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<TITLE>Karl Marx - Bemerkungen zum Artikel von Herrn Adolph Bartels</TITLE>
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<SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 4, S. 419 - 420<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1972 </SMALL></P>
<H2>Karl Marx</H2>
<H1>[Bemerkungen zum Artikel von Herrn Adolph Bartels]</H1>
</I><FONT SIZE=2><P>Aus dem Franz&ouml;sischen.</P></FONT><HR>
<FONT SIZE=2><P ALIGN="RIGHT">["Deutsche-Br&uuml;sseler-Zeitung" Nr. 101 vom 19. Dezember 1847]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S419">&lt;419&gt;</A></B> Herr <I>Adolph Bartels </I>behauptet, da&szlig; das &ouml;ffentliche Leben f&uuml;r ihn zu Ende sei. Tats&auml;chlich hat er sich, allen Ernstes, in das Privatleben zur&uuml;ckgezogen: er beschr&auml;nkt sich darauf, bei jedem politischen Ereignis Proteste vom Stapel zu lassen, laut zu verk&uuml;nden, da&szlig; er sein eigener Herr zu sein glaube, da&szlig; alles ohne ihn - Herrn Bartels - und gegen ihn - Herrn Bartels - geschehen sei und da&szlig; er das Recht besitze, den Geschehnissen seine allerh&ouml;chste Sanktionierung vorzuenthalten. Man wird zugeben, da&szlig; man auch so am &ouml;ffentlichen Leben teilnehmen kann und da&szlig;, mit Hilfe all dieses Deklarierens, Proklamierens und Protestierens sich der faktisch im &ouml;ffentlichen Leben stehende Mann hinter dem bescheidenen Auftreten des Privatmannes verbirgt. So offenbart sich das mi&szlig;verstandene und verkannte Genie.</P>
<P>Herr A. Bartels wei&szlig; sehr wohl, da&szlig; die Demokraten der verschiedenen Nationen mit ihrem Zusammenschlu&szlig; unter dem Namen Demokratische Gesellschaft kein anderes Ziel verfolgten, als ihre Ideen auszutauschen und sich gegenseitig &uuml;ber die Prinzipien zu verst&auml;ndigen, die der Verwirklichung der Einigkeit und Br&uuml;derlichkeit unter den V&ouml;lkern dienen k&ouml;nnen. Es versteht sich von selbst, da&szlig; es in einer Gesellschaft mit solchen Zielen Pflicht aller Ausl&auml;nder ist, ihre Meinung offen darzulegen, und es ist schon l&auml;cherlich, sie als <I>Schulmeister </I>zu bezeichnen, sooft sie das Wort ergreifen, um ihre Pflicht, eben als Mitglieder der Vereinigung, zu erf&uuml;llen. Wenn Herr A. Bartels die Ausl&auml;nder beschuldigt, Lektionen erteilen zu wollen, dann doch nur, weil diese sich weigern, Lektionen von ihm anzunehmen.</P>
<P>Zweifellos besinnt sich Herr A. Bartels, da&szlig; er in dem provisorischen Komitee, dem er angeh&ouml;rte, sogar den Vorschlag gemacht hat, die Vereinigung der deutschen Arbeiter zum <I>Kern </I>der neu zu gr&uuml;ndenden Gesellschaft zu machen. Ich selbst mu&szlig;te jenen Vorschlag, im Namen der <A NAME="S420"><B>&lt;420&gt;</A></B> deutschen Arbeiter, zur&uuml;ckweisen. Sollte uns Herr A. Bartels damit etwa eine Falle haben stellen wollen, um sich die Handhabe f&uuml;r eine sp&auml;tere Denunziation zu schaffen?</P>
<P>Es steht Herrn Bartels frei, unsere Theorien als "schmutzig und barbarisch" zu beschimpfen. Er &uuml;bt keine Kritik, er f&uuml;hrt keinen Beweis; er verurteilt, ganz in der Manier der Orthodoxie, indem er im voraus das verdammt, was er nicht begreift.</P>
<P>Wir sind toleranter als Herr A. Bartels. Wir &uuml;bersehen seine "blauen Teufel", die v&ouml;llig harmlose Teufel sind.</P>
<P>Da Herr A. Bartels mehr Theokrat als Demokrat ist, ist es nur allzu nat&uuml;rlich, da&szlig; er im <I>"Journal de Bruxelles" </I>einen Helfershelfer findet. Diese Zeitung beschuldigt uns, das <I>"menschliche Geschlecht verbessern" </I>zu wollen. Sie kann sich beruhigen! Zum Gl&uuml;ck wissen wir Deutschen sehr wohl, da&szlig; seit 1640 die <I>Congregatio de propaganda fide </I>das alleinige Monopol zur Verbesserung des menschlichen Geschlechts hat. Wir sind zu bescheiden und zu unbedeutend, um den ehrw&uuml;rdigen, um das Wohl der Menschheit so l&ouml;blich beflissenen V&auml;tern Konkurrenz zu machen. Sie brauchen sich nur die M&uuml;he zu geben und den Bericht der <I>"Deutschen-Br&uuml;sseler-Zeitung" </I>mit dem des <I>"Northern Star" </I>zu vergleichen, und sie werden sich vergewissern k&ouml;nnen, da&szlig; mir der <I>"Northern Star" </I>nur auf Grund eines Irrtums die Worte zuschreibt: "Chartisten ... Ihr werdet gefeiert werden als die Retter des Menschengeschlechts."</P>
<P>Das <I>"Journal de Bruxelles" </I>ist vom Geiste w&auml;rmerer N&auml;chstenliebe beseelt, wenn es uns an das Beispiel von <I>Anacharsis Cloots </I>gemahnt, der das Schafott besteigen mu&szlig;te, weil er patriotischer sein wollte als die Patrioten von 1793 und 1794. In dieser Hinsicht trifft die ehrw&uuml;rdigen V&auml;ter kein Vorwurf. Sie waren niemals patriotischer als die Patrioten. Im Gegenteil, sie wurden immer und &uuml;berall beschuldigt, reaktion&auml;rer sein zu wollen als die Reaktion&auml;re und, schlimmer noch, die Ziele der Regierung mehr zu vertreten, als es die nationale Regierung tat. Wenn wir an die traurigen Erfahrungen denken, die sie vor kurzem in der Schweiz gemacht haben, so sind wir durchaus bereit, anzuerkennen, da&szlig; eine der ersten Christen w&uuml;rdige Hochherzigkeit aus ihrer Verwarnung spricht, wir m&ouml;chten unsererseits das entgegengesetzte Extrem und &auml;hnliche Gefahren zu vermeiden suchen. Wir danken ihnen daf&uuml;r.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
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