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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<TITLE>Karl Marx/Friedrich Engels - Zirkular gegen Kriege</TITLE>
</HEAD>
<BODY BGCOLOR="#fffffc">
<P ALIGN="CENTER"><A href="../default.htm">Zur&uuml;ck zum Gesamtverzeichnis Karl Marx/Friedrich Engels - Werke</A></P>
<SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 4, S. 3 - 17<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1972 </SMALL></P>
<H2>Karl Marx/Friedrich Engels</H2>
<H1>[Zirkular gegen Kriege]</H1>
<SMALL><P>Geschrieben am 11. Mai 1846.<BR>
Als lithographisches Zirkular im Mai 1846 verbreitet.</P>
</SMALL><P><A HREF="me04_003.htm#A_1">Erster Abschnitt. Verwandlung von Kommunismus in Liebesduselei</A><BR>
<A HREF="me04_003.htm#A_2">Zweiter Abschnitt. &Ouml;konomie des "Volks-Tribunen" und seine Stellung zum Jungen Amerika</A><BR>
<A HREF="me04_003.htm#A_3">Dritter Abschnitt. Metaphysische Fanfanoraden</A><BR>
<A HREF="me04_003.htm#A_4">Vierter Abschnitt. religi&ouml;se T&auml;ndeleien</A><BR>
<A HREF="me04_003.htm#A_5">F&uuml;nfter Abschnitt. Krieges pers&ouml;nliches Auftreten</A>
<HR>
<B><P><A NAME="S3">&lt;3&gt;</A></B> In einer Zusammenkunft nachbenannter Kommunisten: <I>Engels, Gigot, Heilberg, Marx, Seiler, Weitling, v. Westphalen </I>und <I>Wolff</I> &lt;im Original: Wolf&gt;<I> </I>wurden in betreff des New-Yorker deutschen Blattes,</P>
<I><P ALIGN="CENTER">"Der Volks-Tribun, redigiert von Hermann Kriege"</P>
</I><P>folgende, in der Beilage motivierten Beschl&uuml;sse einm&uuml;tig gefa&szlig;t - mit einziger Ausnahme Weitlings, "der dagegen stimmte".</P>
<I><P ALIGN="CENTER">Beschl&uuml;sse:</P>
</I><P>1. Die von dem Redakteur Hermann Kriege im "Volks-Tribun" vertretene Tendenz ist nicht kommunistisch.</P>
<P>2. Die kindisch-pomphafte Weise, in der Kriege diese Tendenz vertritt, ist im h&ouml;chsten Grade kompromittierend f&uuml;r die kommunistische Partei in Europa sowohl als in Amerika, insofern er f&uuml;r den literarischen Repr&auml;sentanten des deutschen Kommunismus in New York gilt.</P>
<P>3. Die phantastische Gem&uuml;tsschw&auml;rmerei, die Kriege unter dem Namen "Kommunismus" in New York predigt, mu&szlig; im h&ouml;chsten Grade demoralisierend auf die Arbeiter wirken, falls sie von ihnen adoptiert wird.</P>
<P>4. Gegenw&auml;rtige Beschl&uuml;sse nebst deren Begr&uuml;ndung werden den Kommunisten in Deutschland, Frankreich und England mitgeteilt.</P>
<P>5. Ein Exemplar wird der Redaktion des "Volks-Tribunen" mit der Aufforderung zugeschickt, diese Beschl&uuml;sse nebst deren Begr&uuml;ndung in den n&auml;chsten Nummern des "Volks-Tribunen" abdrucken zu lassen.</P>
<FONT SIZE=2><P>Br&uuml;ssel, den 1 l. Mai 846</P>
</FONT><I><P ALIGN="RIGHT">Engels Phil. Gigot Louis Heilberg<BR>
K. Marx Seiler<BR>
v. Westphalen Wolff</P>
<P>&nbsp;</P>
</I><P ALIGN="CENTER"><A NAME="A_1">ERSTER ABSCHNITT</A></P>
<FONT SIZE=+1><P ALIGN="CENTER">Verwandlung des Kommunismus in Liebesduselei</P></FONT>
<B><P><A NAME="S4">&lt;4&gt;</A></B> Nr. 13 des <I>"Volks-Tribunen" </I>enth&auml;lt einen Artikel: "An die Frauen."</P>
<P>1) "Die Frauen, Priesterinnen der <I>Liebe</I>."</P>
<P>2) "Die <I>Liebe </I>ist es, welche uns gesandt hat."</P>
<P>3) "Apostel der <I>Liebe</I>."</P>
<P>a) Belletristisches Intermezzo: "Flammenblicke der Humanit&auml;t , "T&ouml;ne der Wahrheit."</P>
<P>b) Heuchlerische und unwissende Captatio benevolentiae &lt;Haschen nach Wohlwollen&gt; des Weibes: "Selbst im Gewande der K&ouml;nigin verleugnet Ihr das <I>Weib </I>nicht ... auch habt Ihr nicht gelernt, zu spekulieren mit den Tr&auml;nen des Ungl&uuml;cklichen; Ihr seid zu weich, um das arme Kind einer <I>Mutter </I>zu Eurem Besten verhungern zu lassen."</P>
<P>4) "Zukunft des <I>geliebten </I>Kindes."</P>
<P>5) "<I>Geliebte </I>Schwestern."</P>
<P>6)"O h&ouml;ret uns an, Ihr begeht einen Verrat an der <I>Liebe</I>, wenn Ihr's nicht tut."</P>
<P>7) "Der <I>Liebe</I>."</P>
<P>8) "Der <I>Liebe</I>."</P>
<P>9) "Um der <I>Liebe </I>willen."</P>
<P>10) "Das heiligste <I>Liebes</I>werk, welches wir von Euch flehen" (winseln).</P>
<P>c) Belletristisch-biblische Trivialit&auml;t: "Das Weib ist bestimmt, des Menschen Sohn zu geb&auml;ren", wodurch konstatiert wird, da&szlig; die M&auml;nner keine Kinder geb&auml;ren.</P>
<P>11) "Aus dem <I>Herzen der </I>Liebe mu&szlig; sich der <I>heilige Geist <A NAME="S5"></I>der Gemeinschaft entwickeln."</P>
<B><P>&lt;5&gt;</A></B> d) Episodisches Ave Maria: "<I>Gesegnet, dreimal gesegnet </I>seid Ihr Frauen, die Ihr auserkoren seid; dem lang <I>verhei&szlig;enen </I>Reich der Gl&uuml;ckseligkeit die <I>erste Weihe </I>zu geben."</P>
<P>12) "<I>Geliebte </I>Schwestern.</P>
<P>13) "Statt <I>Liebe </I>Ha&szlig;" (Gegensatz der b&uuml;rgerlichen und kommunistischen Gesellschaft).</P>
<P>14) "Ihr <I>Lieben</I>."</P>
<P>15) "Die Liebe auf den Thron erheben."</P>
<P>16) "T&auml;tige Menschen in <I>liebender </I>Gemeinschaft."</P>
<P>17) "Echte Priesterinnen der <I>Liebe</I>."</P>
<P>e) &Auml;sthetische Parenthese: "wenn Eure zitternde Seele den sch&ouml;nen Flug noch nicht verlernt hat" - (ein Kunstst&uuml;ck, dessen Ausf&uuml;hrbarkeit erst nachzuweisen ist).</P>
<P>18) "Die Welt der <I>Liebe</I>."</P>
<P>19) "Reich des Hasses und Reich der <I>Liebe</I>."</P>
<P>f) Wird den Frauen vorgeschwindelt: "Und darum habt Ihr auch in der Politik eine sehr gewichtige Stimme. Ihr braucht nur Euren Einflu&szlig; zu gebrauchen, und das ganze alte Reich des Hasses sinkt in Tr&uuml;mmer, um dem neuen Reich der <I>Liebe </I>Platz zu machen."</P>
<P>g) Philosophischer Tusch zur &Uuml;bert&auml;ubung des Nachdenkens: "Ein ewig heitrer Selbstgenu&szlig; der ganzen Menschheit ist das Endziel ihres Wirkens."</P>
<P>20) "Eure <I>Liebe</I>."<I> </I>Bei dieser Gelegenheit wird von den Weibern verlangt, ihre Liebe soll "nicht zu klein" sein, "alle Menschen mit gleicher Hingebung zu umfassen". Ebenso unanst&auml;ndige wie &uuml;berschwengliche Forderung.</P>
<P>h) Fuge: "Da&szlig; Tausende und aber Tausende von verlassenen Waisen dem gr&auml;&szlig;lichen Mord der Verh&auml;ltnisse preisgegeben werden." Worin besteht hier das "Gr&auml;&szlig;liche"? Darin, da&szlig; die "Waisen" die "Verh&auml;ltnisse" oder da&szlig; die "Verh&auml;ltnisse" die "Waisen" morden?</P>
<P>i) Enth&uuml;llung der neukommunistischen Politik: "Wir wollen keines Menschen Privateigentum antasten, was der Wucherer einmal hat, mag er behalten; wir wollen nur dem ferneren Raub an des Volkes Gut zuvorkommen und das Kapital hindern, noch l&auml;nger der Arbeit ihr rechtm&auml;&szlig;iges Eigentum vorzuenthalten." Dieser Zweck soll erreicht werden wie folgt: "Jeder Arme wird auf der Stelle in ein n&uuml;tzliches Glied der menschlichen Gesellschaft verwandelt, sobald man ihm Gelegenheit bietet, produzierend t&auml;tig zu sein." (Hiernach erwirbt sich niemand gr&ouml;&szlig;eres Verdienst um die "menschliche Gesellschaft" als die Kapitalisten, auch die von New York, gegen die Kriege so gewaltig poltert.) "Diese ist ihm aber f&uuml;r immer gesichert, sobald die Gesell- <A NAME="S6"><B>&lt;6&gt;</A></B> schaft ihm ein St&uuml;ck Land gibt, darauf er sich mit seiner Familie ern&auml;hren kann ... Wird diese ungeheure Bodenfl&auml;che (die 1400 Millionen Acres &lt;1 Acre = 4046,7 m<>&gt; amerikanischer Staatsl&auml;ndereien) <I>dem Handel entzogen und in begrenzten Quantit&auml;ten </I>der Arbeit zugesichert, so ist mit <I>einem </I>Schlage aller Armut in Amerika ein Ende gemacht; denn jedermann erh&auml;lt Gelegenheit, sich mit H&uuml;lfe seiner H&auml;nde eine unantastbare Heimat zu gr&uuml;nden." Da&szlig; es nicht in der Macht der Gesetzgeber liegt, durch Dekrete die Fortentwicklung des von Kriege gew&uuml;nschten patriarchalischen Zustandes zum industriellen Zustande zu hemmen oder die industriellen und kommerziellen Staaten der Ostk&uuml;ste der Vereinigten Staaten in die patriarchalische Barbarei zur&uuml;ckzuwerfen, diese Einsicht w&auml;re zu erwarten gewesen. F&uuml;r die Zeit, wo die oben geschilderte Herrlichkeit eingetreten sein wird, bereitet Kriege inzwischen folgende Landpfarrerworte vor: "Und dann k&ouml;nnen wir die Menschen lehren, <I>in Frieden beieinander wohnen</I>, sich gegenseitig ihres Lebens Last und M&uuml;he erleichtern und:</P>
<P>21) dem Himmel der <I>Liebe </I>seine ersten Wohnsitze auf Erden bauen" (St&uuml;ck f&uuml;r St&uuml;ck 160 Acres gro&szlig;).</P>
<P>Kriege schlie&szlig;t seine Anrede an die verheirateten Frauen wie folgt: "Zuerst wendet Euch an</P>
<P>22) die M&auml;nner Eurer <I>Liebe</I>,<BR>
<I>bittet </I>sie, der alten Politik den R&uuml;cken zu kehren, ... zeigt ihnen ihre Kinder, beschw&ouml;rt sie in <I>ihren </I>(der Unvern&uuml;nftigen) <I>Namen</I>, Vernunft anzunehmen." Zweitens an die "Jungfrauen": "Lasset bei</P>
<P>23) Euren <I>Lieb</I>habern<BR>
<I>die Bodenbefreiung den Pr&uuml;fstein sein ihres Menschenwerts</I>, und traut nicht</P>
<P>24) ihrer <I>Liebe</I>,<BR>
eh' sie sich der Menschheit verschworen." (Was soll das hei&szlig;en?) Wenn die Jungfrauen sich also gebaren, garantiert er ihnen, da&szlig; ihre Kinder</P>
<P>25) "<I>liebend </I>werden<BR>
wie sie" (n&auml;mlich "die V&ouml;gel des Himmels"), und schlie&szlig;t die Leier mit der Repetition von</P>
<P>26) "echte Priesterinnen der <I>Liebe</I>", "gro&szlig;em Reich der Gemeinschaft" und "Weihe".</P>
<P>Nr. 13 des "Volks-Trib[unen]": - <I>"Antwort </I>an <I>Sollta."</P>
</I><P>27) "Er" (der gro&szlig;e Geist der Gemeinschaft) "flammt als Feuer der <I>Liebe </I>aus des Bruders Auge."</P>
<B><P><A NAME="S7">&lt;7&gt;</A></B> 28) "Was ist ein Weib ohne den Mann, den es <I>lieben</I>, dem es seine <I>zitternde Seele </I>dahingeben kann?"</P>
<P>29) "Alle Menschen in <I>Liebe </I>verbinden."</P>
<P>30) "Die Mutter<I>liebe</I>" ...</P>
<P>31) "Die Menschen<I>liebe</I>"...</P>
<P>32) "Alle ersten Laute der <I>Liebe</I>"...</P>
<P>33) "Die Strahlen der <I>Liebe</I>."</P>
<P>k) Der Zweck des Kommunismus ist: "das ganze Leben der Menschheit seinen" (des f&uuml;hlenden Herzens) "Schl&auml;gen zu unterwerfen".</P>
<P>34) "Der Ton der <I>Liebe </I>entflieht vor dem Geklapper des Geldes."</P>
<P>35) "Mit <I>Liebe </I>und Hingebung l&auml;&szlig;t sich alles durchsetzen."</P>
<P>Wir haben also in dieser <I>einen </I>Nummer die Liebe, schlecht gez&auml;hlt, in f&uuml;nfunddrei&szlig;ig Gestalten. Dieser Liebessabbelei entspricht es, da&szlig; Kriege in der "Antwort an Sollta" und anderw&auml;rts den Kommunismus als den liebevollen Gegensatz des Egoismus darstellt und eine weltgeschichtliche revolution&auml;re Bewegung auf die paar Worte: Liebe - Ha&szlig;, Kommunismus - Egoismus reduziert. Ebenfalls geh&ouml;rt dazu die Feigheit, womit er oben dem Wucherer dadurch schmeichelt, da&szlig; er ihm das zu lassen verspricht, was er schon hat, und weiter unten beteuert, "die <I>trauten Gef&uuml;hle </I>des <I>Familienlebens</I>, der <I>Heimatlichkeit</I>, des <I>Volkstums </I>nicht zerst&ouml;ren", sondern "nur erf&uuml;llen" zu wollen. Diese feige, heuchlerische Darstellung des Kommunismus nicht als "Zerst&ouml;rung", sondern als "Erf&uuml;llung" der bestehenden schlechten Verh&auml;ltnisse und der Illusionen, die sich die Bourgeois dar&uuml;ber machen, geht durch alle Nummern des "Volks-Tribunen". Zu dieser Heuchelei und Feigheit pa&szlig;t die Stellung, die er in den Diskussionen mit Politikern einnimmt. Er erkennt es (Nr. 10) f&uuml;r eine S&uuml;nde gegen den Kommunismus an, wenn man gegen katholizisierende politische Phantasten wie Lamennais und B&ouml;rne schreibt, wodurch also M&auml;nner wie Proudhon,Cabet, D&eacute;zamy, mit einem Wort s&auml;mtliche franz&ouml;sische Kommunisten blo&szlig; Leute sind, "die sich Kommunisten nennen". Da&szlig; die deutschen Kommunisten ebensoweit &uuml;ber B&ouml;rne hinaus sind, wie die franz&ouml;sischen &uuml;ber Lamennais, h&auml;tte Kriege schon in Deutschland, Br&uuml;ssel und London lernen k&ouml;nnen.</P>
<P>Welche entnervende Wirkung auf beide Geschlechter diese Liebesduselei aus&uuml;ben und welche massenweise Hysterie und Bleichsucht sie bei den "Jungfrauen" hervorrufen mu&szlig;, dar&uuml;ber m&ouml;ge Kriege selbst nachdenken.</P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="A_2">ZWEITER ABSCHNITT</A></P>
<FONT SIZE=+1><P ALIGN="CENTER">&Ouml;konomie des "Volks-Tribunen" und seine<BR>
<I>Stellung zum Jungen Amerika</P></FONT>
</I><B><P><A NAME="S8">&lt;8&gt;</A></B>&nbsp;Wir erkennen die Bewegung der amerikanischen Nationalreformer in ihrer historischen Berechtigung vollst&auml;ndig an. Wir wissen, da&szlig; diese Bewegung ein Resultat erstrebt, das zwar f&uuml;r den Augenblick den Industrialismus der modernen b&uuml;rgerlichen Gesellschaft bef&ouml;rdern w&uuml;rde, das aber als Resultat einer proletarischen Bewegung, als Angriff auf das Grundeigentum &uuml;berhaupt und speziell unter den in Amerika bestehenden Verh&auml;ltnissen durch seine eigenen Konsequenzen zum Kommunismus forttreiben mu&szlig;. Kriege, der sich mit den deutschen Kommunisten in New York der Anti-Rent-Bewegung angeschlossen hat, &uuml;berklebt diese d&uuml;nne Tatsache mit seinen herk&ouml;mmlichen kommunistischen und &uuml;berschwenglichen Redensarten, ohne sich je auf den positiven Inhalt der Bewegung einzulassen, und beweist dadurch, da&szlig; er &uuml;ber den Zusammenhang des Jungen Amerika mit den amerikanischen Verh&auml;ltnissen im h&ouml;chsten Grade unklar ist. Au&szlig;er den schon gelegentlich angef&uuml;hrten einzelnen Stellen wollen wir noch ein Beispiel geben, wie er eine agrarisch zugestutzte Parzellierung des Grundbesitzes im amerikanischen Ma&szlig;stabe mit seiner Menschheitsbegeisterung &uuml;bersch&uuml;ttet.</P>
<P>Nr. 10, "Was wir wollen", hei&szlig;t es:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Sie" - n&auml;mlich die amerik[anischen] Nationalreformer - "nennen den Boden das <I>gemeinschaftliche </I>Erbteil aller Menschen ... und wollen durch die gesetzgebende Macht des Volkes Mittel getroffen wissen, die 1400 Mill[ionen] Acker Land, welche noch nicht in die H&auml;nde r&auml;uberischer Spekulanten gefallen sind, der <I>ganzen Menschheit als unver&auml;u&szlig;erliches Gemeingut zu erhalten</I>."</P>
</FONT><P>Um dies "<I>gemeinschaftliche </I>Erbteil", dies "unver&auml;u&szlig;erliche <I>Gemeingut</I>" in seiner Gemeinschaftlichkeit "der ganzen Menschheit zu erhalten", adoptiert er den Plan der Nationalreformer: "jedem Bauern, we&szlig; Landes er auch sei, zu seiner Ern&auml;hrung 160 Acker amerikanischer Erde zu Gebote zu stellen", oder wie dies Nr. 14, "Antwort an Conze", ausgedr&uuml;ckt wird:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Von diesem noch unber&uuml;hrten Gut des Volkes soll niemand mehr als 160 Acker in Besitz nehmen und auch diese nur, wenn er sie selbst bebaut."</P>
</FONT><P>Der Boden soll also dadurch "unver&auml;u&szlig;erliches <I>Gemeingut</I>" und zwar "der ganzen Menschheit" bleiben, da&szlig; man unverz&uuml;glich anf&auml;ngt, ihn zu <I>teilen</I>; <A NAME="S9"><B>&lt;9&gt;</A></B> Kriege bildet sich dabei ein, er k&ouml;nne die notwendigen Folgen dieser Teilung: Konzentration, industriellen Fortschritt pp. durch Gesetze <I>verbieten</I>. 160 Acres Land gelten ihm f&uuml;r ein stets gleichbleibendes Ma&szlig;, als ob der Wert einer solchen Bodenfl&auml;che nicht nach ihrer Qualit&auml;t verschieden sei. Die "Bauern" werden, wenn auch nicht ihren Boden, doch ihre Bodenprodukte untereinander und mit andern austauschen m&uuml;ssen, und wenn die Leute so weit gekommen sind, wird es sich bald zeigen, da&szlig; der eine "Bauer" auch ohne Kapital, blo&szlig; durch seine Arbeit und die gr&ouml;&szlig;ere urspr&uuml;ngliche Produktivit&auml;t seiner 160 Acres den andern wieder zu seinem <I>Knecht </I>herabdr&uuml;ckt. Und dann, ist es nicht einerlei, ob "der Boden" oder die <I>Produkte </I>des Bodens "in die H&auml;nde r&auml;uberischer Spekulanten fallen"?</P>
<P>Nehmen wir einmal Krieges Geschenk an die Menschheit ernsthaft.</P>
<P>1400 Millionen Acres sollen "der ganzen Menschheit als unver&auml;u&szlig;erliches Gemeingut erhalten" werden. Und zwar sollen auf jeden "Bauer" 160 Acres kommen. Hiernach l&auml;&szlig;t sich berechnen, wie stark Krieges "ganze Menschheit" ist - genau 8 <SUP>3</SUP>/<SUB>4</SUB> Millionen "Bauern", die als Familienv&auml;ter jeder eine Familie von f&uuml;nf K&ouml;pfen, also eine Gesamtmasse von 43 <SUP>3</SUP>/<SUB>4</SUB> Millionen Menschen repr&auml;sentieren. Wir k&ouml;nnen ebenfalls berechnen, wie lange die "alle Ewigkeit" dauert, f&uuml;r deren Dauer "das Proletariat in seiner Eigenschaft als Menschheit die ganze Erde", wenigstens der Vereinigten Staaten, "in Anspruch nehmen" kann. Wenn die Bev&ouml;lkerung der Vereinigten Staaten in demselben Ma&szlig;e zunimmt wie bisher (d.h. sich in 25 Jahren verdoppelt), so dauert diese "alle Ewigkeit" nicht volle 40 Jahre; in dieser Zeit sind die 1400 Mill[ionen] Acres okkupiert, und es bleibt den Nachkommenden <I>nichts </I>mehr "in Anspruch zu nehmen". Da aber die Freigebung des Bodens die Einwanderung sehr vermehren wurde, so k&ouml;nnte Krieges "Ewigkeit" schon eher "alle" werden. Besonders wenn man bedenkt, da&szlig; Land f&uuml;r 44 Millionen nicht einmal f&uuml;r den jetzt existierenden europ&auml;ischen Pauperismus ein zureichender Abzugskanal sein w&uuml;rde, da in Europa der zehnte Mann ein Pauper ist und die britischen Inseln allein 7 Millionen liefern. Eine &auml;hnliche &ouml;konomische Naivit&auml;t findet sich Nr. 13, "An die Frauen", wo Kriege meint, wenn die Stadt New York ihre 52 000 Acker auf Long Island freig&auml;be, so reiche das hin, um "mit einem Male" New York von allem Pauperismus, Elend und Verbrechen auf ewige Zeiten zu befreien.</P>
<P>H&auml;tte Kriege die Bodenfreiheits-Bewegung als eine unter bestimmten Verh&auml;ltnissen notwendige erste Form der proletarischen Bewegung, als eine Bewegung gefa&szlig;t, die durch die Lebensstellung der Klasse, von der sie ausgeht, notwendig zu einer kommunistischen sich fortentwickeln mu&szlig;, h&auml;tte er gezeigt, wie die kommunistischen Tendenzen in Amerika urspr&uuml;nglich in <A NAME="S10"><B>&lt;10&gt;</A></B> dieser scheinbar allem Kommunismus widersprechenden agrarischen Form auftreten mu&szlig;ten, so w&auml;re nichts dagegen zu sagen gewesen. So aber erkl&auml;rt er eine allerdings noch untergeordnete Bewegungsform wirklicher, bestimmter Menschen f&uuml;r eine Sache <I>der </I>Menschheit, stellt sie wider sein besseres Wissen als letztes, h&ouml;chstes Ziel aller Bewegung &uuml;berhaupt hin und verwandelt dadurch die bestimmten Zwecke der Bewegung in baren &uuml;berschwenglichen Unsinn.</P>
<P>Er singt indes ungest&ouml;rt in demselben Aufsatz (Nr. 10) seinen Triumphgesang weiter:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Also damit gingen endlich die alten Tr&auml;ume der Europ&auml;er in Erf&uuml;llung, es w&uuml;rde ihnen auf dieser Seite des Ozeans eine St&auml;tte bereitet, die sie nur zu beziehen und mit ihrer H&auml;nde Arbeit zu befruchten brauchten, um allen Tyrannen der Welt mit Stolz entgegenrufen zu k&ouml;nnen</P><DIR>
<DIR>
<P>Das ist <I>meine </I>H&uuml;tte,<BR>
Die Ihr nicht gebaut,<BR>
Das ist <I>mein</I> Herd,<BR>
Um dessen Glut Ihr mich beneidet."</P></DIR>
</DIR>
</FONT><P>Er h&auml;tte hinzuf&uuml;gen k&ouml;nnen: Das ist <I>mein </I>Misthaufen, den Ich und mein Weib, Kind, Knecht, Magd und Vieh produziert haben. Welche Europ&auml;er sind denn das, deren "Tr&auml;ume" hier in Erf&uuml;llung gehen? Nicht die kommunistischen Arbeiter, sondern bankrute Kr&auml;mer und Handwerksmeister oder ruinierte Kotsassen, die nach dem Gl&uuml;cke streben, in Amerika wieder Kleinb&uuml;rger und Bauern zu werden. Und was f&uuml;r ein "Wunsch" ist es, der durch die 1400 Millionen Acres realisiert werden soll? Kein anderer als der, <I>alle Menschen in Privateigent&uuml;mer </I>zu verwandeln, ein Wunsch, der ebenso ausf&uuml;hrbar und kommunistisch ist, wie der, alle Menschen in Kaiser, K&ouml;nige und P&auml;pste zu verwandeln. Als schlie&szlig;liche Probe von Krieges Einsicht in kommunistisch-revolution&auml;re Bewegungen und &ouml;konomische Verh&auml;ltnisse m&ouml;ge hier noch folgender Satz stehen:</P>
<FONT SIZE=2><P>"<I>Jeder </I>Mensch sollte wenigstens soviel von jedem Gewerbe erlernen, da&szlig; er n&ouml;tigenfalls eine <I>Zeitlang allein fertig werden k&ouml;nnte</I>, wenn ein ung&uuml;nstiges Geschick ihn von der menschlichen Gesellschaft losgerissen."</P>
</FONT><P>Es ist allerdings viel leichter, "Liebe" und "Hingebung" "auszustr&ouml;men", als sich mit Entwicklung wirklicher Verh&auml;ltnisse und praktischer Fragen zu befassen.</P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="A_3">DRITTER ABSCHNITT</A></P>
<FONT SIZE=+1><P ALIGN="CENTER">Metaphysische Fanfaronnaden</P></FONT>
<B><P><A NAME="S11">&lt;11&gt;</A></B> Nr. 13 des "Volks-Trib[unen]": "Antwort an Sollta."</P>
<P>1) Kriege behauptet hier, er sei "nicht gewohnt, in der kahlen W&uuml;ste der Abstraktion logische Seilt&auml;nze aufzuf&uuml;hren". Da&szlig; er zwar nicht "logisch", aber doch auf einem [aus] philosophischen und liebeseligen Phrasen gedrehten "Seile tanzt", geht aus jeder Nummer des "Volks-Tribunen" hervor.</P>
<P>2) Den Satz, da&szlig; "der einzelne Mensch individuell lebt" (was schon ein Unsinn ist), dr&uuml;ckt Kriege in folgendem unlogischen "Seiltanze" aus: "solange die menschliche Gattung &uuml;berhaupt noch in Individuen ihre Darstellung findet",</P>
<P>3) soll es von dem "Gefallen", des "sch&ouml;pferischen Geistes der Menschheit", der nirgends existiert, abh&auml;ngen, "der heutigen Lage der Dinge ein Ende zu machen".</P>
<P>4) Folgendes ist das Ideal des kommunistischen Menschen: "Er tr&auml;gt den Stempel der Gattung" (wer tut das nicht schon jetzt ganz von selbst?), "bestimmt seine eigenen Zwecke nach den Zwecken der Gattung" (als ob die Gattung eine Person w&auml;re, die Zwecke haben k&ouml;nnte) "und sucht nur darum ganz sein eigen zu werden, um sich mit allem, was er ist und werden kann, der Gattung hingeben zu k&ouml;nnen" (vollst&auml;ndige Aufopferung und Selbstdem&uuml;tigung vor einem phantastischen Nebelbilde).</P>
<P>5) Die Stellung des einzelnen Menschen zur Gattung wird auch in folgendem &uuml;berschwenglichen Unsinn charakterisiert: "Wir alle und unsere besondre T&auml;tigkeit sind nur Symptome der gro&szlig;en Bewegung, die tief im Innern der Menschheit vor sich geht." "Tief im Innern der Menschheit" - wo ist das? Nach diesem Satze sind also die wirklichen Menschen nur "Symptome", Kennzeichen einer "im Innern" eines Gedankenphantoms vor sich gehenden "Bewegung".</P>
<P>6) Den Kampf um die kommunistische Gesellschaft verwandelt dieser Landpfarrer in "das Suchen nach jenem gro&szlig;en Geiste der Gemeinschaft". Diesen "gro&szlig;en Geist" l&auml;&szlig;t er "aus dem <I>Becher der Kommunion </I>sch&auml;umen sch&ouml;n und voll" und als "den <I>heiligen Geist </I>aus des Bruders Auge flammen".</P>
<P>Nachdem so die revolution&auml;re kommunistische Bewegung in das "Suchen" nach dem heiligen Geist und dem heiligen Abendmahl verwandelt ist, kann Kriege nat&uuml;rlich auch behaupten, da&szlig; dieser Geist "<I>nur erkannt zu sein </I>braucht, um alle Menschen in Liebe zu verbinden".</P>
<B><P><A NAME="S12">&lt;12&gt;</A></B> 7) Diesem metaphysischen Resultat geht vorher folgende Verwechselung des <I>Kommunismus </I>mit der <I>Kommunion</I>: "Der Geist, der die Welt &uuml;berwindet, der Geist, der dem Sturm gebietet und dem Gewitter (!!!!), der Geist, der die Blinden heilt und die Auss&auml;tzigen, der Geist, der allen Menschen zu trinken beut von <I>einem </I>Wein" (wir ziehen die mehrfachen Sorten vor) "und zu essen von <I>einem </I>Brot" (die franz&ouml;sischen und englischen Kommunisten machen mehr Anspr&uuml;che), "der Geist, <I>der da ewig ist und allgegenw&auml;rtig</I>, das ist der Geist der Gemeinschaft." Wenn dieser "Geist" "ewig und allgegenw&auml;rtig" ist, so ist gar nicht abzusehen, wie nach Kriege das Privateigentum so lange hat existieren k&ouml;nnen. Aber freilich, er war nicht "erkannt" und war daher "ewig und allgegenw&auml;rtig" blo&szlig; in seiner eigenen Einbildung.</P>
<P>Hier predigt also Kriege <I>im Namen </I>des <I>Kommunismus </I>die alte religi&ouml;se und deutschphilosophische Phantasie, die <I>dem Kommunismus direkt widerspricht</I>. Der <I>Glaube</I>, und zwar der Glaube an den "heiligen Geist der Gemeinschaft" ist das Letzte, was f&uuml;r die Durchf&uuml;hrung des Kommunismus verlangt wird.</P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="A_4">VIERTER ABSCHNITT</A></P>
<FONT SIZE=+1><P ALIGN="CENTER">Religi&ouml;se T&auml;ndeleien</P></FONT>
<P>Es versteht sich, da&szlig; Krieges Liebessabbeleien und Gegensatz gegen den Egoismus weiter nichts sind als die schwellenden Offenbarungen eines durch und durch in Religion aufgegangenen Gem&uuml;tes. Wir werden sehen, wie Kriege, der sich in Europa immer f&uuml;r einen Atheisten ausgab, hier s&auml;mtliche Infamien des Christentums unter dem Wirtshausschilde des Kommunismus an den Mann zu bringen sucht und ganz konsequent mit der <I>Selbstsch&auml;ndung des Menschen </I>endigt.</P>
<P>Nr. 10. "Was wir wollen" und "H[erman] Kriege an Harro Harring" bestimmen den Zweck des kommunistischen Kampfes dahin:</P>
<P>1) "Die <I>Religion der Liebe </I>zu einer Wahrheit und die langersehnte Gemeinschaft der seligen Himmelsbewohner zu einer Wirklichkeit zu machen." Kriege &uuml;bersieht blo&szlig;, da&szlig; diese christlichen Schw&auml;rmereien nur der phantastische Ausdruck der bestehenden Welt sind und daher ihre "Wirklichkeit" in den schlechten Verh&auml;ltnissen dieser bestehenden Welt <I>schon existiert</I>.</P>
<P>2) "Wir fordern im Namen jener <I>Religion der Liebe</I>, da&szlig; der Hungrige gespeist, der D&uuml;rstende getr&auml;nkt und der Nackende gekleidet werde."</P>
<P>Welche Forderung bereits seit 1800 Jahren bis zum Ekel und ohne den geringsten Erfolg wiederholt worden ist.</P>
<B><P><A NAME="S13">&lt;13&gt;</A></B> 3) "Wir lehren <I>Liebe </I>&uuml;ben", um</P>
<P>4) "<I>Liebe </I>zu empfangen."</P>
<P>5) "In ihrem <I>Reich der Liebe</I>, da k&ouml;nnen keine Teufel hausen."</P>
<P>6) "Es ist sein" (des Menschen) "<I>heiligstes </I>Bed&uuml;rfnis, sich mit seiner ganzen Individualit&auml;t <I>aufzul&ouml;sen</I> in die Gesellschaft <I>liebender Wesen, </I>denen gegen &uuml;ber er nichts mehr festhalten kann als</P>
<P>7) seine <I>grenzenlose Liebe</I>." Mit dieser Grenzenlosigkeit, sollte man meinen, hat die Liebestheorie ihre h&ouml;chste Spitze erreicht, die so hoch ist, da&szlig; man sich gar nichts mehr dabei denken kann; indessen geht es noch h&ouml;her.</P>
<P>8) "Dieses hei&szlig;e Ausstr&ouml;men der Liebe, diese Hingebung an alle, dieser <I>g&ouml;ttliche Drang </I>nach Gemeinschaft - was ist das anders als die <I>innereste Religion </I>des Kommunisten, die nur einer entsprechenden Au&szlig;enwelt ermangelt, um sich im vollen Menschenleben auszusprechen." Die jetzige "Au&szlig;enwelt" scheint indes vollst&auml;ndig hinzureichen, damit Kriege seine "innereste Religion", seinen "g&ouml;ttlichen Drang", seine "Hingebung an alle" und sein "hei&szlig;es Ausstr&ouml;men in seinem "vollen Menschenleben" aufs breiteste "aussprechen" kann.</P>
<P>9) "Haben wir nicht ein Recht, mit den langverhaltenen W&uuml;nschen des religi&ouml;sen Herzens Ernst zu machen und im Namen der Armen, der Ungl&uuml;cklichen, der Versto&szlig;enen f&uuml;r die endliche Realisation des sch&ouml;nen Reiches der Bruderliebe in den Kampf zu ziehen?" Kriege zieht also in den Kampf, um mit den W&uuml;nschen, nicht des wirklichen, profanen, sondern des religi&ouml;sen, nicht des von der wirklichen Not erbitterten, sondern von der seligen Phantasie aufgebl&auml;hten Herzens Ernst zu machen. Er beweist sein "religi&ouml;ses Herz" sogleich dadurch, da&szlig; er als Priester, unter fremdem Namen, n&auml;mlich im Namen der "Armen", und so in den Kampf zieht, da&szlig; er deutlich zu verstehen gibt, er habe f&uuml;r sich selbst den Kommunismus nicht n&ouml;tig, er ziehe in den Kampf aus blo&szlig;er gro&szlig;m&uuml;tiger, hingehender, zerflie&szlig;ender Aufopferung f&uuml;r die "Armen, Ungl&uuml;cklichen und Versto&szlig;enen", die seiner bed&uuml;rftig sind -, ein Hochgef&uuml;hl, das die Brust des Biedermannes in einsamen, tr&uuml;ben Stunden h&ouml;her schwellt und allen Kummer der schlechten Welt aufwiegt.</P>
<P>10) schlie&szlig;t Kriege seinen Bombast: "Wer solch eine Partei nicht unterst&uuml;tzt, kann mit Recht als ein Feind der Menschheit behandelt werden." Dieser intolerante Satz scheint der "Hingebung an <I>alle</I>", der "Religion der Liebe" gegen alle zu widersprechen. Er ist aber ein ganz konsequenter Schlu&szlig; aus dieser neuen Religion, die wie jede andere alle ihre Feinde t&ouml;dlich ha&szlig;t und verfolgt. Der Feind der Partei wird ganz konsequent in einen Ketzer verwandelt, indem man ihn aus dem Feinde der wirklich existierenden <A NAME="S14"><B>&lt;14&gt;</A></B> <I>Partei, </I>mit dem man <I>k&auml;mpft</I>, in einen S&uuml;nder gegen die nur in der Einbildung existierende <I>Menschheit </I>verwandelt, den man <I>bestrafen </I>mu&szlig;.</P>
<P>11) Im Briefe an Harro Harring hei&szlig;t es: "Wir wollen alle Armen der Welt in Aufstand bringen gegen den Mammon, unter dessen Zuchtrute sie sich totzuqu&auml;len verdammt sind, und wenn wir den f&uuml;rchterlichen Tyrannen herabgest&uuml;rzt von seinem alten Thron, da wollen wir die Menschheit durch <I>Liebe verbinden</I>, da wollen wir sie <I>lehren </I>gemeinschaftlich arbeiten und gemeinschaftlich genie&szlig;en, auf da&szlig; das langverhei&szlig;ene Reich der Freude endlich erf&uuml;llt werde." Um gegen die moderne Geldherrschaft in Zorn zu geraten, mu&szlig; er sie sich erst in das G&ouml;tzenbild Mammon verwandeln. Dies G&ouml;tzenbild wird gest&uuml;rzt - wie, erfahren wir nicht; die revolution&auml;re Bewegung des Proletariats aller L&auml;nder schrumpft zu einem Aufstande zusammen - und wenn dieser Sturz vollzogen, dann kommen die Propheten, die "Wir", die den Proletarier "lehren", was nun weiter zu tun sei. Diese Propheten "lehren" ihre J&uuml;nger, die hier in einer merkw&uuml;rdigen Unwissenheit &uuml;ber ihre eigenen Interessen auftreten, wie sie "gemeinschaftlich arbeiten und genie&szlig;en sollen", und zwar nicht, um "gemeinschaftlich zu arbeiten und zu genie&szlig;en", sondern vielmehr blo&szlig;, auf da&szlig; die Schrift erf&uuml;llt werde und einige Phantasten vor 1800 Jahren nicht umsonst prophezeit haben. - Diese Manier der Prophezeiung wiederholt sich anderswo, z.B.:</P>
<P>Nr. 8. "Was ist das Proletariat?" und "Andreas Dietsch", wie</P>
<P>a) "Proletarier, die Stunde euerer Erl&ouml;sung ist gekommen",</P>
<P>b) "Tausend Herzen schlugen frohlockend der gro&szlig;en Zeit der Verhei&szlig;ung entgegen" - n&auml;mlich "jenes gro&szlig;en Reichs der Liebe ... f&uuml;r das langersehnte Reich der Liebe".</P>
<P>c) Nr. 12. "Antwort an Koch, den Antipfaffen."</P>
<P>"Schon zuckt das Evangelium der endlosen Welterl&ouml;sung von Auge zu Auge" und - sogar - "von Hand zu Hand." Dies Wunder von dem "zuckenden Evangelium", dieser Unsinn von der "endlosen Welterl&ouml;sung" entspricht ganz dem andern Wunder, da&szlig; die l&auml;ngst aufgegebenen Prophezeiungen der alten Evangelisten durch Kriege wider Erwarten erf&uuml;llt werden.</P>
<P>12) Von diesem religi&ouml;sen Standpunkt aus kann die Antwort auf alle <I>wirklichen Fragen </I>nur in einigen religi&ouml;s-&uuml;berschwenglichen und allen Sinn umnebelnden <I>Bildern</I>, in einigen pomphaften Etiketten, wie "Menschheit", "Humanit&auml;t", "Gattung" usf., und in einer Verwandlung jeder <I>wirklichen Tat </I>in eine <I>phantastische Phrase </I>bestehen. Dies zeigt sich besonders in dem Aufsatze: "Was ist das Proletariat?" (Nr. 8.) Auf diese Titelfrage wird geantwortet: "Das Proletariat ist die <I>Menschheit</I>", -<I> </I>eine <I>wissentliche </I>L&uuml;ge, nach der die Kommunisten auf die Abschaffung der Menschheit ausgehen. Diese Ant- <A NAME="S15"><B>&lt;15&gt;</A></B> <A NAME="S16">wort, "Die Menschheit", soll dieselbe sein, die Siey&egrave;s auf die Frage gab: Was ist der tiers-&eacute;tat? Beweis, wie Kriege die historischen Tatsachen verduselt. Dies beweist er sogleich nochmals in seiner Verfr&ouml;mmelung der amerikanischen Anti-Rent-Bewegung: "Und wie endlich, wenn dann dieses Proletariat in seiner Eigenschaft als Menschheit" (notwendige Charaktermaske, in der es auftreten mu&szlig; - eben war das Proletariat die Menschheit, jetzt ist die Menschheit nur Eigenschaft des Proletariats) "f&uuml;r alle Ewigkeit die ganze Erde als ihr unbestreitbares Besitztum in Anspruch n&auml;hme?" Man sieht, wie selbst eine h&ouml;chst einfache, praktische Bewegung in leere Phrasen, wie "Menschheit", "unbestreitbares Besitztum", "alle Ewigkeit" usf., sich verwandelt und es daher auch bei dem blo&szlig;en "Anspruch" sein Bewenden hat. - Au&szlig;er den gew&ouml;hnlichen Stichw&ouml;rtern "Ge&auml;chtete" usw., wozu sich noch das religi&ouml;se "Verfluchte" gesellt, beschr&auml;nken sich alle Mitteilungen Krieges &uuml;ber das Proletariat auf folgende mythologisch-biblische Bilder:</P><DIR>
<DIR>
<FONT SIZE=2><P>"der gefesselte Prometheus",<BR>
"das Lamm Gottes, das der Welt S&uuml;nden tr&auml;gt",<BR>
"der wandernde Jude",</P></DIR>
</DIR>
</FONT><P>und schlie&szlig;lich wird dann die merkw&uuml;rdige Frage aufgeworfen: "Soll die Menschheit denn ewig, ein heimatloser Vagabund, auf der Erde umherirren?" W&auml;hrend doch gerade das ausschlie&szlig;liche Festsiedeln eines Teiles der "Menschheit" auf der Erde der Dorn in seinem Auge ist!</P>
<P>13) Die Kriegesche Religion kehrt ihre schlagende Pointe hervor in folgendem Passus: "Wir haben noch etwas mehr zu tun, als f&uuml;r unser lumpiges Selbst zu sorgen, wir geh&ouml;ren der Menschheit." Mit diesem infamen und ekelhaften Servilismus gegen eine von dem "Selbst" getrennte und unterschiedene "Menschheit", die also eine metaphysische und bei ihm sogar eine religi&ouml;se Fiktion ist, mit dieser allerdings h&ouml;chst "lumpigen" Sklavendem&uuml;tigung endigt diese Religion, wie jede andere. Eine solche Lehre, welche die Wollust der Kriecherei und die Selbstverachtung predigt, ist ganz geeignet f&uuml;r tapfere - <I>M&ouml;nche, </I>aber nimmer f&uuml;r energische M&auml;nner, und gar in einer Zeit des Kampfes. Es fehlt nur, da&szlig; diese tapfern M&ouml;nche ihr "lumpiges Selbst" kastrieren und dadurch ihr Vertrauen auf die F&auml;higkeit der "Menschheit", sich selbst zu erzeugen, gen&uuml;gend beweisen! - Wenn Kriege nichts Besseres vorzubringen wei&szlig; als diese erb&auml;rmlich stilisierten Sentimentalit&auml;ten, so t&auml;te er allerdings kl&uuml;ger, seinen "Vater Lamennais" in jeder Nummer des "Volks-Tribunen" aber und abermal zu &uuml;bersetzen.</P>
<P>Welche praktischen Folgen diese Kriegesche Religion des unendlichen Erbarmens und der endlosen Hingebung hat, beweisen die Betteleien um <B>&lt;16&gt;</A></B> <A NAME="S17">Arbeit, die fast in jeder Nummer des "Volks-Tribunen" figurieren. So lesen wir Nr. 8:</P>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">"Arbeit! Arbeit! Arbeit!"</P>
<P>"Ist denn niemand unter all den weisen &lt;Im Vols-Tribun": Nr. 8: reichen&gt; Herrn, der es nicht f&uuml;r verlorene M&uuml;he h&auml;lt, braven Familien Nahrung zu verschaffen und h&uuml;lflose junge Leute vor Elend und Verzweiflung zu bewahren? Da ist zuerst der Johann Stern aus Mecklenburg, noch immer ohne Arbeit, und er verlangt doch nichts, als sich zu schinden zum Vorteil eines Kapitalisten und dabei soviel Brot zu machen, als hinreicht, ihn aufrechtzuerhalten f&uuml;r seine Arbeit, - ist denn das zuviel verlangt in der zivilisierten Gesellschaft? - Und dann Karl Gescheidtle aus Baden, ein junger Mann von den trefflichsten Anlagen und nicht ohne h&ouml;here Schulbildung - er sieht so treu, so gut darein, ich garantiere daf&uuml;r, er ist die Redlichkeit selbst ... Und auch ein Greis und noch mehrere junge Leute flehen f&uuml;r ihrer H&auml;nde Arbeit um ihr t&auml;gliches Brot. - Wer helfen kann, s&auml;ume nicht l&auml;nger, oder sein Gewissen wird ihm einst seinen Schlaf rauben, wo er ihn am meisten bedarf. Freilich k&ouml;nntet Ihr sagen: Da sind Tausende, die vergebens nach Arbeit schreien, und allen k&ouml;nnen wir doch nicht helfen - Ihr k&ouml;nntet wohl, doch Ihr seid Knechte des Egoismus und habt kein Herz, etwas zu tun. Solange Ihr aber nicht allen helfen wollt, zeigt wenigstens, da&szlig; Ihr noch ein Restchen menschliches Gef&uuml;hl &uuml;brigbehalten habt, und helft so vielen Einzelnen, als Euch m&ouml;glich."</P>
</FONT><P>Nat&uuml;rlich, wenn sie wollten, so k&ouml;nnten sie mehreren helfen, als ihnen m&ouml;glich ist. Das ist die Praxis, die wirkliche Aus&uuml;bung der Selbsterniedrigung und Wegwerfung, die jene neuere Religion lehrt.</P>
<P ALIGN="CENTER"><A NAME="A_5">F&Uuml;NFTER ABSCHNITT</A></P>
<FONT SIZE=+1><P ALIGN="CENTER">Krieges pers&ouml;nliches Auftreten</P></FONT>
<P>Wie das pers&ouml;nliche Auftreten Krieges in seinem Journale beschaffen ist, geht schon mit Notwendigkeit aus den obigen Stellen hervor; wir heben daher nur einige Punkte heraus.</P>
<P>Kriege tritt als <I>Prophet </I>auf, daher auch notwendig als Emiss&auml;r eines geheimen Ess&auml;erbundes, des "Bundes der Gerechtigkeit". Wenn er daher nicht im Namen der "Unterdr&uuml;ckten" spricht, so spricht er im Namen der "Gerechtigkeit", die aber nicht die gew&ouml;hnliche Gerechtigkeit, sondern die Gerechtigkeit des "Bundes der Gerechtigkeit" ist. Nicht blo&szlig; sich <I>selbst </I>mystifiziert er, er mystifiziert auch die <I>Geschichte</I>. Die wirkliche geschichtliche Entwicklung des Kommunismus in den verschiedenen L&auml;ndern Europas, die <B>&lt;17&gt;</A></B> er nicht kennt, mystifiziert er dadurch, da&szlig; er den Ursprung und die Fortschritte des Kommunismus auf fabelhafte, romanhafte und erlogene Intrigen dieses Ess&auml;erbundes schiebt. Hier&uuml;ber sieh alle Nummern, namentlich die Antwort an Harro Harring, wo auch die wahnwitzigsten Phantasien &uuml;ber die Macht dieses Bundes gegeben werden.</P>
<P>Als echter <I>Liebesapostel </I>wendet sich Kriege zun&auml;chst an die Frauen, denen er die Verworfenheit nicht zutraut, einem liebepochenden Herzen widerstehen zu k&ouml;nnen, dann an die vorgefundenen Agitatoren "s&ouml;hnlich und vers&ouml;hnlich" - als "Sohn" - als "Bruder" - als "Herzensbruder" - und endlich als <I>Mensch </I>an die Reichen. Kaum in New York angekommen, erl&auml;&szlig;t er Sendschreiben an alle reichen deutschen Kaufleute, setzt ihnen die Knallb&uuml;chse der Liebe auf die Brust, h&uuml;tet sich sehr wohl zu sagen, was er von ihnen will, unterzeichnet sich bald "Ein Mensch", bald "Ein Menschenfreund", bald "Ein Narr" - und, "solltet Ihr's glauben, meine Freunde?", kein Mensch l&auml;&szlig;t sich auf seine hocht&ouml;nenden Alfanzereien ein. Dar&uuml;ber kann sich niemand wundern als Kriege selbst. - Die bekannten, schon zitierten Liebesphrasen werden zuweilen gepfeffert durch Ausrufungen, wie (Nr. 12, "Antwort an Koch"): "Hurra! Es lebe die Gemeinschaft, es lebe die Gleichheit, es lebe die Liebe!" Praktische Fragen und Zweifel (cf. Nr. 14, "Antwort" an Conze) wei&szlig; er nur aus vors&auml;tzlicher Bosheit und Verstocktheit sich zu erkl&auml;ren. Als echter Prophet und Liebesoffenbarer spricht er die ganze hysterische Gereiztheit einer geprellten sch&ouml;nen Seele &uuml;ber die Sp&ouml;tter, die Ungl&auml;ubigen und die Menschen der alten Welt aus, die sich nicht durch seine s&uuml;&szlig;e Liebesw&auml;rme in "selige Himmelsbewohner" umzaubern lassen. In solcher malkontent-sentimentalen Stimmung ruft er ihnen Nr. 11 unter der Etikett "Fr&uuml;hling" zu: "Darum, die Ihr uns heute verspottet, Ihr werdet bald <I>fromm </I>werden, denn wisset, es wird Fr&uuml;hling."</P>
<P ALIGN="CENTER"><A href="../default.htm">Zur&uuml;ck zum Gesamtverzeichnis Karl Marx/Friedrich Engels - Werke</A></P>
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