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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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HTML

<html>
<head>
<title>J. Stalin: &Uuml;ber die Aufgaben der Wirtschaftler</title>
</head>
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<p><H1 align=center><A name="Anfang"> J. Stalin </A></H1>
<br wp="br1"><br wp="br2">
<p><H2 align=center>&Uuml;ber die Aufgaben der Wirtschaftler</H2>
<p><H2 align=center> Rede auf der ersten Unionskonferenz der Funktion&auml;re der
sozialistischen Industrie</H2>
<p align=center><em>am 4. Februar 1931</em>
<br wp="br1"><br wp="br2">
<p>Genossen! Die Arbeit eurer Konferenz geht ihrem Ende zu. Ihr steht im Begriff, die
Resolutionen
anzunehmen. Ich zweifle nicht daran, da&szlig; sie einstimmig angenommen werden. In diesen
Resolutionen - ich kenne sie ein wenig - billigt ihr die Kontrollziffern der Industrie f&uuml;r das
Jahr
1931 und &uuml;bernehmt die Verpflichtung, sie zu erf&uuml;llen.
<p>Das Wort des Bolschewiks ist ein ernstes Wort. Die Bolschewiki sind es gewohnt, gegebene
Versprechen zu halten. Was aber hei&szlig;t die Verpflichtung, die Kontrollziffern f&uuml;r das
Jahr 1931
zu erf&uuml;llen? Das hei&szlig;t, einen durchschnittlichen Zuwachs der Industrieproduktion in
H&ouml;he von
45 Prozent sicherzustellen. Das aber ist eine sehr gro&szlig;e Aufgabe. Mehr noch. Eine solche
Verpflichtung bedeutete,, da&szlig; ihr nicht nur das Versprechen gebt, unseren
F&uuml;nfjahresplan in vier
Jahren zu erf&uuml;llen - das ist eine bereits beschlossenen Sache, und hierzu bedarf es keiner
Resolutionen mehr -, <em>das hei&szlig;t, da&szlig; ihr das Versprechen gebt, ihn in den
grundlegenden, den
ausschlaggebenden Industriezweigen in drei Jahren zu erf&uuml;llen.</em>
<p>Es ist gut, da&szlig; die Konferenz das Versprechen gibt, den Plan f&uuml;r 1931 zu
erf&uuml;llen, den
F&uuml;nfjahresplan in drei Jahren zu erf&uuml;llen. Wir sind jedoch durch "bittere Erfahrung"
gewitzigt.
Wir wissen, da&szlig; Versprechungen nicht immer gehalten werden. Anfang 1930 wurde
ebenfalls das
Versprechen gegeben, den Jahresplan zu erf&uuml;llen. Damals sollte die Produktion unserer
Industrie
um 31 bis 32 Prozent gesteigert werden. Das Versprechen wurde jedoch nicht vollst&auml;ndig
gehalten. Der Zuwachs der Industrieproduktion betrug im Jahre 1930 in Wirklichkeit 25 Prozent.
ir m&uuml;ssen die Frage stellen: wird sich in diesem Jahre nicht dasselbe wiederholen? Die
leiter, die
Funktion&auml;re unserer Industrie geben jetzt das Versprechen, die Industrieproduktion im
Jahre
1931 um 45 Prozent zu steigern. Wo ist aber die Garantie, da&szlig; das Versprechen gehalten
wird?
<p>Was ist erforderlich, um die Kontrollziffern zu erf&uuml;llen, um einen Produktionszuwachs
von 45
Prozent zu erzielen, um die Erf&uuml;llung des F&uuml;nfjahresplans nicht in vier, sondern in
den
grundlegenden und ausschlaggebenden Produktionszweigen in drei Jahren zu erreichen?
<p>Dazu sind zwei Hauptbedingungen erforderlich.
<p>Erstens, da&szlig; reale oder, wie na bei uns sagt, "objektive" M&ouml;glichkeiten hierzu
vorhanden seien.
<p>Zweitens, da&szlig; er Wunsch und die F&auml;higkeit vorhanden seien, unsere Betriebe so
zu leiten, da&szlig;
diese M&ouml;glichkeiten in die Tat umgesetzt werden.
<p>Hatten wir im vergangenen Jahr die "objektiven" M&ouml;glichkeiten zur
vollst&auml;ndigen Erf&uuml;llung des
Plan? Jawohl. Unbestreitbare Tatsachen bezeugen das. Diese Tatsachen bestehen darin, da&szlig;
die
Industrie im M&auml;rz und April des vergangenen Jahres einen Produktionszuwachs von 31
Prozent
im Vergleich mit dem Vorjahre aufwies. Warum also, fragt es sich, haben wir den Plan f&uuml;r
das
ganze Jahr nicht erf&uuml;llt? Was stand im Wege? Woran mangelte es? <em>Es mangelte an
der
F&auml;higkeit, die vorhandenen M&ouml;glichkeiten auszunutzen. Es mangelte an der
F&auml;higkeit, die
Werke, Fabriken und Bergwerke richtig zu leiten.</em>
<p>Die erste Bedingung, die "objektiven" M&ouml;glichkeiten zur Erf&uuml;llung des Plans,
war gegeben. Wir
verf&uuml;gten jedoch nicht in gen&uuml;gendem Ma&szlig;e &uuml;ber die zweite Bedingung:
die F&auml;higkeit, die
prouktion zu leiten. Und gerade weil es an der F&auml;higkeit zur Leitung der Betriebe mangelt,
gerade deshalb wurde der Plan nicht erf&uuml;llt. Statt eines Zuwachses von 31 bis 32 Prozent
erzielten wir blo&szlig; 25 Pozent.
<p>Nat&uuml;rlich sind 25 Prozent <em>Zuwachs</em> eine gro&szlig;e Sache. Kein einziges
kapitalistisches Land hatte
im Jahre 1930 und hat gegenw&auml;rtig einen Produktionszuwachs zu verzeichnen. In allen
kapitalistischen L&auml;ndern ohne Ausnahme findet ein schroffer Produktionsr&uuml;ckgang
statt. Unter
solchen Verh&auml;ltnissen ist ein <em>Zuwachs</em> von 25 Prozent ein gro&szlig;er Schritt
vorw&auml;rts. Aber wir
h&auml;tten mehr leisten k&ouml;nnen. Wir verf&uuml;gten &uuml;ber alle notwendigen
"objektiven" Bedingungen
dazu.
<p>Welche Garantie besteht nun daf&uuml;r, da&szlig; sich das im vergangenen Jahr
Vorgefallene in diesem
Jahr nicht wiederholt, da&szlig; der Plan restlos erf&uuml;llt wird, da&szlig; wir die
vorhandenen M&ouml;glichkeiten
so ausnutzen werden, wie man sie ausnutzen soll, da&szlig; euer Versprechen nicht zu einem
gewissen
Teile auf dem Papier bleibt?
<p>In der Geschichte der Staaten, in der Geschichte der L&auml;nder, in der Geschichte der
Armeen hat
es F&auml;lle gegben, wo alle M&ouml;glichkeiten f&uuml;r den Erfolg, f&uuml;r den Sieg
vorhanden waren, diese
M&ouml;glichkeiten aber unausgenutzt blieben, weil die F&uuml;hrer diese M&ouml;glichkeiten
nicht sahen, nicht
auszunutzen verstanden, und die Armeen erlitten eine Niederlage.
<p>Haben wir alle M&ouml;glichkeiten, die notwendig sind, um die Kontrollziffern f&uuml;r das
Jahr 1931 zu
erf&uuml;llen?
<p>Jawohl, dies M&ouml;glichkeiten haben wir.
<p>Worin bestehen diese M&ouml;glichkeiten, was ist erforderlich, damit diese
M&ouml;glichkeiten Wirklichkeit
werden?
<p>Vor allem sind dazu in gen&uuml;gender Menge Natursch&auml;tze im Lande erforderlich:
Eisenerz, Kohle,
Erd&ouml;l, Getreide, Baumwolle. Besitzen wir sie? Jawohl? Wir besitzen sie in
gr&ouml;&szlig;erer Menge als
irgendein anderes Land. Man nehme nur den Ural, der eine Kombination von
Bodensch&auml;tzen
aufweist, wie sie in keinem Lande zu finden ist. Erz, Kohle, Erd&ouml;l, Getreide - was gibt es
nicht
alles im Ural!
<p>Wir haben alles in unserem Lande, vielleicht mit Ausnahme von Kautschuk. In ein bis zwei
Jahren jedoch werden wir auch Kautschuk zur Verf&uuml;gung haben. In dieser Beziehung, was
die
Natursch&auml;tze betrifft, sind wir vollkommen sichergestellt. Wir haben ihrer sogar mehr als
n&ouml;tig
w&auml;re.
<p>Was ist noch erforderlich?
<p>Erforderlich ist <em>das Bestehen einer Staatsmacht</em>, die den Wunsch und die Kraft
hat, diese
ungeheuren Natursch&auml;tze zum Wohl des Volkes auszunutzen. Haben wir eine solche
Staatsmacht? Jawohl. Allerdings verl&auml;uft unsere Arbeit zur Ausnutzung der
Natursch&auml;tze nicht
immer ohne Reibungen zwischen unseren eigenen Funktion&auml;ren. Im vergangenen Jahre
z.B. hatte
die Sowjetmacht einen gewissen Kampf zu f&uuml;hren in der Frage der Bildung einer zweiten
Kohlen- und H&uuml;ttenindustriebasis, ohne die wir uns nicht weiterentwickeln k&ouml;nnen.
Diese
Hindernisse haben wir jedoch schon &uuml;berwunden. Und diese Basis werden wir bald haben.
<p>Was ist noch erforderlich?
<p>Es ist noch erforderlich, da&szlig; diese Staatsmacht die <em>Unterst&uuml;tzung</em>
der Millionenmassen der
Arbeiten und Bauern genie&szlig;t. Genie&szlig;t unsere Staatsmacht diese
Unterst&uuml;tzung? Jawohl. In der
ganzen Welt werdet ihr keine andere Staatsmacht finden, die eine solche Unterst&uuml;tzung der
Arbeiter und Bauern genie&szlig;t wie die Sowjetmacht. Ich werde mich nicht auf die Tatsache
des
Anwachsens des sozialistischen Wettbewerbs, des Anwachsens der Sto&szlig;arbeiterbewegung,
auf
die Kampagne des Kampfes f&uuml;r den Produktions- und Finanzgegenplan berufen. Alle dies
Tatsachen, die anschaulich zeigen, da&szlig; die Sowjetmacht von den Millionenmassen
unterst&uuml;tzt
wird, sind allbekannt.
<p>Was ist noch notwendig, um die Kontrollziffern f&uuml;r 1931 zu erf&uuml;llen und
&uuml;berzuerf&uuml;llen?
<p>Notwendig ist noch eine <em>Gesellschaftsordnung, </em>die von den unheilbaren
Krankheiten des
Kapitalismus frei ist und vor dem Kapitalismus ernste Vorz&uuml;ge voraus hat. Krise,
Erwerbslosigkeit, Verschwendung, Elend der breiten Massen - das sind unheilbaren Krankheiten
des Kapitalismus. Unsere Gesellschaftsordnung leidet nicht an diesen Krankheiten, weil die
Macht in unseren H&auml;nden, in den H&auml;nden der Arbeiterklasse liegt, weil wir eine
Planwirtschaft
betreiben, weil wir planm&auml;&szlig;ig Hilfsmittel anh&auml;ufen und sie auf die einzelnen
Zweige der
Volkswirtschaft richtig verteilen. Wir sind frei von den unheilbaren Krankheiten des
Kapitalismus. Darin unterscheiden wir uns vom Kapitalismus, darin besteht unser entscheidender
Vorzug vor dem Kapitalismus. Seht euch an, wie die Kapitalisten aus der Krise herauskommen
wollen. Sie senken den Arbeitslohn der Arbeiter aufs &auml;u&szlig;erste. Sie dr&uuml;cken die
Preise f&uuml;r
Rohstoffe und Lebensmittel aufs &auml;u&szlig;erste hinab. Sie wollen jedoch nicht die Preise
f&uuml;r
Industrieerzeugnisse auch nur einigerma&szlig;en ernstlich herabsetzen. Das bedeutet, da&szlig;
sie aus der
Krise auf Kosten der Hauptmasse der Warenkonsumenten, auf Kosten der Arbeiter, auf Kosten
der Bauern, auf Kosten der Werkt&auml;tigen jener L&auml;nder herauskommen wollen, die
Rohstoffe und
Lebensmittel produzieren. Die Kapitalisten s&auml;gen den Ast ab, auf dem sie sitzen. Und statt
eines
Auswegs aus der Krise ergibt sich eine Vertiefung der Krise, ergibt sich eine Anh&auml;ufung
neuer
Voraussetzungen, die zu einer neuen, noch heftigeren Krise f&uuml;hren. Unser Vorzug besteht
darin,
da&szlig; wir keine &Uuml;berproduktionskrisen kennen, da&szlig; wir nicht Millionen
Erwerbsloser haben und
sie niemals haben werden, da&szlig; es bei uns in der Produktion keine Anarchie gibt, denn wir
f&uuml;hren
eine Planwirtschaft. Das ist aber noch nicht alles. Wir sind das Land der konzentriertesten
Industrie. Das bedeutet, da&szlig; wir unsere Industrie auf der Grundlage der besten Technik
aufbauen
und infolgedessen eine beispiellose Arbeitsproduktivit&auml;t, ein beispielloses
Akkumulationstempo
erzielen k&ouml;nnen. In der Vergangenheit bestand unsere Schw&auml;che darin, da&szlig;
diese Industrie auf
der zersplitterten und kleinen Bauernwirtschaft basierte. Aber das <em>war einmal</em>. Heute
ist es nicht
mehr so. Morgen, vielleicht, schon in einem Jahr, werden wir das Land der gr&ouml;&szlig;ten
landwirtschaftlichen Betriebe der Welt sein. Die Sowjet- und Kollektivwirtschaften - sie sind
Formen des Gro&szlig;betriebes - lieferten bereits in diesem Jahre die H&auml;lfte unseres
gesamten
Marktgetreides. Das bedeutet aber, da&szlig; unser System, das Sowjetsystem, uns
M&ouml;glichkeiten
eines raschen Vorw&auml;rtsschreitens bietet, wie sie sich kein b&uuml;rgerliches Land auch
nur tr&auml;umen
lassen kann.
<p>Was ist aber noch erforderlich, um mit Siebenmeilenstiefeln vorw&auml;rtszuschreiten?
<p>Erforderlich ist <em>eine Partei</em>, gen&uuml;gend geschlossen und einheitlich, um die
Anstrengungen der
Besten der Arbeiterklasse auf einen Punkt zu richten, und gen&uuml;gend erfahren, um nicht vor
Schwierigkeiten die Segel zu streichen und systematisch eine richtige, revolution&auml;re,
bolschewistische Politik durchzuf&uuml;hren. Haben wir eine solche Partei? Jawohl, wir haben
sie. Ist
ihre Politik richtig? Jawohl, sie ist richtig, denn sie zeitigt ernste Erfolge. Das erkennen heute
nicht nur die Freunde, sondern auch die Feinde der Arbeiterklasse an. Seht euch an, wie die
jedermann bekannten "ehrenwerten" Gentlemen - Fisch in Amerika, Churchill in England,
Poincar&eacute; in Frankreich - gegen unsere Politik zetern und toben. Weshalb zetern und
toben sie?
Weil die Politik unserer Partei richtig ist, weil sie Erfolg auf Erfolg bringt.
<p>Das sind, Genossen, all die M&ouml;glichkeiten, die uns die Verwirklichung der
Kontrollziffern f&uuml;r
1931 erleichtern, die uns die M&ouml;glichkeit geben, den F&uuml;nfjahresplan in vier Jahren
und in den
entscheidenden Produktionszweigen sogar in drei Jahren zu erf&uuml;llen.
<p>Somit ist die erste Bedingung f&uuml;r die Planerf&uuml;llung - die "objektiven"
M&ouml;glichkeiten - bei uns
vorhanden.
<p>Haben wir die zweite Bedingung - die F&auml;higkeit, diese M&ouml;glichkeiten
auszunutzen?
<p>Mit anderen Worten, werden unsere Fabriken, Werke und Gruben richtig geleitet? Ist hier
alles
in Ordnung?
<p>Leider ist hier nicht alles in Ordnung. Und als Bolschewiki m&uuml;ssen wir das
unumwunden und
offen aussprechen.
<p>Was hei&szlig;t, die Produktion leiten? Bei uns wird die Frage der Leitung der Betriebe nicht
immer
bolschewikisch behandelt. Bei uns glaubt man nicht selten, leiten hei&szlig;e Papiere
unterzeichnen.
Das ist traurig, aber Tatsache. Zuweilen errinnert man sich unwillk&uuml;rlich der
Schtschedrinischen
Pompadours. Ihr erinnert euch, wie Frau Pompadour den jungen Pompadour belehrt: Zerbrich
dir nicht den Kopf &uuml;ber die Wissenschaft, vertiefe dich nicht in die Dinge, m&ouml;gen
sich andere
damit befassen - deine Sache ist es, zu leiten, Papiere zu unterzeichnen. Zu unserer Schande
mu&szlig;
man gestehen, da&szlig; es auch unter uns Bolschewiki nicht wenig Leute gibt, die durch
Unterzeichnung von Papieren leiten. Sich jedoch in die Dinge vertiefen, die Technik meistern,
zum wirklichen Meister ihrer Sache werden - in dieser Hinsicht ist bei ihnen nichts zu merken.
<p>Wie konnte es geschehen, da&szlig; wir Bolschewiki, die wir drei Revolutionen hinter uns
haben, die
wir siegreich aus einem schweren B&uuml;rgerkriege hervorgegangen sind, die gewaltige
Aufgabe der
Schaffung einer Industrie gel&ouml;st und die Bauernschaft auf den Weg des Sozialismus
gebracht
haben - wie konnte es geschehen, da&szlig; wir bei der Leitung der Produktion vor einem
Papierchen
die Segel streichen?
<p>Die Ursache liegt darin, da&szlig; es leichter ist, ein Papier zu unterzeichnen als die
Produktion zu
leiten. Viele Wissenschaftler haben nun diese Richtung des geringsten Widerstands
eingeschlagen. Auch uns, die Zentrale, trifft hier zum Teil die Schuld. Etwa vor zehn Jahren
wurde die Losung ausgegeben: "Da die Kommunisten mit der Produktionstechnik noch nicht
geh&ouml;rig vertraut sind, da sie die Verwaltung der Wirtschaft erst noch erlernen
m&uuml;ssen, so sollen
die alten Techniker und Ingenieure, die Spezialisten, die Produktion leiten, ihr Kommunisten aber
mischt euch nicht in die Technik der Arbeit ein, sondern studiert die Technik, ohne euch
einzumischen, studiert die Wissenschaft der Verwaltung der Produktion ohne Rast und Ruh, um
dann zusammen mit den uns ergebenen Spezialisten zu wirklichen Leitern der Produktion zu
werden, zu wirklichen Meistern eurer Sache." So lautete die Losung. Was geschah aber in
Wirklichkeit? Der zweite Teil dieser Formel wurde &uuml;ber Bord geworfen, denn lernen ist
schwerer
als Papiere zu unterschreiben, der erste Teil der Formel aber wurde verflacht, indem die
Nichteinmischung als Verzicht auf das Studium der Technik der Produktion ausgelegt wurde. Es
kam ein Unsinn, ein sch&auml;dlicher und gef&auml;hrlicher Unsinn heraus, und je rascher wir
uns von ihm
befreien, desto besser.
<p>Das Leben selbst signalisierte uns wiederholt, da&szlig; auf diesem Gebiete nicht alles in
Ordnung ist.
DER Schachty-Proze&szlig; war das erste Signal. Der Schachty-Proze&szlig; zeigte, da&szlig;
es bei den
Parteiorganisationen und Gewerkschaften an revolution&auml;rer Wachsamkeit mangelt. Er
zeigte,
da&szlig; unsere Wirtschaftler in technischer Hinsicht unerh&ouml;rt r&uuml;ckst&auml;ndig
sind, da&szlig; manche alten
Ingenieure und Techniker, da sie unkontrolliert arbeiten, leicht auf die Bahn der
Sch&auml;dlingsarbeit
abgleiten, um so mehr, als sie von den Feinden im Auslande ununterbrochen mit "Angeboten"
bedr&auml;ngt werden. Das zweite Signal war der Proze&szlig; gegen die "Industriepartei".
<p>Nat&uuml;rlich liegt dem Sch&auml;dlingswesen der Klassenkampf zugrunde.
Nat&uuml;rlich setzt der
Klassenfeind der sozialistischen Offensive w&uuml;tenden Widerstand entgegen. Das allein
gen&uuml;gt aber
nicht, um eine so &uuml;ppige Entfaltung des Sch&auml;dlingswesens zu erkl&auml;ren.
<p>Wie konnte es geschehen,, da&szlig; das Sch&auml;dlingswesen ein so gro&szlig;es
Ausma&szlig; angenommen hatte?
Wer ist schuld daran? Wir sind schuld daran. H&auml;tten wir die Leitung der Wirtschaft anders
organisiert, w&auml;ren wir viel fr&uuml;her zum Studium der Technik, zur Meisterung der
Technik
&uuml;bergegangen, h&auml;tten wir h&auml;ufiger und mit Sachkenntnis in die Leitung der
Wirtschaft
eingegriffen, dann w&auml;re es den Sch&auml;dlingen nicht gelungen, soviel Schaden
anzurichten.
<p>Wir selbst m&uuml;ssen zu Spezialisten, zu Meistern unserer Sache werden, wir
m&uuml;ssen uns dem
technischen Wissen zuwenden - diesen Weg wies uns das praktische Leben. Aber weder das erste
Signal noch selbst das zweite Signal gen&uuml;gte, um die notwendige Wendung
herbeizuf&uuml;hren. Es
ist Zeit, da&szlig; wir uns der Technik zuwenden. Es ist Zeit, da&szlig; wir die alte Losung, die
&uuml;berholte
Losung von der Nichteinmischung in die Technik, &uuml;ber Bord werfen und da&szlig; wir
selbst
Spezialisten, Sachkundige, selbst vollauf Meister unserer Sache werden.
<p>H&auml;ufig wird die Frage gestellt: weshalb gibt es bei uns keine individuelle Leitung? Wir
haben sie
nicht und werden sie nicht haben, solange wird die Technik nicht gemeistert haben. Solange es
unter uns, unter den Bolschewiki, nicht gen&uuml;gend Leute geben wird, die mit den Fragen
der
Technik, der Wirtschaft und Finanzen gr&uuml;ndlich vertraut sind, werden wir keine wirkliche
individuelle Leitung haben. Ihr k&ouml;nnt soviel Resolutionen schreiben, wie ihr wollt, und
beliebige
Eide leisten, wenn ihr aber die Technik, die Wirtschaft, das Finanzwesen eines Werkes, einer
Fabrik, einer Grube nicht gemeistert habt, wird alles unn&uuml;tz sein, wird es keine individuelle
Leitung geben. Die Aufgabe besteht also darin, da&szlig; wird selbst die Technik meistern, selbst
Meister der Sache werden. Nur darin liegt die Gew&auml;hr, da&szlig; unsere Pl&auml;ne
vollst&auml;ndig erf&uuml;llt
werden und die individuelle Leitung verwirklicht wird.
<p>Es ist dies nat&uuml;rlich keine leichte Aufgabe, sie ist jedoch durchaus zu bew&auml;ltigen.
Wissenschaft,
technische Erfahrungen, Kenntnisse - all dies kann man erwerben. Heute hat man sie nicht,
morgen wird man sie haben. Die Hauptsache ist hier, das leidenschaftlich bolschewikische
Verlangen nach der Meisterung der Technik, nach der Meisterung der Wissenschaft von der
Produktion zu besitzen. Bei leidenschaftlichem Verlangen kann man alles erreichen, alles
&uuml;berwinden.
<p>Zuweilen wird die Frage gestellt, ob man nicht das Tempo etwas verlangsamen, die
Bewegung
zur&uuml;ckhalten k&ouml;nnte. Nein, das kann man nicht, Genossen! Das Tempo darf nicht
herabgesetzt
werden! Im Gegenteil, es mu&szlig; nach Kr&auml;ften und M&ouml;glichkeiten gesteigert
werden. Das fordern
von uns unsere Verpflichtungen gegen&uuml;ber den Arbeitern und Bauern der UdSSR. Das
fordern
von uns unsere Verpflichtungen gegen&uuml;ber der Arbeiterklasse der ganzen Welt.
<p>Das Tempo verlangsamen, das bedeutet zur&uuml;ckbleiben. Und R&uuml;ckst&auml;ndige
werden geschlagen.
Wir aber wollen nicht die Geschlagenen sein. Nein, das wollen wir nicht! Die Geschichte des
alten Ru&szlig;land bestand unter anderem darin, da&szlig; es wegen seiner
R&uuml;ckst&auml;ndigkeit geschlagen
wurde. Es wurde geschlagen von den mongolischen Khans. Es wurde geschlagen von den
t&uuml;rkischen Begs. Es wurde geschlagen von den schwedischen Feudalen. Es wurde
geschlagen
von den polnisch-litauischen Pans. Es wurde geschlagen von den englisch-franz&ouml;sischen
Kapitalisten. Es wurde geschlagen von den japanischen Baronen. Es wurde von allen geschlagen
wegen seiner R&uuml;ckst&auml;ndigkeit. Wegen seiner milit&auml;rischen
R&uuml;ckst&auml;ndigkeit, seiner kulturellen
R&uuml;ckst&auml;ndigkeit, seiner staatlichen R&uuml;ckst&auml;ndigkeit, seiner industriellen
R&uuml;ckst&auml;ndigkeit, seiner
landwirtschaftlichen R&uuml;ckst&auml;ndigkeit. Es wurde geschlagen, weil das
eintr&auml;glich war und
ungestraft blieb. Erinnert euch der Worte des vorrevolution&auml;ren Dichters: "Du bist
armselig und
reich, m&auml;chtig und ohnm&auml;chtig zugleich, M&uuml;tterchen Ru&szlig;land." Diese
Worte des alten Dichters
haben sich diese Herrschaften gut gemerkt. Sie schlugen zu und sprachen dabei: "Du bist reich"
- also kann man sich auf deine Kosten bereichern. Sie schlugen zu und sprachen dabei: "Du bist
armselig, ohnm&auml;chtig" - also kann man dich ungestraft schlagen und pl&uuml;ndern. Das
Gesetz der
Ausbeuter ist nun einmal so - die R&uuml;ckst&auml;ndigen und Schwachen werden
geschlagen. Das ist das
Wolfsgesetz des Kapitalismus. Du bist r&uuml;ckst&auml;ndig, du bist schwach - also bist du im
Unrecht,
also kann man dich schlagen und unterjochen. Du bist m&auml;chtig - also hast du recht, also
mu&szlig; man
sich vor dir h&uuml;ten.
<p>Das ist der Grund, warum wir nicht l&auml;nger zur&uuml;ckbleiben d&uuml;rfen. In der
Vergangenheit hatten wir
kein Vaterland und konnten keines haben. Jetzt aber, wo wir den Kapitalismus gest&uuml;rzt
haben
und bei uns die Arbeiter an der Macht stehen, haben wir ein Vaterland und werden seine
Unabh&auml;ngigkeit verteidigen. Wollt ihr, da&szlig; unser sozialistisches Vaterland
geschlagen wird und
seine Unabh&auml;ngigkeit verliert? Wenn ihr das nicht wollt, dann m&uuml;&szlig;t ihr in
k&uuml;rzester Frist seine
R&uuml;ckst&auml;ndigkeit beseitigen und ein wirkliches bolschewistisches Tempo im Aufbau
seiner
sozialistischen Wirtschaft entwickeln. Andere Wege gibt es nicht. Darum sagte Lenin zur Zeit
des Oktober: "Entweder Tod oder die fortgeschrittenen kapitalistischen L&auml;nder einholen
und
&uuml;berholen."
<p>Wir sind hinter den fortgeschrittenen L&auml;ndern um 50 bis 100 Jahre
zur&uuml;ckgeblieben. Wir m&uuml;ssen
diese Distanz in zehn Jahren durchlaufen. Entweder bringen wir das zustande, oder wir werden
zermalmt.
<p>Dies zustande zu bringen, gebieten uns die Verpflichtungen, die wir den Arbeitern und
Bauern
der Sowjetunion gegen&uuml;ber haben.
<p>Wir haben aber noch andere, ernstere und wichtigere Verpflichtungen. Das sind die
Verpflichtungen gegen&uuml;ber dem Weltproletariat. Sie fallen mit den Verpflichtungen der
ersten
Art zusammen. Wir stellen sie jedoch h&ouml;her. Die Arbeiterklasse der Sowjetunion ist ein
Teil der
internationalen Arbeiterklasse. Wir haben nicht nur durch die Anstrengungen der Arbeiterklasse
der Sowjetunion, sondern auch dank der Unterst&uuml;tzung der internationalen Arbeiterklasse
gesiegt. Ohne diese Unterst&uuml;tzung h&auml;tte man uns l&auml;ngst zerfleischt. Man sagt,
da&szlig; unser Land die
Sto&szlig;brigade des Proletariats aller L&auml;nder ist. Das ist gut gesagt. Dadurch werden uns
jedoch die
allerernstesten Verpflichtungen auferlegt. Weshalb unterst&uuml;tzt uns das internationale
Proletariat,
wodurch haben wir diese Unterst&uuml;tzung verdient? Dadurch, da&szlig; wir uns als erste in
den Kampf
gegen den Kapitalismus gest&uuml;rzt, als erste eine Arbeitermacht errichtet, als erste den
Sozialismus
aufzubauen begonnen haben. Dadurch, da&szlig; wir ein Werk vollbringen, das im Falle des
Erfolges
die ganze Welt umw&auml;lzen und die gesamte Arbeiterklasse befreien wird. Was aber ist
erforderlich
zum Erfolg? Die Liquidierung unserer R&uuml;ckst&auml;ndigkeit, die Entfaltung eines hohen
bolschewistischen Aufbautempos. Wir m&uuml;ssen so vorw&auml;rtsschreiten, da&szlig; die
Arbeiterklasse der
ganzen Welt, auf uns blickend, sagen kann: Hier ist sie, meine Vorhut, hier ist sie, meine
Sto&szlig;brigade, hier ist sie, meine Arbeitermacht, hier ist es mein Vaterland - sie machen ihr
Werk,
unser Werk, gut; unterst&uuml;tzen wir sie gegen die Kapitalisten und entfachen wir die Sache
der
Weltrevolution. M&uuml;ssen wir die Hoffnungen der internationalen Arbeiterklasse
rechtfertigen,
unsere Verpflichtungen ihr gegen&uuml;ber erf&uuml;llen? Jawohl, das m&uuml;ssen wir, wenn
wir uns nicht
vollends mit Schmach und Schande bedecken wollen.
<p>Das sind unsere Verpflichtungen, die inneren und die internationalen.
<p>Ihr seht, da&szlig; sie uns ein bolschewistisches Entwicklungstempo vorschreiben.
<p>Ich sage nicht, da&szlig; in bezug auf die Leitung der Wirtschaft bei uns in den letzten Jahren
nichts
geleistet wurde. Es ist gewi&szlig; etwas geleistet worden, und sogar sehr viel. Wir haben die
Industrieproduktion im Vergleich zur Vorkriegszeit verdoppelt. Wir haben eine Landwirtschaft
geschaffen, die die gr&ouml;&szlig;ten Betriebe der Welt hat. Wir h&auml;tten aber noch mehr
leisten k&ouml;nnen,
wenn wir in dieser Zeit daf&uuml;r gesorgt h&auml;tten, die Produktion, ihre Technik, ihre
finanzielle und
&ouml;konomische Seite richtig zu meistern.
<p>In h&ouml;chstens zehn Jahren m&uuml;ssen wir jene Distanz durchlaufen, um die wir hinter
den
fortgeschrittenen L&auml;ndern des Kapitalismus zur&uuml;ck sind. Hierzu besitzen wir alle
"objektiven"
M&ouml;glichkeiten. Es fehlt blo&szlig; an dem K&ouml;nnen, diese M&ouml;glichkeiten
geh&ouml;rig auszunutzen. Das
h&auml;ngt aber von uns ab. <em>Nur</em> von uns! Es ist Zeit, da&szlig; wir lernen, diese
M&ouml;glichkeiten
auszunutzen. Es ist Zeit, mit dem faulen Standpunkte der Nichteinmischung in die Produktion
Schlu&szlig; zu machen. Es ist Zeit, sich eine andere, eine neue, der jetzigen Periode
entsprechende
Einstellung zu eigen zu machen: sich in alles einzumischen. Bist du Direktor eines Betriebes - so
mische dich in alle Dinge, dringe in alle Einzelheiten ein, lasse dir nichts entgehen, lerne und noch
einmal lerne. Die Bolschewiki m&uuml;ssen die Technik meistern. Es ist Zeit, da&szlig; die
Bolschewiki
selbst zu Spezialisten werden. Die Technik entscheidet in der Rekonstruktionsperiode alles. Und
ein Wirtschaftler, der die Technik nicht studieren will, der die Technik nicht meistern will, das ist
ein fauler Witz, aber kein Wirtschaftler.
<p>Man sagt, es sei schwer, die Technik zu meistern. Falsch! Es gibt keine Festungen, die die
Bolschewiki nicht nehmen k&ouml;nnten. Wir haben ein Reihe schwierigster Aufgaben
bew&auml;ltigt. Wir
haben den Kapitalismus gest&uuml;rzt. Wir habe die Macht erobert. Wir haben eine
m&auml;chtige
sozialistische Industrie aufgebaut. Wir haben den Mittelbauern auf den Weg des Sozialismus
gebracht. Das Wichtigste vom Standpunkte des Aufbaus haben wir bereits geleistet. Nur noch
wenig ist uns zu tun &uuml;briggeblieben: die Technik erlernen, die Wissenschaft meistern. Und
wenn
wir das geleistet haben werden, dann werden wir ein Tempo einschlagen, von dem wir heute
nicht einmal zu tr&auml;umen wagen. Und wir werden es leisten, wenn wir es nur richtig wollen!
<p>
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</html>