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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Karl Marx - Der griechische Aufstand - Polnische Emigration - Das preussisch-oesterreichische Buendniss - Dokumente ueber die russischen Kriegsruestungen</TITLE>
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<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 10, S. 209-215<BR>
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1961</P>
</FONT><H2>Karl Marx</H2>
<H1>[Der griechische Aufstand - <BR>
Polnische Emigration -<BR>
Das &ouml;sterreichisch-preu&szlig;ische B&uuml;ndnis -<BR>
Dokumente &uuml;ber die russischen Kriegsr&uuml;stungen]</H1>
<FONT SIZE=2><P>Aus dem Englischen.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["New-York Daily Tribune" Nr. 4079 vom 15. Mai 1854]</P>
</FONT><B><P><A NAME="S209">&lt;209&gt;</A></B> London, Freitag, 28. April 1854.</P>
<P>Die letzten authentischen Nachrichten aus der T&uuml;rkei best&auml;tigen vollkommen die Ansichten der "Tribune" &uuml;ber den R&uuml;ckzug der Russen von Kalafat, die Besetzung der Dobrudscha durch die Russen und den Charakter des griechischen Aufstands.</P>
<P>Der "Lloyd" best&auml;tigt das Ger&uuml;cht, da&szlig; die Russen die Einschlie&szlig;ung Kalafats aufgehoben haben und die R&auml;umung der Kleinen Walachei jetzt beendet ist. Die letzten in Konstantinopel eingelaufenen Nachrichten besagen, da&szlig; die Russen nicht weiter vorr&uuml;cken, sondern im Gegenteil die Dobrudscha befestigen.</P>
<P>&Uuml;ber den griechischen Aufstand erschien im gestrigen "Moniteur" folgender Brief aus Wien vom 25. April:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Der griechische Aufstand macht in Epirus keinerlei Fortschritte, sondern beginnt, seinen eigentlichen Charakter zu offenbaren. Wenn noch irgend jemand glauben konnte, da&szlig; die Interessen von Christentum und Nation mehr als nur ein nichtiger Vorwand seien, so mu&szlig; das Vorgehen der Anf&uuml;hrer der hellenischen Banden aus dem K&ouml;nigreich Griechenland alle derartigen Zweifel zerstreuen. Die Streitereien zwischen Grivas und Zavellas seit Anbeginn des Kampfes um das Oberkommando &uuml;ber die Aufst&auml;ndischen sind bekannt. Beide Anf&uuml;hrer handeln weiterhin getrennt voneinander und nehmen ohne Bedenken jede Gelegenheit wahr, sich gegenseitig zu schaden. Besonders Grivas hat den christlichen Rajahs, deren Befreier zu sein er vorgibt, nur Pl&uuml;nderung und Brandschatzung gebracht. Die Sulioten, die zu dem Entschlu&szlig; gekommen sind, verschiedenen hellenischen Anf&uuml;hrern den Zutritt auf ihr Territorium zu untersagen, klagen besonders Grivas an. Zu Beginn des vorigen Monats bat dieser Anf&uuml;hrer den griechischen Primas Derventzista um Obdach und verlie&szlig; ihn <A NAME="S210"><B>&lt;210&gt;</A></B> am n&auml;chsten Tag wieder, jedoch nicht ohne sein Haus gepl&uuml;ndert und seine Gattin gewaltsam entf&uuml;hrt zu haben. Der Primas hat sich an Abdi Pascha gewandt und um Erlaubnis gebeten, sich unter seine Weisung begeben zu d&uuml;rfen, um sich f&uuml;r diese rohe Tat zu r&auml;chen. In Mezzovo jedoch zeichnete sich Grivas durch sein Geschick im Pl&uuml;ndern erst richtig aus. Jene Stadt &ouml;ffnete, durch die russische Propaganda dazu verleitet, dem 'Generalissimus' Grivas freiwillig ihre Tore. Seine erste Tat bestand darin, der christlichen Bev&ouml;lkerung eine 'patriotische' Kontribution von 200.000 Piaster aufzuerlegen. Die nicht &uuml;berm&auml;&szlig;ige Summe wurde gezahlt. Aber Grivas lie&szlig; es nicht dabei bewenden. Er wandte sich abwechselnd entweder an einzelne oder an alle bedeutendsten Einwohner sowie an alle wohlhabenden Personen in der Stadt, und forderte sie auf, ebenfalls als Spende alle Luxusgegenst&auml;nde aus Gold oder Silber, die sich in ihrem Besitz befanden, abzuliefern. Diese Erpressungsmethode erregte Unwillen und erwies sich weder als zweckm&auml;&szlig;ig noch als sehr ergiebig. Daraufhin kam Grivas ein Gedanke, der uns als Meisterst&uuml;ck der R&auml;uberei erscheint. Er benutzte das Herannahen der ottomanischen Truppen, die auf Mezzovo marschierten, als Vorwand und erkl&auml;rte, da&szlig; es zur Verteidigung des Ortes erforderlich sei, fast die ganze Stadt niederzubrennen, und forderte daher die Einwohner auf, sich mit ihren Familien in der Hauptkirche von Mezzovo zu versammeln, wo sich bald darauf fast 4.000 Menschen einfanden. Grivas hatte damit gerechnet, da&szlig; sie ihr Geld und auch ihre Juwelen und ihre wertvollsten Dinge mitbringen w&uuml;rden und auf diese Weise der gesamte Reichtum Mezzovos in seine H&auml;nde fiele. Er lie&szlig; sie dann in kleinen Gruppen heraus und &uuml;bergab sie seinen Anh&auml;ngern, die sie ohne weitere Umst&auml;nde ausraubten. So sehen die Heldentaten des griechischen Anf&uuml;hrers aus, der bis jetzt die bedeutendste Rolle im Aufstand von Epirus gespielt hat. Den T&uuml;rken leistete Grivas danach nur geringen Widerstand. Nachdem er die Stadt in Brand gesteckt hatte, zog er sich auf Acholeus, in Richtung Radovitz, zur&uuml;ck. Mezzovo, einst nach Janina und Berat die bl&uuml;hendste Stadt von Epirus, ist jetzt nur noch ein Ruinenfeld, und seine Einwohner sind ins Elend gest&uuml;rzt worden. Nur ungef&auml;hr hundert H&auml;user sind stehengeblieben."</P>
</FONT><P>Reschid Pascha erkl&auml;rte auf das unbegr&uuml;ndete Ger&uuml;cht hin, da&szlig; Kossuth und Mazzini beabsichtigten, nach Konstantinopel zu kommen, er werde ihnen nicht gestatten, t&uuml;rkischen Baden zu betreten.</P>
<P>Es hei&szlig;t, da&szlig; die Bildung einer polnischen Legion bei den Gesandten Frankreichs und Englands keinen Widerstand gefunden habe, jedoch auf Hindernisse anderer Art gesto&szlig;en sei. General Wysocki &uuml;bergab der Pforte und Lord Redcliffe ein mit mehreren tausend Unterschriften versehenes Dokument, da&szlig; ihn erm&auml;chtigt, im Namen eines gro&szlig;en Teils der polnischen Emigration zu handeln. Andrerseits legte Oberst Graf Zamoyski, ein Neffe des F&uuml;rsten Czartoryski, ein &auml;hnliches Dokument mit ebenfalls vielen Unterschriften vor, durch das ihn eine andere Gruppe derselben Emigration erm&auml;chtigte, in ihrem Namen zu handeln. In Anbetracht ihrer Uneinigkeit und um die Anspr&uuml;che der Rivalen auszus&ouml;hnen und sowohl Wysockis als <A NAME="S211"><B>&lt;211&gt;</A></B> auch Zamoyskis Dienste zu nutzen, empfahl der englische Gesandte die Bildung von zwei polnischen Legionen statt einer.</P>
<P>Marschall Paskewitsch traf am 17. April in Jassy ein und setzte am gleichen eine Reise nach Bukarest fort.</P>
<P>Der "Hannoverschen Zeitung" zufolge enth&auml;lt das Schutz- und Trutzb&uuml;ndnis, das zwischen &Ouml;sterreich und Preu&szlig;en abgeschlossen ist,<B> </B>die folgenden Hauptpunkte:</P>
<FONT SIZE=2><P>"1. &Ouml;sterreich und Preu&szlig;en garantieren sich gegenseitig ihren deutschen und au&szlig;erdeutschen Besitzstand, so da&szlig; eine jede Verletzung auf dem Landesgebiete des einen einem Angriff auf eigenem Gebiete gleichgeachtet wird.</P>
<P>2. &Ouml;sterreich und Preu&szlig;en verpflichten sich zu gegenseitiger Unterst&uuml;tzung, und zwar zu n&ouml;tigenfalls aggressiver, sobald der eine oder der andere deutsche Interessen gef&auml;hrdet glaubt und der andere diese Anschauung teilt. Bestimmte F&auml;lle, wo diese Unterst&uuml;tzung erfolgen mu&szlig;, sind in einem besonderen, einen integrierenden Teil der Konvention bildenden Vertrage vorgesehen. Um der Vereinbarung Nachdruck zu geben, werden in gewissen Epochen angemessene Kriegsmittel in Bereitschaft gestellt. Zeit, Umfang und Art der Aufstellung der Truppen sind besonderen Feststellungen vorbehalten.</P>
<P>3. S&auml;mtliche deutsche Bundesgenossen werden aufgefordert, diesem die gemeinsamen Interessen Deutschlands wahrenden Schutz- und Trutzb&uuml;ndnis beizutreten und dasselbe gem&auml;&szlig; den ihnen laut Bundesakte obliegenden Verpflichtungen zu unterst&uuml;tzen."</P>
</FONT><P>Bei einem Vergleich dieser Bestimmungen mit den Bedingungen der Neutralit&auml;tsvorschl&auml;ge, die Graf Nesselrode dem preu&szlig;ischen Hof unterbreitete, f&auml;llt auf, da&szlig; beide einander ganz &auml;hnlich sind. Man mu&szlig; ferner bemerken, da&szlig; der Vertrag praktisch nur den Erfordernissen einer Defensivpolitik angepa&szlig;t ist, w&auml;hrend hinsichtlich einer eventuellen Offensivpolitik alles den einzelnen H&ouml;fen &uuml;berlassen bleibt.</P>
<P>Die preu&szlig;ische Erste Kammer nahm am 25. d.M. eine Kreditvorlage &uuml;ber drei&szlig;ig Millionen Taler gem&auml;&szlig; den Empfehlungen ihrer Kommission an. Die ministeriellen Erkl&auml;rungen, die Herr von Manteuffel aus diesem Anla&szlig; abgab, sind so bezeichnend f&uuml;r jene preu&szlig;ische Diplomatie, die ihr inneres Unverm&ouml;gen gern hinter patriotischen Phrasen und unsinniger Erhabenheit verbirgt, da&szlig; ich das Dokument in extenso &lt;vollst&auml;ndig&gt; wiedergeben will. Herr von Manteuffel sagt:</P>
<FONT SIZE=2><P>"Die Verwicklungen zwischen Ru&szlig;land und der T&uuml;rkei und in weiterer Ausdehnung derselben zwischen Ru&szlig;land und den Westm&auml;chten sind allgemein bekannt. Die preu&szlig;ische Regierung hat geglaubt, da&szlig; es in Preu&szlig;ens Stellung und Interesse <A NAME="S212"><B>&lt;212&gt;</A></B> liege, diese Verwicklungen zu entwirren und die entstandenen Differenzen auszugleichen. Alle ihre Bestrebungen und Bem&uuml;hungen sind jedoch gescheitert. Es hat ein eigener Unstern &uuml;ber diesen Angelegenheiten geschwebt. Vieles, was zum friedlichen Austrag der Differenzen wohl geeignet gewesen ist, hat kein Resultat gehabt, teils weil es nicht in geeigneter Weise, teils weil es nicht zur rechten Zeit geschehen ist, und so haben sich die Mi&szlig;helligkeiten bis zum Kriege gesteigert und erweitert. Aus den Bem&uuml;hungen Preu&szlig;ens und &Ouml;sterreichs, den Frieden zu erhalten, hat sich von selbst ein leitender Faden herausgebildet, an den immer wieder angekn&uuml;pft wird. Dies war das gro&szlig;e Ziel der Wiener Konferenz. In dieser Konferenz hat die Regierung stets und unabl&auml;ssig zum Frieden hingewirkt. Sie ist, wenn auch vers&ouml;hnlich" (als der "Friedensengel des Kaisers Nikolaus), "doch ernst und entschieden und im Bewu&szlig;tsein ihrer Stellung als Gro&szlig;macht bei diesen Bem&uuml;hungen aufgetreten" (genau so, wie es der Kaiser von Ru&szlig;land in seiner geheimen Korrespondenz ausgedr&uuml;ckt hat). "Gerade, weil sie uninteressiert ist" (eine russische Provinz zu werden und die Kulissen zu wechseln) "und weil dies von den anderen M&auml;chten anerkannt wird, hat sie eine kr&auml;ftige und offene Sprache f&uuml;hren k&ouml;nnen. Ihre Bem&uuml;hungen und Leistungen wurden von beiden Teilen bald mit Dank, bald mit Unzufriedenheit aufgenommen. Dies hat die Regierung aber nicht beirrt. Die erste Bedingung einer Gro&szlig;macht besteht in der Selbst&auml;ndigkeit. Diese Selbst&auml;ndigkeit hat die preu&szlig;ische Regierung aber dadurch bet&auml;tigt, da&szlig; sie die Schritte, die zum Frieden f&uuml;hren konnten, getan, unbek&uuml;mmert darum, ob sie dieser oder jener Macht gerade genehm seien oder nicht" (alles in allem eine h&uuml;bsche Definition dessen, was unter der Unabh&auml;ngigkeit einer Gro&szlig;macht zu verstehen ist). "Nachdem sich jedoch die Verh&auml;ltnisse drohender gestaltet hatten, hat die Regierung geglaubt, neben ihren allgemeinen Friedensbem&uuml;hungen die preu&szlig;ischen und deutschen Interessen insbesondere in das Auge fassen zu m&uuml;ssen. Zu diesem Zweck ist eine Vereinigung mit &Ouml;sterreich angebahnt. Dieser Einigung werden auch die &uuml;brigen deutschen Bundesstaaten beitreten, so da&szlig; auf ein Zusammengehen mit &Ouml;sterreich und dem &uuml;brigen Deutschland zu rechnen ist. Hierin ruht nach Ansicht der Regierung zun&auml;chst der sicherste und wirksamste Schutz der vereinigten deutschen M&auml;chte. Neben dieser engeren Vereinigung bleibt die weitere Gemeinschaft Preu&szlig;ens und &Ouml;sterreichs mit den Westm&auml;chten auf Grund der Wiener Konferenz fortbestehen. Preu&szlig;en hat sich von den Westm&auml;chten nicht entfernt. Was auch die englische Presse Gegenteiliges behauptet, das Konzert mit diesen M&auml;chten ist noch vorhanden. Das dieses Konzert manifestierende Protokoll ist bereits von dem Gesandten Preu&szlig;ens unterzeichnet, kann jedoch der Kammer noch nicht vorgelegt werden. Es ist darin die bisherige Stellung der vier M&auml;chte zueinander festgehalten. und die Bem&uuml;hungen zur Herbeif&uuml;hrung des Friedens werden fortgesetzt, obwohl zwei dieser M&auml;chte schon zu kriegerischen Mitteln geschritten sind" (ein Beweis daf&uuml;r, da&szlig; der Krieg nur ein Scheinman&ouml;ver ist und Friedensverhandlungen die wirkliche Besch&auml;ftigung der westlichen Kabinette bilden). "Was Ru&szlig;land anbetrifft, so sind in neuster Zeit von dem Kabinett in St. Petersburg vers&ouml;hnlichere und eingehende Erkl&auml;rungen abgegeben, die, wenn sie auch zur Zeit nur schwache Friedenshoffnungen darbieten, doch Ankn&uuml;pfun
</FONT><P>Es ist &uuml;berfl&uuml;ssig zu sagen, da&szlig; die Kommission diese Erkl&auml;rung &auml;u&szlig;erst zufriedenstellend fand.</P>
<P>Im "Journal de Saint-P&eacute;tersbourg" sind folgende neue Dokumente ver&ouml;ffentlicht worden:</P>
<I><FONT SIZE=2><P ALIGN="CENTER">"Ordre du Jour</I> &lt;<I>Tagesbefehl</I>&gt;<I> an das Polizeidepartement</P>
</I><P ALIGN="RIGHT">15. April 1854</P>
<P>Seine Majest&auml;t, der Kaiser, hat geruht, die Ausdehnung der Vorz&uuml;ge, die den pensionierten R&auml;ngen der Garde und der Armee gew&auml;hrt werden, auf diejenigen pensionierten Soldaten der Marine und des Trains der Garden zu befehlen, welche, da sie sich noch gesund und kr&auml;ftig f&uuml;hlen, eine nochmalige Dienstzeit zu leisten w&uuml;nschen.</P>
<P ALIGN="RIGHT">Generaladjutant <I>Galachow</P>
<P ALIGN="CENTER">Ukas an den Dirigierenden Senat</P>
</I><P>Um die Verteidigungsmittel der K&uuml;sten des Finnischen Meerbusens zu vermehren haben Wir f&uuml;r gut erachtet, eine Reserve-Ruderflottille zu bilden und befehlen:</P>
<P>1. Es sind vier Druschiny Ruderer zu bilden.</P>
<P>2. Diese Druschiny sind durch den Aufruf von Freiwilligen in den Gouvernemens Petersburg, Nowgorod, Olonez und Twer zusammenzubringen.</P>
<P>3. Die zur Errichtung dieser Seewehr zu treffenden Ma&szlig;nahmen werden eines Komitee &uuml;bertragen, bestehend aus dem Vorsitzenden des Ministeriums der Marine, Seiner Kaiserlichen Hoheit, dem Gro&szlig;f&uuml;rsten Konstantin, und den Ministern der Reichsdom&auml;nen, der kaiserlichen G&uuml;ter und des Innern.</P>
<P>14. April 1854&#9;</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Nikolaus</P>
<P ALIGN="CENTER">Reglement f&uuml;r die Seewehr</P>
</I><P>I. Zweck der Einrichtung und Bildung der Seewehr.</P><DIR>
<DIR>
<P>1. Die Seewehr wird gebildet, um die Reserve-Ruderflottille, die zum Schutz der K&uuml;sten des Finnischen Meerbusens bestimmt ist, zu vervollst&auml;ndigen.</P>
<P>2. Die Seewehr besteht aus vier Druschiny, deren Bildung und Einrichtung dem Minister der Marine &uuml;bertragen wird.</P>
<P>3. Der Seewehr k&ouml;nnen Personen jedes Standes beitreten.</P></DIR>
</DIR>
<P>II. Bedingungen der Aufnahme:</P><DIR>
<DIR>
<P>4. Personen, die der Seewehr beitreten wollen, m&uuml;ssen im Besitz von g&uuml;ltigen P&auml;ssen sein, und Leibeigene ben&ouml;tigen eine besondere Genehmigung ihrer Grundherren.</P>
<B><P><A NAME="S215">&lt;215&gt;</A></B> 5. In St. Petersburg m&uuml;ssen sich die Freiwilligen im Inspektionsdepartement des Ministeriums der Marine pers&ouml;nlich einfinden, in Gouvernementsst&auml;dten bei den Gouverneuren und in Kreisst&auml;dten bei den Polizeibeh&ouml;rden.</P>
<P>6. Die P&auml;sse werden gegen Ausgabe eines einheitlichen Ausweises eingezogen. Die P&auml;sse werden dem Inspektionsdepartement zugesandt, wo sich deren Inhaber pers&ouml;nlich einzufinden haben. Gleichzeitig erhalten sie, wenn sie dies w&uuml;nschen, einen Monatssold, was im Ausweis zu vermerken ist.</P>
<P>7. Die Polizei hat die Abreise der Freiwilligen nach St. Petersburg zu &uuml;berwachen und ihnen jegliche Hilfe und Schutz zu gew&auml;hren, um ihren Transport zu erm&ouml;glichen. Im Falle der Erkrankung eines Freiwilligen ist f&uuml;r ihn Sorge zu tragen."</P></DIR>
</DIR>
</FONT><P>(Punkt 8 und 9 sind nicht von Interesse.)</P>
<FONT SIZE=2><P>"III. Bedingungen des Dienstes.</P><DIR>
<DIR>
<P>10. Wer in die Seewehr eintreten m&ouml;chte, erh&auml;lt vom Tage seiner Anmeldung im Inspektionsdepartement</P>
<P>a) Acht Silberrubel per Monat.</P>
<P>b) Proviant und Marineprovision gleich den regul&auml;ren Milit&auml;rs der Marine.</P>
<P>c) Kleider nach dem Zuschnitt der Bauerntracht. Den Freiwilligen ist das Tragen des Bartes und des Haares &agrave; la paysanne &lt;nach Bauernart&gt; gestattet.</P>
<P>11. Die Dienstzeit ist bis zum 1. November 1854 festgesetzt.</P>
<P>12. Nach Ablauf derselben wird kein Freiwilliger im Dienst zur&uuml;ckgehalten.</P>
<P>13. Diejenigen, welche mit Auszeichnung dienen, werden in gleicher Weise wie die regul&auml;ren Truppen belohnt.</P>
<P>14. Wird eine Prise gemacht unter Mitwirkung von Kanonierschaluppen, so nehmen die auf diesen letzteren dienenden Freiwilligen teil an der Prisenbelohnung.</P>
<P>15. Werden die Freiwilligen verwundet, so genie&szlig;en sie die gleichen Rechte wie die Milit&auml;rs.</P>
<P>16. Ihre Familien werden der F&uuml;rsorge der Ortsbeh&ouml;rden und Gemeinden empfohlen.</P></DIR>
</DIR>
<I><P ALIGN="RIGHT">Konstantin<BR>
Graf Kisselew<BR>
Graf Perowskij<BR>
Dmitrij Bibikow"</P>
</I></FONT><P>Man h&auml;tte keinen besseren &Uuml;berblick in so gedr&auml;ngter Form &uuml;ber Ru&szlig;land geben k&ouml;nnen, als ihn die vorstehenden Dokumente bieten: der Kaiser, die Beamten, die Leibeigenen, die B&auml;rte &agrave; la paysanne, die Polizei, die Seewehr, die Gemeinden, die L&auml;nder und Meere - "alle Reu&szlig;en".</P>
<I><P ALIGN="RIGHT">Karl Marx</P>
</I>
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