habe, wie Karl Schurz nach Zürich berichtete, als
|
||
|
er zu gleicher Zeit im Auftrage einer schweizerischen Flüchtlingsorganisation
|
||
|
Deutschland bereiste. In einer zweiten, vom Juni 1850 datierten Ansprache konnte
|
||
|
die Zentralbehörde berichten, daß der Bund in einer Reihe deutscher
|
||
|
Städte festen Fuß gefaßt und sich leitende Kreise gebildet hätten,
|
||
|
in Hamburg für Schleswig-Holstein, in Schwerin für Mecklenburg, in Breslau
|
||
|
für Schlesien, in Leipzig für Sachsen und Berlin, in Nürnberg für
|
||
|
Bayern, in Köln für Rheinland und Westfalen.</P>
|
||
|
<P>In eben dieser Ansprache wurde der Kreis London als der stärkste des ganzen
|
||
|
Bundes bezeichnet, der fast ausschließlich für die Kosten aufkomme.
|
||
|
Er leite fortwährend den deutschen Arbeiterbildungsverein in London, wie
|
||
|
den entschiedenen Teil der dortigen Flüchtlinge; auch stehe die Zentralbehörde
|
||
|
in naher Verbindung mit der revolutionären Partei der Engländer, Franzosen
|
||
|
und Ungarn. Aber in anderer Beziehung war der Kreis London doch auch wieder die
|
||
|
schwächste Seite des Bundes, insofern als er ihn in die immer hitzigeren,
|
||
|
aber auch immer hoffnungsloseren Kämpfe der Emigration verwickelte.</P>
|
||
|
<P>Im Laufe des Sommers 1850 entschwand sichtlich die Hoffnung auf ein baldiges
|
||
|
Wiedererwachen der Revolution. In Frankreich wurde das allgemeine Stimmrecht vernichtet,
|
||
|
ohne daß sich die Arbeiterklasse erhob; die Entscheidung stand nur noch
|
||
|
zwischen dem Prätendenten Louis Bonaparte und der monarchistisch-reaktionären
|
||
|
Nationalversammlung. In Deutschland zog sich das demokratische Kleinbürgertum
|
||
|
von der politischen Bühne zurück, während die liberale Bourgeoisie
|
||
|
sich an dem Leichenraub beteiligte, den Preußen an der deutschen Revolution
|
||
|
versuchte. Dabei wurde Preußen von den deutschen Mittel- und Kleinstaaten
|
||
|
geprellt, die alle nach der österreichischen Pfeife tanzten, während
|
||
|
der Zar über diese ganze deutsche Gesellschaft die drohende Knute schwang.
|
||
|
In dem Maße aber, wie die wirkliche Revolution verebbte, steigerten sich
|
||
|
die fieberhaften Anstrengungen der Emigration, eine künstliche Revolution
|
||
|
zu fabrizieren; sie täuschte sich über alle drohenden Anzeichen fort
|
||
|
und setzte ihre Hoffnung auf Wundertaten, die sie durch ihren entschlossenen Willen
|
||
|
erreichen könnte. In demselben Maße wurde sie mißtrauischer gegen
|
||
|
jede Selbstkritik aus ihren eigenen Reihen. So gerieten Marx und Engels, die mit
|
||
|
klarem und kühlem Blick den wirklichen Hergang der Dinge beobachteten, in
|
||
|
immer schrofferen Gegensatz zur Emigration. Aber wie hätte die Stimme der
|
||
|
Logik und Vernunft den Sturm der Leidenschaften in einer mehr und mehr verzweifelnden
|
||
|
Masse <A NAME="S212"></A><B>|212|</B> bändigen können! Sie vermochte
|
||
|
es so wenig, daß der allgemeine Taumel auch in den Londoner Kreis des Kommunistenbundes
|
||
|
eindrang und seine Zentralbehörde innerlich zerrüttete.</P>
|
||
|
<P>In ihrer Sitzung vom 15. September 1850 kam es zur offenen Spaltung. Sechs
|
||
|
Mitglieder standen gegen vier: Marx und Engels, dann Bauer, Eccarius, Pfänder
|
||
|
von der alten Garde und von dem jungen Nachwuchs Konrad Schramm gegen Willich,
|
||
|
Schapper, Fränckel und Lehmann, unter denen nur einer vom alten Stamm war:
|
||
|
Schapper, ein Urrevolutionär, wie Engels ihn wohl genannt hat, den die revolutionäre
|
||
|
Leidenschaft fortriß, nachdem er die Greuel der Gegenrevolution ein Jahr
|
||
|
lang aus nächster Nähe mit angesehen hatte und eben erst in England
|
||
|
gelandet war.</P>
|
||
|
<P>In der entscheidenden Sitzung kennzeichnete Marx den Gegensatz mit den Worten:
|
||
|
»An die Stelle der kritischen Anschauung setzt die Minorität eine dogmatische,
|
||
|
an die Stelle der materialistischen eine idealistische. Statt der wirklichen Verhältnisse
|
||
|
wird ihr der bloße Wille zum Triebrade der Revolution. Während wir
|
||
|
den Arbeitern sagen: Ihr habt 15, 20, 50 Jahre Bürgerkriege und Völkerkämpfe
|
||
|
durchzumachen, nicht nur um die Verhältnisse zu ändern, sondern um euch
|
||
|
selbst zu ändern und zur politischen Herrschaft zu befähigen, sagt ihr
|
||
|
im Gegenteil: ›wir müssen gleich zur Herrschaft kommen, oder wir können
|
||
|
uns schlafen legen.‹ Während wir speziell die deutschen Arbeiter auf die
|
||
|
unentwickelte Gestalt des deutschen Proletariats hinweisen, schmeichelt ihr aufs
|
||
|
plumpste dem Nationalgefühl und dem Standesvorurteil der deutschen Handwerker,
|
||
|
was allerdings populärer ist. Wie von den Demokraten das Wort <I>Volk</I>
|
||
|
zu einem heiligen Wesen gemacht wird, so von euch das Wort <I>Proletariat</I>.«<A name="ZT9"></A><A href="fm03_198.htm#Z9"><SPAN class="top">[9]</SPAN></A>
|
||
|
Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen, sogar zu einer - übrigens von Marx
|
||
|
mißbilligten - Duellforderung Schramms an Willich, die bei Antwerpen ausgetragen
|
||
|
wurde und zu einer leichten Verwundung Schramms führte. Aber eine Einigung
|
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|
der Geister erwies sich als unmöglich.</P>
|
||
|
<P>Die Mehrheit suchte den Bund zu retten, indem sie seine Leitung nach Köln
|
||
|
verlegte; der Kreis Köln sollte eine neue Zentralbehörde wählen
|
||
|
und an die Stelle des einen bisherigen Kreises London sollten zwei Kreise treten,
|
||
|
die, von einander unabhängig, nur mit der gemeinsamen Zentralbehörde
|
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|
verkehrten. Der Kreis Köln ging darauf ein und wählte eine neue Zentralbehörde,
|
||
|
aber die Minderheit weigerte sich, sie anzuerkennen. Sie besaß den stärkeren
|
||
|
Anhang in dem Kreise London und namentlich in dem deutschen Arbeiterbildungsverein,
|
||
|
aus dem Marx und seine näheren Freunde ausschieden. Willich und Schapper
|
||
|
<A NAME="S213"></A><B>|213|</B> stifteten einen Sonderbund, der sich alsbald in
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eine abenteuerliche Revolutionsspielerei verlor.</P>
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<P>Umfassender als in der Sitzung vom 15. September begründeten Marx und
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Engels ihre Auffassung in dem fünften und sechsten Heft ihrer »Revue«, einem
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Doppelheft, womit sie im November 1850 ihr Dasein beschloß. Neben einer
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großen Abhandlung, in der Engels den Bauernkrieg von 1525 nach historisch-materialistischen
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Gesichtspunkten darstellte, enthielt es einen Aufsatz von Eccarius über die
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Schneiderei in London, den Marx mit dein frohen Rufe begrüßte: »Ehe
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das Proletariat seine Siege auf Barrikaden und in Schlachtlinien erficht, kündet
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es die Ankunft seiner Herrschaft durch eine Reihe intellektueller Siege an.«<A name="ZT10"></A><A href="fm03_198.htm#Z10"><SPAN class="top">[10]</SPAN></A> Eccarius,
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selbst in einem der Londoner Schneidershops tätig, begriff das Erliegen des
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Handwerks vor der großen Industrie als geschichtlichen Fortschritt, während
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er gleichzeitig in den Ergebnissen und Leistungen der großen Industrie die
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von der Geschichte selbst hervorgebrachten und täglich sich neu erzeugenden
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realen Bedingungen der proletarischen Revolution erkannte. An dieser rein materialistischen
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Auffassung, die von keinen Gefühlsmucken gestört, der bürgerlichen
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Gesellschaft und ihrer Bewegung gegenübertrat, rühmte Marx den großen
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Fortschritt über die sentimentale, moralische und psychologische Kritik hinaus,
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wie sie Weitling und andere schriftstellernde Arbeiter gegen die bestehenden Zustände
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geltend gemacht hätten. Es war eine Frucht seiner ruhelosen Arbeit und die
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ihm willkommenste Frucht.</P>
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<P>Das Schwergewicht dieses letzten Heftes aber lag in der ökonomisch-politischen
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Übersicht der Monate Mai bis Oktober. In einer umfassenden Untersuchung legten
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Marx und Engels die ökonomischen Ursachen der politischen Revolution und
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Gegenrevolution dar, wie jene aus einer schweren wirtschaftlichen Krise entstanden
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sei und diese ihre Wurzel in einem neuen Aufschwunge der Produktion habe. Sie
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kamen zu dem Ergebnis: »Bei dieser allgemeinen Prosperität, worin die Produktivkräfte
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der bürgerlichen Gesellschaft sich so üppig entwickeln, wie dies innerhalb
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der bürgerlichen Verhältnisse überhaupt möglich, ist, kann
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von einer wirklichen Revolution keine Rede sein. Eine solche Revolution ist nur
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in den Perioden möglich, wo diese <I>beiden Faktoren</I>, die <I>modernen
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Produktivkräfte</I> und die <I>bürgerlichen Produktionsformen</I>, miteinander
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in <I>Widerspruch</I> geraten. Die verschiedenen Zänkereien, in denen sich
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jetzt die Repräsentanten der einzelnen Fraktionen der kontinentalen Ordnungspartei
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ergehn und gegenseitig kompromittieren, weit entfernt zu neuen Revolutionen Anlaß
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zu geben, sind im Gegenteil nur möglich, weil die Grundlage der Verhältnisse
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momentan so sicher und, was die <A NAME="S214"></A><B>|214|</B> Reaktion nicht
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weiß, <I>so bürgerlich</I> ist. Am ihr werden alle die bürgerliche
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Entwickelung aufhaltenden Reaktionsversuche ebensosehr abprallen wie alle sittliche
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Entrüstung und alle begeisterten Proklamationen der Demokraten. <I>Eine neue
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Revolution ist nur möglich im Gefolge einer neuen Krisis. Sie ist aber auch
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ebenso sicher wie diese.</I>«<A name="ZT11"></A><A href="fm03_198.htm#Z11"><SPAN class="top">[11]</SPAN></A></P>
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<P>Dieser klaren und überzeugenden Darlegung ward dann zum Schluß der
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Übersicht der Aufruf eines europäischen Zentralkomitees gegenübergestellt,
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der von Mazzini, Ledru-Rollin, Darasz und Ruge unterzeichnet, alle Illusionen
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der Emigration auf knappem Raume zusammenfaßte, der das Scheitern der Revolution
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auf die ehrgeizige Eifersucht der einzelnen Führer und die feindlich entgegenstehenden
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Meinungen der verschiedenen Volkslehrer zurückführte und sein Glaubensbekenntnis
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ablegte in dem Glauben an die Freiheit, die Gleichheit, die Brüderlichkeit,
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an die Familie, die Gemeinde, den Staat, das Vaterland, kurzum an einen sozialen
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Zustand, der Gott und sein Gesetz zur Spitze und das Volk zur Basis habe.</P>
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<P>Datiert ist diese Übersicht vom 1. November 1850. Mit ihr hatte das örtliche
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Zusammenwirken der Verfasser auf zwei Jahrzehnte ein Ende; Engels ging nach Manchester,
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um wieder als Kommis in die Großspinnerei Ermen & Engels einzutreten,
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während Marx in London blieb, um sich mit voller Kraft seiner wissenschaftlichen
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Arbeit zu widmen.</P>
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<H3 ALIGN="CENTER">4. Flüchtlingsleben<A name="Kap_4"></A></H3>
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<P>Wie diese Novembertage fast genau in die Hälfte seines Lebens fallen,
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so erscheinen sie nicht bloß äußerlich als eine bedeutsame Wendung
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des Lebenswerks, das Marx vollbracht hat. Er selbst hatte eine lebhafte Empfindung
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davon, und in vielleicht noch höherem Grade hatte sie Engels.</P>
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<P>»Man sieht mehr und mehr ein«, schrieb er im Februar 1851 an Marx, »daß
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die Emigration ein Institut ist, worin jeder notwendig ein Narr, ein Esel und
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ein gemeiner Schurke wird, der sich nicht ganz von ihr zurückzieht und dem
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die Stellung des unabhängigen Schriftstellers, der auch nach der sogenannten
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revolutionären Partei den Teufel fragt, nicht genügt.« Und darauf antwortete
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Marx: »Mir gefällt sehr die öffentliche, authentische Isolation, worin
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wir zwei, Du und ich, uns jetzt befinden. Sie entspricht ganz unsrer Stellung
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und unsern Prinzipien. Das System wechselseitiger Konzessionen, aus Anstand geduldeter
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|
Halbheiten <A NAME="S215"></A><B>|215|*</B>, und die Pflicht, vor dem Publikum
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seinen Teil Lächerlichkeit in der Partei mit all diesen Eseln zu nehmen,
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das hat jetzt aufgehört.« Und abermals Engels: »Wir haben jetzt endlich wieder
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einmal - seit langer Zeit zum erstenmal - Gelegenheit, zu zeigen, daß wir
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keine Popularität, keinen support von irgendeiner Partei irgendwelches Landes
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brauchen und daß unsre Position von dergleichen Lumpereien total unabhängig
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ist. Wir sind von jetzt an nur noch für uns selbst verantwortlich ... Wir
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können uns übrigens im Grund nicht einmal sehr beklagen, daß die
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petits grands hommes uns scheuen; haben wir nicht seit soundsoviel Jahren getan,
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als wären Krethi und Plethi unsre Partei, wo wir gar keine Partei hatten
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und wo die Leute, die wir als zu unsrer Partei gehörig rechneten, wenigstens
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offiziell, ... auch nicht die Anfangsgründe unsrer Sachen verstanden?« Man
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braucht die »Narren« und »Schurken« nicht auf die Goldwaage zu legen und kann
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auch sonst manches von diesen leidenschaftlichen Äußerungen abziehen:
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soviel bleibt sicherlich, daß Marx und Engels mit Recht einen rettenden
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Entschluß darin sahen, sich mit scharfem Schnitt von den unfruchtbaren Streitereien
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der Emigration zu trennen und, wie Engels sich ausdrückte, in »gewisser Einsamkeit«
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wissenschaftlich zu forschen, bis die Menschen und die Zeiten kamen, die ihre
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Sachen verstanden.</P>
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<P>Nur vollzog sich der Schnitt weder so scharf noch so schnell noch so lief,
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wie es dem rückblickenden Beobachter wohl erscheinen mag. In den Briefen,
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die Engels und Marx während der nächsten Jahre wechselten, fanden die
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Kämpfe mit der Emigration immer noch ein allzu vielstimmiges Echo. Das ergab
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sich schon aus den unausgesetzten Reibungen zwischen den beiden Fraktionen, in
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die sich der Bund der Kommunisten gespalten hatte. Auch beabsichtigten die beiden
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Freunde keineswegs, auf alle Beteiligung an den politischen Kämpfen zu verzichten,
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indem sie sich nicht mehr in die Krakeele der Emigration mischten. Wenn sie schon
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ihre Mitarbeit an den chartistischen Organen nicht aufgaben, so gedachten sie
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es nicht einmal an dem Untergange der »Neuen Rheinischen Revue« bewenden zu lassen.</P>
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<P>Der Verleger Schabelitz in Basel wollte ihre Fortsetzung übernehmen, doch
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ist nichts daraus geworden; mit Hermann Becker, der sich in Köln gehalten
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hatte und erst die »Westdeutsche Zeitung«, nach deren Unterdrückung aber
|
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einen kleinen Schriftenverlag leitete, verhandelte Marx über die Herausgabe
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seiner gesammelten Schriften und dann auch über eine Vierteljahrsschrift,
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die in Lüttich erscheinen sollte. Diese Pläne scheiterten an der Verhaftung
|
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Beckers im Mai 1851, doch ist von den »Gesammelten Aufsätzen, herausgegeben
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|
von Hermann Becker«, wenigstens <A NAME="S216"></A><B>|216|*</B> ein Heft erschienen.
|
||
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Sie sollten zwei Bände von je 25 Bogen umfassen. Wer bis zum 15. Mai auf
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||
|
diese Bände subskribierte, erhielt sie in 10 Heften zu je 8 Silbergroschen;
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|
danach sollte der Ladenpreis von 1 Taler 15 Silbergroschen für jeden Band
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eintreten. Das erste Heft hatte raschen Absatz gefunden, doch muß die Angabe
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Weydemeyers, daß es in 15.000 Exemplaren verbreitet worden sei, auf irgendeinem
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|
Irrtum beruhen; schon der zehnte Teil dieser Ziffer würde nach den damaligen
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||
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Verhältnissen einen sehr beträchtlichen Erfolg dargestellt haben.</P>
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|
<P>Bei diesen Plänen spielte für Marx auch die »gebieterische Notwendigkeit
|
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|
einer Erwerbsarbeit« mit. Er lebte in den kümmerlichsten Verhältnissen.
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|
Im November 1849 wurde ihm das vierte Kind geboren, ein Söhnchen Guido. Die
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||
|
Mutter nährte das Kind selbst, worüber sie schrieb: »Der arme kleine
|
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|
Engel trank mir so viel Sorgen und stillen Kummer ab, daß er beständig
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kränkelte, Tag und Nacht in heftigen Schmerzen lag. Seit er auf der Welt
|
||
|
ist, hat er noch keine Nacht geschlafen, höchstens zwei bis drei Stunden.«
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||
|
Das arme Kind starb ein Jahr nach seiner Geburt.</P>
|
||
|
<P>Aus ihrer ersten Wohnung in Chelsea wurde die Familie in brutaler Weise exmittiert,
|
||
|
da sie die Miete zwar der Vermieterin, aber diese nicht dem Landlord gezahlt hatte.
|
||
|
Mit Mühe und Not gewann sie ein neues Unterkommen in einem deutschen Hotel
|
||
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in Leicester Street, Leicester Square, von wo sie bald nach der Deanstreet 28,
|
||
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Soho Square, übersiedelte. Hier fand sie für ein halbes Dutzend Jahre
|
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|
in zwei Stübchen eine bleibende Statt.</P>
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||
|
<P>Aber die Not war damit nicht gebannt. Sie stieg höher und höher;
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||
|
Ende Oktober 1850 schrieb Marx an Weydemeyer in Frankfurt a.M., dieser möge
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|
die in dem dortigen Pfandhause versetzten Silbersachen einlösen und verkaufen;
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nur ein Kinderbesteck, das der kleinen Jenny gehöre, solle unter allen Umständen
|
||
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gerettet werden. »Meine Lage ist jetzt so, daß ich unter allen Umständen
|
||
|
Geld beitreiben muß, selbst um fortarbeiten zu können.« In eben diesen
|
||
|
Tagen siedelte Engels nach Manchester über, um sich dem »hündischen
|
||
|
Kommerz« zu ergeben, sicherlich schon in der Absicht, dadurch vor allem dem Freunde
|
||
|
zu helfen.</P>
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|
<P>Sonst machten sich freilich die Freunde rar in der Not. »Was mich wirklich
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|
bis ins Innerste vernichtet und mein Herz bluten macht«, schrieb Frau Marx 1850
|
||
|
an Weydemeyer, »das ist, daß mein Mann so viel Kleinliches durchzumachen
|
||
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hat, daß ihm mit so wenigem zu helfen gewesen wäre, und daß er,
|
||
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der so vielen gern und freudig geholfen hat, hier so hilflos stand. Glauben Sie
|
||
|
nicht, lieber Herr Weydemeyer, daß wir an irgend jemand Ansprüche machen.
|
||
|
Das einzige, was mein Mann <A NAME="S217"></A><B>|217|</B> wohl von denen verlangen
|
||
|
konnte, die manchen Gedanken, manche Erhebung, manchen Halt an ihm hatten, war,
|
||
|
bei seiner ›Revue‹ mehr geschäftliche Energie, mehr Teilnahme zu entwickeln.
|
||
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Das bin ich so stolz und kühn zu behaupten. Das Wenige war man ihm schuldig.
|
||
|
Ich glaube, es war dabei niemand betrogen. Das schmerzt mich, aber mein Mann denkt
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||
|
anders. Er hat noch nie, selbst in den schrecklichsten Momenten, die Sicherheit
|
||
|
der Zukunft, selbst nicht den heitersten Humor verloren und war ganz zufrieden,
|
||
|
wenn er mich heiter sah und unsere lieblichen Kinder ihr liebes Mütterchen
|
||
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umschmeichelten.« Und wie sie um ihn sorgte, wenn die Freunde schwiegen, so sorgte
|
||
|
er um sie, wenn die Feinde nur allzu laut lärmten.</P>
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||
|
<P>Ebenfalls an Weydemeyer schrieb Marx im August 1851: »Du kannst Dir denken,
|
||
|
daß meine Lage sehr trüb ist. Meine Frau geht unter, wenn es lange
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so fortdauert. Die beständigen Sorgen, der allerkleinlichste bürgerliche
|
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Kampf reiben sie auf. Und dazu noch die Infamien meiner Gegner, die noch nie auch
|
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nur versucht haben, mich sachlich anzugreifen, und sich für ihre Ohnmacht
|
||
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dadurch zu rächen suchen, daß sie mich bürgerlich verdächtigen
|
||
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und die unsagbarsten Infamien über mich verbreiten ... Natürlich, ich
|
||
|
würde lachen über den ganzen Dreck; ich lasse mich dadurch auch keinen
|
||
|
Augenblick in meiner Arbeit stören, aber Du begreifst, daß meine Frau,
|
||
|
die leidend ist und in dem unerfreulichsten bürgerlichen Elend vom Morgen
|
||
|
bis zum Abend sitzt und deren Nervensystem angegriffen ist, nicht dadurch erfrischt
|
||
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wird, daß jeden Tag dumme Zwischenträger ihr die Ausdünstungen
|
||
|
der demokratischen Pestkloaken zuführen. Die Taktlosigkeit einzelner Leute
|
||
|
ist darin oft kolossal.« Als einige Monate früher (im März) ein Töchterchen
|
||
|
Franziska eingekehrt war, hatte Frau Marx trotz der leichten Entbindung schwer
|
||
|
krank daniedergelegen, »mehr aus bürgerlichen als aus physischen Gründen«;
|
||
|
nicht ein Pfennig war im Hause gewesen »und dabei hat man noch die Arbeiter exploitiert!
|
||
|
[Mehring übersetzt: ausgebeutet] und strebt nach der Diktatur!«, schrieb
|
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|
Marx in bitterster Stimmung an Engels.</P>
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||
|
<P>Für seine Person fand Marx einen nie versiegenden Trost in der wissenschaftlichen
|
||
|
Arbeit. Er saß von 9 Uhr morgens bis abends 7 Uhr auf dem Britischen Museum.
|
||
|
Im Hinblick auf das leere Treiben der Kinkel und Willich meinte er: »Die demokratischen
|
||
|
Simpletons, denen die Erleuchtung ›von oben‹ kommt, haben natürlich derartige
|
||
|
Anstrengungen nicht nötig. Wofür sollten sie sich mit ökonomischem
|
||
|
und historischem Material plagen, diese Sonntagskinder! Es ist ja alles so einfach,
|
||
|
pflegte der wackere Willich mir zu sagen. Alles so einfach! In diesen <A NAME="S218"></A><B>|218|</B>
|
||
|
wüsten Köpfen. Höchst einfache Kerls!« Marx hoffte damals, binnen
|
||
|
weniger Wochen mit seiner »Kritik der politischen Ökonomie« fertig zu werden,
|
||
|
und begann schon nach einem Verleger zu suchen, ein Bemühen, das ihm wiederum
|
||
|
nur eine Enttäuschung nach der andern einbrachte.</P>
|
||
|
<P>Im Mai 1851 kam dann ein treuer Freund nach London, auf den Marx sicher zählen
|
||
|
konnte und mit dem er in den nächsten Jahren engsten Umgang pflog: Ferdinand
|
||
|
Freiligrath. Aber auch ihm folgte eine Hiobspost auf dem Fuße. Am 10. Mai
|
||
|
war der Schneider Nothjung auf einer Agitationsreise als Abgesandter des Kommunistenbundes
|
||
|
in Leipzig verhaftet und durch die Papiere, die er bei sich trug, war die Existenz
|
||
|
des Bundes der Polizei verraten worden. Alsbald wurden die Mitglieder der Zentralbehörde
|
||
|
in Köln verhaftet; Freiligrath war gerade nur mit knapper Not, ohne Ahnung
|
||
|
der ihm drohenden Gefahr, dem gleichen Schicksal entgangen. Bei seiner Ankunft
|
||
|
in London rissen sich die verschiedenen Fraktiönchen der deutschen Emigration
|
||
|
um den berühmten Dichter, aber Freiligrath erklärte, er halte sich nur
|
||
|
zu Marx und dessen engstem Kreise. So lehnte er auch die Beteiligung an einer
|
||
|
Versammlung ab, die am 14. Juli 1851 stattfinden und noch einmal den Versuch machen
|
||
|
sollte, die deutsche Emigration unter einen Hut zu bringen. Der Versuch scheiterte
|
||
|
wie alle früheren und rief nur neuen Zwist hervor. Am 20. Juli wurde der
|
||
|
»Agitationsverein« unter der geistigen Leitung Ruges, am 27. Juli der »Emigrationsklub«
|
||
|
unter der geistigen Leitung Kinkels gestiftet. Beide Vereine führten alsbald
|
||
|
eine wütende Fehde gegeneinander, namentlich auch in der deutsch-amerikanischen
|
||
|
Presse.</P>
|
||
|
<P>Marx hatte natürlich nur beißenden Spott übrig für diesen
|
||
|
»Froschmäuslerkrieg«, dessen Häuptlinge ihm, ihrer ganzen Denkweise
|
||
|
nach, so ziemlich gleich zuwider waren. Die Versuche Ruges, im Jahre 1848 »die
|
||
|
Vernunft der Ereignisse zu redigieren«, waren in der »Neuen Rheinischen Zeitung«
|
||
|
mit einer Art künstlerischer Vorliebe behandelt worden, doch fehlte es auch
|
||
|
nicht an gröberem Geschütz gegen »Arnold Winkelried Ruge«, den »pommerschen
|
||
|
Denker«, dessen Schriften »die Gosse« seien, worin »aller Phrasenunrat und alle
|
||
|
Widersprüche der deutschen Demokratie zusammenflössen«.<A name="ZT12"></A><A href="fm03_198.htm#Z12"><SPAN class="top">[12]</SPAN></A> Bei aller politischen
|
||
|
Konfusion Ruges war er immerhin ein anderer Mann als Kinkel, der seit seiner Flucht
|
||
|
aus dem Spandauer Zuchthause in London den interessanten Löwen zu spielen
|
||
|
versuchte, »bald für die Kneipe, bald für den Salon«, wie Freiligrath
|
||
|
spottete. Für Marx hatte er im Augenblick gleichwohl ein näheres Interesse,
|
||
|
da sich Willich mit Kinkel verbündete für den höheren Schwindel
|
||
|
einer neuen, auf Aktien zu gründenden Revolution. Am 14. September 1851 landete
|
||
|
Kinkel in New York mit der Mission, geachtete <A NAME="S219"></A><B>|219|*</B>
|
||
|
Flüchtlinge als Bürgen einer deutschen Nationalanleihe zu gewinnen »im
|
||
|
Betrage von zwei Millionen Dollars zur Beförderung der bevorstehenden republikanischen
|
||
|
Revolution« und Sammlung eines vorläufigen Fonds von 20.000 Talern. Allerdings
|
||
|
war Kossuth zuerst auf den genialen Gedanken verfallen, mit dem revolutionären
|
||
|
Klingelbeutel über den großen Teich zu fahren. Aber auf kleinerem Fuße
|
||
|
betrieb Kinkel das Geschäft nicht minder eifrig und unbedenklich; der Meister
|
||
|
wie der Schüler predigten in den Nordstaaten <I>gegen</I> und in den Südstaaten
|
||
|
<I>für</I> die Sklaverei.</P>
|
||
|
<P>Gegenüber diesen Possenspielen gewann Marx ernstere Beziehungen zur Neuen
|
||
|
Welt. In seiner wachsenden Bedrängnis - »es ist fast impossible [Mehring
|
||
|
übersetzt: unmöglich], so fortzuleben«, schrieb er am 31. Juli an Engels
|
||
|
- wollte er eben, zusammen mit Wilhelm Wolff, eine Lithographische Korrespondenz
|
||
|
für amerikanische Zeitungen herausgeben, als er wenige Tage darauf von der
|
||
|
»New-York Daily Tribune«, der verbreitetsten Zeitung in Nordamerika, die Aufforderung
|
||
|
zu regelmäßiger Mitarbeit erhielt, durch ihren Herausgeber Dana, den
|
||
|
er aus seiner Kölner Zeit kannte. Da er die englische Sprache noch nicht
|
||
|
geläufig genug handhabte, um in ihr zu schreiben, so sprang zunächst
|
||
|
Engels für ihn ein und schrieb eine Reihe von Aufsätzen über die
|
||
|
deutsche Revolution und Gegenrevolution.<A name="ZT13"></A><A href="fm03_198.htm#Z13"><SPAN class="top">[13]</SPAN></A> Marx selbst aber konnte gleich darauf
|
||
|
eine deutsche Schrift auf amerikanischem Boden veröffentlichen.</P>
|
||
|
<H3 ALIGN="CENTER">5. »Der achtzehnte Brumaire«<A name="Kap_5"></A></H3>
|
||
|
<P>Josef Weydemeyer, der alte Freund von Brüssel, hatte die Revolutionsjahre
|
||
|
als Redakteur eines demokratischen Blattes in Frankfurt a.M. tapfer durchkämpft.
|
||
|
Indessen war dies Blatt von der immer frecher auftretenden Gegenrevolution unterdrückt
|
||
|
worden, und seit der polizeilichen Entdeckung des Kommunistenbundes, zu dessen
|
||
|
eifrigsten Mitgliedern Weydemeyer gehörte, waren die Spürhunde auf seiner
|
||
|
Fährte.</P>
|
||
|
<P>Anfangs verbarg er sich »in einer stillen Kneipe in Sachsenhausen«; er wollte
|
||
|
den Sturm vorübergehen lassen und derweil eine populäre Nationalökonomie
|
||
|
für das Volk schreiben, aber die Luft wurde immer schwüler und »der
|
||
|
Teufel mag das Herumlungern und Verborgenhalten auf die Dauer ertragen«. Als Gatte
|
||
|
und Vater von zwei kleinen Kindern sah er keine Aussicht, sich in der Schweiz
|
||
|
oder in London durchzuschlagen; so entschloß er sich, nach Amerika auszuwandern.</P>
|
||
|
<P><B><A NAME="S220">|220|</A></B> Marx und Engels verloren den treuen Mann ungern.
|
||
|
Vergebens mühte Marx sein Gehirn mit Plänen ab, ihm eine Stelle als
|
||
|
Ingenieur, Eisenbahnvermesser oder dergleichen zu verschaffen; »denn einmal drüben,
|
||
|
wer bürgt denn dafür, daß Du Dich nicht nach dem far west [Mehring
|
||
|
übersetzt: fernen Westen] verlierst. Und wir haben so wenige Kräfte
|
||
|
und müssen so ökonomisch mit unseren Kapazitäten umgehen.« Indessen
|
||
|
wenn es einmal nicht anders ging, so hatte es auch seine Vorteile, einen tüchtigen
|
||
|
Vertreter der kommunistischen Sache in der Metropole der Neuen Welt zu wissen.
|
||
|
»Ein solider Bursche wie er hat uns in New York gerade gefehlt, und am Ende ist
|
||
|
New York auch nicht aus der Welt und bei W[eydemeyer] ist man sicher, daß
|
||
|
er le cas échéant [Mehring übersetzt: im nötigen Falle]
|
||
|
doch gleich bei der Hand ist«, meinte Engels. So gaben sie ihren Segen zu dem
|
||
|
Plane Weydemeyers, der am 29. September von Havre absegelte und nach einer stürmischen
|
||
|
Überfahrt von ziemlich 40 Tagen in New York eintraf.</P>
|
||
|
<P>Marx hatte ihm schon am 31. Oktober einen Brief nachgesandt, worin er ihm vorschlug,
|
||
|
sich als Buchhändler aufzutun und die besten Sachen aus der »Neuen Rheinischen
|
||
|
Zeitung« und deren »Revue« als besondere Schriften herauszugeben. Er war nun sofort
|
||
|
Feuer und Flamme, als Weydemeyer, unter etlichen Flüchen über die Krämerwirtschaft,
|
||
|
die einem nirgendwo in ekelhafterer Nacktheit entgegentrete als in der Neuen Welt,
|
||
|
die Meldung sandte, er hoffe schon zum Anfang Januar ein Wochenblatt unter dem
|
||
|
Titel der Revolution herauszugeben, und um schleunige Einsendung von Beiträgen
|
||
|
bat. Marx beeilte sich, alle kommunistischen Federn anzuspannen, Engels vor allem,
|
||
|
dann Freiligrath, von dem Weydemeyer besonders ein Gedicht gewünscht hatte,
|
||
|
Eccarius und Weerth, die beiden Wolff; er tadelte, daß Weydemeyer in der
|
||
|
Ankündigung seiner Wochenschrift nicht auch Wilhelm Wolff genannt habe: »Keiner
|
||
|
von uns allen hat seine populäre Manier. Er ist außerordentlich bescheiden.
|
||
|
Man muß um so mehr allen Schein vermeiden, als halte man seine Mitwirkung
|
||
|
für überflüssig.« Für sich selbst kündigte er - neben
|
||
|
einer längeren Abhandlung über ein neues Werk Proudhons - namentlich
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||
|
einen Aufsatz über den »Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte« an, den
|
||
|
bonapartistischen Staatsstreich vom 2. Dezember, der zur Zeit das große
|
||
|
Ereignis der europäischen Politik war und unzählige Schriften hervorrief.</P>
|
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<P>Berühmt davon wurden namentlich zwei und trugen ihren Verfassern reichen
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Lohn ein, deren Unterschied von der seinigen Marx später so erläutert
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hat: »Viktor Hugos [Mehring fügt ein: ›Napoleon le Petit‹] beschränkt
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sich auf bittere und geistreiche Invektive gegen den verantwortlichen <A NAME="S221"></A><B>|221|*</B>
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Herausgeber des Staatsstreichs. Das Ereignis selbst erscheint bei ihm wie ein
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Blitz aus heitrer Luft. Er sieht darin nur die Gewalttat eines einzelnen Individuums.
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Er merkt nicht, daß er dies Individuum groß statt klein macht, indem
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er ihm eine persönliche Gewalt der Initiative zuschreibt, wie sie beispiellos
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in der Weltgeschichte dastehen würde. Proudhons [Mehring fügt ein: ›Coup
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d'État‹] seinerseits sucht den Staatsstreich als Resultat einer vorhergegangenen
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geschichtlichen Entwicklung darzustellen. Unterderhand verwandelt sich ihm jedoch
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die geschichtliche Konstruktion des Staatsstreichs in eine geschichtliche Apologie
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des Staatsstreichshelden. Er verfällt so in den Fehler unserer sogenannten
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<I>objektiven</I> Geschichtsschreiber. Ich weise dagegen nach, wie der <I>Klassenkampf</I>
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in Frankreich Umstände und Verhältnisse schuf, welche einer mittelmäßigen
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und grotesken Personage das Spiel der Heldenrolle ermöglichen.«<A name="ZT14"></A><A href="fm03_198.htm#Z14"><SPAN class="top">[14]</SPAN></A> Wie ein Aschenbrödel
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erschien diese Schrift neben ihren glücklicheren Schwestern, aber während
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diese längst in Asche und Staub versunken sind, strahlt sie heute noch in
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unvergänglicher Frische.</P>
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<P>Mit einer vorher kaum noch je erreichten Meisterschaft wußte Marx in
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dieser von Geist und Witz funkelnden Arbeit ein zeitgeschichtliches Ereignis an
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der Hand der materialistischen Geschichtsauffassung bis auf den tiefsten Grund
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zu erklären. Die Form ist so kostbar wie der Inhalt. Von dem prachtvollen
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Vergleich des Anfangs: »Bürgerliche Revolutionen, wie die des achtzehnten
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Jahrhunderts, stürmen rascher von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Effekte
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überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefaßt,
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die Ekstase ist der Geist jedes Tages; aber sie sind kurzlebig, bald haben sie
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ihren Höhepunkt erreicht, und ein langer Katzenjammer erfaßt die Gesellschaft,
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ehe sie die Resultate ihrer Drang- und Sturmperiode nüchtern sich aneignen
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lernt. Proletarische Revolutionen dagegen, wie die des neunzehnten Jahrhunderts,
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kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in
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ihrem eignen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder
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von neuem anzufangen, verhöhnen grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen
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und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner nur niederzuwerfen,
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damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber
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wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit
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ihrer eignen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich
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macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hic Rhodus, hic salta! Hier ist
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die Rose, hier tanze!«<A name="ZT15"></A><A href="fm03_198.htm#Z15"><SPAN class="top">[15]</SPAN></A> - bis zu dem sichern Prophetenworte des Schlusses: »Wenn
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der Kaisermantel endlich <A NAME="S222"></A><B>|222|</B> auf die Schultern des
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Louis Bonaparte fällt, wird das eherne Standbild Napoleons von der Höhe
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der Vendômesäule herabstürzen.«<A name="ZT16"></A><A href="fm03_198.htm#Z16"><SPAN class="top">[16]</SPAN></A></P>
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|
<P>Und unter welchen Umständen wurde diese herrliche Schrift verfaßt!
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Es war noch das wenigste, daß Weydemeyer seine Wochenschrift schon nach
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der ersten Nummer aus Mangel an Mitteln »stoppen« mußte; er schrieb darüber:
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»Die Arbeitslosigkeit, die seit dem Herbste hier in ungekanntem Maße herrscht,
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setzt allen neuen Unternehmungen bedeutende Hindernisse in den Weg. Und nun all
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die verschiedenen Manieren, in denen die Arbeiter seit einiger Zeit hier ausgebeutet
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werden: erst Kinkel, dann Kossuth, und die Mehrzahl ist eselhaft genug, für
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alle ihr feindliche Propaganda eher einen Dollar herzugeben, als für die
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Vertretung ihrer Interessen einen Cent. Der amerikanische Boden wirkt äußerst
|
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korrumpierend auf die Leute und gibt ihnen noch gleichzeitig die Anmaßung,
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als übersähen sie ihre Genossen in der Alten Welt bei weitem.« Doch
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verzweifelte Weydemeyer noch nicht daran, seine Wochenschrift als Monatsschrift
|
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zu neuem Leben zu erwecken; mit 200 lumpigen Dollars hoffte er, die Sache machen
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zu können.</P>
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<P>Schwerer fiel ins Gewicht, daß Marx gleich nach dem 1. Januar erkrankte
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und nur unter großen Beschwerden arbeiten konnte; »seit Jahren hat mich
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nichts so niedergeworfen, wie diese verdammte Hämorrhoidalkrankheit, selbst
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die beste französische Blamage nicht«. Vor allem aber wurde er von dem »Gelddreck«
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gehetzt, der ihm jeden ruhigen Augenblick trübte; »seit einer Woche habe
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ich«, schrieb er am 27. Februar, »den angenehmen Punkt erreicht, wo ich aus Mangel
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an den im Pfandhaus untergebrachten Röcken nicht mehr ausgehe und aus Mangel
|
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|
an Kredit kein Fleisch mehr essen kann«. Endlich am 25. März konnte er den
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letzten Stoß Manuskript an Weydemeyer senden, zugleich mit einem Glückwunsch
|
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zur Geburt eines kleinen Revolutionärs, die Weydemeyer ihm angezeigt hatte:
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»Man kann in keiner famoseren Zeit auf die Welt kommen als heutzutage. Wenn man
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in sieben Tagen von London nach Kalkutta fährt, werden wir beide längst
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geköpft sein oder Wackelköpfe haben. Und Australien und Kalifornien
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und der Stille Ozean! Die neuen Weltbürger werden nicht mehr begreifen, wie
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klein unsere Welt war.« Im Hinblick auf die gewaltigen Aussichten der menschheitlichen
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Entwicklung bewahrte Marx das heitere Gleichgewicht der Seele mitten in allem
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persönlichen Ungemach.</P>
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<P>Aber traurige Tage standen ihm unmittelbar bevor. In einem Schreiben vom 30.
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|
März muß ihm Weydemeyer jede Aussicht auf den Druck der Schrift genommen
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|
haben. Das Schreiben selbst hat sich nicht erhalten, wohl aber sein Echo: ein
|
||
|
heftiger Brief Wilhelm Wolffs vom <A NAME="S223"></A><B>|223|</B> 16. April, geschrieben
|
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am Tage, wo ein Kind von Marx begraben wurde, geschrieben »in allseitigem Pech
|
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und horribelster Bedrängnis fast aller Bekannten«, voll bitterer Vorwürfe
|
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für Weydemeyer, der auch nicht auf Rosen gebettet war und immer sein Bestes
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tat.</P>
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<P>Es waren furchtbare Ostern für Marx und seine Familie. Das Kind, das sie
|
||
|
verloren, war das ein Jahr zuvor geborene Töchterchen; auf einem Tagebuchblatt
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der Mutter fanden sich die ergreifenden Worte: »Ostern 1852 erkrankte unsere arme
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kleine Franziska an einer schweren Bronchitis. Drei Tage rang das arme Kind mit
|
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dem Tode. Es litt so viel. Sein kleiner entseelter Körper ruhte in dem kleinen
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hinteren Stübchen, wir alle wanderten zusammen in das vordere, und wie die
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Nacht heranrückte, betteten wir uns auf die Erde. Da lagen die drei lebenden
|
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Kinder mit uns, und wir weinten um den kleinen Engel, der kalt und erblichen neben
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uns ruhte. Der Tod des lieben Kindes fiel in die Zeit unserer bittersten Armut.
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Da lief ich zu einem französischen Flüchtling, der in der Nähe
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wohnte und der uns kurz vorher besucht hatte. Er gab mir gleich mit der freundlichsten
|
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Teilnahme zwei Pfund Sterling. Mit ihnen wurde der kleine Sarg bezahlt, in dem
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mein armes Kind nun in Frieden schlummert. Es hatte keine Wiege, als es zur Welt
|
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|
kam, und auch die letzte kleine Behausung war ihm lange versagt. Wie war uns,
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als es hinausgetragen wurde zu seiner letzten Ruhestätte.« Und an diesem
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|
schwarzen Tage traf der Unheilsbrief Weydemeyers ein. Marx hatte die größte
|
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|
Sorge um seine Frau, die seit zwei Jahren alle seine Unternehmungen fehlschlagen
|
||
|
sah.</P>
|
||
|
<P>Jedoch in diesen unglücklichen Stunden schwamm schon seit einer Woche
|
||
|
ein neuer Brief Weydemeyers auf dem Wasser, der, vom 9. April, datiert, also begann:
|
||
|
»Eine unerwartete Hilfe hat schließlich die Schwierigkeiten beseitigt, die
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||
|
sich dem Druck der Broschüre entgegenstellten. Nach Absendung meines letzten
|
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Briefes traf ich einen von unsern Frankfurter Arbeitern, einen Schneider, der
|
||
|
ebenfalls in diesem Sommer hierhergekommen war. Er stellte mir sofort seine ganzen
|
||
|
Ersparnisse, vierzig Dollars, zur Verfügung.« Diesem Arbeiter ist es zu danken,
|
||
|
daß damals, der »Achtzehnte Brumaire« das Licht der Öffentlichkeit
|
||
|
erblickt hat. Weydemeyer nannte nicht einmal den Braven - und was wäre auch
|
||
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daran gelegen, ob er so oder so hieß? Was ihn leitete, war das Klassenbewußtsein
|
||
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des Proletariats, das nicht müde wird in hochherzigen Opfern für seine
|
||
|
Emanzipation.</P>
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||
|
<P>Der »Achtzehnte Brumaire« bildete nun das erste Heft der Monatsschrift »Revolution«,
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||
|
die Weydemeyer herauszugeben versuchte; das zweite und letzte Heft enthielt zwei
|
||
|
poetische Sendschreiben Freiligraths <A NAME="S224"></A><B>|224|*</B> an Weydemeyer,
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||
|
in denen mit prächtigem Humor namentlich die amerikanischen Bettelfahrten
|
||
|
Kinkels gegeißelt wurden. Dann hatte die Sache ein Ende; einige Beiträge,
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||
|
die Engels geliefert hatte, waren auf der Fahrt verlorengegangen.</P>
|
||
|
<P>Von dem »Achtzehnten Brumaire« ließ Weydemeyer tausend Exemplare abziehen,
|
||
|
von denen etwa der dritte Teil nach Europa, wenn auch nicht in den europäischen
|
||
|
Buchhandel gelangte; diese Exemplare wurden von Parteifreunden in England und
|
||
|
namentlich am Rhein vertrieben. Auch »radikale« Buchhändler waren nicht zu
|
||
|
bewegen, den Vertrieb einer so »zeitwidrigen« Schrift zu übernehmen und ebensowenig
|
||
|
konnte eine englische Übersetzung, die Pieper entwarf und Engels glättete,
|
||
|
an den Mann gebracht werden.</P>
|
||
|
<P>Wenn aber die Not um Verleger für Marx noch gesteigert werden konnte,
|
||
|
so geschah es dadurch, daß dem bonapartistischen Staatsstreich der Kölner
|
||
|
Kommunistenprozeß folgte.</P>
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||
|
<H3 ALIGN="CENTER">6. Der Kölner Kommunistenprozeß<A name="Kap_6"></A></H3>
|
||
|
<P>Seit den Verhaftungen im Mai 1851 hatte Marx den Lauf der Untersuchung mit
|
||
|
reger Teilnahme verfolgt, doch da sie alle Augenblicke stockte, aus Mangel an
|
||
|
»objektivem Tatbestand für die Anklage«, wie sogar der Anklagesenat des Kölner
|
||
|
Appellhofes feststellte, so war zunächst wenig zu tun. Den elf Angeklagten
|
||
|
war nichts nachzuweisen als die Teilnahme an einer geheimen Propagandagesellschaft,
|
||
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und darüber verhängte der Code pénal keine Strafe.</P>
|
||
|
<P>Aber nach dem Willen des Königs sollte die »kostbare Persönlichkeit«
|
||
|
des Stieber ihr »Probestück« machen und dem preußischen Publikum das
|
||
|
lange und gerecht ersehnte Schauspiel eines entdeckten und (vor allem) bestraften
|
||
|
Komplotts geben, und Stieber war ein zu guter Patriot, um nicht dem Willen seines
|
||
|
angestammten Herrn und Königs gerecht zu werden. Er begann in würdiger
|
||
|
Weise mit einem Einbruchsdiebstahl, indem er durch eines seiner Werkzeuge den
|
||
|
Schreibtisch eines gewissen Oswald Dietz erbrechen ließ, der Schriftführer
|
||
|
in dem Sonderbunde Willichs war. Mit richtigem Polizeiblick erkannte Stieber,
|
||
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daß ihm das unbesonnene und unvorsichtige Treiben dieses Bundes Aussichten
|
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|
auf das Gelingen seiner erhabenen Mission eröffnete, die er bei der »Partei
|
||
|
Marx« vergebens suchen würde.</P>
|
||
|
<P>In der Tat gelang es ihm, mit Hilfe der gestohlenen Schriftstücke <A NAME="S225"></A><B>|225|</B>
|
||
|
sowie mit Hilfe allerlei Lockspitzeleien und sonstiger Polizeistreiche, wobei
|
||
|
ihm die bonapartische Polizei am Vorabend des Staatsstreichs hilfreiche Hand leistete,
|
||
|
ein sogenanntes »deutsch-französisches Kompott in Paris« zu fabrizieren,
|
||
|
das im Februar 1852 zur Verurteilung einiger armer Teufel von deutschen Arbeitern
|
||
|
zu längeren oder kürzeren Freiheitsstrafen durch die Pariser Geschworenen
|
||
|
führte. Aber was durch alle Stieberschen Künste nicht hergestellt werden
|
||
|
konnte, war irgendein Zusammenhang mit den Kölner Angeklagten; gegen sie
|
||
|
ergab sich aus dem »deutsch-französischen Komplott« nicht einmal der Schatten
|
||
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eines Beweises.</P>
|
||
|
<P>Vielmehr wurde der Gegensatz zwischen der »Partei Marx« und der »Partei Willich-Schapper«
|
||
|
dadurch nur geschärft. Im Frühjahr und Sommer 1852 kam es zu verstärkten
|
||
|
Reibungen, zumal da Willich nach wie vor gemeinsame Sache mit Kinkel machte, dessen
|
||
|
Rückkehr aus Amerika auch den sonstigen Flüchtlingshader wieder in helleren
|
||
|
Flammen auflodern ließ. Es war nicht gelungen, die 20.000 Taler aufzubringen,
|
||
|
die als Grundstock der revolutionären Nationalanleihe dienen sollten, sondern
|
||
|
nur etwa die Hälfte davon, und was damit begonnen werden sollte, wurde eine
|
||
|
Frage, über die sich die demokratischen Flüchtlinge die Köpfe nicht
|
||
|
nur zerbrachen, sondern auch schon zerschlugen. Schließlich wurden 1.000
|
||
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Pfund Sterling - der Rest war in Reisekosten und sonstigen Spesen draufgegangen
|
||
|
- in der Westminsterbank als Handgeld für die erste provisorische Regierung
|
||
|
niedergelegt. Für diesen Zweck haben sie zwar nie gedient, aber der ganze
|
||
|
Unfug hatte immerhin das leidlich versöhnende Ende, daß diese Gelder
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||
|
fünfzehn Jahre später geholfen haben, der Presse der deutschen Sozialdemokratie
|
||
|
in ihren Anfängen über manche Schwierigkeiten fortzuhelfen.</P>
|
||
|
<P>Derweil der Hader über diesen Nibelungenhort noch tobte, haben Marx und
|
||
|
Engels die kämpfenden Helden in einigen Federzeichnungen konterfeit, die
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||
|
leider nicht auf die Nachwelt gekommen sind. Sie wurden dazu veranlaßt durch
|
||
|
den ungarischen Obersten Banya, der sich bei ihnen durch ein eigenhändig
|
||
|
von Kossuth ausgefertigtes Patent als Polizeipräsident der ungarischen Emigration
|
||
|
beglaubigt hatte. Tatsächlich war Banya ein Allerweltspitzel, der sich als
|
||
|
solcher gerade bei diesem Anlaß entpuppte, indem er das ihm von Marx für
|
||
|
einen Berliner Buchhändler anvertraute Manuskript an die preußische
|
||
|
Regierung auslieferte. Marx nagelte den Patron sofort durch eine von ihm unterzeichnete
|
||
|
Denunziation in der »New-Yorker Criminalzeitung« fest, doch sein Manuskript blieb
|
||
|
verloren und ist bis auf diesen Tag verschollen.<A name="ZT17"></A><A href="fm03_198.htm#Z17"><SPAN class="top">[17]</SPAN></A> Hatte die preußische Regierung
|
||
|
es etwa zu erlangen gesucht, um damit <A NAME="S226"></A><B>|226|</B> Material
|
||
|
für den Kölner Prozeß zu gewinnen, so ist ihrer Liebe Müh'
|
||
|
umsonst gewesen.</P>
|
||
|
<P>In ihrer Verzweiflung, Beweismaterial gegen die Angeklagten aufzutreiben, hatte
|
||
|
sie die öffentliche Verhandlung des Prozesses von Assise zu Assise verschoben
|
||
|
und dadurch die Spannung des verehrlichen Publikums aufs höchste gesteigert,
|
||
|
bis sie sich im Oktober 1852 endlich entschließen mußte, den Vorhang
|
||
|
über dem Spektakelstücke aufzuziehen. Da nun mit allen krampfhaften
|
||
|
Meineiden des Polizeigesindels nicht bewiesen werden konnte, daß die Angeklagten
|
||
|
etwas mit dem »deutsch-französischen Komplott« zu tun hatten, das heißt
|
||
|
mit einem Komplott, das von polizeilichen Lockspitzeln während ihrer Untersuchungshaft
|
||
|
in einer Organisation angestiftet worden war, mit der sie in heller Feindschaft
|
||
|
gelebt hatten, so rückte Stieber endlich mit dem »Originalprotokollbuch der
|
||
|
Partei Marx« heraus, einer Reihe fortlaufender Protokolle über die Verhandlungen,
|
||
|
in denen Marx und seine Gesinnungsgenossen ihre ruchlosen Weltumstürzungspläne
|
||
|
erörtert haben sollten. Das Buch war eine infame Fälschung, die in London
|
||
|
unter der Leitung des Polizeileutnants Greif durch die Lockspitzel Charles Fleury
|
||
|
und Wilhelm Hirsch zusammengeschustert worden war. Es trug die Spuren der Fälschung
|
||
|
schon äußerlich an der Stirn, ganz abgesehen von dem blödsinnigen
|
||
|
Inhalt, aber Stieber rechnete mit dem bürgerlichen Stumpfsinn der sorgfältig
|
||
|
ausgesiebten Geschworenen und der strengen Überwachung der Post, womit man
|
||
|
jede Aufklärung von London her abschneiden zu können hoffte.</P>
|
||
|
<P>Der nichtswürdige Plan scheiterte jedoch an der Energie und Umsicht, womit
|
||
|
Marx ihm zu begegnen wußte, so wenig er für einen aufreibenden und
|
||
|
wochenlangen Kampf gerüstet war. Am 8. September hatte er an Engels geschrieben:
|
||
|
»Meine Frau ist krank, Jennychen ist krank, Lenchen hat eine Art Nervenfieber.
|
||
|
Den Doktor kann und konnte ich nicht rufen, weil ich kein Geld für Medizin
|
||
|
habe. Seit acht bis zehn Tagen habe ich die Familie mit Brot und Kartoffeln durchgefüttert,
|
||
|
von denen es noch fraglich ist, ob ich sie heute auftreiben kann ... Artikel für
|
||
|
Dana schrieb ich nicht, weil ich nicht den Penny hatte, um Zeitungen lesen zu
|
||
|
gehn ... Das Beste und Wünschenswerteste, was passieren könnte, wäre,
|
||
|
wenn mich die landlady zum Haus hinauswürfe. Ich wäre dann wenigstens
|
||
|
die Summe von 22 £ St. quitt. Aber so viel Gefälligkeit ist ihr kaum zuzutrauen.
|
||
|
Dazu Bäcker, Milchmann, Teekerl, greengrocer [Mehring übersetzt: Gemüsehändler],
|
||
|
alte Metzgerschuld noch. Wie soll ich mit all dem Teufelsdreck fertig werden?
|
||
|
Endlich, in den letzten acht bis zehn Tagen, habe ich einige Schillinge und Pence,
|
||
|
was <A NAME="S227"></A><B>|227|</B> mir das Fatalste ist, aber es war nötig,
|
||
|
um nicht zu verrecken, von Knoten [Mehring übersetzt: Arbeitern] gepumpt.«
|
||
|
In dieser verzweifelten Lage mußte er den Kampf mit übermächtigen
|
||
|
Gegnern aufnehmen, und im Kampf vergaß er, wie auch seine tapfere Frau,
|
||
|
die häusliche Sorge.</P>
|
||
|
<P>Noch war der Sieg nicht entschieden, als Frau Marx an einen amerikanischen
|
||
|
Freund schrieb: »Von hier aus mußten sämtliche Beweise der Fälschung
|
||
|
beigebracht werden, mein Mann hatte also den ganzen Tag bis in die Nacht hinein
|
||
|
zu arbeiten. Dann mußten sämtliche Sachen, sechs- bis achtmal abgeschrieben,
|
||
|
auf den verschiedensten Wegen nach Deutschland spediert werden, über Frankfurt,
|
||
|
Paris usw., da alle Briefe an meinen Mann, sowie alle Briefe von hier nach Köln
|
||
|
erbrochen und unterschlagen werden. Das Ganze ist jetzt ein Kampf zwischen der
|
||
|
Polizei einerseits und meinem Manne andererseits, dem man alles, selbst die Leitung
|
||
|
des Prozesses, in die Schuhe schiebt. - Entschuldigen Sie mein konfuses Schreiben,
|
||
|
aber ich habe auch etwas in der Intrigue mitgewirkt und abgeschrieben, daß
|
||
|
mir die Finger brennen. Daher das Durcheinander. Eben kommen von Weerth und Engels
|
||
|
ganze Packe von Kaufmannsadressen und kaufmännischen Scheinbriefen an, um
|
||
|
die Aktenstücke usw. sicher zu befördern. Bei uns ist jetzt ein ganzes
|
||
|
Büro etabliert. Zwei, drei schreiben, andere laufen, die dritten schrapen
|
||
|
die Pennies zusammen, damit die Schreiber fortexistieren und Beweise des unerhörtesten
|
||
|
Skandals gegen die ganze offizielle Welt beibringen können. Dazwischen singen
|
||
|
und pfeifen meine drei fidelen Kinder und werden oft hart angerannt von ihrem
|
||
|
Herrn Papa. Das ist ein Treiben.«</P>
|
||
|
<P>Marx siegte in diesem Kampfe; die Fälschung Stiebers wurde noch vor den
|
||
|
Assisen aufgedeckt, und der Staatsprokurator selbst mußte das »unselige
|
||
|
Buch« als Beweismittel preisgeben. Aber der Sieg wurde zum Verhängnis für
|
||
|
den größeren Teil der Angeklagten. Die fünfwöchigen Verhandlungen
|
||
|
hatten ein solches Übermaß polizeilicher, von den höchsten Behörden
|
||
|
des preußischen Staats geförderter Schandtaten aufgedeckt, daß
|
||
|
die völlige Freisprechung aller Angeklagten diesen Staat vor aller Welt gebrandmarkt
|
||
|
haben würde. Ehe sie es darauf ankommen ließen, vergewaltigten die
|
||
|
Geschworenen lieber ihre Ehre und ihr Gewissen und verurteilten 7 von den 11 Angeklagten
|
||
|
wegen versuchten Hochverrats: den Zigarrenarbeiter Röser, den Schriftsteller
|
||
|
Bürgers, den Schneidergesellen Nothjung zu 6, den Arbeiter Reiff, den Chemiker
|
||
|
Otto, den ehemaligen Referendar Becker zu 5 und den Schneidergesellen Leßner
|
||
|
zu 3 Jahren Festungshaft. Freigesprochen wurden der Kommis Ehrhardt und die Ärzte
|
||
|
Daniels, Jacoby und Klein. Doch wurde <A NAME="S228"></A><B>|228|</B> einer von
|
||
|
den Freigesprochenen am härtesten von allen getroffen: Daniels starb wenige
|
||
|
Jahre später an der Schwindsucht, die er sich in der Zellenhaft der anderthalbjährigen
|
||
|
Untersuchung zugezogen hatte, tief betrauert von Marx, dem Frau Daniels in einem
|
||
|
erschütternden Briefe die letzten Grüße ihres Gatten sandte.</P>
|
||
|
<P>Die anderen Opfer dieses schändlichen Prozesses haben ihn lange überlebt
|
||
|
und sich zum Teil in die bürgerliche Welt zurückgefunden, wie Bürgers,
|
||
|
der es zum fortschrittlichen Reichstagsabgeordneten brachte, und Becker, der Oberbürgermeister
|
||
|
von Köln und Mitglied des preußischen Herrenhauses wurde, um seiner
|
||
|
hochpatriotischen Gesinnung willen bei Hofe und der Regierung wohl angesehen.
|
||
|
Von den Verurteilten, die treu zur Fahne hielten, sind Nothjung und Röser
|
||
|
noch in den Anfängen der neuerwachenden Arbeiterbewegung tätig gewesen,
|
||
|
und Leßner hat lange Marx und Engels überlebt, zu deren treuesten Gefährten
|
||
|
er im Exil gehörte.</P>
|
||
|
<P>Nach dem Kölner Prozesse löste sich der Bund der Kommunisten auf,
|
||
|
und ihm folgte bald der Sonderbund Willich-Schapper. Willich wanderte nach Amerika
|
||
|
aus, wo er sich als General der Nordstaaten in dem Sezessionskriege verdienten
|
||
|
Ruhm erworben hat, und Schapper kehrte reumütig zu den alten Genossen zurück.</P>
|
||
|
<P>Marx aber schritt zur moralischen Stäupung des Systems, das vor den Kölner
|
||
|
Assisen einen schimpflichen Sieg erfochten hatte. Er verfaßte die »Enthüllungen
|
||
|
über den Kölner Kommunisten-Prozeß«, die er in der Schweiz und
|
||
|
wenn möglich auch in Amerika erscheinen lassen wollte. Am 7. Dezember schrieb
|
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|
er amerikanischen Freunden: »Ihr werdet den Humor der Broschüre zu schätzen
|
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|
wissen, wenn Ihr erwägt, daß ihr Verfasser durch Mangel an hinreichender
|
||
|
Hinterer- und Fußbedeckung so gut wie interniert ist und außerdem
|
||
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wirklich widrige Misere über seine Familie jeden Augenblick hereinbrechen
|
||
|
zu sehen bedroht war und ist. Der Prozeß brachte mich auch hierfür
|
||
|
in die Patsche, indem ich fünf Wochen, statt fürs Brot zu arbeiten,
|
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für die Partei gegen die Regierungsmachinationen arbeiten mußte. Außerdem
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hat er mir deutsche Buchhändler, mit denen ich hoffte, wegen meiner Ökonomie
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abzuschließen, total abspenstig gemacht.« Am 11. Dezember aber schrieb Schabelitz'
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Sohn, der den Verlag übernommen hatte, aus Basel an Marx, er lese bereits
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den ersten Korrekturbogen. »Ich bin überzeugt, daß die Broschüre
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ungeheures Aufsehen machen wird, denn sie ist ein Meisterwerk.« Schabelitz wollte
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2.000 Exemplare abziehen und den Preis des Exemplars auf 10 Silbergroschen festsetzen,
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in der Annahme, daß jedenfalls ein Teil der Auflage beschlagnahmt werden
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würde.</P>
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<P><B><A NAME="S229">|229|</A></B> Leider wurde die ganze Auflage beschlagnahmt,
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als sie aus dem badischen Grenzdorfe, wo sie sechs Wochen gelagert hatte, ins
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Innere Deutschlands verschickt werden sollte. Am 10. März meldete Marx die
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Hiobspost an Engels mit den bitteren Worten: »Soll einem unter solchen Umständen
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nicht die Lust zum Schreiben vergehn? Immer zu arbeiten pour le roi de Prusse!«
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Wie die Sache ausgekommen war, ließ sich nicht mehr feststellen; der Argwohn,
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den Marx anfänglich gegen den Verleger hegte, erwies sich bald als ungerecht.
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Schabelitz wollte sogar 500 Exemplare, die er zurückbehalten hatte, noch
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in der Schweiz verbreiten, aber daraus scheint nicht viel geworden zu sein, und
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für Marx hatte die Sache noch den bitteren Nachgeschmack, daß ein Vierteljahr
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später zwar nicht Schabelitz selbst, aber dessen Sozius Amberger von ihm
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den Ersatz der Druckkosten in Höhe von 424 Franken beanspruchte.</P>
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<P>Was in der Schweiz mißlungen war, gelang dann wenigstens in Amerika,
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wo freilich das Erscheinen der »Enthüllungen« die preußische Regierung
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nicht sehr zu beunruhigen brauchte. Die »New England Zeitung« in Boston druckte
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sie ab, und Engels ließ auf seine Kosten 440 Sonderabzüge herstellen,
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die mit Lassalles Hilfe in der Rheinprovinz verbreitet werden sollten. Frau Marx
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korrespondierte deshalb mit Lassalle, der eifrig genug war, doch läßt
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sich aus diesem Briefwechsel nicht feststellen, ob der erstrebte Zweck wirklich
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erreicht worden ist.</P>
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<P>Ein lebhafteres Echo fand die Schrift in der deutsch-amerikanischen Presse,
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wo namentlich Willich gegen sie mobilmachte, was Marx wieder zu einer kleinen
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Schrift gegen Willich veranlaßte, die gegen Ende des Jahres 1853 unter dem
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Titel »Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein«<A name="ZT18"></A><A href="fm03_198.htm#Z18"><SPAN class="top">[18]</SPAN></A> erschien. Sie der Vergangenheit
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zu entreißen, der sie längst anheimgefallen ist, lohnt sich heute kaum.
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Wie immer in solchen Kämpfen, so ist damals hüben und drüben gesündigt
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worden, und als Sieger in der Sache hat Marx gern auf den Triumph über den
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Besiegten verzichtet. Schon im Jahre 1860 erklärte er von den ersten Jahren
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der Emigration, ihre glänzendste Verteidigung sei ein Vergleich ihrer Geschichte
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mit der gleichzeitigen Geschichte der Regierungen und der bürgerlichen Gesellschaft;
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einige wenige Personen ausgenommen, könne ihr nichts vorgeworfen werden als
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Illusionen, die durch die Zeitverhältnisse mehr oder weniger berechtigt waren,
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und Narrheiten, die aus den außerordentlichen Umständen, worin sie
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sich unerwartet gestellt fand, notwendig hervorwuchsen.</P>
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<P>Und als Marx im Jahre 1875 eine zweite Auflage der »Enthüllungen« <A NAME="S230"></A><B>|230|</B>
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veranstaltete, schwankte er einen Augenblick, ob er den Abschnitt über die
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Fraktion Willich-Schapper nicht streichen solle. Er ließ ihn zwar stehen,
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aber nur, weil ihm bei näherem Erwägen jede Verstümmelung des Textes
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als Fälschung eines historischen Dokuments erschien, und fügte hinzu:
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»Der gewaltsame Niederschlag einer Revolution läßt in den Köpfen
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ihrer Mitspieler, namentlich der vom heimischen Schauplatz ins Exil geschleuderten,
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eine Erschütterung zurück, welche selbst tüchtige Persönlichkeiten
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für kürzere oder längere Zeit sozusagen unzurechnungsfähig
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macht. Sie können sich nicht in den Gang der Geschichte finden, sie wollen
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nicht einsehen, daß sich die Form der Bewegung verändert hat. Daher
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Konspirations- und Revolutionsspielerei, gleich kompromittierlich für sie
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selbst und die Sache, in deren Dienst sie stehen; daher auch die Fehlgriffe Schappers
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und Willichs. Willich hat im nordamerikanischen Bürgerkrieg gezeigt, daß
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er mehr als ein Phantast ist, und Schapper, lebenslang Vorkämpfer der Arbeiterbewegung,
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erkannte und bekannte, bald nach Ende des Kölner Prozesses, seine augenblickliche
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Verirrung. Viele Jahre später, auf seinem Sterbebett, einen Tag vor seinem
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Tode, sprach er mir noch mit beißender Ironie von jener Zeit der ›Flüchtlingstölpelei‹.
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Andererseits erklären die Umstände, in denen die ›Enthüllungen‹
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verfaßt wurden, die Bitterkeit des Angriffs auf die unfreiwilligen Helfershelfer
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des gemeinsamen Feindes. In Augenblicken der Krise wird Kopflosigkeit zum Verbrechen
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an der Partei, das öffentliche Sühne herausfordert.«<A name="ZT19"></A><A href="fm03_198.htm#Z19"><SPAN class="top">[19]</SPAN></A> Goldne Worte, zumal
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in Tagen, wo die Pflege des »guten Tons« hoch über die Wahrung der Prinzipienklarheit
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gestellt wird.</P>
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<P>War die Schlacht geschlagen und der Sieg erfochten, so war Marx am wenigsten
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der Mann kleinlichen Nachtragens. Er gab mehr zu als er zuzugeben brauchte, wenn
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er im Jahre 1860 gegenüber unwirschen Bemerkungen Freiligraths über
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die »zweideutigen und verworfenen Elemente«, die sich in den Bund gedrängt
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hätten, an seinem Teil einräumte: »Daß Dreck aufgeworfen wird
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in Stürmen, daß keine revolutionäre Zeit nach Rosenöl riecht,
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daß hie und da selbst allerlei Unrat an einen anfliegt - ist sicher. Aut,
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aut [Mehring übersetzt: Entweder, oder].« Aber er durfte mit Recht hinzufügen:
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Ȇbrigens wenn man die ungeheuren Anstrengungen der ganzen offiziellen Welt
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gegen uns bedenkt, die, um uns zu ruinieren, den Code pénal nicht etwa
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anstreifte, sondern tief durchwatete; wenn man das Lästermaul der ›Demokratie
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der Dummheit‹ bedenkt, die unserer Partei nie verzeihen konnte, mehr Verstand
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und Charakter zu haben als sie selbst; wenn man die <I>gleichzeitige</I> Geschichte
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aller andren Parteien kennt; und wenn man sich endlich fragt,<A NAME="S231"> </A>
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<B>|231|</B> was denn nun <I>tatsächlich</I> gegen die ganze Partei vorgebracht
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werden kann, kommt man zum Schluß, daß sie in diesem neunzehnten Jahrhundert
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durch ihre <I>Reinheit</I> ausgezeichnet dasteht.«</P>
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<P>Indem der Bund der Kommunisten sich auflöste, zerrissen die letzten Fäden,
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die Marx mit dem öffentlichen Leben Deutschlands verknüpften. Das Exil,
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»die Heimat der Guten«, wurde ihm von nun an zur zweiten Heimat.</P>
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<P><A name="Z1"></A><SPAN class="top">[1]</SPAN> Karl Marx: Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_035.htm#S41">Bd. 7, S. 41/42.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT1"><=</A></P>
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<P><A name="Z2"></A><SPAN class="top">[2]</SPAN> Friedrich Engels: Die deutsche Reichsverfassungskampagne, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_109.htm">Bd. 7, S. 109-197.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT2"><=</A></P>
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<P><A name="Z3"></A><SPAN class="top">[3]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Revue, Januar/Februar 1950, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_213.htm#S220">Bd. 7, S. 220/221.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT3"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z4"></A><SPAN class="top">[4]</SPAN> Karl Marx: Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_064.htm#S85">Bd. 7, S. 85.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT4"><=</A></P>
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<P><A name="Z5"></A><SPAN class="top">[5]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_244.htm#S245">Bd. 7, S. 245.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT5"><=</A></P>
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<P><A name="Z6"></A><SPAN class="top">[6]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1650, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_244.htm#S246">Bd. 7, S. 246/247.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT6"><=</A></P>
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<P><A name="Z7"></A><SPAN class="top">[7]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_244.htm#S248">Bd. 7, S. 248.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT7"><=</A></P>
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<P><A name="Z8"></A><SPAN class="top">[8]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_244.htm#S249">Bd. 7, S. 249.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT8"><=</A></P>
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<P><A name="Z9"></A><SPAN class="top">[9]</SPAN> Karl Marx: Enthüllungen über den Kommunistenprozeß zu Köln, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me08/me08_409.htm#S412">Bd. 8, S. 412.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT9"><=</A></P>
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<P><A name="Z10"></A><SPAN class="top">[10]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels
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[Redaktionelle Anmerkung zu dem Artikel
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»Die Schneiderei in London
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oder der Kampf des großen und des kleinen Capitals«
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von J. G. Eccarius], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me17/me17_416.htm">Bd. 7, S. 416.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT10"><=</A></P>
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<P><A name="Z11"></A><SPAN class="top">[11]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Revue, Mai bis Oktober 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_421.htm#S440">Bd. 7, S. 440.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT11"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z12"></A><SPAN class="top">[12]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Revue, Mai bis Oktober 1850, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me07/me07_421.htm#S440">Bd. 7, S. 440.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT12"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z13"></A><SPAN class="top">[13]</SPAN> Friedrich Engels: Revolution und Konterrevolution in Deutschland, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me08/me08_003.htm">Bd. 8, S. 3-108.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT13"><=</A></P>
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<P><A name="Z14"></A><SPAN class="top">[14]</SPAN> Karl Marx: Vorwort
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|
[zur Zweiten Ausgabe (1869)
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|
»Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me16/me16_358.htm">Bd. 16, S. 358/359.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT14"><=</A></P>
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<P><A name="Z15"></A><SPAN class="top">[15]</SPAN> Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me08/me08_115.htm#S118">Bd. 8, S. 118.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT15"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z16"></A><SPAN class="top">[16]</SPAN> Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me08/me08_194.htm#S207">Bd. 8, S. 207.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT16"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z17"></A><SPAN class="top">[17]</SPAN> Karl Marx/Friedrich Engels: Die großen Männer des Exils, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me08/me08_233.htm">Bd. 8, S. 233-333.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT17"><=</A></P>
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|
<P><A name="Z18"></A><SPAN class="top">[18]</SPAN> Karl Marx: Der Ritter vom edelmütigen Bewußtsein, in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me09/me09_489.htm">Bd. 9, S. 489-518.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT18"><=</A></P>
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<P><A name="Z19"></A><SPAN class="top">[19]</SPAN> Karl Marx: Nachwort
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[zu »Enthüllungen über den Kommunisten-Prozeß zu Köln«], in: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, <A href="../../me/me18/me18_568.htm">Bd. 18, S. 568/569.</A> <A href="fm03_198.htm#ZT19"><=</A></P>
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<P><SMALL>Pfad: »../fm/fm03«<BR>
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Verknüpfte Dateien: »<A href="http://www.mlwerke.de/css/format.css">../../css/format.css</A>«
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<TD ALIGN="center" width="19%" height=20 valign=middle><A HREF="../../index.shtml.html"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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