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2022-08-25 20:29:11 +02:00
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<TITLE>Friedrich Engels - Eine Musterung englischer freiwilliger Jaeger</TITLE>
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<P ALIGN="CENTER"><A HREF="../me_ak60.htm"><FONT SIZE=2>Inhaltsverzeichnis Artikel und Korrespondenzen 1860</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 15, 4. Auflage 1972, unver&auml;nderter Nachdruck der 1. Auflage 1961, Berlin/DDR. S. 137-143.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 18.09.1998</P>
</FONT><H2>Friedrich Engels </H2>
<H1>Eine Musterung englischer freiwilliger J&auml;ger </H1>
<FONT SIZE=2><P>Geschrieben um den 24. August 1860.</P>
</FONT><P><HR></P>
<FONT SIZE=2><P>["Allgemeine Milit&auml;r-Zeitung" Nr. 36 vom 8. September 1860] </P>
</FONT><B><P><A NAME="S137">&lt;137&gt;</A></B> Wie Deutschland, r&uuml;stet sich England zur Abwehr bonapartistischer Angriffsgel&uuml;ste; die englischen Volunteer Riflemen &lt;freiwilligen J&auml;ger&gt; entsprangen derselben Ursache wie die Verdoppelung der Anzahl der preu&szlig;ischen Linienbataillone. Es wird dem deutschen milit&auml;rischen Publikum daher von Interesse sein, &uuml;ber den jetzigen Stand und die Kriegst&uuml;chtigkeit des neuen englischen Freiwilligen-Heeres etwas Genaueres zu erfahren, denn dies Heer ist seinem ganzen Ursprung und Grundgedanken nach ein Feind des Bonapartismus, ein Alliierter Deutschlands. </P>
<P>Mit Ausnahme weniger Bataillone datiert dies Freiwilligen-Heer von der letzten H&auml;lfte des vorigen Jahres; die gro&szlig;e Masse ist noch kein Jahr eingekleidet und exerziert. Jetzt bel&auml;uft sich seine St&auml;rke auf dem Papier auf 120.000 Mann; d&uuml;rfen wir aber nach den in einzelnen Distrikten vorliegenden Verh&auml;ltnissen aufs Ganze schlie&szlig;en, so wird kaum auf 80.000 Mann wirklich einge&uuml;bte Leute zu rechnen sein; der Rest hat kein Interesse an der Sache und w&uuml;rde am besten von den Listen gestrichen. </P>
<P>Die Organisation ist sehr einfach. Wo 60-100 Freiwillige (bei der Artillerie 50-80) in einer Lokalit&auml;t sich zusammenfinden, k&ouml;nnen sie mit Genehmigung des Lordstatthalters der Grafschaft eine Kompanie bilden. Sie w&auml;hlen Offizierskandidaten (1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 F&auml;hnrich oder Unterlieutenant), die der Lordstatthalter in der Regel zu den betreffenden Chargen ernennt, doch sind auch manche derselben verworfen worden. <A NAME="S138"><B>&lt;138&gt;</A></B> Mehrere Kompanien k&ouml;nnen sich in ein Bataillon formieren, wo dann der Lordstatthalter, meist nach den W&uuml;nschen des Offizierskorps oder nach der Anciennet&auml;t der Hauptleute, den Major und den Oberstlieutenant (in England den wirklichen Bataillonschef) ernennt. Auf diese Weise existieren Korps von einer bis acht Kompanien, numeriert in jeder Grafschaft nach der Reihenfolge ihrer Formation; doch nur ein volles Bataillon von 8 Kompanien erh&auml;lt einen Oberstlieutenant. Die Offiziere k&ouml;nnen s&auml;mtlich aus der Mitte der Freiwilligen ernannt werden und brauchen keine Pr&uuml;fungen abzulegen. Der Adjutant allein mu&szlig; ein gedienter Linien- oder Milizoffizier sein, und er allein wird st&auml;ndig besoldet.<A NAME="ZF1"><A HREF="me15_137.htm#F1">(1)</A></A> Die Freiwilligen bekleiden sich selbst, doch liefert die Regierung auf Verlangen leihweise B&uuml;chse und gew&ouml;hnliches Bajonett. Farbe, Schnitt etc. der Uniform und des Lederzeugs w&auml;hlt jedes Korps selbst, unter Best&auml;tigung der Regierung, d.h. des Lordstatthalters der Grafschaft. F&uuml;r Exerzier- und Schie&szlig;pl&auml;tze, Munition, Instruktoren und Musik haben die Korps im ganzen ebenfalls selbst zu sorgen. </P>
<P>Die Uniformen der verschiedenen Infanterie- oder J&auml;gerkorps sind meist dunkelgr&uuml;n, hell- oder dunkelgrau oder graubraun; der Schnitt h&auml;lt die Mitte zwischen franz&ouml;sischem und englischem; Kopfbedeckung ist vorherrschend das franz&ouml;sische K&auml;ppi, die franz&ouml;sische oder englische Offiziersm&uuml;tze. Die Artillerie ist vorschriftsm&auml;&szlig;ig dunkelblau uniformiert und hat dem Aussehen zulieb die unzweckm&auml;&szlig;ige Pelzm&uuml;tze der englischen reitenden Artillerie adoptiert. Die wenigen reitenden J&auml;ger schlie&szlig;en sich in ihrer Uniform der englischen Kavallerie an; sie sind &uuml;brigens ein reiner Luxusartikel. </P>
<P>Als die Agitation f&uuml;r die Bildung dieser J&auml;gerkorps begann und die ersten Kompanien sich bildeten, hatte die Sache einen sehr starken Beigeschmack von Nationalgarde oder B&uuml;rgerwehr; es war sehr viel Soldatenspielerei dabei; der Kl&uuml;ngel bei den Offizierswahlen, die komische Haltung und die Ratlosigkeit im Dienst der neuen Offiziere hatten viel Erg&ouml;tzliches. Wie begreiflich, fielen die Wahlen durchaus nicht immer auf die Bef&auml;higtsten oder nur auf diejenigen, die am meisten Liebe zur Sache hatten. In den ersten sechs Monaten ihres Bestehens machten fast alle Kompanien und Bataillone den Eindruck unserer seligen B&uuml;rgerwehr vom Jahre 1848. </P>
<P>Dies war das Material, das den Unteroffizierinstruktoren &uuml;bergeben wurde, um daraus brauchbare Feldtruppen zu machen. Man exerzierte ge- <A NAME="S139"><B>&lt;139&gt;</A></B> w&ouml;hnlich abends, von 7-9 Uhr, sektionsweise in geschlossenen R&auml;umen und bei Licht, zwei- oder dreimal die Woche, und wo m&ouml;glich, wurde samstagnachmittags ein kleiner &Uuml;bungsmarsch gemacht und in den Kompanien exerziert. Die Instruktoren waren Unteroffiziere der Linie, der Miliz oder der Halbinvaliden (Pensioners). Den Sonntag zu benutzen, verbot Sitte und Gesetz. Auch f&uuml;r die Offizierausbildung mu&szlig;ten die Drillmeister alles tun. Indessen, der englische Unteroffizier ist in seiner Art ganz vortrefflich. In der englischen Armee wird im Dienst weniger geflucht und geschimpft, wird weit ruhiger gesprochen als in irgendeiner anderen, daf&uuml;r aber auch um so sicherer gestraft. Der Unteroffizier ahmt den Offizier nach und gew&ouml;hnt sich einen Ton an, der dem unter unseren deutschen Unteroffizieren herrschenden weit &uuml;berlegen ist. Dabei dient er nicht um der sp&auml;teren Zivilversorgung willen; er hat sich freiwillig auf 12 Jahre engagiert, und das Avancement bis zum Wachtmeister schon stellt ihn auf jeder neuen Stufe bedeutend besser als vorher; bei jedem Bataillon werden eine oder zwei Offiziersstellen (Adjutant und Rechnungsf&uuml;hrer) meistens aus alten Unteroffizieren rekrutiert; im Krieg kann der Unteroffizier durch Auszeichnung vor dem Feind sich den goldenen Stern am Kragen holen. Die aus diesen Unteroffizieren hervorgegangenen Drillmeister haben im ganzen und gro&szlig;en bei den freiwilligen J&auml;gern wirklich in der zugemessenen Zeit das m&ouml;gliche geleistet und nicht nur die Kompanien ganz einexerziert, sondern auch die Offiziere notd&uuml;rftig abgerichtet. </P>
<P>Inzwischen formierten sich, wenigstens in den gr&ouml;&szlig;eren St&auml;dten, die einzelnen Kompanien zu Bataillonen und erhielten Adjutanten von den regul&auml;ren Truppen. Der englische Subalternoffizier, wie der &ouml;sterreichische, hat weit weniger theoretische Bildung als der norddeutsche; aber wenn er Lust an seinem Handwerk hat, kennt er, wie der &ouml;sterreichische, seinen Dienst ganz vortrefflich. Unter den zu den Freiwilligen-Bataillonen &uuml;bergetretenen Adjutanten sind Leute, die als Instruktoren gar nicht besser sein k&ouml;nnen; und die Resultate, die sie in sehr kurzer Zeit mit ihren Bataillonen erreicht haben, sind in der Tat &uuml;berraschend. Indes sind bis jetzt bei weitem die wenigsten der Freiwilligen zu Bataillonen zusammengetreten, und daher stehen die einzeln f&uuml;r sich existierenden Kompanien bedeutend hinter den Bataillonen zur&uuml;ck. </P>
<P>Auf den 11. August hatten die Freiwilligen von Lancashire und Cheshire eine Revue in Newton, halbwegs zwischen Manchester und Liverpool, organisiert; der kommandierende Generallieutenant des Distrikts, Sir George Wetherall, &uuml;bernahm den Oberbefehl. Es waren die Freiwilligen der Fabrikdistrikte um Manchester, die sich hier Rendezvous gaben; denn sowohl von <A NAME="S140"><B>&lt;140&gt;</A></B> Liverpool wie von den ansto&szlig;enden Ackerbaudistrikten von Cheshire waren nur wenige gekommen. Nach unseren deutschen Rekrutierungserfahrungen zu urteilen, m&uuml;ssen wir diese Korps also in physischer Einsicht als unter dem Durchschnitt stehend ansehen; doch ist nicht zu vergessen, da&szlig; die arbeitende Klasse unter den Freiwilligen bei weitem die Minderzahl ausmacht. </P>
<P>Der Boden der Rennbahn von Newton, ohnehin schwammig, war durch den anhaltenden Regen bedeutend aufgeweicht, sehr uneben und lehmig; auf der einen Seite l&auml;uft ein Bach, in dessen N&auml;he hier und da dichtes Gestr&uuml;pp ist. F&uuml;r einen Paradeplatz f&uuml;r junge Freiwillige war der Grund gerade recht; sie standen meist bis an die Kn&ouml;chel in Wasser und Kot, und die Pferde der Offiziere sanken oft bis &uuml;ber das Fesselgelenk in den Lehm. </P>
<P>Die 57 Korps, die sich angemeldet hatten, waren in 4 Brigaden, die erste zu 4, die anderen zu 3 Bataillonen eingeteilt, jedes Bataillon zu 8 Kompanien; Oberstlieutenants der Linie f&uuml;hrten die Brigaden, Freiwilligen-Offiziere die Bataillone. Die erste Brigade hatte 3 Bataillone deployiert, das vierte hinter der Mitte in Kolonne. In zweiter Linie standen die 3 &uuml;brigen Brigaden, 9 Bataillonskolonnen, nebeneinander. Alle Kolonnen mit Kompaniefront, Vierteldistanz zwischen den Kompanien und rechts abmarschiert. </P>
<P>Nach dem Empfang des Generals durch die Truppen sollte eine Frontver&auml;nderung nach links vorgenommen werden; das in Kolonne hinter der ersten Linie stehende Bataillon sollte ausschw&auml;rmen, um diese Bewegung zu decken. Es passierte demgem&auml;&szlig; durch die L&uuml;cke, welche die beiden mittleren Kompanien des vor ihm stehenden Bataillons durch Rechts- und Linksabschwenken bildeten, und schwenkte dann in Kolonne links, worauf 4 Kompanien den Bach entlang ausschw&auml;rmten und die &uuml;brigen 4 die Soutiens bildeten. Bei dem nassen Boden und Gestr&uuml;pp war nat&uuml;rlich an richtige Terrainbenutzung nicht zu denken; im &uuml;brigen sind die meisten Freiwilligen-Bataillone noch mit dem Abc des Tiraillierens und Felddienstes besch&auml;ftigt, so da&szlig; es nicht billig w&auml;re, hier einen strengen Ma&szlig;stab anzulegen. Unterdessen schwenkte die deployierte Linie um das Zentrum des mittleren Bataillons als Pivot; die beiden mittleren Kompanien dieses Bataillons schwenkten, die eine vorw&auml;rts, die andere r&uuml;ckw&auml;rts, einen Viertelkreis, worauf die &uuml;brigen Kompanien in das neue Alignement einr&uuml;ckten. Die beiden Fl&uuml;gelbataillone setzten sich in Kolonne mit Vierteldistanz (die geschlossenste Kolonne, die die Engl&auml;nder kennen), marschierten ebenfalls ins Alignement und deployierten. Man begreift, welche Zeit dies schwerf&auml;llige Man&ouml;ver wegnahm. Gleichzeitig avancierte das rechte <A NAME="S141"><B>&lt;141&gt;</A></B> Fl&uuml;gelbataillon der zweiten oder Kolonnenlinie geradeaus, bis es hinter dem neuen rechten Fl&uuml;gel der ersten Linie angekommen war; die anderen Bataillone folgten mit rechtsum (in Doppelrotten) bis auf den Platz, wo das rechte Fl&uuml;gelbataillon gestanden; hier angekommen, machte jedes Bataillon Front und folgte den vorangegangenen Bataillonen. Sobald die letzte Bataillonskolonne auf diese Weise im neuen Alignement angekommen, schwenkte jedes Bataillon einzeln links und stellte dadurch die Front der Kolonnenlinie wieder her. </P>
<P>Jetzt r&uuml;ckte die dritte Brigade aus dem Zentrum dieser Kolonnenlinie vor; zweihundert Schritt hinter der ersten deployierten Linie angekommen, &ouml;ffnen sich die drei Bataillonskolonnen auf Deployierdistanz und deployieren ihrerseits. Da die Pl&auml;nklerkette inzwischen bedeutend Terrain gewonnen, so avancieren beide deployierten Linien einige hundert Schritt, worauf die erste Linie von der zweiten abgel&ouml;st wird. Dies geschieht dadurch, da&szlig; die beiden Linien sich mit rechtsum in Doppelrotten setzen, in der ersten Linie die Tete jeder Kompanie rechts, in der zweiten die Tete jeder Kompanie links schwenkt und so beide Linien sich durcheinanderziehen, worauf Front gemacht und wieder eingeschwenkt wird. Es ist dies eins jener Exerzierplatzman&ouml;ver, die da, wo sie ausf&uuml;hrbar, &uuml;berfl&uuml;ssig, und da, wo sie notwendig, leider nicht ausf&uuml;hrbar sind. Hierauf wurden die vier Brigaden auf eine &auml;hnliche, der Linientaktik entsprechende Weise wieder in eine gro&szlig;e Kolonne zusammengezogen, und die Truppen defilierten in Kompaniefront (25-35 Rotten) und in offener Kolonne vor dem General. </P>
<P>Wir wollen &uuml;ber diese Art Elementartaktik, die unseren Lesern gewi&szlig; altfr&auml;nkisch genug vorkommt, kein Wort weiter verlieren; man sieht von vornherein, da&szlig; ein solches Reglement, welchen Wert oder Unwert es immer bei einer Linientruppe mit zw&ouml;lfj&auml;hriger Dienstzeit haben mag, f&uuml;r Freiwillige, die blo&szlig; in ihren Freistunden exerzieren, jedenfalls das unpassendste von der Welt ist. Was uns hier interessiert, ist einzig die Art der Ausf&uuml;hrung dieser Bewegungen durch die Freiwilligen; und da m&uuml;ssen wir sagen, da&szlig;, obwohl es hier und da haperte, im ganzen die s&auml;mtlichen Evolutionen doch ruhig und ohne Verwirrung ausgef&uuml;hrt wurden. Am mangelhaftesten war das Schwenken in Kolonnen und das Deployieren, welches letztere meist sehr langsam vor sich ging; bei beiden Bewegungen machte sich die mangelnde Durchbildung und Sicherheit der Offiziere f&uuml;hlbar. Dagegen war der Frontmarsch der deployierten Linien, dies Hauptman&ouml;ver der englischen Taktik, ganz &uuml;ber alle Erwartung gut; es ist dies eine Bewegung, f&uuml;r die die Engl&auml;nder &uuml;berhaupt eine exzeptionelle Anlage <A NAME="S142"><B>&lt;142&gt;</A></B> haben und die sie merkw&uuml;rdig leicht zu lernen scheinen. Das Defilieren ging ebenfalls, zu unserem gro&szlig;en Erg&ouml;tzen unter einem gewaltigen Platzregen, im ganzen recht gut vonstatten, obwohl verschiedene naive Verst&ouml;&szlig;e gegen die ziemlich komplizierte englisch-milit&auml;rische Etikette dabei vorkamen. Nur von Distanz war, durch Schuld der Offiziere, wieder keine Rede. </P>
<P>Abgesehen von einem in London durch einige sanguinische freiwillige Kommandeurs organisierten Man&ouml;ver mit Gegner, wobei es ziemlich toll herging, war dies das erste Mal, da&szlig; gr&ouml;&szlig;ere Massen von Freiwilligen Evolutionen durchmachten, die auf etwas anderes als blo&szlig;en Parademarsch abzweckten. Wenn man bedenkt, da&szlig; die gro&szlig;e Masse der anwesenden Truppen aus Korps bestand, die entweder nur eine, zwei oder h&ouml;chstens drei Kompanien z&auml;hlen, in keinerlei Bataillonsverband stehen, keine gedienten Offiziere haben, nur von gedienten Unteroffizieren einge&uuml;bt worden sind und nur bei einzelnen Gelegenheiten in Bataillone zusammengezogen wurden, so wird man zugeben, da&szlig; das M&ouml;gliche geleistet worden ist, und da&szlig; die englischen Freiwilligen nicht mehr auf der Stufe der B&uuml;rgerwehren stehen. Es versteht sich &uuml;brigens, da&szlig; diejenigen Korps, die ganze Bataillone bilden und unter gedienten Adjutanten stehen (denn diese sind der Sache nach jetzt die Bataillonschefs), auch bei der Revue bei weitem besser man&ouml;vrierten als die &uuml;brigen. </P>
<P>Die Leute waren im ganzen gut anzusehen. Einzelne Kompanien waren allerdings von franz&ouml;sischer Kleinheit, andere dagegen &uuml;bertrafen an Statur den Durchschnitt der jetzigen englischen Linie. Meist jedoch waren die Leute sehr gemischter Gr&ouml;&szlig;e und Brustweite. Unangenehm unkriegerisch ber&uuml;hrt die st&auml;dtische Bl&auml;sse der meisten, die indes durch achtt&auml;gigen Lagerdienst schon verschwinden w&uuml;rde. Die Uniformen, hier und da &uuml;berladen, machten im ganzen einen sehr guten Effekt. </P>
<P>Das erste Jahr hat die Freiwilligen im Abc des Exerzierens nunmehr so weit; gebracht, da&szlig; zum Tiraillieren und den Schie&szlig;&uuml;bungen &uuml;bergegangen werden kann. Zu beidem werden sie sich weit anstelliger zeigen als die englische Linie, so da&szlig; bis zum Sommer des n&auml;chsten Jahres sie ein recht brauchbares Korps abgeben w&uuml;rden, wenn nur die Offiziere besser w&auml;ren. </P>
<P>Hier aber liegt die schwache Seite der ganzen Formation. Offiziere k&ouml;nnen nicht in derselben Zeit und mit denselben Mitteln gebildet werden, wie gemeine Soldaten. Bis jetzt hat es sich bewiesen, da&szlig; man auf den Eifer der Masse so weit rechnen kann, da&szlig; jeder f&uuml;r den Zweck hinreichend ausgebildet wird. Aber bei den Offizieren reicht das nicht hin. Wie wir sehen, <A NAME="S143"><B>&lt;143&gt;</A></B> ist selbst f&uuml;r die einfachen Evolutionen im Bataillon, Schwenken in Kolonne, Deployieren, Distanzen halten (was doch bei der englischen Lineartaktik so wichtig ist), die Ausbildung der Offiziere bei weitem nicht hinreichend. Wie soll es erst beim Felddienst und Tiraillieren gehen, wo Terrainbeurteilung alles ist, wo weit schwierigere Dinge vorkommen? Wie kann man solchen Leuten den Sicherheitsdienst anvertrauen? Die Regierung hat jeden Freiwilligen-Offizier verpflichtet, auf mindestens drei Wochen in die Schie&szlig;schule nach Hythe zu gehen. Das ist schon ganz gut, damit lernt er aber weder Patrouillen f&uuml;hren, noch Feldwachen kommandieren. Und f&uuml;r den leichten Dienst sollen doch die Freiwilligen zun&auml;chst verwendet werden, also f&uuml;r den Dienst, wof&uuml;r sie die geschicktesten und sichersten Offiziere brauchen! </P>
<P>Hier aber mu&szlig; der Staat einschreiten, wenn etwas aus der Sache werden soll. Die Kompanien, die noch einzeln oder zu zweien und dreien auf eigene Faust herumexistieren, sollten gen&ouml;tigt werden, sich in Bataillone zusammenzutun und gediente Adjutanten anzunehmen; diese Adjutanten sollten den s&auml;mtlichen Offizieren regelm&auml;&szlig;ig Vortrag &uuml;ber Elementartaktik, Felddienst und inneren Dienst im Bataillon halten; au&szlig;er der Schie&szlig;schule sollten die Offiziere gen&ouml;tigt sein, mindestens drei Wochen in einem Lager bei einem Linienregiment Dienst zu tun; und nach alledem sollte man sie einer Pr&uuml;fung unterwerfen, worin sie beweisen, da&szlig; sie wenigstens das Notwendigste gelernt h&auml;tten. Eine solche Pr&uuml;fung der Offiziere und dann eine &auml;rztliche Revision der Leute zur Entfernung der Dienstuntauglichen, deren sich eine Menge eingeschlichen, sowie eine j&auml;hrliche Revision der Listen zur Entfernung der Leute, die nicht zum Dienst kommen, nur Soldaten spielen und nichts lernen - dann h&auml;tte man freilich bald die 120.000 Mann, die jetzt auf dem Papier stehen, sehr bedeutend reduziert; aber man h&auml;tte eine Truppe, die dreimal so viel wert w&auml;re, als was jetzt auf dem Papier steht. </P>
<P>Statt dessen, hei&szlig;t es, besch&auml;ftigt sich das Kriegsministerium mit der wichtigen Frage, ob man nicht bei erster Gelegenheit die s&auml;mtlichen Freiwilligen in das so praktische Ziegelrot der Linie kleiden soll.</P>
<P><HR></P>
<P>Fu&szlig;noten von Friedrich Engels</P>
<P><A NAME="F1">(1)</A> Zu dem von der Regierung bewilligten Soldzuschu&szlig; von 180 Pfd.St. legen die meisten Bataillone noch bedeutend zu; ich kenne Adjutanten, Lieutenants aus der Linie, die 300 Pfd.St. oder 2.000 Taler und mehr Gage beziehen. <A HREF="me15_137.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
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