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<TITLE>Karl Marx - De Intervention in Mexiko</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak61.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen 1861</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 15, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 366-373.</P>
<P>1. Korrektur.<BR>
Erstellt am 25.10.1998.</P>
</FONT><H2>Karl Marx </H2>
<H1>Die Intervention in Mexiko </H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 6440 vom 23. November 1861] </P>
</FONT><B><P><A NAME="S366">|366|</A></B> London, 8. November 1861 </P>
<P>Die beabsichtigte Intervention Englands, Frankreichs und Spaniens in Mexiko ist nach meiner Ansicht eines der ungeheuerlichsten Unternehmen in den Annalen der internationalen Geschichte. Es ist ein Anschlag wahrhaft Palmerstonscher Art, der den Uneingeweihten durch das unsinnige Ziel und die Sinnlosigkeit der angewandten Mittel, die mit der bekannten F&auml;higkeit des alten R&auml;nkeschmiedes unvereinbar zu sein scheinen, in Erstaunen setzt. </P>
<P>Es ist wahrscheinlich, da&szlig; sich unter den vielen Eisen, die Louis Bonaparte gezwungenerma&szlig;en stets im Feuer h&auml;lt, um das franz&ouml;sische Volk abzulenken, ein mexikanischer Feldzug befand. Es ist sicher, da&szlig; Spanien, dem seine wohlfeilen Erfolge in Marokko und St. Domingo den sowieso nicht sehr klugen Kopf verdrehten, von einer Restauration in Mexiko tr&auml;umt. Aber es ist trotzdem gewi&szlig;, da&szlig; das franz&ouml;sische Projekt noch lange nicht gereift war, und da&szlig; sowohl Frankreich als auch Spanien sich gegen eine gemeinsame Expedition nach Mexiko unter englischer F&uuml;hrung heftig str&auml;ubten. </P>
<P>Am 24. September teilte Palmerstons Privat-Moniteur, die Londoner "Morning Post", zuerst den Plan einer gemeinschaftlichen Intervention in allen Einzelheiten mit, und zwar nach den Bestimmungen eines, wie sie sagt, gerade abgeschlossenen Vertrages zwischen England, Frankreich und Spanien. Diese Erkl&auml;rung hatte kaum den Kanal &uuml;berquert, als sie die franz&ouml;sische Regierung in den Spalten der Pariser "Patrie" L&uuml;gen strafte. Am 27. September brach Palmerstons nationales Organ, die Londoner "Times", das Schweigen &uuml;ber den Plan in einem Leitartikel und widerlegte die "Patrie", ohne sie zu nennen. Die "Times" berichtete sogar, da&szlig; <A NAME="S367"><B>|367|</A></B> Lord Russell den englischen Beschlu&szlig; der Intervention in Mexiko der franz&ouml;sischen Regierung mitgeteilt habe, und Herr Thouvenel erwiderte, da&szlig; der Kaiser der Franzosen zu einem &auml;hnlichen Entschlu&szlig; gelangt sei. Jetzt war die Reihe an Spanien. Eine halboffizielle Madrider Zeitung, die Spaniens Absicht best&auml;tigte, sich in Mexiko einzumischen, wies zugleich den Gedanken einer Intervention an der Seite Englands zur&uuml;ck. Die Dementis waren noch nicht ersch&ouml;pft. Die "Times" hatte kategorisch angek&uuml;ndigt. da&szlig; "der amerikanische Pr&auml;sident seine volle Einwilligung zur beabsichtigten Expedition gegeben habe". Alle amerikanischen Zeitungen, die den Artikel der "Times" erw&auml;hnten, haben diese Behauptung seit langem widerlegt. </P>
<P>Deshalb ist es gewi&szlig;, und es wurde von der "Times" ausdr&uuml;cklich zugegeben, da&szlig; die gemeinsame Intervention in ihrer gegenw&auml;rtigen Form eine englische, d.h. Palmerstonsche Machenschaft ist. Spanien wurde durch den einsch&uuml;chternden Druck Frankreichs zum Anschlu&szlig; getrieben; und Frankreich wurde durch Konzessionen auf dem Gebiete der europ&auml;ischen Politik umgestimmt. In dieser Hinsicht ist es ein bezeichnendes Zusammentreffen, da&szlig; die "Times" vom 6. November gerade in der Nummer, in der sie den Beschlu&szlig; einer gemeinsamen Einmischung in Mexiko mitteilt, einen Leitartikel ver&ouml;ffentlicht, worin sie den Protest der Schweiz gegen den k&uuml;rzlichen Einfall einer franz&ouml;sischen Truppe in ihr Gebiet - n&auml;mlich das Dappental - geringsch&auml;tzig und mit au&szlig;erordentlichem Hohn behandelt. Als Entgelt f&uuml;r seine Mitt&auml;terschaft in der mexikanischen Expedition hat Louis Bonaparte carte blanche |unbeschr&auml;nkte Vollmacht| f&uuml;r seine geplanten &Uuml;bergriffe in der Schweiz und eventuellen anderen Gebieten des europ&auml;ischen Kontinents erhalten. Die Verhandlungen Englands und Frankreichs &uuml;ber diesen Punkt dauerten w&auml;hrend des ganzen September und Oktober an. </P>
<P>Es gibt in England keinen Menschen, der eine Intervention in Mexiko w&uuml;nscht, au&szlig;er den mexikanischen Staatsgl&auml;ubigern, die sich jedoch niemals des geringsten Einflusses auf die Meinung der Nation r&uuml;hmen konnten. Daher die Schwierigkeit, den Palmerstonschen Plan der &Ouml;ffentlichkeit beizubringen. Das beste Mittel war noch, den britischen Elefanten durch widersprechende Nachrichten zu verwirren, die aus derselben Werkstatt kommen, aus demselben Material bestehen, jedoch in der Dosis, die dem Tier verabfolgt wird, variieren. </P>
<P>Die "Morning Post" berichtete in ihrer Ausgabe vom 24. September, da&szlig; es "wegen Mexiko keinen territorialen Krieg geben werde", da&szlig; der <A NAME="S368"><B>|368|</A></B> einzige strittige Punkt die Geldforderungen an das mexikanische Schatzamt seien, da&szlig; "es unm&ouml;glich sei, mit Mexiko als organisierter und bestehender Regierung umzugehen", und da&szlig; demzufolge "die Haupth&auml;fen Mexikos vor&uuml;bergehend besetzt und ihre Zolleinnahmen beschlagnahmt w&uuml;rden." </P>
<P>Dagegen erkl&auml;rte die "Times" vom 27. September: "Wir sind durch lange Geduld in bezug auf Ehrlosigkeiten und Zahlungsverweigerungen, legale und nicht wiedergutzumachende Pl&uuml;nderungen unserer Landsleute von seiten eines bankrotten Staatswesens unbeugsam geworden", und demzufolge sei "die private R&auml;uberei der englischen Staatsgl&auml;ubiger" nicht, wie die "Post" meinte, der Grund der Intervention. Die "Times" bemerkte en passant, da&szlig; "das Klima der Hauptstadt Mexiko hinreichend gesund sei, sollte ein so weites Vordringen n&ouml;tig werden", hoffe jedoch, da&szlig; "die blo&szlig;e Gegenwart eines vereinigten Geschwaders im Golf und die Besetzung einiger H&auml;fen hinreichen w&uuml;rden, um die mexikanische Regierung zu<I> neuen</I> Anstrengungen f&uuml;r die Aufrechterhaltung des Friedens anzuspornen und die Mi&szlig;vergn&uuml;gten zu einer mehr konstitutionellen Opposition als der der Brigandage zu zwingen". </P>
<P>Wenn nun, nach Ansicht der "Post", die Expedition deshalb begonnen werden sollte, weil "in Mexiko keine Regierung existiere", so w&auml;re sie nach der "Times" nur geplant, um die<I> bestehende</I> mexikanische Regierung zu ermutigen und zu unterst&uuml;tzen. Das originellste Mittel zur Festigung einer Regierung besteht unstreitig in der Eroberung ihrer Territorien und der Sequestration ihrer Eink&uuml;nfte. </P>
<P>Nachdem die "Times" und die "Morning Post" einmal das Stichwort gegeben hatten, wurde John Bull den kleineren ministeriellen Orakeln &uuml;bergeben, die ihn vier Wochen lang systematisch im gleichen widersprechenden Stil bearbeiteten, bis die &ouml;ffentliche Meinung, obgleich in vors&auml;tzlicher Unkenntnis &uuml;ber Ziel und Zweck einer Intervention gehalten, schlie&szlig;lich gen&uuml;gend auf den Gedanken einer gemeinsamen Intervention in Mexiko vorbereitet war. Endlich kamen die Verhandlungen mit Frankreich zu einem Ende; der "Moniteur" berichtete, da&szlig; der Vertrag zwischen den drei intervenierenden M&auml;chten am 31. Oktober abgeschlossen worden sei. Das "Journal des D&eacute;bats" - einer seiner Mitinhaber wurde zum Kommandanten eines Schiffes des franz&ouml;sischen Geschwaders ernannt - teilte der Welt mit, da&szlig; keine st&auml;ndige territoriale Eroberung beabsichtigt sei, da&szlig; Veracruz und andere Punkte an der K&uuml;ste eingenommen werden sollten, da&szlig; man sich auf ein Vordringen auf die Hauptstadt geeinigt habe, falls die rechtm&auml;&szlig;igen Beh&ouml;rden in Mexiko nicht in die Forderungen der <A NAME="S369"><B>|369|</A></B> Invasoren einwilligen sollten und da&szlig; dar&uuml;ber hinaus in der Republik eine starke Regierung eingesetzt werden solle. </P>
<P>Die "Times", die seit ihrer ersten Ank&uuml;ndigung vom 27. September die blo&szlig;e Existenz Mexikos vergessen zu haben schien, mu&szlig;te wieder vortreten. Jeder, der ihre Verbindung mit Palmerston und die urspr&uuml;ngliche Bekanntmachung seines Planes in ihren Spalten nicht kennt, w&uuml;rde wahrscheinlich den heutigen Leitartikel der "Times" f&uuml;r die schneidendste und unerbittlichste Satire auf das ganze Abenteuer halten. Der Artikel beginnt mit der Feststellung, da&szlig; "die Expedition<I> sehr bemerkenswert sei</I>" (sp&auml;ter hei&szlig;t es<I> "merkw&uuml;rdig"</I>). "Drei Staaten verbinden sich, um einen vierten zu einem guten Benehmen zu zwingen,<I> nicht so sehr durch einen Krieg, als durch autoritatives Eingreifen zur Herstellung der Ordnung</I>." </P>
<P>Autoritatives Eingreifen zur Herstellung der Ordnung! Das ist w&ouml;rtlich der Jargon der Heiligen Allianz und klingt von seiten Englands, mit seiner Verherrlichung des Prinzips der Nichteinmischung, wirklich sehr<I> bemerkenswert</I>. Und warum sind "die Methoden des Krieges, der Kriegserkl&auml;rung und alle anderen Gebote des V&ouml;lkerrechts" durch "ein autoritatives Eingreifen zur Herstellung der Ordnung" verdr&auml;ngt worden? Weil, sagt die "Times", "in Mexiko keine Regierung besteht". Und welches ist das eingestandene Ziel der Expedition? "Forderungen an die rechtm&auml;&szlig;igen Beh&ouml;rden in Mexiko zu stellen." </P>
<P>Die einzigen Beschwerden der intervenierenden M&auml;chte, die einzigen Gr&uuml;nde, die ihre feindselige Handlungsweise auch nur im geringsten rechtfertigen k&ouml;nnten, sind bequem aufzuz&auml;hlen. Da sind die Geldforderungen der Gl&auml;ubiger und eine Reihe pers&ouml;nlicher Ausschreitungen, die gegen Untertanen Englands, Frankreichs und Spaniens vorgekommen sein sollen. Das waren auch die Gr&uuml;nde f&uuml;r die Intervention, wie sie die "Morning Post" urspr&uuml;nglich angab und wie Lord John Russell vor einiger Zeit in einem Interview mit Vertretern der mexikanischen Staatsgl&auml;ubiger in England offiziell best&auml;tigte. Die heutige "Times" erkl&auml;rt: </P>
<FONT SIZE=2><P>"England, Frankreich und Spanien haben eine Expedition verabredet, um Mexiko zur<I> Erf&uuml;llung seiner speziellen Verpflichtungen</I> zu veranlassen und<I> den Untertanen der jeweiligen Kronl&auml;nder Schutz zu bringen</I>." </P>
</FONT><P>Jedoch macht die Times" im Verlauf ihres Artikels eine Wendung und ruft aus: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wir werden ohne Zweifel zumindest eine<I> Anerkennung unserer geldlichen Forderungen erlangen;</I> tats&auml;chlich h&auml;tte<I> eine einzige britische Fregatte diese Genugtuung jederzeit</I> er<I>halten k&ouml;nnen</I>. Wir d&uuml;rfen auch glauben, da&szlig; die schlimmsten Ausschreitungen, die <A NAME="S370"><B>|370|</A></B> vorgekommen waren, durch schnelle und hohe Bu&szlig;en ges&uuml;hnt werden; <I>es ist jedoch klar, da&szlig;, wenn wir nur dies erreichen wollten, wir nicht zu derart extremen Mitteln zu greifen brauchten, wie jetzt vorgeschlagen wurden</I>." </P>
</FONT><P>Die "Times" gesteht dann weitschweifig, da&szlig; die urspr&uuml;nglich f&uuml;r die Expedition angegebenen Gr&uuml;nde leerer Vorwand waren, da&szlig; f&uuml;r die Wiedergutmachung keine der gegenw&auml;rtigen Ma&szlig;nahmen n&ouml;tig sei und da&szlig; in der Tat die "Anerkennung der Geldforderungen und der Schutz der europ&auml;ischen Untertanen" &uuml;berhaupt nichts mit der gegenw&auml;rtigen gemeinsamen Intervention in Mexiko zu tun haben. Was also sind ihre wirklichen Ziele und Zwecke? </P>
<P>Bevor wir den weiteren Erkl&auml;rungen der "Times" folgen, wollen wir en passant noch einige "Merkw&uuml;rdigkeiten" notieren, die zu ber&uuml;hren sie sich wohlweislich geh&uuml;tet hat. Erstens ist es wirklich eine "Merkw&uuml;rdigkeit", Spanien - ausgerechnet Spanien - als Kreuzfahrer f&uuml;r die Heiligkeit ausl&auml;ndischer Schulden zu sehen! Der "Courrier du dimanche" vom letzten Sonntag fordert die franz&ouml;sische Regierung bereits auf, die Gelegenheit zu nutzen und Spanien zur "ewig hinausgeschobenen Erf&uuml;llung seiner alten Verpflichtungen gegen&uuml;ber den franz&ouml;sischen Gl&auml;ubigern" zu zwingen. </P>
<P>Die zweite noch gr&ouml;&szlig;ere "Merkw&uuml;rdigkeit" ist, da&szlig; dieser selbe Palmerston, der nach Lord John Russells k&uuml;rzlicher Erkl&auml;rung plant, in Mexiko einzufallen, um dessen Regierung zur Zahlung an die englischen Staatsgl&auml;ubiger zu zwingen, da&szlig; dieser Palmerston freiwillig und entgegen dem Willen der mexikanischen Regierung die Vertragsrechte Englands und die von Mexiko ihren englischen Gl&auml;ubigern verpf&auml;ndeten Sicherheiten<I> opferte</I>. </P>
<P>Durch den 1826 mit England abgeschlossenen Vertrag wurde Mexiko verpflichtet, die Errichtung der Sklaverei in keinem Gebiet seines damaligen Reiches zuzulassen. Durch eine andere Klausel desselben Vertrages bot es England als Sicherheit f&uuml;r die von britischen Kapitalisten erhaltenen Anleihen die Pfandverschreibung von 45.000.000 acres der Staatsl&auml;ndereien in Texas. Palmerston war es, der zehn bis zw&ouml;lf Jahre sp&auml;ter als Vermittler f&uuml;r Texas gegen Mexiko eingriff. In dem von ihm damals mit Texas abgeschlossenen Vertrag opferte er nicht nur die<I> Anti-Sklaverei-Klausel</I>, sondern auch die<I> Pfandverschreibung auf die Staatsl&auml;ndereien</I>, wodurch er die englischen Gl&auml;ubiger ihrer Sicherheiten beraubte. Damals protestierte die mexikanische Regierung; doch inzwischen konnte sich der Minister John C. Calhoun sp&auml;ter den Scherz erlauben, dem Kabinett von St. James mitzuteilen, da&szlig; dessen Wunsch, "die Sklaverei in Texas abgeschafft zu wissen, am besten vermittels der Annexion von Texas durch die Vereinigten <A NAME="S371"><B>|371|</A></B> Staaten verwirklicht werden k&ouml;nne". In der Tat verloren die englischen Staatsgl&auml;ubiger jeden Anspruch an Mexiko, da Palmerston die ihnen in dem Vertrag von l826 zugestandene Pfandverschreibung freiwillig geopfert hatte. </P>
<P>Da jedoch die Londoner "Times" erkl&auml;rt, da&szlig; die jetzige Intervention nichts mit Geldforderungen oder pers&ouml;nlichen Ausschreitungen zu tun hat, was in aller Welt ist dann ihr wirklicher oder vorgeschobener Zweck?<I> </P>
<P>"Ein autoritatives Eingreifen zur Herstellung der Ordnung!"</I> Da England, Frankreich und Spanien eine neue Heilige Allianz planen und einen bewaffneten Areopag f&uuml;r die Herstellung der Ordnung in der ganzen Welt bilden, mu&szlig; Mexiko, sagt die "Times", "vor<I> der Anarchie gerettet</I> und auf den Weg der Selbstregierung und des Friedens gebracht werden. Eine starke und dauerhafte Regierung" mu&szlig; dort von den Angreifern "errichtet werden", und diese Regierung soll aus "einer mexikanischen Partei" gebildet werden. </P>
<P>Bildet sich nun jemand ein, da&szlig; Palmerston und sein Sprachrohr, die "Times", eine gemeinsame Intervention tats&auml;chlich als ein Mittel zu dem angegebenen Zweck betrachten, n&auml;mlich die Anarchie zu ersticken und eine starke und dauerhafte Regierung in Mexiko zu errichten? Die "Times", weit davon entfernt, solch phantastische &Uuml;berzeugung zu hegen, erkl&auml;rt in ihrem ersten Leitartikel vom 27. September ausdr&uuml;cklich: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Der einzige Punkt, in dem m&ouml;glicherweise Zwiespalt zwischen uns und unseren Alliierten obwalten kann, betrifft<I> die Regierung der Republik</I>. England w&uuml;nscht sie in den H&auml;nden der<I> liberalen Partei, die jetzt an der Macht ist,</I> zu lassen, w&auml;hrend Frankreich und Spanien der Parteilichkeit f&uuml;r die<I> k&uuml;rzlich gest&uuml;rzte kirchliche Herrschaft</I> verd&auml;chtig sind ... Es w&auml;re wirklich sonderbar, wenn Frankreich in der alten und neuen Welt zugleich sich zum Protektor von Priestern und Banditen aufw&uuml;rfe." </P>
</FONT><P>In ihrem heutigen Leitartikel f&auml;hrt die "Times" auf dieser Ebene fort und fa&szlig;t ihre Skrupel in folgendem Satz zusammen: </P>
<FONT SIZE=2><P>"Es ist kaum anzunehmen, da&szlig; alle intervenierenden M&auml;chte<I> eine</I> der beiden Parteien, die in Mexiko bestehen, bevorzugen werden; und es ist<I> ebenso schwer vorstellbar</I>, da&szlig; ein gangbarer Kompromi&szlig; zwischen so entschlossenen Feinden gefunden werden k&ouml;nnte." </P>
</FONT><P>Palmerston und die "Times" sind sich also v&ouml;llig klar dar&uuml;ber, da&szlig; "in Mexiko eine Regierung besteht", da&szlig; "die liberale Partei", offensichtlich von England beg&uuml;nstigt, "jetzt an der Macht" ist, da&szlig; "die kirchliche Herrschaft gest&uuml;rzt ist", da&szlig; eine spanische Intervention die letzte verlorene Hoffnung der Priester und Banditen war und da&szlig; schlie&szlig;lich jene <A NAME="S372"><B>|372|</A></B> mexikanische Anarchie im Aussterben begriffen ist. Sie wissen also, da&szlig; die gemeinsame Intervention, mit keinem anderen erkl&auml;rten Ziel, als Mexiko vor der Anarchie zu retten, die entgegengesetzte Wirkung hervorrufen, die konstitutionelle Regierung schw&auml;chen, die Kirchenpartei durch die Hilfe franz&ouml;sischer und spanischer Bajonette st&auml;rken, das glimmende Feuer des B&uuml;rgerkrieges wieder entfachen und, anstatt sie zu ersticken, die Anarchie wieder<I> zu voller Bl&uuml;te bringen</I> wird. </P>
<P>Der Schlu&szlig;, den die "Times" selbst aus dem Obenerw&auml;hnten zieht, ist wirklich "bemerkenswert" und "merkw&uuml;rdig". </P>
<FONT SIZE=2><P>"Obgleich", sagt sie, "diese Erw&auml;gungen uns bewegen k&ouml;nnen, den Ergebnissen dieser Expedition mit einiger Besorgnis entgegenzusehen, sprechen sie nicht gegen die<I> Zweckm&auml;&szlig;igkeit der Expedition selbst</I>." </P>
</FONT><P>Es spricht demzufolge nicht gegen die Zweckm&auml;&szlig;igkeit der Expedition selbst, da&szlig; die Expedition gegen ihren einzigen erkl&auml;rten Zweck spricht. Es spricht nicht gegen die Mittel, da&szlig; sie ihr erkl&auml;rtes eigenes Ziel durchkreuzen. </P>
<P>Die gr&ouml;&szlig;te "Merkw&uuml;rdigkeit", die die "Times" bringt, habe ich jedoch noch in petto. </P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn", sagt sie, "Pr&auml;sident Lincoln die in dem Vertrag vorgesehene Einladung, an den bevorstehenden Operationen teilzunehmen, annehmen sollte,<I> w&uuml;rde die Angelegenheit einen noch merkw&uuml;rdigeren Charakter bekommen</I>." </P>
</FONT><P>Es w&auml;re wirklich die gr&ouml;&szlig;te "Merkw&uuml;rdigkeit", wenn die mit Mexiko in Freundschaft lebenden Vereinigten Staaten sich mit den europ&auml;ischen Ordnungsh&auml;ndlern verb&uuml;nden w&uuml;rden und durch Teilnahme an deren Werk die Einmischung eines europ&auml;ischen bewaffneten Areopags in die inneren Angelegenheiten amerikanischer Staaten sanktionierten. Der erste Plan einer solchen &Uuml;bertragung der Heiligen Allianz auf die andere Seite des Atlantik ward zur Zeit der Restauration f&uuml;r die Bourbonen Spaniens und Frankreichs von<I> Chateaubriand</I> entworfen. Der Versuch scheiterte an einem englischen Minister, Herrn<I> Canning</I>, und einem amerikanischen Pr&auml;sidenten, Herrn<I> Monroe</I>. Die gegenw&auml;rtigen Ereignisse in den Vereinigten Staaten schienen Palmerston der geeignete Moment, das alte Projekt in ver&auml;nderter Form wieder aufzunehmen. Da die Vereinigten Staaten gegenw&auml;rtig keiner ausl&auml;ndischen Verbindung gestatten d&uuml;rfen, sich in den Krieg f&uuml;r die Union einzumischen, ist alles, was ihnen bleibt,<I> der Protest</I>. Jene, die ihnen in Europa das Beste w&uuml;nschen, hoffen, da&szlig; sie protestieren und damit vor den Augen der Welt jede Beteiligung an diesem &auml;u&szlig;erst sch&auml;ndlichen Plan streng ablehnen. </P>
<B><P><A NAME="S373">|373|</A></B> Diese milit&auml;rische Expedition Palmerstons, die durch eine Koalition mit zwei anderen M&auml;chten ausgef&uuml;hrt werden soll, wird w&auml;hrend der Prorogation, ohne die Zustimmung und gegen den Willen des britischen Parlaments begonnen werden. Der erste au&szlig;erparlamentarische Krieg Palmerstons war der afghanische Krieg, gemildert und gerechtfertigt durch das Vorlegen<I> gef&auml;lschter Papiere</I>. Ein weiterer Krieg dieser Art war sein persischer Krieg von 1857/58. Er verteidigte ihn damals unter dem Vorwand, "da&szlig; das Prinzip der vorherigen Zustimmung des Hauses nicht bei<I> asiatischen</I> Kriegen angewandt werde". Es scheint, da&szlig; es ebensowenig auf<I> amerikanische</I> Kriege angewandt wird. Mit der Kontrolle &uuml;ber ausw&auml;rtige Kriege verliert das Parlament alle Kontrolle &uuml;ber das nationale Schatzamt, und die parlamentarische Regierung wird zu einer blo&szlig;en Farce. </P>
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