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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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<TITLE>Rosa Luxemburg - Einf&uuml;hrung in die National&ouml;konomie - IV. 5</TITLE>
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<!--Hier war ein unzureichend terminierter Kommentar -->
<P ALIGN="CENTER"><A HREF="lu05_757.htm"><FONT SIZE=2>IV. 5</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_en.htm"><FONT SIZE=2>Inhalt</FONT></A><FONT SIZE=2> | </FONT><A HREF="lu05_768.htm"><FONT SIZE=2>IV. 7</FONT></A></P>
<FONT SIZE=2><P>Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut f&uuml;r Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Einf&uuml;hrung in die National&ouml;konomie", S. 762-768.</P>
<P>1. Korrektur<BR>
Erstellt am 06.01.1999.</FONT> </P>
<FONT SIZE=4><P ALIGN="CENTER">IV. 6</P>
</FONT><B><P><A NAME="S762">|762|</A></B> Erst wenn wir alle dargelegten Folgen des Lohnverh&auml;ltnisses zusammenfassen, k&ouml;nnen wir uns das kapitalistische Lohngesetz vorstellen, das die materielle Lebenslage des Arbeiters bestimmt. Es ist also dabei vor allem der absolute Lohn vom relativen Lohn zu unterscheiden. Der absolute <A NAME="S763"><B>|763|</A></B> Lohn wiederum erscheint in der doppelten Gestalt: einmal als eine Geldsumme, das hei&szlig;t als nomineller Lohn, zweitens als eine Summe Existenzmittel, die der Arbeiter f&uuml;r dieses Geld erwerben kann, das hei&szlig;t als reeller Lohn. Der Geldlohn der Arbeiter kann konstant bleiben oder auch steigen, und die Lebenshaltung, das hei&szlig;t der reelle Lohn, kann dabei sinken. Der reelle Lohn hat nun die st&auml;ndige Tendenz, auf das absolute Minimum, auf das physische Existenzminimum zu sinken, das hei&szlig;t, es besteht die st&auml;ndige Tendenz des Kapitals, die Arbeitskraft <I>unter </I>ihrem Werte zu bezahlen. Ein Gegengewicht wird dieser Tendenz des Kapitals erst durch die Arbeiterorganisation geschaffen. Die Hauptfunktion der Gewerkschaften besteht darin, da&szlig; sie durch die Erh&ouml;hung der Bed&uuml;rfnisse der Arbeiter, durch ihre sittliche Hebung, an Stelle des physischen Existenzminimums erst das kulturelle gesellschaftliche Existenzminimum, das hei&szlig;t eine bestimmte kulturelle Lebenshaltung der Arbeiter schaffen, unter welche die L&ouml;hne nicht herabgehen k&ouml;nnen, ohne sofort einen Kampf der Koalition, eine Abwehr hervorzurufen. Darin liegt namentlich auch die gro&szlig;e &ouml;konomische Bedeutung der Sozialdemokratie, da&szlig; sie durch die geistige und politische Aufr&uuml;ttelung der breiten Massen der Arbeiter ihr kulturelles Niveau und dadurch ihre &ouml;konomischen Bed&uuml;rfnisse erh&ouml;ht. Indem zum Beispiel das Abonnieren einer Zeitung, das Kauten von Brosch&uuml;ren zu Lebensgewohnheiten des Arbeiters werden, erh&ouml;ht sich dem genau entsprechend seine wirtschaftliche Lebenshaltung und infolgedessen die L&ouml;hne. Die Wirkung der Sozialdemokratie in dieser Hinsicht ist von doppelter Tragweite, insofern die Gewerkschaften eines gegebenen Landes mit der Sozialdemokratie eine offene Allianz unterhalten, weil alsdann die Gegnerschaft zur Sozialdemokratie auch die b&uuml;rgerlichen Schichten zur Gr&uuml;ndung von Konkurrenzgewerkschaften treibt, die ihrerseits die erzieherische Wirkung der Organisation und die Hebung des Kulturniveaus in weitere Kreise des Proletariats tragen. So sehen wir, da&szlig; in Deutschland au&szlig;er den freien Gewerkschaften, die mit der Sozialdemokratie liiert sind, zahlreiche christliche, katholische und freisinnige Gewerkvereine wirken. Desgleichen werden in Frankreich zur Bek&auml;mpfung der sozialistischen Gewerkschaften sogenannte gelbe Gewerkschaften gegr&uuml;ndet, in Ru&szlig;land sind die heftigsten Ausbr&uuml;che der jetzigen revolution&auml;ren Massen- <A NAME="S764"><B>|764|</A></B> streiks von "gelben", regierungsfrommen Gewerkschaften ausgegangen. Hingegen in England, wo die Gewerkschaften sich vom Sozialismus fernhalten, bem&uuml;ht sich die Bourgeoisie nicht, selbst in die proletarischen Schichten den Gedanken der Koalition zu tragen.</P>
<P>Die Gewerkschaft spielt also eine unentbehrliche organische Rolle bei dem modernen Lohnsystem. Erst durch die Gewerkschaft wird n&auml;mlich die Arbeitskraft als Ware in die Lage versetzt, zu ihrem Wert verkauft zu werden. Das kapitalistische Warengesetz wird in bezug auf die Arbeitskraft durch die Gewerkschaften nicht aufgehoben, wie Lassalle irrt&uuml;mlich annahm, sondern umgekehrt durch sie erst verwirklicht. Der systematische Schleuderpreis, zu dem der Kapitalist die Arbeitskraft zu kaufen bestrebt ist, wird dank der gewerkschaftlichen Aktion zum mehr oder weniger reellen Preis gehoben.</P>
<P>Diese ihre Funktion &uuml;ben die Gewerkschaften jedoch mitten unter dem Druck der mechanischen Gesetze der kapitalistischen Produktion aus, n&auml;mlich erstens der st&auml;ndigen Reservearmee nichtbesch&auml;ftigter Arbeiter und zweitens des best&auml;ndigen Wechsels des Hoch- und Niedergangs der Konjunktur. Beide Gesetze pressen die Wirkung der Gewerkschaften in un&uuml;berwindliche Schranken ein. Der best&auml;ndige Wechsel der industriellen Konjunktur zwingt die Gewerkschaften dazu, bei jedem Niedergang die alten Errungenschaften vor neuen Angriffen des Kapitals zu verteidigen und bei jedem Hochgang erst durch Kampf den herabgedr&uuml;ckten Lohnstand auf das der g&uuml;nstigen Situation entsprechende Niveau wieder zu heben. Die Gewerkschaften werden somit stets in die Defensive verwiesen. Die industrielle Reservearmee der Arbeitslosen aber schr&auml;nkt die Wirkung der Gewerkschaften sozusagen r&auml;umlich ein: Der Organisation und ihrer Einwirkung ist nur zug&auml;nglich die obere Schicht der besser situierten Industriearbeiter, bei denen die Arbeitslosigkeit nur eine periodische und nach dem marxschen Ausdruck "flie&szlig;ende" ist. Dagegen die tieferstehende Schicht der st&auml;ndig vom flachen Lande nach der Stadt str&ouml;menden ungelernten Ackerbauproletarier sowie aller halbl&auml;ndlichen unregelm&auml;&szlig;igen Berufe, wie Ziegelfabrikation, Erdarbeiten, eignet sich schon durch die r&auml;umlichen und zeitlichen Bedingungen ihrer Besch&auml;ftigungsart sowie durch das soziale Milieu bedeutend weniger zur gewerkschaftlichen Organisation. Endlich die breiten unteren Schichten der Reservearmee: die Arbeitslosen mit unregelm&auml;&szlig;iger Besch&auml;ftigung, die Hausindustrie, weiter die zuf&auml;llig besch&auml;ftigten Armen entziehen sich ganz der Organisation. Im allgemeinen: Je gr&ouml;&szlig;er die Not und der Druck in einer proletarischen Schicht, um so geringer die M&ouml;glichkeit der gewerkschaftlichen <A NAME="S765"><B>|765|</A></B> Einwirkung. Die gewerkschaftliche Aktion wirkt also sehr schwach in die Tiefe des Proletariats, dagegen stark in die Breite, das hei&szlig;t, wenn die Gewerkschaften auch nur einen Teil der obersten Schicht des Proletariats umfassen, ihre Einwirkung erstreckt sich auf die ganze Schicht, weil ihre Errungenschaften der ganzen Masse der in den betreffenden Berufen besch&auml;ftigten Arbeiter zugute kommen. Daher wirkt die gewerkschaftliche Aktion auf eine st&auml;rkere Differenzierung innerhalb der proletarischen Masse, indem sie die oberen, organisationsf&auml;higen Vordertruppen der Industriearbeiter aus dem Elend emporhebt, zusammenfa&szlig;t und konsolidiert. Der Abstand zwischen der oberen Schicht und den unteren Schichten der Arbeiterklasse wird dadurch gr&ouml;&szlig;er. In keinem Lande ist er so gro&szlig; wie in England, wo die erg&auml;nzende kulturelle Wirkung der Sozialdemokratie auf die tieferen, wenig organisationsf&auml;higen Schichten ausbleibt, wie sie zum Beispiel in Deutschland stark zur Geltung kommt.</P>
<P>Bei der Darstellung der kapitalistischen Lohnverh&auml;ltnisse ist es ganz falsch, nur die tats&auml;chlich gezahlten L&ouml;hne der besch&auml;ftigten Industriearbeiter zu ber&uuml;cksichtigen, wie dies meistens auch bei den Arbeitern selbst eine von der Bourgeoisie und ihren Soldschreibern gedankenlos &uuml;bernommene Gewohnheit ist. Die ganze Reservearmee der Arbeitslosen, von den vor&uuml;bergehend unbesch&auml;ftigten qualifizierten Arbeitern bis hinab zu der tiefsten Armut und dem offiziellen Pauperismus, geht in die Bestimmung der Lohnverh&auml;ltnisse als gleichberechtigter Faktor ein. Die untersten Schichten der schwach oder gar nicht besch&auml;ftigten Notleidenden und Ausgesto&szlig;enen sind nicht etwa ein Auswurf, der zu der "offiziellen Gesellschaft" nicht z&auml;hlt, wie dies die Bourgeoisie wohlverstanden hinstellt, sondern sie sind durch alle Zwischenglieder der Reservearmee mit der obersten, bestsituierten industriellen Arbeiterschicht durch innere lebendige Bande verbunden. Dieser innere Zusammenhang zeigt sich ziffernm&auml;&szlig;ig durch das jedesmalige pl&ouml;tzliche Wachstum der unteren Schichten der Reservearmee in Zeiten schlechten Gesch&auml;ftsgangs und ihr Zusammenschrumpfen in besseren Konjunkturen, ferner durch die relative Abnahme der Zahl der zu der &ouml;ffentlichen Armenunterst&uuml;tzung Zuflucht Nehmenden mit der Entwicklung des Klassenkampfes und dadurch der Hebung des Selbstgef&uuml;hls in der proletarischen Masse. Und endlich: Jeder Industriearbeiter, der bei der Arbeit verkr&uuml;ppelt oder der das Ungl&uuml;ck hat, 60 Jahre alt zu werden, hat 50 Chancen gegen 100, selbst in die untere Schicht der bitteren Armut, in die "Lazarusschicht" des Proletariats, herabzusinken. Die Lebenslage der tiefsten Schichten des Proletariats wird also von denselben Gesetzen der kapitalistischen Produktion bewegt, auf und ab ge- <A NAME="S766"><B>|766|</A></B> zerrt, und das Proletariat bildet erst mitsamt der breiten Schicht der l&auml;ndlichen Arbeiter wie mit seiner Armee der Arbeitslosen und mit allen Schichten, von den obersten bis zu den untersten, ein organisches Ganzes, eine soziale Klasse, an deren verschiedenen Abstufungen der Not und des Druckes man das kapitalistische Lohngesetz im ganzen richtig erfassen kann. Endlich aber hei&szlig;t es nur die H&auml;lfte des Lohngesetzes erfassen, wenn man blo&szlig; die Bewegungen des absoluten Lohnes erkannt hat. Das Gesetz des mechanischen Sinkens des relativen Lohnes mit dem Fortschritt der Produktivit&auml;t der Arbeit vervollst&auml;ndigt erst das kapitalistische Lohngesetz zu seiner wirklichen Tragweite.</P>
<P>Die Beobachtung, da&szlig; die L&ouml;hne der Arbeiter durchschnittlich die Tendenz haben, auf dem Minimum der notwendigen Lebensmittel zu stehen, wurde schon im 18. Jahrhundert von den franz&ouml;sischen und englischen Begr&uuml;ndern der b&uuml;rgerlichen National&ouml;konomie gemacht. Sie erkl&auml;rten aber den Mechanismus, durch den dieses Lohnminimum geregelt wird, in eigent&uuml;mlicher Weise, n&auml;mlich durch Schwankungen im Angebot der arbeitsuchenden Kr&auml;fte. Wenn die Arbeiter gr&ouml;&szlig;ere L&ouml;hne kriegen, als absolut notwendig zum Leben, erkl&auml;rten jene Gelehrten, dann heiraten sie h&auml;ufig und setzen viele Kinder in die Welt. Dadurch wird wieder der Arbeitsmarkt so &uuml;berf&uuml;llt, da&szlig; er die Nachfrage des Kapitals weit &uuml;bertrifft. Das Kapital dr&uuml;ckt dann, benutzend die gro&szlig;e Konkurrenz unter den Arbeitern, die L&ouml;hne stark herab. Reichen die L&ouml;hne aber nicht zum notwendigen Lebensunterhalt, dann sterben die Arbeiter massenhaft aus, ihre Reihen lichten sich, bis nur so viel bleiben, wie das Kapital brauchen kann, und damit gehen die L&ouml;hne wieder in die H&ouml;he. Durch dieses Pendeln zwischen &uuml;berm&auml;&szlig;iger Vermehrung und &uuml;berm&auml;&szlig;iger Sterblichkeit in der Arbeiterklasse werden die L&ouml;hne immer wieder auf das Minimum der Lebensmittel zur&uuml;ckgebracht. Diese Theorie, die bis in die sechziger Jahre in der National&ouml;konomie herrschte, hatte auch Lassalle &uuml;bernommen und nannte sie das "eherne, unerbittliche Gesetz" ...<A NAME="ZF1"><A HREF="lu05_762.htm#F1">[1]</A></A></P>
<P>Die schwachen Seiten dieser Theorie liegen heute bei der vollen Entwicklung der kapitalistischen Produktion auf flacher Hand. Die Gro&szlig;industrie kann n&auml;mlich bei dem fieberhaften Gang der Gesch&auml;fte und der Konkurrenz mit dem Herabdr&uuml;cken der L&ouml;hne nicht warten, bis die Arbeiter erst durch den &Uuml;berflu&szlig; zu oft heiraten, dann zuviel Kinder in die Welt setzen, bis diese Kinder erwachsen werden und auf dem Arbeitsmarkt erscheinen, um hier die erw&uuml;nschte &Uuml;berf&uuml;llung herbeizuf&uuml;hren. Die Bewegung der L&ouml;hne hat entsprechend dem Puls der Industrie nicht <A NAME="S767"><B>|767|</A></B> die gem&uuml;tliche Gangart eines Pendels, dessen jede Schwingung ein Generationsalter, das hei&szlig;t 25 Jahre dauert, sondern die L&ouml;hne befinden sich in unaufh&ouml;rlicher vibrierender Bewegung, so da&szlig; weder die Arbeiterklasse sich mit ihrer Fortpflanzung auf die Lohnh&ouml;he einzurichten die M&ouml;glichkeit hat noch die Industrie mit ihrer Nachfrage auf die Fortpflanzung der Arbeiter warten kann. Zweitens wird der Arbeitsmarkt der Industrie &uuml;berhaupt in seiner Gr&ouml;&szlig;e nicht durch die nat&uuml;rliche Fortpflanzung der Arbeiter bestimmt, sondern durch den best&auml;ndigen Zuflu&szlig; der frischen proletarisierten Schichten vom flachen Lande, aus dem Handwerk und der Kleinindustrie sowie der eigenen Frauen und Kinder der Arbeiter. Die &Uuml;berf&uuml;llung des Arbeitsmarktes ist eben in der Gestalt der Reservearmee eine st&auml;ndige Erscheinung und eine Lebensbedingung der modernen Industrie. Es ist somit nicht der Wechsel im Angebot der Arbeitskr&auml;fte, nicht die Bewegung der Arbeiterklasse, sondern der Wechsel in der Nachfrage des Kapitals, <I>seine </I>Bewegung, die f&uuml;r die Lohnh&ouml;he ma&szlig;gebend ist. Die Arbeitskraft ist als eine in &Uuml;berzahl vorhandene Ware stets auf Lager, sie wird besser oder schlechter entlohnt, je nachdem es dem Kapital gef&auml;llt, in einer Hochkonjunktur stark die Arbeitskraft aufzusaugen oder sie im Katzenjammer der Krise wieder massenhaft auszuspeien.</P>
<P>Der Mechanismus des Lohngesetzes ist also ein ganz anderer, als die b&uuml;rgerliche National&ouml;konomie und Lassalle annahmen. Das Resultat jedoch, das hei&szlig;t die tats&auml;chlich daraus sich ergebende Gestaltung der Lohnverh&auml;ltnisse, ist eine noch schlimmere als nach jener alten Annahme. Das kapitalistische Lohngesetz ist zwar nicht ein "ehernes", aber noch unerbittlicher und grausamer, weil es ein "elastisches" Gesetz ist, das die L&ouml;hne der besch&auml;ftigten Arbeiter in der Weise auf das Minimum der Existenzmittel herabzudr&uuml;cken sucht, da&szlig; es gleichzeitig eine ganze gro&szlig;e Schicht Unbesch&auml;ftigter an einem d&uuml;nnen elastischen Schmachtseil zwischen Sein und Nichtsein zappeln l&auml;&szlig;t.</P>
<P>Die Aufstellung des "ehernen Lohngesetzes" mit seinem aufreizenden revolutionierenden Charakter war nur in den Anf&auml;ngen, in den Jugendjahren der b&uuml;rgerlichen National&ouml;konomie m&ouml;glich. Von dem Augenblick, wo Lassalle dieses Gesetz zur Achse seiner Agitation in Deutschland gemacht hatte, beeilten sich die national&ouml;konomischen Lakaien der Bourgeoisie, das eherne Lohngesetz abzuschw&ouml;ren, es f&uuml;r falsch, f&uuml;r eine Irrlehre zu erkl&auml;ren und zu verdammen, Eine ganze Meute von ordin&auml;ren bezahlten Agenten des Fabrikantentums, wie Faucher, Schulze aus Delitzsch, Max Wirth, er&ouml;ffneten einen Kreuzzug gegen Lassalle und das eherne Lohngesetz und besudelten dabei r&uuml;cksichtslos die eigenen Vor- <B>|768|</B> fahren: die Adam Smith, Ricardo und andere gro&szlig;e Sch&ouml;pfer der b&uuml;rgerlichen National&ouml;konomie. Seitdem Marx das elastische Lohngesetz des Kapitalismus unter der Wirkung der industriellen Reservearmee im Jahre 1867 aufgekl&auml;rt und nachgewiesen hat,<A NAME="ZF2"><A HREF="lu05_762.htm#F2">[2]</A></A> verstummten die b&uuml;rgerlichen National&ouml;konomen endg&uuml;ltig. Heute hat die offizielle Professoralwissenschaft der Bourgeoisie &uuml;berhaupt kein Lohngesetz, sie zieht vor, das heikle Thema zu umgehen und nur unzusammenh&auml;ngendes Geplapper &uuml;ber die Bedauerlichkeit der Arbeitslosigkeit und &uuml;ber den Nutzen gem&auml;&szlig;igter und bescheidener Gewerkschaften vorzutragen.</P>
<P>Dasselbe Schauspiel in bezug auf die andere Hauptfrage der National&ouml;konomie: Wie bildet sich, woher kommt der Profit des Kapitalisten? Wie &uuml;ber den Anteil des Arbeiters, so &uuml;ber den Anteil des Kapitalisten am Reichtum der Gesellschaft geben die erste wissenschaftliche Antwort schon die Begr&uuml;nder der National&ouml;konomie im 18. Jahrhundert. Die klarste Form gab dieser Theorie David Ricardo, der scharf und logisch den Profit des Kapitalisten als die unbezahlte Arbeit des Proletariers erkl&auml;rte.</P>
<P><HR></P>
<P>Redaktionelle Anmerkungen</P>
<P><A NAME="F1">[1]</A> Punkte in der Quelle. <A HREF="lu05_762.htm#ZF1">&lt;=</A></P>
<P><A NAME="F2">[2]</A> Siehe Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, <A HREF="../../me/me23/me23_640.htm#S657">Bd. 23, S. 657-688</A>.<A HREF="lu05_762.htm#ZF2">&lt;=</A></P>
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