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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Rede auf einer sozialdemokratischen Versammlung in Berlin am 22. September 1893</TITLE>
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<META name="description" content="Rede auf einer sozialdemokratischen Versammlung in Berlin am 22. September 1893">
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<TD ALIGN="center" width="199" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="http://www.mlwerke.de/index.shtml"><FONT size="2" color="#006600">MLWerke</A></FONT></TD>
<TD ALIGN="center" width="200" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A href="../default.htm"><FONT size=2 color="#006600">Marx/Engels - Werke</A></TD>
<TD ALIGN="center" width="199" height=20 valign=middle bgcolor="#99CC99"><A HREF="../me_ak93.htm"><FONT size=2 color="#006600">Artikel und Korrespondenzen 1893</A></TD>
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<TD valign="top"><SMALL>Seitenzahlen verweisen auf: </SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>Karl Marx/Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 22, 3. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1963, Berlin/DDR. S. 412/413.</SMALL></TD>
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<TD><SMALL>Korrektur:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>1</SMALL></TD>
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<TD><SMALL>Erstellt:</SMALL></TD>
<TD><SMALL>&nbsp;&nbsp;</SMALL></TD>
<TD><SMALL>06.04.1999</SMALL></TD>
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<H2>Friedrich Engels</H2>
<H1>[Rede auf einer sozialdemokratischen Versammlung in Berlin am 22. September 1893]</H1>
<H3>[Zeitungsbericht]</H3>
<P><HR size="1"></P>
<FONT SIZE=2><P>["Vorw&auml;rts" Nr. 226 vom 26. September 1893]</P>
</FONT><B><P>|412|</B> Parteigenossinnen und Genossen!</P>
<P>Ich danke Ihnen von Herzen f&uuml;r den gl&auml;nzenden und unverdienten Empfang, den Sie mir bereitet haben. Ich kann hier nur wiederholen, was ich schon in <A HREF="me22_408.htm">Z&uuml;rich</A> und in <A HREF="me22_410.htm">Wien</A> gesagt: Diesen Empfang sehe ich an als nicht mir pers&ouml;nlich gewidmet, sondern mir als Mitarbeiter und Mitstreiter eines Gr&ouml;&szlig;eren, als dem Kampfgenossen von Karl Marx, und in diesem Sinne nehme ich ihn dankend entgegen. Sie wissen, ich bin kein Volksredner und kein Parlamentarier, meine Arbeit liegt auf einem anderen Feld, ich arbeite meist in der Studierstube und mit der Feder. Dennoch m&ouml;chte ich Ihnen noch einige Worte sagen. Es sind, fast auf den Tag, 51 Jahre, da&szlig; ich Berlin zuletzt gesehen. Seitdem ist Berlin vollst&auml;ndig umgewandelt. Damals war es eine kleine sogenannte "Residenz" von kaum 350.000 Einwohnern und lebte vom Hof, vom Adel, von der Garnison und der Beamtenwelt. Heute ist es eine gro&szlig;e Hauptstadt mit fast zwei Millionen Einwohnern, die von der Industrie lebt; heute k&ouml;nnten Hof, Adel, Garnison und Beamte sich einen anderen Wohnort suchen, und Berlin bliebe doch Berlin. Und die industrielle Entwicklung Berlins hat noch eine andere Umw&auml;lzung hervorgebracht. Damals gab es noch keinen einzigen Sozialdemokraten in Berlin; man wu&szlig;te nicht einmal, was Sozialdemokratie war; heute, vor wenigen Monaten, hat man die Berliner Sozialdemokratie Revue passieren lassen, und sie ist aufmarschiert mit fast 160.000 Stimmen, und Berlin hat f&uuml;nf sozialdemokratische Abgeordnete auf sechs Vertreter im ganzen. In dieser Beziehung steht Berlin an der Spitze aller europ&auml;ischen Gro&szlig;st&auml;dte und hat selbst Paris weit &uuml;berfl&uuml;gelt.</P>
<B><P><A NAME="S413">|413|</A></B> Aber nicht nur Berlin, sondern auch das ganze &uuml;brige Deutschland hat diese industrielle Revolution durchgemacht. Ich bin sechzehn Jahre lang nicht in Deutschland gewesen. Wie Sie wissen - Sie haben es ja an Ihrer eigenen Person gesp&uuml;rt - hat hier seit 1878 das Sozialistengesetz geherrscht, mit dem Sie nun gl&uuml;cklich fertig geworden sind. Solange dies Gesetz in Kraft war, habe ich es vermieden, nach Deutschland zu kommen; ich wollte den Beh&ouml;rden den Kummer ersparen, mich auszuweisen, was doch sicher geschehen w&auml;re. (Heiterkeit; Rufe: "Das w&auml;re sicher geschehen!") Und da habe ich mich bei meiner gegenw&auml;rtigen Reise &uuml;berzeugen k&ouml;nnen, wie gro&szlig;artig der Umschwung ist, der in den &ouml;konomischen Verh&auml;ltnissen Deutschlands stattgefunden hat. Vor einem Menschenalter war Deutschland ein ackerbauendes Land mit einer zu zwei Dritteln l&auml;ndlichen Bev&ouml;lkerung; heute ist es ein Industrieland ersten Ranges, und den ganzen Rhein entlang, von der holl&auml;ndischen bis zur Schweizer Grenze, habe ich nicht ein einziges Fleckchen gefunden, wo man um sich schauen kann, ohne Dampfschlote zu sehen. Das scheint allerdings zun&auml;chst nur die Kapitalisten anzugehen. Aber die Kapitalisten, indem sie die Industrie steigern, schaffen nicht nur Mehrwert, sie schaffen auch Proletarier, sie zerst&ouml;ren die kleinb&uuml;rgerlichen und kleinb&auml;uerlichen Mittelst&auml;nde, sie treiben den Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat auf die Spitze, und wer Proletarier schafft, der schafft auch Sozialdemokraten. Die Bourgeoisie ist best&uuml;rzt bei jeder neuen Reichstagswahl &uuml;ber das unaufhaltsame Anschwellen der sozialdemokratischen Stimmen, sie fragt: Woher kommt das? Ja, h&auml;tte sie einigen Verstand, so m&uuml;&szlig;te sie sehn, da&szlig; dies ihr eigenes Werk ist! So ist es gekommen, da&szlig; die deutsche Sozialdemokratie die einigste, die geschlossenste, die st&auml;rkste in der ganzen Welt ist und von Sieg zu Sieg schreitet dank der Ruhe, der Disziplin und dem guten Humor, womit sie ihre K&auml;mpfe f&uuml;hrt. Parteigenossen, ich bin &uuml;berzeugt. Sie werden auch fernerhin Ihre Schuldigkeit tun, und so schlie&szlig;e ich mit dem Rufe: <I>Hoch die internationale Sozialdemokratie!</P></I></BODY>
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