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2022-08-25 20:29:11 +02:00

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33 KiB
HTML

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<TITLE>Josef W. Stalin: &Uuml;ber die rechte Gefahr in der KPdSU</TITLE>
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<P>
<H3>
Quelle: Zu den Fragen des Leninismus, Fischer, Frankfurt / Main 1970, Seite
209 ff.
<P>
Josef W. Stalin
</H3>
<P>
19. Oktober 1928
<P>
<HR>
<P>
<A name="top"></A><h1>&Uuml;ber die rechte Gefahr in der KPdSU </h1>
<P class="RedNote">Rede auf dem Plenum des Moskauer Komitees und der Moskauer Kontrollkommission<P>
<HR>
<P>
Ich glaube, Genossen, da&szlig; man vor allem vom Kleinkram, von
pers&ouml;nlichen Momenten usw. absehen mu&szlig;, will man die uns
interessierende Frage der rechten Abweichung l&ouml;sen. Gibt es bei uns
in der Partei eine rechte, opportunistische Gefahr, existieren objektive
Bedingungen, die eine solche Gefahr beg&uuml;nstigen, wie ist diese Gefahr
zu bek&auml;mpfen - das sind die Fragen, vor denen wir jetzt stehen. Wir
werden aber diese Frage nicht l&ouml;sen, wenn wir sie nicht von all dem
Kleinkram und den Nebens&auml;chlichkeiten s&auml;ubern, die sie &uuml;berlagern
und uns daran hindern, das Wesen der Frage zu begreifen.
<P>
Im Unrecht ist Sapolski, wenn er glaubt, da&szlig; die Frage der rechten
Abweichung eine zuf&auml;llige Frage sei. Er behauptet, da&szlig; es sich
hier nicht um eine rechte Abweichung, sondern um Z&auml;nkereien, um
pers&ouml;nliche Intrigen usw. handele. Nehmen wir f&uuml;r einen Moment
an, da&szlig; Z&auml;nkereien und pers&ouml;nliche Intrigen hier eine gewisse
Rolle spielen, wie es bei jedem Kampf der Fall ist. Aber alles mit
Z&auml;nkereien zu erkl&auml;ren und hinter den Z&auml;nkereien das Wesen
der Frage nicht zu sehen, das bedeutet, vom richtigen, vom marxistischen
Wege abzugehen. Es kann nicht sein, da&szlig; eine so gro&szlig;e, alte,
geschlossene Organisation, wie es die Moskauer Organisation zweifellos ist,
durch die Bem&uuml;hungen einiger St&auml;nkerer oder Intriganten in Bewegung,
von unten bis oben in Wallung gebracht werden k&ouml;nnte. Nein, Genossen,
solche Wunder gibt es nicht auf der Welt. Ich spreche schon gar nicht davon,
da&szlig; man die Kraft und St&auml;rke der Moskauer Organisation nicht so
gering einsch&auml;tzen darf. Es ist offenkundig, da&szlig; hier tiefere
Gr&uuml;nde wirksam waren, die weder mit Z&auml;nkereien noch mit Intrigen
etwas gemein haben.
<P>
Im Unrecht ist auch Fruntow, der zwar das Vorhandensein einer rechten Gefahr
zugibt, sie jedoch nicht f&uuml;r wert h&auml;lt, da&szlig; ernste, sachliche
Leute sich ernsthaft mit ihr besch&auml;ftigen. Seiner Meinung nach ist die
Frage der rechten Abweichung ein Gegenstand der Besch&auml;ftigung von
Schreih&auml;lsen, nicht aber von sachlichen Leuten. Ich verstehe sehr gut
Fruntow, der so tief in der praktischen Tagesarbeit steckt, da&szlig; er
keine Zeit hat, &uuml;ber die Perspektiven unserer Entwicklung nachzudenken.
Das aber bedeutet noch nicht, da&szlig; wir den engen und "sachlichen"
Praktizismus mancher Parteiarbeiter in ein Dogma unseres Aufbaus verwandeln
sollen. Ein gesunder Praktizismus ist eine gute Sache, wenn er aber die
Perspektive in der Arbeit verliert und seine Arbeit nicht der Generallinie
der Partei unterordnet, so verwandelt er sich in einen Nachteil. Es ist indes
nicht schwer zu begreifen, da&szlig; die Frage der rechten Abweichung die
Frage der Grundlinie unserer Partei ist, die Frage danach, ob die Perspektive
der Entwicklung, die unsere Partei auf dem XV. Parteitag gegeben hat, richtig
oder falsch ist.
<P>
Im Unrecht sind auch jene Genossen, die bei der Er&ouml;rterung des Problems
der rechten Abweichung die Frage auf die Personen zuspitzen, die die rechte
Abweichung vertreten. Zeigt uns die Rechten oder die Vers&ouml;hnler, sagen
diese Genossen, nennt die Personen, damit wir mit ihnen abrechnen k&ouml;nnen.
Das ist eine falsche Fragestellung. Personen spielen nat&uuml;rlich eine
gewisse Rolle. Doch handelt es sich hier nicht um Personen, sondern um die
Umst&auml;nde, um die Verh&auml;ltnisse, die die rechte Gefahr in der Partei
erzeugen. Man kann die Personen entfernen, aber das bedeutet noch nicht,
da&szlig; wir damit die rechte Gefahr in unserer Partei mit der Wurzel
ausgerottet haben. Die Personenfrage entscheidet daher die Sache nicht, wenn
sie auch zweifellos von Interesse ist. Im Zusammenhang damit mu&szlig; man
sich einer Episode in Odessa erinnern, die sich Ende 1919 und Anfang 1920
zugetragen hat, als unsere Truppen, die die Denikinleute aus der Ukraine
vertrieben hatten, mit den letzten Resten der Denikintruppen in der Umgebung
von Odessa aufr&auml;umten. Ein Teil der Rotarmisten suchte damals in Odessa
wie w&uuml;tend die Entente, &uuml;berzeugt, da&szlig; der Krieg ein Ende
nehmen w&uuml;rde, wenn sie die Entente erwischten. Man kann sich vorstellen,
da&szlig; die Rotarmisten irgendeinen von den Vertretern der Entente in Odessa
erwischen konnten. Damit w&auml;re aber die Frage der Entente nat&uuml;rlich
nicht erledigt gewesen, da die Entente, obwohl Odessa damals das letzte
Territorium der Denikinleute war, ihre Wurzeln nicht in Odessa hat, sondern
im Weltkapitalismus. Das gleiche kann man von manchen unserer Genossen sagen,
die in der Frage der rechten Abweichung die Sache auf die Personen zuspitzen,
die die rechte Abweichung vertreten, und die Verh&auml;ltnisse vergessen,
die diese Abweichungen erzeugen.
<P>
Deshalb m&uuml;ssen wir hier vor allem die Frage kl&auml;ren, unter welchen
Bedingungen die rechte und auch die "linke" (trotzkistische) Abweichung von
der Leninschen Lehre entstanden sind.
<P>
Die rechte Abweichung im Kommunismus bedeutet UNTER DEN BEDINGUNGEN DES
KAPITALISMUS die Tendenz, die Neigung, die, wenn auch nicht herausgebildete
und wohl auch noch nicht zum Bewu&szlig;tsein gelangte, immerhin aber vorhandene
Neigung eines Teils der Kommunisten, von der vorhandenen Linie des Marxismus
zur Sozialdemokratie hin abzuschwenken. Wenn gewisse Kreise von Kommunisten
die Zweckm&auml;&szlig;igkeit der Losung "Klasse gegen Klasse" im Wahlkampf
leugnen (Frankreich), oder gegen selbst&auml;ndige Kandidaturen der
Kommunistischen Partei auftreten (England), oder die Frage des Kampfes gegen
die "linke" Sozialdemokratie nicht zuspitzen wollen (Deutschland) usw. usf.,
so bedeutet dies, da&szlig; es innerhalb der kommunistischen Parteien Leute
gibt, die bestrebt sind, den Kommunismus dem Sozialdemokratismus anzupassen.
Der Sieg der rechten Abweichung in den kommunistischen Parteien der
kapitalistischen L&auml;nder w&uuml;rde den ideologischen Zusammenbruch der
kommunistischen Parteien und eine gewaltige St&auml;rkung des Sozialdemokratismus
bedeuten. Was hei&szlig;t aber eine gewaltige St&auml;rkung des
Sozialdemokratismus? Es ist dies eine St&auml;rkung und Festigung des
Kapitalismus, denn die Sozialdemokratie ist die Hauptst&uuml;tze des Kapitalismus
in der Arbeiterklasse. Folglich w&uuml;rde ein Sieg der rechten Abweichung
in den kommunistischen Parteien der kapitalistischen L&auml;nder zur
F&ouml;rderung der Vorbedingungen f&uuml;hren, die zur ERHALTUNG des Kapitalismus
notwendig sind.
<P>
Die rechte Abweichung im Kommunismus bedeutet unter den SOWJETISCHEN
ENTWICKLUNGSBEDINGUNGEN, wo der Kapitalismus bereits gest&uuml;rzt, aber
noch nicht mit der Wurzel ausgerottet ist, die Tendenz, die Neigung, die,
wenn auch nicht herausgebildete und wohl auch noch nicht zum Bewu&szlig;tsein
gelangte, immerhin aber vorhandene Neigung eines Teils der Kommunisten, von
der Generallinie unserer Partei zur b&uuml;rgerlichen Ideologie hin
abzuschwenken. Wenn gewisse Kreise unserer Kommunisten die Partei von den
Beschl&uuml;ssen des XV. Parteitages zur&uuml;ckzuzerren suchen und die
Notwendigkeit der Offensive gegen die kapitalistischen Elemente des Dorfes
leugnen, oder wenn sie die Einschr&auml;nkung unserer Industrie fordern,
da sie ihr gegenw&auml;rtiges Entwicklungstempo als f&uuml;r das Land verderblich
betrachten, oder wenn sie die Zweckm&auml;&szlig;igkeit der staatlichen
Zuwendungen f&uuml;r die Kollektiv- und Sowjetwirtschaften leugnen und sie
(die Zuwendungen) als hinausgeworfenes Geld betrachten, oder wenn sie die
Zweckm&auml;&szlig;igkeit des Kampfes gegen den B&uuml;rokratismus auf der
Grundlage der Selbstkritik leugnen, indem sie annehmen, da&szlig; die
Selbstkritik unseren Apparat zerr&uuml;tte, oder wenn sie die Lockerung des
Au&szlig;enhandelsmonopols verlangen usw. usf. - so bedeutet dies, da&szlig;
es in den Reihen unserer Partei Leute gibt, die, vielleicht ohne es selber
zu bemerken, bem&uuml;ht sind, die Sache unseres sozialistischen Aufbaus
dem Geschmack und den Bed&uuml;rfnissen der "Sowjet"-Bourgeoisie anzupassen.
Der Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei w&uuml;rde eine ungeheure
St&auml;rkung der kapitalistischen Elemente in unserem Lande bedeuten. Was
bedeutet aber die St&auml;rkung der kapitalistischen Elemente in unserem
Lande? Sie bedeutet die Schw&auml;chung der proletarischen Diktatur und die
Erh&ouml;hung der Chancen f&uuml;r die Wiederherstellung des Kapitalismus.
Folglich w&uuml;rde ein Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei bedeuten,
da&szlig; die Vorbedingungen gef&ouml;rdert werden, die F&Uuml;R DIE
WIEDERHERSTELLUNG des Kapitalismus in unserem Lande n&ouml;tig sind.
<P>
Gibt es bei uns, in unserem Sowjetlande, Vorbedingungen, die eine
Wiederherstellung (Restauration) des Kapitalismus M&Ouml;GLICH machen? Jawohl,
es gibt solche Vorbedingungen. Das mag sonderbar erscheinen, ist aber Tatsache,
Genossen. Wir haben den Kapitalismus gest&uuml;rzt, haben die Diktatur des
Proletariats errichtet und entwickeln in gesteigertem Tempo unsere sozialistische
Industrie, indem wir die b&auml;uerliche Wirtschaft mit ihr eng verbinden.
Aber wir haben den Kapitalismus noch nicht mit der Wurzel ausgetrocknet.
Wo stecken diese Wurzeln des Kapitalismus? Sie stecken in der Warenproduktion,
in der Kleinproduktion der Stadt und insbesondere des Dorfes. Die Kraft des
Kapitalismus besteht, wie Lenin sagt, "in der St&auml;rke der KLEINPRODUKTION.
Denn Kleinproduktion gibt es auf der Welt leider noch sehr, sehr viel, die
Kleinproduktion aber ERZEUGT Kapitalismus und Bourgeoisie unausgesetzt,
t&auml;glich, st&uuml;ndlich, elementar und im Massenumfange." (Lenin, Ausgew.
Werke, Bd. 10, Seite 57) Es ist klar, da&szlig; bei uns - da die Kleinproduktion
Massencharakter tr&auml;gt und sogar vorherrscht und da sie, besonders unter
den Verh&auml;ltnissen der N&Ouml;P, unausgesetzt und im Massenumfang
Kapitalismus und Bourgeoisie ERZEUGT - die Vorbedingungen bestehen, die eine
Wiederherstellung des Kapitalismus M&Ouml;GLICH machen.
<P>
Gibt es bei uns, in unserem Sowjetlande, die Mittel und Kr&auml;fte, die
notwendig sind, um die M&Ouml;GLICHKEIT der Wiederherstellung des Kapitalismus
zunichte zu machen, zu beseitigen? Jawohl, die gibt es. Gerade darauf beruht
die Richtigkeit der These Lenins von der M&Ouml;GLICHKEIT der Errichtung
der vollendeten sozialistischen Gesellschaft in der Sowjetunion. Notwendig
dazu ist die Festigung der proletarischen Diktatur, die St&auml;rkung des
B&uuml;ndnisses zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft, die Entwicklung
unserer Kommandoh&ouml;hen unter dem Gesichtswinkel der Industrialisierung
des Landes, ein rasches Entwicklungstempo der Industrie, die Elektrifizierung
des Landes, die Umstellung der gesamten Volkswirtschaft auf eine neue technische
Basis, die genossenschaftliche Organisierung der Bauernschaft im
Massenma&szlig;stab und die Hebung der Ernteertr&auml;ge ihrer Wirtschaft,
die allm&auml;hliche Vereinigung der individuellen Bauernwirtschaften zu
gesellschaftlichen Wirtschaften, die Entwicklung der Sowjetwirtschaften,
die Einschr&auml;nkung und &Uuml;berwindung der kapitalistischen Elemente
in Stadt und Land usw. usf.
<P>
Lenin sagt dar&uuml;ber folgendes:
<P>
"Solange wir in einem kleinb&auml;uerlichen Lande leben, besteht f&uuml;r
den Kapitalismus in Ru&szlig;land eine festere &ouml;konomische Basis als
f&uuml;r den Kommunismus. Das darf man nicht vergessen. Jeder, der aufmerksam
das Leben auf dem Lande beobachtet und es mit dem Leben in der Stadt verglichen
hat, wei&szlig;, da&szlig; wir die Wurzeln des Kapitalismus nicht ausgerissen
und dem inneren Feind das Fundament, den Boden nicht entzogen haben. Dieser
Feind behauptet sich dank dem Kleinbetrieb, und um ihm den Boden zu entziehen,
gibt es nur ein Mittel: die Wirtschaft des Landes, auch die Landwirtschaft,
auf eine neue technische Grundlage, auf die technische Grundlage der modernen
Gro&szlig;produktion zu stellen. Eine solche Grundlage bildet nur die
Elektrizit&auml;t. Kommunismus - das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung
des ganzen Landes. Sonst wird das Land ein kleinb&auml;uerliches Land bleiben,
und das m&uuml;ssen wir klar erkennen. Wir sind schw&auml;cher als der
Kapitalismus, nicht nur im Weltma&szlig;stab, sondern auch im Inneren unseres
Landes. Das ist allbekannt. Wir haben das erkannt, und wir werden es dahin
bringen, da&szlig; die wirtschaftliche Grundlage aus einer kleinb&auml;uerlichen
zu einer gro&szlig;industriellen wird. Erst dann, wenn das Land elektrifiziert
ist, wenn die Industrie, die Landwirtschaft und das Verkehrswesen eine moderne
gro&szlig;industrielle technische Grundlage erhalten, erst dann werden wir
endg&uuml;ltig gesiegt haben." (Lenin, S&auml;mtl. Werke, Band XXVI, Seite
58)
<P>
Daraus folgt erstens, da&szlig;, solange wir in einem kleinb&auml;uerlichen
Lande leben, solange wir die Wurzeln des Kapitalismus noch nicht ausgerissen
haben, f&uuml;r den Kapitalismus eine festere &ouml;konomische Basis besteht
als f&uuml;r den Kommunismus. Es kommt vor, da&szlig; man einen Baum
gef&auml;llt, die Wurzeln aber nicht ausgerissen hat, weil die Kr&auml;fte
nicht ausreichten. Daraus eben ergibt sich die M&Ouml;GLICHKEIT der
Wiederherstellung des Kapitalismus in unserem Lande.
<P>
Daraus folgt zweitens, da&szlig; bei uns au&szlig;er der M&ouml;glichkeit
der Wiederherstellung des Kapitalismus auch die M&Ouml;GLICHKEIT DES SIEGES
DES SOZIALISMUS besteht, denn wir K&Ouml;NNEN die M&Ouml;GLICHKEIT der
Wiederherstellung des Kapitalismus beseitigen, k&ouml;nnen die Wurzeln des
Kapitalismus ausrei&szlig;en und den endg&uuml;ltigen Sieg &uuml;ber den
Kapitalismus erlangen, WENN wir angestrengt an der Elektrifizierung des Landes
arbeiten, WENN wir f&uuml;r die Industrie, die Landwirtschaft und das
Verkehrswesen als technische Basis eine moderne Gro&szlig;industrie schaffen.
Daraus eben ergibt sich die M&Ouml;GLICHKEIT des Sieges des Sozialismus in
unserem Lande.
<P>
Daraus folgt schlie&szlig;lich, da&szlig; es unm&ouml;glich ist, den Sozialismus
nur in der Industrie aufzubauen und die Landwirtschaft der Willk&uuml;r einer
spontanen Entwicklung zu &uuml;berlassen, in der Voraussetzung, da&szlig;
das Dorf der Stadt "von selbst folgen" werde. Das Bestehen einer sozialistischen
Industrie in der Stadt ist der grundlegende Faktor der sozialistischen
Umgestaltung des Dorfes. Das bedeutet aber noch nicht, da&szlig; dieser Faktor
vollauf gen&uuml;gt. Damit die sozialistische Stadt das b&auml;uerliche Dorf
uneingeschr&auml;nkt f&uuml;hren k&ouml;nne, ist es notwendig, wie Lenin
sagt, "die Wirtschaft des Landes, AUCH DIE LANDWIRTSCHAFT, auf eine neue
technische Grundlage, auf die technische Grundlage der modernen
Gro&szlig;produktion &uuml;berzuleiten".
<P>
Steht dieses Lenin-Zitat nicht in Widerspruch mit einem anderen Lenin-Zitat,
wonach "die N&Ouml;P uns vollauf die M&Ouml;GLICHKEIT sichert, das Fundament
der sozialistischen &Ouml;konomik zu errichten"? Nein, es steht nicht im
Widerspruch. Im Gegenteil, die beiden Zitate stimmen v&ouml;llig miteinander
&uuml;berein. Lenin sagt durchaus nicht, da&szlig; uns die N&Ouml;P den fertigen
Sozialismus gibt. Lenin sagt nur, da&szlig; die N&Ouml;P uns die
M&Ouml;GLICHKEIT sichert, das Fundament der sozialistischen &Ouml;konomik
zu errichten. Zwischen der M&Ouml;GLICHKEIT der Errichtung des Sozialismus
und SEINER WIRKLICHEN ERRICHTUNG besteht ein gro&szlig;er Unterschied. Man
darf die M&ouml;glichkeit nicht mit der Wirklichkeit verwechseln. Gerade
um diese M&ouml;glichkeit in Wirklichkeit zu verwandeln, gerade darum
schl&auml;gt Lenin die Elektrifizierung des Landes und die Schaffung der
technischen Basis der modernen Gro&szlig;industrie f&uuml;r Industrie,
Landwirtschaft und Verkehrswesen vor, als Bedingung f&uuml;r den
endg&uuml;ltigen Sieg des Sozialismus.
<P>
Doch kann diese Bedingung f&uuml;r die Errichtung des Sozialismus nicht in
ein, zwei Jahren geschaffen werden. Man kann nicht in ein, zwei Jahren das
Land industrialisieren, eine m&auml;chtige Industrie erbauen, die Millionenmassen
der Bauernschaft genossenschaftlich organisieren, der Landwirtschaft eine
neue technische Basis geben, die individuellen Bauernwirtschaften zu gro&szlig;en
Kollektivwirtschaften vereinigen, die Sowjetwirtschaften entwickeln, die
kapitalistischen Elemente in Stadt und Land einschr&auml;nken und
&uuml;berwinden. Dazu sind Jahre und Jahre angestrengter Aufbauarbeit der
proletarischen Diktatur n&ouml;tig. Solange das nicht getan ist - und es
kann nicht auf einmal getan werden -, bleiben wir immer noch ein
kleinb&auml;uerliches Land, wo die Kleinproduktion unausgesetzt und im
Massenumfang Kapitalismus und Bourgeoisie erzeugt und wo die Gefahr einer
Wiederherstellung des Kapitalismus bestehen bleibt. Und da das Proletariat
nicht im luftleeren Raum lebt, sondern im wirklichsten, realsten Leben mit
all seiner Mannigfaltigkeit, umgeben die auf der Basis der Kleinproduktion
entstehenden b&uuml;rgerlichen Elemente "das Proletariat von allen Seiten
mit einer kleinb&uuml;rgerlichen Atmosph&auml;re, durchtr&auml;nken,
demoralisieren es mit ihr, rufen best&auml;ndig innerhalb des Proletariats
R&uuml;ckf&auml;lle in kleinb&uuml;rgerliche Charakterlosigkeit, Zersplitterung,
Individualismus, wechselnde Begeisterung und Mutlosigkeit hervor" (Lenin,
Ausgew. Werke, Band 10, Seite 78) und tragen auf diese Weise in das Proletariat
und seine Partei gewisse Schwankungen, eine gewissen Wankelmut hinein.
<P>
Hier sind die Wurzeln und die Grundlage f&uuml;r allerlei Schwankungen und
Abweichungen von der Leninschen Linie in den Reihen unserer Partei.
<P>
Deshalb darf man die Frage der rechten oder "linken" Abweichung in unserer
Partei nicht als belanglose Frage betrachten.
<P>
Worin besteht die Gefahr der RECHTEN, offen opportunistischen Abweichung
in unserer Partei? Darin, da&szlig; sie die Kraft unserer Feinde, die Kraft
des Kapitalismus UNTERSCH&Auml;TZT, die Gefahr der Wiederherstellung des
Kapitalismus nicht sieht, die Mechanik des Klassenkampfes unter den Bedingungen
der Diktatur des Proletariats nicht versteht und daher so leicht auf
Zugest&auml;ndnisse an den Kapitalismus eingeht, indem sie fordert, das
Entwicklungstempo unserer Industrie zu verlangsamen, den kapitalistischen
Elementen in Stadt und Land Erleichterungen zu gew&auml;hren, die Frage der
Kollektiv- und Sowjetwirtschaften in den Hintergrund zu stellen, das
Au&szlig;enhandelsmonopol zu lockern usw. usf. Es steht au&szlig;er Zweifel,
da&szlig; ein Sieg der rechten Abweichung in unserer Partei die Kr&auml;fte
des Kapitalismus entfesseln, die revolution&auml;ren Positionen des Proletariats
untergraben und die Chancen f&uuml;r die Wiederherstellung des Kapitalismus
in unserem Land erh&ouml;hen w&uuml;rde.
<P>
Worin besteht die Gefahr der "LINKEN" (trotzkistischen) Abweichung in unserer
Partei? Darin, da&szlig; sie die Kraft unserer Feinde, die Kraft des Kapitalismus
&Uuml;BERSCH&Auml;TZT, nur die M&ouml;glichkeit der Wiederherstellung des
Kapitalismus sieht, aber die M&ouml;glichkeit der Errichtung des Sozialismus
mit den Kr&auml;ften unseres Landes nicht sieht, der Verzweiflung verf&auml;llt
und gezwungen ist, sich mit dem Geschw&auml;tz von Thermidortendenzen in
unserer Partei zu tr&ouml;sten. Aus den Worten Lenins, "solange wir in einem
kleinb&auml;uerlichen Lande leben, besteht f&uuml;r den Kapitalismus in
Ru&szlig;land eine festere &ouml;konomische Basis als f&uuml;r den Kommunismus",
aus diesen Worten Lenins ziehen die Vertreter der "linken" Abweichung den
unrichtigen Schlu&szlig;, da&szlig; es in der Sowjetunion &uuml;berhaupt
unm&ouml;glich sei, den Sozialismus zu errichten, da&szlig; mit der Bauernschaft
nichts zu machen sei, da&szlig; die Idee des B&uuml;ndnisses der Arbeiterklasse
und der Bauernschaft eine &uuml;berholte Idee sei, da&szlig;, wenn uns von
der siegreichen Revolution im Westen keine Hilfe zuteil wird, die Diktatur
des Proletariats in der Sowjetunion zu Fall kommen oder entarten m&uuml;sse
und da&szlig;, wenn der phantastische Plan der &Uuml;berindustrialisierung,
der selbst um den Preis des Bruches mit der Bauernschaft durchgef&uuml;hrt
werden soll, nicht angenommen wird, die Sache des Sozialismus in der Sowjetunion
als verloren zu betrachten sei. Daher das Abenteurertum in der Politk der
"linken" Abweichung. Daher die "&uuml;bermenschlichen" Spr&uuml;nge in der
Politik. Es steht au&szlig;er Zweifel, da&szlig; ein Sieg der "linken" Abweichung
in unserer Partei zur Losl&ouml;sung der Arbeiterklasse von ihrer
b&auml;uerlichen Basis, zur Losl&ouml;sung der Avantgarde der Arbeiterklasse
von den &uuml;brigen Arbeitermassen und folglich zu einer Niederlage des
Proletariats sowie zur F&ouml;rderung der Vorbedingungen f&uuml;r eine
Wiederherstellung des Kapitalismus f&uuml;hren w&uuml;rde.
<P>
Wie ihr seht, f&uuml;hren beide Gefahren, die "linke" wie die rechte, beide
Abweichungen von der Leninschen Lehre, die rechte wie die "linke", zu ein
und demselben Ergebnis, wenn auch von verschiedenen Seiten her.
<P>
Welche von diesen Gefahren ist schlimmer? Ich glaube, beide sind "schlimmer".
Der Unterschied zwischen diesen Abweichungen, vom Standpunkte ihrer erfolgreichen
Bek&auml;mpfung, besteht darin, da&szlig; die "linke" Abweichung
gegenw&auml;rtig f&uuml;r die Partei klarer ist als die rechte Abweichung.
Der Umstand, da&szlig; wir schon einige Jahre lang einen verst&auml;rkten
Kampf gegen die "linke" Abweichung f&uuml;hren, konnte nat&uuml;rlich f&uuml;r
die Partei nicht ergebnislos bleiben. Es ist klar, da&szlig; die Partei in
den Jahren des Kampfes gegen die "linke", die trotzkistische Abweichung viel
gelernt hat, und es ist nicht mehr leicht, sie mit "linken" Phrasen zu
t&auml;uschen. Was die rechte Gefahr betrifft, die auch fr&uuml;her schon
bestand und die jetzt, infolge der Verst&auml;rkung der kleinb&uuml;rgerlichen
Elementargewalt, im Zusammenhang mit der Getreidebeschaffungskrise im vergangenen
Jahre krasser in Erscheinung tritt, so ist sie, wie ich glaube, gewissen
Schichten unserer Partei nicht so klar. Deshalb ist es unsere Aufgabe, ohne
den Kampf gegen die "linke", die trotzkistische Gefahr auch nur ein Jota
abzuschw&auml;chen, das Schwergewicht auf den Kampf gegen die rechte Abweichung
zu verlegen und alle Ma&szlig;nahmen zu treffen, damit die Gefahr dieser
Abweichung der Partei ebenso klar wird, wie ihr die trotzkistische Gefahr
klar ist.
<P>
Die Frage der rechten Abweichung best&uuml;nde bei uns vielleicht nicht in
dieser Sch&auml;rfe, wie das jetzt der Fall ist, wenn sie nicht mit der Frage
der SCHWIERIGKEITEN unserer Entwicklung zusammenhinge. Aber das ist es ja
gerade, da&szlig; das Bestehen der rechten Abweichung die Schwierigkeiten
unserer Entwicklung vergr&ouml;&szlig;ert und die &Uuml;berwindung dieser
Schwierigkeiten hemmt. Und gerade weil die rechte Gefahr den Kampf f&uuml;r
die &Uuml;berwindung der Schwierigkeiten erschwert, gerade darum gewinnt
die Frage der &Uuml;berwindung der rechten Gefahr f&uuml;r uns besonders
gro&szlig;e Bedeutung.
<P>
Ein paar Worte &uuml;ber den Charakter unserer Schwierigkeiten. Man mu&szlig;
im Auge behalten, da&szlig; unsere Schwierigkeiten nicht Schwierigkeiten
des Stillstands oder des Verfalls sind. Es gibt Schwierigkeiten, die beim
Verfall der Wirtschaft oder bei ihrem Stillstand eintreten; in diesem Falle
bem&uuml;ht man sich, den Stillstand weniger schmerzhaft zu machen oder dem
Verfall der Wirtschaft Einhalt zu gebieten. Unsere Schwierigkeiten haben
mit solchen Schwierigkeiten nichts gemein. Das Charakteristische an unseren
Schwierigkeiten ist, da&szlig; sie Schwierigkeiten des AUFSTIEGS, Schwierigkeiten
des Wachstums sind. Wenn man bei uns von Schwierigkeiten spricht, so handelt
es sich gew&ouml;hnlich darum, um wieviel Prozent die Industrieproduktion
ERH&Ouml;HT, um wieviel Prozent die Anbaufl&auml;che VERGR&Ouml;SSERT, um
wieviel Pud die Ertragsf&auml;higkeit GESTEIGERT werden soll usw. usw. Und
gerade weil unsere Schwierigkeiten Schwierigkeiten des Aufstiegs und nicht
des Verfalls oder Stillstands sind, gerade deshalb brauchen sie f&uuml;r
die Partei nicht etwas besonders Gef&auml;hrliches darzustellen. Aber
Schwierigkeiten sind immerhin Schwierigkeiten. Und da zur &Uuml;berwindung
von Schwierigkeiten die Anspannung aller Kr&auml;fte erforderlich ist, da
Festigkeit und Ausdauer erforderlich sind, Festigkeit und Ausdauer aber nicht
bei jedem ausreichen - vielleicht als Folge der Erm&uuml;dung und Abspannung
oder weil man es vorzieht, m&ouml;glichst ruhig, ohne Kampf und Aufregungen
zu leben -, setzen gerade hier allerlei Schwankungen ein, Abschwenkungen
in der Richtung des geringsten Widerstands, Gerede von der Verlangsamung
des Entwicklungstempos der Industrie, von Erleichterungen f&uuml;r die
kapitalistischen Elemente, von Ablehnung der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften
und &uuml;berhaupt alles dessen, was &uuml;ber den Rahmen der gewohnten und
ruhigen Verh&auml;ltnisse der Tagesarbeit hinausgeht. Wir k&ouml;nnen uns
jedoch nicht vorw&auml;rtsbewegen, ohne die Schwierigkeiten zu &uuml;berwinden,
vor denen wir stehen. Um aber der Schwierigkeiten Herr zu werden, mu&szlig;
man vor allem die rechte Gefahr niederk&auml;mpfen, mu&szlig; man vor allem
die rechte Abweichung &uuml;berwinden, die den Kampf gegen die Schwierigkeiten
hemmt und den Willen unserer Partei, f&uuml;r die &Uuml;berwindung der
Schwierigkeiten zu k&auml;mpfen, zu untergraben versucht. Gemeint ist
nat&uuml;rlich ein wirklicher Kampf, kein Scheinkampf, kein auf dem Papier
gef&uuml;hrter Kampf gegen die rechte Abweichung. Es gibt in unserer Partei
Leute, die nicht abgeneigt sind, zur Erleichterung ihres Gewissens den Kampf
gegen die rechte Gefahr zu verk&uuml;nden, in der Art, wie Pfaffen manchmal
"Halleluja, Halleluja" rufen, die aber keinerlei, auch nicht die geringsten
praktischen Ma&szlig;nahmen ergreifen, um den Kampf gegen die rechte Abweichung
in der n&ouml;tigen Weise in Gang zu bringen und diese Abweichung in der
Tat zu &uuml;berwinden. Diese Str&ouml;mung wird bei uns eine gegen&uuml;ber
der rechten, der offen opportunistischen Abweichung VERS&Ouml;HNLERISCHE
Str&ouml;mung genannt. Es ist nicht schwer zu begreifen, da&szlig; der Kampf
gegen ein solches Vers&ouml;hnlertum ein Bestandteil des allgemeinen Kampfes
gegen die rechte Abweichung, gegen die rechte Gefahr ist. Denn es ist
unm&ouml;glich, die rechte, die opportunistische Abweichung zu &uuml;berwinden,
wenn man nicht einen systematischen Kampf gegen das Vers&ouml;hnlertum
f&uuml;hrt, das die Opportunisten unter seine Fittiche nimmt.
<P>
Die Frage nach den Tr&auml;gern der rechten Abweichung ist zweifellos von
Interesse, wenn auch nicht entscheidend. Wir sind auf Tr&auml;ger der rechten
Gefahr in den unteren Organisationen unserer Partei w&auml;hrend der
Getreidebeschaffungskrise im vergangenen Jahre gesto&szlig;en, als eine ganze
Reihe von Kommunisten in den Landbezirken und D&ouml;rfern gegen die Politik
der Partei auftrat und auf den Zusammenschlu&szlig; mit den Kulakenelementen
hinarbeitete. Ihr wi&szlig;t, da&szlig; Elemente dieser Art im Fr&uuml;hjahr
dieses Jahres aus unserer Partei hinausges&auml;ubert wurden, was in dem
bekannten Dokument des Zentralkomitees unserer Partei vom Februar dieses
Jahres ausdr&uuml;cklich erw&auml;hnt wird. Es w&auml;re jedoch falsch zu
behaupten, da&szlig; solche Elemente nicht in unserer Partei geblieben seien.
Geht man h&ouml;her hinauf, in die Kreis- und Gouvernementsorganisationen
der Partei, forscht man im Sowjet- und Genossenschaftsapparat gr&uuml;ndlich
nach, so wird man dort ohne M&uuml;he Tr&auml;ger der rechten Gefahr und
des Vers&ouml;hnlertums gegen&uuml;ber dieser Gefahr finden k&ouml;nnen.
Bekannt sind die "Briefe", "Erkl&auml;rungen" und sonstigen Dokumente einer
Reihe von Funktion&auml;ren unseres Partei- und Sowjetapparates, in denen
sich die Neigung zur rechten Abweichung mit aller Bestimmtheit gezeigt hat.
Ihr wi&szlig;t, da&szlig; diese Briefe und Dokumente im Stenogramm des
Juliplenums des ZK erw&auml;hnt wurden. Geht man noch h&ouml;her hinauf und
fragt man, wie die Dinge im ZK liegen, so mu&szlig; man zugeben, da&szlig;
auch unter den Mitgliedern des ZK gewisse, wenn auch &uuml;beraus unbedeutende
Elemente vers&ouml;hnlerischer Haltung gegen&uuml;ber der rechten Gefahr
vorhanden sind. Das Stenogramm des Juliplenums des ZK ist ein direkter Beweis
daf&uuml;r. Und wie sieht es im Politb&uuml;ro aus? Gibt es im Politb&uuml;ro
irgendwelche Abweichungen? Im Politb&uuml;ro gibt es weder Rechte noch Linke
noch Vers&ouml;hnler ihnen gegen&uuml;ber. Das mu&szlig; hier ganz kategorisch
gesagt werden. Es ist h&ouml;chste Zeit, dem Klatsch ein Ende zu bereiten,
der von Elementen, die der Partei nicht wohlwollend gesinnt sind, sowie von
Oppositionellen aller Art verbreitet wird, wonach es im Politb&uuml;ro unseres
ZK eine rechte Abweichung oder eine vers&ouml;hnlerische Haltung gegen&uuml;ber
dieser Abweichung gebe.
<P>
Gab es in der Moskauer Organisation oder in ihrer Spitze, im Moskauer Komitee,
Schwankungen? Ja, die gab es. Es w&auml;re t&ouml;richt, jetzt behaupten
zu wollen, da&szlig; es dort keine Schwankungen gegeben habe. Die offenherzige
Rede Penjkows ist ein direkter Beweis daf&uuml;r. Penjkow ist nicht der Letzte
in der Moskauer Organisation und im Moskauer Komitee. Ihr habt geh&ouml;rt,
da&szlig; er seine Fehler in einer ganzen Reihe &auml;u&szlig;erst wichtiger
Fragen unserer Parteipolitik unumwunden und offen zugegeben hat. Das bedeutet
nat&uuml;rlich nicht, da&szlig; das gesamte Moskauer Komitee Schwankungen
durchgemacht hat. Nein, keineswegs. Ein solches Dokument wie der Aufruf des
Moskauer Komitees an die Mitglieder der Moskauer Organisation vom Oktober
dieses Jahres zeugt unzweifelhaft davon, da&szlig; es dem Moskauer Komitee
gelungen ist, die Schwankungen einiger seiner Mitglieder zu &uuml;berwinden.
Ich zweifle nicht daran, da&szlig; es dem f&uuml;hrenden Kern des Moskauer
Komitees gelingen wird, die Lage endg&uuml;ltig einzurenken.
<P>
Manche Genossen sind unzufrieden damit, da&szlig; die Rayonorganisationen
in diese Angelegenheit eingegriffen und die Frage der Beseitigung der Fehler
und Schwankungen einzelner Leiter der Moskauer Organisation aufgeworfen haben.
Ich wei&szlig; nicht, wie man eine solche Unzufriedenheit rechtfertigen kann.
Was kann Schlechtes daran sein, da&szlig; die Rayonaktivs der Moskauer
Organisation ihre Stimme erhoben und die Abstellung der Fehler und Schwankungen
gefordert haben? Arbeiten wir etwa nicht im Zeichen der Selbstkritik von
unten? Ist es etwa nicht Tatsache, da&szlig; die Selbstkritik die Aktivit&auml;t
der Parteimitgliedschaft und &uuml;berhaupt der proletarischen Masse steigert?
Was ist Schlechtes oder Gef&auml;hrliches daran, da&szlig; die Rayonaktivs
sich der Lage gewachsen gezeigt haben?
<P>
Hat das ZK richtig gehandelt, als es in diese Sache eingriff? Ich glaube,
da&szlig; das ZK richtig gehandelt hat. Bersin glaubt, das ZK gehe zu scharf
vor, wenn es die Frage der Absetzung eines Rayonleiters stellt, gegen den
sich die Parteiorganisation des Rayons gewandt hat. Das ist v&ouml;llig falsch.
Ich k&ouml;nnte Bersin einige Episoden aus dem Jahre 1919 und 1920 ins
Ged&auml;chtnis rufen, als einige Mitglieder des ZK, die sich einige, wie
ich glaube, nicht sehr schwerwiegende Fehler gegen&uuml;ber der Parteilinie
zuschulden kommen lie&szlig;en, auf Vorschlag Lenins exemplarisch bestraft
wurden, wobei einer von ihnen nach Turkestan geschickt wurde, ein anderer
beinahe aus dem ZK ausgeschlossen worden w&auml;re. War Lenin im Recht, als
er so vorging? Ich glaube, da&szlig; er v&ouml;llig im Recht war. Die Lage
im ZK war damals nicht so wie heute. Damals stand die H&auml;lfte des ZK
hinter Trotzki, und im ZK selbst war die Lage nicht stabil. Heute geht das
ZK unvergleichlich milder vor. Weshalb? Vielleicht weil wir milder sein wollen,
als Lenin es war? Nein, nicht das ist der Kern der Sache. Der Kern der Sache
ist der, da&szlig; die Lage im ZK heute stabiler ist, als sie damals war,
und da&szlig; das ZK jetzt die M&ouml;glichkeit hat, milder vorzugehen. Auch
Sacharow ist im Unrecht mit seiner Behauptung, das ZK habe versp&auml;tet
eingegriffen. Er ist im Unrecht, weil er offensichtlich nicht wei&szlig;,
da&szlig; das Eingreifen des ZK eigentlich schon im Februar dieses Jahres
begonnen hat. Sacharow kann sich davon &uuml;berzeugen, wenn er es w&uuml;nscht.
Allerdings hat das Eingreifen des ZK nicht sofort positive Resultate gezeitigt.
Es w&auml;re jedoch sonderbar, wollte man daraus dem ZK einen Vorwurf machen.
<P>
SCHLUSSFOLGERUNGEN: 1. die rechte Gefahr in unserer Partei ist eine ernste
Gefahr, denn sie wurzelt in den sozialen und &ouml;konomischen
Verh&auml;ltnissen unseres Landes; 2. die Gefahr der rechten Abweichung wird
durch das Bestehen von Schwierigkeiten vergr&ouml;&szlig;ert, die nicht
&uuml;berwunden werden k&ouml;nnen, ohne da&szlig; die rechte Abweichung
und das Vers&ouml;hnlertum ihr gegen&uuml;ber &uuml;berwunden werden; 3.
in der Moskauer Organisation waren Schwankungen, Elemente der
Unbest&auml;ndigkeit vorhanden; 4. der Kern des Moskauer Komitees hat mit
Hilfe des ZK und der Rayonaktivs alle Ma&szlig;nahmen ergriffen, um die
Schwankungen zu beseitigen; 5. es ist nicht zu bezweifeln, da&szlig; es dem
Moskauer Komitee gelingen wird, die fr&uuml;her zum Vorschein gekommenen
Fehler abzustellen; 6. die Aufgabe besteht darin, den inneren Kampf zu
liquidieren, die Moskauer Organisation zu einem einheitlichen Ganzen
zusammenzuschlie&szlig;en und die Neuwahl der Zellenleitungen auf der Grundlage
der vollentfalteten Selbstkritik erfolgreich durchzuf&uuml;hren.
</P>
<HR>
<P>19. Oktober 1928</P>
<HR>
</BODY>
</HTML>