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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<META HTTP-EQUIV="Content-Type" CONTENT="text/html; charset=ISO-8859-1">
<TITLE>Karl Marx - Englische Prosperitaet - Streiks - Die tuerkische Frage - Indien</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 9, S. 134-141<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1960</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>Englische Prosperit&auml;t -<BR>
Streiks -<BR>
Die t&uuml;rkische Frage -<BR>
Indien</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 3809 vom 1. Juli 1853]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S134">&lt;134&gt;</A></B> London, Freitag, 17. Juni 1853</P>
<P>Nach offiziellen Angaben betr&auml;gt der Wert des britischen Exports</P>
<P ALIGN="CENTER"><CENTER><TABLE CELLSPACING=0 BORDER=0 CELLPADDING=2 WIDTH=424>
<TR><TD WIDTH="62%" VALIGN="TOP">
<P>f&uuml;r April 1853</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">7.578.910 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="62%" VALIGN="TOP">
<P>f&uuml;r April 1852 dagegen</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">5.268.915 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="62%" VALIGN="TOP">
<P>f&uuml;r die ersten vier Monate 1853</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">27.970.633 Pfd.St.</TD>
</TR>
<TR><TD WIDTH="62%" VALIGN="TOP">
<P>f&uuml;r die gleichen Monate 1852 dagegen</TD>
<TD WIDTH="38%" VALIGN="TOP">
<P ALIGN="RIGHT">21.844.663 Pfd.St.</TD>
</TR>
</TABLE>
</CENTER></P>
<P>Darin zeigt sich im ersteren Falle ein Anwachsen von 2.309.995 Pfd.St. oder &uuml;ber 40% und im zweiten Falle von 6.125.970 Pfd.St. oder nahezu 28%. Wenn das Anwachsen im gleichen Verh&auml;ltnis weiter anh&auml;lt, dann w&uuml;rde der Gesamtexport von Gro&szlig;britannien Ende 1853 mehr als 100.000.000 Pfd.St. betragen.</P>
<P>Die "Times", die ihren Lesern diese Aufsehen erregenden Angaben &uuml;bermittelt, ergeht sich dabei in einer Art von Dithyramben, die mit den Worten enden: "Wir sind alle gl&uuml;cklich und uns einig." Aber kaum hatte die Zeitung diese tr&ouml;stliche Entdeckung hinaustrompetet, als in ganz England und besonders im industriellen Norden eine nahezu allgemeine Streikwelle ausbrach, die ein seltsames Echo zu dem von der "Times" angestimmten Lied der Eintracht bildet. Diese Streiks sind die notwendige Folge einer relativen Abnahme der &uuml;bersch&uuml;ssigen Arbeiterbev&ouml;lkerung, die mit einer allgemeinen Verteuerung der Preise f&uuml;r die wichtigsten Bedarfsg&uuml;ter zusammenf&auml;llt. In Liverpool legten 5.000 Arbeiter die Arbeit nieder, 35.000 in Stockport usw., bis schlie&szlig;lich sogar die Polizei von der Epidemie ergriffen wurde und 250 Konstabler in Manchester ihren Abschied einreichten. Im Zusammenhang damit verlor die Bourgeoispresse, z.B. der "Globe", v&ouml;llig ihre Fassung und widerrief ihre &uuml;blichen philanthropischen Erg&uuml;sse. Sie verleum- <A NAME="S135"><B>&lt;135&gt;</A></B> dete, beleidigte, drohte und forderte laut die Friedensrichter zum Eingreifen auf, was tats&auml;chlich in Liverpool praktiziert worden ist, und zwar in allen F&auml;llen, wo auch nur der kleinste juristische Vorwand gefunden werden konnte. Diese Friedensrichter sind, wenn nicht selbst Fabrikanten oder Kaufleute, wie es allgemein in Lancashire und Yorkshire der Fall ist, zumindest mit der Gesch&auml;ftswelt eng verbunden und von ihr abh&auml;ngig. Sie haben zugelassen, da&szlig; Fabrikanten das Zehnstundengesetz nicht einhalten, den Truck Act umgehen und ungestraft alle anderen Gesetze verletzen, die ausdr&uuml;cklich verabschiedet worden sind, um die "unverh&uuml;llte" Habgier der Fabrikanten zu z&uuml;geln, w&auml;hrend sie den Combination Act immer auf eine Art und Weise auslegen, die den Arbeitsmann benachteiligt und f&uuml;r ihn ung&uuml;nstig ist. Diese gleichen "ritterlichen" Freih&auml;ndler, die als unerm&uuml;dliche Gegner der Einmischungen der Regierung ber&uuml;hmt sind, diese Apostel der Bourgeoisiedoktrin des <I>laissez faire</I>, die den Privatinteressen unter allen Umst&auml;nden freies Spiel zubilligen, sind immer die ersten, die die Regierung zum Eingreifen auffordern, sobald die Privatinteressen der Arbeiter mit ihren eigenen Klasseninteressen in Konflikt geraten. In solchen Augenblicken der Kollision blicken sie mit unverh&uuml;llter Bewunderung auf die Staaten des Kontinents, in denen despotische Regierungen, wenn sie auch die Bourgeoisie nicht an die Macht lassen, so doch zumindest die Arbeiter daran hindern, Widerstand zu leisten. Den Weg, den die revolution&auml;re Partei vorschl&auml;gt, um den gegenw&auml;rtigen gro&szlig;en Konflikt zwischen Fabrikanten und Arbeitern auszunutzen, kann ich auf keine bessere Weise darlegen, als da&szlig; ich Sie mit dem folgenden Brief des Chartistenf&uuml;hrers Ernest Jones bekannt mache, den dieser unmittelbar vor seiner Abreise nach Lancashire, wo die Kampagne er&ouml;ffnet werden soll, an mich geschrieben hat:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Mein lieber Marx!</P>
<P>Morgen breche ich auf nach Blackstone Edge, wo ein camp-meeting &lt;Meeting unter freiem Himmel&gt; der Chartisten aus Yorkshire und Lancashire stattfinden wird, und ich hin gl&uuml;cklich, Ihnen mitteilen zu k&ouml;nnen, da&szlig; im Norden daf&uuml;r die umfassendsten Vorbereitungen im Gange sind. Es sind jetzt sieben Jahre her, seitdem ein wirklich nationales Treffen an jener Stelle stattfand, die den Traditionen der Chartistenbewegung heilig ist. Der Zweck des gegenw&auml;rtigen Treffens besteht in folgendem: Durch den Verrat und die Spaltung von 1848, durch den Zerfall der damals existierenden Organisation infolge der Einkerkerung und Verbannung von 500 ihrer f&uuml;hrenden Pers&ouml;nlichkeiten, durch das Lichten ihrer Reihen infolge Emigration, durch das Abflauen der politischen Energie wegen des Einflusses eines lebhaften Gesch&auml;ftslebens - hatte sich die nationale <A NAME="S136"><B>&lt;136&gt;</A></B> Bewegung des Chartismus in isolierte Aktionen umgewandelt, und die chartistische Organisation schmolz dahin, gerade zu einer Zeit, da sich das Wissen um die sozialen Zusammenh&auml;nge ausbreitete. Inzwischen wuchs auf den Ruinen der politischen Bewegung eine Arbeiterbewegung, die aus den ersten zaghaften Schritten zu einem sozialen Bewu&szlig;tsein geboren wurde. Diese Arbeiterbewegung zeigte sich zuerst in isolierten genossenschaftlichen Versuchen; dann, als sich diese als Versager erwiesen, im energischen Kampf f&uuml;r die Zehnstundenbill, f&uuml;r die Beschr&auml;nkung der Laufzeit der Maschinen, f&uuml;r die Abschaffung des Systems von Strafen durch Lohnabz&uuml;ge und f&uuml;r eine neue Interpretation der Combination Bill. Auf diese Ma&szlig;nahmen, die an sich gut waren, war die ganze Energie und Aufmerksamkeit der Arbeiterklasse gerichtet. Das Fehlschlagen der Versuche, f&uuml;r diese Ma&szlig;nahmen gesetzliche Garantien zu erlangen, hat in erh&ouml;htem Ma&szlig;e dazu beigetragen, dem Denken der Arbeiter Britanniens eine revolution&auml;rere Richtung zu geben. Das schafft g&uuml;nstige Voraussetzungen, die Massen um das Banner einer wirklichen sozialen Reform zu scharen; denn es mu&szlig; f&uuml;r jeden offenkundig sein, wie gut auch immer die obenerw&auml;hnten Ma&szlig;nahmen sein m&ouml;gen vom Gesichtspunkt der Befriedigung der gegenw&auml;rtigen Forderungen, sie bieten doch keine Garantie f&uuml;r die Zukunft und verk&ouml;rpern kein fundamentales Prinzip sozialen Rechts. Die g&uuml;nstige Gelegenheit f&uuml;r eine Bewegung, die Kraft, sie mit Erfolg durchzuf&uuml;hren, ist durch die gegenw&auml;rtigen Zeitumst&auml;nde gegeben. Die Unzufriedenheit des Volkes geht Hand in Hand mit dem Anwachsen der Kr&auml;fte des Volkes, dadurch hervorgerufen, da&szlig; im Verh&auml;ltnis zu der Lebhaftigkeit der Gesch&auml;fte Mangel an Arbeitern herrscht. &Uuml;berall finden Streiks statt und meistens erfolgreich. Doch es ist traurig, anzusehen, wenn die Kraft, die auf eine grundlegende Verbesserung ausgerichtet werden k&ouml;nnte, an eine vor&uuml;bergehende Linderung verschwendet wird. Und darum versuche ich, gemeinsam mit zahlreichen Freunden, diesen so g&uuml;nstigen Zeitpunkt auszunutzen, um die zersprengten Reihen des Chartismus auf den gesunden Grunds&auml;tzen der sozialen Revolution wieder zu vereinen. Es ist mir gelungen, die unt&auml;tigen und eingeschlafenen Ortsgruppen f&uuml;r dieses Ziel neu zu organisieren und sie f&uuml;r eine - wie ich hoffe - allgemeine und imposante Demonstration in ganz England vorzubereiten. Die neue Kampagne beginnt mit dem camp-meeting auf dem Blackstone Edge, dem weitere Massenkundgebungen in allen industriellen Grafschaften folgen sollen; gleichzeitig werden unsere Beauftragten in den landwirtschaftlichen Distrikten t&auml;tig sein, das arbeitende Volk auf dem Lande mit der &uuml;brigen Armee der Arbeit zu vereinen, eine Aufgabe, die unsere Bewegung bisher vernachl&auml;ssigt hat. Unser erster Schritt wird die Forderung auf Annahme der Charte sein, eine Forderung, die von Massenkundgebungen des Volkes unterst&uuml;tzt wird, und der Versuch, unser korruptes Parla
<P>Ihr sehr ergebener</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Ernest Jones</I>."</P>
</FONT><P>Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, da&szlig; gar keine Aussicht auf Er&ouml;rterung der Chartisten-Petition durch das Parlament besteht. Welche Illusionen man auch immer in dieser Hinsicht gehabt haben mag, sie m&uuml;ssen nun der Tatsache weichen, da&szlig; das Parlament soeben mit einer Mehrheit von 60 Stimmen den von Herrn Berkeley eingebrachten und von den Herren Phillimore, Cobden, Bright, Sir Robert Peel etc. bef&uuml;rworteten Antrag auf geheime Abstimmung abgelehnt hat. Und dies geschieht durch das gleiche Parlament, das so heftig gegen die bei seiner Wahl angewandte Einsch&uuml;chterungstaktik und Bestechung protestierte und monatelang wegen der merkw&uuml;rdigen Anwandlung, sich selbst in Wahluntersuchungen zu dezimieren, alle ernsthaften Gesch&auml;fte vernachl&auml;ssigte. Die einzige Abhilfe, die purity Johnny &lt;der lautere John, ironische Anspielung auf John Russel&gt; bisher gegen Bestechung, Einsch&uuml;chterung und korrupte Praktiken gefunden hat, besteht in der Entziehung des Wahlrechts oder, mehr noch, in der Verkleinerung der Wahlbezirke. Zweifellos: Wenn es ihm gelungen w&auml;re, die Wahlbezirke ebenso klein zu machen, wie er selbst es ist, dann w&uuml;rde die Oligarchie in der Lage sein, diese Stimmen zu erhalten, ohne sich die M&uuml;he und Ausgaben zu machen, sie zu kaufen. Herrn Berkeleys Resolution wurde durch die vereinten Stimmen der Tories und Whigs abgelehnt, da deren gemeinsames Interesse auf dem Spiel steht: die Erhaltung ihres territorialen Einflusses auf die tenants-at-will &lt;nach Engels: P&auml;chter, deren Pacht jedes Jahr gek&uuml;ndigt werden konnte&gt;, die kleinen Ladenbesitzer und andere Gefolgsleute der Grundbesitzer. "Wer seine Pacht zahlt, mu&szlig; mit ihr <A NAME="S138"><B>&lt;138&gt;</A></B> seine Stimme abgeben", ist ein altes Prinzip der glorreichen britischen Konstitution.</P>
<P>Vergangenen Sonnabend machte die "Press", eine neue unter dem Einflu&szlig; von Herrn Disraeli stehende Wochenschrift, der englischen &Ouml;ffentlichkeit folgende kuriose Er&ouml;ffnung:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Baron Brunnow &uuml;bermittelte zu Beginn des Fr&uuml;hlings Lord Clarendon die Forderung, die der russische Zar im Begriff war, an die Pforte zu richten, mit dem Bemerken, die Mitteilung bezwecke, die Meinung Englands in der Angelegenheit festzustellen. Lord Clarendon habe keine Einw&auml;nde erhoben, noch auf irgendeine Weise von dem eingeschlagenen Weg abgeraten. Der Moskauer Diplomat habe seinem kaiserlichen Herrn &uuml;bermittelt, da&szlig; England nicht abgeneigt sei, sich gegen&uuml;ber seinen Pl&auml;nen hinsichtlich des Goldenen Horns wohlwollend zu verhalten."</P>
</FONT><P>Nun brachte die "Times" von gestern, als Antwort auf die schwerwiegende Anschuldigung von Herrn Disraeli, einen wohlerwogenen offiziellen, vom Ministerium des Ausw&auml;rtigen inspirierten Artikel, welcher aber meiner Meinung nach diese Anschuldigung noch schwerwiegender macht, statt sie zu widerlegen. Die "Times" versichert, da&szlig; zu Beginn des Fr&uuml;hlings, vor dem Eintreffen des F&uuml;rsten Menschikow in Konstantinopel, Baron Brunnow sich bei Lord John Russell beschwerte, da&szlig; die Pforte die den griechisch-orthodoxen Geistlichen durch Vertrag &uuml;bertragenen Vorrechte zur&uuml;ckgenommen und da&szlig; Lord John Russell, nach dessen Meinung die Angelegenheit nur die Heiligen St&auml;tten betreffe, den Pl&auml;nen des Zaren seine Zustimmung gegeben habe. Aber die "Times" ist gleichzeitig gezwungen zuzugeben, da&szlig; nach dem Eintreffen des F&uuml;rsten Menschikow in Konstantinopel und nach dem Wechsel im Ministerium des Ausw&auml;rtigen, wo Lord John Russell durch Lord Clarendon abgel&ouml;st wurde, Baron Brunnow eine neue Mitteilung an Lord Clarendon richtete,</P>
<FONT SIZE=2><P>"mit dem Inhalt, den Geist der von ihm erhaltenen Instruktionen und einige der Ausdr&uuml;cke zu erl&auml;utern, die in dem Beglaubigungsschreiben gebraucht werden, das F&uuml;rst Menschikow im Auftrage des Zaren dem Sultan &uuml;berreichte".</P>
</FONT><P>Dabei gibt die "Times" zu, da&szlig; "Lord Clarendon den durch Baron Brunnow &uuml;bermittelten Forderungen zugestimmt hat". Offensichtlich mu&szlig; diese zweite Mitteilung etwas mehr enthalten haben als das, was Lord John Russell &uuml;bermittelt worden war. Die Angelegenheit kann daher mit dieser Erkl&auml;rung in der "Times" nicht abgeschlossen sein. Entweder stellt es sich heraus, da&szlig; Baron Brunnow ein diplomatischer Betr&uuml;ger ist, oder die Mylords Clarendon und Aberdeen sind Verr&auml;ter. Wir werden sehen.</P>
<P>Es d&uuml;rfte f&uuml;r Ihre Leser von Interesse sein, ein die orientalische Frage betreffendes Dokument kennenzulernen, das k&uuml;rzlich in einer Londoner <A NAME="S139"><B>&lt;139&gt;</A></B> Zeitung ver&ouml;ffentlicht wurde. Es handelt sich um eine Proklamation, die von dem heute in London lebenden F&uuml;rsten von Armenien herausgegeben und unter den Armeniern in der T&uuml;rkei verbreitet worden ist:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Lew, der von Gottes Gnaden regierende F&uuml;rst von Armenien etc., an die Armenier in der T&uuml;rkei:</P>
<P>Geliebte Br&uuml;der und treue Landsleute! ... Unser Wille und unser hei&szlig;er Wunsch ist es, da&szlig; Ihr bis zum letzten Tropfen Eures Blutes Euer Land und den Sultan gegen den Tyrannen des Nordens verteidigt. Erinnert Euch, Br&uuml;der, da&szlig; es in der T&uuml;rkei keine Knuten gibt, da&szlig; die T&uuml;rken Euch nicht die Nasenfl&uuml;gel zerrei&szlig;en und Eure Frauen weder insgeheim noch in der &Ouml;ffentlichkeit pr&uuml;geln. Unter der Herrschaft des Sultans gibt es Menschlichkeit, w&auml;hrend es unter der Herrschaft des Tyrannen des Nordens nur bestialische Grausamkeit gibt. Darum vertraut Euch der F&uuml;hrung Gottes an und k&auml;mpft tapfer f&uuml;r die Freiheit Eures Landes und f&uuml;r Euren jetzigen Herrscher. Rei&szlig;t Eure H&auml;user nieder, um daraus Barrikaden zu bauen; und wenn Ihr keine Waffen habt, so zerbrecht Euern Hausrat und verteidigt Euch damit. M&ouml;ge Euch der Herr den Weg zum Ruhm f&uuml;hren. Mein h&ouml;chstes Gl&uuml;ck wird es sein, in Eurer Mitte gegen die Unterdr&uuml;cker Eures Landes und Eures Glaubens zu k&auml;mpfen. M&ouml;ge Gott des Sultans Herz geneigt machen, meinen Aufruf zu billigen, denn unter seiner Herrschaft wird die Reinheit unserer Religion bewahrt bleiben, w&auml;hrend sie unter der Herrschaft des Tyrannen des Nordens ge&auml;ndert werden wird. Seid auch dessen eingedenk, Br&uuml;der, da&szlig; das Blut in den Adern desjenigen der sich jetzt an Euch wendet, das Blut von zwanzig K&ouml;nigen ist, es ist das Blut der Helden, der Lussinians, der Verteidiger unseres Glaubens. Und wir rufen Euch zu: Verteidigen wir die Reinheit unseres Glaubens bis zum letzten Blutstropfen."</P>
</FONT><P>Am 13. d.M. k&uuml;ndigte Lord Stanley im Unterhaus an, da&szlig; er bei der zweiten Lesung der Indienbill (am 23. d.M..) folgende Resolution einbringen w&uuml;rde:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Nach Meinung des Hauses sind weitere Informationen erforderlich, um das Parlament in die Lage zu versetzen, Gesetze zugunsten einer st&auml;ndigen Regierung Indiens zu beschlie&szlig;en. In diesem vorger&uuml;ckten Stadium der Parlamentssession w&auml;re es nicht angebracht eine Ma&szlig;nahme zu ergreifen, die die bestehende Ordnung nur st&ouml;ren w&uuml;rde und doch nicht als endg&uuml;ltige L&ouml;sung angesehen werden kann."</P>
</FONT><P>Aber im April 1854 wird die Charte der Ostindischen Kompanie ablaufen, und so oder so mu&szlig; etwas in dieser Richtung geschehen. Die Regierung m&ouml;chte ein st&auml;ndiges Gesetz beschlie&szlig;en, mit andern Worten die Charte auf weitere zwanzig Jahre verl&auml;ngern. Die Manchesterschule m&ouml;chte jegliche Gesetzgebung verschieben und die Charte auf h&ouml;chstens ein Jahr verl&auml;ngern. Die Regierung erkl&auml;rte, da&szlig; ein st&auml;ndiges Gesetz f&uuml;r das "Wohl" Indiens notwendig sei. Die Manchesterleute erwiderten, das sei unm&ouml;glich, da Informationen fehlen. Das "Wohl" Indiens wie auch das Fehlen von Informationen sind beides Vorspiegelungen falscher Tatsachen. Die herrschende Oligarchie <A NAME="S140"><B>&lt;140&gt;</A></B> m&ouml;chte noch vor dem Zusammentritt des neuen Parlaments auf Kosten Indiens ihr eigenes "Wohl" f&uuml;r die n&auml;chsten zwanzig Jahre im voraus sichern. Die Manchesterleute m&ouml;chten &uuml;berhaupt keine Annahme irgendwelcher Gesetze bis zur Neuwahl des Parlaments, da sie im alten Parlament keine Chancen haben, ihre Ansichten erfolgreich durchzusetzen. Und jetzt hat das Koalitionskabinett im Widerspruch zu seinen fr&uuml;heren Erkl&auml;rungen, aber in &Uuml;bereinstimmung mit seinem &uuml;blichen Verfahren, Schwierigkeiten zu umgehen, durch Sir Charles Wood so etwas wie einen Gesetzentwurf eingebracht. Andrerseits aber hat es nicht gewagt, die Verl&auml;ngerung der Charte f&uuml;r einen bestimmten Zeitpunkt vorzuschlagen, sondern hat eine "L&ouml;sung" angeboten, in der es dem Parlament &uuml;berlassen wird, anders zu verf&uuml;gen, wann immer es diese K&ouml;rperschaft f&uuml;r angebracht h&auml;lt. Wenn es zur Annahme der Regierungsvorschl&auml;ge k&auml;me, w&uuml;rde es keine Erneuerung geben, sondern die Ostindische Kompanie w&uuml;rde nur eine weitere Lebensfrist bekommen. In jeder andern Hinsicht tastet der Vorschlag der Regierung die Verfassung der Regierung Indiens nur scheinbar an; die einzige ernsthafte &Auml;nderung, die er enth&auml;lt, ist, da&szlig; er einige Gouverneure zus&auml;tzlich verlangt, obwohl durch lange Erfahrung bewiesen ist, da&szlig; die Gebiete Ostindiens, die von einfachen Kommiss&auml;ren verwaltet werden, weit besser gedeihen als jene, in denen die Bev&ouml;lkerung f&uuml;r w&uuml;rdig befunden wurde, Gouverneure und R&auml;te zu haben, die sich mit kostspieligem Luxus umgeben. Das von den Whigs erfundene Mittel, das Los der ausgesaugten L&auml;nder dadurch zu erleichtern, da&szlig; man ihnen die Lasten neuer Pfr&uuml;nde f&uuml;r pauperisierte Aristokraten aufb&uuml;rdet, erinnert an die fr&uuml;here Regierung Russell, die - als den Whigs pl&ouml;tzlich der Zustand geistiger Armut auffiel, in dem die Inder und Mohammedaner im Osten lebten - beschlo&szlig;, ihnen durch den Import mehrerer <I>neuer Bisch&ouml;fe </I>zu helfen, w&auml;hrend die Tories auf der H&ouml;he ihrer Macht niemals mehr als einen Bischof f&uuml;r notwendig erachteten. Als dieser Beschlu&szlig; gefa&szlig;t worden war, entdeckte Sir John Hobhouse - der damalige Whig-Pr&auml;sident der Kontrollbeh&ouml;rde - sofort, da&szlig; er einen Verwandten bes&auml;&szlig;e, der sich vortrefflich f&uuml;r die Bischofsw&uuml;rde eigne, und dieser wurde unverz&uuml;glich in eines der neuen Bist&uuml;mer berufen. "In solchen F&auml;llen", bemerkt ein englischer Autor, "wenn der Schuh so genau pa&szlig;t, ist es tats&auml;chlich schwierig zu sagen, ob der Schuh f&uuml;r den Fu&szlig; oder der Fu&szlig; f&uuml;r den Schuh gemacht worden ist." Genauso ist es mit der Entdeckung Charles Woods; es w&auml;re sehr schwierig, zu sagen, ob die neuen Gouverneure f&uuml;r die indischen Provinzen oder die indischen Provinzen f&uuml;r die neuen Gouverneure gemacht worden sind.</P>
<P>Wie dem auch sein mag, das Koalitionskabinett glaubte, es sei allen Klagen gerecht geworden, als es dem Parlament das Recht &uuml;berlie&szlig;, einen vorgeschla- <A NAME="S141"><B>&lt;141&gt;</A></B> genen Gesetzentwurf jederzeit &auml;ndern zu k&ouml;nnen. Doch leider tritt der Tory Lord Stanley mit seiner Resolution dazwischen, die bei ihrer Ank&uuml;ndigung von der "radikalen" Opposition laut begr&uuml;&szlig;t wurde. Lord Stanleys Resolution indessen widerspricht sich selbst. Einerseits weist Lord Stanley den Vorschlag des Ministeriums zur&uuml;ck, weil das Haus mehr Informationen ben&ouml;tige, um ein st&auml;ndiges Gesetz zu beschlie&szlig;en. Andererseits weist er es zur&uuml;ck, weil es kein st&auml;ndiges Gesetz ist, sondern die bestehende Ordnung &auml;ndert, ohne auf eine endg&uuml;ltige L&ouml;sung Anspruch zu erheben. Die Konservativen stehen der Bill nat&uuml;rlich ablehnend gegen&uuml;ber, weil sie &uuml;berhaupt eine gewisse Ver&auml;nderung mit sich bringt. Die Radikalen stehen ihr ablehnend gegen&uuml;ber, weil sie &uuml;berhaupt keine wirkliche Ver&auml;nderung mit sich bringt. In diesen Zeiten der Koalitionen hat Lord Stanley eine Formel gefunden, welche die beiden gegens&auml;tzlichen Standpunkte gegen den Standpunkt des Ministeriums in dieser Sache eint. Das Koalitionsministerium simuliert heilige Entr&uuml;stung &uuml;ber eine solche Taktik, und der "Chronicle", sein Organ, meint emp&ouml;rt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Wenn man den Vorschlag auf Aufschub als Parteima&szlig;nahme ansieht, so ist er im h&ouml;chsten Grade parteis&uuml;chtig und verwerflich ... Er ist nur gemacht worden, weil einige Parteig&auml;nger des Ministeriums sich verpflichtet haben, sich in dieser Teilfrage von denen abzugrenzen, mit denen sie sonst zusammengehen."</P>
</FONT><P>Die Minister scheinen in der Tat ernstlich besorgt zu sein. Der "Chronicle" kehrt in seiner heutigen Ausgabe wieder zu diesem Thema zur&uuml;ck und schreibt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Abstimmung &uuml;ber Lord Stanleys Antrag wird wahrscheinlich f&uuml;r das Schicksal der Indienbill entscheidend sein; es ist deshalb von <I>gr&ouml;&szlig;ter Wichtigkeit</I>, da&szlig; jene, die die <I>Wichtigkeit </I>einer baldigen Gesetzgebung empfinden, alle Anstrengung machen, die Regierung zu unterst&uuml;tzen."</P>
</FONT><P>Hingegen lesen wir in der heutigen "Times":</P>
<FONT SIZE=2><P>"Das Schicksal der Indienbill der Regierung ist jetzt in genaueren Umrissen zu erkennen ... Die Gefahr f&uuml;r die Regierung besteht darin, da&szlig; Lord Stanleys Einw&auml;nde v&ouml;llig mit den Schlu&szlig;folgerungen der &ouml;ffentlichen Meinung &uuml;bereinstimmen. Jedes Wort dieses Amendements trifft mit t&ouml;dlicher Genauigkeit das Ministerium."</P>
</FONT><P>In <A HREF="me09_148.htm">einem meiner n&auml;chsten Artikel</A> werde ich darlegen, welchen Einflu&szlig; die indische Frage auf die verschiedenen Parteien Gro&szlig;britanniens hat und welchen Nutzen der arme Hindu aus diesem Gez&auml;nk der englischen Aristokratie, der Plutokratie und der Millokratie um die Verbesserung seines Daseins ziehen kann.</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P></I>
</BODY>
</HTML>