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<TITLE>Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung</TITLE><!-- #EndEditable -->
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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<P><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band <!-- #BeginEditable "Band" -->1<!-- #EndEditable -->. Berlin/DDR. 19<!-- #BeginEditable "Jahr" -->76<!-- #EndEditable -->. S. <!-- #BeginEditable "Seitenzahl" -->378-391<!-- #EndEditable -->.
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<BR>1,5. Korrektur<BR><!-- #BeginEditable "Erstelldatum" -->Erstellt am 30.08.1999<!-- #EndEditable --></SMALL></P>
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<H2><!-- #BeginEditable "Autor" -->Karl Marx<!-- #EndEditable --></H2>
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<H1><!-- #BeginEditable "%DCberschrift" -->Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung<!-- #EndEditable --></H1>
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<!-- #BeginEditable "Editionsgeschichte" -->
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<P><SMALL>Geschrieben Ende 1843 - Januar 1844 </SMALL><!-- #EndEditable -->
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<P><SMALL>»Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844</SMALL>
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<P><B>|378|</B>Für Deutschland ist die <I>Kritik der Religion</I>
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im wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung
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aller Kritik.
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<P>Die <I>profane </I>Existenz des Irrtums ist kompromittiert, nachdem seine
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<I>himmlische oratio pro aris et focis</I> |Gebet für Altar und
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Haushalt| widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit
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des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den <I>Widerschein</I>
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seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den <I>Schein</I>
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seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine Wirklichkeit sucht und
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suchen muß.
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<P>Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der <I>Mensch macht die
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Religion</I>, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion
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das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich
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selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber <I>der
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Mensch</I>, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der
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Mensch, das ist <I>die Welt des Menschen</I>, Staat, Sozietät. Dieser
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Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein <I>verkehrtes Weltbewußtsein</I>,
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weil sie eine <I>verkehrte Welt</I> sind. Die Religion ist die allgemeine
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Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer
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Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur |Ehrenpunkt|, ihr
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Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr
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allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die <I>phantastische
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Verwirklichung</I> des menschlichen Wesens, weil das <I>menschliche Wesen</I>
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keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also
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mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
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<P>Das <I>religiöse</I> Elend ist in einem der <I>Ausdruck</I> des
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wirklichen Elendes und in einem die <I>Protestation</I> gegen das wirkliche
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Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt
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einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist
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das <I>Opium </I>des Volkes.
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<P><B><A name="S379"></A>|379|</B>Die Aufhebung der Religion als des <I>illusorischen</I>
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Glücks des Volkes ist die Forderung seines <I>wirklichen </I>Glücks.
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Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die <I>Forderung,
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einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.</I> Die Kritik der Religion
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ist also im <I>Keim</I> die <I>Kritik des Jammertales</I>, dessen <I>Heiligenschein</I>
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die Religion ist.
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<P>Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt,
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nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit
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er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion
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enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit
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gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich
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um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur
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die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht
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um sich selbst bewegt.
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<P>Es ist also die <I>Aufgabe der Geschichte</I>, nachdem das <I>Jenseits der
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Wahrheit</I> verschwunden ist, die <I>Wahrheit des Diesseits</I> zu etablieren.
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Es ist zunächst die <I>Aufgabe der Philosophie</I>, die im Dienste der
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Geschichte steht, nachdem die <I>Heiligengestalt</I> der menschlichen
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Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren <I>unheiligen
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Gestalten</I> zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die
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Kritik der Erde, die <I>Kritik der Religion </I>in die <I>Kritik des Rechts</I>,
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die <I>Kritik der Theologie</I> in die <I>Kritik der Politik</I>.
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<P>Die nachfolgende Ausführung - ein Beitrag zu dieser Arbeit - schließt
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sich zunächst nicht an das Original, sondern an eine Kopie, an die deutsche
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Staats- und Rechts-<I>Philosophie</I> an, aus keinem andern Grund, als weil sie
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sich an <I>Deutschland</I> anschließt.
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<P>Wollte man an den deutschen <I>status quo</I> selbst anknüpfen, wenn
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auch in einzig angemessener Weise, d.h. negativ, immer bliebe das Resultat ein
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<I>Anachronismus</I>. Selbst die Verneinung unserer politischen Gegenwart
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findet sich schon als bestaubte Tatsache in der historischen Rumpelkammer der
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modernen Völker. Wenn ich die gepuderten Zöpfe verneine, habe ich
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immer noch die ungepuderten Zöpfe. Wenn ich die deutschen Zustände von
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1843 verneine, stehe ich, nach französischer Zeitrechnung, kaum im Jahre
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1789, noch weniger im Brennpunkt der Gegenwart.
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<P>Ja, die deutsche Geschichte schmeichelt sich einer Bewegung, welche ihr kein
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Volk am historischen Himmel weder vorgemacht hat noch nachmachen wird. Wir haben
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nämlich die Restaurationen der modernen Völker geteilt, ohne ihre
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Revolutionen zu teilen. Wir wurden restauriert, erstens, weil andere Völker
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eine Revolution wagten, und zweitens, weil andere Völker eine
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Konterrevolution litten, das eine Mal, weil unsere Herren Furcht hatten, und das
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andere Mal, weil unsere Herren keine Furcht hatten. Wir, unsere Hirten<B><A name="S380"></A>|380|</B>an der Spitze, befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit,
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am <I>Tag ihrer Beerdigung</I>.
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<P>Eine Schule, welche die Niederträchtigkeit von heute durch die Niederträchtigkeit
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von gestern legitimiert, eine Schule, die jeden Schrei des Leibeigenen gegen die
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Knute für rebellisch erklärt, sobald die Knute eine bejahrte, eine
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angestammte, eine historische Knute ist, eine Schule, der die Geschichte, wie
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der Gott Israels seinem Diener Moses nur ihr <I>a posteriori </I>|Hinterteil|
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zeigt, die <I>historische Rechtsschule</I>, sie hätte daher die deutsche
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Geschichte erfunden, wäre sie nicht eine Erfindung der deutschen
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Geschichte. Shylock, aber Shylock der Bediente, schwört sie jedes Pfund
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Fleisch, welches aus dem Volksherzen geschnitten wird, auf ihren Schein, auf
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ihren historischen Schein, auf ihren christlich-germanischen Schein.
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<P>Gutmütige Enthusiasten dagegen, Deutschtümler von Blut und
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Freisinnige von Reflexion, suchen unsere Geschichte der Freiheit jenseits
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unserer Geschichte in den teutonischen Urwäldern. Wodurch unterscheidet
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sich aber unsere Freiheitsgeschichte von der Freiheitsgeschichte des Ebers, wenn
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sie nur in den Wäldern zu finden ist? Zudem ist bekannt: Wie man
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hineinschreit in den Wald, schallt es heraus aus dem Wald. Also Friede den
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teutonischen Urwäldern!
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<P>Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings! Sie stehn <I>unter dem
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Niveau der Geschichte</I>, sie sind <I>unter aller Kritik</I>, aber sie bleiben
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ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität
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steht, ein Gegenstand des <I>Scharfrichters</I> bleibt. Mit ihnen im Kampf ist
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die Kritik keine Leidenschaft des Kopfs, sie ist der Kopf der Leidenschaft. Sie
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ist kein anatomisches Messer, sie ist eine Waffe. Ihr Gegenstand ist ihr <I>Feind</I>,
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den sie nicht widerlegen, sondern <I>vernichten</I> will. Denn der Geist jener
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Zustände ist widerlegt. An und für sich sind sie keine <I>denkwürdigen</I>
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Objekte, sondern ebenso verächtliche, als verachtete <I>Existenzen</I>.
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Die Kritik für sich bedarf nicht der Selbstverständigung mit diesem
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Gegenstand, denn sie ist mit ihm im reinen. Sie gibt sich nicht mehr als <I>Selbstzweck</I>,
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sondern nur noch als <I>Mittel</I>. Ihr wesentliches Pathos ist die <I>Indignation</I>,
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ihre wesentliche Arbeit die <I>Denunziation</I>.
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<P>Es gilt die Schilderung eines wechselseitigen dumpfen Drucks aller sozialen
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Sphären aufeinander, einer allgemeinen, tatlosen Verstimmung, einer sich
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ebensosehr anerkennenden als verkennenden Beschränktheit, eingefaßt
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in den Rahmen eines Regierungssystems, welches, von der Konservation aller Erbärmlichkeiten
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lebend, selbst nichts ist als die <I>Erbärmlichkeit an der Regierung</I>.
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<P><B><A name="S381"></A>|381|</B>Welch ein Schauspiel! Die ins unendliche fortgehende
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Teilung der Gesellschaft in die mannigfaltigsten Rassen, welche mit kleinen
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Antipathien, schlechten Gewissen und brutaler Mittelmäßigkeit sich
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gegenüberstehen, welche eben um ihrer wechselseitigen zweideutigen und argwöhnischen
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Stellung willen alle ohne Unterschied, wenn auch mit verschiedenen Formalitäten,
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als <I>konzessionierte Existenzen</I> von ihren <I>Herren</I> behandelt
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werden. Und selbst dies, daß sie <I>beherrscht, regiert, besessen</I>
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sind, müssen sie als eine <I>Konzession des Himmels</I> anerkennen und
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bekennen! Andererseits jene Herrscher selbst, deren Größe in
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umgekehrtem Verhältnis zu ihrer Zahl steht!
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<P>Die Kritik, die sich mit diesem Inhalt befaßt, ist die Kritik im <I>Handgemenge</I>,
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und im Handgemenge handelt es sich nicht darum, ob der Gegner ein edler, ebenbürtiger,
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ein <I>interessanter</I> Gegner ist, es handelt sich darum, ihn zu <I>treffen</I>.
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Es handelt sich darum, den Deutschen keinen Augenblick der Selbsttäuschung
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und der Resignation zu gönnen. Man muß den wirklichen Druck noch drückender
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machen, indem man ihm das Bewußtsein des Drucks hinzufügt, die
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Schmach noch schmachvoller, indem man sie publiziert. Man muß jede Sphäre
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der deutschen Gesellschaft als die <I>partie honteuse</I> |den Schandfleck|
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der deutschen Gesellschaft schildern, man muß diese versteinerten Verhältnisse
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dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt! Man
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muß das Volk vor sich selbst <I>erschrecken</I> lehren, um ihm <I>Courage</I>
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zu machen. Man erfüllt damit ein unabweisbares Bedürfnis des deutschen
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Volks, und die Bedürfnisse der Völker sind in eigner Person die
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letzten Gründe ihrer Befriedigung.
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<P>Und selbst für die <I>modernen</I> Völker kann dieser Kampf gegen
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den bornierten Inhalt des deutschen <I>status quo</I> nicht ohne Interesse
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sein, denn der deutsche <I>status quo</I> ist die <I>offenherzige Vollendung
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des ancien régime</I>, und das <I>ancien régime</I> ist der <I>versteckte
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Mangel des modernen Staates</I>. Der Kampf gegen die deutsche politische
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Gegenwart ist der Kampf gegen die Vergangenheit der modernen Völker, und
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von den Reminiszenzen dieser Vergangenheit werden sie noch immer belästigt.
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Es ist lehrreich für sie, das <I>ancien régime</I>, das bei ihnen
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seine Tragödie erlebt, als deutschen Revenant eine <I>Komödie</I>
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spielen zu sehen. <I>Tragisch</I> war seine Geschichte, solange es die präexistierende
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Gewalt der Welt, die Freiheit dagegen ein persönlicher Einfall war, mit
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einem Wort, solange es selbst an seine Berechtigung glaubte und glauben mußte.
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Solange das <I>ancien régime</I> als vorhandene Weltordnung mit einer
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erst werdenden Welt kämpfte, stand auf seiner Seite ein weltgeschichtlicher
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Irrtum, aber kein persönlicher. Sein Untergang war daher tragisch.
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<P><B><A name="S382"></A>|382|</B>Das jetzige deutsche Regime dagegen, ein Anachronismus,
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ein flagranter Widerspruch gegen allgemein anerkannte Axiome, die zur Weltschau
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ausgestellte Nichtigkeit des <I>ancien régime</I>, bildet sich nur noch
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ein, an sich selbst zu glauben, und verlangt von der Welt dieselbe Einbildung.
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Wenn es an sein eignes <I>Wesen</I> glaubt, würde es dasselbe unter dem S<I>chein</I>
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eines fremden Wesens zu verstecken und seine Rettung in der Heuchelei und dem
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Sophisma suchen? Das moderne <I>ancien régime</I> ist nur mehr der Komödiant
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einer Weltordnung, deren <I>wirkliche Helden</I> gestorben sind. Die Geschichte
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ist gründlich und macht viele Phasen durch, wenn sie eine alte Gestalt zu
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Grabe trägt. Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Gestalt ist ihre
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<I>Komödie</I>. Die Götter Griechenlands, die schon einmal tragisch
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zu Tode verwundet waren im gefesselten Prometheus des Äschylus, mußten
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noch einmal komisch sterben in den Gesprächen Lucians. Warum dieser Gang
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der Geschichte? Damit die Menschheit <I>heiter</I> von ihrer Vergangenheit
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scheide. Diese <I>heitere</I> geschichtliche Bestimmung vindizieren wir den
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politischen Mächten Deutschlands.
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<P>Sobald indes die <I>moderne</I> politisch-soziale Wirklichkeit selbst der
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Kritik unterworfen wird, sobald also die Kritik zu wahrhaft menschlichen
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Problemen sich erhebt, befindet sie sich außerhalb des deutschen <I>status
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quo</I>, oder sie würde ihren Gegenstand <I>unter</I> ihrem Gegenstand
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greifen. Ein Beispiel! Das Verhältnis der Industrie, überhaupt der
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Welt des Reichtums, zu der politischen Welt ist ein Hauptproblem der modernen
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Zeit. Unter welcher Form fängt dieses Problem an, die Deutschen zu beschäftigen?
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Unter der Form der <I>Schutzzölle</I>, des <I>Prohibitivsystems</I>, der
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<I>Nationalökonomie</I>. Die Deutschtümelei ist aus dem Menschen in
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die Materie gefahren, und so sahen sich eines morgens unsere Baumwollritter und
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Eisenhelden in Patrioten verwandelt. Man beginnt also in Deutschland die Souveränität
|
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des Monopols nach innen anzuerkennen, dadurch daß man ihm die <I>Souveränität
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nach außen</I> verleiht. Man beginnt also jetzt in Deutschland anzufangen,
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|
womit man in Frankreich und England zu enden beginnt. Der alte faule Zustand,
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|
gegen den diese Länder theoretisch im Aufruhr sind und den sie nur noch
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ertragen, wie man die Ketten erträgt, wird in Deutschland als die
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|
aufgehende Morgenröte einer schönen Zukunft begrüßt, die
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||
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kaum noch wagt, aus der <I>listigen</I> Theorie in die schonungslose Praxis überzugehen.
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Während das Problem in Frankreich und Endland lautet: <I>Politische Ökonomie</I>
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|
oder <I>Herrschaft der Sozietät über den Reichtum</I>, lautet es in
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|
Deutschland: <I>National-Ökonomie</I> oder <I>Herrschaft des
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||
|
Privateigentums über die Nationalität</I>. Es gilt also in Frankreich<B><A name="S383"></A>|383|</B>und England, das Monopol, das bis zu seinen letzten
|
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|
Konsequenzen fortgegangen ist, aufzuheben; es gilt in Deutschland, bis zu den
|
||
|
letzten Konsequenzen des Monopols fortzugehen. Dort handelt es sich um die Lösung,
|
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|
und hier handelt es sich erst um die Kollision. Ein zureichendes Beispiel der
|
||
|
<I>deutschen</I> Form der modernen Probleme, ein Beispiel, wie unsere
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||
|
Geschichte, gleich einem ungeschickten Rekruten, bisher nur die Aufgabe hatte,
|
||
|
abgedroschene Geschichte nachzuexerzieren.
|
||
|
<P>Ginge also die <I>gesamte</I> deutsche Entwicklung nicht über die <I>politische</I>
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deutsche Entwicklung hinaus, ein Deutscher könnte sich höchstens an
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|
den Problemen der Gegenwart beteiligen, wie sich ein <I>Russe</I> daran
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|
beteiligen kann. Allein wenn das einzelne Individuum nicht gebunden ist durch
|
||
|
die Schranken der Nation, ist die gesamte Nation noch weniger befreit durch die
|
||
|
Befreiung eines Individuums. Die Skythen haben keinen Schritt zur griechischen
|
||
|
Kultur vorwärts getan, weil Griechenland einen Skythen unter seine
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Philosophen zählt.
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<P>Zum Glück sind wir Deutsche keine Skythen.
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<P>Wie die alten Völker ihre Vorgeschichte in der Imagination erlebten, in
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|
der <I>Mythologie</I>, so haben wir Deutsche unsere Nachgeschichte im Gedanken
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erlebt, in der <I>Philosophie</I>. Wir sind <I>philosophische</I> Zeitgenossen
|
||
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der Gegenwart, ohne ihre <I>historischen</I> Zeitgenossen zu sein. Die deutsche
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|
Philosophie ist die <I>ideale Verlängerung</I> der deutschen Geschichte.
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|
Wenn wir also statt die oevres incomplètes |unvollendeten Werke|
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unserer reellen Geschichte die oevres posthumes |nachgelassenen Werke|
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|
unserer ideellen Geschichte, die <I>Philosophie</I>, kritisieren, so steht
|
||
|
unsere Kritik mitten unter den Fragen, von denen die Gegenwart sagt: <I>That is
|
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the question</I>. Was bei den fortgeschrittenen Völkern <I>praktischer</I>
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Zerfall mit den modernen Staatszuständen ist, das ist in Deutschland, wo
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|
diese Zustände selbst noch nicht existieren, zunächst <I>kritischer</I>
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Zerfall mit der philosophischen Spiegelung dieser Zustände.
|
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<P>Die <I>deutsche Rechts- und Staatsphilosophie</I> ist die einzige mit der
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|
<I>offiziellen</I> modernen Gegenwart <I>al pari</I> stehende <I>deutsche</I>
|
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Geschichte. Das deutsche Volk muß daher diese seine Traumgeschichte mit zu
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seinen bestehenden Zuständen schlagen und nicht nur diese bestehenden Zustände,
|
||
|
sondern zugleich ihre abstrakte Fortsetzung der Kritik unterwerfen. Seine
|
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|
Zukunft kann sich weder auf die unmittelbare Verneinung seiner reellen noch auf
|
||
|
die unmittelbare Vollziehung seiner ideellen Staats- und Rechtszustände
|
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<I>beschränken</I>, denn die unmittelbare Verneinung seiner reellen Zustände
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besitzt es in seinen ideellen Zuständen, und die unmittelbare Vollziehung<B><A name="S384"></A>|384|</B>seiner ideellen Zustände hat es in der Anschauung der
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Nachbarvölker beinah schon wieder <I>überlebt</I>. Mit Recht fordert
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daher die <I>praktische</I> politische Partei in Deutschland die Negation der
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<I>Philosophie</I>. Ihr Unrecht besteht nicht in der Forderung, sondern in dem
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Stehnbleiben bei der Forderung, die sie ernstlich weder vollzieht noch
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vollziehen kann. Sie glaubt, jene Negation dadurch zu vollbringen, daß sie
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der Philosophie den Rücken kehrt und abgewandten Hauptes - einige ärgerliche
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und banale Phrasen über sie hermurmelt. Die Beschränktheit ihres
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Gesichtskreises zählt die Philosophie nicht ebenfalls in den Bering der
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<I>deutschen</I> Wirklichkeit oder wähnt sie gar <I>unter</I> der
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deutschen Praxis und den ihr dienenden Theorien. Ihr verlangt, daß man an
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<I>wirkliche Lebenskeime</I> anknüpfen soll, aber ihr vergeßt, daß
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der wirkliche Lebenskeim des deutschen Volkes bisher nur in seinem <I>Hirnschädel</I>
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gewuchert hat. Mit einem Worte: <I>Ihr könnt die Philosophie nicht
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aufheben, ohne sie zu verwirklichen.</I>
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<P>Dasselbe Unrecht, nur mit <I>umgekehrten</I> Faktoren, beging die <I>theoretische</I>,
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von der Philosophie her datierende politische Partei.
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<P>Sie erblickte in dem jetzigen Kampf <I>nur</I> den <I>kritischen Kampf der
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Philosophie mit der deutschen Welt</I>, sie bedachte nicht, daß die <I>seitherige
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Philosophie</I> selbst zu dieser Welt gehört und ihre, wenn auch ideelle,
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<I>Ergänzung</I> ist. Kritisch gegen ihren Widerpart, verhielt sie sich
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unkritisch zu sich selbst, indem sie von den <I>Voraussetzungen</I> der
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Philosophie ausging und bei ihren gegebenen Resultaten entweder stehenblieb oder
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anderweitig hergeholte Forderungen und Resultate für unmittelbare
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Forderungen und Resultate der Philosophie ausgab, obgleich dieselben - ihre
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Berechtigung vorausgesetzt - im Gegenteil nur durch die <I>Negation der
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seitherigen Philosophie</I>, der Philosophie als Philosophie, zu erhalten sind.
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Eine näher eingehende Schilderung dieser Partei behalten wir uns vor. Ihr
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Grundmangel läßt sich dahin reduzieren: <I>Sie glaubte, die
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Philosophie verwirklichen zu können, ohne sie aufzuheben.</I>
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<P>Die Kritik der <I>deutschen Staats- und Rechtsphilosophie</I>, welche durch
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<I>Hegel</I> ihre konsequenteste, reichste, letzte Fassung erhalten hat, ist
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beides, sowohl die kritische Analyse des modernen Staats und der mit ihm
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zusammenhängenden Wirklichkeit als auch die entschiedene Verneinung der
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ganzen bisherigen <I>Weise</I> des <I>deutschen politischen und rechtlichen
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Bewußtseins</I>, dessen vornehmster, universellster, zur <I>Wissenschaft</I>
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erhobener Ausdruck eben die <I>spekulative Rechtsphilosophie</I> selbst ist.
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War nur in Deutschland die spekulative Rechtsphilosophie möglich, dies
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abstrakte überschwengliche <I>Denken</I> des modernen Staats, dessen
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Wirklichkeit ein Jenseits bleibt, mag dieses Jenseits auch nur jenseits des
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Rheins liegen: so war ebensosehr umgekehrt das <I>deutsche</I>, vom <I>wirklichen
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Menschen</I> abstrahierte Gedankenbild des modernen<B><A name="S385"></A>|385|*</B>Staats
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nur möglich, weil und insofern der moderne Staat selbst vom <I>wirklichen
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Menschen</I> abstrahiert oder den <I>ganzen</I> Menschen auf eine nur imaginäre
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Weise befriedigt. Die Deutschen haben in der Politik <I>gedacht</I>, was die
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anderen Völker <I>getan</I> haben. Deutschland war ihr <I>theoretisches
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Gewissen</I>. Die Abstraktion und Überhebung seines Denkens hielt immer
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gleichen Schritt mit der Einseitigkeit und Untersetztheit ihrer Wirklichkeit.
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Wenn also der <I>status quo</I> des <I>deutschen Staatswesens</I> die <I>Vollendung
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des ancien régime</I> ausdrückt, die Vollendung des Pfahls im
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Fleische des modernen Staats, so drückt der <I>status quo</I> des <I>deutschen
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Staatswissens</I> die <I>Unvollendung des modernen Staats</I> aus, die
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Schadhaftigkeit seines Fleisches selbst.
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<P>Schon als entschiedner Widerpart der bisherigen Weise des <I>deutschen</I>
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politischen Bewußtseins verläuft sich die Kritik der spekulativen
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Rechtsphilosophie nicht in sich selbst, sondern in <I>Aufgaben</I>, für
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deren Lösung es nur ein Mittel gibt: die <I>Praxis.</I>
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<P>Es fragt sich: Kann Deutschland zu einer Praxis à la hauteur des
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principes |die sich auf die Höhe der Prinzipien erhebt| gelangen, d.h. zu einer <I>Revolution</I>, die es nicht nur auf das <I>offizielle Niveau</I>
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der modernen Völker erhebt, sondern auf die <I>menschliche Höhe</I>,
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|
welche die nähere Zukunft dieser Völker sein wird?
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<P>Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen,
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die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt,
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allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen
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ergreift. Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie <I>ad
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hominem</I> |am Menschen| demonstriert, und sie demonstriert <I>ad
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hominem,</I> sobald sie radikal wird. Radikal sein ist die Sache an der Wurzel
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fassen. Die Wurzel für den Menschen<I> </I>ist aber der Mensch selbst. Der
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evidente Beweis für den Radikalismus der deutschen Theorie, also für
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ihre praktische Energie, ist ihr Ausgang von der entschiedenen <I>positiven</I>
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Aufhebung der Religion. Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß
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der <I>Mensch das höchste Wesen für den Menschen</I> sei, also mit
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dem <I>kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen</I>, in denen
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der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches
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Wesen ist. Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den
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Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will
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euch wie Menschen behandeln!
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<P>Selbst historisch hat die theoretische Emanzipation eine spezifisch
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praktische Bedeutung für Deutschland. Deutschlands r<I>evolutionäre</I>
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Vergangenheit ist nämlich theoretisch, es ist die <I>Reformation</I>. Wie
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damals der <I>Mönch</I>, so ist es jetzt der <I>Philosoph</I>, in dessen
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Hirn die Revolution beginnt.
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<P><B><A name="S386"></A>|386|</B><I>Luther</I> hat allerdings die Knechtschaft aus <I>Devotion</I>
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besiegt, weil er die Knechtschaft aus <I>Überzeugung</I> an ihre Stelle
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gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die
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Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien
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verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von
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der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität
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zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert,
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weil er das Herz an die Kette gelegt.
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|
<P>Aber, wenn der Protestantismus nicht die wahre Lösung, so war er die
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wahre Stellung der Aufgabe. Es galt nun nicht mehr den Kampf des Laien mit dem
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|
<I>Pfaffen außer ihm</I>, es galt den Kampf mit seinen <I>eigenen innern
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Pfaffen</I>, seiner <I>pfäffischen Natur</I>. Und wenn die protestantische
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Verwandlung der deutschen Laien in Pfaffen die Laienpäpste, die <I>Fürsten</I>
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samt ihrer Klerisei, den Privilegierten und den Philistern, emanzipiert, so wird
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|
die philosophische Verwandlung der pfäffischen Deutschen in Menschen das
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|
<I>Volk</I> emanzipieren. Sowenig aber die Emanzipation bei den Fürsten,
|
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|
sowenig wird aber die <I>Säkularisation</I> der Güter bei dem <I>Kirchenraub</I>
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stehenbleiben, den vor allem das heuchlerische Preußen ins Werk setzte.
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Damals scheiterte der Bauernkrieg, die radikalste Tatsache der deutschen
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Geschichte, an der Theologie. Heute, wo die Theologie selbst gescheitert ist,
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wird die unfreieste Tatsache der deutschen Geschichte, unser <I>status quo</I>,
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an der Philosophie zerschellen. Den Tag vor der Reformation war das offizielle
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Deutschland der unbedingteste Knecht von Rom. Den Tag vor seiner Revolution ist
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es der unbedingte Knecht von weniger als Rom, von Preußen und Österreich,
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von Krautjunkern und Philistern.
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<P>Einer <I>radikalen</I> deutschen Revolution scheint indessen eine
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Hauptschwierigkeit entgegenzustehen.
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|
<P>Die Revolutionen bedürfen nämlich eines <I>passiven</I>
|
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Elementes, einer <I>materiellen</I> Grundlage. Die Theorie wird in einem Volke
|
||
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immer nur so weit verwirklicht, als sie die Verwirklichung seiner Bedürfnisse
|
||
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ist. Wird nun dem ungeheuren Zwiespalt zwischen den Forderungen des deutschen
|
||
|
Gedankens und den Antworten der deutschen Wirklichkeit derselbe Zwiespalt der bürgerlichen
|
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|
Gesellschaft mit dem Staat und mit sich selbst entsprechen? Werden die
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|
theoretischen Bedürfnisse unmittelbar praktische Bedürfnisse sein? Es
|
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|
genügt nicht, daß der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die
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||
|
Wirklichkeit muß sich selbst zum Gedanken drängen.
|
||
|
<P>Aber Deutschland hat die Mittelstufen der politischen Emanzipation nicht
|
||
|
gleichzeitig mit den modernen Völkern erklettert. Selbst die Stufen, die es
|
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|
theoretisch überwunden, hat es praktisch noch nicht erreicht. Wie sollte es
|
||
|
mit einem <I>salto mortale</I> nicht nur über seine eigenen Schranken hinwegsetzen<B><A name="S387"></A>|387|*</B>, sondern zugleich über die Schranken der
|
||
|
modernen Völker, über Schranken, die es in der Wirklichkeit als
|
||
|
Befreiung von seinen wirklichen Schranken empfinden und erstreben muß?
|
||
|
Eine radikale Revolution kann nur die Revolution radikaler Bedürfnisse
|
||
|
sein, deren Voraussetzungen und Geburtsstätten eben fehlen.
|
||
|
<P>Allein wenn Deutschland nur mit der abstrakten Tätigkeit des Denkens
|
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die Entwicklung der modernen Völker begleitet hat, ohne werktätige
|
||
|
Partei an den wirklichen Kämpfen dieser Entwicklung zu ergreifen, so hat es
|
||
|
andererseits die <I>Leiden</I> dieser Entwicklung geteilt, ohne ihre Genüsse,
|
||
|
ohne ihre partielle Befriedigung zu teilen. Der abstrakten Tätigkeit
|
||
|
einerseits entspricht das abstrakte Leiden andererseits. Deutschland wird sich
|
||
|
daher eines Morgens auf dem Niveau des europäischen Verfalls befinden,
|
||
|
bevor es jemals auf dem Niveau der europäischen Emanzipation gestanden hat.
|
||
|
Man wird es einem <I>Fetischdiener</I> vergleichen können, der an den
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||
|
Krankheiten des Christentums siecht.
|
||
|
<P>Betrachtet man zunächst die <I>deutschen Regierungen</I>, und man
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||
|
findet sie durch die Zeitverhältnisse, durch die Lage Deutschlands, durch
|
||
|
den Standpunkt der deutschen Bildung, endlich durch den eignen glücklichen
|
||
|
Instinkt getrieben, die <I>zivilisierten Mängel</I> der <I>modernen
|
||
|
Staatswelt</I>, deren Vorteile wir nicht besitzen, zu kombinieren mit den <I>barbarischen
|
||
|
Mängeln</I> des <I>ancien régime</I>, dessen wir uns in vollem Maße
|
||
|
erfreuen, so daß Deutschland, wenn nicht am Verstand, wenigstens am
|
||
|
Unverstand auch der über seinen <I>status quo</I> hinausliegenden
|
||
|
Staatsbildungen immer mehr partizipieren muß. Gibt es z.B. ein Land in der
|
||
|
Welt, welches so naiv alle Institutionen des konstitutionellen Staatswesens
|
||
|
teilt, ohne seine Realitäten zu teilen, als das sogenannte konstitutionelle
|
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|
Deutschland? Oder war es nicht notwendig ein deutscher Regierungseinfall, die
|
||
|
Qualen der Zensur mit den Qualen der französischen Septembergesetze, welche
|
||
|
die Preßfreiheit voraussetzen, zu verbinden! Wie man im römischen
|
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|
Pantheon die <I>Götter</I> aller Nationen fand, so wird man im heiligen römischen
|
||
|
deutschen Reich die <I>Sünden</I> aller Staatsformen finden. Daß
|
||
|
dieser Eklektizismus eine bisher nicht geahnte Höhe erreichen wird, dafür
|
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bürgt namentlich die <I>politisch-ästhetische Gourmanderie</I> eines
|
||
|
deutschen Königs, der alle Rollen des Königtums, des feudalen wie des
|
||
|
bürokratischen, des absoluten wie des konstitutionellen, des autokratischen
|
||
|
wie des demokratischen, wenn nicht durch die Person des Volkes, so doch in <I>eigener
|
||
|
Person</I>, wenn nicht für das Volk so doch für <I>sich selbst</I> zu
|
||
|
spielen gedenkt. <I>Deutschland als der zu einer eigenen Welt konstituierte
|
||
|
</I><B><A name="S388"></A>|388|</B><I>Mangel der politischen Gegenwart</I> wird die
|
||
|
spezifisch deutschen Schranken nicht niederwerfen können, ohne die
|
||
|
allgemeine Schranke der politischen Gegenwart niederzuwerfen.
|
||
|
<P>Nicht die <I>radikale</I> Revolution ist utopischer Traum für
|
||
|
Deutschland, nicht die <I>allgemein menschliche</I> Emanzipation, sondern
|
||
|
vielmehr die teilweise, die <I>nur</I> politische Revolution, die Revolution,
|
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|
welche die Pfeiler des Hauses stehenläßt. Worauf beruht eine
|
||
|
teilweise, eine nur politische Revolution? Darauf, daß ein <I>Teil der bürgerlichen
|
||
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Gesellschaft</I> sich emanzipiert und zur <I>allgemeinen</I> Herrschaft
|
||
|
gelangt, darauf, daß eine bestimmte Klasse von ihrer <I>besonderen
|
||
|
Situation</I> aus die allgemeine Emanzipation der Gesellschaft unternimmt. Diese
|
||
|
Klasse befreit die ganze Gesellschaft, aber nur unter der Voraussetzung, daß
|
||
|
die ganze Gesellschaft sich in der Situation dieser Klasse befindet, also z.B.
|
||
|
Geld und Bildung besitzt oder beliebig erwerben kann.
|
||
|
<P>Keine Klasse der bürgerlichen Gesellschaft kann diese Rolle spielen,
|
||
|
ohne ein Moment des Enthusiasmus in sich und in der Masse hervorzurufen, ein
|
||
|
Moment, worin sie mit der Gesellschaft im allgemeinen fraternisiert und
|
||
|
zusammenfließt, mit ihr verwechselt und als deren <I>allgemeiner Repräsentant</I>
|
||
|
empfunden und anerkannt wird, ein Moment, worin ihre Ansprüche und Rechte
|
||
|
in Wahrheit die Rechte und Ansprüche der Gesellschaft selbst sind, worin
|
||
|
sie wirklich der soziale Kopf und das soziale Herz ist. Nur im Namen der
|
||
|
allgemeinen Rechte der Gesellschaft kann eine besondere Klasse sich die
|
||
|
allgemeine Herrschaft vindizieren. Zur Erstürmung dieser emanzipatorischen
|
||
|
Stellung und damit zur politischen Ausbeutung aller Sphären der
|
||
|
Gesellschaft im Interesse der eigenen Sphäre reichen revolutionäre
|
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|
Energie und geistiges Selbstgefühl allein nicht aus. Damit die <I>Revolution
|
||
|
eines Volkes</I> und die <I>Emanzipation einer besonderen Klasse</I> der bürgerlichen
|
||
|
Gesellschaft zusammenfallen, damit <I>ein</I> Stand für den Stand der
|
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|
ganzen Gesellschaft gelte, dazu müssen umgekehrt alle Mängel der
|
||
|
Gesellschaft in einer anderen Klasse konzentriert, dazu muß ein bestimmter
|
||
|
Stand der Stand des allgemeinen Anstoßes, die Inkorporation der
|
||
|
allgemeinen Schranke sein, dazu muß eine besondre soziale Sphäre für
|
||
|
das <I>notorische</I> Verbrechen der ganzen Sozietät gelten, so daß
|
||
|
die Befreiung von dieser Sphäre als die allgemeine Selbstbefreiung
|
||
|
erscheint. Damit <I>ein</I> Stand <I>par excellence</I> der Stand der
|
||
|
Befreiung, dazu muß umgekehrt ein anderer Stand der offenbare Stand der
|
||
|
Unterjochung sein. Die negativ-allgemeine Bedeutung des französischen Adels
|
||
|
und der französischen Klerisei bedingte die positiv-allgemeine Bedeutung
|
||
|
der zunächst angrenzenden und entgegenstehenden Klasse der <I>Bourgeoisie.</I>
|
||
|
<P><B><A name="S389"></A>|389|</B>Es fehlt aber jeder besondern Klasse in Deutschland
|
||
|
nicht nur die Konsequenz, die Schärfe, der Mut, die Rücksichtslosigkeit,
|
||
|
die sie zum negativen Repräsentanten der Gesellschaft stempeln könnte.
|
||
|
Es fehlt ebensosehr jedem Stande jene Breite der Seele, die sich mit der
|
||
|
Volksseele, wenn auch nur momentan, identifiziert, jene Genialität, welche
|
||
|
die materielle Macht zur politischen Gewalt begeistert, jene revolutionäre
|
||
|
Kühnheit, welche dem Gegner die trotzige Parole zuschleudert: <I>Ich bin
|
||
|
nichts, und ich müßte alles sein</I>. Den Hauptstock der deutschen
|
||
|
Moral und Ehrlichkeit, nicht nur der Individuen, sondern auch der Klassen,
|
||
|
bildet vielmehr jener <I>bescheidene Egoismus</I>, welcher seine Beschränktheit
|
||
|
geltend macht und gegen sich geltend machen läßt. Das Verhältnis
|
||
|
der verschiedenen Sphären der deutschen Gesellschaft ist daher nicht
|
||
|
dramatisch, sondern episch. Jede derselben beginnt sich zu empfinden und neben
|
||
|
die andern mit ihren besondern Ansprüchen sich hinzulagern, nicht sobald
|
||
|
sie gedrückt wird, sondern sobald ohne ihr Zutun die Zeitverhältnisse
|
||
|
eine gesellige Unterlage schaffen, auf die sie ihrerseits Druck ausüben
|
||
|
kann. Sogar das <I>moralische Selbstgefühl der deutschen Mittelklasse</I>
|
||
|
beruht nur auf dem Bewußtsein, die allgemeine Repräsentantin von der
|
||
|
philisterhaften Mittelmäßigkeit aller übrigen Klassen zu sein.
|
||
|
Es sind daher nicht nur die deutschen Könige, die <I>mal-à-propos</I>
|
||
|
|zur Unzeit| auf den Thron gelangen, es ist jede Sphäre der bürgerlichen
|
||
|
Gesellschaft, die ihre Niederlage erlebt, bevor sie ihren Sieg gefeiert, ihre
|
||
|
eigene Schranke entwickelt, bevor sie die ihr gegenüberstehende Schranke überwunden,
|
||
|
ihr engherziges Wesen geltend macht, bevor sie ihr großmütiges Wesen
|
||
|
geltend machen konnte, so das selbst die Gelegenheit einer großen Rolle
|
||
|
immer vorüber ist, bevor sie vorhanden war, so daß jede Klasse,
|
||
|
sobald sie den Kampf mit der über ihr stehenden Klasse beginnt, in den
|
||
|
Kampf mit der unter ihr stehenden verwickelt ist. Daher befindet sich das Fürstentum
|
||
|
im Kampf gegen das Königtum, der Bürokrat im Kampf gegen den Adel, der
|
||
|
Bourgeois im Kampf gegen sie alle, während der Proletarier schon beginnt,
|
||
|
sich im Kampf gegen die Bourgeois zu befinden. Die Mittelklasse wagt kaum von
|
||
|
ihrem Standpunkt aus den Gedanken der Emanzipation zu fassen, und schon erklärt
|
||
|
die Entwicklung der sozialen Zustände wie der Fortschritt der politischen
|
||
|
Theorie diesen Standpunkt selbst für antiquiert oder wenigstens für
|
||
|
problematisch.
|
||
|
<P>In Frankreich genügt es, daß einer etwas sei, damit er alles sein
|
||
|
wolle. In Deutschland darf einer nichts sein, wenn er nicht auf alles verzichten
|
||
|
soll. In Frankreich ist die partielle Emanzipation der Grund der universellen.
|
||
|
In <A name="S390"></A><B>|390|</B>Deutschland ist die universelle Emanzipation <I>conditio
|
||
|
sine qua non</I> jeder partiellen. In Frankreich muß die Wirklichkeit, in
|
||
|
Deutschland muß die Unmöglichkeit der stufenweisen Befreiung die
|
||
|
ganze Freiheit gebären. In Frankreich ist jede Volksklasse <I>politischer
|
||
|
Idealist</I> und empfindet sich zunächst nicht als besondere Klasse,
|
||
|
sondern als Repräsentant der sozialen Bedürfnisse überhaupt. Die
|
||
|
Rolle des <I>Emanzipators</I> geht also der Reihe nach in dramatischer Bewegung
|
||
|
an die verschiedenen Klassen des französischen Volkes über, bis sie
|
||
|
endlich bei der Klasse anlangt, welche die soziale Freiheit nicht mehr unter der
|
||
|
Voraussetzung gewisser, außerhalb der Menschen liegender und doch von der
|
||
|
menschlichen Gesellschaft geschaffener Bedingungen verwirklicht, sondern
|
||
|
vielmehr alle Bedingungen der menschlichen Existenz unter der Voraussetzung der
|
||
|
sozialen Freiheit organisiert. In Deutschland dagegen, wo das praktische Leben
|
||
|
ebenso geistlos als das geistige Leben unpraktisch ist, hat keine Klasse der bürgerlichen
|
||
|
Gesellschaft das Bedürfnis und die Fähigkeit der allgemeinen
|
||
|
Emanzipation, bis sie nicht durch ihre <I>unmittelbare</I> Lage, durch die <I>materielle</I>
|
||
|
Notwendigkeit, durch ihre <I>Ketten selbst</I> dazu gezwungen wird.
|
||
|
<P>Wo also die <I>positive</I> Möglichkeit der Deutschen Emanzipation?
|
||
|
<P>Antwort: In der Bildung einer Klasse mit <I>radikalen Ketten</I>, einer
|
||
|
Klasse der bürgerlichen Gesellschaft, welche keine Klasse der bürgerlichen
|
||
|
Gesellschaft ist, eines Standes, welcher die Auflösung aller Stände
|
||
|
ist, einer Sphäre, welche einen universellen Charakter durch ihre
|
||
|
universellen Leiden besitzt und kein <I>besondres Recht</I> in Anspruch nimmt,
|
||
|
weil kein <I>besondres Unrecht</I>, sondern das <I>Unrecht schlechthin</I> an
|
||
|
ihr verübt wird, welche nicht mehr auf einen <I>historischen</I>, sondern
|
||
|
nur noch auf den <I>menschlichen</I> Titel provozieren kann, welche in keinem
|
||
|
einseitigen Gegensatz zu den Konsequenzen, sondern in einem allseitigen
|
||
|
Gegensatz zu den Voraussetzungen des deutschen Staatswesens steht, einer Sphäre
|
||
|
endlich, welche sich nicht emanzipieren kann, ohne sich von allen übrigen
|
||
|
Sphären der Gesellschaft und damit alle übrigen Sphären der
|
||
|
Gesellschaft zu emanzipieren, welche mit einem Wort der <I>völlige Verlust</I>
|
||
|
des Menschen ist, also nur durch die <I>völlige Wiedergewinnung des
|
||
|
Menschen</I> sich selbst gewinnen kann. Diese Auflösung der Gesellschaft
|
||
|
als ein besonderer Stand ist das <I>Proletariat.</I>
|
||
|
<P>Das Proletariat beginnt erst durch die hereinbrechende <I>industrielle</I>
|
||
|
Bewegung für Deutschland zu werden, den nicht die <I>naturwüchsig
|
||
|
entstandne</I>, sondern die <I>künstlich produzierte</I> Armut, nicht die
|
||
|
mechanisch durch die Schwere der Gesellschaft niedergedrückte, sondern die
|
||
|
aus ihrer <I>akuten</I><B><A name="S391"></A>|391|</B><I>Auflösung</I>,
|
||
|
vorzugsweise aus der Auflösung des Mittelstandes, hervorgehende
|
||
|
Menschenmasse bildet das Proletariat, obgleich allmählich, wie sich von
|
||
|
selbst versteht, auch die naturwüchsige Armut und die
|
||
|
christlich-germanische Leibeigenschaft in seine Reihen treten.
|
||
|
<P>Wenn das Proletariat die <I>Auflösung der bisherigen Weltordnung</I>
|
||
|
verkündet, so spricht es nur das <I>Geheimnis seines eigenen Daseins aus</I>,
|
||
|
denn es <I>ist</I> die <I>faktische</I> Auflösung dieser Weltordnung.
|
||
|
Wenn das Proletariat die <I>Negation des Privateigentums</I> verlangt, so
|
||
|
erhebt es nur zum <I>Prinzip der Gesellschaft</I>, was die Gesellschaft zu <I>seinem</I>
|
||
|
Prinzip erhoben hat, was in <I>ihm</I> als negatives Resultat der Gesellschaft
|
||
|
schon ohne sein Zutun verkörpert ist. Der Proletarier befindet sich dann in
|
||
|
bezug auf die werdende Welt in demselben Recht, in welchem der <I>deutsche König</I>
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in bezug auf die gewordene Welt sich befindet, wenn er das Volk <I>sein</I>
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Volk wie das Pferd <I>sein</I> Pferd nennt. Der König, indem er das Volk für
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sein Privateigentum erklärt, spricht es nur aus, das der Privateigentümer
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König ist.
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<P>Wie die Philosophie im Proletariat ihre <I>materiellen</I>, so findet das
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Proletariat in der Philosophie seine <I>geistigen</I> Waffen, und sobald der
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Blitz des Gedankens gründlich in diesen naiven Volksboden eingeschlagen
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ist, wird sich die Emanzipation der <I>Deutschen</I> zu <I>Menschen</I>
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vollziehn.
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<P>Resümieren wir das Resultat:
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<P>Die einzig <I>praktisch</I> mögliche Befreiung Deutschlands ist die
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Befreiung auf dem Standpunkt <I>der</I> Theorie, welche den Menschen für
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das höchste Wesen des Menschen erklärt. In Deutschland ist die
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Emanzipation von dem <I>Mittelalter</I> nur möglich als die Emanzipation
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zugleich von den <I>teilweisen</I> Überwindungen des Mittelalters. In
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Deutschland kann <I>keine</I> Art der Knechtschaft gebrochen werden, ohne <I>jede</I>
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Art der Knechtschaft zu brechen. Das <I>gründliche</I> Deutschland kann
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nicht revolutionieren, ohne <I>von Grund aus</I> zu revolutionieren. Die <I>Emanzipation
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des Deutschen</I> ist die <I>Emanzipation des Menschen</I>. Der Kopf dieser
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Emanzipation ist die <I>Philosophie</I>, ihr Herz das <I>Proletariat</I>. Die
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Philosophie kann sich nicht verwirklichen ohne die Aufhebung des Proletariats,
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das Proletariat kann sich nicht aufheben ohne die Verwirklichung der
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Philosophie.
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<P>Wenn alle innern Bedingungen erfüllt sind, wird der <I>deutsche
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Auferstehungstag</I> verkündet werden durch das <I>Schmettern des
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gallischen Hahns</I>.</P><!-- #EndEditable -->
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<HR size="1" width="200" align="left">
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<P><SMALL>Pfad: »../me/me<!-- #BeginEditable "Verzeichnis" -->01<!-- #EndEditable -->«</SMALL></P>
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<HR size="1">
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<TR>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><SMALL>MLWerke</SMALL></A></TD>
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<TD ALIGN="center">|</TD>
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<TD ALIGN="center" width="49%" height=20 valign=middle><A href="../default.htm"><SMALL>Marx/Engels</SMALL></A></TD>
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</BODY>
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<!-- #EndTemplate --></HTML>
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